Mondschatten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Ferner Regenbogen ---------------------------- Ferner Regenbogen Mahiru flitzte eilig zwischen den Tischen der Moonshine Bar hin und her, nahm bestellungen auf, brachte Getränke und Speisen an die Tische und bellte Oboro zu, warum das Essen wieder so lange brauchte. Sie war erschöpft und brauchte dringend eine Pause, doch so voll der Laden gerade war konnte sie sich das nicht leisten. Ein Seufzer glitt über ihre Lippen. Katsura trat auf die Bühne und setzte sich ans Klavier. Die schönen Klänge erfüllten bald den ganzen Raum und Mahiru fühlte sich wie in einem sanft wogendem Meer, ohne hektik, ohne Hast, ohne jegliche Zeit. „Junges Fräulein, bekomme ich wohl noch einen Martini?“ Ein älterer Herr starrte sie an. „Natürlich, kommt sofort!“ gab sie fröhlich von sich und spurtete zur Bar. „Misoka, ich brauch noch einen Martini.“ Sie stellte das leere Glas auf die Theke und wartete. Es kam keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn blickte sie über den Tresen hinweg. Durfte das denn wahr sein! Die Bar platzt gleich vor überfüllung und es war keiner hintem Tresen. Gesang und Frauengekreische drangen an ihr Ohr. Sie blickte zur Bühne. Mann hatten die Nerven! Misoka und Nozomu standen auf den Bühne und brachten den Leuten ihre Performance da. „Fräulein mein Martini!“ rief ihr der Opa zu und schwenkte mit der Hand. Flink sprang sie über den Tresen und mischte dem Opa das gewünschte Getränk. Sie stellte das Glas auf den Tresen und schnippte mit dem kleinen Glöckchen, dessen Ton im Gesang unterging. „Essen für Tisch sechs!“ kam Oboros Stimme aus der Küche. „Und Mahiru, ich glaube der ältere Herr an Tisch vier wartete auf seinen Martini.“ Sie atmete tief ein und wieder aus. Ganz ruhig. Ganz ruhig. Bloß nicht die Beherrschung verlieren. Alles ist in bester Ordnung.. dachte sie und brachte das Bestellte an die richtigen Tische. Eine junge Frau winkte nach ihr. „Entschuldigt, aber sind sie sicher, dass das das gleiche ist, was ich sonst auch immer bestelle?“ Diese Kundin war Stammgast und kannte sie alle bereits beim Namen. Sie war seit zwei Wochen nicht mehr heir gewesen. „Ja, ist es. Wir haben allerdings einen neuen Koch.“ Die Frau rümpfte die Nase. „Warum denn das?“ wollte sie wissen, aber Mahiru blieb keine Zeit diese Frage zu beantworten, denn in diesem Moment flog die Tür auf und Mitsuru betrat den Raum, Akira auf dem Arm tragend. Nozomu half ihm, Akira in sein Bett zu befördern, während es Mahiru und Misoka überlassen blieb, die Gäste zu beruhigen und sie nach Hause zu schicken. Sobald der letzte Gast verschwunden war, ranntet sie die Treppe hinauf zu Akiras Zimmer. Dort lag er. Blutige Kratzer und Schrammen zierten seinen ganzen Körper und seine Haut war kalt und nass von den letzten Tagen. ~ Rückblick ~ Vor zwei Wochen. Keiko betrat die Moonshine Bar. Akira und Misoka spielten gerade Karten, als sie die Tür vernahmen. „Wir haben geschlossen.“ ,sagte Misoka. „Ha! Gewonnen!“ Akira schmiss seine Karten auf den Tisch. Misokas folgten. Akira streckte ihm spielerisch die Zunge raus und machte einen Handstand. Keiko lachte. Diese Akrobatischen Künste hatte sie immer bewundert. Er blickte auf und kam auf sie zugesprungen, wie ein Hundewelpe. In den vielen Jahren hatte er sich kaum verändert. Lächelnd ließ sie zu, dass er sie in die Arme schloss und küsste. Dann sah sie ihn an. „Ich wollte heute Abend mit einigen Freunden auf den Rummel. Wir machen einen Frauenabend!