MTBSI von Imp (Mercilessly Tortured By Sweet Intentions) ================================================================================ Delight At Frustration ---------------------- „Tidus... TIDUS!“ Ruckartig schreckte der Angesprochene aus seinen Tagträumen auf und wandte sich dem Ursprung der eindringlichen Rufe zu. „Hast du mir überhaupt zugehört?“ Rikku trommelte ungehalten mit einer Hand auf ihren nackten Unterarm. „Wenn du wissen willst, wie du deine Waffen aufrüstest, musst du mir wohl oder übel deine Aufmerksamkeit schenken“, zischte die junge Al Bhed leicht verärgert. Dann bildete sich ein verschmitztes Grinsen auf ihrem Gesicht und sie zwinkerte ihrem Gegenüber verschwörerisch zu. „Und keine Angst, Yuni wird nicht weglaufen du kannst also auch später noch von ihr träumen.“ Sofort rutschte Tidus auf dem Felsen, den er sich als Sitzplatz auserkoren hatte, umher und scharrte verlegen mit den Füßen. „Ich... also... ich wollte nur“, begann er kleinlaut, doch die junge Al Bhed fiel ihm lachend ins Wort. „Schon gut, ich weiß, dass du dir Sorgen wegen Seymor machst. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, er versucht Yuni von ihrer Reise abzulenken.“ Überrascht hob Tidus eine blonde Augenbraue. Manchmal wirkte Rikku so erschreckend Erwachsen... „Können wir jetzt endlich wieder zu den anderen“ unterbrach das Mädchen quengelnd seinen Gedanken und begann auf der Stelle zu hüpfen. ...nur um sich im nächsten Moment wieder wie ein kleines Kind, mit viel zu viel überschüssiger Energie, zu benehmen! Schmunzelnd erhob sich Tidus von dem kleinen Felsen und zuckte gleich darauf wieder zusammen. Durch das lange Sitzen auf dem unbequemen Stein war sein Körper inzwischen ganz steif geworden. Er räkelte sich laut gähnend, streckte die verspannten Muskeln und begann sich auf der Stelle zu drehen, um die ordentlich angelegten Straßen der Guadoheimatstadt begutachten zu können. „Ähm, weißt du noch wo wir lang müssen?“ Er blickte Rikku fragend an, während er auf die verschiedenen Gänge von Guadosalam deutete. „Irgendwie sieht hier alles gleich aus.“ Sofort stellte das blonde Mädchen ihre Hüpferei ein und lief zielsicher in einen der schwach beleuchteten Tunnel, blieb aber schon nach wenigen Schritten wieder stehen. „Allein wärst du so was von aufgeschmissen“ kichernd setzte sie sich wieder in Bewegung und ließ ihren schmollenden Begleiter hinter sich zurück. „Hey“, Tidus lief ihr hastig durch den gewundenen Tunnel hinterher. „Da wo ich herkomme gibt es eine Erfindung, die sich Hinweisschild nennt. So ein Ding hat einen verblüffenden Effekt auf den Orientierungssinn.“ Ohne ihre Schritte zu verlangsamen zeigte sie auf eine schmale Tafel unterhalb einer grünlichen Lichtquelle. „Und bei uns gibt es eine Erfindung, die nennt sich Brille, und die hat einen verblüffenden Effekt auf die Sehkraft.“ Grinsend piekte Rikku ihrem jungen Freund in die Seite. „Du scheinst eine nötig zu haben.“ *~^~* Kaum hatten Tidus und Rikku ihr Ziel erreicht, mussten sie erstaunt miterleben, wie eine schimpfende und wild gestikulierende Lulu vorsichtig von dem riesenhaften Kimahri aus dem einzigen Laden Guadosalams hinaus auf den Hauptweg geschoben wurde. Trotz seiner enormen Kraft und Größe fiel es dem Ronsoguardian ziemlich schwer die hysterische Schwarzmagierin unter Kontrolle zu halten. Immer wieder streiften Lulus Hände, die in unkoordinierter Gestik wild um sich schlugen, Kimahris empfindliche Nase und entlockten ihm unglückliches Fiepen. Mit offenem Mund beobachteten die Neuankömmlinge, wie Yuna gleich nach den beiden rückwärts aus dem Geschäft stolperte, sich dabei hastig vor Jemandem verbeugte und unzählige Entschuldigungen stammelte. Sie war gerade über die Türschwelle getreten, als die Eingangstür des Geschäfts scheppernd ins Schloss fiel. Kurz packte das sanfte Medium Entrüstung über solch rüde Behandlung, aber gleich darauf blickte sie betreten zur Seite. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie sich grade nicht besonders Wohl in ihrer Haut fühlte. Das Knallen der Tür schien die Schwarzmagierin wieder soweit beruhigt zu haben, dass Kimahri es für vertretbar hielt, sie loszulassen. Der erleichterte Ausdruck des Ronso, als er endlich von der Furie erlöst wurde, veranlasste Rikku und Tidus in haltloses Gelächter auszubrechen. Die ganze Situation wirkte einfach zu komisch. Noch immer lachend bemerkte Tidus, dass Wakka, der anscheinend die ganze Szenerie vom Weg aus beobachtet hatte, Yuna mitleidige Blicke zuwarf, während Sir Auron, der ehemalige Guardian von Yunas Vater, unbeteiligt wie immer neben der besagten Tür stand und alles um sich herum gelassen ignorierte. „Was ist denn...“, gluckste Tidus, aber ein eisiger Blick aus Lulus roten Augen ließ ihn verstummen, sodass der Rest des Satzes in einem unverständlichen Murmeln unterging. Der junge Guardian schluckte, das Lachen war ihm vorerst vergangen und er beschloss sich seine Frage lieber zu verkneifen. „Primas Seymor erwartet uns. Wir sollten uns zu ihm begeben.“ Gelassen teilte Sir Auron die angespannte Situation mit seinem Einwurf und machte sich dann, ohne eine Antwort abzuwarten, in Richtung des prächtigen Wohnsitzes auf. Im Vorbeigehen streifte der legendäre Gardist Tidus mit seinen unergründlichen Blick und die halbverdeckten Lippen des Mannes öffneten sich leicht. Für einen kurzen Moment bekam Tidus das Gefühl, dass der Mann etwas sagen wollte. Als Auron seine Schritte aber ungebremst fortsetzte, machte sich ein unangenehmes Kribbeln auf Tidus’ Rücken bemerkbar und ließ ihn schaudern. Er verlagert sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und fragte sich insgeheim, was dieser Blick wohl zu bedeuten hatte. Die skurrile Situation, die Lulu heraufbeschworen hatte, war schon längst wieder vergessen, denn seine Gedanken kreisten nun um Auron. Seit Sin ihn nach Spira gebracht hatte war Auron Tidus immer fremder geworden. Gut, er hatte auch noch nie zuvor soviel Zeit am Stück mit dem legendären Gardisten verbracht. Der Mann hatte sich zwar jahrelang um ihn gekümmert, aber erst hier in Spira hatte Tidus etwas über ihn und seine Vergangenheit in Erfahrung bringen können. Nicht dass er es nicht zur Genüge versucht hätte, nur wurde jeder seiner unschuldigen Versuche, mehr über seinen Ziehvater zu erfahren, bereits im Keim erstickt. Von „das ist nicht wichtig“ bis zu „das geht dich nichts an“ hatte Auron jede Möglichkeit genutzt um weiterhin geheimnisumwittert zu bleiben. Selbst bei den wenigen Gelegenheiten wo es zwischen ihm und Auron zu einem ernsthaften Gespräch gekommen war, ging es ausschließlich um Tidus, Blitzball oder Jekkt. Grübelnd kam er zu dem Schluss, dass es ein Mysterium geben musste; irgendetwas, dass, wenn er es erst mal begriffen hatte, ihm dabei helfen konnte, diesen geheimnisvollen Mann zu verstehen. „Oh..., Sir Auron hat recht“, wisperte Yuna vorsichtig und beendete damit ungewollt die Grübelei des Blondschopfes. „Wir sollten Primas Seymor nicht warten lassen.“ Das Medium raffte ihren Rock und beeilte sich ihrem erfahrenen Gardisten zu folgen. Als sie zu ihm aufgeschlossen hatte, verringerte sie ihr Tempo und lief schüchtern neben dem Mann her, während sie sich bemühte die neugierigen Blicke der ortsansässigen Guado zu ignorieren. Die anderen setzen sich nun ebenfalls in Bewegung und folgten den Beiden in Richtung Stadtzentrum wo sich die Villa des Guado - Oberhauptes befand. Nach einigen Metern ließ sich Wakka zurückfallen und gab Tidus ein Zeichen es ihm gleichzutun. Nachdem der Captain der Bersaid Aurochs sich vergewissert hatte, dass sie sonst niemand hören konnte, richtete er leise das Wort an seinen jungen Freund. „Irgendwas liegt in der Luft, ich habe das Gefühl, dass bald etwas ganz Mieses passieren wird.“ Fragend blickt Tidus zu Wakka hoch, während sie immer weiter hinter den anderen zurückblieben. „Alle sind so angespannt“, fuhr Wakka fort, „Lu hat einen Streit mit dem Ladenbesitzer vom Zaun gebrochen und ist so ausfallend geworden, dass wir kurzerhand rausgeschmissen wurden.“ Lachend meinte Tidus zu seinem älteren Freund: „Wakka, ich weiß dass du es gerne übersiehst, aber Lulu ist häufiger mal ein bisschen streitlustig.“ „Wie meinst du das?“ Misstrauisch beäugte Wakka Tidus, bevor er dann, ohne eine Antwort abzuwarten, fort fuhr: „Das meine ich nicht! Alle benehmen sich merkwürdig: Yuna ist zurückhaltender als je zuvor, Kimahri vermutet unter jedem Stein einen Attentäter und Sir Auron scheint über irgendetwas sehr besorgt zu sein – jedenfalls ist er ziemlich still. Noch stiller als sonst!“, fügt er nach einem kurzen Seitenblick auf den immer noch schmunzelnden Blondschopf hinzu. Tidus sah auf und stellte überrascht fest, dass sie bereits vor Seymors palastartigem Haus angekommen waren. Während die anderen das Gebäude durch die große Flügeltür betraten, wandte sich Tidus schulterzuckend an Wakka. „Wahrscheinlich machen sie sich bloß Sorgen um uns, Spira und das restlichen Universum. Sie hält es nun einmal für ihre verdammte Pflicht sich ständig um alles und jeden zu Sorgen. Selbst wenn es noch gar keinen Grund dafür gibt, sorgt sie sich vorsorglich, falls sie zu einem späteren Zeitpunkt keine Zeit dafür haben sollte.“ „Was du nicht sagst“, bemerkte der Ältere spitz als er neben Tidus in das große Haus eintrat. *~^~* „Ich... ich habe mich entschieden.“ Yunas zögerliche Worte waren durch das Unwetter kaum zu verstehen. Die Überwindung die es sie gekostet hat diese Worte auszusprechen war ihr deutlich anzusehen und nun kämpfte sie mit sich um auch den nächsten Satz laut auszusprechen. Seit die Gruppe von Guadosalam in Richtung Macalania aufgebrochen war, hatte niemand mehr das Wort ergriffen. Gleich nach dem Treffen mit Primas Seymor stellte sich eine durchgehend stoische Atmosphäre innerhalb der Gruppe ein. Jeder brütete vor sich hin. Nur Rikkus scheinbar unerschöpfliche gute Laune schien davon ungetrübt und erst als die Gruppe die Donnersteppe mit ihrem ewigen Unwetter erreichte, bekam die fröhliche Art des quirligen Al Bhed Mädchens einen empfindlichen Dämpfer. Kaum hatten sie die Steppe betreten, klammerte sich Rikku fest um Tidus’ Arm, der es jedoch tief in seine Gedankenwelt versunken kaum bemerkte und das verängstigte Mädchen einfach nur hinter sich her schleifte. Bei Yunas Worten verstärkte sich Rikkus Griff und holte Tidus damit in die Wirklichkeit zurück. Sofort verkrampfte sich sein Körper. In Erwartung des Unvermeidlichen, biss er sich auf die Unterlippe. „Ich werde Primas Seymor heiraten“, fuhr das Medium mit ihrer Erklärung fort. Wie zur Bestätigung zuckte ein weiterer Blitz über den verdunkelten Himmel. Schon kurz darauf grollte der Donner, als ob er die unschöne Entscheidung passend zu untermalen gedachte. Tidus schloss seine Augen und seufzte leise. Seit dieser eingebildete Pinsel, Seymor, Yuna einen Heiratsantrag gemacht hatte, hatte er sich vor Yunas Antwort gefürchtet. Instinktiv hatte er gewusst dass Yuna sich so entscheiden würde. Aber jetzt, wo er die Worte direkt aus ihrem Mund hörte, verspürte er einen schmerzhaften Stich in der Brust. Yuna würde nach der Hochzeit die Reise fortsetzen und an deren Ende erwartete sie der Tod. Die Zeremonie gewährte dem Unvermeidlichen immerhin einen kleinen Aufschub. Dennoch war der Gedanke an Yunas Ableben, bei der Vernichtung Sins, schon schlimm genug und die Vorstellung dass das sanfte Medium vorher noch den arroganten Primas heiraten würde, machte Tidus schwer zu schaffen. „Wenn das deine Entscheidung ist, werden wir sie akzeptieren.“ Lulus Worte würgten zwar etwaige Proteste der anderen Guardians ab, drangen aber kaum bis zu Tidus durch. Seine Hand verkrampft sich um den Heft von Bruderherz, bis die Knöchel seiner Finger weiß hervortreten. Tidus Gedanken begannen zu rasen und er hatte das Gefühl dass eine Welle eiskalten Wassers über seinem Kopf zusammenschlug. Warum musste in Spira eigentlich immer die schlimmst mögliche Situation eintreten? Er wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher als in seinem Bett in Zanarkand zu liegen und darauf zu warten dass ein gleichgültiger Auron ihn weckte. Ein Blitz der in der unmittelbaren Nähe des jungen Guardians einschlug und der darauffolgende Schrei von Rikku, rissen ihn erneut aus seinen Gedanken. Anscheinend wollte es ihm irgendjemand in dieser gottverdammten Welt unbedingt schwer machen. Trotzig entschloss er sich zumindest gegen Yunas Entschluss zu protestieren, wenn schon das Wetter nicht auf seiner Seite war. Er holte tief Luft und wollte grade zu sprechen ansetzen, als sich eine starke Hand auf seine Schulter legte und ihn bestimmt herum drehte. Tidus blickte in das halb verborgene Gesicht von Auron. „Es ist ihre Entscheidung. Wir müssen unsere persönlichen Gefühle jetzt in den Hintergrund stellen, damit wir das ganze so schnell wie möglich hinter uns bringen können. Unser Ziel ist es Jekkt zu erlösen, dass solltest du nicht aus den Augen verlieren.“ Tidus traute seinen Ohren nicht. Er war distanziertes und neutrales Verhalten von diesem Mann gewohnt, aber das war wohl der unsensibelste Kommentar den er je gehört hatte. Für einen Moment war Tidus sprachlos. Dann verwandelte sich der Schmerz, den er bis eben noch gefühlt hatte, in kochende Wut. Ruckartig befreite er sich aus Aurons Griff. „Ist das alles woran du denken kannst?! Yuna will vollkommen überstürzt einen Fremden heiraten, nur um den Menschen in Spira eine Freude zu machen, und du machst dir Gedanken um Jekkt?!“ Aufgebracht wie er war, bemerkte Tidus nicht, dass er lauter als notwenig sprach. Aber die anderen Guardians waren zu sehr damit beschäftigt, auf Yuna einzureden, um etwas von Tidus’ Ausbruch mitzubekommen. Einzig Auron quittierte sein Verhalten mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Jekkt ist wirklich das Einzige was dich interessiert, oder?“ Plötzlich traten dem Blondschopf Tränen in die Augen. „Dir ist egal, dass Yuna ihr Leben wegschmeißt und... und ich bin dir auch vollkommen egal!“ Noch während er diese Worte aussprach, fragte sich Tidus, warum er sich selbst in diese Frage mit einbezog und damit die Grenzen der Rationalität sprengte. Bislang war er doch zufrieden mit der zurückhaltenden Art des Mannes gewesen. Immerhin hatte er dadurch Freiheiten wie kein anderer Jugendlicher in Zanarkand genossen. Eigentlich sollte er sich auch momentan eher auf Yunas Problem konzentrieren, aber die Entscheidung des Mediums hatte einen empfindlichen Punkt bei Tidus getroffen. Und nun entlud er seinen gesamten, angesammelten Frust wie ein kleines Kind. Tidus wollte noch einiges loswerden, aber trotz seines Zorns, bemerkte er etwas in Aurons Blick, das ihn zögern ließ. Während er dem legendären Gardisten einen Vorwurf nach dem anderen an den Kopf schmiss, konnte Tidus beobachten, wie sich das Gesicht des eigentlich so beherrschten Mannes für den Bruchteil einer Sekunde verzerrte. Doch selbst als sich wieder die gewohnte teilnahmslose Maske über dessen Züge legte, ließ sich ein gefährliches Funkeln in den, durch die Sonnenbrille teilweise verdeckten Augen, nicht leugnen. Tidus war verwirrt. Eine derart starke Gefühlsregung hatte er bei diesem Mann noch nie gesehen. Alle weiteren Vorwürfe, waren plötzlich vergessen. Er konzentrierte sich unbewusst nur noch auf diese Augen und bemerkte dabei nicht einmal, dass die anderen ihre Diskussion eingestellt und sich ihm und Auron zugewandt hatten. Eigentlich rechnete Tidus damit, dass Auron ihn einfach ignorierte, sich stumm abwendete und seinen Weg fortsetzt. Er war sich sicher, Auron gut genug zu kennen, um genau vorhersagen zu können, wie der besonnene Mann auf sein kindisches Verhalten reagierte. Doch Tidus musste erkennen, dass er sich irrte, als die Hand des Gardisten, die bis vor kurzem noch bequem in dem roten Mantel geruht hatte, plötzlich vorschnellte und ihn von den Füssen riss. Bruderherz flog aus seiner Hand und landete wenige Schritte neben ihm. Seine Fehleinschätzung schockierte Tidus aber erst wirklich in dem Moment, als er mit schmerzendem Hinterteil auf dem durchnässten Boden saß und einen sehr vertrauten Zweihänder auf sein Gesicht zurasen sah. Finding Open Questions ---------------------- Seine Reflexe zwangen Tidus die Augen zu schließen und sein Gesicht mit den Armen zu schützen. Er hatte diese Bewegung noch nicht zu Ende gebracht, da verspürte er auch schon einen glühenden Schmerz, der seinen Körper komplett ausfüllte und jeden einzelnen Nervenstrang malträtierte. Für den Bruchteil einer Sekunde bestand seine ganze Existenz nur aus unvorstellbarer Qual. Dann wurde es dunkel um Tidus. *~^~* Mit einem schmatzenden Geräusch traf die tief geführte Klinge den Ralvor und teilte seinen Körper in zwei saubere Hälften. Fluchend bückte sich Auron hinab, um nach dem verletzen Jungen zu sehen. Er hatte sich ablenken lassen und den angreifenden Ralvor erst bemerkt, als dieser schon einen Blitz auf Tidus abgefeuert hatte. Ein kurzer Blick genügte um den Gardisten zu beruhigen. Tidus lebte und schien nur bewusstlos zu sein. Sofort richtete sich der erfahrene Kämpfer wieder auf und wandte sich den beiden Garkimalvas zu die den Ralvor begleitet hatten. Mühelos brachte er seinen Körper in ein perfektes Gleichgewicht um optimale Vorraussetzungen für diesen Kampf zu schaffen. Der Guardian festigte seinen Griff um den Heft des Zweihänders, als eines der Monster auf ihn zuschoss. Instinktiv wirbelte Auron nach links, um einer Blitzmagieattacke auszuweichen. Noch während dieser eleganten Bewegung holte er mit seiner Waffe aus und ließ diese, bei der Rückkehr zu seinem Ausgangspunkt, auf den Gegner niedersausen. Der bedauernswerte Garkimalva war noch nicht auf dem Boden aufgeschlagen, da wandte sich Auron bereits dem anderen Monster zu. Doch grade als er eine gute Angriffsposition erreicht hatte, wurde die magische Kreatur von einem Blitzball aus Aurons Gesichtsfeld geschleudert. Der Gardisten hielt es nicht mehr für notwendig sich der Kreatur zuzuwenden, denn ein gedämpfter Schlag versicherte ihm dass Kimahri sich bereits vom Ableben des Monsters überzeugt hatte. Direkt nach dem finalen Schlag des Kampfes, suchte Auron auch schon einen höher gelegenen Platz auf. Von dort aus wollte er sich vergewissern, dass die Reisegruppe zukünftig vor unerwünschten Besuchern sicher sein würde. Mit einem Nicken forderte er Kimahri auf, es ihm gleich zu tun. Der stets wachsame Ronso begab sich sofort zu einem ähnlichen Plateau, um Ausschau zu halten. „Ist jemand verletzt, ...seid ihr alle in Ordnung?“ Aufgeregt wirbelte Yuna zwischen ihrer Leibwache umher, um sich gleich darauf zitternd neben Tidus auf den Boden zu knien. Wakka schritt sofort auf sie zu und legte dem panischen Medium tröstend eine Hand auf den Arm. „Mach dir keine Sorgen, wir sind alle Okay und Tidus braucht nur einen kleinen Heilzauber“, versuchte Wakka sie zu beruhigen. „Vitga!“, half Lulu nach während sie sich von Rikkus panischer Umklammerung befreite. Nachdem Tidus ihr nicht mehr zur Verfügung stand, hatte sich Rikku einen Klammerersatz suchen müssen und in der Hektik des Augenblicks war die Schwarzmagierin am einfachsten zu erreichen gewesen. Verstört atmete Yuna ein paar Mal ein und aus um sich zu beruhigen. Tidus hilfloser Anblick machte es ihr schwer sich zu konzentrieren und es dauerte einige Momente bis ihre Hände aufhörten zu zittern. Endlich war Yuna soweit gesammelt, dass sie den Heilzauber über den bewusstlosen Jungen sprechen konnte. Unsicher ob es Wirkung zeigte, beugte sie sich tief über Tidus und untersuchte sein Gesicht. Einen Moment lang fragte sich Tidus, er gestorben war, aber der dröhnende Schmerz in seinem Kopf ließ ihn vermuten, dass er wohl doch noch lebte. Flackernd öffnete er seine Augen und sah sich ganz nahe einem blauen und einem grünen Auge gegenüber. Bevor er überhaupt begreifen konnte, was er da vor sich sah, zwang ihn ein greller Blitz dazu, die Augen wieder zusammenzukneifen. „GJAH! ...Er ist wieder wach.“ Yunas erleichterter Aufschrei und die anschließende Feststellung, ließen Tidus gequält aufstöhnen. Vorsichtig legte er eine Hand an seine Stirn und versuchte den pochenden Schmerz wegzumassieren, bevor er die Augen abermals öffnete, um sich noch immer – wenn auch jetzt mit größerem Abstand – Yuna gegenüber zu sehen. „Was ist passiert?“ Tidus schielte zu Auron hinüber, der immer noch mit Kimahri die Umgebung nach weiteren Monstern untersuchte. „Eine Gruppe von Monstern hat angegriffen. Sir Auron hat versucht dich aus der Reichweite des Ralvors zu stoßen, aber er war nicht schnell genug. Mach dir aber keine Sorgen! Das Mistvieh macht bestimmt keinen Ärger mehr.“ Wakkas besorgtes Gesicht schob sich in Tidus Blickfeld. „Kannst du Aufstehen?“ Tidus musste vor Erleichterung grinsen. Natürlich hatte Auron versucht, ihm zu helfen! Allein der Gedanke, dass der legendäre Gardist ihn angreifen würde, war lächerlich. Immerhin hatte der Mann zehn Jahre damit verbracht, Tidus am Leben zu halten. Warum sollte er plötzlich versuchen ihn zu töten? Und dennoch… was hatte es mit diesem merkwürdigen Blick auf sich? Kopfschüttelnd verdrängte Tidus das Bild vor seinem inneren Auge. „Ich bin wahrscheinlich zu hart mit dem Kopf aufgeschlagen“, murmelte er, während er versuchte, seinen Oberkörper aufzurichten. Erfreut dass ihm sein Körper problemlos gehorchte, beschleunigte Tidus seine Bewegung und kam zum sitzen. „Ich glaube schon, dass ich – urghs.“ Gerade als Tidus versuchte sich aufzurichten, kehrten Auron und Kimahri beruhigt von ihrem Beobachtungsposten zurück, denn in sie konnten näherer Umgebung keine weiteren Monster ausmachen. Der rot bemantelte Gardist schob sich mit einer schnellen Bewegung zwischen Yuna und Wakka hindurch, welche beide noch neben dem Blondschopf hockten. Bevor Tidus begriff was vor sich ging, hatte Auron ihn am Kragen gepackt und ziemlich unsanft auf die Füße gestellt. „Wir müssen weiter. Wir sollten keine Zeit vergeuden.“ Sprachlos sahen die anderen Auron hinterher, der bereits wieder in Richtung Norden marschierte. Kurz darauf drehten sich die Köpfe zu Tidus. Man erwartete, die üblichen Widerworte des jungen Guardians. Vor ihren Augen knickten Tidus Knie ein. Er wäre sicherlich erneut zu Boden gestürzt, wäre Kimahri nicht blitzschnell vorgesprungen und hätte ihn auf seine starken Arme gehoben. Schulterzuckend machte sich der Rest der Gruppe auf, um Sir Auron zu folgen, der bereits ein gutes Stück über die sturmgepeitschte Ebene vorausgelaufen war. Nach einigen hundert Metern kam der Reisebedarf der Donnersteppe in Sichtweite und die immer noch verängstigte Rikku bettelte darum, eine Rast einlegen zu dürfen. Nach einer kurzen Diskussion entschied Yuna sich für die Rast. Tidus musste sich schließlich erholen. Der Blondschopf bekam nicht einmal mit, wie Kimahri ihn in das einladende Gebäude trug. Vor seinem inneren Auge spielte sich immer und immer wieder die gleiche Szene ab: Auron packt ihn am Kragen und zog ihn grob, ja fast schon brutal auf die Füße. Der wahnsinnige Ausdruck der dabei im Gesicht des legendären Guardians herrschte, würde für immer unauslöschlich in Tidus Gedächtnis gebrannt sein. *~^~* „Womit um alles in der Welt habe ich das verdient?!