Schall und Rauch von Ryu-Stoepsel (Which path will you choose?) ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Elphaba hatte Ramóns Schrei noch gehört, doch da war sie schon lange außer Sichtweite gewesen. Zuerst hatte sie einige Probleme gehabt, das Gleichgewicht zu halten. Glinda drohte abzurutschen. Aber dann hatte es doch sehr gut funktioniert. Es regnete immer noch stark, aber das Gewitter hatte aufgehört. Keine Blitze, kein Donner. Die grüne Hexe warf einen schnellen Blick gen Himmel und sie fühlte eine innere Bestätigung der vorher aufgestellten Hypothese über ZWEI Wetterhexen: Der Wind schien nun nur noch aus Westen zu kommen, denn die Wolkenberge auf der geraden Linien waren verschwunden und glatter geworden. Nun jedoch strömten sie nach Osten. ‚Na wenigstens ein Mal Glück!’, seufzte Elphaba, als sie das Ende des Unwetters schon sehen konnte. Mit Atemraubender Geschwindigkeit flog der Besen gen Westen, während hinter ihnen, im Osten, schon langsam die Sonne aufging. „Glinda wach auf!“, flüsterte die grüne Hexe der blonden Frau ständig ins Ohr. Doch die Angesprochene zeigte keine Regung. „Glinda, wach auf! Wir sind gleich da! Dort drüben Kiamo Ko! Der Regen hat aufgehört!“, nuschelte eine vermummte Elphaba durch ihr Mundtuch. Sie hatte Schmerzen, das merkte sie. Dennoch war es mehr an der Oberfläche, es brannte und juckte ein bisschen. ‚Dann wird es auch nicht so schlimm sein!’, hoffte sie bei sich. Als nun schon die Türme von Kiamo Ko in Sichtweite kamen, brachte Elphie sich und ihren Besen etwas näher zur Erde. Nun flog sie kurz über den Baumwipfeln des Waldes. Sie konnte nicht riskieren, dass sie nun noch gesehen wurden. Denn insgeheim hatte Elphaba Thropp keine Ahnung, wie sie aus dieser Angelegenheit noch unbeschadet herauskommen sollte. Sie dachte darüber nach, ob Madame Akaber sie erkannt hatte… Aber sie wusste es nicht. Accursias Mimik hatte nichts als Erstaunen und Schock verraten. ‚Ich weiß ja nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt…’, dachte die vermummte Person, welche in dieser Verkleidung weder feminin noch maskulin aussah. „Glinda, wir sind da!“, wurde die zierliche Frau informiert. Keine Reaktion. Dann landete Elphaba vorsichtig und sanft auf dem Hinterhof der Burg in Kiamo Ko. Der Besen schwebte eine Beinlänge über dem Boden, als Elphaba mit Glinda in ihren Armen abstieg: Die linke Hand unter Glindas Rücken und die rechte Hand unter ihren Oberschenkeln. Ihre grünen Arme waren stark, aber sie spürte, dass sie das Gewicht der zierlichen Frau nicht mehr lange halten konnte. Vom Hinterhof führte der Gang sie durch den Wohnsaal, direkt zur Treppe des Schlafzimmers. Glinda regte und rührte sich noch immer nicht. Es war Elphaba noch gar nicht eingefallen, dass auch eine Vergiftung möglich wäre. Nun bekam sie es mit der Angst zu tun. Vorsichtig beugte sie sich zu Glindas Gesicht herunter und hielt ihre grüne Wange an die rosige Nase und den schmalen Mund. Panisch wartete die grüne Hexe nun auf einen Atemzug der wundervollen Frau in ihren Armen, der ihre Wange leicht streifen sollte… Fröhlichen Schrittes näherte sich Fiyero im Morgengrauen der Burg. ‚Wie schön…’, dachte er versonnen, ‚Das Unwetter scheint abzuklingen und die Sonne geht schon auf!’ Er summte eine leise Melodie und überlegte, was er seiner Fae zum Frühstück alles servieren sollte. Noch bevor er seinen Ideengang über Quadlinger Brötchen mit leichtem Gillikin Quark und Tomaten aus dem eigenen Garten beenden konnte, war er schon am Eingangstor von Kiamo Ko angekommen. Er blieb stehen und ließ das umwerfende Bild auf sich wirken: Die vier großen Türme, aufgeteilt in Nord, Süd, West und Ost, strahlten im aufgehenden Sonnenschein. Die oberen Fenster des Ostturms spiegelten die Morgensonne wieder und es funkelte romantisch. Der vordere Hof mit seinem Kiesmuster aus grau- und elfenbeinfarbenen Steinen lag in seiner ganzen Pracht vor ihm. Der Weg aus bordeauxroter Kieselerde, welcher in gerader Linie zum Eingang führte, war an manchen Stellen von gillikinesischen Rosen umgeben. Auf der linken, sowie auf der rechten Seite befand sich ein Kreis ohne Steine. Zwei prächtige Quoxwald Eichen ragten dort in die Höhe und unter beiden Bäumen stand jeweils eine bordeauxrote Bank. Die Vogelscheuche lächelte an die Erinnerungen, wie sie sich über Elphabas Vorliebe für Symmetrie lustig gemacht hatte. Damals hatten sie entschieden, dass die Gestaltung des Vorderhofs Elphaba übernahm er sich um die Gestaltung des Hinterhofs mit angrenzendem Garten kümmerte. Nun wuchs alles Mögliche an Gemüse in diesem Garten, denn mit der Veränderung seine Aussehens des damals ach so attraktiven Mannes, hatten sich auch seine Interessengebiete gewandelt. Er schwelgte in Erinnerungen, wie er damals auf der sozialen Leiter die oberste Sprosse in Anspruch nahm und Lob, Leidenschaft und Liebe quasi ernten konnte. Heute jedoch kletterte er nur noch auf eine Leiter, wenn er sich um die großen Gemüse Stauden kümmern musste und deren Früchte waren Fiyeros einzige Ernte seit langem gewesen… Fiyero seufzte, als er den roten Weg entlang wanderte und eine der Rosen abpflückte. ‚Was für ein guter Einfall! Die wird ihr bestimmt gefallen!’ Mit dieser Selbstzufriedenheit durchquerte die Vogelscheuche dann den Wohnsaal, betrat die Küche und fing mit seinen Vorbereitungen für das Frühstück an. Die Rose stellte er vorsichtig in eine Glasvase und beschloss daraufhin, erstmal das Grün seines Gartens bestaunen und das Rot ernten zu gehen. Abwartend beugte sich Elphaba noch immer über Glindas Gesicht, die blonde Frau in ihren Armen. „Oz sei Dank!“, stöhnte sie erleichtert auf, als sich der fragile Brustkorb bewegte und ein Atemzug sanft die grüne Wange streifte. Elphaba richtete sich auf und betrachtete die Frau, welche sie hielt, mit ihren dunklen Augen. ‚Sie sieht nicht fiebrig aus, aber auch nicht zu blass. Das Rot ihrer Lippen ist noch kräftig genug und um die Nase ist sie nicht weis…’, analysierte sie und alles wies darauf hin, dass die blonde Schönheit nur einen sehr tiefen Schlaf hatte. ‚Oder eben betäubt wurde…’, dachte Elphaba misstrauisch. Jedoch war ihr beides recht, denn es bedeutete, dass ihre ehemalige Klassenkameradin unversehrt bald aufwachen würde. Obschon zwei Lederhandschuhe ihre Hände schützten, konnte Elphie die Kälte spüren, welche von Glindas Körper ausging. Der schnelle Flug durch die kühle Luft, zudem noch Glindas Nässe hatten ihr bestimmt nicht gut getan. Mit dieser Feststellung setzte sich Elphaba nun endlich in Bewegung und marschierte eiligen Schrittes direkt auf die Hintertür zum Wohnsaal zu. Mit dem rechten Ellbogen drückte sie die Klinke herunter und stellte gekonnt ihren Fuß in den kleinen Spalt. Dann öffnete sie die schwere Türe mit ihrer ganzen Beinkraft, die sie noch aufbringen konnte und durchquerte den Saal, hinauf zur Treppe. Erst, als sie um ihr Bett herumging, um Glinda auf ihre Bettseite zu legen – irgendetwas in ihrem Inneren befand es als unangebracht, die blonde Frau auf Fiyeros Bettseite zu legen – kam der grünen Frau Yero wieder in den Sinn. Wo war er? Er war doch gestern Nacht im Wohnsaal geblieben um zu lesen? Elphaba war verwirrt. Sie ahnte, dass ihr Yero einen Spaziergang gemacht haben könnte und hoffte, sie würde ihm begegnen, bevor