One Piece - Der Weg zum Piratenkönig von Sirus0 (Eine eigene One Piece Geschichte) ================================================================================ Kapitel 28: Phantomschmerz -------------------------- „Was soll das? Wieso lässt du mich nicht sterben?“ „Ich habe zuerst gefragt. Warum kämpfst du nicht?“ Tränen schossen in das Gesicht des lilahaarigen Schwertkämpfers, der beschämt das Gesicht abwandte und dabei die anderen Mitglieder der Piratenbande in Nähe der Rombardis erblickte. Schweigend betrachtete Rasputin das Spektakel, während Anastasia skeptisch die Neuankömmlinge beäugte. Einer von ihnen schien ihr den Hof machen zu wollen, während das rothaarige Mädchen ihn dafür anschrie, so dass es zu einem Kampf zwischen ihnen kam, denn das zweite Mädchen der Piratenbande zu schlichten versuchte, jedoch mit lediglich mäßigem Erfolg. „Wie könnte ich?“ „Was meinst du?,“ gnädiger Weise zog Omoide seinen Florett aus Tykes Leib heraus, so dass dieser sich leicht zu seinem Gesprächspartner drehen konnte, ohne den Grünhaarigen aus den Augen zu lassen. „Das wird hier eine richtige Party wie mir scheint. Omoide kümmere dich nicht um diesen Rotschopf. Töte endlich den Schwertkämpfer.“ Doch Omoide reagierte nicht, was ihm einen verwunderten Blick seines Kapitäns einbrachte, sondern beäugte interessiert das Geschehen. Irgendwas zerrte in seinem Innersten ihn zu diesem Handeln. „Wie könnte ich gegen meinen eigenen Bruder kämpfen?,“ platzte es aus Tsukahara heraus, der auf die Knie sank. Scheppernd fiel ihm sein Katana aus der Hand. Seine Sonnenbrille mit den kreisrunden Gläsern verdeckten seine Augen, während die Tränen sich ihren Weg bahnten. Die Worte des Schwertkämpfers hatten eine beachtliche Wirkung. Selbst Aisuru und Nina stoppten ihren Kampf und blickten verwundert zu dem gebrochenen Krieger. „Dein Bruder?,“ wiederholte Tyke und blickte zu dem Piraten vor sich, dessen Hemd zerfetzt an seinem schweißnassen Leib klebte und den Blick auf eine hässliche Narbe frei gab. „Ich habe keinen Bruder,“ sprach Omoide kühl, „ich bin ein Waisenkind. Animo hat mich damals zu sich genommen.“ „Das ist nicht wahr! Er hat dich entführt! Ich dachte all die Jahre lang du seist tot. Und nun das. Omoide, wir sind Brüder!“ *Vor 8 Jahren – Irgendwo im North Blue* „Tsukahara, nimm deinen Bruder und flieh.“ „Aber Mutter…“ Die Worte des Kindes gingen beinahe unter dem tosenden Lärm unter, der draußen in der Stadt herrschte. Angsterfüllte Schreie vermischten sich mit den erregten Rufen wilder Piraten. „Kein aber! Flieht, schnell. Euer Vater und ich, werden sie ablenken, damit ihr wegrennen könnt.“ Weinend versuchte der Junge seinen zwei Jahre jüngeren Bruder zu nehmen und wegzurennen, doch dieser stemmte sich gegen seinen älteren Bruder und rief: „Mama, bitte kommt mit.“ „Ich kann nicht, mein Liebling. Folg deinem Bruder, er wird dich beschützen.“ „Ich will aber nicht ohne dich gehen, Mama!“ „Guuuargh,“ vernahmen sie plötzlich eine männliche Stimme und kurz darauf einen dumpfen Aufprall, so als sei ein schwerer Gegenstand zu Boden gegangen. Oder ein schwerer Körper. Die Mutter der beiden Jungen wusste genau was geschehen war. Ihr Mann, der sich im Hauptraum ihres kleinen Heimes den Feinden in den Weg gestellt hatte, war gefallen. „Bitte Omoide. Wenn du mich wirklich lieb hast, folgst du jetzt deinem Bruder.