Haribo & Co von ShadowRiddle ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- A/N: Ich werde die Geschichte in zwei Teilen hoch laden, weil es auf einmal doch ein klein bisschen zu viel wäre. Nach langem hin und her, habe ich mich dazu entschieden, Animexx doch noch einmal eine Chance zugeben, mal gucken... Die Idee, die Charaktere und alles andere ist mein Eigentum und ich kann verdammt zickig werden, sollte Jemand damit hausieren gehen... Nun bleibt mir nur noch euch viel Spaß beim lesen zu wünschen… Warnung: BoyLovesBoy, etwas Fluff und der ganze restliche Mist zwinker Widmung: Allen, die es gefällt, aber im besonderen vickysnape, dafür, das ich dir mit meinen Selbstzweifeln, was die Schreiberei angeht, noch immer in den Ohren liegen darf und für deine Unterstützung und natürlich dafür, dass du deinen Job als Muse sehr ernst nimmst. g Beta: mondkatze *knuff* Titel: Haribo & Co Teile: 2 .oOo. Ich habe immer gedacht, die erste Liebe würde mich wie ein heftiger Schlag treffen, aber das sie über mich hinwegfegen würde wie ein Orkan, damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Nicht nur das mich dieses, zugegeben, etwas heftige Windchen beinahe von den Beinen gerissen hätte, nein, es versaute auch noch meine ohnehin nicht vorhandene Frisur. Sie schleuderte mich gegen die nächste Wand und riss mir die Luft ungefragt aus meinen Lungen und dabei hatte dieser Tag so wundervoll, sogar sehr harmlos angefangen. .oOo. „Oh man, ich bin auch der Einzige, der es schafft, schon am ersten Schultag zu spät zu kommen.“ Ein braunhaariger junger Mann schlitterte um die letzte Ecke eines langen Flurs, holte noch einmal tief Luft und drückte die Klinke der Tür herunter, hinter der sich sein Klassenraum befand. Ein verstohlenes Grinsen legte sich auf seine Lippen als er sein Glück kaum fassen konnte, weil der Lehrer noch nicht anwesend war. Mit einem triumphierenden Blick zu seinem Sitznachbarn ließ er sich auf seinen Platz plumpsen und stockte dann mitten in seiner Bewegung, mit der er eigentlich seinen Rucksack neben dem Tisch fallen lassen wollte. Er beugte sich etwas zu seinem Nachbarn hinüber und ließ einen bezeichneten Blick zu dem kleinen Päckchen auf seiner Seite des Tisches gleiten. „Magnus, weißt du, von wem das ist?“ Der angesprochene Schwarzhaarige zuckte leicht mit den Schultern. „Lag schon da als ich gekommen bin“, meinte er gleichgültig. „Vielleicht hast du ja eine Verehrerin“, murmelte er mit einem fiesen Grinsen. Während sich der Rest der Klasse tuschelnd unterhielt, stupste der Braunhaarige das kleine Päckchen vorsichtig mit den Zeigefinger an. „Du wirst erst dann erfahren was drin ist, wenn du es aufmachst, Benedikt“, erklärte Magnus mit kraus gezogener Nase. Benedikt kam nicht mehr dazu etwas zu erwidern und auch nicht dazu, das Päckchen aufzumachen, weil ihr Lehrer es auch endlich geschafft hatte, das Klassenzimmer zu betreten. Benedikt ließ das Päckchen mit einer schnellen Bewegung in seinen Rucksack verschwinden, wo es bis zum Nachmittag vollkommen vergessen lag. „Hast du es eigentlich aufgemacht?“, fragte Magnus unvermittelt und sehr neugierig. Benedikt brauchte ein paar Sekunden, ehe er verstand, worüber sein Freund sprach. Schuldbewusst ließ er seinen Kopf leicht nach vorne fallen. „Vergessen“, murmelte er. Magnus lachte schallend auf. „Typisch du! Da bekommst du endlich einmal etwas geschenkt und du vergisst es einfach.“ Magnus schnappte sich Benedikt am Kragen und zog ihn in den Stadtpark. In der Nähe des Brunnens ließen sich die Beiden einfach ins Gras fallen. Sie waren umgeben von bellenden Hunden und quietschenden Kindern, die sich gegenseitig immer mehr und mehr aufpuschten und somit auch immer lauter wurden. Als erstes befreite sich Benedikt von seinem Rucksack, danach von seinen Schuhen und den Socken. Er vergrub seine Zehen in den herrlichen Grün und streckte sein Gesicht mit geschlossenen Augen entspannt der Sonne entgegen. Benedikt würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er die Sonne und somit auch den Sommer hassen würde. Er liebte es einfach, wenn er von der Sonne gewärmt wurde und wenn ihre Strahlen ihn in der Nase kitzelten. Beinahe noch mehr, als sich ohne Schuhe und Socken fortzubewegen. Wann immer er konnte, befreite er seine Zehen aus ihrem engen Gefängnis und gönnte ihnen ihre Freiheit. Er war so sehr in seinem Nichtstun beschäftigt, dass er nicht einmal bemerkte, wie sich Magnus ungefragt seinen Rucksack schnappte und darin herumzukramen begann. Erst als ihm eine seiner Mappen in den Schoss fiel, bewegte er träge seinen Kopf und entschloss sich dazu, seine Augen zu öffnen. Genau im richtigen Moment wie sich herausstellte, Magnus hielt gerade triumphierend das Päckchen von heute Morgen, mit einem ‚Hah!’ in die Höhe. Benedikt brauchte nicht einmal eine Sekunde um zu reagieren, trotzdem war er zu langsam. Er hatte sich auf Magnus gestürzt und wollte ihm das Geschenk aus den Händen reißen. Sie rauften sich um das Päckchen und rollten derweil über die Wiese. Schwer nach Luft schnappend, hatte es Benedikt nach einigen Minuten doch noch geschafft, seinen Freund auf dem Boden zu pinnen. Er grinste ihn siegessicher an. „Vielleicht ist alles nur ein Irrtum und das Geschenk ist eigentlich gar nicht für mich gedacht“, erklärte er, nachdem sich sein Atem wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Du spinnst doch“, meinte Magnus. „Du sitzt schon immer auf dem Platz und jeder weiß das. Natürlich ist es für dich.