Die Legende von Karon Eisenhand von Schilly ================================================================================ Kapitel 2: Die Donnerkeilechse ------------------------------ Karon fühlte sich sehr müde. Er hatte seine Augen geschlossen und keine Ahnung, wo genau er lag. Genau genommen wusste er gar nicht, warum er überhaupt schlief. In seinem Kopf drehte sich alles. Es dauerte einige Minuten, bis er seine Gedanken geordnet hatte. Er erinnerte sich nun, dass er seine Heimat, den Schwarzen Wald, verlassen hatte und dann von ein paar seltsamen Typen aufgeschnappt worden war, die ihn zu einem gewissen König von Rhouyan gebracht hatten. Dieser hatte ihm einen starken Gegner versprochen und ihn auf die Suche nach einer gewissen Tiriel geschickt, die Karon schließlich auch gefunden hatte. Und dann hatte dieses Biest ihn tatsächlich besiegt, da sie nicht einfach mitkommen wollte. Und das obwohl Karon diese idiotischen Höflichkeitsfloskeln benutzt hatte, die man einer so hochwohlgeborenen Göre entgegenbringen sollte, so hatte man es ihm zumindest gesagt. Karon überlegte, wie Tiriel gegen ihn gewinnen konnte, wo er sich immer so sicher war, so ziemlich das stärkste Wesen der Welt zu sein. Eigentlich hätte sie keine Chance gehabt, wären da nicht diese grausamen Augen gewesen. Karon hatte nie im Leben Angst gehabt, egal was ihm passiert war, doch diese Augen hatten ihm Schauer über den Rücken gejagt. Automatisch entfuhr ihm ein leises Knurren, doch für einen waschechten Wutanfall war er zu erschöpft. Stattdessen öffnete er langsam die Augen. Es kam ihm vor, als hätte er ewig lange geschlafen. Der Nornelf blinzelte die Müdigkeit aus seinen Augen und blickte an sich herunter, obwohl das wegen seiner gigantischen Brustmuskeln kaum möglich war. Er lag auf einer Art Holzbank, die sich bei der kleinsten Bewegung des Muskelpakets knarrend beschwerte. Karon bemerkte, dass seine Hände und Füße mit schweren Ketten gefesselt waren. Er zeriss sie ohne große Anstrengung und setzte sich auf. Ein Schrei lies den massigen Nornelfen zusammenzucken. Und obwohl der Schrei hoch und spitz war, kam er von einem Mann. Er saß in der Ecke auf einem Stuhl an einem alten Schreibtisch und schien gerade etwas auf ein Stück Pergament zu schreiben. Er war sehr klein und beleibt, trug in seinem Gesicht einen buschigen Schnauzer und war ansonsten völlig kahl. Als der Mann bemerkt hatte, dass sich sein Gefangener bewegte und sich ohne Mühe von den eisernen Fesseln befreit hatte, die einen ausgewachsenen Zuchtbullen zurückgehalten hätten, konnte er nicht anders als zu schreien wie eine Frau. „B…Bleib stehen!“ ,fiepte der Mann mit einer hohen, nervösen Stimme, obwohl Karon gar nicht stand, sondern immer noch gähnend auf der breiten Holzbank saß. „Wenn du mir etwas antust, wird dir das Leid tun!“ ,fügte er schnell hinzu. Karon musterte den kleinen Schwächling und seufzte tief. „Keine Angst, ich greife dich nicht an, Kleiner.“ ,sagte er Nornelf dann mit seiner beeindruckenden, männlichen Stimme, die einen starken Kontrast zur Fiepstimme des Mannes bildete. „Aber sag mir, warum bin ich dein Gefangener?“ ,fragte Karon dann, hob die Reste der Kette auf und zermalmte sie mit dem Druck seiner breiten, starken Hand erneut. Der Mann stand nun zitternd auf. Er hatte sich etwas gefasst, nachdem Karon ihn versichert hatte, ihn nicht in zwei Stücke zu reißen. Seine Stimme war zwar immer noch hoch, doch klang er nicht mehr ganz so jämmerlich. „Du bist nicht mein Gefangener, sondern der Gefangene des Dorfes Kren. Wir…wir haben kein Verlies oder einen Käfig, in das wir dich hätten stecken können, deswegen bist du in meinem Zimmer untergebracht. Wir…wir dachten diese Ketten würden erstmal reichen…aber…“ Der Mann glotzte ungläubig auf die Reste der Kette, die jetzt völlig zerstört und verbogen am Boden lag. „Mein Name ist Heinz. Ich bin der Assistent von Bürgermeister Horaz.“ ,stellte er sich vor und hielt dem Nornelfen reflexartig die Hand zu Begrüßung hin. In der selben Sekunde bereute er es auch und als Karon die Geste erwiderte, dachte Heinz, das er seine Hand nie wieder benutzen konnte. Tatsächlich legten sich die starken Finger wie ein Schraubstock um seine Hand und Karon schüttelte ihn kräftiger durch, als er es gewohnt war, doch Heinz Hand überstand auch das. „Karon Eisenhand, freut mich.“ ,erwiderte Karon knapp. Dieser Mann war völlig uninteressant für ihn, deshalb wollte er keine weitere Zeit mit ihm verschwenden. „Also Dickerchen, ist ja schön und gut, dass ich euer Gefangener bin, aber ich geh jetzt mal.“ Ohne ein weiteres Wort und ohne ein weiteren Blick auf Heinz, der ihn fassungslos anblickte, drehte Karon sich zur Tür und öffnete sie. Vor ihm lag eine gewundene Treppe, die nach unten führte. „Halt!“ ,schrie Heinz aufgebracht, wagte es aber nicht, sich dem Muskelprotz in irgendeiner Weise entgegenzustellen. „Bleib stehen, im Namen des Dorfes Kren!