One Piece - Der Weg zum Piratenkönig von Sirus0 (Eine eigene One Piece Geschichte) ================================================================================ Kapitel 13: Der Eremit und das Mädchen -------------------------------------- *Vor 8 Jahren* „Happy Birthday!,“ riefen die Eltern des blonden Mädchens ihrem Kind zu und stellten gemeinsam einen wunderschönen Sahnekuchen vor ihr auf den Tisch. Die kleine, vier Jahre alte Schwester des Geburtstagskindes klatschte dabei fröhlich und lachend, während sie laut rief: „Glückwunsch!“ Es war eine idyllische Szene, die aber keinen Einfluss auf das Geburtstagskind selbst hatte. Innerlich war sie aufgewühlt und würde am Liebsten einfach weinen. Sie wusste mehr, als ihre Eltern ihr vermutlich zutrauten. Beinahe schon gelangweilt, zumindest konnte man ihre Haltung so missdeuten, schloss das Mädchen kurz die Augen und blies anschließend alle Kerzen auf einmal aus. Das hatte sie noch nie zuvor geschafft, aber vielleicht lag es daran, dass ihr noch nie ein Wunsch so wichtig gewesen war. Eigentlich war sie zu alt für solche Dinge und glaubte auch nicht daran, aber in ihrer Verzweiflung klammerte sie sich an jeden erdenklichen Strohhalm, den sie noch hatte. „Toll gemacht! Jetzt wird dein Wunsch sicher in Erfüllung gehen!,“ jubelte ihr Vater und drückte seine Tochter kurz an sich. „Willst du auch den Kuchen anschneiden? Du bist doch jetzt ein großes Mädchen,“ fragte dagegen ihre Mutter Shion, doch das Mädchen schüttelte nur mit dem Kopf. Besorgt sahen sich ihre Eltern kurz an, ehe Frau Medica das Messer zur Hand nahm und vorsichtig in den schönen runden Kuchen schnitt. „Nur noch ein Jahr…,“ hörten sie plötzlich ihre Tochter flüstern. „Wie bitte?,“ meinte ihr Vater, der sehr wohl die Worte verstanden hatte und auch in welchem Zusammenhang sie gemeint waren. Doch versuchte er eben diese Unsicherheit zu verstecken. Es sollte ja ein schöner Tag werden, der auch feiernswert sein sollte. „Ich habe nur noch ein Jahr zu leben, oder?“ Mit einer solchen Frage hatten die beiden Elternteile in diesem Moment nicht gerechnet und vor Schreck fiel Shion sogar das Messer aus der Hand, als sie gerade zum zweiten Schnitt ansetzen wollte. „W-Was… Was redest du da?,“ fragte Matsu Medica seine Tochter. Diese schlug ihrerseits mit beiden Händen auf den Tisch, richtete sich auf und schrie wütend: „Ich bin doch bald genauso Tod, wie… wie…“ Weiter kam sie nicht. Die Tränen erstickten ihre Stimme. Doch ihre Eltern wussten, dass sie damit ihre Brüder und Schwestern meinte, die bereits verstorben waren. Sie war zwar noch jung, aber nicht dumm. Sie verstand was mit ihr passieren würde. Sie hatte es miterlebt bei ihren Geschwistern. Eigentlich hatten ihre Eltern ihr dieses Wissen ersparen wollen, doch war es ihnen leider nicht gelungen. Man konnte so etwas nicht auf Dauer verheimlichen. Schon gar nicht vor einem neugierigen Kind, wie ihre ältere Tochter es war. „Sag so etwas nicht!,“ donnerte Matsu plötzlich und seine Frau, so wie seine jüngste Tochter zuckten erschrocken zusammen. Aber nicht seine ältere Tochter. „Wieso nicht? Es ist die Wahrheit! Ich bin verflucht. Ich werde sterben. Ihr wusstet das. Wieso habt ihr also May zu Welt gebracht. Wieso muss auch sie diesen Weg gehen?! Das haben wir nicht verdient!,“ schrie sie wütend und rannte mit Tränen in den Augen aus dem Zimmer. Dabei warf sie ihren Stuhl um, der laut scheppernd zu Boden fiel. „Mein Sonnenschein!,“ rief die Mutter des blonden Mädchens und wollte ihrer Tochter nacheilen, doch ihr Mann hielt sie fest. Bestürzt sah sie ihn an, doch er schüttelte nur leicht mit dem Kopf. „Lass sie alleine. Sie brauch etwas Ruhe,“ entschied er mit krächzender Stimme. Er kämpfte mit sich. Mit seiner Entscheidung. Am liebsten wäre er ihr ebenfalls nachgeeilt, doch dies war vermutlich die schlechteste Entscheidung, die sie in diesem Moment fällen konnten. Eine eisige Stille nahm den Raum in Besitz und alle blickten sie zu der Tür, aus der das Mädchen hinaus gerannt war. * * * * * Die Schritte des alten Mannes fielen ihm von Mal zu Mal schwerer, wenn er über das anstrengende Gelände des größten Inselberges eilte. Selbstverständlich hätte er sich seine Kräuter, für die er immer wieder diese Strapazen aufnahm, direkt vor sein Domizil pflanzen können, doch so kam er wenigstens ein wenig an die frische Luft und aus seiner stillen, einsamen Höhle heraus, in die er sich vor langer Zeit verkrochen hatte. Und solange