“ Benedikt sah zu ihren Händen, die jedoch leer waren. „Wo ist es eigentlich?“, fragte er und sah sich suchend um. Sein Blick fiel auf schwarze Turnschuhe, weiter hoch über lange Beine, die in einer Jeans steckten und über Hüften, die von einem blauen T-Shirt umspielt wurden. Benedikt verzog sein Gesicht, als er endlich erkannte, wer vor ihnen stand. Dass er dafür seinen Kopf relativ weit in seinen Nacken legen musste, störte ihn noch zusätzlich. Seine Augen fixierten die Hände der dritten Person, in der sich das kleine Päckchen befand und Benedikt sprang hoch. Er wollte nach dem Geschenk greifen, nur war er dieses Mal tatsächlich zu langsam. „Das gehört mir“, motzte er, allerdings löste das bei seinem ‚Gegner’ nur ein leichtes Grinsen aus. Magnus war in der Zwischenzeit ebenfalls aufgestanden und hatte sich hinter seinem Freund aufgebaut. Er hatte seine Hände in die Hüften gestemmt. „Lukas, gib das zurück.“ Der Angesprochene sah zu seiner hoch gestreckten Hand. „Warum sollte ich, immerhin habe ich es gerade gefunden“, erklärte er kühl. „Wer hätte gedacht, dass das heute mein Glückstag ist“, meinte er weiter grinsend. Er streckte auch seine zweite Hand hoch und löste das Band, mit dem das Geschenk umwickelt war. Mit einem süffisanten Grinsen sah er dabei zu, wie es zwischen ihm und Benedikt zu Boden fiel. Benedikt sah dem Band ebenfalls nach, als es das Gras berührte, ballte er seine Hände zu Fäusten und stürzte sich zeitgleich mit Magnus auf Lukas. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass Lukas einen Schritt zur Seite machen würde und so kamen sie erst einige Schritte später stolpernd zum Stehen. Sie sahen zu dem Anderen zurück, der bereits das Papier abgelöst hatte und gerade dabei war, genüsslich die Gummibären zu vernaschen, die sich darin befunden hatten. „Lecker“, meinte er und stampfte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck davon. Die zurückgelassenen Jungs sahen Lukas mit offenen Mündern nach und wussten einfach nicht, was sie auf diese Unverfrorenheit antworten sollten. Erst nachdem er außer Sichtweite war, löste sich ihre Erstarrung auf. Benedikt stampfte wütend zu ihren Platz zurück und zog sich seine Sachen wieder an. „Dieses gottverdammte Arschloch“, schimpfte er. „Was glaubt dieser selbstgefällige, eingebildete, arrogante, herrschsüchtige Schönling eigentlich, wer er ist?“ Magnus setzte sich mit einem fetten Grinsen neben Benedikt, ohne ihn in seiner Schimpftirade zu unterbrechen. „Der glaubt wohl, nur weil ihm in der Schule alle zu Füßen liegen, kann er sich alles erlauben, aber nicht mit mir“, knurrte er. Noch immer wütend schnappte er sich seinen Rucksack. „Ganz bestimmt nicht mit mir.“ Benedikt verließ den Park, ohne sich darum zu kümmern, ob Magnus ihm folgte. Selbst auf der Straße konnte er sich nicht zurückhalten, sondern schimpfte auch dort weiter. „Du findest also, dass er ein Schönling ist?“, nutzte Magnus die Gunst des Luftholens und sorgte mit dieser einfachen kleinen Frage dafür, dass sein Freund endlich von seinem Trip herabkam und wie angewurzelt stehen blieb. „Wie kommst du auf den Schwachsinn?“, fuhr er ihn an. „Na, das hast du selber gesagt“, stellte Magnus mit einem Grinsen fest. „Idiot“, knurrte er leise. Benedikt fuhr sich genervt durch die Haare. „Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ „Du bist ihm auf den Schlips getreten“, meinte Magnus trocken. Sie setzten ihren Weg fort und trennten sich zwei Straßen weiter, um nach Hause zu kommen. Benedikt nutzte diese Zeit um nachzudenken, er fragte sich, wer ihm ein Geschenk gemacht haben könnte, oder ob sich dabei eher um einen Scherz handelte. Er war nicht unbedingt der Typ, auf den die Mädchen standen. Er war zwar nicht klein, aber auch nicht groß. Er hatte schmale Hüften und gerade einmal den Ansatz von Muskeln und obendrauf war er auch noch schwul. Natürlich hatte er wohlweislich diese Eigenschaft nicht an die große Glocke gehängt, gerade einmal seine Familie und natürlich Magnus wussten darüber bescheid. Und dann war da auch noch das Problem Lukas. Benedikt hatte sich schon im letzten Jahr mit ihm herumschlagen müssen. Es war ja nicht so, dass Benedikt zu denen gehörte, die leicht Freundschaften schlossen, so wie Magnus, aber so ein arrogantes Arschloch wie Lukas war ihm weder zuvor noch danach begegnet. Unwillig schob Benedikt die Gedanken an diesen Idioten zur Seite, der ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit runterputzte. Er war sich doch schon vor längerem darüber klar geworden, dass es nichts brachte. Schon alleine deshalb nicht, weil seine Fantasie jedes Mal weiterging, als gut für ihn war. Seine Gedanken wanderten zum Inhalt des Päckchens, von wem auch immer es war, die Person kannte ihn auf jeden Fall sehr gut. Magnus meinte immer, dass er ein Leckermaul war, weil er einfach an keiner Süßigkeit vorbeigehen konnte und schon gar nicht an Gummibären. Benedikt hatte sie schon als Kind immer verdrückt und hatte damit seine Mutter beinahe in den Wahnsinn getrieben. Entschieden schob Benedikt nun auch diese Gedanken zur Seite, es nutzte nichts, wenn er Verlorenem nachtrauerte. Benedikt hatte es tatsächlich geschafft, sowohl das Geschenk wie auch Lukas aus seinem Gedächtnis zu löschen. Nicht einmal am nächsten Tag dachte er an die Beiden, als er mit Magnus zusammen das Klassenzimmer betrat. Erst auf dem Weg zu seinem Platz kamen die Erinnerungen daran wieder zurück, allerdings auch nur deshalb, weil ein neues Geschenk auf seinem Tisch lag. Frustriert ließ sich Benedikt auf dem Stuhl fallen und beäugte das Päckchen misstrauisch, an dem dieses Mal ein kleiner Zettel hing. Er schnaubte leise, es brachte nichts, wenn er das Geschenk weiterhin anstarrte, es würde nicht verschwinden und es würde ihn auch nicht sagen, von wem es war. Magnus leises Lachen ignorierend, nahm er zumindest einmal den Zettel ab. >Du solltest besser auf deine Geschenke Acht geben, Leckermaul.