Erfrierendes Herz von Shelling__Ford (Teil 3) ================================================================================ Kapitel 5: Wahrheit ?! ---------------------- Wahrheit?! Hallo ^^ Wieder einmal begrüße ich euch ganz Herzlich zu einem neuen Kappi ;) Und wieder darf ich auch all meinen Lesern und Kommi schreiben ganz ganz herzlich danken *knuddel* ich könnte mir wirklich keine besseren wünschen * knuff* gleichzeitig tut es mir natürlich leid das ich euch wohl zusammen mit dem armen Shinichi ein wenig leiden lasse ... aber dieses Kappi ist noch einmal was zum durchatmen ^^“ An dieser Stelle möchte ich der lieben Kamej ganz ganz lieb gratulieren ^^ Ich hoffe du feierst schön * knuddel* Also dann genug Gelabert ^^ auf geht’s und viel Spaß Alles liebe eure Shelling Ford Die sanften Sonnenstrahlen schlichen sich durchs Fenster und kitzelten sie neckisch an der Nasenspitze. Müde öffnete sie ihre verschlafenen Augen. Träge beseitigte sie die nächtlichen Spuren des Sandmannes. Es dauerte eine Weile, bis sie verstand, wo sie war... Traurige Erinnerungen begleiteten ihre Gedanken, als sie daran dachte, wieso sie hier war. Denn auch die sanften Schneekristalle, die in der Sonne glitzernden, konnten nicht über den dicken Staub und die Stille hinweg täuschen, die gemeinsam das Haus der Familie Kudo beherrschten. Sie fröstelte, als sie sich aus ihrer Bettdecke befreite und ihre nackten Füße auf den kalten Boden stellte. Schnell zog sie sich ihren Pullover über. Die weiche Wolle sorgte sofort für ein warmes und wohliges Gefühl auf ihrer Haut. Nachdem sich die junge Frau komplett angekleidet hatte, schlich sie leise aus dem Gästezimmer. Wieso sie sich so vorsichtig bewegte, konnte sie nicht erklären. Vielleicht war es die Ruhe die dieses große Haus noch immer umgab. Vielleicht aber auch die leise Vermutung, sie könnte jemanden mit ihren Schritten wecken. Unsicher trat Kazuha hinaus auf den Flur. Ihr Blick wandte sich sofort an die ihr gegenüberliegende Tür. Ein zarter rot Ton zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Ihr Klopfen war zaghaft... bekam sie deswegen vielleicht keine Antwort? Sie erhöhte die Kraft in ihrer Hand, doch noch immer blieb alles still! „Heiji?“ Beunruhigung war in ihrer Stimme zu hören. Während sie erneut seinen Namen rief, umklammerte ihre Hand bereits den kalten Türknauf. Ihre Gedanken waren in Alarmbereitschaft, doch auch das rot ihrer Wangen gewann weiter an Farbe. „Heiji?“ Beim Öffnen der Tür kam ihr der etwas modrige Geruch des schon so lange unbenutzten Raumes entgegen, doch selbst aus ihm konnte sie noch immer seinen wohlriechenden Duft erkennen, den er anscheinend von Natur aus an sich trug. Der Blick auf sein Bett jedoch, ließ ihr Herz still stehen. Es war leer. Erschrocken machte sie einige Schritte auf das Bett ihres Freundes zu, als hoffte sie ihn vielleicht doch noch irgendwo unter Decke und Kissen zu finden... Und tatsächlich, ihre Augen erspähten etwas, das ihrem Blick vorher verborgen geblieben war. Ein kleiner Zettel lag auf der zerwühlten Liegefläche. Schon von ihrem jetzigen Standpunkt aus erkannte sie, dass es sich eindeutig um eine von ihm geschriebene Nachricht handeln musste. Sie nahm den Zettel und setze sich aus Gründen der Bequemlichkeit zum Lesen auf sein Bett. Doch schon kurz nachdem sie sich auf der weichen Matratze nieder gelassen hatte, stieg auch die Röte wieder in ihr auf. Auf den kurzen Schock folgte doch schon bald ein kleines Lächeln. Sanft strich sie über das Laken. Es war noch warm. Sie konnte die von ihm zurückgelassene Wärme noch deutlich spüren. Wie so oft folgte dem Lächeln aber auch schon wieder die Sorge. Wie würde sie es ihm jemals sagen können? Was, wenn er ihre Gefühle nicht erwiderte? Könnten sie dann noch weiter... einfach nur Freunde sein? Sie stöhnte auf und fixierte mit ihrem Blick die Decke. In leider nur zu gut bekannter Manier sammelte sich die junge Frau wieder und begann, die Buchstaben