Die Buchhalterin von Animemelli ================================================================================ Kapitel 7: Der Unfall --------------------- Lars schaute betreten zu Boden. Auf einmal kam ihm seine Idee trotz ihres Erfolges reichlich dämlich vor. „Na ja, bis auf ihr Höschen hat sie alles ausgezogen.“ „Du hast ernsthaft zugelassen, dass sie sich auszieht? Bist Du verrückt? Was wenn nun jemand ins Zimmer gekommen wäre?“ Kiandra überlegte kurz. Dann meinte sie erleichtert: „Na wenigstens hat dir nicht gefallen, was du gesehen hast. Ich weiß ja, was du von Rita hältst. Sie hätte nie Erfolg damit haben können.“ Lars wusste, dass es jetzt besser war, zu schweigen aber er wollte keine Geheimnisse vor Kiandra haben. „Entgegen meiner eigenen Erwartung hat sie mich tatsächlich erregt. Es tut mir leid aber ich konnte nichts dagegen tun.“ Kiandra war wie vom Schlag getroffen. Sie konnte es nicht fassen. Sie fühlte sich verletzt aber gleichzeitig rechnete sie es Lars hoch an, trotz seiner Abneigung gegenüber Rita so weit gegangen zu sein – für sie. Aber nur für sie? Wenn es ihm gefallen hatte, war es ja nicht mehr uneigennützig. Oder doch? Kiandra war vollkommen verwirrt. Und solange sie hier mit Lars herum stand, würde sich daran wohl auch nichts ändern. „Hör zu, ich muss erstmal nachdenken. Ich weiß nicht, ob ich dich wieder sehen will. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Danke, dass du mich gerettet hast. Aber jetzt lass mich bitte allein.“ Lars hatte Angst. Er wollte sie auf keinen Fall wieder verlieren. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, ehrlich zu sein? Er versuchte zu erklären. „Bitte, ich hab das nicht gewollt! Und ich hätte es dir auch nicht sagen müssen aber ich will ehrlich sein. Keine Geheimnisse und keine Lügen sollen zwischen uns stehen. Du weißt, dass Rita mir nichts bedeutet. Das war nur ein Reflex!“ Kiandra musste lächeln bei diesem Wort. Aber das Lächeln erstarb sofort wieder. Sie sah Lars an und bemerkte einen leicht panischen Ausdruck in seinen Augen. Ob er befürchtete, sie würde doch noch in den Abgrund springen, wenn er sie jetzt allein ließ? „Ich fahre jetzt nach Hause“, sagte sie deshalb und ging zu ihrem Wagen. Er sollte sicher sein können, dass sie nichts dergleichen vorhatte. Lars blickte ihr hinterher, bis sie im Auto saß. Er glaubte, hoffte verzweifelt, dass sie umkehren würde. Als der Motor aufheulte und sie den Wagen zurücksetzte, fluchte er ein mittellautes „Scheiße!“ und rannte ihr nach. „Ich liebe Dich!“ rief er ihr hinterher aber sie konnte es nicht hören und selbst wenn, hätte sie nicht angehalten. Traurig trottete Lars zu seinem eigenen Auto und schlug mit der Faust aufs Dach. Das Blech federte ohne eine Delle zu bekommen. Lars stieg ein, ließ den Motor an und fuhr langsam nach Hause. Auf der Hauptstrasse hupten die Fahrer hinter ihm aber er merkte es gar nicht. Schließlich überholte ihn einer nach dem anderen, jedoch nicht ohne ihm mit entsprechenden Handzeichen deutlich zu zeigen was er von seinem Fahrstil hielt. Vollkommen in Gedanken näherte sich Lars einer Ampelkreuzung. Aus dem Augenwinkel sah er das grüne Licht leuchten aber im nächsten Moment sprang die Ampel auf Rot um und Lars hatte es nicht mitbekommen! In seinem Schlenderstil kam er der Kreuzung langsam näher, setzte den Blinker und fuhr einfach über die Ampel hinweg. Im nächsten Moment krachte es gewaltig. Lars schlug mit dem Kopf gegen das Lenkrad und verlor das Bewusstsein. Lars kam wieder zu sich. Sein Kopf blutete und schmerzte höllisch. Benommen sah er sich um. Er steckte in seinem Auto mitten auf der Kreuzung. Von rechts hatte sich ein kleiner Seat in sein Heck gebohrt. „Was ist denn passiert? Kiandra, wo bist Du?“ fragte er verwirrt. Dann wurde er wieder ohnmächtig. Als Lars wieder aufwachte, war sein Kopf verbunden und seine rechte Hand eingegipst. Er lag in einem Bett und um ihn herum war alles weiß. Es roch nach frischer Bettwäsche und Krankenhaus. „Wo bin ich? Was ist denn passiert?