What happened 30 years ago von Peacer (The story of a young Turk) ================================================================================ Kapitel 11: Makoreaktore und Mittagessen ---------------------------------------- Da meine Fanfiction heute genau ein Jahr alt wird, lade ich zur Feier des Tages ein neues Kapi hoch. Leider etwas kürzer als gewohnt, aber ich wollte es unbedingt heute noch fertig bekommen. Viel Spaß beim Lesen! =) ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Als Vincent am nächsten Morgen die Küche betrat, stellte er überrascht fest, dass diese verlassen war. Ein kurzer Blick auf seine Uhr ließ ihn stirnrunzeln: es war schon kurz nach sechs. Normalerweise war Aireen um diese Zeit längst auf den Beinen und hatte das Frühstück fertig vorbereitet. Nach kurzer Überlegung entschied er, der Studentin einen Besuch abzustatten und begab sich Richtung Quartiere, wo er leise an deren Tür anklopfte. Als er jedoch keine Antwort erhielt, öffnete er vorsichtig und lugte hinein. Das Zimmer recht dunkel, weshalb er einige Sekunden brauchte, bis sich seine Augen an das veränderte Lichtverhältnis gewöhnt hatten und er etwas erkennen konnte. Dann erspähte er Aireen, die noch immer friedlich schlafend im Bett lag, fest in ihre Decke eingewickelt. °Da ist wohl jemand müde...° Er klopfte nun etwas lauter an die offen stehende Tür, um sie so aufzuwecken, aber sein Tun blieb erfolglos, denn Aireen zeigte keinerlei Regung. Schließlich trat er seufzend an das Bett heran und schüttelte sie an der Schulter. Benommen öffnete sie die Augen einen Spalt breit, noch nicht ganz wach und sah ihn verwirrt an. „Vincent?“, nuschelte sie und gähnte herzhaft. „Was macht du denn hier?“ Er hob eine Augenbraue. „Dasselbe könnte ich dich fragen. Solltest du um die Zeit nicht längst in der Küche sein?“ Sie blickte ihn einen Augenblick unergründlich an. Dann dämmerte es und sie warf einen erschrockenen Blick auf ihre Uhr. „Verdammt!“ Damit sprang sie aus dem Bett, wobei sie sich in ihrer Bettdecke verhedderte und beinahe der Länge nach hinfiel, was nur durch ein beherztes Eingreifen Vincent's verhindert werden konnte, der sie an den Schultern packte und festhielt. „Danke, Vincent. Du bist ein echter Lebensretter.“ Er lächelte nur leicht und ließ sie los. Was sich als Fehler herausstellte, da die Studentin schwankte und sich stöhnend an den Kopf fasste. Schnell griff er erneut nach ihren Schultern und führte sie zu ihrem Bett, auf dem sie Platz nahm. Er musterte sie besorgt, wie sie sich mit geschlossenen Augen und einem gequälten Gesichtsausdruck die Schläfen massierte. „Was ist los?“ „Kopfschmerzen.“ Darauf hätte er auch von selbst kommen können. „Soll ich dir was holen?“ „Nein danke, es ist schon besser. Ich bin wohl einfach zu schnell aufgestanden.“ Und davon bekam man gleich Kopfschmerzen? Vincent war alles andere als überzeugt. Aireen sah insgesamt nicht besonders gesund aus, so blass wie sie war. Und die dunklen Ringe um ihre Augen trugen auch nicht dazu bei, das Gesamtbild zu verbessern. „Du siehst... müde aus.“ Wie zur Bestätigung gähnte sie erneut. „Bin ich auch. Aber daran kann man nichts ändern.“ Sie stand vorsichtig auf, und als sie sicher war, dass ihre Beine sie trugen, schenkte sie ihm ein beruhigendes Lächeln. „Ich mach' mich nur schnell fertig, dann komm' ich sofort.