ihres Freundes zu Wörtern zusammen zu fügen. Für sie war es ein leichtes, die Schrift Heijis zu entziffern. Erleichtert atmete sie aus... sie hatte bereits mit dem schlimmsten gerechnet. Schnell machte sie sich auf ins Bad, um sich wenigstens ein wenig frisch zu machen. Nachdem Kazuha es endlich aufgegeben hatte, die letzten Spuren der unruhigen Nacht mit dem kalten Wasser aus ihrem Gesicht zu entfernen, wandte sie sich zum Gehen, jedoch nicht, ohne sich zu vergewissern, dass er immer noch nicht wieder zurück war. Sein Bett war unbenutzt und kalt. Seufzend schritt sie die Treppe hinunter, zog sich Schuhe und Mantel an und trat vor die Tür. Der reine Duft frisch gefallenen Schnees kam ihr entgegen. Sie genoss einen tiefen Zug der kalten Luft. Diese Erfrischung tat ihr ungemein gut. Die Wolken hatten sich verzogen und die kleinen Schneeflocken glitzerten in der Sonne. Ganz Tokio hatte sich in einen weißen und strahlenden Mantel gehüllt. Doch all dies konnte nicht über die trüben Gedanken hinweg täuschen von denen sie noch immer geplagt wurde. Ganz im Gegenteil, der strahlende Glanz des Schnees schien sie zu verhöhnen. Seufzend stapfte sie durch diesen, folgte den Spuren ihres Freundes, die sich noch immer auf der weißen Decke abzeichneten. Sie merkte bald, dass die Suche nach weiteren Abdrücken vergeblich war. Das starke Schneetreiben des vergangenen Abends schien nicht nur seine Fußspuren, sondern auch ihn vollkommen verschlungen zu haben. Conan. Wie hatte der kleine Junge die vergangene Nacht verbracht? Schlotternd zog sie ihren Mantel noch enger um sich, während sie das eiserne Tor der Kudos passierte, nur um gleich schon wieder den Türrahmen des Professors anzusteuern. Sie klingelte und schon kurz darauf waren Schritte zu hören. Der Besitzer des Hauses öffnete ihr die Tür. Für einen kurzen Moment glaubte sie Enttäuschung in den Augen des Professors zu sehen, doch dieser ließ die ungewollte Geste schnell unter einem aufgesetzten Lächeln verschwinden. „Guten Morgen Kazuha, komm doch bitte rein. Heiji sitzt schon am Tisch.“ Mit einem letzten freundlichen Lächeln drehte sich der alte Mann um. Kazuha folgte ihm unsicheren Schrittes. Für sie war das alles immer noch sehr ungewohnt. Sie kannte den Professor und Shinichi eigentlich kaum ... Und doch war sie anscheinend schon die ganze Zeit in eine Sache verwickelt gewesen, mit der die beiden unausweichlich zu tun hatten und nicht nur sie... sondern auch er. Sie machte sich große Sogen um ihren Freund. Nach der Sache im Planetarium hatte sie ihn lange mit Fragen gelöchert, einige hatte er mehr oder weniger beantwortet, anderen wich er jedoch gänzlich aus. Anfangs war sie sogar sauer auf ihn gewesen, dass er weder ihr noch Ran etwas von dem Geheimnis des kleinen Conan Edogawa erzählt hatte. Jetzt jedoch wurde ihr bewusst, wie ungerecht diese Vorwürfe doch waren. Eigentlich konnte sie stolz auf ihren Freund sein, denn er verheilt sich Shinichi gegenüber auch wie einer! Doch nicht nur das, auch er wollte sie mit seinem Schweigen nur schützen. Die zarte Röte des Morgens schlich ihr erneut ins Gesicht. Sie waren im Wohnzimmer angekommen und bei dem Anblick ihres Freundes schaute sie überrascht auf. Er saß mit einem Toast in der einen und seinem Kaffee in der anderen Hand über die Zeitung gebeugt am Tisch. Mit einem kaum hörbaren Schmatzen biss er in das Brot, sie stand einfach nur da und sah ihn an... Ihren Heiji... Ja, wie gerne hätte sie ihn ihr eigen genannt. Sie und er... Erneut erfuhr die Röte ihres Gesichtes eine Steigerung. Nun sah auch er auf. Zwar konnte Heiji Hattori mit Fug und Recht behaupten, einer der besten Detektive ganz Japans zu sein... Aus seiner Freundin jedoch wurde er nie schlau... So bezog er die Röte in ihrem Gesicht nicht etwa auf sich, sondern setzte es mit dem dicken Wintermantel in Verbindung, den sie noch immer trug. „Pass auf, dass de dich nich erkältest...