It’s so easy to love You von Nariko (but it’s hard to admit it) ================================================================================ Kapitel 5: Unruly Strength -------------------------- Chapter Five - „Unruly Strength“ Die Uhr schlug 15:34h. Eine Weile beobachtete der Brünette die Bewegungen des Sekundenzeigers, bevor er sich wieder seinen Unterlagen widmete. Nur noch zwei Anträge, dann wäre er für heute fertig und er würde ein wenig Freizeit haben, die er voll und ganz nutzen wollte. Seine Konzentration wurde jedoch bald harsch durch ein Klopfen gestört. „Ja?“, kam es genervt über die Lippen des Schülersprechers und er verdrehte die Augen, während er den Stift niederlegte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Nicht schon wieder ein Anwärter mit Problemen, welche in Wahrheit nicht mehr als Einbildungen waren. Statt sich jedoch mit einem stotternden Anwärter oder einem verliebten Mädchen rumschlagen zu müssen, bekam er die Gelegenheit, seine Geduld zu erproben und sein Geschick zu beweisen, sich aus heiklen Situationen heraus zu schleichen. „Yo, Squall! Was geht?“, fragte ein blonder Punk mit einem schiefen Grinsen und ließ sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. Demonstrativ gelassen lehnte Squall sich vor und warf seinem Gegenüber einen durchbohrenden Blick zu. „Was willst du, Xell?“, kam es ruhig über seine Lippen. Abwehrend hob der Angesprochene die Hände und bedachte Squall mit einem unschuldigen Blick. „Was denn? Darf man nicht einmal mehr einen Freund besuchen und sich nach seinem Befinden erkundigen?“, ließ er überrascht und ein wenig provozierend verlauten. Ein Schnauben war die Antwort. „Wie du vielleicht unschwer sehen kannst…“ „… hast du viel zu tun und möchtest deshalb nicht…“, fuhr Xell den Satz des Brünetten mit einem Augendrehen fort. „… aus irrelevanten oder privaten Gründen gestört werden.“, ertönten mit einem Mal beide Stimmen synchron und Squall blinzelte kurz verdutzt. Xell grinste nur hämisch. „Außer…“, betonte der Punk und hob einen Zeigefinger. Er beugte sich leicht zu Squall und hob eine Augenbraue. „… ein Irrer versucht mal wieder die Weltherrschaft an sich zu reißen.“ Erneut schnaubte der Brünette ärgerlich. Hatte er diese Worte etwa schon so oft laut ausgesprochen, dass Xell sie schon wortwörtlich formulieren konnte? „Du bist nicht nur hier, weil du wissen willst, wie es mir geht, richtig Xell?“, fragte er dann gelassener als zuvor. „Geschickt erkannt, College-Boy!“, Ein Zwinkern des Blonden. Squall konnte nicht sagen, ob er diesen Spitznamen mögen oder hassen sollte. Wohl eher letzteres. Nur weil er über ein gutes Allgemeinwissen und eine überaus schnelle Auffassungsgabe verfügte, musste man ihn doch nicht gleich mit so einer Bezeichnung betiteln. „Ich soll dir das hier vom Chef geben.“, Neugierig blickte der Brünette auf den Briefumschlag, den der Blonde bei seinen Worten aus seiner Westentasche hervorzog. „Von Cid?“ „Treffer versenkt!“, meinte Xell fröhlich und zwinkerte erneut. Der Schülersprecher nahm den Briefumschlag entgegen, betrachtete ihn einen Augenblick, ehe er ihn öffnete. „Cid meinte, du könntest damit vielleicht etwas anfangen.“, fügte Xell achselzuckend hinzu und reckte leicht den Kopf, um ebenfalls den Inhalt des Briefes sehen zu können. Squall hatte vieles erwartet, doch dass, was er in dem Umschlag sah, überraschte ihn mehr, als es andere Dinge jemals vermocht hätten. Fast schon ehrfürchtig zog er die Fotos langsam ein Stück hervor und blickte sofort in ein Paar strahlend grüner Augen. Seifers Augen. Und daneben waren seine eigenen Stahlblauen. Es waren Kinderfotos aus dem Waisenhaus von Seifer und ihm. Auf manchen war sogar Edea oder eines der anderen Kinder zu sehen. Squalls Mundwinkel zuckten leicht, bevor er die Bilder hastig zurück in den Briefumschlag schob. Sein Blick fiel auf Xell, der ausnahmsweise einmal geschwiegen hatte. Kurz räusperte der Braunhaarige sich. „Richte Cid meinen Dank aus, falls du ihn heute noch sehen solltest.