Erwarte nichts, rechne mit allem von Vandra ================================================================================ Kapitel 2: Wohin der Zufall so führt… ------------------------------------- Wohin der Zufall so führt… Mark starrte entsetzt in Richtung Tür, blinzelte wild und versuchte dabei ständig die Berührung, die ihn so irritierte, die andauernd wie ein sanfter Windzug alle seine Härchen aufstellte, los zu werden. Sein Herz schlug immer wilder, pures Rasen in Panik. Wenn seine Großmutter das sah, wenn sie das sah, was würde sie dann denken? „Lass das…“, fauchte er förmlich zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervor, bemüht nicht zu laut zu werden, nachdem jede Berührung, jeder Schlag wie immer mitten ins Leere gegangen waren. „Lass das, du Irrer. Hör auf!“ „Wie du wünschst…“, hörte er den gehauchten Satz, der alle Alarmglocken schrillen ließ, doch dazu weiter darüber nachzudenken, kam er nicht mehr. „Markus? Was hast du denn diesmal wieder angestellt?“ Seine Großmutter erschien genau in diesem Moment in der Tür und starrte abwechselnd auf die auf dem Boden liegende, zerbrochene Flasche vor dem Kühlschrank am anderen Ende der Küche, und dann wieder in seine Richtung. Sie schüttelte ihr weißes Haar, das wie immer in alle Richtung stand und dessen schwarze Spitzen dabei ein merkwürdiges Muster erzeugten. „Also irgendwann solltest du entweder etwas mehr Sport machen, oder langsamer fahren“, fing sie ganz unschuldig an, um dann wie immer zu necken, „tja, oder hattest du vielleicht ein Treffen mit Barbara? Ich könnte glatt glauben, dass es bei euch beiden endlich so weit war, aber bei dem wie langsam du bei der Sache bist…“ „Wa…Was?“ Er konnte nur noch stottern und wusste, dass die Hitze in seinen Wangen nicht gut sein konnte. „Könnte man meinen, nicht wahr, Mark…us?“, riss ihn eine tiefe Stimme, viel zu nah an seinem Ohr, aus seinen Gedanken. So deutlich war der süffisante Unterton, so deutlich die Berührung der Finger, die über seinen Nacken strich. „Lass das, du Irrer!“ Wie besessen rammte er seine Füße in den Boden, ließ seinen Körper nach vorne fallen und stolperte förmlich von der Wärme weg, die ihn die ganze Zeit umgeben hatte. Mit einem Ruck drehte er sich um und sah – nichts. Schon atmete er erleichtert auf, als er ein Husten hörte. „Markus? Hast du vielleicht wieder eine deiner eigenartigen Phasen? Oder doch nur zu viel Hitze?“ Besorgnis war jetzt das einzige, was er noch in ihrem Gesicht erkennen konnte, nirgends war mehr Erstaunen zu sehen. Er blinzelte. Wieso hatte sie die Anwesenheit dieses Verrückten nicht gestört? „Oma? Hast du diesen Verrückten hier rein gelassen?“, schoss es heraus, während er spürte, wie sein Darm langsam anfing etwas zu deutlich zu arbeiten. Innerlich fing er an laut zu fluchen. Dieser Tag war einfach nur grauenhaft. „Wovon redest du?“ Als er wieder aufschaute, bewegte sie sich auf ihn zu, Augenbrauen immer weiter nach oben gezogen. „Von dem Mann, der vorher hier war und mich befingert hat. Diesem Irren, Jin, der von sich behauptet ein Dschinn zu sein. Von was soll ich sonst reden?“, versuchte er ihr verzweifelt zu erklären, doch der Unglaube, der besorgte Blick wurden mit jeder Sekunde nur noch stärker. „Markus? Wovon sprichst du?“, kam die Antwort seiner Großmutter, die dabei an seine Stirn fasste. „Hast du etwa wieder Fieber? Ich wusste doch, dass du noch länger zu Hause hättest bleiben sollen. Gerade mit der Schule fertig und schon wieder krank…“ „Was?“ Das konnte nicht ihr Ernst sein, doch genau so sah es im Moment aus. „Ich rede von dem Mann, diesem muskelbepackten Mann, der aus deinem Kühl...“ Und genau da stoppte er. Wie verrückt klang das, was er gerade von sich geben wollte, eigentlich? Wohl sehr, wenn er dem Blick seiner Großmutter trauen konnte - absolut verrückt. Vielleicht war er doch deutlich zu schnell gefahren, hatte zu wenig getrunken und sich alles nur eingebildet. „Markus, hast du vielleicht - hättest du vielleicht lieber einen Mann, anstatt einer Freundin? Ist das der Grund, warum ihr noch immer so brav seid, obwohl ihr sooo jung seid? Dafür muss man sich nicht schämen...