“ Ohne den Blick von ihr abzuwenden, biss er erneut herzhaft in seinen Toast. Kazuha jedoch sah ihn nur erstaunt an. Machte er sich etwa Sorgen... Sorgen um sie?! Wie so oft löschte er selbst aber auch schon wieder den kleinen Funken Hoffnung aus, den er eben noch in ihr entfacht hatte. Sie kam sich vor, als würde ihr jemand einen ganzen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf schütten. „Wenn dir kalt is, dann steh da net so rum, sondern sieh zu, dass de dich an der Heizung aufwärmst.“ Empört stemmte sie die Hände in ihre Hüften. „Phf.. dir auch einen schönen guten Morgen, mein lieber!“ Mit ein paar großen Schritten war sie auf ihn zugegangen und setzte sich ihm beleidigt gegenüber. Der Detektiv des Westens schaute verwirrt... er hatte es doch nur gut gemeint?! Was also sollte dieser Aufstand jetzt schon wieder? Professor Agasa hatte die beiden Oberschüler aus dem Hintergrund beobachtet, ein schon lang nicht mehr da gewesenes Schmunzeln stahl sich in sein Gesicht. Langsam verblasste das kleine Zeichen des Glücks auf seinem Gesicht. Zurück blieb wie immer nur ein fader Nachgeschmack, der sich in seiner ersten Miene widerspiegelte. Kopfschüttelnd wandte er sich ab, um sich erneut seinen Erfindungen zu widmen. Wann nur würden die beiden endlich erkennen, was der jeweils andere für ihn empfindet? Muss denn erst immer etwas passieren, um seine eigenen Gefühle richtig deuten zu können? Muss erst die Tragödie kommen, um die Liebe zu erkennen, die zu ihr führte? Musste das Spiel Liebe denn immer so kompliziert sein und erst so viele Misserfolge mit sich bringen, ehe vielleicht sogar beide Spieler an ihr Ziel kamen? Denn was ist, wenn bei diesem langen Weg jemand auf der Strecke bliebe? Nach was sollte sich der andere Spieler dann noch richten? Nach was sollte sich Shinichi jetzt richten? Der alte Mann seufzte schwer. Und auch bei den andren beiden Spielern war nun wieder der Ernst der Lage zurückgekehrt. Schon seit einer ganzen Weile war von den beiden nur ein metallisches Klappern zu hören, das ohne Zweifel von dem kleinen Silberlöffel stammte, mit dem Kazuha bereits seit mehreren Minuten in ihrem Cappucino herum rührte. Anfangs schaute er sie noch verärgert an, schließlich wollte er sich auf seine Zeitung konzentrieren, ihr trauriger und abwesender Blick jedoch hielt ihn davon ab. „Kazuha....“ Sie schaute auf und bei dem Blick in ihre wunderschönen Auge wurde er augenblicklich rot. „M-mach dir keine Sorgen... es wird schon alles gut gehen.“ Verriet sein Stottern, dass er sie und sich selbst belügt oder war es einfach nur die Tatsache, dass er bei ihrem Anblick nervös wurde? Sie schaute auf, noch immer konnte man in ihrem Gesicht eine deutliche Sorge ablesen, diese jedoch versuchte sie gekonnt unter einem schwachen Lächeln zu verstecken. Als sie ihren Freund jedoch eingehend betrachtete, kamen ihr die von den frühen Sonnenstrahlen begleiteten Sorgen wieder in den Sinn. Wie groß war die Gefahr, dass sie Heiji durch diesen Fall verlieren könnte? „Heiji... bitte... bitte pass auf dich auf, ja?!“ Überrascht schaute er sie an. Wie kam sie denn nun auf ihn? Ihre Augen sprachen Bände und konnten ihn nicht belügen. Sie machte sich Sorgen... um, um ihn! „Nu mach aber mal halblang, ja! Mir passiert schon nichts!“ „Das... das hat Shinichi damals bestimmt auch gedacht!“ Ran hatte es ihr erzählt... hatte ihr von dem Tag berichtet, an dem sie Shinichi verlor. „Ich... ich könnte das nicht! Ich bin nicht so stark wie sie...“ Traurig wandte sie ihre Blicke von ihm ab, sie wollte nicht, dass er sah, wie sie sich ihre Schwäche eingestand. Seine sanfte und wohlklingende Stimme jedoch lenkten ihre Augen wieder zurück zu ihm. „Aber, aber! Wie kommste denn da drauf?“ Sie seufzte. Hätte sie dieses Thema doch nur nicht angesprochen! „Ich bin viel zu weinerlich! Ich hätte es nie so lange ausgehalten... nicht... nicht zu wissen, wo du bist.“ Traurig blickte sie zu Boden... „Es stimmt, du bist ne Heulsuse!“ „Was?!