Alles was zählt von abgemeldet
(Riff & Cain)
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Kapitel 1: Nur über meine Leiche
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Willkommen bei meiner neuen Fanfic!!
So, da ich momentan total im God Child-Fieber bin und mir alle 13 Bände auf
einen Happs durchgelesen habe beschloß ich es jetzt doch mal mit einer Ff zu
versuchen. Das wird eine ziemlich kurze mit bisher geplanten 3 oder 4 Kapiteln.
Zum leichteren Verständnis. Diese Kapitel werden zwar schon laufend
geschrieben, aber immer aus der Sicht eines der Protagonisten. Eigentlich
erklärt es sich von Allein, wer gerade dran ist mit erzählen. =^.^=
Und bevor ich es vergesse.
Keiner der Charaktere ist meins. Sie gehören Kaori Yuki und ich hab sie mir
etwas ausgeliehen um mit ihnen ein kleines Spielchen zu machen. >.<
Ich verdiene mit dieser Story keinen Cent. Wer währe schon so dämlich mir
dafür auch noch Geld zu geben. Ich bin ja schon froh, wenns ein Kommi oder
ähnliches gibt.^^
Und nun viel Spaß beim lesen.
Kapitel 1-Nur über meine Leiche-
Schweigend blickte mich Master Cain mit seinen Katzenhaften Augen, in denen der
Schmerz der letzten Tage zu liegen schien, an. „Riff, ich…,“ Er schwieg
senkte den Blick und wandte sich von mir ab. Hatte ich etwas Falsches gesagt?
„Master Cain, was habt Ihr?“ „Nichts, es ist nichts. Leg dich wieder hin
und ruhe dich aus. Wir haben nicht genügend Zeit.“
Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und ich blieb verwirrt und allein
zurück. Da ich momentan nichts tun konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als
mich hinzulegen. Außerdem fühlte ich mich schwach und das Gespräch mit Master
Cain hatte mich doch stärker erschöpft als ich es mir eingestehen wollte. Ich
schloss die Augen um ein wenig zu schlafen, jedoch wurde nach wenigen Minuten
wieder an meiner Tür geklopft und die kleine Miss kam mit einem besorgten
Gesicht herein.
„Riff, ist alles in Ordnung?“ „Natürlich Miss Merry. Macht Euch keine
Sorgen. Es geht mir den Umständen entsprechend gut.“ „Das sagst du doch nur
so.“ Ich setzte mich auf, unterdrückte einen Schmerzenslaut, blinzelte einmal
als meine Umgebung zu verschwimmen begann und lächelte das Mädchen leicht an.
„Mitnichten. Ich würde Euch doch niemals etwas vormachen Miss Merry.“ Sie
zog das für sie typische Gesicht welches nur eine Aussage hatte. Sie glaubte
mir kein Wort.
Verständlich. Zu oft hatten Master Cain und ich sie hintergangen, ihr Dinge
verheimlicht, jedoch immer nur um sie zu schützen. Es war immer zu ihrem
Besten, doch welches Kind glaubt es schon, dass solche Dinge zu seinem Besten
geschehen. Ich wurde von ihrer glockenklaren Stimme aus meinen Gedanken
gerissen. „Natürlich würdest du mir niemals etwas vormachen oder
verheimlichen.“
Oh wie der Sarkasmus mir in den Ohren brannte, jedoch brachten mich ihre
weiteren Worte zum schmunzeln, da der Sarkasmus vollständig verschwunden war
und nun Neugierde herauszuhören war. „Was ist passiert? Wie wurdest du so
schwer verletzt?“ Ich merkte, dass mir die Erschöpfung in die Glieder
schlich. „Aber Miss Merry, ich sagte schon, es ist nicht schlimm.“ Miss
Merry stemmte die Fäuste in ihre Seiten, stelle sich auf die Zehenspitzen um
größer und vor allem gefährlicher zu wirken als sie mich anfauchte.
„Natürlich, du bist nur blass wie eine Leiche und Cain macht ein Gesicht, als
würde die Erde in lauter kleine Stücke zerbrechen.“
Das erstaunte mich jetzt schon. Wieso sollte er das tun? „Was meint Ihr?“
„Ganz einfach. Er macht sich Sorgen. Und mein Bruder macht sich nicht unnötig
Sorgen. Ergo muss es schlimm sein.“ Das Zimmer begann sich um mich zu drehen
und ich musste mich sehr darauf konzentrieren, einen zusammenhängenden Satz zu
formulieren. „Miss Merry, selbst wenn Eure Vermutungen zutreffen würden, ich
dürfte Euch nicht über die näheren Informationen unterrichten. Es war einfach
ein Unfall. Nicht mehr und nicht weniger.“
Merry seufzte leise, bevor sie sich auf die Kante meines Bettes setzte. „Mein
Bruder hat wirklich Glück, dass er dich hat. Riff, tust du mir einen
Gefallen?“ „Wenn ich kann, gerne.“ „Lass Cain niemals alleine. Mein
Bruder braucht dich.“ „Das hatte ich auch ohne eure Bitte vor.“ Sie
lächelte mich strahlend an und ich lächelte zurück als die Türe schwungvoll
geöffnet wurde und Master Cain im Rahmen stand.
„Merry, hatte ich dich nicht gebeten später bei Riff rein zu sehen, da er
sich ausruhen muss?“ „Master Cain, es ist…,“ Er ließ mich keine Chance
das junge Fräulein zu verteidigen sondern fuhr mich an. „Es hat dir niemand
erlaubt zu sprechen. Merry, raus hier.“ Mit Tränen in den Augen lief die
kleine Miss aus dem Raum und ließ uns allein zurück. Master Cain schloss die
Tür, blieb die Hand am Griff stehen und lehnte seine Stirn an das kühle Holz
der Tür bevor er leise, beinahe schon erschöpft zu sprechen begann. „Du hast
ihr nichts über die näheren Umstände erzählt, so wie ich es dir angewiesen
hatte?“ „Natürlich Master Cain.“ „Es…,“ Bevor Master Cain weiter
sprach öffnete er die Tür und Miss Merry fiel regelrecht ins Zimmer. „Merry,
es ziemt sich nicht für eine junge Dame an Türen zu lauschen.“
„Entschuldige Cain. Ich bin in meinem Zimmer.“ Merry lief weg und Cain
blickte ihr nach bis sie außer Sichtweite war, bevor er die Tür wieder schloss
und auf dem Stuhl vor dem Fenster platz nahm.
„Was ich sagen wollte, bevor wir unterbrochen wurden. Ich möchte nicht dass
Merry erfährt, dass es weder ein Unfall, noch dass du das wahre Ziel warst.
Es…, sie ist zu jung um sich Sorgen zu machen.“ Er erhob sich und blickte
zum Fenster hinaus bevor er weiter seine Gedanken offenbarte. „Ein Mädchen in
ihrem Alter sollte mit Puppen spielen und den ganzen Tag lachen.“
Der Blutverlust ließ mich schwindeln als ich mich aus dem Bett quälte und
meine Brust begann plötzlich brennend zu schmerzen, jedoch biss ich die Zähne
zusammen und ging zum Fenster. „Master Cain, was macht Euch solche Sorgen?“
„Mein Vater will jeden verletzen, wahrscheinlich sogar töten, der mir nahe
steht. Was ist wenn ihm Merry oder du in die Hände fällst? Was soll ich denn
dann ganz allein machen? Ich…, sag mal was machst du denn da? Du sollst doch
im Bett bleiben. Riff, alles in Ordnung? Riff…,“ Mehr bekam ich nicht mehr
mit. Ich taumelte und verlor das Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam lag ich wieder in meinem Bett und wurde von drei
besorgten Augenpaaren gemustert. „Riff alles in Ordnung mit dir?“ Bevor ich
auf Miss Merrys Frage antworten konnte, packte mich Master Cain an meinem
Oberteil und schrie mich an. „Was sollte das? Bist du von allen guten Geistern
verlassen? Niemand hatte dir erlaubt dich zu erheben. Wie kannst du es wagen
dich gegen mein Wort zu stellen.“
Seine grünen Augen sprühten Funken vor Zorn und doch konnte ich darin die
Sorge lesen, die ich ihm mit meinem unüberlegten Handeln aufgebürdet hatte.
„Es tut mir leid Master Cain.“ „Cain lass ihn los. Du bringst ihn ja
um.“ Während Oskar Master Cain mit Gewalt davon überzeugte, dass er mich
nicht so schütteln sollte, wandte er sich nun an mich. „Du hast uns ganz
schön erschreckt. Glücklicherweise bin ich gekommen um meine Merryweather zu
besuchen. Allein hätte unser Count dich nie vom Fenster bis in dein Bett
schleppen können. Ich hab dir zwischendurch noch einen frischen Verband
angelegt. Die Wunde sieht nicht gut aus. Hat das ein Arzt schon begutachtet?“
Der Schmerz in meiner Brust wurde noch stärker. „Es ist nicht so schlimm
Sir.“ „Oskar was meinst du?“ „Na ja Merry,…“ „Merry, geh bitte in
dein Zimmer. In einer halben Stunde kommt deine Klavierlehrerin und du musst
dich noch umkleiden.“ „Aber, aber Cain…“
Master Cain nahm seine Schwester kurz in den Arm, bevor er ihr eines seiner
seltenen Lächeln schenkte. „Ich denke Riff würde sich freuen, wenn er dein
zwischenzeitlich schon sehr gutes Klavierspiel vernimmt.“ Fragend blickte das
Mädchen mich an und ich nickte ihr lächelnd zu. „OK, ich bin schon weg und
ich werde heute nur für dich spielen Riff. Hhmm, ich denke etwas Ruhiges währe
gut.“ Leise vor sich hin murmelnd wandte sich das junge Fräulein ab und lief
aus meinem Zimmer, während Master Cain auf seinen Gast zusteuerte. „Und wenn
du Armleuchter noch einmal dein Maul soweit aufreißt, werde ich dir
eigenhändig eine Kugel in den Kopf jagen.“ „Aber Master Cain..,“
Er wirbelte regelrecht zu mir herum und funkelte mich mit seinen grün-gold
gesprenkelten Augen an. „Nichts aber Riff. Wir haben Merry nicht die genauen
Details vorenthalten, nur damit er dann alles ausplaudert.“ Master Cain wandte
sich wieder Oskar zu während ich versuchte mich aufzurichten, jedoch gelang es
nicht so recht. Der brennende Schmerz zuckte von meiner Brust durch meinen
gesamten Körper schien ihn in Feuer zustecken, schnürte mir die Lunge
regelrecht zusammen und keuchend sank ich die wenigen Zentimeter wieder zurück
ins Kissen. „Riff, was …, was ist?“ „Entschuldigt Master Cain. Ich mache
Euch mal wieder nur Umstände.“ Ein Kissen flog mir ins Gesicht. „Wenn du
dich noch einmal entschuldigst, dann werde ich dir dein Gehalt kürzen.“
Was hatte ich mich erschrocken als Cain mich anfauchte und mir mal wieder eine
Kugel versprach. Aber irgendwie verstand ich die Beiden nicht. Riff konnte sich
aufgrund der Verletzung nicht mal aufrichten, wie ich an seinem unfruchtbaren
Bemühungen bemerkte, dennoch sollte kein Arzt ihn untersuchen. Was für ein
Schwachsinn.
Bevor Cain wirklich noch Riffs Gehalt kürzen würde unterbrach ich den kleinen
Schreihals. „Ok, dann kein Arzt. Riff, wo hast du deine Arznei und
Verbandstasche versteckt?“ „Sir?“ Seine blauen Augen blitzten mit leichter
Verwirrung unter den hellen Haarsträhnen hervor, ebenso wie die von Cain, was
mir wiederum ein Grinsen entlockte während ich ihm antwortete. „Nun, da ihr
keinen Arzt im Haus haben wollt, werde ich mir die Wunde nun genau ansehen. Ich
bin zwar noch Student, aber das Thema Wundbehandlung wurde schon
abgeschlossen.“
Cain deutete auf eine Schranktür. „Normal ist die da drin, oder?“ Ein
leichtes Nicken vom Butler und schon ging ich zu dem Schrank und holte die
große schwarze Tasche heraus. Ich stellte sie auf den Stuhl der neben dem Bett
stand, öffnete sie und stieß einen bewundernden Pfiff aus. Da war ja alles
drin was man braucht. „Gut, Cain du verschwindest jetzt und ich werde mich um
deinen Butler kümmern. Jetzt schau nicht so. Ich tu ihm schon nichts.“
„Ich werde mich von dir nicht innerhalb meines eigenen Hauses vor die Tür
setzten lassen.“ „Ich denke aber es währe besser für dich, wenn du den
Raum verlässt. Außerdem brauche ich Ruhe und Platz. Ach ja, ich bräuchte noch
eine Schüssel mit heißem Wasser und saubere Tücher. Wie sieht’s aus, ist es
schlimm wenn seine Bettwäsche verschmutzt wird? Wenn ja dann bräuchte ich noch
ein Leintuch bei dem es nicht schlimm ist um das Bett abzudecken.“
Der kalte Lauf von Cains Pistole lag an meiner Schläfe während er mich leise
anzischte. „Was hast du mit ihm vor?“ Manchmal konnte er einem wirklich
Angst machen. „Nichts, was ihm schaden wird. Aber vorhin schien es als währe
die Wunde sehr tief. Ich werde sie nähen müssen und das geht einfach nicht
ohne etwas Blut zu vergießen. Außerdem ist er ziemlich schlecht beieinander.
Ich weiß nicht, ob ich ihm gefahrlos eine Betäubung geben kann. Wenn nicht,
wird es für ihn ziemlich schmerzhaft werden und genau aus diesem Grund solltest
du hier raus. Sonst noch Fragen? Und nimm bitte dieses Ding von meinem Kopf. Das
macht es nicht gerade besser.“
Ich spürte wie die Nervosität langsam, schleichend wie so manches Gift durch
meinen Körper zu fließen begann und sich festsetzte. Meine Handflächen wurden
feucht, meine Atmung beschleunigte sich ebenso wie mein Herzschlag fast
unmerklich. Einige Augenblicke hielt mir Cain die Waffe noch an den Kopf, doch
dann wandte er sich ab und ging zur Tür. „Ich werde dir die Dinge bringen
lassen. Wenn was ist, ich befinde mich im Saloon.“
Leise wurde die Tür geschlossen und ich wandte mich dem Verletzten zu. „Na,
dann wollen wir noch mal genau schauen was uns fehlt.“ Um die Stille aus dem
Raum zu verbannen und meine Nervosität in den Griff zu bekommen, schwafelte ich
Riff zu und hoffte, dass es ihn von seinen Schmerzen etwas ablenken und ihn
nicht zu sehr nerven würde, während ich mich daran machte ihm beim aufsetzen
zu helfen um seinen Verband wieder zu entfernen, wobei ich so vorsichtig wie
möglich vorging. Schließlich war das Letzte was ich wollte, meinem Patienten
irgendwelche vermeidbaren Schmerzen zuzufügen.
„Das könnte jetzt etwas schmerzen. Nein jetzt nicht die Luft anhalten.
Entspann dich, dann tut es nicht so weh.“ Sein zwischen den Zähnen
hervorgepresstes ^Leicht gesagt^ ließ mich wieder grinsen und ich merkte, dass
die Aufregung sich gelegt hatte.
Als der Verband entfernt war und Riff wieder ausgestreckt im Bett lag, begann
ich die Verletzung zu untersuchen. „Oh mein Gott, was ist mit dir geschehen?
Du hast lauter Splitter in der Wunde. Das ist nicht gut. Du bist zu schwach als
dass ich dir irgendein Betäubungsmittel geben könnte, aber ohne in dir
herumzukramen geht schätzungsweite auch nicht. Also kann ich nichts tun.“
In diesem Moment packte er mein Handgelenk und zog mich zu sich hinunter. Ich
sah ihm in die leicht verschleierten Augen als er mir seine Meinung
zuflüsterte. „Ich schaff das schon. Macht Euch keine Gedanken Sir. Tut, was
Ihr für richtig haltet.“ Er ließ mich wieder los und ich richtete mich auf.
„Na gut.“ Ich ging zum Fenster blickte kurz hinaus und versuchte meinen Kopf
frei zu bekommen, bevor ich den kleinen Tisch packte und neben sein Bett
stellte.
Ich saß komplett in der Zwickmühle. Wenn ich ihm jetzt Medikamente gab, damit
er betäubt wurde, waren seine Chance überhaupt wieder zu erwachen ziemlich
niedrig, Wenn ich aber die Splitter herausholen und ihn vernähen würde, ohne
Betäubung, dann könnte er an einem Schock sterben und wenn ich nichts außer
einem frischen Verband machen würde, dann war sein Schicksal auf alle Fälle
besiegelt. Mist. Was soll ich tun. Was würde ein Arzt…, tun? ... Moment, war
Riff nicht einer? Merry hatte doch mal etwas erwähnt. „Sag mal was würdest
du in meiner Situation machen?“ „Das wo die größere Chance besteht, dass
der Patient überlebt.“ Was für eine Antwort. Die verwirrte mich noch mehr,
aber eigentlich hatte er ja Recht. Und ich traf meine Entscheidung.
Als die Tür geöffnet wurde und Mary, eines der Hausmädchen, mit Tüchern und
dem Wasser kam, ging ich ihr entgegen, immer darauf bedacht, dass ich zwischen
ihr und dem Bett stand, damit sie nichts zu Gesicht bekam, was sie dann
weitererzählen konnte. Dankend nahm ich ihr die gewünschten Dinge aus der Hand
und komplimentierte sie wieder aus dem Zimmer hinaus, wobei ich einen kurzen
Blick in den Gang hinaus warf. Von wegen er würde im Salon warten. Cain saß
auf einem Fensterbrett und blickte stur in den sonnenüberfluteten Garten
hinaus. Leise schob ich die Tür mit dem Fuß zu und verriegelte die selbige,
bevor ich die Sachen langsam zum Tisch hinüberbalancierte.
Ich kramte in der Tasche und fand einen etwa fingerbreiten und 10 Zentimeter
langen Eichenstab den ich Riff hinhielt. „Hier, bitte fest draufbeißen, damit
du dir nicht auf die Zunge beißt. Was ich jetzt mit dir vorhabe wird sehr
schmerzhaft sein. Soll ich dich ans Bett fesseln, oder denkst du, dass du ruhig
bleiben kannst?“ Ich beobachtete ihn, wie er meine Worte überdachte bevor er
nickte und leise Antwortete. „Ich denke es wird auch so gehen.“ „In
Ordnung, tu mir aber einen Gefallen. Wenn die Schmerzen nicht mehr auszuhalten
sind, und du dich nicht mehr kontrollieren kannst, dann bitte nicht KO schlagen,
sondern schrei oder so was. Gib mir irgendwie bescheid. Ich möchte verhindern,
dass ich dich noch mehr verletze.“
Ein leichtes Nicken war alles was ich von dem sonst immer so penibel höflichen
Butler bekam, bevor er sich das Stäbchen quer zwischen die Zähne schob. War er
schon so geschwächt, dass das Sprechen zu anstrengend war? Seine Wangen waren
leicht gerötet und die Augen noch eine Spur stärker verschleiert als zuvor.
Jetzt musste ich mich langsam mal beeilen. Es ganz so aus, als würde ihn
langsam das Fieber überfluten. Ich schnappte mir, nachdem ich mir die Hände
sauber gewaschen hatte, ein Skalpell und eine Pinzette. „Ich fange jetzt an
dir die Splitter zu entfernen.“ Vorsichtig zupfte ich einige metallische
Splitter aus seinem Körper, als mir einer davon abbrach. Mist auch das noch.
Vorsichtig schnitt ich das Fleisch noch etwas auf, tupfte das Blut weg und zog
schnell den Rest des Metalls hervor. Ich hörte wie sich Riffs Zähne immer
fester in das Holz bohrten, welches leise knirschende Geräusche von sich gab.
Er wird es doch nicht durchbeißen? Hoffentlich nicht.
Ich ließ meinen Blick Sekundenbruchteile über den Körper unter mir gleiten.
Sah wie sich die schlanken Finger in die Laken krampften und ihm der Schweiß
auf der Stirn stand. Er keuchte, unterdrückte den Schmerz den ich ihm zufügte,
blieb aber sonst ruhig liegen. Nachdem ich mir sicher war, dass ich keinen
Splitter übersehen hatte holte ich Nadel und Faden hervor und begann die tiefe
Fleischwunde zu vernähen. Ich merkte wie Riffs Beherrschung immer mehr nach
ließ. Sein keuchen wandelte sich in leises Stöhnen aus dem der Schmerz
herauszuhören war, dennoch erschrak ich mich fast zu Tode, als er bei meinem
letzten Stich laut aufschrie und sich aufbäumte.
Dieser Vollidiot dachte doch nicht wirklich, dass ich mich in den Saloon setzen
würde und Riff allein in seinen Händen zurück lassen würde. Das kühle Glas
der Scheibe an meiner Stirn fühlte sich gut an, dennoch konnte sie die Gedanken
nicht verdrängen, die in meinem Kopf einen Ringelreihen aufführten. Was musste
sich Riff auch zwischen mich und diese niederen Spielkarten stellen.
Dieser entschlossene Ausdruck in seinen Augen, die sonst immer so sanft auf mir
ruhten, als er mich zwischen sich und die Mauer hinter sich schob und den drei
Mistkerlen ein ^An Master Cain kommt ihr nur über meine Leiche^ an den Kopf
warf, ließ jegliche Hoffnung zerspringen. Er würde nicht zurückweichen bevor
nicht der letzte Funken Leben aus ihm gewichen war. Als sie dann ihn angriffen
verteidigte er sich nicht, sondern schütze mich. Mir blieb nichts über, ich
musste sie erschießen. Hätte ich denn Riff in den Tod stoßen sollen?
Als wir dann endlich daheim waren, kam uns gerade Merry entgegen. Wir sahen sie
schon bevor sie uns entdeckte. Riff, der bis dahin schwer auf meine Schultern
gestützt gegangen war, richtete sich auf und ließ sich zwei Schritte hinter
mich fallen, so wie es sich ziemte und ging hocherhobenen Hauptes die letzten
Meter. Er lächelte Merry freundlich an und wollte sich ins Haus begeben, jedoch
entdeckte sie augenblicklich die Verletzung. Riff jedoch wiegelte ab und
versprach sich hinzulegen wenn es ihr so wichtig währe. Bestimmt eine halbe
Stunde hatten Riff und ich uns noch unterhalten. Hatten abgemacht, dass Merry
nichts erfahren sollte.
Klaviermusik drang an mein Ohr. Merry hatte wohl mit ihren Übungen begonnen.
Ich ließ mich von der Melodie tragen, untersagte meinen Erinnerungen mich zu
ärgern, als mich Riffs Schrei zurück in die Gegenwart holte.
Schnell sprang ich vom Fensterbrett und wollte die Tür öffnen, konnte sie aber
nicht öffnen. Verschlossen. Verdammt dieser Oskar. Ich schlug an die Tür.
„Mach sofort die Tür auf. Oskar! Mach auf!“ Ich dachte schon er würde mich
nicht hören als sich der Schlüssel geräuschvoll im Schloss drehte.
Ich riss die Tür auf, stieß Oskar zur Seite und eilte zum Bett. Einige
Sekunden blieb ich geschockt stehen. War Riff ja schon blass gewesen, als ich
ihn verlassen hatte, doch nun war er regelrecht weiß, bis auf seine Wangen. Auf
diese hatte sich eine ungesunde Röte geschlichen. „Riff?“ Mehr brachte ich
nicht raus. Ich wollte eben mich zum Bett setzen als ich am Arm gepackt wurde.
„Cain, er schläft. Lass ihn. Er braucht jetzt viel Ruhe. Du könntest mir ja
zwischendurch erklären, was er für Splitter in der Brust hatte.“
„Splitter?“ Ich begann zu überlegen. Das ein Geschoß ihn erwischt hatte
war mir nicht aufgefallen. Ist mir irgendetwas entgangen? Ich ordnete meine
Gedanken.
Einer hatte Dolche geworfen wie der kleine „Freund“ vom Doktor. Der Zweite
war mit einem Säbel auf ihn losgegangen, doch der hatte keine Chance ihn zu
treffen, da meine Kugel schneller war und der dritte…, ja, der Dritte…,
hatte der überhaupt irgendwas getan? Vielleicht hatte er ja ein Geschoß
abgefeuert. Ich wusste es nicht.
„Und? Hast du ihm helfen können Oskar?“ „Das entscheiden jetzt die
nächsten Stunden. Er hatte Glück, dass die Splitter keine Organe verletzt
hatten. Aber dass er inzwischen fiebert ist kein gutes Zeichen. Sollte das nicht
innerhalb der nächsten sechs Stunden leichter werden, dann sehe ich schwarz.“
Das darf nicht passieren. Nicht er. Jeder außer ihm. Er darf mich nicht
verlassen.
Die Panik kroch durch meinen Körper und ließ ihn erzittern. „Cain alles
klar?“ „Lass mich…, los raus mit dir. Lass uns allein.“ Erstaunt blickte
Oskar mich an, zuckte dann jedoch nur mit den Achseln und wandte sich zur Tür.
„Wenn du meinst.“
Als die Türe sich wieder geschlossen hatte, setzte ich mich auf den Stuhl vor
dem Bett, nahm Riffs Hand in meine und schloss die Augen. Seine Haut war heiß
und feucht. Er zitterte leicht und ich musste gegen die Tränen kämpfen.
„Bitte Riff, verlass mich nicht. Du kannst mich doch nicht in dieser Welt
alleine zurück lassen. Wer sollte mich denn im Kampf gegen meinen Vater
unterstützen wenn nicht du. Ob Gott oder der Teufel ist mir egal…! Nur bitte
rette ihn. Er darf mich nicht so verlassen.“
Mein Kopf sank von mir unbemerkt auf seine Decke. Ich atmete seinen vertrauten
Geruch ein und beruhigte mich ein wenig. „Lächerlich. So etwas würde dich
nie meinen giftigen Händen entreißen. Niemals. Ich weiß, dass du dein
Versprechen nicht brechen wirst. Erinnerst du dich noch? Du sagtest, dass du an
meiner Seite in die Hölle gehst. Also reiß dich zusammen und werd schnell
wieder gesund.“
Nach schier unendlichen Stunden kam Merry herein. Sie brachte eine Karaffe mit
Wasser und Gläser. „Cain, wie geht es ihm?“ „Er schläft.“ „Kommst du
zum essen?“ „Danke, aber ich hab keinen Appetit.“ Schweigend beobachtete
ich meine Schwester wie sie leise aus dem Raum verschwand. Dann wanderte mein
Blick wieder zu Riff und nach einigen Minuten schlief ich dann ein und begann zu
träumen.
Ich stand meinem Vater gegenüber. Er hatte die Peitsche in der einen Hand, die
Pfeife zwischen den zu einem hämischen Grinsen verzogenen Lippen und musterte
mich schweigend, bis er zu lachen begann. „Du wirst nie glücklich sein, Cain.
Ich sorge dafür. Du wirst dein Lebenlang keine Liebe finden und einen einsamen,
erbärmlichen Tod. Cain, der Name des ersten Mörders der Menschheit.“ Er
holte mit der Peitsche aus. Ich hob die Arme um mein Gesicht zu schützen und
kauerte mich zusammen als eine warme Hand sich um die Meinige schloss und mich
hoch und von meinem Vater fort zog.
Als ich erwachte wusste ich zuerst nicht wo ich mich befand und erst eine mir
wohlbekannte Stimme verscheuchte meine Verwirrung. „Master…, Cain.“ Riff
hörte sich rau und schwach an. Als hätte er jeden Funken seiner Kraft in diese
beiden Worte gepackt. Seine sonst so reinen blauen Augen waren verschleiert,
dennoch konnte ich Sorge darin lesen.
„Riff, du bist wach. Brauchst du etwas?“ Er versuchte etwas zu sagen brachte
aber kein Wort heraus. Er strich sich mit der Zunge über die Lippen, versuchte
diese zu befeuchten und brachte ein kaum hörbares ^Wasser^ heraus. Schnell nahm
ich eines der Gläser und schenkte von dem Wasser, welches Merry vor einiger
Zeit gebracht hatte, ein und stand nun vor einem Problem. Wie bekäme ich nur
das Wasser in Riff hinein, ohne, dass ich es ihm ins Gesicht schüttete oder ihn
zu ertränken.
Just in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Oskar betrat den Raum. Noch
nie war ich so froh, diesen großen Grobian zu sehen. Dieser ging zielstrebig
aufs Bett zu. „Ah Riff, du bist wach, und dein Fieber scheint etwas gesunken
zu sein. Du hast uns ganzschön erschrocken. Hast du schon etwas getrunken? Du
brauchst viel Flüssigkeit.“ „Ich wollte ihm gerade was geben.“ „Ah Cain
sehr gut. Los Riff, ich helfe dir dich aufzusitzen.“
Vorsichtig schob Oskar seinen Arm unter Riffs Rücken und schob ihn langsam in
die vertikale. Riff keuchte vor Schmerzen auf und ich merkte, dass meine Hand zu
zittern begann. „Geht’s wieder?“ Riff nickte. „Gut. Cain komm und
flöße ihm langsam das Wasser ein.“
Ich setzte mich neben Riff und hielt ihm das Glas an die Lippen, als er mir
dieses aus der Hand nahm und es langsam austrank. Ich verstand ihn nicht. Warum
wollte er sich nicht von mir helfen lassen? Oskar half ihm sich aufzurichten,
stützte ihn, verband ihn und ich durfte ihm noch nicht mal ein Glas halten. Wut
stieg in mir hoch und ich wandte mich ab. Nein, vor Oskar würde ich ihn jetzt
nicht zur Rede stellen. Auch wenn er mich sehr gekränkt hatte. „Cain, ich hab
da einen Verdacht. Wo kann ich eine Blutprobe hinbringen um sie auf Gifte
untersuchen zu lassen?“ Was sollte das jetzt? Fragend wandte ich mich Oskar
zu. „Auf Gift?“ „Ja, ich hatte etwas Zeit zum nachdenken. Merry meinte,
dass es Riff ziemlich abrupt schlechter ging. Nur an der Verletzung kann´s
nicht liegen und wenn ich dann noch an die Splitter denke, dann könnte ich mir
gut vorstellen, dass es vielleicht eine metallische Spitze war, die nach dem
zerspringen ein Gift freigesetzt hat.“ War ich so blind? Brauchte gerade ich,
der Giftgraf, solch einen Anstoß um das Wahrscheinliche zu sehen? Und dann auch
noch von Oskar? Was war denn mit mir los? „Das mache ich. Bring die Blutprobe
in mein Zimmer.“ Dann wandte ich mich an Riff. „Versuch noch etwas zu
schlafen. Wenn ich die Ergebnisse habe, dann komme ich wieder.“ Ohne auf eine
Antwort zu warten, verließ ich das Zimmer ging zu meinen Räumen und richtete
alles her.
So, das wars dann auch schon. Schön, daß bis hierher gelesen wurde. Danke
schön.*verbeug*
Und, wars offensichtlich, aus welcher Sicht wann erzählt wurde?
Für alle die Schwierigkeiten hatten hier die Reihenfolge.
Riff, Oskar, Cain.
Bis zum nächsten Kapitel
Macht es gut
Fuyu
Kapitel 2: Ich lebe nur um dir zu dienen
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Hallo zusammen.
Ich bin eben mit Kapitel 2 fertig geworden.
Da ich in 5 Minuten weg muß, bleibt mir kaum Zeit für ein Vorwort. Deswegen
gibts heute nur eines zu sagen.
Viel Spaß beim lesen.^^
Kapitel 2 –Ich lebe um dir zu dienen-
„Er muss sich wirklich Sorgen um dich machen.“ Es fiel mir schwer mich auf
Master Oskars Worte zu konzentrieren. Ich hatte Kopfschmerzen die von Sekunde zu
Sekunde stärker wurden. Das Atmen wurde langsam zur Tortur. „Wie meint Ihr
das?“ Wie anstrengend diese paar Worte waren. „Ach, ich wunderte mich nur,
dass Cain nicht selber…,“ Oskar stach zu und zapfte mir etwas Blut ab, bevor
er mit seiner Erklärung fort fuhr. „…auf den Gedanken mit dem Gift gekommen
ist. Er muss etwas sehr wichtiges im Kopf haben und das wird wahrscheinlich dein
Zustand sein. Fertig. Du solltest noch mal schlafen. Das wird dir gut tun.
Möchtest du noch etwas trinken?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Mein Mund
fühlte sich zwar wieder knochentrocken an, doch ich wollte so schnell es ging
allein sein um nachzudenken, ich wollte es wenigstens versuchen.
Es wurde immer dunkler in meinem Zimmer. Es schien, als hätte ich den ganzen
Tag verschlafen. Schließlich war der Überfall auf Master Cain morgens um 9.00
Uhr gewesen. Und kurz nach 10 waren wir wieder hier angekommen. Meine Gedanken
schweiften weiter. Ich kämpfte dagegen an, dass diese sich in irgendeine
unnütze Sache verbissen. Master Cain sah wütend aus, als ich ihm das Glas
abnahm. Warum nur? Und wie viel Wahrheit steckte hinter Master Oskars Worten?
Hatte sich Master Cain wirklich so viele Gedanken um meine Gesundheit gemacht?
Mir fielen die Augen zu doch richtig eingeschlafen war ich nicht, so bemerkte
ich, wie die Türe geöffnet wurde und jemand eintrat.
Inzwischen war es in meinem Zimmer sehr dunkel. Nur das durch das Fenster
einfallende Mondlicht zauberte einen schmalen Streifen Licht auf den Boden.
„Riff, bist du wach?“ Oh die kleine Miss. Warum war sie denn noch wach.
„Miss Merry?“ Das junge Fräulein entzündete eine Lampe und stellte sie auf
den Tisch. „Geht es dir besser?“
Ihre Stimme klang besorgt aber doch drängend. Etwas schien ihr auf dem Herzen
zu liegen. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief ein und versuchte die
Schmerzen in mir zu verdrängen. „Es geht mir wieder gut.“ Nur nicht
verraten wie schlecht es mir ging. Miss Merry durfte sich keine Sorgen machen.
Selbst wenn Master Cain es mir nicht befohlen hätte, würde ich die kleine Miss
nicht mit meinen Problemen belasten wollen. „Was ist mit Euch. Ihr seht
bedrückt aus.“
Merry wandte den Blick ab, starrte auf den Boden und ein schlechtes Gefühl
breitete sich in mir aus. Die Schmerzen aus meinem Geist verbannend richtete ich
mich auf und legte dem kleinen Mädchen eine Hand auf die Schulter. „Miss
Merry, geht es um Master Cain?“ Sie begann zu schluchzen und ich nahm sie
tröstend in den Arm. „Miss Merry, bitte.“ Ich musste nicht mehr sagen.
Merry verstand mich auch so und leise begann sie sich ihre Sorgen von der Brust
zu reden. „Oskar brachte ihm etwas und kurz darauf hat Cain total aufgeregt
das Haus verlassen. Oskar ist hinterher gerannt und seitdem hab ich sie nicht
mehr gesehen.“ „Wann war das?“ „Das ist jetzt schon drei Stunden her.“
Drei Stunden? Wo könnte er nur sein? Ich schlug die Decke zurück und stand
vorsichtig auf, kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit und das
Schwindelgefühl. Langsam tapste ich schwankend zu meinem Kleiderschrank und
holte Hemd, Hose, Weste und einen Mantel heraus. Danach ging ich mit der
Kleidung überm Arm zurück zum Bett, wo ich mich fallen ließ.
Mein Herz und meine Atmung rasten als währe ich einen Marathon gelaufen.
Verdammt was war das nur, dass ich so schnell erschöpfte. „Riff, was machst
du?“ „Ich…, werde…, Master Cain…, suchen.“ Ich bekam kaum einen
zusammenhängenden Satz heraus. Überschätzte ich mich jetzt nicht haushoch?
Wie sollte ich Master Cain finden und ihm bei bedarf helfen, wenn ich noch nicht
einmal die Kraft hatte mich anzukleiden?
Wütend über mich selbst schob ich diese Gedanken zur Seite. Ich musste etwas
tun. Ich konnte nicht einfach nur so dasitzen und darauf warten, dass Oskar ihn
wieder zurückbrachte. Selbst wenn ich bei dem Versuch doch noch sterben würde,
so hatte mein Tod dann wenigsten einen Sinn. Außerdem, würde Master Cain etwas
geschehen, dann währe mein Leben sowieso nutzlos.
Schweigend versuchte ich die Knöpfe meines Oberteils zu öffnen, doch meine
Hände zitterten und waren taub, wodurch dieses alltägliche Tun sich zu einem
nervenden Schauspiel entwickelte. „Du darfst nicht aufstehen. Du bist doch
verletzt.“ Die kleine Miss blickte mich erschrocken und besorgt an und ich
musste kurz lächeln, bevor ich ihr ernst meine Ansichten zu erklären
versuchte. „Miss Merry, ich muss ihn suchen.“ „Auch wenn es das letzte ist
was du tust?“ Ich nickte der kleinen Miss nur zu, worüber sie zu seufzen
begann.
Ich kämpfte gerade mit meinem vierten Knopf, als meine Hände sanft weg
geschoben wurden. „Miss Merry?“ Sie lächelte mich an, öffnete die
restlichen Knöpfe, half mir dabei dieses Kleidungsstück auszuziehen und das
bereitgelegte Hemd anzuziehen und während sie die Knöpfe schloss begann sie
ihr Tun zu erklären. „Ich werde dir helfen. Zusammen können wir ihn bestimmt
finden. Und wehe du meckerst jetzt.“ Es war mir unangenehm, dass Miss Merry
mir half, und ihre Begründung hatte mich geschockt. „Aber Miss Merry, das
geht nicht. Ihr dürft Euch nicht in Gefahr begeben.“
Das junge Fräulein fuchtelte mir drohend mit einem Finger unter der Nase herum
und legte ihre Stirn in Falten. „Red keinen Unsinn Riff. Ich war jahrelang auf
Londons Strassen unterwegs. Ich weiß was ich tu.“ Einige Augenblicke musterte
sie mich wie ich meine Weste überzog. „Schaffst du den Rest allein?“ Ich
wusste zwar nicht wieso, aber diese unschuldigen Augen, diese ebenso gestellte
Frage, die mich beruhigte, brachten mich zum lächeln bevor ich ihr antwortete.
„Natürlich Miss Merry.“ Auch sie lächelte und lief aus meinem Zimmer.
Schweigend sah ich ihr nach, bevor ich, sobald die Türe geschlossen war, mein
Gesicht hinter den Händen verbarg. Diese ganze Aktion, hatte mich sehr
erschöpft. Aber ich musste jetzt weitermachen. Miss Merry würde sich nicht von
ihrer Idee abbringen lassen.
Mein Körper schrie nach Schlaf, mein Kopf drohte mir in den nächsten Sekunden
zu explodieren, meine Lunge versagte mir beinahe den Dienst und die Welt vor
meinen Augen verschwamm und drehte sich. Was für einen erbärmlichen Eindruck
ich machen musste. Dennoch schaffte ich es irgendwie mich fertig anzukleiden.
Den Mantel legte ich mir über den Arm und schleppte mich zur Tür.
Dort lehnte ich mich kurz an die Wand und versuchte tief einzuatmen. Jeden
Funken Selbstbeherrschung kratzte ich zusammen und richtete mich auf. Jetzt nur
nicht vor Schwäche zusammenbrechen. Ich öffnete die Tür und schritt hinaus.
„Ah, Sir! Ihr seid auf?“ Ich wandte mich der Stimme zu. „Mary, was gibt
es?“ „Ich dachte nur, dass Ihr momentan krank seid. Miss Merry erwähnte so
etwas.“ „Wie du siehst geht es mir wieder besser.“ Das Hausmädchen
blickte beschämt zu Boden. „Miss Merry wartet auf Euch in der Halle.“
„Mary, weißt du wo Master Cain hin ist?“ „Tut mir leid, aber ich weiß es
nicht. Er hat eine der Kutschen herrichten lassen und gemeinsam mit Master Oskar
ist er dann davongefahren.“ Verdammt, was ist denn heute nur los? Seit wann
musste man der sonst so gesprächigen Mary alles aus der Nase ziehen? „In
welche Richtung?“ An ihrem Gesichtsaudruck konnte ich erkennen, dass mir die
Frage etwas zu schroff herausgerutscht war. Ihre Hand zitterte leicht als sie
nach rechts deutete. „Richtung Innenstadt.“ „Danke Mary.“ Langsam
schritt ich die Treppe hinunter wobei ich den Blick des Hausmädchens im Rücken
spürte.
Wo bleibt Riff nur? Sollte ich vielleicht doch noch mal rauf und nachsehen, ob
er Hilfe braucht? Aber er machte vorhin ein Gesicht, ob es ihm nicht Recht
währe wenn ich ihm helfe. Aber warum? Ich verstehe ihn nicht. Genauso wenig wie
meinen Bruder. Warum machten die Beiden auch immer solch ein Geheimnis darum wie
es ihnen geht.
„Miss Merry entschuldigt, dass Ihr warten musstet.“ Ich wandte mich zur
Treppe. Das gab es doch nicht. War das der gleiche Riff, der vor einigen Minuten
noch erschöpft vom Kleiderraussuchen auf dem Bett gesessen war? Unglaublich, er
ging ohne Schwäche zu zeigen die Treppe runter und lächelte mir zu, doch seine
Augen waren noch immer leicht verschleiert. „Macht nichts Riff. Los jetzt
suchen wir Cain.“ Er nickte nur während er in seinen Mantel schlüpfte und
mir bei dem meinigen half. Er kniete sich hin um ihn zu schließen. „Aber
Riff…,“ Er ließ mich nicht ausreden und raunte mir eine Begründung zu.
„Miss Merry, die Dienerschaft darf nichts erfahren.“ Er schloss kurz die
Augen, atmete hörbar ein und erst einige Sekunden später wieder aus, dann
erhob er sich wieder und reichte mir den Arm. So verließen wie das Haus und
machten uns auf die Suche.
Nach einer halben Stunde blieb Riff stehen. Im Licht der Straßenlaterne konnte
ich sehen, dass er kalkweiß war. Schweiß stand ihm auf der Stirn, er keuchte
schwer und hielt sich an der Laterne fest um nicht einfach umzufallen.
„Riff sollen wir eine Kutsche nehmen?“ Dieser schüttelte nur den Kopf und
ging weiter, jedoch kam er nur wenige Schritte, bevor er auf die Knie
zusammensackte. „Riff!“ Schnell lief ich zu ihm, half ihm wieder auf die
Beine zu kommen. Aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden, den ich ihm
schnell mit meinem Taschentuch wegwischte. „Riff wir müssen zurück. Du
gehörst ins Bett.“ Wieder schüttelte er den Kopf und in seiner Stimme klang
Entschlossenheit heraus. „Ich werde Master Cain nicht seinem Schicksal
überlassen. Ich kann es nicht.“
Da er kaum imstande war sich auf den Beinen zu halten, stützte ich ihn so gut
ich konnte. Er deutete nach Rechts in einer spärlich beleuchtete Seitenstraße.
„Wir müssen dort entlang.“ Woher war er sich so sicher? Ich war noch in
Gedanken als ich gegen Riff stieß, da dieser abrupt stehen geblieben war. In
seinem Blick stand Unglaube, beinahe schon Entsetzen geschrieben.
„Du? Du hättest eigentlich schon lange tot sein sollen. Aber dein
unverständliches Verlangen für deinen Herrn in den Tod zu gehen, scheint dich
selbst auf der Schwelle des Todes noch auf den Beinen zu halten.“ Ein
ziemlich großer, schlanker Mann mit langen, aschblonden Haaren blickte uns
erstaunt durch die Brille an. Riff nahm mich am Arm, schob mich hinter sich und
richtete sich wieder auf.
„Wo ist er?“ „Aber aber, wer wird denn so unhöflich sein.“ „Wo ist
Master Cain?“ „Ich verstehe zwar nicht warum du dich so benimmst, aber um
deine Frage zu beantworten, er ist in diesem Gebäude. Er und sein neuer
Freund.“ Sein Blick fiel auf mich und er begann zu lächeln. Doch in diesem
Lächeln steckte nicht das geringste Gefühl. „Oh, wen haben wir denn hier?
Das Fräulein Schwester.“
Der Kerl kam mir bekannt vor und nach einigen Augenblicken wusste ich auch
woher. „Das ist doch…, du bist doch der Arzt, der Drew getötet hat.“ Er
blickte mich nachdenklich an. „Drew? Der Name sagt mir nichts. Wahrscheinlich
war dieses Mädchen nur ein unbedeutendes Opfer.“ Oh diese Kanalratte. Wenn
ich nur etwas stärker währe und wenn Riff mich endlich loslassen würde, dann
würde ich ihm jetzt einfach fertig machen, aber so blieb mir nichts anderes
über als meine Tränen zurückzudrängen.
„Sie Mistkerl. Wie können Sie so was sagen!“ „Miss Merry, beruhigt
Euch.“ Riff hatte ja Recht. Diesen Arzt zu verärgern könnte gefährlich
sein. „Doktor, ich denke Sie haben nichts dagegen, wenn Miss Merry sich
zurückzieht.“ Die ersten Sekunden blickten der Doktor und ich Riff nur
verwundert an, bis der Blonde zu lachen begann. „Wie köstlich. Ich glaube
aber, dass du nicht in der Lage bist Forderungen zustellen.“ „Sie irren sich
Doktor Disraeli. Ich gebe Ihnen den Rat meine Schießkünste nicht zu
überschätzen. Es könnte gut geschehen, dass ich sie aus versehen tödlich
verletze.“ Wo hatte Riff denn plötzlich die Pistole her? Doch seine Hand
zitterte. Ich glaube selbst wenn er es gewollt hätte, den Doktor hätte er nie
im Leben getroffen.
„Doktor die Vorbereitungen sind abgeschlossen, Sie können mit dem Eingriff
beginnen. Was macht der denn hier?“ Ein schwarzhaariger Junge war aus dem
Haus gekommen. Seine Augen funkelten gefährlich, als sie an Riff hängen
blieben. „Er will seinen Herrn abholen.“ „Darf ich mich um ihn kümmern?
Ich hätte da noch eine Rechnung mit ihm offen.“ Der Junge zog einen Dolch,
während der Doktor nur zu lächeln begann. „Aber Cassian, du weißt, dass
sobald sein Herr verstorben ist, er daran zerbrechen wird. Außerdem hat er
nicht mehr lange. 5 Minuten schätze ich mal. Es währe unnütz sich jetzt um
ihn zu kümmern. Aber das junge Fräulein an seiner Seite würde mich doch noch
interessieren.“
Riff wich einen Schritt zurück und schob mich mit sich. Ich konnte in seinen
Augen sehen, wie ihn die Situation schockte. Auch mir machte sie große Angst.
Der Doktor brauchte nur noch ein paar Minuten warten, dann würde niemand mehr
zwischen mir und ihm stehen. Ich begann zu zittern. Riff sackte zusammen und
kauerte am Boden, spuckte Blut. Ich wollte ihm helfen konnte mich aber nicht
bewegen.
In diesem Moment krachte die Tür hinter dem Doktor auf und mein Bruder und
Oskar kamen heraus gerannt. Einige Sekunden blickten sie mich und Riff erstaunt
an, jedoch rannten sie gleich weiter. Cain schnappte mich, nahm mich auf den Arm
und lief weiter, während Oskar sich um Riff bemühte.
Nur eine Straße weiter, in einer finsteren Seitengasse konnte ich die
familieneigene Kutsche entdecken in die Cain mich steckte, bevor er mit einem
leisen ^wir sprechen uns später^ wieder zurücklief um Oskar und Riff
Rückendeckung zu geben.
Ich hörte Schüsse, traute mich aber nicht nachzusehen, sondern drückte mich
tiefer in den weichen Sitz und schrie erschrocken auf, als die Kutschentür
geöffnet wurde.
„Aber Merry, vor mir brauchst du dich nicht fürchten. Rutschmal, damit ich
Riff reinsetzen kann.“ Schnell stand ich auf und half Riff hineinzuziehen.
Cain schob von draußen. „Oskar raus mir dir. Wir müssen so schnell wie
möglich zurück.“ Oskar nickte, sprang aus der Kutsche und stieg auf den
Kutschbock, während Cain zu uns hinein stieg.
Waren denn fünf Minuten nicht schon herum? „Cain, Riff…, fünf Minuten…,
Gegengift…“ Ich war so aufgeregt und durcheinander, dass ich keinen
vernünftigen Satz zusammen bekam, doch mein Bruder schien mich auch so
verstanden zu haben. „Keine Sorge Merry. Ich hab dem Doktor das Gegengift
stibitzt und es Riff schon verabreicht. Ich hoffe, dass es genug war. Aber, was
macht ihr Beiden überhaupt hier? Seid ihr den wahnsinnig? Du hättest verletzt
werden können.“ Mir kamen die Tränen und ich schluchzte. Eigentlich wollte
ich mich verteidigen, doch ich bekam kein Wort heraus. Zu sehr hatte mich dieser
Abend geschockt.
Das Merry weint wollte ich nicht. Aber zu sehr hatten mich die Sorgen im Griff
seit ich sie hinter Riff erblickt hatte. „Merry, entschuldige, ich wollte dich
nicht schimpfen. Eigentlich muss ich mich bei dir ja sogar bedanken.“ Merry
wischte sich die Tränen aus den Augen und blickte mich fragend an. „Na ja,
hättet ihr beiden den Doktor nicht aufgehalten, dann gäbe es weder mich noch
Oskar. Nur weil der kleine Helfer auch noch den Raum verlassen hatte, konnte
Oskar sich und dann noch mich befreien und es blieb sogar noch Zeit nach dem
Gegengift zu suchen.“
Verwirrt blickte sie mich an. „Sag mal Cain, wann hast du Riff denn das
Gegengift gegeben?“ Ich musste über die schüchtern gestellte Frage lächeln.
„Vorhin, nachdem ich dich in die Kutsche gesetzt hatte.“ „Und… und wer
hat geschossen?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises Hauchen. So erlebte
man meine kleine Schwester nur selten. „Das war ich. Ich musste ja den Doktor
und seinen kleinen Freund abhalten uns zu schnell zu folgen.“ „Und was ist
jetzt mit Riff? Warum ist er noch nicht wach? Wir dürften gleich daheim
sein.“ „Na ja, das kann ich dir auch nicht sagen. Ich schätze aber, dass
seine Verletzung ihm noch mehr Kraft gekostet hat als die Vergiftung.“ „Also
war sie doch so schlimm?“ Verdammt, Merry war eine kluge kleine Lady. Jetzt
musste eine Ausrede her. „Nein, aber er hätte länger Ruhe gebraucht.
Immerhin ist es noch keinen Tag her, dass er verwundet wurde.“ Ob sie das
glaubte? Ja, ihr Blick zeigte es mir. Glück gehabt. Aber Riff müsste wirklich
schon wieder bei Bewusstsein sein. Hatte mich der Doktor belogen als er mir die
Menge verriet? Glaube ich aber nicht. Er hatte ja nicht damit gerechnet, dass
wir ihm entkommen könnten, weshalb sollte er also lügen. War es vielleicht gar
kein Gegengift gewesen sondern nur eine andere Sorte Gift?
Ich sprang regelrecht auf und fühlte nach Riffs Puls. Meine Finger strichen
über sein Handgelenk, bis ich die Narbe, welche er sich bei seinem
Selbstmordversuch zugezogen hatte spürte. Dort verharrte ich einige
Augenblicke. Erleichtert merkte ich dass sein Blut ganz regelmäßig unter
meinen Fingerkuppen pulsierte.
Die Kutsche hielt an und wenige Sekunden später spähte Oskar schon rein.
„Was macht der Patient?“ „Er ist bisher noch nicht zu sich gekommen.“
Oskar begann zu überlegen, wobei er sich durch sein Haar fuhr. “Hhmm, soll
ich einen der Hausdiener holen? Allein wird es schwierig ihn die Treppe
hochzuschleppen.“ Mein Blick wanderte durch den finsteren Vorgarten und blieb
am Brunnen hängen.
„Oskar bring Merry rein. Ich komme in ein paar Minuten mit Riff nach.“
Verwundert sah Oskar mich an. „Wie willst du ihn denn bis zum Haus bringen?
Ein Pferd vorspannen und an den Haare reinschleifen?“ Ich wusste, dass ich
wieder mein typisches, überlegenes Lächeln aufgesetzt hatte als ich Oskar
belehrte.
„Mitnichten, er wird alleine hineingehen. Denn er weiß, dass die Dienerschaft
sich, sollten sie etwas bemerken, das Maul über ihn zerreißen wird und er
dadurch nur Unannehmlichkeiten bekommt.“ „Ach deshalb.“ Verwirrt blickte
ich Merry an, deren Blick auf Riff gerichtet war. „Merry, was meinst du?“
Oskar hatte mir die Worte aus dem Mund genommen und interessiert hörten wir der
Erklärung meiner Schwester zu.
„Ich hatte mich gewundert. Er war so erschöpft nachdem er sich Kleider aus
dem Schrank geholt hatte, kam dann aber die Treppe hinunter, als währe nichts.
Er strahlte eine solche Kraft und Entschlossenheit aus, ganz anders als noch in
seinem Zimmer, wo er kaum in der Lage war seine Knöpfe zu öffnen. Er hat mir
sogar beim Mantel anziehen geholfen und ihn zugeknöpft und meinte, als ich ihn
abhalten wollte, dass die Dienerschaft nichts bemerken darf.“ Oskar lachte
kurz. „So was nenne ich einen Sturkopf. Nun gut. Mylady, darf ich ihnen den
Arm bieten und sie ins Haus geleiten?“
Merry stieg aus der Kutsche und legte ihre Hand auf Oskars Arm und ging mit ihm
zum Haus. „Wenn es sein muss.“ „Och Merry sein doch nicht immer so kalt zu
mir.“ „Warum auch nicht. Jetzt bist du so ein riesiger Grobian und kannst
meinen Bruder noch nicht einmal aufhalten…“ Mehr konnte ich nicht verstehen,
da die Beiden inzwischen am Haus angekommen waren und eintraten. Ich ging zum
Brunnen, nahm mein Taschentuch und tauchte es ins kühle Nass.
Zurück bei Riff strich ich ihm mit dem Tuch vorsichtig über sein blasses
Gesicht. Es half irgendwie nicht. „Riff, bitte komm wieder zurück. Ich
brauche dich und wir können es uns nicht leisten hier zulange herumzusitzen.
Der Doktor könnte uns gefolgt sein. Bitte komm zu dir.“ Verzweiflung und Wut
brachen hervor und um mich abzuregen warf ich Riff das nasse Tuch ins Gesicht.
Dort blieb es dann einige Zeit liegen bevor er sich bewegte und es entfernte.
„Master Cain?“ Er keuchte auf und presste sich beide Hände an die Brust. So
hilflos wie in diesem Moment hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
„Riff? Wie geht es dir?“ „Besser.“ Seine Körpersprache verriet mir
jedoch etwas anderes und ohne es zu wollen fuhr ich ihn an. „Das will ich aber
auch hoffen. Los jetzt wir müssen ins Haus und du wirst dich soweit zusammen
nehmen, dass du ohne aufzufallen zu mir ins Zimmer kommst. Ich muss mit dir
reden. Verstanden?“ Ich konnte sehen wie er unter jedem Wort leicht
zusammenzuckte. „Natürlich Master Cain.“
Ich stieg aus und wartete auf ihn. Er saß noch einen Moment ruhig da, atmete
langsam ein und wieder aus, bevor er abrupt aufstand und ausstieg. Nun wusste
ich was Merry gemeint hatte. Just in diesem Moment sah man weder die Qualen die
er momentan erlitt noch die Schwäche, die ihn zuvor noch in ihren Klauen
gehalten hatte. Hoch aufgerichtet schritt er hinter mir her, öffnete mir die
Tür, half mir den Mantel abzulegen und ging zu einem der Hausdiener, dem er mit
fester Stimme auftrug den Kutscher zu wecken, damit sich dieser um das Pferd und
die Kutsche kümmern konnte. Danach wandte er sich an mich.
„Master Cain, wünscht Ihr eine Tasse Tee?“ Ich verneinte obwohl ich jetzt
schon gerne eine Tasse gehabt hätte, jedoch wollte ich Riff nicht länger sein
Theater spielen lassen als nötig. „Jetzt komm mit.“ Er folgte mir die
Treppe hinauf, wobei mir auffiel, dass er eine Hand über das Geländer streifen
ließ, was er sonst nicht tat.
Ich ging zielstrebig in mein Schlafzimmer und Riff folgte mir. Er schloss die
Tür und blieb an selbige gelehnt stehen. Auch jetzt versuchte er eindeutig
keine Schwäche zu zeigen, während ich es mir am Rand meines Bettes bequem
machte. „Setz dich zu mir.“ „Master Cain…“ „Setz dich. Mir brauchst
du nichts vorzuspielen. Ich hab Augen im Kopf. Ich sehe doch, dass du gleich
nicht mehr kannst. Also?“ Er nickte nur ergeben und setzte sich zu mir.
“Nun, wie geht es dir? Hat sich etwas geändert seit ich dir das Medikament
gab?“ „Ja Sir. Das Brennen in der Brust ist verschwunden, ebenso wie die
Atemnot, die Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl.“ „Gut. Und deine
Verletzungen?“ „Die leichteren brennen nur etwas.“
Ich wartete, darauf, dass er weiter sprechen würde, doch er tat es nicht. Es
schien als wollte er mir seinen wahren Gesundheitszustand verschweigen, dabei
wusste ich doch wie es ihm ging. Aus eben diesem Grund bohrte ich weiter. „Und
die an der Oskar herumgedoktert hat?“ „Auch schon besser.“ „Lüg mich
nicht an.“ Ich schlug leicht auf seine Brust und er keuchte vor Schmerz auf.
„Leg dich hin. Ich hole Oskar, damit er sich die Wunde noch mal ansieht.“
„Aber Master Cain…,“ „Kein Aber. Heute Nacht ist es zu gefährlich,
allein zu beleiben. Der Doktor könnte sich an uns rächen wollen und dann ist
es besser, wenn zumindest wir beide zusammen sind.“ Er nickte ergeben blieb
aber sitzen.
Ich ging schnellen Schrittes zum Saloon und sah nach, ob Oskar sich dort befand.
Er saß offensichtlich alleine vor dem brennenden Kamin und starrte in die
Flammen. „Oskar…,“ „Shhh, Merry schläft da hinten.“ Er deutete über
die Schulter zur Couch, wo Merry zusammengekauert lag und tief und fest
schlummerte. Einige Sekunden sah ich ihr beim schlafen zu, bevor ich mich etwas
leiser wieder an Oskar wandte. „Würdest du noch mal nach Riffs Verletzungen
sehen?“ „Klar. Cain, kann ich dich was fragen?“
Irgendwie konnte ich mir schon denken was jetzt kam. Immerhin begann er immer so
wenn er eine bestimmte Frage loswerden wollte. „Dir werde ich meine Schwester
nicht zur Frau geben. Nicht so einem Luderjan wie, den sogar die eigene Familie
enterbt hat.“ „Öhm das wollte ich jetzt zwar nicht fragen, sondern eher,
was Merry und Riff in dieser Straße gesucht hatten? Wie kam es dass sie genau
zur rechten Zeit zur Stelle waren?“ Das erstaunte mich jetzt doch. „Das kann
ich dir nicht sagen. Das musst du Riff fragen. Er schafft es immer mich zu
finden. Es ist sehr…, seltsam.“ Ich versank in Erinnerungen.
Ich saß wieder weinend hinter einem kleinen Strauch und erschrak als Riff
plötzlich vor mir stand mir seine Hand hinhielt um mir aufzuhelfen und mich mit
dem liebevollen Blick bedachte, den er mir auch heute noch sooft schenkte.
Ebenso wie das Lächeln, das mir schon als Kind Ruhe und Glück gespendet hatte.
Was würde sein, wenn er nicht mehr an meiner Seite währe? Ich unterdrückte
ein seufzen und setzte mich in den Sessel welcher der Couch gegenüber stand und
sah Merry wieder dabei zu wie sie schlief. Einigen Minuten später kam Oskar
wieder und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Cain, ich hab gute Nachrichten. Auch wenn er sich nicht an die Bettruhe
gehalten hat, die Naht ist nicht aufgebrochen und es scheint ihm den Umständen
entsprechend gut zu gehen. Ich gab ihm ein Schmerzmittel und jetzt schläft er
in deinem Bett. Du musst dir wohl ein anderes Zimmer nehmen.“ „Werde ich
nicht. Der Doktor war heute seinem Ziel schon sehr nah. Vielleicht kommt er hier
her. Ich werde in mein Zimmer gehen und dort Wache schieben und du setzt dich
hier in diesen Sessel und rührst dich nicht vom Fleck. Du passt auf Merry auf.