< Magnus hatte sich interessiert herüber gebeugt und las ebenfalls den Zettel. Benedikt rammte ihm wortlos seinen Ellbogen in die Seite und griff sich dann das Geschenk. Vorsichtig löste er das Band und wickelte das Päckchen aus dem Papier aus. Zum Vorschein kam ein kleiner Würfel, der mit einem Deckel versehen war. Nachdem sich Benedikt endlich dazu überwinden konnte, den Deckel anzuheben, huschte ein Lächeln über seine Lippen. In dem Würfel befanden sich Gummi Cola Flaschen. Benedikt war darüber so begeistert, dass er sich sofort eines der süßen Fläschchen unter die Nase schob. Benedikt besah sich den Zettel noch einmal genauer, die Schrift war zwar gleichmäßig, aber nicht wirklich sauber, einige Patzer waren von der Füllfeder darauf. Er drehte das Papier einige Male hin und her, in der Hoffnung, vielleicht doch noch einen Hinweis zu finden, von wem es war. Magnus riss ihm den Zettel aus der Hand und besah ihn sich auch etwas genauer. „Wenn du Glück hast, ist es von einem Kerl“, meinte er leise. „Etwas größer, blond und sportlich.“ Benedikt riss ihm den Zettel mit einem Knurren wieder aus der Hand. „Ich weiß, auf welche Kerle ich stehe“, raunte er. Benedikt verstaute das Papier in seinem Rucksack, als auch schon der Unterricht begann. Im Laufe des Tages machte er sich immer wieder über den Würfel her und verringerte so dessen Inhalt. Nachdem sie sich endlich von ihrem Schulhorror befreien konnten, setzten sie sich - wie jeden Tag - in den Park. Benedikt holte sein Geschenk heraus und öffnete es, aber zu seinem Leidwesen waren nur noch zwei Colaflaschen vorhanden. Schweren Herzens genoss er den Geschmack des vorletzten Colafläschchens auf seiner Zunge und legte derweil den Würfel auf seinem Schoss ab. Er beobachtete Magnus kurz dabei, wie sich dieser heftig flirtend mit ein paar Mädchen unterhielt. Vielleicht sollte er mit seinem Freund einmal besprechen, was das Wort Treue bedeutete? Er legte sich ins Gras zurück, nachdem er sich von Schuhen und Socken befreit hatte und schloss seine Augen, während er seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte. So lag er einige Minuten bis plötzlich ein Schatten die Sonne davon abhielt, ihn weiterhin in der Nase zu kitzeln. Träge öffnete er ein Auge und blinzelte leicht, weil er im ersten Moment nichts erkennen konnte. Erst als der Besucher neben ihn in die Hocke ging und sich frech die letzte Colaflasche aus dem Würfel klaute, erkannte er um wem es sich dabei handelte: Lukas. Während sich Lukas die Flasche mit zwei Fingern in den Mund schob, brachte sich Benedikt in eine sitzende Position und funkelte den Anderen an. Der grinste nur und strich sich mit einer Hand durch seine halblangen, blonden Haare. „Geh jemand anderen auf die Nerven“, knurrte Benedikt. „Warum?“, antwortete Lukas lapidar. „Weil du mir auf den Sack gehst, du Arschloch!“ Lukas hatte tatsächlich die Unverfrorenheit einen bezeichneten Blick in Benedikts Schoss zu werfen und dabei seine Augenbrauen zu heben. „Tatsächlich?“, meinte er frech. Benedikt zog seine Beine an und schlang seine Arme darum, während Lukas auf seine Hände sah und diese vor seinem Gesicht hin und her drehte. „Ich hab dich nicht einmal berührt“, meinte er mit einem fetten Grinsen. „Was willst du?“, fragte Benedikt genervt. „Was ich will?“, fragte Lukas nach. „Du willst nicht wissen, was ich wirklich will. Einmal davon abgesehen, dass ich ja schon etwas bekommen habe“, teilte er ihm mit einem Grinsen mit. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand Lukas auf und machte sich endlich vom Acker. Benedikt starrte ihm einige Sekunden lang nach, ehe er abgelenkt wurde. „Er ist blond, größer wie du und sportlich, angle ihn dir, dann hast du vielleicht endlich Ruhe“, meinte Magnus mit einem selbstzufriedenen Grinsen. „Halt die Klappe“, schnarrte Benedikt. „Geh doch wieder zu deinen Tussis zurück!“ Er ließ sich wieder in die Wiese zurückfallen und ignorierte vorerst seinen Freund. Die Sonne genießend, schloss er seine Augen und schlummerte leicht weg und wachte erst auf, als ihn Magnus leicht an der Schulter schüttelte. Gemeinsam machten sie sich wieder auf den Weg und trennten sich wie schon seit vielen Jahren an derselben Stelle. Benedikt gelang es an diesem Abend nicht, seine Gedanken von den Geschenken abzuwenden und sich auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren, weshalb er es frustriert sein ließ. Es war ja erst Schulanfang und er würde noch genug Zeit haben um die Aufgaben zu erledigen. Benedikt schmiss sich auf sein Bett und holte den Zettel hervor, den er am Morgen bekommen hatte. Wieder besah er sich die Schrift, aber diese wollte ihm einfach nicht sagen, zu wem sie gehörte. Er schaltete seinen Fernseher ein, während er noch immer den Zettel in