“ Er musterte sie noch einmal skeptisch bevor er nickte und das Zimmer verließ. „Ich warte“, meinte er noch, bevor er die Tür schloss. So ungesund wie sie aussah, traute er ihr durchaus zu, die Treppen hinunter zu fallen. Das wollte er lieber nicht riskieren. Er lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und wartete, die Arme über der Brust verschränkt. Fünf Minuten später verließ Aireen auch schon das Zimmer und winkte ihm lächelnd zu, was er mit einem kurzen Nicken quittierte. Auf dem Weg zur Küche beobachtete er sie unauffällig und stellte fest, dass sie viel öfter als gewöhnlich stolperte und ihre Bewegungen insgesamt etwas unkoordiniert waren. Sie schien müder zu sein, als sie zugeben wollte. Als sie zum dritten Mal in Folge gähnte, fragte er: „Schlecht geschlafen?“ Sie nickte, dann betraten sie die Küche. Während er das Geschirr herausholte um den Tisch zu decken und sie den Kaffee kochte, hakte er nach. „Albträume?“ Vor ein paar Monaten, als sie noch nicht allzu lange bei ihnen eingezogen war, waren Albträume die Regel gewesen. Des öfteren war er durch ihr Schlafgerede aufgewacht, wo ihr Zimmer doch genau gegenüber dem Seinen lag. Er war der Meinung gewesen, dass es in letzter Zeit viel besser geworden war. Hatte er sich getäuscht? Aber sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war einfach zu... aufgedreht, um einschlafen zu können.“ „Das sind die Glückshormone. Sunry scheint dir wohl sehr zu gefallen, wie?“ Lucrecia hatte gerade die Küche betreten und konnte nicht anders, als ihren Senf dazu zu geben. Aireen warf ihr einen finsteren Blick zu, ignorierte aber ansonsten ihre Bemerkung. Vincent schmunzelte. Es war manchmal fast zu leicht, die Studentin zu necken. Als der Tisch schließlich fertig gedeckt war, setzten sie sich und frühstückten. Als sie fertig waren, machte sich Aireen sogleich an den Abwasch. Lucrecia verließ die Küche Richtung Labore, aber Vincent blieb noch einen Augenblick. „Vielleicht wäre es besser, das heutige Training abzusagen. Du siehst aus, als könntest du ein paar zusätzliche Stunden Schlaf gut gebrauchen“, meinte er, aber sie schüttelte den Kopf. „Schon okay. Ich hatte gestern schon frei, sonst verliere ich noch meine nicht existente Form komplett.“ Vincent's Gesichtsausdruck verhärtete sich. Das Training war wegen seinem dummen, missglückten Ausflug ausgefallen... Daran schien auch Aireen sich nun zu erinnern und sie musterte ihn besorgt. „Bist du eigentlich wieder ganz fit? Die Verletzungen gestern sahen zum Teil echt übel aus.“ Er verzog das Gesicht. Typisch Aireen, sich um andere zu sorgen während sie es war, die aussah, als würde sie beinahe von den Beinen kippen. „Mir geht es gut. Du unterschätzt die Heilkräfte von Materias.“ Dann blickte er sie streng an. „Ich meine es ernst. Leg' dich hin und ruhe dich aus. In deiner Verfassung kann man nicht ordentlich trainieren.“ Sie zog eine Schnute, protestierte aber nicht. Wahrscheinlich sah sie ein, dass er Recht hatte. Er nickte ihr noch einmal zu und verließ anschließend die Küche. Er seufzte. °Was für ein Start in den Tag...° ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Aireen beschloss, Vincent's Rat zu befolgen und sich noch einmal aufs Ohr zu hauen. Obwohl sie bis vor wenigen Stunden noch zu aufgedreht gewesen war, um auch nur ans Schlafen zu denken, überkam sie nun doch Müdigkeit. Das verwunderte sie eher wenig: gestern hatte sie nur knapp vier Stunden und heute nicht einmal drei geschlafen. Da war es normal, dass ihr Körper irgendwann protestieren würde. Gähnend kuschelte sie sich unter ihre Bettdecke und schloss die Augen. Sie schlief augenblicklich ein. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Das ist es“, murmelte Hojo freudig und strich sanft über das kleine, mitgenommen aussehende Buch, das aufgeschlagen vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Nach langem Suchen war er endlich fündig geworden. °Ich wusste, dass ich irgendwo schon von DNA Veränderungen gelesen habe. Aber wer hätte gedacht, dass ausgerechnet mein Vater dieses Phänomen erforscht hat?°, sinnierte er und strich sich eine Strähne seinen fettigen Haares hinters Ohr. Aufmerksam las er den alten Bericht durch. Als er ans Ende angelangt war, klappte er ihn enttäuscht zu. °Nur Allgemeinheiten.. Wo zum Teufel bewahrt er seine Berichte über Experimente auf?° Nach langem Grübeln fiel ihm dann die einzig mögliche Lösung ein. °Wahrscheinlich in Midgar... Immerhin hat er genau wie ich für ShinRa gearbeitet. Ich werde der Forschungsabteilung sofort eine Nachricht senden, dass sie mir die nötigen Dateien zusenden.° Damit klappte er den Bildschirm seinen Laptops auf und begann zu tippen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Nachdem Aireen wieder komplett ausgeruht war, lief sie zur Hochform auf und überraschte Vincent bei den folgenden Trainingseinheiten mit einer gesteigerten Ausdauer und Kraft. Zudem waren sie dazu übergegangen, jeden Tag mit Materia zu üben, was ihr wiederum zu Gute kam, da sie ja dank ihrer Makoinjektionen eine Veranlagung zu Magie hatte. Im Großen und Ganzen war Vincent sehr zufrieden, was er ihr am dritten Tag dann auch während einer ihrer Pausen sagte. „Sehr gut. Du machst große Fortschritte.“ Aireen verschluckte sich beinahe an ihrem Wasser und sah ihn mit geweiteten Augen an. Vincent lobte sie? Das glich einem Wunder, wo er sie sonst immer nur kritisierte und ihr ständig ihre Fehler unter die Nase rieb. Aber er schien es ernst zu meinen. Trotzdem fragte sie lieber nach. „Wirklich?“ Er nickte und die Studentin strahlte ihn an, sobald sie ihre anfängliche Überraschung überwunden hatte. Dann schlich sich ein listiges Grinsen auf ihr Gesicht. „Das heißt, wir können bald Monster jagen?“, fragte sie lieblich und setzte ihren besten, flehenden Blick auf. Er runzelte die Stirn. „Warum bist du so erpicht auf eine Monsterjagd? Du warst bis jetzt alles andere als begeistert, wenn dich mal eines angegriffen hat.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist besser der Jäger als die Gejagte zu sein, denke ich. Außerdem kann ich mich mittlerweile viel besser verteidigen!“ Er blickte sie skeptisch an. „Und du bist sicher, dass das der einzige Grund ist?“ „Ja, wieso?“, fragte sie unschuldig und nahm noch einen Schluck Wasser. Er verengte die Augen zu Schlitzen. „Weil ich glaube, dass es dir nur darum geht, deine Materia aufzuleveln.“ Diesmal verschluckte sie sich wirklich und brach in einen Hustenanfall auf. Wieso zum Teufel wusste der dämliche Turk bloß immer, worauf sie hinaus wollte. „Wie kommst du bloß darauf?“, entgegnete sie kläglich, wissend, dass er ihr ihr Schauspiel nicht mehr abkaufen würde. „Lass mich überlegen,“ meinte er gespielt nachdenklich und blickte sie scharf an. „Vielleicht, weil du in den letzten Tagen beinahe ständig über deine schwache Materia beklagt hast?