Ach ja, ich hab noch etwas für dich.“ Ich holte aus meinem Arbeitszimmer
einen Stapel Papiere, die ich Oskar in die Hände drückte. „Hier, die
Hausordnung. Finger weg von Merry, nicht schlafen und aufpassen sind die
Wichtigsten.“
Ohne auf sein Gejammer zu achten verließ ich den Saloon und ging in mein
Zimmer. Riff lag wie Oskar gesagt hatte in meinem Bett und schlief. Er hatte
noch immer seine Hose an, jedoch war von seiner Weste oder dem Hemd keine Spur
zu sehen. Mein Blick wanderte über den muskulösen Oberkörper und mein Herz
begann schneller zu schlagen. Was war nur los mit mir? Die letzten Wochen
geschah es immer wieder, dass ich auf diese Art auf Riffs Nähe reagierte. Wenn
er mir beim Anziehen half und seine Finger leicht über meine Haut fuhren bekam
ich Gänsehaut und musste mich zum Atmen zwingen.
Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken und Gefühle zu verbannen und kuschelte
mich in den Sessel, der am Fenster stand. Eine Frage schwirrte mir durch den
Kopf, während mein Blick auf dem dunklen Glas des Fensters ruhte. Warum hatte
Riff Merry in so eine Gefahr gebracht? Es währe schon schlimm genug gewesen ihn
zu verlieren, aber Beide auf einmal, das schien mir die größte Qual meines
Lebens zu sein.
Ein Rascheln hinter mir ließ mich aufhorchen. „Master Cain, Ihr solltet euch
hinlegen und schlafen.“ Riff stand auf und kam zu mir. Er hielt mir seine Hand
hin und lächelte mich leicht an. Jedoch ignorierte ich seine Geste. „Riff,
warum warst du heute so verantwortungslos? Wieso hast du dich und vor allem
Merryweather in solch eine Gefahr gebracht?“ Sein Lächeln verschwand,
während er sich dem Fenster zuwandte und leise zu erklären begann. „Es tut
mir leid Master Cain. Ich wollte nicht dass Miss Merry mich begleitet, aber sie
war entschlossen Euch zu suchen. Deswegen blieb ich an ihrer Seite um sie im
Notfall zu schützen, was mir nicht gelang.“ Ach so, Merry hatte ihn vor
vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt schämte ich mich, dass ich ihm vorgeworfen
hatte, er währe wegen Merry verantwortungslos. „Und weshalb bist du los?“
„Ich konnte Euch nicht Eurem Schicksal überlassen. Der Gedanke Euch zu
verlieren war schrecklich. Ich kann ohne Euch nicht leben, denn ich lebe nur um
Euch zu dienen.“
So, das wars dann auch wieder. Ich hoffe es war wenigstens etwas verständlich
und ihr hattet ein kleinwenig Spaß.
Liebe Grüße
FuYu
Kapitel 3: Wem gehört dein Herz
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So, da ist auch schon Teil drei. Es ist jetzt schon 22:00 Uhr und ich hab eben
die letzten Sätze geschrieben. Und jetzt bin ich wirklich fertig. Meine Augen
brennen und ich will nur noch in meine Heia.
Diesmal war eigentlich ein reines Cain und ÄRiff kapitel geplant, doch
irgendwie hat es nicht so funktioniert wie ich es mir vorgestellt hatte,
deswegen hab ich am Ende ein Stückchen aus Merrys Sicht geschrieben.
Ach, und bitte seid nicht zusehr auf Onkel Neal böse. Er mußte dazu herhalten,
da es einfach noch zufrüh ist. *nicht wundern- wer dieses Kapitel ließt, weiß
was ich meine*
Bevor ich mich aber in die Falle werfe muß ich noch was gaaaaaaanz wichtiges
loswerden.
Vielen, vielen Dank an Nachtschwester_Sephie, schattenengel45 und Feendrache
für ihre lieben Kommis. Danke schön. *alle umknuddel*
Ich freu mich riesig, daß euch die Story gefällt. ^_____________________^
Und bevor ihr mich noch lyncht,weil ich zuviel plappere, hier nun das dritte
Kapitel!!
Viel Spaß beim Lesen.
Kapitel 3 – Wem gehört dein Herz? -
Schweigend musterte er mich, ließ seine grünen Augen mit den goldfarbenen
Akzenten über mein Gesicht gleiten. Glaubte Master Cain mir etwa nicht? Jedoch
war jetzt nicht die Zeit sich deswegen Gedanken zu machen. Master Cain gehörte
ins Bett. Es wurde bald wieder hell und er musste einfach noch ein paar Stunden
Schlaf erwischen. Ich hielt ihm wiederholt die Hand hin um ihm aufzuhelfen und
lächelte dabei, obwohl mir momentan nicht danach zumute war. Es bedrückte
mich, dass er mir, obwohl ich ihm schon sooft meine bedingungslose Treue
geschworen hatte, noch immer zu misstrauen schien.
„Master Cain Ihr solltet nun endlich etwas schlafen. Ich werde Wache
halten.“ Seine Augen weiteten sich. Hatten ihn meine Worte etwa erschreckt? Er
klang etwas durcheinander als er mir widersprach. „Aber Riff, du musst dich
erholen. Du brauchst doch Ruhe. Nicht ich.“ Wie seltsam mir diese Situation
erschien. Dennoch wandelte sich mein künstliches in ein natürliches Lächeln.
„Wenn Ihr es wünscht werde ich mir morgen wenn Ihr Euch erholt habt etwas
Ruhe gönnen.“
Er verbarg sein Gesicht hinter der Hand. Hatte ich ihn mit meinen Worten
verletzt? Doch dann hörte ich ihn leise lachen. Er legte den Kopf schief und
seine Augen blitzten zwischen einigen Strähnen seines dunklen Haares hervor.
Langsam schüttelte er den Kopf und lächelte mich an. „Jemand meinte heute,
du währst ein Sturkopf. Und so ungern ich es zugebe, aber er hatte Recht. Du
bist der sturste Diener, der je unter meiner Fuchtel gelebt hat. Aber genau das
schätze ich an dir. Du sollst deinen Willen haben. Ich werde mich etwas
hinlegen. Hilf mir beim Ausziehen.“ Master Cains Blick wurde lauernd und ich
fühlte mich stark an eine gefräßige Katze erinnert, die einer kleinen Maus
gegenüber saß.
Ich zog, da mir eine Gänsehaut lief, mein Hemd über, unterließ es aber
selbiges zuzuknöpfen, holte Master Cains Schlafanzug aus dem Schrank,
schüttelte dabei langsam den Kopf, während ich meine seltsamen Gedanken
verbannte, bevor ich mich vor ihn kniete und damit begann die Knöpfe seiner
Weste zu öffnen. Er schloss die Augen während ich ihm das Kleidungsstück
über die Schultern schob. Dann machte ich mich daran sein weißes Hemd zu
öffnen.
Ich spürte seine warme, glatte Haut unter meinen Fingerspitzen und merkte
dabei, wie mein Mund trocken wurde. Master Cain keuchte leise auf. Sichtlich
geschockt blickte er mich an und sicherlich sah ich ebenso zurück. Seine Wangen
waren gerötet und seine Atmung etwas beschleunigt. „Master Cain? Geht’s
Euch gut? Habt Ihr Fieber?“ Ich legte meine Stirn an seine um die Temperatur
zu vergleichen, konnte aber keinen auffälligen Unterschied erkennen. Er schien
schon leicht wärmer als ich zu sein, doch von Fieber konnte zum Glück keine
Rede sein.
Fieber? Ich und Fieber? Ich brannte zwar, jedoch nicht wegen erhöhter
Körpertemperatur. Ich sehnte mich nach Nähe und diese wurde mir jetzt durch
Riff gegeben. Seine Stirn an meiner, sein warmer Atem, der immer etwas süßlich
war da er gerne naschte, der sanft über mein Gesicht strich, seine Hände, eine
an meinem Hinterkopf, die andere auf meiner bloßen Schulter, sein seidiges
Haar, das mich an der Nase kitzelte. Das alles ließ mein Herz rasen und jagte
mir das Blut in die Wangen.
„Nein kein Fieber. Hoffentlich wird es keines.“ Er blickte mich besorgt an
und richtete sich wieder auf, blieb aber so nah bei mir stehen, dass sein Hemd
vor meiner Nase baumelte. Ich schnappte mir einen Zipfel und hielt ihn vor meine
Nase, atmete den vertrauten Geruch ein, schloss die Augen und entspannte mich
zusehends. Doch dann kam mir eine Begebenheit wieder in den Sinn und da wir nun
allein waren packte ich die Gelegenheit am Schopfe um eine Antwort zu bekommen.
„Riff, warum hast du mir das Glas aus der Hand genommen?“ Er blickte mich
verständnislos an. Ich ließ ihn einige Augenblicke nachdenken, doch sein
Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Er wusste nicht, was ich meinte.
Vielleicht war er vom Gift so benebelt, dass er sich nicht daran erinnern konnte
oder der Themenwechsel war zu abrupt. Ich musste wohl deutlicher werden.
„Warum hast du dir von mir nicht helfen lassen? Oskar hat dich gestützt das
hast du dir schweigend gefallen lassen, doch als ich dir das Glas Wasser geben
wollte…,“ Ich legte mich hin und drehte mich so zur Seite, dass Riff hinter
mir stand, während ich weiter sprach. „…warum hast du es mir aus der Hand
genommen?“ „Master Cain. Es tut mir leid, wenn ich Euch gekränkt
habe…,“ Er setzte sich aufs Bett und fuhr mir sanft durch die Haare. „…,
aber ich konnte mir vor Master Oskar nicht von Euch helfen lassen.“
Was hatte dieser Kerl jetzt damit zu tun? Ich war verwirrt, was mich wütend
machte und wie immer ließ ich meine Wut an Riff aus. Ich drehte mich wieder
zurück, packte ihn am Hemdkragen und zog ihn zu mir hinunter, so dass sein
Gesicht ein weiteres mal in dieser Nacht nur Millimeter von meinem entfernt war
und fauchte ihn an. „Was soll denn das für ein Grund sein? Falls du es
vergessen haben solltest, Oskar ist auch von Adel. Er ist, wenn auch von der
Familie enterbt, ein Baron. Also, ich will jetzt die Wahrheit. Warum lässt du
dir von einem Baron helfen und von einem Count nicht? Bin ich dem Herrn
vielleicht nicht gut genug?“ Seine Augen weiteten sich. Mit dieser Reaktion
meinerseits hatte er offensichtlich nicht gerechnet. „Ihr versteht mich
falsch. Master Oskar mag vielleicht ein Baron sein, jedoch habe ich ihm niemals
geschworen, ihm zu dienen oder ihn zu schützen. Euch schon.“
Jetzt schlug es aber dreizehn. Wieso konnte Riff heute nicht offen und ehrlich
mit mir reden? Warum musste er mich mit jeder Antwort noch mehr verwirren? Ich
ließ ihn los und überdachte seine Worte, kam auf keinen grünen Zweig während
er sich wieder aufrichtete. „Aber…, aber das stört dich doch meistens
nicht. Ich hab dir schon öfter dabei geholfen dich zu verbinden. Denk doch an
die Schussverletzung von Elisas Bruder Dudley.“ Bevor ich noch weitere
Beispiele aufzählen konnte, unterbrach er mich. Seine Stimme klang dabei fast
schon panisch. „Da waren wir unter uns.“
Riff seufzte leise, wandte sich von mir ab und musterte intensiv den Boden zu
seinen Füßen als er weiter sprach. „Es war mir unangenehm, dass Ihr mich so
schwach und hilflos gesehen habt, dass ich Eure Hilfe selbst für so etwas
Simples brauchte.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine
Gesichtszüge verhärteten sich. Was sollte ich jetzt tun? Ihr trösten oder ihm
Zeit geben selber herauszufinden dass diese Gefühle nichts brachten. Ich
versuchte es mit der ersten Variante, setzte mich auf und legte ihm eine Hand
auf die Schulter. „Hör mal Riff, du warst vergiftet worden und noch
schlimmer, Oskar hat an dir herumgeschnipselt. Da würde jeder Hilfe
brauchen.“ Er blickte mich für den Bruchteil einer Sekunde an, starrte dann
auf seine Hände, bevor er sein Gesicht darin verbarg, während er zu erklären
begann.
„Aber ich hatte.., ich wollte…, wie kann ich Euch beschützen und
unterstützen, wenn ich meinen Körper nicht unter Kontrolle habe? Wenn mir
solche Dinge die Kraft rauben. Ich habe Euch und Miss Merry damit in Gefahr
gebracht.“ Reflexartig, ohne es wirklich zu bemerken verpasste ich ihm eine
schallende Ohrfeige und fauchte ihn an. „Hör sofort auf solchen Unsinn zu
reden.“ Erstaunt hob er den Kopf und blickte mich an. Ich blickte ebenso
zurück, da es selbst mich wunderte, dass ich so reagiert hatte. Tief
durchatmend versuchte ich mich zu beruhigen bevor ich weiter sprach.
„Hör auf mit dem Unsinn. Du hast mich unter Einsatz deines Lebens gerettet
und Merry hast du solange beschütz wie es nur ging. Du hast dir nichts
vorzuwerfen. Hättest du dich nicht schützend vor mich gestellt, dann währe
ich verletzt und vergiftet worden. Hättest du Merry nicht trotz deiner
Schmerzen begleitet, dann währe sie schutzlos dem Doktor in die Hände
gefallen. Hättest du nicht solange durchgehalten und den Doktor wertvolle
Minuten lang abgelenkt, dann würden weder Oskar noch ich jetzt noch leben. Du
hast alles richtig gemacht.“ Seine Hand fuhr sanft über meine Wange, während
sein Blick eine Mischung aus Sorge und Verwunderung widerspiegelte. „Master
Cain?“
Was war denn nun schon wieder? Was wollte er mit diesen besorgt gehauchten
Worten in Erfahrung bringen? Und weshalb nahm er mich jetzt in den Arm… er
nahm mich in den Arm? „Beruhigt Euch Master Cain. Es ist alles gut. Es tut mir
leid dass ich Euch so verwirre. Shhh. Es ist alles gut. Weint nicht mehr.“
Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Wangen feucht waren. Ich schluchzte nicht,
doch die Tränen die stetig hervorquollen konnte ich nicht stoppen. Weshalb
weinte ich nach so vielen Jahren wieder? Und warum gerade jetzt? Obwohl, war es
nicht egal? Außer Riff sah sie niemand.
Außerdem war dies eine gute Gelegenheit mich mal wieder in seine starken Arme
zu flüchten wie ich es als Kind sooft getan hatte.
Master Cain schien noch zerbrechlicher geworden zu sein seit ich ihn das letzte
Mal in den Armen gehalten hatte. Ich musste besser darauf achten, dass er
anständig aß und gut schlief. Außerdem musste ich mich besser zusammen
nehmen. Ich wollte nicht der Grund seiner Tränen sein. Seit so langer Zeit
hatte er keine Träne mehr vergossen. Egal was ihm auch widerfahren sein mochte,
doch heute weinte er, nachdem ich ihm zu erklären versuchte, warum er mir nicht
helfen sollte. Weshalb? Vielleicht war er einfach übermüdet. Mir selber
schmerzte wieder der Kopf, doch diesmal war es einfach nur, weil ich total
erschöpft war.
Er schmiegte sich regelrecht an mich, während ich ihm durch das weiche Haar
strich. Wie hatte ich es vermisst, das Haar zu berühren, den schmalen Körper
im Arm zu halten, seine eigenen Geruch wahrzunehmen. Unbewusst wanderte meine
Hand aus seinem Haar zu seinem Nacken um diesen leicht zu kraulen. Leise
murmelte er an meine Brust. „Riff?“ „Ja Master Cain?“ „Wirst du mich
irgendwann verlassen?“ Diese Frage verwirrte mich, doch ich antwortete ihm
wahrheitsgemäß. „Nein Sir, weshalb sollte ich?“ Er seufzte leicht und
schmiegte sich noch etwas näher an mich. „Vielleicht, weil du dein Herz an
eine Frau verlierst und mit ihr eine Familie gründest?“ Ein leichtes Lächeln
schlich sich auf meine Lippen. Was für Ideen mein Herr manchmal hatte.
„Master Cain, mein Körper, mein Leben und meine Seele gehören nur Euch. Ihr
allein bestimmt was damit geschieht. Außerdem habe ich Euch geschworen mit Euch
in die Hölle zu gehen.“ Eine seiner Hände strich über meine bandagierte
Brust und blieb über dem Herzen stehen. „Aber was ist mit deinem Herz? Wem
gehört dein Herz?“ Einige Sekunden überdachte ich seine Frage bevor ich ihm
leise antwortete. „Euch selbstverständlich.“ Er hob den Blick. Die Augen
waren halb geschlossen, die Lippen etwas geöffnet. Welch anziehendes Bild. Er
strich sich mit der Zungenspitze leicht über die Oberlippe um sie zu
befeuchten. „Beweise es mir.“
Sein Blick brannte sich in mein innerstes und ohne richtig zu registrieren was
ich tat, strich ich über seine Wange, hob sein Gesicht noch etwas mehr und
legte meine Lippen auf die seinen.
Seine Hände strichen über meinen Oberkörper, meine Schultern und kamen an
meinem Nacken zu liegen während er den Kuss erwiderte. Er legte sich zurück
und zog mich mit. Seine Zunge strich sacht aber entschlossen über meine Lippen
und ich gewährte ihm Einlass. Kurz flackerte noch die Frage auf, ob mein Tun
richtig war, doch noch bevor ich mir eine Antwort darauf geben konnte, hatten
sich sämtliche Gedanken zurückgezogen und Platz für meine Gefühle gemacht.
Ich ließ Master Cain die Oberhand jedoch nicht ohne ihn immer wieder auf
leichte Gegenwehr stoßen zu lassen.
Ein Tumult, der vom unteren Stockwerk bis hierher tönte brachte mich wieder zu
Verstand. Ich löste nur sehr ungern meine Lippen von den seinigen, doch es
musste einfach sein. „Master Cain lasst bitte los. Ich muss nachsehen was
unten vorgefallen ist und euch beim ankleiden helfen.“ Widerwillig murrend
nahm er seine Hände von mir und setzte sich auf, während ich schnell mein Hemd
zuknöpfte und dann Master Cain in sein Schlafgewand half. Ich schloss schnell
den letzten Knopf seines Oberteils und sammelte schnell die Kleidungsstücke
auf, die er Tagsüber getragen hatte und legte sie über einen Stuhl. Dann
wandte ich mich zu Tür um nach dem Tumultursprung zu sehen als ich Marys Stimme
vor dieser wahrnahm.
„Aber Master Neal! Sir! Der Herr wird schon schlafen.“ Ich öffnete die
Türe. „Willkommen Master Neal. Bitte tretet doch ein. Mary, du kannst dich
wieder zurückziehen. Ich werde mich um seine Lordschaft und seinen Gast
kümmern.“ „Jawohl Sir.“ Ich blickte Mary noch kurz nach bevor ich mich
umwandte und in Master Cains Raum zurückging. Ich schloss die Tür, wartete und
hörte den Beiden zu. Mehr konnte ich im Moment nicht tun. Master Neal klang
gehetzt und besorgt. Er schien sich sehr große Sorgen um Master Cain zu machen,
was mir wiederum eine Freude bereitete. „Cain! Ich hab gehört, du währst
angegriffen worden! Etwa von Alexis Schergen? Bist du Verletzt? Was ist denn
passiert?“ „Jetzt beruhige dich doch mal Onkel Neal. Riff mach uns Tee.“
Ich verneigte mich und verließ das Zimmer um mich in der Küche daran zu machen
den Tee zuzubereiten.
Zusammenreißen und nicht die Nerven verlieren, so lautet die Devise. Aber wie
soll ich mich denn beruhigen, wenn mein Onkel gerade so ungelegen hier
hereinplatzte. Langsam einatmen und wieder ausatmen. Einatmen, ausatmen und
jetzt auf Onkel Neal konzentrieren. „Um auf deine Fragen zurückzukommen. Ja,
ja, nein, nichts Besonderes.“
Verdutzt blickte Onkel Neal mich an und ich musste lachen. Das war einfach zu
köstlich. Erst als ich keine Luft mehr bekam beruhigte ich mich. Ich wischte
mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Entschuldige Onkel Neal, aber dein
Blick war zu amüsant. Du hättest dich nicht her zu bemühen brauchen. Ich
wurde zwar von Vaters Handlangern angegriffen aber nicht verletzt. Riff hat mich
vorbildlich beschützt. Um ihn hättest du dir eher Sorgen machen müssen als um
mich.“ „Wie meinst du das?“ Riff meinte mal, daß mein Onkel der einzigste
Mitstreiter meiner Familie und vertrauenswürdig währe. Deshalb sah ich keinen
Grund ihm jetzt irgendetwas vorzumachen. Vielleicht könnte ich Onkel Neal
dadurch zeigen, daß ich ihn auch gern hatte.
„Währe er nicht gewesen, dann währe ich jetzt nicht mehr hier. Er hat alles
abgefangen. Sogar das vergiftete Geschoss. Es sah zwischendurch nicht gut
aus.“ Er sah regelrecht geschockt aus und stammelte die ersten Worte, bevor
der restliche Satz wieder etwas gefasster klang. „Aber…, aber inzwischen
geht’s ihm doch besser. Sonst hättest du ihn ja nicht zum Teemachen
geschickt.“
Die Tür öffnete sich und Riff kam mit einem Tablett auf dem zwei Tassen, eine
dampfende Kanne und eine Zuckerschale standen herein. „Das kannst du ihn jetzt
selber fragen.“
Mein Onkel wandte sich von mir ab und stellte sich vor Riff. „Nun Mister
Raffit, Cain erwähnte, dass Sie schwer verletzt wurden. Geht es ihnen
inzwischen besser?“ Riff stellte das Tablett auf den Tisch und goss die Tassen
voll, während er wahrheitsgemäß antwortete. Er schien vollstes Vertrauen zu
meinem Onkel zu haben. „Danke der Nachfrage Master Neal. Die Verletzungen
schmerzen zwar noch und manchmal dreht sich alles aber sonst geht’s mir
gut.“ Riff lächelte ihn beruhigend an, dennoch fuhr sich mein Onkel nervös
durch sein ergrautes Haar. Es schien, als wollte er noch etwas sagen ohne die
richtigen Worte zu finden. Er nahm ohne ein Wort die von Riff hingehaltene
Teetasse entgegen und trank einen kleinen Schluck, während Riff die zweite
Tasse nahm und mir hinhielt. Als ich diese nahm, streiften sich unsere Finger
und ich spürte, daß mir das Blut in die Wangen schoss. Auch bei Riff war eine
leichte Röte zu erkennen, doch sonst ließ er sich nichts anmerken.
Onkel Neal musterte Riff bis sein Blick an dessen Hals hängen blieb. Einige
Sekunden verharrte dort sein Blick, doch dann riss er ihn los. „Mister Raffit,
würden sie mir verraten, warum sie so aussehen? Immerhin sind sie der
Chefbutler des Hauses.“ Noch bevor Riff irgendetwas zu seiner Verteidigung
hervorbringen konnte mischte ich mich ein. „Onkel, du vergisst wie spät es
inzwischen ist. Als du ankamst war es schon fast drei Uhr morgens. Eigentlich
wollten wir uns gerade zur Ruhe begeben.“ „Aber er war in deinen Räumen.“
„Natürlich. Er wollte sich in den Stuhl da setzen und über meinen Schlaf
wachen. Vater weiß immerhin wo ich wohne. Er könnte eine seiner Karten hier
vorbeischicken. Wir fanden es sicherer nicht allein zu sein. Was aber kein Grund
ist, es sich nicht etwas bequemer zu machen. So kurzweilig unser Gespräch auch
war, ich bin müde und würde jetzt gerne etwas schlafen. Riff, begleite Onkel
Neal bitte hinaus.“
Einige Sekunden blickte mein Onkel mich nur an. „Würdet Ihr mir bitte folgen
Master Neal?“ Er nickte nur und folgte Riff zur Türe hinaus. Einige Sekunden
wartete ich noch, doch dann schlich ich mich aus meinem Zimmer zum Ansatz der
Treppe und lauschte. Ich wusste nicht warum ich es tat, jedoch wollte ich wissen
ob die Beiden sich unterhalten würden, sobald ich außerhalb ihrer Hörweite
waren. Sie taten es. „Mister Raffit, ich möchte ihnen Danken.“ „Wofür
denn?“ Riff hörte sich total überrumpelt und verwirrt an. Er schien sogar
seine höfliche Art verloren zu haben. „Dafür, dass sie sich an ihren Schwur
gehalten haben und Cain beschützt haben. Ich möchte sie ein weiteres Mal
bitten, immer bei Cain zu bleiben, ihm weiterhin ein solch naher Freund zu sein.
Doch ich bitte sie. Mister Raffit, bitte passen sie besser auf ihre Gesundheit
auf. Wem außer ihnen soll ich denn Cains Sicherheit nahe legen.“
Ich half Master Neal in seinen Mantel, reichte ihm seinen Zylinder und den
Gehstock, während ich über eine passende Antwort nachdachte. „Ihre Worte
ehren mich Sir, ich werde sie mir zu Herzen nehmen und versuchen einen Mittelweg
zu finden. Jedoch werde ich Master
Cain mein Leben opfern, wenn es sein muss. Denn ihn zu beschützen ist der Grund
weshalb ich lebe.“ Er musterte mich einige Sekunden bevor er mir eine Hand auf
die Schulter legte. „Ich hoffe für Cain und auch für Sie Mister Raffit, dass
es nie zu solch einer Situation kommen wird. Entschuldigen sie die späte
Störung.“
Mit diesen Worten, die aufrichtig klangen, verschwand Master Neal in der
Dunkelheit. Lange Minuten blickte ich ihm nach. Selbst nachdem ich ihn nicht
mehr sehen konnte blieb ich noch an der offenen Tür stehen und hing meinen
Gedanken nach.
Definitiv, ich hatte mich bei dem Überfall von Delilah falsch verhalten. Ich
hätte nicht nur Master Cain schützen sollen, sondern auch mich verteidigen
müssen. Was würde sein, wenn ich sterbe? Wer würde an seiner Seite kämpfen?
Master Oskar vielleicht?
Ich spürte eine warme Hand, die meine ergriffen hatte und blickte diese
schweigend an, bevor ich meinen Blick zu der dazugehörigen Person wandern
ließ.
„Miss Merry, weshalb schlaft Ihr nicht?“ Das junge Fräulein deutete auf den
Saloon. „Oskar ist eingeschlafen und der schnarcht schlimmer als ein
Bierkutscher im Vollrausch.“ „Aber Miss Merry, was sind denn das für
Ausdrücke?“ Eigentlich wollte ich entsetzt klingen aufgrund der nicht ganz
herrschaftlichen Worte, jedoch konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen,
welches wiederum meine Worte Lügen strafte und das entging der kleinen Miss
nicht. „Sag mal Riff, warum stehst du hier mitten in der Nacht an der offenen
Tür?“ Neugierig schob sie mich zur Seite und spähte ins Dunkel hinaus.
„Ich hatte Master Neal soeben zur Tür gebracht und hab etwas sinniert.“
Miss Merrys Stimme klang beinahe schon entsetzt. „Onkel Neal war hier? Um
diese Zeit? Haben er und mein Bruder wieder gestritten?“ Ich versuchte sie mit
meinen Worten zu beruhigen. „Nein haben sie nicht. Sie haben sich ganz ruhig
miteinander unterhalten.“
Einige Sekunden blickte sie mich nur an, dann wandte sie sich ab. „Ich glaub
dir kein Wort alter Lügenbold.“ „Aber Miss Merry womit verdiene ich denn
Ihren Unglauben.“ „Ganz einfach, weil weder mein Bruder, noch du mir
vertraust.“ Das durfte nicht wahr sein. Wir vertrauten der jungen Miss, aber
wir wollten sie nicht verletzen. Doch wie konnte ich es schaffen ihr das
verständlich zu machen? „Das ist nicht wahr Miss Merry.“ So wie Miss Merry
herumfauchte war das nicht genug Überzeugungskraft gewesen. „Und warum
wolltet ihr mir dann nicht sagen, wie schlecht es dir ging? Und komm mir nicht
damit, dass es nicht so schlimm war. Der Doktor hat dir doch selber gesagt, dass
du eigentlich längst ins Gras hättest beißen sollen.“ Ich schloss die
Türe, die bisher noch immer sperrangelweit offen gestanden hatte und wandte
mich dann an Master Cains Schwester. „Miss Merry, geht bitte in den Saloon
zurück. Ich hole Euch noch ein Glas Purl und dann können wir darüber
reden.“ Eindringlich musterte sie mich bevor sie nickte und in den Saloon
zurückging, bevor ich zur Küche ging. Und was jetzt? Miss Merry wusste, dass
es sehr schlecht um mich gestanden hatte, also konnte ich ihr eigentlich auch
verraten, dass wir uns nur Sorgen um sie gemacht hatten. Dennoch, Master Cain
hatte mir verboten ihr näheres zu verraten. Ich musste also vorsichtig mit
meinen Worten umgehen.
Ob er mir wirklich alles erzählen und erklären wird? Oder wird Riff mir wieder
etwas verheimlichen? Ich kann mir noch nicht mal sicher sein, wann er die
Wahrheit spricht. Schließlich hatte er mich bei dem Vampirschloss von Justine
und Darque, ebenso wie Cain, ohne mit der Wimper zu zucken vorgeführt und ich
hatte sogar Tränen für sie vergossen und mich gesorgt. Wie konnte Riff nur so
tun als würde er kündigen. Und dann nicht mal alle Einzelheiten erklären,
sondern miteinander Tuscheln anfangen.
Die Türe öffnete sich und erwartungsvoll blickte ich hin. Jedoch kam nicht
Riff sondern Cain herein. „Merry, warum schläfst du nicht? Und weshalb
quälst du Riff so?“ Seine Stimme klang weich. Er warf mir nichts vor, war
nicht wütend oder so, sondern einfach nur interessiert. „Wie meinst du das
denn Cain. Warum sollte ich ihn quälen?“ Er wandte sich von mir ab und strich
unbewusst über den großen Holzglobus.
„Ich habe ihm befohlen dir nichts über die näheren Umstände zu berichten,
doch du wirfst ihm an den Kopf, dass er ein Lügner sei, dass er dir nicht
vertrauen würde. Er wird hin und her gerissen sein zwischen der Loyalität zu
mir und dem Gedanken dass du ihm auch wieder so vertraust wie ich es tu. Bitte
Merry, wenn schon nicht mir, dann vertrau wenigsten Riff. Er würde dich niemals
belügen, er wird dir nur delikate Details auf meinen Befehl hin unterschlagen.
Ich gehe wieder in meine Räume. Ach und wenn du fertig bist Riff auszufragen
schick ihn zu mir hoch. Gute Nacht Merry.“ Er klang ganz ruhig, fast schon
erschöpft, was mich verwirrte. Das hörte man auch an meiner Stimme. „Gute
Nacht Cain.“ Er schlüpfte aus dem Raum und während ich noch über seine
Worte nachdachte, kam Riff mit einem Glas Purl herein. Er stellte es auf ein
kleines Tischchen in meiner Reichweite und stellte sich dann vor mich hin.
„Nun Miss Merry, was wünscht ihr jetzt genau zu erfahren?“ Ich atmete tief
ein und langsam wieder aus bevor ich ihm antwortete. „Riff setzt dich hin. Du
machst mich ganz verrückt wenn du da herumstehst.“ Er schreckte fast
unmerklich zurück als er zu einem Widerspruch ansetzte. „Aber Miss
Merry…,“ Ich sprang auf, stemmte die Fäuste in die Seiten und streckte mich
etwas um größer und bedrohlicher auszusehen, was aber bei einem Mann von Riffs
Körpergröße einfach nicht funktionieren konnte und fauchte ihn an.
„Nix aber, sondern setzen. Du bist die nächsten Minuten nicht der Chefbutler
des Hauses Hargreaves sondern mein Gesprächspartner. Klar?“ Er lächelte mich
leicht an. „Wenn ihr es wünscht Miss Merry.“ Er setzte sich mir gegenüber
und blickte mich interessiert an. Doch sollte ich ihn jetzt ausfragen? Jetzt
nachdem ich wusste, dass er mir alles verschwieg weil Cain es ihm befahl?
„Riff, ich…, ist es dir nicht unangenehm hier bei mir zu sitzen und dich von
mir löchern zu lassen?“ „Weshalb glaubt Ihr dies?“ Er lehnte sich
zurück, schlug die Beine übereinander und stützte sein Kinn auf die
Handfläche. Er musterte mich während ich zu erklären begann.
„Na ja, Cain war zuvor hier. Er meinte ich würde dich durch meine Fragen
quälen, da du ja nicht antworten darfst.“ Während seiner Worte nickte er
leicht. „Es stimmt, es gibt Dinge über die ich weder reden darf, noch
möchte.“ Also doch. Ich musste mich zusammennehmen um ruhig sitzen zu
bleiben. „Warum verschweigt ihr mir alles?“ Riff legte den Kopf etwas
schief. „Miss Merry, versteht das Schweigen nicht falsch. Euer Bruder möchte
euch schützen.“ Das verstand ich nun überhaupt nicht. Was sollte mir hier
schon großes passieren? „Aber ich bin hier doch ganz sicher. Ich glaube
nicht, dass die Männer von Vaters Gesellschaft hier eindringen würden.“ Mit
einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte er den Kopf. „Ihr
missversteht mich. Master Cain will nicht nur euer Leben und eure Gesundheit
schützen, sondern auch eure Seele. Denn ihr bringt durch euer Lachen in diese
Haus den Sonnenschein zurück, den es hier viele Jahre lang nicht gab.“
Ganz verstand ich Riffs Worte zwar nicht, aber es hörte sich schön an, weshalb
ich weiter fragte. „Und du erzählst mir nur nichts, weil Cain es dir
verbietet?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein, nicht nur. Es gibt Dinge,
für die Ihr noch zu jung seid um sie richtig zu verstehen.“ Eine meiner
Augenbraue zuckte gefährlich hoch. „Ich bin deiner Meinung nach also
strohdoof?“ Er stützte sich mit den Unterarmen auf den Schenkeln ab, wodurch
er sich etwas vorbeugte und legte die Hände ineinander während er zu einer
Erklärung ansetzte. „Aber nein, das habe ich nicht gesagt. Ihr seid ein sehr
kluges Mädchen mit einer sehr schnellen Auffassungsgabe, doch es gibt Themen,
von denen ihr nichts wissen könnt und die für euch noch nicht geeignet
sind.“ Durch seine Sitzposition wurden seine Hemdärmel etwas hochgeschoben
und ich konnte seine schlanken Hände bis über die Gelenke hinweg begutachten,
als mein Blick an einer hellen Narbe an seinem rechten Arm hängen blieb.
„Was ist das für eine Narbe?“ Sein Blick folgte dem meinen bevor sich seine
Augen etwas weiteten und er seine linke Hand auf die Narbe legte. „Dies ist
ein Zeichen dafür, dass mein früheres Leben beendet ist.“ Was meinte er denn
jetzt schon wieder? Wie konnte ein einzelner Mensch nur mit so wenigen Worten so
geheimnisvoll sprechen. „Dein früheres Leben? Wie meinst du das?“ „Ich
meine damit mein Leben, bevor ich zu Master Cain kam.“ Er schien einfach nicht
darüber reden zu wollen, da er mir regelrecht auswich. Dennoch versuchte ich
eine Antwort aus ihm herauszubringen, wobei ich den Blick aufsetzte, der Cain
immer zum Schwanken brachte. „Ich bekomme wahrscheinlich keine näheren
Informationen über dein abgeschlossenes Leben?“ Wieder schüttelte er den
Kopf. „Lieber Nicht. Aber bitte seht das jetzt nicht als Beleidigung oder
Beweis dafür, dass ich euch nicht traue. Es ist mir nur sehr unangenehm
darüber zu sprechen.“ Daran, dass es Dinge gab die meinem Bruder oder Riff
unangenehm waren und sie deswegen nicht mit mir darüber sprechen wollten, hatte
ich nicht gedacht. Vielleicht war es wirklich so wie Riff gesagt hatte und es
gab Dinge die ich aufgrund meines Alters noch nicht verstehen konnte.
„Riff, Cain sagte, dass du noch mal zu ihm gehen sollst. Kannst du mir
verzeihen, dass ich dich einen Lügenbold genannt habe?“ Er lachte leise
während er mir antwortete. „Natürlich Miss Merry, aber dass ich in Ihren
Augen schon ein so alter Lügenbold bin, das schmerzt sehr.“
So, das wars auch schon. Ich hoffe es hat euch etwas gefallen.
Liebe Grüße
Fuyu
Kapitel 4: Ich brauche deine Nähe
---------------------------------
Huh, da bin ich wieder!^^
Sorry, daß es länger als die von mir selber geplante Woche gedauert hat, aber
es gab immer wieder irgendetwas, daß mir dazwischen kam und dann hatte ich noch
eine Schreibblockade, aber die letzten beiden Stunden lief es ganz gut und ich
hab das Kapi fertig bekommen. Es geht eben nichts über Schokolade, Cola und
Oomph. >.<
Eigentlich wollte ich Cain etwas zappeln lassen und ihm Riff für einige Zeit
entreißen,*muhahahaha* aber dann hat mein Mitleid wieder zugeschlagen und es
ist dann nur ein Remis draus geworden. *seufz*
Und ich habs wieder nicht geschafft die Beiden ungestört ihre Bettgeschichten
zu durchleben. Bitte nicht böse sein. Vielleicht klappts ja im nächsten
Kapitel.
Ach und bevor ich es vergesse, nach der Wörteranzahl stand Kapitel 3 in Sachen
länge mit 4525 Wörtern auf dem ersten Platz, was aber durch Nr.4 verdrängt
wurde, welches Sage und schreibe um 68 Wörter länger ist. Wenns so weiter
geht, hab ich bald die 5000 Wörter pro Kapitel erreicht.^^
So, und nun werde ich doch meine Schnute halten, damit ihr weiter lesen könnt.
Viel Spaß und ich hoffe es gefällt euch ein bisschen.
Kapitel 4-Ich brauche deine Nähe-
Wie lange würde Merry Riff jetzt noch in Beschlag nehmen? Hatte sie sich meine
Bedenken denn überhaupt nicht zu Herzen genommen? Schon seit über einer halben
Stunde wanderte ich nun wie eine eingesperrte Wildkatze durch mein Zimmer, was
mir aber inzwischen doch zu blöd wurde. Deswegen ließ ich mich auf mein Bett
fallen, starrte einige Augenblicke die weiße Decke über mir an, bevor ich die
Augen schloss und zusätzlich noch den Arm darüber legte. Meine Gedanken
schwirrten wie ein Insektenschwarm und ebenso schwer waren sie zu fangen.
Warum hatte Riff mich geküsst? Wollte er mir wirklich beweisen, dass mir sein
Herz gehört oder war es ein Beweiß seiner Loyalität? Vielleicht war es auch
nur eine Art mich zum Schweigen zu bringen. Ich wusste keine Antwort auf meine
Fragen. Diese würde ich wohl nur von ihm erfahren und das erst, sobald er
wieder hier bei mir war. Ich seufzte leise. Mein Zimmer kam mir so leer und kalt
vor, vor allem da ich erst vor einer Stunde hier gelegen bin und Riffs Nähe und
seine Wärme gefühlt hatte.
Doch warum kam es mir so vor? War zwischen uns wirklich nicht mehr als das
Verhältnis von Diener und Herr? Wenn ich es mir so überlegte, war von meiner
Seite schon seit einigen Wochen oder sogar länger schon mehr, vielleicht hatte
ich ja wirklich mein Herz an ihn verloren? Wenn ich es mir so Recht überlegte,
dann hatte ich die letzten Wochen noch öfter seine Nähe gesucht, als üblich
und der Kuss fühlte sich so richtig an. Ich wollte ihn küssen und noch mehr.
Jedoch war es eigentlich egal was ich während des Kusses gefühlt und gehofft
hatte. Schließlich war ich ein Graf, meine Familie bestand ja momentan wieder
darauf, dass ich mir eine Frau suchen musste.
Unwillkürlich musste ich über die folgenden Gedanken grinsen. Onkel Neal
währe bestimmt sehr geschockt wenn er erfahren würde, dass mich der Kuss von
Riff, einem Mann, mehr Gefühle spüren ließ als es jede meiner nächtlichen
Eskapaden mit den schönen Damen Londons die ich bisher hinter mich gebracht
hatte.
Eine Beziehung mit einem der Dienstmädchen würde man wahrscheinlich noch
stillschweigend ignorieren, aber eine zwischen zwei Männern? Zwischen mir und
meinem Butler niemals. Ich seufzte leise. Egal wie ich es wendete und drehte,
ich kam nur zu einem Ergebnis.
Das würde Riff nicht nur den Job kosten. Er würde trotz des Vertrauens,
welches mein Onkel in ihn setzte, hochkant des Hauses verwiesen werden. Wie
sollte ich das überleben. Wir müssten, falls Riff auf eine Beziehung mit mir
überhaupt eingehen würde, es wirklich geheim halten.
Bei Riff könnte ich es mir noch vorstellen, dass er es schaffen würde sich zu
verstellen und es zu verheimlichen. Vor allem nach dem Heutigen Tag. Er schien
eine starke Selbstkontrolle zu besitzen. Aber was war mit mir? Einige Zeit
würde ich mich wahrscheinlich schon verstellen können. Vielleicht ein paar
Jahre, aber den Rest meines Lebens? Ich bin mir sicher, irgendwann würde ich
Riff und mich eigenhändig mit einem meiner sanften, schleichenden Kinder in den
Tod stürzen.
Doch würde ich es wirklich können? Könnte ich Riff töten? Eine ebenso
wichtige Frage war, würde ich ihn leben lassen können, wenn andere Menschen
mit ihm zu tun hatten? Würde meine Liebe sich als Eifersucht zeigen sobald er
jemand Anders als mir sein Lächeln, seine Aufmerksamkeit oder seine Blicke
schenken würde? Eifersucht könnte auch das Gefühl gewesen sein, daß an mir
nagte, als Riff Merry anlächelte. Doch was für einen Sinn machte es
eigentlich, sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen? Ob Riff so etwas
wie eine Beziehung mit mir überhaupt in Betracht zog?
Das leise knarren der Zimmertür ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken.
Ob das Riff war der auf mein Geheißen noch mal hereinsah?
Ich hoffte es. Doch ebenso hoffte ich, daß es Merry oder Oskar oder irgendwer
Anders, von mir aus auch der Doktor oder mein Vater, nur nicht Riff war, doch
der mir wohlbekannte Schritt bestätigte es mir. Riff war hier. Hier in meinem
Zimmer.
Sollte ich einfach liegen bleiben und mich schlafend stellen? Vielleicht würde
er wieder gehen. „Master Cain seid ihr noch wach?“ Während mein Verstand
sagte, ich bräuchte Abstand zu ihm, schrie mein Körper regelrecht nach ihm und
als ich seine leise Stimme hörte, hatte mein Körper die Oberhand gewonnen.
Pah, seit wann interessierte mich die Familie oder das Gerede der Anderen.
Langsam schob ich meinen Arm von den Augen und schlug diese auf, nur um Riff
dabei zu sehen, wie er sich über mich beugte und meine Decke über mich
breitete. Als sein Blick auf mein Gesicht fiel und er erkannte, daß ich nicht
schlief, begann er zu lächeln. Sein typisches Lächeln, voller Zuneigung und
doch irgendwie bedrückt. Ob ihn seine Vergangenheit noch immer quälte?
„Master Cain, ihr habt nach mir geschickt?“ „Ja. Riff wir.., ich muss mit
dir reden. Wegen…,“ Verdammt, was war denn nur mit mir los? Es fiel mir doch
sonst nicht so schwer über so etwas zu reden und immerhin war es ja nur ein
Kuss und doch bekam ich plötzlich kein Wort mehr heraus und fühlte, wie mein
Hals trocken wurde und wie mir zum wiederholten Male das Blut in die Wangen
schoss. Jedoch verstand er mich wie immer auch ohne daß ich den Satz beendete.
„Master Cain, auch auf die Gefahr hin, daß ihr mir das Gehalt kürzt, es tut
mir leid...“ Das verwirrte mich nun doch und ich setzte mich auf, während er
es sich in dem Stuhl vor meinem Bett bequem machte. Er schien erschöpft zu
sein. Seine Stimme war leise und klang durcheinander. „…Ich habe euch mit
meinem Handeln verwirrt. Ich hätte euch nicht küssen dürfen. Das bringt euch
nur Scherereien.“ Es tat ihm leid? Also wollte er mich gar nicht küssen?
„Wenn es dir jetzt leid tut, warum hast du es überhaupt gemacht? Etwa um mich
zum Schweigen zu bringen.?“ Er schüttelte der Kopf und blickte zur Seite,
während ich sein Profil musterte. „Nein das würde ich niemals tun. Ich war
überheblich. Ich hatte wahrscheinlich gehofft ich könnte euch dadurch an mich
binden euch näher als ein Schatten sein, ich will euch nicht durch irgendwen
oder irgendwas verlieren. Es tut mir leid. Es war…, es ist dumm auch nur
anzunehmen, das sowas funktionieren würde.“ Er lächelte mich wieder an, doch
sein Blick passte nicht. Seine Augen lachten nicht mit. Sie waren eine Nuance
dunkler als sonst und spiegelten solch eine tiefe Trauer, wie ich sie bei Riff
noch nie gesehen hatte.
Ich vertrug diesen Blick nicht. In mir zog sich was zusammen deswegen sprang ich
regelrecht auf, stellte mich vor ihn und hielt ihm die Augen zu.
„Nicht, hör auf zu lächeln. Wenn dir nicht nach lächeln zumute ist, dann tu
es nicht. Friss nicht immer alles in dich rein. Wenn du traurig bist, dann zeig
es doch. Zumindest mir musst du nichts vormachen. Du kannst mir vertrauen,
ebenso wie ich dir vertraue.“ Sanft nahm er meine Hände in die Seinigen und
hob sie von seinen Augen damit er mich betrachten konnte. Sein Lächeln war
fort, jedoch war auch sein Blick nicht mehr ganz so von Trauer durchzogen wie
zuvor führte meine Handflächen an seine Lippen und hauchte einen leichten Kuss
darauf bevor er antwortete.
„Aber ich vertraue euch doch.“ Zärtlich strich er mir durch mein Haar,
bevor ich mich kurzer Hand auf seinen Schoß setzte und mich an ihn kuschelte.
„Immer habe ich mich in deine Arme geflüchtet, habe geweint ohne zu merken,
daß auch in deinem Herz die Trauer lebt.“ Er verbarg sein Gesicht in meinem
Haar und drückte mich etwas fester an sich, bevor er mir die nächsten Worte
zumurmelte. „Solange ihr weiterhin bei mir seid, dann ist jegliche Trauer die
ich in meinem Herzen trage eine Nebensächlichkeit. Macht euch darüber nur
keine Gedanken.“ Ich lauschte dem ruhigen Klopfen seines Herzens und genoss
seine Umarmung ebenso wie die Streicheleinheiten, als er begann meinen Nacken zu
kraulen.
Der schmale Körper in meinen Armen erschlaffte nach einiger Zeit und ich musste
darüber lächeln. Jetzt war er doch noch eingeschlafen. Aber es war ja auch ein
sehr langer und vor allem anstrengender Tag gewesen. Schlaf war das was auch ich
jetzt brauchte, doch ich schaffte es einfach nicht, mich von Master Cain zu
lösen. Dafür war es viel zu angenehm wie sein warmer Atem bei jedem Atemzug
durch mein Hemd hindurch drang und meine Haut streichelte, wie sein Körper sich
an den meinen schmiegte. Ich wollte einfach nur noch etwas genießen. Mehr als
dies würde ich in meinem Leben wahrscheinlich nicht bekommen, aber mir reichte
es. Dies würde eine Erinnerung werden, die mir über viele Jahre hinweg ein
Lächeln auf mein Gesicht zaubern würde. Doch die Zeit rann viel zu schnell
dahin.
Nach etwa einer Stunde, musste ich Master Cain dann doch in sein Bett legen. Es
schlug eben fünf Uhr Morgens. Es wurde Zeit, daß ich mich wieder meinen
Aufgaben als Chefbutler widmete. Sosehr es mir heute auch widerstrebte.
Sorgfältig deckte ich ihn zu, strich noch ein letztes Mal durch sein weiches
Haar, kontrollierte, ob die Fenster geschlossen und verriegelt waren und
verließ dann den Raum, jedoch nicht ohne noch einmal zu Master Cain zu blicken.
Sein Gesicht war entspannt und auf seine Lippen hatte sich der Hauch eines
Lächelns gelegt. Er schien einen schönen Traum zu haben.
Ich ging leise in mein Zimmer, holte mir frische Sachen aus dem Schrank und
dankte Master Cain in Gedanken ein weiters mal dafür, daß er mir ein eigenes,
an mein Zimmer angrenzendes Bad hatte einrichten lassen. Ich stieg unter die
Dusche, entfernte die Verbände und ließ das Wasser über meinen Körper
laufen, während ich meinen Gedanken hinterher jagte.
Hätte mir vor einigen Tagen jemand erzählt, daß ich mir mal solch eine
Blöße geben würde wie in den letzten Stunden, ich hätte ihn wahrscheinlich
ausgelacht oder in eine Psychiatrische Klinik einweisen lassen.
Als Master Cain fragte, wem mein Herz gehörte hatte ich wirklich darüber
nachgedacht und ich kam nur zu einer Antwort, die ich ihm ja auch mitgeteilt
hatte. Ich fühlte mich bei ihm einfach mehr als nur wohl. Diese Art der
Gefühle hatte ich noch nichtmal bei Lucinda, meiner ehemaligen Verlobten. Ich
hatte zwar Frieden in unsere Beziehung gefunden, jedoch keine tiefen Gefühle.
Ich hatte sie gern gehabt, sonst hätte ich niemals in die Verbindung
eingestimmt, jedoch wirklich geliebt hatte ich sie nicht.
Vielleicht stürzte ich mich deshalb in meine Arbeit. Vielleicht waren genau
diese fehlenden Gefühle der Grund, daß es mich nicht sehr berührte als sie
sich in die Arme meines Bruders Clyde flüchtete und am Tag unserer Hochzeit mit
ihm durchbrannte. Doch seit ich Master Cain begegnet bin, hatten sich Gefühle
in mir zu regen begonnen.
Zuerst war es nur eine Art Beschützerinstinkt, doch mit den Jahren wurde es
Zuneigung und in der letzten Zeit, bisher unbemerkt, viel mehr. Und genau um
dies Master Cain zu zeigen, hatte ich ihn geküsst, da ich es ihm ja niemals
direkt sagen konnte, daß ich ihn mehr als alles andere auf der Welt, mehr als
mein Leben und meine Seele liebte und seine Nähe brauchte.
Langsam drehte ich das warme Wasser ab und blieb noch einige Minuten unter dem
eisigkalten Wasserstrahl stehen, schwemmte die Müdigkeit ab, bevor ich mich in
ein Tuch gewickelt, die Haare trocknend, wieder in mein Zimmer hinüber ging.
Dort kleidete ich mich wieder vollständig an. Die Verbände hatte ich nachdem
ich meine Verletzungen einem prüfenden Blick unterzogen hatte weggelassen, da
selbst die von Master Oskar genähte nicht mehr ganz so schlimm aussah. Sie
schmerzte auch weniger, zumindest solange ich darauf achtete, wie ich mich
bewegte.
Mit geübten Handgriffen band ich meine Krawatte, knöpfte die dunkelbraune
Weste zu und legte die ebenfalls braune Jacke an um meinen Anzug zu
komplettieren. Ein letzte Blick in den Spiegel und nachdem ich meinen Hemdkragen
gerichtet hatte verließ ich den Raum und begab mich in die Küche um den Tee
für Master Cain zu bereiten und die Tagesanweisungen zu erteilen.
Danach musste ich mich mit unserem neuen Gärtner herumschlagen, da seine
Vorstellungen von einem gepflegten Englischen Garten nicht mit Master Cains
Vorlieben übereinstimmten und nachdem diese Sache geregelt war, musste ich mich
meinen weiteren Pflichten widmen, so dass ich die nächsten Stunden nicht zum
grübeln kam. Zwischendurch sah ich Miss Merry und Master Oskar beim
Frühstücken im Garten. Sie schienen sich ganz nett miteinander zu unterhalten.
Es war kurz vor Mittag, als ich endlich wieder etwas Zeit fand.
Mein erster Weg führte mich in Master Cains Gemächer, da ich ihm noch nirgends
begegnet war. Er lag noch im Bett, der Tee, den ihm eines der Hausmädchen
gebracht hatte, war unberührt. Ich zog eben einen von den beiden schweren
Vorhängen am Fenster zurück um den Sonnenschein ins Zimmer zulassen, als ich
ein Rascheln hinter mir vernahm. Ich wandte mich um und beobachtete Master Cain,
dessen Schlaf langsam unruhig wurde. Er wandte sich unter seiner Decke, seufzte
und keuchte leise.
Was war das denn? Vielleicht wieder ein Alptraum? Wenn es einer war, dann
brauchte er mich jetzt mehr als sonst. Schnell ließ ich die kurze Distanz bis
zu dem Bett hinter mir und nahm eine seiner Hände in die Meinige. Seine Wangen
waren gerötet und die Finger seiner freien Hand gruben sich in das Laken
während er meine Hand fast schon schmerzhaft zusammenpresste.
„Master Cain? Wacht auf. Es ist nur ein Traum. Beruhigt euch. Master Cain.“
Langsam öffnetet er seine Augen, blickte mich verwirrt an, schien mich aber zu
erkennen. „Riff?“ „Ja Master Cain?“ Sein Blick wanderte zu unseren
verschlungenen Händen und dann wieder zurück zu meinem Gesicht. Wo sich das
momentan noch dunklere Grün seine Augen sich in meine Seele zu brennen schien.
Die Hand, welche soeben noch in das Laken gekrallt hatte, legte sich um meine
Krawatte und zog mich zu ihm hinunter.
Ich verlor mein Gleichgewicht und stützte mich im letzten Moment noch mit der
Hand neben Master Cains Gesicht am Bett ab. Jedoch lag ich nun halb auf ihm und
versuchte mich wieder aufzurichten um ihm nicht zu schwer zu werden. Doch
solange ich weiteratmen wollte war dieses Unterfangen unmöglich. Jeden
Millimeter den ich zurückwich, schnürte mir die Krawatte, welche Master Cain
mit einer unerwarteten Kraft weiterhin festhielt, den Hals weiter zu.
Unsere Gesichter waren so nah beieinander, daß unsere Nasenspitzen beinahe
aneinander stießen. „Du bist schuld, daß ich solche Träume habe.“ Was
bedeutete denn das schon wieder? Noch bevor ich etwas erwidern konnte hatte er
mich noch weiter hinunter gezogen und legte seine Lippen fordernd auf die
Meinen.
Wie konnte er es nur wagen, mir zu solch einem Zeitpunkt unter die Augen
zutreten? Nach solch einem Traum? Diesen Traum hatte ich die letzten Tage fast
jede Nacht. Er war fast schon schlimmer als wenn ich von meinem Vater träumte,
nur auf eine ganz eigene Art. Während ich in meinen Alpträumen mit Vater Angst
verspürte, mich jedoch darauf verlassen konnte, daß Riff kam um mich zu
retten, bevor es zu grob wurde, gab es keine Hilfe in diesen Traum. Jedoch
hätte ich auch keine gewollt. Ich wollte diesen Traum bis zum Ende träumen und
schaffte es nie.
Doch jetzt war Riff wirklich hier bei mir. Ich würde nun hier in der Realität
das Ende des Traums erfahren und wenn ich Riff dazu zwingen müsste.
Schließlich gehörte sein Körper nur mir allein.
Ich leckte leicht über Riffs Lippen, der diese für mich öffnete und
intensivierte unseren Kuss. Ich zog ihn noch näher an mich heran, drängte
meinen Körper an seinen, erkundete neugierig seine Mundhöhle und focht einige
kleine Scharmützel gegen seine Zunge, während ich an seine Krawatte
herumfummelte, diese nachdem ich sie geöffnet hatte, aus dem Bett warf um an
seiner Weste und dem Hemd weiter zu machen. Ich löste meine Lippen von den
seinigen
ließ sie federleicht über seine Wange streichen, zu seinem Ohr
hinüberwanderten und dort verharrten, um die empfindliche Haut davor zu
küssen, mit der Zunge die Ohrmuschel zu umspielen und dann am Läppchen zu
knabbern. Langsam wanderten meine Lippen weiter, den Hals entlang bis zur
Halsbeuge hinab, und ich begann die freigelegte Halsbeuge zu beknabbern, wobei
Riff leise aufkeuchte.
„Mister Riff? Wo seid ihr? Mister Riff?“ Es klopfte an meine Türe. Riff
wurde rot, versuchte sich aufzurichten, doch ich zog ihn zurück und wütend
fauchte ich los. „Was soll die Störung?“ Allys Stimme drang durch das Holz.
Sie klang besorgt. „Master Cain, ich kann Mister Riff nicht finden. Seine
Anwesenheit wird aber dringend benötigt.“ Wir blickten uns an und uns Beiden
stand die Unwissenheit in die Augen geschrieben. „Warum?“ „Es ist ein Gast
hier, der unbedingt mit ihm sprechen möchte. Er sagt es währe wichtig und
vertraulich.“ Bevor ich noch etwas sagen konnte hielt Riff mir kurzerhand den
Mund zu. „Ally, ich helfe Master Cain soeben beim Umziehen. Sagen sie, ich
währe in wenigen Minuten da.“ „ Ja Sir. Der Gast wartet in der Küche.“
„Wen erwartest du? Wer ist es, dass du ihn mir vorziehst?“ Seine Wangen
röteten sich um noch eine Nuance bevor er mir antwortete. „Master Cain, ich
erwarte Niemanden. Genau deswegen muss ich erfahren was los ist.“ Schnell
knöpfte er sich Hemd und Weste zu, stand auf, hob seine Krawatte auf, band
diese und holte dann Kleidung aus meinem Schrank, während ich mich aus meiner
Nachtwäsche schälte und mich kurz unter die kalte Dusche stellte.
Eine Gänsehaut lief mir über meinen Körper doch gegen meine Erregung, welche
trotz der Störung noch vorhanden war, half die Kälte ungemein. „Master Cain
seid ihr fertig?“ Ich stellte das Wasser ab und legte mir ein großes, weiches
Tuch um die Schultern. Dann ging ich in mein Zimmer und blickte Riff fragend an.
„Würdest du mir verraten, ob du mich in meinem Tun aufgehalten hättest, wenn
wir nicht unterbrochen worden währen?“ „Master Cain, könnten wir dieses
Thema bitte verschieben?“ Er war wieder errötet und wandte den Blick von mir
ab. Es gefiel mir, diesen beschämten Riff vor mir zu sehen, deswegen ließ ich
nicht von dem Thema ab. „Nein können wir nicht. Also?“ Er zog mir gerade
mein Hemd über, strich mir sanft mit einem Finger über meine Halsbeuge, bevor
er meinen Kragen richtete. Ebenso sanft strich er dann über meine Brust und
begann dann mein Hemd zuschließen. „Nein, hätte ich nicht.“ „Warum
nicht?“ „Weil ich…, ich…,“ Er schwieg, schloss gerade den letzten
Knopf meiner Weste und band dann meine Krawatte. „Warum Riff?“
Die Tür wurde schwungvoll aufgerissen und entband Riff seiner Antwort. „Cain!
Fährst du mit mir in die Stadt? Was ist los?“ War denn jeder hier in diesem
Haus ein Fachmann darin zu den unmöglichsten Zeiten mir auf die Nerven zu
gehen? Vielleicht hatte aber Merry eine Idee, wer dieser geheimnisvolle Gast
war. „Merry, hast du den Gast gesehen, der mit Riff sprechen möchte?“ Ihre
Augen wurden etwas größer vor Erstaunen. „Ein Gast? Nein, ich weiß nichts
davon.“ „Wie seltsam.“ Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich sah
Riff ins Gesicht, der mich ernst musterte. „My Lord, ich gehe jetzt.“
Ein ziemlich ungutes Gefühl überkam mich. „Warte kurz.“ Er wandte sich
wieder zu mir um und blickte mich fragend an. Schnell holte ich aus einer
Schatulle, welche auf dem Kaminsims stand eine meiner Pistolen hervor. Ich
prüfte kurz, ob sie geladen war und übergab sie dann an Riff. „ Hier und
pass auf dich auf.“ Er lächelte mich beruhigend an, nahm aber die Waffe aus
meiner Hand und schob sie in die Innentasche seiner Anzugjacke. „Ich denke das
wird nicht nötig sein.“ Ich packte ihn am Arm und zog ihn etwas näher an
mich heran. „Ich warte hier auf dich.“ Er nickte nur und schweigend sah ich
ihm nach wie er mein Zimmer verließ. „Merry, du bleibst bis Riff wieder kommt
hier bei mir. Sicher ist sicher.“ Ich nahm meinen Gehstock zur Hand uns setzte
mich auf mein Bett.
Eilig schritt ich zur Treppe, stieg sie hinab, wandte meine Schritte zur Küche,
öffnete die Tür und erstarrte. Dort stand der Doktor und hielt Ally ein
Skalpell an den Hals.
