Mein hungriges Herz von KaraKiro (Luffy x Vivi [30 Kisses Projekt]) ================================================================================ Kapitel 2: Östliche Sonne und Süßwasserscherben [#02] ----------------------------------------------------- Author's Notes: Yay, nur noch 16 Seiten. *löl* Aber unbedingt viel weniger ist das jetzt auch wieder nicht. *drop* Naja, lesen wird's hoffentlich trotzdem wer. :3 Danke an Dark-Nami! *knuff* Herzlichen Glückwunsch, du bist die Einzige, die sich durchgekämpft hat und gewinnst eine... äh, Waschmaschine? xD" - - - - - - - TWO: Östliche Sonne und Süßwasserscherben „Äffchen, Äffchen, Äffchen… du bist ein braves kleines Äffchen, nicht wahr?“ „Pfft.“ „Halt die Klappe, Luffy-san!“, zischte Vivi ihm beiläufig zu und widmete sich dann wieder voll und ganz dem Schimpansen, der noch immer grinsend auf dem Ast hockte und ihren Rucksack in großen Kreisen umherschleuderte – es war ein Wunder, dass nichts heraus fiel. Vivi zwang ein wackliges Grinsen auf ihr Gesicht und streckte die Arme aus. „Komm schon, Äffchen, Äffchen, Äffchen! Du süßes kleines Äffchen! Sei ein braves Äffchen!“ „Pfft“, lachte Luffy wiederholt, welcher auf seiner Seite der Lichtung im Schneidersitz saß und mit seinem kleinen Finger gelassen in der Nase herumpopelte, und grinste der Prinzessin neckisch entgegen. „Klappt wohl nicht besonders gut, was?“ Vivi schoss ihm ein gefährliches Funkeln zu. „Es würde vielleicht besser klappen, wenn du mir helfen würdest, anstatt da seelenruhig zu sitzen und in der Nase zu bohren!“ Der Captain schnipste überlegen lachend einen Popel von seinem Finger und kreuzte anschließend triumphierend die Arme vor dem Brustkorb. „Das würde ich ja echt gern tun“, lächelte er düster. „Aber leider ist da diese Linie“, er zeigte auf die unebene Grenze, welche die Prinzessin vorhin mit einem Stock in den sandigen Boden gezogen hatte, „und wenn ich die überschreite, werde ich niemals Piratenkönig.“ Vivi klappte sprachlos die Kinnlade hinunter. Das war doch nicht zu fassen! Da benutzte dieser hirnlose Gummicaptain doch tatsächlich ihre eigenen Methoden gegen sie! Sie musste zugeben, manchmal war Luffy wirklich gerissener, als man es ihm je zutrauen würde – oder aber er war einfach wirklich so blöd und glaubte, dass er niemals Piratenkönig werden würde, wenn er diese Linie überschritt. Den Affen, obwohl der ja eigentlich kein Wort verstand, freute es jedenfalls. Er turnte begeistert einen Ast höher und sprang dort angekommen vor Lachen wiehernd auf und ab. Vivi allerdings verzweifelte fast. „Äffcheeen“, maulte sie fast etwas weinerlich. „Bitte gib mir meinen Rucksack wieder?“ „Hm“, machte Luffy plötzlich und legte nachdenklich den Kopf schief. „Ich könnte dir den Rucksack mit einem ‚Gum Gum Her Damit!’ zurückholen, ohne dass ich die Linie überschreiten muss…“ Die Prinzessin wirbelte augenblicklich mit einem überglücklichen Strahlen zu ihm herum und schlug dankbar die Hände neben dem Gesicht zusammen. „Luffy-san! Du bist der Beste! Bitte tu das!“ „… aber ich hab keine Lust.“ Vivi beobachtete fassungslos und mit offenem Mund, wie sich der Schwarzhaarige mit einem Gähnen zurückfallen ließ und den Strohhut ins Gesicht zog. Entrüstet blinzelte sie ihn, oder besser gesagt seinen Strohhut an. „Du…“, begann sie vollkommen überrumpelt. „Du… hast keine Lust!?“ Unter seinem Strohhut blitzte ein triumphierendes Grinsen hervor. „Weißt du, ich hab Hunger, Vivi“, gähnte er schließlich ausgiebig. „Und wenn ich Hunger hab, dann hab ich zu absolut gar nichts Lust.“ Nun war Vivi es, die sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen konnte. „Also, wenn’s nur das ist“, flötete sie lieblich und zeigte den Baum hinauf, in welchem der Affe saß und so langsam zickig wurde, weil ihm keiner Beachtung schenkte. „Da oben wachsen Mangos, also ‚Gum Gum’ dich doch einfach da hoch und hol dir ein paar. Und bei der Gelegenheit auch gleich meinen Rucksack!“ „EHRLICH!?“, rief der Captain plötzlich überglücklich und war sofort mit einem freudestrahlenden Glitzern in den Augen und einem gigantischen Grinsen auf den Lippen auf den Beinen. Doch als die Realität ihn wieder aus seiner Traumwelt zurückholte und sein Blick auf die Linie am Boden fiel, verdunkelte sich sein Gesicht zu einem niedergeschlagenen Ausdruck. „Nein. Unmöglich. Das kann ich nicht. Der Baum steht auf deiner Seite der Linie.“ Vivi blinzelte verdutzt. „Na und?“ „Alles auf deiner Seite gehört dir“, sagte Luffy, als wäre es Allgemeinwissen. „Und der Codex besagt-“ „Es gibt keinen Codex“, murmelte die Blauhaarige verdutzt dazwischen, würde aber überhört. „-dass alles in deinem Revier von mir nicht angefasst werden darf, genau so wie du nichts auf meiner Seite der Linie für dich beanspruchen darfst“, erläuterte er fachmännisch und zeigte anschließend nach rechts. „Ich würde auch nicht wollen, dass du dich an meinem Lagerfeuer aufwärmst, deswegen kann ich deine Mangos auch nicht essen. So ist eben der Codex.“ Die Augenbraue der Prinzessin zuckte genervt empor. Ah, das Lagerfeuer. Das große, ehrwürdige Lagerfeuer. Vivi hatte nicht schlecht gestaunt, als ihr vor ungefähr einer halben Stunde plötzlich Rauch in die Nase gestiegen war. Nachdem sie sich nur noch mit dem Schimpansen und dem Rückerlangen ihres Rucksackes beschäftigt hatte, war Luffy anscheinend langweilig geworden und so hatte er sich etwas umgesehen. Da war ihm das kleine Päckchen aufgefallen, dass der Affe vorhin auf ihn geworfen, dass ihn aber verfehlt hatte und es stellte sich heraus, dass es das Päckchen Streichhölzer war, dass Nami für den Fall der Fälle jedem von ihnen mit Ausnahme von Luffy („Du entfachst sonst womöglich noch den größten Waldbrand der Weltgeschichte!“) in den Rucksack gepackt hatte. Nachdem er unauffällig Feuerholz gesammelt und das Feuer gezündet hatte, brannte sein so sehr ersehntes Lagerfeuer lichterloh – was nur dazu führte, dass er wieder sein Camping-Lied von vorhin angestimmt hatte. (Da hätte wirklich bloß noch gefehlt, dass er sich splitternackt auszog, sich eine Häuptlingskrone aufsetzte und um das Lagerfeuer eine Art Huldigungstanz vollführte; Vivi hätte es ihm zugetraut.) Wie auch immer, Vivi war sich sicher, dass das Lagerfeuer ihm gar nicht so heilig war, wie es den Anschein machte, dass es auch keinen Codex gab musste sie erst gar nicht erwähnen und daher lag der wahre Grund für dieses kleine Spielchen hier klar auf der Hand: Eine fiese, intrigante und verdammt noch mal starrsinnige Retourkutsche. Sie schätzte, Luffys Sturheit und sein Hunger hatten miteinander gekämpft, doch am Ende hatte der Dickkopf, wie nicht anders zu erwarten, haushoch gesiegt. Hier allerdings würde sein Sturkopf ganz sicher nicht siegen. Denn Vivis Dickschädel war einfach stärker! „Das alles“, sagte sie höchst angesäuert, „hast du dir grade ausgedacht.