“, bemerkte der Schülersprecher nur trocken, als handelte es sich bei dem Inhalt des Briefes lediglich um neue Anträge, die es zu bearbeiten galt. „Wenn du mich nun entschuldigen würdest.“, Damit erhob Squall sich, legte die Akten beiseite, die er nun doch morgen erst vollenden würde und schnappte sich seinen Schlüssel, ehe er Xell auffordernd ansah. Sicher landete der Brünette wieder auf seinen Füßen, nachdem der ehemalige Hexenritter seinen Schlag pariert und ihn von sich gestoßen hatte. „Na komm schon! Das war doch wohl etwa nicht schon alles, oder?“, fragte Squall provozierend und konnte sich ein herausforderndes Grinsen nicht verkneifen. Sein Blick fixierte Seifer, der ihm gegenüberstand, seine GunBlade fest in der Hand. Letztendlich hatte er sich gestern doch zu einem Freundschaftskampf überreden lassen und war heute pünktlich um viertel nach vier in der Übungshalle erschienen. Eigentümlicherweise hatte Squall eine ungeahnte Freude bei Seifers Zusage empfunden. „Ha! Du wirst dir noch wünschen, dass es alles wäre!“, konterte der Blonde und kniff seine Augen zusammen, ehe er zum Gegenschlag ansetzte. Seifer machte zwei geschickte Schritte nach vorne, bewegte geschmeidig seinen Oberkörper dabei und holte mit seiner Waffe aus. Squall festigte den Griff um das Heft seiner eigenen GunBlade, ehe er sie erhob und den Schlag mit einem erstickten Keuchen abfing. Funken schienen durch die Luft zu fliegen, als Metall auf Metall schlug und ein ohrenbetäubendes Klirren erklang. Seifer war verdammt stark geworden. Stärker als vor dem Krieg. Die Erkenntnis traf den Braunhaarigen beinahe so hart, wie der nächste Schlag des Blonden, den der Schülersprecher nur in der letzten Sekunde abfangen konnte. Mit beiden Händen musste er das Heft seiner Waffe umfassen, um nicht durch die Wucht weggeschleudert zu werden. Mit einem unterdrückten Laut der Überraschung wich Squall zurück, um sich aus seiner Misere zu befreien. Sofort fielen seine Augen auf Seifer, der kurz seine GunBlade schwang, ehe er reglos verweilte. Ein Luftstoß ließ den langen, grauen Mantel aufflattern. Squall ließ diesen Anblick einen Augenblick auf sich wirken, bevor er aufsah und seine Augen sich auf sein Gegenpaar richteten. Diesmal erkannte er keinen Hass in den bestechendgrünen Augen des Blonden, keine Abneigung, keine Provokation. Da war nur Konzentration. Diese Feststellung erfreute den Brünetten. Sie bestätigte ihm, dass auch Seifer nicht zu beabsichtigen schien, vergangene Rivalitäten fortzusetzen. „Zeig mir, was du kannst, Seifer.“, forderte er den Älteren mit einem freudigen Grinsen auf. Er wollte nun wissen, wie stark der Blonde wirklich war, auch wenn ihm klar war, dass er Seifer schon immer physisch unterlegen gewesen war. „Wie du willst… Squall.“, entgegnete der Größere, seine GunBlade dabei fest umfassend. Sofort spannte der Brünette seine Muskeln an, bereit sich zu verteidigen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis scharfe Klingen erneut aufeinander prallten und Funken von einem harten Kampf zeugten. Sand wirbelte bei ihren schnellen Bewegungen auf, stahl sich in ihre Lungen und brachte sie ab und zu zum Husten. Dies waren die besten Chancen für den Gegner, anzugreifen und zu punkten, doch jeder der beiden Kontrahenten war erfahren genug, um den Angriffen dennoch auszuweichen und zum Gegenschlag anzusetzen. Squall rollte sich zur Seite ab, bevor die Klinge der gegnerischen GunBlade den Staub zerschnitt, welcher in der Luft hing. Ohne zu zögern sprang der Brünette auf, holte mit einem energievollen Kampfschrei aus und stürzte sich auf den Blonden, der im ersten Augenblick überrascht zu sein schien. Allerdings wich diese