„Ah, da bist du ja.“ „Doktor, was suchen sie hier?“ „Nun, ich möchte
dich. Du bist für deinen Herrn wichtig. Sehr wichtig sogar. Ich möchte seinen
Blick, seine Qualen erleben wenn ich dich ihm für immer wegnehme.“ Nein, das
darf niemals passieren. Irgendwie muss ich mich jetzt herausreden. Ruhig
bleiben. Ich musste einfach nur ruhig bleiben. Der Doktor darf nicht merken, wie
sehr ich Master Cains Nähe brauche. Wenn ich jetzt durchdrehte würde ich
Master Cain nicht beschützen können. Jedoch war ich selber überrascht wie
eintönig und distanziert meine Stimme klang als ich ihm antwortete.
„Ihr verrennt euch da in etwas. Ich bin für Master Cain unwichtig. Es wird
sich nichts ändern, wenn ich nicht mehr an seiner Seite verbleiben würde. Es
währe nun sehr freundlich von ihnen das Haus zu verlassen.“ Der Doktor
lächelte mich abfällig an. „ Ich denke, du bist momentan nicht in der Lage
Forderungen zu stellen und lass deine Waffe stecken. Sonst wird diese Frau hier
leider sterben müssen und das willst du doch bestimmt nicht. Immerhin arbeitet
sie unter dir und du hast die Verantwortung. Außerdem bist du ihr doch noch
etwas schuldig. Nicht wahr? Schließlich war sie es, die vor fünf Jahren mit
ihrer Aussage deine Unschuld mit bewiesen hat indem sie aussagte, dass die
kleine Französin…, wie war gleich der Name…, Jyvonne gar nicht schreiben
konnte.“
Ein Schauer lief mir über den Rücken und instinktiv wich ich ein kleines
Stück zurück. Woher wusste er das? Die Angelegenheit war über fünf Jahre
her. Woher konnte der Doktor davon wissen? Ich merkte wie langsam doch noch
Panik in mir hoch kroch. „Nun ja, es sieht aus als könntest du dich immer
noch nicht dazu durchringen.“
Er drückte Ally das Messer fester gegen den Hals. Die Haut riss und ein dünner
Blutfaden zog seine Spur über ihren Hals, während sie ein ersticktes keuchen
von sich gab. Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch in ihren Augen konnte ich
Todesangst sehen und den Kampf gegen die Ohnmacht. „Du sagst immer noch
nichts? Nun vielleicht habe ich dann etwas anderes. Cassian sitzt auf dem Baum
vor dem Zimmer deines Herrn. Ich bin sicher, er wartet nur darauf seine Messer
in Cains schmalen Körper zu versenken.“ Entsetzen überflutete mich und mein
Herz schlug mir bis zum Hals. „Das glaube ich nicht.“ „Oh, dann bist du
dümmer als ich dich eingeschätzt hatte.“ Der Doktor zog eine Taschenuhr
hervor, ließ den Deckel aufschnappen und begann zu grinsen. „Oh haben wir
schon soviel Zeit mit fruchtlosem Geplauder vergeudet. Drei, zwei, eins.“ Im
oberen Stockwerk war das Klirren zerbrechenden Glases zu vernehmen.
Ohne auf den Doktor zu achten, wandte ich mich um und lief zur Treppe zurück.
Immer drei Stufen auf einmal nehmend eilte ich die Treppe hoch, ebenso wie
Master Oskar, welcher durch den Lärm aus dem Saloon gerannt kam.
Ich riss die Türe auf und entdeckte Master Cain, der sich schützend vor Miss
Merry gestellt hatte und die Messer welche der Helfer des Doktors auf ihn warf
mit dem Gehstock abwehrte. „Master Cain!“ Ich wollte ihm zu Hilfe eilen,
wurde aber am Arm gepackt und zurückgezerrt. Wütend wandte ich mich um und
blickte dem Doktor in die hellen Augen. Er schien mir gleich nachgeeilt zu sein.
Seine Hände waren ebenso wie seine Kleidung blutverschmiert. Ally! Hatte er sie
getötet, weil ich wie aus einem Reflex heraus zu Master Cain gehetzt war?
„Oskar!“ Miss Merry Stimme brachte mich dazu den Blick vom Doktor ab und dem
Geschehen im Zimmer wieder zuzuwenden.
Ich war erleichtert, als Oskar Cassian von hinten überraschend angegriffen und
ihn nun niedergerungen hatte. Dass dieser noch ein Messer im Ärmel versteckt
hatte und dieses Oskar nun in die Seite rammte war nicht vorauszusehen gewesen.
Dennoch gab er nicht auf und nagelte den kleinen am Boden fest. Wo zum Teufel
trieb Riff sich herum?
Erst jetzt fiel mein Blick zur offenen Tür, wo Riff gerade vom Doktor daran
gehindert wurde einzutreten. Er zog zwar, aber es schien als würde ihn etwas
bremsen. Sein Blick lag panisch auf mir und Merry, sein Gesicht war kalkweiß
und die Hände, welche er zu Fäusten geballt hatte zitterten. Irgendwas hatte
ihn geschockt. Nur was? Ich wandte meinen Blick dem Doktor zu, der Voller Blut
war. Sogar an der Wange war ein kleiner Spritzer. Wessen Blut war das nur?
„Nun Cain, so wie es aussieht, haben wir nun ein Remis. Lass Cassian frei und
ich werde deinen Butler nicht vor deinen Augen verbluten lassen.“ Der Doktor
drückte Riff eine Klinge ans Handgelenk. Noch kam kein Blut, aber nur eine
klitzekleine Bewegung und der Lebenssaft würde fließen. Ich nahm meinen
Spazierstock fester in die Hand und zog die verborgene Klinge hervor, welche ich
Cassian an die Kehle legte.
„Ich würde eher sagen Sie lassen Riff gehen und ich lasse ihren kleinen
Freund am leben.“
„Doktor, du wirst dich doch nicht darauf einlassen? Halte dich gefälligst an
den Plan!“ “Entschuldige Cassian, aber hier habe ich das Sagen und der Plan
kann noch etwas warten. Nun Cain, lass ihn gehen und du bekommst deinen Butler
zurück.“ „Master Cain, lasst euch nicht von ihm einwickeln. Ihr habt nun
ein Druckmittel in der Hand. Gebt es nicht her und nehmt auf mich keine
Rücksicht.“ „Du bist nur mein Butler. Du hast hier nichts zu
entscheiden.“ Der Doktor begann zu lachen. „Es sieht aus als hätten wir
Beide die gleichen Probleme mit unseren Untergebenen. Los, sag deinem neuen
Freund er soll von Cassian runter gehen.“ Er nahm das Skalpell von Riffs
Handgelenk, ließ ihn jedoch nicht los und wartete. „Oskar runter von dem
Kerl.“ Verwirrt blickte Oskar mich an, bevor er versuchte mir zu widersprechen
„Aber…,“ Ich ließ ihm keine Chance auszureden, hielt ihm die Klinge an
den Hals und brüllte ihn an. „RUNTER!“
Ich zog, nachdem Oskar ihn frei gelassen hatte, Cassian hoch und senkte meine
Klinge. „So, ich würde sagen wir lassen unsere Geiseln frei und gut ist.“
Ich nickte nur und sobald ich sah, wie der Doktor Riff ins Zimmer stieß, gab
ich dem Helferlein einen Schubs zur Tür. Beide stolperten aufeinander zu,
blickten sich kurz an und gingen aneinander vorbei.
Cassian fauchte Riff drohend an. „Du…, ich werde dir noch die Leviten lesen
du Jungspund.“ „Das werde ich mir aber nicht gefallen lassen Sir.“ Der
Doktor packte Cassian am Arm, wandte sich um, wollte sich aus den Staub machen
blieb aber noch mal kurz stehen. „Cain, wir werden uns bald wieder sehen und
wenn es soweit ist, wirst du nicht so einfach davon kommen. Wenn du unbedingt
willst, mach ich dir das Leben lächelnd zur Hölle!" Ich stellte mich vor Riff
und lächelte den Doktor gezwungen an. "Ich glaube, ich bin noch nicht reif
genug für eine solche Beziehung Doktor, aber für das Angebot danke ich
artig.“
Die Beiden verschwanden ungehindert aus dem Haus und ich setzte mich erschöpft
auf mein Bett. Ich war froh, dass das Treffen mit dem Doktor diesmal so
unspektakulär und ohne Tote vonstatten ging. Zumindest dachte ich das, weswegen
mich Riffs Worte erstaunten.
„Master Oskar eure Wunde scheint nicht zu ernst zu sein. Meine Tasche steht in
meinem Zimmer. Ich muss unbedingt etwas nachsehen.“ Ohne auf eine Antwort zu
warten lief Riff aus meinem Zimmer. Ich sprang auf und rannte hinterher. Dabei
wunderte ich mich, dass er direkten Weg auf die Küche nahm. Er blieb an der
Türe stehen und da ich nicht damit gerechnet hatte, prallte ich ungebremst
gegen ihn und fiel von meinem Schwung mitgerissen auf meinen Allerwertesten.
Ich blickte zu ihm auf und Verwirrung machte sich in mir breit. Riff stand noch
immer unbewegt in dem Türrahmen, jeglicher Tropfen Blut schien aus seinem
Gesicht gewichen zu sein und er starrte in die Küche, während er langsam
begann den Kopf zu schütteln.
So, das wars dann auch schon. Hatts euch gefallen?
Ich versuche das nächste Kapitel schneller zusammen zu stöpseln.
Liebe Grüße
FuYu
Kapitel 5: Laß mich nicht allein, ich brauch dich doch
------------------------------------------------------
Hallo zusammen.^^
Entschuldigung, daß es diesmal wieder soooo lange gedauert hat, bis ich dieses
Kapitel fertig bekommen habe. Gomen nasai.
Aber es fällt mir ja schon in der dritten Person schwer, eine Sexszene zu
schreiben und in der Ich-form ist das für mich die reinste Folter. ;___;
Sowas werde ich niemals wieder machen. Und gelungen ist sie mir auch
nicht.*möh*
Sorry, aber ich habs einfach nicht besser hinbekommen und das obwohl ich das
Ding mindestens viermal überarbeitet habe.*snief*
Entschuldigen muß ich mich auch dafür, daß Riffs Schuldgefühle nicht ganz so
ausgeprägt sind wie sie eigentlich sein sollten. Aber das durfte jetzt nicht
sein, da sonst die Story noch länger werden würde. Aber im nächsten Kapitel
werde ich ihn nochmal etwas triezen.*Harharhar*
Da ich nicht wirklich vorausplane, sondern nur in etwas weis was passieren soll
bin auch ich gespannt ob Riff meine Sticheleien einfach so über sich ergehen
läßt, oder ob er daran zu nagen hat. Mal sehen was ich für eine Laune hab.
*kicher*
Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich wieder etwas auf sich warten lassen, da
wir momentan dabei sind ein Zimmer zu renovieren und mir dadurch so ziemlich die
Zeit zum schreiben fehlt. Aber wer mehr von Jezebel und Cassian "Beziehung" und
dem Plan erfahren will, der wird wahrscheinlich auf seine Kosten kommen. Hoffe
ich mal. ^____^°
Und bevor ihr mich noch auf dem Scheiterhaufen verbrennt, gehts auch schon mit
Kapitel fünf los.
Viel Spaß!
Kapitel 5 –Lass mich nicht allein, ich brauche dich doch-
Ich riss meinen Blick von Riff los und versuchte den Grund seines Benehmens zu
ermitteln, konnte von meinem momentanen Standort, am Boden hinter Riff sitzend,
aber nichts sehen. Langsam stand ich auf und entdeckte eines meiner Hausmädchen
in ihrem Blut liegen. Ich schob mich an Riff vorbei und suchte nach
Lebenszeichen, konnte jedoch kein mehr finden. Ein Blick in ihr blasses Gesicht
mit den gebrochen Augen ließ mich in der Toten Ally erkennen. Was war hier nur
geschehen?
„Master Cain, es ist Ally, nicht wahr?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein
Hauch. Doch woher wusste er, dass er genau sie war? Er schien etwas zu wissen,
was mir bisher nicht bekannt war. „Ja. Riff weißt du was hier geschehen
ist?“ Langsam schüttelte er den Kopf, starrte auf den Boden, bevor er leise
vor sich hinzumurmeln begann. „Das ist meine Schuld. Der Doktor hatte mich
gewarnt, doch ich…“ Er wandte sich ab, lehnte sich an die Wand, hielt sich
eine Hand vor den Mund. Er schien gegen den Brechreiz zu kämpfen.
Nach einigen Minuten hatte er sich wieder etwas gefangen. „Ich muss mich mit
ihrer Familie in Verbindung setzen. Master Cain, könnte ich einen Tag frei
bekommen?“ Er war immer noch blass und in seinem Blick stand eine Mischung aus
Unglaube und Verständnislosigkeit geschrieben.
„Warum tust du dir das an? Du kannst ebenso jemanden schicken.“ „Aber
Master Cain! Ich habe die Verantwortung für die Personen die unter mir
arbeiten.“ Was versuchte er sich denn nun schon wieder einzureden? „Red
keinen Unsinn. Wie willst du für jeden der in meinen Diensten steht
verantwortlich sein? Ich habe über 100 Bedienstete. Wie willst du für jeden
einzelnen Verantwortung übernehmen? Wie willst du jeden von ihnen vor Unheil
bewahren? Du kannst nicht überall sein. Du bist keine Maschine sondern ein
Mensch. Und jetzt geh bitte in dein Zimmer. Kümmere dich um Oskar. Danach
kommst du in mein Arbeitszimmer. Um das weiter Vorgehen werde ich mich
kümmern.“ Mit Unglaube im Blick sah er mich an, doch dann nickte er nur.
„Jawohl Master Cain.“ Er verließ die Küche und ging erst langsam, doch
dann zügig zur Treppe. Und was sollte ich jetzt tun? Bisher hatte Riff sich
immer im diese Dinge gekümmert.
Ich verließ eben die Küche, als ich einem der von mir angestellten Kutscher
über den Weg lief. „John, wir hatten Einbrecher. Ist dir etwas
aufgefallen?“ Die Augen des Mannes weiteten sich etwas, bevor er verneinend
den Kopf schüttelte. „Es tut mir leid Master Cain, aber ich hatte nichts
bemerkt.“ „Hol die Polizei und einen Arzt.“ John nickte mir zu, eilte zum
Telefon und erfüllte die ihm aufgetragenen Aufgaben, während ich in mein
Arbeitszimmer ging.
Dort holte ich erstmal das Bediensteten-Register hervor und durchforstete es
nach Allys Namen. Er stand auf einer der hinteren Seiten da sie schon einige
Jahre, schon zu der Zeit als mein Vater noch das Oberhaupt war, für meine
Familie gearbeitet hatte. Ich schrieb ihre Adresse auf ein Blatt Papier und
blickte auf, als es leise an der Türe klopfte. Kurz wartete ich, dass jemand
eintreten würde, jedoch blieb die Türe geschlossen.
„Ja?“ Die Tür öffnete sich und Riff trat ein. Schweigend stand er vor
meinem Schreibtisch. „Ah Riff, setz dich und jetzt erzähl mir mal, was genau
geschehen ist, als du in der Küche warst.“ Er folgte meiner Aufforderung und
setzte sich in einen der drei Stühle welche vor meinem Schreibtisch standen,
legte die Hände in den Schoß und begann mir die Einzelheiten zu offenbaren.
Als er geendet hatte, fuhr er sich gedankenverloren durch sein Haar, während
sein nachdenklicher Blick einen imaginären Punkt in der Ferne fixierte.
Einige Augenblicke sagte keiner von uns etwas, doch dann brach Riff das
Schweigen. „Ich hätte bleiben und Ally beschützen sollen, denn Euch konnte
ich ja doch nicht helfen.“ Es war ja ein schöner Charakterzug von ihm, daß
er immer an mich und auch die Menschen in seinem Umfeld dachte, doch manchmal
dürfte er ruhig egoistischer sein. Diese Situation war schwierig und ohne
seinen sonst so klaren Verstand würde es mir sehr schwer fallen diese
problemlos zu überstehen.
„Du redest schon wieder Unsinn. Du hast getan was dir dein Herz auftrug. Wo
ist da das Problem?“ Riff sprang auf, schlug mit den Händen auf meinen
Schreibtisch und fuhr mich regelrecht an. „Das Problem? Master Cain, Ally ist
getötet worden! Das ist meiner Meinung nach Problem genug.“ Nun ja, ich hatte
mich wohl etwas unglücklich ausgedrückt. Na gut ein neuer Versuch musste her
um ihn von seinen Selbstvorwürfen zu befreien. Vielleicht könnte ich ja an
seine Logik appellieren. „Denkst du wirklich der Doktor hätte sie am Leben
gelassen, auch wenn du stillschweigend mit ihm gegangen währst?“ Er
überdachte meine Worte intensiv, setzte sich wieder, legte dann seine Stirn in
Falten, bevor er sich geschlagen gab und langsam den Kopf schüttelte. „Nein,
wahrscheinlich nicht.“
Ich stand auf, kniete mich vor ihn hin, um ihm in die Augen sehen zu können und
nahm seine Hand in die Meinige. „Siehst du, egal was du getan hättest, du
hättest es nicht ändern können.“
Das Klingeln der Haustüre schalle durch das Haus. Ich stand auf, drückte noch
mal kurz seine Hand und setzte mich dann wieder auf meinen Platz. „Riff, es
geht los. Das dürfte die Polizei sein. Wir hatten Einbrecher und Ally hat sie
offensichtlich überrascht. Verstanden?“ „Jawohl Sir.“ Es klopfte an der
Tür und Inspektor Landau trat, von einem mir unbekannten Arzt gefolgt, ein.
„Count Cain, ihr hattet Einbrecher? Wurde etwas gestohlen?“ „Ihnen auch
einen schönen Tag Inspektor und um auf ihre Fragen zurück zu kommen, gestohlen
wurde nichts. So wie es aussieht, wurden sie zuvor überrascht. Bitte folgen sie
mir Inspektor. Und sie auch.“
Die beiden Herren folgten mir und auch Riff kam, nachdem er kurz die Augen
geschlossen hatte hinterher. Als wir in die Küche kamen war der Arzt ebenso wie
der Inspektor sichtlich geschockt.
“Count! Warum haben sie nicht früher etwas gesagt!“ Ich blickte den Arzt
einige Augenblicke schweigend an, fühlte Riffs Wärme hinter mir, da er sich
ziemlich nah an mich gestellt hatte und straffte die Schultern. „Es hätte
nichts geändert. Als wir sie fanden war sie schon tot. Würden sie jetzt bitte
offiziell ihren Tod und die Todesursache feststellen?“ Kurz ließ der Arzt den
Blick seiner braunen Augen über mich gleiten, doch dann widmete er sich wieder
der Toten.
„Hhmm, die Todesursache ist offensichtlich. Durch einem Schnitt an der Kehle
wurde die Halsschlagader verletzt, oder eher durchtrennt und sie ist innerhalb
weniger Augenblicke verblutet.“ Ich hörte Riff schlucken und sich leicht
räuspern, bevor sich an den Arzt wandte. „Entschuldigen Sie bitte, aber…,
musste sie lange leiden?“ „Ich würde sagen sie hat nicht gelitten. So wie
es aussieht war sie einige Sekunden nach der Verletzung schon ohnmächtig und
hat dadurch nichts bemerkt.“ Der Arzt musterte Riff eindringlich bevor er zu
fragen begann. „Wieso interessiert es sie so? Kann es sein, dass sie die
Dame…, nein, kann nicht sein. Vergessen sie was ich sagte.“ Was wollte der
Kerl damit andeuten? Etwas dass Riff, mein Riff ein Techtelmechtel mit einem
fast vierzigjährigen Hausmädchen hatte? Der wollte wohl unbedingt, dass ich
ihm mit einer Kugel das Hirn aus dem Kopf befördere.
Inspektor Landau blickte den Arzt erst schweigend an, doch dann begann er zu
grinsen. „Doktor Martin, sie verstehen da etwas ganz falsch. Mister Raffit ist
der Chefbutler. Er trägt die Verantwortung für die Dienerschaft. Da ist es nur
natürlich, dass ihn so etwas interessiert.“ Warum wollte ihm nur jeder
einreden, dass Riff für jeden meiner Angestellten die Verantwortung trug? Ich
blickte kurz in sein vor Schreck erbleichtes Gesicht, bevor ich mich empört an
den Inspektor wandte.
„Inspektor! Wie können sie nur so etwas sagen? Wieso sollte Riff die
Verantwortung für meine Dienerschaft tragen? Ich hab über einhundert
Angestellte. Riff muss sich nicht nur um die Belange der Dienerschaft sondern
auch um die Verwaltung meiner Anwesen etc. kümmern. Da ist es unmöglich dass
er jeden einzelnen der ihm unterstehenden Menschen auch noch vor Schaden
bewahrt. Das, müssen sie schon selber machen. Riff, führ bitte Doktor Martin
nach oben zu Oskar. Er soll sich dessen Verletzung noch mal ansehen.“ Riff
nickte ergeben und wandte sich an den Arzt. „Sir, würdet ihr mir bitte
folgen?“
Inspektor Landau stellte sich zwischen Riff und die Tür und versperrte ihm
damit den Weg. „Moment Mister Raffit, eine Frage hätte ich schon noch. Wo
waren sie zu dem Zeitpunkt, als die Miss getötet wurde?“ Ohne zu zögern
antwortete Riff dem Inspektor. „Ich war oben. Ich hatte eine Fensterscheiben
zerbrechen gehört und eilte hinauf um nachzusehen.“
Landau zeigte auf Riffs Ärmel und zog eine Augenbraue hoch. „Denken sie, die
Blutflecken auf ihrer Jacke sind von der Miss?“ Erst blickte Riff erstaunt,
doch dann nickte er. „Ich schätze schon. Einer der Einbrecher ist oben durch
das Fenster eingedrungen und hat Master Cain angegriffen. Ich wollte ihm helfen
wurde aber von einem anderen Mann zurückgehalten. Dessen Hände waren
blutverschmiert.“
Das konnte jetzt nicht wahr sein. Wollte der Inspektor Riff etwa dem Mord an
Ally in die Schuhe schieben? Ich musterte die Flecken eingehen bis mir etwas
auffiel. „Riff sagt die Wahrheit. Das kann ich ebenso wie meine Schwester und
mein Gast bezeugen. Außerdem gibt es Beweise. Sehen sie sich die Form der
Flecken an. Das ist eindeutig eine Hand.“
Das Lächeln des Inspektors bestätigte mir den Verdacht, der sich gerade in mir
verfestigte. Ich hatte mich soeben total zum Idioten gemacht. „Mister Raffit,
ich würde es begrüßen, wenn ich ihre Jacke zur Untersuchung mitnehmen
könnte.“ „Selbstverständlich.“ Riff schlüpfte aus der Anzugjacke und
reichte sie dem Inspektor, während er sich wieder an den wartenden Arzt wandte.
„Entschuldigen sie bitte. Würden sie mir nun bitte folgen?“ Riff und der
Arzt verließen die Küche und ich wandte mich an den Inspektor. „Sie glauben
doch nicht wirklich, dass ausgerechnet Riff Ally getötet hat?“ Landau
schüttelte nur den Kopf. „Natürlich nicht. Dafür sind die Blutflecken nicht
genug. Es müssten mehr sein. Bei solch einer Todesart, wird viel Blut
verspritzt. Ich war nur neugierig, wie die Flecken auf Mister Raffits Jacke
kamen. Außerdem ist seine Antwort für mich Beweiß genug für seine
Glaubwürdigkeit.“ Erleichtert atmete ich kurz ein, bevor ich den Inspektor
zurück in mein Arbeitszimmer bat.
Ich führte den Arzt in das Zimmer welches ich, nachdem ich ihn verbunden hatte,
für Master Oskar herrichten ließ. Ich klopfte vorsichtig an die Tür und trat
ein. Miss Merry saß am Bettrand und sah Oskar dabei zu wie dieser schlief.
„Miss Merry, könntet ihr bitte kurz in euer Zimmer gehen? Dieser Herr ist
Arzt und würde Master Oskar gerne untersuchen.“ „Aber Riff, du hast ihn
doch schon untersucht.“ Diese typisch kindliche Logik ließ mich leicht
lächeln. Während ich versuchte der jungen Miss eine verständliche Erklärung
zu geben.
„Miss Merry, ich bin kein echter Arzt. Ich hab zwar Medizin studiert, aber nie
eine Prüfung oder ähnliches abgelegt. Master Oskars Verletzung gehört einfach
gut behandelt. Was denkt ihr würde Baron Gabriel sagen wenn wir seinem Sohn
nicht die Behandlung zuteil werden lassen die seinem Stand zusteht?“
„Wahrscheinlich nichts. Der währe doch froh, wenn ich ins Gras beißen
würde.“ Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Master Oskar sich in das
Gespräch einmischen würde. Deswegen fuhr mir der Schreck gehörig in die
Glieder. Offensichtlich war ich nervlich noch stärker angeschlagen als ich
gedacht hatte.
„Master Oskar? Ich habe euch geweckt. Das tut mir leid.“ „Ist schon gut.
Merry, bist du wirklich die ganze Zeit hier bei mir gewesen?“ Sie nickte kurz
und stand von ihrem Platz auf. „Ja.“ „Och bist du süß.“ Master Oskar
umarmte die kleine Miss stürmisch, doch diese wehrte sich und schlug ihm mit
ihrer kleinen Hand auf brutalste Weise gegen seine Verletzung, während sie ihn
regelrecht anfauchte. „Hör auf. Ich blieb nur weil Cain mich darum gebeten
hat.“ „Aber Merry, sei doch nicht immer so kalt zu mir. Ich bin doch
verwundet.“ Ohne auf Master Oskars gejammerte Worte zu achten wandte Miss
Merry sich an mich. „Riff wo ist Cain?“ „Er unterhält sich momentan mit
der Polizei.“
Ich verließ gemeinsam mit Miss Merry das Zimmer, brachte sie in das ihrige und
begab mich dann in meines.
Dort ging ich zuallererst in das angrenzende Bad und stellte mich unter die
Dusche, ließ das Wasser auf mich prasseln, wobei ich meinen Gedanken freien
Lauf ließ, welche sprunghaft hinter meiner Stirn einen Reigen aufführten.
„Verdammt, warum? Warum tut er das nur?“ Ich bemerkte nicht, dass ich immer
wieder mit der Faust auf die Wand einhieb, erst als jemand meine Hand nahm und
mich daran hinderte, begann ich den Schmerz zu fühlen. Ich wandte mich langsam
um und blickte in grüne Augen. „Riff, was soll das? Hör auf. Du blutest
schon.“ „Master Cain. Warum? Warum tut er das?“ „Wer tut was? Rede nicht
in Rätseln.“ „Warum vergreift sich der Doktor immer an Unschuldigen? Warum
kann er nicht aufgehalten werden?“ Meine Beine untersagten mir den Dienst und
ich sackte zusammen, verbarg mein Gesicht in den Händen und kämpfte das erste
Mal sein vielen Jahren gegen die Tränen an. „Riff?“
Nein, ich durfte jetzt nicht durchdrehen. Ich musste mich zusammennehmen. Ich
stieß Master Cain mit meinem sonderbaren Verhalten vor den Kopf. Ich durfte ihn
nicht weiterhin so verwirren. Ebenso wenig wie ich mich von dem Doktor zu einem
Wrack machen lassen durfte. Wahrscheinlich wollte der es so, damit ich keine
Hilfe mehr sein konnte.
Ich atmete noch mal tief durch und stand dann auf. Danach musterte ich Master
Cain, der mich fast schon panisch und von Kopf bis Fuß durchnässt anblickte.
„Ah, Master Cain, ihr werdet euch erkälten. Ihr müsst aus den nassen Sachen
raus.“ „Du auch.“ „Hm?“ Erst jetzt registrierte ich richtig, dass ich
es unterlassen hatte mich auszukleiden.
Was soll’s. Zuerst musste Master Cain in trockene Sachen. Wenn das erledigt
war, dann war immer noch Zeit, mich umzuziehen. Ich zog Master Cain die nassen
Sachen aus, trocknete seinen leicht zitternden Körper ab, trug ihn in ein
großes Handtuch gewickelt in mein Zimmer, wo ich ihm meine Wolldecke umlegte
und setzte ihn auf mein Bett.
„Wartet hier, ich besorge euch nur schnell etwas frisches zum Ankleiden.“
Ich ging zügig in Master Cains Gemächer und holte ihm frische Wäsche. Auf dem
Weg zurück lief ich Oskar über den Weg.
„Wie siehst du denn aus? Es regnet doch gar nicht.“ „Master Oskar, wie
geht es euch?“ „Na ja, der Arzt meinte, ebenso wie du, es währe zwar ein
tiefer Stich, aber mehr schon nicht mehr. Das dürfte in wenigen Tagen fast
komplett verheilt sein, jedoch ist nicht auszuschließen, dass vielleicht eine
kleine Narbe zurückbleibt. Und nun zu meiner Frage. Warum bist du
klitschnass?“ „Eine kleine Panne in meinem Badezimmer. Ein Wasserrohr war
gebrochen. Aber das ist schon repariert. Keine Sorge.“ Master Oskar zog eine
Augenbraue hoch und musterte mich skeptisch. Ob ihm diese Notlüge zu
unglaubhaft vorkam? „Sag mal, gibt es überhaupt irgendetwas das du nicht
kannst?“ Ich lächelte ihn an. Er hatte es geglaubt. „Selbstverständlich.
Wenn ihr mich nun bitte entschuldigen würdet, ich würde gerne meine Sachen
wechseln.“ „Natürlich. Entschuldige, dass ich dich aufhielt.“
Ich ging in mein Zimmer zurück, wo ich Master Cain mit geschlossenen Augen in
meinem Bett liegend entdeckte. Er hatte es sich dort bequem gemacht und sich
zusätzlich in meine Daunendecke gekuschelt.
„Master Cain? Schlaft ihr?“ „Nein. Würdest du bitte die Tür
abschließen?“ „Abschließen?“ Master Cain öffnete die Augen musterte
mich kurz und da ich nicht darauf kam was er damit bezweckte, klärte er mich
auf. „Ja, du kennst Merry, sie rennt immer ohne zu klopfen in alle Zimmer,
außer dem meinen. Meistens zumindest. Sie soll uns nicht überraschen.“ Was
war nur los mit mir? Ich wollte mich doch zusammennehmen. Doch was tat ich?
Dumme Fragen stellen anstatt seine Befehle gehorsam zu befolgen.
„Natürlich Sir.“ Ich ging zur Tür, drehte den Schlüssen einmal im
Schloss, betätigte die Klinke um zu kontrollieren, dass die Tür wirklich
versperrt war und wollte mich eben umwenden als ich von hinten umklammert wurde.
„Riff, du musst aus deinen Sachen raus. Du wirst sonst krank.“ Noch bevor
ich irgendetwas erwidern konnte begannen seine schlanken Finger die Knöpfe
meines weißen Hemdes zu öffnen, wobei er hauchzart mit den Fingern über meine
Haut fuhr. Ich wandte mich zu ihm herum und hob sein Kinn an, damit ich in sein
Gesicht sehen konnte.
„Master Cain, zuerst solltet ihr etwas anlegen. Eure Hände sind schon ganz
kalt.“ Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, als er mich mit einem
leichten Schmollmund und Unwille im Blick ansah. „Ich will aber nicht.“ Er
ließ eben meine Krawatte zu Boden gleiten und schob mir mein Hemd über die
Schultern, wobei ich das leichte Zittern seiner Hände deutlich spürte.
“Jetzt ist Schluss Master Cain. Ich werdet krank wenn ihr euch nicht
augenblicklich…,“
Er unterbrach mich, indem er meine Lippen mit den seinigen versiegelte. Erst
einige Minuten später lösten wir uns wieder von einander. „Riff, es gibt
auch andere Wege meinen Körper zu wärmen.“ Er stellte sich auf die
Zehenspitzen und hauchte mir die nächsten Worte ins Ohr. „Bitte lass mich
jetzt nicht allein. Ich brauche dich jetzt mehr denn je.“
Er brauchte mich? Eine andere Art seinen Körper zu wärmen? Wer sprach denn
hier in Rätseln? Er zog mich hinüber zum Bett und schlug die Decke zurück.
Langsam setzte er sich darauf und klopfte neben sich auf die Matratze.
Nun hatte auch ich verstanden, was er mit der anderen Art gemeint hatte.
„Master Cain, ich denke es ist nicht die passende Situation um so etwas zu
tun.“ Er seufzte und wandte seinen Blick von mir ab und sah aus dem Fenster
hinaus. „Du magst Recht haben, aber bitte leg dich wenigstens hier zu
mir…,“ Er wandte sich wieder mir zu und sah mich bittend, fast schon flehend
an. „… lass mich jetzt nicht einsam zurück.“
Zuerst wollte ich ablehnen, aber warum eigentlich nicht. Er wollte jetzt nicht
allein mit seinen Gedanken und Gefühlen sein und mir ging es nicht anders. Also
sprach eigentlich nichts dagegen. Schweigend schlüpfte ich aus der nassen Hose
und meiner ebenso nassen Unterwäsche und stieg zu Master Cain ins Bett. Sein
Körper fühlte sich im Vergleich zu meinem warm an, als er sich an mich
herankuschelte. Sein Kopf lag auf meiner Brust, seine Hände spielten mit meinen
feuchten Haaren, während er sich dicht an mich herandrängte. „Riff, bekomme
ich einen Kuss von dir?“
Als Antwort legte ich meine Lippen auf die Seinigen, genoss das leichte
Kribbeln, das sich auf meiner Haut ausbreitete. Seine Hände strichen sanft
über meinen Hals, verharrten dort kurz bevor sie über meine Brust zu streichen
begannen. Seine Fingerspitzen zeichneten mir unbekannte Bilder auf meine Haut,
während seine Lippen über meine Wange strichen und an meinem Ohr verharrten.
Sanft strich er mit seiner Zunge über die Ohrmuschel, bevor er leicht in das
Läppchen biss und mir dann die nächste Frage leise zuraunte. „Darf ich
weiter gehen?“ Es wunderte mich nun schon, dass er vor jedem Schritt
nachfragte, ob es mir recht war, da ich mir darauf keinerlei Reim machen
konnte.
„Weshalb fragt ihr Master Cain?“ Diese Frage hatte er nun nicht erwartet,
deswegen hatte sie ihn erstaunt und er strich mir eine verirrte Haarsträhne aus
dem Gesicht während er mir eine Antwort gab. „Weil ich weiß, dass dir
bestimmt nicht entfallen ist was vor kurzem hier im Haus geschehen ist und ich
nicht weiß, ob es dir recht ist, in Anbetracht dessen, nun etwas intimer zu
werden. Ich kann auch warten und würde mich mit kuscheln und aufwärmen
zufrieden geben. Denn ich möchte dich zu nichts zwingen.“
So offen sprach Master Cain sehr selten über seine Gedanken und Gefühle,
deswegen fühlte ich mich sehr geehrt und war glücklich, dass er mir sein
Vertrauen geschenkt hatte. Es wurde mein oberstes Ziel dieses Vertrauen nicht zu
enttäuschen.
Sanft tanzten seine Finger über mein Gesicht, streichelten meine Wange bis er
mir mit einem leichten Lächeln einen Finger auf meine Nasenspitze legte.
„Und, darf ich jetzt weiter gehen?“
Ich nickte nur, schließlich hatte ich mir diese Situation schon seit geraumer
Zeit heimlich herbeigesehnt, obwohl ich nie gedacht hätte, dass es mal soweit
kommen würde. Außerdem, wer könnte schon diesem bittenden, verführenden
Blick von Master Cains einzigartigen Augen widerstehen? Ich zumindest nicht.
Während seine Hände durch mein Haar fuhren und seine Lippen die Meinigen
versiegelten, schickte ich meine Hände auf Wanderschaft. Ich genoss es sehr
seine weiche Haut unter meinen Fingern, seinen warmen Atem auf meinen Lippen zu
spüren und sein erregtes Keuchen zu hören, als ich sanft über seine
empfindlichen Knospen strich. Ich löste mich kurz von ihm, nur um an seiner
verlockenden Halsbeuge zu knabbern und um seinem den Verstand raubenden Seufzen
zu lauschen, bevor ich eine meiner Hände auf seiner Brust, von meinen Lippen
ablösen ließ. Dieser wiederum erlaubte ich ganz sacht weiter hinab streichen.
Ich spürte wie sich eine Gänsehaut unter meinen Fingern bildete, wie sich
Master Cains Atmung ebenso wie dessen Herzschlag beschleunigte. Fast wie von
Geisterhand geführt, erkundete ich weiterhin seinen Körper. Ich strich über
seine Taille, seine schmale Hüfte, fuhr weitläufig um seine Erregung herum,
was er mit einem leisen, aber missbilligenden Knurren kommentierte und strich
über die Innenseiten seiner zarten Schenkel, während ich kurz in seine
zwischenzeitlich erhärtete Brustwarze biss, nur um dann entschuldigend darüber
zu lecken, wo bei sich seiner Kehle ein lautes Stöhnen entrang.
Erschrocken blickte er mich an und hielt sich eine Hand vor den Mund, welche ich
ihm wieder weg zog um ihm einen Kuss auf die warmen Lippen zu platzieren. Leicht
strich ich über seinen erhärteten Schaft, wobei er sich mir entgegenbäumte
und mir gegen die Lippen stöhnte.
Mein ganzer Körper schien zu brennen. Das Verlangen nach Riffs Berührungen und
seinen Küssen vernebelte meine Gedanken. Seine Lippen wanderten über meinen
Körper, verteilten auf jedem Millimeter meiner Haut Küsse, die so sanft und
leicht waren wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Und dennoch durchfuhren
sie mich wie Blitze welche sich in meiner Magengegend sammelten und dort ein
regelrecht süchtig machendes Gefühl auslösten. Ich wollte diese Gefühle, die
ich bisher noch nie wirklich gefühlt hatte, vertiefen und bis zum äußersten
auskosten. Jede Faser meines Körpers schrie nach Erfüllung und schien
zerbrechen zu wollen. Würde Riff mich weiterhin hinhalten, würde ich verrückt
werden. Seine Lippen lösten sich von den meinen und wanderten meinen Körper
entlang, eine feuchte Spur auf meiner Haut hinterlassend, während er meine
Erregung mit seiner Hand weiterhin verwöhnte. Meine Herz schlug mir bis zum
Hals, schnürte mir die Luft ab, welche ich nur keuchend in meine Lungen pumpen
konnte. Ich wollte noch mehr von ihm spüren, weswegen ich mich wiederholt gegen
ihn drängte, ihn dadurch aufforderte, seine Bemühungen zu intensivieren, um
mich in den Himmel der Gefühle zu geleiten.
Erschrocken über die intensiven Gefühle, die in meinen Lenden explodierten,
als Riff seine Lippen um meinen Schaft legte, stöhnte ich laut auf. Die Welt um
mich herum verschwand und es gab nur noch Riff, dessen Wangen einen rötlichen
Schimmer angenommen hatten. Mit jeder seiner gekonnten Bewegungen trieb er mich
näher auf meinen Höhepunkt zu.
Mein Körper verkrampfte sich als ich mich dazu zwang diesen ersehnten Moment
noch länger hinauszuzögern. „Riff…, warte, Stopp!“ Er ließ von mir ab
und blickte mich fragend an. Seine sonst so klaren Augen waren von Lust
verschleiert und etwas dunkler als sonst, kleine Schweißperlen standen auf
seiner Stirn. Es schien als müsste er sich selber auch mit aller Gewalt unter
Kontrolle halten.
„Master Cain?“ Seine Stimme zitterte leicht, während er versuchte seine
beschleunigte Atmung zu normalisieren. „Riff, ich…, ich möchte…,“ Gott
war das peinlich. Ich konnte doch nicht einfach sagen, dass ich gemeinsam mit
ihm meinen Höhepunkt genießen wollte, doch er schien mich verstanden zu haben,
denn er lächelte mich wissend an, bevor er mich kurz küsste. „Habt keine
Sorge Master Cain.“ Seine Lippen wanderten, nach einem weiteren, diesmal aber
leidenschaftlicheren Kuss, wieder hinab um meine Brust zu liebkosen, während
seine Hände meine Schenkel streichelten. Ein leichter Schmerz fuhr durch meinen
Körper, als Riff einen Finger in mir versenkte. Kurz wartete er, bevor er
diesen zu bewegen begann. Erregung durchflutete meinen Körper, verstärkte sich
als er eine zweiten und danach noch einen dritten Finger benutzte um mich zu
weiten. Sterne explodierten vor meinen Augen, als er einen empfindlichen Punkt
in mir berührte.
Plötzlich zog er seine Finger aus mir heraus und ließ eine Leere in mir
zurück, die meine Sehnsucht verstärkte und mir fast die Tränen in die Augen
trieb. Riff kniete sich zwischen meine Beine, hob mein Becken an und drang
langsam in mich ein. Der gleiche Schmerz wie zuvor, nur um einiges stärker
raste durch meinen Körper und ließ mich aufkeuchen. Ich verspannte mich,
begann leicht zu zittern und wünschte ich könnte sofort von hier verschwinden.
Riff blieb währenddessen ganz ruhig, strich mir eine Träne von der Wange,
redete mir beruhigend zu, nur um sich sobald der Schmerz nachgelassen hatte,
wieder in mir zu bewegen. Die stetig wachsende Erregung verscheuchte die
Schmerzen ebenso wie das unangenehme Gefühl. Er legte einen Arm um meine
Schultern, zog mich hoch, um sich noch tiefer in mir versenken zu können. Immer
fester stieß Riff zu, bearbeitete dabei meinen Schaft und in dem Moment, in dem
ich mich ergoss, explodierte ein Feuerwerk der Gefühle in mir. Mein Körper
verspannte mich, schob damit auch Riff über die Klippe und schwer atmend
drückte er mich fester an sich und ließ sich dann langsam auf sein Bett
sinken, wobei er mich mit zog.
Einige Minuten blieben wir nur so liegen, kämpften darum, dass unsere
aufgeputschten Gefühle abebbten und unsere Atmung ebenso wie unser rasender
Puls sich wieder normalisieren würde.
Dann setzte Riff sich auf, blickte sich kurz in seinem Zimmer um und angelte
nach dem Handtuch, welches noch immer neben dem Bett am Boden gelegen war. Damit
trocknete er dann meinen Körper ab und entfernte die letzten Reste des Spermas,
welches noch an meinem Körper klebte. Dann deutete er zu der verborgenen Tür,
welche in sein Bad führte. „Master Cain, ihr solltet euch den Schweiß vom
Körper spülen, bevor ihr euch ankleidet…,“ Sein Blick wanderte zu der
kleinen Uhr auf dem Kaminsims bevor er fortfuhr. „…, denn in etwa einer
Stunde seid ihr mit Master Neal zum Nachmittagstee verabredet.“
Sodala, das wars auch schon. Ich hoffe ihr hattet wenigstens ein wenig Spaß mit
den Beiden und auch, daß wir uns beim nächsten Kapi wieder sehen.
Kapitel 6: Warum?
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Hallo zusammen!
So, da bin ich wieder.^^
Erstmal danke für die lieben Kommis.
So, dieses Kapitel wird von Jezebel und Cassian erzählt. Riff und Cain sind
diesmal überhaupt nicht vertreten. Ich hoffe aber, daß ihr es trotzdem lesen
werdet. Nicht wundern wenn die Beiden etwas seltsam rüberkommen. Die Beiden
sind ziemlich schwer einzuschätzen und ich weiß eigentlich garnicht, wie die
Beiden reagieren würden wenn sie Gefühle zueinander entwickeln. @_@ Ich hoffe
mal ich hab nicht zusehr übertrieben. Aber ich muß zugeben es hat einen riesen
Spaß gemacht die Reibereien zu schreiben.^^
Der Titel ist etwas einfallslos, aber da ich immer Sätze aus dem Text benutze
und das Wort ^Warum^ in diesem Kapitel ziemlich oft auftaucht (nach dem fünften
Mal hab ich aufgehört zu zählen) fand ich den Titel irgendwie
passend.^___________^
Öhm was noch..., ach ja, als kleine Erklärung zu dem Friedhof der erwähnt
wird.
Bunhill Fields im Londoner Stadtteil Finsbury ist einer der ältesten Friedhöfe
Londons. Er ist zwar seit 1855 geschlossen, wird also zu der Zeit in der GC
spielt nicht mehr benutzt, aber ich mag den Friedhof, da dort einige
Berühmtheiten verbuddelt wurden, die zu meinem Mag-ich-Kreis gehören.
Kleines Beispiel ist der Schriftsteller Daniel Defoe oder der Komponist Isaac
Watts. Ich hoffe mal diese zeitliche Unstimmigkeit stört Niemanden.
So, jetzt will ich euch aber nicht länger warten lassen. Außerdem bekomme ich
nachher noch Besuch und muß noch ein wenig aufräumen.*möh, keine Lust*
Also viel Spaß beim Lesen und Kommi schreiben. ^^
Kapitel 6 - Warum? –
„Warum verdammt? Der Plan war fast durchgeführt! Wieso hast du den Butler
wieder freigelassen? Solch eine Gelegenheit ergibt sich nie wieder. Der Kleine
und sein Aufpasser werden sich kein weiteres Mal so einfach überrumpeln lassen.
Warum hast du das getan?“ Cassian brüllte mich an, die Arme vor der Brust
verschränkt, sich etwas streckend, um mir bedrohlicher zu erscheinen, was ihm
aber nicht im geringsten gelang. Ich seufzte theatralisch und neigte mich etwas
vor um Cassian in die Augen sehen zu können. „Wie redest du denn mit deinem
Vorgesetzten. Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten dürfte. Du bist eine kleine,
unwichtige Karte…,“ Er packte mich am Kragen, zog mich noch ein kleines
Stück näher, bevor er mich mit zornrotem Gesicht anfauchte. „Genau das ist
das Problem. Wenn der Cardmaster herausbekommt, daß du wegen einer, wie du
selber so schön erwähnt hattest, kleinen, unwichtigen Karte den Plan in den
Wind geschossen hast, dann wird er dich wieder bestrafen. Kapierst du das
nicht?“
Das erstaunte mich jetzt schon. Cassian machte sich Sorgen, aber nicht um sein
Leben, daß auf alle Fälle verwirkt währe wenn mein Vater es herausbekam,
nein, er machte sich Sorgen um mich und das obwohl ich bestimmt nur ein weiteres
Mal ausgepeitscht werden würde.
Ich atmete tief ein, schüttelte leicht den Kopf und grinste das knabenhafte
Gesicht vor mir leicht an. „Dann darf er halt nichts erfahren. Ich lass mir
schon was einfallen und du hältst einfach die Klappe.“
Erstaunt musterten seine Augen mein Gesicht. Nach einigen Augenblickten mischte
sich Verblüffung in seinen Blick, bevor er mich wieder losließ und sich
kurzerhand auf den Boden setzte. „Das verstehe ich jetzt nicht. Für sowas bin
ich definitiv zu alt.“ Was für ein köstlicher Anblick. Es geschah nicht
leicht Cassian zu verblüffen. Dafür hatte er in seinem Leben schon zuviel
durchgemacht, aber nun war es mir gelungen und ich wollte versuche, dieses
Gefühl, das seinem knabenhaftem Gesicht regelrecht schmeichelte, noch etwas
länger darauf zu zaubern. Vielleicht gelang es mir ja es noch etwas zu
vertiefen.
„Ach, bevor ich es vergesse, ich hab noch eine Überraschung. Aber heute ist
es schon zu spät und morgen werde ich mich vor meinem Vater verantworten
müssen. Dann halt am Tag danach.“ „Überraschung?“ „Oh ja. Ich bin mir
sicher, daß es dir gefallen wird.“ Cassian hockte mit angezogenen Beinen
welche er mit den Armen umschlungen hatte, noch immer am Boden, und musterte
mich fragend, wobei er seinen Kopf etwas schief legte und seine Stirn in kleine
Falten legte. Ja, es hatte funktioniert. Die Verblüffung war noch immer auf
seine Züge gezeichnet, doch inzwischen mischte sich auch die Neugierde
darunter.
„Warum?“ Momentan schien dieses Wort zu seinem bevorzugten Vokabular zu
gehören. Jedoch wusste ich nicht, was er damit erfahren wollte. „Was?“
„Warum tust du das alles?“ Musste er denn immer alles hinterfragen? Ich
konnte ihm ja schlecht den wahren Grund meiner Taten eröffnen. Er würde mich
schneller als ich mit der Wimper zucken konnte mit seinen Messern spicken. Ich
musste Zeit schinden um mir eine glaubwürdige Ausrede einfallen zu lassen.
„Was genau meinst du?“ Er begann damit an den Fingern abzuzählen, wie oft
ich ihn durch mein Tun verwirrt hatte und erklärte mir dann genau was er
meinte.
„Du riskierst dein Leben indem du das Meinige rettest, du vermasselst einen
Auftrag weil du mich aus den Fängen des Grafen tauschst, du sagst du wirst die
Tatsachen verdrehen und den Cardmaster belügen um mich zu schützen und du
planst Überraschungen. Was ist mit dir los? Warum tust du das alles?“ Ich
beugte mich zu ihm hinunter und tippte ihm auf die Nasenspitze. „Wo kämen wir
denn hin wenn du uns wegen solchen Nichtigkeiten wie einem gescheiterten Befehl
wegstirbst. Außerdem hab ich selber einen Plan, den ich nebenbei verfolge und
für diesen bist du unabdingbar.“ Mit einem leichten geheimnisvollen Lächeln
strich ich mir eine Strähne, die mir ins Gesicht hing, weg und schob meinen
Zwicker zurecht, bevor ich mich abwandte und den Raum verließ.
Ich erlaubte mir ein Schmunzeln über seinen ungläubig, ja beinahe schon
verdutzten Blick, während ich versuchte mir das Lachen darüber zu
unterdrücken und ging in den Raum, welcher mir in dieser Behausung als Labor
diente. Ich holte aus dem Wandschrank eine der unzähligen kleinen Glas-Phiolen
auf dem ein kleiner Zettel klebte. Ich musterte diesen und war erstaunt. Das war
nicht das Fläschchen, welches an diesem Platz gestanden war, sondern ein
anderes. Fast schon panisch schob ich eine Phiole nach der anderen zur Seite,
las die Namen des Inhalts, bis mir das mit der Aufschrift G-Virus unter kam.
Erleichtert seufzte ich leise auf, wobei ich aber überlegte, wer denn meine
Sammlung so durcheinander gebracht haben könnte.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Nur einer würde es wagen
meine Sachen anzufassen. Er, nur er konnte es gewesen sein. Ganz Sicher.
Bestimmt hatte Cain auf der Suche nach dem rosafarbenen Gegengift die
Fläschchen verschoben und dabei meine penible Ordnung zerstört. Wut darüber,
daß er es sich erdreistet hatte, mein Eigentum anzufassen durchspülte meinen
Körper. Ich riss die Tür auf und brüllte los. „Cassian! Komm her!
SOFORT!!“
Sekunden später hörte ich die Absätze seiner Schuhe auf dem Boden klappern.
„Doktor, was ist passiert?“ Cassian blickte sich in dem Raum um, die Messer
gezückt und bereit sie auf eventuelle Gegner zu schleudern um mich zu
verteidigen. „Er hat alles durcheinander gebracht. Los sortiere meine
Fläschchen, damit ich ungestört an meinen Versuchen weiterarbeiten kann.“
Klappernd fielen die Wurfmesser auf die weißen Bodenfliesen. „Sonst noch was?
Ich bin nicht dein Diener.“ Jedes meiner Worte mit einem Stoß meines
Zeigefingers gegen seine Stirn unterstreichend meckerte ich ihn an. „Du bist
mein Untergebener und du hast zu tun was dir aufgetragen wird.“ Er murrte
leise vor sich hin und ich glaubte etwas zu hören, was sich verdächtig nach
^sag´s deiner Putzfrau, Idiot.^ anhörte, da Cassian jedoch damit begann die
von mir hochgeschätzte Ordnung wieder herzustellen, wobei er sich mit einer
Hand über die Stirn rieb, sagte ich nichts dazu.
Währendessen hielt ich die Phiole gegen das Licht, schwenkte sie leicht und
betrachtete die milchigweiße Flüssigkeit. Ob der Virus so funktionieren
würde, wie ich es mir in der Theorie errechnet hatte? Hoffentlich, doch nur zu
hoffen war mir nicht genug. Ich wollte Gewissheit, und die bekam ich nur durch
Tests an lebenden Versuchskaninchen.
Da Tiere aber zu wertvoll waren um dazu missbraucht zu werden, es konnte
schließlich sein, daß sich irgendwo ein kleiner Rechenfehler eingeschlichen
hatte und das Serum dadurch vielleicht tödlich war, wurde es Zeit, Helfer aus
der Gattung Mensch zu benutzen. Davor, musste ich jedoch noch einige Dinge in
Erfahrung bringen.
„Sag mal Cassian, bist du mit deinem Äußeren überhaupt zufrieden?“ Seine
Augen blitzten mich regelrecht an. „Willst du mich jetzt reizen oder was?
Natürlich nicht.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte ein einzelner
Mensch nur so schnell in Rage geraten? „Ich meinte eigentlich auch ausgenommen
von deinem kindlichen Erscheinungsbild. Gefallen dir deine dunklen Haare und die
ebenso dunklen Augen?“
Einige Augenblickte stand er nur, die Arme verschränkt, vor mir, überdachte
meine Worte, zog dann eine der Strähnen, die unter seiner Mütze hervorlugten
mit den Fingern lang und starrte sie an. „Nun Cassian was ist, oder hast du
noch nie darüber nachgedacht.“ Er zuckte mit den Schultern und schüttelte
den Kopf. „Eigentlich nicht. Ich will nur erwachsen sein. Wie ich dann aussehe
ist mir eigentlich schnuppe.“ Ein sarkastisches Grinsen auf den Lippen,
musterte ich den Kleinen einige Sekunden.
„Sag bloß dir währe es egal wenn du den Körper eines dicken,
glatzköpfigen, und halbblinden Greises bekommst.“ Es war eigentlich keine
richtige Frage gewesen, doch Cassian lief rot an, widmete sich wieder meinen
Glasfläschchen um mir seinen Rücken zuzuwenden und murmelte in seinen nicht
vorhandenen Bart, so daß ich Probleme damit hatte ihn zu verstehen. „Unsinn.
Ich möchte dir körperlich ebenbürtig sein, wenn ich auch sonst unterlegen
bin.“ Kurz überlegte ich, ob ich ihm darauf etwas antworten sollte, doch ich
entschied mich dagegen. Es schien als währe ihm dieses Thema unangenehm.
„Sag mal Cassian, magst du blaue Augen?“ „Blau? Irgendwie schon. Ja. Warum
fragst du Doktor?“ „Ach, rein interessehalber.“ Ich zog die Taschenuhr aus
der kleinen Tasche an meiner Seidenweste, klappte den Deckel auf und musterte
das Zifferblatt. „Oh, schon so spät. Ich hab noch was zu erledigen. Cassian,
es könnte spät werden. Mach dir keine Sorgen. Sollte ich in zwei Stunden noch
nicht zurück sein, dann fang schon mal ohne mich mit dem Abendessen an.“
Ich verließ das Haus, winkte eine Droschke heran und ließ mich quer durch
London kutschieren. Nachdem ich den Kutscher bezahlt hatte ging ich noch einige
Querstraßen weiter und nachdem ich sicher war, daß mir Niemand gefolgt war
betrat ich ein kleines, unscheinbares Haus.
Dort führte mich mein erster Weg hinunter in den Keller. Ich legte einen
Kerzenleuchter um und mit einem leisen Knarren setzte sich die Steinwand in
Bewegung. Knirschend öffnete sich die Geheimtüre und ich trat ein. Dahinter
lag ein kleiner Raum, angefüllt mit Regalen und einer chirurgischen Liege.
Ein kleiner, alter Mann mit weißem Haarkranz blickte mich erstaunt hinter
seinem Monokel an. „Ah, Jezebel, schön daß du es geschafft hast unsere
Verabredung einzuhalten. Ich hab deine Unterlagen durchgearbeitet und fand
einige interessante Objekte.“ Er stand auf, strich sich kurz durch seinen
weißen Vollbart und bedeutete seinem Hund mit einer kurzen Handbewegung auf
seinem Platz liegen zu bleiben. Danach nahm er einige Blätter und gab sie mir
zur Durchsicht. Schweigend musterte ich diese bis mein Blick auf einem
bestimmten hängen blieb. Ja, der war einfach nur perfekt.
„Doktor, dieser hier ist optimal. Ich werde mich heute noch mit meinem Serum
beschäftigen und wenn es funktioniert, dann würde ich mich gerne für Sonntag
bei ihnen anmelden um unsere Forschungen zu beenden.“ „Du bist hier immer
Willkommen. Aber ich würde gerne noch einige Untersuchungen mit Cassian machen.
Nur zur Sicherheit.“ „Natürlich. Ich schicke ihn Morgen zu ihnen. Aber
denken sie daran Doktor, es soll eine Überraschung sein.“ Der alte Mann
lachte einige Augenblicke bevor er sich mit einer weiteren Frage an mich wandte.
„Natürlich Jezebel. Und der Cardmaster? Kommt er auch?“ „Ich weiß es
nicht. Ich werde ihn morgen über unser Vorhaben unterrichten. Ob er nun mit
seiner Anwesenheit glänzt oder nicht, das werden wir dann schon sehen. Auf
Wiedersehen Doktor Zenopia.“
Ich hörte noch das leise Kichern des alten Mannes bis sich, nach dem ich den
Leuchter wieder in seine ursprüngliche Position gebracht hatte, die Tür zum
geheimen Labor geschlossen hatte.
Ich beschloss zu Fuß zurück zu gehen, besorgte mir unterwegs eine Tageszeitung
und blätterte darin, während ich es mir in einem kleinen Cafe bequem machte.
Weit kam ich allerdings nicht, denn eine Schlagzeile auf der dritten Seite zog
meinen Blick regelrecht an und ich vertiefte mich in den Artikel.
--Grausiger Mord im Hause Hargreaves!!
…Zur Mittagszeit des gestrigen Tages, starb das Hausmädchen Ally Simons im
Alter 38 Jahren als sie Einbrecher auf frischer Tat ertappte. Der gerufene Arzt
konnte nur noch den Tod der vierfachen Mutter feststellen. Laut den Ermittlungen
von Scottland Yard hatte Ally Simons, die seit Jahren als Dienstmädchen in dem
Haus gearbeitet hatte, einen von mindestens zwei Dieben beim eindringen in die
Küche ertappt und wurde durch einen Schnitt in den Hals getötet. Danach wurden
der Einbrecher, der über ein Fenster im ersten Stock eingedrungen war ebenso
wie der Mörder von Count Hargreaves und seinem Butler verjagt. Ally Simons
arbeitete seit…
…Mrs. Simons hinterlässt vier Kinder im Alter zwischen achtzehn und neun
Jahren. Die Beerdigung findet Morgen um 13:00 Uhr auf Bunhill Fields statt.--
Soso, Morgen war also die Beerdigung des Dienstmädchens. Es währe bestimmt
interessant zu sehen, wie Cain und vor allem sein Butler Riff die Beerdigung
verkraften würden. Vielleicht sollte ich mich mit dem Bericht etwas beeilen und
mich unter die Trauernden Mischen. Verwundert erhaschte mein Blick den Tee,
welchen die Bedienung mir während ich gelesen hatte unbemerkt an den Tisch
gebracht hatte. Schweigend trank ich diesen, legte das nötige Geld auf den
Tisch und machte mich wieder auf den Weg zurück zu dem Haus, in welchem ich
mich momentan zusammen mit Cassian aufhielt.
Etwa auf halber Strecke lief mir eine von Londons unzähligen Prostituierten
über den Weg. Das Mädchen war vielleicht 18 Jahre jung, genau das Richtige
Opfer für meine Forschung.
Ich injizierte ihr den G-Virus und wartete darauf, daß das Serum zu wirken
begann. Laut meinen Berechnungen, mussten die ersten Symptome schon nach wenigen
Minuten auftreten. Heureka, welch ein Triumph. Das Virus zeigte nach nur vier
Minuten die ersten Krankheitssymptome. Sie klagte über Kopfschmerzen,
Übelkeit, Schwindel, brennen und jucken in den Augen, ebenso wie auf der Haut
und ihr war kalt. Was für schöne Nebenwirkungen. Schon nach 15 Minuten war das
Mädchen meine Marionette und tat alles was ich ihr befahl.
„Zieh dich aus, damit ich dich genauer untersuchen kann.“ Ohne mit der
Wimper zu zucken ließ sie augenblicklich die Kleider fallen und ließ sich
regungslos Blut abnehmen. Ebenso regungslos blieb sie, als ich ihr Fingernägel,
Haare und etwas Haut für weitere Untersuchungen abschnitt.
„Na komm Mädchen, schau nicht so treudämlich. Lächle und freue dich.
