Die Legende von Karon Eisenhand von Schilly ================================================================================ Kapitel 3: Kampf im Schnee -------------------------- Es waren einige Tage vergangen, seitdem Karon das Dorf Kren verlassen hatte um sich dem Training zu widmen, das dazu führen sollte, seine Muskeln so stark zu machen, dass sie sogar Magie abwehren konnten. Der Nornelf war immer weiter gen Norden gezogen und nun peitschte ihm ein unbarmherziger Wind entgegen, der die Kälte sogar in seine mächtigen Muskeln peitschte. Der grün gefärbte Bärenmantel, den Karon immer in seinem Reisesack mit sich trug, umhüllte seinen breiten Körper nur dürftig, so dass sein nackter Körper dem Wind und dem Schnee, der ihn umgab, ausgesetzt war. Er ließ den Blick über die Landschaft gleiten und versuchte etwas in dem dichten Stöbern zu erkennen. Eigentlich musste es Tag sein, doch die schwarzen Wolken am Himmel, aus denen unaufhörlich dicke Schneeflocken fielen, sperrten die Sonne aus dieser Landschaft völlig aus. Karon konnte keine Armlänge weit gucken und wenn er es doch versuchte, dann schossen ihm die Schneeflocken ins Auge und ließen ihn für Sekunden völlig erblinden. Seufzend neigte er den Kopf nach unten, so dass der Sturm sein Gesicht verschonte. Sein Blick ruhte auf seinen Brustmuskeln, die von einer Gänsehaut überzogen waren, die seinen ganzen Körper befallen hatte. Langsam aber sicher wurde sein Körper steif und seine Muskeln so starr, dass sie ihre Kraft verloren. Karon überlegte, wann er in diese Situation gekommen war, die seinen Tod bedeuten könnte. Vor einigen Stunden war das Gebiet, in dem der Schneesturm tobte, wunderschön gewesen. Eine lange, schneebedeckte Ebene hatte sich vor dem Nornelfen ausgebreitet, als er ein verschneites Wäldchen verlassen hatte, in dem er zwei oder drei Tage lang trainiert hatte. Der weiße Boden hatte geglitzert und obwohl Schnee lag, waren die kalten Temperaturen mit dem Bärenmantel gut auszuhalten gewesen, denn die Sonne stand hinter den wenigen Wolken am Himmel vor. Karon beschloss dieses Gebiet schnell zu überqueren um einen Ort zu erreichen, an dem er trainieren konnte. Denn so wunderschön diese Ebene auch war, so gab es nichts weiter als weißen Puderschnee weit und breit und keine großen, schweren Objekte, die Karon als Gewichte hätte benutzen können. Also schulterte er seinen Reisesack, den er nach dem Vorfall mit der Donnerkeilechse aus dem Versteck geholt hatte, in den er ihn vor dem Kampf mit Tiriel gesteckt hatte, und preschte los. Der Puderschnee war zwar rutschig gewesen, doch Karons Füße waren so breit und sein Körper so schwer, dass er ohne großartige Probleme durch die Ebene rennen konnte. Eine weiße Puderschneewolke bildete sich hinter ihm, als seine gewaltigen Füße den Boden aufwirbelten. Dann irgendwann zog sich der Himmel zu und die Sonne verschwand hinter pechschwarzen Wolken. Die Temperatur war schlagartig gesunken und ein Wind kam auf, der sogar Karon ausbremste und ihn langsamer machte. Dann war es angefangen zu schneien. Karon stöhnte. Die Kälte war inzwischen in seinen Körper gekrochen und jedem Schritt, den er in den tiefen Schnee machte, folgte ein brennender Schmerz. Seine Muskeln waren steif, seine kräftigen Arme, die sonst jeder Herausforderung strotzen konnten, waren um seinen Oberkörper geschlungen. Seine Hände zogen den Bärenmantel krampfhaft über so viel Haut, wie er nur bedecken konnte. Doch der Nornelf wusste, dass wenn er nicht jeden Moment auf ein wärmendes Feuer stoßen würde, er in diesem Schneesturm elendig verrecken würde. Zwei Schritte tat er noch, dann war seine Kraft schlagartig weg. Sein schwerer Körper fiel geräuschlos in den Schnee und war binnen Sekunden von dicken Schneeflocken verdeckt. Dunkelheit überkam ihn. Der Schnee hatte ihn verschluckt. Japsend öffnete er die Augen und fuhr auf. Er glotzte auf seine gewaltige Brust, die mit Schweiß bedeckt war und geradezu bebte, weil Karon so schnell und tief atmete. Ein Alptraum hatte ihn heimgesucht, an den er sich aber jetzt schon nicht mehr erinnern konnte. Mit trübem Blick schaute er sich um. Sollte er nicht eigentlich tot sein? Stattdessen lag er auf dicken, grauhaarigen Fellen auf einem steinigen Höhlenboden. Ein warmes Feuer prasselte keine zwei Meter weit von ihm entfernt. In der Ferne konnte man den Höhlenausgang sehen. Draußen tobte der weiße Sturm, der den Nornelfen in die Knie gezwungen hatte. Ein lautes, bedrohliches Knurren lies Karon herumfahren und als er sah, woher es stammte, machte er einen überraschten Laut. Ein Ungeheuer lag direkt neben ihm. Es war ein gigantischer Wolf mit dichtem, schwarzem Pelz. Und obwohl die Haare lang und zottelig waren, erkannte man auf dem ersten Blick die gigantischen Muskeln, die darunter lagen. Fingerlange, messerscharfe Zähne bleckten Karon entgegen und das Knurren dieses Ungetüms hörte sich an, als könnte es damit die Höhle zum Einsturz bringen. Der Nornelf hatte keine Angst, doch einen gewissen Respekt flößte ihm das Biest doch ein. Immerhin war dieser Wolf fast so groß wie eine ausgewachsene Donnerkeilechse. „Sei ruhig, Thor.“ Die Stimme war schneidend und streng und der Wolf hörte sofort auf zu knurren, wandte sich dem Nornelfen ab und legte seinen massigen Schädel zum Schlafen auf seine Vorderpfoten. Karon drehte sich wieder dem Höhlenausgang zu und bemerkte die große Gestalt, die eingetreten war. Sie war nur etwas kleiner als er selbst und war völlig in dicke, graue Felle gehüllt, wie die, auf denen der Nornelf lag. Die Stimme hatte einer Frau gehört, doch wenn Karon sich diese Gestalt anschaute, konnte er kaum glauben, es sich um ein weibliches Wesen handeln konnte. Die Gestalt war fast genau so stämmig wie er selbst. Eine kräftige Hand wickelte nun das Fell um den Kopf der Gestalt ab und tatsächlich kam darunter ein Frauengesicht zum Vorschein. Karon hielt die Luft an, als er sie erblickte. „Eine Nornelfin?!“ ,entfuhr es ihm, während sich die Frau weiter entkleidete. Und nach und nach erkannte man auch, warum sie so breit war. Sie hatte tatsächlich ähnlich große Muskeln wie Karon selbst. Auf jeden Fall hatte er noch nie eine solch kräftige Nornelfin gesehen, so dass sein Mund offen stand. „So ähnlich habe ich auch geschaut, als Thor dich im Schnee gefunden hat.