“ fragte er überrascht. Hatte er nicht eben noch in seinem Auto gesessen? Er erinnerte sich an einen lauten Knall und den Geschmack von Blut. „Es ist alles in Ordnung, Sie sind im Krankenhaus. Mann, da haben Sie aber echt Mist gebaut!“ Erstaunt drehte Lars den Kopf und erkannte Sigi. Wie kam die denn hierher? Und wie kam er hierher? „Sigi, kannst du mir mal erklären, was eigentlich passiert ist?“ fragte er verwirrt und verzog das Gesicht vor Schmerz als er die gegipste Hand zum Kopf heben wollte. „Die ist für die nächsten acht Wochen außer Betrieb“, erklärte Sigi grinsend. „Also folgendes: ich bekam einen Anruf aus dem Krankenhaus. Man sagte mir, Sie hätten einen Autounfall gehabt und wären jetzt in der Notaufnahme. Sie wären nicht ansprechbar aber einer der Sanitäter hätte Ihre Karte in ihrer Tasche gefunden. Deshalb hat man mich angerufen weil sie nicht wussten, wen sie sonst anrufen sollten. Und ich – natürlich schwer in Panik – hab sofort meine Klötten gepackt und bin losgerast. Noch nie habe ich meine Hupe so strapaziert! Mindestens zwei Effe-Finger musste ich mir zeigen lassen und die Flüche konnte ich zum Glück nicht hören. Als ich dann am Empfang fragte, wie schlimm es denn wäre, sagte man mir, Sie hätten eine Platzwunde am Kopf inklusive Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Handgelenk. Alles halb so schlimm, Gott sei Dank.“ „Wie ist das denn passiert?“ wollte Lars wissen. „Ich kann mich gar nicht erinnern.“ Sigi sah ihn jetzt vorwurfsvoll an. „Zunächst mal muss ich Ihnen sagen, Sie haben diesen Unfall verursacht. Sie sind einfach gemütlich bei Rot über die Kreuzung gefahren, wurde mir gesagt und ein Seat, der von rechts kam, ist voll in Sie rein gekracht. Zum Glück hatte der Wagen einen Airback und der Fahrer hat es – abgesehen vom Schreck – heil überstanden. Aber die Autos sind beide hinüber. Und jetzt frage ich Sie: wie konnte das passieren?“ Lars musste kurz nachdenken. Dann fiel ihm wieder ein, was Kiandra gesagt hatte. Dass er sie vielleicht nie wieder sehen würde. Und erst jetzt wurde ihm bewusst: er hätte sich gar nicht hinter´s Steuer setzen dürfen. Er war viel zu durcheinander gewesen, um sich richtig auf die Strasse konzentrieren zu können. Der Unfall war ja praktisch vorprogrammiert! „Kiandra wollte sich umbringen!“ platze er heraus. Sigi riss erschrocken die Augen auf. Sie hatte ja geahnt, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, als Kiandra so verheult aus dem Gebäude gestürzt war aber dass es so schlimm war… Lars erzählte Sigi jetzt alles bis ins kleinste Detail. Als er zu der Sache mit Rita kam, musste Sigi zuerst schmunzeln. Dann schnaubte sie verächtlich. „Das war klar, dass dieses Miststück darauf anspringen würde.“ Lars senkte seinen Blick und sah einen Moment aus dem Fenster. Es fiel ihm nicht leicht, noch einmal das gleiche Geständnis abzulegen. Aber Sigi konnte er vertrauen. Und Sigi verstand ihn sogar obwohl sie sich bei dem Gedanken einer nackten Rita doch recht heftig schütteln musste. „Tja, und leider hat Kiandra anders darauf reagiert als ich es ihr sagte. Sie meinte, sie müsste darüber nachdenken und wüsste nicht, ob sie mich wieder sehen will.“ Traurig wandte Lars wieder den Blick in Richtung Fenster damit Sigi seinen Schmerz nicht so deutlich sehen konnte. Eine Weile sagte keiner von beiden ein Wort. In Sigis Kopf fügte sich alles zu einem Gesamtbild zusammen und sie erkannte, dass Kiandra und Lars zusammen gehörten. Aber ihr Hirn dachte sogar noch weiter und plötzlich musste sie lächeln. Sie wollte dem Ganzen etwas nachhelfen. „Sie sollten sich jetzt erstmal ausruhen. Schlafen Sie ein bisschen. Denken Sie nicht mehr darüber nach. Es wird sich schon alles einrenken, ganz bestimmt.“ Damit verabschiedete sich Sigi von Lars und verließ kurz darauf lächelnd das Krankenhaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)