“ Karon seufzte wieder tief und ging gebückt die Treppe hinunter, denn der Flur war ziemlich eng. Er fragte sich, wie die Dorfbewohner es geschafft hatten, ihn hier hoch zu schleppen. Unten angekommen durchquerte er noch einen weiteren Raum, bis er nach draußen auf den kleinen Dorfplatz treten konnte. Und jetzt wusste er auch, warum er der Gefangene dieses Dorfes war. Der Brunnen in der Mitte des Platzes war schon halb wieder aufgebaut, aber das Haus, das Tiriel und er während ihres Kampfes in Schutt und Asche gelegt hatten, war immer noch ein einziger Trümmerhaufen. Karon betrachtete sein Werk und versuchte das schlechte Gewissen zu ignorieren, das ihn auf einmal quälte. „Bleib stehen!“ ,schrie Heinz hinter ihm, obwohl Karon sich keinen Millimeter weit bewegte. Karon drehte seinen Kopf zu ihm hin, dass seine Nackenmuskeln bizarre Falten warfen. „Das tut mir Leid.“ ,bemerkte er knapp und deutete auf das Haus. „Wenn ich im Kampfrausch bin, dann fällt mir so was nicht auf. Ich habe euer Dorf nicht absichtlich zerstört. Außerdem war da noch diese Tiriel und die…“ Heinz bekam bei dem Namen der Adeligen große Augen. „Ihr habt hier mit Tiriel al Rhouyan gekämpft? Diesem Monster? Und ihr seid nicht gestorben? Erstaunlich!“ Karon verstand nicht, warum der Mann so schlecht von dem Weib sprach, aber es war ihm letztendlich auch egal. Außerdem wollte er nicht über den Kampf reden, in dem er kläglich verloren hatte. „Sag mir Dicker, wie kann ich das wieder gut machen?“ „Töte die Echse!“ ,mischte sich eine dritte Stimme ein. Sie gehörte einem stämmigen Mann im mittleren Alter, der nicht gerade gut gelaunt schien. Er sah aus, als sei er Arbeit gewohnt, denn er hatte große, kräftige Hände. Im Vergleich zu Karons Händen glichen sie zwar eher denen eines Neugeborenen, aber für einen normalen Menschen waren sie erstaunlich. Er trug außerdem einen buschigen schwarzen Bart und hatte eine Halbglatze. Seine Stoffklamotten waren von der Feldarbeit abgenutzt und verdreckt. „Bauer Krenz…“ ,stammelte Heinz nervös. „Das Biest hat meine Ernte wieder zerstört!“ ,grunzte der vermeintliche Bauer und packte Heinz am Kragen. „Lass den Muskelprotz losziehen und die Echse töten! Dann haben wir Bauern unsere Ruhe und er kann seiner Wege ziehen! Die Dorfbewohner wären sich einverstanden mit dieser Lösung. Und wenn sie es nicht sind, dann werde ich dafür schon sorgen.“ ,knurrte er den Vertreter des Dorfes an. „Hört sich gut an.“ ,willigte Karon sofort ein. Ein wildes Vieh jagen konnte ja nicht so schwer sein und wenn er dann auch noch seine Schuld begleichen konnte, umso besser. Heinz war erst nicht damit einverstanden, doch unter Bauer Krenz bösem Blick, willigte er dann doch ein. Und so zog Karon Eisenhand los, um die so genannte Donnerkeilechse zu töten. Angeblich war sie mehrere Meter groß und mit einem Schuppenpanzer bedeckt, so hatte Bauer Kranz es ihm zumindest erzählt. Doch das war dem Nornelfen gerade ziemlich egal. Er war frei, durchstreifte wieder einen Wald und konnte seinen Körper strecken. Angeblich hatte er zwei ganze Tage geschlafen. Seine Muskeln tauten langsam auf, je länger der Elf durch den Wald stapfte. Und bald schon zuckten sie vor Aufregung auf die Aussicht auf einen Kampf gegen das Ungetüm. Karon folgte dem Weg, den die Dorfbewohner durch den Wald nahmen, eine ganze Stunde, bis er auf etwas traf, mit dem er nicht gerechnet hatte. Am Wegesrand lagen zwei Menschen, eine steinalte Dame und ein kleines, blondes Mädchen. Er bückte sich zu ihnen herunter und drehte die leblosen Körper um. Ihre Kehlen waren sauber durchgeschnitten und bei genauerer Betrachtung sah man, dass sie durchsucht worden waren. „Welcher Mistkerl…“ ,knurrte Karon. Die Adern, die über seinen Muskeln verteilt waren, fingen an zu pulsieren, als heißes Blut durch seinen Körper gepumpt wurde. Die reine Wut hatte ihn gepackt. Mit geschärftem Blick betrachtete er die Umgebung und es dauerte nicht lange, bis er die Spur der Mistkerle gefunden hatte. Mit größter Sorgfalt belegte er die geschundenen Leichen mit Laub. Als er die improvisierten Gräber bereitet hatte, drehte er sich der Richtung zu, in die er gehen musste, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Seine Muskeln waren durch die erhöhte Blutzufuhr auf ihr Maximum angeschwollen, so dass er aussah wie ein zuckender Fleischberg auf zwei Beinen. Die Adern, die inzwischen auf seinem ganzen Körper pulsieren, drohten unter seiner Wut zu platzen. Mit aller Kraft stieß er sich vom Boden ab und preschte los. Bäume und andere schwere Hindernisse, die dem Nornelfen im Weg standen, wurden mit einem Schups zur Seite geschleudert. Ein Hirsch musste sein Leben lassen, als Karon ihm mit einem gezielten Schlag das Genick brach und zehn Meter durch den Wald schleuderte, weil er im Weg stand. Und es dauerte keine fünf Minuten, bis er die Mörder sehen konnte. Es waren sogar drei Stück gewesen, die der alten Frau und dem Kind aufgelauert hatten. Karon lies einen Wutschrei ab, der die drei Gestalten zusammenzucken lies. Der Nornelf packte sich eine der drei Gestalten am Kopf. Seine starken Finger umfassten den Schädel des Menschen komplett und als Karon leicht zudrückte, konnte der Mann nicht schreien, weil Handmuskeln und Knochen sein Gesicht völlig zusammendrückten. Die anderen Räuber sprangen mit einem erstaunten Geräusch zurück. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Lage eingeschätzt hatten. „Lass ihn los!“ ,brüllte einer der beiden und zog dabei ein Schwert. Karon erkannte erst jetzt, dass es sich bei ihm nicht um einen Menschen, wie bei den anderen beiden, sondern um einen Ork handelte. Auch der dritte Räuber zog ein Schwert und versuchte damit, Karon zu drohen. Der Nornelf drückte noch ein bisschen mehr zu. Der Körper, der in seiner Hand hing, zuckte verzweifelt auf, versuchte sich von der Hand zu lösen, die wie ein Schraubstock um seinem Kopf lag. Doch alle Kraft des Menschen reichte nicht aus, den Arm des Nornelfen auch nur ein bisschen zu bewegen. „Habt ihr die Alte und das Mädchen getötet?“ ,knurrte Karon und glotzte dem Ork dabei in die Augen. Dieser war von der Gestalt, die vor ihm stand, völlig eingeschüchtert. Trotzdem spielte er den Mutigen. „Lass ihn los, oder wir töten dich!“ Karon ignorierte die Drohung und stellte stattdessen erneut seine Frage. „Was geht dich das an? Die beiden hatten halt Pech, uns zu begegnen!“ ,brüllte nun der Dritte, der schon Tränen in den Augen hatte, als er sah, das sein Kamerad im Griff dieses Monsters nur noch leicht zuckte. Ohne weiteres Erbarmen drückte Karon nun zu. Der Schädel zwischen seiner rechten Hand bot gegen seine pure Kraft nicht den geringsten Widerstand. Wie eine überreife Frucht konnte der Nornelf den Kopf des Räubers zerdrücken. Der restliche Körper fiel leblos auf den Waldboden, während Karon den Brei aus Blut, Schädelknochen und Hirn an seiner Brust abwischte. Der andere Mensch fing an zu schreien und warf sein Schwert weg. Dann rannte er um sein Leben. Der Ork stieß einen nicht jugendfreien Fluch aus, umfasste sein Schwert mit aller Kraft und stieß zu. Die Klinge glitt an Karons Bauchmuskeln ab, als trüge er eine Stahlrüstung. Der Nornelf packte das Schwert, zerbrach die Klinge ohne Mühe und ohne einen Schnitt davon zu tragen und schmiss die Überreste weg. Der Ork stolperte nun rückwärts nach hinten und fiel auf seinen Rücken. „Halt! Warte!“ ,flehte er. „Wir können das doch anders regeln! Wie wäre es, wenn…!“ Er konnte nicht mehr weitersprechen, denn Karon hatte seinen Fuß im Brustkorb des Räubers versenkt. Langsam, fast so als genieße er es, Rache zu nehmen, zog er seinen breiten Fuß dann wieder aus den warmen Gedärmen der Leiche. „Bleibt nur noch einer…“ ,knurrte er. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit zog Karon einen nahestehenden Baumstamm aus der Erde und rannte los, ohne dass das zusätzliche Gewicht seine Geschwindigkeit verminderte. Sein Opfer war schnell eingeholt. Der Nornelf spannte seine Muskeln so stark an, dass das Holz unter seinen Händen splitterte und seine Finger sich in das Holz gruben. Er holte mit dem Baum aus und traf den rennenden Menschenkörper. Die Wucht dieses Schlages lies den schwachen Körper regelrecht zerplatzen. Blut, Gedärme, Knochen und Körperteile lösten sich voneinander und verteilten sich mehrere Meter weit an den Bäumen der näheren Umgebung. „Ihr hattet halt Pech, mir zu begegnen…“ ,sagte er und spuckte angewidert auf den Boden. Den Baumstamm schleuderte er von sich, dann lies er sich nieder und betrachtete sein Werk. Langsam beruhigte sich sein Puls wieder, das Blut hörte auf zu rauschen und seine Muskeln nahmen wieder ihre normale Größe an. Ein langer, tiefer Seufzer kam aus seinem Mund, nachdem er einige Minuten einfach da gesessen hatte. Als er den roten Brei auf den umliegenden Bäumen betrachtete, kam ihm der Gedanke, dass er hier wohl etwas übertrieben hatte. Sicherlich hätte es gereicht, die Räuber im Dorf abzuliefern. Die Todesstrafe hätte sie so oder so erwartet, aber sie derart hinzurichten kam selbst Karon ein wenig übertrieben vor. Aber die Wut hatte ihn übermannt. Nicht nur die Wut, dass diese Kerle die unschuldige Frau und das Kind eiskalt ermordet hatten, auch die Wut darüber, dass Karon gegen diese adelige Göre verloren hatte. Beides hatte ihn zu dieser Tat hinreißen lassen. Ein schlechtes Gewissen hatte er aber wegen dieser Mistkerle nicht. Den Tod hatten sie verdient, ob nun so oder durch die Hand eines Henkers. Dem Nornelfen überkam auf einmal die Gleichgültigkeit. Er wandte sich von den blutigen Bäumen ab und ging in die entgegen gesetzte Richtung tiefer in den Wald hinein. Der Vorfall mit den Räubern war