der Hand hielt und schlief dann ein. Benedikt wachte erst am nächsten Morgen wieder auf und stellte grummelnd fest, dass er tatsächlich mit seiner Kleidung geschlafen hatte. Nach einer ausgiebigen Dusche und einem schnellen Frühstück, machte er sich wieder einmal in die Schule auf. Er war gespannt darauf, ob er wieder etwas bekommen würde, was dann auch der Fall war. Es war das erste was er sah, als er das Klassenzimmer betrat und zu seinem Platz ging. Benedikt nahm den Zettel von dem Päckchen ab, auf dem dieses Mal nur ein Wort stand: ‚Kätzchen’ und packte dann das Geschenk aus. Wieder war es ein Würfel, in dem sich heute ‚Katjes’ befanden. Benedikt holte mit einem Lächeln eines heraus. Der heutige Horrortag würde zu seinem Glück bereits mittags enden, nur war es mit dem Wetter immer so, wenn man frei hatte, es regnete wie aus Kübeln. Und wie immer, wenn es regnete, hatte Benedikt nichts dabei und würde wieder einmal klatschnass nach Hause kommen. Er stand nach dem Unterricht längere Zeit in der Tür und sah in den Regen hinaus. Magnus war heute nicht zur Schule gekommen und somit wartete er alleine darauf, dass die Schleusen sich endlich wieder schlossen oder sich der Regen zumindest ein bisschen zurückhielt. Mittlerweile war schon eine halbe Stunde vergangen, ohne dass sich der Regen beruhigt hatte. Benedikt holte einmal tief Luft, schulterte seinen Rucksack und sprintete über den Schulhof. Am Schultor hielt er kurz an und wollte dann weitersprinten, als er plötzlich keinen Regen mehr auf sich spürte. Der kurze Weg vom Eingang hierher, hatte jedoch bereits gereicht um ihn zu durchnässen. Seine Haare hingen ihm in die Augen, als er seinen Kopf anhob um nachzusehen, wer ihm da Unterschlupf gewehrte. Überrascht schnappte er nach Luft und runzelte dann die Stirn, was jedoch durch seine nassen Haare nicht zu sehen war. „Du?“, murmelte er. Lukas grinste ihn nur an, zuckte dann mit den Schultern und zog seinen Arm zurück, mit dem er den Regenschirm über sie hielt, wodurch Benedikt wieder im Regen stand. „Wenn du lieber nass wirst“, meinte er arrogant, „und dabei hatte ich gehofft, wieder etwas von deinem Geschenk abzubekommen.“ Der Regen suchte sich einen Weg durch Benedikts Haare und rann an seinen Strähnen herab, weiter über seine Wangen, seinem Kinn und seinen Hals in sein Shirt hinein. Er fuhr sich mit seinem nassen Unterarm über seine Stirn, aber wie zu erwarten, brachte das absolut nichts. „Du bist wirklich ein absolutes Ekel“, meinte er, als er sich endlich wieder einigermaßen im Griff hatte. Lukas lachte herzhaft auf. „Danke für das Kompliment“, erwiderte er. Benedikt biss sich wütend auf seine Lippen, er schupste Lukas zur Seite und stampfte an ihm vorbei. „Leider ist dein Charakter nicht halb so niedlich wie dein Gesicht“, meinte Lukas in gerade diesem Augenblick. Benedikt wirbelte auf dem Absatz herum. „Ich bin nicht niedlich“, schrie er. „Hab ich doch gesagt“, erwiderte Lukas schulterzuckend. „Ach, leck mich doch“, fauchte Benedikt und drehte sich wieder um. „Jetzt gleich?“, hörte er noch, ehe er abrupt stehen blieb. Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen, sein Blut rauschte durch seine Venen und seine Knie fühlten sich an wie Götterspeise. Benedikt musste erst einmal tief Luft holen, ehe er so viel Mut zusammengekratzt hatte, dass er sich umdrehen konnte. Aber diese Kraftaufwendung war umsonst, da niemand mehr da stand, den er ansehen konnte. Das Einzige was davon zeugte, dass er bis vor kurzen nicht alleine hier gestanden hatte, war der Regenschirm, der auf dem Boden lag. Benedikt ging darauf zu und hob ihn vom Boden hoch. Er sah sich unschlüssig um, zuckte kurz mit den Schultern, weil er niemanden mehr sah und machte sich dann auf den Heimweg. In den nächsten beiden Tagen waren wieder Geschenke auf seinem Tisch, deren Inhalt aus Süßigkeiten bestand. Lukas hatte sich nicht mehr bei ihm blicken lassen und das, obwohl er seinen Regenschirm jeden Tag in die Schule mitgeschleppt hatte. Magnus hatte sich am nächsten Tag auch wieder dazu aufraffen können und war in der Schule erschienen. Er hatte dann Benedikt, mit einem mehr als nur befriedigenden Grinsen erzählt, warum er am Vortag nicht da war. Schuld war, wie schon so oft zuvor, ein kleines Abenteuer mit einem Mädchen, von dem er sich erst einmal mit sehr viel Schlaf und einem ausgiebigen Essen erholen musste. So wie es nach solchen Nächten ständig der Fall war, musste sich Benedikt jede ach so wichtige Kleinigkeit anhören. Auch wenn er absolut kein Interesse an der Anatomie des weiblichen Körpers hatte, leider entkam er diesen Geschichten nie und musste sie sich anhören. Mit vollem Elan stürzten sich die Beiden ins Wochenende, einem Wochenende, an dem sich Magnus in den Kopf gesetzt hatte, dass Benedikt seine neue Flamme kennen lernen sollte. Eine Flamme, die eigentlich gar nicht mehr so neu war, immerhin war er doch schon etwas länger mit ihr zusammen, obwohl Magnus trotzdem noch immer gerne mit anderen Mädchen flirtete. Da ihr Vater ein kleines Kino in der Innenstadt besaß, verabredeten sie sich dort und Benedikt hatte schweren Herzens zugestimmt. Als er jedoch erfuhr, dass die Tussi sich den Film aussuchen würde, hätte er am liebsten wieder abgesagt, aber das wollte er dann seinem Freund auch wieder nicht antun. So kam es, dass er nun in einem halb vollen Kinosaal saß und nicht einmal wusste, welchen