Überraschung schneller als gedacht einer unbändigen Entschlossenheit, die es Seifer möglich machte, den Schlag zu parieren, ehe sein Ellebogen vorschnellte und Squall an der Schulter traf. Mit einem dumpfen Keuchen taumelte Squall zurück und suchte sofort nach einem sicheren Stand. Sein Blick richtete sich auf den Blonden, der erneut auf ihn zukam. Aufmerksam studierte er die Fußarbeit des anderen und achtete auf jede kleinste Bewegung. Er kannte Seifer, er kannte seinen Kampfstil. Selbst seine physische Unterlegenheit konnte ihn nicht davon abhalten, einen Sieg zu erringen. Psychisch war er dem Blonden überlegen und wenn er mit Köpfchen arbeiten würde, hatte er eine gute Chance. Reglos verharrte der Braunhaarige, die GunBlade fest in den Händen und auf Seifer gerichtet. Er musste ihm nur nahe genug kommen und Squall musste nur den einen Moment abwarten, in der Seifer seinen Fuß anhob, um einen Schritt zu wagen. Dann hatte er die beste Chance, den Älteren zu überraschen und zu überwältigen. Wenige Meter trennten sie nun nur noch. Wenige Meter, die mithilfe ihrer Waffen schnell überbrückt waren. Nur noch ein wenig näher. Noch zwei Schritte, dann könnte er einen Angriff wagen. Schweißtropfen rannen über seine erhitzte Stirn und Squall war versucht, sie wegzuwischen. Mühsam unterdrückte er den Drang und fokussierte seine ganze Aufmerksamkeit auf die Bewegungen des Blonden. Noch einen Schritt. Nicht mehr lange, dann würde der Moment gekommen sein. Squall konnte seinen eigenen schweren Atem hören. Jetzt! Mit angehaltener Luft setzte Squall einen Fuß vor, holte von unten mit seiner GunBlade aus und duckte sich dabei selber ein wenig. Mit einem halbherzigen Grinsen bemerkte er, dass Seifer seinen Schlag im letzten Augenblick abfing. Das war seine Chance. Mit dem hinteren Fuß drückte er sich ab und rammte den Blonden seitlich, sodass dieser mit einem Ächzen zu Boden geworfen wurde. Im letzten Moment fand Squall sein Gleichgewicht wieder und konnte zu seinem Gegner rennen, der nach seiner Waffe griff, die ihm aus der Hand gefallen war. Kaum war Squall nahe genug um anzugreifen, kam ihm auch schon die scharfe Klinge Hyperions entgegen, die im Licht gefährlich aufblitzte. Er hatte nicht mit einer solchen Kraft gerechnet, die hinter diesem Schlag steckte, doch sie warf ihn zur Seite und gab Seifer die Möglichkeit, aufzustehen. Ruckartig wandte Squall sich wieder seinem Gegner zu, der zu seinem Entsetzen viel näher war, als er vermutet hatte. Wie Seifer dann vorgegangen war, konnte er nicht sagen. In diesem Moment ging alles viel zu schnell. Squall spürte nur noch einen harten Schlag mit der Breitseite der gefährlichen, feindlichen Klinge auf der Schulter, der ihn zu Boden zwang. Benommen blieb er einige Sekunden liegen, ehe er seinen verschwommenen Blick durch mehrmaliges Blinzeln klären konnte. Eine gefährliche Kälte legte sich an seinen Hals und Squall hielt in seiner Bewegung inne, als er sich aufrappeln wollte. Seine Augen richteten sich auf Seifers Gesicht, hefteten sich an die grünen Augen, in denen Entschlossenheit aufblitzte. Schwer schluckte der Braunhaarige und ließ dann ein doch recht unsicheres Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen. „Deine Kampftechnik und deine Kraft sind wirklich herausragend, Seifer. Ich bin beeindruckt.“, gab der Brünette zu, der erkennen musste, dass der Ältere einiges gelernt hatte und nun besser denn je war. Vermutlich auch besser als er selber. Squall zuckte heftig zusammen, als der Druck sich an seinem Hals verstärkte. Er konnte die scharfe Spitze der Klinge deutlich an seiner Haut spüren. Mühsam unterdrückte er es zu schlucken, denn dann würde vermutlich Blut fließen. In seinem Blick flackerten Unsicherheit und Überraschung auf, die dem Blonden keineswegs entgingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)