“ Weinend und widerstrebend nickte der Junge mit den grünen Haaren und ließ sich von seinem Bruder hinfort ziehen. Er hatte aufgehört sich zu wehren und folgte nun der einzigen Person, die ihm noch geblieben war, durch eine Geheimtür in einen unterirdischen Tunnel. Über ihnen verschloss ihre Mutter gerade die Luke, als sie noch das gedämpfte Geräusch von berstendem Holz hören konnten. „Ich sagte doch, hier ist noch wer. Haha!“ „Lasst mich los!“ „Komm her Süße und zeig uns mal, was du hast,“ gackerte eine weitere Stimme und lachte höhnisch. „Gyaaaaah!“ Sich auf die Lippen beißend, um nicht lauthals los zu weinen, folgten die Kinder schnellstens dem erdigen Tunnel, der gerade einmal soviel Platz bot, dass ein erwachsener Mensch auf allen Vieren hindurch zu robben vermochte. Die beiden Burschen wussten, dass der Geheimgang zu einem Wald in der Nähe ihres Dorfes führte, von wo aus sie weiter in Richtung Norden würden rennen müssen. Dort in den tiefen des Waldes hatten die Dorfbewohner ein verstecktes Lager für genau solche Fälle eingerichtet. Für Unwissende war es schwer zu finden und da bereits die Dunkelheit dabei war hereinzubrechen, hatten sie gute Chance ungesehen zum Versteck zu gelangen. Schluchzend und schniefend kämpften sie sich immer weiter voran. Der Geruch der modrigen Erde erreichte sie nicht mehr. Hatten sich ihre Nasen doch durch das viele Weinen praktisch jeglichem Geruch, den ihre Umgebung erzeugen konnte, verschlossen. Doch dies war weniger der Grund. Nichts drang mehr zu ihnen durch. Weder Geräusche, Gerüche, noch sonstige Sinneseindrücke. Sie waren mit sich selbst zu beschäftigt. In Selbstmitleid und Heulkrämpfen versinkend. Hatten alles verloren, was sie besessen hatten. Hatten ihre Eltern verloren. Hatten ihr Glück verloren. Nur noch einander waren sie geblieben. Zwei Kinder in einer grausamen Welt. Welch grausame Welt, wenn sie ein solches Schicksal zuließ. Plötzlich spürte Tsukahara etwas Hartes vor sich in dem finsteren Tunnel. Es fühlte sich an wie ein kalter, lebloser Stein. Sie hatten das Ende des Ganges erreicht. Vorsichtig legte er seine Fingerkuppen darauf und drückte vorsichtig, gleichzeitig aber mit aller Kraft die er noch aufbringen konnte. Ächzend gab der Stein nach und fiel nach vorne. Schummriges Licht der untergehenden Sonne flutete den Geheimgang, während sie ihn endgültig verließen. Weit entfernt, zwischen den mächtigen Baumstämmen, konnten sie ihre Heimat brennen sehen. Das wütende Feuer versengte alles, was sich ihm in den Weg zu stellen wagte. Ernährte sich von harter Arbeit und vergangenen Erinnerungen, nur um letztendlich nichts als verkohlte Asche und zum Tode verurteiltes Land zurück zu lassen. Das Leben sein Feind, das Vergehen sein Freund. Es würde sehr lange dauern, ehe das Land sich würde erholen können, doch noch viel länger brauchte es, ehe die Menschen – die diese Nacht überleben würden – das Geschehene verstehen und verarbeiten könnten. Tsukahara schüttelte energisch mit dem Kopf um die trüben Gedanken zu verscheuchen. Er durfte nicht weiter darüber nachdenken. Sie mussten weiter. Zum versteckten Lager. Dort würden sie sicher sein. Dort würden sie diesen Alptraum überstehen können. Kraftlos und müde stampften sie zwischen den Baumstämmen hindurch. Kämpften sich über armdicke Wurzeln und unter umgestürzte Stämme hindurch. „Bruder, denkst du Mama und Papa werden es schaffen?,“ fragte Omoide überraschend. Tsukahara wusste genauso wie sein grünhaarige Bruder, dass sie längst tot waren, doch keiner von ihnen wollte sich dieser Wahrheit stellen und so antwortete er nach kurzem Zögern: „Natürlich. Von einfachen Piraten werden sie sich doch nicht umbringen lassen. Und nun komm. Wir sind bald da.