Faust von abgemeldet (Wenn die Welt Kopf steht) ================================================================================ Kapitel 2: Have a zombie Day! ----------------------------- „Okay! Ruhig bleiben 2D-chan! Ganz ruhig bleiben, nur nicht ausklicken!“, ermahnte ich ihn immer wieder. „Aber ich bin doch ganz ruhig.“ Na schön. Okay. Er war ruhig. Ich war es nicht. Ich hatte gehofft mich selber damit ein wenig runter zu schrauben, es wollte jedoch nicht recht funktionieren, da unser Sänger dermaßen gelassen dasaß, das ich nun kurz davor war an die Decke zu gehen. 2D hatte sich nach dem kurzen Schockmoment erstaunlich schnell wieder gefangen, hockte nun auf dem Bett und zählte die eigenartigen grünen Flecken an der Wand. „Jetzt bin ich mir sicher! Es sind siebenunddreißig ein halb!“, stellte er triumphierend fest. Ich starrte ihn fassungslos an. „Warum bist du so gelassen?! Da hat eben eine völlig zerfressene, nicht menschliche Person ohne Arme an dein Fenster geklopft, und du zählst Flecken!“ In meiner Stimme schwang ein Hauch Hysterie mit . Ich atmete ein paar Mal tief durch und sah dann fragend in Richtung 2D. Dieser zuckte bloß mit den Schultern. „Ich hab‘s schon immer gewusst“, sagte er. „Was hast du schon immer gewusst?“ „Na das es Zombies gibt! Das war keine Überraschung. Ich hab‘s schon immer gewusst“, wiederholte er. 2D hatte auch schon immer einen Faible für Halbtote gehabt und war auch schon immer fest davon überzeugt gewesen, das sie wirklich existierten. Ich sollte mir also keine Sorgen deswegen machen. Oder doch? Nein, nein… Nein? „Es gibt keine Zombies“, sagte ich. Mehr oder weniger um mich selbst davon zu überzeugen. „Doch.“ „Nein.“ „Doch!“ „Nein!“ „DOCH!“ „NEIN!“ „DO-“ „Okay! Okay!“ Ich hob die Hände. „Nicht streiten… Nur nicht streiten“, seufzte ich und ließ mich neben 2D auf die Bettkante sinken. „Was machen wir denn jetzt?“ Der Sänger legte mir beschwichtigend den Arm um die Schulter. „Nicht rausgehen, denke ich. Der Zombie könnte vor der Tür stehen.“ Ich konnte mir ein weiteres Es gibt aber keine Zombies nur mühsam verkneifen. „Na gut“, nickte ich also und starrte auf meine Knie. 2D schien meinen Unmut zu spüren und drückte mich etwas an sich. „Das wird schon“, sagte er und grinste mir sein Zahnlückengrinsen entgegen. Ich lächelte zurück und nickte noch einmal, etwas optimistischer. Er zögerte einen Augenblick, dann nahm er mich völlig unvorbereitet in den Schwitzkasten und zerzauste mir lachend das Haar. „Hey“, protestierte ich, kicherte aber trotzdem. In seiner Nähe konnte man einfach nicht lange schlecht gelaunt sein. „ARRRGH!“ Ich fuhr erschrocken hoch und auch 2D zuckte zusammen. Ein Schrei. Ein menschlicher Schrei. Aus einer Kehle die mir nur all zu vertraut war. „War das Muds?“, fragte 2D atemlos. Die Frage sollte nicht lang unbeantwortet bleiben. Jemand donnerte mit größtmöglicher wucht an die Zimmertür. „Aufmachen! Los, D! Jetzt!“, rief jemand. Klang meiner Meinung nach, sehr nach Murdoc. 2D stand auf und legte das Ohr von innen an das Metall. „Muds?“, fragte er laut. „Nein, Marilyn Monroe. Natürlich ich! Jetzt mach endlich auf!“ 2D warf mir einen Blick zu. Worauf wartete er denn? „Tut mir Leid Muds, aber woher soll ich wissen das du es bist?“ Oh man. Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn und auch Murdoc schien langsam in Rage zu geraten. „WENN DU NICHT IN ZWEI SEKUNDEN DIESE VERSCHISSENE TÜR AUFMACHST, WERDE ICH MIR MIT GEWALT EINLASS VERSCHAFFEN UND DIR HÖCHSTPERSÖNLICH DEN KOPF ABREIßEN DU MATSCHBIRNIGER SOHN EINER HU-“ „Okay Muds, ich glaub dir!