schnell aus seinen Gedanken verschwunden. Vielmehr kreisten sie nun wieder um Tiriel und darum, wie er so einfach verlieren konnte. Nach einer Weile entschloss er sich härter zu trainieren als sonst um stark genug zu sein, der faulen Magie dieses Weibs mit purer Körperkraft widerstehen zu können. Sobald er soweit war, wollte er Tiriel erneut aufsuchen und eine Revanche fordern, obwohl er ihr versprochen hatte, sie nicht weiter zu belästigen. Aber das war ein Versprechen aus Angst gewesen. Und das zählte in Karons Augen nicht. Mehr in Gedanken versunken als sonst üblich bemerkte Karon nicht, das er sich einem widerlich stinkenden, braunen Haufen näherte, in den er schließlich seinen breiten, sehnigen Fuß versenkte. Erst jetzt, als der noch warme Haufen seinen Fuß umschloss, wagte der Nornelf einen Blick auf den Boden. Der Kothaufen war riesig, so groß, dass sogar die massige Wade des Nornelfen darin versunken lag. Karon zog sein Bein ohne große Mühe aus der Scheiße, was ein seltsames Schmatzgeräusch verursachte. Er bückte sich hinunter und untersuchte den Kot aus der Nähe. „Das könnte von diesem Echsenvieh stammen.“ ,stellte er für sich fest und blickte sich um. Tatsächlich musste dieser überaus große Haufen einem überaus großem Tier gehören. Und auch die Spuren, die das Wesen hinterlassen hatte, deuteten auf einen massigen Körper hin. Dort, wo das Vieh lang gestapft war, hatte es eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bäume waren umgeknickt, der Boden geradezu umgepflügt und Büsche und Sträucher platt gewalzt. Die Donnerkeilechse machte Karon die Verfolgung dadurch ziemlich leicht. Ohne Eile schlenderte den Nornelf dem Ungetüm hinterher. All zu weit konnte das Vieh noch nicht sein, der Haufen war noch ziemlich frisch gewesen. Karon wanderte einige Minuten, bis er Geräusche vernahm, die nicht in einen friedlichen Wald gehörten. Eine recht schrille Stimme schrie um Hilfe und dann war da noch dieses tiefe, grollende Brüllen, dass die Erde zum Beben brachte. Karon beschleunigte seine Schritte nun etwas und bekam den ungleichen Kampf schnell zu Gesicht. In einem sehr breiten Graben unter ihm kämpfte David gegen Goliath. Es handelte sich hier tatsächlich um die Donnerkeilechse. Das Vieh sah nicht wirklich aus wie eine Echse, eher wie ein zu groß geratenes Rind mit dicken, muskulösen Beinen und einem bizarren, breiten Schädel, der aussah wie der eines zu fetten Drachens. Das einzig echsenähnliche war der lange, kräftige Schwanz und die braungelben Schuppen. Das Ungetüm war tatsächlich an die drei Meter hoch und mindestens genau so lang und breit. Der Gegner der Donnerkeilechse gehörte dem Volk der Kobolde an. Er war nicht einmal halb so groß wie Karon und hatte dünne Ärmchen. In seinem frechen Gesicht hatte er große Augen und spitze Zähne. Außerdem kennzeichneten ihn spitze Ohren, kurzes schwarzes Haar, das ziemlich ungepflegt aussah, und die für Kobolde übliche dunkelgrüne Haut. Mit einem lächerlich kleinem Dolch stand er der Donnerkeilechse gegenüber, die immer wieder mit ihrem breiten, unförmigen Schädel zustieß. Der Kobold wusste zwar geschickt auszuweichen, doch früher oder später würde ihn das Vieh erwischen. Karon stieß sich vom Boden ab und landete so knapp vor dem Wicht, das dieser erschrocken zurückwich und einen spitzen Schrei ausstieß. Die Donnerkeilechse war für einen kurzen Moment verwirrt, doch dann griff sie sofort ihren neuen Gegner an. Ihr massiger Kopf stieß hervor und rammte den Nornelfen mit aller Kraft in den Bauch. Doch dieser hatte schon längst seinen muskulösen Körper angespannt. Die Kraft der Donnerkeilechse verpuffte angesichts der überwältigenden Muskelmassen, die der Nornelf aufzubringen vermochte. Karon packte das Vieh im Nacken und verhakte sich mit seinen kräftigen Fingern hinter den Schuppen. Mit viel Kraft drehte er den Kopf der Donnerkeilechse nun ruckartig in eine Richtung. Das Genick der Bestie brach wie ein Streichholz. Der massige Körper sank leblos zu Boden. „Alles in Ordnung?“ ,fragte Karon den Kobold, der ihn nur mit großen Augen anstarrte. Er gab keine Antwort, sondern saß einfach nur da. Der Nornelf zuckte mit den Schultern und drehte sich seiner Beute zu. Ihm war immer noch alles ziemlich gleichgültig. Die Ereignisse der letzten Tage gefielen ihm gar nicht. Er machte sich daran, die Donnerkeilechse ins Dorf zu transportieren, denn das war Teil seiner Aufgabe. Die Dorfbewohner wollten das Fleisch dieses Ungetüms als Nahrung und die Knochen und anderen Bestandteile als Materialien behalten und als Entschädigung für die Zerstörung ihres Dorfes anerkennen. Erst als der massige, tonnenschwere Körper auf Karons Schultern lag und der Nornelf den Graben hochsprang, fand der Kobold seine Stimme wieder. „Wahnsinn…“ ,flüsterte er und kletterte seinem neuen Helden schnell hinterher. Karon beachtete ihn nicht, aber der Kleine schaute ihn bewundernd an. Zwar sah der Muskelprotz mit seinen stinkenden Scheißfüßen und dem angetrockneten Blut auf Brust und Händen nicht wie der typische Märchenheld aus, doch die Muskeln, die eine ausgewachsene Donnerkeilechse ohne Mühe durch die Gegend schleppen konnten, übten auf den Kobold eine gewisse Faszination aus. Sie gingen eine ganze Weile so, bis der Kobold wagte, seinen Mund aufzumachen. „Äh, danke, dass du mir geholfen hast.