Mein hungriges Herz von KaraKiro (Luffy x Vivi [30 Kisses Projekt]) ================================================================================ Kapitel 1: In den Tiefen der Wildnis [#01] ------------------------------------------ Author's Notes: Okay, ich hab's echt übertrieben. xD" 18 Word-Seiten für nur ein einziges Kapitel. Da frag ich mich doch, wie der Rest werden wird... Naja, ich hoffe mal, dass sich der ein oder andere nicht von der Länge abschrecken lässt und sich trotzdem durchkämpft. :3 Story spielt in der einen Woche zwischen Drum und Alabasta. - - - - - - - ONE: In den Tiefen der Wildnis „Na toll. Zuerst Little Garden und jetzt das.“ Nefeltari Vivi seufzte entnervt, während sie zu den hohen Baumkronen der gigantischen Urwaldriesen hinaufspitzte, welche in der dicken, feuchten und wahnsinnig heißen Luft der Wildnis noch viel weiter entfernt aussahen, als sie wirklich waren. Sie verengte und verdrehte ihre Augen ein bisschen, als ihre Sicht etwas verschwamm und streckte schließlich die Hand aus, um nicht von der Sonne geblendet zu werden, die durch die Bäume durchschien. Mit ihrer anderen Hand fächerte sie sich hastig Luft zu und hoffte entgegen allem Wissen, dass sie nicht noch mehr schwitzen würde - ihr Top war sowieso schon klitschnass. „Haben wir uns wirklich verlaufen?“, fragte der schwarzhaarige Captain hinter ihr mit einem heiseren Keuchen. Sie vernahm das Geräusch von raschelndem Stroh, woraus sie schloss, dass er sich mit seinem Hut ebenfalls Luft zufächerte. Er saß im Schneidersitz auf einer gigantischen grünen Wurzel, die aus dem matschigen Boden spross. Vivi blickte über ihre Schulter zu ihm, ein entschuldigendes Stirnrunzeln war zu sehen. „Scheint so, Luffy-san. Tut mir Leid.“ „Oh, Mann! Siehst du, genau deswegen hättest du mir die Führung überlassen sollen!“, brummte Luffy und funkelte sie ärgerlich an. „Ich wusste ganz genau, wo wir lang müssen.“ „Nimm’s mir nicht übel, aber dein Orientierungssinn ist ungefähr genau so nutzlos wie der von Mr. Bushido“, schoss Vivi zurück und verengte leicht die Augen. Als Luffy seine Arme kreuzte und nur wortlos vor sich hinschmollte, seufzte sie und wandte sich ganz zu ihm herum. „Hör mal, es tut mir wirklich Leid, okay? Aber bei einer solchen Umgebung“, sie gestikulierte wild mit ihrem Zeigefinger umher, „verliert man leicht den Überblick, weißt du? Jede Ecke hier sieht gleich aus, nicht dass es überhaupt welche gäbe.“ Luffy, noch immer schmollend, winkte es ab. „Ja, ja, schon kapiert.“ Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte sich den Strohhut wieder auf das unbändige Haar. „Ich kann es bloß nicht ausstehen, wenn ich an stinklangweiligen Orten festsitze und keine Ahnung hab, wie ich hier wieder wegkomme.“ „Ach, glaubst du etwa, ich genieße das hier? Wem gefällt schon die Vorstellung keine Ahnung zu haben wo man ist?“, kommentierte Vivi etwas genervt, während sie sich näher auf die Wurzel zu bewegte, auf der Luffy saß. „Ich schlage vor, wir finden einen Weg zurück. Und zwar schleunigst. Ich würde gern wieder auf dem Schiff sein, wenn es dunkel wird… “ Sie schauderte ja schon beim bloßen Gedanken, was für bestialische Kreaturen im Unterholz umherwanderten und nach Beute gierten. „Ja, dafür bin ich auch“, stimmte Luffy zu und hüpfte von der Wurzel. „Dieses Abenteuer gefällt mir gar nicht. Mir ist zu heiß, ich krieg fast keine Luft und noch dazu hab ich Hunger.“ Er hielt eine leere Alluminiumbox hoch, einen Ausdruck auf dem Gesicht, als bräche er jeden Moment in Tränen aus. „Die Piratenlunchbox ist auch schon leer.“ Vivi konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Dann sollten wir uns wirklich beeilen. Nicht dass du mir noch vom Fleisch fällst“, sagte sie, während sie sich umdrehte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Luffy an ihre Seite trat, doch anstatt zu ihm zu blicken, stierte sie bloß nach vorne, wo die kleine Lichtung, auf welcher sie sich befanden, von Bäumen, Büschen und Lianen umringt wurde. Sie legte überlegend den Kopf schief und zeigte geradeaus. „Von dort sind wir gekommen, oder? Dann wär's besser, wenn wir-“ „Nee, von da sind wir gekommen“, unterbrach Luffy bestimmt und zeigte nach rechts. Vivi blickte verdutzt in die Richtung, in die er zeigte. „Ehrlich?“ Sie blinzelte und drehte sich zweifelnd nach links. „War es nicht eher… die Richtung?“ Luffy wollte gerade überzeugt widersprechen, doch er klappte die Kinnlade wortlos wieder zu, als auch auf seinem Gesicht ein zweifelnder Ausdruck erschien. „Äh“, brachte er unschlüssig heraus. Dann wandte er sich um und stemmte die Hände in die Seiten, während er mit einem Kopfnicken in die letzte übrige Himmelsrichtung zeigte. „Wir könnten auch von da drüben gekommen sein.“ „Theoretisch könnten wir also von überall gekommen sein“, seufzte Vivi verzweifelt und fasste sich an die Stirn. „So ein Mist. Wieso hab ich mir bloß nicht gemerkt, wo wir hergekommen sind?“ Luffy drehte sich wieder um und seufzte ebenfalls. Ein Blick auf die Prinzessin zu seiner Linken hinab sagte ihm sofort, dass sie etwas Aufmunterung gebrauchen konnte: „Na ja, ich hab's mir ja auch nicht gemerkt.“ Vivi schenkte ihm einen fast schon absurd ungläubigen Blick und Luffy zog beleidigt die Brauen hoch. „Hey! Schau nicht so!“, schnaubte er. „Ich hätte es mir merken können, wenn ich gewollt hätte.“ „Ja, klar“, nickte die Blauhaarige ironisch und rollte mit den Augen. Grade als Luffy etwas erwidern konnte, schnitt sie ihm jede verbale Retour ab, indem sie mit einem Seufzen sagte: „Tja, dann müssen wir's eben auf gut Glück versuchen.“ Sie zeigte willkürlich in eine Richtung. „Wir gehen da lang!“ Luffy verengte die Augen, als Vivi ohne eine Antwort oder gar Zustimmung abzuwarten voranschritt. Ärgerlich stürzte er ihr hinterher. „Hey!“, rief er. „Wieso entscheidest du in welche Richtung wir gehen?“ „Na, weil ich die Führung habe“, sagte Vivi. „Wer sagt denn so was!? Ich bin der Captain, also sollte ich bestimmen!“ „Mein Captain bist du nicht, außerdem bin ich erfahrener als du!“ „Das stimmt nicht!“ Luffy funkelte imaginäre Blitze in ihren Rücken. „Ich bin immer noch der Ältere von uns beiden!“ Vivi würdigte ihn nicht eines Blickes. „Physisch vielleicht, aber geistig bin immer noch ich ein Jahr älter“, sagte sie mit ernsthafter Überlegenheit. Er blinzelte verwirrt. „Hä?“ „Oh Mann“, stöhnte die Prinzessin genervt und rollte wiederholt mit den Augen. „Frauen sind Männern gleichen Alters immer zwei Jahre voraus, kapiert?“ Luffy zischte ihr daraufhin nur ein „Keh“ entgegen, worauf sie seufzte und sich stirnrunzelnd umwandte. Ihre Umdrehung war so plötzlich gewesen, dass Luffy nicht mehr hatte bremsen können und somit direkt in sie hineinlief. Kurz bevor ein unfreiwilliger Kuss stattfinden konnte, trat Vivi einen großen Schritt zurück. „Wieso streiten wir uns eigentlich? Das sieht uns gar nicht ähnlich, Luffy-san.“ Luffy war zunächst etwas überrumpelt, kratzte sich dann aber etwas verlegen am Hinterkopf. „Ich weiß auch nicht“, seufzte er. „Mich nervt es einfach, dass ich Hunger hab.“ „Und mich nervt es, dass wir uns verlaufen haben“, sagte Vivi. Und das obwohl keiner von ihnen Roronoa Zoro hieß. „Außerdem ist es wahnsinnig heiß“, meckerte der Captain und ließ den Strohhut von seinen Haaren nach hinten gleiten, wo er locker von seinem Hals hängen blieb. Er wischte sich eine Schweißperle von der Wange. „Ich hab das Gefühl, ich schmelze.“ „Wem sagst du das“, seufzte Vivi und zupfte an ihrem nassgeschwitzten Top herum, das mal weiß gewesen war. „Na gut, wir haben beide allen Grund genervt zu sein, aber das sollten wir nicht aneinander rauslassen.“ Sie lächelte ihn etwas verlegen von unten her an. „Tut mir Leid, dass ich dich angemotzt hab, Luffy-san. Du bist der Captain, also übernimm du ruhig die Führung.“ Luffy blinzelte zuerst verdutzt, grinste dann aber und winkte es ab. „Nee, schon gut, ich war ja auch nicht besonders nett zu dir“, gab er zu. „Und wegen der Führung… vielleicht machst das doch besser du.“ Er blickte verlegen zur Seite, wohl wissend, dass er sie beide wahrscheinlich nur noch tiefer in den Urwald führen würde. Vivi kicherte in ihre Hand. „Okay, wenn du meinst“, grinste sie und wandte sich wieder um. Nachdem sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten und ein paar Minuten lang wortlos nebeneinander hergeschlendert waren, öffnete Luffy wieder den Mund, da es ihm langsam zu still wurde: „Meinst du, die anderen suchen schon nach uns?“ Die Prinzessin schüttelte kaum sehbar den Kopf. „Glaub ich nicht“, sagte sie. „Die sind wahrscheinlich selbst noch gar nicht zurück. Immerhin ist erst knapp eine Stunde vergangen, seitdem wir los sind, schätze ich.“ Sie blickte zum Himmel, als könne sie die Uhrzeit im Wolkenflug ablesen. Doch leider war in dieser Stunde der erhoffte Fund eines Süßwassersees bisher ausgeblieben, wobei das ja eigentlich der einzige Grund gewesen war, wieso sie sich überhaupt in den Urwald hineingewagt hatten. Da die Vorratskammer der Going Merry leerer war als Crocodiles Versprechen, was sowohl Ess- als auch Trinkbares betraf, hatte man sich dazu entschieden an der kleinen, dschungelbewachsenen und augenscheinlich unbewohnten Insel anzulegen, obwohl diese selbst für ein Magnetfeld zu winzig war und sich somit weder auf einer von Namis Seekarten befand, noch vom Log Port angezeigt wurde. Nachdem Lose gezogen wurden und Usopp sich (mit schlotternden Knien) freundlicherweise freiwillig dazu bereit erklärt hatte auf das Schiff aufzupassen, hatten sie sich auf den Weg in das Dickicht gemacht. Nami und Zoro, damit der Schwertkämpfer sich nicht verlief und Nami beim Tragen ihrer Ausrüstung half, da diese die Insel unbedingt vermerken wollte (Offiziell war ihre Aufgabe aber nach Leben auf der Insel zu suchen). Sanji und Chopper, um etwas Essbares aufzutreiben und nebenbei nach neuen Kräutern zu suchen (Die beiden waren ein tolles Team, vor allem da Chopper dem Smutje bei Gewürzen, die Sanji nicht kannte, nach einem Mal Schnüffeln schon sagen konnte, ob diese nun essbar waren oder gar giftig). Dann waren also nur noch Luffy und Vivi übrig geblieben, um ihre Wasservorräte aufzustocken. Anfangs war es wirklich lustig gewesen: Sie hatten rumgeblödelt, das Ganze im Allgemeinen eher wie ein neues Abenteuer betrachtet, des Spaßes halber so getan als wären sie zwei uralte Piraten auf Schatzsuche, danach hatte Luffy ihr einen Crashkurs über Käfer erteilt und ehe sie sich versahen hatten sie ihren eigentlichen Job und vor allem den richtigen Weg aus den Augen verloren. Vivi hätte im Nachhinein am liebsten Brotkrumen ausgestreut, wie in Hänsel und Gretel, aber so wie in dem Märchen die Vögel die Krümel aufgefressen hatten, würden diese Rolle in diesem Urwald wohl eher ganz andere Kreaturen übernehmen, was die Biester irgendwann direkt auf ihre Spur bringen würde. Vivi wollte nun wirklich nicht gefressen werden, dafür hatte sie viel zu viel zutun. Alabasta retten, zum Beispiel. „Wann werden die wohl merken, dass wir fehlen?“, fragte der Captain schließlich weiter, fast sogar etwas unsicher. „Na ja, sobald sie zurück sind“, antwortete Vivi und lächelte ihn beruhigend an. „Keine Sorge, Luffy-san. Du bist der Captain. Sie werden doch wohl nicht ohne die wichtigste Person an Bord ablegen, oder?“ Luffy lachte etwas fahrig. „Das meinte ich ja gar nicht“, sagte er und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß doch, dass sie uns nie zurücklassen würden. Sie sind unsere Nakama, und ich vertraue ihnen voll und ganz.“ Er grinste die Prinzessin munter an. „Zoro wird eh sofort merken, dass wir uns verlaufen haben. Er kennt das Gefühl ja am besten von uns.“ Vivi kicherte. „Da hast du Recht“, grinste sie zurück. Armer Mr. Bushido. Sie würde gern sagen, dass er Glück hatte, mit Nami-san unterwegs zu sein, doch die Navigatorin hatte ihre ganz eigenen Methoden, jemanden leiden zu lassen. Nach weiteren stillen Momenten des Laufens fiel Vivi auf, dass es plötzlich viel heißer war, als noch vor wenigen Minuten. Oder kam ihr das bloß so vor? Sie strich sich die klitschnassen himmelblauen Strähnen zurück, die wie Kaugummi an ihrer Stirn geklebt hatten und blickte erschöpft gen Himmel. Als sie sah, dass die Sonne im Zenit direkt über ihnen stand, stöhnte sie verzweifelt auf. Nicht nur, dass das bedeutete, dass es später Nachmittag war und es wohl bald dunkel werden würde, es hieß auch, dass sie von jetzt an noch mehr schwitzen würden. Als hätte Luffy ihre Gedanken gelesen, keuchte er ein kraftloses: „Bin das nur ich, oder ist es plötzlich noch heißer?“ Vivi, die noch immer niedergeschlagen dem Himmel entgegen blickte, zuckte ratlos die Schultern. „Es ist wirklich heißer als vorher“, murmelte sie. „Das kommt davon, weil die Sonne jetzt näher ist.“ Luffy stöhnte entnervt auf, Stoff raschelte. Vivi drehte sich stirnrunzelnd zu ihm. „Es wird bald dunkel werden, deshalb - eh?“ Mit weit aufgerissenen Augen und völlig verdutzt beobachtete die Prinzessin, wie Luffy sein türkises Shirt schwungvoll auszog und es schließlich um seine Schultern warf. Er machte einen erleichterten Laut und Vivis Kinnlade klappte beim Anblick seiner vom Schweiß ganz feuchten Bauchmuskeln prompt hinunter, sie merkte nicht mal, wie ihr immer mehr Blut in die Wangen schoss und ihr schlagartig noch heißer wurde (Und das lag diesmal ganz sicher nicht an der Sonne). Luffy, der ihren Blick bemerkte, zog eine Augenbraue hoch. „Vivi? Was ist?“ Da schreckte die Prinzessin auf und fing sich wieder. „W-wieso hast du dich ausgezogen!?“, rief sie schriller, als beabsichtigt und räusperte sich daraufhin. „Na, weil mir heiß ist“, entgegnete der Captain als wäre es Allgemeinwissen und schenkte ihr einen verdutzten Blick. Und mir wird grade immer heißer, dachte Vivi unbewusst, immer noch seinen Oberkörper anstarrend. Dann schüttelte sie schnell den Kopf und drehte sich hastig weg. Oh Gott, wo kam DAS denn her!? Völlig verstört fächerte sie sich mit beiden Händen Luft zu und atmete ein Mal ganz tief durch, ehe sie fast unhörbar murmelte: „Gott, ich glaube, ich verbrenne gleich.“ „Also, wenn dir so heiß ist“, sagte Luffy mit einem naiv-kindlichen Lächeln auf dem Gesicht, „dann zieh dein Oberteil doch einfach auch aus.“ Grade jetzt, da sich der Blutdruck der Prinzessin wieder einigermaßen beruhigt hatte, raste er wieder mit Lichtgeschwindigkeit an die Spitze, als sie entsetzt herumwirbelte, um Luffy mit weit aufgerissenen Augen und karmesinroten Wangen anzustarren. „W… wha!?“ Reflexartig kreuzte sie die Arme vor den Brüsten, doch der Schwarzhaarige bedachte ihr Tun nur mit einem verwirrten Augenbrauenhochziehen. „Luffy-san! Du… du Perverser!" Luffy blinzelte zunächst vollkommen verblüfft, ehe er fast persönlich beleidigt rief: „Hah!? Wieso denn das jetzt?“ „Das war also dein Plan. Aber ich muss dich leider enttäuschen“, schnaubte Vivi entrüstet, ohne auf seine Frage einzugehen. „Ich hab nämlich einen BH an!“ Nun hatte der Captain vollends den Faden verloren, doch nichtsdestotrotz legte sich ein leichter Rotschimmer über seine Wangen. „Eh!?“ Sie wandte sich mit einem hohen „Tse“ von ihm ab und zischte: „Es wird dir also rein gar nichts bringen, wenn ich mein Oberteil ausziehe!“ „Wa… “, fing Luffy verstört an, hielt dann aber inne, als er schließlich doch noch verstand, worauf sie da anspielte. Er blinzelte verdutzt ihren Rücken an. „Du denkst doch nicht allen Ernstes, dass ich die ganze Zeit bloß deine Möpse sehen wollte, oder!?“ Obwohl Vivi schon langsam anfing sich der Behauptung wegen etwas blöd zu fühlen, ließ sie sich dennoch nicht von ihrer Überzeugung abbringen und schnaubte ein weiteres mal. „Du bist immerhin ein Kerl“, spie sie förmlich aus. Terracotta hatte ihr genug über Männer erzählt, auch dass sie wohl jede Chance nutzen würden um einen Blick auf die Brüste eines Mädchens zu werfen. „Steh doch wenigstens zu deinen, deinen“, sie machte eine Kunstpause wegen des dramatischen Effekts und um sich einen passenden Ausdruck zu überlegen, „primitiven Trieben!“ Der Schwarzhaarige verengte die Augen zu einem ärgerlichen Funkeln. „Jetzt halt aber mal die Luft an!“, rief er zurück. „Erstens, ich hab mein Shirt nur ausgezogen, weil mir heiß ist. Zweitens, ich hab dir nur vorgeschlagen dein Oberteil auszuziehen, weil dir heiß ist. Und drittens“, er holte tief Luft und noch während er folgendes aussprach, merkte er, dass er es eigentlich nur sagte, weil er so sauer war und es zu seiner Verwunderung außerdem auch nicht im Geringsten der Wahrheit entsprach, „hab ich gar kein Interesse daran dich nackt zu sehen!“ „Hast du… nicht?“ Vivi blinzelte ihn verdutzt an und Luffy schüttelte den Kopf, während er trotzig zurückfunkelte. Und noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, platzten ihre momentanen, im Grunde völlig absurden Gedanken, laut aus ihr heraus: „Wieso nicht?“ Das bremste Luffys Ärger und seine Gesichtszüge entspannten sich zu einem verdutzten Blinzeln. „Wieso nicht?“, wiederholte er vollkommen verwirrt. Und als er sah, wie Vivi schlagartig rot anlief und sichtbar selbst von sich erschrocken war, machte sich plötzlich ein neckisches Grinsen auf seinem Gesicht breit. „So, so, Prinzessin. Wer ist hier jetzt ein Vers?“ Vivi, die dadurch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgefunden hatte, schenkte ihm einen Blick, der einer Sphinx würdig gewesen wäre. „Das heißt PERvers, du Trottel“, blaffte sie schroffer als beabsichtigt und so ganz und gar nicht prinzessinnenhaft, machte im Absatz kehrt und schritt dann hoch erhobenen Hauptes voran. „Das heißt PERRRvers“, äffte Luffy sie fast unhörbar mit verstellter Frauenstimme nach und trottete ihr hinterher. Dann rief er lauter, sodass sie es hörte: „Nur zu deiner Info: Ich wusste das, okay!?“ _ _ _ _ _ „Naaami-swan!“ Die Navigatorin kämpfte ein erschöpftes Lächeln auf ihre Lippen, mehr konnte sie sich nach diesem Marathonmarsch um die Insel herum nun wirklich nicht abgewinnen. Noch weniger konnte sie verstehen, wie Sanji - bei der Hitze trug er lange Hosen? Der spinnte doch - so putzmunter und überglücklich über die noch relativ weit entfernte Going Merry tänzeln konnte. Sie sah ihn sich um die eigene Achse drehen, einen wirklich sehr lächerlichen 'Tanz der Liebe' aufführen, ein absurd schmalziges Liebesgedicht vortragen, das nebenbei gesagt absolut keinen Sinn machte, wobei seine Stimme immer höher und piepsiger und kitschiger wurde. Zoro neben ihr knirschte schon bedrohlich mit den Zähnen. „Meine weiße Taube der Liebe! Mein zuckergussüberzogenes Crepes Suzette!“, rief er ihr schwärmerisch entgegen und puffte kleine Rauchherzchen aus Nase und Mund. „Oh, du schönste aller Schönen! Neben dir würde sogar Aphrodite erblassen! Wie hab ich dich vermisst!“ Sie würde es nie zugeben, aber sie fand es immer wieder äußerst faszinierend, wie sich Sanji fast sekündlich die absolut dämlichsten Kosenamen einfallen lassen konnte. Obwohl sie aber auch die Möglichkeit in Betracht zog, dass er sie sich nachts immer wieder aus Büchern herausschrieb, die er auf irgendeiner Insel in irgendeiner mickrigen Buchhandlung erworben hatte. Das große Buch der Kosenamen oder so. Oder Wie vergraule ich eine Frau am kreativsten? „Oi, Marimo!“, brummte Sanji, als sie näher am Schiff waren. Nicht nur war seine Stimme plötzlich rauer und tiefer geworden, insgesamt hatte seine Persönlichkeit eine so starke Wendung gemacht, dass man sich nie im Leben vorstellen könnte, dass der Smutje zu besonderen Personen überhaupt nett sein konnte, wenn man ihn nicht kannte. „Wehe, wenn du Nami-san irgendwas angetan hast, während sie so nett war deinen Babysitter zu spielen!“ Zoro, welcher vollbepackt mit Namis gesamter Ausrüstung war (Sie trug bloß Klamotten und den Log Port), funkelte dem blonden Koch eisige Todesblicke entgegen. „Dir tu ich gleich was an, Ero-Koch“, zischte er genervt. Nami grinste plötzlich düster. „Babysitter?“, überlegte sie laut vor sich hin, ihre Augen blitzten lauernd auf. „Ein Babysitter kostet-“ „Denk nicht mal dran, Nami!“, fauchte der Schwertkämpfer und ließ ihre Ausrüstung augenblicklich unachtsam in den Sand fallen, als sie vor dem Schiff angekommen waren. „Erst hast du mir mit einer Schuldenerhöhung gedroht, weil ich nicht mitkommen wollte und jetzt willst du mich blechen lassen, weil ich mitgekommen bin!? Wie verdorben kann ein einziges Frauenzimmer eigentlich sein?“ „Was sagst du da, Zoro? Du wünscht dir, dass ich deine Zinsen erhöhe?“, tadelte die Navigatorin mit einem zuckersüßen Lächeln. „Ich denke, das lässt sich machen...“ Zoro klappte entsetzt die Kinnlade runter, beschränkte sich aber auf ein geflüstertes: „Miststück.“ „Wie kannst du es wagen meine engelsgleiche Nachtigall so dreist zu beleidigen, du scheiß Muskelhirn!“, brüllte Sanji daraufhin wütend vom Schiff hinunter. „Noch ein einziges Wort und gare dich heute als Hauptspeise in Rotwein!“ In einem Alkoholbad sterben? Nicht unbedingt die schlechteste Art den Löffel abzugeben, wenn man mich fragt, dachte sich eine von Zoros Gehirnhälften, die andere allerdings ließ sich gerade noch so dazu herab dem Smutje einen gelangweilten Blick zu schenken, wogegen es aber sein kleiner Finger offensichtlich viel spannender fand in einem von seinen Ohren herumzupulen. „Wow, Satania“, sagte er gelassen in Anspielung auf Nami. „Dein kleines Hündchen ist so ein lautes Vieh. Kann er eigentlich noch was anderes, außer dauernd unschuldige Schwertkämpfer anzubellen? Apportieren zum Beispiel? Oder Pfötchen geben?“ „FRISS SCHEIßE, DU BESCHISSENER SCHEIß-“ „Ruhe, ihr Vollidioten!“ Namis dominante Stimme machte dem sinnlosen Streit donnernd ein jähes Ende. Mit einem entnervten Stöhnen fasste sich die Navigatorin an die Stirn und schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. „Mann, wegen euch krieg ich schon wieder Migräne. Könnt ihr euch nicht wenigstens ein einziges Mal wie die anständigen, zivilisierten Männer benehmen die ihr seid und nicht wie zu groß geratene Paviane die-“ „Sag das nicht mir!