bescheuerten Film er gleich sehen würde. Der Blick, mit dem Andrea ihn zur Begrüßung gemustert hatte, saß ihm noch immer in den Knochen. Die grünen Augen der Tussi hatten sich regelrecht in seinen Körper gebrannt. So genau wie sie ihn angestarrt hatte, so schnell wandte sie sich wieder von ihm ab. Voller Begeisterung, dabei benutzte sie ihre Hände und Füße, erzählte sie ihnen, dass ihr Bruder für ihre Plätze gesorgt hatte und das dieser später auch noch zu ihnen stoßen würde. So wohl Benedikt wie auch Magnus verzogen angewidert ihre Mundwinkel. Andrea ließ sich dadurch allerdings nicht in ihrem Redefluss unterbrechen, so als wäre sie die Niagarafälle höchstpersönlich. Im Kinosaal hatte Benedikt dann mit Entsetzen feststellen müssen, das sie in der letzten Reihe saßen, die eigentlich für Pärchen vorgesehen waren. Andrea hatte Magnus natürlich gleich zu sich gezogen und Benedikt würde sich leider einen Sitz mit dem Bruder der Tussi teilen müssen. Benedikt lümmelte sich in seinen Sitz hinein, als im Saal das Licht gedämmt wurde und dann ganz ausging. Der Film lief endlich an und Benedikt freute sich eigentlich schon darüber, dass er seinen Partnersitz ganz für sich alleine hatte und der Bruder doch nicht auftauchen würde, als er auch schon spürte, wie sich jemand neben ihn fallen ließ. Er drehte seinen Kopf, um neben sich zusehen und erstarrte zu einer Salzsäule. „Habe ich nicht einmal an den Wochenenden meine Ruhe vor dir?“, giftete er sofort los, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. Er hatte nicht einmal auf seine Lautstärke geachtet, weshalb ihm nun aus allen möglichen Richtungen ein „Scht“, entgegen hallte. Benedikt rutschte beschämt und mit hochrotem Kopf etwas tiefer in seinen Sitz hinab. Er konnte nicht glauben, dass er ausgerechnet mit diesem Ekel Lukas einen Sitz teilen musste. Genervt über sein Pech, ausgerechnet neben dem sitzen zu müssen und darüber, dass ihn der Film absolut nicht interessierte, schloss er die Augen und schlummerte ein. Erst als er einen warmen Lufthauch an seiner Stirn spürte, kam er langsam wieder zu sich. Er blinzelte einige Male und musste feststellen, dass er die Projektion auf der Leinwand nun schräg sehen konnte. Das nächste was er bewusst wahrnahm, war eine warme Hand, deren Finger mit den seinigen verknotet waren. Benedikt löste seine Finger sanft aus den anderen und fuhr sich fahrig damit über die Augen. Ein Blick nach links überzeugte ihn davon, dass sich sowohl Magnus wie auch Andrea bereits aus dem Staub gemacht hatten. Wie von Donner gerührt saß er plötzlich aufrecht auf seinem Sitz und hatte somit auch den letzten Körperkontakt zu der Person neben ihm gelöst. Erst jetzt war ihm wieder in den Sinn gekommen, wer sich am Anfang des Filmes neben ihn gesetzt hatte und an wen er sich somit gerade gelehnt hatte. Seine Wangen verfärbten sich leicht, als er seinen Kopf etwas drehte und neben sich sah. Fast sofort bereut er diese Bewegung, als er Lukas blasierten Gesichtsausdruck sah. Mit dem Ziel, seinen Herzschlag und seine sich drehenden Gedanken zu beruhigen, sah sich Benedikt um, aber das Ergebnis verschlimmerte seinen Herzschlag nur. Sie waren die letzten, die sich noch in dem Saal befanden. Wie von der Tarantel gestochen sprang Benedikt auf, griff mit zittrigen Fingern nach seiner Jacke und wäre beinahe auch noch über seine eigenen Beine gestrauchelt, als er sich von Lukas entfernen wollte. Er hörte Lukas hinter sich schadenfroh kichern und wirbelte wieder herum. Seine Jacke wickelte sich dabei um seine Beine und Benedikt stolperte dieses Mal wirklich. Plötzlich fand er sich auf Lukas Schoss wieder. „Ich wusste schon immer, dass ich unwiderstehlich bin, aber das du das auch so empfindest, überrascht mich doch etwas“, meinte er in einem arroganten Tonfall. Ließ es sich jedoch nicht nehmen, eine Hand an Benedikts Hüfte zu legen. Benedikt schlug die Hand weg und stand sofort auf, ohne noch ein weiteres Wort zu erwidern, stampfte er wütend aus dem Kinosaal hinaus. Im Foyer des Kinos sah er auch dann seinen ehemaligen besten Freund mit der Tussi schon von weitem. Andrea schien Magnus gerade etwas zu erzählen, was diesen anscheinend sehr interessierte, weil er ihr nachdenklich zuhörte und einige Male nickte. Magnus hatte ihn entdeckt, bevor Benedikt verschwinden konnte, aber er drehte seinen Kopf einfach auf die andere Seite und verließ mit schnellen ausgreifenden Schritten das Kino. Sein Handy, das Amok lief, ignorierte er vehement, Benedikt wusste genau wer dran sein würde und er hatte jetzt absolut keinen Bock auf Magnus Stimme, die ihn nur wieder zur Rückkehr überreden wollte. Irgendwann reichte es ihm komplett und er schaltete sein Handy ganz aus. Von der nächsten Tankstelle holte er sich ein paar Dosen Bier und stampfte durch einen leichten Nieselregen nach Hause, wo er es sich in seinem Zimmer gemütlich machte und sich die Dosen intus gab. Benedikt trank nicht sehr viel, weshalb bereits wenige Mengen dazu ausreichten, dass er betrunken wurde. Deshalb schlief er seinen Rausch am nächsten Tag auch sehr sehr lange aus. Das letzte Mal als er betrunken war, war er in einem fremden Bett aufgewacht. Gut, wenn man die Tatsache bei Seite ließ, dass er sich in der Türkei auf Urlaub befunden hatte und er somit natürlich in einem fremden Bett geschlafen hatte, war es nun mal ein fremdes Bett. Es war nicht das Zimmer, das er zwei