Chocolate that tastes like Blood von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Sollte ich trotz meiner alten Tage und meiner Erfahrung tatsächlich noch nervös werden? Meine Konzentration lässt zu wünschen übrig und ich befürchte, dass dieses enorme Bauchkribbeln nicht vorüber geht, obwohl dies sehr löblich wäre. Denn in meinem momentanen Zustand kann ich kaum klar denken und Chiaki wird doch keine so leichte Beute mehr für mich sein. Allein der Gedanke, ihn gleich unter mir zu haben, lässt meinen Körper in einem Zustand schweben, der einem Rausch gleichzusetzen ist. Wo ist denn nur meine Beherrschung?! Ich trainierte sie mir doch genau für /solche/ Augenblicke an, nicht? Wieso nehmen jetzt diese meinen menschlichen Züge überhand, die sich durch Aufregung, Zerstreut- und Unkonzentriertheit auszeichnen? Ich kann sie jetzt nicht gebrauchen. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass noch so viel menschliches in mir ist. Es bringt mir nichts, bemerke ich wieder einmal. Ich weiß zu gut, dass es besser ist, ein Vampir zu sein. Auch wenn ich es damals unfreiwillig geworden bin, nun erkenne ich, dass es das Beste war, was mir passieren konnte. Kurz vor elf Uhr stehe ich auf meinem Balkon und starre in die alles umhüllende Dunkelheit, lasse meine Gedanken schweifen und wandere unbewusst immer wieder zu dem Ereignis, was nun bald eintreffen wird. Ich bin beileibe kein Hellseher, aber ich weiß, dass Chiaki mir nicht widerstehen kann, so prüde er auch vielleicht ist. Seine weite Kleidung wird ihm nicht mehr helfen, denn ich werde mit gnadenlosem Verlangen seinen schlanken Körper entblättern und mir seine ganze Schönheit einverleiben. Wieso sollte er sich denn auch vor mir verstecken, wo ich ihn doch sowieso schon habe? Langsam gewinne ich meine Sicherheit wieder. Hoffentlich hält sie länger an als bis zu dem Zeitpunkt, wo er mir genau in die Augen sieht. Zugegeben, ich bin sehr überrascht, dass er mich mit einem einzigen Augenaufschlag so dermaßen aus dem Konzept bringt. Und: Diese Tatsache gebe ich nicht gern freiwillig zu! Ein fast nicht hörbares Klopfen bringt mich aus meinen Gedanken und ich begebe mich in mein gemietetes Zimmer, öffne die Tür mit einer Handbewegung, während ich es mir auf meinem Bett gemütlich mache. Es sieht noch recht unschuldig aus, wie es da so im Licht des Mondes steht und die weißen Laken geheimnisvoll angeleuchtet werden. Es herrscht Stille, kein Vogel singt mehr zu dieser Uhrzeit und ich vernehme nur leise, mit Bedacht gesetzte Schritte und ein Klirren: Chiaki hat zwei Weingläser und die Flasche Rotwein auf den kleinen Nachttisch gestellt und steht nun vor der Tür, die er hinter sich geschlossen hat, ohne mich aus den Augen zu lassen. Sein Misstrauen amüsiert mich, wo es doch eigentlich zurecht ist und er sich nur nicht sicher ist, ob er mir nun glauben kann oder nicht. Chiaki, du wirst mir wohl glauben müssen... dass wir uns verdammt ähnlich sind. Sein werden. Und du wirst das Vertrauen zu mir schon noch erlangen, spätestens wenn du mit mir heute Abend diese Gegend verlässt und wir zu einer neuen Heimat aufbrechen. Eine gemeinsame Heimat für dich und mich. Denn ich glaube ganz sicher, dass ich in dir einen ebenbürtigen Partner gefunden habe, mit dem ich den Rest meiner Zeit verbringen kann. Die Ewigkeit gehört uns, mein Engel, den ich in wenigen Augenblicken in den Abgrund reißen werde... "Ich bin da und habe den