“ Den Weg vom Reisebedarf bis zum Macalania Wald hatte Tidus schweigend und vor sich hin brütend verbracht. Rikku hatte schon befürchtet, dass sein bedrücktes Verhalten von dauerhafter Natur sein könnte. Deshalb war sie auch ausgesprochen erleichtert gewesen, als Tidus plötzlich angefangen hatte wie ein Rohrspatz zu wettern. Doch jetzt, nach anderthalb Stunden ununterbrochener Schimpftiraden, begann sich Rikku allmählich zu wünschen, dass die depressive Stimmung etwas langfristiger gewesen wäre. Die Al Bhed scheuchte einen leuchtenden Schmetterling von ihrer Hand und hob diese anschließend zum Mund, um ein herzhaftes Gähnen zu verdecken. „Und wie kommst du auf die Idee das Yuni ihm egal ist? Immerhin hat Auron sich freiwillig als Leibwache angeboten“, argumentierte sie halbherzig, während sie sich Tidus direkt zuwandte, der abseits der Gruppe stoisch, immer wieder auf den gleichen Baumriesen einschlug. „Er treibt uns mit unnötiger Eile an!“ Tidus hielt in seiner Bewegung inne und begutachtete die malträtierte Rinde des Baumes. „Für ihn ist nur die baldige Vernichtung Sins wichtig. Dass Yuna dabei sterben wird, interessiert ihn gar nicht.“ Seufzend trat Rikku näher an ihren Freund heran. „Für ihn ist das schon seine zweite Reise. Vergiss nicht, Lord Braska war sein Freund. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nach dessen Tod einfach so zulassen würde, dass auch noch Braska Tochter stirbt. Mit Sicherheit hat er schon einen Plan ausgeklügelt, um Yuni im letzten Augenblick zu retten.“ Rikku versuchte möglichst überzeugend zu klingen. Dieses ewige „aber“ und „warum“ fing an sie extrem zu langweilen. Sie hatte im letzten Abschnitt der Reise wenig zu lachen gehabt und jetzt brannte sie darauf, den magisch anmutenden Wald, mit all seinen Wundern, zu untersuchen. Genau deshalb wollte sie das Thema jetzt auch möglichst schnell beenden. Tidus setzte zu einer Erwiderung an. Doch noch bevor er dazu kam sie auszusprechen, würgte die Al Bhed ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Aber das ist auch eigentlich gar nicht das Problem, oder? In Wirklichkeit interessiert dich nämlich wie Auron zu dir steht.“ Tidus zuckte erschrocken zusammen. „Wie kommst du... ich meine... Nein, ich mache mir Sorgen um...“ „Schon gut, schon gut“, unterbrach Rikku die hastige Ausrede. „Ich habe gehört wie du Sir Auron in der Donnersteppe angeschrien hast.“ Verlegen fixierte Tidus einen Punkt hinter dem Mädchen. Seit der Ralvorattacke hatte er viel nachgedacht und er teilte Rikkus Schlussfolgerungen. Das merkwürdige Verhalten des Gardisten verunsicherte ihn über alle Maßen und Tidus wusste einfach nicht mehr wo sein eigener Platz in der ganzen Geschichte war. Außerdem hatte er bis zum Eintreffen in Macalania nicht mehr mit dem Mann gesprochen. Tidus hatte nicht einmal den Mut aufbringen können ihn anzusehen und war dementsprechend überrumpelt als Auron plötzlich einen Zwischenstopp forderte, um einer etwas sentimentalen Angelegenheit nachzukommen. Kurz nach betreten des Waldes, hatte Auron die Gruppe zu einer verborgenen Sphäriodenquelle geführt, an der er vor zehn Jahren gemeinsam mit Braska und Jekkt gerastet hatte. Ohne ein Wort zu sagen packte der legendäre Gardist den Jungen sanft am Arm und führte ihn zum Ufer der glitzernden Quelle. Dort machte er ihn auf einen Sphäroiden aufmerksam der fast vollständig von dem silbernen Gras und den Flechten des Waldes bedeckt war. Tidus war geradezu sprachlos gewesen als Auron ihm mitteilte dass dieser alte Sphäroid für ihn bestimmt war. Misstrauisch hatte sich Tidus die schlechte Aufnahme seines Vaters angesehen und ist dabei in einen tiefen Strudel verwirrender Emotionen gezogen worden. Als die letzten Bilder erloschen waren, hatte er dem Gardisten gelauscht, der ihm von den Sphäroiden erzählte, die Jekkt auf seiner Reise mit Braska, überall für ihn zurückgelassen hatte. Laut Auron war das Jekkts Art gewesen, Tidus mitzuteilen, wie sehr er seinen Sohn liebte. Tidus hatte nur schwer ein bitteres Lachen unterdrücken können, denn immerhin hatte Auron nie miterlebt wie Jekkt seine Vaterrolle verstand. Aber er wollte diesen ungewöhnlich harmonischen Augenblick nicht zerstören, daher hatte er nur stumm genickt und Auron weiter zugehört. Schließlich lag es schon lange zurück, dass sich Auron wirklich mit ihm Unterhalten hatte, und es war sogar noch länger her, dass er dabei einen so sanften, fast schon liebevollen Ton angeschlagen hatte. In diesem Moment konnte Tidus Aurons grotesken Ausbruch einfach vergessen. Tidus wandte sich zögerlich wieder Rikku zu. „Er ist alles was ich noch habe. Meine Mutter ist tot. Mein Vater ist verschwunden. Ohne Auron bin ich ganz allein. Er hat sich immer um mich gekümmert… und dann plötzlich schleppt er mich in eine fremde Welt und benimmt er sich auch noch so... so merkwürdig. Ich habe das Gefühl, als kenne ich ihn eigentlich gar nicht.“ Während er sprach ließ Tidus seine Schultern hängen und seine Stimme wurde immer leiser. Der letzte Satz war kaum noch mehr ein resignierendes Flüstern. Rikku sah ihn mitfühlend an. Sie konnte sich gut vorstellen, wie verwirrt der junge Gardist sein musste. Seine ganze Welt hatte sich mit einem Mal auf den Kopf gestellt. Ohne Vorwarnung wurde er mit Monster, Kämpfen und Tod konfrontiert und als Krönung gab es da auch noch Sin, welcher die drei unerfreulichen Komponenten praktisch in sich vereinte. Tidus sammelte sich. Er war bereits deutlich ruhiger und klang sehr überzeugt, als er fortfuhr. „Aber glaub bloß nicht, dass ich deswegen Yuna vergessen habe! Ich werde nicht zulassen, dass sie stirbt!“ Ruckartig drehte sich Tidus zum Rastplatz um. „Egal wie, aber ich finde eine Lösung.“ Mit diesen Worten ging er festen Schrittes auf die versammelte Gruppe zu und ließ sich neben Wakka auf den Boden gleiten, der in eine hitzige Diskussion mit Lulu verstickt war. Lächelnd beobachtete Rikku, wie Tidus enthusiastisch eine Unterhaltung mit Yuna begann. Notgedrungen musste er dabei ziemlich laut werden, um sich gegen Wakkas Geschrei zu behaupten. Von einem Moment auf den anderen war die Welt wieder in Ordnung. Erfreut schlenderte Rikku zu Kimahri, der gewissenhaft wie immer, etwas abseits der Gruppe über Yuna wachte. Ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht als sie ihn ansprach. „Darf ich dir Zöpfe flechten?“ Der Ronso verzichtete auf eine Antwort. Don’t Wish Imprudently ---------------------- „Wir sind bitte wo?“ Tidus konnte nicht glauben was er da hörte. Mit weit aufgerissenen Augen sah er sein Gegenüber ungläubig an. „Unter dem Macalania-See.“ Lulu seufzte resignierend, dann hob sie eine Hand und deutete mit einem schlanken Finger auf ein Gebäude weit über ihnen. „Dort ist der Tempel, wie du siehst befindet er sich über uns.“ „Und wie sind wir… nein, vergiss es. Ich will das lieber gar nicht wissen.“ Tidus begann sich in der befremdlichen Umgebung umzusehen. Zwischen den Ruinen und Felsen die sich am Grund des Sees gesammelt hatten, konnte er seine Freunde ausmachen, die sich ebenfalls mit der neuen Situation vertraut machten. „Hey Tidus, komm mal hier herüber.“, Rikku hüpfte wild mit den Armen wedelnd auf einem der Felsen und versuchte die Aufmerksamkeit des jungen Guardians zu gewinnen. „Nun komm schon her, das solltest du dir ansehen.“ Tidus amüsierte sich über Rikkus anscheinend unbegrenzte Energie, während er auf sie zuging. In Gedanken machte er sich eine Notiz den Zuckerkonsum seiner Freundin zukünftig besser zu beobachten. Die vielen wild verstreuten Steinklötze zwangen ihn zu einem Slalomlauf, der ihn zielsicher von einer Stolperfalle in die nächste führten. Fluchend zog Tidus seinen Fuß aus dem gefühlten hundertsten Schlammloch und setze seinen Weg fort, während er nacheinander an seinen Freunde vorbei lief. Als er Auron passierte, musste der Blondschopf feststellen, dass dieser unbeweglich neben einem Felsen stand und scheinbar vollkommen in Gedanken versunken war. Unwillkürlich tauchte vor Tidus innerem Auge das Bild von einem roten Stalagmiten auf, der Aurons Sonnenbrille trug. Tidus konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als er sich an seinen Mentor wandte. „Na, versuchst du dich anzupassen?“ Einen kurzen Moment amüsierte Tidus sich noch über seine Vision, dann erinnerte er sich an Aurons merkwürdiges Verhalten in der letzten Zeit und sein Lächeln erstarb langsam. Gespannt wartete er auf die Reaktion des Mannes. Gemächlich hob der legendäre Gardist den Kopf und sah Tidus direkt an. „Sehr witzig“ , grummelte er mürrisch und wandte sich wieder von dem Blondschopf ab. Tidus atmete auf und überbrückte erleichtert die paar Schritte, die ihn noch von Rikku trennten. Eine solche Reaktion hatte er sich ersehnt und verstärkte seine Hoffnung, dass er sich Aurons ungewöhnliches Verhalten nur eingebildet hatte. „Das hat ja gedauert“, Rikku stand immer noch auf dem Felsen und sah vorwurfsvoll von oben auf Tidus herab, dabei hatte sie ihre Hände in die Seiten gestemmt und wippte ungeduldig mit einem Fuß. „Hey wir sind nicht auf der Flucht“, versuchte Tidus sie zu beschwichtigen. Das Al Bhed Mädchen lächelte ironisch. „Irrtum, wir sind auf der Flucht. Wenn du dich mal erinnerst: Wir haben gerade Seymor erledigt und jetzt hängt uns jeder Guadokrieger im Umkreis von zwei Tagesreisen an den Fersen.“ „Ach ja“, zähneknirschend ließ Tidus den zurückliegenden Kampf Revue passieren. Primas Seymor hatte den Mord an Lord Jyscal, seinem eigenen Vater, gestanden und seine Absicht, alles Leben in Spira zu zerstören, kundgetan. Der wahnsinnige Primas war der festen Überzeugung gewesen, nur so den ultimativen Frieden bringen zu können. Es war Yunas Entscheidung dem ganzen Einhalt zu gebieten und so waren sie gezwungen, den Halbguado zu töten. Leider zeigten die übrigen Guado für ihr handeln wenig Verständnis. Seymor war bei seinem Volk sehr beliebt gewesen und nun galten sie als Verräter und Mörder. Tidus schüttelte sich um die düsteren Gedanken zu verscheuchen und wandte den Kopf in die Richtung, in die Rikku nun deutete. Gleich hinter dem Felsen, auf dem das Mädchen stand, konnte er eine geöffnete Kiste ausmachen, in der etwas metallisch glitzerte. Seine Neugier war geweckt und so näherte er sich der Kiste, um ihren Inhalt genauer zu untersuchen. Im Inneren befand sich ein kunstvoll gefertigtes Schwert, von dem Tidus instinktiv wusste, dass es magisch war. Interessiert nahm er die Waffe an sich und schwang sie ein paar Mal hin und her. „Rächer“ meinte Rikku, die sich inzwischen neben Tidus hingekniet und die Kiste genauer in Augenschein genommen hatte. „Steht zumindest auf dem Deckel. Was meinst du kann die Waffe?“ „Ich habe keine Ahnung. Bislang fühle ich nichts besonderes, aber irgendwas ist ungewöhnlich an dem Schwert.“, gab Tidus zur Antwort, während er Rächer noch ein paar Mal durch die Luft sausen ließ. „Mit Hilfe des Schwerts wirst du Angriffe sofort kontern können.“, erklärte Auron, der sich zu ihnen gesellt hatte um die Waffe zu untersuchen. „Scheint nicht so mächtig zu sein wie Bruderherz, könnte sich aber durchaus als nützlich erweisen.“ Auron wollte mit seinen Erläuterungen fortfahren, als plötzlich die Hymne of Faith erklang und die ganze Gruppe erstaunt den Kopf in den Nacken legte, um zum Tempel zu sehen. „Die Asthra... sie singen“ stellte Lulu leise fest. Tidus sah die Schwarzmagierin über seine Schulter hinweg an, während sie neben Yuna stehend zum Tempel blickte. Er wollte etwas erwidern, als Auron leise vor sich hin zu murmeln begann. „Jekkt liebte dieses Lied.“ „Und er hat es grottenschlecht gesungen“, erinnerte sich Tidus erstaunt. „Du kannst es auch nicht viel besser“ stellte Auron, mit hochgezogenen Augenbrauen, nüchtern klar. Tidus sah den Mann leicht entsetzt an. „Du hast gelauscht?“ Das war ihm jetzt doch sehr unangenehm. Bevor einer der Beiden noch etwas sagen konnte, quiekte Yuna überrascht auf und deutete hektisch auf ein gigantisches, dunkles Etwas welches bedrohlich über ihnen schwebte. „Oh Nein...!“ Erklang es gleichzeitig von allen, als sie dieses Etwas als Sin identifizierten. *~^~* Tidus erwachte als er beim Einatmen Wasser in die Nase bekam. Er schnaubte, um das Kribbeln loszuwerden, und sah sich entgeistert um. Palmen, Wasser, Sand... viel Sand..., sehr viel Sand, zählte er in Gedanken auf. Er stöhnte als ihm klar wurde, dass er sich in einer Oase befand. Mit einem kurzen Blick schaute er sich nach seinen Freunden um. Doch er war nicht wirklich überrascht als er niemanden entdecken konnte. Leise vor sich hin fluchend kletterte er mühsam aus der Wasserstelle und sah sich nach einer geeigneten Route um. Frustriert lehnte Tidus sich gegen eine Palme als er feststellte dass die Umgebung in allen Himmelsrichtungen gleich aussah. „Na großartig, es war ja klar dass mir das wieder passiert“, wandte er sich an die Palme, „und was soll ich jetzt machen?“ Tidus rechnete nicht mit einer Antwort und brach daher er kurz entschlossen in Richtung Norden auf. Kaum hatte er sich von den niedrigen Palmen entfernt, hörte der Blondschopf ein gleichmäßiges Rauschen, das stark an den Flügelschlag von Vögeln - sehr großen Vögeln, erinnerte. Er schloss für einen Moment resigniert die Augen, packte das Heft von Rächer fester und wandte sich zur Quelle des Geräusches um. „Das hast du doch mit Absicht gemacht, Dad“ jammerte Tidus als er sich einem gigantischen Montisaurus gegenüber sah. Das große, vogelähnliche Monster schien den jungen Guardian als Mittagessen auserkoren zu haben und griff sofort mit seinen scharfen Klauen an. Tidus versuchte sich mit einem Hechtsprung außer Reichweite der tödlichen Krallen zu bringen. Aber seine Bewegung wurde durch den losen Sand unter seinen Füßen verlangsamt, sodass die Kreatur ihn streifte und die Haut an seinem Schwertarm anritzte. Bevor Tidus überhaupt wusste, was er tat, sprang er schon mit erhobenem Schwert auf den Montisaurus zu und verpasste diesem eine klaffende Wunde an einem der ausladenden Flügel. Erstaunt schaute Tidus auf das Schwert in seiner Hand. „Das meinte Auron also mit Angriffe kontern.“ Seine Freude über die Spezialfähigkeit der Waffe währte nicht lange, denn der Montisaurus griff, unbeeindruckt von der erlittenen Verletzung, bereits wieder an. Diesmal schaffte Tidus es gerade noch rechtzeitig, den Klauen zu entgehen. Bevor er aber zu einem Gegenangriff ansetzen konnte, schlug das Monster erneut zu. Tidus war so sehr damit beschäftigt den Angriffen auszuweichen, dass er kaum Gelegenheit fand, selber zum Zug zu kommen. Der ungewohnte Untergrund verlangsamte seine Bewegungen und ermüdete ihn schnell. Panik stieg in dem Jungen auf, als ihm klar wurde, dass er nicht sehr lange gegen die Kreatur bestehen konnte. Bereits jetzt hatte er Schwierigkeiten seine Arme zu heben, um auf die bedrohlichen Klauen einzuschlagen. In Tidus Kopf entstand das Bild von einem strahlenden Ritter, der ihm zu Hilfe kommt und den Montisaurus erledigt. Das Lachen blieb ihm jedoch im Hals stecken, als er einer schnellen Attacke des Montisaurus nur noch entgehen konnte, indem er sich hastig auf den Boden schmiss. Tidus spuckte Sand und rappelte sich wieder auf, um sich dann erneut dem Flugmonster zu stellen. Mitten in der Bewegung erstarrte er mit offenem Mund. Ein Stück vor ihm konnte Tidus die Silhouette eines Menschen ausmachen, der auf dem Kamm einer Düne stehend von der Sonne angestrahlt wurde. Die goldenen Lichtstrahlen schufen eine feurige Korona und verliehen der Person, die sie umgaben, eine überirdische Erscheinung. Tidus beobachtete sprachlos wie dieses unvergleichliche Geschöpf mit schnellen Schritten auf ihn zu kam und im lauf ein großes zweihändiges Schwert über den Kopf hob. In einer geschmeidigen Bewegung stieß der Kämpfer die übergroße Klaue des Montisaurus beiseite, die sich gerade zum finalen Schlag auf den immer noch sprachlosen Blondschopf senkte. Mit einer eleganten Bewegung sprang Tidus’ Retter in die Luft und ließ seine Waffe auf den ungeschützten Hals der Kreatur niedersausen. Benommen setzte der Montisaurus auf dem sandigen Boden auf und versuchte sich vergeblich mit einem schnellen Vorstoßen des scharfkantigen Schnabels vor der tödlichen Klinge zu schützen. Der Krieger drehte sich tänzelnd um seine eigene Achse, damit er den nötigen Schwung für den endgültigen Schlag aufbauen konnte. Mit einem lauten Knacken brach das Genick der Kreatur, als der Zweihänder sein Ziel traf. Sofort erschlaffte der Montisaurus und fiel leblos in den heißen Sand. Schwungvoll wurde die große Waffe hochgehoben und mit einer geschmeidigen Drehung des Handgelenks auf der Schulter des Besitzers abgelegt, bevor dieser sich auf die Knie niederließ, um in Tidus’ Gesicht sehen zu können. Erst als Sir Auron sich mit Tidus auf Augenhöhe befand, dämmerte dem erstaunten Jungen, wen er da überhaupt vor sich hatte. Sofort schloss er seinen, vor Verblüffung immer noch aufstehenden Mund und wandte seinen, vor Verlegenheit, roten Kopf zur Seite. „Du scheinst ein wenig Hilfe gebrauchen zu können“ stellte der legendäre Gardist lässig fest. Erstaunt beobachtete er wie Tidus’ Gesicht langsam immer röter wurde und der Junge den Blickkontakt verlegen unterbrach. Ist es ihm unangenehm, dass er den Montisaurus nicht alleine besiegen konnte? Auron untersuchte die Mimik des Blondschopfes nach Anzeichen für seine ungewöhnliche Reaktion. Vielleicht hat er endlich einen gewissen kämpferischen Stolz entwickelt. Es wurde auch langsam Zeit, dass Tidus mehr Ehrgeiz für seine Aufgaben an den Tag legte. „Wir sollten die anderen suchen“ Auron erhob sich, nachdem er sichergestellt hatte, dass der Junge soweit unverletzt war. *~^~* Konzentrier dich auf deine Aufgabe! Konzentrier dich darauf die anderen zu finden! Vergiss was du gesehen hast! Tidus versuchte zwanghaft seine Gedanken in eine andere Bahn zu lenken, musste sich nun aber eingestehen, dass ihm sein eigener Wille nicht gehorchte. Seit einer Stunde lief er nun Auron hinterher und versuchte nicht an den außergewöhnlichen Anblick zu denken, den der legendäre Gardist auf der Düne geboten hatte. Aus irgendeinem Grund ging ihm dieses Bild nicht aus dem Kopf und löste zudem auch noch ein penetrantes Kribbeln in Tidus Bauchraum aus. Ein Gefühl an das Tidus sich durchaus gewöhnen könnte, wenn es nur nicht in Verbindung mit Auron stehen würde. Seit dem Aufbruch der Beiden, war kein Wort mehr zwischen ihnen gewechselt worden. Auron lief stoisch voraus und suchte nach Anzeichen für den Aufenthaltsort der Anderen. Nur gelegentlich hatte er einen kurzen Blick über die Schulter gewagt, um sicherzugehen, dass Tidus ihm noch folgte. Er musste jedes Mal feststellen, dass der Junge, sobald er sich umdrehte, schnell in eine andere Richtung sah. Auron tat das seltsame Verhalten mit einem Kopfschütteln ab und richtete seinen Blick wieder auf die sandige Ebene vor sich. Als Tidus nach über einer Stunde jedoch immer noch nicht mit seinen üblichen Quasselanfällen aufwartete, beschloss der Gardist nachzuhaken. Grade als Auron sich wieder zu dem Blondschopf umdrehen wollte, hörte er jemanden seinen Namen rufen. Blitzschnell wandte er sich in die entgegen gesetzte Richtung und konnte gleich darauf Lulu ausmachen, die mit gemächlichen Schritten, einer kleinen Sandverwehung ausweichend, auf ihn zukam. Tidus zwang sich seinen Blick vom muskulösen Rücken des rot bemantelten Gardisten zu lösen und wandte sich ebenfalls Lulu zu. Für einen Moment erwartete er, dass Yuna und die anderen Guardians ihr folgen würden. Als dies nicht der Fall war, wandte er sich sofort an die Schwarzmagierin. „Sind die Anderen nicht bei dir?“, fragte er drängend und unterbrach damit Auron, der gerade zum Sprechen angesetzt hatte. „Wie du sehen kannst, sind sie es nicht“ antwortete Lulu kühl wie immer. „Wir sollten sie suchen, ich mache mir sorgen um Yuna.“ Sir Auron brummte zustimmend während er Tidus einen tadelnden Seitenblick zuwarf, dann führten die drei besorgten Guardians ihre Suche schweigend fort. Nach weiteren 2 Stunden hatten sich ihnen Wakka und Kimahri angeschlossen. Kurz darauf tauchte auch Rikku auf – vergnügt wie immer. Nur von Yuna fehlte bislang jede Spur. Mit der Zeit wurde es unruhig in der Gruppe. Jeder machte sich Sorgen um das Medium und die schier endlose Weite der Wüste konnte die Suche als aussichtslos erweisen. „Ich hätte da noch eine Idee, wo sich Yuni aufhalten könnte“ lenkte Rikku die Aufmerksamkeit auf sich, als die Suche auch weiterhin erfolglos blieb. *~^~* „Verdammt!“ Frustriert schlug Tidus auf eine Wand des Flugschiffes ein. Ihre Hoffnung Yuna im Heim der Al Bhed zu finden war zerstört. Genau wie das Heim selbst. Verbittert rief er sich die Bilder der angreifenden Guadohorden vor Augen. Viele Al Bhed waren gestorben und Cid, ihr Anführer, war gezwungen die riesige Anlage in der Wüste, die den Al Bhed seit Jahren als Heimat gedient hatte, zu zerstören. Den Al Bhed war nicht viel geblieben: nur einige wenige Maschina und das Flugschiff auf dem sie sich grade befanden. Der größte Teil der Überlebenden hatte sich aufgemacht, zuflucht in den nahe gelegenen Siedlungen zu suchen – auch wenn sie dort nicht viel Freundlichkeit erwarten konnten. Cid hatte sich jedoch bereit erklärt, sich an der Suche nach Yuna zu beteiligen und wies die Guardians auf ein neues Ziel hin. Höchstwahrscheinlich hatte der Yevon Orden, beim Verschwinden des Mediums, seine Finger im Spiel gehabt. Also hatten sie beschlossen zum Hauptsitz des Ordens, nach Bevelle aufzubrechen. Dröhnender Lärm riss Tidus aus seinen Gedanken. Das Flugschiff wurde angegriffen! Kaum war Tidus auf der Brücke angekommen, zerrte Wakka ihn schon wieder zum Ausgang. „Wir werden von Efrye attackiert! Dieses Monster verteidigt den großen Tempel. Wenn wir Yuna hier suchen wollen, müssen wir an dem Ding vorbeikommen!“, erklärte Wakka hastig, während er Tidus in Richtung Aussendeck schob. „Cid verlässt sich darauf dass wir damit fertig werden.“ Auf dem Aussendeck angekommen musste Tidus erst einmal schlucken. Diese fliegende, schlangenähnliche Kreatur war riesig. Gleich nach Tidus und Wakka betrat Lulu das Deck, ein kurzer Blick genügte ihr um sich Überblick zu verschaffen. „Feuga!