Wochen lang bewohnt hatte und er war alleine. Zwar nackt, aber alleine und die Spuren, die auf dem Bett zu sehen waren, ließen darauf schließen, dass er nicht die ganze Nacht alleine gewesen war und auch darauf, dass er nicht die ganze Zeit geschlafen hatte. Benedikt hatte sich schnell seine Sachen zusammengesucht und hatte nebenher nach Hinweisen gesehen, die ihm verraten würden, mit wem er zum Teufel noch mal in dieser Nacht Sex gehabt hatte, aber er fand nichts. Wie üblich war auch dieses Zimmer so unpersönlich wie alle anderen Fremdenzimmer. Benedikt war dann klammheimlich verschwunden und sie waren dann auch am selben Tag noch abgereist. Dieses Erlebnis hatte ihm gereicht und er hatte sich geschworen nie wieder in der Öffentlichkeit zu trinken, sondern nur noch in seinem Zimmer, wo er sich sicher sein konnte, dass er von keinem abgeschleppt wurde. Er knurrte leise, als seine Jalousien hochgezogen wurden und sein Zimmer von der Sonne erhellt wurde. Mürrisch zog er sich die Decke über den Kopf, was auch nicht sehr viel brachte, da ihm diese einfach entrissen wurde. „Lass das“, knurrte er wieder und setzte sich, nur in einer Boxer bekleidet auf. Jemand sprang mit voller Begeisterung in sein Bett, von der Tür her hörte er ein leises Kichern und ein Luftschnappen. „Aufstehen, die Sonne lacht und wir wollen auf ein Eis gehen und zur Feier des Tages bist du eingeladen“, trällerte Magnus in einer Lautstärke, dass ihn Benedikt am liebsten den Hals umgedreht hätte. Benedikt zwang sich dazu seine Augen zu öffnen und riss sie dann im Endeffekt panisch auf, als ihm bewusst wurde, wer alles in seinem Zimmer stand. Mit einer schnellen Bewegung, die man seiner Schlaftrunkenheit nicht zugetraut hätte, schmiss er seinen Freund vom Bett und schnappte sich seine Decke, die er sich um seinen Körper wickelte. „Was machen die da?“, fuhr er Magnus an und zeigte dabei anklagend auf Tussi-Andrea und Kotzbrocken-Lukas. Magnus hatte sich in der Zwischenzeit wieder aufs Bett gesetzt und rieb seinen Ellbogen, den er sich bei seinem unfreiwilligen Flug verletzt hatte. „Sie bezahlen das Eis“, erklärte er mit einem breiten Grinsen. „Also dürfen sie auch dein Zimmer sehen.“ Benedikt kämpfte sich mit einem stumpfen Brummen aus seinem Bett hoch und stampfte missmutig an den beiden nichtgeladenen Gästen vorbei, um sich im Bad umzuziehen. Vorher nahm er sich noch eine verwaschene Jeans aus seinem Schrank. Nach einigen Minuten kam er einigermaßen munter wieder zurück. Andrea hatte sich vor seinem Bücherregal aufgebaut und Magnus stand neben ihr. Den Rest der Kakerlaken beachtete er nicht einmal, sondern holte sich nur ein Paar Socken. Er ließ sich auf sein Bett plumpsen und gähnte erst einmal ausgiebig, ehe er sich umständlich in die Socken quälte. „Wir besorgen eine Runde Kaffee“, hörte Benedikt noch, ehe sich seine Zimmertür hinter Andrea und Magnus schloss. Er knurrte etwas unverständliches, weil er jetzt mit der Kakerlake-Lukas alleine war. Rücksichtslos ließ er sich auf seinem Bett zurückfallen und schrak sofort wieder hoch, weil er auf etwas gelandet war, was da eigentlich nicht liegen sollte. „Musst du dich ausgerechnet auf meinem Bett so breit machen?“, fuhr er ihn an. „Ein anderes steht hier nicht“, bekam er die belustigte Antwort. Benedikt zwang sich nun doch dazu Lukas anzusehen, der sich tatsächlich auf seinem Bett breitgemacht hatte. Wieder kam ihn der Gedanke von den Kakerlaken, die sich einfach breit machten. „Ach le…“, im letzten Moment stoppte er sich, weil ihm gerade noch einfiel, was beim letzten Mal war. Ein Blick in Lukas Gesicht reichte ihm aus um zu wissen, dass dieser genau wusste, was er gerade sagen wollte. Lukas stand auf und ging auf die Tür zu, er hatte bereits seine Hand auf der Klinke liegen, als er sich noch einmal an Benedikt wandte, allerdings ohne ihn anzusehen. „Ich will es zurück“, verlangte er von ihm und verließ das Zimmer ohne auf eine Antwort zu warten. Benedikt starrte auf die Tür als wäre sie das achte Weltwunder, er fragte sich, von was dieser Kotzbrocken jetzt schon wieder redete und entschied sich dann es zu ignorieren und auch nach unten zu gehen, vielleicht ergatterte er ja noch eine Tasse Kaffee. Gedacht, getan, als Benedikt die Küche betrat fand er seine Mutter in einem anregenden Gespräch mit Lukas wieder. Andrea und Magnus hatten es sich am Tisch bequem gemacht und dort setzte sich Benedikt auch hin, nachdem er sich seinen Kaffee geholt hatte. Missmutig schlürfte er das schwarze Gebräu hinunter und hörte nur mit einem halben Ohr den Gesprächen zu. Noch immer rumorte Lukas Satz in seinen Eingeweiden, er sah zu ihm hinüber, kam aber nicht hinter dessen Geheimnis. Er drehte seinen Kopf zur Seite und spürte wie er rote Ohren bekam, als er von Lukas dabei ertappt wurde, wie er ihn angestarrt hatte. Nach etwa einer halben Stunde hielt er es einfach nicht mehr aus und stand auf. „War nicht die Rede von einem Eis?