“ ,sagte er kleinlaut und rannte dabei auf gleicher Höhe wie Karon. Der Kleine musste fast laufen um mit den langen Schritten des Nornelfen mithalten zu können. Als sein neuer Held nichts erwiderte, sagte der Kobold: „Mein Name ist Cid. Und wie heißt du?“ Karon blickte über seine massigen Schultern auf den Knirps herunter. „Karon Eisenhand“ ,gab er knapp zur Antwort. Er hatte keine Lust sich zu unterhalten. Er wollte nur diese Echse abliefern und dann trainieren, um Tiriel irgendwann besiegen zu können. „Und du bist Jäger? Oder so was?“ ,fragte Cid nun weiter und blickte erwartend hoch, ohne das er Karons Gesicht sehen konnte, das aus seinem Blickwinkel hinter all den Muskeln verschwunden war. Der Nornelf gab wieder keine Antwort. „Komm schon, irgend so was musst du ja machen, oder? Woher sonst das Blut an deinen Händen und der Brust? Und warum sonst solltest du die Donnerkeilechse jagen? Das war übrigens sehr beeindruckend, wie du sie gepackt…“ „Seit still!“ ,unterbrach ihn Karon genervt. „Ich bin kein Jäger. Das ist menschliches Blut. Das Blut von Mördern. Eine Bande von drei Räubern hat eine alte Frau und ein Mädchen am Wegesrand ermordet und ich habe Rache genommen.“ ,erklärte der Nornelf mit einer grimmigen Miene. Cid war schlagartig bleich geworden. Der Mund stand ihm offen und er blickte die Brustmuskeln des Nornelfen entsetzt an, denn dahinter vermutete er dessen Gesicht. „Waren es zwei Menschen und ein Ork?“ ,fragte er nach einer kurzen Schweigeminute. „Ja, wieso? Woher kennst du sie?“ ,knurrte Karon zurück. „Ach…die haben mich auch verfolgt, deswegen bin ich in den Wald geflohen, wo mich dann die Echse überrascht hat.“ ,antwortete Cid nervös. Die Wahrheit war, dass diese drei Räuber bis vor ein paar Stunden seine Partner gewesen waren. Der Kobold musste schlucken bei dem Gedanken daran, was der Nornelf mit ihnen angestellt hatte. Die drei Räuber taten Cid nicht Leid, ganz im Gegenteil. Er hatte seine Partner nie wirklich gemocht und sie hatten den Tod verdient, waren sie zu den Menschen, die ihre Bande immer überfallen hatte, doch immer so brutal gewesen und hatten sie selten am Leben gelassen. Schließlich waren sie sogar so weit gegangen eine alte Frau und ein Kind zu töten. Wut machte sich nun auch in Cid breit. Er selbst wäre nie so weit gegangen. Doch diese Sache verschwieg er dem Nornelfen lieber, denn er wollte nicht so enden wie seine Partner. Außerdem brauchte er jetzt einen neuen Beschützer, denn das war der einzige Grund gewesen, bei dem Ork und seinen Komplizen zu bleiben. Und wer eignete sich nicht besser als persönliche Leibwache als ein Zwei-Meter-Muskelberg? Cid beschloss kurzerhand bei Karon zu bleiben, verschwieg diesem sein neues Glück allerdings noch. Die beiden wanderten eine ganze Weile so weiter. Die Donnerkeilechse war nicht leicht durch den Wald zu transportieren, auch wenn ihr Gewicht für den Nornelfen kein Problem darstellte. Doch durch die Größe dieses Biestes musste er seinen Nacken gekrümmt halten und langsam fing dieser an zu schmerzen. Außerdem hatte Karon lange nichts mehr zwischen die Zähne bekommen, so dass sein Magen immer wieder ein Knurren verlauten lies, das genau so gut von einem Rudel Wölfe stammen konnte. Cid war ruhig, seitdem er die Sache mit den Räubern erzählt hatte. Eigentlich hatte er gehofft, der Kobold würde schreiend davon laufen, doch er war nur für einige Minuten leichenblass gewesen und ihm trotzdem weiter gefolgt. Das neugefundene Duo bemerkte nicht, wie der Wald sich um sie herum veränderte. Die Temperatur stieg auf eine wohlige Wärme an und in der Luft hingen wunderbare Düfte, die von den vielen Blumen stammen mussten, die auf einmal zwischen dem weichen grünen Moos aufgetaucht waren. Cid blickte sich plötzlich nervös um und tippte den Nornelfen schließlich auf den dicken Oberschenkel. „Ähm, Karon?“ ,versuchte er ihn anzusprechen. „Was ist?“ ,knurrte Karon zurück. „Wir…wir sollten uns vielleicht beeilen. Dieser Teil des Waldes ist nicht sicher für uns.“ ,erklärte der Kobold, wobei er sich immer wieder verunsichert umschaute. Der Nornelf machte sich nun auch die Mühe, seine Umgebung etwas näher zu betrachten und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie anscheinend das Paradies betreten hatten. Die Bäume und Pflanzen sahen sehr gesund aus, die vielen bunten Blumen hüllten seine Nase in die himmlischsten Gerüche ein und überall waren kleine Teiche, in denen das saubere Wasser wie Feenstaub glitzerte. Der Wald war hier so schön, dass sich Karons Gleichgültigkeit langsam in Wohlgefallen auflöste. Alle schlechten Gedanken verschwammen langsam und schienen dann völlig zu verschwinden. Ein zufriedenes Lächeln legte sich in sein Gesicht. „Du redest Unsinn, Knirps. Was soll uns hier schon passieren?