er ihr begegnete. Doch nun drängte die Zeit. Vorsichtig legte sie Glindas Körper auf das Bett, nachdem sie ihre Bettdecke aufgeschlagen hatte. Den blonden Kopf bettete sie auf ihrem Lieblingskissen. Der graziöse Körper war noch immer etwas feuchtkalt und das Kleid wirklich nass, wie Elphaba besorgt feststellte. Schnell stand sie auf, lief ins Badezimmer und holte zwei große Handtücher. Die immer noch mit Handschuhen bekleideten Hände griffen unter Glindas Kopf und hoben ihn sanft in die Höhe. Die Hexe platzierte das etwas kleinere Handtuch auf dem Kissen und ließ den Blondschopf wieder herabsinken. Gekonnt griffen die Hände nach den Enden des Tuches und banden es Glinda so um den Kopf, dass all ihre Haare darin gefangen waren. ‚Der Rest wird wohl schon gehen…’, mutmaßte Elphaba und zog erst die nasse Kapuze vom Kopf, bevor sie auch die Handschuhe auszog. Erneut stellte sie sich hin, zog nun auch ihren Mantel, die Kappe und die Stiefel aus. Erst dann setzte sie sich wieder an Glindas Seite und suchte den Reißverschluss, um das Kleid zu öffnen. Sie fand keinen. „Was zum…?“, nuschelte sie. Mit dem Konzept von Mode war Elphaba ja noch nie besonders vertraut gewesen, doch sie hatte immer angenommen, ein jedes Kleidungsstück bräuchte einen Verschluss, um es aus und anziehen zu können. „Tja, falsch gedacht, Fräulein Thropp!“, stellte sie zu sich selber sprechend fest und beschloss, erst einmal Glindas Arme und Dekolleté abzutrocknen. ‚Sie MUSS aus dem verdammten Kleid raus!’ Elphaba verzweifelte und weil sie keinen anderen Weg sah, griff sie nach Glindas Trägern und schob sie hinunter. Vorsichtig schob sie die zierlichen Arme durch die Ärmel. Als die Arme nun komplett befreit waren, schob Elphaba die Bettdecke ganz von Glindas Körper und hielt inne. Ihre Hände waren auf halber Höhe von Glindas Brüsten von ganz alleine stehen geblieben. Dunkelgrün lief die auf dem bett sitzende Frau an und seufzte vor Scham. ‚Das ist eine Notsituation! Was stellst du dich so an?’, fragte sie das eigene Ich verbittert. Schließlich griffen ihre Hände doch nach den herabhängenden Trägern und rollten den oberen teil des Kleides langsam herunter bis zum Bauchnabel. Elphaba hatte die ganze Zeit über auf ihre eigenen Hände gestarrt, doch als sie nun hochblickte, wäre ihr beinahe schwindelig vor Scham geworden. ‚Wie kommst du auch darauf, dass Glinda unter einem solchen Kleid einen BH tragen kann?’, fragte sie rhetorisch, als sieh die wohlgeformten Brüste der Blondine betrachtete. Betrachten war hier das falsche Wort gewesen, denn hätte Elphaba länger als ein paar Sekunden hingesehen, wäre sie wohl wortwörtlich im Boden versunken. Aber dennoch hatte die grüne Hexe bemerkt, dass Glindas Brustwarzen steif waren – ein Zeichen für innere Anspannung oder Kälte. Schnell rollte sie das Kleid über die anmutigen Hüften, in der Hoffnung, dass Glinda wenigstens eine Unterhose trug. Als ihr das pinke Höschen mit der Aufschrift „Princess“ entgegen blinkte, musste Elphie sogar ein Lachen unterdrücken. Endlich hatte sie es geschafft, das monströse Kleid komplett von Glindas Körper zu streifen. Sie warf es sauer auf den Stuhl neben dem Kleiderschrank und griff nach dem zweiten Handtuch. Sanft rubbelte sie die zierlichen Füße ab, dann die Waden und Oberschenkel, den Bauch und schließlich auch für den Bruchteil einer Sekunde die Brüste. ‚Das ist eine Notsituation! Das ist eine Notsituation! Das ist eine Notsituation!’, hämmerte es in ihrem Kopf und sie blendete schnell alle aufsteigenden Eindrücke und Gefühle aus. Schließlich warf sie die Bettdecke über Glindas Körper und eilte abermals ins Bad, um einen flexiblen