“, fauchte Zoro höchst angesäuert dazwischen. „Sag das Prinzessin Goldlöckchen da oben!“ „Das muss ich mir nicht von dem Kerl anhören, der morgens nicht mal das Klo findet!“ Gerade als der Grünhaarige darauf lautstark eine Retour loslassen wollte, welche die wohl obszönsten Schimpfwörter, die ihm gerade einfielen beinhaltet hätte, landete eine zierliche Hand so grob auf seinem Mund, dass es schmerzvoll klatschte - sogar Sanji zuckte oben an Deck mitleidig zusammen. „Wage es nicht darauf irgendwas zu antworten, Roronoa Zoro!“, donnerte Nami so gefährlich, dass wohl sogar Davy Jones höchstpersönlich vor ihrem Angesicht erbleicht wäre. „Sonst werde ich deine Schulden so dermaßen erhöhen, dass sogar noch die Kinder der Kindeskinder deiner Kindeskinder meine Nachfahren für deine Dummheiten bezahlen werden!“ Genervt zog Zoro locker ihre Hand von seinem Mund und zischte ein fast kleinlautes: „Wieso denn eigentlich immer nur ich? Wieso bekommt der dämliche Koch nie einen Schuldenberg von dir aufgedrückt?“ Nami blinzelte den Schwertkämpfer verdutzt an, ihr Blick zeigte ihm deutlich, dass sie sich grade fragte, ob er hinter dem Mond lebte. Dann stöhnte sie entnervt auf und begann sich auf eine sehr laszive Art und Weise Luft zuzufächern. „Saaanji-kun“, hauchte sie dabei mit einer viel zu lieblichen Stimme. „Mir ist so wahnsinnig heiß. Machst du mir einen Tangerinencocktail?“ Augenblicklich verformten sich die Augen des Smutjes zu Herzen. „Ich eile, oh du zarteste Butterblume auf der endlosen Feldwiese meiner unsterblichen Gefühle!“ Noch während der Schiffskoch liebessäuselnd davontänzelte, schenkte Nami dem Schwertkämpfer neben ihr ein triumphierendes Lächeln. „Deswegen“, sagte sie knapp. Der Volltrottel arbeitete seine Schulden also schon die ganze Zeit nichts ahnend ab? Zoro blinzelte zunächst vernutzt, doch dann fiel ihm etwas ein. „Moment mal“, murrte er. „Ich hab dir doch grade deine ganze – verdammt schwere - Ausrüstung um die ganze verdammte Insel getragen und ich muss trotzdem blechen!“ Nami gluckste leise, während sie die Strickleiter ergriff und begann an Deck zu klettern. „Das sehe ich als Freundschaftsdienst“, sagte die Navigatorin gelassen. „Außerdem schaffst du es immer wieder mit neuen Dummheiten noch mehr Schulden anzuhäufen.“ Zoro zischte unter ihr irgendeine gemein klingende Beleidigung vor sich hin, worauf sie noch einen draufsetzte, als auf dem Schiff war: „Ach ja, und vergiss meine Ausrüstung unten nicht, sonst verdopple ich die Kohle!“ Sie warf dem Schwertkämpfer, der aussah als würde er vor Wut jeden Moment explodieren, einen kecken Luftkuss zu und schenkte ihm ein letztes freches Grinsen, ehe sie sich abwandte. „…verdammtes, mieses Machoweib… Haare auf den Zähnen… sogar der Teufel ist netter…“ Während Zoro unten noch ein wenig weiter schimpfte, stieß Nami auf dem Weg zur Kombüse fast mit Usopp zusammen, welcher gerade mit einem riesigen Karton voller neu gesammelter Gewürze, der ihm die gesamte Sicht versperrte, herausspazierte. Die Navigatorin konnte gerade noch ausweichen, bevor die Kiste direkt mit ihrem Kopf kollidiert wäre und verspürte augenblicklich eine ihrer eher kleineren Wutwellen, da Usopp davon scheinbar nicht das Geringste mitbekam. „Usopp!“, rief sie schneidend und zog den Schützen am Kragen seines Hemdes zurück, als dieser weitertrotten wollte. „Ist dir klar, dass du mich mit deiner dämlichen Kiste beinahe erschlagen hättest?“ Usopp lugte über den Rand der Kiste und grinste sie entschuldigend an. „Ups“, lachte er. „Sorry, Nami. Ich hab dich gar nicht gesehen.“ „Tja, das war nicht zu übersehen“, seufzte Nami entnervt und winkte es ab. „Egal, ist Luffy schon zurück? Ich muss mit ihm was wegen dem Kurs besprechen.“ „Nö“, antwortete der Scharfschütze knapp mit einem Schulterzucken. Die Orangehaarige runzelte die Stirn. „’Nö’?“, wiederholte sie verdutzt. „Zoro und ich waren ja schon viel später nach der abgesprochenen Uhrzeit wieder da. Schau mal, die Sonne geht schon unter.“ Mit einem Kopfnicken deutete sie auf den Horizont, wo die Sonne schon zur Hälfte im Meer versunken war und den Himmel in ein sanftes Orangerot tauchte. Usopp zuckte wiederholt eher ungerührt die Schultern, worauf Namis Augenbraue empor schwang. „Jetzt zuck nicht so ahnungslos die Schultern, sorg dich lieber ein bisschen! Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie gefährlich es in einem Dschungel sein kann, wenn es dunkel ist!?“ Usopp wurde schon beim bloßen Gedanken blass. „Das weiß ich sogar ganz genau“, sagte er und nickte hastig. „Deswegen bin ich ja bei Merry geblieben.“ „Und noch dazu hat unser Trottel von Captain Vivi dabei! Was ist, wenn er sie verliert?“, rief Nami panisch ohne auf ihn einzugehen. Usopps gemurmeltes „Oi, oi, sie ist kein Gegenstand“ überhörte sie einfach und fuhr unbeirrt fort: „Wir haben ihr gegenüber eine riesengroße Verantwortung! Wenn Vivi etwas passiert, krieg ich meine Billion nie… äh, geht Alabasta hopps!“ „Du denkst nur an die Kohle!“, fauchte Usopp fassungslos. „Oi, glaubt ihr, die beiden haben sich verlaufen?“, fragte plötzlich eine gelassene Stimme hinter Nami. Usopp und Nami wurden mit einem Mal beide aschfahl und starrten Sanji an, als hätte er eben den Weltuntergang verkündet. Nami lachte fahrig und winkte es ab. „Quatsch“, sagte sie, der zweifelnde Unterton war aber nicht zu überhören. „Vivi würde sich doch niemals verirren. Sie heißt ja nicht Zoro.“ „Genau“, nickte Usopp bekräftigend und lachte nicht weniger nervös. „Sie kommen bestimmt jeden Moment.“ Sanji blickte besorgt drein und zog an seiner Zigarette. „Hoffentlich habt ihr Recht“, sagte er und blickte zum Urwald. „Ich mach mir aber trotzdem langsam Sorgen.“ Nami nickte und blickte ebenfalls zu den hohen Baumkronen der Urwaldriesen. „Ich auch.“ Usopp seufzte und versuchte die Vorstellung zu verdrängen, wie Luffy und Vivi von einem riesigen Ungeheuer verspeist wurden. „Und ich erst.“ „Meine arme Vivi-chan… “ „Vivi… “ Und meine Billion… Usopp fasste es nicht. „Und was ist mit Luffy!?“ _ _ _ _ _ Schon seit mindestens einer halben Stunde starrte Luffy wortlos Vivis Rücken an. Na ja, anstarren war vielleicht zu milde gesagt, zumindest wenn man von dem trotzigen Funkeln auf seinem Gesicht nach schloss. Es war nicht so, dass er sauer auf sie war, sondern viel mehr, dass sie offensichtlich sauer auf ihn war. Er kannte das ja schon von Nami, dass sie ab und zu einfach nicht mehr mit ihm redete, wenn er sie mal wieder bis zum geht nicht mehr nervte, aber da machte es ihm eigentlich nicht so viel aus wie jetzt hier bei Vivi. Die Tatsache, dass sie jetzt nicht mehr mit ihm redete, machte ihn hier und jetzt aus irgendeinem Grund aber selbst sauer. Er wusste selbst nicht so genau, wieso eigentlich. Vielleicht weil er sich sehr wohl darüber bewusst war, dass das ganze Ignorieren bloß eine Art Strafe von ihr war und sie bestimmt selbst der Stille wegen schon ganz hibbelig wurde. Luffy hatte schon kurz nach ihrer ersten Begegnung gemerkt – in Little Garden, schätzte er – dass Vivi und er genau derselbe Typ Mensch waren: Der Typ Mensch der ununterbrochen Action und Abenteuer brauchte, gerne lachte und sich unwohl fühlte, wenn alles still war. Er konnte vor seinem inneren Auge praktisch sehen, wie ihr Gesicht immer angespannter wurde und sie sich sehr zusammen nehmen musste, um nicht die Stille zu brechen. Da aber beide derselbe Typ Mensch waren, bedeutete das, dass beide auch gleichermaßen stur waren und sie sich momentan wohl oder übel in einer Sackgasse befanden. Keiner würde so schnell den ersten Schritt machen. Das war noch so eine Sache, die Luffy gerade ungemein aufregte. So sehr, dass er schon den Mund öffnete, um etwas zu sagen, doch nur eine Sekunde später ertappte er sich selbst dabei wie er klein beigeben wollte und schloss den Mund schnell wieder. Trotzig wandte er den Kopf zur Seite und schnaubte. Blöde Vivi. Was dachte sich das Mädchen dabei ihn so zappeln zu lassen? Dabei hatte er doch gar nichts gemacht. Sie war doch diejenige mit der schlechten Laune hier! Sie war doch diejenige die gleich alles missverstand! Sie war doch diejenige die so… so… so doof war! Sein Ausdruck wurde noch eine Spur trotziger, seine Augen noch eine Spur enger und seine Lippen spitzten sich zu einem starrsinnigen Schmollen. Was sollte das alles? Warum war sie so gemein zu ihm? Es war doch nicht seine Schuld, dass sie nichts von der Piratenlunchbox haben wollte (Gut, er hatte auch nicht gefragt). Und es war auch ganz sicher nicht seine Schuld, dass ihr so heiß war. Ihm war ja selber heiß! Und er hatte Hunger. Ganz furchtbaren Hunger. Er hatte das Gefühl, dass sein Magen zu Staub zerfiel und eine dicke kleine Putzfrau ihn in seinem Inneren zu einem mickrigen Haufen zusammenkehrte. Wie auf Kommando ließ sein Magen ein fast schmerzvolles Knurren los. Regelrecht gepeinigt davon hielt er sich den Bauch, wodurch sein sturer Gesichtsausdruck fast ein bisschen schwankte. Doch schnell wurde er dadurch nur noch ärgerlicher. Er schoss der blauhaarigen Prinzessin vor ihm ein blitzartiges Funkeln in den Rücken und gab ihr einfach mal die Schuld daran. Sie redete ja nicht mit ihm! Blöde Vivi. Weil ihn das alles aus irgendeinem Grund den letzten Nerv raubte, beugte er sich in einer Kurzschlussreaktion im Laufen zu Boden, hob einen kleinen Kieselstein auf und warf ihn der Wurzel seines Übels direkt an den Hinterkopf. Die Prinzessin vor ihm zuckte kurz zusammen. Luffy grinste tückisch, als er hörte, wie sie schon Luft holte um ihm irgendeine Beleidigung an den Kopf zu werfen oder ihn in die Schranken zu weisen oder beides. Doch dann ballte sie ärgerlich die Hände zu Fäusten und lief einfach wortlos weiter ohne ihn zu beachten. Ihm klappte, zutiefst beleidigt, die Kinnlade hinunter. Diese… diese blöde Vivi! Er schnaubte fast unhörbar, beugte sich ein weiteres Mal hinab und hob noch einen Kieselstein auf, diesmal einen etwas größeren. Er hob den Stein mit ausgestrecktem Arm vor sein Gesicht, kniff ein Auge zusammen um zu zielen und schnippte ihr den Stein schließlich sanft gegen den Kopf – sanft war es aber auch nur für einen seiner Feinde, die sonst viel härtere Maßnahmen gewohnt waren. Luffy war geschockt, als Vivi diesmal nicht einmal mehr zuckte. Was ihn nur noch mehr annervte, wo er doch praktisch sehen konnte, wie sie sich vor Wut auf die Unterlippe biss. Das Spiel konnte sie nicht ewig weiter spielen. Irgendwann musste ihr einfach der Geduldsfaden reißen! Er machte den Mund auf um ihr das an den Kopf zu werfen, doch glücklicherweise konnte er sich grade noch so zurückhalten. Das wäre ja noch schöner! Er würde hier sicher nicht den ersten Schritt machen. Immerhin war er hier das Opfer und sie der Blödmann! Äh, Blödfrau! Was auch immer, sie war doof. So doof, dass er immer ärgerlicher wurde, sein Schmollen immer trotziger und sein Funkeln immer sehbarer. Er zischte irgendwas Unhörbares durch seine Zähne, beugte sich ohne den Blick von ihr abzuwenden hinunter und hob gleich eine ganze Hand voller Kieselsteine auf, um sie ihr unachtsam entgegen zu werfen. Na warte! Zwar trafen nicht alle ihren Kopf, aber die erwünschte Wirkung setzte dennoch ein: Vivi blieb zitternd stehen, ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die weißen Knöchel zu sehen waren und wirbelte wutentbrannt zu ihm herum. „Sag mal, hast du einen Knall!?“, schrie sie endlich. Luffy erschrak zunächst etwas über die plötzliche Reaktion – und ein bisschen auch darüber, was für ein gewaltiger Stein ihm vom Herzen gefallen war, als er endlich wieder ihre Stimme gehört hatte - , grub dann aber gelassen die Hände in die Hosentaschen und wandte den Kopf pfeifend weg. „Ich hab dich nicht mit Steinen beworfen“, log er sofort ungefragt und relativ (relativ?) schlecht. Wütend stemmte sie die Hände in die Seiten und stand mit wenigen bedrohlichen Schritten direkt vor ihm. „Lüg mich nicht an! Das kannst du übrigens sowieso nicht besonders gut!“ Sie verengte die Augen und funkelte ihn an. „Du hast mich mit Steinen beworfen, du Wahnsinniger! Und das hat wehgetan!“ Da drehte er den Kopf wieder zu ihr und funkelte ärgerlich zurück. „Selber Schuld, du blöde Kuh!“, schrie er in ihr Gesicht. „Du hast mich ja ignoriert!“ „Aus einem guten Grund!“, schrie Vivi zurück, ihre Wangen waren schon ganz rot angelaufen vor Rage. Luffy starrte sie erwartungsvoll an, worauf die Prinzessin fast schon arrogant entgegnete: „Ich rede nicht mit Perversen.“ „Ich bin kein Perverser!“, brauste der Captain entrüstet auf. „Ich will dich und deine Möpse doch gar nicht nackt sehen! Mann!“ Vivi wandte empört den Kopf zur Seite, der rote Schimmer auf ihren Wangen war nicht zu übersehen. Da ging Luffy ein Licht auf und es fiel ihm wie Schuppen vor den Augen. „Moment mal…“ Er musste sich fast ein bisschen das Lachen verkneifen. „Du bist doch nicht etwa sauer, weil ich dich nicht nackt sehen wollte, oder?“ Vollends entrüstet starrte Vivi den Pirat mit weit aufgerissenen Augen und vor Schock geöffnetem Mund eine Weile lang einfach wortlos an. Bis die Realität sie wieder aus ihrer Schockebene zurückholte und ihr das Blut solange in die Wangen schoss bis sie aussah wie eine überreife Tomate. „Du… du spinnst doch!“, stammelte sie aufgebracht. „Ich will gar nicht, dass du mich nackt sehen willst!“ „Ach ja? Und ich will nicht, dass du willst, dass ich dich nackt sehen will!“, schoss Luffy zurück und kreuzte anschließend triumphierend die Arme. „Was auch immer, du Idiot!“, zischte die Prinzessin verwirrt und machte im Absatz kehrt. „Und jetzt komm, es ist schon dunkel!“ Grummelnd folgte ihr der Captain und eine Weile herrschte bloß weiterhin absoluter Ärger in Vivis Gedankenwelt, doch plötzlich hielt sie erschrocken inne, blieb ruckartig stehen, wodurch Luffy zum zweiten Mal an diesem Tag direkt in sie hineinlief, und hob entsetzt eine Hand vor ihren Mund, als ihr klar wurde, was sie da soeben unbewusst ausgesprochen hatte. Es war schon dunkel! Vivis Augen weiteten sich vor Schreck und… Furcht. Dunkel. Dunkelheit. Dunkelheit in einem Dschungel. Stockfinsternissige Dunkelheit. Moment, stockfinsternissig war kein Wort. Aber es war zu finster, zu dunkel, zu gruselig um klar zu denken. Nachts in einem Dschungel konnten all die möglichen blutrünstigen Monster umherwandeln, was an sich ja nicht wirklich ein Grund zur Sorge war (Luffy-san war stark wie ein Bär und sie war auch nicht grade ein Schwächling), doch in der Nacht konnten diese Biester theoretisch einfach aus dem Nirgendwo kommen, ohne dass sie es kommen sahen! Das hier war das Revier der Bestien und nachts waren sie leichte Beute! Außerdem wollte sie um die Uhrzeit schon längst wieder auf dem Schiff sein. Und jetzt… jetzt sah es fast schon so aus, als müsste sie sich… zusammen mit Luffy-san… einen Schlafplatz suchen!? Nein! Nein, nein, nein! „Was ist los, Vivi?“, fragte Luffy verdutzt hinter ihr. Vivi schluckte ihre lächerliche Angst hinunter. „N-nichts“, antwortete sie und kicherte nervös. „Absolut gar nichts, Luffy-san.“ Luffy zog die Augenbraue hoch. „Und deswegen zitterst du also so?“ Die Prinzessin riss erschrocken die Augen auf, umarmte sich selbst und wandte den Kopf zur Seite. „I-ich zittere doch gar nicht!“, quietschte sie schrill. „Das bildest du dir bloß ein!“ Luffy schmunzelte etwas und blickte zum pechschwarzen Himmel, der von Sternen bedeckt war. „Der Dschungel ist nachts gefährlich, nicht wahr?“, sagte er mit einem Lächeln. Deswegen hat sie auch Angst, dachte er sich im Stillen und fuhr fort: „Wir sollten uns lieber einen Unterschlupf bis morgen früh suchen. Heute macht das alles keinen Sinn mehr, wir werden nachts eh nicht zurück finden.“ Vivi blinzelte ihn überrascht an. Hatte Luffy grade einen seltenen erwachsenen Moment gehabt? Aus irgendeinem Grund merkte sie, wie ihr bei seinem Anblick die Hitze in die Wangen rauschte. „J-ja“, gab sie stotternd zu und lächelte ganz leicht. „Das wäre wohl-“ Doch sie wurde von einem ohrenbetäubenden Knurren jäh unterbrochen. Es klang wie ein Monsterlöwe oder ein Bär aus der Hölle oder Zerberus höchstpersönlich und scheuchte irgendwo nicht allzu weit von ihnen entfernt massenweise von tropischen Vögeln auf, die krächzend in die Nacht davon flatterten. Fast eine Sekunde später ertönten ein Kreischen und widerwärtige schmatzende Geräusche, die darauf schließen ließen, dass gerade irgendwas von dem Ungetüm verspeist wurde. Noch bevor Vivi wusste, was sie tat, sprang sie mit einem reflexartigen „Kyaaa!“ direkt in Luffys Arme, grub verängstigt ihr Gesicht in sein Shirt, welches er zwischenzeitlich wieder angezogen hatte, und klammerte sich um seine Taille als ginge es um Leben und Tod. Luffy währenddessen warf ihre überschwängliche Umarmung fast von den Füßen und, am wichtigsten, völlig aus der Bahn. Verdutzt blinzelte er auf ihren himmelblauen Haarschopf und ihre vor Angst zusammengekniffenen Augen und Lippen hinab, überrascht als ihm bei diesem Anblick das Blut in die Wangen schoss. Sie war grade so… so… S-süß, dachte er verblüfft. Verlegen räusperte er sich in seine Hand und versuchte seinen Blutdruck wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er vergaß immer wieder, dass es tatsächlich Mädchen auf der Welt gab, die sich auch wirklich wie Mädchen verhielten. Wenn man Tag und Nacht nur Nami zu Gesicht bekam, vergaß man das beim Verhalten dieser Frau schon manchmal. Aber Vivi… Vivi war ein echtes, sehr feminines Mädchen. Das war irgendwie… irgendwie… „V-Vivi?“, stotterte er fast etwas unbeholfen und geriet bei ihrem kleinlauten (jedoch absolut niedlichen) „Nm?“ fast in Versuchung sie zu knuddeln bis sie keine Luft mehr bekam – wo sie doch schon mal in seinen Armen war und so. „Du… umarmst mich“, stellte er in ärztlich-sachlichem Ton fest und wurde sich einen Wimpernschlag später selbst seiner Worte und deren Bedeutung bewusst. Fast bereute er es sogar ein wenig das ausgesprochen zu haben, wo sie ihn doch jetzt mit Sicherheit wieder loslassen würde und zu seiner absoluten Verwunderung… wollte er das nicht. Vivi, der es selbst erst jetzt klar wurde, dass sie sich an den Captain klammerte, als wäre er der einzige Rettungsring in einem hoffnungslosen Sturm, schrak ruckartig mit geweiteten Augen auf. Als sie bemerkte, dass um sie herum schon längst alles wieder mucksmäuschenstill war (bis auf die schon gewohnten Dschungelgeräusche) und sie ihn trotzdem noch umarmte, schoss ihr das Blut in die Wangen und sie stieß ihn reflexartig mit all ihrer Kraft und beiden Händen so grob von sich weg, dass er ins Stolpern geriet und wohl hingefallen wäre – so überrascht wie er war – wenn da nicht der nahe gelegene Baum gewesen wäre. Mit großen Augen und am Baumstamm lehnend, blickte er die knallrot angelaufenen Vivi verdutzt an, die sich die Hände hielt und aussah, als hätte sie irgendeine hochgiftige Pflanze angefasst. „Hey!“, brummte Luffy, nachdem er über den Schreck hinweggekommen war. „Was sollte das denn jetzt?“ „T–tut mir Leid“, murmelte Vivi mit noch immer karmesinroten Wangen, noch immer geschockt über ihr Benehmen. „T-tut mir Leid, dass ich dich umarmt hab, Luffy-san. Ich… ich weiß auch nicht…“ Luffys Gesicht entspannte sich zu einem verlegenen Stirnrunzeln. „Macht nichts“, sagte er wesentlich teilnahmsloser als beabsichtigt. Mit kaum sehbar roten Wangen blickte er zur Seite. „Es ist ja nicht so, als hätte ich was dagegen gehabt…“ Vivis Kopf schoss verwundert hoch, verdattert blinzelte sie ihn an. „E–eh!?“ Als er realisierte, was er da eben gesagt hatte, fügte der Captain schnell hinzu: „Immerhin hast du dir ja vor Angst fast in die Hosen gemacht!“ Vivis Kinnlade klappte empört hinab. „Das ist überhaupt nicht wahr! Ich hab mich bloß ein bisschen erschrocken, das ist alles!“ „Ein bisschen erschrocken? Oh nein, Vivi, das war nicht bloß ein bisschen“, lachte Luffy fast schadenfroh und winkte es ab. „Du hast richtig gezittert. Schau mal her, so sahst du aus.“ Er ging in Position, riss die Augen so weit auf, dass die Prinzessin fürchtete seine Augäpfel könnten jeden Moment aus ihren Höhlen kullern und brachte es irgendwie fertig, dass sein gesamter Körper vibrierte wie ein Zitteraal. Anschließend kniff er die Augen zusammen und sprang mit einem Satz an den nächsten Baum, schlang die Arme ganze fünf Mal um den Stamm herum und schaffte es doch tatsächlich große Krokodilstränen aus seinen Augen kullern zu lassen. „KYAAA! Ich bin so ein Angsthase!“, quiekte er dann mit verstellter Mädchenstimme, was sich absolut lächerlich anhörte. Vivi lief vor Wut und Scham so rot an, dass ein jeder anderer wohl sofort erwartet hätte, die Lava aus ihren Nasenlöchern fließen zu sehen. „Ich bin kein Angsthase!“, schrie sie und klang dabei fast schon wie ein trotziges kleines Mädchen. „Erfind nicht einfach irgendein Zeug dazu!“ Luffy ließ vom Baum ab und grinste sie neckisch an. „Kyaaa hast du aber gemacht“, gluckste er amüsiert. Die Prinzessin zuckte ertappt zusammen und wandte, höchst peinlich berührt und verlegen, den Kopf zur Seite. „S-sei einfach still!“, stammelte sie aufgebracht. „Lass uns lieber mal einen geeigneten Schlafplatz suchen! Heute kommen wir ja eh nicht mehr aufs Schiff zurück!“ „Yay! Camping!“, rief Luffy mit einem plötzlichen Glitzern in den Augen aus, das fast blendete. „Wir campen! Es ist doch Camping, nicht wahr? Hm, Vivi? Es ist wie Camping, oder?“ Vivi seufzte, konnte sich aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen, ganz gleich wie sehr sie auch versuchte weiterhin die beleidigte Leberwurst zu spielen. „Jepp. Es ist genau wie Camping, Luffy-san.“ „YAY!“, strahlte der Captain, seine Augen leuchteten wie Crocus’ Leuchtturm bei Nacht, bevor er zu einem atemberaubend falschen Singsang ansetzte: „Wir caaampen! Caaampen! Wir caaampen! Ich liebe caaampen!