“ Laut und deutlich rief die Schwarzmagierin den Zauberspruch in Richtung des Drachens. Sofort wurde dieser von einer riesigen Feuerkugel eingeschlossen und ein wütendes Grollen war zu hören. Gleich darauf traf Wakkas Blitzball gekonnt den breiten Schädel der Kreatur und ließ diese erneut zusammen zucken. In schnellen Wechsel griffen Lulu und Wakka an und innerhalb kürzester Zeit, stürzte Efrye besiegt zu Boden. „Zu einfach!“ Rikkus Kommentar zog ärgerliche Blicke nach sich. Immerhin hatte sie bei diesem Kampf nichts ausrichten können. Bevor jedoch jemand etwas erwidern konnte, meldete sich Cid über einen Lautsprecher zu Wort: „Ihr solltet euch beeilen wenn ihr Yuna finden wollt. Und seid bitte vorsichtig!“ Entschlossen blickten die Guardians in die Runde, um gleich darauf auf den Ankerseilen herabzugleiten, die das Flugschiff mit dem festen Boden verbanden. Die Gruppe war gerade sicher auf der geweihten Brücke aufgekommen, als bereits die ersten Tempelwachen auf sie zustürmten. Verbissen bekämpften sie jeden Gegner der dumm genug war sich ihnen in den Weg zu stellen. Die Guardians kamen aber trotzdem nur langsam voran, da ihnen immer neue Wachen entgegen strömten. Als sie dann endlich den Eingang des Tempels erreichten, trauten sie ihren Augen nicht. Direkt vor dem Tempel standen Yuna und neben ihr der tot geglaubte Primas Seymor. Die Aufmachung der Beiden und das ganze Ambiente ließ nur einen möglichen Schluss zu: Yunas besorgte Leibgarde war geradewegs in eine Hochzeit geplatzt! Torture Is Family Affair ------------------------ Bevor die entsetzten Guardians wieder zu einer Reaktion fähig waren, wurden sie von einer weiteren Gruppe Tempelwachen eingekreist. Doch keiner von Yunas Beschützern versuchte sich den Wächtern entgegen zu stellen. Zu groß war die Erschütterung, als dass sie überhaupt von etwas anderem, als den Beiden festlich gekleideten Personen, Notiz nehmen konnten. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie Primas Seymor mit selbstgefälligem Grinsen an Yuna herantrat und durch einen brutalen Kuss die unerfreuliche Zeremonie beendete. „Yuna!“, keuchte Tidus und brach damit den Bann, der die Zeit für einige Momente einfrieren ließ. Kimahri und Auron, die beide sehr praktisch veranlagt waren, begannen sich nach einer Fluchtmöglichkeit umzusehen, während Rikku und Wakka noch immer paralysiert Yuna anstarrten. Lulu wiederum bedachte Seymor mit einem derart bohrenden Blick, dass einige der Tempelwachen damit rechneten, dass der Primas jeden Moment lodernd in Flammen aufginge. Yuna begegnete, mit weit aufgerissenen Augen, Tidus’ Blick, während sie immer noch verloren neben dem Anführer der Guado stand. Als sie die unausgesprochene Frage nach dem Warum in den Augen des jungen Gardisten sah, trat ein entschlossener Ausdruck auf ihr schönes Gesicht und sie entfernte sich mit raschen Schritten von ihrem überraschten Ehemann. Seymor, der nicht mit Widerstand von dem Medium gerechnet hatte, war für einen Augenblick zu verblüfft um Yuna aufzuhalten. Er verfolgte wie Yuna rasch auf eine der dekorativen Zinnen des Tempels kletterte und dadurch ihre Bereitschaft signalisierte, sich in die Tiefe zu stürzen. „Dass wagt ihr nicht.“ Seymor, mehr belustigt als besorgt, drohte Yuna spielerisch mit dem Zeigefinger. „Kommt sofort wieder herunter.“ Ohne auf Seymor einzugehen oder den Blick von Tidus zu wenden, setzte Yuna einen Fuß nach hinten, sodass sie nun halb über dem Abgrund hinaus ragte. „Vertrau mir.“ Sie schenkte Tidus noch ein letztes Lächeln, dann ließ sie sich, ohne zu zögern, fallen. *~^~* „Gjmhhmm... Gjmhhmm!“ Hektisch wedelte Tidus mit seinen Armen um seine Begleiter zu mehr Eile anzutreiben. Prompt drehten sich Rikku und Wakka neugierig in die falsche Richtung, um herauszufinden was die Panik des jungen Gardisten ausgelöst hatte. Doch als sich dem wütenden Rudel von Sahagins gegenübersahen, vor dem Tidus sie hatte warnen wollen, beeilten sie sich dessen Aufforderung nachzukommen und so schnell wie möglich den langen Kanal entlang zu schwimmen. Gleich nachdem Yuna in den Abgrund gesprungen war, hatte Auron die Initiative ergriffen und den Überraschungsmoment ausgenutzt, um die Tempelwachen zu überwältigen. Ohne zu zögern hatte er die restlichen Guardians gnadenlos in Richtung Tempelinneres geschoben, wo sie sich den Hallen der Prüfung stellen mussten. Trotz ihrer Sorge um Yuna konnten sie die Prüfungen des Bevelle-Tempels meistern. Die Freiheit war in greifbare Nähe gerückt. Jedoch, kurz bevor sie den Ausgang erreicht hatten, hatte es Primas Seymor – der keineswegs überlebt hatte sondern ein Leibloser war, wie Tidus jetzt wusste – geschafft, die Guardians zu trennen und in den Kanal der Buße zu verbannen. Und jetzt wo Tidus sich nach dieser explosiven Häufung von Ereignissen wieder orientieren konnte, fand er sich gemeinsam mit Rikku und Wakka in dem vor Monstern nur so strotzenden Kanalsystem unterhalb des Tempels wieder. Die drei Gefährten hofften inständig, dass die Anderen Yuna bereits gefunden und in Sicherheit gebracht hatten. Als sich zu den Sahagins auch noch einige Lemora gesellten, bissen sie notgedrungen die Zähne zusammen und schoben ihre Sorge um das Medium in den Hintergrund. Die Wassermonster mussten schnell feststellen das Tidus, Wakka und Rikku im Laufe der gemeinsam verbrachten Zeit zu einem eingespielten Team geworden waren. Innerhalb kürzester Zeit besiegten die drei jede Kreatur, die es wagte, ihnen den Weg zu versperren. Sie kamen recht schnell voran und der Ausgang des Kanalsystems lag schon in Sichtweite, als sich ein bereits vertrauter Feind bemerkbar machte. Schockiert erkannten sie Efrye, den Schutzdrachen von Bevelle, der nach der ersten Auseinandersetzung mit den Guardians nur noch ein Schatten seiner Selbst zu sein schien. Nichtsdestotrotz wurde den drei schnell klar, dass der Kampf gegen das riesige Monster keineswegs leicht werden würde. Die kleineren Gefechte, die sie sich im Kanal geliefert hatten, nagten bereits stark an ihrer Kondition. Inzwischen fiel ihnen jede Bewegung schwer. Dennoch zögerten sie nicht und griffen das Monster an. Für einen Moment verhielt sich der angeschlagene Drache passiv und steckte gleichmütig die ersten Schläge ein. Dann richtete das Ungetüm seinen Torso etwas auf und bedachte einen der störenden Kämpfer mit einem magischen Blick. Hilflos mussten Tidus und seine beiden Freunde erkennen, dass sie mit ihren Waffen kaum Schaden anrichten konnten. Der Drache steckte jeden Treffer mühelos weg und schien sie nicht einmal wirklich wahrzunehmen, bis er sich plötzlich erneut aufrichtete und den monströsen Kopf Wakka zuwandte. Bevor der Captain der Bersaid Aurochs überhaupt reagieren konnte, erstarrte sein Körper. Mit einer peitschenden Bewegung schleuderte Efrye den versteinerten Gardisten aus dem Wasser, wo er bewegungsunfähig nahe dem Ausgang liegen blieb. Sofort startete das Monster eine neue Attacke. Rikku und Tidus blieben somit keine Zeit, sich um ihren Freund zu sorgen. Ganz knapp gelang es Tidus, sich vor den scharfen Klauen zu schützen. Aber bevor er zu einem eigenen Angriff ansetzen konnte, wurde er Zeuge, wie Rikku von dem kräftigen Schwanz der Kreatur erbarmungslos gegen eine der Wände gedrückt wurde. Als der geschuppte Körper die Sicht auf das schwerverletzte Mädchen freigab, das nun regungslos im Wasser trieb, wurde Tidus von Angst durchströmt. Die Al Bhed war inzwischen so etwas wie eine kleine Schwester für ihn geworden und die Sorge um sie ließ ihn seine eigene Sicherheit vergessen. Ohne weiter auf das Monster zu achten, begann Tidus fieberhaft seine Taschen zu durchsuchen. Dabei entging ihm die große Klaue, die mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Gerade als er den gesuchten Gegenstand gefunden hatte, spürte Tidus einen schweren Schlag und gleich drauf glühenden Schmerz. Der junge Gardist konnte hören, wie seine Brust mit einem ekelerregenden, knirschenden Geräusch aufgerissen wurde. Der Ruck, der dabei durch seinen Körper fuhr, schleuderte die für Rikku bestimmte Phönixfeder aus seiner Hand. Mit schmerzverschleiertem Blick konnte Tidus erkennen, wie das mächtige Item auf den Drachen traf und sofort begann Löcher in den schlangenähnlichen Körper zu brennen. „Zombie“, stellte Tidus fest, bevor er in tiefe Bewusstlosigkeit fiel. *~^~* Als erstes fiel ihm der Wind auf. Im Kanal gab es keinen Wind. Nur das beständige Wiegen des Wassers. Aber diese Bewegung hatte aufgehört. Stattdessen nahm er das beruhigende Knistern eines Feuers und die warmen, streichelnden Windböen wahr. Tidus hob schwer seine Lider, starrte geistesabwesend in die Flammen und versuchte herauszufinden, wie es um ihn stand und wo er eigentlich war. Ihm war schön warm und eine schwere Decke war schützend um seine Schultern gezogen. Er befand sich im Freien – die Flammen brannten in der Kuhle eines Lagerfeuers und nicht in einem Kamin. Tidus’ Blick wanderte von der Feuerstelle aus weiter und blieb an einem ordentlich zusammengelegten Stoß von Kleidung hängen. Seine Kleidung! Er selbst lag ausgestreckt unter einer Decke und trug nur eine formlose Hose. Sein Oberkörper erinnerte ihn an die Mumien aus dem Museum, die er sich als kleines Kind gemeinsam mit seiner Mutter angesehen hatte. Er fühlte sich plötzlich sehr verwundbar. Er stemmte sich auf einen Ellenbogen hoch. Eine schwarze Woge überspülte ihn. Alles um Tidus drehte sich. Von diesen abscheulichen Wirbeln benommen, ließ er sich auf den Rücken zurückfallen. Einen Augenblick lang konnte er wieder sehen, lange genug um seinen Aufenthaltsort als Macalania-Wald identifizieren zu können und um die Gestalt von Yuna wahrzunehmen, die sich mit sorgenvollem Gesicht über ihn beugte. „Eine tiefe Fleischwunde... und Gift“, sagte sie leise. „Es hätte jeden anderen getötet, aber nicht dich.“ Dann wurde alles schwarz. Einige Stunden später wurde Tidus wieder wach. Jetzt fühlte er sich kräftiger. Er bewegte sich vorsichtig, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sofort tauchten die neugierigen Gesichter von Wakka, Rikku und Yuna über ihm auf. Bedächtig richtete sich Tidus auf und stellte fest, dass von der tiefen Wunde auf seinem Oberkörper nur noch eine Narbe zu sehen war. Yuna hatte ganze Arbeit geleistet. Dankbar lächelte er sie an, bevor er die Frage stellte, die ihm unter den Nägeln brannte. „Was ist passiert?“ Breit grinsend startete Wakka seine Erklärung. „Du hast mir und Rikku das Leben gerettet! Als wir beide außer Gefecht gesetzt wurden, hast du Efrye mit einer Phönixfeder fertig gemacht und obwohl du schon schwer verwundet warst, hast du es geschafft Rikku auf das Steinplateau auf dem ich lag, zu hieven. Kurz bevor du selber ohnmächtig wurdest, konntest du Rikku noch mit einer von meinen Phönixfedern behandeln.“, fuhr Wakka gutgelaunt fort. „Als die Kleine wieder auf den Beinen war, hat sie mir eine Goldene Nadel verpasst und wir mussten dich nur durch die Tür tragen. Du hast uns zwar ganz schön Sorgen gemacht, aber glücklicherweise haben uns Sir Auron und die anderen sofort gefunden. Yuna hat dich wieder zusammengeflickt und dann sind wir nach Macalania aufgebrochen“ beendete Wakka seine Ausführungen. „Du solltest dich übrigens bei Sir Auron bedanken. Immerhin hat er dich den ganzen Weg getragen.“ „Ich werde es im Hinterkopf behalten“, bemerkte Tidus und verlagerte sein Gewicht. Sofort durchzog ihn ein stechender Schmerz, der von seinem Gesäß ausging. „Ein Giftstachel, von einem Sahagin“, bemerkte Yuna als sie sein Zusammenzucken bemerkte. Tidus dachte einen Augenblick nach. Daran fehlte ihm jede Erinnerung, obwohl er von seinem Kampf gegen Efrye noch alles wusste. Er zog die Schultern hoch und erklärte seine Gedächtnislücke damit, dass er im Eifer des Gefechts schmerzunempfindlich gewesen war. „Also hat mich eines von diesen Mistviechern doch noch erwischt...“, begann er, aber dann errötete er und wandte die Augen ab, als er daran dachte, dass Yuna den Stachel aus seinem Gesäß entfernt haben musste. Yuna war taktvoll genug, das Thema zu wechseln. „Ruh dich jetzt besser noch etwas aus“, wies sie ihn an, bevor sie Rikku und Wakka von seiner Lagerstätte wegscheuchte. *~^~* Erholt wachte Tidus mitten in der Nacht auf. Er hatte solange geschlafen, dass er nun nicht mehr an Schlaf denken konnte. Vorsichtig prüfte er, ob seine Beine sein Gewicht tragen konnten. Dann machte er sich zu einem kleinen Spaziergang durch den magisch anmutenden Wald auf. Tidus genoss die kühle Brise, die ihm durch die Haare fuhr. Das betörende Glitzern der Kristalle ließ den jungen Gardisten in einen hypnotischen Dämmerzustand fallen und er registrierte nicht mehr, welchen Weg er einschlug. Erst als er sich vor dem großen See wiederfand, vor dessen schimmernder Oberfläche sich die Konturen einer vertrauten Person abzeichneten, kam Tidus wieder vollständig zu sich. Yuna. Langsam näherte sich Tidus dem Medium und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Kannst du nicht schlafen?“ „Oh... du bist wach. Du solltest dich noch schonen.“ Yuna wandte sich überrascht zu ihm um, versuchte dann aber schnell ihr Gesicht vor ihm zu verbergen. Tidus riss erschrocken seine Augen auf. Trotz Yunas schneller Bewegung war ihm nicht entgangen, dass ihr Gesicht von Tränen bedeckt war. Sanft strich er Yuna eine Strähne von ihrem hellbraunen Haar aus dem Gesicht. „Was ist mit dir?“ *~^~* Verwirrt und ziellos torkelte Tidus durch den Wald. In seinem Kopf überschlugen sich die Erinnerungen an das gerade Geschehene. Yuna hatte ihm ihre Ängste offenbart und er hatte sich insgeheim geschworen, sein Möglichstes zu tun, um ihren Mut wieder herzustellen. Ihm war klar gewesen, dass Yuna sehr zerbrechlich war. Aber der Umfang von Yunas Befürchtungen, hatte ihn doch arg getroffen. In Tidus hatte sich wieder einmal der intensive Wunsch ausgebreitet, das sanfte Medium vor allem und jedem zu schützen. Dann, bevor ihm überhaupt klar geworden war, was er da tat, hatte er seine Lippen auf Yunas gelegt und sie in einen intensiven Kuss verstrickt. Rückblickend fragte er sich, was er sich dabei gedacht hatte. Yuna schien es sehr gefallen zu haben, aber Tidus war sich nicht ganz sicher, was er dabei gefühlt hatte. In der Vergangenheit hatte Tidus ständig schöne Frauen um sich gehabt – ein angenehmer Nebeneffekt des Ruhmes, den ihm sein Blitzballtalent eingebracht hatte. Er war sich sicher, dass er aber bisher noch keiner Frau begegnet war, die schön und gleichzeitig so sanftmütig war, wie Yuna. Seine Logik sagte Tidus, dass sie die Richtige für ihn war. Aber als seine Lippen die ihren berührten, hatte er einfach... nichts gespürt. Gar nichts! Tidus war es so vorgekommen, als hätte er eine leblose Puppe geküsst. Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Nachthimmel. „Warum liebe ich sie nicht?“, fragte er tonlos die funkelnden Sterne über seinem Kopf. Beunruhigt über sein eigenes Verhalten merkte Tidus nicht sofort, dass der Weg vor ihm durch eine Gestalt versperrt war. Tidus landete dumpf mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinem immer noch empfindlichen Hinterteil. Er war gradewegs in Sir Auron gelaufen, der nun von oben auf ihn herab sah. „Warum stehst du hier mitten auf dem Weg rum?“ Tidus erhob sich murrend und stemmte trotzig die Hände in die Seiten. Die Sekunden verstrichen und der legendäre Gardist machte keine Anstalten auf die Frage zu antworten. „Hhhey..., was ist los?“ Die ausbleibende Reaktion verunsicherte Tidus, der sich nun unbehaglich von einem Fuß auf den anderen bewegte. Dann plötzlich beugt Auron sich vor und streckte eine Hand aus, mit der er das Gesicht des Jungen vorsichtig berührte. Tidus riss erschrocken die Augen auf. Die Stelle an seinem Gesicht, wo die Hand des Mannes lag, kribbelte wie ein Ameisennest. Dann setzten sich die Puzzelteile in seinem Kopf zusammen und Tidus begann langsam zu verstehen. Plötzlich überkam ihn die ultimative Antwort auf viele Fragen die er sich in letzter Zeit gestellt hatte und mit ihr auch das Bedürfnis sie auszusprechen. In Gedanken hatte er bereits die wenigen Worte formuliert die ausgesprochen werden wollten und er setze grade an sie auszusprechen als der Griff des Gardisten sich unerwartet festigte und einen schmerzhaften Druck auf Tidus’ Kiefer auslöste. Panik machte sich in dem Blondschopf breit als er den gefürchteten wahnsinnigen Ausdruck in den Augen seines Mentors wahrnahm. Stumm begann Tidus in sich hineinzuflehen, dass er sich das nur einbildete und Auron wieder seinen emotionslosen Gesichtsausdruck aufsetzen würde. Das seltsame Verhalten des Mannes bereitete Tidus höllische Angst. „Dein Vater.... Sin....“, knurrte Auron, „....zerstört Spira und du nutzt jede Gelegenheit, um durch dein kindisches Verhalten Spiras Leiden unnötig zu verlängern.“ Die grausame Schärfe in Aurons Stimme schnitt Tidus schmerzhaft in seinen geschundenen Körper. Die vernarbte Wunde begann erneut zu pulsieren Das noch allgegenwärtige leichte Pochen verwandelte sich rasend schnell zu einem wütenden Brennen. Tidus’ Körper verkrampfte sich, als ob er versuchte, den Schmerz durch pure Muskelkraft zu besiegen. Seine Fingernägel bohrten halbmondförmige Wunden in die Oberschenkel. Doch die Qualen verschlimmerten sich von Augenblick zu Augenblick. Grade eben noch hatte er Erleichterung verspürt, einen Hoffnungsschimmer in seinem so chaotischen Leben und nun zerrte bereits wieder ein schwarzer Strudel an ihm. Tidus begann zu schreien. Er schrie wie noch nie in seinem Leben. „Tidus...“ , wie aus weiter Ferne hörte er den legendären Gardisten seinen Namen sagen. Ein letztes Aufbäumen und Tidus spürte nichts mehr. Eine Gnadenfrist für seine Qualen. Der Countdown zum Wiedererwachen begann. *~^~* Um Tidus zu schonen, hatte die Gruppe beschlossen die Abreise von Macalania um einige Tage hinauszuzögern. Rikku nutze die Gelegenheit um die ungewöhnliche Landschaft zu untersuchen. Sie hatte ihr halbes Leben im Al Bhed Heim in der öden Sanubiawüste verbracht und betrachtete nun verwundert die außergewöhnliche Vielfalt der Pflanzen. Interessiert näherte sie sich einem großen, schimmernden Farngewächs und wollte dieses gerade näher untersuchen, als sie auf eine am Boden liegende Gestalt aufmerksam wurde. Ohne zu zögern rannte Rikku auf die Person zu und musste im näherkommen schockiert feststellen, dass es sich dabei um Tidus handelte. Unentschlossen, ob sie erst einmal Hilfe holen sollte, verharrte sie einen Moment lang regungslos vor Tidus’ zusammengekrümmter Gestalt. Als dieser sich plötzlich stöhnend zu regen begann, packte sie ihn kurzentschlossen an den Schultern, um ihn sanft zu schütteln. „Was ist mit dir? Tidus... rede mit mir.“ Rikkus Stimme zitterte vor Sorge um ihren besten Freund. Als Tidus seinen Kopf hob und Rikku ihm direkt ins Gesicht sehen konnte, richtete sie sich ruckartig auf. Blankes Entsetzen machte sich in ihr breit. „Was ist bloß mit dir passiert?“ Bevor sie wieder zu einer Handlung fähig war, hatte Tidus sich an ihr hochgezogen und kniete nun direkt vor ihr. Was als nächstes passierte, verschlug Rikku endgültig den Atem: Tidus schlang seine Arme um ihre Hüfte und klammerte sich wie ein Ertrinkender an ihr fest. Er lehnte seinen Kopf an ihren Bauch und begann haltlos zu schluchzen. „Rikku... bitte...“, die Worte des Jungen waren durch die Schluchzer kaum zu verstehen. „Was ist mit ...ihm? Warum ist er ....so ....grausam?“ Unfähig zu antworten starrte Rikku auf das zitternde Häufchen Elend dass sich an ihr festklammerte. Sie war sich nicht sicher, aber sie vermutete, dass Tidus von Auron sprach. Obwohl sie es zugleich für sehr unwahrscheinlich hielt, dass der legendäre Gardist für Tidus Zustand verantwortlich sein könnte. Der Blondschopf löste seinen Kopf von Rikkus Bauch und sah sie mit tränenverschleierten Augen an. „Ich... liebe... ihn.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, knickten Rikkus Beine, wie zerbrechende Zündhölzer, ein. Fassungslos ging sie in die Knie. Das konnte doch alles nicht wahr sein… My Agony Is Your Felicity ------------------------- „Ich liebe ihn!“ Tidus letzter Satz ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwo in ihrem Inneren konnte Rikku bösartige kleine Stimmen hören, die ihr zischelnd zuriefen, dass Tidus’ Gefühle falsch und abartig waren. Sein direktes Geständnis hatte Rikku vollkommen überwältigt. Ihr war klar gewesen, dass Sir Auron für Tidus sehr viel mehr war, als das respektlose Verhalten vermuten ließ. Bislang war sie aber davon ausgegangen, dass Tidus ihn eher als Vaterfigur betrachtete. „Liebe...“, seufzend robbte Rikku in die Mitte ihres Bettes. Sie wusste, dass Tidus die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatte es in seinen Augen lesen können: Tiefe Liebe zu dem Mann, der beinahe alt genug war, um Tidus’ Vater sein zu können. Je länger Sie über Tidus Neigung nachdachte, desto sicherer wurde sie sich, dass daran nichts Falsches war. Etwas so ehrliches musste einfach richtig sein. Allmählich verstummten die zischenden Stimmchen, aber an ihre Stelle trat sofort ein sorgenvoller Gedanke. Tidus’ Augen hatten nicht nur von Liebe erzählt. Sein Blick war gleichzeitig von Angst beherrscht gewesen. Angst vor Auron! Rikku hätte niemals geglaubt, dass der legendäre Gardist über eine dunkle Seite verfügen könnte. Er war ihr immer wie das Sinnbild von Ehre und Stolz vorgekommen, aber sein Verhalten seit Tidus’ Zusammenbruch sprach für sich selbst. Ächzend rollte sich Rikku ein Stück zur Seite. Das kleine Kissen unter ihrem Kopf war unangenehm warm und durchnässt. Seit Stunden lag sie nun schon hier und versuchte schlaf zu finden, aber ihre aufgewühlten Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Es waren drei Tage vergangen, seit die Gruppe um Yuna von Macalania aufgebrochen war. Sie waren nur langsam vorangekommen, aber inzwischen hatten sie die Stille Ebene erreicht. Seit seinem Geständnis hatte Tidus nicht mehr mit ihr gesprochen. Genau genommen hatte er mit Niemandem mehr gesprochen. Eine weitere Träne bahnte sich ihren Weg von Rikkus großen Augen über ihre Wange, um sich letztendlich mit den vielen vorangegangenen Tränen im Kissen zu vereinen. Rikku war krank vor Sorge um Tidus. Direkt nach seinem verhängnisvollen letzten Satz war Tidus wieder bewusstlos geworden und sie war somit gezwungen gewesen, Hilfe zu holen. Es hatte Stunden gedauert, bis Tidus endlich wieder zu sich gekommen war, oder besser gesagt, bis sich seine Augen wieder geöffnet hatten. Gequält schloss Rikku ihre grünen Augen und verzog das Gesicht. Was auch immer in den letzten drei Tagen torkelnd der Gruppe gefolgt war, es war nicht Tidus. Jede Fröhlichkeit und der ganze Lebensmut, die den Blondschopf ausgemacht hatten, waren verschwunden. Zurückgeblieben war ein bemitleidenswertes Wrack, das nicht einmal reagierte, wenn man es ansprach, alle Nahrung verweigerte, selbst wenn man sie direkt in seinen Mund schob und einfach nur lieblos den anderen hinterher lief, sobald diese sich in Bewegung setzten. Leise weinte Rikku sich in einen unruhigen schlaf. *~^~* Langsam erwachte das Leben im Reisebedarf auf der Stillen Ebene. Rin, der Besitzer der kleinen Herberge, kümmerte sich seit ihrer Ankunft rührend um den verstörten Tidus. Aber trotz seiner Fürsorge und Yunas Magie, machte der junge Gardist keine Anstalten wieder Vollendens zu sich zu kommen. „Wir können noch nicht weiter.