“, rief 2D völlig unbeeindruckt und öffnete die Tür. Zum Vorschein kam ein rasender Murdoc Niccals mit verwuscheltem Haar, in geöffneter Jeanshose und Begleitung einer, mir unbekannten, halbnackten jungen Frau mit recht voluminöser Oberweite und verschmiertem Make-up. Murdoc fackelte nicht lange, stürzte sich auf 2D und packte ihn am Kragen seines ausgeleierten T-Shirts. „Was fällt dir eigentlich ein mitten in der Nacht vor meinem Winnebago herumzuschlei-“ Murdoc unterbrach sich. Sein Blick war auf mich gefallen. Er starrte vom Sänger zu mir und wieder zurück. „Was zur Hölle machst du denn hier, Noodle?“, fragte er an mich gewandt, ohne 2D loszulassen. Ich konnte förmlich sehen wie es in seinem Gehirn arbeitete. Für einen Augenblick herrschte bedrückende Stille. Murdocs blonde Begleitung stand verschüchtert im Rahmen von 2D‘s Tür und sagte keinen Mucks. Ich ahnte ungutes, als ich den Ausdruck auf Murdocs Gesicht sah. Plötzlich stieß der Bassist den Sänger angewidert von sich und musterte uns von oben bis unten. „Ihr habt doch nicht etwa- ?!“ Ich sprang auf. Wusste ich doch das unser Bandleader gleich an so etwas denken würde. „Nein, nein!“, beschwichtigte ich ihn schnell. „Nein, Murdoc-sama. Da ist etwas! Ich habe etwas vor meinem Fenster gesehen und da hab ich an 2D-chans Tür geklopft, weil ich dich nicht wecken wollte!“, log ich. „Da draußen läuft ein Ding herum, ohne Arme, mit nur einem Auge und mit fauligen Zähnen und, und…“ Ich brach ab als ich bemerkte das in Murdocs Blick wieder dieser übertrieben verständnisvolle Ausdruck zum Vorschein kam. Wütend stampfte ich auf. „Du glaubst mir nicht, oder?“, fragte ich. „Doch natürlich, Liebes. Monster die vor deinem Fenster herumlaufen, natürlich. Aber jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben, wir sind ja da“, entgegnete er und tätschelte meinen Kopf. Alles klar! Mir reicht‘s! Ich schlug Murdocs Hand von mir und eilte neben 2D. „2D hat es auch gesehen, nicht wahr 2D-chan?“ Der Sänger antwortete nicht, stattdessen starrte er mit einem recht apathischem Gesichtsausdruck in die Ferne. „2D-chan?“, fragte ich unsicher und fuchtelte mit der Hand vor seiner Nase herum, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Nach sekundenlangem Gefuchtel gab ich es auf mir Gehör verschaffen zu wollen und folgte seinem Blick. Es humpelte direkt auf uns zu. Doch es war nicht das selbe Ding wie jenes, welches vor 2D‘s Fenster gewesen war. Dieses hatte noch beide Augen und beide Arme. Jedoch fehlte ihm ein Fuß, was den schlurfend, humpelnden Gang erklärte. Es sah noch beinahe menschlich aus, wenn man einmal von den Hautfetzen, die in Streifen von seinem Gesicht herabhingen, dem Gestank nach Verwesung, dem Fuß und der eigenartigen Hautfarbe absah. Na schön, es hatte eigentlich kaum etwas menschliches an sich. Das erste Wort das mir bei diesem Anblick einfiel war hässlich… Dann Zombie. 2D hatte recht… Das konnte doch nicht sein! Es musste eine andere Erklärung dafür geben. „Seht ihr! Ich hatte recht, es gibt Zombies!“, verkündete der Sänger stolz und, noch immer, völlig gelassen. Manchmal beneidete ich ihn. Murdoc und die junge Frau starrten wie versteinert auf den, sich nähernden, Untoten. Niemand machte irgendwelche Anstalten die Tür zu schließen oder wegzulaufen. Nicht einmal ich. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Die Angst kroch mir bis in die Knochen. Plötzlich stieß die Blondine einen spitzen, hysterischen Schrei aus. Der ihr leider zum Verhängnis wurde. Der Untote hob interessiert den Kopf. Dann rannte er mit einer enormen Geschwindigkeit auf die junge Frau zu und riss ihr, mit einer noch viel enormeren Kraft, den Kopf von den Schultern, noch bevor diese, oder irgendjemand anderes von uns, im Stande gewesen wäre, auch nur zu zwinkern. Ich wich zurück und warf 2D einen entsetzten Blick zu. „Die Dinger sind aber schneller als die aus den Filmen“, empörte ich mich. „Du hast einfach noch nicht die richtigen Filme gesehen!“ Großartig. Direkt vor meiner Nase wird eine Frau zerfleischt und ich stehe hier rum und rede über Zombiefilme. „Sollten wir nicht irgendwas tun?“, fragte ich 2D und Murdoc, ohne den Zombie und sein Opfer aus den Augen zu lassen. Eigentlich würde ich mich lieber umdrehen und mich übergeben. Der Untote badete gerade in er Blutfontäne die aus dem Halsstumpf der jungen Frau pulsierte. „J- Ja! Äh, Noodle bleib hinter uns! Wir kümmern uns darum… Und glotz da nicht so hin!“ Murdoc, der scheinbar endlich wieder im Stande war sich zu bewegen stellte sich direkt vor meine Nase und zog 2D an seine Seite, was mir den Blick komplett versperrte. „Hey, Schwachkopf“, fuhr Murdoc 2D an, „du bist der Zombieexperte! Wie macht man die Dinger kalt?“ Ich versuchte verzweifelt mich aus dem Griff des Bassisten zu befreien, der hinter seinem Rücken meine Handgelenke umklammert hielt. „Murdoc lass mich los, ich will auch helfen“, schimpfte ich und wand mich. „Scheiße! Verdammte Scheiße“, war die Antwort. Verwirrt blickte ich auf die Hinterköpfe meiner menschlichen Mauer. „Was?! Was ist passiert?!“, wollte ich panisch wissen. „Warum zur Hölle sind das plötzlich zwei?!“ Zwei? ZWEI?! „Zwei von denen?!“ Man ignorierte meine Frage. Murdoc weigerte sich außerdem strikt meine Hände frei zu geben. Schön, das hast du jetzt davon, dachte ich grimmig und biss herzhaft in den Handrücken des Bassisten. „AU!“ Murdoc ließ meine Handgelenke los, doch bevor ich irgendetwas richtig erkennen konnte, wurde ich, mit einem schnellen Ruck, umgeworfen. Keuchend landete ich auf dem Boden, 2D über mir. Der zweite Zombie war nach Murdocs Aufschrei unvorbereitet nach vorn geschnellt und hatte versucht einen von uns zu packen. Der erste Untote machte sich immer noch über die Leiche des Mädchens her und schenkte uns, oder dem anderen, nicht einen Funken Aufmerksamkeit. „Noodle, alles in Ordnung?“, fragte mich 2D und zog mich wieder auf die Füße. Ich konnte ihm nicht antworten, da der Zombie im nächsten Augenblick ausholte um mich mit den krallenartigen Fingernägeln niederzustrecken. Ich schaffte es nur um Haaresbreite ihm auszuweichen. Das Adrenalin schoss mir brennend ins Blut. „Matschbirne, du hast nicht geantwortet! Wie erledige ich das Vieh?!“, schrie Murdoc aus einer Ecke von 2D‘s Zimmer und kramte wild in dessen Schubladen. „Äh! Der Kopf! Entweder köpfen oder verbrennen!“, antwortete der Sänger und warf ein Radiergummi nach dem Untoten, der von uns abgelassen hatte und nun stattdessen auf den Bassisten zutorkelte. „Murdoc, pass auf!“, rief ich. Der Satanist wirbelte zu spät herum. Der Zombie brüllte triumphierend und schlug mit seinen Krallen einen tiefen Riss in Murdocs Hose. Sofort begann aus dem Schnitt am Oberschenkel Blut zu fließen. „Murdoc-sama!“, schrie ich entsetzt. 2D wollte auf den Untoten zueilen um ihn von Murdoc abzulenken, doch ich war schneller. „LASS IHN IN RUHE!