Immerhin hab ich dir doch nur die Haut von einer Wange abgezogen.“ Sie
lächelte mich freudig an, genau so wie ich es ihr befohlen hatte, während ihr
das Blut über eine Gesichtshälfte quoll. „So, und jetzt zieh dich wieder
ordentlich an, lache fröhlich und lass dich von der nächsten Kutsche
überfahren.“ Sie zog ihr Kleid wieder an, strich den Rock ordentlich glatt,
begann glücklich zu lachen und rannte, nur zwei Schritte vor einer
vorbeieilenden Droschke, auf die Straße und blickte die Kutsche noch immer
lachend an. Sie lachte sogar noch als die Hufe der trabenden Pferde sie in den
Staub trampelten. Ja, meine Forschung war ein voller Erfolg.
Ich raufte mir die Haare. Warum machte der Doktor nur solch unvorhersehbare
Dinge? Und warum gab er mir nicht einmal im Leben eine Antwort, die nicht noch
mehr Fragen aufwarf? Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum, während meine
Gedanken wieder zu den Situationen zurückkehrten, welche mich verwirrten.
Zuerst war da die Nacht, in der Cain zum Doktor kam um sich das Gegengift zu
beschaffen. Es war alles gut gelaufen, bis dieser verdammte Butler aufgetaucht
war. Hätte er mich diesen Störenfried töten lassen, dann hätten wir nun
ein…, oder mehr Probleme weniger. Und dann stößt er mich auch noch aus der
Schusslinie und fängt sich selber einen Streifschuss ein. Was muss der kleine,
grünäugige Giftmischer auch auf uns Schießen nur um seinen Butler zu retten?
„Argh, wie mich dieser Butler in den Wahnsinn treibt. Ich hasse ihn wenn ich
den in die Finger bekomme mache ich ihn fertig. Der wird sich noch wundern.“
Wütend schlug ich mit der Faust auf den Tisch, packte das Messer, welches neben
meinem Teller lag und warf. Es blieb in den Stuhl mir gegenüber stecken,
zitterte noch etwas nach, während ich es wütend anfunkelte.
„Aber Cassian, weder das Messer noch das Mobiliar hat Schuld daran, dass Cain
und sein Schoßhündchen uns manches mal die Pläne erschweren.“ Der Schreck
fuhr mir in die Glieder. Wann war denn der Doktor heimgekehrt? Ich atmete tief
ein um mich den Schreck nicht anmerken zu lassen und wandte mich zu Jezebel um.
„Na hast du alles geregelt?“ Er blickte mich nur einige Sekunden schweigend
an, schein zu überlegen, ob mich das etwas anging und entschied sich
offensichtlich dafür.
„Natürlich Cassian. Ach bevor ich es vergesse, Doktor Zenopia möchte morgen
noch ein paar Tests mit dir durchführen. Ich würde sagen du gehst zu ihm
während ich meinen Bericht abliefere, ich brauche dich nämlich ab 13 Uhr in
Bunhill Fields.“ Die Ortsangabe erstaunte mich jetzt schon, was man auch aus
meiner Stimme heraushören und wahrscheinlich auch aus meiner Mimik herauslesen
konnte. „Bunhill Fields? Was wollen wir denn mitten am Nachmittag auf einem
Friedhof?“ „Das siehst du dann schon. Ich gehe noch mal ins Labor. Ich hab
noch ein paar Untersuchungen zu machen.“ Ohne auf eine Erwiderung meinerseits
zu warten verschwand er aus dem Zimmer und ließ mich mit meinen Gedanken
allein.
„Sowas aber auch. Zuerst erschreckt er einen alten Mann beinahe zu Tode und
dann lässt er mir noch nicht mal die Zeit um ihm Fragen zu stellen. Was soll
ich denn wieder bei diesem Doktor Zenopia? Er hat doch schon gesagt, daß der
Fehler in meinem Gehirn nicht verändert werden kann.“ Oder hat Delilah
zwischenzeitlich vielleicht doch einen Weg gefunden diesen Defekt zu beseitigen?
Vielleicht ja auch nur durch Zufall.
Nervosität überschwemmte mich. Was währe, wenn ich endlich erwachsen würde.
Hätte ich dann wirklich eine Chance in die Arkana aufzusteigen? Hatte ich die
Chance, mit Jezebel gleichzuziehen? Wahrscheinlich nicht, vielleicht könnte ich
ihm aber etwas besser unter die Arme greifen.
Jedoch machte es keinen Sinn sich über ungelegte Eier Gedanken zu machen und
doch erfüllte mich eine innere Unruhe. Schweigend ging ich in mein Zimmer,
legte mich aufs Bett und starrte die weiße Decke an.
Die Zeit verstrich langsam, zog sich wie weicher Käse dahin. Irgendwann fielen
mir die Augen zu und ich schlief ein, doch nach wenigen Minuten wurde ich durch
das leise knarren der Tür geweckt. Ich sprang regelrecht aus dem Bett, griff
nach den Messern und wollte eben das Erste werfen, als ich am Handgelenk gepackt
wurde. „Nicht Cassian. Ich bin es.“
„Doktor, was willst du hier in meinem Zimmer? Das könnte ungesund werden. Das
weißt du doch.“
Mit leuchtenden Augen und einem leichten, entschuldigenden Lächeln ließ er
mich los und begann mit einer Erklärung. „Ich hab eigentlich nur eine Frage.
Währst du sehr enttäuscht, wenn du nicht zusammen mit deinem Körper erwachsen
wirst, sondern auf einen anderen Weg?“ Der Kerl verwirrte mich zusehends.
„Was soll diese Frage? Ich will einfach ein erwachsener Mensch sein. Mir ist
es egal, ob Zenopia mein Gehirn transplantiert oder ob er den Fehler in meinem
Gehirn heilt oder eben entfernt.“
„Und warum willst du eigentlich so dringend groß werden? Ich persönlich
währe gerne für immer ein Kind geblieben und hätte mir dadurch viel…,
einiges erspart.“ Was sollte das? Warum will er so etwas wissen? Das war
unfair, schließlich konnte ich ihm die Wahrheit nie sagen. „Ich…, es gibt
da jemanden, für den ich erwachsen werden möchte.“ Eine seiner fein
geschwungenen Augenbrauen wanderte nach oben. „Ist sie es wenigstens wert?“
„Sie?...“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, während ich
versuchte eine ziemlich aussagefreie Antwort zu geben. „… Ich glaube schon,
daß dieser Jemand es wert ist.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und
musterte mich intensiv. „Ist das so?“ „Was ist los?“ „Was sollte schon
los sein?“ Die Abfälligkeit, die sich in seinem Blick eingeschmuggelt hatte,
färbte sich auch auf seine Stimme ab. „Vor weinigen Minuten hast du noch
total aufgeregt, fast schon fröhlich ausgesehen, doch jetzt ziehst du ein
Gesicht als hätte man deine Gefühle mit Füßen getreten.“ Der Doktor machte
ein beleidigtes Gesicht und wandte sich von mir ab. „Wie du eigentlich wissen
solltest erlaube ich mir nur sehr selten den Luxus Gefühle zu zeigen und auch
auszuleben.“ Langsam machte er mich wirklich wütend. Ich packte ihn am Arm,
zerrte ihn herum um ihm ins Gesicht sehen zu können und fauchte ihn an. „Und?
Was hab ich gesagt, daß ich auf deinen so selten erlaubten Gefühlen
herumgetrampelt bin?“ Das kurze Erstaunen verschwand und er fauchte mindestens
eben so wütend zurück. „Nicht das was ich hören wollte.“ „Und was
wolltest du hören?“ „Auf alle Fälle mal nicht, daß du wegen irgend einer
dahergelaufenen Frau…“ Jetzt reichte es definitiv. Das waren allein seine
Hirngespinste, die er mir hier vorwarf. Mein Hirn schaltete sich regelrecht ab
während ich ihn wutentbrannt anbrüllte. „Das hab ich nie gesagt. Bilde dir
nicht immer solche Sachen ein.“ Jezebel schien ebenso wütend wie ich zu sein
und hielt sich nun auch nicht mehr zurück. „Ach, ist das so? Abgestritten
hast du es aber auch nicht.“ „Natürlich nicht. Ich kann dir doch nicht
einfach an den Kopf werfen, daß du diese Person bist.“
Ich schlug mir die Hand vor den Mund, in der Hoffnung damit diesen Satz
ungehört verschwinden zu lassen und blickte erschrocken über meine
unbedachten Worte in die geweiteten Augen meines Gegenübers. Einigen Sekunden
schwiegen wir beide und ich begann schon zu hoffen. Leise fragte ich nach.
„Das hab ich jetzt nicht laut gesagt, oder?“
Die winzigkleine Hoffnungsflamme, die langsam in mir aufflackerte wurde durch
ein einziges kurzes Wort komplett ausgelöscht. „Doch.“
Na Klasse. Cassian, das hast du ja wieder einmal gut hinbekommen. Wie dämlich
konnte ein einzelner Mensch, konnte ich nur sein. Vielleicht war mein Körper
nicht meinem biologischen Alter angemessen, dafür aber meinem Geistigen.
Schließlich hatte ich mich wie ein verzogenes, dummes Kind benommen.
„Cassian, warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Ich fühlte mich
plötzlich schlapp und müde, wünschte mir momentan nur, mich hinzulegen,
einzuschlafen und niemals mehr zu erwachen. „Warum fragst du? Ist das nicht
offensichtlich?“ Er musterte mich intensiv, was mir einen Schauer den Rücken
hinab laufen ließ. „Wirklich offensichtlich ist es nicht. Ich kann nicht in
deinen Kopf hineinblicken. Zwar habe ich einen Verdacht, jedoch würde ich ihn
gerne von dir bestätigt oder entkräftet bekommen.“ Langsam setzte ich mich
auf mein Bett, starrte meine Hände an und wartete einige Sekunden darauf einen
Herzinfarkt zu bekommen. Irgendwie wurde mir das alles nun zuviel, viel zuviel.
Er schien auf eine bestimmte Antwort zu warten, doch ich hatte nicht den Hauch
einer Idee, welche er erwartete. Mir blieben daher nur zwei Aktionen. Mit dem
Kopf voranstürmen oder um den heißen Brei schleichen und versuchen aus seiner
Mimik den ihm gefälligen Weg zu suchen.
„Doktor…, Jezebel, ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber…, aber ich
mag dich einfach und deshalb konnte ich es dir nicht sagen. Ich würde es nicht
ertragen, wenn du mir deswegen den Rücken zukehrst. Ich möchte einen
erwachsenen Körper um dir zumindest darin ebenbürtig zu sein.“
Zügig stand ich auf, ging zur Tür und öffnete diese um frische Luft zu
schnappen. Nicht nur, daß ich mich verplappert hatte, nein, ich hatte Jezebel
gegenüber auch noch mein Innerstes nach außen gekehrt und nun schämte ich
mich für meine Gefühle. Nun da er davon wusste schienen sie mir ganz falsch zu
sein. Doch bevor ich auch nur einen Fuß über die Schwelle setzten konnte,
wurde ich zurückgerissen und die Türe unsanft zugetreten.
Oh Gott, meine letzte Stunde hatte nun geschlagen. Ich war mir ganz sicher, daß
Jezebel mir nun nachdem er alles erfahren hatte eigenhändig den Hals umdrehen
würde. Ich schloss gerade mit meinem Leben ab, als ich auf seinen Schoß
gezogen wurde. Erstaunt blickte ich in seine hellen Augen, die einen regelrecht
weichen, beinahe schon zärtlichen Ausdruck hatten. Sanft strich er mir einige
Strähnen aus dem Gesicht, verbarg sein Gesicht in meinen Haaren, drückte mich
an seinen schlanken Körper und murmelte die nächsten Worte. „Warum hast du
meine Bedenken nicht schon früher fortgewischt? Warum hast du meine Gefühle
nicht schon früher bestätigt?“ „Woher hätte ich denn wissen können, daß
du ebenso empfindest?“
Er kicherte leise, was mich dazu veranlasste, den Kopf in den Nacken zu legen um
ihm ins Gesicht sehen zu können. Dies wiederum nutzte Jezebel dazu, mir seine
weichen Lippen leicht auf die Stirn zu drücken. „Wir beide waren wirklich
blind und dumm. Nicht war Cassian?“ „Das stimmt. Wenn ich es mir so
überlege, hätten wir uns eine ganze Menge Probleme und mindestens ebensoviel
Durcheinander ersparen können.“
Seine Hand kraulte kurz über meinen Nacken, bevor sie weiter wanderte und sanft
über mein Hemd strich, die obersten Knöpfe öffnete und damit begann
vorsichtig über die freigelegte Haut meiner Brust zu streicheln. „Warte
Jezebel! Du bist dir schon darüber bewusst, daß das was du jetzt tust aufs
extremste ins perverse fällt? Immerhin habe ich immer noch den Körper eines
Kindes.“ Ein beinahe schon diabolisches Grinsen erschien auf seinen fein
geschwungenen Lippen. „Tja, dann bleibt mir wohl nur übrig, darauf zu warten,
daß du mir endlich ebenbürtig bist um mein Tun dann fortzusetzen.“ Beleidigt
knurrte ich ihn an. „Willst du mich ärgern?“ Er lachte leise, bevor er
seine Lippen ganz kurz auf die meinigen legte. Danach hielt er mich einfach
weiterhin im Arm.
Wir sprachen nicht miteinander, sondern genossen nur die solange ersehnte Nähe
des Anderen und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Zwischenzeitlich machte
alles was er getan hatte einen Sinn. Das Warum war mir nun klar geworden.
Ich dachte gerade an sein Grinsen, als er mir eröffnete, daß er solange
warten würde, bis ich einen erwachsenen Körper besitzen werde und mir schlich
das Grauen über den Rücken während sich eine Gänsehaut über meinem Körper
ausbreitete. Worauf hatte ich mich nun schon wieder eingelassen?
Jaja, worauf haat er sich denn jetzt wieder eingelassen. Armer Cassian.
*harharhar* Ich hoffe es hat euch gefallen.
Liebe Grüße
FuYu
Kapitel 7: Ich werde dich immer beschützen
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So, da bin ich wieder.
Sorry, es hat gedauert, aber ich war beim Kontrollesen nicht damit zufrieden und
hab bis auf etwa 300 Worte alles wieder weggelöscht und neu geschrieben. ich
hab theorethisch zwei Kapitel getippt. Es ist diesmal wieder nur ein Teilstück
um von Punkt A nach B zu kommen. Interessant ist es glaube ich nicht geworden.
@_@
Richtig zufrieden bin ich mit diesem Kapitel immer nocht nicht. Eigentlich
hätte ich viel weiter sein müssen, aber irgendwie hat sich diese Sache endlos
gezogen. Es sollte ja wenigstens etwas verständlich sein und auch erklären,
warum die Vier im nächsten Kapitel so agieren wie sie es tun. Ich hab da so
eine Idee, die mit diesem Kapitel hier eingeläutet wird. Was es genau ist wird
nicht verraten. XD Außerdem wollte ich mir eine Option offenhalten. Ob ich
diese auch nutze, steht nicht fest.
Zumindest kann ich schon mal petzen, daß Cassians "Überraschung" im nächsten
Kapitel definitiv dran kommt. Sorry an alle die schon darauf gewartet hatten.
So und jetzt viel Spaß beim 7. Kapitel lesen und beim Kommi schreiben. Sollte
es irgendwelche Unklarheiten geben fragt einfach. Ich werde versuchen alles zu
erklären. Zumindest solange es nicht in der Geschichte zusehr vorangreift.
Kapitel 7- Ich werde dich immer beschützen-
Es regnete in Strömen, während Riff vor mir kniete und meine Schuhe zuband.
Ich hing, auf einem Stuhl lümmelnd, meinen Gedanken hinterher, die mich stets
zu dem Ereignis führten, welches wir ab 13 Uhr besuchen würden. Ich ließ
meinen Blick über seinen, in die schwarze Anzugsjacke gehüllten, Rücken
gleiten, überlegte gerade, wie viel angenehmer es jetzt währe diesen
störenden Stoff zu entfernen um dann den restlichen Tag aneinandergeschmiegt im
Bett zu verbringen, als Riff sich vor mir aufrichtete. In seinem Blick hing eine
Mischung aus Unbehagen, Schuld und Trauer, was mir bewies, daß er sich wie
sooft in den letzten Tagen Vorwürfe machte, weil er Ally nicht hatte retten
können.
Vielleicht warf er sich auch vor, daß er mit mir an diesen denkwürdigen Tag
geschlafen hatte, aber daran war er doch nicht schuld, schließlich hatte ich
ihn an diesem Nachmittag verführt. Als ich an diesen Tag zurück dachte spürte
ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich hatte meine Träume ausgelebt und
hatte mit Riff Sex gehabt. Sehr guten Sex. Doch seitdem hatte es an der
Gelegenheit gefehlt diesen Nachmittag zu wiederholen.
Während Riff sich um Allys Beerdigung und seine üblichen Aufgaben kümmerte,
wurde ich von Onkel Neal und meinen Verwandten regelrecht in Beschlag genommen.
Jeder schien sich an dem Tod eines Menschen ergötzen zu wollen. Die Heuchelei
dieser Hyänen, die sich Verwandtschaft schimpfte drehte mir regelrecht den
Magen um.
„Master Cain, geht es euch nicht gut? Wollt ihr vielleicht lieber hier
bleiben?“ „Damit du dich alleine an der Bürde abschleppst?“ Der Hauch
eines Lächelns legte sich auf seine Lippen. „Macht Euch um mich keine
Gedanken. Eure Gesundheit ist viel wichtiger als alles andere.“ „Bleibst du
an meiner Seite wenn ich hier bleibe?“ „Es tut mir Leid Master Cain, aber
ich kann nicht. Es ist das Einzige was ich für die Familie tun kann.“ Ich
schüttelte leicht den Kopf und fuhr mir mit der Hand durch mein Haar. „Hast
du deshalb darauf verzichtet mein Geld für die Beerdigung zu benutzen?“
Überrascht blickte er mich an und wich ein kleines Stück zurück. Was sollte
das denn jetzt werden? Hatte er etwa Angst davor, daß ich ihm den Kopf
abreiße? „Ihr habt es bemerkt?“ „Ja, mein Bankier war ganz verwundert als
ich nach den gesamt Kosten fragte.“ Sein Gesicht rötete sich und er blickte
intensiv zu Boden. Wie interessant die Maserung des Holzbodens sein musste.
„Master Cain, ich weiß nicht wie ich es erklären soll..,“ Ich stand auf,
nahm seine Hand in meine und hob mit der Anderen sein Kinn an um ihn zu zwingen
mir in den nächsten Augenblicken ins Gesicht zu sehen. „Riff, du musst dich
deswegen nicht rechtfertigen. Wenn es dir dadurch besser geht, nur zu. Aber ich
würde schon gerne wissen, wie viel von deinem Ersparten noch vorhanden ist.“
Ein beschämtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Nun, für meine
Beerdigung wird es nur knapp reichen.“ Ich schmunzelte über seine Worte.
„Tja Riff, du weißt, daß ich keinen Penny zu deinen Beerdigungskosten
beisteuern werde?“ „Wenn das so ist Master Cain, dann werde ich mit meinem
Ableben warten müssen, bis ich meinen nächsten Lohn ausbezahlt bekomme.“
Es freute mich, daß Riff ab und zu in den letzten Tagen zu Scherzen aufgelegt
war, dennoch erstaunte es mich nun schon, daß sein Geld ziemlich aufgebraucht
zu sein schien. Soviel hatte doch die Beerdigung nicht kosten können, oder
doch? Gut, Riff bekam nicht sehr viel Geld jeden Monat, jedoch etwas mehr als
es einem Chefbutler zu stand, da er mir immer 24 Stunden am Tag, sieben Tage die
Woche, 52 Wochen im Jahr zur Verfügung stand, doch da er frei Kost und Logis
bekam und für Reisen nur bezahlen musste, wenn wir nicht mit einer meiner
Kutschen unterwegs waren, hatte er eigentlich nur seine privaten Dinge wie
Kleidung, Waschutensilien und die Munition seiner Waffe zu zahlen. Und dafür
gab er, soviel ich bisher mitbekommen hatte, nicht viel Geld aus.
„Wie viel hast du denn schon gezahlt?“ „Die Beerdigungskosten waren nicht
sehr hoch, jedoch habe ich der Familie 2500 Pfund übergeben, damit sie die
nächste Zeit über die Runden kommen.“ Riff hatte nie das Haus verlassen. Wie
hatte er es denn geschafft Geld zu überbringen? „Wann hast du das denn
getan?“ „Ich schickte einen der Kutscher. Es tut mir leid, daß ich meine
Privatangelegenheiten auf diese Weise und ohne Eure Erlaubnis erledigt habe.“
„Riff, du hast mein vollstes Vertrauen. Deswegen musst du mich nicht wegen
jeder Kleinigkeit um Erlaubnis fragen. Es ist gut so wie du es gemacht hast.“
Er half mir meinen Mantel überzulegen und reichte mir meinen Zylinder, während
ich meinen Gehstock griff. Ich beobachtete Riff, wie er sich mit einer eleganten
Bewegung den eigenen Mantel überwarf und dann in die Ärmel schlüpfte. Schnell
griff er noch nach seiner schwarzen Melone, ebenso wie nachdem großen schwarzen
Regenschirm und hielt mir dann die Tür auf. Während er mir den Schirm hielt,
damit ich trocken die paar Schritte bis zur Kutsche zurücklegen konnte, wobei
ihm der Regen auf den Hut prasselte, da er neben dem Schirm ging, immer darauf
bedacht den üblichen Abstand zu wahren. Unauffällig nahm ich seine Hand und
zog ihn näher an mich heran, um ihm nasse Kleider zu ersparen. Schweigend ließ
er sich dies gefallen und ging nur wenige Zentimeter hinter mir, half mir in die
Kutsche und ebenso sagte keiner von uns ein Wort während wir zum Friedhof
kutschiert wurden. Ich erlaubte mir, in der Hoffnung ihm etwas Mut und Kraft zu
spenden, meine Hand sacht auf die seinige zu legen.
Einige Minuten vor 13 Uhr kamen wir auf Bunhill Fields an. Riff blieb kurz neben
der Kutsche stehen, ballte die Hände zu Fäusten und ging dann zögerlich los.
Da Riff sich um die Beerdigung gekümmert hatte war er es, der wusste wo genau
Ally beigesetzt werden sollte. Aus diesem Grund folgte ich ihm und staunte
nicht schlecht, als ich die große Menge an Menschen sah, die ihr die letzte
Ehre zuteilkommen ließen. Ally musste sehr beliebt gewesen sein.
Noch bevor die Trauerfeier begonnen hatte kam ein junges Mädchen auf uns zu.
„Ihr seid Mister Raffit?“ Riff nickte nur und bevor irgendwer reagieren
konnte hatte sie ihm schon eine schallende Ohrfeige verpasst. „Habt Ihr eine
Ahnung, wie sehr meine Mutter Euch vertraut hat? Jeden Abend wenn sie heim kam,
erzählte sie uns, wie freundlich Ihr und der Graf wieder gewesen ward und wie
Sicher sie sich in Eurer Nähe gefühlt hatte. Ihr und der Graf habt Mutters
Vertrauen mit Füßen getreten.“ „Anna, hör auf und entschuldige dich.“
Ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann war dazu getreten und nahm das blonde
Mädchen am Arm. „Aber Vater, er hätte…,“ „Mister Raffit kann nichts
dafür. Wie hätte er auch ahnen können, daß deine Mutter in Gefahr
schwebt.“
Riff wurde kalkweiß, trat einen Schritt zurück und starrte die beiden einige
Sekunden schweigend an. Das Mädchen begann zu weinen und lief davon, zu drei
jüngeren Kindern und gesellte sich zu ihnen. „Es tut mir so Leid was mit Miss
Ally geschehen ist. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte würde ich alles was
in meiner Macht steht tun um dies zu verhindern.“ „Das weiß ich Mister
Raffit. Und ich bin mir sicher, tief in ihrem Herzen weiß es auch Anna.
Entschuldigen sie bitte, der Pfarrer kommt. Es geht gleich los. My Lord, vielen
Dank, daß sie die Mühe auf sich genommen haben und hier erschienen sind.“ Er
verbeugte sich vor mir und ging zu seiner Familie zurück, währen Riff ihm
schweigend mit flackerndem Blick hinterher sah.
„Riff? Alles klar?“ Er blinzelte einige Male, schüttelte fast unmerklich
den Kopf und blickte mich dann mit einem, nur Augenblicke dauernden,
beruhigenden Lächeln an. „Natürlich Master Cain.“
Der Geistliche begann zu predigen, doch ich bekam davon nichts mit. Ich machte
mir zu große Sorgen um Riff. Die Hände zu Fäusten geballt, die Augen funkelnd
vor Wut schien er sich Rachepläne zu recht zulegen. Er würde doch nichts
Unüberlegtes tun?
Mein Rücken kribbelte. Es fühlte sich an als würde ich beobachtet. Langsam
wandte ich mich um und entdeckte Nichts. Ich blickte wieder zu Riff, der sich
mit dem Handrücken verstohlen eine Träne fortwischte. Er war wieder
totenblass, schien als würde er gleich zusammenbrechen und doch wusste ich,
daß so etwas niemals geschehen würde, da Riff genügend Selbstkontrolle
besaß.
Nachdem die Beerdigung vollzogen war wandten wir uns zum gehen, als wir noch mal
von Allys Gatten angesprochen wurden. „Count Hargreaves, Mister Raffit,
würdet ihr uns die Ehre erweisen und am Leichenschmaus teilnehmen?“ Riff
verbeugte sich leicht vor dem Mann während er antwortete. „Wir würden gerne,
jedoch haben seine Lordschaft und ich noch einiges zu erledigen.“ Ein blondes
Mädchen, etwas jünger als Merry, kam auf unseren Gesprächspartner zugelaufen,
warf sich an dessen Hals und plapperte gleich los. „Papa, kommst du bald? Anna
und die anderen sind schon unterwegs.“ Ein liebevolles Lächeln erschien auf
den Lippen des Trauernden. „Sofie Schätzchen, ich komme gleich…“ Er
stellte sie auf den Boden neben sich, nahm ihre kleine Hand in die Seinige und
fuhr sich mit der Anderen nervös durch sein Haar, während er uns
entschuldigend anlächelte. „…Entschuldigt meine jüngste Tochter. Sie ist
sehr wild.“
Ich musste unwillkürlich lächeln, wunderte mich jedoch, wie dieses kleine
Mädchen nur so glücklich war, obwohl sie erst ihre Mutter verloren hatte.
„Ihre Tochter erinnert mich an meine kleine Schwester. Sie dürfte etwas
älter sein als dieses junge Fräulein. Ach, bevor ich es wieder vergesse.
Mister Simons, ich würde gerne noch wissen wie ihre momentane finanzielle
Situation ist. Brauchen sie und ihre Familie weiter Unterstützung?“ „Danke
My Lord, jedoch reicht das von Mister Raffit überbrachte Geld für etwa vier
Monate. Bis dahin wird Anna bestimmt eine Stelle gefunden haben und selbst wenn
nicht, solange ich Arbeite haben wir ein geregeltes Einkommen.“
Ich war erstaunt. „Ihre Tochter arbeitet noch nicht?“ Er schüttelte den
Kopf, während er mit einer Erklärung begann. „Nein. Bisher hat sie immer auf
ihre jüngeren Geschwister aufgepasst. Aber zwischenzeitlich ist Archibald schon
15 Jahre alt. Er kann sich um unsere Kleine hier kümmern.“ Sanft strich er
durch das blonde, schulterlange Haar seiner jüngsten Tochter. „Hhmm, Master
Cain?“ Riff blickte mich fragend an und ich war mir sicher, daß ich wusste
was er in diesem Moment sagen wollte. Zwei Dumme ein Gedanke.
„Riff, wir denken das Selbe. Mister Simons, wenn es ihnen nichts ausmacht,
würde ich gerne eure Tochter einstellen. Die Stelle eurer Frau ist noch nicht
besetzt. Außerdem suche ich noch eine Gespielin für meine Schwester. Dieses
junge Fräulein hier währe dafür sehr geeignet. Ihr braucht nicht sofort zu
antworten, ich weiß es ist eine schwere Entscheidung zwei ihrer Töchter in das
Haus zu schicken in dem Sie Ihre Gattin verloren haben. Ich will Ihnen nur eine
Option offen halten. Riff wir gehen. Guten Tag Mister Simons.“ Ich wandte mich
ab und ging von Riff gefolgt zur Kutsche zurück, doch bevor ich einsteigen
konnte wurde ich am Gehrock gezupft. Ich drehte mich zu dem Störenfried, wollte
eigentlich losfauchen, als ich von großen, blauen Augen angestrahlt wurde.
„Du Herr Graf, darf ich wirklich mit deiner Schwester spielen?“ Ich
lächelte leicht, bevor ich mich zu dem kleinen Mädchen hinunterbeugte. „Wenn
du möchtest und dein Vater es dir erlaubt, dann bist du in unserem Haus
Willkommen.“ „Ach, Papa wird schon ja sagen wenn ich ihn bitte…“ Ihr
Lächeln wurde noch breiter, doch dann wurde ihr Gesicht langsam nachdenklich.
„…Aber wo wohnst du mit deiner Schwester? Wie lange muss ich denn da
hinlaufen? Ist deine Schwester auch so hübsch wie du und dein Begleiter
hier?“ Ich begann zu lachen. Die kleine Sofie war einfach zu niedlich und vom
Charakter her heruntergerissen wie Merryweather. Nicht den Hauch von Anstand.
Mich einen Grafen einfach zu duzen. Ich stupste sie mit dem Zeigefinger leicht
gegen die Stupsnase während ich antwortete. „Sie ist sogar noch hübscher.“
Die schon großen Augen wurden noch größer und strahlten mich an. „Toll. Ich
will sie unbedingt mal sehen.“
Riff ging in die Hocke um in Augenhöhe mit Sophie zu sein. „Wenn dein Vater
es erlaubt könntest du junges Fräulein sofort mitkommen. Ich werde dich dann
abends persönlich heimbringen.“ Ihre Augen begannen zu funkeln und ein
strahlendes Lächeln ließ das kleine Gesicht aufleuchten. „Ich frage gleich.
Warte bitte…, Wie soll ich dich nennen?“ Er lächelte sie leicht an bevor er
ihr antwortete. „Mein Name ist Riffuel, aber jeder nennt mich Riff.“
„Schön. Warte bitte Riff ich bin gleich mit einer Antwort zurück.“ Sie
raffte den schwarzen Rock und spurtete los, während Riff mir in die Kutsche
half, davor stehen blieb und wartete.
Ich lehnte mich gegen das dunkle Holz der Kutsche sah in die Richtung in die das
Mädchen verschwunden war und spürte einen Knoten im Hals. Was für ein Dämon
hatte mich eben geritten, daß ich der Kleinen so etwas angeboten hatte? Wie
konnte ich sie nur dazu auffordern in das Haus zukommen in dem ihre Mutter das
Leben verloren hatte? Sofie war niedlich, und sie vertrieb einfach jeden trüben
Gedanken allein durch ihre Anwesenheit. Eine Eigenschaft, die sie mit Miss Merry
teilte. Vielleicht hatte ich es nur getan um meine Gewissensbisse etwas zu
lindern. Ich fühlte mich in diesen Sekunden nur schrecklich egoistisch und
selbstsüchtig. Ich war einfach gesagt ein Charakterschwein.
„Hmm, du bist dir sicher, daß du die Kleine vor uns beschützen kannst?“
Langsam wandte ich mich zur Seite, der Stimme zu, beachtete die aufsteigende
Gänsehaut, welche sich über meinen Körper legte, kurzerhand nicht und auch
Master Cain war aufgesprungen und stand nun neben mir am Einstieg der Kutsche
und blickte voller Verwunderung zu dem schwarzhaarigen Jungen, der etwas abseits
an eine Eiche gelehnt stand. „Was zu Teufel willst du von uns?“ Master Cain
presste eine Hand so kräftig um den Knauf seines Gehstocks, daß die Knöchel
weiß hervortraten.
„Na Kleiner du vergisst gerade deine gute Erziehung. Aber du hast Recht, ich
hab ein Anliegen. Gern tu ich es zwar nicht, aber ich weiß nicht, an wem ich
mich sonst wenden könnte… Es geht um Jezebel. Ich bräuchte einen Platz wo er
vor den Mitarbeitern des Cardmasters für etwa zwei Tage sicher ist. Und da du
bisher eigentlich nicht behelligst wurdest…,“ „Sag Mal spinnst du? Wieso
sollte ich einem durchgeknallten, verrückten Mörder wie dem Doktor
Unterschlupf gewähren?“ Master Cain machte Anstallten sich auf den Gehilfen
des Doktors zu werfen, weswegen ich ihn an der Schulter packte und zurück
hielt. „Master Cain bitte beruhigt Euch. Und du antworte Junge.“ Überrascht
beobachtete ich, wie sich Cassians Gesicht puterrot färbte, bevor er begann
herumzuzetern und wütend mit dem Fuß aufstampfte. „Was heißt hier Junge?
Ich bin immerhin älter als du. Nur weil ich den Körper eines Kindes besitze,
bin ich noch lange keines.“ Ich hatte mich dazu hinreißen lassen nach
Äußerlichkeiten zu gehen und für den Moment vergessen, daß mir eigentlich
ein erwachsener Mann gegenüber stand. Auch wenn man es nicht sah.
Es schien ihn zu kränken von mir als Junge bezeichnet zu werden, jedoch ließ
mich dieser Umstand überraschenderweise ziemlich unberührt. Es interessierte
mich im Grunde eigentlich nicht, was man auch aus meiner Stimme heraushörte.
„Sei´s drum. Ich würde gerne eine gute Begründung hören.“ Verwirrt
schüttelte er den Kopf. „Wofür?“ „Weshalb ich es zulassen sollte, Master
Cain in Gefahr zu bringen, indem ich zustimme, daß sich ein so gefährlicher
Gast einschleicht?“ Einige Sekunden dachte er nach, versuchte eine passende
Antwort darauf zu finden. Unsicherheit ließ ihn zögerlich antworten, doch dies
hielt nur kurz an und er fauchte mich wieder wütend an. „Ich…, was weiß
denn ich. Vielleicht weil Jezebel immerhin der Halbbruder des Kleinen ist? Ich
weiß auch keinen guten Grund, aber ich kann versprechen daß ich dem Kleinen
nichts tu und versuche ihn während ihr euch um Jezebel kümmert, zu
beschützen, sollte er von Delilahs Mitgliedern angegriffen werden.“
„Cassian…, hör auf…, damit. Wir brauchen keine Hilfe.“ Erstaunt
musterte ich den Doktor, der hinter dem Baum hervorgetreten war. Das Sprechen
bereitete ihm anscheinend Probleme. Es schien als hätte er starke Schmerzen.
Dennoch richtete er sich auf, lehnte sich an den breiten Stamm und blickte
Master Cain mit einer Mischung aus Stolz und Herausforderung an.
„Riff, was meinst du? Was sollen wir tun?“ Master Cain schien
zwischenzeitlich wieder ganz ruhig zu sein, während seine grünen Augen den
Blonden abfällig musterten. Und dennoch flackerte leichtes Mitgefühl darin,
was sich leicht verstärkte als der Doktor langsam auf die Knie sackte und sein
Helfer ihn erschrocken anblickte.
Ich seufzte leise. Das letzte was ich persönlich wollte war, den Mörder von
Ally in meiner oder schlimmer noch in Master Cains Nähe zu wissen. Dennoch
konnte ich in Cains Katzenaugen herauslesen, daß er auf eine Bestätigung
meinerseits wartete. Leider.
„Nun, Miss Merry könnte die nächsten Tage zusammen mit der Dienerschaft bei
Eurer Tante wohnen. Um Eure Belange kann ich mich auch alleine kümmern, ebenso
wie um Eure Sicherheit.“ Ein selbstgefälliges Grinsen erschien auf seinen
feingeschwungen Lippen, während seine grünen Augen zu funkeln begannen. „Tja
Cassian, damit währe das Thema entschieden. Riff hilf den Doktor in die
Kutsche.“ Ich ging zu dem am Boden kauernden und zog ihn vorsichtig hoch und
stützte ihn, während wir langsam die wenigen Schritte zur Kutsche
zurücklegten. Ich blickte kurz über die Schulter zurück und in Cassians
dunklen Augen schimmerte Erleichterung. Kaum war ich wieder aus der Kutsche
ausgestiegen schallte eine glockenklare Stimme zu uns herüber.
„Huhu Herr Graf! Papa hat es erlaubt. Er kann momentan leider nicht weg, aber
er sagt ich soll bitte noch vor Sonnenuntergang wieder zuhause sein.“ Sie
rannte die letzten Meter und blieb dann bei uns stehen. Sophie wandte sich an
mich und lächelte mich strahlend an, während sie mir andeutete, daß ich mich
zu ihr hinunterbeugen sollte. „Und dir soll ich ganz lieb danke sagen, daß du
auf mich aufpassen willst und mich heim bringst.“ Erschrocken weiteten sich
meine Augen als sie mir einen unschuldigen, leichten Kuss auf die Wange gab.
„Danke.“
Sie lachte leise, bis ihr Blick auf Cassian fiel. „Oh, noch ein Spielkamerad
für die Schwester vom Graf?“ Dieser lief wieder rot an. „Wer? Ich? Ein
Spielkamerad für ein verzogenes Kind? Sag mal…,“ Ich ließ ihm keine Chance
mehr seinen Satz zu beenden. „Weißt du Sofie, wir haben einen Bekannten
getroffen, dem es nicht gut geht und dies ist sein Sohn. Würdest du dich bitte
in die Kutsche setzen sonst bleibt dir ja kaum noch Zeit bis Sonnenuntergang um
mit Miss Merry zu spielen.“
Ich half ihr die hohen Stufen hinauf, nachdem Master Cain eingestiegen war,
bevor ich mich an Cassian wandte und ihm die nächsten Worte zuraunte. „Wenn
Ihr Euch nicht benehmt, wird es mir eine Freude sein Euch eigenhändig aus der
fahrenden Kutsche zu werfen, Sir. Würdet Ihr jetzt bitte einsteigen?“
„Du…, du machst mich wahnsinnig und stinksauer!“ Ich lächelte ihn so
freundlich ich es schaffte an. „Glaubt mir Sir, ihr habt die gleichen
Auswirkungen auf meinen Gemütszustand. Und jetzt rein in die Kutsche oder Ihr
bleibt da.“
Ich atmete tief durch, versuchte meine aufgewühlten Gefühle wieder zu
beruhigen und zu ergründen, warum ich so wütend war, daß ich jegliche
Höflichkeit in den Wind geschrieben hatte und mich wie ein Kleinkind benommen
hatte. War es weil ich mir Sorgen um Master Cain machte, oder weil die Mörder
von Ally die nächsten Tage um mich hatte, wodurch mir immer wieder meine Schuld
vorgehalten werden würde, oder färbte einfach Cassians ewig schlechte Laune
und dessen Gefühlsausbrüche einfach ab? Ich wusste es nicht und kam auch zu
keiner Antwort.
Ich half Cassian in die Kutsche, bedeutete dem Kutscher loszufahren und stieg
dann selber ein. Sofie setzte sich zielstrebig auf meinen Schoß und blickte
während der Fahrt aus dem Fenster. „Sind die Pferde schnell. Es sieht aus als
würden wir fliegen.“ Die Wangen waren vor Eifer leicht gerötet und ein
strahlendes Lächeln zierte das runde Gesicht. „Sag mal Sophie, bist du noch
nie mit einer Kutsche gefahren?“ Die veilchenblauen Augen musterten mich kurz
bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein jetzt ist das erste Mal. Mama sagt immer
es ist zu teuer.“ Das Blau ihrer Augen verdunkelte sich etwas und sie hielt
sich an meinem Jackett fest, während sie leise zu schiefen begann. Überrascht
stand Master Cain auf, tauschte mit Cassian den Platz und setzte sich uns
gegenüber, während ich ihr tröstend über das Haar fuhr. „Sag mal Sophie,
weswegen weinst du erst jetzt?“ Master Cain reichte ihr ein Taschentuch und
sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, bevor sie mit geröteten Wangen
antwortete. „Ich will nicht, daß Papa sich sorgt. Er ist so traurig und ich
wollte ihn glücklich machen.“ „So ein tapferes Mädchen.“ Die Arme vor
der Brust verschränkt, blieb er mir gegenüber sitzen und ich spürte seinen
musternden Blick auf meiner Haut. So brachten wir schweigend die Fahrt hinter
uns. Ich hob Sofie aus der Kutsche, half Cassian hinaus und wollte gerade Master
Cain beim Aussteigen behilflich sein, als dieser mich am Ärmel packte. Er
lehnte sich etwas vor und hauchte mir die nächsten Worte nur für mich hörbar
ins Ohr. „Du scheinst die Kleine wirklich zu mögen, aber ich werde nicht
zulassen, daß sie meinen Platz in deinem Herz einnimmt.“ Master Cains Augen
blitzten gefährlich auf als er mich musterte, während ich ihm antwortete.
„Macht Euch keine Sorgen Sir. Das wird nicht geschehen.“
Master Cain führte das kleine Fräulein, welches sich inzwischen wieder
beruhigt hatte und strahlend lächelte, ins Haus, während Cassian neben der
Kutsche wartete und seinen Blick über die Staraße schweifen ließ. Ich half
den Doktor aus der Kutsche und führte ihn gestützt ins Haus. Wir schlichen die
Treppe hinauf, damit niemand uns bemerken würde und ich brachte den Blonden in
mein Zimmer, wo ich ihn aufs Bett setzte und meine Arzttasche aus dem Schrank
holte. „So Doktor, ich werde eure Verletzungen untersuchen. Ich will euch in
diesem Moment nichts Böses. Also entspannt euch.“ Seine blauen augen
musterten mich abschätzend. „Wer kann mir das Bestätigen?“ „Niemand. Ihr
müsst Euch auf mein Wort verlassen, so wie wir uns auf das Eure verlassen
müssen.“ „Das leuchtet ein.“ „Aber Jezebel, woher wissen wir, ob der
Kerl überhaupt Ahnung davon hat was er tut?“ „Nun, ich habe zwar keine
Prüfung abgelegt, aber ich war Medizinstudent, bevor ich in Master Cains
Dienste trat.“ Ich begann damit dem Doktor das Hemd zu entfernen und entdeckte
auf seinen schmalen Rücken unzählige ältere und ziemlich frische Spuren einer
Peitsche. Außerdem entdeckte ich bei näherer Untersuchung eine tiefere
Fleischwunde im Bauchbereich und einen wenige Tage alten Streifschuss an der
Schulter. Ich tastete seinen Brustkorb ab und erfühlte ein paar gebrochene
Rippen. Vorsichtig begann ich damit die Verletzungen zu behandeln, während ich
nebenbei Cassian, der sich ziemlich entsetzt und verwirrt anhörte du auch so
aussah, und dem Verletzten zu hörte.
„Was war er?“ „Ja, und laut meiner Informationen, sogar der
Jahrgangsbeste.“ „Ihr übertreibt Doktor.“ Abschätzend musterte er mich
ein weiteres mal während ich Bandagen vorbereitete. „Tu ich das wirklich?
Hätte sich der Professor dafür entschieden, dir seine Tochter als Ehefrau zu
geben und dich zum zukünftigen Nachfolger zu ernennen wenn es nicht so war?”
Ich holte ein Fläschchen Jod aus meiner Tasche und tupfte die rotbraune
Flüssigkeit mit einem Wattebausch auf seinen Rücken.
„Ihr wisst ziemlich viel von mir.“ Abwiegelnd wedelte er mit seiner Hand.
„Nun ja mein Vater kannte die genauen Hintergründe.“ „Moment, Stopp.
Würdet ihr das jetzt noch mal langsam erklären, damit ein alter Mann wie ich
auch versteht, was los war?“ „Was hast du nicht verstanden Cassian? Wenn
unser Chefbutler nicht antworten möchte, werde ich es tun.“ „Also Jezebel,
er war mal Medizinstudent.“ „Stimmt. Er kam sogar aus einer mittelständigen
Familie.“ „Und jetzt ist er Butler?“ Der Doktor ließ einen theatralischen
Seufzer hören bevor er mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen den Blick
seiner eisgrauen Augen über mich wandern ließ. „Es sieht definitiv danach
aus.“ „Jezebel hör auf mich immer zu verarschen.“ Regelrecht beleidigt
wandte er sich mir zu. „Und du warst verheiratet?“ „Nein.“ „Häh,
aber…, er sagte doch…,“ „Ich war zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt.
Es kam nicht zur Hochzeit.“ „Und, warum bist du jetzt der Butler eines
Aristokraten?“ Das ging jetzt wirklich Niemanden etwas an. Deswegen übte ich
mich in Schweigen.
„Du schweigst? Das kann ich verstehen. Cassian ich kann nur soviel sagen, daß
es einen Unfall gab und das sich der Cardmaster sich danach seiner angenommen
hatte.“ Die Verwirrung in seinem Gesicht erreichte inzwischen den Höhepunkt.
„Du warst schon hier angestellt als der Cardmaster noch das Familienoberhaupt
war?“ Ich nickte nur, während ich den Stützverband anlegte. Danach packte
ich meine Tasche wieder ordentlich zusammen und ging zur Türe. „Ich werde
später etwas zu essen heraufbringen. Sie Doktor und ihr Begleiter werden dieses
Zimmer nicht verlassen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schloss ich die Tür
und verriegelte sie von außen, ließ den Schlüssel aber stecken.
Ich ging die Treppe hinab und hörte im Garten das fröhliche Lachen der beiden
Mädchen, weshalb ich mich in den Saloon begab, mich an die offene Glastüre
stellte und den beiden einige Zeit nur zusah. Es war so normal, so beruhigend,
daß sich die Schrecken der letzten Tage und Wochen in Luft aufzulösen
schienen.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich eine Hand an meinem Arm spürte und
wirbelte herum. „Master Cain, Was gibt es?“ „Du warst so vertieft in deine
Beobachtungen, daß du mich nicht bemerkt hast. Wie geht es unseren Gästen?“
„Ich habe den Doktor verarztet und beide in meinen Raum gesperrt.“ Meine
Gedanken wanderten zurück zu der letzten halben Stunde, zurück zu dem
Gespräch welches ich mit den Beiden geführt hatte und begann darüber
nachzugrübeln, weswegen ich soviel mit ihnen gesprochen hatte. In diesem Moment
hatte ich sie nicht als Gefahr betrachtet sondern als normale Gäste. Ein
Schauer lief mir den Rücken hinunter. War ich etwa zu unvorsichtig? Wurde ich
zu weich und dadurch eine Bedrohung für Master Cains Leben?
„RIFF!“ Erschrocken blickte ich Master Cain an, der mich lautstark
angebrüllt hatte weil ich in Gedanken war und nicht reagiert hatte. „Was ist
mit dir? Was geht dir durch den Kopf?“ Sorge schimmerte in seinen
Katzenaugen, weswegen ich ihm sanft über die Wange strich um ihn zu beruhigen
bevor ich ihm antwortete. „Ich versuche nur zu ergründen, weswegen ich mit
dem Doktor und seinem Gehilfen über meine Vergangenheit gesprochen habe.“ Er
nahm meine Hand in die Seine und hauchte mir einen zarten Kuss auf die
Fingerspitzen bevor er mich anlächelte. „Und, schon zu einem Ergebnis
gekommen?“ „Es tut mir Leid Sir, aber bisher weiß ich es nicht.“ Master
Cain setzte sich auf die Couch, deutete mir, daß ich mich zu ihm setzen sollte
und begann mir seine Überlegungen mitzuteilen. „Seltsam ist es schon. Selbst
mir hast du die genauen Details nicht wirklich freiwillig erzählt.“ „Master
Cain ich habe auch jetzt keine Details preisgegeben, jedoch wusste der Doktor so
ziemlich alles und ich habe es dann nur noch bestätigt.“ Erstaunt blickte er
mich an. „Was? Er wusste alles? Aber…, Warum?“ Ich überlegte, ob ich ihm
die Antwort unterschlagen sollte, jedoch entschied ich mich dafür nun ganz
offen mit ihm über dieses Thema zu diskutieren. „Master Alexis soll ihm alles
erzählt haben.“ Master Cain erblasste, blieb aber ziemlich ruhig. „Glaubst
du das ist wahr?“ Diese Frage war mir auch schon durch den Kopf gegangen,
jedoch war bisher von einer befriedigenden Antwort keine Spur zu sehen.
„Auszuschließen ist es nicht. Euer Vater kannte die genauen Hintergründe und
vielleicht sah er darin irgendeinen Vorteil, welchen ich aber noch nicht erkannt
habe.“ Master Cain ließ meine Worte einige Augenblicke auf sich wirken und
über dachte sie. „Du denkst also mein Vater hat unserem Doktor Disareli deine
Vergangenheit erzählt um sich Vorteile zu verschaffen? Das würde ihm ähnlich
sehen, Ich frage mich jedoch für was?“ Langsam schüttelte ich den Kopf.
Woher sollte ich denn wissen was in dem Kopf von Master Alexis vorging. „Ich
weiß es nicht. Vielleicht dachte er, daß der Doktor dadurch irgendein
Druckmittel gegen mich in der Hand hält.“ Eine Augenbraue zuckte hoch,
während Master Cain die Arme vor der Brust verschränkte und mich musterte.
„Und hatte mein Vater Recht?“ Entrüstung wallte in mir hoch und ich musste
mich zusammennehmen um nicht aufzuspringen. „Natürlich nicht Sir. Selbst wenn
diese Informationen in Umlauf gebracht werden…,“ Mir blieb vor Schreck
beinahe das Herz stehen als Master Cain aufsprang, sich vor mich stellte und
aufgeregt zu erklären begann. „Riff, das ist es. Wenn die Informationen über
den Unfall bei dem deine Familie starb und über deinen Selbstmordversuch in
Umlauf gebracht werden, dann ist alles vorbei. Mein Onkel wird es nicht länger
Dulden können, das du an meiner Seite verweilst. Das ist das Druckmittel. Mit
nur ein paar Worten, kann er uns auseinander reißen.“ „Sir, ich denke nicht
daß dies geschieht. Master Alexis oder der Doktor hätten diese Trumpfkarte
bestimm schon früher ausgespielt.“
Langsam sackte er zusammen, kauerte auf dem Teppich und unterdrückte ein leises
schluchzen. Vorsichtig zog ich ihn hoch, platzierte ihn in dem Sessel, auf dem
ich zuvor gesessen hatte, kniete vor ihm und drückte ihn tröstend an mich.
Leise wisperte er mir seine Gedanken zu. „Nein, du irrst dich. Mein Vater
denkt bestimmt noch, daß du für mich eine nette Abwechslung bist. Sobald er
merkt, daß ich dich wirklich mag, sogar mehr als das für dich empfinde, wird
er dich mir wegnehmen, so wie alles Andere auch.“ „Es wird alles gut. So
leicht lasse ich mich nicht von Euch trennen. Selbst wenn Master Neal keinen
anderen Weg mehr sieht als den mir zu kündigen, so werde ich Euch immer aus dem
Geheimen beobachten und beschützen.“
So, das wars dann auch schon. Danke, daß ich es solange durchgehalten habt.^^
Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder.
Liebe Grüße
FuYu
Kapitel 8: Erziehungsmethoden
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Hallöchen, da bin ich wieder.
Tja, viele werden sich fragen, was macht das Weib die ganze Zeit, schließlich
können so kurze Kapitelchen ja nicht so lange dauern!
Deswegen möchte ich euch einen klitzekleinen Einblick darüber geben, was so
abläuft bis ein Kapitel online gestellt wird.
Zuerst schreibe ich am Computer den Grundgedanken des Kapitels. Das heißt, daß
ich auf einen bestimmten Punkt in der Geschichte ansteuere. Wie ich zu dem Punkt
komme ist ungewiss, da die Ideen während dem Tippen einfließen. Meistens hab
ich dann die meisten Gedanken und den gesamten Dialog. (mindestens drei Tage)
Danach setze ich Gefühle, Geräusche etc. zwischen die Dialoge.(mindestens 3
Tage)
Als nächstes wird das aktuelle Kapitel ausgedruckt und nochmal in Ruhe mit
einem Kännchen leckerem Tee bequem auf der Couch hockend
überarbeitet.(mindetens 2 Tage)
Sobald das dann erledigt ist werden die auf dem Papier geänderten Stellen am
Computer eingefügt, weggelöscht und ausgetauscht.(Einige Minuten-einige
Stunden)
Zum Schluß berichtige ich die Tippfehler,(Mindestens eine Stunde) laß das
Kapitel bis zum nächsten Tag liegen und dann lese ich es nocheinmal durch,
wobei mir meistens nochmal einige mehr oder weniger wichtige Zwischensequenzen
einfallen, die dann eingefügt werden. (Mindestens eine Stunde)
Und schon ist das Kapitel bereit um online gestellt zu werden.
Leider hab ich nicht immer Zeit alles in einem Wisch zu machen und so kommt es,
daß die Kapitel so lange brauchen bis sie fertig sind und von euch gelesen
werden können.
Gomen nasai.
Ich weiß nicht ob Cains Erziehungsmethoden unter Adult laufen oder nicht,
deswegen lade ich sie sicherheitshalber als Adult hoch. ^___^
So, und nun wünsche ich euch allen viel Spaß beim lesen.
Kapitel 8 – Erziehungsmethoden -
Mein Blick fiel auf die Uhr. „Master Cain, es wird Zeit, daß ihr euch zu
Tisch begebt. Geht zuvor aber noch ins Bad.“ Er nickte nur und verlies den
Saloon um sich die letzten Tränenreste aus dem Gesicht zu waschen und um sich
danach zum Speisezimmer zu begeben, während ich durch die geöffnete Glastüre
in den Garten hinaustrat. Ich suchte den Garten, soweit ich ihn überblicken
konnte, mit den Augen ab, konnte aber keines der Mädchen entdecken. Lauschend
blieb ich einige Sekunden ruhig stehen, bis fröhliches Kinderlachen an mein Ohr
drang. Ich wandte mich in die Richtung und entdeckte die Beiden fröhlich hinter
einigen Büschen beim großen Eichenbaum. Sophie saß auf der Schaukel und Miss
Merry stieß sie an.
„Miss Merry, Sophie, kommt bitte ins Haus.“ Miss Merry zog eine leichte
Schnute und ihre Augen musterten mich fragend, während Sophie den Kopf schief
legte und mich ebenso anblickte. „Och Riff, warum denn schon? Ich bringe
Sophie gerade das Schaukeln bei.“ Ich lächelte leicht während ich zu
erklären begann. „Es ist Zeit fürs Essen Miss Merry. Ihr könnt doch danach
noch gemeinsam üben.“ Bevor ich irgendetwas dagegen machen konnte grinsten
sich die beiden Mädchen verschwörerisch an und nachdem Sophie von der Schaukel
gesprungen war packten sie mich an den Händen und zogen mich lachend zurück
zum Haus, während ich ihnen beinahe schon hinterher stolperte. Erst im
Esszimmer ließen sie los und setzten sich noch immer lachend an die für sie
gedachten Plätze, während Master Cain mich leicht schmunzelnd musterte.
„Du scheinst zwischenzeitlich zum Spielzeug meiner Schwester und ihrer neuen
Freundin mutiert zu sein.“ Ich spürte, wie meine Wangen wärmer wurden als
sie mit einem roten Schimmer überzogen. „Entschuldigt Master Cain.“ Sophie
sprang vom Stuhl auf und blickte Master Cain beinahe schon panisch an. „Riff
kann nichts dafür Herr Graf.“ Auch Miss Merry hatte sich wieder von ihrem
Platz erhoben und funkelte ihren Bruder an. „Genau großer Bruder. Wir haben
ihn überrumpelt.“ Beruhigend lächelte Master Cain die beiden Mädchen an.
„Das war jetzt kein Vorwurf, sondern eher eine amüsierte Bemerkung
meinerseits. Ich finde es schön, daß ihr euch so gut versteht. Aber wenn ihr
schon mal steht, könnt ihr noch schnell ins Bad gehen und euch die Hände
waschen.“ Die Mädchen liefen mit vor Scham geröteten Wangen aus dem Zimmer
während Master Cain ihnen amüsiert nach sah.
„Öhm Riff, was tust du da?“ Während sich einer der Butler ums servieren
der Speisen kümmerte hatte ich mich daran gemacht zwei extra Portionen
herzurichten. „Ich bringe unseren Gästen ihre Mahlzeit. Wenn Ihr mich nun
entschuldigen würdet Master Cain.“ „Natürlich.“ Das schwere Tablett in
beiden Händen haltend öffnete ich die Tür und schob sie dann mit dem Fuß
wieder zu. Vor meiner Tür angekommen musste ich das Tablett erst auf dem Boden
abstellen um den Schlüssel im Schloss herumzudrehen.
Ein ungutes Gefühl ließ mich zögern, doch dann atmete ich tief durch und trat
ein. Auf dem Tisch, der unter dem Fenster stand servierte ich für Cassian,
während ich die Schüssel mit Suppe zum Bett brachte. Vorsichtig half ich dem
Doktor sich aufzusetzen. „Schafft Ihr es allein zu essen, oder soll ich
helfen?“ „Es geht schon. Aber ich habe eine Frage. Warum hast du zugestimmt,
daß wir uns hier einquartieren?“ Ich zuckte leicht mit den Schultern und sah
dem Stück Lauch dabei zu wie es auf der Suppe herum schwamm, während ich dem
Blonden eine ausweichende Antwort gab. „Es war Master Cains Entscheidung.“
Leich blies er die Suppe auf seinem Löffel kühl, schob ihn in seinen Mund und
lächelte mich abfällig an, nachdem er geschluckt hatte.
„Dennoch hast du zugestimmt, obwohl es dir augenscheinlich nicht passt uns in
deiner…, oder seiner Nähe zu wissen.“ „Ich sagte schon, es war Master
Cains Entscheidung.“ Cassian schlug mit der Faust auf den Tisch, an dem er
bisher schweigend gesessen war und gegessen hatte, so daß die Trinkgläser, die
darauf standen, leise klirrten und fauchte mich an. „Red keinen Unsinn. Dein
kleiner Graf hätte sich bestimmt von dir überzeugen lassen.“ Diesmal zierte
ein abfälliges Lächeln meine Lippen als ich antwortete. „Ihr kennt Master
Cain schlecht wenn Ihr dies denkt. Er hatte seine Entscheidung gefällt und
nichts kann ihn dann davon abbringen. Auch ich nicht, schließlich bin ich nur
sein Butler.“ Cassian begann zu lachen und erst nach einigen Augenblicken
beruhigte er sich wieder und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Dann
hast du ja das gleiche Problem wie ich.“
Diese Aussage verwirrte mich, was für ein Problem sollte ich denn haben? „Ich
hab kein Problem.“ Erklärend stand Cassian auf, kam langsam auf mich zu und
stand dann die Hände in die Seiten gestemmt vor mir. „Natürlich hast du
eines. Du bist der Ältere, hast mehr Lebenserfahrung und könntest deinen
Vorgesetzten gut beraten, nur ist dieser ein großer Sturkopf, der immer, selbst
wenn du seine Entscheidungen anzweifelst, selbigen durchsetzt und dich dann in
deine Schranken verweist, indem er dich deines Standes erinnert. Stimmt´s?“
Das letzte Wort unterstrich er, indem er mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn
tippte. Total verblüfft rieb ich über die Stelle die einen minimalen Schmerz
ausstrahlte und nickte, versuchte dann aber Master Cains Ruf zuretten. „Aber
nicht immer. Er nimmt auch meine Ratschläge an.“
Cassian strich sich fahrig über den Nacken bevor er den Doktor kurz anfunkelte
und sich wieder an mich wandte, wobei er jedes seiner Worte mit Gesten
unterstrich. „Klar, in irgendwelchen beinahe schon unwichtigen Fragen, oder
wenn sie seinen Vorstellungen nicht widersprechen.“
Er wandte sich von mir ab und grinste den Doktor, dessen Wangen sich etwas
gerötet hatten an. „Tja Jezebel, wenn ich bedenke, dass ich eigentlich jetzt
dich beschrieben habe und er hier es auch auf den Kleinen bestätigt hat, bleibt
mir nur noch eines dazu zu bemerken. Eure Familienbande sind nicht zu
übersehen. Das müsst ihr von euren gemeinsamen Vater geerbt haben, der hat
nämlich die gleichen Suchten.“ Der Doktor packte sein Kissen und warf es nach
Cassian, wobei er kurz das Gesicht vor Schmerzen verzog. „Wie redest du
niedere Karte denn vom Cardmaster?“ Cassian hob das Kissen auf und knüllte es
so gut es ging zusammen, während er den Blonden anfauchte. „Genau so wie er
es verdient hat. Verdammt Jezebel, er wollte…, er will dich aus dem Weg
räumen und das nur weil du Idiot mich gegen diesen Butler getauscht hast und
deinen Auftrag dadurch nicht ausführen konntest. Jetzt schau mich nicht so
verdattert an. Wenn ich dich nicht jetzt von ihm weghole wirst du noch so jung
und dumm wie du bist wegen ihm sterben. Du weißt, daß ich sowas nicht
tolerieren werde.“
Ich musste mir ein Schmunzeln unterdrücken. Cassian heizte dem Doktor ziemlich
ein. Hier würde ich nur stören, weswegen ich still und heimlich das Zimmer
verließ.