“, fragte sie ihn voller Ernst und brachte ihn damit nur dazu, an allem zu zweifeln. Erschreckt riss er den Mund auf. „WAS! OMA? Was zum Henker willst du damit sagen? Wie kommst du auf SO etwas? Ich habe dir - ich habe absolut kein Interesse an Männern. Ich habe kein Interesse an Männern, absolut nicht. Und Barbara hat, will eben noch Zeit, denke ich, mehr Zeit als nur eine Woche haben. Aber ich liebe sie trotzdem...“, versuchte er ihr jetzt völlig verdattert zu erklären, stotterte regelrecht und kratzte sich dabei an der Brust, wo etwas ihn inzwischen schon furchtbar juckte. Die Stelle pochte scheinbar im gleichen Takt wie sein Darm rumorte und der bösen Vorahnung folgend schaute er sich um. Hier war niemand mehr, kein Jin, kein Verrückter. Schnell rieb er sich die Augen, doch es änderte sich nichts daran – kein braungebrannter Schönling mehr da. „Gut, also vielleicht war es wirklich Einbildung, aber es schien so echt...“, murmelte er nach einer Minute, in der nichts passierte, kein Perverser aus dem Kühlschrank sprang, und seufzte erleichtert. Seine Großmutter lächelte wie zur Beruhigung, strich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht. „Na siehst du. Und selbst wenn du heimlich gerne einen Freund hättest, kannst du es mir gerne sagen. Wenn du wüsstest...“, erklärte sie ihm mit einem Grinsen und klopfte ihm dann mit einen lauten Lachen auf die Schultern, als sie wohl seinen wenig begeisterten Blick sah. „Oh weh, du bist manchmal schon ein wenig verklemmt Markus...“ „Ich bin nicht verklemmt, ich will mir nur Zeit lassen und ich weiß genau, was ich bin und was nicht.“ Irgendwie hatte er in diesem Moment das starke Bedürfnis das letzte Wort zu haben, doch das war ihm wohl nicht ganz vergönnt. „Hm...“, fing es ganz leise irgendwo in seinem Inneren an, bevor vor ihm plötzlich ein Schwall Gold erschien und seinen Blick einnahm. Mit Schrecken sah er wie der Dschinn aus ihm heraus entkam, elegant ein Bein in die Existenz beförderte, bevor alles andere langsam folgte und die perfekte Figur ergänzte, „ich würde sagen, dass deine Großmutter sehr intelligent ist, mein Gefäß.“ „Gefäß? Was zum Henker? Ich bin kein Gefäß! Du dürftest nicht hier sein. Nicht hier sein. Oma, siehst du diesen Verrückten JETZT endlich?“, schrie er förmlich, während seine Großmutter ihn nur verwirrt betrachtete, doch Jins Stimme dabei gleichzeitig unüberhörbar laut wurde. „Oh doch, das bist du, und das wirst du noch länger bleiben“, ignorierte der Dschinn seinen Ausbruch, starrte ihm in die Augen, bis er nicht mehr hinsehen konnte. „Es ist erstaunlich gemütlich in dir und hier gibt es viel zu entdecken - und ein paar Winde mehr könntest du auch vertragen“, erklärte der Verrückte und wie zur Unterstützung dieser irren Worte konnte er seinen Darm nicht mehr unter Kontrolle bringen. Es grummelte, rumorte und bahnte sich mit einem lauten Geräusch seinen Weg hinaus. „Markus! Wenn du aufs Klo musst, dann geh gefälligst. Und was hast du überhaupt? Hier ist niemand...“ Seine Großmutter rümpfte dabei die Nase, fächelte sich mit einer Hand Luft zu. „Dieser Dschinn...“, begann er und schüttelte nur noch verzweifelt den Kopf. Hier direkt vor ihm stand er, drehte sich immer wieder und ließ sein Haar dabei eigenartig durch die Gegend flattern. „Wovon redest du, Markus? Dschinn?“, kam die erstaunte Frage begleitet von diesem lauten tiefen Lachen. Mark schüttelte nur noch verzweifelt den Kopf. „Von dem Dschinn aus dem Kühlschrank, von dem ich dir vor ein paar Minuten gerade erzählt habe und der gerade hier steht, Herrgott! Wovon sollte ich sonst reden?“ Langsam fing er wieder an mit einem Finger eine seiner Strähnen hin und her zu drehen und versuchte irgendwie den Dschinn zu ignorieren - vergebens. „Davon willst du mir erzählt haben? Ich glaube du bist entweder zu schnell gefahren oder noch nicht ganz gesund...oder es fehlt dir wirklich etwas an ‚Auslastung‘…“, kam es wie einer Wiederholung wieder ohne auch nur einen Funken mehr Sinn zu machen. Hatte seine Großmutter inzwischen Alzheimer? „Nein, hat sie nicht“, fühlte er die Worte jetzt mehr in seinem Ohr, als das er sie hörte. Jin war aus seinem Blickfeld verschwunden und knabberte kurz an seinem Nacken, bevor er weiter sprach: „Sie weiß es nicht mehr - niemand weiß es mehr. Ich bin ein Dschinn und alles was du über mich sagst, was andeutet, dass ich genau das bin, vergessen sie schneller, als du es sagen kannst. Und an deiner Stelle würde ich es nicht all zu oft versuchen, denn wer weiß, welche Nebenwirkungen es hat und welche Wünsche du dann äußern wirst.