“ Wütend rannte ich auf den Zombie zu und sprang ihm schwungvoll ins Kreuz, wobei ich das Bett zur Schanze umfunktionierte. Wenn dieses ekelhafte, widerliche, stinkende Ding meiner Familie auch nur ein einziges Haar krümmt, dann, dann, dann… Der Untote stieß einen Ruf aus, welches das Knacken seiner Wirbelsäule jedoch nicht übertönte. Trotzdem, das er nun am Boden lag, grapschte er weiter nach Murdocs Fuß. „ICH HAB GESAGT DU SOLLST IHN IN RUHE LASSEN!“, schrie ich das Ding an und legte meine ganze Kraft in einen gezielten Kick in Richtung seines Kopfes. Ich hatte so viel Schwung, das ich mich fast selbst zu Boden riss. Ich war mir sicher, es hätte gereicht wenn ich ihm lediglich gegen das Ohr geschnipst hätte. Der Kopf flog mit einer Heidengeschwindigkeit gegen die gegenüberliegende Wand, wo er zerplatzte und einige Maden und verweste Fleischfetzen auf 2D‘s Keyboards nieder regnen ließ, was diesem einen herzzerreißenden Jauler entlockte. Der nun kopflose Körper des Zombies zuckte noch einige Male, bevor er reglos liegen blieb. Es gab keine Zeit für Erleichterung oder Siegesparty. Der erste Untote hatte von seinem, mittlerweile ziemlich zerstückeltem, Opfer abgelassen und schwankte nun im blutverschmiertem Zombiegang auf uns zu. Scheinbar wachgerüttelt durch die Niederlage seines Kollegen. 2D war neben mich geeilt. „No- Noodle“, keuchte Murdoc hinter mir. Ich wandte ihm nur widerwillig den Kopf zu. Der Bassist hielt sich das immer stärker blutende Bein. Die helle Hose hatte bereits eine rotbraune Färbung angenommen. „Ja?“, fragte ich. „Hier nimm das“, sagte er und drückte mir ein Feuerzeug in die Hand. Hatte er wohl in 2D‘s Schublade gefunden. „Oi, Vollidiot, so wie du im- immer aussiehst hast du doch bestimmt irgendwo Ha- Haarspray, oder?“, fragte Murdoc und musterte dabei missbilligend 2D‘s blaues Haar. Der Sänger brauchte einen Augenblick um zu realisieren das man mit ihm sprach, dann nickte er und kramte kurz in der Kommode hinter ihm. Mit einem „Hier!“ reichte er Murdoc die Sprühdose, welcher sie ihm genervt entriss und mir vor die Nase hielt. Ich nahm die Dose und betrachtete kurz, und irritiert, die beiden Dinge. Dann machte es Klick in meinem Kopf. „Soll ich-?“ „Mach das Schwein fertig Kleine“, grinste er. Sein sehbarer Schmerz allerdings ließ das Grinsen reichlich gequält wirken. Ich nickte und drehte mich zu dem Untoten, der mittlerweile nur noch knapp zwei Meter von uns entfernt war. Er wirkte irgendwie schwerfälliger, als noch vor ein paar Minuten. „Fahr zur Hölle“, murmelte ich und ließ das Feuerzeug aufschnappen. Ich hielt die Haarspraydose vor die kleine Flamme, so wie ich es in vielen Filmen gesehen hatte. Dann drückte ich. Eine Stichflamme explodierte mitten im Raum und traf den verwunderten Zombie mit voller Wucht. Ein erschrockener Schrei entwich seiner Kehle, als er in Flammen aufging. 2D drückte mir die Hand auf die Augen. Ich protestierte nicht. Einige Sekunden lang brüllte der Zombie gequält um sein Leben… Kann man bei einem Zombie eigentlich von Leben sprechen? Dann hörte ich einen dumpfen Schlag auf dem Boden. 2D ließ seine Hand sinken und eröffnete mir den Blick auf die verkohlten Überreste des Untoten. Knochen, ein paar schwärzliche Maden und Zähne, das war alles. „Hey, Noodle“, sagte Murdoc. Ich wandte mich ihm zu und er hielt mir einen kleinen Zettel vor die Nase. „Den kannste gleich auch verbrennen.“ Auf dem Zettelchen standen eine Reihe Zahlen und ein Name. Lucy. „Was ist das?“, wollte ich wissen. Der Bassist nickte in Richtung des beklagenswerten Fleischhaufens im Türrahmen. „Ihre Telefonnummer.“ … Ha ha… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)