Diesmal schloss ich nicht ab, da ich mir zwischenzeitlich fast sicher war, daß
die Beiden sich an ihr Wort halten würden, da sie selbst momentan genug
Probleme mit den Mitgliedern von Delilah hatten.
Ich hing meinen Gedanken nach, ließ Cassians Worte auf mich wirken. Ob er Recht
hatte und ich in Master Cains Augen nur ein Butler war? Nicht würdig ihm zu
widersprechen?
Meine Gedanken schob ich zu Seite, denn ich öffnete gerade die Tür zum
Esszimmer, als ich Miss Merry wütend herumkeifen hörte. „Was? Zu der
Gewitterziege muss ich? Warum nicht irgendwo anders hin? Und warum muss
unbedingt Oskar mich begleiten? Da hab ich ja erst einen Grund mich zu
fürchten.“ Master Cain nippte an dem Weinglas, bevor er ruhig antwortete.
„Merry, Tante Katina ist keine Gewitterziege. Sie ist vielleicht etwas streng,
aber sie ist sehr auf deine Sicherheit bedacht, was momentan ziemlich wichtig
ist und Oskar ist doch eine gute Wahl. Hinter seinem breiten Rücken kannst du
dich gut verstecken und selbst wenn ein Zug euch überrollen sollte, währst du
sicher. So einen breiten Schutzwall finden wir so schnell nicht wieder.“ Miss
Merry murmelte etwas das sich verdächtig nach ^das ist auch wieder wahr^
anhörte bevor sie einen weiteren Einwand vorbrachte. „Aber was ist Sophie?
Wie lange kann ich denn dann nicht mehr mit ihr spielen?“ „Das dürfte auch
kein Problem sein. Riff soll, wenn er sie nachher heimbringt, ihrem Vater sagen,
daß sie die nächsten Tage von Oskar abgeholt wird und sich dann im Haus von
Tante Katina aufhält.“ Verdutzt blickte Miss Merry Master Cain an. „Riff
fährt sie persönlich heim?“ „Ja, so war es mit Sophies Vater abgemacht.“
Ich machte auf mich aufmerksam. „Haben die Herrschaften fertig gespeist?“
Master Cains Stirn legte sich in Falten, während er mich einige Augenblicke mit
einer Mischung aus Verwirrung und Neugierde musterte. „Riff? Was ist?“ Diese
unbedarft gestellte Frage ließ mich patzig antworten. „Nichts Master Cain.
Ich verhalte mich meinem Stand gerecht. Ich bin schließlich nur ein Butler.“
Meine Atmung beschleunigte sich etwas und mein Körper begann zu kribbeln,
während ich mich zu ärgern begann. Es ärgerte mich, daß mich Cassians Worte
so verunsicherten und daß Master Cain nichts dagegen unternahm. Ich schnappte
mir einen der Teller, begann damit den Tisch abzuräumen, als ich von Master
Cain am Arm gepackt wurde. Den Bruchteil einer Sekunde dachte ich daran mich
einfach loszureißen, doch dann fiel mein Blick auf ihn, der mich musterte,
wobei seine smaragdgrünen Augen besorgt funkelten. Er ließ mich los, erhob
sich und blickte zum Fenster hinaus. Die Sonnenstrahlen brachten seine goldenen
Sprenkel zum leuchten. Er schien nachzudenken, von uns allen beobachtet, bis er
sich abrupt zu mir umwandte.
„Riff lass die Teller stehen, daß kann auch ein andere Butler tun und komm in
mein Arbeitszimmer. Wir müssen noch einiges für die nächsten Tage besprechen
und erledigen.“ Er wartete nur noch meine Antwort ab und verließ dann den
Raum. „Sehr wohl Sir.“ Noch während die Tür ins Schloss fiel, wandte ich
mich an die Beiden Mädchen, die entweder mich oder die Tür verwundert
anblickten.
„Meine Damen, in drei Stunden müssen Sophie und ich aufbrechen, sonst
schaffen wir es nicht zur vereinbarten Zeit zurück.“ Sophie nickte mir zu und
gemeinsam mit Miss Merry verschwand sie wieder in den Garten hinaus.
Währendessen gab ich einem Butler bescheid, daß er den Tisch weiter abräumen
sollte und ging dann zu Master Cain ins Arbeitszimmer. An der Tür blieb ich
kurz stehen, atmete tief ein, nahm mir vor mich nicht noch mal von meinen
Gefühlen leiten zu lassen und trat nachdem ich geklopft hatte ein.
„Ah Riff. Schließ die Tür und setz dich.“ Ich tat wie mir geheißen wurde
und setzte mich schweigend auf den Stuhl, auf dem ich einige Tage zuvor schon
gesessen war und über die letzten Minuten von Allys Leben berichtet hatte.
„So, würdest du mir jetzt bitte verraten, weswegen du so wütend auf mich
bist?“
„Weshalb sollte ich wütend auf Euch sein Master Cain?“ Er stützte sein
Kinn mit dem Handrücken ab und sah mich mit einem Gesichtsausdruck, welcher
keinerlei Regung zeigte an. Jedoch flackerte der Blick seiner grünen Augen und
ließ auf eine Mischung von vielen unterschiedlichen Emotionen schließen.
„Dein Benehmen zuvor lässt keinen anderen Schluss zu. Riff, sagst du es mir?
Was hab ich getan, oder nicht getan, daß du so sauer bist?“ Einige Sekunden
blickte ich nur auf die Tischplatte überlegte was ich sagen könnte, ohne
Master Cain zu verletzen, schloss kurz die Augen, während ich tief einatmete
und starrte dann auf meine Hände, während ich meine Gedanken in Worte fasste.
„Master Cain, hättet Ihr auf meinen Rat gehört, wenn ich mich gegen die
Aufnahme des Doktors und seines Helfers ausgesprochen hätte? Oder hättet Ihr
mir ein weiteres Mal nur den Mund verboten, da ich sowieso nur ein Diener
bin?“
Erstaunen, daß sich in eine erkennende Scham wandelte, ließ seine Augen eine
Nuance dunkler funkeln. „Riff. Ich…, es tut mir leid. Ich…, ich dachte,
daß wir uns wieder einig währen. Ich konnte ja nicht ahnen, daß diese Sache
dir so zusetzt.“ Hatte ich mich wieder so undeutlich ausgedrückt? „Master
Cain, es geht nicht nur darum. Ich würde einfach nur gerne wissen woran ich
bin.“ „Woran du bist?“ Ich nickte leicht, während ich antwortete. „Ja.
Bin ich in Euren Augen nur ein Butler?“ Master Cain sprang auf und blickte
mich entsetzt an, bevor er sich wieder auf seinem Platz niederließ und mich
kurz wütend anfunkelte. „Was für ein Schwachsinn. Du bist für mich mehr als
nur irgendein Butler. Du bist ein nicht zu ersetzender…, ich weiß nicht wie
ich es umschreiben soll. Ich kann nur sagen, daß deine Meinung und deine
Anwesenheit für mich sehr, sehr wichtig sind. Weil…, weil…,“ Er schwieg
und blickte mich mit seinen grünen Augen beinahe schon verzweifelt an. Dieser
Blick schnürte mir die Brust zusammen und mir tat es zwischenzeitlich schon
sehr leid, daß ich so respektlos mit Master Cain umgesprungen war.
„Entschuldigt Master Cain.“
Der erleichterte wurde von einem fragenden Blick abgelöst, bevor er sich
unsicher durch sein dunkles Haar fuhr. „Riff, tust du mir einen Gefallen?“
Es schien sich um einen großen, unerfüllbaren Wunsch zu handeln, da Master
Cain so herumdruckste. „Selbstverständlich, wenn es in meiner Macht steht.“
Cain atmete tief ein bevor er sich ein Herz fasste und so schnell er konnte
losplapperte. „Könntest du den unpersönlichen Master weglassen? Zumindest
wenn wir, so wie jetzt, unter uns sind?“
Einige Sekunden brauchte ich um die Überraschung abzustreifen. Mit so etwas
hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. „Aber Master Cain…,“ Barsch
unterbrach er mich mitten im Satz und ließ mir dadurch nicht die geringste
Chance meine Meinung zu begründen, oder überhaupt loszuwerden. „Warum denn
nicht? Du weißt doch inzwischen, daß du nicht nur ein Butler in meinen Augen
bist, daß ich in dir Jemanden sehe der mir ebenbürtig wenn nicht sogar
überlegen ist.“
Irgendwie schockierte mich Master Cains Ansicht doch ziemlich, oder hatte er
heute schon eine größere Menge alkoholische Getränke zu sich genommen?
Vielleicht war ja auch das Essen nicht mehr ganz so frisch gewesen und er litt
nun an Halluzinationen aufgrund einer Lebensmittelvergiftung.
„Ich? Euch überlegen? Sagt mal, war das Essen nicht gut? Oder habt Ihr zuviel
getrunken?“ Er begann leise zu lachen. „Ist es so schlimm für dich eine
alte Angewohnheit über Bord zu werfen?“ Das stimmte ja nun überhaupt nicht.
Schon oft hatte ich Gewohnheiten geändert ohne irgendwelche Probleme damit
gehabt zu haben. „Nein Sir, aber es kommt mir unpassend vor.“
Master Cain stand auf, ging um den Schreibtisch herum, schob sich zwischen meine
Beine und hob mit einer Hand mein Kinn an, damit wir uns in die Augen sehen
konnten.
„Du benimmst dich seltsam. Du widersprichst dir selber. Einerseits bist du
wütend weil ich dich wie einen Butler behandle, auf der anderen Seite stellst
du dich selber unter meinen Scheffel und sträubst dich dagegen mehr als mein
Butler zu sein.“
Erst jetzt, wo ich von Master Cain regelrecht darauf gestoßen wurde, bemerkte
ich, daß ich mich wirklich widersprüchlich benahm. Mein eigenes Verhalten
begann mich zu verwirren und ich versuchte zu ergründen, weshalb es mir
momentan widerstrebte von ihm als Untergebener behandelt zu werden. Lag es
vielleicht daran, daß ich stärkere Gefühle für ihn hegte, als es mir als
Butler erlaubt war? Weiter konnte ich meine Überlegungen nicht verfolgen, denn
Master Cains Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Ich hätte aber einen Vorschlag. Wenn du dich schon nicht in normalen
Situationen dazu überwinden kannst mich einfach nur Cain zu nennen, dann
zumindest wenn wir Zärtlichkeiten austauschen.“ „Master Cain…,“ Er
ließ mir keine Chance den Satz zu beenden sondern beugte sich vor und
unterbrach mich. „Falsche Antwort.“ Erlegte seine Lippen auf die Meinen,
fuhr mit der Zunge leicht darüber, bat um einlass, den ich ihm gewährte und
strich sanft über meine Brust. Er vertiefte den Kuss, focht Scharmützel gegen
meine Zunge, ließ wie von Zauberhand meine Krawatte verschwinden und öffnete
die obersten Knöpfe meines Hemdes ebenso wie die meiner Anzugsjacke. Nach
einigen Augenblicken löste er sich von mir und blickte mich fragend an.
Riffs Atmung war ebenso wie die Meinige leicht beschleunigt. Ich wartete darauf,
daß er etwas sagen würde, während ich versuchte meinen beschleunigten
Herzschlag wieder etwas zu beruhigen, um meinen Kopf zumindest soweit frei zu
haben um so weiter machen zu können wie ich es in den letzten Minuten, seit ich
von meinem Platz aufgestanden war, geplant hatte.
Ein Schmunzeln musste ich mir aber schon verkneifen, als ich seinen erstaunten
Blick sah. „Sir…,“ Ich ließ ihm wieder nicht ausreden. „Wieder
falsch.“ Ein weiteres Mal versiegelte ich seine Lippen mit den Meinen,
öffnete nun die letzten Knöpfe und schob ihm Sakko inklusive Weste und Hemd
über die Schultern. Sanft strich ich über seine Brust, löste mich aber kurz
darauf wieder von ihm und sah ihm wieder in die Augen. Es amüsierte mich
ungeheuer, daß er noch immer nicht dahinter gekommen war, was ich momentan
erreichen wollte. Dabei war es doch ganz einfach. Ich wollte doch nur, daß er
mich wie einen normalen Menschen und nicht wie einen Adligen behandelte.
„Aber…, aber wir haben doch keine Zeit für so etwas. Master Cain…,“
„Schon wieder falsch.“ Zum dritten Mal unterbrach und küsste ich ihn,
jedoch diesmal nur flüchtig, bevor ich begann mit den Lippen zu seiner
Halsbeuge zu wandern um daran zu knabbern. Ich spürte, wie er sich leicht
verspannte und die Luft anhielt. Kurz blickte ich Riff ins Gesicht. Er hatte die
Augen geschlossen und trotz der geröteten Wangen, strahlte sein Gesicht vollste
Konzentration aus. Er wollte seinen Gefühlen wohl Einhalt gebieten und sich
zusammen reißen, doch da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
„Master…, Master Cain..,“ Interessiert hatte ich zu lauschen begonnen,
sobald er seine Stimme erhoben hatte, doch als wieder das Master über seine
Lippen gerutscht war, wurde mein Interesse wieder von seiner Brust geweckt,
welche ich mit Lippen und Händen zu verwöhnen begann, bis Riff leise keuchte.
Wie von einem inneren Drang gesteuert, strich ich mit einer Hand weiterhin über
seine weiche Haut, während ich sein Gesicht beobachtete. Als er, den Kopf in
den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und eine Hand auf den Mund gepresst,
scharf die Luft ein sog, weil meine Hand zwischenzeitlich weitergewandert war
und inzwischen zärtlich über den Stoff seiner Hose glitt, war ich mir sicher
ich würde in den nächsten Augenblicken den Verstand verlieren.
„Nicht Master Cain…“ Weiter kam er nicht, weil sein eigenes leises
Stöhnen ihm den Satz abschnitt, da ich mit flinken Fingern seine Hose öffnete,
seine langsam erhärtende Männlichkeit hervorholte, mich vor ihn kniete um mit
der Zungenspitze sanft die Länge seines inzwischen harten Schafts entlang fuhr.
„Stopp…, Bitte, Master Cain…,“
Ich hatte wirklich stillgehalten als Riff darum gebeten hatte, doch sobald er
wieder das inzwischen von mir verhasste Master entgegenschleuderte, hielt ich
mich nicht mehr zurück. Mein Körper verlangte danach ihn weiter zu erregen,
ihn dazu zubringen, auch mein körperliches Verlangen zu stillen.
Abrupt nahm ich seine Erregung in meinem Mund auf, strich mit den Lippen daran
entlang, half manches mal mit den Zähnen nach, beschleunigte mein Tun, bis Riff
mich an den Schultern packte und von sich drückte. Schwer keuchend, die sonst
strahlend hellblauen Augen einige Nuancen dunkler, sah er mich an. „Bitte
Cain, mach nicht weiter. Nicht Hier und Jetzt. Es könnte Jemand hereinkommen
und uns entdecken.“
Langsam begann mein Gehirn wieder seine vorgeschrieben Tätigkeit aufzunehmen
und mir wurde bewusst, daß Riff mich geduzt und allein mit Cain angesprochen
hatte. Ich ließ von ihm ab und setzte mich auf den Boden, lehnte mich an meinen
Schreibtisch und sah ihn einige Augenblicke schweigend an. „Du…, hast
wirklich das Master weggelassen.“ Riff strich sich abwesend mit dem
Handrücken über die Stirn, wischte sich einige Schweißtropfen weg, bevor er
aufstand und nach seinen Sachen griff, welche ich ihm ausgezogen hatte.
„Verwundert? Ich hoffe mal, daß du solche Erziehungsmethoden nicht bei Miss
Merry anwendest.“ Entsetzt blickte ich ihn an. Wie konnte er so etwas von mir
denken? „Für wen hältst du mich? Ich bin doch nicht pervers. Sie ist meine
Schwester.“ Er lächelte mich auf eine Art an, wie er es zuvor noch niemals
getan hatte. Irgendwie kam es mir so vor, als würde er sich über meine
Reaktion lustig machen, so als währe sein Einwurf nur Spaß gewesen. Konnte das
sein? Hatte er sich wirklich einen Scherz mit mir erlaubt und ich hatte es nicht
bemerkt? Ich musterte ihn genauer, suchte in seinem Gesicht nach einem Zeichen,
welches mir meinen Verdacht bestätigen würde.
Sein Lächeln wurde etwas breiter und seine Augen begannen zu funkeln als er
begann sein Hemd zuzuknöpfen. „Dann ist ja gut.“ Definitiv, Riff nahm mich
auf den Arm. Um Gottes Willen, was hatte ich mit meinem Tun hervorgerufen. Ab
jetzt musste ich also jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen und
herausbekommen wie ernst sie ihm waren. Soeben beobachtete ich Riff dabei, wie
er seine Krawatte band, welche er zuvor unter dem Stuhl hervorgefischt hatte, wo
sie gelandet war als ich sie ihm abgenommen hatte. Ich war wie sooft regelrecht
fasziniert davon wie geschmeidig und zart die Bewegungen seiner langen Finger
wirkten, vor allem, da ich wusste, wie viel Kraft darin war. Das Funkeln in
seinen Augen verschwand und er räusperte sich.
„Master Cain, wir müssen noch einiges erledigen bevor Miss Merry zu Miss
Katina gebracht werden kann.“ Was war das denn? Kann es sein, daß er nun, da
er wieder komplett eingekleidet war, wieder mein Untergebener, mein Butler, der
nur für seinen Herrn lebte und dem ich voll und ganz vertrauen konnte, war.
Doch wie sah es denn nun mit dem Riff aus, der mich einfach nur Cain nannte?
Hatte Riff mich nur so genannt, damit ich aufhörte ihn zu bedrängen? Weil ihm
mein Handeln peinlich war? Was sollte ich jetzt davon halten? „Riff? Warum
wieder das Master?“ „Master Cain, ihr wolltet daß ich das Master nur beim
Austausch von Zärtlichkeiten weglasse. Nun geht es um die Planung der nächsten
Tage.“ "Bevor ich mich um diese Dinge kümmere hätte ich noch eine Frage.
Riff, wenn du mein Butler bist, weiß ich, daß ich dir wirklich mein Leben
anvertrauen kann. Ist das bei dem Riff, der mich nur Cain nennt auch so?“
„Selbstverständlich. Ich habe weder meine Gefühle noch den Grund meines
Lebens geändert. Ich unterlasse es nur in diesen Augenblicken in Euch einen
Grafen zu sehen.“ Er hielt mir die Hand hin um mir aufzuhelfen, welche ich
gerne annahm. Er zog mich hoch und ich nutzte die Gelegenheit ihm die nächsten
Worte leise ins Ohr zu hauchen. „Sehr schön. Dann lass uns arbeiten, damit
wie so schnell es geht fertig werden. Ich will nämlich so schnell es möglich
ist beenden was ich zuvor begonnen habe. Spätestens Morgen wenn Niemand mehr im
Haus ist und wir ungestört sind.“
Obwohl ich es unterdrücken wollte, musste ich über Riffs fast schon panischen
Gesichtsausdruck grinsen. Es war einfach zu lustig, als er mit feuerroten Wangen
einen Schritt zurückwich. „Master Cain, Ihr seid euch schon bewusst, daß wir
das Haus räumen, damit Niemand zu schaden kommt solange der Doktor hier als
Gast verweilt und nicht, damit man uns nicht bei irgendwelchen Intimitäten
überrascht.“
Jetzt hatte er es geschafft. Jeder Funken Selbstbeherrschung war von mir
aufgebraucht und ich konnte mich nicht länger zusammenreißen. Auch auf die
Gefahr hin, daß ich Riff nun beleidigen würde, aber ich musste einfach
lachen.
Was war jetzt los? Master Cain lachte und das weder verhalten noch abfällig
oder amüsiert, sondern von Herzen. Ich schien ihn ja sehr erheitert zu haben.
Die letzten Tage verwirrte er mich immer mehr, doch ebenso schien es als würde
ich seine Gefühle ziemlich durcheinander bringen. Er weinte, er lachte offen
vor mir und zeigte Anteilnahme.
„Ein lachender Graf, sowas sieht man selten. Macht sich der Kleine wieder
über dich lustig?“ Verwundert wandten wir uns zu der Stimme an der Tür. Was
wollte der denn jetzt hier?
Da sich Cassian nicht daran gehalten hatte das Zimmer nicht zu verlassen wuchs
mein Misstrauen wieder etwas an und ich stellte mich schützend vor Master Cain,
bevor ich antwortete. „Weshalb sollte er das tun?“ „Nun, eine ausreichende
Erklärung währe beispielsweise, daß er der Sohn des Cardmasters ist.“
Dieser Vergleich ließ mich regelrecht rot sehen. Wie konnte er es nur wagen
Master Cain mit seinem Vater, der ihn so gequält hat zu vergleichen. Ich musste
mich sehr zusammenreißen, nachdem ich einen kurzen Blick auf Master Cains
blasses Gesicht geworfen hatte, Cassian nicht am Kragen zu packen, sondern ihn
so ruhig wie möglich zu widersprechen. „Nur weil Master Alexis der Vater von
Master Cain ist, müssen sie nicht die gleichen Ansichten haben. Master Cain hat
charakterlich nicht das Geringste mit seinem Vater gemein.“ „Weißt du was
Riff? Du regst mich fürchterlich auf. Jetzt rede ich schlecht über deinen
Herrn und bleibst ruhig. Warum wirst du nicht wütend?“ Ich war wütend, doch
das würde ich ihm nicht zeigen. Sollte er ruhig glauben, daß mich sein Gerede
nicht interessieren oder belasten würde. In meinen Augen war es ganz sicher,
daß Cassian es bestimmt irgendwie ausnutzen würde, sollte er meinen wahren
Gemütszustand kennen.
„Weshalb sollte ich? Sich über Unterstellungen aufzuregen bringt nicht das
Geringste. Man muss den Kopf klar haben um diese widerlegen zu können.“
Cassian stieß sich vom Türrahmen ab, kam die wenigen Schritte auf mich zu und
blieb vor mir stehen. „Verdammt, was bist du auch so groß? Los beug dich zu
mir runter!“ Skeptisch betrachtete ich den dunkelhaarigen, blickte kurz über
meine Schulter zu Master Cain, der uns mit zusammengezogenen Augenbrauen
zuhörte. „Warum sollte ich das tun?“ Cassians Gesichtsfarbe änderte sich
in ein ungesundes dunkelrot als er mich anfauchte. „Damit ich dir etwas
Verstand in deine Birne prügeln kann.“ Master Cain wollte sich an mir
vorbeischieben, doch ich hielt ihn am Arm. Kurz blickte ich ihn an, sah sein
noch immer blasses Gesicht und die vor Wut funkelnden Augen. Er blickte auf und
ich schüttelte den Kopf. Einige Sekunden überlegte er ob er mir meinen Willen
lassen sollte oder sich auf den wütenden Cassian stürzen sollte, unterließ es
aber dann und setzte sich dann auf einen der Stühle, ließ den „Jungen“
aber nicht aus den Augen während ich meinen Gefühlen etwas nachgab und
sarkastisch antwortete.
„Entgegen der Ansicht einiger brauchen auch Butler gesunden
Menschenverstand.“ Bevor Cassian etwas erwidern konnte mischte sich Master
Cain ein, wobei sein Einwurf mich beschämte. „Und davon besitzt Riff jede
Menge.“ Die dunklen Augen sprühten vor Wut und Cassian ballte die Hände zu
Fäusten. „Ihr macht euch über mich lustig? Euch wird das ewige Lachen noch
vergehen.“ Cassian holte aus, wollte sich auf Master Cain werfen um auf ihn
einzuschlagen, doch ich erwischte ihn am Handgelenk und hielt ihn fest. „Lass
los verdammt!“ Zwischenzeitlich hatte ich die Nase gestrichen voll, deswegen
verzichtete ich auf jegliche Höflichkeit. „Beruhig dich. Dann lasse ich
los.“ Cassian begann sich gegen meinen Griff zu wehren, stemmte sich
regelrecht dagegen und zerrte an seinem Arm, jedoch fehlte es seinem
Kinderkörper an der erforderlichen Kraft. „Du sollst mich loslassen!“ Nun
war es um meine Geduld geschehen und ich knurrte Cassian, der zwischenzeitlich
regelrecht herumstrampelte, an. „Sobald du aufhörst dich wie ein kleines Kind
zu gebärden…,“ Er unterbrach mich, brüllte mich an und riss noch fester an
um sich zu befreien, gebärdete sich dabei wie ein Kater, der in eine Falle
getappt war. „Was soll das heißen? Hör auf mir Vorschriften zu machen! Und
was heißt hier überhaupt „Du“? Wie währe es mit etwas Respekt? Ich bin
immerhin älter als du!“ „Sobald du dich deinem Alter entsprechend benimmst
werde ich dich respektieren und loslassen. Doch solange du dich wie ein
Kleinkind aufführst wird das nichts.“ Er öffnete den Mund, wollte mir etwas
entgegenfauchen, überlegte es sich aber und schwieg einige Augenblicke. Ich
könnte mich auch täuschen, aber ich glaubte erkennen zu können, daß sich
Cassians Wangen leicht rot färbten. Einige Sekunden starrte er auf den Boden,
hörte auf sich zu wehre und überlegte wahrscheinlich was er jetzt machen
sollte.
Tief atmete er durch, hob den Kopf, blickte mich mit Augen in denen noch immer
etwas Zorn funkelte an bevor er zähneknirschend die nächsten Worte, so ruhig
wie er es in seiner Gemütsverfassung schaffte, sprach. „Würdest du mich
freundlicherweise loslassen?“ Er schwieg kurz bevor er ein kaum hörbares
^Bitte^ über seine Lippen schubste. „Natürlich Sir.“ Ich lächelte ihn
gezwungen an. „Würden Sie mir nun bitte verraten weshalb Sie entgegen meiner
Weisung das Zimmer verlassen haben?“ „Was weiß denn ich! Wegen dir hab ich
es vergessen. Argh, du mit deiner schmierigen Freundlichkeit gehst mir auf den
Wecker!“ Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Zimmer, jedoch
nicht ohne die Tür mehr als nur lautstark hinter sich zuzuwerfen. Schweigend
blickten Master Cain und ich auf die Tür. Bis auf das Zwitschern eines Vogels,
und das leise Rascheln der Blätter im Wind, was durch das geöffnete Fenster
hereindrang war, nur noch das Ticken der kleinen Tischuhr zu hören, bis Master
Cain die Stille brach. „Sag mal, was will der jetzt eigentlich von dir?“
„Ich weiß es nicht Sir. Aus ihm werde ich nicht schlau.“
Während ich mich Master Cain zuwandte zum das weitere Vorgehen zu besprechen,
schließlich musste noch die gesamte Dienerschaft informiert werden, ebenso wie
Master Oskar und Miss Katina, starrte er weiterhin auf die geschlossene Tür.
Nachdenklich schüttelte er langsam den Kopf, wandte sich dann nach wenigen
Minuten auch von der Tür ab und setzte sich auf seinen Stuhl. Schweigend begann
er einige Papiere umzuschichten, blickte sie gedankenverloren an und legte sie
dann mit einem leisen seufzen wieder auf den Schreibtisch. „Riff, kann es
sein, daß Cassian eifersüchtig auf dich ist?“ „Warum sollte er das
sein?“ „Schau einfach in den Spiegel, dann bekommst du die Antwort.“ Diese
Antwort verwirrte mich. „Was wollt Ihr damit sagen Sir?“ „Na ja, du hast
das was er sich wünscht. Einen erwachsenen Körper.“ Irgendwie verstand ich
immer noch nicht, was Master Cain mir damit mitteilen wollte. „Aber das habt
Ihr auch.“ „Schon, aber du bist außerdem überdurchschnittlich groß.
Selbst Oskar ist etwas kleiner als du und nebenbei ist dein Körper ein wahrer
Augenschmaus.“ Meine Wangen wurden heiß und das mit dem Augenschmaus
versuchte ich zu ignorieren. „Meine Größe ist aber kein Grund zur
Eifersucht.“ Leise seufzte Master Cain. „Für jemanden, der sein Leben lang
viel zu klein war schon. Selbst ich hatte schon mal daran gedacht, daß du mir
ruhig einige Zentimeter abgeben könntest.“ „Ihr fühlt euch zu klein
Sir?“ „Manchmal.“
Master Cain zog einige Bögen Briefpapier aus einer Schublade und begann darauf
zu schreiben. Als er geendet hatte versiegelte er die Umschläge und drückte
sie mir in die Hand. „Nachdem du Sophie heimgebracht hast, bringst du diesen
zu Tante Katina und den hier zu Oskar. Wer muss sonst noch informiert werden?“
Ich überlegte kurz bevor ich aufzuzählen begann. „Das währe die gesamte
Dienerschaft. Dienstmädchen, Butler, Kutscher, Stallburschen, Küchenmägde,
Köche, Wildhüter, Hilfsarbeiter, Hauslehrer,…,“ „Danke Riff, das reicht.
Kannst du dich darum kümmern, daß sie erfahren, daß sie…, wie lange
schicken wir alle weg?“ Ich rief mir die Schwere der Verletzungen, an denen
der Doktor litt zurück ins Gedächtnis. „Ich rechne mit mindestens 14 Tage,
bis alle Verletzungen des Doktors verheilt sind.“ Master Cain überlegte kurz
und blätterte in einem Kalender herum. „Dann sagen wir drei Wochen. Schick
sie nach Hause und gib ihnen drei Wochen bezahlten Urlaub.“ „Bezahlt?“ Er
nickte nur, als währe es das normalste der Welt der Dienerschaft Geld zu geben
obwohl sie nichts dafür tat. „Natürlich. Sie können ja nichts dafür, daß
ich sie die nächste Zeit nicht brauche. Welchen Grund geben wir an?“ Einige
Minuten schwiegen wir, überlegten dabei welchen Grund es geben könnte, alle
weg zu schicken. „Eine Reise vielleicht?“ Ich war nicht sicher ob dieser
Einfall auf Zustimmung stoßen würde, doch als ich das Leuchten in Master Cains
Augen entdeckte war alles klar. „Gute Idee. Gibt es sonst noch etwas zu
tun?“ Es klopfte, die Tür wurde geöffnet und Cassian kam wieder rein.
„Riff, der Doktor möchte mit dir reden wenn du Zeit über hast.“ Er blickte
Master Cain einige Augenblicke schweigend an, bevor er fortfuhr. „Und du
sollst auch mit kommen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten verschwand er wieder
und ließ uns erstaunt zurück.
So, das wars dann auch schon. Danke fürs lesen.^^
Bis zum nächsten Kapitel
FuYu
Kapitel 9: Auch Chefbutler müssen mal essen
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Hallöchen zusammen. ^^
Zuerst wollte ich mich entschuldigen, daß dieses Kapitel solang auf sich warten
lies. Aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen es in den Computer
hineinzubringen. Auf dem Papier war etwa die Hälfte schon seit zwei Wochen oder
so fertig. *schäm*
Aber jetzt ist es ja da, obwohl ich eigentlich erst geplant hatte es nach meinem
Urlaub online zu stellen. Also mitte September. Da mein Onlinestoffgeschäft
jedoch etwas trödlig mit dem Versenden der satinbänder war,hab ich mich
gestern Abend dazu entschlossen, die Story abzutippen, zu überarbeiten und
heute nach meinem verdienten Schläfchen online zu stellen.
Bitte nicht wundern, daß es ein ziemlich aktionfreies Kapitel ist, aber mitten
in der Nacht klappt es einfach nicht besser. Außerdem wollte ich die Köchin
vorstellen. Ich mag sie einfach.^^
Zuerst wollte ich den Grund warum Riff zu Jezebel gebeten wurde noch in dieses
Kapitel hineinschmuggeln, doch zwischendurch entschied ich mich dagegen und
werde es als Anfang des nächsten Kapis benutzen. Dann ist dieses Thema in einem
Teil zusammengefasst.
Ganz nebenbei, ich hab null Ahung von der Französischen Sprache. Wenn irgendwer
Fehler findet, ich kann nichts dafür. Der Abacho Übersetzer ist schuld. XD
Und wenn Mademoiselle Sabine was zu sagen hat stellt euch dabei einen
mörderischen französischen Akzent vor.^^
Öhm, was wollte ich sonst noch sagen..., Hatte ich schon erwähnt, daß ich
mich auf die Connichi freue? Hat zwar nichts mit der Ff zu tun, aber das mußte
jetzt einfach mal erwähnt werden. XD
So, und nun hab ich euch lange genug warten lassen und mir bleibt nur noch eine
Kleinigkeit zu sagen.
Viel Spaß beim lesen und vielen Dank an die flotten Freischalter, die ihre
Freizeit dafür nutzen um den Lesestoff so schnell es ihnen möglich ist
freizuschalten. *Blümchen an die Freischlalter verteil*
Kapitel 9-Auch Chefbutler müssen mal essen. -
Schweigend blickten wir uns einige Augenblicke an. „Ich denke, der Doktor kann
warten. Riff kümmere dich zu allererst darum, daß alle Angestellten informiert
werden, dann bringst du Sophie heim und lieferst die Schreiben ab und wenn du
dann wieder zurück bist, komm zu mir und wir besuchen unsere Gäste. Ich werde
mich nachher in meine Räume zurückziehen. Ach, und schick alle während des
Sonnenuntergangs heim. Ich hab keine Lust in nächster Zweit eine weitere
Beerdigung zu besuchen.“ Er nickte mir kurz zu und verschwand aus dem
Arbeitszimmer.
Wenige Minuten später war aufgeregtes Getuschel und das Trappeln vieler Füße
zu hören. Nach nur 15 Minuten wurde es wieder ruhig und ich öffnete langsam
die Tür meines Arbeitszimmers um einen kleinen Spalt. Es interessierte mich
einfach, wie Riff es schaffen wollte, all meine Bediensteten in so kurzer Zeit
über ihre Freizeit zu unterrichten. Ein leichter Schauer schlich sich über
meinen Rücken, als Riff die Stimme erhob und ruhig mit der Ankündigung begann,
während ich mich an die Wand neben der Tür lehnte und zuhörte.
„Sie alle werden sich wahrscheinlich wundern, daß ich eine so kurzfristige
Versammlung einberufen habe. Ich habe Ihnen allen eine wichtige Mitteilung zu
machen, jedoch hätte ich zuvor erst einen Bericht wer sich momentan nicht im
Haus befindet. Mister O´Connor, würden sie bitte den Anfang machen?“ Kurz
spähte ich durch den Spalt als der grauhaarige Mann Riff kurz zunickte.
„Natürlich Mister Raffit. Ich kann vermelden, daß alle Butler sich hier
befinden und auch an dieser Versammlung teilnehmen.“
Riff wandte sich dem Nächsten zu. „Mister Martin?“ „Alle Kutscher,
Stallburschen und für den Stall eingeteilten Hilfsarbeiter sind anwesend,
Sir.“ „Miss Ally…, Entschuldigung. Mademoiselle Sabine?“
Riffs Gesicht wurde etwas blasser und er schloss kurz die Augen bevor er sich
auf die junge, dunkelhaarige Frau konzentrierte. Ich musste dabei über den
extremen französischen Dialekt lächeln. „Bis auf drei Mädchen sind alle
hier.“ Kurz sah ich Verwunderung in seinen blauen Augen aufflackern. „Welche
Dienstmädchen fehlen?“ Die Namen der fehlenden Hausmädchen herunterrasselnd,
zählte sie an den Fingern ab.
„Mademoiselle Franziska, Mademoiselle Sonja und Martha“ Ich fixierte durch
den Spalt hindurch, der auf der Treppe stand und in einem Ordner herum
blätterte. Vor der Treppe hatte sich eine kleine Volksmenge aus meinen
Angestellten gebildet die ihn schweigend musterte. Riff hob den Kopf und sah
sich suchend um, bis sein Blick auf einem blonden Jungen hängen blieb.
„Steven, warum ist deine Schwester mal wieder nicht anwesend, und vor allem,
warum weiß ich nichts davon?“ Der Junge stieg von einem Fuß auf den Anderen,
während ich beobachten konnte wie sich seine Augen leicht weiteten. „Mister
Raffit, es tut mir leid. Bitte glauben sie mir, es ist nicht Marthas schuld. Ich
hab vergessen ihnen bescheid zu geben. Martha kann nichts dafür.“ Tief
durchatmend stand Riff einige Sekunden schweigend da bevor er den Burschen
vorlud. „Steven, ich möchte dich später unter vier Augen sprechen.“
„Jawohl Sir.“ Der Junge senkte betreten den Kopf und ich beobachtete ihn,
während Riff sich weiterhin um die Anwesenheitsliste kümmerte. Erst als dieser
Zinnober beendet war, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Chefbutler.
„Nun denn. Meine Damen, meine Herren, Master Cain muss kurzfristig verreisen.
Aus diesem Grund brauch niemand für die nächsten drei Wochen zu seinem Dienst
erscheinen.“ Ein erschrockenes Raunen und Murmeln begann und Riff wurde etwas
lauter um dieses zu übertönen. „Beruhigen sie sich Bitte. Ich bin noch nicht
fertig. Seine Lordschaft war sehr großzügig. Damit sich niemand so kurzfristig
eine Zwischenstelle suchen muss wird er ihnen für diese Zeit den gesamten
Wochenlohn auszahlen lassen.“
Das Raunen wurde lauter. Wenige Sekunden später begann jemand zu klatschen und
alle Anwesenden fielen ein. Riff hatte einiges zu tun um wieder auf sich
aufmerksam zu machen und die Menschen zur Ruhe zu bewegen. Er hob die Hände und
als es langsam etwas leiser wurde sprach er weiter. „Ruhe Bitte. Danken sie
nicht mir. Danken sie Master Cain. Sie alle können ab Morgen zu Hause bleiben.
Jedoch bräuchte ich noch einige Freiwillige, die den Fehlenden noch heute
bescheid geben, daß sie nicht zur Arbeit erscheinen sollen, da sie sonst vor
verschlossenen Türen stehen werden.“ Einige hoben die Hand und Riff teilte
ihnen mit, wer zu wem gehen sollte.
Kaum hatte er geendet als die schwarzhaarige Französin die Hand hob. „Mister
Raffit, was ist mit uns Dienstmädchen, sollen wir nicht zwischendurch zum
Putzen kommen?“ Kurz musterte er sie bevor er abwehrend den Kopf schüttelte.
„Das wird nicht nötig sein. Es werden einige Dienstmädchen extra eingestellt
um einen Tag vor Master Cains Rückkehr die Putzarbeiten zu beginnen und auch
fertig zu stellen.“ Entsetzt blitzen ihre bernsteinfarbenen Augen Riff an.
„De facon impossible. Mister Raffit, Das ist unmöglich. Allein das
Staubwischen wird länger als einen halben Tag dauern.“ Riffs Stimme klang
beruhigend als er zu einer Erklärung ansetzte. „Miss Sabine, es werden
genügend Hilfen anwesend sein um das Haus sauber zu bekommen.“ Er atmete tief
ein, hielt die Luft für Bruchteile von Sekunden in seinen Lungen gefangen und
atmete dann langsam aus bevor er fortfuhr. „Und nebenbei können sie sich
dadurch etwas extra verdienen.“
Wo wollte er denn jetzt das Geld wieder herbekommen? Er würde doch nicht ein
weiteres Mal sein Gespartes antasten? Die kleine Französin schien
zwischenzeitlich jedoch beruhigt zu sein, doch nun meldete sich einer der
Kutscher zu Wort. Ich erkannte in ihm John, welcher mir an dem Nachmittag von
Allys Tod schon über den Weg gelaufen war. „Drei Wochen Frei ist ja schön
und gut, aber was ist mit den Pferden? Irgendjemand muss sich um die Tiere
kümmern. Solange halten sie es nicht ohne Futter und Wasser aus.“
An die Pferde hatte ich nicht gedacht und an Riffs Reaktion erkannt ich, daß es
ihm nicht besser ging. Einige Sekunden überlegte er. Sicherlich überdachte er
die Idee sich selber um die Tiere zu kümmern, aber wann würde er das denn
machen? Er musste doch schon drei mal am Tag für uns Kochen, danach das
Geschirr spülen, schließlich durfte niemand merken, daß in diesen drei Wochen
Jemand hier lebte, alles aufräumen und zusätzlich muss er sich ja auch noch um
mich kümmern. Kurz gesagt, auch ohne 24 Pferde hatte er alle Hände voll zu
tun.
Eine leise Stimme erklang und ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen an
der Treppe. Der blonde Junge, den Riff zuvor noch nach den verbleib seiner
Schwester gefragt hatte, schluckte und fuhr sich fahrig durch sein kurzes Haar,
während sich seine Wangen röteten. „Mister Raffit, ich…, ich könnte
mich…, ich könnte doch die Pferde versorgen. Ich werde sie morgens füttern,
sie dann auf die Weide bringen und die Ställe ausmisten und abends bringe ich
sie wieder in den Stall.“ Einige Sekunden musterte Riff den Jungen bevor er
verneinend den Kopf schüttelte und abwiegelte. „Hhmm, Steven, das schaffst du
nie alles allein an einem Tag zu erledigen.“ Er wandte sich an den Kutscher,
welchen er zuvor schon nach der Anwesenheit der Stallmannschaft gefragt hatte.
Es schien, als hätte sich eine Idee hinter seiner Stirn vermanifestiert.
„Mister Martin, Können wir nicht die Pferde ab heute Abend einfach auf der
Weide hinter dem Garten lassen?“ „Nun, wir könnten schon Mister Raffit,
doch dann kann ich nicht die Verantwortung übernehmen, daß alles mit ihnen in
Ordnung ist wenn Master Cain und Sie wieder zurückkommen.“ „Dafür
übernehme ich dann die Verantwortung. Steven, du wirst den Tieren täglich
frisches Heu und Wasser zur Weide bringen. Das ist dann in einer Stunde erledigt
und wenn du fertig bist, kannst du wieder heim. Falls dir ein krankes Tier
auffallen sollte, holst du den Tierarzt. Gibt es sonst noch Fragen oder
Einwände?“ Er wartete einige Sekunden, diskutierte mit dem Gärtner,
versprach auch ihm Verstärkung, damit der Garten innerhalb eines Tages wieder
auf Vordermann gebracht werden konnte, gab noch die Anweisung, daß Jeder sich
noch während des Sonnenuntergangs auf den Heimweg zu machen hatte und ging von
dem Jungen gefolgt in ein kleines Zimmer, welches ihm als Arbeitszimmer diente.
Die Bediensteten begannen, kaum daß sich die Tür hinter Riff geschlossen
hatte, miteinander zu tuscheln und stoben schwatzend in alle Himmelsrichtungen
auseinander um ihren Aufgaben wieder nachzugehen.
Ganz leise schlicht ich regelrecht aus meinem Arbeitszimmer nachdem sich die
Halle geleert hatte und begab mich in mein Zimmer. Dort öffnete ich eines der
Fenster und blickte in den Garten hinab, nachdem ich das Lachen der Mädchen
vernommen hatte. Die Beiden saßen gemeinsam auf einer Decke und waren von
Merrys Puppen und Teddybären regelrecht belagert. Sooft hatte ich meine kleine
Schwester also schon verärgert und ihr als Entschuldigung einen Stoffbären
oder eine Puppe geschenkt. Ich sollte mir Merrys Ratschlag zu Herzen nehmen und
mir eine neue Taktik überlegen. Vielleicht sollte ich es in Erwägung ziehen,
sie nicht mehr ganz sooft auf die Palme zu bringen.
Eine mir wohlbekannte Stimme drang an mein Ohr und erneut legte sich eine
Gänsehaut über meinen Körper. Riff schien hier fertig zu sein und holte nun
Sophie um sie heim zu bringen. Er lächelte Merry an und fuhr ihr tröstend
über den Kopf, was bei mir ein plötzliches Stechen in der Brust auslöste. Das
war ein schlechtes Zeichen. Mein Körper verbaute mir soeben eine glückliche
Zukunft.
Endlich hatte ich Riff soweit, daß er mir gegenüber seine Gefühle zeigte,
daß er in mir einen Menschen sah, den er nebenbei bemerkt auch noch begehrte,
und jetzt fraß sich die Eifersucht in meine Eingeweide obwohl er nur meiner
Schwester ein Lächeln und eine Berührung geschenkt hatte. Wenn das so weiter
ging, würde ich für nichts garantieren können. Wahrscheinlich würde ich
alles was wir bisher so mühevoll aufgebaut haben vom Angesicht der Erde tilgen,
auch wenn ich es nicht wollte, denn meine Selbstkontrolle ließ momentan,
zumindest wenn es um Riff ging, sehr zu wünschen über.
Ich spürte Blicke auf meiner Haut, entdeckte Riff, der zu mir hinaufsah,
während er gemeinsam mit einem Hausmädchen und den Mädchen die Spielsachen in
einen großen Korb packte und mir dann zulächelte, bevor er den Korb nahm und
von Sophie gefolgt im Haus verschwand. Just dieses Lächeln verbannte die
düsteren Gedanken und ließ mein Herz vor Freude in meiner Brust hüpfen.
Sophie im Schlepptau holte ich die Schreiben, welche Master Cain mir anvertraut
hatte und verließ mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend das Haus. Ich
fühlte mich sehr unwohl bei dem Gedanken Master Cain und Miss Merry allein in
demselben Gebäude zu wissen, in dem sich auch der Doktor und sein Gehilfe
befanden. Ich half Sophie in die Kutsche, stieg, nachdem ich Joseph die Adresse
angegeben hatte, dazu und steckte dann die Briefe in die Reverstasche meines
Jacketts und beobachtete das Mädchen dabei, wie sie am Fenster saß und mit
strahlenden Augen die Umgebung an der Kutsche vorbeihuschen sah. Ich fragte mich
kurz wie Sophie sich in der Eisenbahn benehmen würde, da diese um einiges
schneller als eine Pferdekutsche über das Land jagte.
Ich hielt mich so kurz wie es mir die Höflichkeit gebot bei Sophies Familie,
Miss Katina und auch bei Master Oskar auf. Auf dem Heimweg, ließ ich meinen
Blick über die Straßen Londons gleiten.
Welch heruntergekommen Anblick die ärmlichen Viertel boten und wie strahlend
die Villen des Adels dagegen aussahen. Man konnte regelrecht sehen, wie groß
die Kluft zwischen Arm und Reich war. Diese Kluft, die man nur in eine Richtung
überwinden konnte und zwar nur vom Reichtum zur Armut. Man musste schon mehr
als nur Glück haben um aus den Slums herauszukommen. Miss Merry hatte dieses
Glück, als sie von Master Cain aufgenommen wurde. Sie war eine, die es
geschafft hat, dafür würden es hunderte vergeblich versuchen.
Ich wandte meinen Blick von der Scheibe ab und schob den Vorhang zu. Mein Blick
ruhte auf dem roten Samt des Bezuges während ich etwas zusammensank und mich in
den Sitz kuschelte. Das Klappern der beschlagenen Hufe hallte in meinen Ohren
und das sanfte Schaukeln der Kutsche ließ mich ermüden. Langsam schlossen sich
meine Augen und ich begann dagegen anzukämpfen. Zum Schlafen war heute Nacht
noch genügend Zeit. Was würde sich der Kutscher denken, wenn ich die Ankunft
verschlafen würde.
Meine Gedanken sprangen zu dem Doktor und seinem Gehilfen. Was würde er von mir
wollen? Ob bei Master Cain alles in Ordnung war? Ob sich der Doktor an die
Abmachung hielt und Master Cain in Frieden ließ? Ich wusste es nicht und ich
würde es erst erfahren, wenn ich zuhause angekommen war.
Ich streckte mich etwas, verbarg ein Gähnen hinter der Hand und rieb mit
Zeigefinger und Daumen der anderen Hand meine Nasenwurzel. Einen spaltweit schob
ich den Vorhang zur Seite und spähte hinaus. Die Sonne war am untergehen,
spendete aber noch genügend Licht, so daß ich die Umbebung erkannte. Wir waren
fast schon angekommen und ich setzte mich anständig hin, schlug die Beine
übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust.
Die Kutsche hielt und ich blieb noch solange sitzen, bis Joseph die Kutschtür
öffnete und ich dann in gemessenem Tempo das Vehikel verließ um die Stufen zum
Haupteingang hinauf zu schreiten.
Kaum dort angekommen wurde die Tür schwungvoll aufgerissen. „Riff, ist Sophie
gut heimgekommen und darf sie mich auch bei Tante Katina besuchen?“ Ich musste
erst tief durchatmen, da mir Miss Merrys spontane Aktion mal wieder gehörig in
die Knochen gefahren war.
„Schönen Abend Miss Merry. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß ihr noch
wach seid. Schließlich ist es schon nach neun Uhr.“ Ein leicht
missbilligender Ausdruck lag in ihrem Blick. „Riff, wie währe es mit
Antworten? Ich geh dann auch brav schlafen, aber solange ich nichts weiß kann
ich sowieso nicht schlafen.“ Master Cain legte Ihr eine Hand auf die schmale
Schulter und lächelte sie leicht an. „Merry, lass Riff doch erstmal ablegen
und außerdem, der Flur ist nicht der richtige Ort um sowas zu besprechen. Riff,
bring Tee in den Saloon.“ „Sehrwohl Sir.“ Ich hängte meinen Mantel und
die Melone an meinen Haken und verschwand in die Küche, um den Tee zu breiten.
Master Cain und Miss Merry warteten schon im Saloon und kaum daß ich
eingetreten war, sprang das Mädchen auf, schob die Tür wieder zu und griff,
nachdem ich das Tablett auf dem Tisch platziert hatte, nach der Kanne um mir zu
helfen. „Miss Merry, es geziemt sich nicht für die Schwester des Hausherren
den Tee einzuschenken. Bitte gebt mir die Kanne.“ Der Porzellandeckel
klapperte leise als Miss Merry die Kanne etwas schwungvoll auf das Tablett
zurückstellte und mich anfunkelte. „Ach ja, und für den Chefbutler geziemt
es sich oder was?“
Ich griff nach der Kanne, befüllte Master Cains Tasse mit dem dampfenden
Getränk, süßte den Tee wie immer mit einem Stück Zucker und stellte sie vor
ihm auf dem Tischchen ab, bevor ich Miss Merry antwortete. „Natürlich. Ich
bin hier um Master Cain und Euch zu dienen.“
Missbilligend sah mich Master Cain einige Sekunden an, doch dann wurde der
Ausdruck seines Gesichts undeutbar. „Und, hast du alles erledigt?“
„Natürlich Sir.“ „Und was für Antworten bekamst du?“ „Jeder
überreichte mir ein Schreiben für Euch.“ Eine Mischung aus Unglaube und
Verwirrung legte sich auf Merrys junge Gesichtszüge als sie nachfragte. „Auch
Sophies Vater?“ Ich schenkte Miss Merrys Tasse ein, während ich ihr mit
einem belustigten Lächeln antwortete. „Ja Miss Merry. Auch Sophies Vater.“
Ich reichte Master Cain die drei Briefe und ging einige Schritte zurück um in
angemessenen Abstand auf weitere Befehle zu warten, während Master Cain zu
lesen und Miss Merry mich mit vor Aufregung geröteten Wangen auszufragen
begann. „Und was ist Riff, darf mich Sophie besuchen? Hat Tante Katina es
erlaubt?“ „Dies Miss Merry solltet ihr Euren Bruder fragen. Die Antworten
auf Eure Fragen stehen in den Schreiben.“ Sie wandte sich von mir ab und
Master Cain zu. „Cain, darf sie?“ Master Cain legte die Schreiben von Mister
Simons und das von Miss Katina zur Seite und öffnete das Schreiben von Master
Oskar, während er auf Merrys Frage antwortete.
„Sophies Vater möchte erst Oskar sehen. Von seinem ersten Auftreten hängt es
ab. Verständlich, daß er erst prüfen will, ob er ihm seine Tochter
anvertrauen kann. Laut Tante Katina darfst du von Sophie und Oskar besucht
werden, zumindest solange du deine Studien nicht vernachlässigst.“
Master Cain zerknüllte das Schreiben in seinen Händen und ließ das Knäuel
auf den Tisch fallen bevor er fortfuhr. „Und was Oskar angeht, …, vielleicht
sollte ich dir doch Riff für deine Sicherheit überlassen.“ Verwirrt musterte
ich ihn, ebenso wie Miss Merry es tat, doch während ich schweigend auf eine
Erläuterung wartete, platzte die kleine Miss mit der Frage die uns Beide
quälte heraus. „Warum denn das?“
Mit einem abfälligen Blick begutachtete Master Cain das zerknüllte Blatt
Papier. „Wer schon mit ^Lieber Schwager^ beginnt, dem kann ich weder das Leben
noch die Unversehrtheit meiner Schwester anvertrauen.“ Zwischenzeitlich
glaubte ich nicht mehr daran, daß Master Oskars erster Eindruck Sophies Vater
überzeugen könnte. Ich hoffte nur, daß Master Cain nur deswegen etwas gereizt
auf Master Oskar reagierte, da es um seine kleine Schwester ging. Deren Stimme
war es auch, die mich aus meinen Gedanken riss und mich dazu brachte dem
Gespräch zu lauschen.
„Aber Cain, du brauchst Riff doch mehr als ich. Schließlich trinkst du nur
seinen Tee und wer soll dir außer ihm beim Ankleiden helfen? Du schickst doch
jeden außer Riff weg, weil Niemand deine Haut sehen darf, selbst mir
verheimlichst du etwas. Was ist es Bruder? Warum darf Niemand deine Haut
sehen?“ Hilflos musste ich mit ansehen, wie sich Master Cains Augen zuerst
panisch weiteten, bevor er abrupt aufstand und mit den Händen auf den Tisch
schlug, wobei er seine Tasse umwarf. „Was weißt du schon Merryweather?“
Eilig verließ ich den Platz an dem ich die letzten Minuten verbracht hatte und
stellte mich zwischen die Geschwister. „Master Cain, beruhigt Euch. Bitte
Sir.“
Während er mich mit blitzenden Augen musterte, war auch Merry aufgesprungen
und verbarg sich jetzt hinter mir. Einige Sekunden musste ich seinem Blick
standhalten, doch dann wandte er sich von uns ab und verließ schweigend den
Raum.
„Riff, was hatte er denn? Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“ Kurz strich
mein Blick über den verschütteten Tee, der langsam in großen Tropfen von der
Tischkante riss und auf den beigen Teppich hinab fiel, bevor ich mich um die
leise schluchzende Miss kümmerte. Langsam wandte ich mich zu ihr um, strich ihr
leicht durch das goldblonde Haar bevor ich in die Hocke ging um mit ihr in
Augenhöhe zu sein. Als ich die dicken Tränen über ihre Wangen kullern sah,
zog ich mein Taschentuch hervor und wischte sie ihr ab, wobei ich sie
aufmunternd anlächelte.
„Miss Merry, nun ist aber gut. Ihr kennt doch Master Cain. Er hat es bestimmt
nicht so ernst gemeint wie ihr es aufgefasst habt.“ Merry überdachte meine
Worte einige Augenblicke und ließ mir Zeit es ihr gleichzutun und ein ungutes
Gefühl begann in meinem Magen zu brodeln. Wie war ich nur auf solch einen
abgedroschenen Satz gekommen? Mir musste definitiv etwas besseres Einfallen wenn
ich den verschreckten Blick von Miss Merry lösen wollte. Jedoch was sollte ich
ihr sagen, ohne das Geheimnis der Narben aufzudecken?
„Bitte glaubt mir Miss Merry. Ich weiß, daß Ihr gekränkt seid und Euch
erschrocken habt, aber Master Cain…, er hat in seinem Leben auch schon einiges
erlebt. Die schöne Kindheit die Ihr Euch vorstelltet hatte auch er nicht. Nun
schaut nicht so ungläubig.“ „Warum versteckt er seine Haut? Was ist so
schlimm, daß er es noch nicht einmal mir zeigen kann, sondern nur Dir? Vertraut
er mir denn nicht?“ „Miss Merry, wie könnt ihr so etwas nur denken?
Natürlich vertraut er Euch. Doch gebt ihm noch etwas Zeit. Wenn er bereit dazu
bereit ist, wird er den Grund nicht länger vor Euch verheimlichen.“ „Aber
warum war er so sauer auf mich?“ Einige Sekunden dachte ich über eine
beruhigende, aber nichts aussagende Antwort nach. „Ich denke, daß er nicht
auf euch wütend war.“ „Sicher?“ Beruhigend lächelte ich ihr zu, bevor
ich antwortete. „Natürlich Miss Merry.“ Sie blickte mich einige Sekunden
schweigend an und ich sah ebenso zurück. Es war totenstill im Zimmer was nur
durch das Tropfen des Tees und das Ticken der Uhr unterbrochen wurde.
Unnatürlich laut erschien mir das zehnmalige Schlagen der Kaminuhr. Ich erhob
mich und vergewisserte mich, daß ich mich zuvor nicht verzählt hatte.
„Miss Merry, ich denke Ihr solltet ins Bett. Es ist schon sehr spät. Ich
bringe Euch in euer Zimmer.“ Merry rieb sich ein Auge und wollte mir gerade
zur Tür folgen, als ihr Blick auf das Teegeschirr und das verschüttete
Getränk fiel. „Und der Tee?“ „Ich räume ab, nachdem ich weiß, daß Ihr
schlaft.“ Beschämt färbten sich ihre Wangen rot und sie blickte zu Boden.
„Riff, es tut mir leid. Jetzt hast du wegen mir noch mehr zu tun.“ „Ist
schon gut Miss Merry. Darüber braucht Ihr Euch nun wirklich keine Gedanken
machen. Das ist in wenigen Minuten erledigt.“ Voller Enthusiasmus blickte sie
mich an. „Ich helfe dir. Dann ist hier alles noch schneller wieder sauber.“
„Miss Merry, das geziemt sich nicht…,“ Barsch unterbrach sie mich. „Ja,
ja, ich habe verstanden.“
Sie zog eine Schnute, die mich schmunzeln lies, während ich die Tür öffnete
und diese für das Mädchen aufhielt. „Nun seid eine brave Miss und kommt
mit.“ Merry nickte nur und folgte mir durchs Haus zu ihrem Zimmer. Dort
angekommen hatte die kleine Miss eigentlich vor sich allein aus ihrem Kleid
herauszukämpfen, da das Hausmädchen, welches ihr sonst immer behilflich war,
schon schlief und Merry sie nicht wecken wollte, doch nachdem sie sich darin
verheddert und zwischenzeitlich schon sehr unherrschaftlich zu fluchen begonnen
hatte, fragte ich, ob ich ihr behilflich sein konnte, wobei ihre Antwort mich
amüsierte und zum schmunzeln brachte. „Nein, ich komm aus dem verflixten Teil
schon alleine raus.“ Sie kämpfte weiterhin mit den Stoffschichten, verlor das
Gleichgewicht, plumpste auf einen der großen Teddybären, welche vor ihrem Bett
am Boden saßen, strampelte noch einige Augenblicke um dann erschöpft und nach
Atem ringend aufzugeben.
„Riff, könntest du mir doch etwas zur Hand gehen?“ Zügig entwirrte ich die
Stoffe, löste einige Strähnen des Haares, welche an Häkchen fest hingen und
entfernte schnell ein Seidenband, das sich ziemlich eng um ihren Hals
geschlungen hatte. Dann half ich ihr noch zügig in das bodenlange
Baumwollnachthemd und deckte sie zu, nachdem sie in ihr Bett gekrabbelt war.
„Gute Nacht Miss Merry. Schlaft gut.“ Sie unterdrückte ein Gähnen, rieb
sich ein weiteres Mal die schläfrigen Augen, zog einen Teddy heran und
lächelte mich müde an. „Gute Nacht Riff und danke für deine Hilfe.“
„Dafür braucht Ihr mir nicht zu danken.“ „Ah Riff, könntest du mir einen
Gefallen tun? Würdest du Cain sagen, daß es mir leid tut, und daß er bitte
nicht mehr böse sein soll?“ Beruhigend lächelte ich ihr zu. „Ich werde es
Master Cain ausrichten.“
Bevor ich das Licht löschte sah ich noch, wie die kleine Miss einschlief.
Leise schloss ich hinter mir die Tür und nachdem ich einen Putzeimer mit
heißem Wasser gefüllt hatte machte ich mich daran den Saloon aufzuräumen.
Zuerst stellte ich das Geschirr zusammen, wischte den Tisch ab und kniete mich
dann davor. Eingehend musterte ich den Fleck, der zwischenzeitlich beinahe
Handflächen groß geworden war. Wie sollte ich den nur wieder aus dem hellen
Teppich herausbekommen?
Es währe um einiges einfacher gewesen, wenn noch eines der Hausmädchen hier
gewesen währe, doch da Master Cain darauf bestanden hatte, daß alle schon
während des Sonnenuntergangs den Heimweg antreten sollten, war das Haus bis auf
Master Cain, Miss Merry, dem Doktor, Cassian und mir verwaist. So begann ich den
Teppich auf gut Glück zu putzen.