“ Yuna ließ frustriert den Löffel sinken. Tidus würde ja doch nichts essen. „Wir müssen warten bis er wieder zu sich kommt. Können wir solange hier bleiben?“, mit weinerlicher Stimme wandte sie sich an Rin, der besorgt Tidus’ leeren Blick musterte. „Selbstverständlich“, umständlich zog der Al Bhed einen Kreis in der Luft und deutete so auf seinen Laden. „Ihr habt viel für mich getan und ich bin glücklich, mich revanchieren zu können.“, spielte Rin auf die Monsterjagd von Yunas Leibgarde, am Vorabend an. Die Guardians hatten etliche Heckenschlangen und einige Morbole in der Umgebung des Reisebedarfs beseitigt und Rins Gästen damit eine ausgesprochen ruhige Nacht beschert, die sich auch in seinem Trinkgeld widergespiegelt hatte. „Nein!“ Sir Auron hatte unbemerkt den Raum betreten und den kurzen Wortwechsel mit angehört. „Wir können keine Rücksicht mehr auf Tidus nehmen. Wir wissen doch, dass er uns folgen wird, wenn wir weitergehen. Wir müssen einfach hoffen, dass er im Laufe der Zeit wieder normal wird. Oder besser gesagt: wieder so wie früher.“, schnaubte der Gardist. Yuna sah den Mann entsetzt an. Alles in ihr sträubte sich dagegen, Tidus einfach wieder hinter sich her zu schleifen. Jedes Mal, wenn sie sich in den letzten drei Tagen zu ihm umgedreht und ihn so verloren hinter der Gruppe her schlurfen gesehen hatte, blutete ihr Herz. Der fröhliche Sunnyboy aus Zanarkand bedeutet ihr viel und sie wünschte sich Nichts sehnlicher als ihre Reise einfach abzubrechen und in seine Arme zu fallen. Aber sie wusste, dass, selbst wenn Tidus nicht dieses merkwürdige Trauma erlitten hätte, sie momentan nicht näher auf ihn eingehen konnte. Ihre Reise würde sie auf jeden Fall fortsetzen und man erwartete von ihr, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle behielt und keinem ihrer Guardian den Vorzug gab. Deswegen musste sie aber noch lange nicht auf der Gesundheit des Blondschopfes rumtrampeln! Tidus Symptome waren zu mysteriös, um ein Risiko einzugehen. Es gab keine Anhaltspunkte für seinen Zustand und niemand konnte sich einen Reim darauf machen. Yuna beschloss also noch einen Versuch zu starten, um Sir Auron umzustimmen. „Aber...“, setze das Medium zum sprechen an, brach aber ab als Lulu, Wakka und Kimahri mit traurigem Blick den Kopf schüttelten. „Kimahri gibt Sir Auron Recht.“ Der Ronso warf Yuna einen tröstenden Blick zu. „Ich sag es nicht gerne, aber ich finde auch wir sollten weiterreisen. Wir werden einige Tage brauchen um Zanarkand zu erreichen. Hoffen wir, dass er sich bis dahin erholt hat.“ Yuna konnte den Schmerz in Wakkas Augen erkennen, als er sprach. Der Blitzballer hatte den Jungen sehr liebgewonnen und machte sich ebenso große Sorgen um ihn, wie sie selbst. Lulu legte Yuna nur stumm eine Hand auf den Arm und drückte sie mitfühlend. Ihr sanfter Blick forderte das Medium auf eine Entscheidung zu treffen. Gequält schloss Yuna die Augen. Dann wandte sie ihren Kopf wieder Tidus zu, der immer noch bewegungslos und mit leeren Augen aus dem Fenster des Reisebedarfs starrte. Sie hatte keine andere Wahl. Der Großteil ihrer Leibgarde war für den Aufbruch. Sie musste sich dem allgemeinen Willen fügen. Traurig wandte sie sich Rin zu, der die Szenerie stillschweigend beobachtet hatte. „Würdest du uns bitte einige Vorräte zusammen packen? Wir brechen noch heute auf.“ *~^~* Gleichgültig stapfte Tidus hinter den anderen her. Der Weg der sich um Gagazet, den heiligen Berg der Ronso, schlängelte, war holprig und Tidus konnte kaum mit den anderen mithalten. Die letzten Tage waren für Tidus die reinste Folter. Die plötzliche Erkenntnis über seine Gefühle für den Mann, der so lange Zeit für ihn gesorgt hatte, warf ihn vollständig aus der Bahn. Der Blondschopf kam ins Straucheln, als er auf einen Stein trat, den er unter der dünnen Schneedecke übersehen hatte. Sein Körper war durch den Stress und die Nahrungsverweigerung arg geschwächt und er hatte große Schwierigkeiten sein Gleichgewicht zu halten. Als er nach kurzem Schwanken wieder sicherer stand, setzte Tidus seinen Weg und seine Grübelei teilnahmslos fort. Es war nicht seine ungewöhnliche Neigung, die ihn in diesen diffusen Zustand gebracht hatte – eigentlich war er sogar ganz froh darüber. Er hatte Auron immer sehr bewundert: die Gelassenheit und Eleganz die der Mann an den Tag legte. Jede seiner Taten wirkte immer wohl durchdacht und mit einer überwältigenden Perfektion umgesetzt. Jetzt, nach zehn Jahren, war Tidus endlich klar geworden was er wirklich wollte. Seine offenen Fragen waren beantwortet worden. Die Puzzelteile ergaben ein aufschlussreiches Gesamtbild. Nein, seine Liebe zu Auron war nicht das Problem. Das Problem war Auron! Tidus hegte keine Hoffnung, dass der Gardist seine Liebe erwidern könnte. Obwohl sein Kopf momentan mehr den Eindruck machte, als sei er mit Zuckerwatte anstatt mit Hirn ausgefüllt, gab er sich keinen Illusionen hin. Schon jetzt nagte der Schmerz der wahrscheinlichen Zurückweisung an ihm und was noch viel schlimmer war, die Angst vor Aurons Ausbrüchen blieb bestehen. Er hatte zwar inzwischen eine Vermutung bezüglich der Attacken, aber sicher konnte er sich nicht sein. Zumal das ungewöhnliche Verhalten erst vor kurzer Zeit begonnen hatte. In Tidus keimte das Gefühl auf, dass Auron etwas Wichtiges verbarg. Wie er die Situation auch drehte und wendete, für Auron würde er nur Jekkts kleiner Sohn bleiben, um den er sich aufgrund eines Versprechens kümmern musste. Der Gardist würde ihm gegenüber niemals etwas Intensiveres als Freundschaft empfinden. Wobei er sich dessen jetzt auch nicht mehr allzu sicher war. *~^~* Wütend stampfte Rikku durch den knöchelhohen Schnee von Berg Gagazet. Sie trat seufzend ein Steinchen aus dem Weg, während sie über die jüngsten Ereignisse nachdachte. Sie war gerade mit schmerzenden Gliedmaßen von der unschönen Nacht aufgewacht und hatte verschlafen den Aufenthaltsraum des Reisebedarfs betreten, als Yuna ihren Beschluss verkündet hatte: „Würdest du uns bitte einige Vorräte zusammen packen? Wir brechen noch heute auf.“ Ungläubig hatte Rikku das zustimmende Nicken der versammelten Guardians beobachtet. Sie hatte sofort protestieren wollen. Aber bevor sie zum sprechen angesetzt hatte, wurde ihr klar, dass, wenn sogar Yuna zu diesem Schritt bereit war, sie die Meinung der Anderen nicht mehr beeinflussen konnte. Unglücklich hatte sie zu Tidus herübergesehen und versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass er schon wieder werden würde, als Sir Auron noch einmal das Wort ergriffen hatte: „Gut, er hat uns lange genug Aufgehalten.“ Rikku war explodiert. „UND WARUM TUT ER DAS WOHL?“ Außer sich vor Wut hatte sie den legendären Gardisten angeschrieen und ihn mit einem hasserfüllten Blick bedacht. Die Al Bhed hatte daraufhin den Eindruck gewonnen, dass der Gardist sogar kurz zusammen gezuckt war. Aber dann hatte er sich einfach umgedreht und ohne Erwiderung den Reisebedarf verlassen. Die anderen hatten Rikku erstaunt angesehen. Bislang war sie geradezu verschüchtert gewesen, wenn sie mit dem Gardisten gesprochen hatte. Es entsprach auch gar nicht der fröhlichen Art des Mädchens, eine derart offene Feindseligkeit an den Tag zu legen. Lulu hatte sie überrascht gefragt, ob sie etwas über Tidus Zustand wisse und Rikku war somit gezwungen ihre Freunde anzulügen. Es gefiel ihr zwar nicht, aber sie hatte keine andere Wahl. Tidus hatte sicherlich kaum Interesse daran, dass seine wahren Gefühle offenbart würden. *~^~* Die Gruppe war nun schon seit einigen Stunden unterwegs und sie hatten die Stille Ebene weit hinter sich zurückgelassen. Schweigsam liefen sie im Gänsemarsch den schlechten Pfad entlang und jeder hing seinen eigenen trüben Gedanken hinterher. Rikku hob in regelmäßigen Abständen den Kopf, um sich zu vergewissern, dass Tidus ihnen noch folgte. Jede dieser Kontrollen endete mit einem giftigen Blick auf Aurons kräftigen Rücken. Sie wünschte dem Gardisten die Pest an den Hals! Yuna verkündete gerade laut, dass sie Rast machen wollten, als Rikku bemerkte, dass sich Tidus nicht mehr in Sichtweite befand. Sie wollte sofort kehrtmachen und ihren Freund suchen, blieb aber abrupt stehen als Sir Auron mit langen Schritten an ihr vorbeistampfte und den Pfad wieder hinunter ging. Schnell war der rot bemantelte Mann um eine Kurve verschwunden und Rikkus Gedanken überschlugen sich. Hastig drehte sie sich noch mal zu den anderen um. „Ich werde helfen, Tidus zu holen.“ Dann lief sie, ohne auf eine Antwort zu warten, schnell hinter dem Gardisten hinterher. Sie war fest entschlossen Tidus nicht mehr mit dem Mann alleine zu lassen, solange dieser sich wie ein Psychopath aufführte. Sie achtete tunlichst darauf nicht von Auron entdeckt zu werden, während sie ihm vorsichtig folgte. Nach einigen Minuten sah sie den Gardisten stehen bleiben und wusste instinktiv, dass er Tidus gefunden hatte. Besorgt, aber auch neugierig, versteckte sie sich hinter einem Pfosten eines natürlich entstandenen Tores aus festem Gestein. Von hier aus hatte sie einen guten Blick auf die beiden Männer. *~^~* Tidus war weit hinter den anderen zurückgefallen. Schon bei der letzten Kurve des gewundenen Bergpfades hatte er seine Gefährten aus den Augen verloren. Es war ihm inzwischen egal, dass er sie ausbremste. Es war ihm egal, dass sich alle um ihn sorgten, dass besonders Yuna und Rikku schon ganz krank vor Sorge um ihn waren. Sin war unwichtig geworden, die Pilgerreise eine Farce. Tidus ganzes Weltbild bestand gerade einzig und allein aus seiner schmerzhaften Liebe zu dem legendären Gardisten. Alles andere versank in zäher Gleichgültigkeit. Der Blondschopf versuchte zu lächeln, als er zornige Schritte auf sich zustampfen hörte. Er legte seine rechte Hand auf sein Herz und torkelte benommen weiter, bis die wütende Gestalt von Auron in Sichtweite kam. Als er seinen Blick hob, konnte er wieder den Wahnsinn durch die Sonnenbrille funkeln sehen. Aber dieses Mal hatte er ihn erwartet! Der trainierte Körper des Gardisten schien vor Wut zu beben. Der Blondschopf stellte verwundert, aber immer noch lächelnd fest, dass Auron keine Anstalten machte ihn anzuschreien, während er sich ihm weiter näherte. Tidus hatte seine Entscheidung getroffen. So konnte sein Leben nicht weitergehen und er würde jetzt dafür sorgen, dass es das auch nicht musste. Kurz vor dem Mann blieb er stehen, wartete noch einen Moment auf eine Reaktion und, als diese Ausblieb, ergriff er selbst die Initiative. *~^~* Langsam, schon fast träge, griff Tidus nach den Armen des Mannes. Seine Hände umschlossen die kräftigen Unterarme und drückten sie beiläufig nach unten, bis diese parallel zu Aurons Körpermitte lagen. Ohne seinen Griff zu lösen, machte Tidus einen kleinen Schritt nach vorne und verringerte den Abstand zwischen ihnen. Aurons Zorn verrauchte schlagartig, als er Tidus’ Bewegungen verfolgte. Der Junge wirkte wie in Trance. Es schien, als hätte er den ungewöhnlichen Gemütszustand des Gardisten nicht einmal registriert. Verwirrt ließ Auron Tidus gewähren. Dann aber weitete sich sein unversehrtes Auge vor Überraschung. Tidus kippte, doch seine Bewegung lief wie in Zeitlupe ab. Sanft legte der Blondschopf die Stirn an Aurons Brust, dann erst löste er seine Hände von den Armen des Gardisten. Auron konnte spüren, wie sich Tidus’ Arme hinter seinem Körper verschränkten. Noch immer fand jede Bewegung in einem surrealen Tempo statt. Dann plötzlich verstärkte der Blondschopf seine zaghafte Berührung und drückte Auron in einer intensiven Umarmung fest an seinen Körper. „Ich verstehe es jetzt...“ Tidus erste Worte nach den Tagen des Schweigens klangen langsam und leidenschaftslos. Mit verständnislosem Blick betrachtete Auron den an sich geklammerten Jungen von oben herab. „Die Brille, der Kragen...“, fuhr er unbeirrt fort. „Du versteckst nicht die Welt vor dir, du versteckst dich vor der Welt. ... Du hast Angst Gefühle zu zeigen, ... fürchtest dich einen Teil deiner Seele zu offenbaren.“ Tidus hob seinen Blick ohne sich von Auron zu lösen und sah durch die dunklen Gläser der Brille in dessen Augen. *~^~* Von ihrem Posten hinter dem Felsen beobachtete eine erstaunte Rikku wie Tidus auf Auron zuging und ihn zögerlich umarmte. Sie fand es erstaunlich, dass der legendäre Gardist, trotz seines offenkundigen Zorns, keine Anstalten machte, den Blondschopf von sich zu stoßen. Rikkus Herz hüpfte vor Freude, als sie mitbekam, dass Tidus sich entschlossen hatte, wieder zu sprechen. Er machte zwar immer noch einen unerfreulich abwesenden Eindruck und wirkte zerbrechlich wie noch nie, aber allein der Umstand, dass er wieder auf äußere Reize reagierte, ließ die Al Bhed hoffen. Enttäuscht musste sie feststellen, dass sie zu weit von den Beiden entfernt war um das Gesagte verfolgen zu können. Lediglich einige Wortfetzen konnte sie verstehen. Doch die waren so zusammenhangslos, dass sie kaum Sinn für sie ergaben. Rikku betrachtete die Beiden noch einen Moment lang erleichtert und wollte sich gerade abwenden, um zu der wartenden Gruppe zurückzukehren, als sie sah, wie sich Auron brutal von Tidus löste. Sie riss bestürzt die Augen auf und wollte Tidus zu Hilfe eilen, der durch Sir Aurons plötzlichen Ausbruch dass Gleichgewicht verloren hatte und auf die Knie gefallen war, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. So blieb sie zitternd hinter dem Felsenbogen stehen. Entsetzt sah sie wie Sir Auron begann vor Tidus umherzutigern. Die Hände des Gardisten waren zu Fäusten geballt. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Haut und sein Körper schien vor Wut zu beben, während er rastlos hin und her lief. In Rikkus Kopf begann eine Sirene aufzuheulen. Alles an diesem Mann signalisierte Gefahr. Noch nie zuvor hatte die junge Al Bhed den Gardisten so erlebt. Sie hätte nicht einmal für möglich gehalten, dass soviel Zorn in ihm stecken könnte. „Lauf weg, bitte lauf schnell weg!“ Immer noch unfähig sich zu bewegen rief sie Tidus in Gedanken eine Warnung zu. Nicht mal in ihren schlimmsten Albträumen hatte sie geglaubt, dass es soweit kommen könnte, aber in ihr machte sich die quälende Angst breit dass Sir Auron Tidus, in seiner Wut, töten könnte. Zu ihrem Leidwesen musste sie feststellen, dass der Schock wohl ihr Gehör sensibilisiert hatte. Nun konnte sie selbst den stoßweise kommenden Atem von Sir Auron und dass leise Keuchen von Tidus hören. Rikku hielt vollkommen entsetzt den Atem an. Ihr Körper verkrampfte sich schmerzhaft als sie sah, dass Sir Auron direkt vor Tidus wieder zum stehen kam. Er machte jetzt mehr den Eindruck eines gehetzten, wilden Tieres, als von einem ehrenhaften Krieger. Panisch kniff sie ihre großen Augen zu und drehte den Kopf zur Seite. Sie wollte das Kommende nicht sehen. „Was weißt du schon?!“ Auron spie die für Tidus bestimmten Worte förmlich aus. Rikkus Beine versagten ihren Dienst und sie begann, haltlos zu schluchzen, als sie einen dumpfen Schlag und anschließend etwas schweres zu Boden gehen hörte. „Tidus... Tidus.“ Verstört kauerte sich die junge Al Bhed am Boden zusammen. Aus ihren geschlossenen Augen quollen Tränen und sie betete stumm, dass dies alles nur ein böser Traum war. Dann spürte sie nach einiger Zeit unerwartet eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte und sie fuhr ängstlich schreiend auf. *~^~* Tidus wurde auf seine Knie gedrückt als Auron sich schlagartig von ihm löste, er hatte diese Bewegung erwartet und war nicht sonderlich überrascht. Gleichmütig sah er dem rot bemantelten Mann zu, wie dieser aufgewühlt hin und her stapfte. Tidus reagierte nicht einmal, als Auron ruckartig zum stehen kam und sich ihm dann gefährlich langsam näherte. Der Blondschopf wusste, was jetzt kommen würde, und er war begierig darauf, dass Auron endlich seinen Frust abbaute. Das war das einzige, was Tidus dem Mann geben konnte. „Was weißt du schon?!“ Bei Aurons Worten bildete sich ein versonnenes Lächeln auf Tidus’ Lippen, das auch nicht erlosch, als der Gardist wütend ausholte und Tidus mit einem erbarmungslosen Schlag endgültig zu Boden schmetterte. Nachdem die Sterne vor Tidus’ Augen verschwunden waren, wischte er sich das Blut von der Platzwunde an seiner Stirn, um zu verhindern dass es in seine ohnehin schon gereizten Augen lief. Dann richtete er seinen schmerzenden Körper unsicher auf und kam zum Stehen. Lächelnd wandte er sich Auron zu, der ihn mit entsetztem Blick und zitterndem Körper beobachtete. „Geht es dir jetzt besser?“ Tidus erwartete keine Antwort von dem aufgelösten Gardisten und zog entschlossen seinen Plan durch. Behutsam griff der Blondschopf nach Aurons Hand und führte sie zu seinem Gesicht. Zärtlich küsste Tidus die raue Handfläche. „Ich liebe dich!“. Der legendäre Gardist torkelte ein paar Schritte rückwärts und ging dann zu Boden. Tidus Worte trafen ihn wie ein Donnerschlag. *~^~* Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte sich der Blondschopf um und marschierte den Bergpfad, auf der Suche nach den anderen, entlang. Gleich nachdem er den ersten Felsen passierte, entdeckte er Rikku, die sich zitternd auf dem Boden zusammengerollt hatte. Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter und er verzog überrascht das Gesicht als die Al Bhed panisch aufschrie. Als sie ihn nach dem ersten Schreck erkannte und verwundert anstarrte, begriff Tidus und deutete stumm auf den Gardisten, der noch immer fassungslos auf dem Boden hockte. „Denk nicht weiter darüber nach“, flüsterte Tidus tonlos, als in Rikkus Gesicht ein fragender Ausdruck auftauchte. „Komm, lass uns zu den anderen gehen.“ Sanft, aber bestimmt zog er die verwirrte Al Bhed hinter sich her. Nach mehreren hundert Metern über dem holprigen Gebirgspass kam Yuna in Sichtweite, die am Rande eines kleinen Lagers, das Wakka und Kimahri eingerichtet hatten, besorgt Ausschau hielt. Als sie ihre beiden Guardians erkannte, trat ein erleichterter Ausdruck auf ihr Gesicht, der sich noch verstärkte als dem Medium klar wurde, dass Tidus scheinbar wieder zu sich gekommen war. Tidus schenkte Yuna ein gekünsteltes Lächeln und wollte gerade zum sprechen ansetzen, als Wakka breit grinsend auf ihn zuschoss, um ihm auf die Schulter zu klopfen. „Oh man, wir haben uns ganz schön Sorgen um dich gemacht, Kleiner.“ Kaum hatte der Captain der Bersaid Aurochs dies ausgesprochen, kam Lulu auf Tidus zu und bedachte ich mit einem vorwurfsvollen Blick. „Was hast du dir dabei gedacht? Yuna hat sich große Sorgen um dich gemacht. Wie soll sie sich auf ihre Pilgerreise konzentrieren, wenn du ihr andauernd Sorgen bereitest?“, zischte die Schwarzmagierin verärgert. Seelenruhig wandte sich Tidus von der aufgebrachten Frau ab und sah Yuna emotionslos an. „Ich bin nur einer von sechs Guardians, wenn du wirklich entschlossen bist, Sin zu vernichten, darfst du diese Reise nicht von mir abhängig machen.“ Tidus wandte sich von der erstaunten Gruppe ab und ging zu einem flachen Felsen etwas abseits vom prasselnden Lagerfeuer. „Ich bin müde, ich brauche Ruhe.“ Mit diesen Worten ließ er sich auf dem Felsen nieder und wickelte sich in eine Decke ein. Ewige Ruhe, fügte er noch in Gedanken hinzu, dann schloss er seine Augen. „Nn... natürlich“, mit offenem Mund schauten die anderen auf den erschöpften Guardian. Tidus sprach zwar wieder, aber er war noch immer nicht er selbst. Sein Verhalten war mehr als untypisch für ihn. Ein Seufzen ging durch die Gruppe. Dann begaben sie sich stumm zu ihren eigenen Schlafplätzen. „Hey, wo ist Sir Auron?“, fragte Wakka noch, kurz nachdem sich alle hingelegt hatten. Der Blitzballer konnte Rikkus große Augen im Feuerschein glitzern sehen. Die Al Bhed warf noch einen besorgten Blick zu Tidus, dann antwortete sie langsam: „Er wird später nachkommen.“ Nur das Knistern des Feuers und das leise Heulen des eiskalten Bergwindes durchbrachen die bedrückende Stille, die sich in dem kleinen Lager ausbreitete. Tidus lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und wartete geduldig darauf, dass seine Gefährten einschliefen. Als nach einiger Zeit das rhythmische Atmen verriet, dass seine Freunde im Land der Träume wandelten, erhob er sich so leise wie möglich. Er ergriff Bruderherz und warf noch einen letzten wehmütigen Blick auf die Schlafenden. Dann wandte er sich um und schlich den Bergpfad hinauf, fest entschlossen, auch den letzen Teil seines Plans in die Tat umzusetzen. My Eternal Quiet Time --------------------- “Oh Yevon… was habe ich angerichtet?” Fahrig strich sich Auron mit einer zittrigen Hand über den Mund. Mitten in dieser unwillkürlichen Bewegung brach er ab und starrte auf seine Handfläche. Bilder blitzen in seinen Gedanken auf und wiederholten sich fortlaufend, bis er glaubte, dass er seinen Verstand verlor. Er sah wie er in der Donnersteppe Tidus unsanft auf die Füße stellte, wie er den verletzten Jungen im Macalania-Wald in die Besinnungslosigkeit quälte, wie Tidus ihn in einer festen Umarmung an sich zog. Er spürte den zarten, aber dennoch kräftigen Körper des Jungen. Er sah sich selbst wie er ihn zu Boden schlug und er sah wie Tidus seine Hand nahm... er spürte die weichen Lippen... hörte die Worte... „Ich liebe dich!“ Dieser Satz hallte endlos in Aurons Kopf wider, dazu sah er das Bild von Tidus vor sich, wie er ihn mit großen Augen ansah. „Diese Augen...