Behälter mit heißem Wasser zu füllen. Vorsichtig drehte sie den Wasserhahn auf, darauf bedacht, dass es nicht über den Rand spritzte. In der Zwischenzeit suchte und fand sie den Behälter im Badezimmerschrank. Als sie sah, dass leichter Qualm vom Becken her aufstieg, drehte sie den Deckel des Behälters auf und den Wasserhahn wieder zu. Behutsam hielt sie die Öffnung des Gefäßes genau unter die Öffnung des Hahns und drehte langsam das Wasser wieder auf. Fröhlich plätscherte es vor sich hin. Ungeduldig wartete die grüne Hexe, bis der Bottich beinahe voll war. Endlich diese Wasserbegegnung ein Ende und Elphaba drehte den Deckel fest zu. Schnell schnappte sie sich noch ein Handtuch, wickelte es um den heißen Behälter und eilte zurück ins Zimmer. Als sie die Bettdecke zurückschlug, lag Glinda nicht mehr in ihrer alten Position. Sie hatte nun die Beine angezogen und den Kopf leicht gedreht. Achtsam legte Elphie die Wärmeflasche an Glindas eiskalte Füße. Vor Schreck trat die Hexe hektisch einen Schritt zurück, als Glinda laut aufseufzte, sich aber nicht bewegte. Irgendwann zwischen ausziehen und abtrocknen musste Elphaba der blonden Schönheit auch die Schuhe ausgezogen haben, denn diese waren es, über die die grüne Hexe nun rückwärts stolperte. Sie verlor das Gleichgewicht und prallte mit ihrem Rücken donnernd gegen den Kleiderschrank, blieb aber stehen. Der Aufprall verursachte nicht wirklich Schmerzen, doch nun merkte Elphaba, dass die eigentlichen Schmerzen so langsam aufstiegen. Die ganze Zeit hatte sie ihre eignen Verletzungen einfach ausblenden können, doch nun, als sie in Sicherheit und das nötigste getan war, krochen sie in dem grünen Körper langsam und schmerzvoll an die Oberfläche. Mit einem neugierigen Blick auf Glinda stellte Elphie fest, dass sie noch immer schlief. Beruhigt deckten die grünen Hände den rosigen Körper feste zu. Anschließend befreiten sie noch Glindas Lockenpracht aus dem Handtuch, bevor auch die restlichen Körperteile im Badezimmer verschwanden. Fiyero, noch immer summend, trat in der Zwischenzeit auf den Hinterhof. Er war von der Küche aus direkt hierher spaziert und im Augenwinkel sah er noch, wie die Tür zum Wohnsaal ins Schloss fiel. ‚Nanu?’, wunderte er sich und beinahe wäre er hinterher gelaufen, doch dann entsann er sich, dass dieser blöde Affe ja andauernd seine Tomaten klaute. Also sputete er sich, um seine Tomätchen zu zählen und tatsächlich – es fehlten zwei. Bei dem wundervollen Wetter und der Höhe von Kiamo Ko hatte er auch mal Überlegungen angestellt, einen Bananenbaum zu pflanzen, doch hatte diese Idee direkt wieder verworfen… „Dämliches Mistvieh!“, schimpfte er sauer vor sich hin, machte sich daraufhin jedoch an seine kleine Vorernte für das wundervolle Frühstück, womit er seine Fae überraschen wollte. Diese Gedanken vertrieben den Ärger und bald stand er wieder summend und pflückend mitten im Gemüsebeet. Als sein Strohhut, welchen er als Tragetasche benutzte, bis zum Rande gefüllt war mit Tomaten, kleinen Gurken und Smaragdsalat, entschied er, es wäre nun langsam Zeit, mit dem Brötchenbacken zu beginnen. Demnach schlenderte er gemütlich in die Küche zurück und warf einen Blick zum Fenster seiner Geliebten. Verwundert stellte er fest, dass es offen stand. Ob sie schon wach war? ‚Naja, sie hat es ja gerne, wenn die Morgensonne ihr ganzes Zimmer erfüllt…’, schmunzelte er und beschloss, bald mal nachsehen zu gehen. Das Backen machte ihm erst seit einigen Wochen wieder Freude, denn anfangs hatte er lernen müssen, mit Handschuhen umzugehen. Elphaba mochte eben kein Stroh im Essen, genauso wenig wie er selber, wenn er noch essen