“ Vivi schüttelte leise kichernd den Kopf, als Luffy tänzelnd an ihr vorbeihüpfte und weiterhin etwas von Lagerfeuer in die Nacht hinein sang. So was Ärgerliches. Irgendwie, sie wusste nur nicht wie, brachte es dieser Kerl fertig, dass man ihm doch tatsächlich nicht lange böse sein konnte. Obwohl er einen manchmal wirklich auf die Palme bringen konnte und dabei anscheinend auch noch seinen Spaß hatte. Aber vielleicht… vielleicht machte ihn gerade das so verdammt liebenswert. „Oi, Vivi! Schau mal hier!“, rief er plötzlich und Vivi blinzelte über die unerwartete Entfernung zwischen ihnen, die entstanden war, während sie so vor sich hingegrübelt hatte. Sie sah ihn nach rechts zeigen. „Da ist ’ne kleine Lichtung. Kann man da gut campen?“ Vivis Gesicht hellte sich etwas auf. „Das wird gehen!“ _ _ _ _ _ „Das reicht! Wir gehen nach ihnen suchen!“ Der männliche Rest der Crew hielt verdutzt während des Essens inne, als Nami so plötzlich die Hände auf den Tisch geknallt und aufgestanden war. Verärgert, jedoch irgendwo sorgenvoll blickte sie dominierend in die Runde und strafte jeden einzelnen ihrer Jungs und Rentiere mit einem Ausdruck, der keine Widerworte zuließ. Usopp und Sanji wechselten sofort verständnisvolle Blicke, während Zoro dafür bloß ein Grunzen übrig hatte (sich aber trotzdem nicht traute ungerührt weiter zu essen) und Chopper verdutzt von Nami zu den anderen blickte. Sanji war der einzige, der lebensmüde genug war, darauf einen Einspruch zu erheben: „Nami-san, ich verstehe dich ja, aber es ist Nacht-“ „Das ist mir egal!“, fauchte die Navigatorin aufgebracht und schlug die Hände wiederholt auf den Tisch, sodass Chopper doch tatsächlich zusammenzuckte. „Wir sind beim Essen! Und es ist ruhig! Und ich hab noch mein ganzes Steak auf dem Teller! Seht ihr, was da nicht stimmt?“ „Luffy hat noch nie das Essen verpasst“, beantwortete Usopp und runzelte besorgt die Stirn. Nami nickte energisch. „Eben!“, rief sie nachdrücklich. „Macht ihr euch denn überhaupt keine Sorgen? Hm!?“ Sie wandte sich dem Schwertkämpfer zu, welcher gerade seelenruhig aus seiner Sakeflasche trank und fauchte ein gefährliches: „ZORO?“ Dieser verschluckte sich prompt am Alkohol und hustete ein heiseres: „N-na ja, eigentlich kann Luffy ziemlich gut auf sich selbst aufpassen und-“ „Halt die Klappe, dich hat keiner gefragt!“, donnerte sie abweisend und wandte sich dann mit einem plötzlich flehenden, aber ungelogen absolut attraktiven Ausdruck einer Jungfrau in Nöten dem Smutje zu. „Sanji-kun? Sanji-kun, ich hab doch Recht, stimmt’s? Machst du dir denn nicht auch ganz furchtbare Sorgen? Hm?“ „Ich bin absolut krank vor Sorge, meine Göttin der Sinnlichkeit!“, säuselte Sanji augenblicklich und puffte kleine Rauchherzchen in die Luft. „Ich werde heute Nacht sicher kein Auge zutun können, bis mein ehrenwerter Captain sicher in seiner Hängematte schlummert und meine süße Vivi-chwan in ihrem wohligen Bettchen ruht!“ „Aber jetzt nach ihnen zu suchen ist absoluter Wahnsinn, Nami“, schaltete sich Usopp ein und blickte aus dem Bullauge. „Bei Nacht in einem Dschungel eine große Suchaktion zu starten, ist wie die Jagd nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Bei Tag ist das schon schwer, aber bei Nacht ist das eine total vergebliche Rettungsaktion, bei der wir im schlimmsten Fall der Fälle sogar noch selbst draufgehen.“ Nami biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. „A-aber… wir können sie doch nicht einfach sich selbst überlassen!“, widersprach sie eisern, obwohl sie tief ihm Inneren ganz genau wusste, wie Recht der Scharfschütze hatte. „Was ist, wenn sie angegriffen wurden? Vielleicht sind sie ja verletzt! Sie brauchen vielleicht Hilfe! Und auch wenn sie nicht verletzt sind, wo sollen sie denn schlafen!? Nachts wird es bestimmt ganz furchtbar kalt werden!“ Plötzlich hielt sie inne, als ihr eine Idee kam. Mit blitzenden Augen drehte sie den Kopf wieder zu Sanji und sagte fast lieblich: „Na ja, Gott sei Dank hat Vivi unseren Luffy bei sich, damit er sie mit seinem Körper wärmen kann. Wenn ihr kalt ist, schmiegt sie sich einfach ganz eng in die starken Arme unseres niedlichen Captains, der sie ja ach so gut versteht, und wer weiß wie heiß die Nacht dann doch noch wird… Nicht wahr, Sanji-kun?“ Sanji hielt während dem Einräumen verschiedener Utensilien stocksteif inne und erschien für ein paar Sekunden wie schockgefroren. Nach weiteren Atemzügen fing er an zu zittern, zu beben, die unterdrückte Wut war beinahe zu sehen. Und noch ein paar Herzschläge später explodierte er vollkommen wie ein Pulverfass, oder mehr noch wie eine ganze Atombombe, sehr zu Namis Zufriedenheit. „ALS OB ICH DAS JEMALS ZULASSEN WÜRDE!“ Usopps Mundwinkel zuckte verdattert. „Oh nein, sie hat den Sanji-Joker gezogen.“ Chopper blickte verwundert zu Zoro empor. „Ist das nicht Schummeln?“ Zoro grunzte. „Überrascht dich das etwa? Sie ist der Teufel.“ Ungerührt nuckelte er an seiner Sakeflasche. „Die führt sich immer so auf, als wäre sie hier der Captain oder zumindest der Vize…“ „WEHE DIESER SCHEIß TROTTEL FASST SIE AUCH NUR AN!“ Während Sanji wutentbrannt sein Jackett überzog, zuckte Nami mit einem zuckersüßen Lächeln die Schultern. „Tja, Zoro, wenn wir einen Vize hätten, dann müsste ich hier auch nicht so hart durchgreifen.“ „Wer sagt denn, dass wir keinen Vize haben?“ „ICH WERDE IHN FLAMBIEREN, WENN ICH DIE BEIDEN NACKT ERWISCHE!“ Ausnahmslos alle, außer Sanji, welcher zu sehr beschäftigt damit war über den Captain zu schimpfen, starrten Zoro mit tellergroßen Augen an, da dieses Statement viel zu unerwartet in den Raum geworfen worden war. Nami blinzelte verdutzt. „Zoro? Wie meinst du das?“ „Wir haben einen Vize?“, fragte Chopper verwirrt und blinzelte. „Natürlich haben wir den!“, rief Usopp mit einem stolzen Grinsen, seine Chance witternd. Er warf sich siegerisch in Pose – ein Glück für ihn, dass Sanji grade zu beschäftigt war über jemand anderen zu schimpfen, denn sonst hätte er ihm mit einem Hackmesser sicherlich das Bein dafür abgeschlagen, dass er es auf seinen Esstisch abgestellt hatte – und zeigte gen Himmel. „Und der Vize ist kein anderer als-“ „Das bin dann wohl ich“, verkündete Zoro mit ungerührter Ernsthaftigkeit. Usopp gefror in seinen Bewegungen, Namis Augen weiteten sich geschockt, Chopper blinzelte naiv von einem zum anderen und sogar Sanji hatte zwischenzeitlich aufgehört herumzubrüllen. „Ach, sag bloß?“, fauchte Nami ungläubig, welche sich als erstes wieder gefangen hatte. „Und wie, wenn ich fragen darf, kommst du plötzlich zu dieser glorreichen Erkenntnis?“ „Ganz einfach“, brummte der Schwertkämpfer und kreuzte teilnahmslos die Arme vor der Brust. „Ich war Luffys erster Mitstreiter, ergo sein erster Maat. Ein erster Maat ist automatisch dem Vizekapitän gleichgestellt.“ Er musste fast schadenfroh schmunzeln, als er Namis sprachlos offen stehenden Mund sah. „Was im Klartext bedeutet, solange Luffy weg ist“, ein fast schon bösartiges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, „wird hier getan, was ich sage.“ Namis Kinnlade klappte fassungslos zu Boden und auch die Gesichter der anderen sahen nicht gerade anders aus. Der einzige, dessen Gesichtsausdruck nicht von Schock, sondern viel mehr von Ekel und Wut dominiert wurde, war kein geringerer als Sanji, dessen Fass sowieso schon bei Namis anzüglichen Anspielungen auf Luffys und Vivis Interpretation einer gemeinsamen Nacht übergelaufen war. „WAS!“, brüllte er aufgebracht und zog wie ein wütender Stier an seiner Zigarette. „Wenn du allen Ernstes glaubst, dass ich nach deiner Pfeife tanzen werde, dann hat sich dein Hirn voller Scheiße aber gehörig geschnitten, du scheiß Kaktusschädel!“ „Ich bin auch dagegen!“, schaltete sich Usopp mit aufgeblähten Wangen ein. „Wenn hier einer der Vizekapitän ist, dann bin das ja wohl ich!“ „Ach ja?“, brummte Zoro bedrohlich und funkelte dem Scharfschützen einen derart gefährlichen Todesblick zu, dass dem Jüngeren ein schrilles Quieken der Angst entfuhr, ehe er sich hinter der Navigatorin versteckte, die scheinbar immer noch nicht fassen konnte, was Zoro da soeben verkündet hatte. „Andererseits“, lachte Usopp nervös und winkte es ab, „steht dir die Rolle viel besser. Go, Vizecaptain Zoro!“ Er schenkte ihm ein nicht ganz ehrlich gemeintes Daumenhoch. „Nami-san!“, rief Sanji eindringlich der Orangehaarigen zu. „Sag du doch auch mal was! Bist du damit etwa einverstanden?“ Nami blickte noch immer wortlos zu Boden. „Tja“, sagte sie erstaunlich ruhig und gelassen. „Dann ist es wohl beschlossene Sache. Zoro ist der Vize.“ Als sie schließlich aufblickte, gefroren alle beim Anblick des wohl diabolischsten Grinsens, das sie alle jemals in ihrem Leben gesehen hatten. „Du hast ab jetzt das Kommando, Zoro.“ Usopp wich augenblicklich Angst erfüllt von ihr weg. „Oh mein Gott, sie brütet Todespläne aus! Ich kann die sadistischen kleinen Rädchen in ihrem Gehirn schon rotieren sehen!“ „Sie wird ihm das Leben zur Hölle machen!“, rief Chopper panisch aus. „Zur Hölle!“ Sanji zündete sich mit geweiteten Augen eine Zigarette. „Rest in Pieces, Alter“, sagte er an Zoro gewandt. „Ich werd’ dich zwar nicht vermissen, aber ich respektiere deinen Mut.“ „Kommt wieder auf den Teppich“, brummte Zoro wesentlich gefasster, als er sich bei Namis Anblick fühlte. „Die wird mir bloß die Schulden verdoppeln… verdreifachen… vervierfachen… oder mehr. Solange… bis ich nicht mehr zahlen kann…“ Ihm war bei diesem Gedanken plötzlich speiübel, aber ganz ehrlich? Das war ihm das hier wert. Schon allein um die Dämonin und den Ero-Koch rumzukommandieren würde er seine Seele verkaufen, von seiner eigenen Großmutter einmal ganz zu schweigen. „Hach, du kennst mich so gut“, zwitscherte Nami plötzlich in Bestlaune. Wahrscheinlich weil Zoros Schulden mittlerweile so hoch waren, dass er sich rein theoretisch schon die Worte ‚Namis Sklave’ auf die Stirn tätowieren lassen konnte. Chopper blickte verdutzt zu Zoro. „Heißt das jetzt, dass wir auf dich hören müssen? So wie bei ‚Simon sagt’?“ Na ja, das wohl eher nicht, aber… „Wenn du das so sehen willst. Nur heißt unser Spiel hier ‚Zoro sagt’.“ Irgendwie gefiel ihm das alles jetzt schon ungemein. So sehr, dass er fast hämisch auflachte. Das Rentier grinste in die Runde. „Klingt lustig! Okay, ich spiele mit!“ Sehr gut, drei waren aus dem Rennen, da war es nur noch einer. Zoro blickte zum Smutje und hielt dessen Funkeln gelassen stand. „Es steht vier gegen einen, Ero-Koch. Füg dich der Mehrheit oder spring von Bord.“ Sanji, der sich sehr wohl bewusst war, dass er hier mit seiner Meinung nicht mehr weit kam, zischte ein angesäuertes „Tch“ durch seine Zähne und wandte den Kopf zur Seite. „Als ob ich Nami-san allein bei euch ungehobelten Primaten zurücklassen würde.“ Er atmete tief das Nikotin ein, um sich zu beruhigen. „Na bestens“, grinste der Schwertkämpfer triumphierend und stützte die Arme auf dem Tisch ab. „Okay, dann ist hier der Plan.“ Er blickte, plötzlich wieder ernst, in die Runde. „Wir essen jetzt in Ruhe zu Ende, bringen erstmal wieder unseren Blutdruck unter Kontrolle und schalten unsere Sorgen bis morgen früh fürs Erste mal ab. Luffy ist ein zäher Bursche, dem passiert so schnell in einem Dschungel nichts und Vivi ist rational genug, um seine vorlaute Nase aus allem Chaos herauszuhalten. Die werden gegenseitig lange genug auf sich aufpassen können, bis wir sie holen kommen.“ Nami legte überlegend den Kopf schief und auch alle anderen mussten nickend zugeben, dass sich das alles weitgehend plausibel anhörte. „Deswegen“, fuhr Zoro fort, „holen wir uns die Mütze Schlaf, die wir grade echt gebrauchen können und treffen uns morgen um Punkt sechs Uhr draußen vor dem Schiff. Bis dahin sollten ein paar Lunchboxen präpariert sein, Koch.“ Er schoss dem Smutje einen Seitenblick zu, welcher darauf nur eine Beleidigung zischte, sich scheinbar aber fügte. Fast musste Zoro über diese Genugtuung so breit Grinsen, wie es sonst nur Luffy vermochte. „Nami, du hast die Karte von dieser Insel doch schon fertig, oder?“ Die Navigatorin blinzelte und nickte schließlich. „Glaubst du, du könntest bis morgen eine Kopie davon anfertigen?“ Nami war regelrecht empört. „Na hör mal, Herr Vizekapitän! Wenn nicht ich, wer dann?“ Zoro grinste. „Sehr gut. Usopp, du bereitest ein paar Rauch- und Lichtpatronen für die Pistolen vor, damit wir uns wieder finden.“ Der Scharfschütze nickte grinsend. „Chopper, du legst dir deine gesamte Ausrüstung zurecht, nur für den Fall der Fälle.“ Auch von dem Rentier, der das alles ganz unglaublich aufregend fand, erhielt er ein Nicken. „Wir brechen dann sofort in aller Frühe auf und bringen die beiden sicher zurück. Irgendwelche Einwände?“ „Nicht die Geringsten, Vizecaptain Zoro!“, grinste Usopp. Er musste sich neidlos eingestehen, dass Zoros kleine Ansprache gerade ziemlich cool gewesen war. Nami war fast, aber nur fast ein bisschen beeindruckt. „Nicht schlecht, Zoro“, gab sie mit einem imponierten Lächeln zu. „Du hast da wirklich an alles gedacht.“ „Das war so was von cool!“, strahlte Chopper mit funkelnden Augen. „Wie eine Kriegsbesprechung! Oder bei einem Überfall! Zoro, du bist so was von cool!“ „Ich hab einen Einwand“, schnaubte Sanji plötzlich und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Zoro rollte mit den Augen. „Wen wundert’s. Unsere Zicke hat doch immer was zu meckern“, brummte er. „Eigentlich ist es eher eine zugegebenermaßen sehr berechtigte Frage an unseren neuen Vizekapitän, bevor er offiziell sein Amt antritt“, grinste der Smutje plötzlich überlegen und stützte beide Arme auf dem Tisch ab, um sich zum Schwertkämpfer hinabzubeugen, bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten. „Verrat mir mal, wie du um sechs Uhr auf den Beinen sein willst! Ich kann dir nämlich jetzt schon versprechen, dass wir verdammt noch mal ohne dich losgehen, wenn du wieder verpennst, Vizecaptain hin oder her!“ Der Schwertkämpfer verengte kurz die Augen, schloss sie dann aber, seine Gesichtszüge entspannten sich. „Ich werde sicher nicht verpennen. Ganz sicher nicht.“ „Ha!“, rief Sanji aus. „Das glaub ich erst, wenn ich’s sehe! Du würdest doch locker sogar deine eigene Hochzeit verpennen, ganz zu schweigen von-“ „Ich verpenne nicht“, sagte Zoro so schneidend und ernst, dass der Smutje doch tatsächlich verstummte. „Nicht wenn es um den Captain geht.“ Auf einmal war die Stille im Raum so erdrosselnd, dass sie einem jeden Außenstehenden die Kehle zugeschnürt hätte. Die Anspannung war so dick, so fühlbar, so da, dass man sie fast anfassen, wenn nicht sogar schneiden konnte. Alle Augenpaare ruhten auf Zoro und jedem einzelnen von ihnen wurde in diesem Moment eines ganz und gar bewusst: Dieser Eisklotz von Schwertkämpfer, der sich immer so unnahbar gab, sorgte sich hier in Wahrheit am meisten. Als Zoro bemerkte, wie ihn alle, sogar Sanji, mitleidig anstarrten, räusperte er sich ungelenk, lief rot an und blickte verlegen zur Seite. „Außerdem war da doch noch was von einer Billion, wenn wir Vivi sicher nach Alabasta bringen, wenn ich mich nicht verhört habe?“ Alle drei männlichen Crewmitglieder blinzelten verstört, nur Nami begann plötzlich zu strahlen wie die Sonne höchstpersönlich. „Du erlässt mir meine Schulden, wenn ich dir die Billion hole, so war’s doch abgemacht. Oder, Nami?“ Nami nickte begeistert und schlug verzückt die Hände neben dem Gesicht zusammen. „Aber ja, aber ja natürlich! Versprochen ist versprochen!“ „Vivi-chwaaan! Gräm dich nicht, dein holder Prinz in goldener Rüstung ist unterwegs um dich vor dem großen bösen Riesenaffen zu erretten!“ „Ich will noch mal ‚Zoro sagt’ spielen!“ Usopp schlug sich gegen die Stirn. „Ich bin umringt von herzlosen Egoisten.“ _ _ _ _ _ „Du verarscht mich doch.“ Luffy starrte mit verzogenem Gesicht auf die ungerade Linie, die soeben mit einem dünnen Ast durch den sandigen Boden der kleinen Lichtung gezogen wurde. Vollkommen entsetzt blickte er wieder zu Vivi auf, die den Ast gerade gelassen über ihre Schulter in den nächstbesten Busch warf und schließlich ungerührt die Arme vor der Brust kreuzte. „Was soll der Mist, Vivi?“, beschwerte der Captain sich lautstark und zeigte auf die Trennlinie. „Reine Vorsorgemaßnahme“, entgegnete die Blauhaarige mit einem Schulterzucken. „Ein Mädchen muss auf Nummer sicher gehen, wenn es mit einem pubertierenden, testosterongesteuerten Kerl in einem dunklen Dschungel über Nacht festsitzt. Ich weiß schließlich nicht, wozu ein Piratencaptain wie du fähig ist. Ich hab gehört, ihr nehmt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und Brüste hat…“ Luffy funkelte sie ärgerlich an. „Ich hab aber Geschmack!“ Vivi verengte die Augen und stemmte die Hände in die Seiten. „Was soll das denn jetzt heißen?“ „Gar nichts“, flötete der Schwarzhaarige gespielt unwissend und blickte pfeifend zur Seite. Bevor die Prinzessin sich wieder unnötig aufregen konnte, schluckte sie ihren Ärger lieber hinunter und zeigte auf die Linie. „Jedenfalls“, verkündete sie mit Nachdruck, „solltest du es lieber nicht wagen diese Linie zu überschreiten, klar?“ Fast neugierig schoss er zurück: „Ach ja? Und wieso nicht? Was passiert denn, wenn ich’s doch tue?“ Zunächst war Vivi sprachlos und starrte bloß mit offenem Mund zurück, doch dann fiel ihr Luffys angeborene Naivität ein, für die man ihn gar nicht so lange wie die anderen kennen musste, um sie zu bemerken. Triumphierend grinste sie ihn an. „Wenn du diese Linie überschreitest“, sagte sie so düster, wie ein gebrechlicher alter Seher, „wirst du niemals Piratenkönig werden und das One Piece rückt in unerreichbare Ferne!“ Luffys Kinnlade klappte sofort hinunter, doch Rationalität siegte in diesem Fall ausnahmsweise über seinen Reflex. „Du LÜGST!“, rief er und zeigte auf sie, als klage er die Prinzessin einem grauenhaften Verbrechen an. „Das geht gar nicht! Das geht nicht einfach so, bloß weil du es sagst! Das geht nicht!“ Vivis Augen blitzten lauernd auf. „Willst du’s wirklich herausfinden, Luffy-san?“ Sein Mund klappte sprachlos zu, ihm blieb nur noch übrig sie trotzig, jedoch wortlos anzufunkeln. Vivi grinste überlegen. „Dachte ich’s mir doch.“ Und damit machte sie im Absatz kehrt um zu ihrem Rucksack zurück zu laufen, den sie vorhin irgendwo unachtsam zu Boden geschmissen hatte. Das Seltsame war bloß… er war nirgendwo zu sehen. Die Prinzessin blinzelte verdutzt. „Hm? Wo ist mein Rucksack?“ Ihr erster Gedanke war, dass sie sie ihn vielleicht versehentlich in das Gestrüpp geworfen hatte, doch als sie gerade nachschauen wollte, gefror sie plötzlich und ihr Ausdruck verdunkelte sich bei dieser Einsicht. Okay. Okay! Was zu viel war, war einfach zu viel. „Das… glaub ich jetzt nicht…“, presste Vivi mit unterdrückter Wut und zitternden Fäusten durch ihre Zähne, ehe sie wutentbrannt zu dem Piratencaptain hinter ihr herumwirbelte, welcher sich gerade seelenruhig nach etwas Essbarem umblickte. „MONKEY!“, brüllte sie und machte einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. „D!“ Noch ein Schritt. „LUFFY!“ Luffy zuckte erschrocken zusammen und drehte sich dann ganz langsam mit vor Schock weit aufgerissenen Augen zu ihr herum. Bevor ihn Angstschweißausbrüche in den Ausmaßen der Niagarafälle überfallen konnten, realisierte er glücklicherweise, wer da vor ihm stand und fasste sich mit einem erleichterten Seufzen ans Herz. „Puh“, lachte er nervös. „Ganz kurz dachte ich, du wärst Nami.“ Immerhin benutzte nur die seinen vollen Namen und das auch nur, wenn er was ausgefressen hatte. Irgendwie benutzten Frauen ständig den vollen Namen desjenigen, der irgendetwas angestellt hatte… Moment. Mit einem verdutzten Blinzeln blickte er auf und starrte direkt in die vor Rage brodelnden Augen der Prinzessin. Die Schweißausbrüche überkamen ihn schließlich doch noch. „I-ich hab nichts gemacht! Ehrlich nicht!“ „Ach ja?“, zischte Vivi erbost und stemmte die Hände in die Seiten. „Und wo ist dann bitte mein Rucksack? Hm? HM!?“ „Woher soll ich das denn wissen?“ Luffy wich einen Schritt zurück, als sie sich Unheil versprechend vorbeugte. „Du hast ihn wahrscheinlich verloren oder so!“ „Ich bin nicht du!“, schoss sie zurück. „Du bist der einzige, den ich kenne, der es schaffen würde etwas so großes wie einen Rucksack einfach so zu verlieren!“ Sie machte noch einen drohenden Schritt auf ihn zu. „Also spuck’s schon aus, Luffy-san! Wo hast du meinen Rucksack versteckt?“ Luffy verengte die Augen. „Kannst du mir mal erklären, was ich mit deinem Rucksack soll? Ich hab einen eigenen!“ „Keine Ahnung!“, fauchte Vivi. „Vielleicht betreibst du hier ja irgendeine lächerliche Art von Rache, weil ich die Trennlinie gezogen hab!“ Doch dann hielt sie verdutzt inne und schüttelte bestimmt den Kopf. „Nein, das kann gar nicht sein. Auf so was würdest du nie kommen.“ Während Luffy sich mit einem lautstarken „Hey!“ beschwerte, besann sich Vivi wieder. „Ach, gib mir einfach meinen Rucksack wieder!“ „Ich hab deinen blöden Rucksack aber nicht, verdammt!“ „Wenn du ihn nicht hast, wer denn dann!? Haben ihn etwa die Affen geklaut!?“ Wie auf Kommando landete eine schwere Taschenlampe mit einem dumpfen Knall direkt auf Luffys Kopf und ließ beide augenblicklich mit geweiteten Augen verstummen. Ganz kurz fiel Vivi ein Stein vom Herzen, dass die Taschenlampe nicht sie, sondern den Gummimenschen getroffen hatte, welchem es überhaupt nichts ausmachte; einen normalen Menschen hätte diese Taschenlampe nämlich sofort erschlagen. Doch schon im nächsten Moment klappte ihr fassungslos die Kinnlade runter, als sie realisierte, dass diese Taschenlampe ihrem Rucksack entstammte! Ein albernes, animalisches Glucksen holte beide wieder in die Realität zurück und als sie die Köpfe nach oben wandten, trauten sie fast ihren Augen nicht, als sie tatsächlich einen Schimpansen auf dem nächst gelegenen Baum sitzen sahen, der Vivis Rucksack mit einer Hand herumschleuderte und sich sichtbar köstlich amüsierte. Grinsend griff der Affe blitzschnell in den gelben Rucksack und fischte ein kleines Päckchen heraus, welches er ebenfalls auf Luffy warf, doch diesmal konnte sich der Pirat gerade noch rechtzeitig ducken. „Hey! Was zum Teufel soll das werden!?