er den Weg – auch wenn mit Müh und Not – noch irgendwie schaffte, wollte er ihn auch gehen. Plötzlich aber, als er sich eine kurze Pause gönnte, vernahm er ein leises Wimmern. Es kam aus der Richtung, in die er eigentlich hatte gehen wollen. Doch als er den herzzerreißenden Laut vernahm, spielte er mit dem Gedanken sein Vorhaben zu unterbinden und wieder zu gehen. Es mochte kaltherzig wirken, jedoch hatte er sich aus gutem Grund auf einem Berg zurückgezogen und nun verfolgten ihn die Menschen – vor denen er geflohen war – sogar bis hierhin. Wie weit musste er noch wegrennen, bis er seine Ruhe hatte? Er hatte bereits versucht in den Tod zu fliehen, doch wie zum Spott hatte dieser ihn nie nehmen wollen. Jeden seiner Versuche hatte er überlebt. Er war dabei sich umzudrehen, als er inne hielt. Notfalls würde er seine Kräuter auch am nächsten Morgen suchen können, doch leider war er auch ein sehr neugieriger Mensch und diese Neugierde war bereits geweckt worden. Er konnte nun nicht mehr einfach verschwinden, weshalb er sich wieder in Bewegung setzte und mit aller Kraft über einen großen Felsen kletterte, um den Platz von wo die Stimme kam zu erreichen. Und tatsächlich, das Schluchzen und Wimmern wurde lauter, je näher er der großen Wiese kam. Er seufzte schwer, ehe er endlich den ersten Schritt auf die Wiese setzte und sich den Lauten somit weiterhin näherte. Als er schließlich die gesamte grüne Landschaft überblicken konnte, sah er ein junges, blondes Mädchen auf einem Stein in der Mitte des Blumenmeeres sitzend. Sie hatte die Beine bis an die Brust angezogen und vergrub ihr Gesicht in ihren Beinen, welche sie mit den Armen zusätzlich umschlungen hatte. Es war ein Bild der Trauer und es hätte wohl keinen Menschen auf der Welt gegeben, der in diesem Moment das Mädchen seinem Schicksal überlassen hätte. Niemand konnte so kaltherzig sein, auch er nicht. Scheinbar war er aber zu laut gewesen, denn plötzlich schreckte sie auf und blickte in seine Richtung. „Wer sind Sie?“ „Das könnte ich dich auch fragen. Hier oben ist es nicht sicher für ein Mädchen von deinem Alter. Abgesehen von dem unwegsamen Gelände, hausen hier nämlich wilde und gefährliche Tiere. Der Berg ist also kein Spielplatz für kleine Mädchen wie dich.“ „Ich bin nicht klein,“ protestierte das Kind mit den sonnengelben – und genauso leuchtenden – Haaren und dem blütenweißen Kleidchen, ehe sie dann mit einer etwas klagenden Stimmlage meinte: „Außerdem kann es mir egal sein.“ Erneut war die Neugierde des alten Mannes geweckt. Er war zwar vor den Menschen geflohen und hatte sich absichtlich den Ruf eines griesgrämigen Mannes eingehandelt, um von ihnen auch in Ruhe gelassen zu werden, aber dennoch war er gutherzig und konnte sich nicht mehr von diesem wehleidigen Geschöpf abwenden. Offensichtlich hatte er sich nicht genügend angestrengt, was sein Bild bei den Inselbewohnern anging. Oder wusste das Mädchen gar nicht, dass er hier oben lebte? War sie vielleicht nur zufällig hier gewesen? „Wie soll ich das verstehen?“ Während er auf eine Antwort wartete, beugte er sich zu einem Strauch violetter Blüten hinab und schnitt den Stängel knapp über dem Erdreich, mit Hilfe einer handlichen und rundlichen Kräutersichel, ab. Doch während er seiner Arbeit nachging, wartete er vergeblich auf eine Antwort des Mädchens. Stattdessen beobachtete sie gespannt das Treiben des Mannes. Nach einiger Zeit, in der der Fremde einen Strauch Pflanzen angesammelt hatte und in einen Korb legte, welchen er bei sich trug, meinte sie plötzlich: „Das sind alles Heilpflanzen. Sind Sie ein Heilkundiger?“ Skeptisch aber auch überrascht sah er zu dem Mädchen. Woher wusste sie was das für Pflanzen waren? Das hatte er von einem so jungen Kind nun wirklich nicht erwartet. „Wie hast du das erkannt?“ Das Mädchen streckte ihre Hand aus, wobei ihre Handfläche nach oben zeigte. So als wolle sie, dass er ihre Hand nehme. Für einen Moment schien sie zu warten und als er gerade seinen Arm hob, um ihre Hand zu ergreifen, sprach sie in einem anklagenden Tonfall: „Sie machen die schöne Wiese kaputt.“ „Ich…,“ begann er, doch brach er augenblicklich seinen Satz ab, als er sah, wie die Pflanzen die er abgeschnitten hatte, innerhalb von Sekunden nachwuchsen. Doch nicht nur das. Es waren nun sogar mehr Blüten und Kräuter als zuvor. Wie war das möglich? Erneut blickte er zu ihr und zum ersten Mal seit Beginn ihres zögerlichen Gespräches, lächelte sie. Es war nur ein leichtes Lächeln, welches auch nur für den Bruchteil einer Sekunde über ihr Gesicht huschte. Doch er bemerkte es. „Warst du das?,“ fragte er verblüfft und gleichzeitig fasziniert. „Ich weiß es einfach.