“ Den Rest des Weges setzten sie schweigend fort, um Kraft zu sparen. Der Angriff der Piraten war wie eine stürmische Flut über das kleine Schifferdorf hereingebrochen und hatte genauso viel Verwüstung hinterlassen. Allen voran ihr Kapitän, von dem man sagte er sei ein besonders brutaler Mensch, dem es eine Freude sei bei einem Angriff einige der Bewohner als Geiseln zu verschleppen, um sie zu foltern. Was hatten sie nur verbrochen, um ein solch grausames Schicksal verdient zu haben? Diese Frage drängte sich ihnen immer wieder auf und ließ sich nicht aus ihren Köpfen und Gedanken verbannen. „Bruder, schau,“ meldete sich Omoide plötzlich zu Wort, woraufhin Tsukahara den Kopf leicht anhob und in die Richtung blickte, in welche sein Bruder wies. Seine Augen weiteten sich und Tränen der Freude übermannten ihn, eilig wischte er sie sich weg. Inmitten der Finsternis des Waldes, deren Baumkronen auch das letzte Licht des inzwischen aufgegangenen Mondes verschluckten, konnten sie den rotgelben Schein eines Feuers ausmachen. Es musste sich um ein Lagerfeuer im Versteck handeln. Da waren sich die beiden Kinder sicher, woraufhin sie eilig darauf zustürmten. Endlich würden sie den verdienten Frieden finden. Vergessen war alle Müdigkeit, aller Schmerz, alles Leid, alle Pein, alle Qualen. Bereits jetzt kam es ihnen wie ein Alptraum vor, den sie vor Jahren geträumt hatten und der nur noch als finsterer Schatten in ihren Erinnerungen weiterlebte. Doch jeder Alptraum kehrt einmal wieder… Und der ihre schneller als befürchtet. Rufe… Schreie… Metall das auf Metall trifft… die typischen Geräusche des Kampfes, denen sie zu entfliehen versucht hatten. Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Wie hätten die Piraten den Weg ins Versteck finden sollen? Als die Brüder endlich den Rand der Lichtung erreichten, mussten sie erkennen, dass ihre schlimmsten Vorstellungen Wahrheit geworden waren. Auch das versteckte Lager brannte lichterloh und inmitten der einfachen Zelte kämpften einige der letzten Überlebende mit den Piraten und versuchten somit den Schwächeren eine Chance zur Flucht zu bieten. Zur Flucht ins Nichts. Nun stand es fest, niemand sollte diese Nacht überleben. Tränen schossen in Omoides Gesicht. Tsukahara versuchte die seinen zu unterdrücken. Alles war umsonst. Die Flucht. Die Erschöpfung. Der verbissene nächste Schritt, obwohl die Beine nicht weiter wollten. Die nächste mühevolle Bewegung obwohl der eigene Leib sich zu weigern versuchte, aufgrund des Schmerzes in jeder Muskelfaser. Aber vor allem das Opfer ihrer Eltern. Alles umsonst… „Hey, ihr da!