One Piece - Der Weg zum Piratenkönig von Sirus0 (Eine eigene One Piece Geschichte) ================================================================================ Kapitel 22: Eine Truhe voller Erinnerungen ------------------------------------------ Es war wie in einem Abenteuerroman. Da standen sie zu viert und blickten auf die Kiste vor sich. Ein einzelner, doch in der Dunkelheit regelrecht leuchtender, Lichtstrahl, der durch ein kleines Loch in der Decke fiel, traf auf die Truhe aus braunem, gebeiztem Holz. Der Schatz. Der erste Schatz den der legendäre Pirat Treasure Chid, oder besser gesagt Treasure Child, je versteckt hatte. Sein Vermächtnis. Der Erste von Unzähligen. „Los, Migon. Das ist dein Schatz,“ meinte Nina grinsend und lächelte den Mann an, der verwirrt in die Gesichter der Rabenpiraten blickte. Alle blickten ihm fröhlich entgegen und warteten, dass er sich nahm, was ihm ihrer Meinung nach zustand. „Sie dich sicher nur als Kanonenfutter missbrauchen wollen. Vielleicht die Truhe mit einer Falle versehen ist und du da hinein rennen sollst,“ ertönte auf einmal Nigmos Stimme und hallte durch Migons Schädel. Immer lauter werdend. Immer durchdringender. Wie ein stechender Schmerz, der sich tief in seine Gedanken fraß und dort alles zu verseuchen drohte. Doch Migon kniff die Augen, so fest er konnte, zusammen. Versuchte diese Gestalt, die da zu ihm sprach, aus seinem Kopf zu verbannen. Das Wesen, welches er selber geschaffen hatte, musste er auch vernichten können. Schließlich wollte er, dass Nigmo verstummte. Strafte seine Worte daher Lügen. Denn sie stimmten nicht. Sie durften nicht stimmen! Diese jungen Piraten hatten bereits soviel für ihn getan und taten sogar noch viel mehr. Hatten auf ihr Recht auf den Schatz verzichtet in der Überzeugung, dass er der einzig rechtmäßige Besitzer desselbigen sei. Und das sollten sie nur im eigenen Interesse getan haben? Niemals! „Migon? Was ist los?,“ fragte July besorgt. Der einsame Inselbewohner aber schlug die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen gellenden Schrei aus. Ein Schrei puren Schmerzes. * * * * * Nachdem Downs seine Kugel losgelassen hatte und sie zu Boden gefallen war, hatten sich sämtliche Eisenspäne an sie dran gehaftet und schienen nun förmlich mit ihr verwachsen. Stille trat ein und sowohl Tyke als auch Downs versuchten wieder Kraft zu schöpfen. Doch dem Rothaarigen fiel dies offensichtlich wesentlich schwieriger. Er kämpfte sogar damit überhaupt bei Bewusstsein zu bleiben. Bei seinem Versuch die Eisenspäne zu kontrollieren hatte er sich eindeutig übernommen und musste dafür nun büßen. Der Schatzsucher dagegen sprang von seinem Vogel herunter, welcher sich unterdessen wieder verkleinerte und sich anschließend erneut in Sicherheit brachte. Downs seinerseits ging auf Tyke zu und betrachtete den am Boden Liegenden kurz. War es ein Blick der Verachtung oder des Respekts? Der Piratenkapitän konnte es nicht sagen. Er schaffte es nicht einmal mehr seinen Kopf zu heben. „Scheinbar hast du dich selbst besiegt. Schade, es hat mit dir richtig Spaß gemacht,“ gerade als er sich von seinem Widersacher abwand, ergriff dieser seinen Knöchel und hielt ihn auf diese Weise auf. „Noch… Noch bin ich nicht besiegt.“ „Ach nein?“ Skeptisch hob der Schatzsucher seine linke Augenbraue an und blickte für einen kurzen Moment schweigsam auf Tyke herab. Mit einem kräftigen Ruck riss er sich schließlich los, rannte schnurstracks zu seiner Kugel und schnappte sich die Kette. Innerhalb von Sekunden schwirrte das mehrere Kilo schwere Eisengebilde erneut über seinem Kopf. Gleichzeitig aber lösten sich die Eisenspäne. Ein klares Zeichen dafür, dass sie nicht mehr unter Tykes Kontrolle standen. Dieser war schlicht und einfach jenseits seiner geistigen Kräfte und ohne ein gewisses Maß an Konzentration, würde er die Späne nicht mehr beherrschen können. „Mal schauen, wie lange du das noch sagen kannst. Chain Bomb!