“ „Wie bitte?“ „Die Antwort auf Ihre Frage. Ich weiß einfach, dass es Heilpflanzen sind. Ich kann Ihnen auch sagen, welche Pflanzen giftig sind.“ Der alte Mann war so verwirrt, dass er sich erst einmal entschied sich hinzusetzen und seine Gedanken zu ordnen. Das alles war zu viel auf einmal für ihn. Dennoch ließ er das Mädchen nicht aus den Augen. Ruhig lag sein Blick auf ihr und genauso ruhig war ihr Blick auf ihn gerichtet. „Leben Sie auf dem Berg?,“ fragte das Mädchen unverhofft. „Ja.“ „Ganz alleine?“ Diesmal nickte er nur leicht. „Wieso?“ „Ich habe meine Gründe. Aber jetzt wüsste ich gerne, wie du das gemacht hast,“ dabei sah er zu den Blumen, die nachgewachsen waren und nun wieder die Wiese schmückten. Er sprach nicht gerne über seine Vergangenheit. Über das Leid, welches er verursacht hatte im falschen Glauben. „Mein Vater ist ein Sammler. Er sammelt gerne ausgefallene Dinge. Eines Tages entschied er, dass er gerne eine Teufelsfrucht in seine Sammlung einfügen würde. Ich war klein und wusste nicht, was das für eine Frucht, in dem Paket meines Vaters, war und biss hinein.“ „Du hast also Teufelskräfte?“ Diesmal war es an ihr nur zu nicken. „Was für eine Frucht war das nur? Ich kenne sehr viele von ihnen, aber keine mit einem solchen Effekt, wie die deine.“ „Sie kennen Teufelsfrüchte?“ Sein Blick senkte sich, ehe er ein leises „Ja“ verlauten ließ. Diesmal war das kleine Mädchen überrascht über die Reaktion ihres Gesprächspartners. Er wirkte mit einem Mal so niedergeschlagen. Hatte sie das verursacht? Allein durch die Erwähnung ihrer Kräfte? Oder lag es an der Erwähnung der Teufelsfrüchte im Allgemeinen? Sie war verwirrt, schließlich konnte sie nichts von der düsteren Vergangenheit ihres Gesprächspartners nichts wissen. „Meine Kräfte kommen von der Humus Frucht.“ Der alte Mann sah wieder auf und begutachtete das Mädchen kurz, ehe er aufstand, mit seinem Korb zu ihr ging und sich neben ihr wieder ins Gras fallen ließ. „Was bewirkt diese Humus Frucht?“ Er war froh über den Themawechsel und dem Mädchen sogar dankbar dafür. Statt zu Antworten streckte sie erneut ihre Hand aus. Und plötzlich wuchsen wieder sämtliche Pflanzen auf der Wiese. Die Blüten wurden größer und die Stiele länger, als es eigentlich möglich war. Einige wenige erreichten sogar die Größe von mächtigen Bäumen. Die Blüten wuchsen dabei meistens zu kopfgroßen Gebilden heran – zumindest die geschlossenen –, während die Stiele so lang wurden, wie das fremde Mädchen groß war. Die Blätter einiger Pflanzen hätten vermutlich als Regenschutz dienen können, dank ihres enormen Wachstums. Es war ein erstaunliches Spektakel. „Du kannst das Pflanzenwachstum beeinflussen,“ mutmaßte der alte Mann. Das blonde Mädchen lächelte lediglich und nickte zum wiederholten Male mit dem Kopf. „Pflanzen wachsen lassen. In verschiedenen Stadien festhalten. Aus totem organischem Material, wie Holzscheite, neue Pflanzen wachsen lassen. Oder sie einfach wieder...,“ sie zeigte auf die Riesenblumen vor sich, welche wieder zu ihrer ursprünglichen Größe zusammenschrumpften, „…verkleinern. Außerdem ist es so, als könnte ich sie verstehen. Als wären sie ein Teil von mir, weshalb ich beispielsweise ihre Eigenschaften kenne. Ich bin sozusagen mit ihnen verbunden.“ Erstaunen lag in dem Blick des alten Mannes. Sie hatte so was schon öfters gesehen. Entweder bestaunte man sie, oder die Leute fürchteten sich vor ihren Kräften. Wenigstens in ihrem Heimatdorf hatte man sich inzwischen an ihre Kräfte gewöhnt. Die Bewohner wussten inzwischen alle davon und beneideten sie sogar hin und wieder dafür. Denn des Öfteren hatte das blonde Mädchen bereits die Stadt verschönert, indem sie die schönsten Blumen hatte wachsen lassen. Vor allem zur Zeit des Dorffestes war dies eine gern gesehene Gabe, beziehungsweise ein gern gesehener Umstand. Und wo andere vielleicht einen ewigen Kampf mit dem Unkraut ausfochten, freute man sich in ihrem Dorf über die Blumenpracht. Ein weiterer Grund, warum die Familie Medicas von den Bewohnern der Stadt Kinatob bewundert und geliebt wurden. Aber alles im Leben hatte seinen Preis. Der ihre war die Unfähigkeit zu Schwimmen. * * * * * Matsu und Shion Medica blickten besorgt drein. Keiner sah den Anderen an, dennoch wussten sie was der