Wein mitgebracht. Fangen Sie an zu erzählen." "Willst du mir und dir nicht einschenken?" Chiaki zögert kurz, dann macht er einen Schritt auf den Nachttisch zu und nimmt die schon vorsorglich entkorkte Flasche, damit sich das Aroma des Weines richtig entfalten kann, und füllt eine angemessene Menge in jedes Glas. Eins reicht er mir und während ich das leichte Zittern in seiner Hand bemerke, als er seinen Arm ausstreckt, um nicht näher zu mir kommen zu müssen, werde ich von seinen hellblauen Augen gefangen. Ich ergreife das Glas und erwidere seinen langen Blick, warte ab, bis er sein Glas zum Mund führt und einen kleinen Schluck trinkt. Er lässt seinen Blick nicht ab von mir und weiß wahrscheinlich doch, dass er mich damit aus dem Gleichgewicht bringen kann. Ja, er weiß ganz genau, dass ich nun bedacht sein muss, keinen Fehler zu machen und von dem Wein trinke, als würde mich sein Blick kalt lassen. Kein einfaches Unterfangen, wenn man dabei noch überlegen muss, wie man das blonde Geschöpf neben sich aufs Bett locken könnte, damit die zu überbrückende Entfernung nicht mehr so groß ist. "Willst du dich nicht zu mir setzen? Ich habe viel zu erzählen und du wirst sicher nicht die ganze Zeit an der Wand lehnen wollen, oder? Das Bett ist sehr bequem..." Ich streiche mit meiner Hand über das weiße Laken und fixiere ihn nun mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldet und gleichzeitig die pure Verführung ist. Er wird sich nicht entziehen können... oder ich bin mal wieder aus der Übung, wenn es heißt, jemanden ins Bett zu locken. "Ich bleibe lieber hier. Ich weiß ja nicht, ob sie es schon mitbekommen haben, aber: Ich traue keinem Fremden, der sich einfach vor meinen Augen in Nichts auflöst und dann am Morgen danach vorgibt, gerade aus Ungarn angereist zu sein." Ich grinse leicht und bin fast schon begeistert davon, dass mein neuer Partner nicht strohdumm ist, sondern sich zu artikulieren und immer eine Antwort auf meine Fragen und Bemerkungen weiß. So etwas gefällt mir wahnsinnig gut. "Stimmt, du hast allen Grund, mir zu misstrauen. Schließlich hatte ich keine Reise aus Ungarn hinter mir..." Wieder wird sein Blick interessiert und seine Ohren spitzen sich in meiner imaginären Vorstellung. Ich liebe es, ihn an der Nase herum zu führen: "...sondern ich komme direkt aus Deutschland." Ich sehe, wie sein Blick leicht wütend wird und er es nicht gerade sehr amüsant findet, dass ich meine Späßchen mit ihm treibe. Herrgott, wenn er wüsste, was ich noch mit ihm treiben kann, würde er jetzt nicht schon so einen Blick drauf haben, sondern sich seine gefühlvollen Mienen für später aufheben, wo er sie nicht mehr kontrollieren kann. "Ich bin nicht hierher gekommen, um einen spaßigen Plausch zu halten, sondern um Ihre Identität zu erfahren! Also reden Sie nicht um den heißen Brei herum, sondern sagen Sie, was ich wissen will!" Oi, nun ist er richtig aufbrausend... und er sieht dabei so umwerfend gut und leicht dominant aus, dass ich ihn nur noch mehr will. Er will meine wahre Identität kennen lernen? Dann soll er sich gefälligst auf das Bett legen und genau hinschauen...! Bloß - wie bringe ich ihm das jetzt bei? Frei nach dem Motto: Im Liegen wirst du alles noch viel besser verstehen...? Das ist nicht sehr originell und wird diesen nicht gerade unintelligenten Jungen sicher nicht davon überzeugen, sich zu mir auf meine große Spielwiese zu gesellen. "Und ich habe auch