Gebu-Geschenk für meine Mama*___* von midoriyuki (~ Regale und andere Schwierigkeiten^-^) ================================================================================ Kapitel 1: Für meine liebe,tolle,zuckersüße Mama*_* --------------------------------------------------- One-Shot „Miraa? Wo bist du?“ Verloren stand der blonde Junge zwischen unzähligen Eimern mit Farben, Malerpaletten, Leitern und Pinseln in allen Größen und Formen. Sein Blick glitt suchend über die an der Decke hängenden Schilder mit den unterschiedlichen Abteilungsnamen und Richtungsangaben. Seufzend gab er es allerdings auf aus diesem Gewusel an Abkürzungen und halben Erklärungen schlau zu werden. Sich um die eigene Achse drehend hielt er lieber weiter Ausschau nach seiner besten Freundin. Sie konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben. In sich hineinmurrend stopfte er die Hände in die Hosentaschen und lief einfach drauflos, als er sie jedoch immer noch nicht entdeckte. Irgendwo in diesem Durcheinander musste er seine nicht grad unauffällige Begleitung doch wiederfinden. Wozu hatte sie denn sonst signalrot gefärbte Haare, wenn es ihm rein gar nichts brachte, wenn er sie mal wieder suchte? Dummerweise besaß die eingefleischte Punkerin nämlich die Angewohnheit ihn irgendwo stehen zu lassen und dann einfach zu verschwinden. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, da er sehr gut alleine klarkam aber sein Orientierungssinn hätte ihn sogar in einem leeren Raum im Stich gelassen. Missmutig stapfte er den Gang weiter entlang, während sein Blick suchend durch die Gänge, die seitlich durch die unendlich wirkenden Regalreihen führten, glitt und nach den roten Haaren und dem pinken Mantel von Mira suchten. Aber natürlich war sie nirgendwo zu sehen. Wie war er eigentlich in der Farb- und Tapezierabteilung gelandet? Er schüttelte kurz den Kopf, da er sich selbst nicht erklären konnte wie er dahin gelangt war. Mira musste also zwischen der Abteilung für Gartenmöbel und dem Bereich für Zimmerpflanzen abhanden gekommen sein. Vielleicht war sie durch ein schwarzes Loch gesogen worden, denn das würde erklären warum er schon seit einer halben Ewigkeit, wenn nicht schon länger, ziellos durch die Gänge irrte. Schnaubend lief er weiter. Wenn er jemanden fragen würde, ob derjenige Mira gesehen hätte und er sie beschreiben müsste würde er wahrscheinlich nur schräg angeguckt werden und mit einem freundlich-mitleidigen Lächeln auf den ein oder anderen wirklich guten Psychologen hingewiesen werden. Wer suchte schon nach einem Mädchen mit roten Haare, einem pinken Mantel, den sie selbst im Sommer nur ablegte, wenn die 38° C- Grenze überschritten wurde, gelben Kontaktlinsen und ansonsten auch eher ungewöhnlicher Kleindung? Allein schon die Kombination von rot und pink war in seinen Augen eine maßlose Vergewaltigung jedes optischen Organs. Wie konnte man nur so unbedacht im Umgang mit den Sehorganen seiner Mitmenschen umgehen? So langsam wurde ihm bewusst, dass er wohl schon zu lange durch das Geschäft irrte, wenn er begann solche haarsträubenden Gedanken sogar fast zu Ende zu führen. Seufzend beschleunigte er seinen Schritt ein wenig und versuchte weiterhin seine Freundin irgendwo auszumachen. Inzwischen war er in der Abteilung für Möbel aller Art angekommen, ohne zu wissen wie er das geschafft hatte, und atmete erleichtert aus. Zumindest in der richtigen Ecke des Ladens war er jetzt, denn hier hatten sie von Anfang an hin gewollt. „Ich glaub ich spinne!