“ Er legte den Kopf schief und sie lachte. „Nein. Du kannst nicht mit!“ Diesen Hundeaugen konnte sie kaum wiederstehen, aber sie hatte versprochen, einen reinen Frauenabend daraus zu machen. „Du meldest dich aber bei mir, wenn du wieder zu Hause bist!“ Akira sah sie ernst an. Sie nickte. Damit gab er sich zufrieden und hampelte hypeaktiv auf den Tischen rum. Obwohl sie nun schon fast drei Jahre ein Paar waren, wohnten sie nicht zusammen, da Oboro es für schlauer befand, die ‚Mondscheindiebe‘ unter einem Dach zu behalten. Zehn Jahre waren nun schon seit dem denkenswertem Tag vergangen, an dem sie Shirogane aus den Händen von Misokas böser Tante Masumi befreit hatten. Trotz dieser glücklichen Wendung für die Luar Rasse hatte Masumi viele Anhänger um sich gescharrt. Diese galt es nun in Schach zu halten, wenn sie wiedermal versuchten den Mondpalast in ihren Besitz zu bringen. Shirogane hatte die Mondscheindiebe zur Elitetruppe ernannt, die er berief, wenn gefahr drohte. Auch kam es in letzte Zeit immer öfter vor, dass sie Dämonen der Lunar Rasse in den Menschenstädten verloren. Keiko seufzte bei dem Gedanken. Dann fiel ihr Blick auf die Uhr. „Oh! Schon so spät!“ Sie winkte Akira und Misoka zu und verschwand durch die Tür. Während sie nach Hause fuhr, um sich feritg zu machen, dachte sie über ihren bruder Hokuto nach. Sie hatten geheiratet und waren glücklich gewesen, doch irgenwann hatte er sich verändert und sie hatten eingesehen, dass es keinen Sinn mahr hatte, dass sie weiterhin beieinander wohnten. So hatten sie sich scheiden lassen und wenige Monate später hatte sie efahren, dass er an Krebs leidete. Er verstarb vor drei Jahren. Auf seiner Beerdigung traf sie auf das Wesen, dass sie nie hatte vergessen können: Akira. Ein Hupen riss sie aus ihren Gedanken. Scheinwerfer rasten auf sie zu. Ein lautes Krachen, flammen und endlose leere. „ . . . Zwei Autos verunglückten gestern Nacht. Die Leichen konnten geborgen werden. Eine davon konnte als Keiko Himura identfiziert werden. Die Polizei sucht noch nach weiteren Hinweisen und . . .“ Misoka schaltete den Fernsehr ab. Seitdem Mahiru vom Rummelplatz zurück war wartete Akira auf eine Nachtricht von Keiko und rannte die ganze Zeit auf und ab. Jetzt saß er zusammengekauert auf der couch und weinte. Sein Schmerz war für alle deutlich Spürbar. Mit den Jahren hatten sie sich alle an Keiko gewöhnt und durch Akiras liebe zu ihr, hatten sie sie alle lieb gewonnen und als eine gute Freundin und Vertraute schätzen gelernt. Der Verlust traf alle tief, doch am meisten hatte der Werwolf darunter zu leiden. Wenn sich ein Geschöpf der Lunar Rasse erstmal seine Gefühle, die erwähnenswert stärker waren und tiefer saßen, als die der Menschen, zugelassen hatte, war es undenkbar, dass er sich beim Verlust seines Partners jemals einen anderen suchen würde. Plötzlich stand der Werwolf auf. „Akira?