“, ächzend versuchte der Gardist in ihnen zu lesen, seine Erinnerung zu entschlüsseln, begierig darauf zu erfahren, was in ihnen verborgen lag. Wahrheit? Ob es Wahrheit war? Aber nicht nur... . Angst? Ja, da war Angst in seinem Blick gewesen und Trauer. Aber auch... Erleichterung. Auron sackte noch weiter in sich zusammen. Scham und Verwirrung überwältigten den Mann gleichermaßen. Er vergrub das Gesicht in seine Hände. Sein Körper begann zu beben und alle Erinnerungen die er in den letzten zehn Jahren verdrängt hatte, brachen über ihn ein. Sein eigenes Fehlverhalten in der letzten Zeit und Tidus Geständnis, war fast zuviel für ihn. Es war lange her, dass Auron sich so hilflos gefühlt hatte und damals hatte er einen fatalen Fehler begangen. Er hatte seinen überschäumenden Emotionen nachgegeben und letztendlich mit dem Leben dafür bezahlt. Aber noch war es nicht vorbei. Widerwillig erinnerte sich Auron an das Versprechen, welches er Jekkt gegeben hatte und auch daran, dass Yuna ihn ebenfalls brauchte und auf ihn zählte. Er durfte sich jetzt nicht einfach gehen lassen. Dazu war er schon viel zu weit gekommen. Krampfhaft versuchte er, die Bilder aus seinem Kopf zu verscheuchen, seine Erinnerungen zu sortieren und seinen Körper mit eiserner Disziplin zur Ruhe zu zwingen. Auron machte noch einige sehr tiefe Atemzüge in der frostigen Bergluft, dann hatte er sich wieder vollständig unter Kontrolle. Wenn man ihn jetzt sah würde niemand auf die Idee kommen, dass der Mann kurz vor einem Zusammenbruch gestanden hatte. Gefasst richtete Auron sich leicht auf. Er saß noch immer auf einem niedrigen Felsen mitten auf dem Pfad, der den heiligen Berg der Ronso hinauf lief. Es waren erst Minuten vergangen, seit Tidus ihn hier allein zurückgelassen hatte und Augenblicke seit seinem überwältigenden Erinnerungsschub. Aber die Landschaft hatte seitdem eine beachtliche Verwandlung durchgemacht. Seufzend lehnte der Gardist sich zurück. Der beständige Wind, der um den Berg heulte, zerrte an seinem Mantel und spielte mit den langen Haaren, die er im Nacken als schlichten Zopf zurück gebunden trug. Bei seiner ersten Reise hatte er erstaunt erlebt, wie schnell die Nacht über Berg Gagazet hereinbrach. Mit offenem Mund hatte er damals die wenige Minuten kurze, aber außergewöhnlich farbenprächtige, Dämmerung bestaunt. Jetzt, Jahre später, trieb ihn das hypnotisierende Farbenspiel von Gelb, Rot und Violett in einen tiefen Strudel von aufgewühlten Gedanken und Gefühlen. Als die Finsternis den rot bemantelten Mann vollständig eingehüllt hatte, war dieser schon tief in verworrenen Grübeleinen versunken. *~^~* „Hornless, Hornless... .“ Langsam kam Rikku zu sich. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, wo sie sich befand, aber ihre schmerzenden, durchgefrorenen Knochen und das leise Schnarchen im Hintergrund erinnerten sie schnell daran, dass sie gemeinsam mit Yuna und den anderen Guardians auf Berg Gagazet rastete. Rikku streckte sich vorsichtig, bewegte Arme und Beine um die Blutzirkulation wieder in gang zu bringen und sich aufzuwärmen. Sie ließ ihren Blick über die friedliche Berglandschaft gleiten und genoss die ruhige Atmosphäre. Die Morgensonne tauchte alles in ein mattes Licht, welches alle Konturen weicher erscheinen ließ. „Moment! Ruhige Atmosphäre? Was hat mich geweckt?“ Rikku hatte ihren Gedanken noch nicht ganz zu Ende gebracht, als Wakka, der einige Schritte von ihr entfernt lag, sich schwungvoll auf die andere Seite drehte und ein sehr zufriedenes Schmatzen von sich gab. Breit grinsend erhob sich die Al Bhed, um die anderen zu wecken. Sie wollte sich gerade zu Yuna herunter beugen, um sie sanft zu schütteln, als sie auf einen verlassenen Schlafplatz aufmerksam wurde. Schlagartig fiel der letzte Rest Müdigkeit von ihr ab. Sie drehte den Kopf hektisch hin und her, um sich nach Tidus umzusehen. Als sie ihn nirgends entdecken konnte, sprang sie auf den flachen Felsen zu, der Tidus als Nachtlager gedient hatte und begann, mit in der sinnlosen Hoffnung, dass Tidus’ doch darunter läge, hysterisch in der Decke zu wühlen. Frustriert schlug sie mit beiden Fäusten auf den Felsen ein, als ihr klar wurde, dass Tidus das Lager verlassen hatte. „Hey, wasn’ los? Warum machstn’ son’ Lärm?” Wakka rieb sich die Augen, während er Rikku verschlafen anmurmelte. Blitzschnell drehte sich die Al Bhed um und bedachte ihre inzwischen erwachten Freunde mit einem panischen Blick. Ihre Stimme klang belegt, als ob sie jeden Moment zu Weinen beginnen würde. „Tidus ist weg!“ Sofort drehten sich vier Köpfe zum leeren Felsen neben Rikku. Für einen Moment verharrten sie so, dann wandten sie sich schulterzuckend einem weiteren verwaisten Schlafplatz zu. „Er ist bestimmt bei Sir Auron!“ Stellten sie synchron fest. Alle mit Ausnahme von Rikku entspannten sich wieder. „Aber... .“ Rikku wollte protestieren, als Kimahri plötzlich knurrend aufsprang und mit seiner Lanze in Verteidigungshaltung ging. Als der Ronso sich der fragenden Blicke bewusst wurde, die man ihm zuwarf, bedeutete er den Anderen, leise zu sein und wies mit seiner kräftigen Pranke auf einen Felsvorsprung über ihrem Lager. „Hornless, Hornless... .“ Kimahri fauchte wütend und schlug donnernd mit seiner Waffe auf die Felswand. Alarmiert sprangen die anderen auf und suchten ihre Waffen, um sich gegen die unbekannte Gefahr zu wappnen. Zwei dunkle Schatten sprangen flink von dem Felsen und landeten sicher einige Schritte neben dem Lager. Alle Augen waren auf die beiden fremden Ronsokrieger gerichtet und niemand bemerkte wie sich Rikku, den vom Lager wegführenden Fußspuren folgend, davonstahl. *~^~* Langsam erhob sich Sir Auron von dem Felsen. Er hatte die ganze Nacht abseits der Gruppe ausgeharrt, um in Ruhe seinen trüben Gedanken nachzuhängen. Erst als die Morgensonne auf seinen Körper schien und etwas von ihrer schwachen Wärme auf den Mann übergehen ließ, kehrten seine Gedanken in das Hier und Jetzt zurück. Viele Stunden hatte er in den angenehmen Erinnerungen an Zeiten geschwelgt, in denen er mit seinen Freunden Braska und Jekkt auf Reisen war. Nicht selten hatten die Mundwinkel des legendären Gardisten gezuckt, wenn er sich an eine besonders amüsante Situation erinnert hatte, für die nur allzu häufig der überdrehte Blitzballchampion Jekkt verantwortlich gewesen war. Letztendlich waren Aurons Gedanken aber immer wieder zu den unangenehmen Ereignissen in seiner Vergangenheit zurückgewandert. Sein Gesicht hatte einen verbissenen Ausdruck bekommen, als er sich an den Abschied und die Gewissheit erinnert hatte, dass er seine beiden besten Freunde niemals wieder sehen würde. Zuverlässig verdeckte der hohe Kragen und die dunkle Brille jede Gefühlsregung auf dem markanten Gesicht des Gardisten. Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durch sein, vom Wind leicht zerzaustes, Haar und machte sich mit bedächtigen Schritten zum Lager auf. In der vergangenen Nacht hatte Auron viel Zeit aufgewandt, um sein weiteres Vorgehen zu planen. Er hatte Jekkt versprochen, auf dessen Sohn aufzupassen und er hatte nicht vor, dieses Versprechen zu brechen. Er würde Tidus um jeden Preis beschützen; notfalls sogar vor sich selbst. Wieder drifteten seine Gedanken zum vergangenen Abend ab und erneut fühlte Auron Scham in sich aufsteigen. Er hatte sich selbst nicht mehr unter Kontrolle und Tidus musste sein Gefühlschaos nun ausbaden. Anstatt den Jungen in dieser für ihn fremden Welt zu unterstützen und ihm Halt zu geben, hatte der Gardist ihn mit seiner Verwirrung allein gelassen und diese sogar noch durch sein irrationales Verhalten verstärkt. Auron wusste jetzt, dass er Tidus weitaus mehr Aufmerksamkeit hätte schenken müssen. Denn nun forderte der Junge auf eine sehr unkonventionelle Art die gewünschte Beachtung, wie der Gardist mit Blick auf seine Handfläche feststellte. Entschlossen ballte er die Hand zur Faust. Er würde die vergangenen Ereignisse einfach ignorieren und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Der Junge würde schon wieder zur Besinnung kommen. Tidus hatte einfach oberste Priorität. Auron würde das Versprechen zu Jekkts vollster Zufriedenheit erfüllen. Auch wenn er sich dadurch selber quälen musste. Kurz rutschte sein Bewusstsein in Sphären ab, die Auron sich nicht eingestehen wollte. Ein dumpfer Schmerz durchzog seinen Körper, der sich nach einigen Augenblicken in seiner Brust sammelte. Schuldbewusst dachte er an Jekkt. Dann schüttelte der Gardist den Kopf, um sich zu sortieren. Er verbannte jeden störenden Gedanken in den hintersten Bereich seines Bewusstseins. Mit neuer Entschlossenheit legte Auron die letzen Schritte zum Nachtlager zurück, um sich seiner Pflichten zu widmen. Überraschenderweise fand er sich nach seiner Ankunft im Lager inmitten eines Kampfes wieder. *~^~* Rikku rannte so schnell sie konnte den Bergpfad hinauf. Die Fußspuren wiesen ihr an jeder Abzweigung den Weg und sie beeilte sich die Strecke zurückzulegen. Tidus’ Verhalten am vergangenen Abend war zwar sehr befremdlich gewesen, hatte sie jedoch auch zeitgleich in ihrer Hoffnung bestärkt, dass er wieder wie früher werden könnte. Aber trotzdem war sie mit einem unguten Gefühl in der Magengegend eingeschlafen. Nach der Entdeckung, von Tidus’ Verschwinden, hatte sich dieses Gefühl sogar noch verstärkt. Dieser Abschnitt des Bergpfades war sehr schmal und ein Fehltritt würde unweigerlich zum Absturz und damit zum Tod führen. Die Gewissheit, dass ihr Freund sie brauchte, ließ Rikku jedoch ihre eigene Sicherheit vergessen und sie beschleunigte ihre Schritte noch zusätzlich. Die Al Bhed hatte das Gefühl, dass sie schon seit Stunden durch die felsige Landschaft lief, als sie endlich vor einer kleinen Felsspalte zum stehen kam. Die Fußspuren waren an dieser Stelle teilweise durch den kräftigen Wind verweht worden, aber es wurde dennoch deutlich, dass Tidus hier den Pfad verlassen und in das Innere des Berges vorgedrungen war. Rikku warf einen vorsichtigen Blick in die unfreundliche Höhle. Sogleich machten sich wieder die bösen Vorahnungen bemerkbar. Das Blut rauschte in den Ohren des Mädchens, ihr Herz schlug wild und sie schluckte schwer bevor sie schließlich in die Felsspalte trat. Kaum hatte Rikku die Höhle betreten, wurde sie auf eine penetrante Geräuschkulisse aufmerksam. Irgendwo weit hinten in der Höhle erklang ein schauerliches Rauschen und Kreischen. Sofort hatte die Al Bhed ihre Angst vergessen. Sie rannte durch die natürlichen Tunnel des Berges der Geräuschquelle entgegen. Die Stollen zogen sich weit durch Berg Gagazet hindurch, aber Rikku wusste aufgrund der steigenden Lautstärke des Lärms, dass sie sich ihrem Ziel stetig näherte. Einige der natürlichen Schächte, die das Al Bhed Mädchen durchquerte, waren mit einem Moos bewachsen von dem ein sanftes Glühen ausging. Je tiefer sie in den Berg kam, desto größer und häufiger wurden die Moosflächen, bis schließlich der Weg vor ihr in ein seltsames Licht getaucht war und ihr den wilden Lauf erleichterte. Als Rikku jedoch nach der nächsten Kurve feststellte, dass sie an ihrem Ziel angelangt war, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als tiefste Finsternis, damit ihr der furchtbare Anblick erspart bliebe. Sie stand am Eingang zu einer gigantischen, mit Stalaktiten und Stalagmiten durchsetzten Kaverne, die durch das lumineszierende Moos beleuchtet wurde. Innerhalb der Kaverne flatterte ein großer Schwarm Ahrimas wie Geier in wilden Manövern durch die Luft und verursachte dabei diesen höllischen Lärm. Gelegentlich stieß eines der geflügelten Monster mit einem haarsträubenden Kreischen herab, um kurz darauf wieder emporzusteigen und von einigen Artgenossen quer durch die Höhle gejagt zu werden. Zitternd wagte sich Rikku einige Schritte weiter. Als sie sah, was sich unterhalb der aufgeregten Monster befand, blieb ihr Herz fast stehen. „TIDUS!“ Gequält schrie Rikku auf. Dann packte sie die blinde Wut. Das verstörte Mädchen startete Hals über Kopf einen verzweifelten Angriff auf die Ahrimas. Ihr Zorn und ihr Entsetzen sorgten für einen Adrenalinstoß, der Rikku ungeahnte Kräfte verlieh. Wie ein Berserker wütete sie zwischen den Flugmonstern und holte eines nach dem anderem aus der Luft. Sie fühlte keinen Schmerz mehr, nahm die Verletzungen, die sie sich zuzog, überhaupt nicht wahr. Für sie zählte nur die gnadenlose Vernichtung der geflügelten Kreaturen. Als der letzte Ahrima bewegungslos am Boden liegen blieb, drehte sich Rikku mit stoßweise gehendem Atem um. Ihre Augen waren fest geschlossen und sie betete wider ihre Natur zu Yevon, dass sie sich nur eingebildet hatte, was sie vom Eingang der Höhle aus gesehen hatte. Langsam, ganz langsam öffnete Rikku ihre Augen. Ihre Beine knickten unter ihrem Körper weg und sie stürzte in die große Blutlache die Tidus’ regungslos am Boden liegenden Körper umgab. Die Arme und Beine des jungen Gardisten waren mit zahllosen Bissspuren übersäht und in seinem Brustkorb klaffte eine Wunde, durch die noch immer Blut strömte, welches sich rasch mit dem auf dem Felsboden vermischte. Wie im Traum griff Rikku nach dem Oberkörper ihres besten Freundes. Ihre Bewegungen waren abgehackt und unkoordiniert. Die ganze Situation kam ihr unwirklich vor, ihr Verstand konnte oder wollte nicht begreifen. „Tidus? ...TIDUS!“ *~^~* Ohne Eile bewegte sich Kimahri für einen Ausfallschritt zur Seite, sodass die simple Attacke des feindlichen Ronso ins Leere ging. „Oh, hat kleiner Kimahri trainiert?“ Stichelte Biran bevor er den nächsten Angriff startete. Kimahri wich auch diesem mühelos aus und ging nun seinerseits in die Offensive. Yenke der sich bislang passiv verhalten hatte, rechnete nicht mit dem frontalen Schlag und musste einen direkten Treffer der Lanze einstecken. „Kleiner Kimahri kitzelt Yenke“, kicherte dieser, bevor er sich ruckartig vorbeugte und eine Nasshauchattacke auf Kimahri niedergehen ließ. „Biran und Yenke unterschätzen Kimahri.“ Yunas Ronsoguardian hatte die Magieattacke von Yenke genau beobachtet und konnte sie nun mühelos kopieren. Die feindlichen Ronso knurrten überrascht auf, als Kimahri mit ihrer eigenen Attacke konterte. Sie waren der Gruppe gefolgt um ihren Artgenossen herauszufordern und zu demütigen. Für sie sollte es nur ein Spiel werden. Aber nun mussten sie zu ihrem Leidwesen feststellen, dass Kimahri keineswegs so schwach war, wie sie geglaubt hatten. Abwechselnd starteten die beiden riesigen Ronso magische Attacken und jedes Mal, wenn der kleinere Ronso die Magie perfekt kopierte, wurden sie ärgerlicher und machten sich über den schmächtigeren Artgenossen lustig. Kimahri ignorierte gelassen den Spott der Ronso. Er konzentrierte sich vollkommen auf den Kampf. Seine Ehre stand auf dem Spiel und er wollte diesen Kampf unter keinen Umständen verlieren. Er entdecke eine Schwachstelle in Yenkes Verteidigung und begann, sich unauffällig in eine geeignete Angriffsposition zu bewegen. Kimahri konterte einen weiteren Magieangriff und sprang in dem Moment auf den überraschten Yenke zu, als dieser sich auf seine nächste Attacke vorbereiten wollte. Die große Reichweite der Lanze ermöglichte Kimahri einen problemlosen Durchbruch durch die Verteidigung der beiden Ronso. Er schmetterte Yenke mit einem kraftvollen Hieb zu Boden. Biran riss erstaunt die Augen auf. Er hatte nicht erwartet, dass Kimahri tatsächliche eine Chance hatte, diesen Kampf zu gewinnen. Wütend verschaffte er seinem erschöpften Körper mit Himmelswindmagie eine Erholung. Dann griff er erneut an und lief geradewegs in eine Falle. Mit einem gut gezielten Wirbelkick beförderte Kimahri Biran ein gutes Stück über den Pfad. Der verblüffte Ronso krachte gegen die Felswand und rutschte langsam an ihr hinab, bis er schließlich auf dem Boden zum sitzen kam. Sprachlos starrte Biran zu Kimahri, der überlegen vor ihm stand. Es begann dem vorlauten Ronso zu dämmern, dass er wohl seine Meinung über den Artgenossen ändern musste. *~^~* Missmutig hieb Tidus nach einem der lästigen Ahrima der ihm zu Nahe gekommen war. Als der Blondschopf diese Höhle entdeckt hatte, waren seine Erwartungen bei Weitem übertroffen worden. Es würde Stunden oder Tage brauchen, bis man ihn hier finden würde. Bis dahin hatte er genug Zeit, um nachzudenken und seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er war schon die halbe Nacht gewandert, als er zufällig über den Eingang zu dieser Kaverne gestolpert war. Nun saß er seit Stunden grübelnd herum. Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt und Tidus begann sich zu fragen, ob man seine Abwesenheit wohl schon bemerkt hatte. Für einen kurzen Moment meldete sich sein Gewissen und wies ihn darauf hin, dass sich seine Freunde bestimmt große Sorgen um ihn machten. Hastig wischte er den Gedanken beiseite. Yuna und die anderen mussten akzeptieren, dass er sie nicht weiter begleiten würde. Tidus war nicht freiwillig in Spira. Er hatte zwar zugestimmt, sich Yunas Leibgarde anzuschließen, aber Auron hatte ihm in der Hinsicht auch keine große Wahl gelassen. Tränen traten in die Augen des Blondschopfes, als er an Yuna und ihr grausames Schicksal dachte. Wie gerne würde er dem sanften Medium helfen. Aber er sah einfach keine Möglichkeit mehr. Was sollte er auch groß ausrichten können? Ihm waren die Sitten in dieser Welt zu fremd, um überhaupt einen Plan ausarbeiten zu können. Bislang hatte er Yuna nur aufgehalten und ihr Kummer beschert. Es wäre also wirklich das Beste, wenn er die Gruppe verließ. Das Beste für die Gruppe und auch für seinen Vater. Je weniger Yuna abgelenkt würde, desto schneller wäre Jekkt von seinem grausigen Schicksal befreit. Als seine Gedanken zu Rikku drifteten, trat ein Lächeln auf sein Gesicht. Rikku, sie war die kleine Schwester die er nie gehabt hatte. Er verdankte ihr so viel. Bestimmt würde sie ihn vermissen. Aber Tidus war sich sicher, dass die fröhliche Al Bhed über kurz oder lang über sein Verschwinden hinwegkommen würde. Tidus lenkte seine Gedanken auf Kimahri. Der ruhige Ronso würde sich wohl am wenigsten an Tidus Abwesenheit stören. Vermutlich wäre er sogar recht froh, dass die Gruppe einen Quälgeist weniger aufweisen würde. Er betrachte Bruderherz in seiner Hand und Stolz durchströmte den Blondschopf. Stolz darüber, dass Wakka ihm diese kostbare Klinge überlassen hatte. Tidus erhob sich von dem gebrochenen Stalagmiten der ihm als Sitz gedient hatte. Er schlenderte ein paar Schritte durch die Kaverne und blieb vor zwei eng beieinander stehenden Stalagmiten stehen. Lulus Zunge ist genauso scharf wie dieses Schwert. Gedankenverloren strich Tidus über die Schneide von Bruderherz und betrachtete die feine rote Linie die sich auf seinen Fingern bildete. Wahrscheinlich ist es das, was Wakka so an ihr liebt. Tidus packte die kostbare Klinge am Blatt und drückte das Heft zwischen die Felsen. Als er sicher war, dass Bruderherz nicht herausfallen würde, trat er zwei Schritte zurück und betrachtete das Schwert erneut. Wakka hat mir diese Waffe überlassen, damit ich Yuna beschützen kann. Es scheint so als könnte ich dem nicht gerecht werden. Reumütig erinnerte er sich an die vielen Gelegenheiten, in denen er die Gruppe nur durch seine Tollpatschigkeit in Kämpfe verwickelt wurde. Tidus schluchzte, als Aurons Bild vor seinem inneren Auge auftauchte. Wie viele Schwierigkeiten hatte er diesem Mann gemacht? Er war ungehorsam und leichtsinnig gewesen, hatte jede Gelegenheit genutzt, um sich Auron zu widersetzen. Jetzt, nachdem Tidus begriffen hatte, dass er den Mann mit jeder Faser seines Seins liebte, wurde ihm klar, was Auron für ihn aufgegeben hatte. Nur aufgrund des Versprechens an Jekkt, seinem Vater, hatte Auron sein eigenes Leben in den Hintergrund gestellt, seine Heimat verlassen und zehn lange Jahre geopfert, in denen er sich um Tidus gekümmert hatte. Und als Dank hatte dieser ständig die Autorität des legendären Gardisten untergraben. Auron würde es auch weiterhin tun, ihn weiterhin beschützen, trotz allem was Tidus gesagt oder getan hatte. Das Versprechen und sein Stolz würden ihn dazu zwingen. Tidus wollte den Anderen nicht länger zu Last fallen. Er musste die Gruppe verlassen. Damit würde er Auron allerdings in einen Zwiespalt bringen: Der Gardist war an Tidus gebunden, gleichzeitig hatte er aber auch Yuna seine Treue geschworen. Er begann zu lächeln. Es gab nur eine Möglichkeit dieses Problem zu lösen. Tidus hob seine Arme zur Höhlendecke. „Auron..., ich werde dich von deinem Versprechen befreien.“ Dann ließ er sich fallen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis die scharfe Schneide von Bruderherz in seinen Brustkorb eindrang. Das Gewicht seines eigenen Körpers ließ seine Rippen zerschmettern, kaum dass sie auf den kalten Stahl trafen. Der erwartete Schmerz blieb aus. Stattdessen breitete sich eisige Kälte in Tidus’ Körper aus, als Bruderherz erst sein Herz durchstieß und kurz darauf unter seinem linken Schulterblatt austrat. Das Schwert löste sich aus der Klemmung und Tidus stützte zu Boden. Der Junge hört das Kreischen von Monstern, die, angelockt von dem Geruch seines Blutes, immer näher kamen. Es war Ironie des Schicksals, dass ein hungriger Ahrima zu dem sterbenden Jungen hinabstieß und Bruderherz mit einem Ruck aus seinem Körper riss. Sofort sprudelte das Blut heftig aus der scheußlichen Wunde. Tidus fühlte wie das Leben langsam aus seinem Körper entwich. Er nahm das Zucken, welches seinen Körper durchfuhr, jedes Mal wenn eines der Flugmonster nach ihm schnappte, nicht mehr wahr. In Gedanken war er bei seinen Freunden und Auron. Er schwelgte in den schönen Erinnerungen, während er auf das ewige Vergessen wartete. Langsam wurde alles dunkler um ihn. Die Umgebung, die Felsen schienen an Dichte zu verlieren. Tidus hatte das Gefühl, dass er sich langsam vom Boden löste. Er schien zu schweben und kontinuierlich wegzudriften. Die Hände, die nach ihm griffen, konnte er nicht mehr spüren. Aber er hörte noch, wie aus großer Entfernung jemand seinen Namen schrie. Und er hörte den Schmerz in diesem Schrei! Truth Behind The Mask --------------------- Die beiden Ronsokrieger waren schon vor einigen Minuten aufgebrochen, gleich nachdem sie Kimahris Sieg kleinlaut anerkannt und ihn damit rehabilitiert hatten. Seitdem tänzelten Yuna und Wakka um Kimahri, der mit stolz erhobenem Haupt den, nur noch schwer auszumachenden, Artgenossen auf ihrem Weg zum Bergtor nachblickte. Selbst Lulu ließ sich angesichts des bedeutenden Endes des überraschenden Kampfes zu einem kleinen Lächeln hinreißen. Den drei war Kimahris trauriges Los als Ausgestoßener bekannt und nun freuten sie sich gemeinsam über den glücklichen Ausgang. Auron ignorierte das geschehen als einziger. Er wusste, dass Kimahri allein zurechtkommen würde und so hatte er sich gleich nach seiner Ankunft im Lager nach seinem Sorgenkind Tidus umgesehen. Es beunruhigte ihn, dass er den Jungen nicht entdecken konnte. Doch der heftige Kampf der Ronso, hatte es ihm unmöglich gemacht, sich näher umzusehen, ohne den einen oder anderen Treffer einzustecken. Der Gardist war gezwungen gewesen, abzuwarten, bis das Ergebnis dieses Kräftemessens festgestanden hatte. Jetzt, nachdem dies geschehen war, ging er einige Schritte durch das kleine Lager und sah sich suchend um. Als er auch bei näherer Betrachtung Tidus nicht entdecken konnte, drehte er sich zu den anderen um, die noch immer um Kimahri versammelt waren und ihn zu seinem Sieg beglückwünschten. „Wo ist Tidus?