“ * * * * * „Migon, was ist los?,“ fragte nun auch Aisuru die zusammen gekauerte und jämmerlich wimmernde Gestalt vor sich. Es war deutlich zu sehen, dass etwas nicht stimmte, doch konnte kein Mitglied der Rabenpiratenbande sagen, was los war. „Lass mich in Ruhe,“ wimmerte der Inseleinsiedler unverhofft und schlug den Ex-Magier weg, welcher sich vorsichtig dem Einsiedler genähert hatte. Verwechselte er ihn mit Jemandem? Oder versuchte er ihn vor sich fern zu halten, um ihn zu schützen? Migon hatte Nigmo im Geiste erschaffen, um nicht vor Einsamkeit verrückt zu werden. Viele Jahre hatte er auf dieser Insel verbrachten und die Meisten davon abgeschottet von jeglichem Anzeichen von Zivilisation. Ja, hatte er doch sogar Reisende und andere Schatzsucher stets vertrieben aus Angst, man könne ihm seinen wertvollen Schatz stehlen. Letztendlich hatte er so viele Jahre alleine auf dieser gottverlassenen Insel verbracht und verbringen müssen, dass es eines Schutzes bedurfte. Welch Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet jener Schutz im Geiste ihn nun doch noch verrückt gemacht zu haben schien. „Ich zu dir gehöre. Ich Teil von dir sein. Ich dich schon so lange geschützt habe und nun du mich verjagen willst? Lächerlich! Du mich wirst nicht verjagen können und wenn du nicht brav sein, ich werde Kontrolle übernehmen. Wir zwei Seiten einer Münze sind. Du mich nicht geschaffen hast. Ich immer vorhanden war. Nur nie herausgekommen. Bis du mich hast gebraucht! Du gut, ich böse. Und ich stärker sein! Ich dich vor den Anderen geschützt habe, damit du konntest den Schatz suchen. So du mir das alles danken tust?“ „Du hast mich nicht beschützt! Ganz im Gegenteil! Doch erst jetzt erkenne ich, dass du mich hast vereinsamen lassen. Du bist daran schuld. Nur warum? Warum hast du mir das alles angetan?“ Aisuru, Nina und July verstanden nicht, was Migon da sprach oder mit wem. Es machte den Anschein, als verteidige der Einsiedler sich verbal gegen jemanden Anderen, doch war niemand außer ihnen anwesend. Am liebsten hätten sie ihm geholfen, bei seinem Kampf mit seinem nicht ersichtlichen Feind, doch war ihnen dies nicht vergönnt. Diesen Zwist musste er alleine ausstehen. Oder gab es doch eine Möglichkeit, wie sie ihm helfen würden können? Einen Weg, den sie bloß nicht erkannten? * * * * * „Sag mal, Loris, wieso hast du denn nicht aufgegeben? Er war dir doch haushoch überlegen! Er hätte dich töten können, dieser Pfeifer,“ fragte Tyke erstickt. Die Tränen rannen wie zwei Sturzbäche seine Wangen hinab und bildeten einen kleinen See der Trauer zu seinen Füßen. Der Angesprochene fasste sich vorsichtig an die Stirn und als er seine Hand wieder zurückzog, klebte an ihr sein dunkelrotes, zähflüssiges Blut. Sein Körper fühlte sich taub an und somit musste er wenigstens die Schmerzen nicht erdulden. Vorerst nicht. Vermutlich würden sie kommen, sobald er sich ein wenig erholt und Jillian ihn einigermaßen zusammengeflickt haben würde. „Wenn man aufgibt verliert man zwangsläufig. Und ich bin niemand der gerne verliert. Ich bin praktisch ein schlechter Verlierer. Haha, argh. Ich sollte nicht Lachen, das tut weh… Auf jeden Fall, liegt das Problem mit dem Verlieren wohl in der Familie…“ „Wieso gibst du nicht endlich auf?,“ riss Downs Stimme Tyke aus seinen Gedanken. Blutüberströmt lag dieser zwischen einigen Felsen. Sein Blick war getrübt. Es war als lege sich ein milchiger Schleier über sie. Das rechte Auge war zudem angeschwollen. Die Rippen schmerzten und seine linke Hand wollte ihm nicht mehr gehorchen. Seine Beine waren taub. Er war in der schlimmsten Situation seines Lebens und dennoch… er konnte nicht aufhören zu lächeln. „Weil ich… ein verdammt… schlechter… Verlierer bin.