Der Tropfen der Zeit von Lesemaus ================================================================================ Kapitel 1: Zeichen ------------------ Zeichen Gemeinsam Wenn wir zusammenleben wollen, müssen wir als erstes zu hören. Wenn wir zusammenleben wollen, müssen wir uns gemeinsam die Hand reichen. Wenn wir zusammenleben wollen, müssen wir unsere Herzen öffnen. Wenn wir zusammenleben wollen, müssen wir einander verstehen. Wenn wir zusammenleben wollen, müssen wir einander vertrauen. Wenn wir zusammenleben wollen, müssen wir einander Einhalt gebieten. Lausche deiner Stimme, vertraue auf deine Kraft, vertraue auf deine Freunde, nur so können wir es schaffen. Nur so können wir die Erde vor der Zerstörung retten, denn die Erde ist auch dein Zuhause, unternimm etwas, rette sie, denn du bist nicht allein. Wir sind alle miteinander verbunden, durch unsere Herzen, durch unsere Gefühle, durch unsere Gedanken, als ein Wesen. Nur so können wir das schaffen, wo ein einzelner versagt. Erhöre die Zeit, erhöre den Ort, deute die Zeichen, dann wirst du wahre Macht erlangen. Wirst du uns retten? Nur du hast die Macht und den Willen dazu. Erwache! Reinkarnation des Tropfen der Zeit, Mutter Erde braucht dich. Breite deine Flügel aus, schütze die Erde und reinige sie mit deinem Licht. Wir haben alle auf dich gewartet. Arjuna! Ich hatte in der Nacht nicht besonders gut geschlafen, der Traum war daran schuld. Den ganzen Tag ging er mir nicht aus dem Kopf, so sehr ich es auch versuchte. Gähnend hatte ich mich auf den Schulweg gemacht. Wie gewohnt trug ich meine Schuluniform, die aus einem hellblauen Rock und einem weißen T-Shirt mit Krawatte bestand. Mein blaues, langes Haar hielt ich in einem Zopf zusammen, damit sie mir im Unterricht nicht im Gesicht hingen. Seufzend schlenderte ich die Hauptstraße hinunter, an deren Ende die Schule wartete. Da wir Hochsommer hatten war es unerträglich heiß. Aber die Sommerferien ließen nicht mehr lange auf sich warten. Für meine sechzehn Jahre war ich bereits ein Riese, so empfand ich es zu mindestens. Meine Schule begann pünktlich um acht. Neugierig, wie spät es denn war, sah ich auf meine Uhr. Glücklich stellte ich fest, dass es noch eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn war. Ich lag gut in der Zeit. Außer mir befanden sich schon mehrere Schüler der Nanami Highschool auf dem Gehweg. Hauptsächlich bestand unsere Schule aus Mädchen. Die Chance einen Jungen zu ergattern war ziemlich gering. Aber ich wollte auch keinen Freund. Momentan bemühte ich mich nach Leibeskräften das Klassenpensum zu schaffen, obwohl ich überhaupt keine Probleme hatte. Ich war eine der besten Schüler, obwohl ich die Schule manchmal echt zum Kotzen fand. Einige Läden hatten bereits geöffnet. Einer meiner Lieblingsbuchläden war dabei. Ich las viel und gerne. Ich verschlang die Bücher gerade zu in mich. Ich beschloss nach der Schule vorbei zu schauen. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich die gesamte Hauptstraße hinter mir gelassen und konnte auf den Schulhof gehen. Die Gänge der Schule waren mit Schülern gefüllt, sodass man an manchen Stellen Probleme hatte vorbei zu kommen. Mit Mühe und Not schaffte ich es in den ersten Stock, indem mein Klassenzimmer lag. In der Mitte des Korridors blieb ich stehen und zog die Tür auf. Gerade wollte ich eintreten, als ich angerempelt wurde. Ich wurde zur Seite gedrückt und konnte mich so eben noch am Türrahmen festhalten. Verwirrt blickte ich über meine Schulter und bemerkte eine merkwürdige Frau. Die Frau sah mich kurz musternd an, ehe sie sich entschuldigte. Abwehrend hob ich die Hände und lächelte sie warm an. "Ist ja nichts passiert.", erwiderte ich. Sie neigte ihr Haupt, bevor sie sich um drehte und den Korridor weiter entlang ging. Ohne mir weiteres darüber zu denken betrat ich meinen Klassenraum, indem noch niemand war, wofür ich auch durchaus dankbar war. Das wäre sonst etwas peinlich gewesen. Hätte ich der Frau nachgesehen hätte ich bestimmt auch bemerkt, das sie ein Headped trug, wodurch sie mit jemandem sprach. "Sie ist es, Kommandant Onizuka. Was jetzt?" "Bleiben Sie weiterhin unentdeckt und observieren Sie unsere Zielperson.", gab er als Befehl zurück. "Jawohl." Der Mann mit dem sie gesprochen