“ ,gestand sie mit einem Lächeln. Sie hatte sich nun alle Felle abgestreift. Lediglich ein improvisierter Rock und ein Lederfetzen bedeckten ihren Schambereich und ihre sehr üppigen Brüste. Karon konnte sich an der Nornelfin gar nicht satt sehen. Sie hatte einen unglaublichen Körper. Ihr schmaler Kopf mit dem schönen Gesicht lag auf einem dicken Hals, der in einen muskelbepackten Körper weiterführte, der jeden nornelfischen Krieger in den puren Neid getrieben hätte. Außer Karon natürlich, der noch etwas muskulöser als sie war. Obwohl ihr Körper durch die Muskeln sehr maskulin wirkte, hatte sie die Vorzüge einer Frau nicht völlig verloren, wie man an ihrer breiten Hüfte und den sehr großen Brüsten gut erkennen konnte. Ihr blauschwarzes Haar hatte sie zu einem strammen Zopf geflochten. Für die meisten Männer war diese Frau Angst einflössend und einschüchternd, für Karon war sie das höchste aller Gefühle. Er hatte nie eine schönere Artgenossin getroffen. „Mein Name ist Mia.“ ,sagte sie schließlich und setzte sich dabei neben den staunenden Karon an das Feuer. „Wie heißt du?“ ,fragte sie einige Augenblicke später. Karon starrte sie immer noch mit offenem Mund an, fing sich dann aber und gab ihr eine Antwort. „Ich bin Karon Eisenhand aus dem Dorf Kunade.“ ,stellte er sich vor. Sie lächelte ihn an. „Und, Karon Eisenhand, was treibt dich in den ungemütlichen Norden?“ Der Nornelf wusste sich warum, aber als er seine Antwort gab spannte er seinen rechten Bizeps zu seiner vollen Größe an. „Um meinen Körper zu trainieren.“ ,sagte er aufreißerisch und grinste Mia dabei selbstsicher an. Sie musste kichern und Karon wurde rot im Gesicht. Was war das denn gewesen? Diese Pose hatte er automatisch angenommen, um sie zu beeindrucken. Doch das war sie anscheinend nicht wirklich. „Darf ich?“ ,sagte sie schließlich und beugte sich zu ihm rüber. Ihre Hand legte sich auf seine Brust. Karons Herz fing an stark zu klopfen. Hatten seine Muskeln ihm wider aller Hoffnung doch wieder eine Liebhaberin beschert? Die kräftigen Hände der Nornelfin fingen tatsächlich an, seinen gesamten Körper abzutasten. Doch sie waren dabei nicht halb so zärtlich, wie Karon es sich gewünscht hätte. Tatsächlich schien Mia ihn nicht verführen sondern viel mehr untersuchen zu wollen. Nach einigen Minuten setzte sie sich, anscheinend zufrieden mit dem, was sie da gefühlt hatte, wieder in ihre Ausgangsposition, ohne auch nur Anstalten gemacht zu haben, Karons Kakku zu entfernen. Der Nornelf war etwas enttäuscht, blickte sie dennoch fragend an. Als keine Antwort kam, fragte er: „Was sollte das?“ Mia starrte in das Feuer, als ob darin irgendetwas Interessantes verborgen lag. „Du trainierst deine Muskeln sehr hart, nicht wahr?“ Karon nickte nur. „Ja, das fühlt man. Du hast einen prächtigen Körper und ich vermute mal, du bist ein sehr starker Krieger. Ich würde sogar sagen, dein Körper ist das, was man perfekt nennt.“ Der Nornelf starrte sie verwirrt an. Was wollte sie ihm sagen? „Du willst deine Muskeln weiter vergrößern, richtig?“ ,vermutete sie, ohne den Blick vom Feuer zu nehmen. Karon bestätigte das. „Unmöglich.“ ,stellte sie dann mit einem Lächeln fest. Der Nornelf blickte sie fragend an. „Warum?“ ,fragte er schließlich. „Wie gesagt, dein Körper ist perfekt. Jeder einzelne deiner Muskeln in deinem gesamten Körper ist perfekt ausgebildet. Du bist an deine Grenzen gestoßen. Vermutlich trainierst du schon seit Wochen mit Gewichten, ohne das deine Muskeln weiter wachsen.“ Jetzt wo Mia es sagte, fiel es ihm auch auf. Er hatte jeden Tag sein Training durchgezogen, tonnenschwere Gewichte gestemmt und sein Leben lang konnte er beobachten, wie sein Körper wuchs und seine Kraft sich steigerte. Doch in letzter Zeit schien dieser Wachstum verschwunden zu sein, und das obwohl er genau so hart trainierte wie vorher, wenn nicht sogar noch härter. War er also tatsächlich auf seine Grenzen gestoßen? „Woher willst du das wissen?“ ,fragte er schließlich, denn der Gedanke gefiel ihm gar nicht. Wie sollte er stärker werden, wenn sein Körper nicht weiter wuchs? Wie sollte er Magie mit seinem Körper abwehren können, wenn er ihn gar nicht mehr verändern konnte? Wie sollte er so jemals Tiriel besiegen? „Ich kenne die Anatomie der Nornelfen gut. Ich habe mich schließlich selbst lange genug studiert. Und mein Körper hat seine Grenzen auch erreicht, genau wie deiner.“ ,antwortete sie und ihr Blicke wandte sich nun dem Feuer ab, damit sie Karon ein aufmunterndes Lächeln zuwerfen konnte. Karon betrachtete ihre mächtigen Muskeln und glaubte ihr sofort. „Wie alt bist du, Karon?“ ,fragte sie plötzlich. „Ich weiß es nicht genau.“ ,gestand der Nornelf, „An die zwanzig Jahre sind es sicherlich schon.“ Bei dieser Antwort musste die Nornelfin lauthals loslachen. Erst als sie sich wieder beruhigt hatte und Karons beleidigten Blick sah, konnte sie etwas dazu sagen. „Sei mir nicht böse. Die Gerüchte stimmen also, die Nornelfen in den milderen Gebieten sind von ihrem ursprünglichen Leben abgekommen. Ich bin mehrere tausend Jahre alt.“ Nun musste Karon lachen, denn er dachte, sie machte Witze. Der älteste Nornelf, den er kannte, war der Bürgermeister seines Dorfes gewesen und der war gerade mal 112 Jahre alt gewesen und somit schon ein alter Greis unter den Nornelfen. Doch als er Mias selbstsicheres Lächeln sah, verstumme sein Lachen. „Ernsthaft?“ ,fragte er entsetzt und bekam nur ein Nicken zur Antwort. Sein Mund klappte auf und blieb erstmal in dieser Stellung. „Wir gehören dem Volk der Elfen an, auch wenn wir nicht danach aussehen. Wenn wir also bestimme Lebensweisen verfolgen, können wir wie alle anderen Elfenvölker ewig leben.“ ,fing sie an zu erklären, wobei ihr Blick wieder dem Feuer galt. „Es ist ein paar tausend Jahre her, da lebten alle Nornelfen, wie ihr unser Volk nennt, in diesem Gebiet und nicht verstreut in den Wäldern der ganzen Welt. Damals war hier keine schneebedeckte Ebene sondern ein immergrüner Wald.“ Ihr Blick wurde trübsinnig, als sie von der Vergangenheit erzählte. Karon wollte es immer noch nicht so recht glauben, doch anscheinend war Mia wirklich schon steinalt, denn ihre Geschichte klang überzeugend. „Die Nornelfen waren schon immer der kriegerische und kräftige Stamm gewesen und die anderen Elfen verließen sich auf uns, wenn es darum ging, den Wald zu verteidigen. Auch die Magie kam bei den Nornelfen nicht zu kurz. Ja, im Kampf waren wir unbesiegbar. Unsere starken Körper und unsere Magie schlugen jeden Eindringling nieder. Nur ein Volk gab es, das sogar uns Schwierigkeiten bereitet hatte. Wesen, deren Körper mächtiger waren als unsere und deren Magie endlos stark schien.“ Nun verzog sich ihr Gesicht vor Hass, als könne sie diese Wesen im Feuer sehen. „Wer waren sie?