“ Er konnte das verschmitzte Grinsen auf seinem Hals beinahe fühlen, während ein paar Finger seine Hand ergriffen und sie aus seinen Haaren lösten. „Und jetzt akzeptiere es endlich, akzeptiere mich...“, drängte ihn der Dschinn zu Unmöglichem, ließ seinen Atem dabei über seine Haut gleiten. Mark schüttelte den Kopf, schaute noch einmal seine Großmutter an. „Oma, was habe ich dir gerade erzählt?“ „Wieso fragst du?“ Wieder ein kritischer, besorgter Blick. „Ich habe mich nur über die Flasche gewundert und halb gescherzt, dass du vielleicht doch gerne einen Mann als Freund hättest - was ja wirklich keine Schande wäre. Ein knackiger Junge, der vielleicht ein paar Muskeln hat, würde mir sicher auch gut gefallen. Und ein bisschen bi schadet bekanntlich nie. Die Jugend heute ist wirklich viel zu verklemmt…“, neckte sie ihn mit einem Lächeln. Sie erwähnte nichts, aber auch wirklich gar nichts von dem gut gebauten Mann, der gerade hinter ihm stand und ihn befingerte, während er vergebens versuchte die Hände los zu werden. Offensichtlich wusste sie wirklich nichts mehr von dem, was er gerade Momente zuvor gesagt hatte. Also war entweder er gänzlich verrückt, oder die Welt hatte sich gerade auf den Kopf gestellt und das Unmögliche möglich gemacht. Langsam drehte er den Kopf, ignorierte die Gänsehaut, die auf seinem Körper zur beherrschenden Macht geworden zu sein schien und das eigenartige Kribbeln so deutlich zeigte, bis sein Blick auf den so furchtbar zufriedenen Jin fiel – und wieder zurück zu seiner Großmutter raste, die anfing die Scherben vom Boden aufzusammeln. Seelenruhig warf sie die Glassplitter auf eine Kehrschaufel und redete dabei unbeeindruckt weiter: „Das nächste Mal räumst du die Scherben weg, bevor sich noch jemand daran verletzt. Und ich will wirklich zu gerne wissen, was dich so nervös gemacht hat.“ Schon fast wollte er darauf entgegnen, dass sie es doch wissen müsste, bevor er sich auf die Zunge biss, die Lippen noch fester aufeinander presste, als er Finger in seinen Haaren fühlte. Seine Hände wanderten hoch, doch jeder Versuch dieses nervende Streichen zu beseitigen, ging schief, hinterließ nur das Gefühl in einen Windstoß gekommen zu sein, bis er aufgab. Inzwischen zitterte sein Mund, sein ganzer Körper bis in die geballten Fäuste hinunter, immer stärker und deutlicher. Das konnte alles nicht wahr sein. „Oma…“, fing er schon genervt an, um sich irgendwie abzulenken von dem Allen hier, von den Berührungen. „Oma – ist das hier ein Scherz? Versteckte Kamera?“, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er hoffte, nein wusste, dass das die Wahrheit sein musste. „Scherz?“, kam es von zwei Seiten, gleichzeitig und fast wie abgesprochen. Seine Großmutter schaute ihn fragend an, entsorgte gerade di Scherben, während sein Blick auf etwas weiter unten gezogen wurden und ihn ablenkte. Aus seinem Bauch ragte ein Arm, drehte und wand sich, bewegte sich hinein und hinaus. Er schluckte, versuchte den merkwürdigen Knoten, der ihm bei diesem Anblick in den Hals stieg und drückte, hinunter zu drücken, als die viel zu langen, goldenen Fingernägel über seine Haut fuhren und auf ihrem Weg wieder dieses furchtbare Kribbeln hinterließen, das er nicht wahr haben wollte. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Schnell schloss er die Lider, wollte ein paar Schritte weg, nur weg, stolperte. Erschreckt riss er seine Augen wieder auf, prallte auf eine Hand, schwebte so förmlich in der Luft, gehalten von dem Ding, das auf seinem Bauch lag, aus ihm heraus ragte. Sein Magen rebellierte bei dem Anblick, presste, würgte hoch, was unten bleiben sollte und nur mit Mühe blieb es unten. „Urgh.“, schluckte er schwer, „Ekelhaft. Lass. Das.“, brachte er zwischen den Versuchen den Knoten hinunter zu würgen heraus. Verzweifelt kratzte er mit seinen Fingern an der Hand, die nicht verschwinden wollte, Widerstand bot und atmete immer schneller, als es nicht gelang. „Hör auf…“, murmelte er immer wieder, bis er etwas spürte. „Hm, wie du wünschst“, hörte er das Flüstern im ersten Moment in sich, fühlte fast mehr wie es wanderte und dann an seinem Ohr vorbeizog, nur um es dann weiter weg als Echo wahrzunehmen. Er rollte mit den Augen, blinzelte verzweifelt, während sich langsam alles anfing zu drehen. „Das ist nicht normal, das ist absolut nicht normal. Darf nicht sein.