“ In diesem Moment war sein Blick auf ein giftgrünes Sofa gefallen. Mira lag völlig entspannt auf dem Sofa, ihre mit Glöckchen und unzähligen Schriftzügen verzierten roten Chucks lagen daneben auf dem Boden und sie schlief den Schlaf der Gerechten. Kein Anzeichen davon, dass sie in der ganzen Zeit auch nur eine Minute nach ihm gesucht hatte. Wutschnaubend baute er sich neben dem Sofa auf und stieß ihr nicht grade sanft in die Rippen. Verwirrt blinzelnd schlug sie ihre gelben Augen auf und sah zu ihm hoch, während sie sich gähnend aufsetzte. Seinen genervten Blick ignorierte sie völlig, als sie sich genüsslich streckte und einen amüsierten Blick auf eine Frau warf, die sie ungläubig anstarrte. Mit einem zuckersüßen Lächeln wandte sie sich dann wieder ihrem Freund zu und klimperte unschuldig mit ihren langen, schwarz getuschten Wimpern. „Wo warst du denn so lange? Ich hab mir solche Sorgen gemacht, dass ich eingeschlafen bin...Ich glaube ich habe mich sogar in den Schlaf geweint…“ Obwohl er eigentlich sauer sein wollte, schlich sich ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können ein Grinsen in sein Gesicht. Mira konnte man einfach nicht böse sein. „Schon gut…Gehen wir dann los?“ Nach einem knappen Nicken sprang Mira gut gelaunt auf, griff nach ihren Schuhe und lief los. Die Frau die schon vorher so ungläubig dreingeschaut hatte, schien jetzt ganz offensichtlich Mühe zu haben ihre Augen im Kopf zu behalten und ihre Kinnlade nicht vom Boden aufkratzen zu müssen, weil Mira nicht einmal daran zu denken schien ihre Schuhe wieder anzuziehen. Grinsend wandte er sich ab und folgte Mira. So kannte und liebte er seine beste Freundin. Immer für eine Überraschung gut und absolut eigensinnig. Wenn sie etwas wollte setzte sie es durch, jedoch ohne ihre Mitmenschen zu verletzen. Man sollte nur nicht versuchen ihr etwas aufzuzwingen, denn dann konnte es durchaus passieren, dass sie einfach ausrastete und nahezu alles kurz und klein schlug, wenn er sie nicht wieder runterholte. In ihrer Freundschaft war er der ruhigere Part, der auch weit weniger auffiel. Von außen betrachtet waren sie ein absolut ungleiches Duo, was nicht unterschiedlicher hätte sein können. Sie war ein ausgeflippter Paradiesvogel, der tat was ihm passte, er dagegen wirkte völlig normal mit seinen ohrlangen, blonden Haaren, den lebendigen hellblauen Augen und seinem eher unauffälligen Kleidungsstil. Zwar trug er gern Band-Shirts und seine Hose wurde von einigen Buttons geziert aber alles in allem war er niemand den man auf den ersten Blick in einer Menschenmasse fokussiert hatte. Beim zweiten Blick jedoch bemerkte man, dass er ein ungewöhnlich fein geschnittenes und hübsches Gesicht besaß. Eine Weile waren sie jetzt schon durch die unsystematisch aufgestellt wirkenden Möbelstücke gelaufen und inzwischen hatte er wirklich keine Lust mehr. Sie brauchten doch nur ein ganz normales Regal…Aber Mira war fest entschlossen ein absolutes Unikat für ihre gemeinsame Wohnung zu finden. Wie fast alles was in ihrer Wohnung eindeutig Miras Handschrift trug, da er keine Berufung in der Gestaltung ihrer gemeinsamen Räume sah. Sein Zimmer hingegen war absolut sein Reich und Mira hatte rein gar nichts zur Gestaltung beigetragen, da er sie jedes Mal rausgescheucht hatte, wenn sie irgendetwas ändern wollte. Mira stoppte ruckartig und allein schon an dem Leuchten in ihrem Gesicht