“ Ertappt kratzte sich Aireen am Hinterkopf und grinste verlegen. „Hehe, hab' ich das?“ Vincent verdrehte die Augen. Dann schmunzelte er. „Manchmal bist du einfach unmöglich.“ Sie fasste sich ans Herz und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Aah, Vincent, du verletzt mich“, meinte sie grinsend und zwinkerte ihm zu, was ihm ein leises Glucksen entlockte. °Yes, ich schaffe es, Vincent Valentine zum Lachen zu bringe!°, freute sie sich innerlich. Dann erlosch ihr Grinsen und sie wirkte nachdenklich. °Indem ich albern bin? Na toll, was für eine Leistung...° Sie schüttelte den Kopf. Manchmal benahm sie sich sogar für ihre Verhältnisse zu kindisch. „Wie sieht's jetzt eigentlich mit unserer Monsterjagd aus, Vincent?“, fragte sie, als beide wieder halbwegs ernst waren und er seufzte. „Ich fürchte, das müssen wir verschieben.“ Sie wollte schon protestieren, als er weiter sprach. „Es wird bald Winter. Die meisten Monster, vor allem die schwächeren, suchen in der Zeit Unterschlupf. Es wird schwer, noch welche zu finden, nach denen man jagen könnte.“ Aireen zog einen Schmollmund, enttäuscht. Aber daran konnte man wohl nichts ändern. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr ein Fehler in der Überlegung Vincent's auffiel. „Aber wenn sich die Monster alle verziehen, warum wurdest du und Sunry dann von so vielen gleichzeitig angegriffen?“ Vincent schenkte ihr ein kleines, anerkennendes Lächeln. „Gut beobachtet. Nun, genau das hatte mich auch verwundert, weshalb ich etwas recherchiert habe. Was könnte die Monster dazu bewegen, ihre natürlichen Angewohnheiten zu ändern?“ Sein abwartender Blick verriet, dass er eine Antwort von ihr erwartete. Nachdenklich legte sie die Stirn in noch tiefere Falten. °Okay, Aireen, denk nach. Monster sind in vielerlei Hinsicht wie Tiere. Sie handeln instinktiv, um sich vor Gefahren zu schützen. Mmh, aber was für einen Gefahr könnte in den Nibelbergen lauern, die die Monster aus ihren Unterschlüpfen treibt?° Nach reiflicher Überlegung fiel es ihr dann wie Schuppen von den Augen. „Menschen!“ Er nickte und sie neigte den Kopf fragend zur Seite. „Aber was machen Menschen in den Nibelbergen?“ Vincent's Blick verdüsterte sich. „Das, was sie am besten können: Bauwerke aufrichten. In diesem Fall ist Shinra Schuld. Sie errichten einen sogenannten Makoreaktor.“ „Makoreaktor“, wiederholte Aireen murmelnd. Wieso war sie nicht gleich darauf gekommen? Hojo würde diesen für seine Experimente benutzen, um Supermenschen für SOLDAT zu erschaffen. So wie Sephiroth. Und es würde nicht mehr lange dauern bis- „Aireen? Alles in Ordnung?“ Vincent's Stimme riss sie aus den Gedanken und sie blickte verwirrt auf. „Jaa... Ich hab' mich nur gefragt, was das genau sein soll.“ Es war wohl besser, die Unwissende zu spielen. Wahrscheinlich wussten nicht sonderlich viele von den Reaktoren und ihrem Zweck. Und sie war sicher keine von denen, die in den dahinter steckenden Plan eingeweiht waren. „Das weiß ich leider selbst nicht allzu genau“, meinte er und klang etwas frustriert. Es ging ihm sichtlich gegen den strich, im Dunklen zu tappen. „Shinra ist anscheinend der Meinung, dieses Mako als Energiequelle gewinnen zu können...“ Sie nickte. Nur wusste bisher noch niemand, welchen Schaden die Extraktion des Lebensstroms dem Planeten anrichten würde. Sie seufzte und richtete sich auf. „Trainieren wir weiter? Schließlich muss ich in Form sein, sobald sich eine Gelegenheit zum Kampf ergibt.