Ich vernahm das Klicken der Tür, kümmerte mich aber nicht darum, sondern
widmete mich weiterhin dem Teefleck. „Mon Dieu, Mister Raffit, was ist hier
geschehen?“ Verwirrt blickte ich zu der dunkelhaarigen Französin auf.
„Mademoiselle Sabine, was suchen sie denn noch hier? Sie hätten schon seit
Stunden daheim sein sollen.“ Ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. „Ma
foi, nachdem ihr das Haus verlassen habt, hat sich Emmy verletzt und ich blieb
länger um ihre Aufgaben noch zu erledigen. Pardon, aber ich hatte bisher noch
nicht die Zeit um Ihnen bescheid zu geben. Ah Mister Raffit, bitte lassen sie
das. Ich kann den Teppich…,“ Ich unterbrach sie und wiegelte ab. „Es ist
in Ordnung Mademoiselle. Begeben sie sich lieber nach Hause. Ihre Familie wird
schon auf sie warten.“ Entsetzt sah sie mich an, verfiel kurz in ihre
Muttersprache. „ Mais, je vous en prie…, Ich bitte Sie Mister Raffit, lassen
sie mich den Teppich reinigen. Sie machen es doch nur schlimmer…, Pardon. Ich
wollte sie nicht belehren oder kränken.“
Sabines Wangen röteten sich vor Scham, doch als ich den Fleck begutachtete,
musste ich ihr zustimmen, denn zwischenzeitlich war die mit Tee getränkte
Stelle beinahe zur doppelten Größe angewachsen. Langsam stand ich auf,
überreichte Sabine den Lappen und schnappte mir das Tablett mit dem Geschirr.
An der Tür blieb ich noch mal kurz stehen und wandte mich zu der Französin um.
„Wenn Sie den Fleck entfernt haben, geben Sie mir bitte Bescheid. Ich werde
sie dann Nachhause begleiten.“ „Mister Raffit, das muss nicht sein. Ich kann
allein…,“ Als ich sie unterbrach konnte ich den belehrenden Unterton aus
meiner Stimme nicht ganz verbannen. „Miss Sabine, es ist für eine Frau ohne
Begleitung auf Londons Straßen zu riskant. Vor allem zu dieser Uhrzeit.“
„Sie müssen sich deswegen keinerlei Gedanken machen. Es ist nicht das erste
Mal, daß ich so spät unterwegs bin. Ich passe schon auf mich auf.“ Ein
Seufzen unterdrückend gab ich klein bei. Diese Frau war aber auch stur.
„Bestellen Sie sich wenigstens eine Droschke.“
Sie wollte etwas erwidern, doch ich hob die Hand um anzuzeigen, daß ich noch
etwas hinzufügen wollte, bevor sie sprach und fuhr, nachdem ich das Tablett
wieder auf den Tisch gestellt hatte, fort. „Die Kosten übernehme natürlich
ich. Schließlich habe ich Sie angewiesen zu fahren.“ Um meine Worte zu
untersteichen, kramte ich ein paar Münzen aus meiner Westentasche und
überreichte sie der Französin, die mich erstaunt musterte. Das Erstaunen
wechselte zu Unglaube und abwechselnd sah sie die Münzen in ihrer Hand und mich
an. Ich wandte mich nach einigen Augenblicken ab, nahm das Tablett auf und
wollte soeben das Zimmer verlassen.
„Attendez s´il vous plaît. Warten Sie Sir.“ Sabine lief mir die wenigen
Schritte bis zur Tür, hinterher und legte die Münzen auf das Tablett in meinen
Händen. „Ich zahle die Droschke selber, aber trotzdem Merci bien. Gute Nacht
Sir.“ „Gute Nacht.“
Ich begab mich zur Küche, öffnete die Tür und blieb verdutzt im Rahmen
stehen. „Martha, was machst du denn noch hier?“ Die 50 jährige Köchin, die
schon während meiner Kindheit bis zu dem Tag des tragischen Unfalls, bei meinen
Eltern gearbeitet hatte und auf meine Empfehlung vor einigen Jahren von Master
Cain eingestellt worden war, blickte kurz von dem Gemüse, welches sie
zerkleinerte, auf und lächelte mich breit an.
„Ah, Junge, setzt dich und iss etwas. Du bist ganz blass.“ Ich musste ein
Lächeln unterdrücken, als sie mich mit dem vertraulichen ^Junge^ ansprach. Wir
waren zu der Übereinkunft gekommen uns zu duzen, da sie schon vor mehr als
zwanzig Jahren eine Art Vertraute für mich war. Ich erinnerte mich, wie ich als
Achtjähriger zu ihr geflüchtet war, weil einige ältere Jungen mich
verprügelt hatten, als ich einen kleinen Hund vor ihren Quälereien gerettet
hatte und dabei mein Hemd etwas gelitten hatte. Martha hatte damals meine
Abschürfungen behandelt und das Kleidungsstück geflickt und nebenbei gekocht,
wobei sie etwas für den Welpen abzweigte.
Ich verscheuchte die Erinnerungen und begann die ältere Frau, so ernst wie es
mir in ihrer Gegenwart gelang, auszufragen. „Martha, warum bist du noch nicht
zuhause? Ist denn in diesem Haus niemand fähig sich an Anweisungen zu halten?
Master Neal hat wohl doch Recht, wenn er sagt, ich währe zu grün für einen
Chefbutler.“ „Riffuel, rede nicht immer so einen Unsinn. Du machst deine
Arbeit gut. Aus dir wurde ein vorbildlicher und verantwortungsbewusster Mann.
Deine Mutter währe bestimmt ebenso stolz auf dich wie ich es bin.“
Sie war während ihrer Worte aufgestanden und fuhr mir jetzt leicht durch mein
Haar. „Und ich bin nur hier, weil ich das Frühstück für den jungen Herrn,
seinen Gast und dessen Sohn und natürlich auch für dich vorbereite, damit du
Morgen, bevor ihr abreist, etwas ausschlafen kannst. Du bürdest dir einfach
zuviel auf. Und jetzt setz dich und iss etwas. Ich hab den Eintopf extra für
dich warm gehalten.“ Soviel Aufmerksamkeit war mir schon unangenehm und ich
stellte das Tablett zur Spüle bevor ich ihr ausweichend antwortete. „Ich habe
gerade keine Zeit. Eigentlich wollte ich jetzt nur schnell das Teegeschirr
säubern. Aber später werde ich auf dein Angebot zurückkommen und mir eine
Kleinigkeit holen.“
Die Hände in die breiten Hüften gestemmt musterte sie mich und schüttelte
ungehalten den Kopf. „Auch ein Chefbutler muss mal was essen und ein paar
Stunden schlafen. Du kannst dem jungen Herrn nicht deine volle Aufmerksamkeit
schenken, wenn dir die Augen vor Müdigkeit zufallen. Ebenso unvorteilhaft
währe es, wenn du vor Hunger…,“ Bevor ihre Standpauke aus dem Ruder lief
unterbrach ich sie und versuchte sie zu beschwichtigen. „Ist schon gut Martha.
Ich habe verstanden. Jedoch wird auf mich gewartet. Master Cain und seine
Gäste…, Martha, woher weißt du denn schon wieder von den Gästen?“
Sie begann zu lachen bevor sie mich aufklärte während mir die Verwirrung ins
Gesicht geschrieben stand. „Der Junge kam und brachte das Geschirr. Ein netter
Kerl. Etwas laut und barsch, aber mir scheint es, als würde sich dahinter ein
sehr sensibler und gefühlvoller Bursche verstecken. Und jetzt setz dich, sonst
wird der Eintopf noch einmal kalt.“ Ich wandte mich zur Tür, während ich
mich ein weiteres Mal zu erklären versuchte. „Martha ich sagte schon, ich
werde mir später einen Teller besorgen.“
Sie schien mein Tun zu missbilligen, denn sie versuchte schon wieder mich zu
überzeugen, mich zu setzten und etwas zu mir zu nehmen. „Junge, du kannst
doch nicht immer die kalten Reste essen. Das ist nicht gut. Du brauchst auch ab
und zu etwas Warmes in den Magen und das ohne daß du gestört wirst.“ Leise
seufzte ich. Martha konnte ich ebenso wenig etwas ausschlagen, wie ich es bei
meiner Mutter gekonnt hatte. „Na gut, ich erledige noch schnell etwas und dann
werde ich mir deinen guten Eintopf aufwärmen.“ „Jetzt reicht es Junge.“
So aufgebracht hatte ich Martha noch nie erlebt. Sie packte mich an der Hand,
zog mich quer durch das Haus ins obere Stockwerk hinauf und riss ohne
anzuklopfen die Tür auf. Master Cain blickte uns erstaunt an, doch noch bevor
er etwas sagen konnte platzte sie mit ihrer Beschwerde heraus.
„Junger Herr, jetzt sagen sie ihm mal, daß es reicht. Das kann nicht wahr
sein, daß der Chefbutler keiner Zeit erübrigen kann um etwas zu essen oder um
anständig zu schlafen. Auf mich hört der Junge ja nicht.“ Total verwirrt
musterten mich die Katzenaugen von Master Cain, der scheinbar mit der
plötzlichen Informationsflut total überfordert war und keinerlei Ahnung hatte
was die Köchin mit ihren Worten erreichen wollte.
„Riff? Ich verstehe nicht ganz um was es geht. Wieso keine Zeit zum essen?“
Empört schnaubte Martha und bluffte Master Cain ungehalten an. „Na hören sie
mal junger Herr. Denken sie etwa Riffuel lebt von der Luft allein? Andauernd
muss er sich mit irgendetwas herumärgern…,“ Das wurde nun doch langsam
peinlich und ich unterbrach ihre Meckerei. „Zum Beispiel mit vorlauten
Köchinnen.“ Drohend fuchtelte sie mit dem Zeigefinger unter meiner Nase
herum, begann mich zu belehren und Master Cain aufzuklären.
„Junge, ich bin nicht vorlaut, aber das muss ihm jetzt einfach gesagt
werden.“ Sie wandte sich wieder Master Cain zu und erklärte ihre Ansicht
weiter. „Also er muss sich mit Dingen herumschlagen, die sich nie aufschieben
lassen. Es passierte nicht nur einmal, daß er sich gerade zum essen gesetzt
hatte und keinen Bissen zu sich nehmen konnte, weil irgendwas wieder war, und
wenn ich nach Mitternacht noch durchs Haus geistere um den Hefeteig zu schlagen
ist Riffuel auch noch unterwegs und erledigt Dinge, oder begleitet Euch durchs
Londoner Nachtleben. Aber um fünf Uhr morgens steht er wieder auf, um anwesend
zu sein wenn die ersten Arbeiter um halb sechs auftauchen. Und jetzt sagen Sie
doch mal, daß er etwas besser auf sich aufpassen soll. Heute hat er zum
Beispiel noch überhaupt nichts gegessen und als ich ihm etwas hingestellt hatte
kam seine typische Aussage er hätte noch keine Zeit.“ Die intensive Musterung
von Master Cain überzog meinen Körper mit einer Gänsehaut und ich versuchte
ein weiteres Mal die Köchin zu beruhigen, doch ich kam nicht weit, sondern
wurde nur von ihr angefaucht, wobei ihr trauriger Blick mir Schuldgefühle an
den Hals hetzte.
„Martha…,“ „Verdammt noch mal Junge, du klappst irgendwann zusammen. Ich
habe mir vorgenommen, in Gedenken an deine Eltern, etwas auf dich zu achten. Du
bist schon richtig vom Fleisch gefallen. Nichts als Haut und Muskeln.“
„Jetzt übertreibst du aber.“
Bevor Martha etwas erwidern konnte mischte sich Master Cain ein. „Stimmt das
Riff? Isst du wirklich an einigen Tagen nichts?“
Oh je, jetzt hieß es Sorgen zerstreuen, aber wie sollte ich das nur tun ohne
ihm einige Einzelheiten zu unterschlagen? Tja, alles konnte ich tun, aber Master
Cain anlügen, und das während er mich so besorgt musterte ging auf alle Fälle
nicht. Mir blieb also nur die Wahrheit. „Na ja Master Cain, manchmal fehlt mir
wirklich die Zeit.“ Entsetzt blickte er mich an. „Aber das darf nicht sein.
Danke Martha, daß Sie mich informiert haben. Und dein Problem werde ich noch
überdenken. Das währe doch gelacht, wenn wir keine Lösung finden würden.“
Ich wiegelte ab, doch Master Cain funkelte mich nur kurz an. „Master Cain ich
habe damit kein Problem.“ „Ich habe es aber. Das letzte was ich brauchen
kann ist ein Butler der zu schwach ist um meine Schuhe zu binden.“ Wut ließ
seine Augen in einem dunklengrün glimmen und die goldenen Sprenkel wie
flüssiges Gold leuchten. In diesen Sekunden schnürte es mir den Hals zu und
ich glaubte fast, daß ich auf der Stelle vor Scham und auch Trauer tot umfallen
würde. Die nächsten Worte brachte ich nur mit viel Anstrengung über meine
Lippen, während ich mich an einer Stuhllehne festhalten musste. „Ich verstehe
Sir.“
Kapitel 10: Gehilfe gesucht
---------------------------
Hallo zusammen.
Als allererstes möchte ich meinen fleißigen Kommischreibern danken. Es baut
mich als Schreiber sehr auf, daß ihr mit euren Meinungen nicht hinterm Busch
haltet und treibt mich dadurch weiter zu machen. In diesem Sinne VIELEN DANK IHR
LIEBEN!!! *zur 10 Kap.feier Kekse und Sekt herumreich*
Entschuldigt bitte, daß ich solange mit diesem Kapitel gebraucht hatte, aber
ich hab eine Erklärung.
Das Kapitel ist viel zu lang geworden. Ich hatte mir vorgenommen höchstens 4800
Wörter pro Kapitel zu verwerden, doch hier wurden es über 6000. Also hab ich
eine passende Stelle gesucht wo ich das Kapitel beende. Darum kann es sein, daß
es sich ziemlich abrupt anfühlt.*immernoch 5000* Dafür ist das nächste schon
fast soweit, daß ich es ausdrucken und überarbeiten kann. Es könnte sein,
daß dieses etwas langatmig geworden ist, aber die Infos die darin verpackt sind
mußten einfach sein.
Außerdem war ich die letzten beiden Wochen fast nie zuhause. Immer waren
irgendwelche Termine. Wenn man Kinder hat ist man nur am herumfahren. *kaputt
bin* Bin jetzt auch schon wieder auf dem Sprung, deswegen schaffe ich es jetzt
nicht meinen Kommischreibern bescheidzugeben. Es tut mir gaaaaanz doll leid.
Ach eines muß ich jetzt noch loswerden nur um euch etwas zu ärgern.*kicher*
Das letzte Kapitel ist zwischenzeitlich schon fertig. *Uh, da fließt das Blut.*
Jetzt muß ich es nur noch schaffen, von dem momentanen Punkt bis zum Ende zu
kommen. Ich schätze mal, daß das noch 2 Kapitel dauert und Kapitel 13 dann das
Letzte wird.
Und nun viel Spaß beim lesen und Kommi schreiben.*bettelblick aufsetz*
Kapitel 10 –Gehilfe gesucht-
Die Tür wurde aufgerissen und ich wollte soeben loskeifen, daß gefälligst
geklopft werden sollte, jedoch kam ich nicht dazu, da Cassian noch bevor er
richtig ins Zimmer getreten war schon losmeckerte. „Himmel noch mal, wie lange
soll er denn noch warten?“ Er übersah Martha und mich geflissentlich und
stellte sich direkt vor Riff. Er versuchte sich etwas größer zu machen um
neben Riff bedrohlicher auszusehen. „Los, was hast du so wichtiges zu tun,
daß du keinerlei Zeit für Jezebel erübrigen kannst?“
Bevor Riff irgendwas erwidern konnte wurde Cassian am Ohr gepackt und daran
Richtung Tür gezogen, während er ein gewimmertes ^Aua^ von sich gab und Martha
ihn anfuhr. „So jetzt hab ich die Faxen aber Dicke. Kleiner, du hast jetzt mal
Pause. Geh zu deinem Vater und sag ihm, das Riffuel momentan schwerwiegende
Probleme hat die zuerst erledigt werden müssen und daß er in etwa einer halben
Stunde Zeit hat. Ein Chefbutler hat eben eine riesige Menge an täglichen
Pflichten, die erledigt gehören. Verstanden?“ Cassian rieb sich das gerötete
Ohr während er barsch antwortete, was die Köchin jedoch nicht sonderlich
störte. „Natürlich. Ich bin schließlich nicht taub.“ „Gut und du Junge,
folge mir in die Küche.“ Eigentlich wollte Riff etwas entgegnen, doch kaum
hatte er den Mund geöffnet da fauchte Martha ihn ungehalten an. „Denk noch
nicht einmal daran. Abmarsch.“ Sie ging voran und Riff folgte ihr mit einem
ziemlich geknickten Gesichtsausdruck, während Cassian zu Grinsen begann. „Na
so was, der Butler tut ja was sie sagt. Dabei dachte ich, daß er nur die Tricks
aufführt, die ihm sein Herrchen beigebracht hat.“
Als Riff an dem Dunkelhaarigen vorbei ging fauchte er ihm leise etwas zu, das
sich verdächtig nach einem ^Halt die Klappe^ anhörte und Cassians verdutztem
Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte ich mich nicht verhört. Ich konnte mir
ein etwas breiteres Grinsen nicht verkneifen, als ich mich an den noch immer
total verdatterten Cassian wandte. „Du hast doch gehört, was Martha gesagt
hat. Hopp ab mit dir zum deinem Vater.“ „Sag mal Kleiner, willst du mich
verarschen?“ Wütend funkelte er mich an, drehte sich aber auf dem Absatz um
und verschwand, nachdem er die Tür lautstark hinter sich ins Schloss geworfen
hatte.
Ich ging zu meinem Bett hinüber und legte mich quer darauf um die neuesten
Informationen zu überdenken. Ob Martha in ihrer Aufregung etwas übertrieben
hatte? Nun gut, Riff war immer am herumwuseln. Schließlich hieß es ständig
Mister Raffit hier, Mister Raffit da und auch ich war in dieser Hinsicht nicht
besser. Andauernd wollte ich etwas von ihm und schleppte ihn die halbe Nacht zu
irgendwelchen Partys, wo er dann draußen warten musste während ich mich
vergnügte. Daran, daß er während der Wartezeit zumeist nichts zu essen oder
zu trinken bekam fiel mir erst jetzt auf. Ich musste mich wohl mehr für die
anständige Betreuung meiner Angestellten bei den anderen Adligen einsetzten.
Und mich etwas mehr aus dem Luderleben verabschieden, sonst würde ich ihn
vielleicht irgendwann ungewollt verlieren und das durfte einfach nicht
geschehen.
Schweigend musterte ich die weiße Wand am Kopfende meines Bettes, ließ meinen
Blick zur Uhr schweifen. Quälend langsam wanderte der Minutenzeiger zur
nächsten Zahl. Zwischenzeitlich war es schon kurz vor zwölf. Hatte Riff diese
Nacht eigentlich geschlafen? Um halb eins war er noch bei mir gesessen und hatte
mit mir über die Beerdigung gesprochen. Doch während ich bis zum späten
Vormittag geschlafen hatte, war er nach Marthas Aussage, wie jeden Tag schon um
Fünf wieder aufgestanden. Ob er es für nötig gehalten hatte sich wegen etwas
über vier Stunden noch hinzulegen oder hatte ihm vielleicht auch der Gedanke an
Ally den Schlaf geraubt?
Mir persönlich war es schon nahe gegangen was sich auch in meinen Träumen
abgezeichnet hatte. Zwar hatte ich weder von meiner Mutter noch von Tante
Augusta oder meinem Vater geträumt, noch von der Verstorbenen, sondern der
Augenblick in dem Riff die Tote gefunden hatte war mir immer wieder vor Augen
geführt worden und dadurch wurde mir bewusst, wie sehr es mir zusetzte, wenn er
litt.
Wie Schreckgespenster flatterten auch jetzt die Erinnerungen vor meinem inneren
Auge herum. Ich konnte ganz deutlich sein blasses Gesicht mit den geweiteten
Augen in denen der Unglaube schimmerte vor mir sehen. Um die Phantombilder zu
verscheuchen schüttelte ich den Kopf und unterdrückte dabei ein Gähnen. Der
heutige Tag war anstrengend und ereignisreich gewesen und langsam machten diese
Eigenschaften sich bei mir bemerkbar.
Ob Riff auch schon gegen den Schlaf kämpfte? Hatte er sich deswegen Cassian
gegenüber so untypisch benommen? War er einfach nur müde?
Da ich keinerlei Antworten auf meine Fragen fand, wartete ich noch 15 Minuten
und ging dann in Riffs Zimmer, wo momentan der Doktor und Cassian untergebracht
waren. Egal wie sehr Riff mit mir schimpfen würde, weil ich mich
unnötigerweise vielleicht in Gefahr bringen würde, ich konnte und wollte
momentan einfach nicht alleine herumsitzen und über die Dinge nachdenken,
welche mich jetzt ziemlich beschäftigten.
Einige Sekunden blieb ich vor der geschlossenen Türe stehen, überlege, ob ich
anklopfen sollte, bevor ich das Zimmer betrat, entschied mich aber dagegen.
Immerhin war das mein Haus und wer klopfte schon in seinem eigenen Haus an? Ich
auf alle Fälle mal nicht. Trotzdem zögerte ich leicht bevor ich die Tür
öffnete und eintrat.
Erstaunen brachte mich dazu, die Tür einige Sekunden offenstehen zu lassen, da
ich erst das Bild, welches sich mir bot auf mich wirken ließ. Während Cassian
mit verschränkten Armen vor dem Fenster stand und grummelnd in die Dunkelheit
hinausstarrte, saß der Doktor leise vor sich hin kichernd auf dem Bett und
wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Die Beiden schienen mich gar
nicht bemerkt zu haben, denn der Doktor begann zu sticheln. „Und sie glaubte
wirklich du währst mein Sohn?“ Mehr als ein bestätigendes Grummeln bekam er
nicht zu hören. „Wie köstlich.“ Noch immer lächelnd, wandte er sich zu
mir um und erstarrte kurz bevor er auch mich angrinste. „Findest du nicht auch
Cain?“
Ich schloss die Tür und während ich auf das dunkle Holz starrte antwortete
ich. „Vielleicht. Doktor, was möchtest du von Riff?“ Er lehnte sich etwas
zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich einige Sekunden
bevor er antwortete. „Ich bräuchte seine Hilfe.“ Aufgebracht wirbelte ich
herum und fauchte den Blonden an. „Warum unbedingt seine?“ Einige Sekunden
spürte ich den stechenden Blick seiner hellblauen Augen auf meiner Haut, bevor
er sich mit einem Achselzucken von mir abwandte und zu erklären begann. „Na
ja, wenn du so fragst, ich brauche bei einer OP Jemanden, der medizinische
Kenntnisse besitzt um mir zu assistieren. Und Riff ist nun einmal ziemlich gut
was diese Sache angeht.“
In den nächsten Sekundenbruchteilen ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf.
Der Kerl ist jetzt komplett verrückt geworden. Ich musste mich regelrecht
zusammenreißen um einigermaßen ruhig zu klingen. „Du glaubst doch nicht
wirklich, dass ich es zulasse, dass Riff bei einer deiner verrückten
Perversitäten mithilft.“ Entsetzen heuchelnd legte er eine Hand an sein
Brustbein. „Aber Cain, wie kannst du nur so etwas denken? Ich würde diese
unschuldige Seele niemals auf solch eine Art beschmutzen.“
Der entsetzte Ausdruck verschwand aus seinem schmalen Gesicht und machte einem
gehässigen Grinsen platz als er weiter sprach, wobei seine Worte mir eine
Gänsehaut bescherten. „Dafür gibt es amüsantere Mittel und Wege.“ Das
Grinsen verschwand und er blickte mich beinahe gelangweilt an, als er mich zu
belehren begann. „Es ist zwar kein alltäglicher Eingriff, aber da er eine
ziemlich ausgeprägte Auffassungsgabe besitzt, könnte er nach der Lektüre
dieser Unterlagen, schätzungsweise, den Eingriff alleine fertig bringen.“
Einige Sekunden sah ich die Blätter, welche er hochhielt, nur an. „Um was
genau geht es?“ „Das mein Lieber kann ich nicht verraten. Es ist ein
Geheimnis.“ Ein verschmitztes Lächeln zierte seine Lippen, als er sich von
mir abwandte und der Tür, an welcher es eben geklopft hatte, zuwandte. „Komm
herein.“
Riff trat ein. Sein Blick funkelte Sekundenbruchteile erstaunt, als er mich hier
entdeckte, doch dann wandte er sich dem Blonden zu. „Was gibt es?“ Eine der
fein geschwungenen Augenbrauen des Doktors wanderte nach oben, während er Riff
so intensiv musterte, als hätte er eine neue Spezies entdeckt. „Na aber Riff,
was ist denn? Bist du etwa übermüdet? Ach wie interessant. Oder gibt es einen
anderen Grund, weshalb du so gereizt bist?“ Riff verschränkte die Arme vor
der Brust und seine Stimme klang wirklich regelrecht gereizt. „Doktor, es geht
Sie eigentlich gar nichts an, jedoch habe ich mir in den letzten 30 Minuten eine
Standpauke anhören dürfen und bin jetzt nicht in der Stimmung für ihre
Spielchen. Entweder Sie erläutern mir jetzt weshalb Sie nach mir schicken
ließen, oder ich werde mich augenblicklich in meine Räume begeben.“ Gereizt
funkelten Riffs Lapislazuli den Blonden an, der ziemlich beleidigt dreinschaute.
„Na gut. Es geht darum, dass ich morgen einen operativen Eingriff vornehmen
werde und dafür einen Assistenten brauche.“ Riff stutze kurz und in seinen
Augen erschien ein Ausdruck, als würde er an dem geistigen Gesundheitszustand
seines Gegenübers zweifeln. „Tut mir Leid Doktor, das kann ich nicht
zulassen. Sie sind zu geschwächt um sowas durchzustehen. Das könnte für Sie
ebenso wie für den Patienten lebensgefährlich werden.“ Jezebels Stimme
klang, als müsste er einem uneinsichtigen Kind seine Beweggründe erklären.
„Genau deswegen sollst du mir assistieren. Hier lies das bis Morgen durch.
Sollte irgendetwas mit mir sein, dann kannst du den Eingriff beenden.“ Obwohl
der Doktor Riff die Papiere unter die Nase hielt reagierte dieser nicht darauf
und begann weiter nachzufragen. „Kann das denn nicht warten?“ „Nein. Wenn
ich doch noch warte, dann muss ich wieder alles vorne beginnen.“ Einige
Sekunden überdachte Riff die letzten Worte von Jezebel, bis er ihn regelrecht
angewidert an sah. „Von Vorne beginnen? Sie wollen doch wohl nicht, daß ich
ihnen bei ihren seltsamen Versuchen unter die Arme greife?“ Der Doktor zog
eine Schnute. „Warum unterstellt mir Jeder die gleichen Unsinnigkeiten?“
Riff verschränkte wieder die Arme vor der Brust, bevor er schnippisch
antwortete. „Weil gerade Sie genau der Typ für so etwas sind.“ Die gereizt
klingende Stimme des Doktors strafte seine Worte Lügen. „Wenn du denkst, dass
mich diese Worte treffen oder beleidigen, dann irrst du dich. Nun, was ist?
Greifst du mir nun unter die Arme oder nicht?“ Tief durchatmend sah Riff den
Blonden unentschlossen an. „Um was genau geht es denn überhaupt Doktor?“
Der Doktor hielt Riff die Unterlagen ein weiteres Mal hin, welche er nun
vorsichtig, als würde er fürchten, daß sich damit der Wahnsinn auf ihn
übertragen könnte, an sich nahm. „Lies den Titel und dann entscheide
dich.“
Langsam lies Riff den Blick über die erste Seite der zusammengebundenen
Notizblätter gleiten. Seine Augen weiteten sich einige Augenblicke, doch dann
wurde der Ausdruck interessiert und er las einige Zeilen voraus. „Das ist
nicht ihr ernst. Sowas ist unmöglich.“ Der ungläubige Ausdruck in seinen
Augen schlug sich auch in Riffs Stimme nieder. Deswegen versuchte Jezebel all
seine Überzeugungskraft in die nächsten Worte zu legen. „Für den Stand der
medizinischen Kenntnisse unserer veralteten Schulmedizin vielleicht, aber wenn
du dich mit dem Stoff befasst, wirst du sehen, dass es funktioniert.“
Einige Augenblicke sah Riff mich fragend an und für die anderen unmerklich
nickte ich ihm zustimmend zu. Kurz lies er seinen Blick noch mal auf den
Papieren ruhen bevor er seine Entscheidung kundgab. „Nun gut. Ich werde es
durcharbeiten und ihnen Morgen zur Hand gehen. Master Cain, kommt ihr dann
mit?“ Dies Überraschte mich nun doch. Weswegen fragte Riff mich dies und
blickte mich dabei auch noch so bittend an? Bei diesem Blick blieb mir
eigentlich nur noch eine Entscheidungsmöglichkeit über. „Wenn nichts dagegen
spricht, daß ich dabei bin. Es hört sich ja sehr spannend an.“ Mit einem
beinahe unmerklichen, jedoch erleichterten Lächeln blickte er mich einige
Augenblicke an. „Könnte man so sagen Sir.“ Cassian kehrte dem Fenster aus
dem er bisher schweigend gestarrt hatte den Rücken zu und musterte Riff
verwirrt. „Warum hilfst du ihm?“ Riff wandte sich zu dem Dunkelhaarigen und
sah ihn durchdringend an, während er ihm ernst antwortete. „Weil ich
wenigstens versuchen möchte, das Leben des „Patienten“ zu retten, sollte
der Doktor nicht durchhalten.“
Mit einem kurzen ^Guten Abend^ verließ er, die Unterlagen unter dem Arm, das
Zimmer.
Kaum hatte sich die Tür hinter Riff geschlossen als ich noch einmal versuchte
nähere Informationen aus dem Doktor herauszubringen. „Was genau hast du
vor?“ Schon wieder umschmeichelte ein geheimnisvolles Lächeln seine Lippen
als er mir schon wieder ausweichend antwortete. „Ich sagte schon, daß ich
nichts verraten werde. Aber vielleicht erklärt Riff es dir ja.“ Momentan
stand ich regelmäßig auf dem Schlauch. Weswegen musste man mich zurzeit immer
mit der Nase auf die Antworten stoßen? Wurde ich vielleicht krank? Oder
spielten mir die Hormone Streiche?
Ich verließ auf der Suche nach Riff das Zimmer und ging zu dem Raum, in dem er
schlief solange der Doktor und Cassian hier waren, welchen ich aber verwaist
vorfand. Langsam durchschritt ich das Zimmer, setzte mich auf das Bett und
wartete einige Minuten. Doch als er nicht kam, erhob ich mich wieder, wanderte
einige Male unruhig durch den Raum und verlies ihn dann um weiter nach Riff zu
suchen.
Gerade als ich durch die Eingangshalle ging, traf ich auf die Köchin. „Ah,
Master Cain, schön daß ich Euch noch mal kurz sehe. Es geht um Riff. Ich
hätte ein Bitte an Euch.“ „Nun gut, nehmt kein Blatt vor den Mund, nur weil
ich ein Count bin und erzähl mir was dich bedrückt.“ Etwa fünfzehn Minuten
standen wir in der Halle und redeten, bis Martha mich breit anlächelte und mir
durch mein Haar wuschelte. „Sie sind wirklich etwas besonderes Junger Herr.
Gute Reise und kommt Beide gesund wieder zurück.“ Mit diesen Worten verlies
die Frau das Haus und machte sich gemeinsam mit dem französischen Hausmädchen
in einer Droschke auf den Weg nach Hause.
Einige Augenblicke sah ich die geschlossene Haustüre an und schämte mich
dafür Martha wegen der Reise etwas vorgemacht zu haben, während sie sich
offenkundig Sorgen machte. Langsam wandte ich mich von der Tür ab und
überlegte wohin sich Riff zurückgezogen haben könnte. Wo würde ich hingehen
wenn ich ungestört sein wollte, außer in meine Räume? Auf die Schnelle und in
anbetracht der schon sehr fortgeschrittenen Stunde fielen mir nur drei Zimmer
ein. Nacheinander suchte ich den Saloon und Riffs Arbeitszimmer ab, jedoch waren
auch die beiden verwaist. Blieb eigentlich nur noch die offensichtlichste
Lösung, die Bibliothek.
Leise öffnete ich die Tür und spähte hinein. In einem der breiten Ledersessel
saß Riff, die Unterlagen waren neben einigen dicken Büchern auf dem niedrigen
Mahagonitischchen ausgebreitet, ein Blatt lag auf seiner Brust und sein Kopf war
zur Seite geneigt, während er schlief. Einige Augenblicke überlegte ich, ob
ich einfach wieder gehen und ihm seinen verdienten Schlaf gönnen sollte, doch
ich konnte nicht widerstehen und trat ein. So leise ich konnte schloss ich
zuerst die Tür, drehte, ohne es richtig mitzubekommen, den Schlüssel im
Schloss und schlich dann wie eine Katze auf Samtpfoten zu den Sitzgelegenheiten.
Dort machte ich es mir auf dem Platz Riff gegenüber bequem, während ich ihm
dabei zusah, wie er schlief.
Dieses Bild war sehr selten und ich wollte es in vollen Zügen genießen. Die
geschlossenen Augen, die leicht geöffneten Lippen, der entspannte
Gesichtsausdruck, die Haarsträhne seines sonst so ordentlichen Haares, die sich
in seine Stirn geschmuggelt hatte und sich dort leicht regte, all dies brannte
sich in mein Herz und es entstand daraus eine dieser Erinnerungen die man für
den Rest seines Lebens im Herzen behalten würde.
Lümmelnd kuschelte ich mich in das Leder des Sessels, schlug die Beine
übereinander, stützte den Kopf mit einer Hand ab und sah Riff einfach nur zu,
während die Schatten der Lampen auf Riffs Haut einen Reigen tanzten. Nach
wenigen Minuten begann er sich jedoch wieder zu regen, blinzelte kurz, rieb sich
die Augen und musterte mich, wobei er beinahe erschocken aussah.
Als ich Master Cain in dem Sessel sitzend erkannte verschwand jegliche
Müdigkeit innerhalb von Sekundenbruchteilen aus meinem Körper und ich sprang
regelrecht auf. „Master Cain, was tut ihr hier?“ Ein verhaltenes Lächeln
zierte seine Lippen während er mir antwortete. „Ich warte darauf, daß
Dornröschen aus dem hundertjährigen Schlaf erwacht.“
Das Prickeln meiner Haut verriet mir, daß die Schamesröte mein Gesicht zierte.
„Sir, Ihr habt doch nicht lange gewartet?“ Er schüttelte abwiegelnd den
Kopf. „Nur ein paar Minuten.“ Master Cain war ein paar Minuten im Raum und
ich habe so fest geschlafen, daß ich es nicht bemerkte? Bin ich wirklich so
erschöpft, ohne daß ich es selber richtig wahrnehme? Gut, ich hatte letzte
Nacht nur etwa 2 Stunden, mehr schlecht als recht, geschlafen und in der Kutsche
hatte ich schon gegen den Schlaf gekämpft, aber kaum war ich hier angekommen,
war jegliche Müdigkeit verflogen.
Mein Blick schweifte über die Gegenstände welche auf dem Tischchen lagen. Und
von langweiliger Lyrik waren die Aufzeichnungen des Doktors weit entfernt. Ich
musste ein Schmunzeln über meine verworrenen Gedankengänge unterdrücken,
während ich mir über den Nacken strich, da dieser verspannt zu pochen begann.
Master Cain erhob sich, stellte sich hinter mich und legte seine warmen Hände
auf die Haut über meinen verspannten Muskeln und rieb sanft um sie zu lockern,
was mir eine Gänsehaut bescherte, während er mich auszufragen begann. „Und,
um was geht es denn Morgen?“ „Gehirntransplantation.“ Abrupt hielt Master
Cain in seinem Tun inne, beugte sich über meine Schulter um mir ins Gesicht
sehen zu können, wobei eine seiner seidigweichen Haarsträhnen über meine
Wange strich und blickte mich perplex an. „Im Ernst?“
Ich nickte nur und hielt ein paar Seiten hoch, damit er sie nehmen und lesen
konnte. Blitzschnell schnappte er sich die Blätter, ging um den Sessel herum
und ließ sich auf meinen Schoß fallen, wo er sich dann mit dem Rücken an mich
schmiegte und zu lesen begann während ich ihm die Arme um den schlanken Leib
legte und über seine Schulter spähte um mitzulesen.
Der Glockenschlag der nahegelegenen Kirche schreckte uns aus unseren
Diskussionen über die Machbarkeit und die ethischen Ansichten der
Gehirntransplantation. Einige Augenblicke sahen wir uns nur verwundert an und
gleichzeitig ließen wir unseren Blick auf die Standuhr im Eck gleiten. Wo war
nur die Zeit hingekommen? Über zwei Stunden hatten wir in der Bibliothek
verbracht. „Master Cain, es ist spät. Ihr solltet langsam zu Bett gehen.“
Er erhob sich und ging einen Schritt Richtung Tür. Er sah mich bei seinen
nächsten Worten nicht an und ich glaubte Scham und Sorge in seiner ruhigen
Stimme mitschwingen zu hören. „Du auch.“ Ich versuchte mir das Lächeln zu
unterdrücken als ich ihm antwortete. „Seid unbesorgt Sir. Ich werde die
Unterlagen nur noch einmal durcharbeiten und dann werde auch ich mich zur Ruhe
begeben.“ „Riff!“ Der drohende Unterton in Master Cains Stimme war nicht
zu überhören. „Was soll das? Es ist inzwischen drei Uhr dreißig. Du bist
seit über 22 Stunden wach.“
Ich versuchte ihn mit meinen nächsten Worten zu beruhigen. „Master Cain, ich
hab so einen Eingriff noch niemals miterlebt, geschweige denn selber
durchgeführt. Ich muss jeden der angegebenen Schritte sicher im Kopf haben um
im Notfall helfen zu können.“ Master Cain wirbelte herum, setzte sich wieder
auf meinen Schoß, packte mich am Kragen und fauchte mich regelrecht an.
„Verdammt Riff, wenn du übermüdet bist und dich deswegen nicht wirklich
konzentrieren kannst, könnten dir Leichtsinnsfehler unterlaufen. Ich bin mir
sicher, daß das bei so einem Eingriff nicht von Vorteil ist.“ Ein leiser,
pochender Schmerz machte sich hinter meiner Stirn breit, während sich in meinem
Hals ein schon den ganzen Tag andauerndes Kratzen verstärkte. Hoffentlich waren
das jetzt nicht die ersten Anzeichen einer anschleichenden Grippe. Ich rieb mir
den Hals, während ich Master Cains Einwurf noch mal überdachte, schließlich
hatte er damit ebenso Recht wie ich damit, daß ich es können musste um helfen
zu können. Es war eine Zwickmühle, wobei mir aber die Müdigkeit noch als
kleineres Übel vorkam. Zumindest solange ich wirklich wusste was ich tat.
Als ich Master Cain schweigend musterte begannen seine Augen zu funkeln. Er
unterdrückte seine Wut zwar, doch in seinen Seelenspiegeln konnte ich diese
dennoch problemlos erkennen. „Na gut Master Cain. Wie währe es mit einer
Lösung, die beide Ansichten unterstützt?“ Er atmete kurz durch bevor er
nachzufragen begann. „Und wie soll die gehen?“ „Ich werde die Unterlagen
mitnehmen, mich ins Bett legen und dort weiter lesen. Sollten mir jedoch die
Augen zufallen werde ich die Schreiben zur Seite legen und meinem Körper den
nötigen Schlaf gönnen.“ Einige Sekunden überdachte er meine Worte, bevor er
zustimmend zu nicken begann. „Hört sich fast gut an, aber eine Kleinigkeit
fehlt mir noch.“ Auf was wollte er denn nun mit diesen Worten hinaus? „Und
welche währe das Sir?“ Ein schelmischer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
„Dass du Morgen…, Heute, nicht vor neun Uhr aufstehst.“ Das waren
verführerische Aussichten. Solange hatte ich, ohne daß mir aufgrund einer
Verletzung oder Krankheit strikte Bettruhe verordnet worden war, schon sehr
lange nicht mehr geschlafen. Ich wollte schon zusagen, als mir eine wichtige
Sache einfiel. „Aber Master Cain, das geht nicht. Ich muss Miss Merry morgen
um 8 Uhr zu Miss Katina bringen.“ Seine Augenbraue zuckte gefährlich hoch,
doch er schien die Wichtigkeit in meinen Worten zu sehen. „Hhmm, das ist nicht
zu ändern. Dann stehst du eben nicht vor sieben auf. Verstanden?“ Ich fühlte
mich geehrt, daß er sich offensichtlich Sorgen um mich machte. „Natürlich
Sir.“
Kaum hatte ich zugestimmt, als er meine Hand nahm, mich hoch und, nachdem ich
die Papiere zusammengerafft hatte, aus dem Raum hinaus zog.
Er blieb erst stehen, als wir vor seinem Zimmer angekommen waren. Doch bevor ich
ihm eine Gute Nacht wünschen konnte um in mein vorübergehendes Zimmer
zurückzuziehen, schob er mich in den Raum, schloss die Tür und lehnte sich
daran, während er krampfhaft versuchte sein Lächeln zu unterdrücken.
„Master Cain, habt ihr noch Wünsche, bevor ich mich zurückziehe?“ Nun
konnte er sich das Lächeln nicht länger verkneifen und als er auf meine Frage
antwortete, schien sein ganzes Gesicht von innen her zu leuchten. „Natürlich.
Verbringe die Nacht hier bei mir.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust
und schüttelte leicht den Kopf. „Master Cain, Ihr habt selbst gesagt, ich
sollte mich so zeitig wie möglich zur Ruhe begeben.“ Entsetzt blickte er mich
an, bevor er abwiegelnd mit den Händen wedelte. „Ah, du verstehst mich
falsch. Ich will heute Nacht nicht mit dir intim werden…, na ja wollen
schon…, was ich eigentlich sagen wollte…, öhm…, ich wünsche deine
Gegenwart weil…, die Gefahr, die vom Doktor und Cassian ausgeht nicht ganz so
hoch ist, wenn wir zusammen sind und ich kann kontrollieren, ob du dich daran
hältst. Außerdem musst du mir noch beim Auskleiden helfen.“ Ich verkniff mir
das Grinsen auf Kosten von Master Cain bevor ich ihn befragte. „Master Cain,
kann es sein, daß ihr Euch vernachlässigt fühlt und deswegen solch seltsamen
Ausreden hervorkramt?“ Beschämt färbten sich seine Wangen rötlich, während
er sich verlegen durch sein Haar strich und den Boden unter seinen Füßen
musterte. „Bingo. Und? Bleibst du diese Nacht bei mir? Du hattest schon fast
eine Woche keine Zeit um meine Einsamkeit zu vertreiben.“ Er blickte mich
schüchtern von unten her an, weswegen ich mich sehr zusammennehmen musste um
nicht augenblicklich über ihn herzufallen. „Master Cain, weshalb habt ihr
denn nie etwas gesagt?“ Verlegen fuhr er sich zuerst durch sein dunkles Haar
während er versuchte mir seine Beweggründe zu unterbreiten, bevor er am Ende
ziemlich aufgebracht vor mir stand. „Na ja, einerseits hatte ich eigentlich
darauf gewartet, daß du die Initiative ergreifst, andererseits wartete ich auf
eine passende Gelegenheit, doch du hattest immer irgendetwas zu erledigen und
Martha hat Recht damit, wenn sie sagt, daß du dir sehr viel zumutest.“ Da
hatten sich ja die richtigen Zwei gefunden.
Um ihn zu beruhigen ließ ich meine Lippen über die Seinigen gleiten, erlaubte
mir kurz daran zu kosten bevor ich ihm die nächsten Worte leise ins Ohr
hauchte. „Nun Master Cain, dürfte ich die Nacht bei Euch verbringen, damit
ihr kontrollieren könnt, ob ich mich wirklich an die Abmachung halte?“ Master
Cain schüttelte den Kopf, wobei er sich ein Lächeln verkniff, und strich mir
sanft über die Wange. „Idiot.“
Zügig half ich ihm beim Umziehen, eilte in meine Räume, holte dort meinen
Pyjama, zog diesen an und setzte mich, kaum bei Master Cain angekommen, nachdem
ich mir das Kopfkissen ins Kreuz gestopft hatte, neben ihn ins Bett. „Ach, das
hätte ich jetzt beinahe vergessen. Master Cain, Miss Merry hat mir aufgetragen
Euch zu sagen, daß es ihr Leid tut und Euch zu bitten nicht mehr auf sie
wütend zu sein.“ Cain blickte mich müde an, während er verständnislos den
Kopf schüttelte. „Bin ich doch gar nicht.“ Ich sortierte die Blätter und
begann die ersten Zeilen zu überfliegen während ich ihm antwortete. „Dies
hab ich ihr auch schon gesagt.“ Er hielt sich eine Hand vor den Mund und
gähnte leise während er sich wieder aufsetzte. „Und, hat sie es geglaubt?“
Nachdenkend ließ ich die Blätter sinken und versuchte meine Gedanken in Worte
zu fassen. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht Sir. Es war ihr sehr Nahe
gegangen, daß ihr so schroff zu ihr ward.“ Einige Sekunden saß Master Cain
nur grübelnd da.
„Erinnere mich am Tag vor Merrys Rückkehr daran, daß ich ihr ein kleines
Entschuldigungspräsent besorge.“ Ich versuchte mir ein Seufzen zu verkneifen.
„Sir, denkt Ihr nicht, daß die kleine Miss schon genug Spielsachen hat?“ Er
lächelte mich geheimnisvoll an. „Diesmal wird es etwas Anderes sein. Also
vergiss nicht mich daran zu erinnern, sollte ich wirklich nicht mehr daran
denken.“ „Sehrwohl Sir.“ Während Master Cain sich an mich kuschelte und
kurz darauf einnickte begann ich die Unterlagen ein weiteres Mal durchzugehen,
bis mir etwa zehn Minuten später die Augen zufielen und ich die Blätter auf
das Nachtkästchen, neben den auf sechs Uhr gestellten Wecker, legte und es mir
bequem machte. Kurz bevor ich einschlief hörte ich noch die Glocken der Kirche
die vierte Stunde einläuten und bat Master Cain in Gedanken um Verzeihung, daß
ich mich nicht an die Abmachung halten würde.
Müde rieb ich mir die Augen. Verschlafen überlegte ich weshalb ich aufwachte,
bis mir eine leise Stimme bewusst wurde. „Miss Merry, aufstehen.“ Ich
öffnete die Augen und blickte in ein paar Hellblaue, die mich belustigt
anfunkelten. „Och Riff nur noch ein paar Minuten.“ „Tut mir leid Miss,
aber in 45 Minuten sollten wir aufbrechen um pünktlich bei Eurer Tante zu sein
und Ihr wollt doch bestimmt nicht mit leerem Magen dort ankommen.“ Was für
vernünftige Argumente. Und das um diese Uhrzeit, das hält ja das stärkste
Pferd nicht aus. „Aber ich bin noch so müde.“
Ich sah Riff dabei zu wie er die Vorhänge zur Seite schob um das Licht des
Morgens in mein Zimmer fließen zu lassen. Als ich jedoch das Wetter draußen
sah zog ich mir die Decke wieder über den Kopf. „Das Wetter ist zu schlecht
um aufzustehen.“ Belustigung lag in seiner Stimme, als er mich zu überzeugen
begann. „Miss Merry, keine Sorge, der Nebel verspricht einen sonnigen Tag.“
Ich blieb trotzdem liegen und verkniff mir ein Gähnen. „Ist ja gut.“
Einige Augenblicke kuschelte ich mich noch ungestört an einen meiner Bären,
doch nachdem Riff mir meine Decke weggezogen hatte blieb mir nichts anderes
über, als wirklich aufzustehen.
Nachdem ich im Bad meine Morgentoilette beendet hatte und Riff mir beim Binden
der beinahe unzähligen Bänder geholfen hatte trottete ich neben ihm her zum
Speisezimmer. Dort hatte ich gehofft, daß ich auf meinen Bruder treffen würde,
doch der Raum war leer.
„Riff, ist Cain noch sauer?“ „Miss Merry, Master Cain war nicht auf Euch
wütend.“ „Aber warum ist er dann nicht hier? Schließlich ist das unser
letztes gemeinsames Frühstück für drei Wochen.“ Ein entschuldigender
Gesichtsausdruck erschien und Riff ging in die Hocke um mir während seiner
Erklärung in die Augen sehen zu können. „Es tut mir leid Miss Merry. Gestern
war ein sehr langer Abend. Master Cain war sehr erschöpft und deswegen hab ich
ihn schlafen lassen.“ Ich seufzte leise und versuchte die Trauer aus meiner
Stimme zu verbannen. „Ach so. Da kann man nichts machen. Riff, setzt du dich
zu mir und isst mit mir gemeinsam? Alleine ist es so langweilig und schmecken
tut es dann auch nur halb so gut. Und wenn ich wieder hungrig bei der
Gewitterziege ankomme und mir einen zweiten Teller beim Mittagessen nehme mault
die gleich, daß ich mich am Riemen reißen soll, da ich sonst zu dick werde.“
Riff schüttelte leicht den Kopf. „Miss Merry, Miss Katina ist keine
Gewitterziege sondern Eure Tante.“ „Ich weiß. Setzt du dich trotzdem
dazu?“ „Selbstverständlich, weder ich noch Euer Bruder möchten, daß Ihr
wegen solcher Kleinigkeiten Probleme mit Eurer Tante bekommt.“ Das hatte ich
nun nicht erwartet. Riff setzte sich wirklich, nachdem er mir eine Tasse Tee
eingeschenkt hatte, mir Gegenüber an den Tisch, goss sich was ein und begann
damit einen Apfel zu schälen. Einige Sekunden starrte ich ihn nur an, bis er
das Messer zur Seite legte und mich fragend musterte. „Habt Ihr etwas Miss
Merry? Wollt ihr auch einen Apfel?“ Ich schüttelte den Kopf, so daß meine
Locken flogen. „Nein, danke Riff. Ich bin hiermit ganz zufrieden.“ Riff
neigte den Kopf und blickte mich einige Augenblicke schweigend an. „Dann esst
doch etwas. Inzwischen bleiben uns nur noch 30 Minuten.“ Ich strich
Erdbeermarmelade auf ein Croissant und genoss dieses ebenso wie den köstlichen
Früchtetee. Verständlich, daß mein Bruder nur noch Riffs Tee trank.
Schweigend beobachtete ich ihn dabei wie er den Apfel teilte und das Gehäuse
herausschnitt. Er räusperte sich, unterdrückte ein leichtes Husten. „Riff?
Alles in Ordnung?“ „Selbstverständlich Miss Merry. Macht euch kleine
Gedanken. Es ist nur ein leichter Hustenreiz. Nichts was nicht durch eine Tasse
warmen Tee verscheucht werden kann.“ Überzeugt lächelte er mich an und ich
glaubte ihm wirklich, schließlich kannte sich Niemand in diesem Haus besser mit
dem medizinischen Kram aus als er. Die letzten Reste Tee benutzte ich um den
letzten Bissen runterzuspülen.
„Nun Miss Merry, seid ihr fertig oder wollt ihr noch etwas?“ „Danke, ich
bin satt.“ Riff erhob sich und reichte mir die Hand, um mir beim Aufstehen
behilflich zu sein. „Miss Merry, würdet ihr bitte in der Halle auf mich
warten? Ich muss noch Euer Gepäck holen bevor wir aufbrechen können.“ Ich
nickte nur und lief in die Eingangshalle hinab.
Dort machte ich es mir auf dem Tischchen neben der Tür, an welches Cain sich
immer anlehnte während Riff seinen Mantel schloss, bequem und wartete. Zwar
wollte ich nicht zu Tante Katina, doch Cain würde seine Gründe haben wenn er
mich schon zu diesem Drachen schickte. Gerade als ich mich zu wundern begann, wo
Riff solange blieb, schließlich hatte ja Katharina alles schon gestern
vorbereitet, hörte ich Schritte die Treppe herunter kommen.
„Riff, was hat denn solange gedauert?“ „Dir auch einen schönen guten
Morgen Merry.“ Vor Schreck rutschte ich vom Tischchen und schaffte es gerade
noch so nicht auf meinem Allerwertesten zu landen. „Bruder? Ich dachte du
schläfst noch weil es Gestern ziemlich spät wurde.“ „Bis vor wenigen
Minuten war es auch so. Jedoch kann ich meine kleine Schwester nicht für drei
Wochen Außerhaus schicken ohne mich zu verabschieden.“ „Dann bist du
wirklich nicht mehr böse?“ Cain schüttelte verneinend den Kopf.
„Natürlich, schließlich war ich es ja nie.“ „Dann hatte Riff wirklich
Recht!“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Gesichtszüge meines Bruders,
als er die nächsten Worte kaum hörbar vor sich hin murmelte. „Wie so oft.“
Das Lächeln verstärkte sich, als er mich in den Arm nahm. „Bis in drei
Wochen. Pass auf dich auf und komme gesund zu mir zurück.“ Ich musste die
Tränen unterdrücken und mich dazu zwingen ihn anzulächeln. „Das werde ich.
Bis bald großer Bruder.“ Aus den Augenwinkeln entdeckte ich, daß auch Riff
zwischenzeitlich mit meinem Gepäck runtergekommen war und in einigem Abstand
von uns stand und uns mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete.
Irgendwie war mir diese Szene nun sehr peinlich und ich riss mich fast schon von
Cain los und rannte aus dem Haus. Dass sich Riff mit meinem Bruder noch kurz
unterhielt bevor er mir folgte bemerkte ich nicht.
So, das war es leider schon. Ich hoffe es war nicht zu langweilig und wir uns
rotzallem beim nächsten Kapitel wieder sehen.
Liebe Grüße
FuYu
Kapitel 11: Laßt das Spiel beginnen
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Hallöchen zusammen!!!
Sodala, nachdem ich in der Zwischenzeit drei..., nö es waren vier
Kurzgeschichten angefangen hab, habe ich es endlich geschafft dieses Kapitelchen
hier zu überarbeiten. Und jetzt hab ich sogar etwas Zeit um es online zu
stellen.
Sorry, daß es solange gedauert hat, aber zugegeben, ich hatte irgendwie weder
Zeit noch Lust mich damit zu beschäftigen. Vielleicht lag es daran, daß ich
erst die anderen Gedanken schreiben mußte um den Kopf hierfür frei zu
bekommen, oder es war ein windigerer Grund. Nämlich, daß mir dieses Kapitel
überhaupt nicht gefällt. Sorry deswegen, aber es mußte sein, da sonst zuviel
ungeklärt bleiben würde. Wie mich diese Infokapitel nerven.*Möh* Macht euch
deswegen nicht zuviele Hoffnungen, es wird nicht viel interessantes passieren.
Dafür bin ich mir fast schon sicher geht es im nächsten umso wilder rund.^^
So und nun viel Spaß beim schmökern und Kommi scheibseln.
Gruß
FuYu
Kapitel 11-Laßt das Spiel beginnen-
Schweigend blickte ich aus dem Fenster in den trüben Morgen hinein, während
ich mir die schmerzenden Rippen rieb. Heute war er endlich gekommen, der Tag an
dem sich meine geheimsten Sehnsüchte endlich erfüllen würden. Seid ich
wusste, was Cassian für mich empfand, hatte ich es nicht mehr geschafft, meine
Gefühle zu unterdrücken. Das war auch der Grund, weshalb mich mein Vater…,
nein der Cardmaster, töten lassen wollte.
Nachdem ich bei Cain einige Male vergeblich versucht hatte ihn zu zerstören
hatte der Cardmaster mir einen geheimen Aufpasser auf den Hals gehetzt. Dieser
hatte ihm dann meine Unfähigkeit an dem Abend nach dem Anschlag, ebenso wie
mein Verhalten vor vier Tagen, berichtet und als ich ihm meine Version der
Tatsachen erläutert hatte, wurde ich von ihm, weil ich die Wahrheit verdreht
hatte, ziemlich heftig bestraft.
Nachdem er mich in Ketten legen ließ begann er damit meine Brust mit einem
Eisenband immer enger zusammenzuschnüren, bis meine Rippen der Belastung nicht
mehr standhielten und einige einfach brechend nachgaben, nur um mich danach
auszupeitschen.
Währe Cassian nicht nach seinem Besuch bei Doktor Zenopia ins Hauptquartier
gekommen um unaufgefordert hereinzuplatzen und mich zu schützen, indem er sich
auf den Cardmaster stürzte und diesem die Peitsche entriss, hätte es gut sein
können, daß der Cardmaster mich todgeprügelt hätte. Jedoch hatte Cassian
durch sein Verhalten die Wut von dem Hohenpriester Kassandra, hinter dem sich
Niemand anderes als der überall bewunderte Lord Gladstone verbarg, zugezogen,
der aufgrund der Einmischung einer rangniederen Karte mit einem Dolch auf ihn
losging, sich regelrecht von hinten anschlich, während Cassian sich verbissen
gegen die Angriffe von Moon wehrte.
Mir blieb nichts anderes über als mich von meinem Vater loszureißen und
Cassian vor Gladstone zu schützen, wobei ich mir die Fleischwunde zuzog, welche
Gestern von Riff besorg gemustert worden war. Einige Sekunden blickte Cassian,
ebenso wie die anderen Anwesenden, mich einfach nur entgeistert an, doch er
hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Wie ein kleiner, schwarzer Blitz lief
er los, packte mich unterm Lauf an der Hand und zog mich aus dem Haus hinaus.
Wir waren noch nicht weit gekommen als die internen Alarmglocken zu schrillen
begannen. Sobald uns Mitglieder von Delilah über den Weg zu laufen drohten,
wichen wir aus oder verbargen uns, bis wir in der Falle saßen und uns nur noch
ein beherzter Sprung aus dem Fenster rettete. Dieser Sprung wiederum war wie
Gift für meinem geschundenen Körper gewesen und ich taumelte einige Schritte
bevor ich auf die Knie zusammensackte, doch Cassian griff mir unter die Arme und
schwer auf seinen kleinen, schmalen Kinderkörper gestützt gelangten wir über
Schleichwege nach Bunhill Fields, wo wir uns in der Nähe von Cains Kutsche,
hinter einem Baum verborgen, ins Gras setzten.
Zwischendurch verschwand Cassian für wenige Minuten und als er zurück kam
begannen wir darüber zu diskutieren, ob wir es wagen sollten um Unterschlupf
zu bitten, wobei ich nicht sehr erpicht darauf war, doch Cassian ließ sich
diesmal von keiner meiner Einwände und Befehle abhalten. Unglaublich, daß dies
alles und noch einiges Mehr an nur einem Tag geschehen war.
Ich schüttelte entschieden den Kopf um die Erinnerungen zu vertreiben, da ich
mich auf die OP konzentrieren musste. Zwischenzeitlich musste auch mein kleines
Geschenk bei Kassandra angekommen sein. Ich blickte auf die Uhr. Ja, noch etwa
eine viertel Stunde, dann müsste er nach meinen Berechnungen hier eintrudeln
und daß diese fehlerhaft sein würden, war unwahrscheinlich. Ein befriedigendes
Gefühl machte sich in mir breit.
Ziemlich erstaunt sah ich erst den kleinen, blonden Wirbelwind aus dem Haus
stürmen, dem wenige Augenblicke später eine hochgewachsene Gestalt folgte. Wo
brachte Riff denn Cains Schwester hin? Es schien mir, als würde sie etwas
länger außer Haus sein, da die drei Koffer eine Unmenge an Kleidern und
Schuhen etc. fassen konnten. Und weshalb ließen sie eine öffentliche Droschke
kommen? Cain besaß definitiv eine familieneigene Kutsche und die dazugehörigen
Pferde samt Kutscher. Durften etwa die Angestellten den Aufenthaltsort des
Mädchens nicht wissen? Doch aus welchem Grund? Vielleicht um in der Gegenwart
vor Cassian und mir nichts austratschen zu können?
Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken. Das war bestimmt die Idee des Butlers.
Cain war viel zu arrogant und selbstsicher als daß er in unserer Gegenwart eine
Gefahr sah.
Mein Blick schweifte ein weiteres Mal zur Uhr. Noch zehn Minuten dann könnte
das Spiel beginnen. Ich wandte mich vom Fenster ab, griff nach meinen
Augengläsern und verlies das Zimmer um es mir im unteren Saloon bei einem
kleinen Gläschen Scotch bequem zu machen und die Wartezeit mit einer
entspannenden Lektüre etwas zu verkürzen, oder eher totzuschlagen.
Meine Schritte hallten auf den Holzdielen des Ganges unnatürlich laut. Im
ganzen Haus war kein Geräusch zu vernehmen. Weder miteinander tuschelnde
Dienstmädchen, noch die Köchin, welche Gestern Nachmittag beim Backen lauthals
gesungen hatte oder die ewig herumeilenden Butler. Es war gespenstisch leise,
was mir jedoch entgegenkam.