jeweils andere dachte, denn sie teilten im Moment ihre Gedanken. Ihre Sorgen um ihre ältere Tochter. „Wir hätten nicht so hart mit ihr umspringen sollen,“ meinte Matsu und blickte aus dem Fenster. Schon seit Stunden war ihr Sonnenschein bereits verschwunden und seitdem warteten und hofften sie, dass das Mädchen wieder zurückkehren würde. „Sie braucht einfach Zeit sich zu beruhigen. Sie wird eine schwere Zeit haben. Ich meine…,“ Tränen sammelten sich in Shions Augen und ein leises Schluchzen entkam ihrer Kehle. Ihr Ehemann trat zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie wussten einfach nicht was sie tun sollten. Ihre Herzen waren schwer und voller Kummer. Waren sie vielleicht wirklich verflucht? Womit hatten sie nur das alles verdient? * * * * * „Mit einer solchen Gabe, wärst du die geborene Ärztin, weißt du das meine Kleine?,“ fragte der alte Eremit und erhob sich im gleichen Atemzug. Er hatte den Moment des Erstaunens überwunden und seine Neugierde gestillt. Es war daher an der Zeit zu Gehen. Während er sich vorsichtig vom Boden erhob, sah er ein letztes Mal zu dem Mädchen, die ihn aus großen verwunderten Augen ansah. „Also sind Sie doch ein Heilkundiger… Ich meine… Ein Arzt?“ „Würde ich sonst Heilpflanzen sammeln?,“ fragte er schelmisch und hob demonstrativ seinen Korb empor. „Sie sind ein richtiger Arzt?“ Der Einsiedler nickte und wendete sich von dem Mädchen ab. Langsam setzte er einen Fuß vor den Anderen und ging zum Rand der Wiese. Von dort aus verabschiedete er sich schließlich: „Es war nett dich kennen gelernt zu haben. Ich hoffe du machst etwas aus deiner Gabe.“ Ohne eine Antwort des Mädchens abzuwarten, begann er über das felsige Erdreich zu klettern und sich in Richtung seiner Höhle zu begeben, wo er seit einigen Jahren bereits lebte und wohin er freiwillig geflohen war. Geflohen vor seiner Vergangenheit, doch vor der konnte man nicht fliehen. Manchmal kam ihm sein bisheriges Leben, wie ein Traum vor. Meistens wie ein Albtraum. Nachdem er sein medizinisches Studium absolviert hatte, war er schnell zu einem berühmten Arzt aufgestiegen, da er angeblich Wunder bewirken könne und Krankheiten heilen vermochte, die für andere Ärzte als unheilbar galten. Unter seinen Kollegen, galt er als der Vegapunk der Medizin, denn er hatte sehr viele Krankheiten untersucht und erforscht. Er hatte weltbewegende Entdeckungen gemacht. Und eine seiner größten Entdeckungen war, die Auswirkung der Teufelsfrüchte auf den menschlichen Körper. Oder besser gesagt ihre Auswirkung auf das menschliche Erbgut – ebenfalls etwas was er entdeckt und bewiesen hatte in seiner Heimatstadt vor gut fünfunddreißig Jahren. Man hatte ihn als Genie bezeichnet. Man hatte ihn als den größten lebenden Arzt bezeichnet. Man hatte ihm göttliche Gaben zugesprochen und Menschen aus aller Welt waren zu ihm gekommen. Doch nun war alles anders. Nun lebte er hier, um Buße für die Taten, die er damals am Hofe von König Nimrod aus Dalhambra getan hatte, zu tun. Er war dumm gewesen. Dachte er tue es für das Volk und dessen Sicherheit. Doch dies war ein Fehler gewesen. Jetzt aber, nach seiner Begegnung mit dem kleinen Mädchen, keimte in ihm etwas Hoffnung auf. Vielleicht waren nicht alle Menschen schlecht. Womöglich gab es Hoffnung und diese lag in den Kindern. Kindern wie dieses Mädchen. Er hatte beinahe sein kleines Heim erreicht, als er plötzlich stehen blieb und ohne sich umzudrehen mit lauter Stimme fragte: „Wie lange willst du mir noch Folgen?“ Er bekam keine Antwort und als er sich schließlich auch noch umdrehte, sah er Niemanden. Und dennoch wusste er, dass ihm das Mädchen von der Wiese bis hierhin gefolgt war. Sie versteckte sich lediglich und das ziemlich geschickt, wie er zugeben musste. „Komm raus. Ich weiß, dass du da bist!“ Noch immer wagte sie sich nicht hervor und blieb lieber in ihrem Versteck. Seufzend beließ er es dabei und betrat schließlich seine Höhle. Mürrisch, über die Sturheit dieses kleinen Mädchens, zerrieb er, mit einem Enthusiasmus welchen er schon verloren geglaubt hatte, die eingesammelten Kräuter und Pflanzen in einer Schale mit Hilfe eines Mörsers. Dabei sprach er lautstark – scheinbar – mit sich selbst, welches die nächsten Schritte waren und wozu diese Medizin dienlich war. Er wusste genau warum ihm das Mädchen gefolgt war. Dieser kleine blonde Engel. Auch ihr Interesse war geweckt worden. Ihre kindliche Neugierde. Doch obwohl sie auf der Wiese so offen gewesen