hatte, befand sich mehrere Kilometer weiter in einer riesigen Anlage, die für die nationale Sicherheit zuständig war. "Haben wir dich endlich gefunden, Tropfen der Zeit.", murmelte er zu sich selbst, bevor er sich wieder an seine Berichte setzte. Der Unterricht war wie immer langweilig. Bereits angenervt folgte ich den Erklärungen des Lehrers, nebenbei machte ich mir Notizen, um nicht zurück zu fallen. Ich freute mich riesig, als die Schule zu Ende war. Leider hatte ich in Umwelt eine Menge Hausaufgaben auf bekommen, so dass ich wahrscheinlich den gesamten Nachmittag an denen verbringen durfte. Ich verabschiedete mich von meinen besten Freunden Tokio und Sayuri, ehe ich mich zu meinem geliebten Bücherladen begab. Hätte ich meine Umgebung genauer beobachtet, hätte ich auch den schwarzen BMW mit verdunkelten Scheiben auf der anderen Straßenseite bemerkt. Eine kleine Glocke erklang, als ich eintrat. Zufrieden sog ich den Geruch von Büchern ein. Am Tresen stand schon breit grinsend die Ladenbesitzerin, Frau Hisui, zu deren Stammkunden ich bereits gehörte. "Guten Tag Juna.", begrüßte sie mich. "Guten Tag, Miranda. Wie geht es Ihnen?", fragte ich sie freundlich. "Jetzt wo du da bist, strahlt die Sonne wieder.", bemerkte sie schelmisch. Ich konnte nicht anders als ihr Lächeln zu erwidern. "Was darf es dieses Mal für dich sein, mein Kind?" "Wir haben heute Umwelthausaufgaben auf. Ich dachte mir ich leihe mir ein Naturkundebuch aus, wenn es Ihnen Recht ist. "Aber natürlich. Was für eins möchtest du denn? Heute habe ich noch das "Naturblatt", der "Waldwanderer" und die "Mutter Erde" zu vergeben. Neugierig trat ich näher und besah mir die drei Bücher, die sie auf den Tresen legte. "Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mir Mutter Erde ausleihe?" "Nein, natürlich nicht. Wenn du es wieder heile mit bringst." "Mach ich.", versprach ich es ihr. Sie überreichte mir das Buch und ich verstaute es in meiner Schultasche. "Dann wünsch ich dir viel Erfolg bei deinen Hausaufgaben.", munterte sie mich auf. "Danke schön.", verabschiedete ich mich. Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ ich den Laden. Diese Frau war aber auch freundlich. Ich wusste genau, warum sie so beliebt war. Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Dabei besah ich mir die Tauben und Möwen, denen ich auf dem Bordstein begegnete. Die Sonne stand an ihrem Höchstpunkt und machte es mir nicht gerade leichter. Sengend heiß knallte sie auf mich herunter. Ich löste meine Krawatte leicht, da sie um den Hals schnürte. Warum trugen wir so was überhaupt? War doch eh Schwachsinn. Der BMW folgte mir die ganze Zeit im langsamen Tempo, so dass es mir eigentlich aufgefallen wäre, wären alle Sinne bei mir. Aber die Hitze verhinderte dies gekonnt. Zuhause aß ich mit meiner Mutter zusammen Mittag, ehe ich mich an meine Hausaufgaben setzte. Nachdenklich beugte ich mich über mein ausgeliehenes Buch. Ich überlegte, wie ich meinen Aufsatz schreiben sollte. Das Thema lautete "unsere Natur und ihre Bedrohung durch den Mensch". Es wunderte mich schon, warum unsere Lehrerin uns gerade dieses Thema stellte. Ich lehnte mich an die Rückenlehne meines Schreibtischstuhls und schaltete den Fernseher ein. Gelangweilt zwitschte ich durch die Kanäle, bis ich auf einen interessanten Bericht stieß. Er handelte über die Zerstörung der Natur. Als ich auf den Bildschirm blickte, schossen mir plötzlich Bilder durch den Kopf, in schneller Reihenfolge. Ich erkannte abfällige Bilder der Natur, Insekten starben und die Menschen ekelten mich an. Stöhnend kniff ich die Augen zu und hoffte das es auf hörte. Ich presste die Hände auf meine Ohren, um die Schreie der Tiere nicht mehr hören zu müssen. Wie konnte das sein? Was ist das?, fragte ich mich. Ohne, dass ich hätte reagieren können, unterbrach die Bilderreihe. Schwer atmend schlug ich die Augen auf und sah auf den Bildschirm. Keine neuen Bilder spuckten in meinem Gedächtnis. "Was war das?", flüsterte ich mit rauer Stimme. Mir war auf einmal spei übel. Ich trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche und rieb mir über die Augen. Ich verstand nicht, was passiert war, aber es waren erst die Vorboten für das, was mir bevor stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)