sah er, dass ihre Entscheidung gefallen war. Ihrem Blick folgend sah er auf ein Regal von dem er ohne Zweifel sagen konnte, dass es schon mehr Kunstwerk als Gebrauchsgegenstand war. Der untere schwarze Teil wurde nach oben hin immer rotstichiger und am letzten Regalbrett war die Farbe in ein tiefes blutrot umgeschlagen. In diesem allein schon sehr intensiven Farbwechsel waren goldene Ranken, Schnörkel und alle möglichen anderen Formen zu sehen. Zustimmend nickte er, als Mira ihn bittend ansah. Ein Strahlen breitete sich über ihr Gesicht aus, dann fiel sie ihm überschwänglich um den Hals. „Fynn du bist der tollste beste Freund der Welt!“ Fynn grinste seine ein wenig durchgeknallte Freundin an und löste sich wieder von ihr. „Weiß ich doch.“ Mit sich und der Welt zufrieden stellte Mira sich auf die Zehenspitzen und drückte ihrem Freund einen kurzen Kuss auf die Wange. „So das ist jetzt erledigt und ich hau ab. Hab noch ein Date mit Marcus.“ Bevor Fynn noch irgendetwas sagen konnte wirbelte sie mit einem kurzen Winken herum und tänzelte gut gelaunt davon. Ungläubig starrte er ihr hinterher und bekam den Mund fast nicht mehr zu. Zwar war er ihre impulsive Art schon gewöhnt, dennoch überraschte es ihn immer wieder wie unglaublich dreist sie manchmal sein konnte. Mit einem Seitenblick auf das Regal seufzte er gequält auf. Wie sollte er das Teil überhaupt jemals transportieren können? Geschweige denn zusammen bauen? Denn auch das würde zweifellos an ihm hängen bleiben wie er Mira kannte. Sich dennoch in sein Schicksal ergebend seufzte er noch einmal und wandte sich dann wieder ab um irgendeinen Verkäufer zu finden. Kein Wunder. Wenn man die mal braucht sind sie nicht da. Seine Laune sank inzwischen immer weiter ab und schien so langsam Bereiche erreicht zu haben, die selbst für seine Verhältnisse durchaus kritisch zu nennen waren. Manchmal würde er Mira am liebsten den Hals umdrehen, egal wie viel sie ihm eigentlich bedeutete. Und er konnte ja noch nicht mal losgehen, um einen Verkäufer zu suchen, denn dann würde er bei seinem mehr als grottigem Orientierungssinn, wahrscheinlich früher oder später in der Gartenabteilung im Bereich der Wasserpflanzen wieder auftauchen, nachdem er sich fünf Tage lang von irgendwelchen Pflanzen ernährt hatte und nicht aus dem Laden herausfand. Seufzend wandte er sich wieder dem Regal zu und musterte es abschätzend. Zusammengebaut ging es ihm in etwa bis zu den Schlüsselbeinen und würde damit auch in auseinandergenommenen Zustand nicht unbedingt leicht zu handhaben sein. Ausserdem verwirrte ihn die Aufhängung der einzelnen Regalbretter, aber darüber wollte er jetzt erstmal nicht weiter nachdenken schließlich musste er das Teil erstmal irgendwie nach Hause bekommen. Suchend sah er sich wieder um. Konnte es hier nicht einfach irgendwo einen Knopf geben, auf den man drücken konnte und ein Verkäufer kam sofort angesprintet, wenn man einen brauchte? Aber außer gähnender Leere und einigen alten Leuten die am anderen Ende der Abteilung und , was er mit einem Verziehen des Gesichts quittierte, neue Klobrillen aussuchten gab es hier rein gar nichts. Sich auf eine längere Wartezeit einstellend ließ er sich auf eines der unzähligen Sofas fallen, die hier überall herumstanden. Weiter seinen Gedanken nachhängend, Mira war ja schließlich grad zu einem Date mit jemanden abgehauen, den er nicht kannte und er machte sich doch ein wenig Sorgen, starrte er blicklos auf den Boden vor seinen Füßen und schreckte hoch, als sich plötzlich ein Paar Vans in sein Sichtfeld schob und eine belustigt klingende Stimme in seine Gedankenwelt einbrach. „Bist du hier ausgesetzt worden?