In der Halle stand ein Tischchen an welches ich mich, nachdem ich mir ein Glas
Scotch geholt hatte, für einige Augenblicke lehnte, jedoch ließ mir die
Vorfreude keine ruhige Minute und ich begann wie ein eingesperrtes Wildtier auf
und ab zu gehen, während mein Blick sehr oft über das Zifferblatt der
Pendeluhr strich. Die Minuten zogen sich wie warmer Käse in die Länge, kamen
mir wie Stunden vor und doch schreckte ich zusammen, als die Türglocke durch
das Haus hallte. Ich wartete einige Augenblicke ob einer der Butler erscheinen
würde, doch niemand kam um auf das Klingeln zu reagieren, deswegen sauste ich
zur der großen Eingangstür und zog diese auf.
Tatsächlich stand Kassandra davor, in der Hand die Flasche Champagner, welche
ich ihm durch einen Boten überbringen ließ und mit einem Blick in dem die
Überraschung ebenso geschrieben stand wie der Unglaube. Jedoch wurden diese
Gefühle nach einigen Sekunden, welche er brauchte um sich zu fangen, wieder von
seiner üblichen Überheblichkeit verdrängt. Ich zwang mich zu einem Lächeln
als ich ihn herein bat.
„Willkommen Kassandra. Tritt bitte ein und folge mir.“ Während er mir zur
Treppe folgte, ließ er seinen Blick durch den Eingangsbereich schweifen. „So,
hier hast du dich also nach deiner spektakulären Flucht verkrochen. Wenn das
der Cardmaster erfahren sollte, dann folgt deinem Rausschmiss aus der
Organisation noch dein Todesurteil.“ Erstaunt blieb ich auf der breiten Treppe
stehen, ging dann aber noch während Kassandras Erklärungen weiter hinauf zum
kleinen Saloon im oberen Stock. „Wie war das? Ich bin meines Postens
enthoben?“ Er grinste mich an, während er aufschloss und einen Arm um meine
Schulter legte. Sein warmer Atem strich über meine Wange. „Noch ist es nicht
offiziell, aber ich schätze mal ab Morgen oder spätestens Übermorgen sind
alle Karten auf der Suche nach dir um dich gefangen zu nehmen, ebenso wie sie
seit Gestern nach deinem kleinen Verteidiger her sind, nur daß es bei ihm schon
egal ist, ob er tot oder lebendig zum Cardmaster gebracht wird.“
Ich löste mich von ihm ging noch ein paar Schritte und blieb vor der Tür zum
blauen Saloon stehen. „Und du wirst dem Cardmaster natürlich davon
unterrichten, daß du mich und Cassian entdeckt hast.“ Er nahm mein Kinn und
zwang mich ihm ins Gesicht zu blicken, während er mit der anderen Hand mit
einer Strähne meines Haarens spielte. „Natürlich nicht. Schließlich hast du
doch nur einen Unterschlupf gesucht, der von Jedem als total abwegig angesehen
würde. Wo befindet sich der Hausherr überhaupt? Ist er mit seinem Butler auf
Reisen? Aber um auf unser Thema zurück zu kommen, ich hätte da einen kleinen
Vorschlag, wegen dem ich extra den Weg hierher auf mich genommen habe, damit ich
ihn dir unterbreiten kann.“ „Ich denke, wir sollten es uns etwas bequemer
machen, während wir uns besprechen. Und was Cain angeht, der ist hier im Haus.
Zusammen mit Riff, auch wenn dieser zurzeit gerade außer Haus ist um
Besorgungen zu erledigen.“ Ein abfälliger Blick in dem geschrieben stand,
daß er mir kein Wort glaubte, lag auf meiner Haut und ich versuchte den Drang
zu unterdrücken ihm einfach den Hals umzudrehen, während ich die Tür
öffnete. „Ist dem so? Wie auch immer, ich glaube zwar, daß du keine andere
Wahl hast als meinen Bedingungen zuzustimmen, aber von mir aus, setzen wir uns
und trinken wir dein…, wie nanntest du diese Flasche in deiner Nachricht…,
Trostpflaster.“ „Selbstredend. Würdest du dich bitte in diesen Raum
begeben? Ich möchte noch schnell Jemanden dazuholen um die Ergebnisse bezeugen
zu können.“ Seine Augen begannen zu funkeln während er mich anknurrte. „Du
glaubst doch wohl nicht, daß ich mich zusammen mit solch Abschaum wie dieser
niederen Karte in einen Raum begebe?“ Ich zwang mich zu einem leichten
Lächeln, während ich ihm widersprach. „Ach, ich rede gar nicht von Cassian.
Bitte setz dich, ich bin gleich zurück.“ Ich schloss die Türe hinter mir und
versuchte das Zittern meiner Hände ebenso wie die aufkochende Wut in meinem
Körper zu unterdrücken. Wie konnte dieser schmierige Kerl es nur wagen Cassian
als Abschaum zu bezeichnen. Wenn hier jemand Abschaum war dann doch schon eher
er. Aber er würde schon sehen, wo ihn seine großtuerische Art noch bringen
würde.
Ich vernahm Schritte bei der breiten Treppe und wandte mich dieser zu. „Ah
Cain, mit dir wollte ich eben ein paar Worte wechseln.“ Seine grünen Augen
musterten mich als könnte er dadurch meine innersten Gedanken und Beweggründe
erblicken. „Um was geht es denn?“ „Das besprechen wir hier im Saloon. Dort
ist ein Gast der dich gerne sehen möchte. Ich gebe dir aber einen Rat. Ob du
ihn befolgst oder nicht liegt ganz an dir. Pass auf, dieser Herr ist ein
Liebhaber von schönen Dingen. Außerdem, trinke zu dieser Tageszeit keinen
Alkohol.“ Den fragenden Blick der goldgrünen Augen ausweichend ging ich
wieder die wenigen Schritte zum Saloon und trat dann ein, wartete aber darauf
bis mein Halbbruder auch eintrat und konnte ein hämisches Grinsen nicht ganz
unterdrücken, als ich den erstaunten Ausdruck auf Kassandras Gesicht sah. Er
hatte mir also tatsächlich nicht geglaubt, daß Cain hier war.
Es erstaunte mich, daß Lord Gladstone in meinem kleinen Saloon saß und dieser
sah mindestens ebenso überrascht aus. „Ah, Lord Gladstone, willkommen in
meinem bescheidenen Heim.“ Er stand auf und blickte mich aufgrund seiner
Körpergröße von oben herab an. „Count Hargreaves, es ist mir eine Freude
euch endlich persönlich kennen zu lernen. Euer Ruf ist euch vorausgeeilt.“
„Die Freude ist ganz meinerseits. Und auch euer Ruf ist bis zu mir
vorgedrungen. Bitte setzten Sie sich doch wieder.“ Er setzte sich wieder, vor
ihm auf dem Tisch stand eine Flasche. Hatte der Doktor mit seinen Worten zuvor
gemeint, ich sollte nichts von diesem Alkohol trinken? Woher kannte er überhaut
den Lord? Hatte er sich so wie bei mir unter falschem Namen als Arzt in sein
Haus eingeschlichen? Oder konnte es sein…, nein, Lord Gladstone war als
Wohltäter bekannt, er konnte einfach kein Mitglied in Vaters Vereinigung sein.
Bestimmt hatte der Doktor ihn getäuscht, aber trauen konnte ich diesem
Aristokraten dennoch nicht, da seine Augen mich listig musterten.
„Nun, ich möchte nicht unhöflich erscheinen Graf, aber eine Frage, welche
mich quält, seit ich hier ankam würde ich euch zu gerne stellen.“ Ich
erlaubte einem leichten Lächeln meine Lippen zu zieren als ich es mir in einem
der Sessel bequem machte. „Nur zu Lord Gladstone.“ „Könnte es sein, daß
das Hause Hargreaves in finanziellen Schwierigkeiten steckt?“ Damit hatte ich
nun überhaupt nicht gerechnet weswegen ich mich sehr zusammennehmen musste um
ihn weiterhin so unbeteiligt und nicht perplex anzusehen. „Wie kommt ihr denn
auf solche Ideen Lord?“ Er strich sich durch sein kinnlanges Haar. „Nun ja,
ich sah keinerlei Bedienstete. Selbst die Tür wurde von Jezebel geöffnet.“
Erleichterung umflutete mein Herz als ich ihm darauf antwortete. „Dies ist
schnell erklärt. Ich verreise ab heute Nachmittag für drei Wochen und habe
meinen Bediensteten während dieser Zeit frei gegeben. Nur mein Chefbutler,
welcher momentan wegen den letzten Erledigungen unterwegs ist, blieb an meiner
Seite um sich um meine Belange zu kümmern.“ Die Augen des Lords begannen zu
funkeln, während sich sämtliche Härchen auf meinem Körper zu sträuben
begannen und ich mich für meine große Klappe hätte ohrfeigen können. Riff,
bitte komm in den nächsten Sekunden zur Tür herein, denn ich hab ein
schrecklich schlechtes Gefühl.
„Hab ich Euch richtig verstanden? Außer Jezebel und Euch sind nur noch ein
Butler und der Abschaum, welcher Eurem Halbbruder immer folgt im Haus? Und ihr
habt Euren Bediensteten Frei gegeben? Reinigt sich denn Euer Haus von allein?“
Etwas an seinen so nebenbei gesprochenen Worten hatte jetzt meine Aufmerksamkeit
geweckt und ich versuchte darauf zu kommen was es war, während ich ihm
antwortete. „Mitnichten, am Tag vor meiner Rückkehr wird hier alles
gereinigt. Macht Euch darüber nur keine Gedanken.“ „Aber Count, es ist doch
die Aufgabe der Oberschicht, die Ratten, welche für uns Arbeiten, auf den Platz
zu verweisen der ihnen zusteht. Was denkt Ihr werden Eure Untergebenen machen,
wenn sie nicht von Euch geleitet werden?“ Diese Ansicht zeigte mir das wahre
Gesicht meines Gegenübers. Jedoch war diese Art von Elitedenken in der
Oberschicht weit verbreitet. Ich versuchte noch immer zu ergründen, was mir an
dem bisherigen Gespräch seltsam vorkam, da irgendetwas, das Gladstone erwähnt
hatte, meine inneren Alarmglocken durchdrehen ließen und jetzt hatte er etwas
zu mir gesagt und ich hatte nicht mitbekommen, um was es gegangen war. Was für
ein Mist. Da musste ich Acht geben da er mir nicht ganz geheuer war und dann
solch ein Patzer. Da blieb mir momentan nur übrig noch mal nachzufragen. „Wie
meinen?“ „Ich fragte, wann ihr euren Butler zurückerwartet.“ Ich hoffte,
daß meine nächsten Worte zutreffend sein würden. „Lange dürfte er nicht
mehr brauchen.“
Da die Wanduhr hinter mir hing und es nicht höflich war meinen
Gesprächspartner den Rücken zuzudrehen fragte ich nach der genauen Zeit.
„Hat Jemand die Uhrzeit?“ Was war an der Frage nun so schlimm? Weswegen
verspannte sich der ganze Körper des Doktors während sein bisheriges
entspanntes Lächeln plötzlich gezwungen wirkte und was noch wichtiger war,
warum begann Gladstone so hämisch zu grinsen, während er seine Uhr aus der
Tasche seiner Weste zog und sie aufschnappen ließ. „Oh, es ist schon nach
neun Uhr. Seht selbst.“ Ich erhob mich und ging die kurze Distanz zu Gladstone
hinüber. Die Uhr tickte laut in meinen Ohren, während die Welt sich um mich
zu drehen begann und vor meinen Augen verschwamm. Ich fühlte mich schwach,
meine Knie zitterten und wie durch eine Wand aus Watte hörte ich nur noch
Gladstones Stimme direkt in meinem Kopf. „Geht es Euch nicht gut? Ihr solltet
Euch lieber wieder setzen. Nun möchte ich, dass ihr mir ganz genau zuhört und
das tut was ich Euch sage!“ Ein Knall drang an mein Ohr und ich fragte mich,
weswegen ich mich so erschöpft fühlte und wann ich mich gesetzt hatte.
Unterdrückte Wut konnte ich in Gladstones Augen lodern sehen, bevor er sich zur
Tür wandte und auch ich blickte nun zum Ursprung des Tumults, wo ich gerade
noch sehen konnte, wie Cassian Riff, der noch Mantel und Melone anhatte,
hereinzog.
„Na, hab ich es dir nicht gesagt?“ „Master Cain? Geht es Euch nicht gut?
Ihr seid blass.“ Ich winkte ab, wobei der besorgte Ausdruck aus seinen blauen
Augen verschwand und er nun Lord Gladstone mit einem sonderbaren Blick musterte.
Es schien mir, als wüsste er etwas über diesen Mann, was mir noch verborgen
war, was für mich ein weiteres Indiz dafür war, den Wohltäter etwas besser im
Auge zu behalten.
„Wünschen die Herren etwas?“ Jezebel nickte und deutete auf die Flasche,
welche noch immer unberührt auf dem Tisch stand. „Zwei Gläser und für Cain
eine Tasse von deinem vorzüglichen Tee. Nicht wahr?“ Ich nickte bloß, da
mein Kopf zu Schwimmen schien und ich mir nicht sicher war, ob ich einen
zusammenhängenden, sinnvollen Satz zusammen bringen würde. Während Riff das
Zimmer verließ stellte sich Cassian hinter den Sessel, in dem der Doktor saß
und ließ Gladstone keine Sekunde aus den Augen. Selbst er schien dem Kerl mehr
als nur zu misstrauen. Wutentbrannt ging dieser um die Möbel schlug Cassian mit
der Faust ins Gesicht und quetschte, nachdem der Kleine vom Schwung umgerissen
am Boden lag dessen Kopf zwischen Boden und Stiefelsohle zusammen. „Wenn ich
erst einmal der Mächtigste unter uns bin, werde ich solches Ungeziefer wie dich
ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.“
Cassian konnte einen leisen Schmerzenslaut nicht unterdrücken, während der
Doktor mit zu Fäusten geballten Händen in seinem Sessel saß und
offensichtlich dagegen ankämpfte, dem Lord an den Hals zu springen. Es blieb
also an mir hängen ihn davon abzubringen Cassian jetzt auf der Stelle hier in
meinem Haus ins Jenseits zu schicken. „Lord Gladstone, lassen sie das.
Immerhin ist er mein Gast.“ Wutschnauben blickte er mich an, ließ jedoch von
Cassian ab und setzte sich wieder, während Riff mit den Gläsern und dem Tee
herein kam. Langsam rappelte sich Cassian auf, wischte sich das Blut von der
aufgeplatzten Lippe und funkelte Gladstone wütend an. Riff musterte kurz das
kindliche Gesicht, bevor er seinen Blick über den Lord gleiten ließ. Er
schwieg jedoch während er die Gläser und meinen Tee austeilte, jedoch ging er
kaum daß er sein Tun beendet hatte zu Cassian und hielt ihm am Kinn fest um ihn
zu untersuchen. Währenddessen befüllte der Doktor die Gläser und reichte
eines Gladstone.
Dieser riss es ihm beinahe schon aus der Hand und trank einen Schluck. Ein
hämisches Grinsen erschien auf Jezebels Lippen, bevor er sich an Cassian
wandte. „Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“ „Nur wenn ich lache, und
darauf kann ich momentan verzichten, also hält es sich in Grenzen.“ Fragend
sah er Riff an, der zwischenzeitlich damit begonnen hatte die aufgeplatzte Lippe
mit einem Tuch zu kühlen. „Riff, was meinst du?“ „Es scheint nichts
gebrochen zu sein, aber die Wange wird wahrscheinlich blau.“ Jezebel lehnte
sich ans Fensterbrett und musterte den Lord. „Nun Kassandra, geht es dir nicht
gut? Du bist so blass.“ Der Gefragte stierte schon einige Augenblicke das
Sektglas an bevor er den Doktor mit funkelnden Augen musterte. „Was war in dem
Zeug drin?“ grinsend winkte dieser ab. „Ach, das war nur eine kleine Menge
eines Serums, welches ich extra für den Heutigen Tag entwickelt habe. Aber mach
dir keine Sorgen. In wenigen Minuten ist für dich alles vorbei und dein Körper
gehört wie abgemacht mir. Ich danke dir daß du die Wissenschaft so großzügig
unterstützt.“
Mit einem lauten Wutschrei stürzte sich Gladstone auf den Doktor.
Sekundenbruchteile später riss sich Cassian von Riff los und stieß Jezebel zur
Seite, wodurch er es war, auf den der Lord losstürmte. Cassian hatte diesem
nichts entgegenzusetzen und wurde nach hinten gestoßen. Die Glasscheibe gab
nach und er stürzte zum Fenster hinaus. Riff, der hinterher geeilt war beugte
sich, nachdem er den Lord grob zur Seite gestoßen hatte, hinaus und griff nach
dem Kleinen, der sich krampfhaft an einem Mauervorsprung festkrallte, während
im das Blut von dem unzähligen Schnitten über den schlanken Körper lief.
„Cassian, halt dich fest.“ So weit ich konnte beugte ich mich durch das
zerschmetterte Fenster nach draußen, kam aber nicht an den Jungen heran. Mit
einem schnellen Schlag brach ich die Scherben im unteren Rahmenrand heraus, ohne
auch nur einen Gedanken an die kleinen Schnitte welche ich mir bei dieser
Aktion zuzog zu verschwenden. Ebenso dachte ich keine Sekunde daran, daß
Cassian eigentlich unser Gegner war. Ich beugte mich noch etwas weiter nach
draußen und streckte mich so weit es ging. Mit den Fingerspitzen strich ich
über seinen Handrücken, jedoch packen konnte ich ihn nicht. „Cassian, greif
nach meiner Hand, ich zieh dich dann hoch.“ „Ich… kann nicht. Ich kann
meinen Körper kaum bewegen. Ich bin total müde.“ Der Doktor riss das Fenster
links von mir auf, beugte sich hinaus und fauchte den Jungen an. „Cassian,
hör auf so einen Mist zu erzählen. Du weißt selbst am besten, daß du dank
deines Defekts überdurchschnittlich beweglich bist und jetzt pack endlich Riffs
Hand.“ „Jezebel…, lass gut sein, ich bin es müde…,“ Jezebel schnappte
hörbar nach Luft, bevor er weiter herumkeifte. „Hör auf! Nimm jetzt die
Hand. Sofort! Das ist ein Befehl.“ Leise ächzend hob Cassian den rechten Arm
und streckte ihn mir entgegen. So schnell ich konnte griff ich danach, stützte
mich mit der linken Hand am Fensterrahmen ab, verzog vor Schmerzen das Gesicht
als sich einige Scherben in meine Handfläche gruben und zog den Kinderkörper
hinauf. Master Cain eilte auf mich zu und blickte mich hilflos an, während ich
ihn mit meinen Worten zu beruhigen versuchte. „Riff!“ „Keine Sorge Master
Cain, das sind nur Kleinigkeiten. Nichts Gefährliches.“ „Ich hole deine
Tasche. Ist sie in deinem Zimmer?“ „Ja, Sehen sie bitte in der rechten Tür
des Schrankes nach Doktor.“ Stück für Stück zog ich Cassian hoch,
versuchte ihm dabei keine Schmerzen zu bereiten, was mir aber nicht wirklich
gelang, da er vor Schmerzen keuchte. Das letzte Stück musste ich mich schon
sehr zusammenreißen um ihn nicht fallen zu lasen, da mir zwischenzeitlich die
Hände aufgrund der Anstrengung feucht wurden und seine kleine Hand zu rutschen
begann.
Mit einer letzten Anstrengung schaffte ich es dann doch noch ihn ins Zimmer zu
hieven, während der Doktor mit meiner Verbandstasche hereinkam. Vorsichtig
legte ich den blutenden Körper auf den Teppich und begann ihn zu untersuchen
und zu verbinden. Die Schnittwunden waren mehr oder minder harmlos, außer
jener, welche er sich schätzungsweise beim Fall, am Handgelenk zugezogen hatte.
Diese war ziemlich tief und jeder Herzschlag pumpte einen Schwall des roten
Körpersaftes heraus.
Wenn ich die Blutung nicht so schnell es ging zum stoppen brachte, würde er
hier unter meinen Händen sterben. Wieder würde ich nichts machen können.
Wieder würde in diesem Haus jemand sein leben lassen müssen, getötet von
einem Mitglied von Master Alexis Gesellschaft, weil mir die Hände gebunden
waren. Während ich mit meinen Gedanken focht, machten sich meine Hände
regelrecht selbständig und ohne darauf zu achten was ich tat, legte ich ihm
einen Druckverband an, jedoch half der nicht wirklich, so blieb mir nur noch
über, seinen Arm, auch auf die Gefahr hin, daß dieser vielleicht absterben
könnte, abzubinden.
Ich griff nach einem breiteren Band, welches sich immer in meiner Arzneitasche
obenauf befand und legte es um seinen Unterarm, und zog es fest. Der Blutfluss
wurde leichter und ich begann mit ihm zu reden, während ich ihm den kalten
Schweiß von der Stirn wischte. „Cassian, wie fühlst du dich?“ „Kalt…,
so kalt…, müde.“ Der flehende Ausdruck im Blick des Doktors spiegelte sich
auch in seiner Stimme wieder. „Cassian, du musst durchhalten.“ „Gib
auf…, ich hab keine…, keine Lust mehr. Ich werde nie…, niemals einen
Körper…, bekommen, der dir eben…, ebenbürtig ist.“ Täuschte ich mich,
oder kämpfte der Blonde mit den Tränen? „Hör auf sowas zu sagen.“ „Du
hast es ge…,geschafft, du bist ihm…, entkommen. Pass…, pass auf dich
auf..., und wirf…, dein Leben nicht…, einfach weg.“ Während seiner Worte
hatte Cassian seine unverbundene Hand gehoben und damit leicht über die Wange
des Blonden gestrichen, doch als er die Besinnung verlor fiel diese kraftlos
herab. „Cassian!“ Der Doktor blickte beinahe schon panisch auf das bleiche
Gesicht während ich nach seinem Puls suchte. Leise, als könnte Cain nicht
glauben was in den letzten Minuten geschehen war, klang seine Stimme an meinem
Ohr, nachdem er sich kurz zu mir hinunterbeugte. „Riff? Wie sieht es aus?“
„Sein Puls ist sehr schwach. Er hat sehr viel Blut verloren.“ Ich blickte zu
Master Cain auf, der wieder aufgerichtet neben mir stand und Cassian fragend
musterte. „Wird er es schaffen?“ Einige Sekunden schwieg ich ihn an, ließ
meinen Blick über den kleinen Körper vor mir gleiten, bevor ich antwortete.
„Ich kann nicht sagen ob er durchkommt Sir.“
Entschlossenheit erschien plötzlich auf den Gesichtszügen des Doktors,
während er sich erhob. „Das Spiel ist noch lange nicht vorbei. Hey Kassandra!
Komm her.“ Lord Gladstone, der seit seinem Angriff zusammengekauert neben
einem Sessel gehockt war, stand auf und ging auf den Doktor zu. „Los, beeil
dich und wink eine Droschke heran. Zum Kutscher sagst du folgende Worte.
„Fahren sie mich in die Old Bond Street Hausnummer 125.“ Wiederhole die
Worte“ „Fahren Sie mich in die Old Bond Street Hausnummer 125.“ „Sehr
gut. Wenn du dort ankommst, wirst du zuerst dem Kutscher das erforderliche Geld
überreichen und warten bis die Droschke außer Sichtweite ist. Danach gehst du
die Straße zurück und in Haus Nummer 85 hinein. Dort wartest du im Flur
darauf, daß wir kommen. Und jetzt los.“ Gladstone wandte sich ab und
verlies den Raum, während Master Cain und ich ihm ziemlich verwirrt nachsahen.
Was war nur mit dem aufbrausenden, großmauligen Delilah-Mitglied passiert?
Weswegen war er so fügsam? Master Cain wandelte meinen Gedanken in Worte „Was
ist mit Gladstone passiert?“ Er begann die Verbände, welche noch neben der
Tasche lagen in diese hineinzuräumen, während er hastig zu erklären begann.
„Ich hab eine Wette gewonnen und als Preis hab ich seinen Körper bekommen.
Diesen werde ich jetzt dazu benutzen um eine Gehirntransplantation vorzunehmen.
Und dafür gab ich ihm etwas von meinem G-Virus.“ „G-Virus?“ „Erkläre
ich euch, wenn es nötig wird, später. Jetzt ist keine Zeit um einen
Kaffeplausch abzuhalten. Wir müssen uns beeilen.“ Er drückte mir meine
Tasche in die Hand, nahm Cassian auf den Arm und lief zur Tür hinaus. Einige
Sekunden blickte ich ihm nach, doch dann eilte ich von Master Cain gefolgt
hinterher. „Riff, was glaubst du? Warum will er Gladstone das Gehirn raus
nehmen?“ Ich überdachte die Frage und kam nur zu einem Schluss. „Ich bin
mir nicht sicher Sir, aber ich glaube, er möchte Cassian dadurch den
erwachsenen Körper geben, nach dem er schon solange verlangt.“ Wie erstarrt
blieb Master Cain stehen, sah mich ungläubig an, setzte sich aber nachdem ich
am Treppenabsatz stehen blieb und auf ihn wartete wieder in Bewegung. Als er bei
mir ankam sah es schon ganz so aus, als hätte er meine Worte schon verdaut, da
in seiner Stimme Erkenntnis mitschwang. „Das würde einiges erklären.“
Mehr wurde nicht gesprochen. Weder als ich ihm bei seinem Mantel half, noch als
wir uns in die vom Doktor herbei gewunkenen Droschke befanden oder in dem Haus
ankamen, in dessen Flur schon Lord Gladstone auf uns wartete.
„So, hier sind wir. Riff komm mit. Kassandra folge mir. Ob du hier bleibst
oder uns folgst ist deine Sache Cain.“ Ohne auf irgendeine Reaktion zu warten
führte er uns in den Keller, wo er einen Kerzenständer umlegte, worauf sich
die Wand vor uns mit einem knirschenden Geräusch öffnete und den Blick auf ein
geheimes Labor frei gab.
Der Doktor deutete auf ein kleines an der Wand befestigtes Waschbecken, bevor er
sich an einen kleinen weißhaarigen Mann wendete. „Dort kannst du dir die
Hände waschen, Doktor Zenopia, wir müssen uns beeilen, sonst kann es sein,
daß Cassians Gehirn schaden nimmt.“ „Beruhige dich Jezebel. Du bist blass.
Schaffst du den Eingriff?“ Der Doktor zuckte mit den Schultern bevor er sich
die Haare zurück band und in einen Kittel schlüpfte. „Weiß ich nicht, aber
der da hat meine Unterlagen durchgearbeitet. Wenn mir was passiert werden sie
ihm assistieren.“ Während ich mir am Waschbecken die Hände schrubbte
versuchte ich den Hustenreiz zu ignorieren, was aber nicht so ganz gelang.
„Sag jetzt nicht du wirst krank!“ Der Blonde sah mich regelrecht entsetzt
an. „Nur keine Sorge, es geht mir gut.“ Master Cain half mir in den weißen
Kittel und bevor ich in die Handschuhe schlüpfte wickelte ich schnell einen
dünnen Verband über die Schnitte welche ich mir bei der Rettungsaktion
zugezogen hatte.
„Ok, dann lasst uns das Spiel beginnen. Doktor Zenopia, reichen sie mir bitte
die Spritzen mit der Betäubung und die mit dem Serum.“
So, das wars dann Gott sei Dank schon.
Ach bevor ich es vergesse, das Nächste wird definitiv ein Adult. Wer es per Ens
haben möchte soll bitte kurz bescheid geben.^^
Kapitel 12: Ertappt
-------------------
Du meine Güte wie schwer kann´s sein ein Kapitel zusammenzustöpseln? Huch,
vergessen,
erstmal Hallo zusammen.
Es tut mir ja so leid, daß dieses Kapitel so lange gedauert hat. Aber ich hab
das komplette Teil fünfmal neu geschrieben, weil es nie das war was ich mir
vorgestellt hatte. Selbst jetzt ist es noch nicht ganz so wie ich es
wollte.*seufz*
Die Szene zwischen Jezebel und Cassian ist mir irgendwie viel zu kurz geraten,
obwohls eigentlich so geplant war, da es ja ziemlich schnell über die Bühne
gehen sollte. Vielleicht hätte ich ja noch mehr vom Doktor seinen Gefühlen
einfließen lassen können, aber ich gebs zu meiner Scham zu, ich hab keine
Ahnung wie er dabei reagieren oder was er denken würde. ^////^
Was glaubt denn ihr? Ist er eher der laute, oder, so wie ich es mir gedacht hab,
der leise Typ?
Ach und fragt mich nicht was aus dem Tee wurde, ich hab irgendwie keine Ahnung.
Vielleicht wurde er ja in eine Zwischendimension gebeamt.*total verwirrt bin*
@_@
Nun ja, das letzte Stückchen in der Küche mußte ja auch noch unbedingt rein,
damit der Anfang von Kap.13 erklärt wird. Außerdem würde sonst der
Kapiteltitel nicht passen da der sich ja genau darauf bezieht.^^
Kleine Info am Rande: Offiziell war ja geplant, daß Riff an einer
Lungenentzündung, die er sich dank der kalten Dusche in Kapitel 5 und den
kalten Regen in Kapitel 7 zuzog, stirbt, aber inzwischen wurden diese Pläne zur
Seite geschoben. Einige werden wohl denken, daß Riff wegen ein bisschen Regen
und kaltem Wasser nicht gleich krank wird, aber wir erinnern uns, seine
Gesundheit ist ja dank des Angriffs und der Verletzungen von Kapitel 1 noch
ziemlich angeschlagen, auch wenn er es immer zu vertuschen versucht.*so´n
Rindvieh*
An dieser Stelle wollte ich mich noch schnell für alle bisherigen Kommis und
der dazugehörenden Geduld bedanken.
Danke schön
Und schon geht´s mit der eigentlichen Geschichte weiter.
*trommelwirbel* Bitte um Applaus für Kapitel 12! XD
Kapitel 12 –Ertappt-
Schweigend saß Riff in der Bibliothek und starrte in die flackernde Flamme der
Kerze, die tanzende Schatten an die Wände zauberte, wobei das einzige Geräusch
das vereinzelte Husten von ihm war. So saß er jetzt schon seit wir vor vielen
Stunden zurückkamen da, bemerkte noch nicht einmal, dass ich ihn schon seit
geraumer Zeit vom Türrahmen aus beobachtete und ich begann mir wirklich Sorgen
um ihn zu machen. Es schien sehr auf ihm zu lasten, dass er den Eingriff
durchgeführt hatte, nachdem der Kreislauf des Doktors schon ziemlich zu Beginn
den Geist aufgab.
„Riff?“ Langsam wandte er sich zu mir herum, blickte mich überrascht an und
stand auf. „Master Cain?“ Ich kam zu den Sitzgelegenheiten hinüber und
machte es mir auf einem der weichen Sessel bequem, während ich Riff mit einer
Handbewegung bedeutete sich wieder zu setzen. Kaum, daß er wieder saß begann
ich ihn auszufragen.
„Was ist los? Du machst ein Gesicht als hätte man dir einen Kuchen vor der
Nase weggefuttert.“ Ich hatte gehofft, daß ihn diese Bemerkung ein Lächeln
entlocken würde, doch er starrte wieder in die Flamme als er zögerlich meine
Frage unbeantwortet überging. „Master Cain, ich…, ist er schon bei
Bewusstsein?“
Aha, also machte er sich doch um Cassian Sorgen. Langsam kam es mir so vor, als
hätte er zwischenzeitlich wirklich vergessen, daß der Kleine eigentlich ein
gefährlicher Gegner war. Jedoch war jetzt nicht die Zeit sich deswegen den Kopf
zu zerbrechen. „Noch nicht, aber Jezebel meinte vor ein paar Minuten, daß es
ein gutes Zeichen ist, daß sein Körper noch arbeitet.“ Langsam schüttelte
Riff den Kopf. Es schien als währen die nächsten Worte nicht für mich,
sondern eher für sich selbst gedacht.
„Wieso redet er sich so etwas ein? Es kann gut sein, daß ein Körper noch 6
Stunden nachdem das Gehirn funktionsuntüchtig wurde noch atmet und einen Puls
hat.“ Ja, er hatte eben eher zu sich gesprochen, jedoch war es interessant
darauf eine, zumindest einigermaßen, einleuchtende Antwort zu finden.
„Vielleicht tut er das um nicht zu sehr zu leiden. Positives Denken sollte
manchmal helfen.“ Riffs Augen funkelten mich regelrecht an, als er mich zwar
leise, aber dennoch streng anfuhr. „Master Cain weshalb macht ihr euch über
diese Sache lustig?“ Beschwichtigend hob ich die Hände und stand auf, da ich
mich in diesem Moment, in dieser Situation, ziemlich klein fühlte. Außerdem
machte es mich wütend, daß er mich wegen ihm, wegen Cassian, anfauchte. Ich
versuchte den Drang ihm einfach an die Gurgel zu springen zu unterdrücken und
versuchte das Thema zu wechseln.
„Tu ich doch nicht. Beruhige dich etwas. Du siehst schlecht aus und dein
Husten scheint sich zu verschlimmern. Vielleicht solltest du dich schon
hinlegen.“ Einige Sekunden überdachte er meinen Vorschlag. Ich konnte ihm von
den Augen ablegen, daß er zuerst dagegen war, doch dann nickte er nur.
„Ich…, ich werde noch mal nach den Beiden sehen und mich danach hinlegen.“
Erleichtert, daß er meinem Rat folgen wollte lächelte ich ihn an, bis mir
etwas einfiel. „Gut…, ach Riff, hast du heute überhaupt schon was
gegessen?“
Sekundenbruchteile funkelten seine Augen mich überrascht an. Er hatte wohl mit
dieser Art von Frage nicht gerechnet, doch dann schien er wirklich nachzudenken
ob er was gegessen hatte. Mir war nicht aufgefallen, daß er heute was zu sich
genommen hatte, weswegen ich ihn auch danach fragte. „Und?“ „Ich denke
nicht…, doch heute Morgen gemeinsam mit Miss Merry.“ Das überraschte mich
jetzt doch. „Du hast mit Merry zusammen gefrühstückt?“ Er nickte und fuhr
sich beschämt durch sein helles Haar, welches im Kerzenschein wie flüssiges
Silber funkelte, währen er sich zu rechtfertigen begann. „Ja, sie bat mich
darum mich zu ihr zu setzen und dabei hab ich einen Apfel gegessen und eine
Tasse Tee getrunken.“
Im ersten Moment wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte, doch dann
machte sich entsetzen in meinem Körper breit. Nur ein Apfel und etwas Tee und
sowas nennt er Frühstück?
Das Entsetzen verdrängend versuchte ich in seinen Augen zu erkennen ob er mich
auf den Arm nahm. „Ein Apfel und eine Tasse Tee nennst du essen? Das ist doch
noch nicht einmal genug für den holen Zahn. Wenn ich mich nicht irre dürfte
das von Martha vorbereitete Frühstück noch in der Küche sein. Bring dem
Doktor etwas und nimm auch eine Portion für Cassian mit. Kalt werden kann es ja
nicht. Den Rest bringst du in mein Schlafzimmer zum Tisch am Fenster.“
„Jawohl Sir.“
Riff verschwand aus dem Raum und ließ mich zurück. Ich versuchte zu
ergründen, weshalb er so durch den Wind war. Ob er sich wieder einmal für die
Geschehnisse verantwortlich fühlte? Ob es ihn wurmte, daß wieder jemand vor
seinen Augen von einem Mitglied Delilahs verletzt wurde? Oder belastete es ihn,
daß er Lord Gladstone, oder besser dem, so wie Riff es mir zwischendurch
erklärt hatte, Hohenpriester Kassandra, gegen dessen Willen, den Körper
genommen und ihn dadurch getötet hatte?
Egal welche Antworten ich mir auf diese Fragen zusammen reimte, die Wahrheit
konnte mir nur Riff geben. Ich nahm mir vor ihn später auszufragen und hoffte
insgeheim, daß ich auch Antworten bekommen würde.
Langsam ging ich vor mich hingrübelnd in meine Räume und machte es mir vorm
Fenster bequem, als die Tür aufgerissen wurde und der Doktor total aufgeregt im
Rahmen stand. „Cain, wo ist Riff?“
Zuerst wollte ich ihm etwas von guter Erziehung und anklopfen erzählen, doch es
schien als würde sein ganzer Körper vibrieren und bald platzen wenn er nicht
sofort die gewünschte Information bekam. „In der Küche. Er bringt das
Essen…, Warum?“
Ich bekam keine Antwort da der Blonde schon aus meinem Raum herausgestürmt war
und laut rufend hinunter zur Küche rannte. „Riff! Riiiiff!“ Die Küchentür
öffnete sich und sein heller Haarschopf erschien. Die Hand vor dem Mund um den
Husten abzublocken wartete er bis Jezebel an der Türe angekommen war.
„Doktor, was ist los?“ Ein breites Grinsen, in dem ich weder Sarkasmus noch
Bosheit, sondern nur pure Erleichterung erkennen konnte, zierte die Lippen des
Doktors. „Er ist zu sich gekommen. Gratuliere Riff. Du hast die erste
Gehirntransplantation der Geschichte der modernen Medizin erfolgreich
durchgeführt.“ Ziemlich ungläubig war der Blick welchen er dem Blonden
zuwarf. „Es hat wirklich funktioniert?“
Beinahe schon beleidigt blickte der Doktor Riff an. „Natürlich, was glaubst
du denn? Schließlich hab ich an der Entwicklung des Eingriffs mitgeforscht.“
Einige Sekunden stand er einfach nur an die Tür gelehnt, schien die
Informationen erst richtig zu verarbeiten, doch dann sah er mich erleichtert an
und begann leicht zu lächeln. „Master Cain, danke.“
Ich wusste sofort worauf er anspielte und versuchte das Lächeln, welches sich
auf meine Lippen schleichen wollte, zu unterdrücken. Schließlich waren wir
nicht allein und ich hatte vor dem Doktor so etwas wie einen Ruf zu verlieren.
„Du hast dich schon mal bedankt.“ Verwirrt blickten die hellen Augen des
Doktors uns an. „Wovon redet ihr beiden denn?“ Riff versuchte den
Hustenreiz zu unterdrücken, was ihm aber nicht wirklich gelang, bevor er sich
räusperte und die Frage beantwortete.
„Ach, sie können es nicht wissen. Ich wusste zwischenzeitlich nicht weiter
und Master Cain hat in den Unterlagen nachgeschlagen und mir solange eine
Schritt für Schritt Anleitung gegeben, bis ich den Faden wieder gefunden
hatte.“ Seinem Blick nach zu urteilen versuchte er zu ergründen, ob wir uns
einen Scherz mit ihm erlaubten, doch da dies nicht der Fall war konnte er dafür
auch keinerlei Anzeichen entdecken. „Dann danke ich auch dir Cain. Dank euch
ist Cassian noch am Leben und besitzt nebenbei noch den gewünschten erwachsenen
Körper. Ich…,“ Er hielt einige Augenblicke inne, kämpfte offensichtlich
mit sich selber, bevor er die nächsten Worte herausquetschte. „…, du hast
noch etwas bei mir gut.“ Er wandte sich ab und wollte wieder nach oben gehen,
doch Riff hielt ihn noch mal auf.
„Moment noch. Würden Sie die Mahlzeit für Cassian und sich selber gleich
mitnehmen?“ Der Blonde nickte und Riff reichte ihm ein schon fertig
hergerichtetes Tablett und verschwand wieder in Küche, wo er den Rest der
Mahlzeit nahm um sie in mein Zimmer zu bringen.
Ich folgte ihm schweigend wieder hinauf und verschloss hinter uns die Tür. Mein
Blick folgte jeder seiner Bewegungen, wobei mir auffiel, dass seine Hände ganz
leicht, beinahe unmerklich, zitterten. Wer ihn nicht kannte hätte bestimmt
nichts bemerkt, doch ich hatte ihn jetzt schon so viele Jahre um mich, daß mir
dies sofort ins Auge sprang.
Langsam ging ich zum Tisch, setzte mich auf einen der beiden Stühle um Riff
weiterhin beobachten zu können und als er mir einen Teller vor die Nase stellen
wollte, griff ich ihm entgegen und fuhr wie unbeabsichtigt mit den Fingerspitzen
über seinen Handrücken. Seine Haut fühlte sich sehr warm an, beinahe schon
heiß. Konnte es sein, dass er vielleicht wieder Fieber hatte?
Zuerst wollte ich ihn darauf ansprechen, doch dann wartete ich darauf, daß er
selber irgendetwas zu seinem Gesundheitszustand erwähnen würde. Mein Blick
folgte jeder seiner geschickten Bewegungen, bis er in seinem Tun innehielt.
„Ist etwas nicht in Ordnung Master Cain?“
Fragend lag sein Blick auf meiner Haut und ich spürte wie sich eine Gänsehaut
aufgrund der Intensität darauf ausbreitete. Ich atmete tief ein bevor ich die
Arme vor der Brust verschränkte und mich zurücklehnte, wobei ich mich dazu
zwingen musste meine Stimme so ruhig und beherrscht klingen zu lassen, wie man
es von mir gewohnt war. „Diese Frage hätte ich gerne von dir beantwortet. Du
hast nicht nur einen einfachen…, Hustenreiz, du bist bis über beide Ohren
krank. Stimmt´s?“
Er vollbrachte die letzten Handgriffe und schritt dann einige Schritte zurück
bevor er antwortete. „Was würde die Bejahung Eurer Frage ändern?“ Was
sollte das jetzt für eine Antwort sein? „Wie meinst du das denn jetzt. Wenn
du krank bist gehörst du ins Bett und fertig. Da brauch sich nichts ändern.“
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Entschuldigt, daß ich so
direkt bin, aber Ihr scheint etwas zu vergessen Sir. Außer mir ist kein
Angestellter da. Also selbst wenn Eure Vermutung zutreffen würde, ich könnte
die nächsten Wochen nicht einfach krank im Bett liegen.“
So so, die nächsten Wochen. Na, das konnte ja heiter werden. „Dann ist es
also so schlimm?“ Verdutzt blickte er mich an. „Sir?“ Ich erhob mich und
ging zu ihm hinüber, wo ich mich nur wenige Zentimeter vor ihn stellte um jede
Regung in seinen Augen genau ablesen zu können, damit ich sah, ob meine
Vermutung zutraf. „Wenn du selber schon zugibst, daß du einige Wochen
bettlägerig wärst, dann muss es ja noch schlimmer sein als ich dachte, und was
heißt hier überhaupt wenn meine Vermutungen zutreffen? Das ist keine Vermutung
sondern eine Tatsache.“ Er lächelte mich leicht an, jedoch konnte ich in
seinen Augen lesen, daß er von mir ertappt wurde. „Es geht mir gut Master
Cain. Jedoch währe ich ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn ich mich schon
zurückziehen könnte. Oder benötigt ihr noch etwas?“
Tja, wer blöd fragt braucht sich nicht wundern, wenn er eine blöde Antwort
bekommt. Ich unterdrückte das Grinsen, und antwortete ihm so ernst und trocken
wie es mir möglich war. „Natürlich benötige ich noch etwas.“ „Und womit
kann ich dienen Sir?“ Ich ging wieder zu meinem Stuhl und setzte mich. Mit
einer kurzen Handbewegung deutete ich auf den Stuhl mir gegenüber und gab die
gewünschte Antwort, während ich so unschuldig lächelte wie es mir in diesem
Moment möglich war. „Mit Gesellschaft beim Essen. Setz dich zu mir und iss
etwas.“ Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet und begann zu
protestieren, jedoch schnitt ich ihm einfach den Satz ab. „Aber Master
Cain…,“ „Nichts aber. Du musst wenn du wirklich die nächsten Wochen hier,
trotz Hustenreiz, arbeiten willst gut essen.“
Mein Lächeln wurde um einiges Breiter als er Kleinbei gab und sich zu mir
setzte. Währe doch gelacht, wenn ich das Essensproblem nicht in den Griff
bekommen würde. Jetzt blieb eigentlich nur noch das Problem mit dem Husten,
aber ich würde Riff schon solange weichkochen, bis er freiwillig zugab daß es
ihm schlecht ging und er sich auskurieren musste.
Hätte man mir vor einem Monat gesagt, daß ich Cain, ausgerechnet Cain, dankbar
sein würde, ich hätte diesen Jemand entweder in eine Anstalt einliefern
lassen, oder ihn zumindest ausgelacht. Doch wie schnell sich das Leben ändert
ist mir in de letzten Tagen nur zu bewusst geworden.
Inzwischen lag der chirurgische Eingriff, die Transplantation von Cassians
Gehirn schon über eine Woche, genauer gesagt schon 11 Tage, zurück. Es war mir
schon peinlich, daß mich meine Kraft so schnell verlassen hatte, doch es war
schon eine sehr schweißtreibende Arbeit Kassandras, sowie Cassians Schädel, zu
öffnen. Schließlich musste ich nebenbei auch sehr aufpassen, dass der Körper
den Cassian bekommen sollte nicht zu sehr, noch das sein Gehirn auch nur ein
bisschen beschädigt wurde. Meine Verletzungen im Zusammenspiel mit diesem
körperlich anstrengenden Tun hatten meinen Kreislauf dazu gebracht einfach so
schlapp zu machen.
Aber ich konnte Riffs Rat nicht befolgen. Hätte ich den Eingriff verschoben
währen vier Monate geheimer Planung völlig umsonst gewesen. Glücklicherweise
hatte Cains Butler seine Arbeit danach gut gemacht, auch wenn, wie ich
zwischenzeitlich erfahren hatte, Cain ihm zwischendurch Schützenhilfe geleistet
hatte. Langsam nahm ich die Tasse Tee welche Riff vor einigen Minuten zu uns
gebracht und auf dem Eichentischchen neben meinem Stuhl platziert hatte und sah
Cassian dabei zu wie dieser schlief. Der Spaziergang den wir heute Nachmittag,
entgegen Riffs Bedenken, unternommen hatten, schien ihn doch stärker erschöpft
zu haben als wir es gedacht hatten. Aber Cassian hatte einfach an die frische
Luft gemusst. Er war ziemlich blass um die Nase gewesen, was nicht nur vom
Eingriff her stammte.
Auch Riff war in letzter Zeit immer blasser geworden und Cain musterte ihn
tagtäglich mit besorgten Blicken, doch jedes Mal wenn ich oder Cain ihn darauf
ansprach bekamen wir nur dieses schleimigfreundliche Lächeln und ein „Es geht
mir Gut. Nur keine Sorge Sir.“ zu hören, dabei hörte selbst ein Tauber
seinen Husten durchs Haus schallen. Er wurde, was mich verwunderte, nicht
schlimmer, zumindest was die Anzahl der Hustenanfälle anging, doch die
Intensität machte mir Sorgen. Außerdem schien er auch bei körperlicher
Belastung, wenn er zum Beispiel etwas Schweres trug, Atemprobleme zu haben.
„Ein Penny für deine Gedanken.“ Erstaunt bemerkte ich, daß Cassian wach im
Bett lag und mich breit angrinste. „Meine Gedanken sind um einiges mehr wert,
als ein Penny.“ Er schlug die Decke zurück während er sich aufsetzte, dann
stand er auf und setzte sich rittlings auf meinen Schoß, während ein
schelmisches Grinsen sein Gesicht zierte. „Wie währe es hiermit?“
Zu meinem Erstaunen legte er ganz sanft seine Lippen auf die Meinigen, bat, nach
dem ich den Kuss erwiderte um Einlass und ich genoss das Zungenspiel. Eine
Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, als ich Cassians Finger auf
meiner Haut spürte. Mein Puls begann zu rasen und dort wo seine Hände meine
Haut berührten schien sie in Feuer zu stehen. Nach schier unendlichen
Augenblicken löste er sich von mir und blickte mich mit vor Lust verschleierten
Augen an. Das war Verführung in Reinform. Cain und sein Butler wurden aus
meinen Gedanken verbannt und ich konzentrierte mich allein auf Cassian.
Seine Wangen waren etwas gerötet und sein Atem schneller als gewöhnlich. Über
meine Wange strich sein heißer Atem als ich mich vorbeugte und an seine Ohr zu
knabbern begann. Leise keuchte er auf. Das schien eine sehr empfindliche Stelle
zu sein. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, war gespannt, ob ich noch mehr
solcher Stellen ausfindig machen würde und ließ meine Lippen weiter wandern.
Zuerst liebkoste ich seinen Hals entlang, verweilte einige Augenblicke an der
Halsbeuge, saugte daran und strich leicht mit der Zunge darüber, öffnete mit
einer Hand die Knöpfe seines Oberteils, doch sobald sich ein leises Stöhnen
über Cassians Lippen stahl wanderten meine Lippen noch etwas weiter hinab um
die frisch entblößte Haut seiner Brust zu kosten. Cassians Hände krallten
sich in meine Schultern, während er einerseits versuchte vor meinen forschenden
Lippen zurückzuweichen, sich mir aber andererseits entgegendrängte. Seine
Hüften bewegten sich leicht und ich konnte seine Erregung spüren, was mich
erregte und mir ein keuchen entlockte. Sanft strich ich mit einer Hand über
eine der Knospen, zwirbelte diese, während ich ihn mit der Anderen am Rücken
stützte, damit er nicht Gefahr lief von meinem Schoß zu fallen. Ich
beobachtete einige Minuten sein Gesicht, sah wie sich das Rot auf den Wangen
vertiefte, spürte, als ich meine Lippen auf seine leicht geöffnete senkte
seinen keuchenden Atem in meinem Gesicht. Vorsichtig schob ich ihn von meinem
Schoß, platzierte ihn auf den runden Eichentisch, entfernte davor die letzten
Reste seiner Kleidung und strich sanft über die Innenseite seiner Schenkel,
spürte wie unter meinen Fingerspitzen eine Gänsehaut entstand.
Sein unwilliges Grummeln, als ich weiterhin seinen Körper streichelte, seine
Erregung dabei jedoch nicht beachtete, ließ mich schmunzeln. Er drängte sich
mir entgegen und nachdem ich zum wiederholten Mal an seiner inzwischen harten
Brustwarze saugte, erfüllte ich seinen Wunsch und strich sacht mit einer
Fingerspitze seinen Schaft entlang, was ihm wiederum ein ziemlich lautes
Stöhnen herauslockte. Vorsichtig umgriff ich seine Erregung und begann meine
Hand ganz langsam auf und ab zu bewegen, während ich seinem Keuchen und
Stöhnen lauschte. Plötzlich packte er mich am Kragen und knurrte mich an.
„Du Satan. Mach dem endlich ein Ende oder willst du mich um den Verstand
bringen?“
Ich lächelte nur über diese für ihn typische Reaktion, schlüpfte aus meiner
Hose und Cassian verkrampfte sich als ich mit einem Finger in ihn eindrang. Ich
zwang mich einige Augenblicke zur Ruhe, bis Cassian sich wieder entspannte und
schon begann ich damit ihn weiter zu weiten. Ich nahm noch einen zweiten und
kurz drauf einen dritten Finger, lauschte seinem mich beinahe um den
Verstandbringenden Seufzen und zuckte kurz zusammen, als er lauthals stöhnte.
Ich musste mit meinen Fingern eine sehr empfindliche Stelle berührt haben. Ich
zog meine Finger hinaus und musste wieder schmunzeln, als ich seine mürrische
Stimme vernahm. „Jezebel!“
Nun, ich würde seinem Wunsch entsprechen. Zügig drang ich in ihn ein, wieder
verkrampfte er sich vor Schmerzen und ich wartete noch einige Augenblicke bis
ich mich in ihm zu bewegen begann. Zuerst bewegte ich mich langsam, doch sein
Stöhnen brachte mich auf Touren und meine Bewegungen wurden immer schneller und
fester während ich mit einer Hand seine Erregung weiterhin bearbeitete. Mit
meinem Namen auf den Lippen ergoss er sich, während sich sein Körper
zusammenzog und mich dadurch auch über die Klippe zog.
Erschöpft zog ich mich aus ihm zurück, half ihm ins Bett, legte mich dazu und
wartete mit Cassian im Arm darauf, daß sich meine Atmung wieder normalisierte.
Ich dachte schon dass er eingeschlafen war, doch nach einigen Minuten drehte er
sich zu mir und blickte mich fragend an.
„Nun, wie sieht´s aus? War das nun ein angemessener Preis für deine
Gedanken?“ Zuerst spürte ich wie Wut in mir aufkochte. Hatte er sich nur von
mir Benutzen lassen? Doch dann entdeckte ich das leichte Lächeln auf seinen
Zügen und wusste, dass er sich nur einen Scherz erlaubt hatte, weswegen ich ihm
vergab und ihm sogar noch eine Antwort gab. „Jetzt werde mal nicht albern
Cassian. Aber wenn es dich wirklich sosehr interessiert, meinetwegen. Sag mal
Cassian, ist dir an Riff irgendwas aufgefallen?“ Einige Sekunden schien er zu
überlegen was ich meinen könnte. „Außer daß er sich wahrscheinlich in den
nächsten Tagen beide Lungenflügel raushustet und eine Gesichtfarbe hat, die
mich sehr an den wandelnden Tod erinnert…, nö, sonst ist mir nichts
aufgefallen.“ Ich schüttelte kurz den Kopf. „Mehr gibt es auch nicht zu
bemerken. Außer vielleicht, dass er nicht zugibt, dass es ihm schlecht geht.
Und was denkst du? Sollen wir uns einmischen?“ Einige Sekunden musterte er
mich nur.
„Du hast dich verändert und ich weiß gerade nicht ob mir das wirklich
zusagt. Warum spielst du auch nur mit dem Gedanken ihm helfen zu wollen? Du
vergisst, dass er eigentlich unser Feind ist.“ Ich verschränkte die Arme
hinter dem Kopf und starrte die Decke an, während ich antwortete. „Schon,
aber er hat sich auch nicht um unsere unterschiedlichen Ansichten geschert.“
„Und, war es jemals ein Hindernis für dich jemanden zu töten oder als
Versuchskaninchen zu benutzen, nur weil dieser Jemand nett zu dir war?“ Seine
abfällige Stimme brachte mich dazu den Kopf zu wenden und ihn zu mustern
während ich mich zu erklären versuchte. „Natürlich nicht, aber bisher hat
noch niemand dir etwas Gutes getan. Riff schon.“ Einige Sekunden musterte er
mich schweigend, doch dann begann er leicht zu lächeln. „Ja, du hast dich
geändert. Aber da dieser Butler und sein Herrchen etwas geschafft haben was mir
immer misslang…,“ Ich unterbrach ihn, da ich wissen wollte was er mit seinen
Worten meinte. „Was währe das denn?“ „Dich von deinem Vater zu retten.
Also, ich würde sagen wenn er um Hilfe bittet, dann können wir ihm ja welche
zukommen lassen. Aber nicht vorher. Schließlich haben wir etwas wie einen Ruf
zu wahren.“ „Einen Ruf? Seit wann interessiert dich so etwas?“ Cassian
grinste mich nur an und drehte sich um und wenige Augenblicke später schlief er
ein. Vorsichtig strich ich ihm über die Wange, da ich ihn nicht wecken wollte,
während ich mir vornahm das nächste Mal etwas behutsamer und langsamer
vorzugehen. Selbst wenn Cassian wieder so quengeln würde wie dieses Mal. Die
intimen Augenblicke gehörten einfach voll ausgekostet.
Die Kopfschmerzen, welche mich seit Stunden quälten, schienen sich minütlich
zu verstärken. Und als Master Cain mich wie jeden Abend fragte, ob ich mit ihm
speisen würde, versuchte ich mich herauszureden, da ich weder Appetit hatte,
noch schaffte ich es aufgrund meines doch ziemlich angeschlagenen
Gesundheitszustand mich wirklich zusammenzureißen, weswegen die Müdigkeit ein
formidabler Gegner wurde. Schließlich hatte ich die letzten Tage insgesamt nur
wenige Stunden geschlafen und das, gemeinsam mit dem schmerzenden Husten,
welchen ich mir wahrscheinlich an Allys Todestag zugezogen hatte, zerrte an mir.
„Master Cain, ich würde Euch wirklich sehr gerne Gesellschaft leisten, jedoch
hab ich kein Bedürfnis etwas zu mir zu nehmen.“ „Aber Riff, du musst doch
was essen.“ „Master Cain, dürfte ich mich bitte zurückziehen? Ich würde
mich gerne hinlegen und etwas schlafen.“ Er blickte mich einige Augenblicke
mit vor Wut funkelnden Augen an, doch dann erschien ein enttäuschter Ausdruck
darin. Dieser Blick grenzte schon an Erpressung. Was mussten mich Master Cains
Augen auch immer so aus der Bahn werfen?
Gerade als ich nachgeben und mich zu ihm setzen wollte erbebte mein Körper
unter einem erneuten Hustenanfall, kaum daß ich mein Taschentuch aus der Tasche
ziehen und vor den Mund halten konnte. Meine Brust schien zerreißen zu wollen
und der starke Schmerz trieb mich auf die Knie. Entsetzt sprang Master Cain auf
und eilte zu mir, hielt meine Schultern und drückte mich an seine schmale
Brust. „Riff, entschuldige. Wenn du dich zurückziehen willst, dann mach nur.
Es ist nichts dabei. Du kannst nachdem du dich ausgeschlafen hast etwas
essen.“
Ich warf einen kurzen Blick auf mein weißes Tuch und ließ es dann so
unauffällig wie möglich in meiner Jackentasche verschwinden. Ich fühlte mich
ausgelaugt und schwach. „Mein Gott Riff, du zitterst am ganzen Körper. Ist
dir kalt? Los, leg dich hier ins Bett. Ich will deinen Zustand unter Kontrolle
haben.“ „Aber Master Cain…,“
Wütend fauchte er mich an und zwang sich offensichtlich dazu mich nicht
durchzuschütteln. „Verdammt noch mal Riff, du wirst gefälligst tun was ich
dir sage. Ich bin hier der Count und du nur der Butler. Hast du das verstanden?
Oder muss ich doch Onkel Neals Bitte nachkommen und mir einen richtigen Butler
suchen? Also Marsch hinlegen. Sofort.“ Ich deutete auf meine Kleidung während
ich mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen konnte. „So?“ Einige Sekunden
blickte er mich nur verwirrt und verständnislos an, doch dann erhellte sich
sein Gesicht und ein leichtes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen.
„Was?..., Ach warte ich hole dir deinen…,“ Ich unterbrach ihn kurzerhand.
Mein Schlafgewand konnte ich mir auch selber holen. So krank war ich dann auch
nicht. „Das braucht ihr nicht Master Cain. Ich kann selber…,“ Diesmal
unterbrach er mich mitten im Satz. „Riff, beginn schon mal dich aus deinen
Klamotten zu schälen. Ich hole deinen Schlafanzug. Keine Widerrede.“
Bevor ich reagieren konnte lief er schon aus dem Zimmer und über den Gang zu
meinen momentanen Räumen. Na prima. Wie es schien hatte ich Master Cain
wirklich besorgt, dabei war dies das Letzte was ich wollte. Der Hustenreiz wurde
wieder unerträglich und ich bellte in meine Hand, zog dann das Tuch aus der
Tasche und wischte mir das Blut von den Fingern. Danach begann ich Master Cains
Befehl zu befolgen und begann mich auszuziehen. Jedoch kam ich nicht weit. Kaum
hatte ich den Knoten der Krawatte gelöst als er schon mit meinem Schlafgewand
im Zimmer stand. „Du bist ja immer noch angezogen.“
Leise schob er die Tür ins Schloss, legte die Kleidungsstücke auf das breite
Bett und sah mich mit einer Mischung aus Verständnis und Sorge an. „Du bist
sicher erschöpft.“ Bevor ich irgendwie reagieren konnte begann er damit die
Knöpfe meiner Weste und die des Hemdes zu öffnen. „Master Cain.“ „Gib
Ruhe und lass mich nur machen.“ Ich ließ ihm nur zu gern seinen Willen. Seine
kühlen Finger fühlten sich angenehm auf meiner erhitzten Haut an. Sacht fuhr
er mein Schüsselbein entlang. „Du hast abgenommen. Das macht deinem
begehrenswerten Körper jedoch keinen Abbruch.“ Wie ein leichter
Frühlingshauch strichen seine Lippen meinen Hals entlang, während er mir das
Hemd von den Schultern schob, bevor er sich von mir entfernte, mich kurz
anlächelte und mir schweigend in das Oberteil meines Schlafanzugs half.
Einerseits widerstrebte es mir sehr, ihn jetzt einfach von mir zu lassen,
andererseits war ich froh, da ich einfach nur erschöpft war und mich krank
fühlte. Deswegen war ich mir nicht sicher, ob ich die Intimitäten verkraften
würde. Nachdem ich Master Cain trotz seiner Proteste in dessen Schlafgewand
geholfen hatte, machten wir es uns auf der breiten Bettstatt bequem.