“ ,fragte Karon aufrichtig interessiert. Noch nie hatte er von der Lebensweise der antiken Nornelfen gehört. Vor allem nicht aus erster Hand. Die Gelehrten seines Dorfes hätten vermutlich einen Arm geopfert um jetzt hier an seiner Stelle zu sitzen. Wenn nicht sogar zwei Arme. „Walddrachen“ Mia spie das Wort geradezu aus. „Sie kamen aus dem Süden und wollten unseren Wald als ihr Territorium einnehmen. Erst versuchten sie mit uns zu verhandeln, aber nachdem wir nicht bereit waren, unsere Heimat aufzugeben, griffen sie unsere Dörfer an. Es dauerte nicht lange, bis die Drachen die anderen Elfenvölker vertrieben hatten, denn ihre Angriffe waren stark und die Verluste enorm. Nur wir Nornelfen blieben hier und versuchten unsere Heimat zu verteidigen. Die Walddrachen schlugen uns jedoch mit Leichtigkeit zurück. Wir versteckten uns in unserer eigenen Heimat, während wir zusahen, wie die Drachen dem Wald mit ihrer Lebensweise die Lebenskraft entzogen. Jahrhunderte lebten wir versteckt und unsere Versuche, die Heimat zurückzuerobern, schlugen jedes Mal fehl. Doch schließlich fanden die Nornelfen die Kraft, um die Drachen zurückzuschlagen. Ein Weg, der sie mächtig genug gemacht hatte, um den Eindringlingen wirksam entgegenzutreten. Und tatsächlich vertrieben sie diese schuppigen Biester.“ In Karons Brust staute sich eine Menge Wut an. Seine Zähne lagen knirschend aufeinander. Er hatte die Ereignisse, die sein Volk in der Vergangenheit ertragen mussten, nicht persönlich miterlebt, doch Mias wutverzerrtes Gesicht und die Art, mit der sie diese Geschichte erzählt hatte, hatten auch in ihm einen Hass auf diese Drachen geweckt. „Die Nornelfen hatten ihre Heimat zwar wieder.“ ,erzählte Mia dann weiter, „Aber sie war nicht mehr das, was sie früher einmal war. Die Walddrachen hatten den Wald getötet, ihm die Lebenskraft völlig entzogen. Die Pflanzen starben ab, die Tiere verließen den Wald und zogen davon und mit ihnen schließlich die Nornelfen, die in einem toten Wald nicht länger leben konnten. Jahrhunderte lang hatte das tapfere Volk gekämpft, für nichts. Die Nornelfen trennten sich, zogen Richtung Süden und freundeten sich dort mit dem jungen Volk der Menschen an. Sie gründeten neue Dörfer in neuen Wäldern und lebten ihr neues Leben. Doch je länger sie von ihrer Heimat getrennt lebten, desto mehr änderten sich auch ihre Sitten. Die Nornelfen orientierten sich nicht mehr an den anderen Elfenvölkern sondern an den Menschen. Sie spalteten sich ab und wurden immer menschlicher. Sie verloren ihre Magie und sie verloren die Erinnerung daran, dass sie unsterblich waren. Nur ganz wenige Sitten waren übrig geblieben.“ ,endete sie und blickte dabei auf Karons Kakku, dass anscheinend einer solchen Sitte entsprach. Der junge Nornelf wusste nicht, was er sagen sollte. Zu überwältigt war er von den Erzählungen von Mia. Es dauerte eine Zeit, bis er fragte: „Und du bist geblieben?“ Mia lächelte ihn an. Alle Bitterkeit und aller Hass auf die Drachen waren mit einem Schlag aus ihrem Gesicht verschwunden. „Allerdings. Ich bin mit einem halben dutzend anderer Nornelfen hier geblieben. Wir wollten unsere Heimat nicht verlassen, weil wir sie zu sehr liebten. Doch irgendwann brach auch diese kleine Gemeinschaft auseinander. Die anderen Nornelfen, die eine Weile mit mir in diesem Gebiet gelebt hatten, zogen in verschiedene Richtungen davon. Ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Vielleicht sitzen sie wie ich in einer einsamen Höhle und leben ihr karges Leben. Vielleicht sind sie auch tot.“ Sie blickte ihn von oben bis unten an, wobei sie ihr zufriedenes Lächeln nicht verlor. Karon hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, warum Mia so gut gelaunt war, wo sie doch in einer Höhle mitten in einem Schneesturm in einer anscheinend toten Landschaft hauste. „Du fragst dich, warum ich dich anlächeln kann?“ Hatte sie seine Gedanken gelesen? Karon nickte. „Ich hab einige der heutigen nornelfischen Dörfer besucht und nie habe ich einen Mann wie dich getroffen. Du bist der einzige Nornelf seit tausenden von Jahren, der den Körper der früheren Nornelfen hat. Du bist den Kriegern aus alten Zeiten sehr ähnlich und das freut mich. Sag mir, kannst du Magie wirken?“ Karon spie nun seinerseits aus. Er hielt von Magie so viel wie Mia von den Walddrachen. „Bist du verrückt?“ ,schnauzte er sie an, was er aber sofort bereute, denn nun schaute Mia ihn traurig und enttäuscht an. Sie stellte sich langsam auf, wobei Karon noch einmal bewundernd ihren Körper begutachtete. Für eine tausendjährige Oma hatte sie sich wirklich gut gehalten. „Ich sehe, du bist kein Nornelf von früher.“ ,sagte sie traurig. Es war wahrhaftige und ehrliche Enttäuschung, die sich in ihren Zügen widerspiegelte, so dass Karon sich entschuldigte. „Dazu hast du keinen Grund.“ ,meinte Mia und lächelte ihn nun wieder an. „Du könntest enorme Macht entwickeln, würdest du dein magisches Erbe annehmen. Aber da du die Magie hasst und dich nur auf deinen Körper verlässt, musst du deine Macht halt anders erhöhen. Ich möchte dir gerne einen Weg zeigen, wie du deinen Körper noch stärker machen kannst.“ Karon blickte sie verwirrt an. Hatte sie nicht vorhin gesagt, er hätte seine körperlichen Grenzen schon längst erreicht? Trotzdem war er neugierig. Also stand er auf und grinste Mia an. „Allerdings bin ich müde. Eine alte Frau muss viel schlafen.“ ,scherzte sie dann, obwohl sie gesünder aussah, als jede andere Frau. „Wir werden morgen darüber reden.“ Karon wollte protestieren, doch die Nornelfin streifte sich nun die restlichen Felle ab und entblößte den Rest ihres Körpers. Die Worte blieben ihm bei diesem wunderbaren Anblick im Halse stecken und Karon hatte sich erst wieder gefasst, als Mia hinter ihrem gigantischen Schoßhündchen verschwunden war. Karon schüttelte die Erregung von sich, zog sich ebenfalls aus und legte sich auf die Felle, auf denen er vorher aufgewacht war. Obwohl er nackt war und draußen ein Schneesturm tobte, sonderten Thor und das Lagerfeuer so viel Wärme ab, dass er sofort in den Schlaf glitt. Als Karon aufwachte, ging es ihm erstaunlich gut. Die Felle waren zwar sehr dick, doch den steinernen Boden konnte man trotzdem spüren, wenn man darauf lag. Und obwohl sein Lager hart gewesen war, waren seine Muskeln völlig entspannt. „Hast du gut geschlafen?