“ Verwirrt blinzelnd hob er den Blick von den schwarz-rot karierten Vans und sah nach oben. Bevor er sich sein Gegenüber genauer ansah beschloss er erstmal zu antworten. „Nein ich wurde mit dem Regal da vorne sitzen gelassen und warte jetzt auf den Weltuntergang.“ Glitzernde graue Augen wanderten kurz zwischen ihm und dem Regal hin und her, dann wurde ihm eine Hand hingehalten. „Dann steh mal auf, ich kann dir sagen wo du zum Lager kommst, da kriegst du das dann.“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass der schwarzhaarige Junge ein Namensschild an seinem schwarzen Shirt befestigt hatte und somit wohl zum Personal gehörte. Ohne nach der Hand zu greifen stand er auf, er war ja schließlich keine 90 Jahre alt, und nickte erleichtert. „Das wäre toll, sonst reißt mir meine Mitbewohnerin den Kopf ab.“ Das warme Lachen von Lennon, den Namen hatte er nebenbei auf dem kleinen Schildchen entziffern können, wurde von einem interessierten Ausdruck in den Augen begleitet. „Na das wollen wir ja nicht.“ Er ließ die dargebotene Hand wieder sinken und runzelte kurz die Stirn. „Also von hier aus musst du jetzt quer durch die Abteilung, dann links weiter den Gang runter und dann…Alles okay?“ Der unsichere und schon fast verzweifelte Gesichtsausdruck Fynns ließ ihn in seinen Ausführungen stoppen und er zog eine seiner schmalen Augenbrauen, wie Fynn bemerkte war diese gepierced, fragend hoch. „Ehm…“ Verlegen grinsend sah er zu ihm auf und setzte seinen treuherzigsten Blick auf. „Kannst du vielleicht mitkommen? Ich verlauf mich immer…Deswegen bin ich ja auch hier sitzen geblieben und hab gewartet, dass irgendjemand kommt…“ Zunächst ein wenig ungläubig, dann aber mit einem schallenden Lachen griff Lennon nach seiner Hand und zog ihn mit sich. „Na dann komm. Wollen ja nicht, dass du bis morgen noch hier stehst.“ Erleichtert nickend ließ Fynn sich mitziehen und folgte dem Größeren. Zuvor hatte er sich den wahrscheinlich Älteren nicht genau angesehen, aber jetzt hatte er Gelegenheit dazu, weil dieser sich eines der geheimnisvollen Klemmbretter von einer der Anrichten geschnappt hatte und mit konzentriertem Blick etwas darauf eintrug. Die schwarzen, ungefähr kinnlangen Haare, fielen ihm sanft ins Gesicht und verdeckten auf einer Seite fast gänzlich das silber-grau leuchtende Auge, das trotz der eigentlich kalt wirkenden Farbe vor Leben nur so strahlte. Sein schlanker Körper bot in der schwarzen Röhrenjeans und mit dem schwarzen Shirt wirklich einen schönen Anblick wie Fynn neidlos zugeben musste und seine Hände schienen absolut sicher in allem zu sein was er tat. Fynn wandte schnell den Kopf ab und betrachtete interessiert die vorbeirauschenden Einrichtungsgegenstände, während sie anscheinend quer durch den ganzen Laden liefen. Verdammt. Sein Herz hatte einige Stolpersprünge gemacht und schlug jetzt nervös weiter. Das konnte er jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Ein Seitenblick von Lennon, der kurz von seinem Klemmbrett aufsah und dann weiter schrieb, und sein offenes Lächeln trieben ihm die Röte ins Gesicht und er sah schnell wieder auf den Boden. Gedanklich ermahnte er sich selbst nicht so kindisch zu sein und nur wegen des, wie er leider zugeben musste, unverschämt