“ Er lächelte nur und ging in Verteidigungsposition. Dann stürmte sie auf ihn zu. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Wann kommt er endlich?“, fragte Lucrecia zum ungefähr zehnten Mal in der letzten halben Stunde und sowohl Aireen als auch Vincent verdrehten die Augen. „Bald“, antwortete die Studentin, wie auch schon zuvor. Wenn es um Sunry ging, benahm sich die Wissenschaftlerin eindeutig nicht ihrem Altern entsprechend. Viel mehr erinnerte ihre Ungeduld, den Blondschopf endlich zu treffen an die eines verliebten Teenagers in der Pubertät. „Aber das hast du auch schon vorher gesagt“, klagte sie nun und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Platte des Beistelltisches, der vor dem Sofa stand, in dem alle drei auf Aireen's „Liebling“, wie Lucrecia Sunry so schön nannte, warteten. Aireen seufzte und wollte gerade zu einer ohnehin nutzlosen Erwiderung ansetzten, als die Eingangstür geöffnet wurde und der sehnlichst erwartete Mann eintrat. Aireen sprang mit einem Lächeln auf und ging auf den Blondschopf zu, um ihn zu begrüßen. „Sunry! Schön, dich zu sehen.“ Er kam ihr mit seinem üblichen Grinsen entgegen. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Süße“, antwortete er keck und schaffte es wieder einmal, sie zum Erröten zu bringen. Als er sie zur Begrüßung dann auch noch auf die Wange küsste, hätte Aireen schwören können, dass man sich an ihrer glühenden Haut verbrannte. Lucrecia's entzückter Ausruf und ihr gemurmeltes „Ich hab's doch gewusst“ trugen auch nicht unbedingt zur Minderung ihrer Verlegenheit bei. Sie räusperte sich, um eben diese zu überspielen und drehte sich zu der Wissenschaftlerin um, der sie einen Todesblick zuwarf. Dann wandte sie sich an Sunry. „Ähm, Sunry, das ist Lucrecia. Sie... arbeitet auch hier.“ Sie verkniff es sich besser zu erwähnen, dass sie eine Wissenschaftlerin im Dienste Shinra's war. Das würde ihm garantiert nicht gefallen. Er trat zu Lucrecia, die inzwischen genauso wie Vincent aufgestanden war und lächelte sie charmant an. „Sehr erfreut“, meinte er und gab ihr einen Handkuss. Aireen seufzte vernehmlich und widerstand nur knapp der Versuchung, sich mit der Hand gegen die Stirn zu schlagen. Er war und blieb ein unverbesserlicher Charmeur. Zu ihrer Belustigung stelle sie fest, dass Vincent das nicht sonderlich zu gefallen schien, denn nun schnitt er alles andere als diskret dazwischen, in dem er sich laut räusperte, was ihm einen finsteren Blick Sunry's einbrachte. „Wir wollten dich zum Essen einladen, wenn du magst“, meinte Vincent steif und man konnte ihm deutlich anhören, wie wenig ihm die Idee behagte. Aireen entschied deshalb, ihm zur Hilfe zu eilen. „Ja, als Dankeschön für die Rettung und so.“ „Und weil wir den Freund Aireen's besser kennen lernen möchten“, fügte Lucrecia strahlend hinzu. Die Studentin wäre am Liebsten im Erdboden versunken. °Kann sie vielleicht noch ein bisschen taktloser sein?° Sie konnte, wie sich bald herausstellte. „Immerhin wollen wir den Grund für ihre schlaflosen Nächte erfahren.“ Sunry grinste breit, als er sich mit gehobener Augenbraue zu Aireen umwandte, die gerade versuchte, Lucrecia mit ihren Blicken zu erdolchen. Als das nicht klappte, entschied sie sich zur Flucht. „Ich schau mal nach dem Essen!