“ Erschrocken drehte Tsukahara seinen Kopf zur Seite und erblickte einen der Piraten. Man hatte sie entdeckt. „Schnell, Omoide,“ schrie der Ältere von Beiden, ergriff eilig Omoides Arm und riss seinen jüngeren Bruder mit sich. Sie durften nicht aufgeben. Das hätten ihre Eltern nicht gewollt. „Kommt mit, da versuchen ein paar Kinder abzuhauen,“ vernahmen sie die Rufe hinter sich und anschließend die Schritte ihrer Verfolger. Obwohl ihre Füße schmerzten und ihre Lungen brannten, wagten sie es nicht stehen zu bleiben. Nicht einmal einen Blick zurück zu werfen. Sie würden in dem Dickicht des Waldes sicherlich ihre Verfolger abschütteln können. Wenn sie nur lang genug rannten. Wie grausam konnte das Schicksal nur sein, dass es zwei unschuldige Kinder so übel zuspielte und ihnen immer wieder die Hoffnung nahm, kaum das sie Neue fanden. So wie in dem Moment, als sich der Wald plötzlich lichtete und die Brüder sich an der Nordostklippe wieder fanden. In letzter Sekunde schafften sie es zu stoppen, um nicht durch die Wucht ihrer eigenen Schritte über den abrupten Rand der Insel zu stolpern und in die Tiefen des Meeres zu stürzen. „Haben wir euch,“ lachte einer der Piraten und kam auf die Kinder zu. Trotz all der Hoffnungslosigkeit und des Schmerzes, wollte Tsukahara nicht aufgeben. Auf ihrem Weg zum Versteck hatte er einen Ast als Gehstock aufgehoben und nun würde dieser Ast ihm vielleicht wieder neue Hoffnung schenken können. Er uns sein Bruder hatten oft mit ihrem Vater sich im Kampf mit dem Schwert geübt. Seine Fähigkeiten würden ausreichen, um mit diesen einfachen Piraten fertig zu werden. „Was geht hier vor sich?,“ ertönte eine Stimme mit einem Male hinter dem hinteren Piraten. „Kapitän. Wir sind zwei Kindern gefolgt, die abhauen wollten.“ Die Männer machten ihrem Kapitän den Weg frei, so dass die beiden Kinder den Grund ihres Leides erblicken konnten. Piratenkapitän Animo. Ein Kurzschluss in Tsukaharas Kopf. Oder ein Moment der Schwäche. Er wusste es nicht mehr, was damals geschah, nur noch wie er plötzlich auf den Feind vor sich zustürmte. Er würde ihm notfalls den Schädel mit dem Stock einschlagen. Und wenn es das letzte war… PENG. Ein Schuss? Woher kam der Knall. Ein stechender Schmerz in Tsukaharas rechter Schulter. Hielt er den Ast noch, oder hatte er ihn fallen gelassen? Wieso spürte er den Ast nicht mehr? Schockiert torkelte er einige Schritte zurück. Nein. Es waren mehr als nur einige Schritte. Plötzlich bemerkte er seinen Bruder neben sich. War er soweit zurück gegangen oder war sein Bruder zu ihm gekommen? Tsukahara spürte wie der Boden unter seinen Füßen verschwand und er in die Tiefe stürzte. Wieso hörte er nichts? Er konnte seinen Bruder am Rande der Klippe erkennen. Er beugte sich drüber hinweg. Streckte ihm den Arm entgegen. Schrie etwas. Stille. Grauenhafte Stille. Eine Hand die sich um den Kopf seines Bruders schloss und ihn nach hinten zog. Omoide war verschwunden. Dieses Monster hatte sich seinen Bruder geschnappt. Ein lauter Knall brachte ihn wieder die Welt der Laute zurück, doch war er in das Meer eingetaucht, welches seine eigene Form grausiger Stille besaß. Wasser strömte in seine Lungen. Er bekam keine Luft mehr. Doch fehlte ihm die Kraft gegen das stetige Sinken anzukämpfen. War dies sein Schicksal, eingefordert von der See? Geholt von Davy Jones… *Eine unbestimmte Zeit später irgendwo auf derselben Insel* Langsam kam der Junge mit den violetten Haaren wieder zu sich. Er lebte noch? Ein Wunder. Es musste sich um ein Wunder handeln. Er hörte jemanden neben sich. Hatten die Piraten ihn gefunden und wieder eingefangen? War er gerettet worden, nur um anschließend noch weiter leiden zu müssen? Er war zu schwach, um den Kopf zu heben und zu sehen, wer da war. Doch war dies nicht nötig. Der