“ Der Rotschopf mobilisierte seine letzten Kräfte und kämpfte sich zwischen dem Schutt hervor. Wankend richtete er sich auf und fixierte seinen Gegner. Dieser schwang erneut die Eisenkugel über seinem Kopf und schüttelte bedauernd mit dem Kopf: „Was für ein sturer Bock du doch bist. Es ist eine Schande ein solches Potential töten zu müssen. Hör doch endlich auf. Du fügst dir mit dieser Sturheit quasi selbst irreparable Schäden zu.“ „Was will ich… mit einem… gesunden Körper… wenn ich dafür… meine Freunde… im Stich gelassen habe?,“ presste Tyke hervor und erhob seine Hände. Kurz darauf hüllten ihn sämtliche Eisenspäne ein. Er spürte bereits, dass es Zeit war seinen finalen Angriff einzuleiten, doch vorher… * * * * * „Verschwinde Nigmo…“ „Wer ist Nigmo?,“ wollte July wissen, doch der Einsiedler hörte sie nicht mehr. Er befand sich in einem Kampf mit seinem anderen Selbst. Es konnte nur einer von ihnen übrig bleiben. „Du mich brauchen tust.“ „Ich sagte du sollst verschwinden!“ „Ich nicht gehen werden. Ohne mich du ein Nichts bist! Die Wahrheit du erkenne.“ „VERSCHWINDE!,“ der laute Schrei zerriss erneut die wiedergekehrte Stille und keuchend blickte der erschöpft dreinblickende Einsiedler zu seinen neu gewonnen Piratenfreunden. Ihre erschrockenen und fragenden Blicke hafteten an ihm. Schnell setzt er ein gezwungenes Lächeln auf und begann zu erklären, was so eben geschehen war. Die drei Piraten hörten ihm gespannt zu und als er mit seiner Ausführung geendet hatte, waren sie äußerst überrascht, wie der eigene Verstand sich gegen einen selbst richten konnte. Letztendlich fragte Migon beinahe erlösend, geschwächt und dennoch froh darüber sich endlich von dieser Last befreit haben zu können nur noch kleinlaut: „Wollen wir endlich den Schatz öffnen?“ * * * * * Trotz der Verletzungen, eilte Tyke auf seinen Gegner zu. Er verdrängte den Schmerz und das Wissen, dass jeder Schritt – jede Bewegung sogar – ihm zusätzlichen Schaden zufügte. Dieser war überrascht wie flink sich der Pirat trotz der unzähligen Verletzungen noch bewegen konnte. Wie war das überhaupt möglich? Selbst er als Kind der gefährlichsten See, hatte so etwas bisher noch nicht erlebt. „Gyaaaah,“ ertönte mit einem Male ein Schrei aus Tykes Kehle. Binnen eines Augenblicks, in dem Downs unachtsam gewesen war, hatte der Rotschopf den Schatzsucher erreicht. Noch immer hüllten die Eisenspäne seinen verletzten Körper ein und so traf eine mit Eisen ummantelte Faust das Gesicht des Grand Liners. Dieser hörte noch die Finger seines Gegners unter der glänzenden Schicht knacken, als er auch schon in die Felswand des höhlenartigen Raumes krachte. Staub wirbelte auf. Dahinter verschwand sein Gegner. Ruckartig hatte sich Downs wieder aufgerichtet, doch konnte er Tyke nicht ausmachen, bis plötzlich eine Hand aus Eisen aus dem aufgewirbelten Staub herausgeschossen kam, ihn am Kragen ergriff und mit sich riss. Tyke hatte aus den Spänen einen verlängerten Arm geschaffen und zog seinen Gegner nun zu sich. Kaum hatte der Schatzsucher den Piraten erreicht, traf erneut die Eisenfaust auf sein Gesicht auf. Doch diesmal trieb sie ihn in Richtung Boden. Die Wucht des Aufpralles reicht aus den Boden sogar aufzusprengen und leicht absacken zu lassen. Woher nahm Tyke plötzlich all diese Kraft? Eben hatte er sich noch am Rande der Niederlage und an der Schwelle