“ „Hab ich gar nicht!“, schoss Luffy entrüstet zurück. Vivi kreuzte überlegen die Arme vor der Brust. „Ach ja? Und wo sonst hast du den ganzen Schwachsinn dann bitte her?“ „Das weiß ja wohl jeder! Wegen solchen Sachen sind schon Kriege entstanden!“, erklärte er vollkommen überzeugt mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck. „Der Codex ist heilig. Basta.“ Die Prinzessin zog die Augenbrauen hoch und blickte ungläubig drein, als es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. „Hat dir Usopp-san das erzählt?“ Luffys Blick wurde achtsam. „Und wenn es so wäre?“ Vivi seufzte entnervt und fasste sich an die Stirn. „Okay, hör zu“, sagte sie so ruhig es ging. „Vergiss doch einfach mal die Linie, ja? Ich will meinen Rucksack und du willst die Mangos.“ Nach einer Eingebung fügte sie hinzu: „Ich verrate auch keinem, dass du den Codex missachtet hast.“ Luffy zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Und was ist mit meinen Thesauren?“ Vivi blinzelte. „Mit deinen was?“ „Du hast die Linie wegen meinen Tarantulas gezogen“, wiederholte er ganz selbstverständlich. Der Blick der Prinzessin indessen wurde immer verständnisloser. „Was?“ Luffy allerdings wurde langsam genervt. Ehrlich, war sie wirklich so schwer von Begriff oder tat sie nur so? „Meine Transmitter“, wiederholte er abermals, mit mehr Nachdruck. „Du hast gesagt, du hast Angst vor ihnen oder so. Du weißt schon, meine Testikel eben.“ Schlagartig lief Vivi scharlachrot an, ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „WAS!“ „Meine TRE-“ „TESTOSTERON!“, schrie die Blauhaarige mit vor Schock ganz quietschig-hoher Stimme dazwischen – das Wort Testikel klang so ekelhaft wie auch falsch, besonders aus Luffys Mund. „Es ist Testosteron! Nicht Thesauren, nicht Tarantulas, nicht Transmitter und am aller wenigsten Testikel! TES-TOS-TE-RON!“ Luffy runzelte die Stirn. „Mann, bist du kompliziert“, sagte er unverblümt. „Das hättest du auch von Anfang an so sagen können.“ Vivi blickte ihn eine Weile lang einfach nur sprachlos mit einem Ausdruck zwischen vollkommenen Entsetzen und einer Art obskurem Mitleid an. Doch dann entschloss sie sich nicht weiter darauf einzugehen, denn mal ehrlich, es hätte sowieso keinen Sinn, es ihm zu erklären. „Oh Gott, vergiss es einfach!“, sagte sie stattdessen völlig überfordert. „Vergiss dein Testosteron, vergiss den Codex und vergiss die verdammte Linie! Hier!“ Mit einem Mal schnellte ihr Fuß nach vorne und verwischte die Linie dort, wo der Captain stand. „Bitteschön! Die Linie ist zerstört! Und jetzt mach, dass du da hoch kommst!“ Der Schwarzhaarige funkelte ihr noch einen letzten trotzigen Blick zu (vielleicht fühlte er sich ja irgendwie in seiner Camperehre verletzt) und schlenderte anschließend mit gebückter Haltung und in den Hosentaschen vergrabenen Händen lustlos an ihr vorbei, während er etwas vor sich hingrummelte, dass sich verdächtig nach so etwas in der Art anhörte: „Mann, sind alle Frauen so? Wieso überhaupt eine Linie ziehen, wenn sie am Ende sowieso wieder wegkommt?“ Vivi rollte mit den Augen und wandte sich zu ihm herum, doch als sie ihn einfach nur reglos dastehen und in den Baum schielen sah, runzelte sie verdutzt die Stirn. „Was ist los, Luffy-san? Schlägst du Wurzeln oder holst du mir bitte endlich meinen Rucksack?“ „Ähm. Ich würde ja.“ „Aber?“, presste sie genervt hervor. „Aber der Affe ist weg.“ „Oh, der Affe ist also-“ Doch plötzlich wurde ihr ganz und gar die Bedeutung dieser Worte bewusst und ihre Augen weiteten sich entgeistert. „Er ist weg!?“ Luffy schenkte ihr ein ratloses Schulterzucken und ein entschuldigendes Lächeln. „Sorry, Vivi.“ Die Prinzessin sank fassungslos auf die Knie und blickte getroffen zu Boden. „Nicht mehr da… mein Rucksack ist weg… WEG… das ist gar nicht gut…“, murmelte verzweifelt vor sich hin. Luffy blinzelte perplex. „Hey“, sagte er fast sogar sanft, bevor er sich zu ihr hinunterkniete und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Als sie aufblickte, schenkte er ihr ein aufmunterndes Grinsen. „Ist doch halb so wild. Mein Rucksack ist ja noch da. Oder war bei dir etwa was Besonderes drin?“ Vivi sah aus, als bräche sie gleich in Tränen aus. „Meine volle Piratenlunchbox.“ „WAS!?“ Luffy stand mit Blitzgeschwindigkeit kerzengrade, wütend wie selten. „DU VERDAMMTER AFFE, DIR REIß ICH DEN ARSCH AUF!“ _ _ _ _ _ „Diese Mangos schmecken komisch“, meckerte Luffy und rümpfte die Nase. Vivi kicherte leise in ihre Hand, während sie ihre eigene Mangoscheibe auf einen sauberen Stock aufgespießt über dem ehrwürdigen Lagerfeuer des Captains briet (Freundlicherweise hatte er ihr erlaubt sich zu ihm zu gesellen – wahrscheinlich weil Vivi damit gedroht hatte, die Mangos für sich zu behalten, immerhin waren es dem Codex zufolge ja ihre). Also hatten ihre beiden Miniaturländereien vorübergehend Waffenstillstand geschlossen, damit ihre Mägen das wohl verdiente Abendessen (oder eher den Mitternachtssnack?) bekamen, das sie sich redlich verdient hatten, nach dem ganzen Stress heute. Der Tag war so anstrengend, so auslaugend gewesen, dass Vivi kaum noch in der Lage war ihren Stock grade zu halten, doch sie schlug sich den Umständen entsprechend wacker. Dass Luffy allerdings noch so putzmunter war, verstand sie gar nicht. Andererseits war er eben ein hyperaktives Energiebündel. „Seit wann bist du denn so wählerisch, Luffy-san?“, neckte sie ihn mit einem Grinsen. Luffy biss gelangweilt von seiner gegrillten Mangoscheibe ab und kaute lustlos darauf herum. „Seitdem dieser Mistkerl von Affe“, maulte er fast etwas weinerlich mit vollem Mund, „jetzt wahrscheinlich grade Sanjis einmalige Curryreisbällchen mit dieser verdammt weichen Rindfleischfüllung mampft. Und ich muss mich hier diesen… diesen… Früchten abfinden. Wie soll ich denn da gescheit Kraft tanken, so ganz ohne Fleisch?“ Vivi schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Tut mir Leid“, sagte sie ehrlich. „Ich hätte besser auf meinen Rucksack aufpassen sollen…“ Luffy blinzelte sie verdutzt an und schüttelte dann den Kopf. „Nee, ich hätte dir einfach gleich helfen sollen“, sagte er. „Dieser blöde Codex ist an allem Schuld. Usopp kriegt morgen was von mir zu hören.“ Ärgerlich biss er mit zusammengezogenen Augen in seine Mango. „Ich hätte einfach keine Linie ziehen sollen…“, murmelte sie, während sie ihre Mangoscheibe kalt pustete. „Jepp, das stimmt“, nickte Luffy unverblümt und erntete darauf ein leises Kichern seitens der Prinzessin, ehe er sich eine neue Mangoscheibe nahm und auf seinen Stock stülpte. Dennoch machte sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit, als er seine Mangoscheibe ins Feuer hielt. „Aber jetzt haben wir wenigstens das echte Camping-Feeling. Mit einem richtigen Lagerfeuer und allem Drum und Dran.