“ Die Empörung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wusste, dass er recht hatte, sie selbst hatte es sich schon lange eingestanden, aber so direkt musste er nun auch nicht sein! Doch noch bevor sie sein unverschämtes verhalten anklagen konnte, fuhr er fort. „Du weinst ziemlich viel, das stimmt schon und für einiges sind deine Tränen auch bei weitem zu schade... Aber sich eine Schwäche einzugestehen, kostet bei weitem mehr Überwindung und Stärke als alles andere!“ „Tränen sind der Weg, mit dem die Menschen sich von ihren Schmerzen befreien. Zwar muss man nich wegen jedem Wehwechen los heulen, aber um sich von psychischer Last zu befreien sind sie die einem Menschen in die Wiege gelegte Gabe, nicht zuletzt durch sie unterscheidet sich der Mensch von den Tieren.“ Ihr stockte der Atmen... so hörte sie ihren Freund nur äußerst selten! Eine angenehme Wärme stieg in der jungen Frau auf. Und auch er wich ihren Blicken nicht aus... Sie genoss das Lächeln, das er ihr schenkte, ohne zu wissen, was dies nun mit sich bringen würde. „Aber trotzdem... du müsstest ja auch nich immer direkt los flennen!“ „Bitte?!“ Der zarte Hauch von zärtlichen Gefühlen hatte sich aus der Atmosphäre verabschiedet. „Na is doch wahr... ich sag ja, Tränen sind kostbar, man sollte sie also nicht unnötig vergeuden!“ Kazuha schaute ihn nur ungläubig an. Was sollte das nun schon wieder? Beleidigt verzog sie das Gesicht. „Ganz im Gegensatz zu dir mache ich mir wenigstens noch Sorgen um sie!“ „Glaubste etwa, ich nich? Es hilft nur nichts, wenn wir uns hier sonst wie verrückt machen!“ Sie jedoch schaute ihn immer noch traurig an. „Mach dir keine Sogen, gemeinsam bekommen wir das schon hin und solang du mir nich wieder ne Pfeilspitze in die Hand bohrst, sollt das mit unserer Zusammenarbeit auch kein Problem sein.“ Er lachte, als er sah, wie unangenehm ihr dieses Thema doch war, doch sie hatten keine Zeit, nun noch weiter auf diese Sache ein zu gehen. Sie hatte diese Zeit nicht... und auch der kleine Junge, der selbst von ihr unberührt zu sein schien, hatte nicht die Macht, die Zeiger der großen Uhr zurück zu stellen, um das alles zu verhindern. Sie konnten nur versuchen, sich an sie zu halten und jede Sekunde zu nutzen, denn jede, die verstrich war für sie verloren. Er erhob sich zum gehen, sein Lächeln war einladend und freundlich, sie jedoch nahm die deutliche Veränderung seiner Miene wahr. Ob er wollte oder nicht... seine Gefühle blieben ihr nicht verborgen. Sie sah die Sorge und Ernsthaftigkeit die nun wieder seine Züge kontrollierten. „Was ist los? Wo willste hin?“ Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, nun tat er seine wahren Gedanken kund. „In ca. ner Stunde is Krisensitzung!“ Verwirrt sah sie ihn an. Wie schon so oft war es der gutmütige Professor, der die junge Frau aufklärte. „Kommissar Megure läd ein... das wird sich auch Shinichi nicht entgehen lassen.... Hoffen wir nur, dass er diesmal besser gelaunt ist als Vorgestern!“ Der alte Mann schluckte schwer bei den Erinnerungen, die wie verblasste Bilder an seinem inneren Auge vorbei zogen. Ohne weitere Fragen zu stellen machten sie sich auf und zwängten sich in das kleine gelbe Auto. Die Sonne hatte sich bereits wieder hinter einem dichten Wolkenschleier verzogen. Dieser kündigte mit seinem schweren Kleid bereits neuen Schneefall an. Die anfangs doch so ersehnte Wärme in dem kleinen Käfer wurde mit zunehmender Länge der Fahrt immer unangenehmer, sodass Kazuha nicht umhin kam, ihren Mantel unter mühevoller Arbeit unter dem engen Gurt hindurch auszuziehen. Erst als sie es endlich geschafft hatte und ihn unter einem erleichterten Schnaufen neben sich auf den Sitz legte, fiel ihr auf, dass dort doch eigentlich jemand fehlte! „Wo ist denn... Ai?“ sie stockte bevor sie den Namen der Grundschülerin aussprach... Mit Scham musste sie sich eingestehen, dass sie den wirklichen Namen des kleinen Mädchens gar nicht kannte! „Sie wird wahrscheinlich schon zusammen mit den anderen dort sein.