“, fragte er in die Runde. Andrea war sofort hylive dabei und stand ebenfalls auf. „Stimmt“, meinte sie. Benedikt wäre ihr am liebsten an die Gurgel gegangen. Warum musste auch ausgerechnet sie ihm Recht geben? Den Protest seiner Mutter, dass er vorher doch etwas Anständiges essen sollte, überhörte er gekonnt und huschte aus dem Haus hinaus. Sie spazierten durch die Stadt und Benedikt besorgte sich einen Hot Dog, den er dann seinem Magen gönnte, während sich Andrea und Magnus an den Schaufenstern die Nase platt drückten. Lukas hielt zum Glück Abstand zu ihm und so konnte er seinen Gedanken nachhängen, die sich trotzdem die ganze Zeit um den Blonden drehten. Genervt schmiss Benedikt die Hälfte seines Hot Dogs weg, weil ihm der Appetit vergangen war. Sie schlenderten am Fluss entlang, der durch die Stadt floss, um an dessen Ufer in eines der Cafés zu gehen, wo sie endlich ihr Eis verzehren könnten. Magnus war mit seiner Flamme schon ein wesentliches Stück vorgegangen, als sich Benedikt an das Geländer lehnte, das den Gehweg von der Böschung trennte. Lukas lehnte sich ungefragt neben ihm dagegen, sah aber nicht wie Benedikt auf das Wasser, sondern in die entgegengesetzte Richtung. „Wenn du ausnahmsweise einmal deine Klappe hältst, bist du gar nicht so übel“, erklärte er. Benedikt sah ihn an, schluckte die wütende Antwort, die ihm auf der Zunge lag hinunter, stieß sich von dem Geländer ab und setzte wortlos seinen Weg fort. Er konnte auf diese Weise nicht sehen, wie ihm Lukas verdattert hinterher starrte. Benedikt holte Magnus und sein Anhängsel ein, ohne sich um den Protest von der Tussi zu kümmern, zog er seinen Freund zur Seite. Er ließ ihn nicht einmal zu Wort kommen, als er ihn sagte, dass er nicht mitgehen würde und dass er ihm die Freundschaft kündigen würde, sollte er noch einmal auf die bescheuerte Idee kommen und die beiden Kakerlaken in sein Zimmer lassen. Danach drehte er sich einfach um und stampfte wieder nach Hause, wo er sich für den Rest des Wochenendes in seinem Zimmer vergrub. Am Montag setzte er sich mit einem missgelaunten Gesichtsausdruck auf seinen Platz, auf dem wieder ein Geschenk auf ihn wartete. Zum ersten Mal freute er sich nicht darauf, sondern pfefferte das Ding wütend in seinen Rucksack. Magnus war noch nicht da, was auch nicht verwunderlich war, weil Benedikt auch um einiges früher dran war, nur damit er wenigsten auf dem Schulweg nicht seinem Freund über den Weg lief. Benedikt wusste sehr genau, dass er maßlos übertrieb, aber Lukas brachte ihn immer dermaßen auf die Palme und dabei hatte Magnus mehr als nur Recht; Lukas war tatsächlich sein Typ und wäre dieser nicht ständig so zu ihm, dann würde er vielleicht sogar einen Versuch starten. Einmal davon abgesehen, dass dieser Versuch eine Bauchladung werden würde, immerhin war dieser der Mädchenschwarm der Schule und solche standen nun einmal nicht auf Jungs, zumindest war das Benedikts unumstößliche Meinung. Magnus kam nur ein paar Sekunden vor ihrem Lehrer ins Klassenzimmer und pflanzte sich neben Benedikt. Irgendwie war Benedikt mehr als nur erleichtert darüber, dass Magnus nicht die Möglichkeit dazu hatte ihn anzureden, gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass Magnus ihn dafür in der Pause nicht entkommen lassen würde. Und das war dann auch der Fall. Magnus nahm ihn in die Mangel und bearbeitete ihn solange bis Benedikt endlich mit der Wahrheit herauskam. Allerdings hatte Benedikt niemals mit Magnus Reaktion auf sein Geständnis gerechnet. Und auch nicht mit dessen hinterhältigen Grinsen und noch viel weniger mit dem, was er am Schluss von ihm, für sein Schweigen verlangte. Verärgert über sich selber und über Magnus Kaltblütigkeit, stampfte Benedikt ins Klassenzimmer zurück, packte seine Sachen zusammen und machte einen auf Krank. Es würden zwar einige nicht entschuldigte Stunden in seinem Zeugnis stehen, weil er nicht wirklich vor hatte zu einem Arzt zugehen, aber das war ihm im Moment so etwas von egal. Die restliche Woche verging nicht anders, er redete kaum ein Wort mit Magnus und die Geschenke wanderten ungeöffnet in seinen Rucksack, wo er sie dann Zuhause wieder herausholte und in seinem Schreibtisch verstaute, auch wieder ohne sie zu öffnen. Mittlerweile waren es so viele, dass nicht mehr alle in die Schublade passten. Deshalb ließ er die letzten zwei einfach auf dem Schreibtisch stehen. Den Samstag vertrödelte er mit Hausaufgaben und Rumlungern. Er hatte nicht wirklich vor, auf Magnus Erpressung einzugehen, weshalb er am Abend noch immer in seiner Jogginghose vor seinem Fernseher saß und mit der Playstation zockte, als die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen wurde. Verärgert darüber, dass er wegen dem Störfaktor einen Endgegnerkampf verloren hatte, schmiss er seinen Controller zur Seite und wollte den Eindringling bereits anmotzen, als er endlich erkannte, wer in seiner Tür stand. „Verzieht euch!“ Weder sein ehemaliger bester Freund, Magnus, noch die Kakerlake zeigten sich davon betroffen, eher im Gegenteil. Lukas schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit verschränkten Armen und einem überheblichen Blick auf Benedikts Schreibtisch gegen die Fluchtmöglichkeit. Magnus öffnete ohne ein Wort zu sagen den Schrank und kramte ungefragt in Benedikts Sachen herum. Benedikt war über so viel Unverfrorenheit überrascht und brauchte einige Lidschläge, ehe er reagierte. Er stand auf und schlug die Schranktür vor Magnus Nase zu, es war ihm egal, dass dessen Finger beinahe Bekanntschaft mit dem Stück Holz gemacht hätten. Die Aktion kam jedoch etwas spät, da ihm sein ‚Freund’ mit einem selbstsicheren Grinsen ein dunkelblaues T-Shirt und eine kurze Hose entgegenhielt. „Anziehen!