könnte. Die letzten Wochen waren auch ausschlaggebend dafür gewesen, dass Fiyero sich nun wieder recht gut in der Küche fühlte und den Teig schnell fertig stellte, formte und die Brötchen in den Ofen schob. Vorsichtig zündete er das Feuer an, bevor er sich daran machte, das Gemüse zu schnibbeln. Nachdem soweit alles fertig war, holte er sich ein silbernes Tablett aus dem Schrank, stellte Geschirr, Kaffee, Quark, Gemüse und Besteck darauf. Dann holte er vorsichtig mit den bloßen Händen die Brötchen – er fühlte ja keinen Schmerz – aus dem Ofen und legte sie in den Brotkorb auf dem Tablett. Gerade wollte er das Feuer löschen, als ein lautes Geräusch ihn innehalten ließ. Es hörte sich an, als wäre etwas oder jemand gefallen. Schnell löschte er das Feuer, öffnete das Küchenfenster, damit der Rauch aus dem Raum weichen konnte und eilte – so schnell seine Balance zwischen Tablett und Gang zuließ – die Treppe hinauf. Er war noch nie ein guter Kaffeeträger gewesen und ärgerte sich, dass er nicht schneller die Stufen nehmen konnte… Mit großer Vorsicht pellte sich Elphaba im Badezimmer aus ihrer restlichen Kleidung. Ihre Hose war noch immer klamm vom Regen und erst jetzt spürte sie das schmerzhafte Brennen auf ihren Oberschenkeln. Sie öffnete den Knopf am Hosenbund und versuchte, die Hose abzustreifen, doch sie schien am Körper zu kleben. Schmerzhaft stöhnte sie auf, als sie sich mit einem Ruck die nasse Klamotte vom Körper zog und in die Badewanne warf. „Großer Oz!“, jammerte sie, als sie auf ihre Oberschenkel blickte. Während der Rest ihrer Beine unversehrt war, gab es zwei Faustgroße Stellen in der Mitte jedes Schenkels, auf welchem die oberste Hautschicht weg gebrannt war. Die Hose musste sich an diesen Stellen so mit Wasser voll gesogen haben, dass ihre Haut permanent in Berührung damit gekommen war und als das Gewicht von Glindas Beinen während des Flugs auch noch auf den Schenkeln gelastet hatte, musste die Hose feste gegen die Haut gedrückt worden sein. In ihren Augen bildeten sich Schmerzenstränen, doch schnell schluckte die grüne Frau diese wieder herunter und suchte nach Fiyeros Wund- und Heilsalbe, mit welcher er den grünen Rücken nach dem Albtraum immer wieder vorsichtig eingerieben hatte. Sie war nicht hier. „Verdammter Mist!“, schimpfte sie und rannte schnell ins Schlafzimmer. Auf dem Nachttisch an Glindas Seite lag die ersehnte Tube. Mit einem Blick auf die schlafende Schönheit stellte Elphaba einerseits beruhigt und andererseits besorgt fest, dass die Frau schon wieder ihre Position verändert hatte. Das bedeutete nämlich, sie würde nicht mehr allzu lange schlafen… Doch was würde passieren, wenn sie aufwachte? Elphaba jedoch hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Schmerz hatte sich in ihrem Körper ausgebreitet und hämmerte nun an diversen Stellen. Schnellen Schrittes eilte sie zurück ins Bad und schloss die Türe. Dann verteilte sie vorsichtig die Salbe auf den in Mitleidenschaft gezogenen Stellen und den kleineren Blasen drum herum. Stöhnend und wimmernd hatte sie es irgendwann geschafft, all die verletzten Stellen einzureiben. Das Unterhemd und den Pullover zog sie daraufhin in einem Zug aus, jedoch vorsichtiger als die Hose. Die grüne Frau betrachtete sich im Spiegel und stellte erleichtert fest, dass Bauch und Rücken unversehrt geblieben waren. Doch dann fiel ihr Blick auf die stark stechende und brennende Schulter. Sie sah den Sturz vom Besen auf das Hausdach wieder vor ihrem inneren Auge und stöhnte leise auf, als die den gleichen physischen Schmerz abermals fühlte. Sie drehte sich zur Seite, um im Spiegel ein besseres Bild auf die Wunde