“ Sein Versuch die Hand von seinem Bauch zu reißen, brachte nichts; er war zu schwach, schaffte es nicht die Finger zu ergreifen, während jetzt noch eine Hand mehr zu sehen war, die scheinbar unschuldig auf seiner Haut lag. Schon bildete sich ein Fluch auf seinen Lippen, noch immer unfähig das zu erfassen, was ihn noch immer durchbohrte. Mit einer letzten Anstrengung lehnte er sich nach vorne, um wenigstens irgendwie zu entkommen, fühlte plötzlich wie die Wärme in ihm wich, sich nach hinten verlagerte und sich dort versammelte. Ein Ruck hielt ihn zurück, riss ihn zurück in eine Umarmung, die ihn empfing, die ihn festhielt. „Oh doch, das ist völlig normal, mein Gefäß…“ Wieder das Flüstern viel zu nah an seinem Ohr, von zwei Händen betont, die viel zu sicher über seinen Bauch strichen. Angezogen, verführt von dieser Berührung rasten seine Augen hinunter, fanden die Stelle, die er nicht mehr sehen wollte und schlossen sich dann vor Erleichterung. Alles war so normal, so normal wie es denn mit dem Verrückten, der hinter ihm stand, ihm jede Bewegungsfreiheit nahm, eben sein konnte. Dazu starrte ihn seine Großmutter mehr als kritisch an und schien abzuschätzen ob er noch ganz bei Trost war. „Was murmelst du die ganze Zeit Markus? Leg dich doch ins Bett, dann wird das Schwindelgefühl schon aufhören…“, schlug sie vor, um noch etwas anderes anzufügen, was ihn fast zum Stolpern brachte: „Und mach dir keine Sorgen. Selbst wenn du etwas anstellst, verrate ich es nicht deinen Eltern.“ Das verschwörerische Zwinkern, das darauf folgte war zu viel für ihn. „Wieso sieht ihn niemand?“ Er fuhr sich durch die Haare, verzweifelt und mit dem nagenden Gefühl, dass er vielleicht doch nicht normal war. „Ich wünschte du könntest ihn auch sehen…“, flüsterte er halb resignierend, nachdem er seine Gedanken unter Kontrolle gebracht hatte, nur um dann hochzuschrecken. Er riss die Augen förmlich auf, schlug sich mit voller Wucht die Hand vor den Mund und starrte erschreckt von einer Seite zur anderen, in der Hoffnung, dass ER es nicht gehört hatte. Was hatte er da nur gesagt? Sein Kopf raste immer wilder von einer Seite zur anderen, bis sein Blick auf den lächelnden Dschinn hängen blieb, der seine schlimmsten Befürchtungen zur Wahrheit werden ließ. „Nein, halt. Ich habe es mir nicht gewünscht…ich nehme es zurück!“, rief er, vergaß ganz auf seine Großmutter. Ohne weiter zu überlegen, ohne an sie zu denken, drehte er sich in der Umarmung, die ihn noch immer festhielt und fing an, wild an den unpassenden Bändern zu zerren, mit der wenigen Kleidung die Aufmerksamkeit, die schon auf ihm lag, noch stärker zu bekommen. „Hörst du? Ich will das nicht! Das war kein Wunsch!“, schrie er jetzt beinahe, als ihm die wenigen Fetzen Stoff aus den Händen glitten, und zu Luft zerfielen. „Oh, das, mein Gefäß, geht nicht. Ein Wunsch, einmal ausgesprochen, kann nur erfüllt oder abgewiesen werden. Und damit…“ Und damit löste sich endgültig das Band in seinen Fingern auf, hinterließ nur Nichts und nahm den Dschinn gleich mit sich mit. Mark starrte ungläubig auf seine leeren Hände und schluckte den Knoten, der sich gerade bildete, wieder hinunter. Er drehte sich um, endlich frei und musste mehrmals blinzeln. Konnte das wahr sein? Konnte er so viel Glück haben, dass der Verrückte verschwunden war? Wieder schüttelte er den Kopf, wie so oft seit dem kleinen Kühlschrank-Vorfall, doch irgendwie ließ die Erleichterung, auf die er so sehr gehofft hatte, auf sich warten, während seine Brust noch immer merkwürdig juckte. „Markus?“, riss ihn seine Großmutter aus seiner Trance und er konnte nur stupide in ihre Richtung schauen, unfähig zu verstehen, was sie wollte und starrte wieder kurz auf seine Hände. „Was hast du jetzt schon wieder? Du siehst aus, als bräuchtest du Schnaps, Sex oder Schlaf…“ „OMA!