“ In Aurons Stimme schwang Besorgnis, aber niemand reagierte auf seine Frage. „WO IST TIDUS?“ Dieses Mal sprach er deutlich lauter. Der besorgte Unterton, der nun deutlich herauszuhören war, veranlasste Yuna und die restlichen Guardians dem rot bemantelten Mann erstaunte Blicke zuzuwerfen. Als ein synchrones Schulterzucken dem Gardisten vermittelte, dass sie nichts über Tidus Verbleib wussten, begann Ärger in ihm aufzusteigen. Als Auron jedoch auch auf Rikkus Abwesenheit aufmerksam wurde, entspannte er sich wieder etwas. Zumindest waren die Beiden zusammen unterwegs. „Gehen wir“, ruppig scheuchte der Gardist die immer noch erstaunten Guardians zurück auf den Bergpfad. „Wir müssen die Beiden finden, bevor es die Monster tun.“ *~^~* Direkt nachdem die Al Bhed den ersten Schock überwunden hatte, versuchte sie Tidus mit ihren beschränkten magischen Fähigkeiten zu heilen. Zu ihrem Entsetzen schaffte sie es aber nicht einmal, die Blutung zu schwächen, geschweige denn sie zu stoppen. Selbst die Phönixfeder, die sie ihm gab, erzielte keine Wirkung. Ebenso wenig die Zweite und die Dritte. Hilflos musste sie mit Ansehen, wie das Leben in roten Strömen aus ihrem Freund entwich. Sie hatte stundenlang auf den leblosen Körper eingeredet. Zu Anfang hatte sie ihn angefleht am Leben zu bleiben, sie nicht allein zu lassen, dass er seine Augen öffnen und sie anlächeln sollte. Nach einiger Zeit ging sie dazu über, den leblosen Körper zu schütteln und anzuschreien. Sie verfluchte ihn, für seine Selbstsucht, für seine Feigheit und dafür, dass er nicht in der Lage war, sich seinen Problemen zu stellen. Sie bettelte und wütete, bis sie kraftlos über ihm zusammenbrach. Es war bereits später Abend, als Rikku sich von Tidus löste. Ihre Kehle war rau und trocken. Ihre Atmung verlief keuchend und ihre Augen waren durch das stundenlange weinen geschwollen, sodass sie ihre Umgebung nur noch wie durch einen Schleier wahrnahm. Ihr Körper protestierte schmerzhaft, als sie sich aus der Haltung erhob, in der sie seit Stunden neben ihrem besten Freund verharrt hatte. Immer wieder schüttelten Krämpfe ihren Körper und Tränen liefen ungehemmt über ihre Wangen. Verzweifelt erlaubt sie sich nun endlich einzugestehen, was inzwischen offensichtlich war. Tidus war tot. Sein Körper war fast vollends blutleer. Seine gebräunte Haut fühlte sich eisig und wächsern an. Die Blutlache, die seinen Leichnam umgab, war größtenteils geronnen und verströmte den widerlichen Geruch der an Orten vorherrschte, die jedes normale Lebewesen mit Freuden meidete. „Warum hast du das getan?“ Kraftlos richtete Rikku sich auf. Noch immer wünschte sie sich nichts sehnlicher als aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein böser Traum war. Ihr Blick fiel auf Bruderherz, das einige Schritte von ihr entfernt achtlos auf dem Boden lag. Langsam ging sie auf die kostbare Waffe zu. „DU HAST WAKKA VERSPROCHEN YUNI MIT BRUDERHERZ ZU BESCHÜTZEN!“ Erneut hatte sich Rikkus Kummer in Wut verwandelt und sie schrie heiser ihren Zorn hinaus. „DU HAST GELOGEN! DU HAST UNS ALLE IM STICH GELASSEN!!!“ In einer hysterischen Bewegung drehte sie sich zu der vertrauten Leiche um. Dann stockte sie und nahm mit Unglauben die Veränderung wahr die Tidus Körper widerfuhr. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sich die Haut ihres besten Freundes plötzlich schwarz färbte. Innerhalb weniger Sekunden tanzten gierige kleine Flammen auf ihr. Immer schneller breitete sich das verzehrende Feuer aus. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Tidus vollständig verbrannt war. Rikkus Entsetzen kannte keine Grenzen mehr. Sie hielt ihren Atem an. Ihr Herz schlug nur noch einen unregelmäßigen Takt. Ihre Beine waren so kraftlos, dass das Mädchen drohte, jeden Moment einzuknicken. Plötzlich erklang hinter ihr eine Stimme: „Ich musste die Leiche beseitigen. Ich kann nicht riskieren, dass sie gefunden wird.“ Rikku wurde ohnmächtig. *~^~* Zwanghaft kniff Rikku ihre Augen zusammen. Sie hatte schreckliche Angst vor dem, was sie sehen oder auch nicht sehen könnte, wenn sie ihre Augen öffnete. Als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, spürte sie unter ihren Beinen den unbequemen Felsboden der Höhle. Aber ihr Oberkörper wurde eindeutig in einer sanften Umarmung an einen fremden Körper gepresst. Sie rief sich das letzte Bild vor Augen, das sie gesehen hatte, bevor die Welt um sie herum schwarz geworden war. Rikku begann, an ihrem Verstand zu zweifeln. Ihre Gedanken rasten. Das…das kann nicht sein, das kann einfach nicht möglich sein! Erneut wurde ihr Körper von Schluchzern geschüttelt. „Schschsch…ruhig, ganz ruhig. Alles wird gut.“ Der sanfte Druck auf ihren Körper verstärkte sich und die leisen Worte veranlassten Rikku nach dem Arm, der um ihren Oberkörper lag, zu greifen und sich daran festzukrallen. Endlich brachte sie genug Mut auf, die Augen zu öffnen. Während der zaghaften Bewegung der Lider, betete sie inständig für ein Wunder. Ihre Gebete wurden erhört. Rikku wusste nicht, ob sie Lachen oder Weinen sollte. Ihr Herz flatterte wie ein kleiner Vogel und sie hielt vor Erstaunen den Atem an. Niemand anderes als Tidus – ihr tot geglaubter bester Freund – hielt sie in den Armen und wiegte sie tröstend hin und her. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er das verstörte Mädchen betrachtete. Ohne Vorwarnung sprang Rikku auf und warf sich regelrecht auf Tidus. Sie klammerte sich an ihm fest, als wollte sie sichergehen, dass er sie nicht erneut verlassen würde. Rikku hörte ein leises kichern neben ihrem Ohr. Kurz darauf spürte sie die starken Arme die sich um ihren Rücken legten und das zärtliche Streicheln von Tidus Händen. Lange saßen sie eng umschlugen auf dem Kavernenboden und keiner der beiden wollte die friedliche Stille durchbrechen. Rikku sog den angenehmen Duft des Blitzballers ein und spürte den rauen Stoff der kurzen Jacke die er trug unter den Fingern. Erst als sie überzeugt war, dass es sich bei ihm um keine Illusion handelte, wagte sie es sich von Tidus zu lösen. „Wie ist das möglich?“ Tränen liefen über ihr Gesicht als sie Tidus ansprach; gleichzeitig aber lächelte sie erleichtert. „Habe ich nur geträumt…?“ Erschrocken brach sie ihre Frage ab und starrte auf die Narben die Tidus’ Körper verunzierten. Die weißen Striche auf seinen Armen und Beinen waren deutlich als Bissspuren zu erkennen und auch seine nackte Brust wurde von einer großen Narbe entstellt. Verständnislos starrte sie Tidus mit weit geöffnetem Mund an, sie versuchte eine Frage zu formulieren, brachte aber nur ein unverständliches Stammeln zustande. Tidus Gesicht wurde ernst. „Tja, ich schätze ich bin jetzt ein Leibloser.“ *~^~* „Aber warum kommst du zurück, wenn du dich umbringen wolltest?“ fragte Rikku Tidus skeptisch. Seit über einer Stunde fragte sie ihrem Gegenüber Löcher in den Bauch, ohne sich mit einer der gewährten Antworten zufrieden zu geben. „Ich wollte mich nicht nur umbringen. Ich habe es getan! Außerdem kann ich auch gerne wieder gehen, wenn dir das lieber ist.“ Grinsend piekste Tidus seiner Freundin in die Seite. „Ich…NEIN“, panisch schüttelte Rikku den Kopf. Als sie merkte das der Vorschlag nicht ernst gemeint war, verzog sie murrend das Gesicht. „Ich will dich nicht verlieren, aber ich verstehe es einfach nicht.“ Tidus Gesicht wurde ernst: „Du bist der Grund, weshalb ich zurück gekommen bin.“ Sanft strich er der Al Bhed über die Wange bevor er mit seiner Erklärung fortfuhr. „Es war mein innigster Wunsch Auron von seinem fatalen Versprechen zu befreien und Yuna nicht länger im Wege zu stehen. Jetzt wo ich tot bin, gibt es Nichts mehr, vor dem mich Auron beschützen müsste. Damit habe ich ein Problem gelöst.“ Er unterbrach kurz um sich grübelnd durch die strubbeligen Haare zu streichen, dann sprach er zögerlich weiter. „Als ich starb habe ich deine Stimme gehört. Ich hörte wie du mich anflehtest, nicht zu sterben und ich hörte auch deine Vorwürfe.“ Rikku wurde rot und wandte verlegen ihren Kopf zu Seite. „Ich meinte nicht…“, stammelte sie verlegen, wurde jedoch sofort mit einer Handbewegung von Tidus unterbrochen. “Du hattest Recht“, er sah sie eindringlich an, während er sich erklärte. „Ich bin feige davongelaufen. Ich habe Yuna versprochen, sie zu retten, und habe aufgegeben, ohne es überhaupt zu versuchen. Yunas Schicksal ist grausamer als alles, was mir jetzt noch widerfahren kann. ...Ich muss mich bedanken, dass du mir die Augen geöffnet hast. ...Danke!“ Er seufzte tief und es entstand erneut eine Pause. „Ich werde die Reise fortführen, Yuna retten und Sin vernichten. Anschließend muss sie mich besegnen.“ Schockiert klappte Rikku der Mund auf. „Es muss sein“, fügte Tidus hinzu, bevor die Al Bhed protestieren konnte. Der Ernst in Tidus’ Gesicht zeigten ihr deutlich, dass er sich auf keine Diskussion einlassen würde. Also stellte sie eine Frage, die ihr schon länger auf der Zunge brannte. „Wie ist es, wenn man stirbt?“ Tidus schwieg lange und Rikku hatte schon nicht mehr geglaubt das er ihr noch antwortete. „Es ist schwierig zu erklären. Man muss sich nicht davor fürchten, aber man sollte es sich auch nicht ersehnen. Früher oder später wirst du diese Erfahrung auch machen. Hoffen wir, dass es erst später sein wird.“ „Oh“, nachdenklich grübelte die Al Bhed über Tidus kryptische und wenig befriedigende Antwort. Dann kam ihr ein neuer Gedanke. „Was… was ist mit Sir Auron?“ Fragte Rikku dann zögernd nach. Ihr war klar, dass sie ein empfindliches Thema ansprach, umso erstaunter war sie, als Tidus, wenn auch bitter, zu Lachen anfing. „Was soll schon mit ihm sein? Er würde meine Liebe niemals erwidern und außerdem bin ich tot.“ Sein Gesicht bekam einen zerknirschten Ausdruck. „Ich muss hoffen, dass meine Liebeserklärung keine nachteiligen Folgen auf dieser Reise haben wird. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich mit ihm sprechen und ihm von meinem kleinen Unfall berichten. Es wird aber wohl besser sein, wenn er nicht erfährt, wie es genau passiert ist.“ Abwesend nickte Rikku: „Hm, ja das wird wohl besser sein.“ In ihrem Kopf hatte sich bei Tidus’ Ausführungen ein Bild eingenistet, das ihr schwer zu denken gab. „Du wirst ihm immer ähnlicher.“ Rikkus Feststellung überraschte Tidus und er sah sie erstaunt an. „Wem werde ich immer ähnlicher?“ „Na Sir Auron! Du klingst schon genauso wie er: An erster Stelle immer die Pflicht. Bald trägst du auch noch einen Kragen und eine Sonnenbrille.“ Sie lachten herzlich bei dem Bild das Rikku sich ausgemalt hatte, aber plötzlich verstummten beide und sahen sich panisch an. „Wie lange sind wir eigentlich schon weg?“ Tidus’ Stimme überschlug sich fast, als er die Frage stellte. Er hatte die anderen total vergessen. Bestimmt würden sie schon nach ihnen suchen. Rikku reagierte nicht viel gelassener. Sofort war sie aufgesprungen und hatte Tidus mit sich gezogen. „Viel zu lange!“ Hastig machten sie sich zum Ausgang der Kaverne auf. *~^~* Schweigend, schon fast andächtig liefen Yuna und ihre Guardians durch die Ruinen von Zanarkand stetig auf den Yevon Dom zu. Tidus lief als Vorletzter - hinter ihm nur Auron - und betrachtete seine Freunde. Ihnen war bewusst, dass sie sich dem letzten Abschnitt ihrer Reise näherten und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die sich hauptsächlich um den baldigen Erhalt der Hohen Beschwörung drehten. Er hingegen versuchte sich noch immer, mit seiner neuen Situation anzufreunden. Kurz nachdem er und Rikku das Innere von Berg Gagazet verlassen hatten, waren sie von den anderen aufgebrachten Guardians aufgegriffen worden. Sie hatten sich schnell eine Geschichte überlegt, die ihre fast anderthalb Tage Abwesenheit erklären würde. Tidus hatte nicht wirklich geglaubt, dass sie sich von dieser Story überzeugen lassen würden, musste aber überrascht feststellen, dass Rikku sehr anschaulich lügen konnte. Bei der Leidenschaft die sie an den Tag legte, als sie ihre Geschichte vortrug, hätte er ihr fast selbst geglaubt, dass er sich verlaufen hatte, als er einem streunenden Ashura gefolgt war und anschließend von einem ganzen Rudel dieser vierarmigen Yetis angegriffen wurde. Gutmütig hatte er zugelassen, dass sie sich als seine Retterin aufspielte. Immerhin konnte er so sehr plausibel seine unzähligen Narben erklären. Lulu hatte zwar skeptisch reagiert, als Rikku ihr vor Freude strahlend erklärte, dass sie Tidus’ Verletzungen mit ihren neuerlernten weißmagischen Fähigkeiten behandelt hatte, letztendlich war sie aber von Rikkus Lügenmärchen überzeugt, da man durch die starke Narbenbildung auf den Wunden leicht von Rikkus Unerfahrenheit mit Heilzaubern schließen konnte. Gleich nachdem Rikku ihre Erzählung beendet hatte, waren sie und Tidus von einer wahren Flut von Beschimpfungen überrollt worden. Lulu hatte nicht eine Gelegenheit ausgelassen, um auf das mangelnde Verantwortungsbewusstsein der Beiden hinzuweisen. Selbst Wakka und Kimahri schienen durch ihren Wutausbruch soweit eingeschüchtert, dass sie sich zu keinen eigenen Bemerkungen aufraffen konnten. Yuna hingegen war viel zu erleichtert, die beiden wohlbehalten wiederzusehen, als dass sie hätte sprechen können. Der geballte Zorn der Schwarzmagierin hatte dem Al Bhed Mädchen schwer zu schaffen gemacht und sie hatte sich geradezu verängstigt hinter der schweigenden Yuna versteckt. Dagegen hatte Tidus ihr nicht einmal zugehört. Sein Herz hatte sich schmerzhaft verkrampft, als er wieder vor Auron stand und seine Gedanken waren bei der unerwiderten Liebe, die ihn bis in den Selbstmord getrieben hatte. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen, während er sich, bei seinem Weg durch das vor langer Zeit zerstörte Zanarkand, erinnerte. Alles war so unwirklich. Er selbst war tot und trotzdem lief er hier gemeinsam mit seinen Freunden umher. Bislang konnte er kaum einen Unterschied zum Leben feststellen. Aber er bekam langsam den Eindruck, dass die zu erwartende Erschöpfung bei dem anstrengenden Weg, ausblieb. Wieder driftete Tidus zu den vergangenen Ereignissen ab. Die ganze Zeit während Lulus Wutanfall hatte er darauf gewartet, dass Auron aktiv würde. Er war sich dessen sicher gewesen. Vielleicht hatte er sogar gehofft, dass Auron wütend werden und ihn zurechtweisen oder womöglich wieder schlagen würde. Stattdessen verhielt sich der legendäre Gardist absolut neutral. Keine Gefühlsregung wurde deutlich; weder auf Tidus’ Verschwinden hin, noch in Bezug auf die vorangegangene Liebeserklärung. Die ganze Zeit über, hatte Auron unbeweglich und schweigend etwas abseits der Gruppe gestanden. Dabei hatte er fast schon den Eindruck gemacht, als ob er versuchte, einen Blickkontakt zwischen Ihm und Tidus zu vermeiden. Erst als die Guardians sich zum Aufbruch bereit gemacht hatten, war der Gardist leise an den Blondschopf herangetreten. Als Tidus ihn auf sich zukommen gesehen hatte, hatte er vor Spannung die Luft angehalten. Er hatte versucht, sich auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten, aber Aurons Reaktion hatte ihn dennoch vollkommen überrascht. Der Mann hatte ihm ruhig eine Hand auf die Schulter gelegt und ihn tatsächlich gefragt, ob alles mit ihm in Ordnung wäre. Vor Verblüffung wäre Tidus beinahe umgekippt. Nur mit Mühe und Not war es ihm gelungen, die Frage ebenso ruhig zu bejahen. Doch, bevor er die Gelegenheit bekam selbst etwas zu sagen, war der Gardist bereits wieder weitergegangen. Nur das heftige Klopfen seines Herzens und das Kribbeln in seiner Schulter bezeugten ihm, dass er sich diese Situation nicht eingebildet hatte. Warum hatte er nichts dazu gesagt? Tidus sprang seufzend über einen großen Riss auf der Strasse. Es ärgerte ihn, dass der Gardist keinerlei Reaktion auf sein Geständnis zeigte. Auron erweckte in ihm den Eindruck, dass er ihn nicht Ernst nahm und seine Liebeserklärung einfach mit einem gleichgültigen Schulterzucken abgetan hatte. Tidus schlug mit der Faust in seine flache Hand. Er würde Auron schon von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle überzeugen. Erwiderung konnte er zwar immer noch nicht erwarten, aber er wollte zumindest Ernst genommen werden. Eine Gelegenheit dafür würde er schon bald finden. Er musste schließlich auch noch wegen seinem anderen Problem mit dem Mann reden. Tja, und dann war da auch noch das merkwürdige Verhalten, das Auron in der letzten Zeit gezeigt hatte. Er hatte sich fest vorgenommen, dem auf den Grund zu gehen. Auron verbarg etwas und er würde herausfinden, was es war. Jäh wurde Tidus aus seinen Gedanken gerissen, als einige Entweihte Wachen auf Yuna zusprangen. Die Guardians waren darauf gefasst. Auron hatte sie ausführlich auf die kommenden Gegner und ihre Schwächen vorbereitet. Der Kampf war innerhalb von Sekunden beendet. Überraschenderweise hatte sich gerade Yuna als effektivste Kämpferin erwiesen. Ihre erstaunlichen weißmagischen Kräfte hatten eine fatale Wirkung auf die untoten Kreaturen. Annerkennend nicke Tidus Yuna zu, bevor sie sich umwandten und ihren Weg fortsetzten. Er dachte über das Gespräch nach, das die beiden kurz nach der Begegnung mit der Astrahmasse geführt hatten. Er hatte sich gezwungen gefühlt, mit Yuna zu reden. Er hatte ihr verständlich machen müssen, dass er sie nicht lieben konnte. Aber gleichzeitig hatte er ihr auch nicht wehtun wollen, sodass er sie letztendlich gebeten hatte, sich erst einmal ausschließlich auf ihre Mission zu konzentrieren. Leidenschaftlich hatte er sein Versprechen erneuert, sie unter allen Umständen zu retten und schließlich hatte sie lächelnd akzeptiert, dass er momentan nur ein Freund für sie sein konnte. Anschließend hatten sie endlich einmal wieder eine gänzlich ungezwungene Unterhaltung führen können. Es schmerzte ihn zutiefst, ihr zu verheimlichen, dass er nach Sins Auslöschung ins Abyssum gehe würde. Noch mehr schmerzte es ihn, das sanfte Medium in dem Glauben zu lassen, dass er sie lieben würde. So war es aber wahrscheinlich das Beste. Als Tidus aufblickte, konnte er bereits den Yevon Dom ausmachen. In Kürze würden sie ihn erreichen und ein wichtiger Schritt zur Vernichtung Sins wäre getan. Unbemerkt war Rikku neben ihn getreten und berührte ihn nun leicht am Arm. Für einen kurzen Moment schauten sie sich mit einem wissenden Lächeln tief in die Augen. Anschließend wandten sie sich wieder voneinander ab, um die letzten Minuten bis zum Dom ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Weder Rikku noch Tidus hatten bemerkt, dass Auron jede Bewegung genau beobachtet hatte. Seit dem Aufbruch von Gagazet hatte er den Blondschopf nicht mehr aus den Augen gelassen und sich immer wieder über die ungewöhnliche Ausstrahlung gewundert, die neuerdings von dem Jungen ausging. Seufzend strich er sich durch das leicht angegraute Haar. Es wurde Zeit, dass er mit Tidus ein ernstes Gespräch führte. *~^~* Keuchend lehnte sich Tidus mit dem Rücken gegen die große Treppe die zum allerheiligsten des Yevon Doms führte. Er war nicht wirklich erschöpft, eigentlich fühlte er sich trotz des gewaltigen Kampfes gegen Yunalesca geradezu topfit. Aber sein postmortaler Zustand würde womöglich aufgedeckt werden, wenn er jetzt keine Ermüdungserscheinungen aufwies. Obwohl es momentan niemand bemerken würde. Ein kurzer Blick in die Runde zeigte Tidus das Bild von kraftlosen Guardians, die überall in der Halle verteilt auf dem Boden saßen. Die Ereignisse hatten sich gleich nach betreten des Doms überschlagen. Yuna und ihre Garde hatten etwas getan, was noch niemand zuvor gewagt hatte. Sie hatten sich gegen den Yevon-Orden aufgelehnt und wissentlich die Hohe Beschwörung vernichtet, indem sie die Hüterin Yunalesca nach allen Regeln der Kampfkunst fertig gemacht hatten. Tidus versuchte sich an dem Wissen zu erfreuen, das Yunas Schicksal abgewendet wurde. Ohne die Hohe Beschwörung würde sie ganz normal weiterleben können oder zumindest würde sie es können, wenn es ihnen gelänge Sin zu besiegen. Eine wirkliche Hochstimmung kam aber nicht in Tidus auf. Seine Gedanken waren bei den gestaltlichen Erinnerungen, die wieder und wieder im Yevon Dom herumgespukten. Die geisterhaften Bilder des jungen, unversehrten Aurons hatten ihn immer wieder an seine tiefe Liebe erinnert, zu der sich langsam aber sicher körperliche Begierde gesellte, wie Tidus ziemlich verlegen feststellte. Auron war unzweifelhaft gutaussehend gewesen. Aber für Tidus, der ihn erst nach seinen schweren Verletzungen kennen gelernt hatte, war der Mann jetzt viel attraktiver. Das zerstörte Auge und die unzähligen Narben erzählten von einem Leben voller Kämpfe. Keine Medaille könnte Tidus mehr beeindrucken, als diese schmerzhaften Auszeichnungen. Tidus liebte selbst die grauen Strähnen in dem ehemals braunen Haar. Höchstwahrscheinlich war auch er dafür verantwortlich. Bei dem Gedanken musste der Blondschopf grinsen, aber als er sich an die Erscheinungen von Jekkt erinnerte sackten seine Mundwinkel wieder ab. Seit er nach Spira gekommen war, wurde er ständig mit einem neuen Jekkt konfrontiert. Ein Mann, der sein Leben als Ikone gegen unvorstellbare Qualen eingetauscht hatte, um eine fremde Welt zu retten. Leichter Zorn brodelte in Tidus auf. Er wollte seinen Vater weiterhin hassen, aber dieser gab ihm einfach keinen Grund mehr dazu. Er beschloss, dass es an der Zeit war, sich mehr mit seinem Vater auseinander zu setzen. Vielleicht sollte er Auron bitten, ihm von Jekkt zu erzählen? Tidus schreckte hoch. Auron schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn nun stand er direkt vor ihm. Überrascht fragte sich Tidus, wie der Mann so schnell wieder zu Atem gekommen war und gleich darauf fiel ihm erschrocken auf, dass er seine Tarnung vernachlässigt hatte. Schnell bescheunigte er wieder seine Atmung und sackte etwas in sich zusammen. „Wir müssen reden“, stellte Auron ruhig fest. Als er sicher war das Tidus ihm seine volle Aufmerksamkeit schenkte, begann er langsam und mit langen Pausen zu erzählen. „Du hast gesehen wie Yunalesca mich verletzte, als ich sie überstürzt angegriffen habe. ... ...Meine Wunden waren tief, ich schleppte mich bis Berg Gagazet, wo ich auf Kimahri traf. ... ...Ich konnte ihn noch bitten, Yuna zu beschützen... ... ... dann starb ich.