“ Vivi grinste zurück. „Dann war das alles ja doch zu etwas gut“, kicherte sie. Das war eine Charaktereigenschaft, die sie an Luffy wirklich bewunderte. Seinen gnadenlosen Optimismus. Aus jeder noch so misslichen Lage schaffte es dieser Kerl immer etwas Gutes zu machen, jede Misere verwandelte er in einen kleinen Kieselstein, der sich nur zufällig in seinen Weg geschlichen und den er ganz locker wegtreten konnte. Vielleicht hatte er doch mehr von einem guten Anführer in ihm, als sie zu Anfang noch gedacht hatte. Ja, vielleicht, dachte sie fast ein wenig verträumt und biss genüsslich in ihre Mango, die überhaupt nicht so komisch schmeckte, wie er gesagt hatte. „AUTSCH!“ Vivi schreckte verwundert aus ihrer Gedankenwelt und wandte erschrocken den Kopf Luffy zu, welcher mit schmerzverzerrtem Gesicht und verengten Augen eine Hand über den Mund geschlagen hatte und leise vor sich hin fluchte. Sofort fragte sie alarmiert: „Was ist los?“ „Iff hab miff an diefer verdammten Mango verbrannt“, nuschelte er ärgerlich in seine Finger. Die Prinzessin seufzte, ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen. Sie hatte schon sonst irgendwelche giftigen Insekten befürchtet, der Vorfall mit Nami auf Little Garden war noch ganz frisch in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Sie kicherte leise. „Lass mich mal sehen, Luffy-san.“ Trotzig streckte ihr der Captain den Stock mit der Mango entgegen. „Da. Schau.“ „Doch nicht die Mango“, lachte Vivi und zeigte auf seine Hand über seinen Lippen. „Deinen Mund meine ich.“ Luffy blinzelte sie eine Weile wortlos an, bis sie die Augen rollte. „Deine Hand musst du dazu schon wegnehmen.“ „Daff geht niff“, nuschelte er und drückte die Hand nur noch fester auf seinen Mund. „Ef tut tchu weh!“ Vivi rollte wiederholt die Augen, diesmal aber lächelnd. „Jetzt sei bloß nicht so wehleidig wegen einer kleinen Verbrennung, du hochgefährlicher Pirat mit 30 Millionen Berry Kopfgeld“, tadelte sie ironisch und griff nach seiner Hand, die sie nach ein paar halbherzigen Rangeleien sogar recht leicht von seinem Mund wegzog. Nachdem die Hand aus dem Weg war, griff sie mit ihren beiden Händen nach seinen Wangen, um seinen Kopf in eine sehgerechte Position zu bringen, um anschließend die Augenbrauen zusammenzuziehen und seine Lippen zu inspizieren. Nichts. Nada. Niente. Rien. Nothing. Es war vielleicht etwas gerötet, aber nur wenn man ganz genau hinsah, die Augen zuerst nach außen drehte, dann schielte und anschließend jedes Körnchen Fantasie anstrengte, das man besaß. Vivi musste sich fast das Lachen verkneifen. „Luffy-san, da ist absolut nichts zu sehen.“ „Es tut aber weh!“, beharrte er eindringlich und setzte weinerlich hinzu: „Mach was, Vivi!“ „Was soll ich denn machen?“, seufzte sie, noch immer seine Lippen begutachtend. „Wir haben hier weder Eis, noch Wasser, noch etwas anderes, das kühlt.“ Luffy schmollte wortlos für eine Weile vor sich hin und als er den Mund endlich wieder öffnete, sagte er doch tatsächlich: „Dann küss den Schmerz halt weg.“ Vivi glaubte, sie hörte nicht recht. Blitzartig ließ sie ihn so schnell los, dass man fast glauben konnte, sie wäre diejenige, die sich diesmal gefährlich verbrannt hatte und starrte ihn völlig verstört mit geweitete Augen an. „W-was hast du grade gesagt!?“, quiekte sie schrill, als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Luffy runzelte verwirrt die Stirn und fasste sich wieder an den Mund. „Was denn? Makino hat das auch immer gemacht, wenn ich mir beim Spielen das Knie angeschlagen hab oder so“, murmelte er verständnislos. „Das hilft, weißt du.“ „Na und! Du kannst ein Mädchen in deinem Alter nicht einfach fragen, ob sie ‚den Schmerz wegküsst’!“, fauchte Vivi mit karmesinroten Wangen. „Ein Kuss ist etwas Intimes und es sollte ihn nur geben, wenn sich besagte Leute wirklich lieben! Es ist etwas Bedeutsames und etwas sehr Wichtiges für ein Mädchen und… und…“ Der Captain zog verwirrt eine Braue hoch. „Aber wir sind Nakama“, widersprach er nachdrücklich. „Also lieben wir uns doch, oder?“ Vivi wurde schlagartig noch einen Ton roter. „Das ist aber nicht die gleiche Art von Liebe, von der ich hier grade spreche!“, rief sie fassungslos. „Ich rede hier von echter Liebe, der einzig wahren großen Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, die stärker ist als alles andere auf der Welt!“ „Aber bestimmt nicht stärker als ich“, grinste Luffy stolz. Die Prinzessin funkelte ihn wütend an, griff nach einem rohen Stück Mango und knallte ihm das, wie ihr soeben eingefallen war, kühlende Stück Frucht auf den Mund, während sie ihm ins Ohr brüllte: „Du bist ein ignoranter Vollidiot!“ Luffy seufzte erleichtert in die kühlende Mangoscheibe hinein. „Danke.“ „Das war kein Kompliment“, zischte sie, doch dann rollte sie einsehend mit den Augen. „Ach, du meintest die Mango.“ Sie winkte es ab und stützte gelangweilt den Kopf auf einer Handfläche ab, während sie ein Gähnen überfiel. „Nichts zu danken.“ „Müde?“, murmelte er ohne sie anzusehen, als er ihr Gähnen hörte. „Mh-hmm…“ „War ja auch ziemlich anstrengend heute.“ „Mh…“ „Aber morgen“, grinste Luffy, „Morgen sind wir wieder Zuhause, ganz sicher.“ „…mh…“ „Na ja“, lachte er und kratzte sich an der Wange, „du wirst wohl leider noch etwas warten müs-“ Verdutzt hielt Luffy mitten im Satz inne, als er plötzliches Gewicht auf seiner Schulter spürte. Er blickte perplex hinab und sah direkt auf Vivis himmelblauen Haarschopf. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Gesichtszüge ganz entspannt und aus ihren halbgeöffneten Lippen drang ebener Atem. Fast von allein schlich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht, als er die so friedlich schlafende Prinzessin betrachtete, wie sie sich an seine Schulter schmiegte ohne es zu merken. „Für dich war der Tag anscheinend noch anstrengender als für mich, was?