“ fragte Katsura vorsichtig. Er wandte sich nicht um, sondern sprang aus dem Fenster und war seither nicht mehr gesehen. Mitsurur, Nozomu und Misoka verbrachten lange Nächte damit, nach ihm zu suchen, doch alles vergebens. Nach zwei Tagen erfuhren sie, dass jemand in Keikos Wohnung eingebrochen war, allerdings hatte man keine Hinweise darauf gefunden, ob etwas fehlte. ~ Rückblick ende ~ Als Mahiru so zurückdachte stiegen ihr Tränen in die Augen. Akira hatte so viel mitgemacht und jetzt lag er hier, geschunden. Sie betrachtete sein Gesicht und runzelte dann die Stirn. Überall waren blutige Wunden: An seinen Ohren, an seinen Wangen . . . Da fehlte doch etwas! Ein klirren riss sie aus ihren Gedanken und sie sah zu Mitsuru, der gerade etwas auf den Nachttisch gelegt hatte. Nein, nicht etwas. Es waren Akiras Piercings! Mahiru schlug sich vor schrecken eine Hand vor den Mund und schloss die Augen. Tränen rannen ihr leise über die Wangen, als sie versuchte ihr Schluchzen zu ersticken. Jemand nahm sie in den Arm und führte sie sachte aus dem Zimmer in ihr eigenes. Sie wusste nicht wer es war, aber sie vermutete, dass Mitsuru sie im Arm hielt. In ihrem Zimmer angekommen musste sie allerdings feststellen, dass es Nozomu gewesen war. Fragend blickte sie ihn an. „Wo ist Mitsuru?“ Nozomu lächelte. „Er muss den anderen berichten, wie und wo er Akira gefunden hat. Das ist wichtig, damit wir einen Anhaltspunkt haben, falls er wieder abhauen sollte.“ Sie nickte. Das war alles sehr verwirrend. Irgendwann würde sich Mitsuru hoffentlich erbarmen und ihr das alles erklären. „Du solltest schlafen um wieder zu Kräften zu kommen. Ich bin mir sicher, dass wir alle deine Unterstützung in den nächsten Tagen und Nächten sehr brauchen werden.“ Eher wiederwillig stimmte sie Nozomu zu und schlüpfte unter die Decke. Sie war so verwirrt, dass sie sogar vergaß sich umzuziehen udn die Zähne zu putzen. Sie hörte den Vampiren ihr eine gute Nacht wünschen, als er das Licht ausmachte und die Tür schloss. Lange lag Mahiru noch wach und grübelte über Akira nach. Er hatte ein solches Schiksal nicht verdient. Schließlich weinte sie sich in den Schlaf. Irgendwann wurde sie davon wach, das Mitsuru sich zu ihr legte. Sie wandte sich ihm zu und ließsich von ihm halten, während sie an seiner Brust weinte. Der Schlaf holte sie jedoch schnell wieder zu sich. „Driiing!“ Ein Wecker klingelte. Mahiru öffnete träge die Augen. „Driiing!“ Das gebimmel ging ihr auf die Nerven! Sie hatte gestern so spät gearbeitet und dann hatte sie sich in den Schlaf geweint und hatte beunruhigende Träume gehabt. Unwillkürlich dachte sie an Akira. „Driiing!“ Mit einem wütendem und genervtem Aufschrei packte sie das Kissen und schleuderte es gegen den Wecker, der daraufhin krachend zu Boden fiel. Ein Murren erklang. Mahiru blickte neben sich. Mitsuru sah sie aus halb geöffneten, müden Augen an. „Mein Gott! Hast du überhaupt geschlafen?“ gab sie überrascht von sich und legte dem Tengu eine Hand auf die Wange. Wieder nur dieses grießgrämige Murren. Ein Lächeln huschte über die Lippen der Nachfolgerin der Prinzessin, als sie sich zu ihm runterbeugte und ihn küsste. Der Ärmste. Er hat Akira gefunden und hergetragen und musste Oboro und Misoka alles erzählen. Das war bestimmt nicht einfach. Mitsuru grummelte. Er stand auf und schlurfte recht wackelig Zum Badezimmer. Mahiru erhob sich ebenfalls und eilte erstmal in Akiras Zimmer. Er lag zusammengerollt im Bett und schien zu schlafen. Erleichtert ging sie dann in die Bar, wo Oboro und Misoka zusammen an einem Tisch saßen und sich angeregt unterhielten. „ . . . es wäre Verantwortungslos! Das können wir uns nicht erlauben! Denk an die Prizessin!