keine Lust, ewig zu warten, bis Sie sich dazu herablassen, endlich Ihren Mund aufzumachen und zu erzählen, was ich-" "Keine Sorge, du wirst nicht lange warten müssen. Bist du denn so wissbegierig, dass du /unbedingt/ wissen willst, wer ich bin?" Durch sein leises Aufkeuchen konnte ich mich wunderbar davon überzeugen, dass ich ihn überrascht und vielleicht auch ein klein wenig geschockt habe. Auf jeden Fall ist er von mir aus dem Konzept gebracht worden, da ich mich einfach hinter ihn teleportiert und ihm die letzten Worte direkt ins Ohr geflüstert habe. Keine Sorge, Chiaki. Ich erzähle dir alles von mir, so lange du nebenbei deinen Gefühlen freien Lauf lässt und sie nicht zurück hältst. Du musst dich nicht quälen... deine Vorlieben sind bei mir gut aufgehoben. Und so wie es aussieht mag es dein Körper, wenn ich dir meinen Atem "ganz zufällig" ins Ohr hauche. Da habe ich wohl gerade eine deiner Schwachstellen herausgefunden. Aber - wolltest /du/ nicht etwas über mich herausfinden? Warum fängst du nicht an damit? Du kannst mich ruhig alles fragen, was dir auf der Seele brennt. Ich werde dir /zeigen/, wer ich bin... "W-wie haben Sie das gemacht?" Seine Stimme gleicht einem leisen Hauch, den man nur wahrnehmen kann, wenn man es will und darauf bedacht ist, seine angsterstickte Stimme sich einzuverleiben. Ich höre nicht auf, ihn mein Atmen hören zu lassen und lege meine Hände auf seine Schultern. "Das, was du gerade gesehen hast, nennt man Teleportation. Ein so gebildeter junger Mann wie du müsste doch eigentlich wissen, dass es so etwas gibt. Oder sollte ich doch an deinen geistigen Fähigkeiten zweifeln? Ich bin noch ein wenig unschlüssig, ob du es wert bist, dass ich dir von mir erzähle. Schließlich versteht nicht jeder mein Geheimnis, weißt du?" Obwohl er mittlerweile schwer mit sich zu kämpfen hat, ob er glauben oder nicht glauben soll, was er gerade sah, ringt er sich eine Antwort ab und meint leise, mit einer festen Stimme, die leicht angestrengt klingt: "Ich bin... ich bin es wert. Ich möchte alles von Ihnen erfahren. Spannen Sie mich nicht so endlos auf die Folter - und wagen Sie es nicht noch einmal, meine Intelligenz anzuzweifeln. Da können Sie noch so viel Lebenserfahrung haben, wie sie wollen - das hat nichts mit mir zu tun und mit meiner Fähigkeit, Ihr Geheimnis zu verstehen..." "Soso, du schätzt dich also als schlau genug ein, mir folgen zu können, wenn ich dir zeige, wer ich bin? Bist du dir da wirklich sicher, Chiaki?" "Ganz sicher." Meine Hände wandern langsam seine Schultern und Oberarme hinab, bis ich bei seinen Armbeugen angelangt bin. Ich verweile dort und streichle die weiche Haut mit meinen Fingerspitzen, vernehme ein tiefes Durchatmen von dem Jungen vor mir, der sich wohl erst damit anfreunden muss, dass ich ihn einfach so berühre... und es sich auch noch gut anfühlt. Glaub mir einfach, Chiaki, ich habe Ahnung von dem, was ich mache. Ich bin mir dessen bewusst, dass du dich dem Zauber der Berührungen nicht entziehen kannst. Zumindest dein Körper kann das nicht. Oder willst du mir etwa widersprechen, wo du doch schon so leicht gezittert hast, als du nur in meine Augen blicktest? Und wo du doch "ganz sicher" bist, dass du alles von mir erfahren willst, wirst du doch jetzt noch nicht aufgeben und stumm nach einer Pause verlangen? Das wäre nicht gerade überzeugend, dass du dein Wissen erweitern willst... Ich packe ihn plötzlich fester und zerre