“ Der Professor hatte sichtlich Mühe, ihr zu antworten, denn in den trägen Fluss des städtischen Verkehrs gliederten sich nun erneut dicke weiße Eiskristalle ein, die seine Aufmerksamkeit forderten. „Den anderen?“ Als der konzentrierte Fahrer ihr nicht antwortete, löcherte sie Heiji mit ihren Blicken. Dieser gab sich auch schon bald seufzend geschlagen. „Glaubst du etwa, dass die Kleinen sich das so einfach entgehen lassen?“ „Na na Heiji, ich glaube nicht es daran liegt! Nein. Ich denke viel mehr, dass Kommissar Megure an Shinichis Worte damals denken musste! Erinnerst du dich? Er sagte so was wie, 'sie wären das beste und unauffälligste Suchkommando, das man nur bekommen könnte'. Er lud die Kleinen ein, bei der Suche mitzuwirken und bezeugte somit Shinichi sein Vertrauen in ihn.“ Mit einem stillen Nicken ließ sie sich wieder zurück in ihren Sitz fallen... An die Kinder hatte sie gar nicht mehr gedacht! Kinder, zu denen auch Ai und Conan für sie bis vor kurzem noch gehört hatten. Sich nun wieder an die Momente mit der kleinen Truppe zu erinnern, ließ sie erschaudern... Was würden die Kinder wohl sagen, wenn sie wüssten, dass ihre vermeidlichen Altersgenossen in Wahrheit ganze zehn Jahre älter waren als sie selbst? Nun... wahrscheinlich würden sie es nie erfahren, denn besonders Conan spielte seine Rolle als Grundschüler ausgezeichnet. Wie hätte es auch anders sein können, schließlich konnte er sein Kostüm nicht einfach so ablegen wie jeder andere Schauspieler, der immer nur kurz seine Rolle spielen musste, dann aber wieder er selbst sein konnte. Shinichi kam diese Regiepause nicht zu gute, er war an das Stück gebunden, wenn er verhindern wollte, dass der Vorhang sich verfrüht über die Bühne senkte. Das Band der Freundschaft jedoch war nicht durch die geschickten Handgriffe des Regisseurs geknüpft worden. Er mochte die Kinder, das sah man ihm deutlich an. Klar war es auch für den Oberschüler ab und an nervig, sich immer nur mit Kindern umgeben zu müssen, aber Holmes hielt zu seiner Baker Street Gang und belobte sie, anstatt mit ein zwei Schilling, mit seiner Freundschaft! Immer, wenn die Kleinen agieren mussten, waren den Erwachsenen die Hände gebunden... Was war es jetzt, dass die Polizei dazu veranlasste, Kinder ihre Arbeit machen zu lassen? Auch er schluckte als das große Polizeigebäude in Sichtweite kam, man konnte nur hoffen, dass sich Kudo in seiner blinden Angst auch an diesen Ort begeben würde, um wenigstens einen kleinen Lichtfunken zu erhaschen. Aber was dann? Er musste erneut versuchen, mit ihm zu reden.... aber wie? Auch die polizeiliche Sitzung würde das Gemüt des kleinen Jungen wohl kaum aufheitern! Denn was Heiji heute Morgen auf seine Anfrage hin noch von dem Professor gehört hatte, verstärkte seinen Verdacht... Es hatte noch keine einzige Suchaktion gegeben... nicht eine... Zudem ist der Leiter von allem Kommissar Megure, wenn man nun alles richtig zusammenfügte, kam nur dieses allzu bittere Ergebnis dabei zu Tage! Ein Lösung des Falles, die der kleine Detektiv wahrscheinlich gar nicht finden wollte... Vielleicht war gerade das auch ganz gut so... denn wenn es wirklich nur diese Rückschlüsse gab, die Sinn ergaben, dann würde ihn die bittere Wahrheit wahrscheinlich von innen heraus zerfressen... Mit einem bitteren Lächeln schüttelte der Oberschüler den Kopf. Wahrheit verhalf oft zu Besserem, doch manchmal hatte sie für einige Menschen verheerende Auswirkungen. Hätte sie sich dann nicht vielleicht doch weiterhin hinter der Lüge verbergen sollen? Stellte er mit diesen Aussagen nicht den kompletten Detektivberuf in Frage? Wie also umgehen mit dieser mächtigen Waffe? Die sowohl Leid, als auch Glück mit sich bringen konnte... <`Es gibt immer nur eine Wahrheit!