zu haben. Schnaufend nahm Fiyero die letzte Treppenstufe. Er war froh, endlich oben angekommen zu sein und stellte das Tablett behutsam auf den Treppenabsatz. Dann öffnete er leise die Türe einen Spalt weit, hielt sie mit seinem linken Fuß vom Zufallen ab, drehte sich um und nahm das bereitstehende Tablett wieder achtsam in seine Hände. Mit seinem Rücken drückte er die Türe weit genug auf, um hindurch schlüpfen zu können. Seine ganze Konzentration musste er dafür aufbringen, den Kaffee nicht zu verschütten, jedoch konnte er erkennen, dass seine Fae noch im Bett lag. Also stellte er das Tablett auf seinem Nachttisch ab und legte sich sehr selbstzufrieden auf seine Seite des Bettes. Er hatte keinen Tropfen Kaffee verschüttet. Elphaba schien wild geträumt zu haben. Sie lag bis zum Hals unter der Decke und hatte ihm den Rücken zugedreht, stellte Fiyero fest, soweit er das an den Konturen des Körpers festmachen konnte. Das Kissen jedoch hatte sie weit hinter sich geschoben, sodass Fiyero ihre Haare und ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Zärtlich schob Yero seine Hand unter die Bettdecke und suchte Elphies Rücken. Als er ihn fand, war er verwundert, dass sie kein Nachthemd trug. ‚Verwundert? Ja. Beschweren? Auf keinen Fall!’, dachte er schmunzelnd und strich ein paar Mal über den zierlichen Rücken. Das Gewicht der Bettdecke nervte ihn jedoch nach ein paar Liebkosungen, also hievte er sie mit seinem Arm etwas in die Höhe, um sie auf Faes Hüfte abzulegen. „Was um alles in Oz ist DAS?“, hauchte er, erschrocken, verwundert und panisch zugleich. Hatte Elphaba es geschafft, sich normal zu zaubern? Was würde dann aus ihnen werden? Fiyero sprang aus dem Bett und lief zur anderen Seite. Erst da bemerkte er, dass alle möglichen Kleidungsstücke unachtsam im Raum herumgeworfen worden waren. Ein wundervolles Kleid lag auf dem Stuhl neben dem Schrank und ein Paar hochhackige, sehr feminine Frauenschuhe lagen davor. Die konnten unmögliche seiner Fae gehören, genauso wenig wie das atemberaubende Kleid. Dann riss er das Kissen in die Höhe und… hätte er noch Blut im Körper gehabt, wäre er bleich geworden wie ein Blatt Papier… „GLINDA!“, stöhnte er ungläubig. Wie angewurzelt blieb Fiyero mit dem Kissen in der Hand stehen. Er konnte sich nicht rühren. Das einzige, was er konnte, war starren. Elphaba starrte. Ungläubig blickte sie in den Spiegel und sah, wie eine leichte Blutbahn sich aus der Wunde löste. Schnell griff sie nach einem Waschlappen und stoppte das Gerinnsel. Die Wunde war beinahe schwarz. Die grüne Hexe konnte nichts erkennen. Den Waschlappen tunkte sie in ein ansonsten wohltuendes Kamillenöl und wusch die Wunde rein. Der Pullover und die Lederjacke mussten abgefärbt haben. Elphaba biss die Zähne zusammen, als sie ein stechendes Brennen fühlte, sobald der Waschlappen die Haut berührt hatte. Zischend sog sie Luft zwischen ihre Zähne ein und atmete brummend wieder aus. Sie konzentrierte sich auf diese Atmung, was den Schmerz etwas erträglicher machte. Als die Wunde gereinigt war, erkannte Elphaba, dass es nur halb so schlimm war, wie es ausgesehen hatte. Das meiste Rot an ihrer Schulter kam von gewöhnlichen Schürfwunden her, nicht weiter alarmierend. Morgen würde sich Schorf gebildet haben. Der Mantel hatte das Härteste des Sturzes gut abgefangen. Doch irgendein spitzer Gegenstand musste sich in die Schulter gebohrt haben, wenn auch nicht tief, da er definitiv nicht mehr in der Schulter steckte. Doch dieses Loch war etwas tiefer als die Schürfwunden und von dort war auch das Blutgerinnsel gekommen. Auch diese Verletzung rieb sie mit Vorsicht ein, dann suchte sie im Schrank über dem Waschbecken ein großes Pflaster, doch keines war groß genug. Genervt flüsterte sie: „Aumen tare! Tare!