“, schrie er und ignorierte das merkwürdige Grummeln, das sein Darm gerade produzierte. Aus seiner Trance, seinen absolut eigenartigen Gedanken gerissen, fühlte er langsam, wie die Realität wieder zurück kam, wieder da war. „Ich…“, wollte er schon anfangen und fing an mit den Zähnen zu knirschen. Wie verrückt konnte er sein, dass er ernsthaft glauben konnte, dass es Dschinns gab? „Vielleicht brauche ich doch Schlaf, und wenn du Vodka hättest, aber ich glaube ich lasse doch lieber Alkohol…“, brachte er zwischen Seufzern hervor und ging zum Kühlschrank, zu diesem vermaledeiten Kühlschrank, um sich wenigstens eine Cola zu holen. Gerade als er angekommen war, die Kindersicherung diesmal öffnete, hineingriff und aus einem der Fächer die gewollte Flasche herauszog, hörte er einen entzückten Laut und erstarrte. Diesmal griff er fester zu, mit allem rechnend und schmetterte die Tür zu, während er sich umdrehte – und erstarrte. Seine Großmutter stand wie gebannt da, die Wangen rot und ein schwärmerisches Lächeln auf den Lippen. Ihr Blick lag auf einem Mann in einem eleganten Anzug, der einfach nur da stand und zufrieden grinste. Die blonden Haare, zu einem Zopf zusammengebunden und die Augen in derselben Farbe brachten Mark dazu den Kopf zu schütteln. Das war der Dschinn, aber mit dem schwarzen Anzug, dem halb geöffnetem Hemd wirkte er so anders, so elegant und fast erotisch und nicht mehr wie ein Verrückter. Wie konnte er so etwas nur denken? Wütend über sich selbst, über die unpassenden Ideen, schüttelte er wild den Kopf, schnaufte mehr als zu Atmen und versuchte verzweifelt den Knoten in seinem Hals zu verschlucken, der sich schon wieder gebildet hatte. Viel zu konzentriert auf alles und auf nichts, merkte er nur halb, wie die Flasche, längst vergessen, immer weiter rutschte, aus seinen Fingern glitt, während er nur wortlos den Mund aufriss und immer wieder betete, dass das hier nur ein Traum war. Bis es geschah: Mit einem lauten Klirren prallte die Glasfalsche auf den Boden, schien für einen Augenblick heil zu bleiben, bevor sie in tausend viel zu symmetrische Teile zersprang. Er zuckte zusammen und das eine Wort, das er nicht aus dem Hals bekommen hatte, erfüllte die Luft: „NEIN!“ „Oh, äh…“, erwachte seine Großmutter im selben Augenblick wieder aus ihrer entrückten Erstarrung und fing an sich etwas Luft zuzufächeln, als ob ihr zu warm wäre, „wer sind sie und was machen sie hier?“ Mark blinzelte und starrte sie ungläubig an. Jetzt sah sie Jin, den er gerade krampfhaft zu ignorieren versuchte? „Wie…?“, murmelte er die Frage leise und hoffte noch immer, dass das alles hier ein Traum war. Er wollte nicht wissen, was der Verrückte als Gegenleistung für diesen Wunsch wollte, wollte nichts mehr davon hören. Seine Großmutter folgte mit ihrem Kopf jeder Bewegung Jins und lächelte dann kurz. „Nicht, dass es mich stören würde…“, flüstere sie viel zu laut, um es zu ignorieren. Er riss die Augen auf. „OMA?“, rutschte es völlig entsetzt heraus. Seit wann war seine Großmutter eine errötende Frau mit diesem entrückten Lächeln? Sie spielte mit den schwarzen Spitzen ihrer weißen Haare wie ein Mädchen, das gerade irgendwelche komischen Gedanken hatte. „OMA! Du bist verheiratet…“, erinnert er sie unnötigerweise und wunderte sich gleich darauf, wieso er das gesagt hatte. „Ach Markus, du bist wirklich viel zu verkrampft“, wischte sie seine Ausbrüche mit einer einfachen Handbewegung und einem genervten Blick weg, den eigentlich er ihr hätte zuwerfen sollen. Seinen Versuch etwas zu sagen, unterbrach sie, ohne ihn auch nur einen Moment länger zu beachten. Stattdessen wandte sie sich wieder zuckersüß und ernst an Jin: „Verzeihen Sie die kleine Ablenkung, aber jetzt mal im Ernst: Wer sind Sie? Ich will eine Antwort.“ „Oh, verzeihen Sie“, fing dieser mit einer eleganten Verbeugung an, bei der sein Zopf über die Schultern nach vorne fiel und die wirkte, als wäre sie aus einem alten Mantel- und Degenfilm. Eine Hand fuhr irgendwelche Muster in der Luft nach, während er sich wieder aufrichtete. „Wie unhöflich von mir. Ich bin Jin Naphuriquales und ich wollte Ihre kleine Diskussion nicht stören. Und Sie wollen sicher gleich wissen, warum ich hier bin, nicht wahr?