`> Das war wohl die erste Lektion, die er von Shinichi gelernt hatte, doch dieser schien sich nun gänzlich von ihr zu distanzieren, wie also sollte er jetzt agieren? Der Wagen stoppte, mühsam öffnete Heiji die Tür und trat nach draußen. Wie auch die Wahrheit schien sich der Schnee gewandelt zu haben... Der Schnee der im Beikaviertel noch so rein und weiß war, hatte sich hier im Zentrum der Stadt schon mit allem Dreck und Staub verbunden, wie ihn Städte immer zutage förderten. Er war grau und hatte seinen strahlenden Glanz verloren, zertreten von hunderten Füßen... Der Detektiv seufzte, vielleicht sprach man nicht umsonst so oft von der schmutzigen Wahrheit. Er und der Professor hatten sich grade in Richtung des Gebäudes gewandt und waren schon im Begriff zu gehen, als er merkte, dass da doch jemand fehlte. Genervt schauend drehte er sich um. „Kazuha, was is, kommste jetzt?“ Diese jedoch reagierte nicht auf sein entnervtes Rufen, sondern versuchte weiter, den zweiten Ärmel ihres Wintermantels zu erwischen. Eingehüllt in einen dicken Pullover war das gar nicht so einfach! Umso überraschter schaute sie, als sie bemerkte, dass sich ihr Arm plötzlich im Ärmel befand. Sie hatte sich gar nicht anstrengen müssen... Und tatsächlich war es nicht ihrer Mühe zu verdanken, dass es ihr nun endlich gelungen war. Nein. Es war Heiji der nun hinter ihr stand und ihr vorbildlich in ihr Kleidungsstück half. Diese Erkenntnis förderte augenblicklich einen zarten Rosé Schimmer auf ihre Wangen. „D- Danke“ Endlich in ihren Mantel gehüllt wandte sie sich zu ihm um, auch er war durch ihre Nähe etwas errötet. „K- kein Problem... ich... ich will ja nicht, dass du dich erkältest!“ Die Verlegenheit ließ ihn ihren Blicken ausweichen, sie jedoch betrachtete immer noch die zarte Röte in seinem Gesicht. Dieser schien eine Weile mit sich zu ringen, ehe er wieder seine Stimme erhob. „Außerdem....“, er stockte... sollte er es ihr etwa sagen? Ein Blick in ihre wunderschönen Augen hätte ihn eigentlich dazu bewegen sollen, doch statt dessen machte es ihn nur noch nervöser, sodass er sich mal wieder für die scheinbar einfachere Lösung entschied. „Außerdem kommen wir noch zu spät, wenn de immer so rum trödelst!“ Mit diesen Worten ließ er eine empörte sowie enttäuschte Kazuha zurück. Was hatte sie sich auch erhofft? „Nu komm schon!“ „Ja ja...“ Sie löste sich aus ihrer Erstarrung und stapfte den beiden Männern Teils wütend und Teils enttäuscht hinterher. Die Wärme, die das Innere des Gebäudekomplexes erfüllte, konnte nicht über die innere Kälte und Unruhe hinweg täuschen, die in jedem von den dreien herrschte. Die beiden Oberschüler folgten dem alten Mann, der sie mit mittlerweile routinierten Schritten zu einem der Konferenzräume führte. Es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass dieses kleine Grüppchen tagte, sofort folgte auf das Klopfen ein mehr oder weniger freundliches „Herein!“. Der Kommissar, der in der Mitte des großen, runden Tisches saß, hatte sich erhoben und schaute dem Professor erwartungsvoll entgegen. Als dieser nur kurz und resignierend den Kopf schüttelte, ließ sich der füllige Mann jedoch schon wieder in seinen Stuhl fallen. Auch die beiden Inspektoren schienen sich nicht besonders über die Ankunft der drei zu freuen... denn wieder fehlte er... Conan. Kazuha und Heiji spürten die gewaltige Anspannung sofort. Sie beherrschte den gesamten Raum und verdichtete die Atmosphäre, sodass auch das sonst so fröhliche „Hallo“ an Freude verlor. Neben den drei Beamten waren auch die Eltern der verschwundenen anwesend. Kogoro und Eri. Sie saßen nebeneinander und leisteten sich Beistand... wenn das ihre Tochter hätte sehen können. Während Eri bei dem Anblick des Detektiv unter ihrem von Tränen geschwollenen Gesicht noch ein schwaches aber hoffnungsvolles Lächeln hervorbringen konnte, waren die Gesichtszüge von Kogoro Mori hart. Heiji hätte den Privatdetektiv kaum wiedererkannt, wären da nicht die sorgenvollen Augenringe, die die Sorge um seine Tochter ausdrückten. Er nickte Heiji resignierend zu. Ai war wie zu erwarten auch da... von den Kleinen jedoch fehlte jede Spur, dies wunderte auch den Professor, der sich bereits neben seiner kleinen Mitbewohnerin nieder gelassen hatte. „Wo sind denn die Kinder?