“, murmelte er ihr leise zu und strich ihr mit seiner freien Hand eine blaue Strähne, die ihre Nase kitzelte, aus dem Gesicht und hinter ihr Ohr, streichelte danach unbewusst mit den Fingern über ihre Wange, luftgleich, fast unmerkbar… Schnell zog er die Hand wieder zurück, als ihm klar wurde, was er hier machte und fuhr sich ungelenk durch die eigenen Haare, ein unverkennbarer Rotschimmer auf seinen Wangen. Verlegen starrte er ins Lagerfeuer hinein und war froh, dass sie es nicht gemerkt hatte. Sie schlief seelenruhig weiter, ungewohnt geräuschlos, wenn man es so mit seiner sonstigen Nachtgesellschaft verglich und dem wohl lautesten Schläfer überhaupt, Zoro. Verstohlen schielte er nochmals aus den Augenwinkeln auf Vivi hinab und kam nicht umhin wieder zu lächeln. Schlaf gut, Vivi. Er würde Nachtwache halten. _ _ _ _ _ Am nächsten Morgen wurde Vivi von dem Geruch von abgestandenem Feuerrauch geweckt. Träge blinzelte sie durch ihre halbgeschlossenen Lider hindurch und rieb sich anschließend schwerfällig über die Augen, bis ihr klar wurde, dass sie auf etwas Warmen, Weichem lag, das sich sachte auf und ab bewegte. Als sie die Augen schließlich ganz öffnete, den Kopf nach links drehte und müde durch ihre blauen Wimpern linste, erkannte sie einen baren Oberkörper und dann Luffys Gesicht. Sie brauchte eine ganze Minute, um zu realisieren, dass sie auf seinem Bauch lag und er verdammt noch mal wieder kein Shirt anhatte. Schlagartig hellwach saß sie kerzengrade mit hochroten Wangen und vor Schock geweiteter Augen aufrecht, wodurch ihr etwas Weiches in den Schoß fiel. Verdutzt blinzelte sie hinab auf ihre Hände, die den türkisenen Stoff festhielten. War das nicht Luffys Hemd? Wieso hatte sie es? Und wann war sie überhaupt eingeschlafen? Einen Moment später allerdings wurde ihr bewusst, dass ihr wohl kalt gewesen sein musste, und sie lächelte auf den leise schnarchenden Captain hinab, der mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem sandigen Boden der Lichtung lag und sich schmatzend im Schlaf die Wange kratzte. Schmunzelnd beugte sie sich über ihn und deckte ihn mit seinem Shirt zu, doch obwohl sie eigentlich vorgehabt hatte sich gleich danach wieder aufzusetzen, verharrte sie noch einen Moment über ihm. Blickte in sein friedliches Gesicht, kicherte leise über die feine Linie aus Spucke, die ihm aus dem Mund lief, bis ihr Blick die Narbe unter seinem linken Auge erreichte. Eine seltsame Stelle für eine Narbe, fand Vivi. Sie hatte schon immer interessiert, wo er wohl diese Narbe herhatte, aber fand nie den passenden Moment, um ihn danach zu fragen. Aus einem Kampf vielleicht? Ein Angriff aus dem Hinterhalt? Beim Spielen als Kind? Während sie so überlegte, merkte sie gar nicht wie ihre Hand sich über sein Gesicht bewegte und sie die Narbe ganz zart mit den Fingern nachfuhr. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwas an dieser Narbe war auf eine obskure Weise faszinierend. Oder war es vielleicht einfach nur Luffys Gesicht, das sie so sehr in den Bann zog…? Noch bevor sie es herausfinden konnte, drehte er den Kopf von ihr weg und Vivi schrak zurück in eine aufrechte Position, fürchtend er wäre vielleicht aufgewacht. Als er jedoch selig weiterschlief, atmete die Prinzessin einen erleichterten Stoßseufzer aus und blickte zum mittlerweile erloschenen Lagerfeuer hinüber. Aus der Traum vom Camping. Sie seufzte lächelnd. Jetzt bloß schnell zurück zum Schiff, dachte sie sich, während der erste Sonnenstrahl ihr Gesicht kitzelte. Plötzlich hielt sie verdutzt inne. Moment. Der erste Sonnenstrahl? Augenblicklich hellte sich ihr Gesicht auf. Das ist es! _ _ _ _ _ „6 Uhr morgens. Ich bin in der Hölle und ihr alle seid die Teufel.“ „Hör endlich mit deinem scheiß Gemecker auf, Usopp“, zischte Sanji genervt und zündete sich gelassen eine Zigarette, während Nami neben ihm schon ungeduldig mit den Sandalen im Strandsand herumscharte und die Arme vor dem Brustkorb kreuzte. „Es tut dir auch mal ganz gut früher aufzustehen. Man hat mehr vom Tag.“ Usopp kickte trotzig einen Kieselstein gegen den ersten Baumstamm in seiner Nähe und grub die Hände in die Hosentaschen. „Ich mein ja nur. Wieso überhaupt gleich so früh?“, maulte er. „7 Uhr wäre doch auch völlig okay gewesen.“ „Bedank dich bei unserem tollen Herr Vizekapitän“, tadelte Nami ironisch und rollte die Augen. „Welcher übrigens als einziger noch fehlt. Morgen, Chopper!“ Sie grinste dem kleinen Elch munter entgegen, welcher träge von der Going Merry in ihre Richtung schlurfte, und winkte ihm zu. „Morgen“, murmelte der Arzt müde und schenkte ihnen einen perfekten Blick in seinen Rachen, während er ausgiebig gähnte. Er blickte sich verwundert um. „Wo ist denn Zoro?“ Augenblicklich wandten sich ihm alle drei Köpfe zu, mit einem Blick in den Augen, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. „Noch nicht da.“ „Hiieeek!“ Chopper schrak ängstlich mit dem Rücken gegen den nächstbesten Felsen. „Tut mir Leid, dass ich gefragt hab!“ „Ich wusste doch gleich, dass dieses nutzlose Grasgehirn wieder verpennt!“, fauchte Sanji aggressiv vor sich hin und zog wie wild an seiner Zigarette. „Es wäre auch echt ein Weltwunder gewesen, wenn er ausnahmsweise mal früh auf den Beinen ist! Da nimmt dieser Drecksack sich doch echt heraus meine unschuldige Nami-san ihres wohlverdienten Schlafes zu berauben, aber selbst seelenruhig weiterzupennen! Mieses Stück Scheiße!“ „Du sagst es, Sanji-kun!“, feuerte Nami zufrieden an. „Halt dich bloß nicht zurück! Er verdient jede Beleidigung, die dir einfällt!“ Usopp zog ungläubig eine Braue hoch. „Seit wann findest du Sanjis und Zoros Streits okay?“ Nami blickte finster drein. „Seit mich dieser Idiot meines Schönheitsschlafes beraubt hab! Wie kann er nur!“ „Schönheitsschlaf hilft da auch nicht mehr“, scherzte Chopper neckisch. Zwei Hände, eine Männliche und eine Weibliche, griffen nach seinen Wangen und zogen. „Sag das noch mal“, knurrten Nami und Sanji synchron und funkelten ihn düster an. „Hiieeek! Usopp! Hilf mir!“ Usopp verzog das Gesicht, schüttelte rigoros den Kopf und hob abwehrend die Hände. „Ich denk ja nicht dran! Die zwei sind Furcht einflößend, wenn jemand Nami beleidigt und du bist ja wohl selbst Schuld, wenn du blöde Witzchen reißen musst!“ „Mann, seid ihr laut.“ Ausnahmslos alle wandten sich mit verdutztem Ausdruck in die Richtung, aus der die Stimme kam und sahen hinter einem Felsen einen grünen Haarschopf zum Vorschein kommen und kurz darauf eine Hand, die durch eben diesen Haarschopf durchwuschelte. Zoro drehte mit genervtem Ausdruck den Kopf in Richtung seiner Kameraden und funkelte ihnen seinen gewohnten, miesepetrigen Blick entgegen. „Ich versuche hier noch etwas zu dösen.“ „Ich geb’ dir gleich ‚dösen’, du Höhlenmensch!“, fauchte Nami aufgebracht und wäre spontan auf den gelangweilten Schwertkämpfer losgegangen, hätte Usopp sie nicht gerade noch rechtzeitig zurückgehalten. „Lass mich los! Für diesen teilnahmslosen Ausdruck bring ich ihn um!“ „Beruhig dich, Nami! Es ist nicht fair jemanden zu schlagen, der grade erst aufgewacht ist!“, sagte Usopp, um sie irgendwie wieder zu beschwichtigen. „Schlagen!? Ich reiß ihn in Stücke!“ Sanji starrte den selbsterklärten Vizekapitän geschockt an. „Ich dachte die ganze Zeit, du wärst bloß ein Grasbüschel, das auf dem Felsen wächst.“ Zoro funkelte ihn an. „Hah?“ „Du warst also schon hier?