guten Aussehens, was auch noch absolut dem Typ entsprach auf den er normalerweise total stand, total von der Rolle zu sein und sich zu verhalten wie ein verliebtes Schuldmädchen. Trotzdem war er nervös und begann an seinem rechten Ohrläppchen zu zupfen. Eine Eigenart mit der Mira ihn immer und ständig aufzog, da er es einfach nicht schaffte sein Ohr in Ruhe zu lassen, wenn er aufgeregt oder unsicher war. In Matheklausuren hatte man von daher immer befürchten müssen, dass er sich gleich den ganzen Kopf abriss. Mit einem kurzem Kopfschütteln vertrieb er diese Gedanken jedoch und konzentrierte sich wieder auf das weswegen er eigentlich hier war. Lennon lief immer noch schweigend neben ihm her und schien nachzudenken, da er immer wieder nachdenklich auf sein Klemmbrett sah. Fynn war so sehr in die Betrachtung seines Begleiters vertieft gewesen, dass er gar nicht realisierte, dass dieser stehen geblieben war und lief einige Schritte weiter. Dummerweise hatte sich eine Wand genau diesen Platz ausgesucht um ihm Weg zu stehen und so lief er genau davor. Erschrocken wich er einen Schritt zurück und starrte die Wand an, als habe man ihm grade erklärt, dass sie Menschen frisst. Lennons leises Lachen ließ ihn knallrot werden. Zwar wollte er sich nur auf das Regal und dessen Beschaffung fokussieren aber leider war es ihm doch verdammt peinlich, dass Lennon mitbekommen hatte, dass er ihn angestarrte hatte und deswegen vor eine Wand gelaufen war. „Geht’s? Oder hast du dir weh getan?“ Neben der Besorgnis blitzte auch Belustigung in den grauen Augen und Fynn schüttelte schnell den Kopf und sah auf den Boden. Verdammt, verdammt, verdammt… Wenn er das nachher Mira erzählte, würde er erstmal herzhaft ausgelacht werden bevor sie irgendetwas anderes tun würde. Immer noch lächelnd wuschelte Lennon ihm durch die Haare und ging an ihm vorbei durch den Eingangsbogen des Lagers. Verwundert über diese vertraute Geste sah Fynn auf und sah dem Schwarzhaarigen hinterher, da er jedoch nach wenigen Sekunden hinter einem der deckenhohen Regale verschwunden war hatte er keine Möglichkeit zu sehen wo er hinging. Also blieb er einfach stehen und wartete. Unwillig verzog er das Gesicht, als er daran dachte, dass er wirklich blöd genug war sich in einem Kaufhaus an einen Verkäufer zu wenden in den er sich schon nach weniger als einigen Minuten fast verliebt hatte. Denn dieses Herzstolpern kam bestimmt nicht davon, dass er einen instabilen Kreislauf hatte. Genauso wenig wie seine überaus gesunde Gesichtsfarbe daher kam. Also sollte er darauf achten ihm nicht mehr zu nahe zu kommen. Aber er würde ja eh nur noch schnell das Regal nehmen, irgendein Formular ausfüllen, damit ihnen die Rechnung zugeschickt wurde und dann schnellstmöglich verschwinden. Wie er es hasste, dass er sich so schnell verliebte. Das ging immer wahnsinnig schief. Er war zwar noch nicht in Lennon verliebt, aber die Tendenz dahin war ihm leider nur zu deutlich. „So…Das ist das Regal, was du haben wolltest. Soll ich dir noch helfen das zum Auto zu bringen oder so?“ Völlig in seine Gedanken vertieft hatte Fynn gar nicht mitbekommen, dass Lennon inzwischen wieder mit einem relativ großen Karton vor ihm stand, ihn fragend ansah und ihm eines dieser nervigen Formulare hinhielt. Einen zweifelnden Blick auf den Karton werfend überlegte er schnell wie er das am besten lösen konnte ohne mehr Zeit mit Lennon zu verbringen. Dummerweise war das Paket wirklich verdammt sperrig und handlich und er nicht grad der Stärkste, was solche Dinge betraf. „Ja das wäre nett, wenn du mir helfen könntest.