“ Auron versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen. Er hatte sich seine Worte gründlich überlegt und war zu dem Schluss gekommen, dass es nun nötig wurde, Tidus darüber aufzuklären, dass er ein Leibloser war. In weiser Voraussicht hatte der Gardist sich verschiedene mögliche Szenarien mit Tidus Reaktionen ausgemalt und sich die passenden Erwiderungen zurechtgelegt. Obwohl er sich sicher war, dass er alle Möglichkeiten berücksichtigt hatte, entgleisten Aurons Gesichtzüge, als Tidus in schallendes Gelächter ausbrach. *~^~* Gedankenverloren starrte Auron auf die Wand seiner kleinen Kabine innerhalb des Al Bhed Luftschiffes. Cid hatte Yuna und ihre Guardians aus dem zerstörten Zanarkand abgeholt und sich ihnen erneut angeschlossen. Die Gruppe hatte sich entschieden, sich erst einmal gründlich zu erholen und Pläne zu entwerfen, bevor sie sich Sin stellen würden. Auron nutzte die Zeit, um seine Gedanken zu Ordnen. Er gab es nur ungern zu, aber Tidus hatte ihn im Yevon Dom vollkommen aus der Fassung gebracht. Erst das Gelächter und gleich drauf hatte der Junge sich einfach umgedreht, war immer noch lachend aus dem Dom marschiert und hatte den Gardisten vollkommen sprachlos zurückgelassen. „Hat er mich ausgelacht?“ Auron traute Tidus inzwischen eine Menge zu. Aber so etwas hätte er niemals erwartet. „Nein“, beschloss Auron überzeugt, „er hat mir nicht geglaubt!“ Entschlossen erhob sich der Gardist von dem schmalen Bett. Es wurde allerhöchste Zeit, dass er ein richtiges Gespräch mit dem Jungen führte und ein paar Dinge klarstellte. Mit festen Schritten trat er durch die Tür und über den langen Flur, bis er vor Tidus’ Quartier zum stehen kam. Sein erster Reflex war, ungefragt einfach hineinzustürmen, aber er konnte sich im letzten Moment bremsen. Stattdessen klopfte er bestimmt an die Tür. „Herein“, erklang es von Innen. Auron öffnete die Tür und fand Tidus auf dem Bett sitzend vor. „Wir müssen reden!“ Tidus begann leise zu lachen: „das hatten wir doch schon mal.“ „Ich meine es Ernst. Du musst begreifen, dass ich wirklich ein Leibloser bin.“ Auron versuchte so viel Nachdruck wie möglich in seine Stimme zu legen. Tidus’ Gesichtsausdruck wurde passiv: „Ich weiß! ...Ich habe nur gelacht, weil ich mich an einen Spruch von Rikku erinnerte, der sich auf Ähnlichkeiten bezog“, fügte er hinzu, als Aurons unversehrtes Auge sich überrascht weitete. „Was meinst du...?“, begann Auron, brach aber ab und gab dem langsam aufkommenden Zorn eine Gelegenheit, sich abzubauen. „Wann hörst du endlich mit deinen Albereien auf? Verstehst du denn nicht, dass ich nur versuche das Versprechen einzulösen, dass ich deinem Vater gegeben habe?“ „Vergiss das Versprechen. Es gibt nichts mehr, vor dem du mich beschützen müsstest.“ Tidus Blick wurde eisig, während er die Worte aussprach. Eigentlich wollte Auron Tidus sofort für seinen Hochmut maßregeln. Der Junge schien sich schon eine Menge auf seine kämpferischen Fähigkeiten einzubilden. Aber etwas in dessen Blick hielt ihn davon ab und fesselte den Gardisten. Wo war bloß der Junge aus Zanarkand? Zum ersten Mal wurde Auron bewusst, dass Tidus kein kleiner Junge mehr war. Irgendwann in der letzten Zeit musste aus ihm ein Mann geworden sein. Vielleicht war er das auch schon länger und Auron hatte es einfach nicht bemerkt? Zwanghaft versuchte Auron Gelassenheit auszustrahlen. Er wollte unbedingt verhindern, dass Tidus seine Verwirrung bemerkte. Er neigte seinen Kopf leicht nach vorne um sein Gesicht besser im Kragen verstecken zu können. „Erzähl mir deine Geschichte“; bat Tidus. Der Blondschopf brachte ihn langsam vollkommen aus dem Konzept. Auron hatte lange an diesem Gespräch gefeilt, bevor er es führen wollte, und nun nahm ihm der junge Mann einfach die Zügel aus der Hand. Er musste unbedingt wieder die Oberhand gewinnen. Bis sich die Gelegenheit dazu bietet, würde er aber erst einmal Tidus Wunsch nachkommen oder besser gesagt: Tidus in dem Glauben lassen, dass er seinem Wunsch nachkommt. „Ich war Tempeldiener, bevor ich mit Braska und Jekkt auf Reisen gegangen bin.“ Er hatte diese Erinnerungen lange hinter einer Maske versteckt und eigentlich wollte er sie auch nicht wieder hervorholen. Doch irgendetwas sagte Auron, dass es besser wäre, jetzt Tidus einen kurzen Blick in seine Vergangenheit zu gewähren. „Ich habe mir schnell einen guten Namen verdient und galt als einer der besten Krieger im Orden“, fuhr er fort. „Kurz bevor ich Braska kennerlernte, bot mir einer der höchstrangigsten Priester seine Tochter zur Frau an. Obwohl sie eine Schönheit war, lehnte ich diese Nutzheirat ab. Dadurch habe ich den Zorn von den falschen Leuten auf mich gezogen. Die anderen Tempeldiener begannen Gerüchte über mich zu streuen. Innerhalb weniger Wochen wurde ich vom angesehenen Krieger zum Ausgestoßenen. Wenn Braska mich nicht als seine Leibwache ausgewählt hätte, hätte man mich wahrscheinlich geächtet. Braska und Jekkt hatten mich trotz meiner Eigenheiten akzeptiert. Aber Spiras restliche Bevölkerung wäre nicht so tolerant.“ Auron beendete seine Ausführungen und musterte das Gesicht seines Gegenübers. Er wollte ergründen, wie Tidus auf die kargen Informationen reagierte, konnte aber zu seinem Erstaunen nur feststellen, dass sich Tidus’ Augen zu Schlitzen verengt hatten. In Tidus Stimme schwang unterschwellige Enttäuschung mit, als er seinen nächsten Satz formulierte. „Interessant ... dann trägst du die Brille und den Kragen also aus dem Grund, den du mir gerade absichtlich verschwiegen hast!“ Auron sprang fassungslos der Mund auf. Könnte Tidus ihn wirklich so durchschaut haben? Entsetzt realisierte der Gardist das er nun endgültig die Kontrolle über die Situation verloren hatte. Er wollte sich umdrehen und den Raum verlassen, als Tidus sich erhob und auf ihn zukam. Aurons Beine weigerten sich, ihm zu gehorchen und er stand vollkommen starr mitten in Tidus’ kleinem Quartier, als dieser sich ihm weiter näherte und sanft mit einer Hand über Aurons Brustpanzer strich. Die feinen Härchen in Aurons Nacken sträubten sich. Er war immer noch wie versteinert und so musste er die Berührung gezwungener Maßen über sich ergehen lassen. Sein Mund klappte abermals auf als Tidus Gesicht sich langsam seinem näherte. Mit der anderen Hand ergriff Tidus die Sonnenbrille und schob sie vorsichtig nach oben. Auron konnte den warmen Atem von dem Blondschopf auf seinem Gesicht spüren, als dieser sich soweit genähert hatte, dass sie sich beinahe berührten. „Ich habe dich ernst genommen. Jetzt ist es an der Zeit, dass du mich ernst nimmst.“ Während Tidus sprach, strichen seine Lippen federleicht über Aurons Mund. Auron wurde das Gefühl nicht los, dass man ihn in seiner eigenen Rüstung kochte. Sin - Once Differently ---------------------- Tidus beugte sich ein weiteres Mal leicht vor und berührte erneut Aurons Lippen. Es war kein wirklicher Kuss, eher die Ahnung einer Berührung, doch es reichte aus um Tidus’ Verstand auszuknipsen. Ein Kribbeln durchlief seinen Körper von den Zehen bis zu den Haarspitzen, auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut und verlegen wurde ihm bewusst, dass sich allmählich das Blut in einer bestimmten Stelle seines Körpers sammelte. Dann flog der paralysierte Blondschopf plötzlich quer durch den Raum und prallte gegen sein Bett. Mit dem Rücken gegen das Bettgestell gelehnt blieb er auf dem Boden sitzen und sah den Gardisten fragend an. Auron hatte sich endlich aus seiner Starre lösen können und warf Tidus nun wütende Blicke zu. Der Atem des Mannes ging stoßweise, aber sein Gesichtsausdruck ließ Tidus enttäuscht vermuten, dass der Grund Zorn und keine Erregung war. „Wann hörst du endlich mit deinen Kindereien auf?“ Aurons Stimme bebte vor Wut. Nur mit Mühe gelang es ihm in einer normalen Lautstärke zu sprechen. Tidus’ Spielchen lösten Dinge in Auron aus, die er sich niemals eingestehen wollte, und nun versuchte der Gardist nur noch alles von der Situation zu retten, was noch zu retten war. „Mir ist durchaus bewusst, dass man in deinem Alter nicht mehr besonders glücklich über einen Babysitter ist. Aber es ist meine Aufgabe dich zu beschützen. Ich werde sie ausführen und es würde mir deutlich leichter fallen, wenn du nicht ständig irgendwelchen Unfug anstellen würdest.“ Direkt nach seinem letzten Satz drehte Auron sich zur Tür und wollte den Raum verlassen, um Tidus und vor allem sich selbst Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Gerade als er seine Hand nach dem Türknauf ausstrecken wollte, traf ihn ein harter Schlag im Rücken und schleuderte den Gardisten schmerzhaft gegen die Tür. Sofort rappelte sich Auron wieder auf, um Tidus zur Rede zu stellen, doch als er sich zu dem Blondschopf umdrehte, gefror ihm das Blut in den Adern. Die Augen des jungen Mannes hatten einen fast schon wahnsinnigen Ausdruck. Seine Brust hob und senkte sich unter den schnellen Atemzügen. In der rechten Hand hielt er Bruderherz und er fletschte vor Wut die Zähne. „UNFUG? ...KINDERREIEN?“ Tidus fauchte mehr, als das er sprach, und bei jedem seiner Worte zuckte Auron merklich zusammen. „MIR IST ES VERDAMMT ERNST!“ Langsam hob Tidus Bruderherz an, bevor er leiser weitersprach: „Ich liebe dich und das meine ich ...todernst.“ Gleich nachdem er das letzte Wort ausgesprochen hatte, zog Tidus die scharfe Klinge des Schwertes über seine Kehle. Eine klaffende Wunde entstand, aus der im Rhythmus seines Herzschlages das Blut sprudelte. „NEIN“, panisch sprang Auron auf Tidus zu und packte ihn an den Schultern. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt hatte der Blondschopf endgültig den Verstand verloren. Auron musste eine neue Erfahrung machen. Tidus’ Aktion hatte ihn so geschockt, dass er einfach nicht wusste, was er machen sollte. Sein Verstand setzte komplett aus und er wurde geradezu handlungsunfähig. Er konnte nur tief entsetzt vor dem jungen Mann stehen bleiben und die scheußliche Wunde anstarren. Deine Schuld. Deine Schuld. Dieser Gedanke gewann die Vorherrschaft in Aurons Kopf und tanzte nun ununterbrochen in ihm herum. Dann, als der Gardist endlich bereit war, zu akzeptieren, dass Tidus es ehrlich gemeint hatte, gesellte sich ein tiefer Schmerz zu den Selbstvorwürfen. Noch immer lief das Blut aus Tidus Kehle, aber der Blondschopf schien weder Schmerzen zu haben, noch drohte er zusammenzubrechen. Ganz langsam kam in Aurons Kopf ein Gedanke auf. Sein Blick wanderte von Tidus’ Kehle zu seiner Brust wo er auf der unschönen Narbe verweilte. Plötzlich viel ihm auf, dass die Narbe ungefähr die gleiche Länge und Breite hatte, wie das Blatt von Bruderherz. Der Gardist weigerte sich den Gedanken weiterzudenken und er suchte fieberhaft nach einer anderen Erklärung. Aber je mehr Zeit verging und Tidus noch immer nicht auf die schwerwiegende Verletzung reagierte, desto sicherer wurde Auron dass er des Rätsels furchtbare Lösung bereits gefunden hatte. Als Tidus sicher war, dass Auron die Botschaft verstanden hatte, hob er eine Hand zu seiner aufgeschlitzten Kehle. Mit einem einfachen Vitra-Zauber schloss er die Wunde. Wohl aufgrund seines postmortalen Zustandes blieb nicht einmal eine Narbe zurück. Er hatte zwar vorgehabt seine Todesumstände zu verschleiern, aber der Gardist ließ ihm keine Wahl. Tidus legte Auron eine blutverschmierte Hand auf seine Wange. „Ich habe es für dich getan.“ Tidus legte seine ganze Liebe für den Mann in seine Worte. „Ich wollte, dass du endlich frei bist.“ Auron machte eine weitere neue Erfahrung: Zum ersten Mal in seinem Leben verlor er die Besinnung. *~^~* Hastig lief Tidus durch die Gänge des Flugschiffes. Yuna hatte ihre Garde vor einiger Zeit auf die Brücke gebeten, um die weitere Vorgehensweise zu planen. Er war inzwischen recht spät dran, da er den immer noch bewusstlosen Auron auf sein Bett gelegt hatte und sich anschließend noch von seinem Blut hatte säubern müssen. Schnell bog er um die letzte Kurve und betätigte den Knopf, der die Tür zur Brücke automatisch öffnete. Tidus trat ein und warf einen Blick über die versammelten Leute, während sich hinter ihm die Tür mit einem Zischen schloss. Er erntete wegen seiner Verspätung einen bösen Blick von Lulu, ignorierte diesen aber geflissentlich und stellte sich mit einem erzwungenen Grinsen neben Rikku. Eigentlich wäre er jetzt viel lieber bei Auron geblieben. Er wollte seine letzte Vermutung über den Gardisten bestätigt haben. Aber wenn er nicht freiwillig zur Brücke gekommen wäre, hätte man höchst wahrscheinlich jemanden in sein Quartier geschickt und das musste Tidus im Moment auf jeden Fall verhindern. „Können wir jetzt anfangen?“ drängelte Tidus, er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Sir Auron fehlt noch“, stellte Yuna leise fest. Sie wirkte sehr verunsichert, immerhin musste sie gleich eine wichtige Entscheidung treffen. „Er wird nicht kommen.“ Erstaunte Blicke wurden Tidus zugeworfen und er beeilte sich mit einer Erklärung. „Er ist der Meinung, dass wir von ihm unbeeinflusst eine Entscheidung treffen sollten. Er wird sich aber mit allem einverstanden zeigen.“ Yuna sackte etwas in sich zusammen. Sie hatte auf die Unterstützung des erfahrenen Gardisten gehofft. Auch die anderen Guardians wirkten plötzlich sehr verunsichert. Wakka machten einen Schritt in Richtung Tür. „Vielleicht sollten wir ihn noch einmal fragen...“, setzte der Captain der Bersaid Aurochs an, wurde aber jäh von Tidus unterbrochen. „NEIN!“ Die anderen sahen ihn überrascht an. Was hatte das zu bedeuten? „Er schläft... ich meine auch ein legendärer Gardist muss sich mal ausruhen.“ Hastig versuchte Tidus seine Überreaktion zu vertuschen, aber die skeptischen Blicke, die man ihm zuwarf, zeigten ihm deutlich, dass die anderen noch nicht überzeugt waren. „Er ist schließlich auch nicht mehr der Jüngste“ fügte er noch schnell mit einem breiten Grinsen hinzu. Das war eine typische Antwort, wie sie nur von Tidus kommen konnte. Unglücklich aber überzeugt akzeptierte die Gruppe Aurons angeblichen Wunsch und wandte sich der Planung ihrer weiteren Vorgehensweise zu. *~^~* „Meinst du, dass unser Plan aufgeht und Sin sich tatsächlich durch die Hymne of Faith ablenken lassen wird?“ Überdreht hüpfte Rikku neben Tidus über den langen Korridor des Flugschiffes. Die Besprechung war vorüber und sie hatten sich dazu entschlossen, Sin zu bekämpfen, indem sie Jekkts schwächen ausnutzten. Eigentlich wollte Tidus nur schnell wieder in sein Quartier, um weiter mit Auron sprechen zu können, aber die quirlige Al Bhed litt momentan unter einem heftigen Mitteilungsdrang, den sie an ihrem besten Freund ausleben wollte. Der Blondschopf rollte mit den Augen, blieb aber stehen um seiner Freundin zu antworten. „Wie gesagt, mein Vater war geradezu besessen von diesem Lied. Wenn er sich dadurch nicht ablenken lässt, dann auch durch nichts anderes mehr.“ „Na das beruhig mich ja jetzt ungemein“, schmollte Rikku. Gegen seinen Willen musste Tidus lachen. „Keine Sorge, Sin hat überhaupt keine Chance gegen uns.“ „Hm“, grübelte Rikku, „und was ist mit Sir Auron? Hast du jetzt eigentlich schon mit ihm gesprochen.“ Fragend sah die Al Bhed ihren Freund an. „Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm!“ Tidus tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den metallischen Fußboden, während sich auf Rikkus Gesicht ein breites Grinsen einnistete. „Na wenn das so ist...“, rief sie über die Schulter, da sie plötzlich winkend losgelaufen war. „Dann will ich dich mal nicht länger aufhalten. Viel Glück!“ Schon war sie um die nächste Kurve verschwunden und ließ einen kopfschüttelnden aber grinsenden Tidus zurück. Als er vor seiner Kabine angekommen war, holte er noch einmal tief Luft - er hoffte, dass Auron noch immer dort sein würde und damit seine Bereitschaft zu Reden signalisierte – dann öffnete Tidus die Tür. *~^~* Erleichterung überflutete Tidus, als er durch die Tür zu seinem Quartier trat. Auron hatte sich tatsächlich entschieden hier auf ihn zu warten und stand nun mit dem Rücken zum Zimmer vor dem Fenster und blickte auf die verschwommenen Wolkenformationen, durch die das Luftschiff wie ein Vogel segelte. „Danke, dass du auf mich gewartet hast.“ Bei Tidus leisen Worten drehte sich der Gardist um. Sein Gesicht war ausdruckslos wie immer, aber er machte auf Tidus einen erschöpften Eindruck. „Wir müssen das jetzt ein für alle Mal klären“, antwortete Auron ihm ebenso leise. „Sag mir bitte, dass du dich nicht wirklich umgebracht hast“, bat er Tidus nach einer kurzen Pause. Tidus ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort, er überlegte sich seine Worte genau, bevor er sie aussprach. „Ich wollte dich von deinem Versprechen befreien. Dir endlich deine Freiheit zurückgeben. ...Und ich wollte vor meinen Ängsten davonlaufen.“ Tidus hielt es für notwendig auch diesen Teil der Wahrheit klarzustellen. Für einige Momente herrschte eine bedrückende Stille in der kleinen Kabine. Dann atmete Auron tief ein: „Ich habe versagt. Ich konnte dich nicht beschützen und habe das Versprechen gebrochen.“ Seine Feststellung war so nüchtern, dass es Tidus die Tränen in die Augen trieb. „KANNST DU NICHT EINMAL DAS VERDAMMTE VERSPRECHEN VERGESSEN? DREHT SICH EIGENTLICH DEINE GANZE WELT NUR UM JEKKT?“ Wütend und verletzt schmiss Tidus sich auf sein Bett. Er vergrub das Gesicht in dem flachen Kissen und schluchzte leise. Dann hörte er Auron durch das Zimmer gehen und ein leises Quietschen verriet ihm, dass der Gardist sich neben ihn auf das Bett gesetzt hatte. Überrascht spürte er wie sich die raue Hand des Gardisten auf seinen Rücken legte. „Nein.“ Auron sprach so leise, dass Tidus ihn kaum verstehen konnte. „Meine Welt dreht sich nur um dich.“ Tidus glaubte sich verhört zu haben. Er richtete sich ruckartig auf und starrte den Gardisten ungläubig an. „Was...?“ Bevor er seinen Satz beenden konnte, wechselte Auron schnell das Thema. „Wurde eine Entscheidung wegen Sin getroffen?“ Tidus wollte protestieren. Er brannte darauf, zu erfahren, was der Gardist gemeint hatte, aber er entschloss sich, fürs erste Aurons Spielchen mitzuspielen. Insgeheim schwor er sich aber, den Mann nicht gehen zu lassen, bevor er seine Antworten hatte. „Du hast Yunas Aufruf also doch gehört.“ Nachdem Tidus ein bestätigendes Nicken von Auron bekommen hatte, begann er widerwillig den Plan zu erklären. „Wir müssen also hoffen, dass noch genug von meinem Vater in Sin vorhanden ist, um ihn mit der Hymne of Faith ablenken zu können“, beendete Tidus nach einer Weile seine Ausführungen. Auron schien einen Moment über das Gehörte nachzudenken. „Ein guter Plan“, entschied er dann ruhig. Er erhob sich und machte Anstalten den Raum zu verlassen, wurde jedoch von Tidus aufgehalten. „Wo willst du hin?“ Tidus griff nach dem Arm des Mannes und hinderte ihn so am fortgehen. Enttäuscht stellte er an dem Gardisten wieder die bekannte emotionslose Maske fest. Er hatte gehofft, dass Auron ihm gegenüber nun etwas offener sein würde. Scheinbar hatte er sich geirrt. Der Gardist drehte seinen Kopf von Tidus weg bevor er ihm antwortete: „Muss ich Rechenschaft bei dir ablegen?“ Seine Stimme klang leidenschaftslos, wie man es von dem Mann gewohnt war, aber hätte Tidus sein Gesicht sehen können, dann wäre im womöglich ein verzweifelter Ausdruck unter der dunklen Brille und dem hohen Kragen aufgefallen. Geh aufs Ganze, flüsterte sich Tidus in Gedanken zu. Er wollte endlich wissen, was Auron verbarg und war nicht bereit den Mann einfach gehen zu lassen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er den Gardisten zu sich zog. Der Mann leistete erstaunlich wenig Gegenwehr und saß gleich darauf schweigend, mit tief im Kragen vergrabenem Gesicht neben Tidus auf dem Bett. Auron wusste, dass es zu spät war, um zu gehen. Er hatte schon zuviel von seiner Maske fallen gelassen, um jetzt einfach so zu tun, als wäre alles wie vorher. Wenn er die Blicke bedachte, die Tidus ihm zuwarf, dann war sich Auron auch nicht mehr sicher, ob er das Zimmer wirklich noch verlassen wollte. Er musste sich endlich eingestehen, dass Tidus ihn in der Falle hatte. Vielleicht sollte er... Weiter kam Auron mit seinen Überlegungen nicht, denn Tidus lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. „Du hast gesagt, dass du eine Nutzehe abgelehnt hast und dass Gerüchte aufgekommen sind, durch die du fast geächtet wurdest.“ Tidus begann in Oberlehrermanie Einzelheiten aus Aurons Vergangenheit aufzulisten. Der Gardist seufzte und nahm die Sonnenbrille ab um sich scheinbar unwillkürlich über sein Gesicht zu streichen, bevor er sich mit Gewalt zu einer knappen Antwort durchringen konnte. „Ja, so war es.“ Triumphierend fuhr Tidus mit seiner Aufzählung fort: „…und du hast gesagt, dass Braska und Jekkt dich trotz deiner Eigenheit akzeptiert hatten ... das bedeutet, dass auf jeden Fall etwas Ungewöhnliches an dir sein musste.“ Tidus begann fast vor Freude zu hüpfen, während er Auron seine Schlussfolgerungen mitteilte. „Ich schätze also, dass die besagten Gerüchte gar nicht so weit hergeholt waren, wie man glauben könnte und das wiederum lässt mich zu dem Schluss kommen, dass du... dass du…“ Tidus brach mit weit aufgerissenen Augen seinen Satz ab. Während er gesprochen hatte, konnte er beobachten wie Auron erst seine Sonnenbrille abgenommen und vorsichtig auf dem kleinen Tisch neben dem Bett abgelegt hatte. Anschließend hatte er den Kragen von seinem Brustpanzer gelöst. Gerade als Tidus seine Theorie vortragen wollte, zog Auron sich den Kragen über den Kopf und gewährte ihm somit freie Sicht auf sein Gesicht. Als der Blondschopf ins Stottern geriet, verzogen sich Aurons Mundwinkel zu der Andeutung eines Lächelns. Dann packte der Gardist den perplexen Tidus und zog in zu sich heran. Er legte seine rauen Lippen auf die von Tidus und gab ihm einen sanften Kuss. Sofort entfernte sich Auron wieder ein Stück von ihm und sah dem Blondschopf tief in die Augen. In ihnen spiegelte sich eine Fülle von Emotionen wieder, die Tidus’ noch nie zuvor in den Augen des legendären Gardisten gesehen hatte. „Du hast recht.“, bestätigte er ihm seine unausgesprochene Schlussfolgerung. „Ich fühle mich zu Männern hingezogen.“ *~^~* Wenn Tidus nicht gesessen hätte, wäre er vermutlich umgefallen. Als Auron ihn küsste, verwandelte sich sein Körper zu einem kribbelnden Pudding. Seine Gliedmaßen verloren ihre Kraft und sein Verstand setzte aus. Aurons Geständnis ging fast vollständig an ihm vorbei und sein Blick klebte auf den Lippen des Mannes. Der überraschende Kuss hatte Tidus süchtig gemacht und nun gierte er nach mehr. Zu seiner unbändigen Freude erhörte Auron seinen unausgesprochenen Wunsch und dieses mal ließ er die Berührung länger zu, ehe er sich erneut von dem Blondschopf trennte. „Du hast mich durchschaut, ich wollte mich vor der Welt verstecken, weil ich nicht einmal mit mir selbst...hmpf.