“ ,fragte ihn Mia, die das Feuer mit einem langen Stock schürte. Während sie geschlafen hatten, waren die Flammen etwas kleiner geworden, doch die Nornelfin kümmerte sich anscheinend immer darum, dass das Lagerfeuer nicht ausging. Thor, der gigantische Wolf, lag nicht mehr neben Karon und war auch sonst nirgends in der Höhle zu sehen. Der Nornelf fragte sich, wie es diesem wuchtigen Ungetüm gelungen war, seinen Platz so geräuschlos zu verlassen, dass er nicht davon aufgewacht war. Mia warf ihm das Kakku und ein paar der grauen, schweren Felle zu. „Mach dich fertig. Jetzt, da wir eine Weile zu zweit sein werden, müssen wir auf die Jagd gehen.“ Karon lief rot an, als er merkte, dass er völlig nackt vor der ehrwürdigen Nornelfin lag. Normalerweise hätte es ihm nichts ausgemacht, doch vor Mia war es irgendwie etwas anderes. Ungeschickter als sonst legte er sein Kakku um und wickelte sich in mehrere Schichten des Felles ein, das erstaunlich schnell und gut wärmte. Er stand nur wenige Sekunden damit in der warmen Höhle und schon brach er in Schweiß aus. „Was sind das für Felle? Sie wärmen unglaublich gut.“ ,stellte er fest und betrachtete seinen massigen Körper, der über und über mit grauen Haaren bedeckt war. „Das werde ich dir zeigen.“ Mia lächelte ihm vergnügt zu und winkte ihn heran. Langsam gingen sie dem Ausgang und damit dem Schneesturm entgegen, der draußen immer noch tobte. „Das Wetter ist unbarmherzig und in den letzten Stunden sogar noch stürmischer als sonst.“ ,erklärte sie vergnügt. „Du darfst die Felle auf keinen Fall abnehmen, denn hier ist es noch eisiger, als an der Stelle, an der ich dich gefunden habe. Wickel auch deinen Kopf ein, sobald du aus der Höhle trittst.“ Karon nickte nur, dann machte er sich schon daran die dicken Felle um seinen Kopf zu wickeln, gerade so, dass er noch einen schmalen Schlitz hatte, durch den er sehen konnte. Mia machte es ihm nach und dann traten sie in die Schneehölle hinaus. Der Wind trieb die Wärme sofort aus Karon heraus. Wie Peitschenschläge jagte die Kälte durch die dicken Felle und seine Haut kribbelte. Der Nornelf war überrascht, dass er trotzdem so fror, obwohl er in mehrere Schichten Fell gehüllt war. Mia legte einen schnellen Schritt vor und verschmolz langsam mit dem Schnee, so dass Karon sich beeilte, ihr zu folgen. Es kam ihm wie Stunden vor, in denen er wortlos der großen, grauen Gestalt folgte, die anscheinend eine feste Route kannte. Er selbst hatte keine Ahnung, wo sie waren und er würde auch niemals alleine zur Höhle zurückfinden. Ohne Mia war er hoffnungslos verloren. An die Kälte hatte er sich inzwischen gewöhnt. Sie war zwar unangenehm, doch man konnte es aushalten. Seit einer Weile gingen sie eine schwache Steigung auf und Karon erschrak fast, als Mia einfach mitten im Gestöber stehenblieb. „Da sind wir.“ ,sagte sie, wobei Karon sich wunderte, das er sie so gut verstehen konnte, obwohl sie nicht schrie. Er selbst musste durch die Felle gegen das Sausen des Sturmes brüllen. „Was ist hier?“ Mia hob einen Arm und deutete in die Schneewehen. Karon trat einen Schritt neben seine Gefährtin und blinzelte. Anscheinend standen die beiden auf einer Art Hügel, denn er konnte relativ klar in ein weißes Tal hinunterschauen. Und erst auf dem zweiten Blick erkannte er, dass riesige Kreaturen durch die eisigen Lande unter ihnen stapften. Sie waren noch etwas größer als die Donnerkeilechse, die er getötet hatte. Ihre Beine waren dicke Stümpfe und an ihren großen Schädeln waren große Ohren, zwei riesige Hauer und ein langer Rüssel gewachsen. Ihre massigen Körper waren von dickem, grauhaarigem Fell bedeckt. „Diesen Wesen haben wir es also zu verdanken, dass wir jetzt durch den Sturm gehen können.“ ,rief er gegen den Wind. Die graue Fellkreatur, die eigentlich Mia war, nickte. Zumindest sah es so aus. „Wie nennt man sie?“ ,fragte Karon brüllend. „Mammuts.“ ,hörte Karon ihre Stimme so klar, als wäre der Sturm gar nicht um sie herum. „Eine von wenigen Kreaturen, die in dieser Landschaft überleben können. Sie sind groß, stark und sehr widerstandsfähig. Und sie geben eine ordentliche Portion Fleisch und Fell ab.“ Karon grinste unter seinen Fellen. Die übliche Erregung packte ihn, wie vor jedem Kampf. Er war drauf und dran den Hügel runterzuspringen, als Mia ihn zurückhielt. „Warte und hör mir zu.“ Karon wandte sich ihr zu. „Ich habe dir gestern gesagt, dass ich dich stärker machen kann und die Jagd auf die Mammuts gehört dazu. Wie gesagt sind deine Muskeln perfekt ausgebildet und können nicht vergrößert werden. Doch gibt es einen Weg, deine momentanen Muskeln zu stärken, ohne sie zu vergrößern. Man muss ihre Dichte erhöhen.“ Karon verstand nur Bahnhof und Mias Kichern zeigte ihm, dass die Nornelfin dies merkte. „Ein Stein wird stärker und härter, wenn man ihn lange und stark presst. Ähnlich geht dies auch mit deinen Muskeln, doch es ist gefährlich. Man muss an seinem ganzen Körper ein unglaubliches Gewicht tragen, damit das auch klappt.“ ,erklärte sie weiter. „Und woher soll ich diese Gewichte nehmen?“ ,brüllte Karon zurück. Er konnte sich nicht vorstellen, was Mia mit ihm vorhatte. „Dies kann man nur mit Magie erreichen.“ ,seufzte die Nornelfin. Karon ging entsetzt zwei Schritte zurück. „Niemals!“ ,brüllte er so laut, dass es sogar im Sturm laut klang. Mia nickte wieder und wandte sich dann den Mammuts unter sich zu. „Nun gut, Karon, dann kann ich nichts für dich tun. Einen anderen Weg gibt es nicht.“ Karon biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Natürlich konnte Mia das nicht sehen, aber er war sich sicher, dass sie wusste, wie sehr es ihn sträubte, Magie einzusetzen. Doch gerade als die Nornelfin zum Angriff auf die Mammuts ansetzen wollte, hielt er sie zurück. „Mach es…“ ,knurrte er. Mia nickte ein drittes Mal und hob ihre Hand. Sie wühlte sich durch seine Felle, um ihre kalte Hand auf seine nackte Brust zu legen. Karon hörte wie sie einige Worte murmelte und ihre Handfläche auf seiner Haut warm wurde. Dann sackte er in sich zusammen. Bildete er es sich ein, oder wogen die Felle um seinen Körper auf einmal Tonnen und drückten ihn zu Boden? Mit ein wenig Anstrengung erhob er sich wieder. Das Gewicht, das auf ihn lag, erfüllte seinen gesamten Körper. Als hätte man an jede kleine Stelle einen gigantischen Stein gehaftet. Doch er stand da wie vorher. Nur die Felle und das Kakku lagen an seinem Leib. „Was hast du gemacht?“ ,fragte er angestrengt. Selbst das Sprechen fiel ihm unheimlich schwer, da sogar seine Lippen mit Gewichten behangen schienen. „Ein Zauber.“ ,sagte Mia, als erkläre das alles. „Du wirst jetzt mit diesem Gewicht leben müssen. Das ist mein Training.