zur Bewusstlosigkeit befunden und nun hatte er das Blatt gewendet und schlug unaufhörlich auf den Cowboyhutträger ein. Doch nun, wo er seinen Gegner am Boden hatte, setzte Tyke zu seinem letzten Angriff an, solange seine aufgeputschte Kraft noch ausreichte. Doch irgendwie war das alles sehr seltsam. Irrte er sich, oder verhielten sich seine Eisenspäne seltsam? Sonst musste er immer hochkonzentriert kämpfen, um sich vorzustellen wo und wie sie sich zu einem Gebilde formen sollten. Doch momentan machte es eher den Eindruck, dass seine Späne von sich aus wussten, wie sie sich verhalten sollten. Aufgrund dessen fiel ihm die Kontrolle selbst einer solch großen Menge viel leichter als zuvor. Waren seine Versuche mit Gewalt mehr Eisen kontrollieren zu können vielleicht der falsche Weg gewesen und nun sah er, wie es besser funktionieren könne? Kopfschüttelnd mahnte er sich selbst erst einmal auf den Kampf zu achten und später über seinen Stil nachzudenken. Leider kam seine eigene Mahnung zu spät und Downs konnte mit den Worten „Punching Chain“ einen Konter landen, bei dem die Kugel mitten in Tykes Gesicht traf, ruckartig von Downs zurückgezogen wurde, nur damit er mit der Faust diese schlagen konnte, so dass sie wieder auf Tyke zuflog. Der Pirat musste mehrere Treffer einstecken, wobei diese ein wenig gedämpft wurden, durch das Eisen das seinen Körper einhüllte und ihn so ein wenig zumindest schützte. Nach einem besonders schweren Treffer taumelte Tyke ein Stück nach hinten, bis er die Felswand plötzlich hinter sich spürte. Downs hatte ihn bereits soweit wieder zurück drängeln können? „Punching Chain!“ Downs, der im fünfundvierzig Grad Winkel zu Tyke stand, schleuderte seine Kugel mit aller Kraft zur Seite, riss sie dann aber mit aller Kraft wieder zu sich und ließ sie an sich vorbei auf Tyke zufliegen. Es gab ein gewaltiges Klong-Geräusch, als das Eisen der Kugel auf jenes am Leib des Rotschopfs traf. Der Schatzsucher fackelte nicht lange und wiederholte den Vorgang erneut. Zwei oder drei Mal schlug die Kugel ein. Der Magen des Piratenkapitäns verkrampfte sich bereits und er schmeckte den bitter-säuerlichen Geschmack von Erbrochenem, welches sich einen Weg nach oben seine Speiseröhre entlang suchte. Mit aller Willenskraft drückte er die abscheuliche Substanz wieder in seinen Magen zurück und stieß sich gleichzeitig von der Wand ab, um zur Seite auszuweichen. Diesmal stieß die Kugel nicht auf einen menschlichen Widerstand, sondern auf massiven Fels, welcher jedoch ebenfalls nicht dem Angriff gewachsen war und tiefe Risse vorwies. „Magnetfeld – Iron Porcupine!,“ nutzte Tyke den winzigen Moment, der sich ihm da bot. Die Eisenspäne zogen sich binnen eines Wimpernschlages zu einer einzigen Maße auf seinem Rücken zusammen, nur um anschließend die Form von unzähligen nadelspitzen Stacheln anzunehmen, welche nun seinen gesamten hinteren Körperbereich bedeckten. Wie ein Tier begab er sich flink auf alle Viere und reckte sein Hinterteil nach oben. Denn als er den Namen seines Angriffes ausgesprochen hatte, schien es als würden die Stacheln von seinem Körper abgestoßen werden. Sie fielen nun wie ein tödlicher Regenschauer auf Downs hinab, der nach seinem missglückten Angriff versucht hatte wieder Abstand zwischen sich und seinem Gegenspieler zu bringen. Er war zudem, so machte es zumindest den Eindruck, von dem Angriff nicht sonderlich beeindruckt und begann mit aller Kraft seine Kugel wieder kreiseln zu lassen. So schnell, dass sie augenscheinlich eine Art Schild bilden sollte, welches ihn schützen könne. „Chairoplane!