“ Jins Grinsen erstaunte Mark dabei inzwischen gar nicht mehr, aber der Ausdruck auf dem Gesicht seiner Großmutter umso mehr. „Da haben Sie die richtige Annahme getroffen. Also, wieso sind Sie jetzt hier und wie kamen Sie hier rein? Ich mag zwar alt aussehen, aber ich bin nicht wehrlos“, erwiderte sie lächelnd. Mark versuchte inzwischen angestrengt an der Decke irgendwelche Muster zu finden, während die beiden sich unterhielten, als ob sie aus dem vorigen Jahrhundert – oder dem vorvorigen – stammten. Den Gedanken dass das nicht einmal so unwahrscheinlich wäre, zerstörte seine Großmutter aber gleich wieder, indem sie in eine ihrer abstrusen Karatestellungen ging, die sie so liebte „Keine Sorge“, schreckte ihn eine bekannte, tiefe Stimme direkt vor sich hoch und im selben Moment erkannte er, wer da gesprochen hatte. Noch bevor er reagieren konnte, wirbelte ihn der Verrückte herum, bis er wieder in einer Umarmung landete. Er ballte eine Faust, unfähig sich frei zu bewegen, holte mit seinem Arm aus und stieß seinen Ellbogen voller Wucht nach hinten, während er leise zischte: „Lass mich los. Ich will das nicht…“ Aber Jin lachte nur und ignorierte seine Bemühungen, redete weiter, drückte nur noch kräftiger zu: „Verzeihen Sie mir das unerlaubte Eindringen, aber ich wollte – nein musste – mei…einen Freund überraschen.“ Mark überkam gerade das Bedürfnis zu knurren. „Markus hat mir schon so unglaublich viel von seiner liebsten Großmutter erzählt, die so viel Elan und Intelligenz besitzt, aber er hatte so unglaubliche Angst davor, mich vorzustellen. Also habe ich mir erlaubt, ihn ohne eine Ahnung zu überraschen. Überraschungen wären ja ohne Überraschung nicht einmal halb schon schön.“ Mark blinzelte völlig überrannt, wollte etwas sagen, doch dann hoben Finger sein Kinn hoch, zwangen ihn in die goldenen Augen zu starren, in denen viel zu viel Freude schwirrte. Zu schnell um zu reagieren, spürte er wie sich etwas Warmes näherte, sich auf seinen Lippen legte und in seine Poren kroch, sich in Windeseile über seine ganze Haut verbreitete, während dieser Blick ihn festhielt und dieses leise Feuer nur noch weiter anfachte. Er konnte es nicht mehr ertragen, schloss die Augen in der Hoffnung, dieses Gefühl, diese Verrücktheit nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu empfinden. Doch genau in diesem Moment wurde alles nur noch realer und deutlicher, stärker. Wie im Gleichtakt stellten sich alle seine Härchen auf, durchflutete ihn das Kribbeln, drohte immer tiefer zu gelangen, nur um schließlich wie ein Wirbel durch seinen Magen zu fegen. Es wollte ihm seinen Verstand rauben, ihn zu etwas verleiten, ohne dass er eine Wahl hatte. Verzweifelt versuchte er sich gegen seinen Körper zu wehren, gegen das was er hier empfand, gegen das Gefühl das hier zu mögen. Jeder Schlag seines Herzens jedoch vertrieb seine Entschlossenheit und pumpte die Hitze in jede Pore, ließ sie anschwellen, angefacht wie vom Wind und mit jedem Moment immer mehr entzünden. Und wie das Pochen, so rauschte es in seinen Ohren im selben Takt, so langsam, leise und so ungewollt dröhnte es und wollte ihn dazu treiben, dem hier nachzugeben, dem, was nicht sein sollte. Doch jeder Schlag führte ihn weiter weg von sich, und er konnte nicht mehr lange, fiel langsam nach hinten, genoss die Wärme, die auf seinen Lippen tanzte und so sanft und lebendig über seine Lippen strich und etwas wollte. Er wusste nicht was, überlegte, aber wollte es nicht wissen. Inzwischen wanderten seine Finger ziellos, suchten mehr nach einem Halt als nach dem Ausweg, den sie finden sollten, bis sie auf etwas stießen. Weich und irgendwie bekannt war das Ding in seinen Händen, doch was es war, war egal. Sein Verstand drängte ihn etwas zu tun, schrie förmlich durch den Nebel hindurch, der ihn zu verschlucken drohte. Und mit voller Wucht zog er. Die Kälte traf ihn im gleichen Augenblick wie ein eisiger Windstoß, als die Berührung auf seinen Lippen abrupt fortgerissen wurde. Seine Zunge strich wie zur Beruhigung darüber, versuchte das Prickeln zu vertreiben, bevor seine Gedanken langsam zurückkehrten, noch immer merkwürdig entrückt und nicht ganz geordnet. Langsam öffnete er seine Augen und sah zwischen seinen Fingern goldene Haare, schaute auf ohne etwas zu tun. Das konnte nicht stimmen, war nicht richtig. Und dann traf ihn die Erkenntnis - hart. Zitternd suchte er seine Großmutter, wollte nur kurz sehen, ob seine Befürchtungen hoffentlich falsch waren, doch so viel Glück hatte er nicht. Mit weit geöffnetem Mund und aufgerissenen Augen starrte sie ihn unbewegt an und rührte sich nicht. Bei dem Anblick brachte er nur noch sinnlose Laute hervor, bevor er förmlich platzte. „Oh sch…verflucht noch mal! Das ist nicht, das ist nicht was du denkst“, wollte er sich verteidigen, diesen Alptraum beenden, schaute zu dem Dämon – denn das war Jin eindeutig – und zog an dessen Haaren. „Was hast du mit mir gemacht? Ich mag so etwas nicht, ich empfinde nicht so. Das bin ich nicht! Und wieso siehst du so aus? Was zum Henker geht hier vor?