“, fragte Usopp perplex gerade noch rechtzeitig, bevor Zoro auf Sanjis überflüssigen Kommentar eingehen konnte. „Wieso hast du dann nichts gesagt?“ „Ich hab gedöst“, wiederholte Zoro monoton. „Das war ein unmissverständlicher Todeswunsch!“, brüllte Nami wutentbrannt, wurde aber glücklicherweise wieder von dem Schützen zurückgehalten, bevor sie ihn tatsächlich in Stücke reißen konnte; alle trauten es ihr zu. Der Schwertkämpfer kratzte sich gähnend am Hinterkopf und stand auf. „Hey, ich kann nichts dafür, okay?“, murmelte er. „Ihr habt einfach alle so verdammt lange gebraucht, dass ich mich halt noch etwas aufs Ohr gehauen hab.“ Chopper blinzelte verdutzt. „Wann warst du denn hier?“ Zoro schenkte ihnen einen Blick voller überlegener Ernsthaftigkeit. „Um 5.“ „WAS!?“ „Nami-san, halluziniere ich?“, flüsterte Sanji der Navigatorin zu. „Hat der scheiß Schwertkämpfer da tatsächlich grade angedeutet, dass er um 5 Uhr hier draußen war, was bedeuten würde, dass er schon um halb 5 aufgestanden ist, um sich anzuziehen, zu duschen-“ „Zoro duscht doch gar nicht!“, wandte Chopper schockiert im Flüsterton ein. „Okay, streich das Duschen. Um sich anzuziehen, Punkt. Äh, Fragezeichen“, murmelte der Smutje völlig verdattert. „Hat er das grade wirklich gesagt?“ „Ich hab’s auch gehört. Klar und deutlich“, flüsterte Nami nicht weniger ungläubig zurück. „Das ist das achte Weltwunder! Das müssen wir für die Nachwelt festhalten! Usopp!“ „Schon dabei“, murmelte Usopp völlig fassungslos und zückte seinen Notizblock. „Ich kann euch hören, wisst ihr“, grunzte Zoro genervt. „Wenn ihr nach eurem kleinen Trip ins All wieder zur Erde zurückgekehrt seid, könnten wir uns ja zur Abwechslung mal wirklich wichtigen Themen zuwenden. Wie zum Beispiel unseren Captain finden.“ „Vergiss Vivi-chan nicht!“ „Was auch immer“, brummte der Schwertkämpfer und wandte sich Nami zu. „Kartenkopie?“ Nami funkelte ihn eine Weile wortlos an, hielt schließlich aber dann ein zusammengerolltes Pergament hoch und fuchtelte genervt etwas damit herum. „Natürlich fertig!“ „Leucht- und Rauchpistolen?“, fragte Zoro an Usopp gewandt. Dieser zog mühselig seinen bis zum Anschlag gefüllten und offensichtlich schweren Beutel vor und klopfte stolz auf den Stoff. „Vorbereitet und schon geladen, Sir“, grinste er. Zoro nickte zufrieden. „Die Lunchboxen, Ero-Koch?“ Kurz nachdem die Frage gestellt war, traf ihn eine Alluminiumbox am Kopf und landete schließlich in seinen Händen. Der Schwertkämpfer rieb sich wütend die pochende Stelle an der Stirn. „Das tragen wir später aus, Schmalzlocke!“ „Das will ich sehen, du verschimmeltes Stück Brokkoli“, schnarchte der Smutje, bevor seine Persönlichkeit eine 180 Grad Drehung machte, er sich vor Nami hinkniete und ihr eine kitschige, rosane Box hinhielt. „Hier ist Eure Liebeslunchbox, holde Königin meiner Seele! Süße Reisbällchen der Liebe und ein erfrischender Obstsalat aus den Tiefen meines Herzens!“ Nami lächelte ihn lieblich an. „Vielen Dank, Sanji-kun.“ „Igitt“, kommentierte Zoro kurz angebunden mit verzogenem Gesicht und wandte sich dann Chopper zu. „Hast du alles, was du brauchst dabei, Chopper?“ „Hab ich“, nickte der kleine Arzt. „Bandagen, Schmerzmittel, Penizillin, Nadel und Faden, Stethoskop, Gummihandschuhe, Jod… Ich hoffe bloß, dass ich das ganze Zeug nicht brauchen werde.“ „Wirst du vielleicht doch“, stellte Zoro sofort klar und blickte herb in die Runde. „Ihr solltet euch alle auf das schlimmste gefasst machen. Macht euch keine falschen Hoffnungen und haltet euch bereit für den Fall, dass wir zu spät kommen.“ Chopper schluckte, seine großen Augen begannen sich mit Tränen zu füllen, die er krampfhaft am Austreten zu hindern versuchte, während Sanji die Hand auf Namis Schulter legte, welche sich besorgt auf die Unterlippe biss und zu Boden blickte. Usopp starrte schockiert mit geweiteten Augen den Schwertkämpfer an, der ernst zur Seite blickte. „M-meinst du…“, fing der Schütze mit bebender Stimme an. „Meinst du etwa… dass sie schon tot sind?“ „Musstest du es auch noch aussprechen!?“, fauchte Sanji wutentbrannt, während Nami neben ihm erstickt aufkeuchte. „Du Idiot! Als ob Luffy je in einem mickrigen Dschungel abkratzen würde! Dasselbe gilt für Vivi-chan!“ „T-tut mir Leid“, murmelte Usopp schuldbewusst. Zoro wandte sich ab. „Es bringt rein gar nichts hier bloß herumzustehen und sich auszumalen, was mit ihnen wohl inzwischen passiert ist. Wir sollten los und es einfach selbst herausfinden.“ Er schritt voran in den Dschungel hinein. „Chopper, du kommst mit mir.“ „Er hat Recht“, sagte Nami erstaunlich gefasst und lächelte Usopp an, während sie an ihm vorbeilief. „Wir finden sie schon! Und zwar lebendig!“ Usopp grinste zurück. „Ich weiß!“ Hoch erhobenen Hauptes lief er Nami zusammen mit Sanji an seiner Seite hinterher und klopfte sich stolz auf die Brust. „Ein Glück für euch, dass ihr den großen Captain Usopp-sama an eurer Seite habt! Ich hab schon mehr Leute aus einem Dschungel hinausgeführt, als es Sterne am Himmel gibt!“ „Ach, was du nicht sagst“, murmelte Sanji ironisch und schnippte seine Zigarette in das nächst beste Gestrüpp. „Und ich war schon als 5-jähriger der Leiter etlicher Rettungsmissionen.“ Usopp zog skeptisch eine Braue hoch. „Du bist ein miserabler Lügner.“ „Genau wie du!“, fauchte Sanji. Nami massierte sich genervt die Schläfen. „Migräne.“ _ _ _ _ _ Als Luffy aufwachte, hatte er das nicht der Sonne zu verdanken, die eifrig und hitzig direkt auf ihn hinabprallte, sondern wegen eiskalten Wasserperlen, die ihm ins Gesicht tropften. Zuerst waren es nur ein paar wenige, doch je länger seine Augen weiterhin geschlossen blieben, desto mehr Wasser wurde es, bis er schließlich die Lider aufschlug und müde hinauflinste. Verschwommen erkannte er vage Umrisse direkt über ihm, eine menschliche Silhouette und viel, sehr viel blau, das eben diese Figur wie ein Schleier umrahmte. Er musste erst ein paar Mal blinzeln, bis er ein munteres Grinsen erkannte und zwei Hände, die aus den blauen Haaren Wasser auf sein Gesicht pressten. „Guten Morgen, Luffy-san!“ Vivi strahlte ihn gut gelaunt an, stellte sich wieder aufrecht hin und warf ihre nassen Haare so schwungvoll zurück, dass Luffy hören konnte, wie sie ihr gegen den Arm klatschten. Mit einer schlaksigen Bewegung wischte er sich noch nicht einmal halbwach das Wasser aus dem Gesicht, worauf ein melodisches Kichern ertönte. Als er sich dann den Schlaf aus den Augen rieb, registrierte er endlich, dass es schon Morgen war – und saß mit einem mal kerzengrade. „SANJI! FUTTER!