war, zeigte sich jetzt ihre wahre Natur. Sie war ein schüchternes Ding. Vielleicht war sie ihm so offen gegenüber gewesen, weil er vertrauenswürdig gewirkt hatte. Aber das war im Moment nicht wichtig. Wichtig war nur ihre Neugierde zu stillen. Als der Abend schließlich hereinbrach, braute sich der Einsiedler eine schmackhafte Suppe zusammen. Eigentlich hatte erwartet, der Hunger würde sie spätestens zu diesem Zeitpunkt doch noch in seine Höhle treiben, aber sie verharrte stur wie ein Esel davor und nahm die Kälte der Nacht und den Hunger in Kauf. Glaubte sie womöglich, dass er sie ablehnen würde? Wieder etwas was er nicht wusste. Was er aber wusste, war dass dieses Kind ihm noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten würde. Nicht nur weil sie sich störrisch zeigte und versteckte – und das obwohl ihr knurrender Magen sie längst verraten hatte –, sondern auch weil er nicht wusste ob er das überhaupt wollte. Gesellschaft. Schließlich hatte er nun schon so lange alleine gelebt und sich von allen abgeschottet. Letztendlich war er es, der sich geschlagen gab und eine Schale mit der Suppe zusammen mit einer Decke vor seine Höhle legte. Er war nun einmal kein Unmensch und wollte nicht für ihren Tod verantwortlich sein. Am darauf folgenden Morgen war die Decke verschwunden und die Schale fein säuberlich leer gegessen. * * * * * Seit nun bereits einer Woche folgte ihm das Mädchen auf Schritt und Tritt. Aber immer wenn er sich nach ihr umsah, versteckte sie sich. Versteckte sie sich vor ihm oder vielleicht vor etwas Anderem? Er wusste es nicht. Er hasste es, wenn er Dinge nicht wusste. Dafür war er zu neugierig. Er wusste lediglich, dass sie stets da war und ihn beobachtete. Der beste Beweis dafür waren seine Besuche auf der Wiese. Immer wenn er alle Kräuter und Pflanzen beisammen hatte und sich umdrehte, waren die Lücken die er geschaffen hatte, mit frisch nachgewachsenen Blumen gefüllt. Er seufzte und rief zum ersten Mal, seit sie ihm zu seiner Höhle gefolgt war, wieder laut nach ihr: „Wie lange willst du mir noch nachlaufen? Ich weiß, dass du da bist. Du isst abends meine Speisen und lässt die Blumen hier nachwachsen. Du verrätst dich selbst. Dein Verhalten ist kindisch, also zeig dich endlich!“ Eigentlich hatte er keine Reaktion von dem Mädchen erwartet, doch zu seiner Überraschung, trat sie tatsächlich zwischen zwei Büschen am Rande der grünen Wiesenlandschaft hervor. Ihre Haut war von Schmutz bedeckt und ihre Haare standen zottelig zu allen Seiten von ihrem kleinen Kopf ab. Sie sah aus, wie die Stallburschen in seiner alten Heimat, wenn sie sich abends zum gemeinsamen Mahl versammelt hatten. Dreckig und dennoch… glücklich. „Hohoho! Wie siehst du denn aus? Du solltest dich waschen,“ schimpfte er lachend, während sich das Mädchen selbst begutachtete und schließlich auch von einem Ohr zum Anderen zu Grinsen begann. „Wieso leben Sie alleine hier oben?,“ fragte das Mädchen plötzlich. Sie hatte ihn lange genug beobachtet, um sicher gehen zu können, dass er auch wirklich alleine in den Bergen lebte. Genauso wie er es ihr damals auf der Wiese gesagt hatte. Und es hatte sie von Anfang an verwirrt. „Ich habe meine Gründe.“ „Das haben Sie damals auch gesagt.“ „Ja habe ich. Wie ist eigentlich dein Name, Kind?“ „Ich bin July Medica.“ „Etwa die Tochter von Matsu und Shion Medica?“ July nickte leicht. Der Eremit kannte die Familie Medica. Sie waren so etwas wie eine Adelsfamilie – auch wenn sie nicht adelig waren, sondern nur eine wohlhabende Handelsfamilie –, die über diese Insel schon seit Generationen herrschte und dank denen die Bürger ein gutes Leben führen konnten. Denn die Medicas betrieben reichlich Handel und brachten viel Geld auf die Insel. Wohlstand und Segen, dafür stand dieser Name. Und deshalb liebten die Bürger die Familie Medica und waren jederzeit bereit für sie in den Tod zu gehen. Auch wenn die Familienmitglieder es niemals von den Bürgern Acidems verlangen würden. „Und Ihr Name?“ „Ich bin Doktor… ich meine, ich war Doktor. Mein Name lautet Yukaku Mush.“ „Wieso sind Sie kein Doktor mehr?“ „Du bist ganz schön neugierig, weißt du das? Aber sag einmal… Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, war es dir egal ob dich die Tiere auf dem Berg schnappen würden. Wieso?