“ Karon verstand und wieder huschte ein Grinsen über sein Gesicht. Er hasste jede Magie, aber solange es sich nur um magische Gewichte handelte, die ihm im Training halfen, konnte er sie akzeptieren. „Und jetzt los. Wir brauchen zwei Exemplare.“ ,sagte Mia und sprang den Hügel herunter. Karon wollte es ihr ähnlich elegant nachmachen, doch als er in die Luft springen wollte, erreichte er nicht annähernd die Höhe, die er angestrebt hatte, verfing sich im Wind und kullerte den Hügel ziemlich schmerzhaft hinunter. Es kostete ihn einige Anstrengung sich aus dem dichten Schnee zu erheben, doch irgendwie schaffte er es. Er hatte das Gewicht völlig unterschätzt. Er konnte sich nicht so bewegen, wie er es gewohnt war. So schnell er konnte, und das war ziemlich langsam, schlug er sich zu den Mammuts durch. Zum ersten Mal in seinem Leben überkam ihm das ungute Gefühl, das er einen Kampf von vornherein verloren hatte. Seine Gefährtin hatte er schon längst aus den Augen verloren, doch der Sturm trug tiefes Brüllen aus weiter Entfernung an sein Ohr. Mia schien schon im Kampf verwickelt zu sein. Karon selbst hatte gerade mal die Spitze der Mammutherde erreicht. Das große Tier, das seine Artgenossen anscheinend anführte, stapfte an ihm vorbei, ohne dass es den Nornelfen auch nur beachtete. Der Nornelf wollte nicht den Anführer töten und dadurch die ganze Gruppe in den Tod reiten. Also wartete er, bis das richtige Exemplar an ihm vorbeistapfte. Drei Mammuts später meinte er, sein Opfer gefunden zu haben. Karon hechtete so gut er konnte auf das Ungetüm zu und sprang. Wieder hatte er sich verschätzt. Gute zwei Meter vor seinem Ziel verschwand sein Körper im tiefen Schnee. Der Nornelf fluchte laut und stellte sich wieder auf. Sein Mammut war schon längst weitergegangen und andere Exemplare zogen an ihm vorbei. Karon konnte nicht fassen, wie dumm er sich bei der Jagd nach solch plumpen Tieren anstellte. Diesmal robbte er kontrolliert und langsam auf die Straße der Mammuts und wartete. Sein nächstes Opfer war nicht ausgesucht, es hatte halt einfach das Pech, ihm entgegengekommen zu sein. Das Bein des Mammuts kam Karon direkt entgegen und mit aller Kraft, die der Nornelf aufbringen konnte, stemmte er sich dagegen. Sein Plan war es, das Mammut umzuwerfen. Hätte er seine vollen Kräfte gehabt wäre das auch sicher kein Problem gewesen, doch jetzt trieb ihm die Wucht, mit der das Bein seinen Körper traf, die Luft aus der Lunge. Karon jauchzte und krallte sich in dem Fell des Giganten fest. Das Vieh schleifte ihn einfach mit sich. Wieder fluchte der Nornelf. Er wagte es erst ein paar Schritte weiter, sich fallen zu lassen. So schnell er konnte rollte er sich aus dem Weg, damit er nicht niedergetrampelt wurde. Seufzend lag er in seinen Fellen da und lies die Herde an sich vorüber ziehen. Die Mammuts waren zu stark, zumindest dann, wenn dieser Gewichtszauber auf ihm lastete. Er war völlig erschöpft und wollte er den Weg zurück in die Höhle schaffen, dann musste er sich jetzt kurz ausruhen. Ein Tritt in sein Gesicht störte wenige Augenblicke später seine Pause. „Man sollte niemals ruhen, wenn man in einem Schneesturm ist. Das bedeutet den sicheren Tod.“ ,stellte Mia vergnügt fest. Sie stand als in Fell gehülltes Schneewesen über ihm. Der Zauber lastete immer noch auf Karon und er brauchte zwei Anhiebe um aufzustehen. „Wie war die Jagd?“ ,fragte Mia ein bisschen stichelnd. „Sehr lustig. Ich hatte nicht die geringste Chance.“ ,schnappte Karon zurück. Mia musste lachen. „Ich aber.“ ,freute sie sich. „Ich habe zwei wunderbare Exemplare erwischt. Nimmst du mir eines ab?“ Karon zuckte mit den Schultern, ein unglaublicher Kraftakt, den er eine Sekunde später bereute. „Natürlich nehme ich dir eins ab. Entzaubere mich aber bitte erst.“ Mias Lache war lauter als der Schneesturm und Karon befürchtete fast, sie würden jeden Moment von einer Lawine dahingerafft werden. „Sehr witzig.“ ,sagte sie, als sie sich beruhigt hatte und drehte sich um, damit sie die Mammuts holen konnten. Karon blickte ihr entsetzt hinterher. Er war sich nicht sicher, ob er noch gehen konnte, doch wenn er Mia verlor, dann verlor er auch sein Leben. Unter Ächzen und Stöhnen folgte er seiner Gefährtin. Und dann musste er auch noch ein Mammut tragen. Während Mia ihr Tier auf den Schultern trug, zog Karon es hinter sich her und bei jedem Ruck entfuhr ihm ein Schmerzensschrei, den seine Gefährtin einfach ignorierte. Hätte er seine vollen Kräfte gehabt, wäre das Gewicht des Mammuts kein Problem gewesen. Karon wusste nicht, wie er es bis in die Höhle geschafft hatte, doch er lag wieder auf seinem Lager. Und der Gewichtzauber drückte ihn zu Boden. Nicht einmal seine Augenlider konnte er öffnen, obwohl er noch gar nicht eingeschlafen war. „Anstrengend, was?“ ,meinte Mia. Sie werkelte irgendwie am Feuer herum. Dem Geruch nach kochte sie ein Stück ihrer Beute. „Ja, ich dachte dieses Gewicht muss ich nur eine Weile aushalten. Wie sollen meine Muskeln so wachsen?“ Mia kicherte und Karon hätte ihr einen bösen Blick zugeworfen, hätte er die Energie dazu aufbringen können. „Ich sagte dir doch bereits, dass deine Muskeln nicht weiter wachsen können. Wir können nur die Leistung deiner vorhandenen Muskelmassen verbessern.“ ,erklärte sie und kam dabei näher, genau wie der Geruch des gebratenen Fleisches. „Ich habe dieses Training auch schon hinter mir. Ich weiß wie du dich fühlst, doch du kannst mir vertrauen. Bald wird es dir besser denn je gehen. Und nun iss.“ Sie hielt das Fleisch an seine Lippen und er riss gierig ein Stück heraus um es fast unzerkaut zu schlucken. Schon verschwand der nächste Bissen in seinem Mund. Karon war noch nie so glücklich gewesen, gefüttert werden zu müssen. Nach mehreren Stücken des Mammutfleisches, das überraschend zart und würzig schmeckte, und einigen Bechern geschmolzenen Schnees beendete Mia das Mahl. „Versuch zu schlafen.“ ,sagte sie und Karon war froh, dass die Nornelfin heute nichts mehr von ihm verlangte. Obwohl der unheimliche Druck auf seinen Muskeln lastete, fiel es ihm nicht schwer einzuschlafen. Doch es kam ihm nur wie ein paar Minuten vor, als Mia ihn auch schon wieder weckte. „Es ist Mitternacht. Komm mit.