“ Karon stemmte die Donnerkeilechse in die Höhe und legte sie dann so sanft in das weiche Moos, als handele es sich dabei um einen übergroßen Säugling. Eine solche Vorsicht war sonst nicht seine Art, doch er wollte in dieser wunderschönen Gegend nichts zerstören. Cid schaute ihn fragend an. „Wir machen hier eine Pause, an diesem wunderbaren Ort.“ ,sagte Karon mit einem verträumten Blick. Der Kobold rief entsetzt: „Genau deshalb ist dieser Ort nicht gut für uns! Weil dann genau das mit uns passiert! Karon, hör mir zu, dieses Gebiet gehört Nymphen und wenn sie mitbekommen, das hier Männer sind, dann wirst du diesen Teil des Waldes nicht mehr lebend verlassen!“ Karon hörte Cid nicht einmal wirklich zu. Zu sehr hatte ihn diese Traumwelt schon in ihrem Bann gezogen. Wie in Trance blickte er sich um und erfreute sich an dieser Idylle. Einige Meter von ihnen entfernt war eine Gestalt erschienen. Cid schrie auf, während Karon keine Reaktion zeigte. Vor ihnen stand eine junge Frau, die so schön war, dass dem Kobold das Herz wie wild klopfte. Lange schwarze Haare umrahmten ihr Gesicht und gingen ihr bis zur Hüfte. Ihr perfekter Körper war völlig nackt, das einzige, was man als Kleidungsstück erkennen konnte, war ein Blumenkranz, der in ihren Haaren lag. Von ihr ging eine unheimliche Faszination aus. Cid war kein Lustmolch, doch bei diesem Anblick lief er rot an und das Wasser lief in seinem Mund zusammen. Er wunderte sich gleichzeitig, dass Karon so ruhig da stand und keine Reaktion zeigte. „Willkommen, Fremde.“ ,sagte die Nymphe mit dem Lächeln eines Engels und einer süßen Stimme, die im Kopf der zwei Männer wie ein wunderschönes Lied klang. Sie kam nun näher, so langsam und graziös, dass es aussah, als würde sie über das weiche Moos gleiten. „Ihr seit gern gesehene Gäste in diesem Waldgebiet.“ ,führte sie dann fort. Sie stand direkt vor Karon. Ihre glatten Hände strichen nun über seine Brust und streichelten seine Oberschenkel, doch der Nornelf zeigte immer noch keine Reaktion. Cid selbst wurde fast verrückt, als noch zwei weitere von diesen perfekten Wesen wie aus dem nichts auftauchten und auf sie zugingen. Leider ignorierten sie den Kobold völlig und gesellten sich dafür zu der Schwarzhaarigen und streichelten Karons Körper. „Wie ist euer Name?“ ,sagte die Blonde, die sich bewundernd an Karons Oberarm zu schaffen machte. „Karon Eisenhand.“ ,sagte der Nornelf knapp. Cid war fassungslos, das der Muskelprotz der betörenden Magie anscheinend standhielt. Er selbst war schweißgebadet und kurz davor eine dieser Frauen anzufallen. Der Kobold wusste genau, dass er und Karon verloren waren. Die Nymphen waren zwar wunderschön und in ihrer Gegenwart verspürte man nichts anderes als Glück, doch im tiefsten inneren waren diese Wesen nur eines: mannstoll. Für gewöhnlich verfiel ein Mann ihnen völlig und lebte dann ein kurzes Leben, denn er verbrauchte all seine Energie für den Liebesakt. Doch die Nymphen nahmen nicht jeden Mann dazu. Sie bevorzugten schöne Männer, was auch erklärte, warum sie Cid einfach links liegen ließen und sich Karon widmeten, der zwar nach getrocknetem Blut und Donnerkeilechsenkacke stank, dafür aber einen gewaltigen Körper vorzuweisen hatte. Die Männer jedoch, die für die Nymphen zu hässlich waren, verschwanden meist spurlos. Und obwohl Cid wusste, das diese Wesen ihn vermutlich töten würden, wagte er es nicht, davonzulaufen. Wie die Nymphen sich über den Körper des Nornelfen hermachten faszinierte ihn so sehr, dass seine Beine sich nicht rühren wollten. Drei weitere Nymphen waren aufgetaucht und nun fingen sie an den Nornelfen mit dem Wasser aus den glitzernden Teichen zu waschen. Das getrocknete Blut und der Kot an seinem Bein löste sich unter den Berührungen der Nymphen und dem Wasser einfach auf. Karon sagte immer noch nichts. Er war es gewohnt, dass nackte Frauen um ihn herumwuselten und ihn pflegten. Auch in seinem Heimatdorf war er schließlich bei den weiblichen Elfen nicht gerade unbeliebt gewesen und ähnliche Situationen kamen fast täglich vor. Für gewöhnlich standen abends mindestens zwei der attraktiven Frauen seines Volkes vor der Tür seiner Hütte, wuschen ihm nach dem Training den Schweiß von den Muskeln und genossen dann die Nacht mit ihm. Und so wunderte sich Karon auch nicht, als eine der wunderschönen Nymphen die Schnallen seines Kakku öffnete und das Kleidungsstück ins Moos fielen lies. Die Lippen dieses wunderschönen Wesens mit dunkelblauen Haaren und violetten Augen