“ Diese Frage brannte ihm schon so lange auf den Lippen und endlich hatte er die Chance sie zu stellen. Wieso hatte er es nicht sofort damals getan? Vielleicht weil er Angst gehabt hatte, eine zu starke Bindung zu dem Mädchen aufzunehmen. Und nun war genau dies geschehen. Und das obwohl sie sich dauernd versteckt gehalten hatte. „Weil ich bestimmt bin zu Sterben. Ich kann davor nicht fliehen.“ „So ein Unfug. Niemandes Schicksal ist es zu Sterben. Zwar ist der Tod die letzte Station unser aller Leben, aber dazwischen gibt es unzählige Haltestellen, die es zu passieren gilt!,“ schimpfte der alte Mann erneut auf sie. „Aber… Wieso sind dann alle meine Geschwister Tod? Sagen Sie ihnen doch einmal, dass es nicht ihr Schicksal war.“ Verblüfft blickte er zu dem blonden Mädchen und sprach beinahe flüsternd: „Erzähl mir mehr von deinen Geschwistern und deinem… ‚Schicksal‘.“ * * * * * Schweigend sah Yukaku zu July, welche in seinem Bett schlief. Zum ersten Mal hatte sie seine Höhle betreten. Sie hatte viel geweint, während sie ihm erzählt hatte, dass all ihre Geschwister kurz vor oder nach deren zwölften Geburtstag erkrankt und schließlich daran gestorben waren. Keiner der Ärzte im Dorf hatte gewusst, was mit ihnen geschehen war. Nur das sie es nicht zu heilen vermochten. Und auch fremde Ärzte hatten nichts für die Kinder tun können. Stümper, da war sich Yukaku sicher. Die würden noch hundert oder zweihundert Jahre brauchen, bis sie auf seinem Niveau Medizin praktizieren könnten. Sein wissen über Erbgut, welches er auf Dalhambra erworben und dem medizinischen Institut der Weltregierung vorgestellt hatte, wurde noch nicht anderen Ärzten zur Verfügung gestellt. Die Weltregierung war darauf bedacht keine falschen Informationen in der ganzen Welt zu verbreiten, weshalb sie nun bereits seit drei Jahrzehnten seine Theorien erforschte und überprüfte. Vergeudete Zeit, die sicherlich bereits tausenden das Leben gekostet haben könnte. Aber vermutlich tat er ihnen allen Unrecht. Sie waren nur vorsichtig. In seiner Heimat hatte man ihn als medizinisches Genie angesehen. Er war der neue Dr. Hogback, ein legendärer Arzt der vielen Menschen geholfen hatte, gewesen. Für manche war er noch mehr. Er war für sie sogar der Dr. Vegapunk – ein genialer Wissenschaftler im Dienste der Weltregierung vor vielen Jahren – der Medizin. Ein Genie, dessen wissen einen Vorsprung von Jahrhunderten betrug. Ein Gott in einem weißen Kittel. Doch dann war der König seines Heimatlandes an ihn herangetreten. Und damit hatte der Abstieg begonnen. Wie hatte er sich nur auf dessen Bitte einlassen können? Sanft streichelte er über Julys Stirn und strich einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht, während er nachdachte. Er wollte nicht an die Vergangenheit denken. Es war schon seltsam und irgendwie grausam vom Leben. Er, der kurz nach seiner Flucht aus Dalhambra versuchte hatte sich auf verschiedene Art und Weisen selbst das Leben zu nehmen, war noch immer am Leben und bereits ein alter Mann, während ein Mädchen, das sich nichts sehnlicher wünschte als alt zu werden, sterben musste. Wieso berührte ihn dieses Schicksal so sehr? Hatte er angefangen July zu mögen? Hatte sie es geschafft seinen Panzer der Einsamkeit zu durchbrechen? Dabei kannten sie sich kaum und hatten kaum was miteinander gemacht. Und dennoch. Er wollte sie nicht verlieren. July hatte ihm gesagt, ihr Schicksal sei es zu sterben, doch war er der Meinung, dass dies nicht stimmte. Vielleicht war es sein Schicksal gewesen weiter zu Leben, um diesem Mädchen das Leben retten zu können. Damit sie ihr wahres Schicksal erst entdecken könne. Energisch stand er auf, nahm seinen Mantel und machte sich auf den Weg. Zum ersten Mal seit Jahren stieg er von seinem Berg hinab und eilte zur Villa der Familie Medica. * * * * * „Habt ihr sie endlich gefunden?,“ fragte Matsu die Männer, die sich vor seinem Domizil versammelt hatten, doch diese blickten schweren Herzen zu Boden und schwiegen. „Sie ist nun schon eine Woche verschwunden.“ „Wir haben keine Spur von ihr gefunden.“ Die Blicke der Sucher sprachen mehr als es tausend Worte vermocht hätten. „Ich verstehe. Ich danke euch dennoch. Sucht bitte weiter. Ich will wissen was mit…“ „Herr Medica?,“ ertönte auf einmal eine Stimme und die Heerschar von Bürgern bildeten eine kleine Gasse vor der Tür, um dem Besitzer der Stimme den Weg frei zu machen. Matsu erkannte sofort den Mann. Es handelte sich um den seltsamen Eremiten, über den allerhand Gerüchte in der Stadt verbreitet wurden. Er war vor langer Zeit auf ihre Insel gelangt und hatte sich die Erlaubnis geholt eine Höhle in den Bergen zu besetzen. Matsu Medica, hatte ihn zwar vor den Tieren warnen wollen, doch der Fremde hatte nichts darüber hören wollen und seit dem dort oben gelebt. Niemand wusste, was er dort machte. Und das hatte die Gerüchte nur weiter geschürt. Auch jetzt tuschelten die Männer hinter dem Rücken des Fremden, der langsam an das Oberhaupt der Familie Medica heran trat. „Ja? Wie kann ich ihnen helfen?