Unbekannte trat heran. Den hellen Schein der Sonne im Rücken. Geblendet konnte Tsukahara nur die Silhouette der Person erkennen. Keine Details waren zu erkennen. Nicht einmal als der Fremdling sich bückte und nach Tsukaharas rechtem Arm griff und diesen anhob. Ein unfassbar stechender Schmerz breitete sich von seiner Schulter aus und durchströmte seinen gesamten Leib. Ein unbeschreiblicher Schrei voller Pein durchschnitt die stille Idylle der Insel, welche sich nach dem Gefecht auf ihr zu erholen versuchte. Verbrannte Asche bedeckte ihren Boden und inmitten dieses Sinnbilds von Leid und Chaos sollte sich ein weiteres Opfer einfinden. Sämtliche Müdigkeit wurde aus dem Kopf des Jungen geschwemmt, durch eine Flut neuer Schmerzen. Und da sah er es auf einmal. Das Aufblitzen einer Klinge. Ein kräftiger Hieb. Ein neuer, noch durchdringender Schmerz. Blut. Überall Blut. Und dazwischen dieser unsägliche Schmerz. Ein letzter Schrei des Jungen, ehe ihn erlösende Finsternis umgab: „Gib mir meinen rechten Arm zurück!“ *Gegenwart* Keiner wagte etwas zu sagen, während Tsukahara sein Schwert in dessen Scheide steckte und anschließend mit der linken Hand seine rechte Schulter berührte, wo eigentlich sein Arm hätte sitzen sollen, doch nichts weiter als eine bekleidete Schulter war. „Seit jenem Tag jage ich. Ich jage diesen Piraten hier hinterher. Ich dachte sie hätten meinen Bruder Omoide getötet. Nie hätte ich erwartet, dass sie ihn bei sich aufgenommen haben könnten. Ich war all die Jahre lang Jäger, Rächer und Richter. Habe unzählige Piraten auf dem Gewissen. Doch da ich nur Verbrecher bisher ihrem Schöpfer vorgeführt habe, hat die Marine keine Anstalten gemacht meinem Treiben ein Ende zu setzen. War es doch in ihrem ermessen,“ sprach Tsukahara mit kraftloser Stimme. Seit seiner Kindheit hatte er nicht mehr soviel gesprochen wie jetzt in diesem einen Moment. „Steh auf.“ Die eisigen Worte Tykes trafen den Schwertkämpfer unerwartet hart, weshalb er aufblickte und zu dem Rotschopf empor blickte. Doch aufgrund der Sonne im Rücken, war lediglich die Silhouette des Rotschopfs für ihn erkennbar. Auf einmal fühlte er sich in der Zeit zurückversetzt. Erwartete beinahe wie damals das emporgehobene Schwert zu erblicken und den Verlust seines Armes erneut zu erleben. Die Kugel hatte damals seinen jungen, dürren Arm in Fetzen gerissen. Die Amputation seines Armes war notwendig gewesen um sein Leben zu retten, da sich das abgestorbene Gewebe hätte entzünden können. Doch trotz des Wissens hatte er nie gänzlich den Verlust seines Schwertarmes überwinden können. „Steh auf,“ verlangte Tyke erneut. Kraftvoller. Beinahe wie in Zeitlupe erhob sich der Krieger mit dem zotteligen Haarschopf. Kaum stand er, traf ihn die eisenharte Faust Tykes, obwohl er seine Kräfte noch gar nicht genutzt hatte, und riss ihn wieder zu Boden. Niemand sagte was. Niemand wagte dazwischen zu gehen. „Rette ihn,“ die Worte waren so leise gesprochen worden, dass selbst Tsukahara sie kaum verstand. Doch als er sich langsam wieder aufrichtete, wiederholte Tyke sie. Laut und deutlich für alle Anwesenden: „Rette ihn gefälligst. Er ist dein Bruder! Willst du ihn ein weiteres Mal verlieren? Und du…“ Er drehte sich schwungvoll zu Omoide um, welcher ihn aus kalten, schier leblosen, Augen entgegen blickte. „Warum kämpfst du gegen deinen eigenen Bruder?