“ ,flüsterte sie. Karon stellte fest, dass er wieder genug Kraft hatte, um langsam aufzustehen. Als er Mia weiter in die Höhle folgte, stieg ihm der Geruch von verbrannten Kräutern in die Nase. Ruhe kehrte in seinem Körper ein. Für einen Moment dachte der Nornelf, er würde unter dem magischen Gewicht zusammenklappen, so einlullend war der Geruch. Bald kamen sie an einer Sackgasse an. Ein zweites, kleineres Lagerfeuer brannte hier: Die Quelle des wunderbaren Geruchs. Mia setzte sich im Schneidersitz an die züngelnden Flammen und bedeutete Karon, sich neben sie zu setzen. Der Nornelf war in eine Art Trance gefallen und tat, wie ihm geheißen. Die Worte, die Mia sprach, kamen von weit weg. Ihre Stimme war so leise, als säße sie gar nicht wirklich neben ihm. „Es gibt noch einen zweiten Weg deine Kraft zu erhöhen. Die Waffe, mit der wir Kakkuri damals die Walddrachen vertreiben konnten. Doch du musst sie alleine finden. Schließe die Augen und gehe deinen Weg.“ Karon gehorchte der leisen Stimme. Er schloss seine schweren Lider und zog den würzigen Rauch in seine Nase ein. Er stieg ihm zu Kopf und holte ihn immer weiter aus der Realität heraus. Schließlich fühlte sich sein schwerer Körper federleicht an und Karon war nicht mehr in der Höhle. Bunter Neben waberte um seine dicken, nackten Waden. Ansonsten umgab ihn völlige Schwärze, die aber ein eigenartiges Leuchten ausmachte, so dass es an diesem wundersamen Ort nicht dunkel war und er alles genau erkennen konnte. „Wo bin ich hier?“ Seine Stimme hallte wieder, als wäre er in einer riesigen Halle. Doch niemand beantwortete seine Frage. Er war anscheinend alleine, nicht einmal Mia hatte es in diese Welt geschafft, dabei saß sie einen Moment vorher doch direkt neben ihm. Karon machte seinen ersten Schritt auf dem schwarzen Boden. Der bunte Nebel veränderte sofort seine Form und umtanzte seinen Fuß in neuen Mustern. Eine ganze Weile ging er einfach nur durch das Nichts und blickte sich um. Schließlich kam eine dunkle Gestalt auf ihn zu. Sie war sehr groß und sie bewegte sich unglaublich schnell, doch machte sie dabei keine Geräusche. Der Nebel wich von dem Wesen zurück, als es ein paar Meter neben dem Nornelfen zum Stehen kam. Und jetzt erkannte Karon sein Gegenüber auch. Thor, Mias Wolf, stand vor ihm, nur das sein Fell noch schwärzer wirkte und ein seltsames Leuchten das Ungetüm umgab. Und auf seinem Rücken saß eine kleinere Gestalt, die Karon angrinste. Zwei gruselige, pechschwarze Augen mit weißer Iris glotzten ihn an. „Tiriel! Du Miststück!“ ,brüllte er los und ballte seine Fäuste, um sie ihr entgegenzustrecken. „Komm her, damit ich dich besiegen kann!“ Die Tiriel, die insgesamt viel boshafter und finsterer wirkte als die Frau, die Karon damals bekämpft hatte, kicherte schrill. Ein Kichern, das nicht zu ihr passte. Dann ritt sie auf Thor so schnell davon, dass Karon ihnen unmöglich folgen konnte. Trotzdem versuchte er es. So schnell er konnte hetzte er den Wolf hinterher, doch dieser verschmolz schnell mit der Dunkelheit und war verschwunden. „Was hat das zu bedeuten?“ ,raunte er, als er die Verfolgung endlich aufgegeben hatte. Dieser Ort war seltsam. Karon schlug die Augen auf, als er eine unbekannte Stimme vernahm. Mit einem Schlag waren seine Sinne wieder in der Realität. Vor ihm prasselte das große Lagerfeuer. Unter ihm lagen die Mammutfelle, die sein Schlafplatz waren. Am Höhleneingang stand Mia, die mit einer Person lauthals diskutierte, die in einen dicken Mantel eingehüllt war. Als der Nornelf aufstehen wollte, merkte er, das der Gewichtszauber immer noch auf seinem Körper lag. Doch der Schlaf hatte ihm genug Kraft gegeben, so dass er das Kakku anlegte und auf die beiden streitenden Weiber zuging. Die fremde Besucherin war ein Mensch. Ihr Gesicht war sehr ansehnlich, große graue Augen zeigten eine wilde Entschlossenheit und viel Erfahrung. Die schwarzen, zu einem Zopf gebundenen Haare hatten einen blauen Schimmer und passten perfekt zu ihrer braunen Haut. Ihr Körper war von einem dicken, ledernen Mantel umhüllt, der mit zahlreichen Verzierungen geschmückt war. Und obwohl sie ein gutes Stück kleiner und schmaler als die Nornelfin war, legte sie sich ohne Respekt und reichlich frech mit dieser an. Karon musste darüber schmunzeln. „Worum geht es?“ ,fragte er, als er endlich neben Mia stand. Die Besucherin warf ihm einen genervten Blick zu. Anscheinend hatte sie keine große Lust sich zu wiederholen, trotzdem erzählte sie dem Nornelfen, warum sie gekommen war. „Ich suche nach einem Biest, das in dieser Gegend hausen soll. Es soll angeblich in etwa die Größe eines Hauses haben und Arme so stark, eine Mauer ohne große Anstrengung zu sprengen. Man hat mich damit beauftragt es zu töten, denn noch kein Krieger sei dagegen angekommen.“ Mias Blick verfinsterte sich deutlich, als die Besucherin gesprochen hatte. „Ich habe ein solches Monster noch nie gesehen. Es sei denn, ihr redet von den sanften Mammuts“ ,sagte Karon wahrheitsgemäß. Mia nickte. „Seht Ihr, werte Jägerin? Auch mein Gefährte bestätigt, dass es in dieser Gegend eine solche Bestie nicht gibt!“ ,sagte die Nornelfin energisch. Die Menschenfrau blickte die beiden für einige Momente scharf an, als ob sie vermutete, dass sie logen. Auch Karon hatte das Gefühl, dass Mia ihnen etwas verheimlichte, doch er lies sich nichts anmerken. „Mammuts suche ich gewiss nicht. Es handelt sich um ein bösartiges Monster, das viel gefährlicher ist.“ ,stellte die Jägerin fest. Sie drehte sich um, zog sich die Kapuze ihres Mantels über und trat aus der Höhle. Erst jetzt bemerkte Karon, dass der Schneesturm verschwunden war und nur noch leichter Schnee fiel. „Wenn euch irgendetwas auffällt, dann gebt bitte im nächsten Dorf Bescheid, sie sollen den Hinweis doch bitte an Nuima Mornedhel weitergeben.“ Karon nickte und die Jägerin pfiff mit ihren Fingern. Einige Momente später kam ein Pferd angelaufen, ein wunderbarer Rappe. Nuima tätschelte kurz seinen Kopf, stieg dann elegant in den Sattel, nickte den beiden Nornelfen noch einmal zu und ritt dann davon. Mia und Karon blickten ihr hinterher, bis sie im endlosen Weiß nur noch ein winziger schwarzer Punkt war. Dann erst ergriff die Nornelfin das Wort: „Ich möchte, dass du sie verfolgst und von hier vertreibst.“ Mias Stimme war ungewöhnlich bitter und ernst. Karon blickte sie verwundert an. „Was?“ ,fragte er, obwohl genau verstanden hatte, was seine Gefährtin von ihm verlangte. Mia schaute ihn mit finsterer Miene an. „Karon, es mag für dich seltsam klingen, aber diese Frau kann eine ernsthafte Bedrohung für mich werden. Und für dich, wenn du länger bei mir bleiben willst. Wenn du das Training mit mir beenden willst, dann beschwöre ich dich: Vertreibe Nuima Mornedhel.