“ Nach diesem Urschrei, der in der Nähe ein paar tropische Vögel aufgescheucht hatte oder vielleicht auch grade deswegen, bemerkte Luffy seine Umgebung, das erloschene Lagerfeuer, die kleine Lichtung inmitten der Urwaldriesen und dass Sanji zu seinem Unglück nicht da war, um ihm Frühstück zu machen. Plötzlich sah der Captain aus, als hätte man ihm mit voller Wucht in die Magengrube getreten. Seine Schultern sackten niedergeschlagen hinab und er senkte bekümmert den Kopf. „… kein Futter…“ Vivi kicherte leise, während sie sich zu ihm hinab kniete und legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. „Tut mir Leid, Luffy-san. Du wirst dich wohl wieder mit den Mangos abfinden müssen“, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und Luffy nickte trübselig. Doch plötzlich strahlte die Prinzessin wieder. „Aber!“, verkündete sie äußerst gut gelaunte, stand wieder auf und klatschte freudig in die Hände. „Dafür hab ich eine gute und eine sehr gute Nachricht! Welche willst du zuerst hören?“ Der Pirat blickte lustlos auf und zuckte die Schultern, noch immer angeschlagen wegen seines fehlenden, proteinreichen Frühstücks. „Weiß nicht. Die Gute halt.“ Die Prinzessin grinste und zeigte über ihre Schultern. „Da hinten hab ich einen kleinen Bach entdeckt, gleich hinter dem dritten Baum links“, erklärte sie stolz. „Und das Beste kommt erst noch: Es ist Süßwasser! Wir können also endlich die Wasservorräte aufstocken.“ Und tatsächlich hellte sich Luffys Gesicht sofort auf. „Hey! Das ist mal wirklich ’ne gute Nachricht!“ „Ja, ja, aber hör dir doch erstmal die sehr gute Nachricht an!“, rief Vivi in purer Aufregung, ein Strahlen auf dem Gesicht, dass er sich fast wunderte, dass sie nicht gleich auf und ab sprang und vor Freude herumquietschte. „Da vorne“, sie zeigte stolz geradeaus, „ist die Sonne aufgegangen. Das heißt, dass Osten in genau dieser Richtung liegt!“ Luffy grinste sie an. „Hey, das ist cool!“, sagte er und Vivi nickte freudig, doch dann hob er verwirrt eine Augenbraue. „Äh… aber wie genau soll uns das denn helfen?“ Vivi seufzte lächelnd. „Trottel. Weißt du denn nicht mehr? Als wir gestern an Land gegangen sind, ging die Sonne direkt hinter der Going Merry auf, oder?“ „Äh… ja? Nein? Ja? Vielleicht?“, antwortete Luffy unschlüssig und wich dann achtsam etwas zurück. „Ich weiß es nicht mehr, okay! Ist das ’ne Fangfrage, oder so?“ „Das bedeutet, dass das Schiff östlich von unserer momentanen Position liegt“, erläuterte Vivi ohne auf seine Ausführungen einzugehen. „Wenn wir nur immer weiter in diese Richtung laufen“, sie packte seinen Kopf und drehte ihn nach rechts, damit er in besagte Richtung blickte, „kommen wir in Nullkommanix zum Schiff zurück.“ Als er sich wieder zu ihr herumdrehte, leuchteten seine Augen so sehr, dass sie fast fürchtete, er würde vor Freude anfangen zu weinen. „Wow, Vivi! Du bist so was von toll!“, rief er ehrlich aus. „Du würdest ’ne brillante Navigatorin abgeben, weißt du das?“ „Das… ist eigentlich bloß Allgemeinwissen, Luffy-san.“ Sie lachte nervös. „Worauf warten wir also noch?“, grinste der Captain, während er seine Arme blitzschnell in alle möglichen Richtungen streckte, um jede verstreut umher liegende Mango einzusammeln. Krampfhaft versuchte er so viele Mangos wie möglich in seinen Rucksack zu stopfen, doch nach der fünften war er schon bis zum Rande hin voll. „Von mir aus können wir gleich los!“ Vivi stutzte. „Willst du dich denn gar nicht waschen?“ „Wieso denn?“ Er blinzelte verwirrt. „Ich bin doch gar nicht dreckig.“ „Das sehe ich anders. Du stinkst nach Schweiß und…“ Sie fuchtelte ein bisschen mit einer Hand herum, als versuche sie so einen Satz zu formen, und verzog das Gesicht. „Und nach irgendetwas, das ich nicht definieren kann.“ Luffy zog skeptisch die Brauen hoch, zupfte sein Shirt in Riechhöhe und schnupperte daran, doch noch bevor er ihr widersprechen konnte, hatte sich die Prinzessin schon hinter ihn gestellt und begonnen ihn in Richtung des Baches zu schieben, den sie vorhin entdeckt hatte. „Na los, geh schon! Du hast es wirklich nötig!“ „Wenn’s sein muss“, maulte er und trottete Vivi hinterher, die hoch erhobenen Hauptes voran lief. Während sie über ein Gebüsch stieg, um die Lichtung zu verlassen, spürte Luffy beim Folgen aus irgendeinem ihm vollkommen unbekannten Grund einen eiskalten Schauer im Rücken. Er fing in seinen Zehenspitzen an und kroch ganz langsam bis hinauf in seine Haarwurzeln, bis er unangenehm fröstelte. Es war ein bisschen, als ob… Nein. Oder doch? Zumindest konnte er dieses fiese, jedoch vertraute Gefühl beim besten Willen nicht als irgendetwas anderes deuten, denn er kannte es gut genug. Und noch kein Mal hatte ihn dieses Bauchgefühl betrogen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er blieb abrupt stehen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Und dann, schnell wie der Blitz, drehte er achtsam den Kopf in die Richtung, in welcher er den Grund dieses eiskalten Schauers vermutete. Nichts. Absolut gar nichts. Luffy runzelte verdutzt die Stirn und entspannte sich wieder etwas. Seltsam. Dabei war er sich so sicher gewesen. Dieses Gefühl war unverkennbar und sein Instinkt hatte in voller Lautstärke Alarm geschlagen. Sollte ihn sein Instinkt etwa zum allerersten Mal in die Irre geführt haben? War es die Schuld des Dschungels? Wenn er Vivi gestern richtig verstanden hatte (worauf er nicht unbedingt wetten würde, denn das letzte Mal als er zugehört hatte, wenn es um intellektuellen Kram gegangen war, hatte er das nur seinem Großvater und seiner Faust der Liebe zuliebe getan), dann neigten Menschen, die sich in einem Urwald verirrten, schnell dazu sich alle möglichen, absurden Dinge einzubilden. Meistens aus Angst, aber das war noch absurder, als die absurdeste Halluzination, die ihm einfiel (und ihm fiel sehr viel Absurdes ein, wenn der Tag lang war) – schließlich hatte er ja keine Angst, was die Sache nur noch seltsamer machte. „Luffy-san?“ Vivi blickte ihn verwundert an. „Stimmt etwas nicht?“ Endlich wandte er den Blick von der Stelle ab und zwang sein gewohntes Grinsen auf die Lippen. „Nee, alles in Ordnung! Lass uns gehen!“ Sie lächelte. „Okay. Hier lang!“ Der Captain nickte grinsend und folgte ihr. Noch während er über den Busch stieg, linste er aus den Augenwinkeln zurück auf die Stelle. Komisch, dachte er verwirrt. Ich war mir so sicher, dass mich jemand angestarrt hat. Er zuckte die Schultern und folgte der Prinzessin fröhlich zum Bach. Na ja, was soll’s! Und sah dadurch nicht, wie zwei Augen in der Dunkelheit des Dschungels aufblitzten. _ _ _ _ _ Huh? Zoro blieb abrupt stehen und drehte sich wachsam herum. Konzentriert zog er die Brauen zusammen, lauschte in die Ferne und starrte aufmerksam über Chopper hinweg auf den Weg hinter sich. Seine Pupillen rollten flink erst nach rechts, dann nach links, dann blickte er wieder geradeaus, der Rest seines Körpers völlig unbeweglich, fast wie gefroren. Und im nächsten Moment war das Gefühl wieder weg. Huh!? „Zoro?