“, entrüstete sich Luffy angesäuert, worauf der Schimpanse begeistert anfing lachend in die Hände zu klatschen, was den Schwarzhaarigen nur noch wütender machte „Lachst du mich etwa aus!? Na warte, du feiger Affe! Komm da runter und kämpf mit mir wie ein Mann!“ „Ein… ein Affe hat meinen Rucksack geklaut“, nuschelte Vivi ungläubig und konnte noch immer nicht fassen, dass ihre sarkastische Bemerkung da oben tatsächlich Form angenommen hatte. „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz…!“ To Be Continued... Kapitel 2: Östliche Sonne und Süßwasserscherben [#02] ----------------------------------------------------- Author's Notes: Yay, nur noch 16 Seiten. *löl* Aber unbedingt viel weniger ist das jetzt auch wieder nicht. *drop* Naja, lesen wird's hoffentlich trotzdem wer. :3 Danke an Dark-Nami! *knuff* Herzlichen Glückwunsch, du bist die Einzige, die sich durchgekämpft hat und gewinnst eine... äh, Waschmaschine? xD" - - - - - - - TWO: Östliche Sonne und Süßwasserscherben „Äffchen, Äffchen, Äffchen… du bist ein braves kleines Äffchen, nicht wahr?“ „Pfft.“ „Halt die Klappe, Luffy-san!“, zischte Vivi ihm beiläufig zu und widmete sich dann wieder voll und ganz dem Schimpansen, der noch immer grinsend auf dem Ast hockte und ihren Rucksack in großen Kreisen umherschleuderte – es war ein Wunder, dass nichts heraus fiel. Vivi zwang ein wackliges Grinsen auf ihr Gesicht und streckte die Arme aus. „Komm schon, Äffchen, Äffchen, Äffchen! Du süßes kleines Äffchen! Sei ein braves Äffchen!“ „Pfft“, lachte Luffy wiederholt, welcher auf seiner Seite der Lichtung im Schneidersitz saß und mit seinem kleinen Finger gelassen in der Nase herumpopelte, und grinste der Prinzessin neckisch entgegen. „Klappt wohl nicht besonders gut, was?“ Vivi schoss ihm ein gefährliches Funkeln zu. „Es würde vielleicht besser klappen, wenn du mir helfen würdest, anstatt da seelenruhig zu sitzen und in der Nase zu bohren!“ Der Captain schnipste überlegen lachend einen Popel von seinem Finger und kreuzte anschließend triumphierend die Arme vor dem Brustkorb. „Das würde ich ja echt gern tun“, lächelte er düster. „Aber leider ist da diese Linie“, er zeigte auf die unebene Grenze, welche die Prinzessin vorhin mit einem Stock in den sandigen Boden gezogen hatte, „und wenn ich die überschreite, werde ich niemals Piratenkönig.“ Vivi klappte sprachlos die Kinnlade hinunter. Das war doch nicht zu fassen! Da benutzte dieser hirnlose Gummicaptain doch tatsächlich ihre eigenen Methoden gegen sie! Sie musste zugeben, manchmal war Luffy wirklich gerissener, als man es ihm je zutrauen würde – oder aber er war einfach wirklich so blöd und glaubte, dass er niemals Piratenkönig werden würde, wenn er diese Linie überschritt. Den Affen, obwohl der ja eigentlich kein Wort verstand, freute es jedenfalls. Er turnte begeistert einen Ast höher und sprang dort angekommen vor Lachen wiehernd auf und ab. Vivi allerdings verzweifelte fast. „Äffcheeen“, maulte sie fast etwas weinerlich. „Bitte gib mir meinen Rucksack wieder?“ „Hm“, machte Luffy plötzlich und legte nachdenklich den Kopf schief. „Ich könnte dir den Rucksack mit einem ‚Gum Gum Her Damit!’ zurückholen, ohne dass ich die Linie überschreiten muss…“ Die Prinzessin wirbelte augenblicklich mit einem überglücklichen Strahlen zu ihm herum und schlug dankbar die Hände neben dem Gesicht zusammen. „Luffy-san! Du bist der Beste! Bitte tu das!“ „… aber ich hab keine Lust.“ Vivi beobachtete fassungslos und mit offenem Mund, wie sich der Schwarzhaarige mit einem Gähnen zurückfallen ließ und den Strohhut ins Gesicht zog. Entrüstet blinzelte sie ihn, oder besser gesagt seinen Strohhut an. „Du…“, begann sie vollkommen überrumpelt. „Du… hast keine Lust!?“ Unter seinem Strohhut blitzte ein triumphierendes Grinsen hervor. „Weißt du, ich hab Hunger, Vivi“, gähnte er schließlich ausgiebig. „Und wenn ich Hunger hab, dann hab ich zu absolut gar nichts Lust.“ Nun war Vivi es, die sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen konnte. „Also, wenn’s nur das ist“, flötete sie lieblich und zeigte den Baum hinauf, in welchem der Affe saß und so langsam zickig wurde, weil ihm keiner Beachtung schenkte. „Da oben wachsen Mangos, also ‚Gum Gum’ dich doch einfach da hoch und hol dir ein paar. Und bei der Gelegenheit auch gleich meinen Rucksack!“ „EHRLICH!?“, rief der Captain plötzlich überglücklich und war sofort mit einem freudestrahlenden Glitzern in den Augen und einem gigantischen Grinsen auf den Lippen auf den Beinen. Doch als die Realität ihn wieder aus seiner Traumwelt zurückholte und sein Blick auf die Linie am Boden fiel, verdunkelte sich sein Gesicht zu einem niedergeschlagenen Ausdruck. „Nein. Unmöglich. Das kann ich nicht. Der Baum steht auf deiner Seite der Linie.“ Vivi blinzelte verdutzt. „Na und?“ „Alles auf deiner Seite gehört dir“, sagte Luffy, als wäre es Allgemeinwissen. „Und der Codex besagt-“ „Es gibt keinen Codex“, murmelte die Blauhaarige verdutzt dazwischen, würde aber überhört. „-dass alles in deinem Revier von mir nicht angefasst werden darf, genau so wie du nichts auf meiner Seite der Linie für dich beanspruchen darfst“, erläuterte er fachmännisch und zeigte anschließend nach rechts. „Ich würde auch nicht wollen, dass du dich an meinem Lagerfeuer aufwärmst, deswegen kann ich deine Mangos auch nicht essen. So ist eben der Codex.“ Die Augenbraue der Prinzessin zuckte genervt empor. Ah, das Lagerfeuer. Das große, ehrwürdige Lagerfeuer. Vivi hatte nicht schlecht gestaunt, als ihr vor ungefähr einer halben Stunde plötzlich Rauch in die Nase gestiegen war. Nachdem sie sich nur noch mit dem Schimpansen und dem Rückerlangen ihres Rucksackes beschäftigt hatte, war Luffy anscheinend langweilig geworden und so hatte er sich etwas umgesehen. Da war ihm das kleine Päckchen aufgefallen, dass der Affe vorhin auf ihn geworfen, dass ihn aber verfehlt hatte und es stellte sich heraus, dass es das Päckchen Streichhölzer war, dass Nami für den Fall der Fälle jedem von ihnen mit Ausnahme von Luffy („Du entfachst sonst womöglich noch den größten Waldbrand der Weltgeschichte!“) in den Rucksack gepackt hatte. Nachdem er unauffällig Feuerholz gesammelt und das Feuer gezündet hatte, brannte sein so sehr ersehntes Lagerfeuer lichterloh – was nur dazu führte, dass er wieder sein Camping-Lied von vorhin angestimmt hatte. (Da hätte wirklich bloß noch gefehlt, dass er sich splitternackt auszog, sich eine Häuptlingskrone aufsetzte und um das Lagerfeuer eine Art Huldigungstanz vollführte; Vivi hätte es ihm zugetraut.) Wie auch immer, Vivi war sich sicher, dass das Lagerfeuer ihm gar nicht so heilig war, wie es den Anschein machte, dass es auch keinen Codex gab musste sie erst gar nicht erwähnen und daher lag der wahre Grund für dieses kleine Spielchen hier klar auf der Hand: Eine fiese, intrigante und verdammt noch mal starrsinnige Retourkutsche. Sie schätzte, Luffys Sturheit und sein Hunger hatten miteinander gekämpft, doch am Ende hatte der Dickkopf, wie nicht anders zu erwarten, haushoch gesiegt. Hier allerdings würde sein Sturkopf ganz sicher nicht siegen. Denn Vivis Dickschädel war einfach stärker! „Das alles“, sagte sie höchst angesäuert, „hast du dir grade ausgedacht.“ „Hab ich gar nicht!“, schoss Luffy entrüstet zurück. Vivi kreuzte überlegen die Arme vor der Brust. „Ach ja? Und wo sonst hast du den ganzen Schwachsinn dann bitte her?“ „Das weiß ja wohl jeder! Wegen solchen Sachen sind schon Kriege entstanden!“, erklärte er vollkommen überzeugt mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck. „Der Codex ist heilig. Basta.“ Die Prinzessin zog die Augenbrauen hoch und blickte ungläubig drein, als es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. „Hat dir Usopp-san das erzählt?“ Luffys Blick wurde achtsam. „Und wenn es so wäre?“ Vivi seufzte entnervt und fasste sich an die Stirn. „Okay, hör zu“, sagte sie so ruhig es ging. „Vergiss doch einfach mal die Linie, ja? Ich will meinen Rucksack und du willst die Mangos.“ Nach einer Eingebung fügte sie hinzu: „Ich verrate auch keinem, dass du den Codex missachtet hast.“ Luffy zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Und was ist mit meinen Thesauren?“ Vivi blinzelte. „Mit deinen was?“ „Du hast die Linie wegen meinen Tarantulas gezogen“, wiederholte er ganz selbstverständlich. Der Blick der Prinzessin indessen wurde immer verständnisloser. „Was?“ Luffy allerdings wurde langsam genervt. Ehrlich, war sie wirklich so schwer von Begriff oder tat sie nur so? „Meine Transmitter“, wiederholte er abermals, mit mehr Nachdruck. „Du hast gesagt, du hast Angst vor ihnen oder so. Du weißt schon, meine Testikel eben.“ Schlagartig lief Vivi scharlachrot an, ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „WAS!“ „Meine TRE-“ „TESTOSTERON!“, schrie die Blauhaarige mit vor Schock ganz quietschig-hoher Stimme dazwischen – das Wort Testikel klang so ekelhaft wie auch falsch, besonders aus Luffys Mund. „Es ist Testosteron! Nicht Thesauren, nicht Tarantulas, nicht Transmitter und am aller wenigsten Testikel! TES-TOS-TE-RON!“ Luffy runzelte die Stirn. „Mann, bist du kompliziert“, sagte er unverblümt. „Das hättest du auch von Anfang an so sagen können.“ Vivi blickte ihn eine Weile lang einfach nur sprachlos mit einem Ausdruck zwischen vollkommenen Entsetzen und einer Art obskurem Mitleid an. Doch dann entschloss sie sich nicht weiter darauf einzugehen, denn mal ehrlich, es hätte sowieso keinen Sinn, es ihm zu erklären. „Oh Gott, vergiss es einfach!“, sagte sie stattdessen völlig überfordert. „Vergiss dein Testosteron, vergiss den Codex und vergiss die verdammte Linie! Hier!“ Mit einem Mal schnellte ihr Fuß nach vorne und verwischte die Linie dort, wo der Captain stand. „Bitteschön! Die Linie ist zerstört! Und jetzt mach, dass du da hoch kommst!“ Der Schwarzhaarige funkelte ihr noch einen letzten trotzigen Blick zu (vielleicht fühlte er sich ja irgendwie in seiner Camperehre verletzt) und schlenderte anschließend mit gebückter Haltung und in den Hosentaschen vergrabenen Händen lustlos an ihr vorbei, während er etwas vor sich hingrummelte, dass sich verdächtig nach so etwas in der Art anhörte: „Mann, sind alle Frauen so? Wieso überhaupt eine Linie ziehen, wenn sie am Ende sowieso wieder wegkommt?“ Vivi rollte mit den Augen und wandte sich zu ihm herum, doch als sie ihn einfach nur reglos dastehen und in den Baum schielen sah, runzelte sie verdutzt die Stirn. „Was ist los, Luffy-san? Schlägst du Wurzeln oder holst du mir bitte endlich meinen Rucksack?“ „Ähm. Ich würde ja.“ „Aber?“, presste sie genervt hervor. „Aber der Affe ist weg.“ „Oh, der Affe ist also-“ Doch plötzlich wurde ihr ganz und gar die Bedeutung dieser Worte bewusst und ihre Augen weiteten sich entgeistert. „Er ist weg!?“ Luffy schenkte ihr ein ratloses Schulterzucken und ein entschuldigendes Lächeln. „Sorry, Vivi.“ Die Prinzessin sank fassungslos auf die Knie und blickte getroffen zu Boden. „Nicht mehr da… mein Rucksack ist weg… WEG… das ist gar nicht gut…“, murmelte verzweifelt vor sich hin. Luffy blinzelte perplex. „Hey“, sagte er fast sogar sanft, bevor er sich zu ihr hinunterkniete und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Als sie aufblickte, schenkte er ihr ein aufmunterndes Grinsen. „Ist doch halb so wild. Mein Rucksack ist ja noch da. Oder war bei dir etwa was Besonderes drin?“ Vivi sah aus, als bräche sie gleich in Tränen aus. „Meine volle Piratenlunchbox.“ „WAS!?“ Luffy stand mit Blitzgeschwindigkeit kerzengrade, wütend wie selten. „DU VERDAMMTER AFFE, DIR REIß ICH DEN ARSCH AUF!“ _ _ _ _ _ „Diese Mangos schmecken komisch“, meckerte Luffy und rümpfte die Nase. Vivi kicherte leise in ihre Hand, während sie ihre eigene Mangoscheibe auf einen sauberen Stock aufgespießt über dem ehrwürdigen Lagerfeuer des Captains briet (Freundlicherweise hatte er ihr erlaubt sich zu ihm zu gesellen – wahrscheinlich weil Vivi damit gedroht hatte, die Mangos für sich zu behalten, immerhin waren es dem Codex zufolge ja ihre). Also hatten ihre beiden Miniaturländereien vorübergehend Waffenstillstand geschlossen, damit ihre Mägen das wohl verdiente Abendessen (oder eher den Mitternachtssnack?) bekamen, das sie sich redlich verdient hatten, nach dem ganzen Stress heute. Der Tag war so anstrengend, so auslaugend gewesen, dass Vivi kaum noch in der Lage war ihren Stock grade zu halten, doch sie schlug sich den Umständen entsprechend wacker. Dass Luffy allerdings noch so putzmunter war, verstand sie gar nicht. Andererseits war er eben ein hyperaktives Energiebündel. „Seit wann bist du denn so wählerisch, Luffy-san?“, neckte sie ihn mit einem Grinsen. Luffy biss gelangweilt von seiner gegrillten Mangoscheibe ab und kaute lustlos darauf herum. „Seitdem dieser Mistkerl von Affe“, maulte er fast etwas weinerlich mit vollem Mund, „jetzt wahrscheinlich grade Sanjis einmalige Curryreisbällchen mit dieser verdammt weichen Rindfleischfüllung mampft. Und ich muss mich hier diesen… diesen… Früchten abfinden. Wie soll ich denn da gescheit Kraft tanken, so ganz ohne Fleisch?“ Vivi schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Tut mir Leid“, sagte sie ehrlich. „Ich hätte besser auf meinen Rucksack aufpassen sollen…“ Luffy blinzelte sie verdutzt an und schüttelte dann den Kopf. „Nee, ich hätte dir einfach gleich helfen sollen“, sagte er. „Dieser blöde Codex ist an allem Schuld. Usopp kriegt morgen was von mir zu hören.“ Ärgerlich biss er mit zusammengezogenen Augen in seine Mango. „Ich hätte einfach keine Linie ziehen sollen…“, murmelte sie, während sie ihre Mangoscheibe kalt pustete. „Jepp, das stimmt“, nickte Luffy unverblümt und erntete darauf ein leises Kichern seitens der Prinzessin, ehe er sich eine neue Mangoscheibe nahm und auf seinen Stock stülpte. Dennoch machte sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit, als er seine Mangoscheibe ins Feuer hielt. „Aber jetzt haben wir wenigstens das echte Camping-Feeling. Mit einem richtigen Lagerfeuer und allem Drum und Dran.“ Vivi grinste zurück. „Dann war das alles ja doch zu etwas gut“, kicherte sie. Das war eine Charaktereigenschaft, die sie an Luffy wirklich bewunderte. Seinen gnadenlosen Optimismus. Aus jeder noch so misslichen Lage schaffte es dieser Kerl immer etwas Gutes zu machen, jede Misere verwandelte er in einen kleinen Kieselstein, der sich nur zufällig in seinen Weg geschlichen und den er ganz locker wegtreten konnte. Vielleicht hatte er doch mehr von einem guten Anführer in ihm, als sie zu Anfang noch gedacht hatte. Ja, vielleicht, dachte sie fast ein wenig verträumt und biss genüsslich in ihre Mango, die überhaupt nicht so komisch schmeckte, wie er gesagt hatte. „AUTSCH!“ Vivi schreckte verwundert aus ihrer Gedankenwelt und wandte erschrocken den Kopf Luffy zu, welcher mit schmerzverzerrtem Gesicht und verengten Augen eine Hand über den Mund geschlagen hatte und leise vor sich hin fluchte. Sofort fragte sie alarmiert: „Was ist los?“ „Iff hab miff an diefer verdammten Mango verbrannt“, nuschelte er ärgerlich in seine Finger. Die Prinzessin seufzte, ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen. Sie hatte schon sonst irgendwelche giftigen Insekten befürchtet, der Vorfall mit Nami auf Little Garden war noch ganz frisch in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Sie kicherte leise. „Lass mich mal sehen, Luffy-san.“ Trotzig streckte ihr der Captain den Stock mit der Mango entgegen. „Da. Schau.“ „Doch nicht die Mango“, lachte Vivi und zeigte auf seine Hand über seinen Lippen. „Deinen Mund meine ich.“ Luffy blinzelte sie eine Weile wortlos an, bis sie die Augen rollte. „Deine Hand musst du dazu schon wegnehmen.“ „Daff geht niff“, nuschelte er und drückte die Hand nur noch fester auf seinen Mund. „Ef tut tchu weh!“ Vivi rollte wiederholt die Augen, diesmal aber lächelnd. „Jetzt sei bloß nicht so wehleidig wegen einer kleinen Verbrennung, du hochgefährlicher Pirat mit 30 Millionen Berry Kopfgeld“, tadelte sie ironisch und griff nach seiner Hand, die sie nach ein paar halbherzigen Rangeleien sogar recht leicht von seinem Mund wegzog. Nachdem die Hand aus dem Weg war, griff sie mit ihren beiden Händen nach seinen Wangen, um seinen Kopf in eine sehgerechte Position zu bringen, um anschließend die Augenbrauen zusammenzuziehen und seine Lippen zu inspizieren. Nichts. Nada. Niente. Rien. Nothing. Es war vielleicht etwas gerötet, aber nur wenn man ganz genau hinsah, die Augen zuerst nach außen drehte, dann schielte und anschließend jedes Körnchen Fantasie anstrengte, das man besaß. Vivi musste sich fast das Lachen verkneifen. „Luffy-san, da ist absolut nichts zu sehen.“ „Es tut aber weh!“, beharrte er eindringlich und setzte weinerlich hinzu: „Mach was, Vivi!“ „Was soll ich denn machen?“, seufzte sie, noch immer seine Lippen begutachtend. „Wir haben hier weder Eis, noch Wasser, noch etwas anderes, das kühlt.“ Luffy schmollte wortlos für eine Weile vor sich hin und als er den Mund endlich wieder öffnete, sagte er doch tatsächlich: „Dann küss den Schmerz halt weg.“ Vivi glaubte, sie hörte nicht recht. Blitzartig ließ sie ihn so schnell los, dass man fast glauben konnte, sie wäre diejenige, die sich diesmal gefährlich verbrannt hatte und starrte ihn völlig verstört mit geweitete Augen an. „W-was hast du grade gesagt!?“, quiekte sie schrill, als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Luffy runzelte verwirrt die Stirn und fasste sich wieder an den Mund. „Was denn? Makino hat das auch immer gemacht, wenn ich mir beim Spielen das Knie angeschlagen hab oder so“, murmelte er verständnislos. „Das hilft, weißt du.“ „Na und! Du kannst ein Mädchen in deinem Alter nicht einfach fragen, ob sie ‚den Schmerz wegküsst’!“, fauchte Vivi mit karmesinroten Wangen. „Ein Kuss ist etwas Intimes und es sollte ihn nur geben, wenn sich besagte Leute wirklich lieben! Es ist etwas Bedeutsames und etwas sehr Wichtiges für ein Mädchen und… und…“ Der Captain zog verwirrt eine Braue hoch. „Aber wir sind Nakama“, widersprach er nachdrücklich. „Also lieben wir uns doch, oder?“ Vivi wurde schlagartig noch einen Ton roter. „Das ist aber nicht die gleiche Art von Liebe, von der ich hier grade spreche!“, rief sie fassungslos. „Ich rede hier von echter Liebe, der einzig wahren großen Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, die stärker ist als alles andere auf der Welt!“ „Aber bestimmt nicht stärker als ich“, grinste Luffy stolz. Die Prinzessin funkelte ihn wütend an, griff nach einem rohen Stück Mango und knallte ihm das, wie ihr soeben eingefallen war, kühlende Stück Frucht auf den Mund, während sie ihm ins Ohr brüllte: „Du bist ein ignoranter Vollidiot!“ Luffy seufzte erleichtert in die kühlende Mangoscheibe hinein. „Danke.“ „Das war kein Kompliment“, zischte sie, doch dann rollte sie einsehend mit den Augen. „Ach, du meintest die Mango.“ Sie winkte es ab und stützte gelangweilt den Kopf auf einer Handfläche ab, während sie ein Gähnen überfiel. „Nichts zu danken.“ „Müde?“, murmelte er ohne sie anzusehen, als er ihr Gähnen hörte. „Mh-hmm…“ „War ja auch ziemlich anstrengend heute.“ „Mh…“ „Aber morgen“, grinste Luffy, „Morgen sind wir wieder Zuhause, ganz sicher.“ „…mh…“ „Na ja“, lachte er und kratzte sich an der Wange, „du wirst wohl leider noch etwas warten müs-“ Verdutzt hielt Luffy mitten im Satz inne, als er plötzliches Gewicht auf seiner Schulter spürte. Er blickte perplex hinab und sah direkt auf Vivis himmelblauen Haarschopf. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Gesichtszüge ganz entspannt und aus ihren halbgeöffneten Lippen drang ebener Atem. Fast von allein schlich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht, als er die so friedlich schlafende Prinzessin betrachtete, wie sie sich an seine Schulter schmiegte ohne es zu merken. „Für dich war der Tag anscheinend noch anstrengender als für mich, was?“, murmelte er ihr leise zu und strich ihr mit seiner freien Hand eine blaue Strähne, die ihre Nase kitzelte, aus dem Gesicht und hinter ihr Ohr, streichelte danach unbewusst mit den Fingern über ihre Wange, luftgleich, fast unmerkbar… Schnell zog er die Hand wieder zurück, als ihm klar wurde, was er hier machte und fuhr sich ungelenk durch die eigenen Haare, ein unverkennbarer Rotschimmer auf seinen Wangen. Verlegen starrte er ins Lagerfeuer hinein und war froh, dass sie es nicht gemerkt hatte. Sie schlief seelenruhig weiter, ungewohnt geräuschlos, wenn man es so mit seiner sonstigen Nachtgesellschaft verglich und dem wohl lautesten Schläfer überhaupt, Zoro. Verstohlen schielte er nochmals aus den Augenwinkeln auf Vivi hinab und kam nicht umhin wieder zu lächeln. Schlaf gut, Vivi. Er würde Nachtwache halten. _ _ _ _ _ Am nächsten Morgen wurde Vivi von dem Geruch von abgestandenem Feuerrauch geweckt. Träge blinzelte sie durch ihre halbgeschlossenen Lider hindurch und rieb sich anschließend schwerfällig über die Augen, bis ihr klar wurde, dass sie auf etwas Warmen, Weichem lag, das sich sachte auf und ab bewegte. Als sie die Augen schließlich ganz öffnete, den Kopf nach links drehte und müde durch ihre blauen Wimpern linste, erkannte sie einen baren Oberkörper und dann Luffys Gesicht. Sie brauchte eine ganze Minute, um zu realisieren, dass sie auf seinem Bauch lag und er verdammt noch mal wieder kein Shirt anhatte. Schlagartig hellwach saß sie kerzengrade mit hochroten Wangen und vor Schock geweiteter Augen aufrecht, wodurch ihr etwas Weiches in den Schoß fiel. Verdutzt blinzelte sie hinab auf ihre Hände, die den türkisenen Stoff festhielten. War das nicht Luffys Hemd? Wieso hatte sie es? Und wann war sie überhaupt eingeschlafen? Einen Moment später allerdings wurde ihr bewusst, dass ihr wohl kalt gewesen sein musste, und sie lächelte auf den leise schnarchenden Captain hinab, der mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem sandigen Boden der Lichtung lag und sich schmatzend im Schlaf die Wange kratzte. Schmunzelnd beugte sie sich über ihn und deckte ihn mit seinem Shirt zu, doch obwohl sie eigentlich vorgehabt hatte sich gleich danach wieder aufzusetzen, verharrte sie noch einen Moment über ihm. Blickte in sein friedliches Gesicht, kicherte leise über die feine Linie aus Spucke, die ihm aus dem Mund lief, bis ihr Blick die Narbe unter seinem linken Auge erreichte. Eine seltsame Stelle für eine Narbe, fand Vivi. Sie hatte schon immer interessiert, wo er wohl diese Narbe herhatte, aber fand nie den passenden Moment, um ihn danach zu fragen. Aus einem Kampf vielleicht? Ein Angriff aus dem Hinterhalt? Beim Spielen als Kind? Während sie so überlegte, merkte sie gar nicht wie ihre Hand sich über sein Gesicht bewegte und sie die Narbe ganz zart mit den Fingern nachfuhr. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwas an dieser Narbe war auf eine obskure Weise faszinierend. Oder war es vielleicht einfach nur Luffys Gesicht, das sie so sehr in den Bann zog…? Noch bevor sie es herausfinden konnte, drehte er den Kopf von ihr weg und Vivi schrak zurück in eine aufrechte Position, fürchtend er wäre vielleicht aufgewacht. Als er jedoch selig weiterschlief, atmete die Prinzessin einen erleichterten Stoßseufzer aus und blickte zum mittlerweile erloschenen Lagerfeuer hinüber. Aus der Traum vom Camping. Sie seufzte lächelnd. Jetzt bloß schnell zurück zum Schiff, dachte sie sich, während der erste Sonnenstrahl ihr Gesicht kitzelte. Plötzlich hielt sie verdutzt inne. Moment. Der erste Sonnenstrahl? Augenblicklich hellte sich ihr Gesicht auf. Das ist es! _ _ _ _ _ „6 Uhr morgens. Ich bin in der Hölle und ihr alle seid die Teufel.“ „Hör endlich mit deinem scheiß Gemecker auf, Usopp“, zischte Sanji genervt und zündete sich gelassen eine Zigarette, während Nami neben ihm schon ungeduldig mit den Sandalen im Strandsand herumscharte und die Arme vor dem Brustkorb kreuzte. „Es tut dir auch mal ganz gut früher aufzustehen. Man hat mehr vom Tag.“ Usopp kickte trotzig einen Kieselstein gegen den ersten Baumstamm in seiner Nähe und grub die Hände in die Hosentaschen. „Ich mein ja nur. Wieso überhaupt gleich so früh?“, maulte er. „7 Uhr wäre doch auch völlig okay gewesen.“ „Bedank dich bei unserem tollen Herr Vizekapitän“, tadelte Nami ironisch und rollte die Augen. „Welcher übrigens als einziger noch fehlt. Morgen, Chopper!“ Sie grinste dem kleinen Elch munter entgegen, welcher träge von der Going Merry in ihre Richtung schlurfte, und winkte ihm zu. „Morgen“, murmelte der Arzt müde und schenkte ihnen einen perfekten Blick in seinen Rachen, während er ausgiebig gähnte. Er blickte sich verwundert um. „Wo ist denn Zoro?“ Augenblicklich wandten sich ihm alle drei Köpfe zu, mit einem Blick in den Augen, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. „Noch nicht da.“ „Hiieeek!“ Chopper schrak ängstlich mit dem Rücken gegen den nächstbesten Felsen. „Tut mir Leid, dass ich gefragt hab!“ „Ich wusste doch gleich, dass dieses nutzlose Grasgehirn wieder verpennt!“, fauchte Sanji aggressiv vor sich hin und zog wie wild an seiner Zigarette. „Es wäre auch echt ein Weltwunder gewesen, wenn er ausnahmsweise mal früh auf den Beinen ist! Da nimmt dieser Drecksack sich doch echt heraus meine unschuldige Nami-san ihres wohlverdienten Schlafes zu berauben, aber selbst seelenruhig weiterzupennen! Mieses Stück Scheiße!“ „Du sagst es, Sanji-kun!“, feuerte Nami zufrieden an. „Halt dich bloß nicht zurück! Er verdient jede Beleidigung, die dir einfällt!“ Usopp zog ungläubig eine Braue hoch. „Seit wann findest du Sanjis und Zoros Streits okay?“ Nami blickte finster drein. „Seit mich dieser Idiot meines Schönheitsschlafes beraubt hab! Wie kann er nur!“ „Schönheitsschlaf hilft da auch nicht mehr“, scherzte Chopper neckisch. Zwei Hände, eine Männliche und eine Weibliche, griffen nach seinen Wangen und zogen. „Sag das noch mal“, knurrten Nami und Sanji synchron und funkelten ihn düster an. „Hiieeek! Usopp! Hilf mir!“ Usopp verzog das Gesicht, schüttelte rigoros den Kopf und hob abwehrend die Hände. „Ich denk ja nicht dran! Die zwei sind Furcht einflößend, wenn jemand Nami beleidigt und du bist ja wohl selbst Schuld, wenn du blöde Witzchen reißen musst!“ „Mann, seid ihr laut.“ Ausnahmslos alle wandten sich mit verdutztem Ausdruck in die Richtung, aus der die Stimme kam und sahen hinter einem Felsen einen grünen Haarschopf zum Vorschein kommen und kurz darauf eine Hand, die durch eben diesen Haarschopf durchwuschelte. Zoro drehte mit genervtem Ausdruck den Kopf in Richtung seiner Kameraden und funkelte ihnen seinen gewohnten, miesepetrigen Blick entgegen. „Ich versuche hier noch etwas zu dösen.“ „Ich geb’ dir gleich ‚dösen’, du Höhlenmensch!“, fauchte Nami aufgebracht und wäre spontan auf den gelangweilten Schwertkämpfer losgegangen, hätte Usopp sie nicht gerade noch rechtzeitig zurückgehalten. „Lass mich los! Für diesen teilnahmslosen Ausdruck bring ich ihn um!“ „Beruhig dich, Nami! Es ist nicht fair jemanden zu schlagen, der grade erst aufgewacht ist!“, sagte Usopp, um sie irgendwie wieder zu beschwichtigen. „Schlagen!? Ich reiß ihn in Stücke!“ Sanji starrte den selbsterklärten Vizekapitän geschockt an. „Ich dachte die ganze Zeit, du wärst bloß ein Grasbüschel, das auf dem Felsen wächst.“ Zoro funkelte ihn an. „Hah?“ „Du warst also schon hier?“, fragte Usopp perplex gerade noch rechtzeitig, bevor Zoro auf Sanjis überflüssigen Kommentar eingehen konnte. „Wieso hast du dann nichts gesagt?“ „Ich hab gedöst“, wiederholte Zoro monoton. „Das war ein unmissverständlicher Todeswunsch!“, brüllte Nami wutentbrannt, wurde aber glücklicherweise wieder von dem Schützen zurückgehalten, bevor sie ihn tatsächlich in Stücke reißen konnte; alle trauten es ihr zu. Der Schwertkämpfer kratzte sich gähnend am Hinterkopf und stand auf. „Hey, ich kann nichts dafür, okay?“, murmelte er. „Ihr habt einfach alle so verdammt lange gebraucht, dass ich mich halt noch etwas aufs Ohr gehauen hab.“ Chopper blinzelte verdutzt. „Wann warst du denn hier?“ Zoro schenkte ihnen einen Blick voller überlegener Ernsthaftigkeit. „Um 5.“ „WAS!?“ „Nami-san, halluziniere ich?“, flüsterte Sanji der Navigatorin zu. „Hat der scheiß Schwertkämpfer da tatsächlich grade angedeutet, dass er um 5 Uhr hier draußen war, was bedeuten würde, dass er schon um halb 5 aufgestanden ist, um sich anzuziehen, zu duschen-“ „Zoro duscht doch gar nicht!“, wandte Chopper schockiert im Flüsterton ein. „Okay, streich das Duschen. Um sich anzuziehen, Punkt. Äh, Fragezeichen“, murmelte der Smutje völlig verdattert. „Hat er das grade wirklich gesagt?“ „Ich hab’s auch gehört. Klar und deutlich“, flüsterte Nami nicht weniger ungläubig zurück. „Das ist das achte Weltwunder! Das müssen wir für die Nachwelt festhalten! Usopp!“ „Schon dabei“, murmelte Usopp völlig fassungslos und zückte seinen Notizblock. „Ich kann euch hören, wisst ihr“, grunzte Zoro genervt. „Wenn ihr nach eurem kleinen Trip ins All wieder zur Erde zurückgekehrt seid, könnten wir uns ja zur Abwechslung mal wirklich wichtigen Themen zuwenden. Wie zum Beispiel unseren Captain finden.“ „Vergiss Vivi-chan nicht!“ „Was auch immer“, brummte der Schwertkämpfer und wandte sich Nami zu. „Kartenkopie?“ Nami funkelte ihn eine Weile wortlos an, hielt schließlich aber dann ein zusammengerolltes Pergament hoch und fuchtelte genervt etwas damit herum. „Natürlich fertig!“ „Leucht- und Rauchpistolen?“, fragte Zoro an Usopp gewandt. Dieser zog mühselig seinen bis zum Anschlag gefüllten und offensichtlich schweren Beutel vor und klopfte stolz auf den Stoff. „Vorbereitet und schon geladen, Sir“, grinste er. Zoro nickte zufrieden. „Die Lunchboxen, Ero-Koch?“ Kurz nachdem die Frage gestellt war, traf ihn eine Alluminiumbox am Kopf und landete schließlich in seinen Händen. Der Schwertkämpfer rieb sich wütend die pochende Stelle an der Stirn. „Das tragen wir später aus, Schmalzlocke!“ „Das will ich sehen, du verschimmeltes Stück Brokkoli“, schnarchte der Smutje, bevor seine Persönlichkeit eine 180 Grad Drehung machte, er sich vor Nami hinkniete und ihr eine kitschige, rosane Box hinhielt. „Hier ist Eure Liebeslunchbox, holde Königin meiner Seele! Süße Reisbällchen der Liebe und ein erfrischender Obstsalat aus den Tiefen meines Herzens!“ Nami lächelte ihn lieblich an. „Vielen Dank, Sanji-kun.“ „Igitt“, kommentierte Zoro kurz angebunden mit verzogenem Gesicht und wandte sich dann Chopper zu. „Hast du alles, was du brauchst dabei, Chopper?“ „Hab ich“, nickte der kleine Arzt. „Bandagen, Schmerzmittel, Penizillin, Nadel und Faden, Stethoskop, Gummihandschuhe, Jod… Ich hoffe bloß, dass ich das ganze Zeug nicht brauchen werde.“ „Wirst du vielleicht doch“, stellte Zoro sofort klar und blickte herb in die Runde. „Ihr solltet euch alle auf das schlimmste gefasst machen. Macht euch keine falschen Hoffnungen und haltet euch bereit für den Fall, dass wir zu spät kommen.“ Chopper schluckte, seine großen Augen begannen sich mit Tränen zu füllen, die er krampfhaft am Austreten zu hindern versuchte, während Sanji die Hand auf Namis Schulter legte, welche sich besorgt auf die Unterlippe biss und zu Boden blickte. Usopp starrte schockiert mit geweiteten Augen den Schwertkämpfer an, der ernst zur Seite blickte. „M-meinst du…“, fing der Schütze mit bebender Stimme an. „Meinst du etwa… dass sie schon tot sind?“ „Musstest du es auch noch aussprechen!?“, fauchte Sanji wutentbrannt, während Nami neben ihm erstickt aufkeuchte. „Du Idiot! Als ob Luffy je in einem mickrigen Dschungel abkratzen würde! Dasselbe gilt für Vivi-chan!“ „T-tut mir Leid“, murmelte Usopp schuldbewusst. Zoro wandte sich ab. „Es bringt rein gar nichts hier bloß herumzustehen und sich auszumalen, was mit ihnen wohl inzwischen passiert ist. Wir sollten los und es einfach selbst herausfinden.“ Er schritt voran in den Dschungel hinein. „Chopper, du kommst mit mir.“ „Er hat Recht“, sagte Nami erstaunlich gefasst und lächelte Usopp an, während sie an ihm vorbeilief. „Wir finden sie schon! Und zwar lebendig!“ Usopp grinste zurück. „Ich weiß!“ Hoch erhobenen Hauptes lief er Nami zusammen mit Sanji an seiner Seite hinterher und klopfte sich stolz auf die Brust. „Ein Glück für euch, dass ihr den großen Captain Usopp-sama an eurer Seite habt! Ich hab schon mehr Leute aus einem Dschungel hinausgeführt, als es Sterne am Himmel gibt!“ „Ach, was du nicht sagst“, murmelte Sanji ironisch und schnippte seine Zigarette in das nächst beste Gestrüpp. „Und ich war schon als 5-jähriger der Leiter etlicher Rettungsmissionen.“ Usopp zog skeptisch eine Braue hoch. „Du bist ein miserabler Lügner.“ „Genau wie du!“, fauchte Sanji. Nami massierte sich genervt die Schläfen. „Migräne.“ _ _ _ _ _ Als Luffy aufwachte, hatte er das nicht der Sonne zu verdanken, die eifrig und hitzig direkt auf ihn hinabprallte, sondern wegen eiskalten Wasserperlen, die ihm ins Gesicht tropften. Zuerst waren es nur ein paar wenige, doch je länger seine Augen weiterhin geschlossen blieben, desto mehr Wasser wurde es, bis er schließlich die Lider aufschlug und müde hinauflinste. Verschwommen erkannte er vage Umrisse direkt über ihm, eine menschliche Silhouette und viel, sehr viel blau, das eben diese Figur wie ein Schleier umrahmte. Er musste erst ein paar Mal blinzeln, bis er ein munteres Grinsen erkannte und zwei Hände, die aus den blauen Haaren Wasser auf sein Gesicht pressten. „Guten Morgen, Luffy-san!“ Vivi strahlte ihn gut gelaunt an, stellte sich wieder aufrecht hin und warf ihre nassen Haare so schwungvoll zurück, dass Luffy hören konnte, wie sie ihr gegen den Arm klatschten. Mit einer schlaksigen Bewegung wischte er sich noch nicht einmal halbwach das Wasser aus dem Gesicht, worauf ein melodisches Kichern ertönte. Als er sich dann den Schlaf aus den Augen rieb, registrierte er endlich, dass es schon Morgen war – und saß mit einem mal kerzengrade. „SANJI! FUTTER!“ Nach diesem Urschrei, der in der Nähe ein paar tropische Vögel aufgescheucht hatte oder vielleicht auch grade deswegen, bemerkte Luffy seine Umgebung, das erloschene Lagerfeuer, die kleine Lichtung inmitten der Urwaldriesen und dass Sanji zu seinem Unglück nicht da war, um ihm Frühstück zu machen. Plötzlich sah der Captain aus, als hätte man ihm mit voller Wucht in die Magengrube getreten. Seine Schultern sackten niedergeschlagen hinab und er senkte bekümmert den Kopf. „… kein Futter…“ Vivi kicherte leise, während sie sich zu ihm hinab kniete und legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. „Tut mir Leid, Luffy-san. Du wirst dich wohl wieder mit den Mangos abfinden müssen“, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und Luffy nickte trübselig. Doch plötzlich strahlte die Prinzessin wieder. „Aber!“, verkündete sie äußerst gut gelaunte, stand wieder auf und klatschte freudig in die Hände. „Dafür hab ich eine gute und eine sehr gute Nachricht! Welche willst du zuerst hören?“ Der Pirat blickte lustlos auf und zuckte die Schultern, noch immer angeschlagen wegen seines fehlenden, proteinreichen Frühstücks. „Weiß nicht. Die Gute halt.“ Die Prinzessin grinste und zeigte über ihre Schultern. „Da hinten hab ich einen kleinen Bach entdeckt, gleich hinter dem dritten Baum links“, erklärte sie stolz. „Und das Beste kommt erst noch: Es ist Süßwasser! Wir können also endlich die Wasservorräte aufstocken.“ Und tatsächlich hellte sich Luffys Gesicht sofort auf. „Hey! Das ist mal wirklich ’ne gute Nachricht!“ „Ja, ja, aber hör dir doch erstmal die sehr gute Nachricht an!“, rief Vivi in purer Aufregung, ein Strahlen auf dem Gesicht, dass er sich fast wunderte, dass sie nicht gleich auf und ab sprang und vor Freude herumquietschte. „Da vorne“, sie zeigte stolz geradeaus, „ist die Sonne aufgegangen. Das heißt, dass Osten in genau dieser Richtung liegt!“ Luffy grinste sie an. „Hey, das ist cool!“, sagte er und Vivi nickte freudig, doch dann hob er verwirrt eine Augenbraue. „Äh… aber wie genau soll uns das denn helfen?“ Vivi seufzte lächelnd. „Trottel. Weißt du denn nicht mehr? Als wir gestern an Land gegangen sind, ging die Sonne direkt hinter der Going Merry auf, oder?“ „Äh… ja? Nein? Ja? Vielleicht?“, antwortete Luffy unschlüssig und wich dann achtsam etwas zurück. „Ich weiß es nicht mehr, okay! Ist das ’ne Fangfrage, oder so?“ „Das bedeutet, dass das Schiff östlich von unserer momentanen Position liegt“, erläuterte Vivi ohne auf seine Ausführungen einzugehen. „Wenn wir nur immer weiter in diese Richtung laufen“, sie packte seinen Kopf und drehte ihn nach rechts, damit er in besagte Richtung blickte, „kommen wir in Nullkommanix zum Schiff zurück.“ Als er sich wieder zu ihr herumdrehte, leuchteten seine Augen so sehr, dass sie fast fürchtete, er würde vor Freude anfangen zu weinen. „Wow, Vivi! Du bist so was von toll!“, rief er ehrlich aus. „Du würdest ’ne brillante Navigatorin abgeben, weißt du das?“ „Das… ist eigentlich bloß Allgemeinwissen, Luffy-san.“ Sie lachte nervös. „Worauf warten wir also noch?“, grinste der Captain, während er seine Arme blitzschnell in alle möglichen Richtungen streckte, um jede verstreut umher liegende Mango einzusammeln. Krampfhaft versuchte er so viele Mangos wie möglich in seinen Rucksack zu stopfen, doch nach der fünften war er schon bis zum Rande hin voll. „Von mir aus können wir gleich los!“ Vivi stutzte. „Willst du dich denn gar nicht waschen?“ „Wieso denn?“ Er blinzelte verwirrt. „Ich bin doch gar nicht dreckig.“ „Das sehe ich anders. Du stinkst nach Schweiß und…“ Sie fuchtelte ein bisschen mit einer Hand herum, als versuche sie so einen Satz zu formen, und verzog das Gesicht. „Und nach irgendetwas, das ich nicht definieren kann.“ Luffy zog skeptisch die Brauen hoch, zupfte sein Shirt in Riechhöhe und schnupperte daran, doch noch bevor er ihr widersprechen konnte, hatte sich die Prinzessin schon hinter ihn gestellt und begonnen ihn in Richtung des Baches zu schieben, den sie vorhin entdeckt hatte. „Na los, geh schon! Du hast es wirklich nötig!“ „Wenn’s sein muss“, maulte er und trottete Vivi hinterher, die hoch erhobenen Hauptes voran lief. Während sie über ein Gebüsch stieg, um die Lichtung zu verlassen, spürte Luffy beim Folgen aus irgendeinem ihm vollkommen unbekannten Grund einen eiskalten Schauer im Rücken. Er fing in seinen Zehenspitzen an und kroch ganz langsam bis hinauf in seine Haarwurzeln, bis er unangenehm fröstelte. Es war ein bisschen, als ob… Nein. Oder doch? Zumindest konnte er dieses fiese, jedoch vertraute Gefühl beim besten Willen nicht als irgendetwas anderes deuten, denn er kannte es gut genug. Und noch kein Mal hatte ihn dieses Bauchgefühl betrogen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er blieb abrupt stehen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Und dann, schnell wie der Blitz, drehte er achtsam den Kopf in die Richtung, in welcher er den Grund dieses eiskalten Schauers vermutete. Nichts. Absolut gar nichts. Luffy runzelte verdutzt die Stirn und entspannte sich wieder etwas. Seltsam. Dabei war er sich so sicher gewesen. Dieses Gefühl war unverkennbar und sein Instinkt hatte in voller Lautstärke Alarm geschlagen. Sollte ihn sein Instinkt etwa zum allerersten Mal in die Irre geführt haben? War es die Schuld des Dschungels? Wenn er Vivi gestern richtig verstanden hatte (worauf er nicht unbedingt wetten würde, denn das letzte Mal als er zugehört hatte, wenn es um intellektuellen Kram gegangen war, hatte er das nur seinem Großvater und seiner Faust der Liebe zuliebe getan), dann neigten Menschen, die sich in einem Urwald verirrten, schnell dazu sich alle möglichen, absurden Dinge einzubilden. Meistens aus Angst, aber das war noch absurder, als die absurdeste Halluzination, die ihm einfiel (und ihm fiel sehr viel Absurdes ein, wenn der Tag lang war) – schließlich hatte er ja keine Angst, was die Sache nur noch seltsamer machte. „Luffy-san?“ Vivi blickte ihn verwundert an. „Stimmt etwas nicht?“ Endlich wandte er den Blick von der Stelle ab und zwang sein gewohntes Grinsen auf die Lippen. „Nee, alles in Ordnung! Lass uns gehen!“ Sie lächelte. „Okay. Hier lang!“ Der Captain nickte grinsend und folgte ihr. Noch während er über den Busch stieg, linste er aus den Augenwinkeln zurück auf die Stelle. Komisch, dachte er verwirrt. Ich war mir so sicher, dass mich jemand angestarrt hat. Er zuckte die Schultern und folgte der Prinzessin fröhlich zum Bach. Na ja, was soll’s! Und sah dadurch nicht, wie zwei Augen in der Dunkelheit des Dschungels aufblitzten. _ _ _ _ _ Huh? Zoro blieb abrupt stehen und drehte sich wachsam herum. Konzentriert zog er die Brauen zusammen, lauschte in die Ferne und starrte aufmerksam über Chopper hinweg auf den Weg hinter sich. Seine Pupillen rollten flink erst nach rechts, dann nach links, dann blickte er wieder geradeaus, der Rest seines Körpers völlig unbeweglich, fast wie gefroren. Und im nächsten Moment war das Gefühl wieder weg. Huh!? „Zoro?“ Chopper blickte verwirrt zu ihm hinauf. „Was ist los?“ Für ein paar Herzschläge lang starrte der Schwertkämpfer bloß skeptisch in den Urwald hinein, doch dann verengte er die Augen und schüttelte den Kopf, kaum sehbar, aber mit einem achtsamen Gesichtsausdruck. „Gar nichts“, antwortete er schließlich und drehte sich wieder um. „Nur der Dschungel.“ Chopper schluckte und lief mit kurzen, aber flinken Schritten hinterher, um Zoro einzuholen, welcher mit seinen großen Schritten schon einen beträchtlichen Abstand zwischen sie gebracht hatte. „Was ist denn mit dem Dschungel?“ „Ameisen“, antwortete Zoro nüchtern und brachte somit den Arzt zum stutzen, „in einem Labyrinth. Verglichen mit diesem Dschungel sind wir nichts weiter als mickrige Ameisen in einem Labyrinth.“ Chopper gluckste nervös. „Du redest wie ein alter Mann.“ Doch es schien fast, als würde der Vizecaptain ihn völlig ignorieren. „Chopper, halt bloß die Augen offen und präg dir den Weg gut ein“, sagte er ernst. „Wir dürfen nie aufhören auf der Hut zu sein. Sonst kommen wir aus diesem Dschungel nie wieder raus.“ „J-ja“, nickte der kleine Arzt tapfer. „Dschungel sind wie ein Labyrinth. Verstanden.“ „Es ist speziell dieser Dschungel. Dieser Dschungel ist anders als die anderen.“ Verdutzt blickte Chopper auf, ein Blick in den Augen, der deutlich eine Mischung aus Sorge, Angst und Verwirrung zeigte. „Wie meinst du das?“ Zoro runzelte die Stirn. „Wir waren in Little Garden, wo es Dinosaurier und Riesen gab. Aber obwohl das wahre Monster sind, die man nur aus Geschichtsbüchern und Sagen kennt, hat mein Bauchgefühl nicht auf sie reagiert. Überhaupt nicht.“ Obwohl er aus irgendeinem Grund Unruhe in sich spürte, ließen seine Stimme und vor allem sein Gesicht auf nichts dergleichen schließen. „Die Aura war nicht da. Die Aura, die von diesem Dschungel ausgeht… Little Garden hatte sie nicht im Entferntesten.“ „A-Aura?“, stotterte Chopper, ein flaues Gefühl im Magen. „Ich weiß nicht, was für Monster hier lauern“, murmelte er beunruhigt, sein Gesicht verdunkelte sich, seine Handflächen waren schon feucht. „Und ich will dir wirklich keine Angst machen, aber…“ Aber… Chopper schluckte einen schweren Kloß hinunter, traute sich fast gar nicht nachzufragen. „A…ber?“ „Aber Dinosaurier und Riesen“, sagte Zoro, „sind im Vergleich dazu, was hier sein Unwesen treibt, wie ein Furz in einem Hurrikane. Das fühle ich.“ Ich fühle es ganz tief in meinen Eingeweiden. „Bete dass Luffy und Vivi noch am Leben sind, Chopper.“ _ _ _ _ _ „Die wahre Wurzel des Gestanks“, verkündete Vivi mit verzogenem Gesicht und hielt den türkisenen Stoff fast angeekelt mit zwei Fingern hoch, „ist dieses Shirt.“ Trotzig funkelte Luffy sie aus den Augenwinkeln heraus an, während er sich die Hände im kristallklaren Süßwasser des Baches wusch. „Das musst du grade sagen“, brummte er. „Du riechst bestimmt auch nicht sehr viel besser!