“ Karon rannte so schnell er konnte durch den Schnee. Der Gewichtszauber lag immer noch auf ihm und deshalb erreichte er bei weitem nicht die Schnelligkeit, die Nuimas Rappe auszeichnete. Hätte er seine normale Kraft, hätte er die beiden vermutlich schon längst überholt. Doch hatte er auch das Gefühl, dass das Gewicht nicht mehr ganz so sehr an seinen Kräften zehrte wie am Tag zuvor. Da der Sturm vorbei war trug der Nornelf nur noch einen dicken Mantel aus dem Mammutfell, was immerhin seine Bewegungsfreiheit nicht mehr so sehr einschränkte. Und auch die Fußspuren, die er hinterließ, verschwanden nicht, so dass er auch allein zur Höhle zurückfinden würde. Die Hufspuren der Jägerin waren schließlich auch noch zu sehen. Er lief eine ganze Stunde, bis er Nuima und ihr Pferd gefunden hatte. Sie lagerten an einem kleinen Feuer mitten in der Schneewüste um Essen zu sich zu nehmen. Karon verlangsamte seinen Schritt und kam auf sie zu. Er würde es erstmal auf diplomatischen Wege versuchen, auch wenn das überhaupt nicht seine Stärke war. Nuima sah ihn schon von weitem, erhob sich von ihrem Lager und kam ihm ein Stück entgegen, bis sie nur ein paar Meter voneinander entfernt waren. Ein Sicherheitsabstand, schoss es dem Nornelfen sofort durch den Kopf. „Was willst du, Nornelf?“ ,fragte sie harsch und betrachtete ihn argwöhnisch. „Hast du die Bestie jetzt etwa doch gesehen?“ Karon schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, aber ich habe eine Bitte an dich. Verlasse diesen Ort sofort und komme nicht wieder. Dies ist die Heimat von Mia. Dies ist ihr Gebiet und sie möchte nicht, dass du hier herumstreunst.“ Ein Grinsen legte sich in Nuimas Gesicht und sie reagierte ganz so, wie Karon es sich gedacht hatte. „Das kann sich deine Mia an den Hut stecken. Ich werde hier nicht eher verschwinden, bis ich dieses Monster gefangen habe. So lautet mein Auftrag. Und wenn ich ihn nicht durchführe habe ich nichts zu Beißen, du verstehst?“ Mit einem arroganten Lächeln und zuckenden Schultern drehte sie sich um. „Und nun verschwinde, du übergroßer Affe.“ Karon war nicht der Typ, der Beleidigungen gut auffasste. Und so fiel es ihm nicht schwer, diese Frau anzugreifen. Seine Verhandlungen waren gescheitert, nun musste die Gewalt das Problem lösen. Obwohl Karon nur halb so schnell wie normal war, kam sein Angriff für das menschliche Niveau sehr schnell. Trotzdem war Nuima darauf vorbereitet gewesen und wich seiner mächtigen Faust mit einer eleganten Seitwärtsbewegung aus. Im gleichen Moment zog sie ein Schwert unter ihrem Mantel hervor und lies es auf den ungeschützten Arm niederfahren. Doch die Klinge prallte wirkungslos an den angespannten Muskeln ab. Karon befestige seinen Stand im Schnee und lies nun seine zweite Faust mit alle Kraft auf Nuima niedersausen. Doch diese bewies ein zweites Mal eine ungeheure Geschicklichkeit. Ihre Klinge sauste auf die Faust nieder, glitt an ihr vorbei und gab Nuima so die Möglichkeit genug Schwung aufzubauen, ihren Körper vor dem Schlag zu verschonen, indem seit seitlich auswich. Einen Moment später sprang die Frau nach hinten und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen. Ein breites Grinsen zierte immer noch ihr Gesicht. „Du bist ziemlich durchschaubar.“ ,lachte sie vergnügt. „Okay, wieso lösen wir die Sache nicht auf deine Weise? Wenn du mich besiegst, dann verschwinde ich von hier. Aber wenn ich dich besiege, dann überlässt du mir deine Mia.“ Karon runzelte die Stirn. Was meinte sie damit? Er wollte es wahrscheinlich gar nicht wissen und immerhin bot sich so die Chance, dass sich Nuima tatsächlich aus diesem Gebiet verschwinden würde. „Einverstanden!“ ,knurrte er schließlich, was Nuimas Grinsen noch breiter werden ließ. Elegant lies sie ihr Schwert durch die Luft schneiden. Dann rannte sie ohne weitere Vorwarnung los. Doch anstatt Karon direkt anzugreifen, wirbelte sie die Klinge erneut durch die Luft. Der Nornelf verstand diese Aktion erst, als der Schnee auf dem Boden vor ihm herumwirbelte, als ob das Schwert hindurch fahren würde. Schnell bückte er sich etwas und kreuzte die Arme vor seinem Kopf. Und keine Sekunde später schnitt die unsichtbare Attacke in sein Fleisch. Blut spritzte in den weißen Schnee und färbte ihn rosa. Karon blickte auf, als schon der zweite unsichtbare Schwerstreich seine Haut aufschnitt, während Nuima ihm immer näher kam. Zwei weitere tiefe Schnitte später war sie endlich nah genug, um zuzuschlagen. Karon ballte die Faust und lies sie in den Schnee fliegen. Eine weiße Wolke bildete sich vor ihm, vor der Nuima wie erhofft mit einem überraschten Laut abbremste. Der Nornelf spannte seinen rechten Arm an. Seine braune Haut nahm die Form der Muskeln an, die darunter lagen, so viel Kraft legte er in diesen Angriff. Seine stahlharte Faust fegte durch die Schneewolke vor ihm und erwischte Nuima mit voller Wucht. Die Jägerin gab nur ein krächzendes Geräusch von sich und flog dann meterweit über den Boden bis sie unsanft im Schnee aufkam, nur um noch ein paar Meter weiterzurollen. Karons Muskeln entspannten sich wieder und er betrachtete die Schnitte, die seinen Unterarm zierten. Diese Nuima war stark, sonst hätte ihr Schwertangriff keine Wirkung gezeigt. Als er sein eigenes Blut aus den Wunden rinnen sah, huschte ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht. Jetzt war er in seinem Element. Den Gewichtszauber anscheinend völlig vergessen, fingen seine Muskeln an zu pulsieren. Sein Blut war heiß und rauschte durch seine Adern. Die Erregung hatte ihn gepackt und sein Atem ging schwer. Er genoss die Situation. Nuima hingegen stand keuchend auf und spuckte Blut. Der Schlag war zerreißend gewesen. Mehrere Rippen waren gebrochen und sie war sich nicht sicher, ob ihre inneren Organe in Ordnung waren. Sie untersuchte sich so schnell sie konnte selber, um dann festzustellen, dass sie keine andere Wahl hatte als weiterzukämpfen, egal wie es um sie stand. Sie griff ihr Schwert, das zwei Meter neben ihr gelandet war und betrachtete ihren Gegner. Der Nornelf blickte ihr gierig entgegen, während die gewaltigen Muskeln an seinem Körper verrückt spielten. Er schien die Kontrolle über sie verloren zu haben, denn sie bewegten sich unabhängig voneinander, als ob sich Tiere hindurch graben würden. Nuima schwang das Schwert erneut, um ihr Gramp il Nuru einzusetzen und ignorierte dabei die Schmerzen. Der unsichtbare Angriff bahnte sich ohne Probleme ihren Weg durch den Schnee und riss schließlich Karons Brust auf, der keine Anstalten gemacht hatte, auszuweichen. Erst der Schmerz dieses Angriffs und das rote