“ Chopper blickte verwirrt zu ihm hinauf. „Was ist los?“ Für ein paar Herzschläge lang starrte der Schwertkämpfer bloß skeptisch in den Urwald hinein, doch dann verengte er die Augen und schüttelte den Kopf, kaum sehbar, aber mit einem achtsamen Gesichtsausdruck. „Gar nichts“, antwortete er schließlich und drehte sich wieder um. „Nur der Dschungel.“ Chopper schluckte und lief mit kurzen, aber flinken Schritten hinterher, um Zoro einzuholen, welcher mit seinen großen Schritten schon einen beträchtlichen Abstand zwischen sie gebracht hatte. „Was ist denn mit dem Dschungel?“ „Ameisen“, antwortete Zoro nüchtern und brachte somit den Arzt zum stutzen, „in einem Labyrinth. Verglichen mit diesem Dschungel sind wir nichts weiter als mickrige Ameisen in einem Labyrinth.“ Chopper gluckste nervös. „Du redest wie ein alter Mann.“ Doch es schien fast, als würde der Vizecaptain ihn völlig ignorieren. „Chopper, halt bloß die Augen offen und präg dir den Weg gut ein“, sagte er ernst. „Wir dürfen nie aufhören auf der Hut zu sein. Sonst kommen wir aus diesem Dschungel nie wieder raus.“ „J-ja“, nickte der kleine Arzt tapfer. „Dschungel sind wie ein Labyrinth. Verstanden.“ „Es ist speziell dieser Dschungel. Dieser Dschungel ist anders als die anderen.“ Verdutzt blickte Chopper auf, ein Blick in den Augen, der deutlich eine Mischung aus Sorge, Angst und Verwirrung zeigte. „Wie meinst du das?“ Zoro runzelte die Stirn. „Wir waren in Little Garden, wo es Dinosaurier und Riesen gab. Aber obwohl das wahre Monster sind, die man nur aus Geschichtsbüchern und Sagen kennt, hat mein Bauchgefühl nicht auf sie reagiert. Überhaupt nicht.“ Obwohl er aus irgendeinem Grund Unruhe in sich spürte, ließen seine Stimme und vor allem sein Gesicht auf nichts dergleichen schließen. „Die Aura war nicht da. Die Aura, die von diesem Dschungel ausgeht… Little Garden hatte sie nicht im Entferntesten.“ „A-Aura?“, stotterte Chopper, ein flaues Gefühl im Magen. „Ich weiß nicht, was für Monster hier lauern“, murmelte er beunruhigt, sein Gesicht verdunkelte sich, seine Handflächen waren schon feucht. „Und ich will dir wirklich keine Angst machen, aber…“ Aber… Chopper schluckte einen schweren Kloß hinunter, traute sich fast gar nicht nachzufragen. „A…ber?“ „Aber Dinosaurier und Riesen“, sagte Zoro, „sind im Vergleich dazu, was hier sein Unwesen treibt, wie ein Furz in einem Hurrikane. Das fühle ich.“ Ich fühle es ganz tief in meinen Eingeweiden. „Bete dass Luffy und Vivi noch am Leben sind, Chopper.“ _ _ _ _ _ „Die wahre Wurzel des Gestanks“, verkündete Vivi mit verzogenem Gesicht und hielt den türkisenen Stoff fast angeekelt mit zwei Fingern hoch, „ist dieses Shirt.“ Trotzig funkelte Luffy sie aus den Augenwinkeln heraus an, während er sich die Hände im kristallklaren Süßwasser des Baches wusch. „Das musst du grade sagen“, brummte er. „Du riechst bestimmt auch nicht sehr viel besser!“ „Ich hab mich wohl verhört!“, entrüstete sich die Prinzessin mit aufgeblähten, jedoch vor Scham knallroten Wangen, während sie sein Shirt tief in das Wasser des Baches tauchte, um den lästigen Gestank loszuwerden. „Du kannst einem Mädchen so was Fieses, Dreistes, Unverschämtes, Gemeines nicht einfach so an den Kopf werfen, du unsensibler Klotz!“ „Wieso nicht? Du kannst mir so was ja auch sagen“, murmelte Luffy, als wäre es Allgemeinwissen. „Also wieso kann ich dir das nicht sagen? Mädchen und Jungs, das ist doch dasselbe, echt mal. Menschen sind Menschen. Und wenn sie stinken, dann stinken sie.“ „Ich stinke aber nicht!“, fauchte Vivi. „Du stinkst!“ „Wär’ ja auch doof, wenn Piraten nicht sinken würden“, sagte er fast stolz. „Alle Piraten stinken.“ Triumphierend schmunzelte sie. „Sanji-san ist auch Pirat, aber er stinkt nie.“ „Wenn du und Nami nicht da wären, würde er stinken!“, behauptete Luffy stichfest, jedoch (wahrscheinlich) völlig zu unrecht. Einsehend, dass ihr keine passende Antwort darauf einfiel, klappte ihr Mund wortlos wieder zu und sie blickte trotzig über seinen Sieg zur Seite, murmelte bloß: „Woher kommt eigentlich die plötzliche Gestank-Diskussion?“ „Whoa! Sieh dir das an, Vivi!“, rief der Captain plötzlich in Bestlaune mit einem riesigen Grinsen und einem blendenden Funkeln in den Augen. Stolz hielt er einen grünen, durchsichtigen Stein in die Höhe, als wäre es die größte Trophäe auf Erden. „Ein Edelstein! Ich hab ’nen Edelstein gefunden!“ Verdutzt blinzelte Vivi das grüne Etwas in seiner Hand eine Weile an, doch dann lächelte sie kopfschüttelnd. „Das ist kein Edelstein, Luffy-san“ sagte sie. „Das ist eine vom Salz im Meer geschliffene Glasscherbe. Die sind zwar hübsch, aber leider völlig wertlos.“ Erleichtert fasste sich der Captain an die Brust. „Gott sei Dank!“, rief er aus und steckte die Glasscherbe sofort ein. „Dann wird Nami sie mir auch nicht wegnehmen. Hehehe.“ Noch während Vivi leise kicherte, setzte Luffy munter hinzu: „Also heißt das, dass wir nicht die einzigen Menschen auf der Insel sind, richtig?“ Augenblicklich verstummte die Prinzessin, ihre Augen weiteten sich. „E-eh?“ „Na ja, grünes Glas haben doch nur Flaschen. Und was sollen die Tiere schon mit Flaschen?“, erklärte Luffy auf seine eigene seltsame und seltenerweise Sinn ergebende Art und Weise. Doch plötzlich begannen seine Augen zu leuchten. „Whoa! Oder glaubst, hier gibt’s es mysteriöse Tiere, die aus Flaschen trinken? Das wär’ ja so was von cool!“ „Nein, nein, die Scherbe kommt wahrscheinlich vom Oze-“ Doch mitten im Satz unterbrach sie sich selbst, als ihre Augen sich ungläubig weiteten. „Oh mein Gott! Das ist ja Süßwasser! Es kann also gar nicht vom Meer kommen!“ „Jepp, jepp, unmöglich“, grinste Luffy bestätigend. Wahrscheinlich einfach nur, um es gesagt zu haben, als dass er wirklich wusste, dass es unmöglich war. „Weißt du, was das bedeutet, Luffy-san?“, rief Vivi völlig aufgeregt und packte den Schwarzhaarigen an den Schultern. „Hier gibt es vielleicht außer uns noch wen! Vielleicht gibt es auf der Insel sogar ein Dorf! Eine ganze Stadt! Ganz in der Nähe!“ Luffy grinste breit. „Jepp! Eben!“ „Wir sind gerettet! Und das haben wir alles dieser Glasscherbe zu verdanken!“ Die Prinzessin war so unwahrscheinlich glücklich, dass sie fast aussah, als würde sie jeden Moment in Freudentränen ausbrechen. „Alles was wir tun müssen, ist dem Bach aufwärts zu folgen!“ „Alles klar! Dann los! Auf zum Fleisch!“, verkündete der Captain entschlossen und stand auf. „Oh nein“, sagte Vivi entschieden und zog ihn an seiner Hose wieder hinunter. „Erst wäscht du dich zu Ende. Ich hab keine Lust auf Schweißgestank.“ Luffy blähte beleidigt die Backen auf. „Menno.