“ Mit diesen Worten ergriff er den Zettel und stellte sich an einen der Stehtische, die extra zu diesem Zweck im ganzen Laden vereinzelt herum standen. Während er also sorgsam den Bogen ausfüllte, fühlte er sich so unglaublich beobachtet, dass er mehrmals einige Sachen falsch schrieb, durchstrich und wieder neu eintrug. Lennons Anwesenheit machte ihn einfach wahnsinnig nervös. Den Stift zur Seite legend wandte er sich wieder dem Schwarzhaarigen zu und gab ihm den Zettel zurück den er faltete und in seine hintere Hosentasche steckte. Dann hob er ohne weitere Schwierigkeiten den Karton und sah Fynn lächelnd an. „ So wo steht dein Auto?“ Fynn runzelte die Stirn und überlegte. Sie waren von der Hauptstraße aus auf den Parkplatz gefahren also…“Auf dem rechten Parkplatz.“ In diesem Punkt war er sich ausnahmsweise mal sicher. Lennon nickte und lief in die angegebene Richtung los. Fynn jedoch blieb stehen und schien etwas sagen zu wollen, schloss den Mund dann aber schnell wieder und beeilte sich hinter Lennon herzukommen. Als er ihn erreichte griff er nach dem hinteren Ende des Kartons und half mehr oder weniger ihn zu tragen, da er sich ziemlich mies vorkam Lennon das allein zu überlassen. Dieser warf einen kurzen Blick über die Schulter auf den Kleineren und lächelte. Wirklich niedlich, wie er sich bemüht keinem eine Last zu sein. Fynn wäre am liebsten aus dem nächsten Fenster gesprungen, die Wände hochgelaufen, durch die Toilette in die Kanalisation geflüchtet. Hauptsache weg von Lennon und seinem wie verrückt hämmernden Herzen. Das konnte doch nicht gut gehen. Energisch schüttelte er den Kopf und lief weiter. Sie hatten bereits den Laden verlassen und liefen auf Miras und seinen kleinen roten Käfer zu, nachdem er Lennon auf seine Frage hin gezeigt hatte wohin sie mussten. Natürlich sah man auch am Auto, das Mira ihre Finger im Spiel hatte. Schwarze Tribals zogen sich über die gesamte Länge und die Sitzbezüge sahen genauso aus wie der Rest des Wagens. Rot mit schwarzen Tribals. Lennons Blick glitt anerkennend über die selbst lackierten Muster und stellte den Karton dann vorsichtig ab. „Also wenn das bei euch auch so aussieht, dann passt das Regal ja perfekt zu euch.“ Fynn nickte nur stumm ohne weiter zu antworten und schloss das Auto auf. Lennon machte ihn nur durch sein bloßes Herumstehen völlig verrückt und sein Sprachzentrum war ihm im Moment nicht zuverlässig genug, daher hielt er lieber den Mund. Während er den Kofferraum öffnete hörte er das kurze Rascheln von Papier, was auseinander gefaltet wurde, dann stand Lennon schon neben ihm und schob die Kiste ins Wageninnere. „So dann mal viel Spaß damit und beim Aufbauen einfach auf die Anleitung achten, dann kann nichts schief gehen.“ Mit diesen Worten drehte er sich freundlich lächelnd um, hob die Hand noch mal kurz zum Gruß und verschwand viel zu schnell wieder in Richtung Ladeneingang, als das Fynn noch irgendetwas hätte sagen können. Eigentlich hatte er sich noch für die Hilfe bedanken wollen, jetzt stand er nur neben dem immer noch geöffneten Kofferraum und starrte Lennon hinterher. Genau das war es ja eigentlich was er wollte aber trotzdem war er ein wenig betrübt darüber, dass er den Schwarzhaarigen wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Aber es war bestimmt besser, wenn er