“, grummelte er so leise wie möglich, hielt sich mit zusammengepressten Zähnen davon ab, zu schreien und diesen Verrückten zu schlagen. „Vielleicht hattest du nur nicht entdeckt, was du wirklich willst. Aber schön, dass es dir so gut gefällt – es hat immerhin auch einen Wunsch gekostet.“ Jin lachte dabei laut, befreite seinen Zopf mit einer schnellen Drehung scheinbar mühelos aus dem Griff, während er die Worte so leicht von sich gab. „Einen Wu…“, wollte Mark anfangen, erschrocken, doch er kam nicht weit. Ein lautes Kichern hallte durch die Küche und brachte ihn völlig aus dem Konzept. Seine Großmutter lachte, aus ihrer Starre erwacht, wischte sich die Tränen mit ihren Fingern aus den Augen und fächelte sich mit ihren Händen Luft zu, während sie scheinbar versuchte wieder Luft zu bekommen. „Das ist so süß, Markus! Ich hätte ja nie gedacht, dass du so anhänglich bist und so viel Humor hast“, verkündete sie freudig und strahlte über das ganze Gesicht. Mark schüttelte nur den Kopf. „Aber das ist nicht, er ist nicht, es ist nicht wie du denkst…“, stotterte er halb und versuchte wieder sich aus der kräftigen Umarmung zu befreien, die ihn gefangen hielt und knurrte. Wie immer hatte er keinen Erfolg. „Ach, du brauchst es nicht mehr zu verbergen. Mein Gott, bei so einem freundlichen, netten und“, erklärte sie lachend, bis sie kurz zwinkerte, „knackigen Mann würde ich auch schwach werden. Ich wusste doch schon immer, dass irgendwo meine Gene stecken müssen und es hieß ja schon öfter, dass die eine Generation überspringen können, nicht wahr? Endlich einmal jemand, der ein wenig mehr…Geschmack hat und ihr seid ein so süßes Paar. Es konnte ja nicht jeder so borniert und konservativ wie deine Eltern sein…“, seufzte sie. „OMA!“ Er konnte gerade nicht fassen, was sie da andeutete und suchte kurz wieder Antworten auf der Decke. „Sie sind nicht konservativ und ich bin nicht schw…homosexuell. Ich liebe Barbara, ich liebe sie wirklich. Du kennst sie doch und du weißt wie sehr ich sie liebe. Jin ist einfach nur ein Verr…, ein Dsch…Ach, jemand, den ich nur flüchtig kenne.“, erklärte er ihr mit ausladenden Gesten, versuchte dabei mit seinen Ellbogen wieder den Verrückten wegzudrücken. Seine Augen rollten wie von selbst immer wieder nach oben, als das Lächeln einfach nicht aus dem Gesicht seiner Großmutter verschwand. „Wirklich!“ „Ach Markus. Deine Eltern sind so konservativ und stocksteif wie man sich nur vorstellen kann. Dein Großvater ist es auch. Irgendwann ist er eingerostet und hat jeden Elan verloren, den er einmal hatte. Wahrscheinlich zu viel Schlaf – sonst macht er ja auch nicht mehr wirklich irgendetwas anderes, der alte Langweiler. Eigentlich war er einmal der größte Revoluzer den die Welt je gesehen hat, bevor ihn diese Altersblindheit einholte. Wenn ich ihn nicht so sehr mögen würde…“, begann sie abzudriften und machte dann eine wegwerfende Bewegung. „Naja, aber ich freue mich wirklich für dich, dass du so einen Freund gefunden hast, der SO gut zu dir passt. Ein starker Mann, der dich umgarnt. Hach…“, seufzte sie und lehnte sich jetzt gegen die graubraunen Küchenkästen, die nur eine Wand bedeckten und so von dem Kühlschrank an der angrenzenden viel zu weit weg waren. „Barbara ist so nett, dass sie mir schon leid tat. Du hast nie großes Interesse an ihr gezeigt und jetzt ist mir klar wieso. Sie war nicht die richtige für dich. Du hast sie nicht wirklich geliebt. Da war kein Feuer, Markus.“ Er wollte schon widersprechen, doch sie legte ihren Finger vor ihren Mund und schüttelte den Kopf. „Und bei dem wie vehement du dich immer von Homosexuellen distanzieren wolltest, musstest du ja fast da landen“, erklärte sie ihm voller Ernst und starrte dabei die ganze Zeit in seine Richtung, das Schmunzeln nur halb unterdrückt. Völlig verdutzt blieb er einen Moment still, bevor es aus ihm herausplatzte: „WAS? Ich habe nichts gegen Schwule, aber ich wollte nichts mit ihnen zu tun haben. Das ist nicht…also wie man so empfinden kann…ich will es nicht wissen. Und es hat nichts zu bedeuten, dass ich den Kuss schö...“ Und genau da biss er sich auf die Zunge – fest. Hätte er das ausgesprochen, hätte sich seine Großmutter nur noch mehr gefreut und das war das letzte, was er jetzt wollte. Er war nicht schwul, er war sicher nicht schwul. „Markus, du verrätst dich ständig selber. Also…“, neckte sie ihn und hielt wieder den Finger hoch, bevor sie weitersprach: „Also Jin…verzeihen Sie, aber ich habe mir ihren Nachnamen nicht ganz gemerkt.