senkten sich nun auf die seinen und wie es der Nornelf schon dutzende Male mit den Frauen seiner Art gemacht hatte, vollzog er auch mit der Nymphe den Akt. Die anderen Nymphen ließen erst einmal von ihrem neuen Spielzeug ab, so dass die Blauhaarige in Ruhe ihren Spaß mit Karon haben konnte. Zwei der wunderschönen Wesen, unter anderem die Schwarzhaarige, die die beiden Männer begrüßt hatte, wandten sich nun dem Kobold zu, der gebannt auf die Szene schaute, die sein neuer Leibwächter stöhnend vor seinen Augen vollzog. Erst als die sanften Hände der Schwarzhaarigen seine Wange berührte, konnte er seinen gierigen Blick abwenden. Schweiß glitt über seine grünliche Haut und er zitterte vor zurückhaltender Erregung. „Es tut mir Leid, dass wir dich haben warten lassen.“ ,sagte die Nymphe mit einem entschuldigenden Lächeln, wobei sie Cids Gesicht zwischen ihren Händen hielt und ganz nah an ihn herankam. Er konnte ihren süßen Atem auf seiner Haut spüren und die Begierde nach ihren Körper schien sein Inneres aufzufressen. Er wollte diesen wunderbaren Körper jetzt anfassen, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er fragte sich, ob das die Magie der Nymphen war, die ihn damit quälen wollten. „Wir möchten dir einen schöneren Ort als diesen hier zeigen, damit wir dir die gleiche Aufmerksamkeit schenken können, wie deinem starken Freund.“ ,erklärte sie weiter. Cid wusste, dass sie ihn nur los werden wollten, damit sie sich in Ruhe dem Nornelfen widmen konnten, und trotzdem nahm er die Hand der schwarzhaarigen Nymphe und ihrer blonden Freundin und folgte ihnen weg von dem Platz, an dem Karon schon eine zweite Nymphe liebte. Cid war wie hypnotisiert und er nahm die Umgebung um sich herum überhaupt nicht mehr wahr. Auch als der Wald um ihn herum seine Schönheit verlor und zu dem wurde, was jeder Mensch als einen stinknormalen Wald bezeichnen würde, bemerkte er es nicht. Die zwei sanften, grazilen Hände, die sich in seinen eigenen, rauen Koboldhänden wie Samt anfühlten, zogen ihn immer weiter vom Platz der Nymphen weg. Der Kobold bemerke nicht einmal, wie die Nymphen ihn kichernd durch einige Dornenbüsche zogen und sich an den hässlichen, blutigen Kratzern ergötzten, die seine grüne Haut nach dieser Prozedur überzogen. Er fühlte nicht einmal den Schmerz, den die zahlreichen Wunden ihm hätte zufügen müssen, so berauscht war er von den engelsgleichen Gesichtern, die ihn immer wieder verführerisch anlächelten, und von den Stimmen, die ihm einen wunderbaren, paradiesischen Ort versprachen. Schließlich wurden die Nymphen langsamer. Sie gingen nur noch ein paar Schritte, bevor sie dann stehen blieben. Ihre glatten Hände lagen noch in den seinen, als die Schwarzhaarige nah an ihn herankam und ihre verführerischen Lippen knapp vor seine hielt. Cid fühlte sich, als würde er schweben, so leicht schien sein Körper, als er sich in den dunklen Augen des wunderschönen Wesens verlor. „Du Narr.“ ,flüsterte sie dann und ein boshaftes Glitzern durchzog auf einmal ihre Augen. „Ich Narr…“ ,säuselte Cid ihr verliebt nach. Die Blonde fing an zu kichern und ein Grinsen huschte über das Gesicht der Schwarzhaarigen, so hinterhältig, das es nicht zum Rest ihres Äußeren passte. „Du wusstest von uns und trotzdem konntest du uns nicht widerstehen. Ihr Männer seid wirklich nur für das eine zugänglich. Dein Freund hat das Glück, das auch wir den Akt lieben. Du hast das Pech, dass du als hässliche Kreatur auf diese Welt gekommen bist.“ ,zischte sie. Ihre Stimme war nun alles andere als angenehm. Sie klang angewidert. Und dann ließen die beiden Nymphen los. Das schöne Gefühl ihrer sanften, warmen Hände verschwand von Cids Haut. Und ohne diese Berührung verschwand auch diese Leichtigkeit, die seinen Körper durchflutet hatte. Sein Blick wurde mit einem Schlag wieder klarer, im Bruchteil einer Sekunde, bevor die Gravitation seinen Körper erfasste und ihn in die Schlucht riss, über die die Nymphen ihn geführt hatten. Im Fall sah er, wie seine zwei Begleiterinnen mit einer Art Ranke mit dem Rand der Schlucht verbunden waren und so in der Luft stehen konnten. Beide lachten höhnisch, was in seinen Ohren nicht mehr wie ein Lied klang. Es war bereits die siebte oder achte Schönheit, die befriedigt von Karons Oberkörper rollte und ihn begeistert und laut atmend lobte. Der Nornelf selbst hatte langsam genug. Nicht, dass er keine Ausdauer mehr gehabt hätte, aber das Spielchen wurde ihm langsam langweilig. Eine weitere der Nymphen fing nun an seine Brustmuskeln zu massieren. Auch sie war wieder wunderschön, rote, lockige Haare, braune Augen und ein wunderbarer Körper. Doch als sie ihn küssen wollte, drehte Karon seine Lippen weg. Ehrliches Erstaunen legte sich in das Gesicht der perfekten Frau. „Was ist, mein Liebling?