“ Damit verschwand sie in der Küche. Vincent sah ihr seufzend nach, während Sunry gluckste und Lucrecia unschuldig lächelte. „Wollen wir?“, fragte er schließlich, als er der Meinung war, Aireen genug Zeit gegeben zu haben, um sich etwas zu beruhigen. Sie nickten und gemeinsam begaben sie sich in die Küche, wo die Studentin gerade damit beschäftigt war, die Vorspeisen auf den Tisch zu stellen. „Gutes Timing! Ich wollte euch gerade holen“, meinte sie fröhlich und bedeutet ihnen, Platz zu nehmen. „Ich hoffe, ich bereite keine Unannehmlichkeiten?“, fragte Sunry besorgt und Vincent konnte nur mühsam ein Schnauben unterdrücken. Zuerst keck, und nun einen auf Gentleman machen? Er mochte den Blondschopf nicht. Was sicher auf Gegenseitigkeit beruhte, dem Benehmen Sunry's ihm gegenüber zu urteilen. °Damit kann ich leben°, dachte Vincent und versuchte einfach, den anderen Mann zu ignorieren und sich stattdessen auf Lucrecia zu konzentrieren, die ihm gegenüber saß. Ihre Gesellschaft gefiel ihm da schon um einiges besser. „Nein, mach' dir darüber keine Sorgen. Wir essen Sonntags immer etwas... ausgiebiger“, erklärte Aireen und Lucrecia nickte. „Unser einziger freier Nachmittag muss schließlich gebührend gefeiert werden“, fügte sie grinsend hinzu und Sunry schmunzelte. „Nun, lasst es euch schmecken“, meinte Aireen, woraufhin alle nach ihrem Besteck griffen und zu essen begannen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Das Mittagessen war dank Sunry's Anwesenheit noch fröhlicher als sonst. Mit seinen Scherzen brachte er alle zum Lachen und selbst Vincent entspannte sich nach einer Weile, was aber eher an der ausgelassenen Stimmung Lucrecia's lag, die er genoss. Er liebte es, sie lachen zu sehen. Und sie schien sich bestens mit dem Blondschopf zu verstehen, denn sie alberten beide gerne herum und machten sich einen Spaß daraus, die arme Aireen mit ihren Sprüchen immer wieder in Verlegenheit zu bringen. Trotzdem schien sich auch die Studentin köstlich zu amüsieren und Vincent kam nicht umhin, zu bemerken, wie sie Sunry mit funkelnden Augen ansah. Sie schien es sich nicht eingestehen zu wollen, aber es war sogar ihm klar, dass sie ihn mochte. Er schien das Gleiche für sie zu empfinden, denn hinter seinen Sticheleien verbarg sich eindeutig Zuneigung. Innerlich seufzte er. Das konnte noch schön werden. „Nun, vielen Dank für die Einladung. Das Essen war einfach nur köstlich“, meinte Sunry, als sie schließlich alle bei der Tür standen, um ihn zu verabschieden, und zwinkerte Aireen zu, die sich daraufhin spöttisch verbeugte und grinste. Er lachte und wandte sich an Lucrecia. „Schön, dich kennen zu lernen, Lu. Es macht wirklich Spaß, mit dir zu reden.“ Die Wissenschaftlerin nickte grinsend. „Ich denke, das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Sie küssten sich zum Abschied auf die Wange. „Auf ein baldiges Wiedersehen“, fügte sie noch hinzu und er nickte lächelnd, ehe er sich an Vincent wandte. Sie schwiegen kurz, dann streckte Sunry die Hand aus. „Ich weiß, dass unsere erste Begegnung alles andere als... gelungen war. Trotzdem hoffe ich, dass wir unsere Differenzen irgendwann beiseite legen können.“ Vincent lächelte kurz und nahm die Hand an. „Das hoffe ich auch.