“ Dennoch setzte er sich widerstandslos wieder hin, ließ seine Füße ins Wasser baumeln und tunkte wiederholt seine Hände hinein. Aus den Augenwinkeln sah er Vivi zufrieden lächeln, während sie sein T-Shirt wusch und er das Wasser über seine Arme verteilte. Verdutzt hielt er inne und beobachtete mit einem verblüfften Lächeln wie sie weiter wusch, als hätte sie nie etwas anderes getan. „Wow, das ist echt komisch.“ Vivi blickte auf. „Hm? Was ist komisch?“ „Na ja, wie du das machst“, erklärte er und zeigte auf ihre Tätigkeiten mit seinem Shirt. „Und alles eben. Du bist irgendwie überhaupt nicht so, wie ich mir eine echte Prinzessin immer vorgestellt hab.“ Verwirrt zog sie mit einem Lächeln die Brauen hoch und Luffy lachte verlegen, während er sich an der Wange kratzte. „Ich meine, man hat doch immer so ein spezielles Bild von einer Prinzessin im Kopf, seit man als kleines Kind die ganzen Märchen gehört hat. Keine Ahnung von Hausarbeit, auffällig, redet total geschwollen, still und all so was eben…“ „Und ich bin nicht so“, stellte sie schmunzelnd fest. Luffy schüttelte grinsend den Kopf. „Überhaupt nicht. Du bist echt in Ordnung.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Na ja, eins hast du schon mit den Prinzessinnen gemeinsam, die ich mir immer vorgestellt hab.“ Neugierig zog Vivi die Brauen hoch. „Ach ja? Was denn?“ Verlegen blickte er ins Wasser. „Ihr seid alle…“ Vivi lauschte gespannt, doch das letzte Wort verschwand im Plätschern des Wassers, als Luffy seinen Kopf vollständig hineintauchte. Als er wieder auftauchte und sie mit klitschnassen Haaren angrinste, starrte Vivi ihn völlig verständnislos an. „Aber das war’s auch schon.“ „Hey! Moment mal!“, rief die Prinzessin. „Ich hab das letzte Wort nicht verstanden! Wir sind alle was?“ Luffy streckte ihr die Zunge heraus. „Pech gehabt. Ich hab keine Lust es zu wiederholen.“ „Das lass ich nicht gelten! Sag’s mir!“, insistierte Vivi beharrlich. „Nö.“ „Sag’s mir!“ „Nö-hööö.“ „SAG’S MIR!“ „Pfft“, lachte er hämisch. „Du bist so was von überhaupt nicht wie eine Prinzessin.“ Vivi errötete vor Scham, wahrscheinlich nahm sie das als Beleidigung. Eingeschnappt spritzte sie ihm mit einer Hand Wasser ins Gesicht und blickte beschämt zur Seite. „Tse“, brummte sie. „Ich war zwei Jahre lang in einer gnadenlosen, grundauf bösartigen Organisation als Agentin tätig. Da wär ich doch sofort aufgeflogen, wenn ich mich wie ein verwöhntes Prinzesschen benommen hätte.“ „Ausreden, nichts als Ausreden“, grinste Luffy neckisch. „Bestimmt warst du vorher auch schon so und hast dich als Kind mit Jungs geprügelt und so was.“ Sofort musste sie unweigerlich an die Zeit mit den Wüstenkids zurückdenken und blinzelte den Captain überrascht an. Ihr Trotz verflog und wurde durch ein melancholisches Lächeln ersetzt. „Vielleicht“, sagte sie leise. „Vielleicht aber auch nicht.“ Als sie Luffys Grinsen sah, das ihr sofort vermittelte, dass er genau wusste, dass ersteres zutraf, wandte sie den Kopf empört ab. „Grins nicht so, ich bin immer noch sauer, weil du mir nicht sagst, was du gesagt hast!“ „Hö?“ Der Captain klopfte sich mit verständnislosem Blick gegen ein Ohr, um aus dem anderen nicht vorhandenes Wasser herauszuquetschen. „Hast du was gesagt? Ich hab noch Wasser im Ohr.“ „Lügner!“, fauchte Vivi empört und funkelte ihn an, während Luffy nur unschuldig, jedoch ungelogen triumphierend irgendein Lied pfiff, das er sich wohl selbst ausgedacht hatte (das erkannte Vivi daran, dass die Töne absolut nicht zusammenpassten). Als sie wieder zurück auf das Shirt in ihren Händen blickte, das mittlerweile völlig sauber gewaschen war, schlich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Sie zog das mit Wasser voll gesogene T-Shirt aus dem Wasser und während sie es ausdrückte und dabei daran zurückdachte, als sie mit dem Stoff zugedeckt aufgewacht war, kam sie nicht umhin zu erröten. „Ähm… ü-übrigens…“ Luffy blickte auf. „Hm?“ Im nächsten Moment landete sein nasses Shirt auf seinem Kopf. Verwirrt zog er es von seinem Gesicht und hob eine Braue, als er sah, wie die errötende Prinzessin verlegen mit ihren Fingern spielte. „Ich… wollte noch sagen…“, stammelte sie unbeholfen. „D-danke… dass du mich mit deinem Shirt zugedeckt hast, als mir nachts kalt war.“ Ein Grinsen schlich auf seine Lippen. „Hehe. Gern geschehen.“ „Ich… geh dann mal unsere Sachen holen.“ Vivi erhob sich blitzschnell und machte im Absatz kehrt, doch bevor sie gehen konnte, griff Luffy nach ihrem Handgelenk. Verwundert drehte sie sich zu ihm herum und genau in diesem Moment zog er sie hinunter, sodass sie nicht anders konnte, als sich zum ihm hinab zu beugen. Und als sie den ernsten Blick in seinen Augen sah, diesen verdammt seltenen ernsten Blick, da wurde ihr ganz anders. „Luffy-san…?“ „Warte“, murmelte er und lächelte. „Bevor du gehst…“ Vivi schluckte und fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „W-was denn?“ Urplötzlich verwandelte sich sein Lächeln in ein tückisches Grinsen und noch bevor sie wusste, wie ihr geschah oder es überhaupt auch nur im Entferntesten Sinne hätte kommen sehen können, schüttelte der Pirat mit aller Kraft den Kopf, um sich wie ein Hund des überflüssigen Wassers in seinem Fell, tut mir Leid, Haaren zu entledigen – und natürlich landete alles in Vivis Gesicht. „H-hey! HEY!“, rief die Prinzessin empört und versuchte sich vergebens loszureißen. „Was soll das werden!?“ Lachend hörte Luffy auf den Kopf zu schütteln und grinste sie neckisch an, seine Haare sahen aus wie frisch explodiert. „Rache“, sagte er und ließ ihr Handgelenk los. „Für den Weckruf.“ Entrüstet klappte die Prinzessin die Kinnlade runter. Eine Weile starrte sie ihn einfach nur sprachlos an, doch nachdem sie sich das Wasser mit einer Hand aus dem Gesicht gewischt hatte, schubste sie in einer Kurzschlussreaktion den verdutzten Captain an den Schultern und mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, rückwärts geradewegs in den Bach hinein. Zufrieden und ganz und gar schadenfroh registrierte sie das Platschen, als Luffy auf das Wasser traf, und klopfte sich schmunzelnd die Hände ab, ehe sie sich hoch erhobenen Hauptes abwandte. „Beeil dich ein bisschen, Luffy-san! Je schneller wir losgehen, desto eher finden wir andere Menschen!“, rief sie ihm noch über ihre Schulter zu. Luffy unterdessen setzte sich Wasser hustend auf und dankte Gott, dass ihm Süßwasser anders als Salzwasser nicht die Kräfte raubte. Finster blickte er der Prinzessin nach, bis sie verschwand. „Die hat wirklich nicht viel mit den anderen Prinzessinnen gemeinsam“, murmelte er schmollend vor sich hin. „Die ist ganz anders.“ Süß war sie aber trotzdem. Irgendwie. To Be Continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)