“ „Die habe ich mit Sonoko Essen geschickt. Die Gute war völlig aufgelöst und hätte hier doch nur gestört!“ Die Kälte in ihrer Stimme passte ganz und gar nicht zu ihrem kindlichen Aussehen, doch schon bei dem nächsten Satz wurde ihre Aussprache sanfter. „Bei ihr bin ich mir sicher, wird ein gemütliches Essen ihr Gemüt kühlen und die Kleinen haben dagegen sowieso nie was einzuwenden, außerdem... kommt doch heute wieder nichts neues bei alledem heraus.“ Mit einem schwachen Nicken musste er ihr Recht geben. Auch Heiji und Kazuha hatten sich nun auf ihre Plätze begeben, man schien vollzählig zu sein... wieso also ging es nicht los? „Was ist nun? Wann fangen wir denn nun endlich an?“ Genervt schaute Kogoro zu Megure. „Oder warten sie etwa noch auf jemanden?“ War es ein herausfordernder Unterton, den die Versammelten plötzlich in der Stimme Moris hörten? Auch Heiji merkte auf. Es war einer der seltenen Momente, in denen der Kommissar den Blicken von Kogoro Mori ausweichen musste. Was sollte er ihm jetzt entgegenbringen? Ja, er wartete noch auf jemanden! Auf ihn. Shinichi! Der für Kogoro und Eri jedoch nur ein kleiner Junge war! Wie also sollte er ihm sagen, dass er auf einen Grundschüler wartete? Der Kommissar wollte gerade seine Stimme erheben, als er zur Tür herein kam. Doch die kurze Freude des Beamten hielt nicht lange an. Der kleine Junge würdigte ihn nicht eines Blickes, sondern setzte sich stumm an seinen Platz. Megure schluckte schwer. Er kannte Shinichi bereits sein ganzes Leben lang. Dass dieser, sein Freund, ihm nun so auswich, tat ihm in der Seele weh. Die Fassade des kleinen Jungen bröckelte unter ihrer Abwesenheit, er hatte einfach nicht die Kraft, sie noch länger aufrecht zu halten, dies jedoch konnte für ihn zu einer großen Gefahr werden. Die Blicke des Inspektors streiften das Gesicht seines ehemaligen Angestellten. Auch er hatte die aufmerksamen Augen Moris gesehen, als er damals den kleinen Jungen auf dem Rücken seiner Tochter erspähte. Dass Conan sich auf dem Schiff versteckt hatte und Shinichi auf einem der anderen Rettungsboote an Land gegangen war, hatte er mit einem Nicken hingenommen. Er hatte keine Fragen gestellt. Hatte nichts in Zweifel gezogen... Einzig und allein ein nachdenklicher Blick war es, mit dem er den kleinen streifte. Megure sah dem kleinen Jungen zu, der nun energisch versuchte, auf seinen Stuhl zu kommen und neben Hattori und somit gegenüber von Kogoro Platz zu nehmen. Sein Gesicht war ernst... Zu ernst! Der Grundschüler jedoch schien die Blicke seines ´Onkelchens ´ nicht zu bemerken, dafür hatte er jetzt keine Zeit! Der Kommissar erwachte aus seiner Trance und begann von neuem, die Fakten zusammenzutragen. „Ran ist nun schon seit einer Woche verschwunden. Conan war es, der sie zuletzt gesehen hat, in der Bäckerei hat er sie aus den Augen verloren... stimmt doch, Conan!“ Dieser schaute auf. Er wollte nicht daran erinnert werden, nicht weiter an diesen Tag zurückdenken... bereitwillig nickte er. „Nun...“ Jetzt kam der schwierige Teil an die Reihe. „Wir haben bis jetzt leider noch keinen Anhaltspunkt, wo sie sich aufhalten könnte... Wir wissen weder, wo sie ist.. Noch wer sie hat... Wir wissen ja nicht mal, ob sie...“ Er stockte, sein Blick fiel zu dem kleinen Jungen, der ihn nun mit finsterer Mine betrachtete. Megure schluckte die letzten beiden Worte runter. Er wollte nicht noch einmal erleben, wie der kleine Conan aus der Haut fuhr, weil er die Möglichkeit in Betracht zog, dass seine Freundin vielleicht schon nicht mehr am Leben war. Doch auch Kogoro schien über die `Ergebnisse` der Ermittlung nicht gerade erfreut zu sein! „Schön und gut, wir wissen also nichts.“ Seine erst so ruhigen Worte wurden laut, durch den Schwung, den er aufbrachte, als er aufstand, fiel sein Stuhl krachend nach hinten. „Aber Kogoro...