“ Eine Flut aus Klirren und Klacken entstand, als die Eisenstacheln auf das Eisen der schwingenden Kette trafen und für einen Moment sah es wahrhaftig so aus, als könne Downs den Angriff von Tyke abwehren. Wie gesagt: Für einen Moment… Denn plötzlich änderte sich das verhalten der Stacheln schlagartig und sie blieben einfach in der Luft hängen. Downs jedoch fiel nicht auf den Trick herein und schwang seine Kette mit all seiner Kraft weiter. Wie schon zuvor, bemerkte er viel zu spät die eigentliche Falle hinter der Fassade. In ganz kleinen, kaum merklichen Bewegungen hatten sich die restlichen Stacheln so aufgeteilt – jedenfalls solange unbemerkt bis die Lücken zwischen ihnen mehr als deutlich waren –, dass sie schließlich nicht mehr nur von Oben auf den Schatzsucher niederprasseln würden, sondern von von allen Seiten her. Links, rechts, oben, hinten, vorne. Der Mann mit der Eisenkette erkannte endlich seinen schwerwiegenden Fehler und damit seine Niederlage. Diesen Angriff würde er nicht abwehren können, jedenfalls nicht vollkommen. Jedoch würde er auch nicht einfach aufgeben. Denn wenn er schon die Erkenntnis erlangen musste, vor einer Niederlage zu stehen, wollte er wenigstens versuchen seinen Gegner mit hinein zu reißen. Und so hörte er auf die Kette im Kreis zu schwingen und schleuderte sie stattdessen, aus dem Schwung heraus, auf seinen Widersacher zu. Mit aller Kraft schrie er dabei: „Chain Tornado Cannon.“ Kaum hatte er die Kette losgelassen, schnellten die Stacheln auf ihn zu und spießten ihn zu Dutzenden auf. Doch auch Tyke, der zu schwach war um noch auszuweichen oder sein Schild zu formen, wurde von der letzten Attacke seines Gegners getroffen und in die Felswand hinter sich gerammt. * * * * * Ungläubig blickte Migon in die Truhe. Das war der erste Schatz einer Legende? Hinter ihm beugten sich die drei Rabenpiraten über seine Schulter und blickten in das Innere der Schatzkiste, welche gefüllt war mit… allerlei Krimskrams. „D-Das ist der Schatz?,“ fragte Migon und seine Augen verrieten sein Entsetzen. Aisuru griff an ihm vorbei in die Kiste und zog ein Stofftier hervor. July dagegen zog einen mit Juwelen besetzen Dolch heraus. „Was sind das für Gegenstände?,“ fragte sie erstaunt und bemerkte dann den Zettel, der an die Innenseite des Truhendeckels geklebt worden war. „Schaut euch das an,“ meinte sie rasch und begann vorzulesen: „Sehr geehrter Herr Pirat, herzlichen Glückwunsch. Sie haben meinen Schatz gefunden. Dies ist mein erster Schatz auf meinem Weg zu einem großen und reichen Piraten. Ich werde noch viele Schätze anhäufen und sie dann verstecken. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages auf dem Meer, das Schatzkind ‚Treasure Child‘.“ „Das… Das sind die Worte eines Kindes,“ bemerkte Nina und meinte dann verwirrt: „Diesen Schatz soll ein Kind versteck haben? Das heißt Migon suchte solange nach einer Truhe versteckt von einem kleinen Jungen?!“ „Nicht ganz,“ meldete sich mit einem Male Aisuru zu Wort und präsentierte den Teddy in seiner Hand. In dessen Halsband steckte ein weiterer Zettel, denn July vorsichtig hervor zog und ebenfalls anschließend vorlas: „Ihr habt entdeckt was ich als Kind zurück ließ, als ich noch erfüllt von meinen Träumen und Visionen war. Mein erster und wahrlich größter Schatz. Meinen Freund aus meiner Kindheit. Meinen Teddybären. Erstaunlich wie man im Angesicht des Todes an seine Kindheit zurück denkt und über sich selbst schmunzeln kann. Entgegen allen materiellen Denkens bedeutete ein Schatz für mich nicht immer Juwelen oder Gold. Ein Schatz ist woran das eigene Herz und die eigenen Hoffnungen hängen. Diese Erkenntnis vertrat ich während meiner Kindheit, doch vergaß ich sie als ich älter wurde. Erst als ich den legendären Monkey