“ „Ich hab mich wohl verhört!“, entrüstete sich die Prinzessin mit aufgeblähten, jedoch vor Scham knallroten Wangen, während sie sein Shirt tief in das Wasser des Baches tauchte, um den lästigen Gestank loszuwerden. „Du kannst einem Mädchen so was Fieses, Dreistes, Unverschämtes, Gemeines nicht einfach so an den Kopf werfen, du unsensibler Klotz!“ „Wieso nicht? Du kannst mir so was ja auch sagen“, murmelte Luffy, als wäre es Allgemeinwissen. „Also wieso kann ich dir das nicht sagen? Mädchen und Jungs, das ist doch dasselbe, echt mal. Menschen sind Menschen. Und wenn sie stinken, dann stinken sie.“ „Ich stinke aber nicht!“, fauchte Vivi. „Du stinkst!“ „Wär’ ja auch doof, wenn Piraten nicht sinken würden“, sagte er fast stolz. „Alle Piraten stinken.“ Triumphierend schmunzelte sie. „Sanji-san ist auch Pirat, aber er stinkt nie.“ „Wenn du und Nami nicht da wären, würde er stinken!“, behauptete Luffy stichfest, jedoch (wahrscheinlich) völlig zu unrecht. Einsehend, dass ihr keine passende Antwort darauf einfiel, klappte ihr Mund wortlos wieder zu und sie blickte trotzig über seinen Sieg zur Seite, murmelte bloß: „Woher kommt eigentlich die plötzliche Gestank-Diskussion?“ „Whoa! Sieh dir das an, Vivi!“, rief der Captain plötzlich in Bestlaune mit einem riesigen Grinsen und einem blendenden Funkeln in den Augen. Stolz hielt er einen grünen, durchsichtigen Stein in die Höhe, als wäre es die größte Trophäe auf Erden. „Ein Edelstein! Ich hab ’nen Edelstein gefunden!“ Verdutzt blinzelte Vivi das grüne Etwas in seiner Hand eine Weile an, doch dann lächelte sie kopfschüttelnd. „Das ist kein Edelstein, Luffy-san“ sagte sie. „Das ist eine vom Salz im Meer geschliffene Glasscherbe. Die sind zwar hübsch, aber leider völlig wertlos.“ Erleichtert fasste sich der Captain an die Brust. „Gott sei Dank!“, rief er aus und steckte die Glasscherbe sofort ein. „Dann wird Nami sie mir auch nicht wegnehmen. Hehehe.“ Noch während Vivi leise kicherte, setzte Luffy munter hinzu: „Also heißt das, dass wir nicht die einzigen Menschen auf der Insel sind, richtig?“ Augenblicklich verstummte die Prinzessin, ihre Augen weiteten sich. „E-eh?“ „Na ja, grünes Glas haben doch nur Flaschen. Und was sollen die Tiere schon mit Flaschen?“, erklärte Luffy auf seine eigene seltsame und seltenerweise Sinn ergebende Art und Weise. Doch plötzlich begannen seine Augen zu leuchten. „Whoa! Oder glaubst, hier gibt’s es mysteriöse Tiere, die aus Flaschen trinken? Das wär’ ja so was von cool!“ „Nein, nein, die Scherbe kommt wahrscheinlich vom Oze-“ Doch mitten im Satz unterbrach sie sich selbst, als ihre Augen sich ungläubig weiteten. „Oh mein Gott! Das ist ja Süßwasser! Es kann also gar nicht vom Meer kommen!“ „Jepp, jepp, unmöglich“, grinste Luffy bestätigend. Wahrscheinlich einfach nur, um es gesagt zu haben, als dass er wirklich wusste, dass es unmöglich war. „Weißt du, was das bedeutet, Luffy-san?“, rief Vivi völlig aufgeregt und packte den Schwarzhaarigen an den Schultern. „Hier gibt es vielleicht außer uns noch wen! Vielleicht gibt es auf der Insel sogar ein Dorf! Eine ganze Stadt! Ganz in der Nähe!“ Luffy grinste breit. „Jepp! Eben!“ „Wir sind gerettet! Und das haben wir alles dieser Glasscherbe zu verdanken!“ Die Prinzessin war so unwahrscheinlich glücklich, dass sie fast aussah, als würde sie jeden Moment in Freudentränen ausbrechen. „Alles was wir tun müssen, ist dem Bach aufwärts zu folgen!“ „Alles klar! Dann los! Auf zum Fleisch!“, verkündete der Captain entschlossen und stand auf. „Oh nein“, sagte Vivi entschieden und zog ihn an seiner Hose wieder hinunter. „Erst wäscht du dich zu Ende. Ich hab keine Lust auf Schweißgestank.“ Luffy blähte beleidigt die Backen auf. „Menno.“ Dennoch setzte er sich widerstandslos wieder hin, ließ seine Füße ins Wasser baumeln und tunkte wiederholt seine Hände hinein. Aus den Augenwinkeln sah er Vivi zufrieden lächeln, während sie sein T-Shirt wusch und er das Wasser über seine Arme verteilte. Verdutzt hielt er inne und beobachtete mit einem verblüfften Lächeln wie sie weiter wusch, als hätte sie nie etwas anderes getan. „Wow, das ist echt komisch.“ Vivi blickte auf. „Hm? Was ist komisch?“ „Na ja, wie du das machst“, erklärte er und zeigte auf ihre Tätigkeiten mit seinem Shirt. „Und alles eben. Du bist irgendwie überhaupt nicht so, wie ich mir eine echte Prinzessin immer vorgestellt hab.“ Verwirrt zog sie mit einem Lächeln die Brauen hoch und Luffy lachte verlegen, während er sich an der Wange kratzte. „Ich meine, man hat doch immer so ein spezielles Bild von einer Prinzessin im Kopf, seit man als kleines Kind die ganzen Märchen gehört hat. Keine Ahnung von Hausarbeit, auffällig, redet total geschwollen, still und all so was eben…“ „Und ich bin nicht so“, stellte sie schmunzelnd fest. Luffy schüttelte grinsend den Kopf. „Überhaupt nicht. Du bist echt in Ordnung.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Na ja, eins hast du schon mit den Prinzessinnen gemeinsam, die ich mir immer vorgestellt hab.“ Neugierig zog Vivi die Brauen hoch. „Ach ja? Was denn?“ Verlegen blickte er ins Wasser. „Ihr seid alle…“ Vivi lauschte gespannt, doch das letzte Wort verschwand im Plätschern des Wassers, als Luffy seinen Kopf vollständig hineintauchte. Als er wieder auftauchte und sie mit klitschnassen Haaren angrinste, starrte Vivi ihn völlig verständnislos an. „Aber das war’s auch schon.“ „Hey! Moment mal!“, rief die Prinzessin. „Ich hab das letzte Wort nicht verstanden! Wir sind alle was?“ Luffy streckte ihr die Zunge heraus. „Pech gehabt. Ich hab keine Lust es zu wiederholen.“ „Das lass ich nicht gelten! Sag’s mir!“, insistierte Vivi beharrlich. „Nö.“ „Sag’s mir!“ „Nö-hööö.“ „SAG’S MIR!“ „Pfft“, lachte er hämisch. „Du bist so was von überhaupt nicht wie eine Prinzessin.“ Vivi errötete vor Scham, wahrscheinlich nahm sie das als Beleidigung. Eingeschnappt spritzte sie ihm mit einer Hand Wasser ins Gesicht und blickte beschämt zur Seite. „Tse“, brummte sie. „Ich war zwei Jahre lang in einer gnadenlosen, grundauf bösartigen Organisation als Agentin tätig. Da wär ich doch sofort aufgeflogen, wenn ich mich wie ein verwöhntes Prinzesschen benommen hätte.“ „Ausreden, nichts als Ausreden“, grinste Luffy neckisch. „Bestimmt warst du vorher auch schon so und hast dich als Kind mit Jungs geprügelt und so was.“ Sofort musste sie unweigerlich an die Zeit mit den Wüstenkids zurückdenken und blinzelte den Captain überrascht an. Ihr Trotz verflog und wurde durch ein melancholisches Lächeln ersetzt. „Vielleicht“, sagte sie leise. „Vielleicht aber auch nicht.“ Als sie Luffys Grinsen sah, das ihr sofort vermittelte, dass er genau wusste, dass ersteres zutraf, wandte sie den Kopf empört ab. „Grins nicht so, ich bin immer noch sauer, weil du mir nicht sagst, was du gesagt hast!“ „Hö?“ Der Captain klopfte sich mit verständnislosem Blick gegen ein Ohr, um aus dem anderen nicht vorhandenes Wasser herauszuquetschen. „Hast du was gesagt? Ich hab noch Wasser im Ohr.“ „Lügner!“, fauchte Vivi empört und funkelte ihn an, während Luffy nur unschuldig, jedoch ungelogen triumphierend irgendein Lied pfiff, das er sich wohl selbst ausgedacht hatte (das erkannte Vivi daran, dass die Töne absolut nicht zusammenpassten). Als sie wieder zurück auf das Shirt in ihren Händen blickte, das mittlerweile völlig sauber gewaschen war, schlich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Sie zog das mit Wasser voll gesogene T-Shirt aus dem Wasser und während sie es ausdrückte und dabei daran zurückdachte, als sie mit dem Stoff zugedeckt aufgewacht war, kam sie nicht umhin zu erröten. „Ähm… ü-übrigens…“ Luffy blickte auf. „Hm?“ Im nächsten Moment landete sein nasses Shirt auf seinem Kopf. Verwirrt zog er es von seinem Gesicht und hob eine Braue, als er sah, wie die errötende Prinzessin verlegen mit ihren Fingern spielte. „Ich… wollte noch sagen…“, stammelte sie unbeholfen. „D-danke… dass du mich mit deinem Shirt zugedeckt hast, als mir nachts kalt war.“ Ein Grinsen schlich auf seine Lippen. „Hehe. Gern geschehen.“ „Ich… geh dann mal unsere Sachen holen.“ Vivi erhob sich blitzschnell und machte im Absatz kehrt, doch bevor sie gehen konnte, griff Luffy nach ihrem Handgelenk. Verwundert drehte sie sich zu ihm herum und genau in diesem Moment zog er sie hinunter, sodass sie nicht anders konnte, als sich zum ihm hinab zu beugen. Und als sie den ernsten Blick in seinen Augen sah, diesen verdammt seltenen ernsten Blick, da wurde ihr ganz anders. „Luffy-san…?“ „Warte“, murmelte er und lächelte. „Bevor du gehst…“ Vivi schluckte und fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „W-was denn?“ Urplötzlich verwandelte sich sein Lächeln in ein tückisches Grinsen und noch bevor sie wusste, wie ihr geschah oder es überhaupt auch nur im Entferntesten Sinne hätte kommen sehen können, schüttelte der Pirat mit aller Kraft den Kopf, um sich wie ein Hund des überflüssigen Wassers in seinem Fell, tut mir Leid, Haaren zu entledigen – und natürlich landete alles in Vivis Gesicht. „H-hey! HEY!“, rief die Prinzessin empört und versuchte sich vergebens loszureißen. „Was soll das werden!?“ Lachend hörte Luffy auf den Kopf zu schütteln und grinste sie neckisch an, seine Haare sahen aus wie frisch explodiert. „Rache“, sagte er und ließ ihr Handgelenk los. „Für den Weckruf.“ Entrüstet klappte die Prinzessin die Kinnlade runter. Eine Weile starrte sie ihn einfach nur sprachlos an, doch nachdem sie sich das Wasser mit einer Hand aus dem Gesicht gewischt hatte, schubste sie in einer Kurzschlussreaktion den verdutzten Captain an den Schultern und mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, rückwärts geradewegs in den Bach hinein. Zufrieden und ganz und gar schadenfroh registrierte sie das Platschen, als Luffy auf das Wasser traf, und klopfte sich schmunzelnd die Hände ab, ehe sie sich hoch erhobenen Hauptes abwandte. „Beeil dich ein bisschen, Luffy-san! Je schneller wir losgehen, desto eher finden wir andere Menschen!“, rief sie ihm noch über ihre Schulter zu. Luffy unterdessen setzte sich Wasser hustend auf und dankte Gott, dass ihm Süßwasser anders als Salzwasser nicht die Kräfte raubte. Finster blickte er der Prinzessin nach, bis sie verschwand. „Die hat wirklich nicht viel mit den anderen Prinzessinnen gemeinsam“, murmelte er schmollend vor sich hin. „Die ist ganz anders.“ Süß war sie aber trotzdem. Irgendwie. To Be Continued... Kapitel 3: Gestatten, Ford [#03] -------------------------------- Author's Notes: Whoa, Schreibblockaden kommen immer zur falschen Zeit. -.- Die ganze Zeit konnte ich mich irgendwie nicht dazu bringen an dem Kapitel weiterzuschreiben, aber heute hab ich die ganze Nacht durchgeackert und es zu Ende gebracht, auf den letzten Drücker sozusagen. xD" (Am 1. August ist die Deadline...) Und ehrlich gesagt bin ich auch ziemlich unzufrieden mit dem Kapitel... Actionszenen zu schreiben ist echt nicht einfach. *drop* Nya, ein ganz liebes Dankeschön an alle Kommischreiber. :3 Hoffentlich enttäuscht euch das Kapitel nicht! - - - - - - - THREE: Gestatten, Ford Es war gigantisch. Zumindest aus Vivis Blickwinkel am Boden aus betrachtet und auch nur aus ihren Augenwinkeln heraus, denn sie traute sich nicht ihr ins Matsch gedrücktes Gesicht so hinzudrehen, dass sie es direkt sehen konnte. Was sie aber erkennen konnte war seine Größe. Zumindest erahnen konnte man sie, wenn man von den mindestens zehn Zentimeter langen Krallen der Hinterbeine auf den Rest des Vieches schloss. Sie sah dunkelgrüne, schuppige Haut mit ein paar wenigen grauen Flecken. Und sie sah gelben Schleim auf den Boden tropfen, und wo auch sonst sollte dieser herkommen, wenn nicht aus dem Maul des Ungetüms? Sie wollte erst gar nicht wissen, wie groß seine Zähne waren und besonders nicht aus der Nähe… Zusammengefasst sah ihre momentane Lage ungefähr so aus: Sie lag geknebelt mit dem Gesicht im Matsch, einer ihrer Arme war höchstwahrscheinlich ausgekugelt und über ihr keuchte ein unaussprechlich grauenvolles Monster mit gigantischen Klauen, vermutlich genau so großen Zähnen und einem brechreizbeschwörendem Mundgeruch. Und der glorreiche Monkey D. Luffy saß mit offenem Mund und tellergroßen Augen hinter dem Ungeheuer und… starrte. Wortlos. Ergo, ohne Worte. Und sie sah es schon kommen, es stieg in ihm auf, der eine Satz, der ihrer beiden Leben ein sofortiges Ende setzen würde, langsam, gemächlich, wie eine Luftblase, die sich an die Wasseroberfläche kämpfte. Aber sie näherte sich immer deutlicher, immer sehbarer dem schon gefährlich offen stehenden Mund. Unaufhörlich, Unheil verheißend, ein stummes Todesurteil sprechend. Krampfhaft versuchte die Prinzessin ihm durch pure Konzentration telepathisch irgendwie begreiflich zu machen, dass das hier – obwohl tief in ihr drin noch irgendwo die Hoffnung keimte, dass es sich hierbei nur um eine genmanipulierte, viel zu groß geratene Eidechse handelte – ein fleischgewordener Flashback zurück zu Little Garden war. (Flashback. „Dinosaurier!“ Flashback Ende.) Ein gigantischer fleischgewordener Flashback. Vivi glaubte vorhin beim Rennen über ihre Schulter erkannt zu haben, dass es ein Tyrannosaurus Rex war, zumindest hatte das Vieh hier mehr Ähnlichkeit damit, als mit irgendetwas anderes, das ihr in dem Moment zum Assoziieren greifbar gewesen war. Dennoch, so sagte ihre Erinnerung jedenfalls, war irgendetwas an diesem Ding ganz anders als bei einem Dinosaurier. Nicht nur die außerordentliche Agilität, wie sie fast nur eine Raubkatze aufwies, auch die Struktur der Schuppen und, mal ganz im Ernst, seit wann rannte ein T-Rex denn auf vier Beinen? Nicht bewegen, dachte sie sich immer und immer wieder. Dann kann er dich nicht sehen. Also nicht bewegen. Die Methode hatte jedenfalls bis jetzt geholfen, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wieso das Monster noch immer über ihr verharrte; seit Minuten schon schnüffelte es an ihr, stupste sie ab und zu leicht mit der Nase an und beschleimte sie mit seinem Geifer. Und Luffy saß noch immer bewegungslos da, wie eine Salzsäule. Und starrte. Vivi fühlte ein sehr, sehr mulmiges Gefühl in ihr aufsteigen. Es kroch aus allen möglichen Körperregionen hervor und kulminierte schließlich in ihrem Bauch. Schließlich konnte sie nur noch ein Stoßgebet zu Gott schicken und hoffen, hoffen entgegen aller Hoffnung, dass er verdammt nochmal nicht das tat, was sie befürchtete. Bitte, Luffy-san. Flehend kniff sie die Augen so fest zusammen, dass ihr fast ein bisschen der Kopf wehtat. Bitte, Luffy-san, tu es nicht. Tu es nicht. Tu es nicht. Ihre telepathischen Nachrichten sollten ihr Ziel nie erreichen, denn Luffys Gehirn wurde offensichtlich von etwas ganz anderem so in Anspruch genommen, dass alles andere vollkommen von ihm abprallte. Seine Mundwinkel zogen sich hinauf, machten aus seinem gaffenden Staunen ein gaffendes Grinsen. Und dann tat er etwas, für das Vivi sich schwor, wenn sie jetzt starben und in den Himmel kamen, würde sie Gott auf ihren Knien anbetteln sie beide wieder zu beleben, damit sie ihn nochmal umbringen konnte: Er holte tief Luft. In einem letzten hoffnungslosen Versuch schickte sie noch ein Stoßgebet los. Bitte nicht. Tu es nicht. Bitte tu es nicht, Luffy-san. Doch das Glitzern in seinen Augen bedeutete unmissverständlich das. Er wird es tun, dachte Vivi, den Tränen näher als je zuvor. „OH HEILIGE SCHEIßE, WIE COOL IST DAS DENN!“ Verzweifelt versuchte sie sich im Matsch zu ertränken; sie waren ja sowieso schon so gut wie tot. Wie waren sie nochmal in diese Situation geraten? Ah, genau. Natürlich, was sonst könnte es wohl sein? Immerhin gab es da nur eine einzige plausible Erklärung, die einem einfiel, wenn man die ganze Szenerie aufmerksam betrachtete. Immerhin war sie hier mit Monkey D. Luffy unterwegs. Mit genau demselben Monkey D. Luffy, der Gefahr anzog wie ein gottverdammter Magnet. Und dabei hatte alles so schön begonnen. _ _ _ _ _ Zwei Stunden zuvor, als Luffy und Vivi sich noch nichts ahnend auf ihren Rückweg zum Schiff oder ihren Marsch zu den Menschen (beides käme ihn gerade recht) machten, ahnte Sanji schon etwas. Nicht viel, nichts Konkretes, nur ein herannahendes kleines, großes, mittelgroßes, mittelkleines, was auch immer für ein Unglück. Wenn es jetzt Usopp gewesen wäre, den diese böse Vorahnung heimsuchte, hätte er wohl mit Sicherheit sonst welche Weltuntergangsszenarien hinunter gepredigt und selbst, wenn es jemand wie Zoro oder gar Nami gewesen wäre, hätten sie sofort eine Warnung ausgesprochen, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie tatsächlich richtig liegen sollten. Doch das hier war Sanji. Derselbe Sanji, der sich bekanntermaßen durch nichts und wieder nichts aus der Ruhe bringen ließ. So auch nicht von einer mickrigen bösen Vorahnung, die wahrscheinlich sowieso nicht der Wahrheit entsprach. Immerhin waren sie hier im Dschungel und dort gehörte ein mulmiges Gefühl im Bauch zum Alltag dazu, wie das Atmen und das Fressen. Vermutlich, so redete er es sich jedenfalls ein, hatte er das sowieso nur der von vornherein festgehaltenen Tatsache zu verdanken, dass wenn die Möglichkeit bestand, dass sogar jemand wie Luffy mittlerweile schon tot sein könnte, es auch ihn, Usopp und selbst seine holde Nami mit der Schnelle eines Wimpernschlags treffen konnte. Und deshalb verschob er das Gefühl zurück in seinen Hinterkopf, wo es Sanjis Meinung nach auch hingehörte. Und machte sich im Stillen eine Notiz, dass alle Dschungel gleich waren: Unberechenbar und beängstigend. Dennoch nagte es etwas an seinem Unterbewusstsein, aber als sein Engel den Mund öffnete, war alles sofort vergessen: „Igitt, was stinkt hier so?“ „Sorry, ich hab gefurzt!“, gestand Usopp offen, während er sich ängstlich umblickte. Angstfurzen also, stellte Sanji nüchtern fest und verzog das Gesicht. „Es riecht eher als wärst du verdammt nochmal am Verwesen.“ „Sorry, sorry! Das kommt von den Bohnen von heute Morgen. Jedes Mal wenn ich Bohnen esse, muss ich pupsen wie ein Furzkissen…“ „Könnten wir bitte aufhören über Fäkaldämpfe zu reden?“, schnarchte der Koch. „Hier ist ‘ne Lady anwesend.“ „Ich hasse Dschungel“, murmelte Nami zitternd um das Thema zu wechselnd und rückte, sehr zu seinem Entzücken, näher an Sanji heran. „Sie sind so düster und voller ekelhafter Geräusche.“ „Keine Sorge, meine zuckersüße Waldelfe, ich beschütze dich!“, versicherte Sanji, unverkennbar im siebten Himmel. „M-merkt euch meine Worte“, stotterte Usopp mit bebender Stimme und schlotternden Knien, ebenfalls näher an Sanji heranrückend. „Der Tod lauert hier hinter jeder Ecke. Hinter jeder Ecke. Hinter jeder-“ „Wir haben es kapiert, danke vielmals!“, fauchte der Smutje gereizt und riss seinen Arm aus Usopps Umklammerung los. „Und rück mir nicht so auf die Pelle, du Schisser. Das darf nur meine engelsgleiche Nami-san.“ Usopp hatte einen Blick in den Augen, der das Herz eines jeden Mannes zum Schmelzen hätte bringen können – wenn er eine Frau gewesen wäre. „A-aber Dschungel sind so düster… und…“ Doch schlagartig wechselte seine Persönlichkeit, wie das Wetter von Sturm zu Sonnenschein, als ihm bewusst wurde, was er hier tat. „Und… und außerdem wollte ich euch bloß beschützen! Jawohl! Du undankbarer Schnösel!“ „Dann geh doch voraus, Usopp“, schlug Nami vor, ein zuckersüßes (jedoch eindeutig tückisches) Lächeln auf den Lippen. „Ich bin sicher, wenn all die grauenhaften hungrigen Kreaturen des Dickichts den großen Captain Usopp-sama sehen, werden sie sich vor Angst gar nicht an uns herantrauen.“ Als Usopp wie auf Kommando so blass wurde, dass er fast durchsichtig war, musste sich Sanji ein Grinsen verkneifen. Sie ist so böse, meine Nami-san, dachte er amüsiert. Aber genau das liebe ich ja an ihr! Usopp schluckte. „N-natürlich“, stotterte er und lief mit zitternden Knien voraus. „D-der große Captain Usopp-sama beschützt seine Nakama bis in den… T-Tod!“ „Oh ja, ich fühl mich wirklich sicher“, murmelte Sanji der Navigatorin ironisch zu, welche nur seufzte. „K-kommt nur, ihr Monster! Ihr Ungetüme! All die Grauen, die hier ihr Unwesen treiben!“, rief der Lügner tapfer in die Dunkelheit hinein und zückte seine – zugegebenermaßen nicht sehr Furcht einflößenden – Zwille. „I-ich bin gewappnet! Jawohl! Ich habe hier eine gigantische Bazooka, deren Schusskraft schon ganze Inseln versenkt hat! Und ich traue mich auch, sie zu benutzen!“ Sanji stöhnte. „Bestimmt machen sich die Tierchen grade in die Hose.“ „Sanji-kun!“, flüsterte Nami, verhalten kichernd, in ihre Hand. „Du bist so gemein! Er meint das ernst!“ „Das ist ja grade das Traurige daran.“ Nami ließ ein geschocktes Lachen ertönen. „Sanji-kun!“ „Ja, macht euch nur lustig, ihr Ignoranten!“, rief Usopp und drehte sich mit aufgeblähter Brust zu ihnen herum, plötzlich ganz und gar nicht mehr feige. „Ihr werdet schon noch vor Dankbarkeit vor mir auf den Knien herumrutschen, wenn ich euch höchstpersönlich vor einer entsetzlichen Kreuzung zwischen einer Echse und einer Raubkatze errette und mich demütig um Verzeihung bitten!“ „Wie hoch stehen wohl die Chancen, dass sowas passiert?“, brummte der Koch und zog an seiner Zigarette. „Höher als du vielleicht glaubst, Sanji!“, verkündete Usopp mit Unheil verkündender Stimme. „In den Tiefen des Urwalds kann man nie genau wissen, was einen hinter dem nächsten Baum erwartet. Ihr könnt nur von Glück reden, dass ihr mich, Usopp den Urwaldbezwinger, an eurer Seite habt, um euch vor allem Übel zu bewahren!“ Er legte wissend die Hand unter sein Kinn und lächelte. „Wie euch Unwissenden bestimmt entgangen ist, umgibt mich diese gewisse Aura, die den Tieren sofort Respekt einflößt“, Sanji stöhnte genervt auf, „und deshalb braucht ihr absolut keine Angst zu haben. Solange ich bei euch bin, kann euch nichts passieren!