“ „Oh, das ist nicht weiter der Rede wert. Sie können mich weiterhin einfach ‚Jin‘ nennen. Und Markus meint es nicht so wie er es sagt. Er ist eben in Wirklichkeit ein wenig schüchtern und unsicher, was seine neuen Gefühle betrifft, aber nicht weniger stürmisch. Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber er ist genau der, nach dem ich mein Leben lang gesucht habe: Mein Gegenstück.“ Mark musste bei diesen süßen, kitschigen Worten schlucken, wand sich in der Umarmung und murmelte nur: „Ich bin keine Flasche, in die man einen verrückten, perversen Dschinn füllen kann…“, stoppte, blinzelte verzweifelt bei dem was er gerade gesagt hatte und sprang mit einem leisen Schrei hoch, als er ein Zwicken in seinem Allerwertesten spürte. Langsam fühlte er, wie seine Wangen rot werden mussten bei den zweifelnden Blicken, die man ihm „gönnte“. Heute lief offensichtlich nichts wie es sollte und wie er wollte. „Verzeihen Sie…“, begann Jin, wurde jedoch von seiner Großmutter unterbrochen: „Ach, das war so romantisch und Markus, das war soooo schön doppeldeutig.“ Sie seufzte kurz. „Nennen sie mich doch einfach Claudia. Ich bin zwar alt, aber nicht so eingerostet und debil, dass ich unverdienten Respekt bräuchte und außerdem mag ich dich, Jin. Und da ich weiß, dass ihr beiden sicher lange zusammenbleiben werdet, bleiben wir gleich bei ‚Du‘.“ Schon wieder kam sich Mark wie im falschen Film vor und rollte mit den Augen. „Sehr gerne, Claudia. Markus ist bei mir in guten Händen, während seine Eltern im Urlaub sind und ich hoffe, dass sich bis dahin alles fügt. Ich könnte noch etwas von uns erzählen…“, bot der Dschinn an und ließ ihn jetzt endlich los. Er stolperte, drehte sich schnaubend um und wollte schon davonrennen, als er wieder das leise, fast kindliche Kichern hörte. Es war wohl doch die Welt verrückt geworden. Wütend starrte er von seiner Großmutter, die ihn eigentlich unterstützen sollte wieder zu Jin, der ihn am besten nicht einmal mehr anfassen sollte und wieder zurück, bevor er anfing sich lauthals aufzuregen: „Er ist ein Dschinn, Oma, er ist Verrückt! Ich bin nicht sein Freund und seit wann sind meine Eltern im Urlaub? Sind alle Verrückt geworden?“ Aber alles, was er erntete, was er zu sehen bekam, war das Kratzen an der Stirn und ein leiser Seufzer. „Markus, gib es doch endlich auf. Du musst mir nichts vorspielen und egal was du sagst: Man kann doch sehen, wie verliebt ihr ineinander seid. So neckt sich doch nur, was sich liebt“, erklärte sie ihm und legte ihren Kopf in den Nacken. „Genieß doch einfach die Freiheit und dass deine Eltern diesen grandiosen Urlaub bei dem Preisausschreiben gewonnen haben. Im Vorderen Orient können sie ihre konservative Ader ja auch vollends ausleben und werden mehr als glücklich sein…“ „OMA! Was zum Henker…? Bist du verr…“, fing er an zu schreien, bis eine Hand sich über seinen Mund legte. „Ich glaube wir sollten uns langsam verabschieden. Markus verträgt die Hitze nicht so gut und besonders das nicht, was wir dort gemacht haben“, hörte er mit weit geöffneten Augen und versuchte die Hand zu ergreifen, wegzuzerren. Er wollte etwas sagen… Doch seine Großmutter schüttelte nur den Kopf. „Ach, leider. Er lässt sich so gut wie nie etwas sagen und fährt immer mit dem Rad hierher.“ Jetzt zwinkerte sie wieder und er konnte nicht anders, versuchte verzweifelt in die Hand zu beißen, die ihn hielt, öffnete seinen Mund und versuchte ihn zu schließen – ohne Erfolg. „Im Übrigen hätte ich hier noch ein, zwei Zimmer frei und meinen Mann kann ich gut genug beschäftigen, damit er nicht hört, was dort vorgeht. Ich würde mich wirklich über einen möglichst stürmischen Besuch freuen.“ Sie lachte, zwinkerte und drückte sich jetzt wieder von den Kästen weg. „Also ich denke ich lasse euch Turteltauben alleine und ihr könnt ins Badezimmer oder in eines der Gästezimmer verschwinden, wo ihr so viel Lärm machen könnt, wie ihr wollt…“ Und damit sprang sie förmlich aus der Küche, drehte sich am Ausgang noch einmal um, winkte ihnen zum Abschied, bevor sie kichernd und mit einem „Wie süüüüß“ verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)