D. Ruffy – in einem kleinen Gefängnis auf der Grand Line, wo wir uns eine Zelle teilten, ehe man ihn verlegte – traf, sah ich meinen Fehler ein und nahm wieder das Denken eines Kindes an. Ich freue mich einen solchen stolzen und unglaublichen Mann getroffen zu haben, auch wenn die Umstände weniger erfreulich waren. Ich erinnerte mich sogar wieder daran, warum ich mir als Kind einst meinen heutigen Piratennamen ausgesucht hatte. Und warum ich als Kind diese Truhe versteckt hatte. Dieser Schatz der Träumer, soll für alle da sein, die mit anderen Piraten ihre Träume teilen wollen, indem sie lediglich das Wertvollste, was sie besitzen in der Truhe zurück lassen. Ich hoffe, dass die Truhe sich auch nach meinem Ableben noch füllen wird. Im Übrigen, wer meine materiellen Schätze, wie Gold, Silber und Juwelen haben will, darf sie behalten, sollte er sie finden können. Ich werde sie nach dem Tode vermutlich nicht gebrauchen können, daher sucht dort wo Sonne und Mond sich küssen und der Schnee mit den Kirschblüten tanzt. Treasure Child.“ Kaum hatte die Ärztin die letzten Worte vorgelesen, griff Aisuru in die Kiste und zog einige Gegenstände heraus, die ihm ins Auge gestochen waren und nun alle überraschten. Drei goldene Ohrringe, eine Schleuder, ein Buch… „Das… glaube ich jetzt nicht. Das sind Dinge, die der Strohhutbande gehört haben müssen. Aber schrieb er nicht, es solle der wertvollste Besitz zurückgelassen werden?“ Der Ex-Magier meinte an die Smutje gewandt: „Ich denke die Strohhüter, welche hier etwas zurück gelassen haben, taten es nach der Erfüllung ihrer Träume. Sie waren damit keine Träumer mehr, wollten sich aber denen, welche ihre Träume noch vor sich hatten, solidarisch zeigen und hinterließen etwas, was für sie als Besitzer stand.“ Plötzlich machte July wieder auf sich aufmerksam: „Hier sind noch mehr Sachen von berühmten Piraten. Schaut, da ist eine rote Nase und ein Fuchs Jolly Roger. Der Zeichner war nicht sonderlich begabt. Und da sind noch rote Kopfhörer, eine Eisenkette mit aus Porzellan gefertigten Symbolen, ein grün und gelb gestreiftes Kopftuch. Hier sind Reliquien von einigen der legendärsten Piraten, die je gelebt und die Weltmeere unsicher gemacht haben.“ Nina blickte in die Runde, als Aisuru plötzlich seine Hand ausstreckte, allen die leere Handfläche zeigte, dann schnell in die Luft griff und überraschenderweise seinen Zauberstab in der Hand hielt. „Sollten wir uns dann nicht in ihre Reihe eingliedern?“ * * * * * Tykes sämtliche Muskeln schmerzten. Sogar seine Lungen schienen zu pochen und jeder Atemzug fühlte sich unbehaglich an. Wie tausend kleine Messerstiche, die ihn foltern und quälen wollten. Er konnte sich zudem keinen Millimeter mehr bewegen und so war er gezwungen zu dem gigantischen Loch in der Decke, von ihm selbst geschaffen und genau über ihm liegend, zu blicken. Er wusste nicht wie lange er bewusstlos gewesen war, doch konnte es nicht sehr lange gewesen sein, da sowohl noch die Sonne schien und als auch seine Freunde noch nicht zurückgekehrt waren. Nachdem er aufgewacht war, hatte er versucht sich in Richtung seines Gegners zu kämpfen, doch auf halben Weg war er wieder zusammen gebrochen und seitdem lag er nun hier. Dennoch wertete er diesen Kampf als Sieg für sich. Schließlich war Downs – im Gegensatz zu Tyke – noch immer bewusstlos. Nun ja, wenigstens bekam er somit nicht das nervige Gejammer und Gekrächzte seines eigenen Papageis mit, der unbedingt einen Keks wollte. „Ich habe es wirklich geschafft,“ stieß der Rotschopf hervor und schaffte es sogar zu lächeln, was er aber schnellstens wieder bereute. Selbst seine Gesichtsmuskeln schmerzten. „Oh mein Gott, Tyke. Was