“ „Ich sagte doch bereits, dass ich eine Waise bin und niemanden mehr habe. Animo hat mich aufgenommen, als ich mit meinem Leben bereits abgeschlossen hatte und mir somit einen Sinn zu Leben gegeben.“ Plötzlich ging ein Ruck durch den bezwungen geglaubten Schwertkämpfer. Mit aller Kraft stemmte er sich empor, riss sein Katana aus dessen Scheide und zielte damit – am Haupt des Rotschopfs vorbei, der von der Geste scheinbar völlig unbeeindruckt war – auf den Fechter. „Warum hast du mich gesucht?“ „Dante, der Kensei, hatte dich mir empfohlen, als Mitglied für meine Piratenbande.“ „Dante höchst persönlich? Welch eine Ehre… sag, kannst du Animo bezwingen?“ Ein Lächeln huschte über Tykes Gesicht und von einem wütenden zischen begleitet sprach der Kapitän grimmig: „Ja.“ „Du willst mich und ich will seine Niederlage. Ich bin ein Mann von Ehre und ein Ronin. Ein herrenloser Schwertkämpfer der erhabenen Klasse der Samurai. Ich biete dir mein Leben, meine Treue und mein Schwert an. Im Gegenzug verlange ich Animos Kopf auf diesen dreckigen Boden gepresst. Haben wir einen Handel?“ „Was ist mit deinem Bruder?“ „Wir haben oftmals als Kinder gekämpft. Diesmal werde ich mich nicht zurückhalten, dann wird er sich auch an mich erinnern und an unsere Kindheit. Niemand kann das Band zweier Brüder auseinander reißen. Teufelskräfte hin oder her.“ „Uaaaaaaaaarrrh! Dann haben wir einen Deal!,“ kreischte Tyke mit aller Kraft, die seine Stimmbänder herzugeben vermochten und im selbigen Moment platzte zur Überraschung aller der kleine Lederbeutel an Tykes Gürtel auf und die darin enthaltenen Eisenspäne flogen in einem mächtigen Wirbel um ihren Meister herum. Sie wurden so schnell, dass eine Art Windhose entstand, die ihn und seinen neugewonnen Schwertkämpfer einhüllte, so wie seine roten Haare im Wind wie die Blätter eines Baumes flattern ließ. Der Wirbel wurde immer schneller und schneller, wuchs mit jeder Sekunde die verstrich an und gewann an Kraft. Der Sand und Schmutz vom Boden wurde in die Luft gesogen und so in die Augen aller Anwesenden gestreut, die damit nicht gerechnet hatten. Schützend hob Animo die Arme vors Gesicht, woraufhin Tyke seine Zeit gekommen sah. Wie eine Kanonenkugel schoss er aus dem Wirbel hervor und rannte mit irrwitzigem Tempo auf den gegnerischen Piraten zu. Seine Eisenspäne folgten ihm, wie ein Schwarm Bienen ihrer Königin folgte. Ohne Vorwarnung tauchte der Rotschopf vor seinem Gegner auf und rief aus: „Magnetisierung – Iron Orochi!“ Sofort umschlossen die Eisenspäne seine Taille, bildeten dabei einen eisernen Gürtel, aus dem acht Schlangen entstanden deren Köpfe kurz ihren Gegner anzischten und anschließend zu Eisenkugeln wurden die gemeinsam mit Tykes beiden normalen Hände auf Animo einschlugen. Dieser war nicht auf den Angriff vorbereitet gewesen und musste die unzähligen, in die Dutzende gehenden, Treffer einstecken, ehe Tyke das alles mit einem kräftigen rechten Haken beendete, der Animo mehrere Meter nach hinten schleuderte, mitten durch die kräftige Wand seines eigenen, prachtvollen Schiffes. Dort blieb er reglos liegen, während Tyke darauf wartete, dass er sich wieder aufrichtete. Er wusste, dass es noch nicht beendet war. Unterdessen bereiteten sich Tsukahara und Omoide auf eine zweite Runde vor. Diesmal würde es einen eindeutigen Sieger geben müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)