“ „Ich denke vielmehr, dass ich ihnen helfen kann. Ich glaube nämlich, dass ich in der Lage bin ihrer Tochter zu einem normalen Leben zu verhelfen.“ Die Worte erzeugten eine Woge des Schweigens, die sich über alle Anwesenden hinaus ausbreitete. Keiner wagte etwas zu sagen. Überraschung zeichnete die Bilder der Männer, die eben noch über den Eremiten getuschelt hatten. Schließlich war es der Hausherr selbst, der eben diese schwerwiegende Stille durchbrach, indem er zu weinen begann, auf die Knie sank und ein leises, beinahe erdrücktes „Danke“ von sich gab. *Vor 7 Jahren* „Happy Birthday, July,“ rief die gesamte Familie des lebhaften Mädchens, während ihre jüngere Schwester vorsichtig den Kuchen herein trug und ihn July überreichte. Diese bedankte sich sofort bei May, stellte das Kunstwerk aus Sahne und Zuckerguss auf den Tisch und umarmte ihre Schwester herzlich. Nie hätten ihre Eltern das geglaubt. Vor einem Jahr noch mussten sie sich vor diesem Tag fürchten und nun feierten sie ihn. Den zwölften Geburtstag ihrer älteren Tochter. Erst später hatten sie von July erfahren, dass sie sich genau dies damals gewünscht hatte, als sie die Kerzen ihrer Torte ausgeblasen hatte. Ein einfacher Wunsch, geboren in einem kindlichen Herzen. Der Wunsch weiter zu leben. „Blas die Kerzen aus und wünsch dir etwas,“ meinte Shion glücklich und wischte sich vorsichtig eine Freudentränen aus den Augen. Ihre Tochter setzte unterdessen den Vorschlag in die Tat um. Sie nahm so kräftig sie konnte Luft und pustete anschließend alle zwölf Kerzen auf einen Streich aus. „Das hast du gut gemacht. Damit wird dir wieder ein Wunsch gewährt. Ich hoffe du hast dir etwas ganz tolles gewünscht.“ July nickte kräftig und rief lachend: „Ich will eine ganz tolle Ärztin werden. Genauso wie Onkel Mush!“ In genau diesem Moment klopfte es an der Haustür, die sofort danach von Albert, dem neuen Butler der Familie, geöffnet wurde. Dieser führte den Gast ins Esszimmer, wo sich die Familie zum Feiern versammelt hatte, und trat anschließend einen Schritt zur Seite und machte somit seinem Begleiter den Weg frei. Es handelte sich um niemand geringeres als Julys Lebensretter. Den Mann, der ihre Krankheit samt Symptome erforscht hatte und dadurch einen Weg gefunden hatte, wie sie weiterleben konnte. Jedoch hatte er dadurch nicht nur ihr geholfen, sondern auch sich, denn so hatte er sich von seinen Schrecken der Vergangenheit lösen können. Beim Anblick des alten Mannes, sprang das Mädchen sofort von ihrem Stuhl runter und rannte zu ihm. Dieser nahm lachend den kleinen Wirbelwind eines Mädchens in Empfang. „Hohoho! Happy Birthday July. Ich hab hier etwas für dich.“ Fröhlich überreichte er dem Mädchen ein wunderschön eingepacktes Päckchen. Sein Geschenk für das blonde Kind, deren Augen wie kleine Sterne funkelten. Seine harte Schale hatte er schon lange abgelegt. Und somit begann nicht nur für July ein neues, schöneres Leben. Sondern auch für ihn. Doktor Yukaku Mush, Hausarzt der Familie Medica. *In der Gegenwart* Argwöhnisch blickte der Dunkelhäutige zu July, die mit Hilfe eines Mörsers irgendwelche Zutaten und Kräuter zerrieb, sie anschließend in ein Reagenzglas mit einer klaren Flüssigkeit füllte und über einer kleinen Flamme erhitzte. „Wie lange dauert das noch? Ich warne dich, versuch nicht mich reinzulegen! Sonst wird der Alte sterben müssen und das willst du doch nicht, oder?“ Das blonde Mädchen schien ihn nicht zu beachten. Starr ruhte ihr Blick auf dem Reagenzglas in ihrer Hand und als die Substanz darin zu blubbern begann, entfernte sie es für einen kurzen Moment von der Flamme, bis sich die Flüssigkeit wieder abgekühlt hatte. Danach hielt sie das Objekt erneut unter die orangerote Flamme. „Die Zusammensetzung der Ingredienzien und die daraus resultierende Herstellung eines Medikaments brauchen etwas Zeit. Wenn du willst, dass dein Kapitän überlebt, dann solltest du sie in Ruhe arbeiten lassen,“ mischte sich der alte Eremit ein, der von einem Stuhl – in einer Ecke der Höhle – aus, zu seiner Assistentin und Schülerin blickte. Sie machte