“ Doch als schon im nächsten Moment genau hinter dem Scharfschützen das Gebüsch zu rascheln anfing, stellte sich seine Behauptung als unwahr heraus, denn so schnell konnte keiner blinzeln, wie Usopp sich hinter Sanji verkroch; sogar sein Schrei brauchte länger, um bei ihnen anzukommen, als der Lügner selbst. Auch Nami schluckte einen schweren Angstkloß hinunter und packte Sanjis Arm, welcher bloß gelassen und ohne eine Miene zu verziehen den Busch anstarrte, gespannt, was jetzt wohl erscheinen würde. „Wir sind tot“, murmelte Usopp apathisch hinter dem Koch. „Wir werden sterben, wir sind tot, mausetot, toter als tot, einfach nur tot, Tod, Verdammen, Hölle, Horror, Teufel, Grauen, adieu.“ „W-was kommt da jetzt…?“, flüsterte Nami ängstlich. Sanji verengte bloß die Augen und starrte weiter. Das Rascheln wurde stärker und stärker, immer lauter und lauter und in dem Moment, als die Spannung fast nicht mehr auszuhalten war, da war das Entsetzen umso größer, als plötzlich ein hellbraunes Fellknäuel aus dem Gebüsch kullerte. Das Trio blinzelte vollkommen verblüfft, als sich das Fellknäuel entknäulte und eine niedliche Schnauze und große Kulleraugen zum Vorschein kamen. Das katzenähnliche Tierbaby gab ein winziges Miauen von sich und starrte sie an. Als es auch noch den Kopf schief legte, war es um Nami geschehen. „Aww!“, rief sie aus und schlug die Hände zusammen. „Wie niedlich! Zum Knuddeln!“ Während Nami ohne zu zögern auf das kleine Löwenbaby zu rannte, schielte Sanji entnervt auf den fassungslosen Usopp hinab. „Unser Held“, tadelte er monoton. „Was hätten wir nur ohne dich gemacht. Du hast das Biest mit deiner Aura wirklich eingeschüchtert. Wie können wir dir bloß danken.“ Zunächst lief der Schütze vor Scham rot an, doch schnell warf er sich wieder in Pose. „Ha, seht ihr! Mit meiner übernatürlichen Aura habe ich den grauenvollen Löwen zurück in ein Löwenbaby verwandelt!“ „Okay, jetzt wird’s absurd!“, fauchte Sanji. „Och, ihr Hinterbeinchen hat sich im Gebüsch verheddert. Sie kann sich nicht befreien“, sagte Nami und begutachtete das vollkommen in eine Schlingpflanze eingewickelte Hinterbein des Löwenbabys, das unentwegt miaute. Lächelnd streichelte sie ihm über den Kopf. „Schon gut, Süße. Ich mach dich los.“ Usopp blinzelte. „Woher weißt du, dass es eine Sie ist?“ „Weibliche Intuition“, grinste Nami, während sie versuchte die Schlingpflanze vom Bein des Tiers zu lösen. „Ach Nami-san, deine weibliche Intuition macht dich nur noch schöner! Ich wusste gleich als ich dich sah, dass sowas wie Perfektion tatsächlich existiert!“, säuselte Sanji. Sie runzelte die Stirn, Sanji völlig ignorierend. „Es sitzt ziemlich fest“, murmelte sie mehr zu sich selbst, hantierte immer noch vergeblich an der Pflanze herum. „Als hätte es jemand absichtlich um ihren Fuß gebunden.“ „Lass mich mal, Nami“, sagte Usopp, welcher sich neben sie kniete und ein Taschenmesser zückte. Nami rückte etwas zur Seite und ließ den Scharfschützen an die Schlingpflanzte ran. Schon als er sie in die Hand nahm und die Struktur befühlte, zogen sich seine Brauen zusammen, die Erkenntnis traf ihn wie eine Bombe. „Kein Wunder, dass du das glaubst. Das hier ist keine Schlingpflanze – es ist ein als Schlingpflanze getarntes Seil.“ „Was!?“, rief die Navigatorin erstaunt aus. „Ein Seil!? Bist du dir auch ganz sicher?“ Usopp nickte. „Ich erkenne Menschenarbeit auf den ersten Blick. Und das hier ist auf jeden Fall welche“, sagte er und zeigte auf ein kleines Knäuel im Seil. „Siehst du das? Das ist ein Seemannsknoten. Eingeborene können es also schon mal nicht gewesen sein.“ Namis Augen weiteten sich. „Ein Seemannsknoten? Willst du damit sagen, dass es entweder Luffy oder Vivi gewesen sein müssen?“ „Eben nicht“, sagte der Lügner. „Vivi wird als Prinzessin wohl kaum über Seemannsknoten Bescheid wissen und Luffy weiß nicht mal, wie man das schreibt. Außerdem“, er hielt kurz inne und runzelte die Stirn, „ist das ein Knoten, den ich bis jetzt nur bei der Marine gesehen hab.“ „Aber die Insel ist unbewohnt“, sagte Nami mit Nachdruck. „Zoro und ich sind um die ganze Insel gegangen und haben weder menschliches Leben, noch ein Marineschiff irgendwo entdeckt. Es kann keiner von der Marine gewesen sein.“ „Außer hier geistert ein Gestrandeter auf der Insel rum“, mutmaßte Usopp. Nami überlegte mit. „Das wäre eine Möglichkeit, aber das erklärt es auch nicht wirklich“, sagte sie und beobachtete, wie Usopp mit seinem Taschenmesser das Seil am Hinterbein des Tierbabys durchschnitt. Sofort widmete sich der kleine Löwe seinem verletzten Beinchen und leckte die Wunde hingebungsvoll ab. „Immerhin ist es schon etwas seltsam ein Löwenbaby in einem Busch festzubinden. Aus was für einem Grund sollte jemand so etwas tun?“ „Vielleicht um das Junge vor sowas zu bewahren.“ Verdutzt wandten sich Nami und Usopp zu Sanji herum, der schon die ganze zeit verdächtig still gewesen war und mit dem Rücken zu ihnen etwa zehn Meter weiter weg vor einer Lichtung stand. Das Löwenjunge war sofort etwas holprig auf den Beinen und flitzte in Sanjis Richtung, gefolgt von der Navigatorin und dem Schützen. Dort angekommen war sofort klar, dass diese Lichtung keine natürliche Lichtung war, genau so wie der Weg, den sie bis hierher beschritten hatten auch kein normaler Weg war. Wie sich nun herausstellte, waren die Palmen und Büsche geradezu niedergewalzt worden, wenn auch nicht so sauber, wie es eine Dampfwalze getan hätte. Und inmitten der Lichtung lag… Nami keuchte, als sie ein unwahrscheinlicher Brechreiz überkam und wandte sich mit einer Hand über dem Mund schlagartig wieder herum, wo sie sich prompt an Sanjis Brust wiederfand, welcher einen Arm um sie legte. Während sie die Augen zusammenkniff und Sanji nur seufzend an seiner Zigarette zog, verzog Usopp das Gesicht zu einer Grimasse zwischen Ekel und Mitleid. Das Miauen des Löwenbabys wurde lauter und penetranter, während es den leblosen, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten, blutüberströmten Körper – selbst die Knochen waren fast überall zu sehen – seiner Mutter immer wieder mit der Nase anstupste, egal ob es dabei selbst mit Blut verschmiert wurde. „Heilige Scheiße“, nuschelte Usopp fassungslos in seine Hand. Seine vor Entgeisterung geweiteten Augen waren nicht imstande das Bild noch länger zu ertragen, wegschauen konnte er dennoch nicht. Es war einer von diesen Anblicken, die zu grausam waren, um wegzuschauen, obwohl man es vielleicht wollte. „Wer um alles in der Welt hat ihm das angetan?“ „Du meinst wohl was“, korrigierte Sanji ruhiger, als er sein dürfte. „Ein Mensch war das nie und nimmer.“ Nami schluchzte leise in Sanjis Hemd. „Es ist furchtbar“, flüsterte sie. „Gott, ist das furchtbar.“ „Wenn ihr mich fragt“, sagte der Smutje, „hat Mr. Inkognito (Usopp: „Und wer soll das sein?“) das Junge im Busch festgemacht, weil es sonst versucht hätte seiner Mutter, die grade mitten im Kampf war, hinterher zu laufen und womöglich noch ihr zu helfen. Mr. Inkognito wusste, dass die Mutter keine Chance hatte und das Junge bloß als Nachtisch enden würde, also band er es fest, um wenigstens eins der beiden zu retten. Dann versuchte er der Mutter zu helfen, wurde aber mit einem Bissen verspeist.“ „Wie kommst du darauf?“, fragte Usopp skeptisch, auch Nami hatte sich inzwischen etwas beruhigt und schaute verdutzt zu Sanji hinauf. Sanji lächelte überlegen. „Ganz einfach“, sagte er und zeigte nach links. „Da drüben liegt sein Schuh. Den ich übrigens Beweisstück A nenne.“ „Gut kombiniert, Mr. Holmes“, musste Usopp neidlos zugeben. „Vielen Dank, Watson“, grinste Sanji stolz. „Gut und schön, Detective Boy“, unterbrach Nami mit hochgezogener Augenbraue und gekreuzten Armen. „Das erklärt aber immer noch nicht, was genau denn so… riesig sein könnte, um ganze Bäume niederzuwalzen, einen Löwen zu zerfleischen und einen Menschen zu fressen.“ Sanji legte eine Hand unter sein Kinn und nahm sich vor, sich auf der nächsten Insel eine Pfeife zu kaufen – fürs nächste Mal. „Guter Einwand“, sagte er. „Ich schätze, der Täter (Nami: „Kannst du mal mit dem Detektiv-Gequatsche aufhören!“) wird ungefähr drei Mal so groß gewesen sein, wie ein durchschnittlicher Löwe. Zumindest wäre das nur logisch.“ Namis Augen weiteten sich, Usopp schluckte. Eine Weile herrschte angespannte Stille, in welcher die einzigen Geräusche das gepeinigte Miauen des Löwenbabys und das Zischen des Streichholzes als Sanji sich eine Zigarette (Wenn er schon keine Pfeife hatte…) anzündete waren. „Jetzt mach ich mir erst recht Sorgen um Luffy und Vivi-chan“, sagte der Smutje. Usopp lachte humorlos auf. „Wenn du so offen zugibst, dass du dir sogar um Luffy Sorgen machst, dann sind die beiden wirklich im Arsch.“ „…“ Nami sagte gar nichts, sondern starrte ihre beiden Mitstreiter bloß an. Sie sah Usopp schon an seinem Gesicht an, was er dachte – sind Luffy und Vivi schon tot? Es war als stünde es auf seiner Stirn geschrieben. Und als ihr Blick zu Sanji huschte, musste sie bestürzt feststellen, dass sein Gesichtsausdruck extrem nah an Usopps herankam, jedoch dachte er wohl sowas wie: Ich kille das Biest, wenn es ihnen was angetan hat. Nami blickte zu Boden und horchte auf ihre eigenen Gedanken, wartete auf eine Meldung ihrer inneren Stimme. Sie war nicht so pessimistisch wie Usopp, obwohl sie sich sehr um Vivi sorgte, aber auch nicht so kampflustig wie Sanji, denn immerhin war hier von Monkey D. Luffy die Rede. Der Tag, an dem Luffy sich besiegen ließ, war in ihrer Welt der Tag, der nie anbrechen würde und darauf baute sie. Es war die einzige Tatsache, auf die man wirklich vertrauen konnte. Es war so sicher, wie die Sonne, die jeden Tag aufging und so sicher, wie es Wasser und Luft gab. Es war Fakt. Es war kein Wunschdenken, naives Vertrauen oder ein irrsinniger Glaube. Es stand fest, wie in Stein gemeißelt, dass Luffy nicht sterben würde. Nicht auf so einer Insel. Und nicht durch so ein Tier. „Luffy ist der künftige König der Piraten“, sagte sie plötzlich, beide Männer schauten sie überrascht an. Sie grinste, dennoch waren Tränen in ihren Augen. „Also darf er nicht sterben, stimmt’s?“ Sanji blickte sie mitleidig an. „Nami-san…“ „Solange Luffy bei Vivi bleibt, ist alles gut. Dann kann ihr nichts passieren“, sagte sie, jedoch wusste keiner der Anwesenden, wen sie hier eigentlich zu überzeugen versuchte. „Also ist alles gut.“ Sanji, welcher sofort merkte, dass sie bloß nach Bestätigung suchte, ja fast schon darum flehte, rang sich ein Lächeln ab. „Ja, Nami-san“, sagte er. „Alles ist gut.“ Usopp nickte, ein aufmunterndes Grinsen im Gesicht. „Alles ist gut, Nami. Ganz sicher.“ „Jepp.“ Nami grinste zurück. „Alles ist gut.“ _ _ _ _ _ „Lichtet den Anker und Leinen los!“ Ein tiefer Seufzer. „Yo ho, hebt auf.“ „Unser Herz ist schwarz und die Gier so groß!“ Noch ein Seufzer. „Yo ho, hebt auf.“ „Aye, sie plündern und morden immer zu“, sang Luffy fröhlich in die Landschaft hinein, „dieser grausame Captain und seine wüste Crew! Ihre Seelen nicht mal der Teufel holt, sie töten jeden für ‘nen Sack voll Gold!“ Sein Grinsen war unwahrscheinlich breit, offensichtlich hatte er seinen Spaß. „Hisst die Flagge und seid geschwind!“ Ganz im Gegensatz zu Vivi, auf die er nun fordernd mit dem Finger zeigte. Diese seufzte zum dritten Mal und sang eher monoton: „Yo ho, hebt auf.“ „Unsere Beute, sie kommt und geht mit dem Wind!“ „Wieso eigentlich ein Piratenlied?“, unterbrach die Prinzessin abrupt ihren gemeinsamen Singsang, während sie über eine besonders dicke Wurzel stieg. „Sollten wir nicht lieber ein Wanderlied oder sowas anstimmen?“ Luffy schenkte ihr ein überlegenes Lächeln und schüttelte den Zeigerfinger. „Ts, ts, ts“, machte er neckisch. „Vivi, manchmal bist du echt blöder als du aussiehst.“ Ihre Wangen erröteten vor Wut. „H-hey!“ „Wir“, verkündete Luffy bedeutungsvoll und stemmte die Hände in die Seiten, „sind Piraten! Und keine Wanderer.“ Letzteres sprach er aus wie eine ansteckende Krankheit. Vivi öffnete den Mund, um zu widersprechen, ihm klarzumachen, dass sie (noch?) keine Piratin war, aber irgendwas, sie wusste selbst nicht was, hielt sie davon ab. Kein Ton kam über ihre Lippen, es war als läge eine unsichtbare Hand auf ihrem Mund, daher schloss sie ihn wieder, verwirrt über ihre eigenen Gedanken. Wollte sie etwa Piratin sein? Wollte er es? Wieso bestand er so vehement darauf, sie immer mit einzubeziehen, wenn er von ‚wir‘ und ‚Piraten‘ und ‚Nakama‘ sprach? Sie wusste (noch?) keine Antwort darauf. Das einzige, das sie tun konnte, war lächeln. Lächeln und seufzen. „Stimmt.“ Luffy nickte mit einem gespielt ernsten Gesicht. „Also weiter im Text“, sagte er, bevor er tief Luft holte und zur zweiten Strophe ansetzte: „Sie ertränken ihr Gewissen mit ‘ner Flasche voll Rum – und legen auch ganz gerne mal einander um! Aye, sie schlagen aufeinander, dass es nur so kracht – und wenn einer stirbt, dann hat es Spaß gemacht!“ Als er sich daraufhin mit einem erwartungsvollen Grinsen zu ihr herum wandte, errötete die Prinzessin vor Scham. „I-ich will das nicht singen! Nicht das!“ „Wieso nicht?“, fragte Luffy trotzig und zog beleidigt die Augenbrauen zusammen. „Das Wort ist witzig.“ „Das Wort ist dämlich-Moment, das ist ja noch nicht mal ein Wort“, entgegnete Vivi verwirrt. Der Captain rollte mit den Augen (was aus irgendeinem Grund komisch aussah; vielleicht weil es das erste Mal war, dass sie diese Geste an ihm sah). „Nur weil du das Wort nicht kennst, heißt es noch lange nicht, dass es das Wort nicht gibt“, verkündete er bestimmt. Nach einem Augenblick blitzten seine Augen unter der Ankunft einer Idee auf und er schenkte ihr ein keckes Grinsen. „Aber ist schon gut, wenn du nicht mitsingen magst. Sei halt eine Spaßbremse.“ Vivi klappte die Kinnlade hinab. Spaßbremse!? Mit vor Scham knallroten Wangen nahm sie all ihren Mut zusammen und kniff die Augen zu. „H-hulabaka“, sang sie leise, „hulabaka, völlig falsch gedacht…“ Triumphierend gluckste Luffy und sang weiter: „Denn die wirklich schlimmen Dinge, die passieren erst heut Nacht!“ „H-hulabaka, hulabaka, Seemann wach bloß auf…“ „Ist der Schatz erst mal versteckt, nimmt das Unglück seinen Lauf!“, sang er laut. Und nun kam endlich wieder der Refrain, seine Lieblingsstelle im Lied: „Lichtet den Anker und dreht nach Lee!“ Vivi blickte düster zu Boden, ganz und gar nicht begeistert. „Yo ho, hebt auf…“ „Nein, nein, nein, nein, nein!“, rief Luffy plötzlich aus, als wäre er ein Künstler, dessen Gemälde gerade tödlich beleidigt worden war. „So geht das nicht! Du machst das schon die ganze Zeit total falsch!“ Verwirrt blinzelte sie den kopfschüttelnden Piraten an. „Eh?“ Er wandte sich zu ihr herum und hob exzentrisch die Arme gen Himmel, als verkünde er das Jüngste Gericht. „Du musst da deine Seele reinstecken und so laut singen, wie du kannst! Es muss Spaß machen, verstehst du?“ Er steckte seine Finger in seiner Mundwinkel und zog seine elastischen Lippen zu einem unmenschlichen Grinsen in die Länge. „Grinsch einfach genau wie isch, Vivi! Dann geht dasch von gantsch alleine!“ Vivi verzog kurz das Gesicht, fing sich aber gleich wieder und zwang ein genervtes Grinsen auf ihre Lippen. Dann setzte sie, noch immer lustlos, zu einem neuen Versuch an: „Yo ho, hebt auf.“ „FALSCH!“, verkündete der Captain und schüttelte den Kopf. „Lach dabei!“ Die Prinzessin blickte ihn finster an. „Ich kann nicht auf Kommando lachen, Luffy-san!“ Luffy starrte schmollend zurück, bis ihm eine Idee kam. Lauernd blitzten seine Augen auf, sein Mund formte ein gerissenes Grinsen. „Außer…“ Vivi schluckte verdutzt, als er Unheil verheißend die Hände hob, als wäre er der große böse Wolf, der sie, das arme kleine Rotkäppchen, gleich verspeisen würde. „A-außer was?“ „Außer ich zwing dich zum Lachen!“ Und tatsächlich, im nächsten Moment stürzte sich Luffy auf sie mit Gebrüll und begann sie so heftig durch zu kitzeln, dass es vollkommen unmöglich war, das Lachen allzu lange zu unterdrücken. Doch Vivi, stur wie sie eben war, zwang sich dennoch dazu die Fassung zu bewahren und so formte ihr Gesicht in den nächsten Sekunden die wohl witzigsten Gesichtsausdrücke, die Luffy je an ihr gesehen hatte: Es fing damit an, dass sie sich auf die Unterlippe biss, dann lief ihr ganzes Gesicht rot an, bis sich schließlich ihre Wangen aufblähten und ihre Augen begannen zu tränen. So lange, bis sie es nicht mehr zurückhalten konnte und in lautes Gelächter ausbrach. „A-aufhören!“, rief die Prinzessin, hilflos lachend. Luffy grinste tückisch und sang nochmals: „Lichtet denk Anker und dreht nach Lee!“ Vivi, die sofort verstand, dass diese Tortur wohl erst aufhören würde, wenn sie mitsang, lachte das folgende eher, als dass sie es sang: „Y-yo hooo, hebt auf!“ Sein Grinsen wurde breiter, er war sichtbar zufrieden. „Die Geheimnisse bewahrt nur die tiefe See!“ „Yo hooo, he-hebt auf!“, lachte Vivi japsend. „Ist das Segel gesetzt, und der Wind frischt auf, nimmt das Lumpenpack alles, sogar den Tod in Kauf!“, sang der Captain, kitzelte Vivi aber stur weiter. „Bei ‘nem Schiff voll Piraten, voll von Heck bis Bug, ist von früh bis spät nur Verrat in Verzug! Lichtet den Anker und tut eure Pflicht!“ „Lu-Luffy-san“, japste Vivi lachend und versuchte vergeblich seine Hände von ihrer Taille wegzuziehen, während sie sich krümmte und wand. „B-bitte h-hör auf! Ich kann nicht mehr!“ „Siiing“, summte Luffy grinsend. „Sonnst werde ich niemals aufhören und du wirst für den Rest deines Lebens von mir gekitzelt werden! Bis in alle Ewigkeit und sogar noch länger! Also sing!“ Kurz kreuzte der absolut absurde und überaus verwirrende Gedanke ihren Sinn, dass sich das doch gar nicht so schlecht anhörte; für immer und Ewigkeit und für den Rest des Lebens, wenn sein Name darin auftauchte. Doch lange hatte sie keine Zeit sich darüber zu wundern, weil schon der nächste Lachanfall ihren Körper durchschüttelte. Na, was sollte es – dann sang sie eben, wenn er dann nur endlich aufhören würde. „Yo ho, hebt auf!“ „Wir sind Piraten!“, sang Luffy lachend. „Und Piraten unterschätzt man nicht!“ „I-ich kann wirklich nicht mehr“, brachte Vivi gerade noch so heraus, während sie vergeblich in seine Gummihände zwickte, was er scheinbar aber gar nicht spürte. Bestimmt schüttelte Luffy den Kopf, ein überlegenes Grinsen auf dem Gesicht. „Na-heeein, erst singst du zu Ende!“ „N-nein, ich kann wirklich nicht mehr!“, lachte sie fast etwas weinerlich und machte ein paar Schritte zurück, um ihm so zu entkommen; jedoch ließ sich Luffy nicht so einfach abschütteln und lief mit. „Mein Bauch tut schon weh!“ „Dann siiing!“, grinste Luffy, während sie immer weiter zurücklief. „Y-Yo ho—“ Noch bevor einer der beiden die Situation ganz erfassen konnte, verfing sich Vivis Ferse in einer Wurzel und reflexartig griff sie nach dem Stoff von Luffys Shirt, um Halt zu finden. Das allerdings klappte nicht, da es nur dazu verhalf, dass er mit ihr zusammen zu Boden stürzte. Und plötzlich lag Vivi auf dem Rücken… … und Luffy auf ihr. „—hebt auf…?“ Mit vor Schock weit aufgerissenen Augen blickte Vivi gen Himmel und traute sich nicht sich zu bewegen, ihr Gesicht war knallrot, allerdings nicht wegen des Lachens. Sie fühlte, wie sie fast unmerklich erzitterte, als sie seinen heißen Atem an ihrer Halsbeuge spürte und seine warme Hand an diesen wenigen Zentimeter freier Haut, dort wo ihr Top einen Spalt hochgerutscht war. Und ihr Herz klopfte und klopfte, so laut, so schnell, so heftig, dass sie schwören könnte, dass er es hörte oder eher gesagt fühlte. Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott. Ohgottohgottohgott. Das hier ist nicht gut, gar nicht gut, dachte sie verzweifelt. Und ich krieg meinen Mund einfach nicht auf… Auch Luffy war inzwischen das Lachen vergangen, allerdings fing er sich als erstes wieder und erwachte aus der peinlichen Stille und Starre. Er stützte sich mit den Armen auf alle Viere über sie und grinste etwas verloren, jedoch waren seine Wangen nicht weniger rot und auch das Lächeln war eher wackelig, als wirklich ehrlich. „Hehe.“ Es war ein Wort, kein Lachen. „Ups. Ich hab’s wohl etwas übertrieben, was?“ Vivi schwieg, war ganz benommen von der Tatsache, wie nah er ihr war. Wie nah sein Gesicht war. Sein Mund… und plötzlich verspürte sie diesen unglaublichen Drang in ihr. Diesen verwirrenden, seltsamen, unangebrachten, ganz und gar nicht schicklichen Drang den Kopf einfach um einige Zentimeter anzuheben und ihn zu… Eh? Sie blinzelte verdutzt, als sie seine Hand an ihrer Wange spürte und ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie seinen Blick sah. Wieder dieser ernste Blick, voller Bedeutung. Und dann neigte er den Kopf hinab, seine Augen waren halb geschlossen, anscheinend von demselben Drang geplagt wie sie, denn sein Mund kam näher und näher… sie fühlte wie ihr Verstand aussetzte… und näher… ihre Augen fielen zu… und näher… Und dann knurrte er bedrohlich. Hach. …Moment, er knurrte? Warum sollte Luffy knurren? Schlagartig öffnete sie die Augen blickte direkt in sein verdutztes Gesicht. „Vivi“, sagte er und blinzelte in vollkommener Verwirrung, „hast du… hast du grade geknurrt?“ „Seh ich so aus, als würde ich willkürlich rumknurren!?“, rief sie mit roten Backen, doch dann stockte sie. „Moment. Wenn du nicht geknurrt hast und ich nicht geknurrt hab… wer hat dann geknurrt?“ Luffy setzte sich schulterzuckend auf und drehte sich gerade noch rechtzeitig herum, als ein gigantischer Schatten auf sie fiel. Vollkommen verdutzt blinzelte er die gigantischen Klauen an, die sich in relativ kurzer Entfernung in die Erde bohrten, entsetzt als er die schuppige, grüne Haut sah und die enorme Größe des… Tiers. „Äh.“ Er schluckte unmerklich. „Das da vielleicht?“ Vivis Verstand setzte beim Anblick dieser Klauen – oh verdammt, diese Klauen – augenblicklich vollkommen aus. Blackout. Leere. Bauchschmerzen. Nein, Angst. Oh, Mist. Verdammt. Oh Gott. Heilige Schutzgötter Alabastas. WAS. ZUR. HÖLLE. WAR. DAS. „Oi, Katzenvieh“, hörte sie Luffy plötzlich bedrohlich ernst sagen, als er sich schützend vor sie stellte (Katzenvieh? Das Ding war ganz klar eine Echse! Es hatte Schuppen, gottverdammt!). „Verzieh dich oder ich mach dich alle.