“ und hoffte, dass es funktionierte. Vor ihren Augen wurde das Pflaster immer größer und Elphaba hielt inne, als es groß genug war. Da hörte auch das Pflaster auf zu wachsen. Etwas ungeschickt versuchte Elphaba, das Pflaster auf ihrer Schulter anzubringen, was sich eigenständig als schwierig erwies, doch nach zwei versuchen hatte sie die richtige Stelle abgedeckt. Schnell wusch sie noch den Rest des Körpers und als sie ihre Unterarme einrieb, fiel ihr Blick auf das Handgelenk, an welchem der Handschuh das ein oder andere Mal hoch gerutscht war. „Na wundervoll!“, murrte sie verärgert. Zwei dicke rote Linien leuchteten in mattem Rot und auch zwei kleinere Hämatome waren zu erkennen, auch, wenn sie, wie bei normalen Menschen nicht blau, sondern eher violett schimmerten. „Man könnte meinen, ich wäre gefesselt worden!“, dachte Elphaba sehr selbst ironisch und machte sich daran, einen kurzen Verband zu suchen. Sie salbte das Gelenk, verband es und blickte dann wieder in den Spiegel. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sie ihre Lesebrille noch immer anhatte. Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus dem Dutt gelöst und die Brille, sowie Unterhose waren die beiden einzigen Körperfremden Dinge, welche sie noch anhatte. Als Elphaba die Brille abnahm, spürte sie ein starkes Stechen an beiden Schläfen und jammerte laut, mit Schmerz verzogenem Gesicht. Ganz behutsam nahm sie die Brille ab und band ihre Haare zu einem Zopf zusammen. As sie die kleinen, roten Brandflecken an ihren Schläfen erblickte, wurde sie wieder daran erinnert, wie der Regen sie dort erwischt hatte. ‚Das ist die Strafe für Himmlesblicke! ... Ach verdammt!’, dachte sie schluchzend. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und tupfte sie schnell mit dem kamillenen Waschlappen weg. Als die Tränen, welche das Ergebnis einer furchtbar aufreibenden und stressreichen Nacht waren, so langsam versiegten, wusch die grüne Hexe nun auch ihr beinahe komplett gerötetes Gesicht und salbte es leicht ein. Elphaba spürte schon die Wirkung dieser Wundersalbe: Überall in ihrem Körper prickelte es warm und die Wunden schienen schon zu heilen. Die grüne Frau im Spiegel lächelte Elphaba an. Sie betrachtete ihren Körper: Die Oberschenkel und die Schulter waren wirklich böse verwundet, während das Handgelenk und das Gesicht schon bald wieder in Ordnung kommen würde. Der Geruch von frischem Kaffee riss den erstaunten Kopf brutal aus den Gedanken. Mit großen Augen und offenem Mund starrte Elphaba in den Spiegel und sah, dass die Tränenspuren schon beinahe nicht mehr zu sehen waren. ‚Ohje, Fiyero! Den habe ich ja ganz vergessen!’, stellte Elphaba erschrocken fest und nahm sich vor, sofort ihren Morgenmantel aus dem Zimmer zu stibitzen und hinunter in die Küche zu laufen. Sie musste ihm ja alles erklären, bevor die ganze Situation ausarten konnte. Lautlos öffnete Elphaba, nur mit Unterhose bekleidet, die Badezimmertür einen Spalt weit und schlüpfte hindurch. Mit einem leisen Klacken schloss sie dir Türe wieder und drehte sich nach links, wo der andere Kleiderschrank stand. Fiyero drehte langsam den Kopf, als er das leise Klacken hörte. Er beobachtete ‚seine’ Fae, wie sie halbnackt vor dem Kleiderschrank stand und sich ihren Morgenmantel vom Bügel nahm. Glinda seufzte wohlig. Fiyeros ließ das Kissen fallen. Mit einem leisen Plumpsgeräusch landete es auf dem Boden. Erschrocken fuhr Elphaba herum. „Yero?!“, hauchte sie tonlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)