ist hier geschehen?,“ erschallte plötzlich eine weibliche Stimme, die der Kapitän sofort erkannte. Leider konnte er sich nicht zu seiner Ärztin drehen, doch das brauchte er eigentlich auch gar nicht. So schnell sie konnte, war sie zu ihm gerannt und hatte binnen kürzester Zeit ihn auf alle Verletzungen hin untersucht, die er nur haben könnte. Und ihrem Gesichtsausdruck nach, den er jetzt endlich sehen konnte, hatte er sich verdammt viel getan. Aber eigentlich wusste er dass bereits. Genug Schmerzen hatte er ja. „Kümmere dich erst um ihn,“ japste Tyke geschafft. Irritiert sah July zwischen ihrem Kapitän und ihren Freunden hin und her und als Nina kurz nickte, machte sich July auf, den Schatzsucher ebenfalls zu untersuchen und zu behandeln. Dieser musste es mindestens so schlimm, wenn nicht sogar schlimmer, als Tyke selbst erwischt haben. Wurde er doch auch noch beinahe wie ein Spanferkel aufgespießt. „Wieso helft ihr ihm? Er hat uns doch angegriffen,“ fragte Migon überrascht, woraufhin Tyke lediglich entgegnete: „Er ist ein Schatzsucher. Das Geschäft ist hart und er hat nur gehandelt, wie er es für richtig hielt. Eigentlich ist er kein schlechter Mensch. Da bin ich mir sicher.“ *Am nächsten Tag* Es war keine vierundzwanzig Stunden her, da stand Tyke bereits wieder am Strand auf den Beinen und vollführte Liegestütze. Er war des vielen Schlafens überdrüssig geworden und suchte wieder eine Tätigkeit, weshalb er unweigerlich zum trainieren gekommen war. Nachdem seine Freunde ihn und Downs gestern aufs Schiff gebracht hatten, hatte er stolze zwanzig Stunden durchgeschlafen, doch dann sofort sich aufgerichtet, sich heimlich aus seinem Bett geschlichen und gehofft, dass July ihn nicht bemerken würde. Andernfalls hätte sie sicher Seesteinfesseln allein für ihn besorgt, damit er gefälligst liegen bleibe. Außerdem wäre es schade, wenn er sein Training unterbrechen müsste, um vor der jungen Ärztin zu fliehen. Vor allem wohin? In den Dschungel konnte er nicht, da hätte sie Heimvorteil mit den ganzen Pflanzen und immer nur den Strand entlang, da würde er ihrem Sichtfeld niemals entkommen können. Am Besten war sie fände ihn erst gar nicht. „Du bist bereits wieder am trainieren?,“ ertönte Aisurus Stimme von der Rehling herüber. Der Rotschopf hielt kurz inne und setzte sich anschließend im Schneidersitz auf den Sand. „Ja, im Bett war es mir zu langweilig.“ „Haha, ja das kenn ich nur zu gut. Downs ist aufgewacht.“ „Wie geht es ihm?“ „Ganz gut. Migon hat ihm sofort die Wahrheit über den Schatz erzählt. Außerdem konnte er sich bereits wieder über seinen nervigen Papageien aufregen. Er hat sich übrigens für gestern entschuldigt, aber auch erklärt, dass das zum Job als Schatzsucher gehört. Die Regel ist ‚Wer den Schatz zuerst findet, darf ihn behalten‘ und unter den Aspekt sei das Leben eines Schatzsuchers sehr hart. Im Grunde hat er also nur das aufgeführt, was du, als wir dich und ihn fanden, bereits angesprochen hattest.“ „Ja. Die Rivalitäten sind sehr groß und nur die Besten, wie auch die Stärksten, bleiben lange genug im Geschäft um etwas davon zu haben.“ „Er hat ein wenig über seinen Beruf erzählt und wie wichtig es ist, sich bei Informanten oder anderen Schatzsuchern zu behaupten. Aber bei dir hat er seinen Meister gefunden. Und wie gesagt, bis auf seinen Stolz ist er nicht weiter verletzt.“ „Dann ist ja gut. Ich kann noch immer nicht glauben, dass es sich lediglich um eine Kiste voll mit Erinnerungsstücken handelte. Es macht aber auch Sinn. Schließlich waren die Gegenstände die größten Schätze für einige wahrlich große Piraten.