“, befahl er und warf dabei einen kurzen eindeutigen Blick in Lukas Richtung. Benedikt riss ihm die Sachen aus der Hand und knurrte einmal vernehmlich, ehe er zur Tür stampfte. Er funkelte Lukas wütend an, der noch immer vor der Tür stand und keine Anstalten machte, zur Seite zu gehen. Benedikt hielt die Sachen hoch und deutete hinter Lukas. Der hob nur seine Augenbrauen und grinste ihn mehr als nur zweideutig an. „Zieh sie hier an“, meinte er mit einem undeutbaren Blick. Benedikt schnaubte abfällig und sah zu Magnus zurück, der hinter ihm einen Lachkrampf erlegen war. Benedikt spürte wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg, er murmelte etwas Unverständliches und schob Lukas einfach von der Tür weg. Noch immer wütend, ging er zum Bad und zog sich dort um, als er die Tür wieder öffnete, fand er sich Magnus gegenüber, der auf ihn gewartet hatte. „Dein Vertrauen in mich ist ja sehr groß“, knurrte Benedikt. „Stimmt, so groß, dass ich dir durchaus zutraue, wieder einmal deinen Schwanz einzuziehen“, erklärte dieser mit einem breiten Grinsen. Benedikt zeigte in die Richtung in der sein Zimmer lag. „Du hast diesen arroganten Schönling nicht alleine in meinem Zimmer gelassen, oder?“, fragte er leicht panisch. „Doch.“ Am liebsten hätte Benedikt jetzt ausgeholt und Magnus das süffisante Grinsen aus dessen Gesicht geprügelt. Benedikt strich sich fahrig mit dem Handballen über seine Stirn und lehnte sich gegen den Türstock hinter ihm. „Warum tust du das?“, meinte er leise. „Ich meine, nur weil du seine Schwester flachlegst, muss ich doch mit den Beiden nicht auskommen, oder? Einmal davon abgesehen, das er mich ohnehin nicht leiden kann.“ „Manchmal bist du zu blind und siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht. Er ist doch wirklich dein Typ und du hast mir am Montag mehr als nur eindeutig gesagt, dass da von deiner Seite her, mehr als nur geringes Interesse ist.“ Benedikt schlug mit der Faust gegen die Badezimmertür. „Kapierst du es wirklich nicht?“, fuhr er seinen Freund wieder an. „Der Kerl ist ein Hete, die haben kein Interesse an solchen wie mir, im Gegenteil, nicht jeder reagiert darauf wie du. Es reicht doch, dass ich mich anscheinend in so etwas verknallt habe. Einmal davon abgesehen, dass es vermutlich eh nur irgendeine bescheuerte Schwärmerei ist, die wieder vergehen wird, wenn ich ihn länger nicht sehe. Stattdessen unterstützt du das auch noch und schleppst ihn in mein Zimmer und zwingst mich auch noch dazu, einen ganzen Abend mit ihm zu verbringen.“ Magnus legte eine Hand auf Benedikts Schulter. „Deinen Pessimismus möchte ich auf gar keinen Fall haben“, erklärte er mit einem breiten Grinsen. „Sieh es mal von meiner Seite; ich muss den heutigen Abend mit dieser Familie und mit diesen Freunden verbringen. Mit Ausnahme von Lukas und Andrea kenne ich keinen dort und da will ich einfach jemanden da haben, zu dem ich mich flüchten kann.“ Benedikt stieß sich von der Tür ab. „Und zu wem soll ich mich flüchten?“, fragte er und setzte den abgebrochenen Weg zu seinem Zimmer fort. „Na, in ein paar starke Arme“, meinte er wieder grinsend. „Vorzugsweise in die eines gewissen blonden Schönling, der auch auf der Feier sein wird.“ Benedikt ersparte sich eine Antwort, sondern warf Magnus nur einen bezeichneten Blick zu, ehe er die Tür zu seinem Zimmer öffnete und fassungslos stehen blieb. Die Schublade seines Schreibtisches stand weit offen und auf seinem Bett räkelte sich Lukas zusammen mit den geöffneten Geschenken, die Benedikt im Laufe der Woche bekommen hatte. „Ich warte unten auf euch“, verabschiedete sich Magnus fröhlich, nachdem er einen kurzen Blick über Benedikts Schulter geworfen hatte und verdünnisierte sich auch schon. Benedikt schmiss die Tür hinter sich zu, ging zu seinem Bett und sammelte das Geschenkspapier und die Würfel ein. „Kannst du dich nicht in deinem eigenen Zimmer breit machen und dort alles vollmüllen?“, fragte er giftig. Er riss Lukas eine Gummischlange aus der Hand. „Und friss deine eigenen Süßigkeiten.“ Benedikt stopfte sich die Schlange in den Mund und aß sie auf, während er die Sachen zu seinem Schreibtisch brachte. Wütend schloss er die Lade und ging wieder zurück, er schnappte Lukas an dessen Hosenbein und versuchte ihn von seinem Bett runter zuziehen. Benedikt hatte nicht damit gerechnet, dass sich der Blonde wehren würde und so fand er sich plötzlich auf seinem Bett wieder, wo er von Lukas in die Matratze gedrückt wurde. „Du bist eindeutig zu langsam“, meinte der überheblich. Benedikt wehrte sich gegen diese Behandlung mit Händen und Füßen. Nun, eigentlich nur mit seinen Füßen, weil seine Hände noch immer von Lukas an sein Bett gepinnt wurden. Benedikt hörte auf sich zu wehren und sah mit roten Ohren zu Lukas auf. „Eigentlich habe ich ja nichts gegen Fesselspiele“, meinte er und sah belustigt dabei zu, wie Lukas Gesichtszüge kurz entgleisten. „Allerdings wäre es mir lieber, wenn man mich vorher fragen würde“, erklärte er weiter. Er wusste selber nicht einmal woher er auf einmal diese Frechheit nahm, oder was für ein Teufel ihn da gerade ritt, aber es war ihm egal. Lukas konnte ihn ohnehin nicht leiden, also brauchte er auch keinerlei Rücksicht auf diesen nehmen. Benedikt erreichte mit diesen Worten, dass sich Lukas Griff um seine Handgelenke lockerte, aber anstatt darauf zu reagieren und sich zu befreien, blieb er einfach ruhig liegen. Zumindest solange bis er an seinem Oberschenkel eine Bewegung spürte. ------ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)