zwar ein wenig verguckt war aber nicht die Möglichkeit hatte sich richtig zu verlieben. Seufzend wollte er grade den Kofferraum zudrücken, als ihm noch etwas auffiel. Unter den Verbindungsschnüren der Verpackung war ein Zettel geklemmt, der vorher nicht da gewesen war. Zögernd zog er ihn hervor und faltete ihn langsam auseinander. Seine Augen schienen ihm fast aus dem Kopf zu fallen, während er las und sein Mund stand ungläubig offen. Überrumpelt starrte er auf den Eingang in dem Lennon verschwunden war. Geschafft ließ er sich aufs Sofa fallen und schloss die Augen. Das verdammte Regal war so was von wahnsinnig schwer gewesen, dass er sich bei dem Kraftakt es bis in den dritten Stock hochzuschleppen mit Sicherheit einen Bruch gehoben hatte und das nicht zu knapp. Mira steckte ihren Kopf aus ihrem Zimmer heraus und blickte sich kurz um, um sicherzugehen, dass Fynn im Wohnzimmer war und nicht irgendeiner ihrer gemeinsamen Freunde, die ebenfalls einen Türschlüssel besaßen. Freudig über seine Rückkehr hüpfte sie nur in Unterwäsche auf ihn zu und ließ sich neben ihm aufs Sofa fallen. Sich an ihn schmiegend malte schnurrte sie wie eine Katze und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke Fynn du bist wirklich ein Schatz. Aber sag mal…Ist noch irgendetwas passiert?“ Gedanklich schüttelte Fynn den Kopf darüber, dass Mira wirklich jedes Mal erkannte, wenn irgendetwas war und das meist schon in den ersten paar Sekunden in denen sie sich sahen. Wortlos hielt er ihr den Zettel hin, der an dem Regalkarton gewesen war und öffnete nicht einmal die Augen, als sie erfreut quiekte. „ Mensch Fynn das ist doch klasse! Wie ist er denn sieht er gut aus?“ Fynn stöhnte und öffnete doch die Augen, als Mira sich überschwänglich auf seinen Schoß schwang und ihre braunen, das war ihre Naturaugenfarbe, Augen ihn erwartungsvoll anfunkelten. „ Naja…er sieht wirklich wahnsinnig gut aus, ist genau mein Typ und auch nett...aber…“ Er hielt kurz inne und lehnte den Kopf an Miras Schulter. „ Das ist ein absoluter Traummann. Ein Herzklopfen-Traummann.“ Mira strich ihm verstehend über die Haare und drückte ihm dann einen Kuss auf die Stirn. „Hör mal, nur weil du dich so schnell verliebst muss das ja nichts schlechtes sein. Ausserdem…wie lange warst du denn bitte schon nicht mehr verliebt? Ist doch schon eeeewig her…Und der Lenn scheint ja wirklich Interesse an dir zu haben oder nicht?“ Fynn rührte sich nicht und Mira redete weiter auf ihn ein. „Allein schon sein Zettel „Hey, Sorry wenn das jetzt vielleicht ein wenig überraschend ist, aber ich würde dich gerne wiedersehen. Wenn du Interesse hast warte ich morgen Abend so gegen 7 hier auf dich.“ Das ist doch mal wahnsinnig süß…Und ein Arschloch oder Vollidiot würde das bestimmt nicht machen oder?“ Fynn nickte zögernd und Mira sprang wieder von seinem Schoß runter. „Na also. Es geht doch. Schlaf am besten einfach noch mal drüber und dann sieht das morgen alles schon viel einfacher aus meinst du nicht?“ Fynn lächelte jetzt und nickte. Mira wusste immer ganz genau was er dachte und redete ihm die Hirngespinste, die er sich in seinem Kopf zurechtlegte wieder aus. Gut, dass er so eine tolle und verständnisvolle Freundin hatte. Ihm fiel auch jetzt erst auf, dass sie schon die ganze Zeit nur in Unterwäsche herumlief. Zwar tat sie das öfters, da sie vor ihm keinerlei Scheu hatte, da sie ja wusste, dass er durch und durch auf Männer stand, aber es war wirklich selten, dass sie so früh abends schon in Unterwäsche herumsprang. Ausser… „Mira? Wo ist Marcus?