“ Auch wenn Tidus sich gewünscht hatte, dass Auron ihm sein Innerstes offenbarte, war ihm nun nicht mehr nach reden zumute. Er unterbrach den Gardisten mitten im Satz, indem er sich ihm schwungvoll an den Hals schmiss, seine Arme um den starken Körper schlang und Auron in einen weiteren Kuss verwickelte. Sanft strich Tidus mit seiner Zunge über Aurons schmale Lippen und erfreut bemerkte er, dass der Mann ihm Einlass gewährte. Sofort begannen die Beiden mit einem heftigen Zungenspiel. Als Tidus Aurons Hände unter seine kurze Jacke gleiten spürte und diese dann zärtlich über seinen Rücken strichen, tanzten Sterne vor seinen Augen. Tidus ließ seine eigenen Hände in den Nacken des Gardisten wandern und spielte mit den langen Haaren. Als Auron den Kuss beendete, knurrte Tidus verärgert auf und gab gleich darauf ein Keuchen von sich, als der Mann ihm mit einer schnellen Bewegung die Jacke samt Hosenträgern von den Schulter schob, um über seine nun gänzlich unbedeckte Brust zu lecken. Auron bedeckte jede freie Stelle mit federleichten Küssen und entlockte Tidus ein Stöhnen nach dem anderen. Seine Hände schienen inzwischen überall zu sein und befreiten den Blondschopf von seiner Kleidung, verwöhnten aber auch gleichzeitig die prickelnde Haut. Sanft wurde Tidus aufs Bett gedrückt und Auron versiegelte seinen Mund erneut mit einem Kuss. Gerade als Auron Tidus’ Hose endgültig von dessen Hüften schieben wollte, hielten ihn die Hände des Blondschopfes auf. “Nicht doch!" Nun ließ Tidus seine Hände über den anderen Körper kreisen. "Immer mit der Ruhe!" Verführerisch leckte er über die Ohrmuschel des Gardisten und biss leicht in dessen Ohrläppchen, womit er Auron ein überraschtes Aufstöhnen entlockte. Tidus’ Hände ließen von dem Körper ab und öffneten die Verschlüsse von dem wuchtigen Obi, der den Mantel des Gardisten zusammenhielt. Er hielt in seiner Bewegung inne, als das schwere Kleidungsstück auf dem Boden landete. Gleich darauf nestelte er am Brustpanzer herum und innerhalb weniger Augenblicke folgte dieser dem Mantel mit einem dumpfen Klong auf den Boden. Wieder trafen sich ihre Lippen zu einem heißen Kuss und Tidus erforschte das unbekannte Gebiet, bevor er Aurons Zunge in ein Duell verwickelte. Mit einer schlängelnden Bewegung befreite Tidus sich von seiner Latzhose und lag nun gänzlich unbekleidet unter dem Gardisten. Langsam beugte Auron sich über den Blondschopf, seine Hände glitten tiefer und streichelten über die Innenseiten von Tidus´ Oberschenkeln und brachten ihn zum Keuchen. Schließlich schaffte es Tidus, die Lippen des Gardisten erneut in Beschlag zu nehmen. Nun war es wieder an ihm, den anderen Körper zu verwöhnen. Langsam ließ er seine Hände den Rücken rauf- und runterfahren, übersäte die vernarbte Brust des Mannes mit Küssen, bevor die Hände den muskulösen Bauch streichelten und seine Zunge die Brustwarzen umkreiste, feuchte Spuren hinterließ und einen angenehme Schauer durch Aurons Körper schickte. Dann kehrte er zum Gesicht des Mannes zurück und küsste ihn erneut, um gleich darauf wieder von dem Gardisten unterbrochen zu werden, der sich stattdessen Tidus’ Hals widmete, ihn küsste und an der weichen Haut saugte. Langsam wanderte er tiefer. Jeden Muskel fuhr er nach, tauchte in den Bauchnabel ein und entlockte Tidus ein heiseres Stöhnen. Amüsiert richtete Auron sich auf und beobachtete den Blondschopf wie er sich erregt rekelte. Rasch sprang der Gardist auf und befreite sich von seiner Hose, dann ließ er sich sofort wieder neben Tidus nieder und seine Hände, die bis vor kurzem noch den Oberkörper verwöhnt hatten, strichen nun langsam die Oberschenkel hinauf und streiften immer wieder kurz die Erregung des Blondschopfes. Ohne Vorwarnung packte Tidus den Gardisten an den Schultern und drehte ihn mit Schwung auf den Rücken, sodass Tidus sich nun über ihm befand. Mit einem teuflischen Grinsen auf dem Gesicht verschwand Tidus Kopf aus Aurons Gesichtfeld. Einen Moment später umschloss er dessen Glied vollständig mit seinen Mund und begann daran zu saugen. Auron stöhnte heftig auf und griff in Tidus’ Haar. Der Blondschopf spürte, wie Auron unter ihm erzitterte und er begann stärker zu saugen. Kurze und heftige Atemgeräusche gingen von dem Gardisten aus. Hastig wurde Tidus von Auron weggedrückt und fand sich plötzlich erneut unter dem Mann wieder. Entspann dich!", hauchte Auron in sein Ohr. Tidus kam dieser Aufforderung nach und langsam suchte sich Aurons linke Hand den Weg zu Tidus Öffnung. "Ich werde vorsichtig sein!", Auron ließ seinen ersten Finger hineingleiten. Tidus verzog schmerzhaft das Gesicht, entspannte sich jedoch schnell wieder, da Aurons rechte Hand beruhigend über seinen Körper wanderte. Dem ersten Finger folgte ein zweiter und bald schon ein dritter. Langsam begann Auron die Finger zu bewegen, um Tidus auf das Kommende vorzubereiten. "Mach endlich!" Fordernd drängte sich der Blondschopf den Fingern in ihm entgegen. Er konnte es kaum noch erwarten. "Nicht so stürmisch!", Auron zog lächelnd seine Finger zurück. Vor Erregung klang seine Stimme rau und kratzig. Tidus, der dem ganzen durch einen Lustschleier zusah, übermannte eine Welle heißer Gedanken. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Er musste Auron endlich in sich spüren! "Ich fang jetzt an.", warnte Auron ihn vor, während er sich vor dessen Öffnung platzierte. Für Tidus wurde es zu viel, er ließ sein Verlangen überhand gewinnen und drückte sich Auron entgegen, sodass dieser mit einem Ruck in ihn eindrang. Vor Erregung stöhnten beide auf. "So geht das!", grinste Tidus ihn an. Zur Erwiderung zog Auron nur stumm eine Augenbraue hoch. Dann begann er sich vorsichtig in Tidus zu bewegen. Nachdem er überzeugt war dass Tidus keine Schmerzen hatte, beschleunigte er sein Tempo, drang mit jedem Stoß tiefer und heftiger in den Blondschopf ein und entlockte ihm jedes Mal heisere Lustschreie. "Ich... kann... nicht... mehr...!", presste Tidus zwischen mehreren Stößen und damit verbundenen Stöhnen hervor. Der Raum war erfüllt vom Keuchen und Stöhnen der beiden, mit einem lauten Aufschrei zog sich Tidus schließlich zusammen und kam zum Höhepunkt. Nach ein paar weiteren Stößen in den Blondschopf kam auch Auron und ergoss sich in ihm. *~^~* Völlig erschöpft zog Auron sich aus ihm zurück und ließ sich neben Tidus aufs Bett sinken. "Wow!", Tidus bekam als erster wieder halbwegs normal Luft. Er drehte sich zu Auron und nahm ein weiteres Mal dessen Lippen in Beschlag. Dann kuschelte er sich mit einen Lächeln auf den Lippen an den Gardisten und genoss dessen Nähe. „Wie fühlst du dich jetzt?“ Tidus Frage überraschte Auron und er musste einen Moment überlegen, ehe er antwortete. „Frei... “, ein leises schmunzeln schwang in Aurons Stimme mit und jagte Tidus einen wohligen Schauer über den Rücken. „Und ich habe Angst.“ „Angst?“ Perplex richtete Tidus sich auf. „Warum denn das?“ Aurons setzte ein ernstes Gesicht auf. „Ich hab keine Ahnung wie ich das deinem Vater erklären soll!“ Dann begann Auron plötzlich zu lachen. Tidus war sprachlos, Auron lachte doch nie! Ein Grinsen schlich sich auf Tidus Gesicht, als er sah, wie gut Auron die freundliche Miene stand, und wie viel jünger der Gardist plötzlich wirkte. Dann fiel er in Aurons Lachen ein. „Wir werden meinen Dad retten“, Tidus legte seinen Kopf auf Aurons Schulter, „da bin ich mir absolut sicher.“ Er spürte wie Auron neben ihm zustimmend nickte. „Und wenn Yuna uns erst besegnet haben wird, werden wir eine Ewigkeit Zeit haben, ihm dass zu erklären!“ „Eine Ewigkeit“, wiederholte Tidus noch einmal und drehte erneut seinen Kopf, um den Gardisten zärtlich auf die stoppelige Wange zu küssen. „Wenn das so ist: Auf zu Sin!“ Sanft strich Auron dem Blondschopf durch das wuschlige Haar. „Och, ein bisschen Zeit können wir uns schon noch lassen“, kicherte Tidus als Auron sich erneut über ihn beugte. *~^~*TBC*~^~* Epilog: Sore Confession ----------------------- Zwölf Stunden waren vergangen seit Sin besiegt, Spira befreit und alle Leiblosen besegnet wurden. Seit 1000 Jahren litten Spiras Völker unter Sin und nun war der Bann einfach so gebrochen und dieser Erfolg war einzig einem schüchternen Medium und ihrer bunt zusammen gewürfelten Leibgarde zu verdanken. So spektakulär Sins Vernichtung aber auch gewesen sein mochte, der anschließende Abschied verlief eher schlicht. *~^~* Seufzend versuchte Tidus sein schlechtes Gewissen zu verdrängen. Er hatte während der letzten Tage ihrer Pilgerreise nicht den Mut gefunden, Yuna über seinen Freitod aufzuklären. Nicht einmal seine intensiven Gefühle für Auron hatte er ihr gebeichtet. Für dieses Versäumnis erhielt er nun die Quittung. Seit Yunas Besegnungszeremonie befand er sich gemeinsam mit Braska, Auron und seinem eigenen Vater im Abyssum. Der Ort, an dem man nach seinem Tod lebte. Die Verstorbenen konnten durch pure Willenskraft das Abyssum nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Tidus hatte sich bereits mit der Umgebung angefreundet, die seine drei Begleiter aus ihren eigenen Erinnerungen an die erste Pilgerreise, geschaffen hatten. Seit Stunden saßen die alten Freunde um ein gemütliches Lagerfeuer am Rande des Illuminiumsees und schwelgten in Erinnerungen. Ganz zu Anfang war Tidus einfach von der Fülle seiner Emotionen überrollt worden. Mittlerweile genoss er nur noch die Nähe zu Auron. Sein Herz hüpfte jedes Mal, wenn der Gardist an seiner Seite lachte. Stumm hatte er den Anderen bei ihren Erzählungen zugehört. Es gab keinen Grund für ihn, sich jetzt einzumischen. Er würde noch genug Zeit bekommen, endlich den wahren Jekkt kennenzulernen und mit dem berühmten Lord Braska zu sprechen. Er hatte alle Zeit der Welt, also genoss er stattdessen Aurons ungewöhnlich fröhliche Stimmung. Aber nach einiger Zeit begannen die Bilder des kurzen Abschieds von ihren lebenden Freunden sich in sein Bewusstsein zu drängen. Immer wieder blitzte Yunas entsetztes Gesicht vor seinem geistigen Auge auf. Ihr Entsetzen, als sie ihn mit ihrer Besegnung ins Abyssum verbannte, hatte sich tief in seine Erinnerungen gebrannt. Die Situation hatte ihn überfordert. Er war nicht in der Lage gewesen, Worte zu finden, mit denen er ihr hätte Trost spenden oder sich erklären können. Also hatte er stattdessen einfach geschwiegen. *~^~* Tidus depressive Stimmung blieb nicht unbemerkt. Bereits seit geraumer Zeit beobachtete Auron den Blondschopf aus den Augenwinkeln und je später es wurde, desto trüber wurde dessen Gesichtausdruck. Letztendlich wurde Tidus aber auf Aurons Musterung aufmerksam. Er schenkte dem Mann ein gezwungenes Lächeln und versuchte erneut erfolglos seine Unsicherheit zu überspielen. „Yuna?“, fasste Auron Tidus Problem schließlich in einem Wort zusammen. Die Erwähnung von Braskas Tochter lenkte nun auch die Aufmerksamkeit von Jekkt und Braska auf die Beiden. Sie warfen Tidus mitleidige Blicke zu, als dieser Auron mit einem gequälten Nicken und einem trübsinnigen Seufzen seine Vermutung bestätigte. Nach einem kurzen Moment betretenen Schweigens ergriff Jekkt als Erster wieder das Wort. „Junge, du bist tot. Du musst die Kleine vergessen!“, versuchte er seinen Sohn ungeschickt zu trösten. Noch während der Blitzballchampion sprach, veränderte sich sein Gesichtsausdruck von unsicherer Besorgtheit zu leichter Verwirrung. Nach kurzem Grübeln, stellte er die Frage, die ihn allem Anschein nach gerade den Kopf zerbrach: „Ähm, Junge wieso bist du eigentlich tot?“ „Dein Sohn ist seit einem halben Tag wieder an deiner Seite und dir fällt tatsächlich jetzt schon auf, dass er gestorben ist? Das kann auch nur dir passieren“, schnaubte Auron leicht verärgert. Jekkt sprang auf und stemmte die Arme in die Seiten. „Verzeih mir bitte, dass ich gelegentlich mal unwichtige Details vergesse. Nicht jeder kann so unendlich perfekt sein wie du, Rotfuchs.“ „Und außerdem, hatte ich dich nicht gebeten dich um ihn zu kümmern?“, fügte er nach einer kurzen Pause noch hinzu. Braska, der solche Streitereien durchaus gewöhnt war, machte sich bereit, notfalls zwischen die Beiden zu treten. Er wusste von Früher, dass Jekkt ein Talent dazu hatte, den sonst so gelassenen Gardisten zur Weißglut zu treiben. Daher war Yunas Vater nicht wenig überrascht, als Auron sich einfach getroffen zur Seite drehte und leise vor sich hin murmelte. Sein Blick pendelte zwischen dem schmollenden Jekkt und dem unangenehm berührten Auron hin und her, bis er letztendlich auf Tidus ruhen blieb, der noch immer seinen finsteren Gedanken nachhing. Das Medium seufzte und wandte sich endgültig dem Blondschopf zu. Tidus brauchte im Moment mehr Unterstützung als die nervigen Streithähne. Er legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen während er mit den anderen Hand eine Reihe komplizierter Bewegungen über dem Lagerfeuer vollführte. „So wie du von Spira einen Blick ins Abyssum werfen kannst, kannst du auch von hier einen Eindruck von Spira gewinnen“, erläuterte Braska. „Konzentrier dich auf die Flammen und du wirst wissen, wie es Yuna geht.“ Neugierig beugte sich Tidus über das Lagerfeuer. Die davon ausgehende Hitze versengte beinahe sein Gesicht, aber Tidus störte sich nicht daran. Er würde ohnehin keine bleibenden Schäden erleiden. Für einige Momente passierte gar nichts und der Bondschopf wollte sich schon frustriert abwenden, als sich plötzlich ein farbiger Strudel in den Flammen bildete, der kurz darauf zu einem deutlichen Bild wurde heranwuchs. Tidus Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er Yuna und den Rest seiner Freunde erkennen konnte. Unwillkürlich streckte er seine Hand nach dem Bild aus. Aber bevor er Gefahr lief, sich zu verbrennen, reagierte Lord Braska blitzschnell, indem Tidus Hand packte und zurückzog. „Sieh sie dir an. Ihre Gesichter zeigen Freude und Trauer gleichermaßen. Freude über ihre neugewonnene Freiheit, den endgültigen Sieg über Sin und Trauer wegen des Abschieds von dir und Auron. “ Braskas Worte hatten eine hypnotische Wirkung auf Tidus, gebannt lauschte er was das Medium erzählte, während der rötliche Schein des Feuers über sein Gesicht tanzte. „Für die Lebenden ist es schwer, mit dem Verlust geliebter Personen umzugehen. Doch dieses eine Mal wird es leichter. So groß die Trauer auch ist, die Neugierde auf ein Leben ohne Sin wird den Schmerz dämpfen. Früher oder später werden sie alle vergessen haben.“ Braska drückte leicht Tidus Hand und holte ihn damit aus seinem paralysierten Zustand. „Auch Yuna wird vergessen. Sorge dich nicht um sie. Ihr Leben hat gerade erst begonnen und sie wird damit zurechtkommen.“ Das Medium legte soviel Nachdruck wie möglich in seine Worte. Immerhin kannte er die Sorgen, die Tidus quälten zur Genüge. „Yuna wird damit zurechtkommen“, wiederholte er noch einmal bevor er fortfuhr, „für dich wird es schwieriger. Du wirst niemals vergessen und deine Liebe zu ihr wird lebendig bleiben. Versuche einfach, nicht allzu betrübt zu sein und halte an den schönen Erinnerungen, die du hast, fest.“ Nachdenklich ließ sich Tidus Braskas tröstende Worte durch den Kopf gehen. Vielleicht sollte er sich wirklich lieber auf das hier und jetzt konzentrieren, statt sich um ein Leben zu sorgen, dass er ohnehin nicht mehr führen konnte. Außerdem hatte er ja… HALT! Schockiert unterbrach Tidus seine Überlegungen. Was hatte Braska gesagt? Seine Liebe zu Yuna? Er liebte sie doch gar nicht… sein Herz gehörte doch einzig und allein Auron. „Ohhhh nein…“, fassungslos fasste Tidus sich an die Stirn. „Das darf jetzt nicht wahr sein.“ Ein Blick auf seinen Vater bestätigte seine Vermutung. Jekkt stand mit breitem Grinsen vor dem Lagerfeuer und deutete erst auf Yunas Bild und anschließend gab er Tidus beide Daumen nach oben. Sowohl Jekkt als auch Lord Braska waren überzeugt, dass Tidus sich in Yuna verliebt hatte. Ratlos suchte Tidus Aurons Blick. Leider war der Gardist ihm keine große Hilfe. Jekkts Einwurf hatte ohnehin schon einen empfindlichen Punkt getroffen und zusätzlich schockierte ihn immer noch die Fehlinterpretation von Tidus Gefühlen. Alles in allem hatte Tidus seinen Geliebten noch nie so hilflos gesehen. Der stolze Gardist machte auf ihn einen ziemlich unglücklichen Eindruck, wie er so zusammengesunken auf einem Baumstupf saß. Plötzlich erinnerte sich Tidus an eine Bemerkung, die Auron während ihrer ersten gemeinsamen Nacht von sich gegeben hatte: „Wie soll ich das bloß deinem Vater erklären?“ Trotz der unangenehmen Situation brach der Blondschopf in haltloses Gelächter aus. Aurons Gesichtsausdruck zeigte ihm deutlich, dass der Gardist sich ebenfalls an die Situation erinnert hatte, es allerdings weitaus weniger amüsant fand. Braska und Jekkt hingegen zeigten sich etwas verwirrt über den plötzlichen Stimmungswechsel des Blondschopfes. „Was hat er denn?“ irritiert wandte sich Jekkt Auron zu. Der Angesprochene murmelte leise in seinen Kragen und der Blitzballchampion konnte kein Wort verstehen. „Ey Rotfuchs, sprich lauter!“ „Er hat einen Vater, der keinen Schimmer von seinen Vorlieben hat!“ Bei Aurons patziger Antwort verfinsterte sich Jekkts Miene. „Ich hatte auch nicht die Gelegenheit, sie kennen zu lernen und was soll das jetzt eigentlich heißen?“ Der Gardist schnaubte ironisch auf. „Du hättest die Gelegenheit sowieso nicht wahrgenommen.“ „Na großartig“, resigniert ließ Braska die Schultern hängen, „jetzt geht das wieder los.“ Missmutig wandte er sich an den immer noch schmunzelnden Tidus. „Gewöhn dich besser dran. Die beiden bekommen sich ständig in die Haare. Pass auf, gleich wird Jekkt wieder auf Aurons Verbannung rumhacken und Auron kontert mit Jekkts Unzuverlässigkeit.“ Erneut musste Tidus auflachen. „Keine Sorge. Dad wird sich nicht mehr lange über Aurons Neigung beschweren.“ „Schön wää….“, während seiner Erwiderung weiteten sich Braskas Augen überrascht. Das Medium setzte die ausgestreuten Brotkrumen zusammen und begriff das Gesamtbild. „Du meinst… du bist nicht in Yuna,…du bist in Auron…und er…auch?“, stammelte Braska vor sich hin. Tidus bestätigte dem Medium mit einem Grinsen seine Theorie, aber bevor er die Gelegenheit bekam noch etwas hinzuzufügen, zogen Jekkt und Auron die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Tidus Vater hatte den Gardisten am Kragen gepackt und schüttelte ihn rasend hin und her, während er ihm ausfallende Beleidigungen an den Kopf warf. Dabei wurde er allerdings nur noch aufgebrachter, weil sich sein Gegenüber einfach nicht aus der Ruhe bringen ließ. Als Auron nach einigen Sekunden immer noch nicht reagierte, ließ Jekkt ihn los. „Kannst du nicht ein einziges Mal was Unvorhergesehenes machen?“, knurrte er wütend, dann wandte Jekkt sich ab. Genau diesen Moment nutze Auron aus, um Jekkts Bitte nachzukommen. Er stütze sich lässig auf seinen Zweihänder und erwiderte mit einem für ihn untypischen Grinsen: „Ich habe mit deinem Sohn geschlafen!“ Gebannt wartete Tidus auf die Reaktion seines Vaters, während an seiner Seite Braska leise gluckste. Bei Aurons Worten hatte sich Jekkt sofort versteift und nun drehte er sich ganz langsam wieder zu seinem Freund um. „Könntest du das noch einmal wiederholen?“ Das Grinsen auf Aurons Gesicht verstärkte sich noch während er seine Wort selbstzufrieden wiederholte. „Ich sagte: Ich - habe - mit - deinem - Sohn - geschlafen!“ Der Gardist hatte seinen Satz gerade beendet, als er schon Jekkts Faust auf sein Gesicht zurasen sah. Er hatte mit dieser Reaktion gerechnet und nahm den Schlag gelassen in kauf. Das war ihm sein kleines Spielchen allemal wert. *~^~* Tidus zog hörbar die Luft ein als Auron, getroffen von Jekkts Schlag, ein paar Meter zurückgeschleudert wurde und benommen liegen blieb. Sofort rannte er zu seinem Geliebten und kniete sich neben ihn auf den Boden, wo er erstaunt feststellte dass Auron leise vor sich hin lachte. Erleichtert beugte sich Tidus vor und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen, dann fiel er in Aurons Lachen mit ein. „Das war großartig.“ Der Gardist stütze sich auf die Ellenbogen und hob seinen Oberkörper an. Dann nickte er in Jekkts Richtung. „Noch haben wir es aber nicht überstanden.“ Tidus folgte Aurons Blick und sah seinem Vater dabei zu wie er geschockt vor dem kleinen Lagerfeuer auf und ab tigerte. Sein Gesicht war kalkweiß und seine Augen waren weit aufgerissen. Man konnte beim besten Willen nicht sagen, ob gerade Entsetzen oder Zorn in ihm die Oberhand gewonnen hatte. Jedes Mal wenn Jekkt erneut die Richtung wechselte stieß er einen Fluch aus und schüttelte wütend seinen Kopf. Nach einigen Augenblicken blieb er abrupt stehen und musterte das Paar nachdenklich. Auron hatte sich inzwischen ganz aufgerichtet und saß nun neben Tidus, dem er locker einen Arm über die Schulter gelegt hatte. Beide warteten gespannt auf Jekkts nächste Reaktion. Jekkt starrte die Beiden noch kurze Zeit böse an, dann strich er sich seufzend durch seine dunkle Haarmähne. „Ich freu mich für euch zwei… ehrlich.“ Erleichtert stieß Braska den angehaltenen Atem aus. Er hatte das ganze Geschehen schweigend verfolgt und klopfte Jekkt nun erfreut auf die Schulter. „Eine gute Entscheidung“, fügte er hinzu, als er auf Auron und Tidus deutete, die sich zärtlich küssten. „Hey… könntet ihr das aber bitte unterlassen wenn ich dabei bin? Ich bekomm sonst Albträume.“ Jekkt drehte sich schaudernd von den Beiden weg. „Ähm… Nein!“, erwiderten Tidus und Auron synchron und begannen dann zu lachen. Einen Moment später stimmten Braska und Jekkt mit ein und die harmonische Stimmung war wiederhergestellt. Gutgelaunt sammelten sich die vier Freunde um das Lagerfeuer. „Aber jetzt erklär mir mal warum du tot bist, Junge.“, fragte Jekkt neugierig nach. Irritiert registrierte er Tidus glucksen und Aurons Seufzen, dass durch seine Frage ausgelöst wurde. „Was is’ denn los?“, wollte der Blitzballchampion wissen. Tidus riss sich zusammen und versuchte das anhaltende Glucksen zu unterdrücken. Er räusperte sich noch einmal und wollte dann zum Sprechen ansetzen. Doch noch während Tidus die Erklärung startete sprang Auron hastig auf, schnappte seinen Zweihänder und hob die die rechte Hand zum Abschiedsgruß, während er verlegen Grinsend rückwärts auf den Schnuhalt zuging. „Ich muss weg …!“ *~^~*The final End*~^~* Grüße ^^ Meine kreative Phase hat in letzter Zeit nur arg selten die Oberhand gewinnen können. Aber ganz plötzlich juckte es mich arg in den Fingern die Story noch einmal zu überarbeiten und einen Epilog zu schreiben. Ich hoffe die FF ist nun etwas fließender zu lesen und sämtliche Paradoxa vernichtet. Noch einmal muss ich mich bei meiner super-mega-tollen Beta bedanken. Ihre Geduld mit meinem Makel, den ich Frecherweise auch noch als Grammatik bezeichne, ist bemerkenswert. LG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)