“ Eri wollte ihren Mann zur Ruhe bewegen, ließ es jedoch, da sie sah, dass er ja doch recht hatte! „Wir wissen nichts! Wir haben keine Informationen... gar nichts... Aber wie auch? Wie zum Henker sollen wir neue Informationen bekommen, wenn wir nicht richtig nach ihr suchen?“ Seine Stimme überschlug sich vor Wut, aber auch seine Trauer, die er versuchte zu unterdrücken, hörte man deutlich heraus. „Warum zum Donner Wetter noch mal suchen Sie nicht nach ihr?! Warum? Verdammt, Megure, hier geht es um meine Tochter! Ich will die Wahrheit wissen!“ Eri hatte den Stuhl ihres Mannes wieder zurechtgestellt und er ließ sich dankbar und erschöpft hinein sinken. „Erst die Sache auf diesem Gott verdammten Kahn und jetzt das... hat mein Mausebein nicht schon genug durchgemacht...?“ Er murmelte es nur leise vor sich hin, doch die Lautstärke reichte bei Weitem aus, um bei Conan Anklang zu finden. Dieser zuckte bei seinen Worten, kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit seiner Hand an die Stirn. Das war alles nur seine Schuld... Doch genau diese Reaktion des kleinen Jungen schien den Privatdetektiv mächtig zu interessieren. Megure jedoch kam währenddessen mächtig ins Stocken... „Nun... Mori, wir haben eben einfach zu wenig ... zu wenig Anhaltspunkte, um eine vernünftige Suchaktion zu starten...“ Seine Stimme sollte den aufgebrachten Vater beschwichtigen, dieser jedoch war mit dieser Antwort mehr als unzufrieden. „Verdammt noch mal, genau deswegen sucht man doch jemanden! Um eben neue Anhaltspunkte zu bekommen! Ich weiß, wie es bei der Polizei zu geht, Herr Kommissar! Und ich weiß hier läuft etwas falsch! Irgendwas stimmt hier nicht...!“ Ja. Das wusste Megure nur zu gut. Er hatte auch stets das Potential erkannt, das in seinem ehemaligen Angestellten steckte, denn dieses sah man besonders deutlich, wenn es um ihn oder seine Familie ging, dann entschied er nicht mehr einfach nur aus dem Bauch heraus, sondern dachte lange über alles nach. Und genau das konnte ihm hier gefährlich werden! Dementsprechend antwortete keiner auf seine Anschuldigungen... „Lass uns gehen, Eri!“ „Was, aber...“ Sie hatte sich die ganze Zeit zurückgehalten... zu erschöpft war sie von der erfolglosen Suche, die sie selbst auch betrieb. Seine Stimme wurde für einen kurzen Moment wieder zärtlicher... „Bitte, lass uns gehen...“ Sie nickte stumm und begleitete ihren Mann zur Tür. „Was ist mit dir Conan? Willst du nicht mal wieder bei uns übernachten? Ich koche dir auch was leckeres!“ Der angesprochene sah zu ihr auf, sie machte sich eindeutig Sorgen um ihn. Dann sah er es, beide trugen ihre Ringe... Mit einem traurigen Kopfschütteln lehnte er ab. Ihr besorgter Blick haftete noch eine Weile auf ihm, bevor sie aus der Tür ging. Kurz bevor auch er über die Schwelle trat, blickte er sich noch einmal um. „Es geht hier um meine Tochter. Ich habe ein Recht auf die Wahrheit...!“ Mit diesen Worten verließ die Familie Mori den Raum. Stille beherrschte den Raum. Was sollte man noch sagen? Der besorgte Vater hatte recht! Und weiter...? Conan stöhnte und ließ sich von seinem Stuhl gleiten. „Das war ja wie immer sehr hilfreich...“ So schnell wie der Kleine aus der Tür war, hatte Heiji gar nicht reagieren können, zu benebelt war er von dem plötzlichen Auftritt des schlafenden Detektiven. „Hey Kudo, nun warte doch!“ Er wollte ihm gerade hinterher, als sie ihn davon abhielt. „Warte!“ Kazuha hatte, als er sich gerade aufrichten wollte, ihre Hand auf seine gelegt, so hielt sie ihn fest. Er wollte sie anschreien, sagen, dass sie gefälligst los lassen sollte... aber er tat es nicht... Sie hielt seine Hand!! Mit einem hoch roten Kopf ließ er sich wieder in seinen Stuhl sinken. „Was... was is denn?“ Er stotterte, sah sie aber besorgt an. Auch die anderen sahen in das von Trauer erfüllte Gesicht des Mädchens. „Warum? Warum... sucht ihr nicht nach Ran...?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)