sich besser, als er erwartet hatte. Eigentlich war July sehr schüchtern und in der Nähe von fremden Männern, igelte sie sich förmlich ein vor Angst, doch wenn sie erst einmal mit ihren Utensilien zu arbeiten begann, vergaß sie alles um sich herum. Dann war nur noch das Leben des Patienten wichtig und wie sie es retten konnte. Er hatte ihr einmal gesagt, dass es egal war, wer ihr Patient war. Sie musste bei allen immer auf dieselbe Weise handeln. Vor einem Arzt waren alle Menschen gleich und nur das Überleben des Patienten war wichtig. Das machte einen guten Arzt… Nein, eine gute Ärztin aus. Sie würde definitiv eine gute Ärztin werden. Schließlich war sie jetzt schon besser als er, zu seinen Zeiten. Doch nun war nicht die Zeit für solche Überlegungen und Gedankengängen. Zuviel stand hier gerade auf dem Spiel. „Wie sieht es aus, July?,“ fragte ihr Lehrmeister vorsichtig. „Nach den Symptomen zu urteilen, muss er das Tallbaum-Fieber haben. Eine schleichende Krankheit, die erst auf sehr lange Zeit ihr Opfer tötet. Das ist gut.“ „Warum ist das gut?,“ schrie der erste Maat der Fingerhut-Piraten aufgebracht. „Weil wir Ärzte dadurch eine längere Zeitspanne haben ihn zu heilen. Nur so konntet ihr es bis zu dieser Insel schaffen, ohne das er bereits verstorben ist. Oder denkt ihr, dass es normal ist, dass ihr zwei bis drei Wochen mit eurem todkranken Kapitän übers Meer segeln konntet? Wie konntet ihr nur so leichtsinnig sein und ohne Arzt auf die Grand Line reisen?,“ warf der Eremit dem ersten Maat vor, da er sofort bemerkt hatte, wie July wieder eingeschüchtert zusammen gezuckt war, aufgrund der harschen Worten des Piraten. Er hatte sie aus ihren Gedanken geholt und nun war sie wieder anfällig für ihre schüchterne Art und für die Erkenntnis, dass sich in ihrer unmittelbaren Umgebung männliche Personen befanden. „Kannst du ihn heilen?“ „Ich denke schon. Aber es ist nicht ungefährlich. Da er der Krankheit schon so lange ausgesetzt ist, muss ich ihm eine sehr hohe Dosis des Medikaments verabreichen. Aber bei einer so hohen Dosierung wirkt es normalerweise toxisch. Statt ihn zu heilen, könnte es seinem geschwächten Körper den Rest geben.“ „Was soll das heißen?,“ fragte der Pirat. „Das das Medikament giftig wirkt,“ übersetzte der alte Mann für den Laien. „Das ist kein Problem. Der Kapitän arbeitet selbst viel mit Giften. Er wird es überstehen. Verabreiche ihm endlich die Medizin. Ich will nicht mehr, dass er weiter leidet.“ „Und ihr werdet euch an euer Versprechen halten und sofort die Insel verlassen, wenn es eurem Kapitän besser geht?,“ fragte der Eremit erneut, während July eine Spritze vorbereitete. „Ja.“ Nachdem er seine Antwort gegeben hatte, setzte die junge Ärztin in spe die Spritze an den Arm ihres Patienten an, stach zu und drückte die bläuliche Flüssigkeit direkt in die Vene des kranken Piratenkapitäns. * * * * * „Wer waren eigentlich diese Männer, die uns angegriffen haben?,“ fragte Aisuru als Themenwechsel. „Piraten. So wie ihr.“ „Und was wollen sie?“ „Dasselbe wie ihr. Nun ja… nicht ganz dasselbe. Sie wollten ebenfalls zu Doktor Mush, so der Name des Eremiten. Ihr Kapitän ist schwer krank und sie erhofften sich Hilfe vom Doktor,“ erklärte der Hausherr seinen drei Gästen. „Und warum bewachen seine Männer dann ihr Haus?,“ fragte Nina irritiert. „Sie bewachen uns nicht. Sie halten uns gefangen. Mich, meine Frau und meine jüngere Tochter.“ „Und was ist mit ihrer älteren Tochter?,“ war wieder Aisuru mit Fragen dran. „Wegen ihr werden wir gefangen gehalten. Meine Tochter wurde damals von Doktor Mush geheilt. Zwar nicht vollkommen, aber sie lebt. Daraufhin entschloss sie sich selbst Ärztin zu werden und ging bei ihrem Retter in eine Lehre. Da Doktor Mush nun nicht in der Lage war den Kapitän der Piraten zu heilen, er ist wie schon erwähnt sehr alt und hat daher Schwierigkeiten bei der Behandlung eines Patienten, entführten sie meine Tochter, um sie zu zwingen die Arbeit ihres Mentors zu übernehmen. Und wir sind das Druckmittel, damit sie ihnen hilft.“ Aisuru und Nina drehten sich zu Tyke um. Die Kombination Ärztin und Schülerin eines begabten Arztes, welchen Tyke für seine Bande wollte, konnte ja nur eines bei dem Rotschopf bewirken. Und tatsächlich, seine Augen strahlten förmlich wie zwei gigantische Juwelen. „Leute ich glaube wir haben unser neustes Mitglied!“ „War ja klar!,“ schrien die beiden anderen Piraten sofort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)