“ Fragend legte sie den Kopf schief, dann jedoch schlug sie sich eine Hand vor den Mund und wirbelte herum. „Hab ich ja ganz vergessen!“ Fynn grinste in sich hinein, als Mira mit einem kurzen „Sorrry!“ auf den Lippen ihre Tür aufriss und wieder zufallen ließ. Er war sich ziemlich sicher, dass Marcus genauso spärlich bekleidet wie Mira in ihrem Bett gelegen und auf die Rückkehr seines Betthäschens gewartet hatte. Aber so war Mira nun mal. Selbst wenn sie grade mit jemandem durchaus intensiv beschäftigt war konnte sie nichts davon abhalten ihn zu begrüßen. Weiter in sich hineingrinsend stand er auf, ging in sein Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Während er sich auf die Seite drehte hatte er jedoch schon wieder Lennons Lächeln vor Augen. Am besten ich schlafe wirklich einfach mal drüber. Nervös sah er immer wieder auf die Uhr. So langsam könnte er aber auch mal kommen. Den Kopf an die kalten Steine der Mauer hinter sich lehnend schloss er die Augen und atmete tief ein und aus. Er sollte wirklich aufhören sich so verrückt zu machen. Entweder er kam oder er kam nicht. Wobei ihm die erste Möglichkeit natürlich um einiges lieber war als die zweite. Inzwischen wunderte er sich allerdings immer mehr über sich selbst. Es war absolut nicht seine Art irgendjemandem Briefchen zu schreiben, da er eigentlich dem Grundsatz folgte alles persönlich zu klären. Bei dem blonden Jungen von gestern allerdings hatte ihn jeglicher Mut verlassen. Zwar hatte er versucht trotzdem so beherrscht wie möglich zu wirken aber seine Hände hatten so sehr gezittert, dass er sich sogar eines dieser völlig bescheuerten Klemmbretter mitgenommen hatte, um irgendwas in der Hand zu haben und ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen zu vermeiden. Genervt fuhr er sich durch die Haare. So Hals über Kopf verliebte er sich normalerweise nicht, aber die unschuldig blauen Augen des Kleineren hatten ihn einfach sofort gefangen genommen. Und auch seine Orientierungsschwäche war einfach nur absolut liebenswert und ließ ihn unglaublich süß wirken. Wenn er nicht bald kommt dreh ich durch. Die Zeit bis zum Abend war den ganzen Tag über nur schleichend und zäh vergangen, während sein Abteilungsleiter bei dem er für einige Wochen jobbte ihn immer wieder ermahnen musste bei Kundengesprächen so abwesend zu sein oder die Möbelkartons nicht so locker aufeinander zu stapeln, da sie ihm bereits einmal heruntergefallen waren. Was ihm aber am meisten zu schafffen machte war etwas anderes. Was wenn der Kleine gar nicht auf Männer stand, sondern nur auf Frauen? Dieser Gedanke hatte sich wie ein kleiner Splitter in seinem Kopf festgesetzt und ließ ihn auch nicht mehr los. Schließlich konnte er nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass Fynn, glücklicherweise musste er ja das Formular ausfüllen, wodurch er seinen Namen erfahren hatte, ebenfalls schwul war. Das Knirschen von Kies ließ ihn aufhorchen, allerdings hielt er die Augen geschlossen. Wenn es wirklich Fynn war würde er wohl etwas sagen. Das Knirschen verstummte allerdings ganz in seiner Nähe und es regte sich nichts weiter. Nach einigen Sekunden öffnete er die Augen einen spaltbreit und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr.“ Fynn fuhr sich nervös durch die Haare und lächelte mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)