ihn in Richtung Bett, auf welches ich ihn nicht gerade sanft lege. Einige Augenblicke beobachte ich ihn, wie er seinen Mund nach einem spitzen Schrei wieder schließt und seine großen, vor Furcht geweiteten und trotzdem wunderschönen Augen auf mich richtet, um in den meinen zu ergründen, was ich mit ihm vorhabe. Doch der Mond erhellt das Szenario nur spärlich und Chiaki sieht statt meiner grau-violetten Augen nur dunkle Augenhöhlen, aus denen dunkle, fast schwarze Augen hervorblitzen und ihn hungrig anvisieren. Nimm dich nur in Acht, du mit deinem unschuldigen Aussehen - ich weiß, dass tief in dir die Sünde wohnt und ich werde nicht davor zurückschrecken, sie aus deinem Inneren hervorzuholen. Wer suchet, der findet, nicht wahr? Alle Sprichwörter haben etwas wahres und darum werde ich nicht aufgeben, bis ich dein tiefstes Verlangen erkundet habe... Durch ein Klopfen schrecken wir beide auf und unsere Köpfe drehen sich fast automatisch in Richtung Tür, woher wir das Klopfen vernommen haben. Ich benötige einen Augenblick Ruhe, bis ich in die nun herrschende Stille ein "Ja bitte?" hineinrufen kann. Wer auch immer es gerade gewagt hat, uns zu stören - er wird nicht mehr lange leben. Gerade jetzt, wo ich meine Beute endlich dort habe, wo ich es will, dringt ein Störenfried in die Atmosphäre und meine ganzen Bemühungen sind nutzlos. Oh, wie die Wut in meinem Körper kocht... und nun hilft auch keine Beherrschung mehr. Ich bin fest entschlossen, demjenigen das Blut auszusaugen, der nun vor der Türe steht. Ich lasse mir nicht einfach meinen Plan durchkreuzen! "Ich habe einen Schrei gehört, als ich zufällig vorbei ging. Ist denn alles in Ordnung?" Es ist die Stimme der dicken Wirtin, Chiakis Mutter. Ich sehe kurz zu ihm und lege meinen Zeigefinger auf meine Lippen als Zeichen, dass er still sein soll. Seine Mutter wäre bestimmt nicht sehr erfreut darüber, wenn er sich jetzt noch um diese Zeit bei mir herumtreibt. Zwar kennt sie nicht meine Absichten, weswegen ich ihren Sohn auf mein Zimmer geladen habe, aber auch so wird sie es nicht willkommen heißen, wenn Chiaki jetzt noch nicht schläft und außerdem nicht auf seinem Zimmer ist. "Ein Schrei...? Ja, ich bin gerade über die Schwelle meines Balkons gestolpert - es ist aber nichts passiert. Ich konnte den Sturz gerade noch so abfangen. Sie können beruhigt schlafen gehen, meine Gnädigste." Meine Stimme wurde langsam zu einem Säuseln und ich grinse breit, während ich ein paar zustimmende Worte als Antwort bekomme, die nun wieder beruhigt klingen. Sie wird nun schlafen gehen, ohne sich weiter Sorgen zu machen, denn allein meine Anrede, die ich für sie verwendet habe, versichert sie, dass es mir gut geht. Und als ich ihre eiligen Schritte auf der Holztreppe vernehme, wende ich mich langsam meiner leckeren Beute zu, die immernoch leicht geschockt auf meinem Bett sitzt und tatsächlich keinen Laut von sich gegeben hat. Ich liebe gehorsame junge Männer... besonders wenn sie auch noch intelligent, wissbegierig und sich dessen bewusst sind, dass sie mir gerade gehorcht haben. Ich sehe an Chiakis leicht verbittertem Gesichtsausdruck dass er nicht gerade sehr froh darüber ist, nicht nach seiner Mutter gerufen zu haben, damit sie ihm hilft. Aber vielleicht hatte er einfach zu viel Stolz. Schade nur dass ihm dieser jetzt nicht mehr weiterhelfen wird. Denn /ich/ breche jeden Stolz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)