Blut, das in sein Sichtfeld kam, bewegten den Nornelfen dazu, den nächsten beiden Angriffen auszuweichen. Schließlich stürmte er einfach auf die Jägerin zu, um sie mit einem weiteren Schlag außer Gefecht zu setzen. Den unsichtbaren Schlägen, die Nuima gnadenlos auf ihn abfeuerte, ausweichend kam er der jungen Frau immer näher. Schließlich war er nah genug um einen gezielten Faustschlag zu landen. Er ballte die rechte Faust und lies sie auf ihr Gesicht zu schnellen. Nuima hob ihre Hand schnell genug und schaffte es auf wundersame Art und Weise damit die massige Faust des Nornelfen so umzuleiten, dass er knapp an ihrem Kopf vorbei schlug. Sie war extrem geschickt und schien bestimmte Techniken zu benutzen, um die Schläge ihres Gegners zu kontern oder ihnen auszuweichen. Auch Karons zweite Faust verfehlte ihr Ziel, als Nuima sich schnell wegdrehte. Der Nornelf fluchte und sprang ein Stück nach hinten um einen guten Stand für seine nächsten Schläge einzunehmen. Doch auch die Jägerin nutzte diesen Moment und holte erneut mit ihrem Schwert aus. Sie murmelte etwas, was Karon entweder als Fluch oder als Zauberspruch identifizierte, und auf einmal war die Klinge ihrer Waffe von brodelnden Flammen umhüllt. „Verdammte Zauberei!“ ,brüllte Karon wütend und nutzte seine Standhaftigkeit jetzt lieber zum Ausweichen als zum Angriff. Denn schon kam ihm das flammende Schwert entgegen und obwohl ihm das Feuer nicht traf als er schnell nach hinten auswich, fügte nur die Nähe der Flammen ihm Schmerzen zu, dass er aufschreien musste. Nuima schien diese Hitze nichts auszumachen, denn sie holte wieder gnadenlos aus um erneut zuzuschlagen. Irgendwie gelang es dem Nornelf den tödlichen Attacken auszuweichen. Er bewegte seinen massigen Körper so geschickt wie er nur konnte und vermutlich verschafften ihm die Verletzungen, die Nuima durch seinen Schlag erlitten hatten, einen kleinen Vorteil. Trotzdem machte ihm die Hitze zu schaffen. Sein Körper war schon in Schweiß gebadet und kam die Klinge ihm doch einmal zu nahe, dann schmerzte die erhitzte Luft an seiner Haut. Doch Karon musste etwas unternehmen, denn früher oder später würde Nuima ihn treffen und er war sich nicht sicher, ob er das überleben würde. Normalerweise war seine Muskeln stark genug um einem Schwert zu widerstehen, doch ob dies auch galt, wenn das Schwert die Hitze eines Vulkanes versprühte, wusste er nicht. Also wurde er etwas kreativ und versuchte ein kleines Experiment. Kurz nachdem er erneut einem Schwertstreich ausgewichen war, stampfte er mit seinem massigen Beinen so stark er konnte auf den Boden. Der Pulverschnee stob auf und hüllte die beiden Kämpfenden ein. Und das Schwert war tatsächlich so extrem heiß, dass sich der Schnee noch in der Luft in zischenden Wasserdampf verwandelte. Nuima schrie überrascht auf und stolperte ein paar Schritte zurück um den plötzlichen Nebel zu entkommen. Karon hatte sich so eine ähnliche Situation erhofft und nutzte die Gelegenheit. Seine massige Hand schnellte hervor und umhüllte den Unterarm der Jägerin, in der sie ihr Schwert hielt. Die unglaubliche Hitze der Feuerschwertes lies den Nornelfen fast zurückzucken, doch er riss sich zusammen und drückte zu. Seine kräftige Hand brach den Unterarm, als ob er nur ein dünner Zweig war. Nuima schrie auf, als sie die höllischen Schmerzen spürte. Die Kraft verließ ihre Hand, das Schwert fiel zu Boden und die Flammen um die Klinge erloschen. Nuima sprang mit zusammengebissenen Zähnen in Sicherheit. Ihr Arm baumelte nutzlos herum und ein leiser Fluch entkam ihrem Mund. Ihr sonst ansehnliches Gesicht war vor Wut völlig verzerrt. Karon hob das nun harmlose Schwert auf, holte aus und schmiss es davon. Die Klinge erreichte eine unheimliche Geschwindigkeit und verschwand mit einem Blitzen irgendwo hinter dem Horizont. „Damit hätten wir dieses Mistding aus dem Spiel und du kannst deine kleinen Tricks nicht mehr einsetzen.“ ,stellte er nüchtern fest und grinste seine Gegnerin an. Nuima schien von der Aktion nicht gerade begeistert zu sein, denn sie schien geradezu zu kochen. Für einen Moment dachte Karon, sie würde jetzt ihren Körper in Flammen hüllen, so zornig schien sie zu sein. Der Nornelf war davon ausgegangen, dass die Jägerin spätestens jetzt aufgeben würde, doch dann rannte sie plötzlich auf ihn zu. Karon zuckte mit den Schultern. Ihm war es egal, wenn sie bis zum bitteren Ende kämpfen wollte. Ihr gesunder Arm traf dem Nornelfen auf seinen stahlharten Bauchmuskeln und zeigte keinerlei Wirkung. Der Schlag von Karon war dafür umso wirksamer. Seine rechte Faust traf den Körper wie ein Donnerschlag und Nuima hob wieder ab um dann ein paar Meter weiter abermals im Schnee zu landen. Karon nickte. Der Kampf war vorbei, er hatte gewonnen. Sie war eine gute Gegnerin gewesen. Sehr stark obendrein, denn sie hatte es geschafft, in seinen Muskelpanzer zu schneiden. Die Wunden bluteten immer noch. Er drehte sich um, damit er in die Höhle zurückkehren konnte, als er im Augenwinkel sah, wie Nuima sich langsam wieder aufrappelte. „Der Kampf ist noch nicht vorbei!“ ,zischte sie wütend. Sie stand da, den Oberkörper mit ihrem gesunden Arm auf die Knie gestützt. Anscheinend konnte sie sich gar nicht mehr bewegen. Karon ging auf sie zu. „Bist du dir sicher? Wenn du weiterkämpfen willst, kenne ich keine Gnade.“ ,sagte er ehrlich. Nuima schaute ihn böse funkelnd an. „Ich gebe doch nicht auf!“ ,brüllte sie ihn an. Karon stand jetzt direkt vor ihr und sie starrte an seinen Muskeln entlang auf das bärtige Gesicht. Sie machte Anstalten ihn anzugreifen, doch wenn sie sich zu sehr bewegte, würde sie einfach zusammenklappen. „Dein Kampfgeist ist bewundernswert.“ ,sagte Karon und ballte seine Faust. Der Schlag traf sie direkt ins Gesicht, doch der Nornelf hatte seine ungeheuerlichen Kräfte gezügelt und auf einem menschlichen Niveau gehalten. Nuima klappte vor ihm zusammen. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Der Nornelf seufzte und jetzt, wo er tatsächlich gewonnen hatte, drückte auch der Gewichtszauber wieder auf seinen Körper. Er tat der Jägerin noch den Gefallen, sie auf ihr Pferd zu heben und dem Rappen den Befehl zu geben, sie sicher ins nächste Dorf zu transportieren. Er war sich sicher, dass das Tier intelligent genug war und seine Freundin nicht im Stich lassen würde. Dann drehte er sich um und ging langsam zurück zur Höhle, denn die pure Erschöpfung hatte ihn schließlich gepackt und seine Wunden brannten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)