“ Sie nickten sich noch einmal zu, dann wandte Sunry sich wieder an Aireen, die aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Lucrecia Vincent aus dem Raum zog, wahrscheinlich um ihnen etwas Privatsphäre zu gönnen. „Lucrecia ist wirklich reizend. Und auch Vincent scheint ganz okay zu sein. Was ich sagen will, mir hat der Mittag wirklich gut gefallen.“ Die Studentin lächelte. „Das freut mich. Ich hatte schon befürchtet, dass es eine schlechte Idee sei, aber Lucrecia hat mich dauernd bedrängt, sie würde dich so gerne kennen lernen...“, erklärte sie Augen rollend und Sunry gluckste. „Sie kann ganz schön nervig sein, was?“ Sie seufzte und nickte. „Das kannst du laut sagen.“ Sie schwiegen kurz und er musterte sie nachdenklich, was ihr natürlich nicht entging. „Was?“ Er grinste. „Ich weiß, wie wir es ihr heimzahlen können.“ Sie sah ihn skeptisch an. „Und was genau ist dein Plan, wenn ich fragen darf?“ Sein Grinsen wurde nur noch breiter als er näher an sie herantrat und ihr Gesicht sanft in seine warmen Hände nahm. Lächelnd beugte er sich vor, bis nur noch wenige Zentimeter ihre Lippen trennten und sie seinen heißen Atem spüren konnte. Aireen erstarrte und sah ihn mit rasendem Herzen an. Er wollte doch nicht etwa..? Dann küsste er sie und ihr Kopf war wie leer gefegt. Sie wusste nur, dass das Gefühl seiner weichen Lippen auf ihren alles war, was in dem Moment zählte. Zu schnell war es wieder vorüber. Er löste sich von ihr und trat mit belustigt funkelnden Augen einen Schritt zurück, während Aireen, hochrot, nach Atem rang. Grinsend wartete er, bis sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. „Ich... Du...“, stotterte sie, brach ab und blickte ihn finster an. Immerhin war es seine Schuld, dass sie nun keine Worte mehr fand. Sunry schien der Blick allerdings nicht einzuschüchtern. Er lehnte sich locker gegen die Eingangstür, seine Hände in die Jackentasche vergraben. „Bin ich so ein guter Küsser?“, fragte er keck und beobachtete amüsiert, wie sie augenblicklich wieder rot anlief. Sie musste sich erst einmal sammeln. „Nun... ja, eigentlich schon“, meinte Aireen schließlich und grinste, was er mit einem Lachen quittierte. Sie schwiegen kurz. „Ähm, Sunry?“, fragte sie schließlich und er neigte den Kopf als Zeichen dafür, dass er zuhörte. „Inwiefern haben wir es Lucrecia jetzt eigentlich heimgezahlt?“ Er grinste. „Ganz einfach. Jetzt haben wir ihr etwas voraus, das sie auch gerne hätte. Vincent scheint in der Hinsicht ja nicht sonderlich offen zu sein.“ Sie schüttelte den Kopf. Was für eine verdrehte Denkweise. „Dafür wird sie jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr aufhören, mich zu necken“, meinte sie beinahe verzweifelt und Sunry schüttelte den Kopf. „Und das war der Kuss dir nicht wert?“, fragte er gespielt verletzt und Aireen lachte. „Ich denke, ich kann mit Lu leben. Solange du mich nicht zu lange warten lässt.“ Er schüttelte den Kopf. „Das würde mir im Traum nicht einfallen. Ist dir Mittwoch um neun recht? Ich lade dich zum Abendessen ein.“ Sie nickte. „Gerne. Bis Mittwoch also.“ Er nahm ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen. „Bis dann, Prinzessin.“ Damit verließ er die Villa und ließ eine vor Glück strahlende Aireen zurück. °Unverbesserlicher Charmeur. Aber genau das gefällt mir wohl° Lächelnd machte sie sich auf den Weg Richtung Küche, wo sie wusste, dass Lucrecia und Vincent auf sie warteten. Wenn die Wissenschaftlerin bis wusste, was sie gerade verpasst hatte... Grinsend betrat sie die Küche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)