“ sagte Misoka in ungewöhnlich aufgebrachtem und aggresivem Ton. „Das sind Befehle von Shirogane!“ keifte Oboro. Mahiru nieste in dem Moment. Beide drehten sich zu ihr um. Rot anlaufend rückte sie langsam rückwärts und verschwand dann die Treppe hoch. Am Ende stieß sie mit Nozomu zusammen. „Tschuldigung!“ sagte sie mit einem lächeln. „Du solltest nicht lauschen, das macht sie nur wütend.“ Gab der Vampir unverhalten zurück. Mahirus Gesichtsausdruck wurde ernst. Sie setzte sich auf die erste Stufe und blickte hinab. Nozomu setzte sich neben sie. „Worum haben sie sich gestritten?“ fragte Mahiru. „Shirogane befielt den Rückzug aller Dämonen aus der Menschenwelt zum Mondpalast. Er möchte verhindern, dass sich unser Kampf hier ausbreitet. Nun, da alle Mitglieder der Gruppe Morgenstern . . . verschollen sind, haben wir nicht länger deren Unterstützung.“ „Das haben wir schonmal hinbakommen und da waren wir viel jünger, unerfahrener und hitzköpfiger!“ „Du, Mahiru! Du und Mitsuru! Der Rest von uns lebt schon länger. Wir sollten auf Shirogane hören. Er hat seine treuen Berater und entscheidet nur zum Wohl der Lunar Rasse.“ Mahiru nickte, obwohl sie dies nicht wirklich bewusst tat. Es machte Sinn, schließlich gab es genügend Dämonen, die Shirogane als unfähig erachteten und ihn stürzen wollten. Diejenigen, die Shirogane folgten, würden sich den Rebellen anschließen müssen, oder sterben. Es hatte sich so viel verändert, besonders seitdem die Mondtränen so plötzlich verschwunden waren. Damals hatten sie vermutet, sie wären in den Tempel zurückgekehrt, doch nun waren sie eines besseren belehrt worden. Vor einer Woche hatte sie die Nachrcht erreicht, dass eines der Juwelen in die Hände eines Shirogane feindlich gesinnten Dämonen geraten war. Entschlossen erhob sich Mahiru und überaschte dabei Mitsuru und Akira, die beide auf den Flur getren waren, und Obor und Misoka, die gerde die Treppe hinaufkamen um nach Akira zu sehen. „Dann also auf zum Mondpalast! Der Kaiser des Mondes braucht uns!“ Ihre entschlossenheit griff auf alle über. Nozomu griste, stand auf und hob die Faust.“Auf zum Mondpalast!“ Misoka lächelte, Mitsuru war verwirrt und Oboro freute sich, seinen Neffen bald wiedersehen zu können. Er wurde immer wieder davon überrascht, wie sehr die Prinzessin seine Freunde beinflussen konnte. Nur Akira stimmt nicht in die Freude mit ein. Er begab sich leise in sein Zimmer und schloss die Tür. Da waren sie wieder, die Tränen. Keiko hatte den Mondpalast sehen wollen und er hatte ihr versprochen sie mitzunehmen, wenn sie das nächste Mal dort hinreisten. „Akira?“ Die Tür ging auf. Mahiru sah sich um. Das Fenster stand offen und die orange-rot gesprenkelten Gardienen flatterten im hineinströmenden Wind. Seufzend ging sie zum Fenster und schloss es. Mitsuru kam zu ihr und stellte sich hinter sie. „Er ist wieder weg.“ Sagte die Nachfolgerin der Prinzessin leise. Der Tengu schloss sie in die Arme und sie verweilten einen Augendblick und beobachteten die Wolken, die am Himmel vorbeizogen. Hosted by Animexx e.V. 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