“ ,flüsterte sie sanft, wobei sie ihre Fassung schnell wiedergefunden hatte. Ihre Hand glitt nun langsam in den unteren Bereich seines Körpers, doch bevor sie richtig anfangen konnte, schob Karon sie einfach zur Seite und legte den schönen Körper in das weiche Moos. Langsam stand er auf, hob sein Kakku auf und fing an, es sich umzuschnallen. Dabei bemerkte er nicht, dass dutzende fassungslose, dennoch wunderschöne Gesichter ihn anglotzten. Die Rothaarige stand auf und fiel ihm an die Brust. „Karon, was ist los? Wir haben doch noch nicht einmal angefangen!“ ,sagte sie enttäuscht und ungeduldig. „Ihr seit gute Gastgeber.“ ,stellte Karon stumpf fest, „Seit Tagen konnte ich mich mit keiner Frau mehr vergnügen und ihr wart gut zu mir, dafür möchte ich euch danken. Doch nun möchte ich meinen Weg fortsetzen, denn ich habe noch etwas zu erledigen.“ Karon deutete eine Verneigung an, wie es zum Abschied vor guten Gastgebern nornelfischer Brauch war, und drehte sich dann der Donnerkeilechse zu, die ein paar Meter weiter im Wald lag. Er wollte gerade ein Schritt gehen, als eine Art Ranke sich um seine dicken Waden wickelte und ihn zurückhielt. Überrascht drehte er sich um. Die Arme einer der Nymphen hatte sich in diese Ranke verwandelt. „Was bedeutet das?“ ,fragte Karon unschuldig. Die wunderschönen Gesichter waren verschwunden. Die Köpfe der Frauen glichen eher wild gewordenen Furien. Ihre Augen hatten sich zu bösartigen Schlitzen verengt und ihr Mund war nun breit und mit spitzen Zähnen besetzt. „Du glaubst doch nicht, dass wir dich einfach gehen lassen, du dummer Mann!“ ,krächzte die Nymphe, die ihn gefesselt hatte. „Wir werden dich töten!“ Karon verstand gar nichts mehr. Warum griffen diese Frauen ihn auf einmal an? Eine andere Ranke zischte von der Seite heran und peitschte über seine Brust. Doch der Angriff zeigte nicht die geringste Wirkung, da seine Muskeln sich automatisch zu steinharten Gebilden formten. Karon seufzte. Eigentlich wollte er nicht zu solchen Mitteln greifen, aber anscheinend hatte er keine andere Wahl. Der Nornelf packte die Ranke, die um sein Bein gewickelt war, und zog. Seine unglaubliche Kraft riss die mit der Ranke verbundene Nymphe schlicht vom Boden weg und direkt in seine freie Hand, die sich jetzt um ihren grazilen Hals legte. Bevor sie überhaupt wusste, was mit ihr geschah, lies Karon die Ranke los, ballte eine Faust und schlug in ihr von Wut verzerrtes Gesicht. Es knackte, Blut spritzte und das magische Wesen in seiner Hand verlor das Bewusstsein, bevor es überhaupt reagieren konnte. Karon lies die Nymphe ins Moos fallen, wo sie reglos liegen blieb. „Du hast sie getötet!“ ,kreischten nun dutzende von schrillen Stimmen. Fauchen durchzog die schöne Atmosphäre des Waldes, doch die Nymphen wagten sich nicht mehr an ihren ehemaligen Liebhaber heran. „Sie ist nicht tot, aber wenn ihr mich nicht ziehen lasst, dann endet ihr alle wie sie.“ ,brummte Karon mit einem zufriedenen Grinsen. Es war kein richtiger Kampf gewesen, doch trotzdem hatte ihn dieser kleine Kraftakt leicht erregt. Die Nymphen kreischten eine Weile weiter und schienen über das Angebot nachzudenken. Es wäre das erste Mal, dass sie einen Mann einfach ziehen lassen würden. Doch sie hatten auch noch nie jemanden getroffen, der ihrem Charme widerstehen konnte und im Kampf schier unbezwingbar war. „Geh!“ ,schnatterte eine Nymphe beleidigt. Und so schnell wie sie erschienen waren, verschwanden die wunderschönen Gestalten mit der dunklen Seele wieder. Karon schulterte die Echse mit einem schnellen Ruck und wanderte weiter. Er fragte sich, wo der kleine, grüne Kerl geblieben war, zuckte dann aber mit den Schultern. Vermutlich hatte er das Weite gesucht, als Karon seine Zeit mit den schönen Nymphen verbracht hatte. Sein nächster Gedanke war, dass die Liebeskunst der Nymphen nichts im Gegensatz zu der der Nornelfen war. Und das brachte ihn zum Grinsen. Er erreichte das Dorf erst nach Einbruch der Dunkelheit. Die wenigen Dorfbewohner, die sich im Gasthaus nach einem harten Tag die Kante gaben, staunten nicht schlecht, als sie den muskelbepackten Karon mit der Donnerkeilechse geschultert auf dem Dorfplatz sahen, hatten sie doch vor wenigen Minuten noch Witze über den Mann gemacht, der ganz alleine ein solches Monster töten wollte. Heinz musste erst geweckt werden, denn der Dorfverwalter war schon zu Bett gegangen. Doch Karon verlangte sofort nach ihm, wollte er das Dorf doch so schnell wie möglich wieder verlassen um zu trainieren. Heinz konnte seinen Augen beim Anblick der Donnerkeilechse erst nicht recht trauen, doch dann gab er Karon anerkennend die Hand und entließ ihn aus dem Dorf. Der Nornelf führte noch ein kurzes Gespräch mit dem kleinen, dicken Mann, in dem es unter anderem um die Leichen der Frau und des Mädchens und den Überfall ging, doch dann drehte er sich dem Wald zu und war nie wieder in diesem Dorf gesehen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)