“ „Hast du auch schon etwas reingelegt? Ich meine, schließlich haben Nina, July, Migon und ich auch etwas in der Schatztruhe zurück gelassen und da wäre es nur logisch, wenn du dich uns anschließen würdest, oder etwa nicht?!“ Tyke nickte, doch ehe Aisuru fragen konnte, um was es sich handeln könnte, war Julys Stimme lautstark zu hören: „Bleib gefälligst liegen, du Esel!“ „Nein, ich bin ein knallharter Schatzsucher. Ich kann es mir nicht leisten ein Nickerchen zu machen.“ „Liegen geblieben sagte ich! Ich bin hier die Ärztin, also hast du gefälligst auf mich zu hören!“ „Gyaaaaaaaah!“ Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich und Nina trat heraus. Migon folgt der roten Schönheit und schien erschrocken – wenn nicht sogar entsetzt und erschüttert – über Julys Verhalten zu sein. Zumindest ließ sein Gesicht Rückschlüsse darauf ziehen. „Bist du sicher, dass du auf sein Angebot eingehen willst?,“ wand sich Nina als Themawechsel an den Einsiedler. „Tyke hatte Recht. Er ist kein schlechter Mensch und ich bin mir sicher, dass ich mit ihm Childs versteckte Schätze finden kann. Außerdem kann ich es alleine nicht schaffen, denn ich war noch nie gut darin Rätsel zu lösen und wenn ich, was mit hundertprozentiger Sicherheit geschieht, auf andere Schatzsucher treffe, würden die mich, genauso wie Downs gestern, als Feind ansehen und angreifen. Ich bin im Gegensatz zu euch kein allzu großer Kämpfer. Da kann ich eine starke Hand gebrauchen. Oh Tyke, du bist auch schon wach?“ „Psssst, sei bloß nicht so laut. Wenn July mich erwischt, ergeht es mir genauso wie Downs,“ flehte der Kapitän erschrocken und achtete gespannt, ob sich etwas im Krankenzimmer tat, doch scheinbar hatte ihre Ärztin sein Fehlen noch nicht bemerkt. Ein Glück, dass es im Krankenzimmer nur ein Bett gab und er somit eigentlich im Zimmer der Jungen liegen sollte, wo July ihn aber nicht überwachen konnte. „Hast du die Flasche vorbereitet?,“ fragte er plötzlich Migon, welcher grinsend das besagte Glasobjekt hochhielt, in die ein zusammengerolltes Blatt Papier reingelegt worden war. Die Schatzkarte zur Kiste der Erinnerungen oder besser gesagt: Zum Schatz der Träumer. Anschließend wand sich der Einsiedler dem Meer zu und warf mit aller Kraft die Flasche hinein. „Auf das andere Piraten ebenfalls den Schatz finden, nicht wahr?“ Kaum hatte er die Worte gesprochen, knallte ihm plötzlich von oben herab etwas auf den Kopf. Sich die Beule reibend blickte er zu Boden und hob von dort ein dickes Bündel auf. „Oh, die Zeitung. Dann muss das eben die Zeitungsmöwe gewesen sein, die hab ich ganz vergessen. Das mir das Mistviech die Zeitung auch immer an den Kopf schmeißen muss. Ich muss ihr ausrichten, dass sie ab sofort nicht mehr hierher zu kommen brauch, am Besten mit einer Ladung Blei,“ lachend schlug er die Zeitung auf und erstarrte augenblicklich. Das Lachen blieb ihm in Form eines heißeren Krächzens im Halse stecken und stammelnd blickte er auf die Titelseite. Mit seinem seltsamen Verhalten erregte er wiederum die Aufmerksamkeit der Piraten um ihn herum. „Was ist los?,“ wollte Aisuru wissen und als Migon nicht reagierte blickte Nina genervt über dessen Schulter, um nachzusehen, was den Einsiedler so erschrocken und damit zum Schweigen gebracht hatte. Auch ihr war plötzlich das pure Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Schnell riss sie ihrem neuen Freund die Zeitung aus der Hand, rannte zur Rehling und hielt sie so, dass Tyke – Aisuru dagegen musste sich nach vorne über eben diese lehnen, da Nina an ihn scheinbar keinen Gedanken verschwendete – die Titelseite sehen und die dickgedruckte Überschrift deutlich lesen konnten: ADMIRAL ROTER VOGEL TOT AUFGEFUNDEN! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)