“ Vivi raufte sich panisch die Haare. Ist der lebensmüde oder was!? „Bist du wahnsinnig geworden, Luffy-san!? Ein Verrückter!? Willst du unbedingt sterben!?“, kreischte sie angsterfüllt und griff nach seinem Arm, worauf er sich verdutzt zu ihr herum wandte. „Lass uns lieber wegrennen! Gegen das Ding hast du doch keine Chance!“ Beleidigt blähte der Captain die Backen auf. „Hah!?“, rief er eingeschnappt aus. „Was soll das denn heißen!? Das Vieh ist doch ein Kinderspiel für mich! Lass uns wetten, wie lang ich dafür brauche!“ „Das hier ist nicht der richtige Augenblick, um größenwahnsinnig zu werden, Luffy-san!“, redete Vivi vergeblich auf ihn ein. „Lass uns abhauen!“ Ein flehender Blick, voller Furcht. „Bitte! Bitte!“ Luffy starrte sie wortlos an, ein undeutbarer Ausdruck auf dem Gesicht. Eine Weile herrschte angespannte Stille, in der das Ungetüm fast schon vergessen wurde, doch als es dann ein weiteres bedrohliches Knurren ertönen ließ und sich zu ihnen hinab beugte, sodass sie direkt auf einer Höhe mit seinem gelben, blutunterlaufenen (mindestens verdammte 20 Zentimeter großen) Auge waren, erwachte die Prinzessin aus ihrer Starre und ein dumpfer Schrei entfloh ihrer Kehle. „L-Luffy-san“, wisperte sie erstickt mit vor Angst geweiteten Augen, „bitte hör auf mich! Im Leben geht es nicht immer nur darum, wen du besiegen kannst und wen nicht, oder wie stark du nun bist! Als Anführer ist es deine Pflicht Rücksicht auf deine Kameraden zu nehmen, die vielleicht nicht so stark sind wie du! Denk doch mal an die möglichen Konsequenzen!“ Sie war fast schon wütend. „Wenn wir jetzt hier sterben, dann… dann…“ Dann geht Alabasta unter, hätte sie logischerweise denken müssen. Tat sie aber zu ihrer Überraschung nicht. Was ihr stattdessen als erstes in den Sinn kam war so ziemlich das Letzte, das sie jemals erwartet hätte. Nicht weil sie selbstsüchtig oder ein schlechter Mensch war – sondern weil Alabasta auf ihrer Liste im Normalfall als Prinzessin eigentlich ganz oben stehen müsste. Aber seltsamerweise war es nur der zweite Gedanke, der sie heimsuchte. Der Erste war: Dann enden ihre Träume. Luffy blickte sie noch ein paar Herzschläge lang stillschweigend an. Nach einer Weile schlich langsam ein Lächeln auf sein Gesicht, das sich langsam zu einem verstehenden Grinsen ausbreitete. Er nickte einsichtig. „Du hast Recht. Tut mir Leid.“ Vivi keuchte kurz überrascht auf, während sie ihn anstarrte, verdutzt darüber, dass er sich so schnell hatte überzeugen lassen. Er lächelte sie an und sie blickte in seine Augen, die den Blick mit einem seltsamen Funkeln erwiderten. Irgendwas in seinen Augen beruhigte ihr vor Angst pochendes Herz sofort. Er grinste. „Auf die Plätze, fertig, los.“ Vivi hatte grade noch Zeit ihn verwirrt anzublinzeln, bevor er ihr Handgelenk packte und mit ihr lossprintete, in die entgegengesetzte Richtung des Monsters. Sie stolperte dem Captain schwerfällig hinterher und als sie eine beträchtliche Entfernung zwischen sich und das Ungetüm gebracht hatten, fegte ein ohrenbetäubendes animalisches Brüllen über ihre Köpfe hinweg, das alle Vögel in den Baumkronen um sie herum aufscheuchte und fast Vivis Trommelfell sprengte. Die spürbare, heftige Vibration unter ihren Füßen und das laute Knallen auf die Erde machte ihr sofort klar, dass das Ungeheuer ihnen auf den Fersen war – weshalb sie erstickt wimmerte. „Nicht umdrehen, Vivi.“ Luffys Stimme war seltsam gefasst und ruhig. „Renn einfach.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte, obwohl sie wusste, dass er sie ja sowieso nicht sehen konnte. Momentan quälte sie sowieso viel eher die Frage, was genau das nun für ein Monster war. Es hatte ausgesehen wie eine Art seltsamer Dinosaurier, aber doch irgendwie auch ganz anders. Irgendwas hatte das Bild eines normalen Dinosauriers vollkommen zerstört. Sie kam nur nicht drauf was. Entgegen Luffys Ratschlag, triumphierte ihre Neugierde über ihren gesunden Menschenverstand und so spitzte sie kurz über ihre Schulter auf das Monster zurück, das sie mit einer erstaunlichen Kondition verfolgte (glücklicherweise waren sie doch noch etwas schneller). Und was sie da sah, verwirrte sie nur noch mehr. „Was zum…“, japste sie atemlos. „Läuft… läuft das Ding da etwa auf vier Beinen!?“ „Logisch!“, rief Luffy. „Es ist ja auch ‘ne Katze!“ „Wo ist das Ding bitte eine Katze!?“ _ _ _ _ _ Während Luffy und Vivi weiterhin etwas darüber diskutierten, ob das Monster denn nun eine Katze oder etwas anderes war, und nebenher auch ein bisschen vor dem Ungetüm auf ihren Fersen wegliefen, bemerkten sie nicht das Augenpaar, das ihren kleinen Marathon von einem Ast hoch oben in einer der Baumkronen aus beobachtete. Der Mann nahm einen großen Schluck aus seiner Bierflasche und lehnte sich kopfschüttelnd zurück. „Ts, ts“, murmelte er leise vor sich hin. „Nicht klug. Gar nicht klug, die zwei. Wieso mussten sie unbedingt vor ihm wegrennen?“ Er stieß einen gedämpften Rülpser aus und klopfte sich anschließend auf die Brust. „Wären sie doch bloß genau da geblieben, wo sie waren. Er war eh kurz davor von alleine abzuziehen.“ Er nahm noch einen letzten Schluck Bier (der ekligerweise immer abgestanden schmeckte), sein Magen quittierte mit einem entsetzten Schluckauf, ehe er die leere grüne Flasche zurück in seine Hosentasche steckte und dann auf die Beine sprang. Ein Grinsen. „Vielleicht sollte ich ihnen aus der Patsche helfen. Killer hat heute besonders hungrig ausgesehen“, sagte er. „Außerdem war die Kleine ganz süß.“ Überzeugt nickte der Mann mit einem Grinsen und kreuzte die Arme vor dem Burstkorb. „Meine letzte Heldentat ist eh schon ziemlich lange her und langweilig ist mir auch. Jepp, ich werde sie retten!“ Er schmiss sich selbstsicher in Pose, wodurch (obwohl der Alkohol sicher auch nicht ganz unschuldig war) er ins Wanken geriet, die Balance verlor und so rücklinks vom Ast rutschte. Glücklicherweise konnte er gerade noch rechtzeitig die Arme darum schlingen, um nicht ganz runterzufallen. Der Mann warf einen Blick nach unten und schluckte. „Das war knapp“, murmelte er. „Vielleicht sollte ich lieber mit dem Trinken aufhören.“ _ _ _ _ _ Schnaufen, Japsen, Keuchen, Schnappatmung, Atemlosigkeit. Vivi fühlte sich, als würde sie brennen. Ihr Hals kratzte und ihre Brust fühlte sich an wie ein brodelnder Vulkan. Und es tat weh. Es tat verdammt weh. Schnaufend kniff sie die Augen zusammen und ließ sich einfach von Luffy mitziehen, ganz gleich wo er sie wohl hinführte, Hauptsache weit, weit weg von diesem Monster. „I-ist…“, japste sie atemlos und es kostete sie eine Menge Kraft, „… ist… i-ist es uns noch… auf den Fersen?“ Luffys Griff um ihr Handgelenk war glitschig und feucht, nur Gott wusste, wie er es bei seiner schwitzenden Handfläche noch schaffte sie festzuhalten. „Keine Ahnung“, rief er keuchend. „Ich hab seit ein paar Minuten schon nicht mehr nachgesehen!“ Vivi wusste nicht, woher sie die Kraft nahm, aber sie schätzte, es musste ihr letzter Funken gewesen sein, als sie schwerfällig den Kopf herum wandte und über die Schulter blickte. Ihre Augen weiteten sich und ein Keuchen drang über ihre Lippen. Sie streckte ihre freie Hand aus um Luffys Arm zu packen und brachte ihn und sich zu einem abrupten Halt. „Warte mal…!“ Der Captain blickte schnaufend auf ihren Hinterkopf und erst danach warf er einen Blick auf den Weg hinter sich. Blinzelnd musste er feststellen, dass das Monster weit und breit nicht mehr zu sehen war. Er wandte den Kopf nach links – nichts. Er wandte den Kopf nach rechts – nichts. Nichts. „Eh?“ Vivi fasste sich erleichtert an die Brust, ein müdes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Es… es ist weg…! Gott sei Dank!“ Luffy schien nicht mal im Entferntesten so erleichtert zu sein, wie die Prinzessin neben ihm. Im Gegenteil sogar. Skeptisch verengte er die Augen und legte seine Stirn in Falten. Da stimmte doch was nicht. Er wusste nicht wieso, aber irgendwas war hier faul. Ganz gewaltig faul. Er fühlte es einfach. Er fühlte es fast so stark wie das Hungergefühl in seinem Bauch. Das Monster war nicht weg. „Warte, Vivi“, sagte er in diesem seltenen Befehlston, den er nur auflegte, wenn die Situation wirklich brenzlig wurde und schob sie mit seinem Arm hinter sich. „Irgendwas stimmt hier nicht.“ „E-eh…?“, hörte er Vivi hinter sich verwirrt murmeln. „Was meinst du damit, Luffy-san?“ Seine Augen verengten sich, als ihn ein plötzliches Gefühl traf wie ein Blitzeinschlag. Er wandte den Kopf gen Himmel, suchend, achtsam. „Hey.“ Es war eindeutig, diesmal wusste er, dass sein Instinkt ihn nicht betrog. „Hast du deine Waffe mitgenommen, als wir los sind?“ Vivi blinzelte, offensichtlich ahnungslos. „Äh… ja, natürlich. Warum fragst du?“ „Halt sie bereit.“ Ihre Augen weiteten sich. „W-warum…?“ Seine Augen glitzerten in Erwartung. „Gum Gum…“, murmelte er und holte zum Schlag aus, „… PISTOLE!“ Im nächsten Moment streckte sich sein Arm mit einer so schnellen Geschwindigkeit, dass Vivi gar nicht so schnell schauen konnte, wie er auf eine der Baumkronen zu schnellte. Sie beobachtete in einer Art verqueren Schockzustand, wie seine Faust zwischen den Ästen und Blättern verschwand und schließlich mit einem lauten Knall auf etwas Hartes traf. Blätter flogen wie in einer Explosion herum, zusammen mit Holzstücken die von dem Zerbersten eines der dickeren Äste stammen musste und ein Körper stürzte zu Boden. „GYAAA!“ Vivi und selbst Luffy konnten nur vollkommen entsetzt starren, als der Körper auf dem Boden aufschlug und reglos liegen blieb. Es dauerte eine ganze Minute, bis der Prinzessin klarwurde, dass das, was soeben aus dem Baum gefallen war, nicht einmal im Entferntesten einem Monster glich. Zwar war das mit schwarzem Bart überwucherte Gesicht, die langen krausen Haare und die verdreckte Kleidung gleichermaßen abschreckend, aber doch war das vor ihnen ein… „… Mensch!“, rief Vivi entgeistert aus. „Und du hast ihn umgebracht!“ „W-wirklich!?“, rief Luffy vollkommen verdattert. „Bist du sicher, dass es kein Gorilla ist!? Es sieht aus wie ein Gorilla! Es ist bestimmt ein Gorilla! Ich sage, es ist ein Gorilla!“ Vivi war so perplex, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und sogar ganz kurz in Luffys Gedankenwelt eintauchte. „Ein Gorilla!? Stimmt, es sieht aus wie einer! Es muss ein Gorilla sein!“ „ICH BIN KEIN GORILLA, VERDAMMT!“, brüllte der Affenmensch plötzlich wütend dazwischen und setzte sich auf. Luffy und Vivi wurden mit einem Mal aschfahl und wichen schreiend zurück. „WHAAA! ZOMBIE!“ Der Mann mit dem krausen Bart rieb sich fluchend den Kopf und ein Auge zu, offensichtlich geplagt von Schmerzen. „Autsch… das hat gesessen… Sind ja ziemlich interessante Teufelskräfte, die du da hast, Kleiner.“ „Siehst du!?“, schrie die Prinzessin ganz aufgebracht und zeigte auf den Gorillamann. „Es ist ein Mensch!“ „Natürlich bin ich ein Mensch, das sieht man doch“, knurrte der Mann beleidigt mit roten Backen, die durch seinen schwarzen Bart und seine ebenso schwarzen Haare geschickt versteckt wurden. „Jedenfalls, um nochmal auf deine Teufelskräfte zurückzukommen…“ Er schenkte ihnen ein Grinsen voller gelber Zähne. „Gum Gum Frucht, stimmt’s?“ „Der Bart!“, rief Luffy entsetzt dazwischen und zeigte auf ihn. „Rasier ihn ab! Er lebt!“ „Hörst du mir überhaupt zu!?“, fauchte der Dschungelmensch, fasste sich dann aber dennoch prüfend an den Bart. „Er lebt aber nicht wirklich, oder? Manchmal kitzelt es so komisch, aber ich dachte, das wären bloß Käfer…“ Luffy verzog das Gesicht. „He, Gorilla-Ossan, ganz egal wie cool es ist Käfer in seinem Bart zu haben, du solltest mehr auf deine Hirngene achten, sonnst kommen und holen dich die Klaubautermänner!“ „Was du meinst ist Hygiene“, stellte Vivi seufzend klar und blickte schließlich zu dem unbekannten Mann hinüber, während sich versuchte ihren Ekel vor den angeblichen Käfern in seinem Bart zu unterdrücken. „Außerdem gibt es wohl viel wichtigere Dinge, über die wir sprechen sollten. Zum Beispiel was Sie hier machen und wer Sie sind und wieso Sie im Baum saßen und wieso Sie uns beobachtet haben und überhaupt-“ Der Mann lachte, warm und herzlich. „Whoa, whoa, eins nach dem anderen, Süße.“ „Süße?“, echote Vivi, und seltsamerweise auch Luffy, perplex. „Zuerst einmal sollten wir uns ein etwas gemütlicheres Plätzchen als den matschigen Dschungelboden suchen“, sagte er Gorillamann. „Dann werde ich alle eure Fragen beantworten. Lasst uns nur schnell verschwinden, bevor er zurückkommt.“ Vivi verengte die Augen. „Er?“ Der Mann öffnete den Mund um zu antworten, doch dann blinzelte er verdutzt einen Punkt hinter den beiden an und grinste verlegen. „Ups“, sagte er. „Zu spät.“ Das ohrenbetäubende Grollen, das darauf folgte, würde Vivi in ihrem Leben nie wieder vergessen. „Nicht bewegen. Dann kann er euch nicht sehen.“ Ohne auf den wohlgemeinten Ratschlag zu hören (vielleicht hatte er ihn im Grollen auch einfach überhört), wandte Luffy den Kopf reflexartig um. „Whoa! Das Katzenvieh ist wieder da!“ Sofort war er kampfbereit. „Na komm doch her, du zu großgeratenes Miezekätzchen!“ Das zweite Grollen schien Vivis Trommelfell zu betäuben, von da an hörte sie nur noch ein penetrantes Piepen. „Hast du Tomaten auf den Ohren oder was!?“, brüllte der Affenmensch blindwütig und sprang auf die Beine. „Verdammt, habt ihr Kinder heutzutage denn vor gar nichts mehr Respekt!?“ Vivi konnte gar nicht so schnell reagieren, wie der Mann auf sie zugerannt kam. Innerhalb eines Augenzwinkerns war er vor ihr und stieß sie und Luffy grob mit einem knappen „Aus dem Weg, wenn ihr nicht sterben wollt!“ zur Seite. Das nächste das sie wusste, war wie sie mit dem Gesicht voran im Matsch landete, vollkommen gelähmt vor Angst. Erst einen Moment später wurden ihr der Schmerz in der Schulter und die Bewegungsunfähigkeit ihrer Arme bewusst. Sie war… geknebelt. Aber wie!?, schoss es ihr entgeistert durch den Kopf. War es dieser Mann!? Ich hab nicht mal was gemerkt! Ein Blick hinüber zu Luffy machte ihr sofort bewusst, dass es ihm nicht anders ging. Auch seine Hände waren gefesselt, doch diesen schien das offensichtlich nicht im Geringsten zu kümmern, da er viel zu beschäftigt war, etwas anderes (wahrscheinlich sein ‚Katzenvieh‘) zu bestaunen. Sie versuchte über ihre Schultern nach dem Unbekannten zu sehen, doch es war ihr vollkommen unmöglich, nicht nur, weil etwas Matsch in ihre Augen gekommen war, sondern auch weil er vollkommen außer Reichweite war. Er will uns doch nicht etwa SO unserem Schicksal überlassen!? _ _ _ _ _ Und so war es also dazu gekommen, dass sie nun geknebelt mit einer möglicherweise ausgekugelten Schulter im Matsch lag. Belauert von einer verqueren Mischung zwischen einer Katze und einer Echse. Im Stich gelassen und wie ein Opfer ausgeliefert von einem völlig Unbekannten und dem einzigen anderen Menschen auf dieser gottverlassenen Insel. Mit nur einem naiven, sorgenlosen und scheinbar angstallergischen Piratencaptain als Leidensgenosse, der Gefahr anzog wie ein gottverdammter Magnet. Womit hatte sie das nur verdient? „OH HEILIGE SCHEISSE, WIE COOL IST DAS DENN!“ Ihr erinnert euch? Ganz genau: Das Todesurteil. Aber im selben Moment, in dem Vivi schon alle Hoffnung verloren hatte, sich vom Leben verabschiedete und sich mental bei Alabasta entschuldigte, keimte die Aussicht auf eine mögliche Rettung irgendwo hinter ihr zwischen dem ohrenbetäubenden Grollen des Untiers auf. „Entschuldigt, dass ich euch fesseln musste, Kids“, sagte der Gorillamann von irgendwo weiter weg. „Aber der Grünschnabel war kurz davor anzugreifen und das kann ich unmöglich zulassen. Ihr würdet nur draufgehen.“ „Hey!“, hörte sie Luffy beleidigt rufen. Der Mann lachte. „Aber ihr macht das gut. Killer ist vollkommen verwirrt, woher die ganzen Stimmen kommen“, sagte er. „Seine Augen sind wie ein Bewegungssensor. Solange ihr euch nicht bewegt, kann er euch nicht sehen. Das Glück meint es gut mit euch – er ist vollkommen unfähig Geräusche einer bestimmten Richtung zuzuordnen.“ „K-Killer?“, echote Vivi mit krächzender Stimme. „Wartet noch etwas“, sagte der Gorillamann. „Er wird sich bald langweilen und von alleine abziehen. Er weiß genau, wann er sich geschlagen geben muss.“ Vivis Kopf drehte sich, ihre Emotionen spielten vollkommen verrückt. Das war etwas zu viel auf einmal. Verwirrung, Angst, Fragen, Verwirrung, Angst, Fragen. „W-was genau ist das für ein Tier?“ „Ein Tier, das von einer Teufelsfrucht gegessen hat“, antwortete der Mann. „Und die Mischung machte ihn zu einem wahren Monster.“ Ein abfälliges, animalisches Schnauben ertönte. Kurz danach hörte Vivi schwere Schritte, seine Klauen bohrten sich tief in die Erde und ließ unter ihm alles erbeben, als es geschlagen von Dannen zog. Vivi unterdessen hatte noch etwas an dieser Information zu nagen, während die bebenden Schritte sich immer weiter entfernten und leiser wurden, bis sie schließlich ganz verklangen. Eine Teufelsfrucht also. Deshalb hatte das Untier so genmanipuliert ausgesehen. Sie hätte es wissen sollen. Der Mann lachte wiederholt auf. „Seht ihr? Tiere sind einfach viel zu berechenbar, wenn man sie lange genug studiert“, sagte er. „Ich mach euch jetzt am besten los.“ „Oi, was sollte der Scheiß, Gorilla-Ossan?“, beschwerte sich Luffy lautstark, während der Mann seine Fesseln mit einem Messer durchschnitt. Ärgerlich funkelnd rieb er sich die Handgelenke. „Ich hätte das Vieh ganz locker umpusten können, wenn du nicht eingegriffen hättest. Es sah gar nicht sooo stark aus.“ „Davon bin ich sogar überzeugt, Grünschnabel“, gluckste der Ältere. „Und genau deswegen musste ich dich auch fesseln.“ „Also das kapier ich nicht“, maulte Luffy, während der Mann sich Vivis Fesseln widmete. Der Gorillamann seufzte lächelnd. „Deine Teufelskräfte sind ziemlich beeindruckend, Kleiner. Ich wusste gleich, dass du ganz schön was auf dem Kasten hast. Wahrscheinlich hättest du Killer mit nur einem Schlag unfähig gemacht“, gab er offen zu. „Und das konnte ich nicht zulassen. Killer ist meine Angelegenheit. Das ist mein Kampf. Ich kann nicht erlauben, dass du dich da einmischt.“ Luffy zog die Brauen hoch, ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ihr seid also Rivalen, was?“ Das Lachen des Mannes war Antwort genug. „Dann hättest du das einfach sagen sollen. Ich nehme anderen ihre Kämpfe nicht weg.“ Vivi setzte sich auf und rieb sich die schmerzende Schulter, sich fragend, was das wohl für ein Kampf, von dem er da sprach. Und wieso sie gegeneinander kämpften. Und was das überhaupt für eine Teufelsfrucht war. Und woher der Gorillamann überhaupt so viel über Teufelsfrüchte wusste. Hatte er denn nicht auch sofort erkannt, von welcher Frucht Luffy gegessen hatte? Was war das für ein Kerl? „Wahahaha!“, brach Luffy plötzlich in schallendes Gelächter aus, so laut und plötzlich, dass Vivi leicht erschrak. „Oh Mann, du siehst aus wie ein Matschmonster!“ Die Prinzessin fasste sich an das von Matsch überzogenes Gesicht, welches ihre knallroten Wangen geschickt versteckte. „H-halt die Klappe! Dafür kann ich nichts!“ Selbst der Gorillamann lachte. „Das ist wohl meine Schuld. Tut mir Leid, Süße“, sagte er und stand wieder auf. „Lasst mich das hier wieder gut machen. Ich hab hier selten Gesellschaft, also würde es mich freuen, wenn ich euch auf ein Bier und ein Steak einladen dürfte. Ich hab da-“ „STEAK!?“, rief Luffy mit glitzernden Augen und war sofort auf den Beinen. „Wir sind dabei! Stimmt’s, Vivi?“ Luffys Ausdruck purer Aufregung kam ziemlich nah an den eines schwanzwedelnden Welpen heran und war gleichermaßen süß, weswegen Vivi nicht umhin kam zu kichern. „Na ja, ich trinke zwar nicht, aber was zu essen wäre nicht schlecht“, gab sie zu. „Außerdem hab ich noch eine Menge Fragen an Sie.“ „Ich werde euch alles sagen, was ihr wissen wollt“, nickte der Mann und grinste – ein bisschen wie ein vorfreudiges kleines Kind. „Die Hauptsache ist doch, dass wir uns begegnet sind. Ich hab seit Jahren keine anderen Menschen mehr gesehen, dementsprechend freue ich mich nun über Besuch in meinem bescheidenen Heim!“ Luffy grinste. „Hauptsache du gibst mir Fleisch! Ich bin am Verhungern!“ Plötzlich schien ihm etwas einzufallen. „Ach ja, ich bin übrigens Luffy!“ Vivi errötete etwas, als ihr klar wurde, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatten. „Ich heiße Vivi“, lächelte sie, als sie sich aufrichtete. „Danke, dass Sie uns das Leben gerettet haben.“ Der Ältere winkte es fast verlegen ab und grinste. „Bitte nicht so förmlich. Nennt mich einfach Ford.“ Lächelnd salutierte er. „Freut mich euch beide kennen zu lernen.“ „Okay, Ford, dann will ich mal gleich zur Sache kommen“, sagte Luffy und folgte dem Mann, als er sich in Bewegung setzte. „Was genau sind das für Käfer in deinem Bart?“ „Whoa, da frägst du mich was!“ „Ist ein Atlaskäfer dabei? Den such ich schon ewig!“ Vivi folgte den beiden lächelnd, erleichtert, dass der Schock nun überstanden war. Ihr Adrenalin spielte zwar noch immer etwas verrückt, aber irgendwie war das alles auch ungemein aufregend. Ein Abenteuer. Das dritte aufregende Abenteuer in nur einer Woche. Das dritte aufregende Abenteuer mit Luffy. So sah sein Leben aus. Tag für Tag ein neues Abenteuer, als gäbe es keine Sorgen, keine Gefahren, kein Morgen. „Hey! Finger weg von meinem Bart!“ „Oooh! Ich glaube, ich hab grade einen Gelbrandkäfer entdeckt!“ „Äh, nein, das… ist bloß Dreck.“ Sie kicherte amüsiert in ihre Hand hinein, während sie Luffy beobachtete. Seine Welt war so chaotisch, so unberechenbar, so aufreibend, so interessant… so lustig. Voller Leben und Lachen und ohne Verpflichtungen. Er war einfach nur frei. Frei und sorglos. Diese Welt der Freiheit war beneidenswert. Vivi wünschte, sie könnte ein Teil davon sein. To Be Continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)