Enganeinander geschmiegt, seinen warmen Atem auf meiner Brust und den schlanken
Körper in den Armen, schlief ich wenige Minuten später erschöpft ein. Erst
eine Stunde später wachte ich wieder auf, da mein Hals brannte und mir ein
Hustenreiz in der Brust steckte. Wenn ich wirklich wieder beinahe stündlich
wegen der Erkältung erwachte, würde ich über kurz oder lang Master Cain auch
wecken.
So leise ich konnte schlängelte ich mich unter ihm hinaus, schlüpfte in meinen
Morgenmantel und tapste langsam durch den Raum. Vorsichtig schloss ich die Türe
hinter mir und eilte hinunter in die Küche. Dort machte ich mich daran mir
etwas Tee zu bereiten. Während ich darauf wartete, daß das Wasser heiß wurde
setzte ich mich an den Tisch. Der Husten klang trocken und tief aus der Brust
heraus. Es bedurfte keiner medizinischen Kenntnisse um herauszuhören, daß es
sich nicht um eine einfache Erkältung handelte, was mir die kleine Blutspur
Abends im Taschentuch noch bewiesen hatte. Doch was sollte ich tun? Einfach ins
Bett legen und mich auskurieren war in den nächsten Wochen nicht machbar.
Währe die gesamte Dienerschaft anwesend, dann währe das ja etwas anderes.
Mister O´Connor würde sich um sämtliche Belange so zuverlässig kümmern wie
er es immer tat wenn ich nicht anwesend oder gesundheitlich angeschlagen war,
wobei letzteres seltener war. Aber so blieb mir nichts anderes über als mich
zusammenzureißen und weiterhin so gut es ging, meinen Job zu machen.
Sekundenbruchteile wurde mir schwarz vor Augen und ich musste mich am Tisch
abstützen um nicht zu stürzen. Ich fühlte mich als stünde mein Körper in
Flammen, dennoch lief mir eine Gänsehaut. Das Atmen fiel mir mit jedem Zug
schwerer und ich zog meinen Morgenmantel fester um meinen zitternden Körper.
Typische Fiebersymptome. Vielleicht sollte ich ja Morgen bevor Master Cain
erwachte zum Doktor gehen und ihn fragen ob er etwas gegen Grippe hatte, denn so
wie ich mich im Moment fühlte konnte ich meinen Pflichten nicht wirklich
nachgehen.
Das Pfeifen des Wasserkessels riss mich aus meinen Gedanken und ich
konzentrierte mich auf mein Tun, bis ich ein leises Räuspern hinter mir
vernahm. Langsam wandte ich mich um. „Was tust du hier?“ Verschlafen rieb
sich Master Cain die Augen. „Ich mache mir etwas Tee. Wollt Ihr auch eine
Tasse?“ Er überdachte meinen Vorschlag und nickte nach einigen Augenblicken.
Ich richtete ihm auch eine Tasse her und wir setzten uns an den Küchentisch, an
dem normal die Angestellten zum essen verweilten.
„Sag mal Riff, warum bist du überhaupt wach? Du warst doch so müde.“
„Ich konnte nicht länger schlafen. Mein schmerzender Hals und der Husten
haben mich geweckt. Es tut mir leid, wenn ich nicht genügend Acht gab und Euch
geweckt hab Master Cain.“ „Hast du nicht. Aber mir fiel einfach auf, daß du
nicht mehr bei mir warst und dann hab ich mich einfach auf den Weg gemacht und
nach dir gesucht.“ „Aber…,“ Ein leises Klicken ließ mich aufhorchen. Es
hatte sich angehört wie eine Tür, die geöffnet wurde. Langsam stand ich auf
und lauschte ob ich noch etwas hören würde, als sich die Tür, welche die
Küche von dem kleinen Vorraum trennte öffnete.
Master Cain und ich hielten die Luft an und warteten wer sich hier
hereinschlich. Erstaunt blickte ich die Person an, die leise aufschrie als sie
uns entdeckte.
„Martha? Was tust du hier?“ „Das könnte ich dich genauso fragen Junge.“
„Martha! Was tust du mitten in der Nacht hier im Haus, obwohl ihr Angestellten
doch zuhause bleiben solltet.“ „Sei doch nicht so ruppig Riffuel.“ Sie
hatte Riffuel gesagt, was schon immer ein Zeichen dafür war, dass ich es
geschafft hab sie aufzuregen und im Nachhinein fand selbst ich, dass ich zu laut
geworden war, aber ihr Erscheinen hatte mich doch sehr aus dem Konzept gebracht.
Ich atmete kurz durch, blickte zu Master Cain, der schweigend am Tisch saß und
mit funkelnden Augen zusah, während er weiterhin seinen Tee trank. Ihn schien
diese Situation ja sehr zu amüsieren. Ich seufzte leise bevor ich mich wieder
an die Köchin wandte. „Entschuldige bitte, aber würdest du mir jetzt bitte
verraten weswegen du hier bist?“ Sie nickte nur, ging zum Herd, legte noch
etwas Holz nach und stellte Frisches Wasser auf unterdessen sie mir eine
Erklärung gab, während ich mich an die Tür lehnte, da es mir wieder ziemlich
schwummerig wurde.
„Ich war vor drei Tagen bei meiner Schwester und habe abends auf dem Heimweg
Licht gesehen. Deswegen war ich gestern Abend noch mal hier und heute ebenso und
als ich Licht in der Küche sah kam ich rein um nach dem Rechten zu sehen. Das
ist alles. Aber Junge, warum seit ihr denn schon zurück und...“ Sie griff
nach der Kerze, die auf dem Tisch stand und hielt sie mir nahe ans Gesicht bevor
sie fortfuhr. „Wie siehst du denn aus? Bist du krank?“
Ich schüttelte den Kopf, doch sie hielt mir eine Hand an die Stirn und runzelte
dann selbige. „Du hast hohes Fieber.“ Ich wandte mich ab und hustete, doch
noch bevor ich das mit Blut beschmutzte Taschentuch wieder verschwinden lassen
konnte, hatte sie es mir entwunden und blickte es einige Augenblicke schweigend
an. „Junge, wie lange hustest du schon Blut?“ Ich überlegte ob ich mir eine
Ausrede einfallen lassen sollte, doch da mir keine Idee kam gab ich einfach
alles zu. Mir war schlecht und schwindlig und ich fühlte mich unendlich
schwach. Leise, damit diese Schwäche sich nicht in meiner Stimme abfärbte
antwortete ich ihr. „Seit heute Abend.“ „Du legst dich augenblicklich hin.
Ich werde dir erstmal einen stärkenden Eintopf kochen.“
Kurz schüttelte ich nur den Kopf, was ich aber augenblicklich wieder bereute,
da sich meine Schmerzen verstärkten. „Martha, ich kann mich nicht einfach
hinlegen. Wie dir sicherlich nicht entfallen ist, es ist niemand sonst hier. Ich
muss mich doch weiterhin um Master Cains Belange kümmern.“ Der Blick, den sie
mir zuwarf, zeigte mir, dass sie momentan sehr an meinem Geisteszustand
zweifelte. „Das Niemand von den Bediensteten hier ist, ist Nebensache.
Außerdem kann ich mich ja jetzt um den jungen Herrn kümmern und du kurierst
dich aus.“
Eigentlich wollte ich weiterhin widersprechen, doch just in diesem Moment wurde
mein Körper von einem weiteren starken Hustenanfall heimgesucht. Meine Brust
schien zu zerspringen und schmerzte schrecklich. Ich sackte zusammen, versuchte
mich noch am Türrahmen festzuhalten, doch dann wurde mir schwarz vor Augen und
ich verlor die Besinnung.
So, das wars schon. Die Zeit vergeht, das nächste Kapitel ist dann eh schon das
Letzte. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch kurz in Kapitel 13 reinschmökern
würdet wenns fertig ist.
Liebe Grüße
FuYu
Kapitel 13: Genesung
--------------------
*Fürchtet euch! Geratet in Panik, FuYu ist wieder da!*
Hallo zusammen.
Kennt mich noch irgendwer?
Es tut mir Leid. Wirklich leid, aber bei diesem Kapitel kam soviel zusammen. Als
erstes waren da einige Stunden recherche in sachen Heilpflanzen. Dann hab ich
meine Unterlagen verlegt. Über drei Wochen hab ich sie gesucht und nicht
entdeckt. Dann war die Datei irgendwo im Nirvana verschwunden was für mich
bedeutete, meine Handgeschriebenen Notizen wieder hervorzukramen und ein zweites
Mal abzutippen und außerdem hatte ich zwischendurch ein God Child-Tief, was
leider noch anhält.
Irgendwie hatte ich auch keine Zeit für "Alles was zählt", da ich
zwischendurch eine andere Ff begonnen hatte bei der ich zur Zeit besser voran
komme, und ich war oft krank und dann noch die Vorbereitungszeit in Sachen
Animuc 09 und Connichi 09. Nebenbei hatte ich in diesem Jahr noch einige
Familienfeste auszurichten. Ich bin total gestreßt, totmüde und mir ging
irgendwie auch total die Zeit aus. Wobei ich zugeben muß, daß das Kapitel
schon seit ein paar Wochen fertig ist aber noch nicht überarbeitet wurde und
ich das eben erst erledigt habe.
Gomen. -.-
Nun ja, eigentlich hätte es ja das letzte Kapitel sein sollen, aber es wird
doch noch ein 14. geben, da ich Riff die Grippe doch überleben lasse. Es hat
irgendwie länger gedauert ihn wieder aufzupäppeln. *.*
Zuerst hatte ich geplant das Ende und das Gesund werden in ein Kapitel zu
packen, aber das währe dann etwa doppelt so lange geworden als alle anderen und
da fand ich dann auch..., ehrlich gesagt..., doof. Ich hab einige Tage
überlegt, wo ich den Cut setze. Ja, ich höre jetzt schon den Aufschrei in
sachen Böser Cliffi, aber ein bisschen Spannung muß sein. XD
Und nun holt euch einen bequemen Stuhl und eine Packung Popcorn.
Viel Spaß beim Lesen von Kapitel 13.
Kapitel 13 –Genesung-
Als er plötzlich zusammenbrach dachte ich mein Herz höre für einen Augenblick
auf seinen Dienst zu tun. Währe Martha nicht mit ihrer Erfahrung gewesen,
währe ich bestimmt dem Wahnsinn verfallen. Doch sie schaffte es Riff nach
einigen Minuten zumindest soweit wieder zu sich zu bekommen, so daß er, zwar
schwer auf uns gestützt, selbstständig in sein Zimmer gehen konnte. Dort
verfrachteten wir ihn in sein Bett und während sich Martha wieder in die Küche
begab um einen Kräutertee und eine Suppe zuzubereiten, blieb ich an seiner
Seite und hielt wache, unterdessen Riff einschlief.
Riff schien von schlechten Fieberträumen geplagt zu werden. Seine Hand, welche
neben seinem Gesicht auf dem Kissen ruhte, zuckte und ballte sie immer wieder zu
einer Faust, sein Atmen ging stoßweise und seine Haut glühte regelrecht. Eilig
lief ich in die Küche hinab. „Martha, er glüht. Was soll ich tun?“ Mit
einem beruhigenden Lächeln drückte sie mir eine Schüssel Wasser und einige
Tücher in die Hand. „Kühlen Sie seine Stirn, den Hals und die Brust.“ So
schnell es ging, ohne jedoch das Wasser zu verschütten, eilte ich zu Riff
zurück, stellte die Schüssel auf das Nachtkästchen und legte ihm ein feuchtes
Tuch auf die Stirn. Es wunderte mich dabei schon etwas, daß ich kein Zischen
vernahm. Danach nahm ich einen zweiten Lappen und begann seinen Oberkörper
abzuwaschen. Zwischendurch wusch ich immer wieder das Tuch von seiner Stirn aus
und legte es dann wieder darauf zurück.
Die restliche Nacht und den gesamten nächsten Tag schlief er, bis auf einige
kurze Augenblicke. Es wurde wieder Abend als Riff die Augen einen spaltbreit
öffnete und mich kurz musterte. Seine Stimme klang erschöpft und war kaum mehr
als ein Hauchen. „Master Cain, geht bitte schlafen. Ihr werdet Euch sonst noch
bei mir anstecken.“ Es wunderte mich irgendwie überhaupt nicht, dass er nur
meinen Gesundheitszustand im Kopf hatte. Das war so typisch für ihn, weswegen
ich ihm trotzig antwortete. „Na und?“ Er lächelte mich kurz an und schlief
wieder ein.
Noch immer hatte er hohes Fieber, dennoch war es in den letzten Stunden etwas
gesunken. Die Tür wurde geöffnet und Martha kam von Jezebel gefolgt herein.
„Sir, Sie müssen sich jetzt hinlegen. Ich werde mich die nächsten Stunden um
ihn kümmern.“ Ein Gähnen unterdrückend widersprach ich meiner Köchin, doch
diese blickte mich nach meiner Antwort nur missbilligend an. „Ich bin nicht
müde. Ich werde bleiben.“ „Werden sie nicht. Doktor, sagen sie doch auch
etwas.“ Der Blonde rückte seinen Zwicker zurecht, bevor er mich mit seinem
väterlichen Unterton beinahe zum Wahnsinn trieb. „Nun Cain, sie hat Recht.
Riff hat wahrscheinlich nur eine leichte Grippe, doch da er sich die letzten
Tage nicht schonte ist das Fieber so stark ausgebrochen. Wenn du dich jetzt
nicht schonst, können deine Abwehrkräfte nichts gegen die Viren machen und du
wirst über kurz oder lang mit den gleichen Symptomen wie Riff im Bett liegen.
Glaubst du das währe in Riffs Sinn?“ Eigentlich hatte ich vor dem Doktor mit
einem „Na und“ zu antworten, doch der letzte Satz fuhr mir durch den Körper
und ich stand auf. „Martha wecken sie mich bitte in vier Stunden.“
Mit einem erleichterten Lächeln nickte Martha während sie zustimmte.
„Selbstverständlich Sir. In Ihr Zimmer hab ich eben einen Teller Eintopf
reingestellt. Essen Sie diesen noch solange er heiß ist.“ Ich nickte und ging
zur Tür. Als ich Marthas leise Stimme hörte, blieb ich lauschend an der Türe
stehen. „Riffuel? Wach auf. Riffuel.“ Riffs Antwort war kaum hörbar,
dennoch vernahm ich die darin liegende Verwunderung. „Mutter?“ „Riffuel,
ich bin es. Martha.“
Langsam wandte ich mich um und sah zu, wie Martha sich zu Riff hinunterbeugte
und ihm sanft die verschwitzten Haare aus dem Gesicht strich. „Martha, was
machst du hier?“ Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln während sie ihm
noch immer durch sein helles Haar fuhr. „Junge, du bist krank. Hier iss
etwas.“ Er schüttelte kaum merklich den Kopf, bevor er erschöpft
Widersprach. „Keinen Hunger.“ „Junge, du musst essen. Würden Sie mir
helfen?“ Der Doktor setzte sich an den Bettrand und half Riff sich
aufzusetzen. „ Nein, nein Riffuel nicht wieder einschlafen. Erst essen.“
Nachdem Martha ihm drei Löffel ihres Eintopfs eingeflösst hatte, schlief er,
nach einem erneuten Hustenanfall wieder ein und Jezebel erhob sich. „Ich werde
eine Arznei bereiten, die den Husten lindert.“ Sie nickte ihm dankbar zu und
kümmerte sich dann weiter um Riff. Sanft strich sie ihm zum wiederholten Male
eine der verschwitzten Strähnen aus der Stirn und nahm seine Hand in die
ihrige. Leise und beruhigend begann sie auf ihn einzureden. „Ach Junge, warum
hörst denn niemals auf Menschen die es gut mit dir meinen?“
Langsam, die aufwallende Wut unterdrückend, wandte ich mich ab, schloss leise
die Tür und ging eiligst zur meinen Räumen, wo ich mich ans Fenster stellte,
dieses öffnete und in die Dunkelheit hinausblickte. Ein Seufzen unterdrückend
wandte ich der Nacht den Rücken zu und erblickte den Teller mit Eintopf, den
Martha für mich hergerichtet hatte. Kaum waren meine Gedanken wieder bei der
Köchin angelangt, als die Wut wieder hoch schwemmte. Wie konnte sie es wagen
Riff ohne meine Erlaubnis zu berühren? Blitzschnell griff ich nach dem Teller
und warf ihn in hohen Bogen aus dem Fenster. Sollten sich doch die Ratten um den
Fraß kümmern.
„Was macht dich so rasend Cain? Etwa die Tatsache, dass Martha ihm näher
steht als du?“ „Doktor, wie kommen Sie auf den Gedanken, dass ich wütend
währe? Außerdem was suchen sie in meinen Räumen?“ Er zuckte leicht mit den
Schultern als er mir antwortete. „Eigentlich wollte ich nur fragen, ob du mir
eine kleine Menge von deinem Aconitin überlässt.“ Was hatte er denn damit
vor? Hatte er nicht irgendwas davon gefaselt dass er ein Medikament herstellen
wollte? “Wofür brauchen Sie es?“ Er zuckte kurz mit den Schultern, während
er mir offen antwortete, was mich doch ziemlich wunderte. „Ich bin gerade
dabei ein Inhalat für deinen Butler herzustellen und dafür brauche ich
ungefähr ein Milligramm Aconitin, ach und wo ich schon dabei bin, etwas
Berberin bräuchte ich ebenfalls.“
Für wie dämlich hielt mich der Blonde? Als würde ich ihm die Ausrede mit dem
Inhalat abnehmen. Er verlangte immerhin eines der für Menschen tödlichsten
Gifte. Ich kam nur zu einem Schluss, welchen ich dem Doktor auch gleich an den
Kopf warf. „Wollen sie Riff etwa vergiften?“
Das abfällige Grinsen brachte mich zur Weißglut und ich musste mich sehr
zusammenreißen um Jezebel nicht an den Hals zu springen. „Aber nicht doch. Du
müsstest eigentlich wissen, dass Aconitin erst ab einer Dosis von 5 Milligramm
für einen erwachsenen Menschen tödlich ist. In kleineren Mengen jedoch
fördert es die Heilung von Rheuma und was in unserem Fall wichtiger ist,
Erkältungen, während das Gift des Schöllkrauts krampflösend wirkt. Du
brauchst dir also keine Sorgen machen, da ich ihm nur ein Inhalat verabreiche,
wird die Menge an Giftstoffen, die Riff aufnimmt minimal sein.“ Schweigend
musterte ich den Arzt einige Augenblicke, doch dann verließ ich das Zimmer um
aus meinem Giftschrank die geforderten Bestandteile des Inhalats zu holen.
Ich traute dem Doktor momentan nicht weiter als ich einen Penny spucken konnte,
deshalb würde ich ihm die gewünschten Gifte nur in einer ungefährlichen Menge
zur Verfügung stellen. Außerdem würde ich ihm während der Herstellung nicht
von der Seite weichen. Zügig zog ich mir die speziellen, undurchlässigen
Lederhandschuhe, welche immer bereitlagen, über und maß jeweils drei
Milligramm ab. Diese wickelte ich in je ein kleines Blatt Papier und schob sie
in meine Tasche. Dann eilte ich regelrecht wieder hinauf zum Doktor, der
zwischenzeitlich im Flur stand und auf mich wartete.
Schweigend folgte ich ihm in die Küche, wo er schon Riffs Arzttasche stehen
hatte. Zügig maß er von den Giften jeweils ein Milligramm ab und mischte sie
mit einigen von den Kräutern, welche Riff zur Herstellung von Arznei-Tees
verwendete. Unter anderem roch ich Fenchel, Minze und Kamille. Daraus, in
Verbindung mit Wasser und Alkohol, erstellte er einen Auszug, den er in einen
gläsernen Inhalator füllte, noch mal mit Wasser auffüllte und dann erhitzte.
Das Ende verschloss er mit einem Stopfen, damit der Dampf nicht entweichen
konnte und trug das Gefäß hinauf und verschwand dann in Riffs Zimmer.
Nach einigen Minuten kam er wieder zurück und sah mich verwundert an. „Warum
hast du hier draußen gewartet? Wolltest du mich nicht bis zum Schluss
beobachten, damit ich nicht auf die Idee komme ihm etwas anderes als das Inhalat
unterzujubeln?“ Ich schüttelte nur den Kopf und ging in mein Zimmer zurück.
Dort ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen und schlief beinahe
augenblicklich ein.
Noch immer müde öffnete ich die Augen als ich die leise Stimme vernahm.
Irgendwie kam sie mir bekannt vor, doch es war nicht die gewohnte sanfte Stimme,
die mich sonst weckte. Langsam öffnete ich die Augen, blinzelte einige Male bis
ich das Gesicht vor mir genau erkannte. „Martha?“
Mein Blick wanderte zu der kleinen Uhr auf meinen Nachtkästchen und ich schoss
regelrecht hoch. „Martha, hatte ich nicht gesagt, dass ich nach vier Stunden
geweckt werden wollte?“ „Entschuldigt bitte junger Herr, aber Ihr habt so
ruhig geschlafen, dass ich Euch schlafen ließ. Es schien mir, als würdet Ihr
den Schlaf brauchen und da Riffs Fieber schon wieder etwas gesunken ist und er
bisher auch schief, dachte ich Ihr würdet nichts verpassen. Entschuldigt
bitte.“ Der geknickte Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ mich meine schroffen
Worte wieder bereuen. Martha wollte, so wie ich, nur das Beste für Riff und das
musste ich ihr definitiv hoch anrechnen. Schon wieder um einiges ruhiger gab ich
die nächsten Anweisungen. „Ist schon gut. Ich bin in ein paar Minuten fertig,
dann komme ich rüber. Achte bitte weiterhin auf Riff.“ „Natürlich Master
Cain.“
Sie verließ mein Zimmer und ich schnappte mir aus dem Schrank frische Kleidung
und eilte ins Bad. Dort stellte ich mich einige Minuten unter die Dusche,
trocknete mich danach ab und schlüpfte in meine Sachen, ließ die Schleife,
nachdem ich das Seidenband einige Sekunden gemustert hatte, einfach fallen und
eilte in Riffs Räume, während mir kurz durch den Kopf schoss, dass selbst beim
ankleiden ohne Riff etwas fehlte.
In seinem Räumen stand Martha gerade an dem kleinen Tischchen und neugierig,
was die Frau dort tat, ging ich, nachdem ich einen Blick zum Bett geworfen
hatte, zu ihr und sah ihr zu. Sie bemerkte mich sobald ich an ihr vorbeischielte
und lächelte leicht.
„Gut dass Ihr schon hier seid, Sir. Ihr wollt Euch bestimmt die nächsten
Stunden um Riffuel kümmern, nicht wahr?“ Ich nickte und ihr Lächeln wurde um
eine Spur breiter. „Dann werde ich Euch gleich zeigen wie Ihr den Inhalator
benutzt. Oder könnt Ihr das?“ Ich schüttelte den Kopf und sie begann damit
jeden ihrer Handgriffe zu erklären.
„Riffuel muss alle vier Stunden fünf tiefe Züge inhalieren. In den leeren
Inhalator füllen Sie bitte zwei Löffel von diesem Kräutersud hinein, dann
schütten Sie aus der Glaskaraffe Wasser dazu bis der Bauch des Geräts etwa zu
zweidrittel gefüllt ist. Dann stellen Sie ihn hier auf dieses dreibeinige
Metallgestell und entzünden die Kerze. Sobald sich das Wasser soweit erhitzt,
dass es zu dampfen beginnt, stecken Sie diesen Stopfen aus Kork hier vorne in
den Schnabel und warten bis das Wasser-Kräutergemisch komplett verdampft ist.
Dann löscht bitte erst die Kerze, bevor Ihr Riffuel weckt. Achtet darauf dass
er mindestens vier aber höchstens sieben tiefe Züge inhaliert. Er muss durch
den Mund einatmen und durch die Nase aus. Haben Sie noch Fragen?“
Ich schüttelte nur den Kopf und Martha lächelte mich weiter an, während sie
sich bei mir verabschiedete. „Dann lasse ich Euch alleine. Das Inhalat braucht
noch etwa zwei Minuten. Ich kümmere mich währenddessen um etwas zu essen.
Vielleicht schafft Ihr es ja, Riffuel solang wach zuhalten, bis er etwas zu sich
genommen hat.“ Mit diesen Worten verschwand die Köchin aus dem Raum und ich
sah ihr nach, bis die Tür mit einem leisen Klick zuschnappte.
Mein Blick wanderte zu dem seltsamen Gerät und ich musterte es interessiert,
während ich darauf wartete, dass die Flüssigkeit darin verdampfte. Es sah aus
wie ein Glasball, in der Größe einer Kristallkugel, welche Wahrsager benutzen,
an der auf einer Seite ein schmaler Henkel befestigt war, während aus der
anderen Seite ein gläsernes Rohr in den Maßen eines Daumes herausragte. Dieses
Glasgebilde stand momentan in einem Metallring, der auf drei Beinen, über einer
niedrigen Kerze stand. Leise brodelte der letzte Rest der Flüssigkeit und
wandelte sich in Dampf. An Marthas Worte denkend blies ich erst die Kerze aus,
bevor ich, ohne das Gefäß, zum Bett ging und Riff sanft über die Wange
strich.
„Riff, komm zu dir. Wach auf. Ich bin es. Mach die Augen auf. Riff.“ Seine
Lider flatterten und langsam schlug er die Augen auf. Er blinzelte mich einige
Male an, bevor sein Blick klar wurde und er mich matt anlächelte. „Master
Cain. Ihr seid wieder hier.“ „Natürlich. Ich werde dich nicht länger als
nötig allein lassen. Wie geht es dir?“ „Besser.“ „Wirklich.“ Er
nickte nur und ich bemerkte, dass ihm die Augen zuzufallen drohten. „Nicht
einschlafen Riff, du musst noch inhalieren.“ Eilig holte ich den Inhalator und
half Riff dabei sich auf zusetzten, bevor ich ihm das Röhrchen in den Mund
schob und mich neben ihm auf die Bettkante niederließ. „Tief einatmen…,
ausatmen…, einatmen…, ausatmen…,ein…, aus…, ein…, aus…, ein…,
aus.“ Riff schob meine Hand mit dem Glasgefäß weg. „Nicht mehr, bitte.“
„So schlimm?“ Riff legte sich wieder hin bevor er leise antwortete. „Es
schmeckt widerlich.“ Er lächelte mich leicht an und auch ich lächelte ihn,
aufgrund seiner Bemerkung, an. Riff unterdrückte ein Gähnen und ich strich ihm
eine verirrte Strähne seines hellen Haares aus der Stirn. „Noch sehr
müde?“ „Alles ist irgendwie anstrengend.“
Ihm fielen die Augen zu und ich machte es mir auf dem Stuhl bequem, der neben
dem Bett stand. Einige Minuten sah ich ihm beim Schlafen einfach nur zu. Es war
ein ungewohntes Bild, da er sonst immer um mich herum war, um mir zu dienen und
das Leben leichter zu machen. So entspannt hatte ich ihn bisher erst wenige Male
gesehen und wenn es so war, war er immer verletzt oder schwer krank.
Ich unterdrückte ein Seufzen. Würde ich es wirklich schaffen ihn an meiner
Seite zu halten oder würde ihn mein Gift töten und in den Abgrund stoßen. Ich
wusste keine Antwort darauf, doch quälten mich Schuldgefühle, da es ihm, je
länger wir gegen meinen Vater Krieg führten, immer öfter sehr schlecht ging.
Hätten wir unseren normalen Tagesablauf, dann währe es schätzungsweise nicht
annähernd so schlimm. Doch immer wurde er verletzt, weil er mich vor meinem
verfluchten Blut beschützte. Oder er erkrankte, weil er sich aufopfernd um mich
kümmerte und dabei seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellte. Er war einfach
ein unverbesserlicher, dafür aber umso liebenswerterer, Dummkopf.
Die Tür öffnete sich und Martha kam mit einem Topf und zwei Tellern zusammen
mit dem nötigen Besteck herein. „Master Cain, hat es funktioniert?“ „Ja,
Riff war ein braver Patient.“ Sie grinste und stellte ihre Ladung auf den
Tisch unterm Fenster. „Ich nehme den Inhalator mit und reinige ihn. Würde Sie
sich bitte darum kümmern, dass Riffuel etwas isst?“ „Natürlich. Ach
Martha, könntest du in der Bibliothek ein Buch für mich holen? Es ist eines
mit schwarzen Einband und es liegt auf dem Tischchen neben dem Fenster.“
„Natürlich Sir.“
Langsam öffnete ich die Augen und blickte mich, nachdem sich mein Blick
geklärt hatte, um. Martha saß gemeinsam mit dem Doktor am Tisch, welcher
unter dem Fenster stand und schien sich angeregt, jedoch zu leise um etwas zu
verstehen, zu unterhalten. Noch immer fühlte ich mich schlapp, jedoch war die
übermäßige Müdigkeit, ebenso wie die starken Brustschmerzen, verschwunden.
Hals und Rachen waren staubtrocken und brannten. Als ich versuchte auf mich
aufmerksam zu machen, kam nur ein leises Krächzen hervor.
Klasse. Dank der Krankheit schien ich meine Stimme so ziemlich verloren zu
haben. Doch das dürfte in den nächsten Stunden wieder besser werden. Zumindest
hoffte ich es. Das Krächzen wiederum war Geräusch genug um von Martha gehört
zu werden, da sie sich zu mir umwandte und der fragende Ausdruck aus ihrem
Gesicht verschwand und Freude platz machte, was ihre nächsten Worte noch
bestätigten.
„Junge, du bist ja wach. Wie geht es dir? Komm trink einen Schluck Tee. Er ist
noch warm und wird dir gut tun.“ Sie hielt mir eine Porzellantasse mit einem
Gebräu unter die Nase, welches mich der Farbe nach sehr an Spülwasser
erinnerte. Der Geruch von Fenchel, Lindenblüten und Anis schien mich zu
überwältigen und drehte mir den Magen um. Konnte sie mir nicht einmal keinen
Gesundheitstee einflössen, sondern einfach nur einen schwarzen oder von mir aus
auch einen Hagebuttentee? Auch einfaches, heißes Wasser währe mir momentan
lieber gewesen. Deshalb schob ich die Tasse zu Seite und schüttelte den Kopf.
„Aber Junge, du musst doch. Es tut dir gut und unterstützt die Heilung.“
Ich räusperte mich und leise wie ein Frühlingshauch kamen die ersten Worte
kaum hörbar über meine Lippen. „Ist egal.“ „Junge…,“
Martha stockte, roch an dem Tee und wandte sich dann mit einem fragenden Blick
an den Blonden, der noch immer am Fenster stand und uns mit einem
undefinierbaren Blick musterte. „Doktor, sind in dem Tee Lindenblüten
drin?“ „Natürlich. Die gehören in einen Bronchial-Tee, der nebenbei auch
wirken soll, hinein.“ Sie drehte sich wieder zu mir, musterte mich einige
Augenblicke und lächelte mich danach verstehend an. „Junge, wenn du eine
Tasse davon zu dir nimmst und versuchst sie bei dir zu behalten, werde ich dir
eine ganze Kanne Früchtetee machen. Und zwar von meiner selbst
zusammengestellten Spezial-Mischung.“
Na, das war doch ein Wort. Brav ließ ich mir das Gebräu einflößen, kämpfte
gegen den Brechreiz an und schaffte es gerade so, den Tee bei mir zu behalten.
Wie konnte sie mir das nur antun, wo sie doch genau wusste, wie sehr ich den
Geschmack der aufgekochten Lindenblüten verabscheute, ja regelrecht hasste.
Schon als Kind möchte ich ihn nicht, konnte aber damit leben eine Tasse am Tag,
während Erkältungen, zu mir zu nehmen, bis zu jenem Tag, an dem meine Mutter
mich pflegte und mir jede Stunde eine Tasse einflößte. Seit diesem Tag dreht
es mir schon bei dem Gedanken daran den Magen um und bisher hatte ich es immer
geschafft einen großen Bogen um diese Art von Tee zu machen.
Ich schloss die Augen und versuchte den widerwärtigen Geschmack zu ignorieren,
der erst nach einigen Minuten abflaute, als mir der Geruch von Frühlingsblumen
in die Nase stieg. Martha war mit einer Kanne ihres speziellen Tees
zurückgekehrt. Vorsichtig half sie mir dabei mich aufzusetzen und hielt mir
eine Tasse hin. „Hier mein Junge trink das. Du musst dich ja dank deines
langes Fiebers wie ausgedörrt fühlen.“ Genüsslich atmete ich tief ein und
ließ den angenehmen Duft kurz auf mich wirken, bevor ich einen vorsichtigen
Schluck zu mir nahm. Welch angenehmer, weicher, regelrecht blumig-fruchtiger
Geschmack. Kaum hatte ich die Tasse geleert, als ich versuchte mich wieder
verständlich zu machen.
Ich räusperte mich mehrmals, bis ich meine Stimme wieder einigermaßen unter
Kontrolle hatte, wobei sie mit jedem Wort etwas stärker wurde. „Martha wie
lange war ich bettlägerig?“ „Nun, einige Zeit.“ Das war mehr als eine
Antwort. Wenn Martha sich so anstellte und eine klare Antwort schuldig blieb,
musste es eine ziemliche Zeit gewesen sein. Ich versuchte mich zu erinnern und
schätzte dass ich höchstens drei Tage im Bett verbracht hatte. Dennoch
drängte ich die Köchin dazu mit eine anständige Antwort zu geben. “Martha,
wie lange?“ Sie seufzte lautstark bevor die Kleinbei gab und mir antwortete.
„Vor fünf Tagen bist du zusammengebrochen.“
Das erstaunte mich jetzt schon. Solange hatte ich mich nicht mehr um Master
Cains Belange gekümmert? Das musste geändert werden. „Fünf Tage? Ich
muss…,“ Ungehalten fauchte Martha mich an, während sie versuchte mich davon
abzuhalten mich aufzurichten. „Gar nichts musst du!“ „Aber, Master
Cain…,“ Grantig unterbrach sie mich und blaffte mich an. „Der ist die
letzten Tage auch ohne dich ganz gut zurechtgekommen Also bleib gefälligst
liegen, oder willst du unbedingt einen Rückfall erleiden?“
Darauf konnte ich natürlich dankend verzichten, dennoch schien es mir
unangebracht Master Cain im Unklaren zu lassen. Deswegen widersetzte ich mich
Marthas gut gemeinter Anordnung, schlug die Decke zurück und wollte mich
erheben, doch kaum, dass ich mich aufgesetzt hatte, begann sich die Welt vor
meinen Augen zu drehen und ich musste gegen die plötzliche Übelkeit
ankämpfen. Sekundenbruchteile wurde es mir schwarz vor Augen und die Welt
schien in weite Ferne gerückt. Meine Wahrnehmung war einige Augenblicke total
verzerrt und erst als ich ein paar warme Hände auf meinen Schultern spürte,
welche mich zurück in die Kissen drückten, wurde mein Denken wieder klarer,
was ich jedoch sofort bereute, da ich mir eine Standpauke anhören durfte.
Während Martha mir, unter anderem, lautstark an den Kopf warf, ich währe ein
verantwortungsloser, sturer Tunichtgut, an dem jeder Funken Sorgen verschwendet
währe, verschwand der Doktor mit einem leichten Grinsen, welches fast
schadenfroh aussah. Er schien sich ja sehr darüber zu amüsieren, dass ich wie
ein kleiner Junge von Martha ausgeschimpft wurde.
Wenige Minuten später wurde Marthas Schimpftriade unterbrochen, da die
Zimmertüre aufgerissen wurde und Master Cain fast schon hereingestürmt kam.
„Du bist wirklich wieder wach.“ Ich setzte mich vorsichtig auf, kämpfte
einige Sekunden gegen meinen Körper und lächelte, sobald ich mich wieder
vollkommen unter Kontrolle hatte leicht. „Master Cain.“ Seine Augen
funkelten, als er sich an die Köchin wandte. „Martha, Riff muss was essen.“
„Natürlich Sir.“
Sie verließ das Zimmer, nachdem sie mir kurz durchs Haar fuhr und Master Cain
setzte sich an die Bettkante. Sacht fuhr er mir mit einem Finger über die
Wange, sah mich mehrere Minuten einfach nur schweigend an, warf sich mir dann
ganz plötzlich um den Hals und küsste mich stürmisch. Erst nach einigen
Minuten ließ er von mir ab, entfernte sich aber nicht von mir und hauchte die
nächsten Worte gegen meine Lippen. „Endlich geht es dir besser. Ich hab mir
solche Sorgen um dich gemacht. Am Anfang sah es sehr schlecht um dich aus. Riff,
es tut mir leid.“ „Was tut Euch leid?“ „Nur wegen mir, meinem Kampf
gegen meinen Vater und weil du mir jeden Wunsch von den Augen abliest wirst du
verletzt und krank.“ „Redet keinen Unsinn Master Cain. Ich tu genau das was
ich möchte. Ich hab momentan nur eine kleine Pechsträhne.“
Er rückte ein kleines Stück von mir weg, um mir ins Gesicht sehen zu können.
In seinem Blick konnte ich herauslesen, daß er im Moment darüber nachgrübelte
ob mir das Fieber mein Gehirn weggedörrt hatte. Ein beruhigendes Lächeln auf
den Lippen strich ich durch sein seidiges schwarzes Haar, doch nach einigen
Augenblicken packte er mein Handgelenk und sah mich durchdringend an. „Du
solltest dich wieder besser wieder hinlegen. Du musst dich auf alle Fälle noch
einige Zeit schonen.“ „Wie Ihr wünscht Sir.“
Ich war froh, als ich mein Kissen wieder unter mir spürte. Die paar Minuten
aufrecht sitzen, waren doch sehr anstrengend gewesen. Ich beobachtete Master
Cain wie er sich einen Stuhl ans Bett zog und es sich darauf bequem machte.
„Sir, würdet Ihr mir bitte mitteilen was alles während der letzten Tage
geschehen ist?“ „Nun Riff, da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.“
Er begann damit, wie er, gemeinsam mit Martha, mich aus der Küche in mein
Zimmer schleppte, da ich mich nicht wirklich daran erinnern konnte, erzählte,
wie er die erste Nacht über meinen Schlaf gewacht hatte und danach den Doktor,
wegen den Giften verdächtigt hatte mir etwas anzutun und danach abwechselnd mit
Martha über meinen Zustand gewacht hatte. Wir wurden nur ein paar Minuten von
Martha gestört, die mit einer kräftigen Geflügelbrühe hereinkam und uns ans
Herz legte, es nicht zu übertreiben, da meine Gesundheit, ihrer Meinung nach,
noch auf ziemlich wackligen Beinen stand.
Heute war Riff das erste Mal, seit Martha ihn ins Bett gesteckt hatte, wieder
auf den Beinen und saß nun bei mir in der Bibliothek. Während er das
Kätzchen, welches ich gestern Abend für Merry besorgt hatte, und das nun
zusammengrollt auf seinem Schoß lag und schnurrte, hinter den Ohren kraulte,
hörte er mir schweigend zu, da ich ihm einen Vorschlag unterbreitete. „Nun,
was hältst du davon? Es wird dir gut tun aus der Stadt heraus zu kommen.“
„Es ist sehr freundlich von Euch Master Cain nur wegen mir so eine Reise in
Erwägung zu ziehen, jedoch würde es doch auch genügen, auf Ihren
familieneigenen Landsitz…,“ „Red keinen Unsinn. Wir werden, sobald hier
wieder alles in geordneten Bahnen verläuft, für zwei drei Wochen in die
Schottischen Highlands reisen oder wir gehen nach Dartmoor. Nur wir beide.“
„Und was wird aus Miss Merry?“ „Tja, Merry hat andere Verpflichtungen.
Oskar kann ja auf sie Achtgeben. Sie wird es verstehen. Wichtig ist jetzt nur,
daß du wieder richtig gesund wirst.“
Es klopfte an der Zimmertür und wir unterbrachen das Gespräch, während Martha
eintrat. „Sir, die Hausmädchen sind angekommen.“ Als Riff das Katzchen
neben sich auf einen anderen Stuhl legte und aufstand, wurde er nur verblüfft
von mir und der Köchin gemustert. „Riff, wo willst du hin?“ „Ich werde
den Damen die Aufgaben zuteilen.“ „Riffuel..., Junge, das brauchst du nicht.
Sie wissen was sie zu tun haben. Außerdem währst du ja eh nicht hier, wenn du
nicht erkrankt währst.“ „Aber ich muss ihnen zumindest mitteilen, daß ich
hier bin und bei Fragen…,“ „Papperlapapp, du musst gar nichts. Es reicht
wenn du nachher mal durch das Haus gehst und sie dich dann zufällig entdecken.
Und sollte es irgendwelche Fragen oder Probleme geben, dann können sie ja mich
fragen. Immerhin war ich, bevor die Küche mein Reich wurde, als Hausmädchen
angestellt.“ Riff sah die Frau ungläubig an. Das schien ein Teil ihres Lebens
zu sein, von dem selbst er nichts wusste. „Wirklich?“ Gut gelaunt lachte
Martha kurz, bevor sie auf Riffs Frage antwortete. „Ja, ich war die ersten
drei Jahr bei deinen Eltern als Hausmädchen tätig. Doch als die frühere
Köchin erkrankte und starb, hatte ich die Aufgabe, bis zum erscheinen einer
neuen Köchin, den Kochlöffel zu schwingen. Deine Eltern jedoch waren über
meine Kochkünste so begeistert, daß sie mich kurzerhand zur Köchin
beförderten. Das war…, uh, wie lange denn schon…, ich denke das war etwa
zwei Jahre bevor du geboren wurdest. Du bist inzwischen 29, also ist es
inzwischen schon mindestens 31 Jahre her. Deswegen kennst du mich auch nur als
Köchin. Hach, an den Kindern merkt man wie man alt wird.“ Das waren doch mal
interessante Informationen bei denen es sich lohnte etwas nachzubohren.
„Martha, du kennst Riff also schon seit seiner Geburt?“ Martha nickte
während sie mich fragend musterte.
„Martha erzählst du mir etwas von Riffs Kindheit?“ „Selbstverständlich
junger Herr.“ Regelrecht entsetzt versuchte Riff die Köchin davon
abzubringen. „Aber Martha…, dass…, dass geht doch nicht. Master Cain
würde sich nur langweilen.“ „Die Entscheidung überlass ruhig mir. Wenn mir
deine Kindheit nicht spannend genug erscheint werde ich es sagen.“ „Ach Sir,
macht Euch darüber keine Sorgen. Riffuel war ein ganz niedlicher, einerseits
ruhiger Junge. Andererseits, konnte er schon ziemlich aufbrausend sein, wenn
jemand in seinen Augen gegen Regeln und seine Wertvollstellungen verstoßen hat.
Er kam einige Male komplett verdreckt nach einer Prügelei heim. Seine Mutter
hat sich dann immer geärgert und ihn gescholten, da er ja die Vorbildrolle für
seinen kleinen Bruder innehatte und sich deswegen wie der Sohn einer
mittelständischen Familie zu benehmen hatte.“
„Martha!“ Die Köchin begann zu lachen, bevor sie zu erzählen begann und
auch ich kämpfte gegen das Grinsen, welches Riffs beschämter Anblick in mir
auslöste, während ich ihr gespannt lauschte, begierig danach, alles über den
Menschen, der für mich wichtiger als mein Leben geworden war, zu erfahren.
Geschlagene vier Stunden musste ich die Peinlichkeiten über mich ergehen
lassen, während sich Master Cain offensichtlich köstlich über meine Kindheit
zu amüsieren schien. Mit erschrecken wurde ich an Begebenheiten erinnert, die
ich zwischenzeitlich schon vergessen oder auch einfach verdrängt hatte. Sei es
nun die Flucht vor dem großen Nachbarshund im Alter von fünf Jahren oder die
Blauen Flecken die ich mir bei den unbeabsichtigten Boxstunden während meiner
Schulzeit zugezogen hatte. Jedoch bestätigte Martha zwischendurch immer wieder,
was für ein braver Junge ich gewesen war. Immer höflich und niemals hatte ich
irgendwelche Streiche ausgeheckt.
Es schien mir als würde Master Cain die Informationen aufsaugen wie
lebenswichtigen Sauerstoff, während es Martha offensichtlich Freude bereitete,
über diese Erlebnisse erzählen zu dürfen. Ich war sicher, solange ich diese
Beiden Personen an meiner Seite hatte, konnte ich alles überstehen. Schweigend
lauschte ich der Erzählung der letzten Jahre in meinem Elternhaus und eine
Frage drängte sich mir auf. Ich brauchte darauf unbedingt eine Antwort und ohne
es zu registrieren war die einzige Person die mir eine Antwort darauf geben
konnte, immer in meiner Nähe gewesen. Kaum hatte Martha geendet als ich beinahe
schon aufsprang und zu ihr hinüber ging.
„Martha, du weißt alles was in meiner Familie vor sich ging. Was ist an
diesem Abend geschehen? Weißt du etwas?“ Sie wandte sich von mir ab und
blickte zu Boden. „Es tut mir leid, aber ich kann dazu nichts sagen.“ „Was
soll das heißen?“ Abrupt drehte sie sich wieder zu mir und fuhr mich an.
„Dass ich es nicht kann und ich werde dir nichts sagen. Sei froh, daß du die
Geschehnisse verdrängt hast. Junge du bist hier doch glücklich. Weshalb
quälst du dich selber mit der Vergangenheit. Lebe in der Gegenwart und denke an
die Zukunft. Die Vergangenheit ist vorbei. Du kannst nichts daran ändern.“
„Das weiß ich selber, aber ich will, nein ich muss wissen warum nur ich
überlebte.“ Ich packte unbewusst ihr Handgelenk und zog sie etwas näher.
„Martha, sag mir was genau geschehen ist. Wer war die Person mit der Fackel
die ich im Spiegel sah? Antworte!“
So fest sie konnte, versuchte sie sich aus meinem Griff zu befreien. „Riffuel,
du tust mir weh. Lass mich sofort los. Was ist denn in dich gefahren?
Loslassen!“ Erst nachdem mich Marthas schallende Ohrfeige getroffen hatte
bemerkte ich, daß die Hand, welche ihr Handgelenk festhielt, so fest darum
geschlossen war, daß meine Knöchel weiß hervortraten. So schnell als hätte
ich mich verbrannt ließ ich sie los und wich einige Schritte zurück.
„Ich…, es tut mir leid.“ Das Handgelenk reibend sah sie mich einige
Sekunden an. In ihrem Blick lag, ebenso wie in ihrer Stimme, die Enttäuschung
über mein Benehmen. „Riffuel, solange du in dieser Sache nicht weißt was du
tust, werde ich kein Wort darüber verlieren. Benimm dich wie ein erwachsener
Mann.“ Wütend verließ Martha das Zimmer und ich blickte ihr verdutzt nach.
Erst Master Cain brachte mich ins Jetzt zurück. „Riff? Alles in Ordnung mit
dir?“ „Natürlich Sir.“ „Riff, wer soll dir das glauben? Du hast dich
untypisch benommen. Kann ich irgendwas für dich tun?“ „Danke Sir, aber in
dieser Sache kann Niemand außer Martha etwas tun.“ Mir wurde augenblicklich
bewusst, das dies die falsche Antwort war, was ich aus Master Cains Stimme auch
heraushören konnte, da sämtliche Sorge daraus verschwunden war und einem
vorwerfenden Unterton Platz gemacht hatte. „Du weißt, dass der Kampf mit
meinem Vater unsere gesamte Aufmerksamkeit benötigt? Ich muss mich auf dich
verlassen können und das geht nur wenn du gesund und mit dem Kopf bei der Sache
bist.“ „Selbstverständlich Sir. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet,
ich würde gerne im Haus nach dem Rechten sehen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten verließ ich den Raum und ging ziellos durch das
große Gebäude. Ich war wütend. Wütend auf Martha, weil sie wie immer ihren
Dickkopf durchsetzte, wütend auf Master Cain, da er mich in diesen
Augenblicken, wo ich der Wahrheit näher war als in all den vergangenen Jahren,
mit seinen Problemen beschäftigte. Doch am stärksten loderte die Wut auf mich
selbst. Es verwirrte mich, daß ich die Kontrolle so verloren hatte, daß mir
meine eigene Vergangenheit momentan wichtiger erschien als Master Cain.
Langsam lehnte ich mich mit dem Rücken an eine Wand und rutschte daran
hinunter. Mit aller Kraft versuchte ich die Enttäuschung über mich selber zu
unterdrücken.
Einige Minuten blieb ich nur sitzen, doch dann stand ich entschlossen auf. Ich
hatte keine Zeit um im Selbstmitleid zu zerfließen. Als Erstes würde ich in
die Bibliothek zurückkehren und mich bei Master Cain für mein Benehmen
entschuldigen und danach musste ich in die Küche um Martha mitzuteilen, daß
sie mal wieder Recht gehabt hatte und ich warten würde bis sie mich für bereit
hielt um die Wahrheit zu verkraften.
Kaum war das alles erledigt, als ich zu den beiden Räumen in denen die
Zimmermädchen arbeiteten ging. Schwatzend putzen sie alles, doch kaum hatte
mich Mademoiselle Sabine entdeckt und erschrocken meinen Namen in den Raum
gerufen, als sich alle prompt zu mir umwandten und sich eine Todesstille
ausbreitete. „Mister Raffit, was tun sie denn hier? Seit wann sind sie denn
schon zurück?“ „Mademoiselle Sabine, es gab eine kleine Planänderung, aber
machen sie sich nichts daraus. Sie haben bis Morgen Zeit ihre Aufgaben zu
erledigen.“ „Und seine Lordschaft? Ist Master Cain auch im Haus?“ „Er
befindet sich momentan in der schon gereinigten Bibliothek. Sollte es Fragen
ihre Aufgaben betreffend geben, ich werde mich bei Master Cain aufhalten.“
„Sehr wohl. Pense détachément, détachément, détachément des amours. Los,
los, los Mädchen. Beeilt euch.“
Einige Augenblicke sah ich den Mädchen noch beim putzen zu, doch dann begab ich
mich zurück zur Bibliothek. Ich klopfte an die Tür und trat gleich nach seinem
Herein ein. „Riff, hast du deine Erholungszeit wieder aufgegeben?“ „Master
Cain, es ist nett dass Ihr Euch Sorgen um meinen Gesundheitszustand macht, aber
es geht mir gut genug, um für anfallende Fragen bereit zu sein. Mehr werde ich
Heute nicht tun.“ Und bis auf eine Diskussion mit dem Gärtner wurde ich von
Fragen und Aufgaben verschont.
Dies war wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich am nächsten Morgen
pünktlich um Fünf ohne Müdigkeitserscheinungen aus dem Bett stieg. Ich
streckte mich, verzog aber kurz das Gesicht, da ich momentan nicht an die
Brustverletzung gedacht hatte. Schließlich lag der Überfall auf Master Cain
inzwischen schon drei Wochen zurück. Drei Wochen in denen sehr viel geschehen
war.
Zügig ging ich ins Bad, duschte und zog mich dann an. Es schien als würde es
ein ruhiger, normaler Tag. Doch kurz nachdem ich Master Cain zum Frühstück
geweckt, ihm beim Ankleiden geholfen und den Tisch fertig gedeckt hatte,
klingelte es Sturm an der Haustüre. Master Cain, der gerade vom Doktor und
Cassian gefolgt am Fuß der Treppe angekommen war, blieb stehen und sah mir
interessiert zu, wie ich die Türe öffnete. Doch kaum war diese offen, als ich
von Master Oskar zur Seite gestoßen wurde. Er hatte Miss Merry auf dem Arm und
Blut lief ihm von der Stirn aus über das Gesicht. „Cain! Es tut mir leid. Ich
hab getan was ich konnte, aber das war nicht genug.“ Drohend ging Master Cain
während seiner nächsten Worte auf Master Oskar zu. „Was ist mit Merry?“
„Merryweather geht es gut, aber Jemand hat Merrys Freundin, die kleine Sophie,
vor meinen Augen entführt.“
Danke schön, daß ihr bis hierher gelesen habt. Ich bin wirklich gerührt. Und
für euch fleißigen Leser gibt es noch eine klitzekleine Vorschau aufs letzte
Kapitel. ^^
Bis zum nächsten Mal
Liebe Grüße
FuYu
---Auszug nächstes Kapitel---
Kapitel 14 - Ich werde dich überall finden-
Das kalte Metall der Schusswaffe drückte gegen meine Schläfe, während ich aus
den Augenwinkeln erkennen konnte, wie Master Cain sich nach Kräften gegen die
Schergen von Master Alexis wehrte. „Riff! Nein! Vater du darfst das nicht
tun!“ Das hämische Grinsen auf den Lippen des Cardmasters wurde etwas
breiter. „Aber Cain, ich kann nicht zulassen, daß jemand, an den du dein Herz
hängst am Leben bleibt.“
Kapitel 14: Ich werde dich überall finden
-----------------------------------------
Hallo zusammen.
So, es ist vollbracht. Das letzte Kapitel ist fertig. Ich muß zugeben, es
gefällt mir einigermaßen. Ganz zufrieden bin ich zwar nicht, aber trotz
monatelanger Bearbeitung hab ich es nicht besser zusammengebracht. Gomen.
Irgendwie fehlt mir das erleichterte "Ich bin fertig." ich fühl mich eher
bedrückt. Seltsam.
Sorry, daß es sooooooo extrem lange dauerte bis ich fertig war, aber ich
schwankte zwischen Keine Ahnung, Kreativ, das muß anders geschrieben werden und
keine Zeit.
Ich hab auch einige der explizierten Blutvergießen-beschreibungen rausgenommen
und hoffe, daß es so ohne adult durchgeht. Trotz Gehirnmasse am Boden und
zerschmetterten Knochen.^^
Diesmal bin ich sehr oft zwischen Cain und Riff geswitcht. Ich hoffe, daß
niemand dadurch verwirrt wird.
So und nun wünsche ich allen die sich die Zeit nehmen um es zu lesen viel
Spaß.
Kapitel 14 -Ich werde dich überall finden-
Master Oskar ließ Merry runter und diese sah ihn mit verweinten Augen kurz an,
bevor sie sich auf ihn stürzte und auf ihn einschlug. „Warum? Warum hast du
ihr nicht geholfen? Die waren doch hinter mir her und sie ist doch unschuldig!
Warum hast du nur mir geholfen du dummer Klotz.“ Ich ließ einen kurzen Blick
zu Master Cain schweifen, der mir zeigte, dass dieser total verdutzt aufgrund
Miss Merrys Reaktion war, so dass er wie angewurzelt stehen blieb. So entschloss
ich mich dazu Oskar vor der kleinen Miss zu retten. „Miss Merry, hört auf.
Miss Merry, bitte.“ Da sie keinerlei anstallten machte mir zuzuhören, packte
ich sie an den Schultern, kniete mich vor sie, damit ich in ihr Gesicht sehen
konnte und fuhr sie etwas lauter an. „MISS MERRY!“
Augenblicklich hörte sie damit auf um sich zu schlagen und sah mich schniefend
an. „Riff, sie haben Sophie.“ Tröstend strich ich ihr vorsichtig durch das
blonde Haar und richtete eine der Haarschleifen. „Ich weiß. Und jetzt hört
mir gut zu. Ich gehe und werde sie finden. Bleibt hier im Haus. Master Oskar und
Euer Bruder werden auf Euch Acht geben. Ihr braucht keine Angst mehr zu
haben.“ Ein leichtes Nicken beruhigte mich etwas. Ich schob sie zu Mater Cain
und wollte eiligst den Raum verlassen, als ich von dessen Stimme noch mal
aufgehalten wurde. „Ich komme mit.“
Diese Idee wurde von mir vollständig verweigert. Es durfte nicht sein, dass
sich Cain in Gefahr begab. Deswegen lehnte ich ab. „Master Cain, es ist zu
riskant. Es könnte sich…, es wird sich wahrscheinlich um eine Falle
handeln.“ Zustimmend nickte er mir zu. „Das stimmt. Die Falle könnte aber
auch für dich bestimmt sein. Hast du vergessen, dass es Vaters Plan war dich
in die Finger zu bekommen und wir eigentlich nur Glück hatten. Dass Oskar es
geschafft hatte Cassian zu schnappen? Wir werden uns gemeinsam auf die Suche
machen und uns gegenseitig den Rücken decken. Das ist ein Befehl.“ Master
Cains Einwand klang logisch und so gab ich Kleinbei. „Jawohl Sir.“
Zusammen verließen wir wenige Minuten später das Haus in die Richtung welche
Master Oskar uns gewiesen hatte. Schweigend fuhren wir mit einer öffentliche
Droschke zu dem Platz, an dem Sophie von Oskar getrennt worden war.
Wir schwiegen, bis wir an einer Stelle schon angetrocknete Blutreste auf dem
Kopfsteinpflaster entdeckten. Langsam ging ich in die Hocke, ließ meinen Blick
aber erst über die nähere Umgebung schweifen, während Cain die Stelle schon
näher betrachtete und das Schweigen brach. „So, hier wurde er also
niedergeschlagen.“ Ich warf einen kurzen Blick auf den Boden, beobachtete
danach aber wieder die Umgebung. „Miss Merry hatte Glück, dass Master Oskar
das Bewusstsein nicht verlor und sie noch aus den Händen der Unbekannten
befeien konnte.“ Ein unwilliges Schnauben ging Cains Worten voran. „Meiner
Meinung nach hatte Vater Glück, dass es so viele Schergen waren und Oskar
nichtmehr richtig sehen konnte. Ich bin sicher, er hätte Sophie unter anderen
Umständen auch noch zurückgebracht.“
Ich erhob mich wieder und drehte mich flüchtig um. „Wo sollen wir sie
suchen?“ Master Cain hob kurz die Schultern und überdachte meine Frage.
„Ich weiß nicht.“ Ich überlegte und kam momentan nur auf eine
befriedigende Ansicht. „Ich persönlich würde mich nicht weit vom Ort der
Entführung entfernen.“ „Warum das denn? Währe es nicht besser nicht mehr
in der Nähe zu sein?“ „Nun, ich finde, es ist sehr auffällig wenn mehrere
vermummte Gestalten ein kleines Mädchen durch London transportieren.“ „Du
weißt, daß wir es mit meinem Vater zutun haben. Er wird bestimmt eine private
Kutsche oder so haben, um sie von hier weg zu bringen. Du denkst dennoch, dass
sie noch hier in der Nähe ist?“ „Es könnte sein.“ „Na Gut. Da wir
momentan keinerlei weiteren Spuren haben, sollten wir uns hier umsehen. Riff,
was hältst du davon, wenn wir uns den Turm dort genauer ansehen?“ „Die
Kirche scheint verlassen zu sein. Das könnte durchaus ein gutes Versteck
sein.“
Zügig überquerten wir den kleinen Platz, eilten an dem plätschernden Brunnen
vorbei. Kurz bevor wir die Kirche erreicht hatten blieb ich stehen und sah mich
ein weiteres Mal um. „Master Cain, findet ihr es nicht seltsam, dass hier
niemand ist?“ Langsam drehte sich Cain um die eigene Achse und sah sich um.
„Jetzt wo du es sagst. Obwohl es kurz vor Mittag ist, ist niemand auf der
Straße. Noch nicht einmal eine streunende Katze oder eine Ratte. Es ist
totenstill. Wir sollten auf der Hut sein.“ Ich nickte nur und als ich ein
raschelndes Geräusch vernahm blickte ich dorthin wo ich es vermutete. Nach
oben.
So schnell ich konnte, packte ich Master Cains Arm und zog ihn in meine Arme,
als ein Bündel Stoffe, mit einem unangenehmen Geräusch, genau dort Aufschlug,
wo Cain vor Sekundenbruchteilen noch gestanden hatte. Einige Augenblicke, hielt
ich ihn einfach nur fest, während ich probierte den Schrecken der mir in den
Gliedern saß zu überwinden. Den Blick starr auf dieses Etwas vor meinen
Füßen gerichtet, versuchte ich das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen.
„Master Cain, alles in Ordnung?“ Ich spürte wie er leicht nickte während
er sich in meinen Armen umwandte und sich dann vorsichtig, fast widerwillig,
daraus befreite. „Ja. Was war das?“ Vorsichtig beäugten wir das Bündel,
bis ich erkannte, dass es sich um einen Menschen handeln musste. Bang ging ich
in die Hocke, besah mir die Leiche.
Die Gliedmaßen waren unsinnig verrenkt. Ich schätzte, sie waren mehrmals
gebrochen, der Kopf schien wie eine Wassermelone geplatzt zu sein. Blut
vermischte sich mit Gehirnmasse und Knochensplittern. Ich schätzte die Größe
des Körpers auf etwa 48 Inches, vielleicht etwas mehr. Mit einem schlechten
Gefühl strich ich das goldenfarbene Haar aus dem, was zuvor das Gesicht war und
erstarrte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, der kalte Schweiß lief mir den
Rücken hinab und mein Magen drehte sich schlagartig um. Vor Entsetzen wollte
ich zurückweichen, konnte aber nicht, da das Grauen meine Muskeln lähmte.
„Riff, wer…, wer ist es?“ Ich war nicht fähig auch nur ein Wort hervor zu
bringen. Ich hörte nur, wie Master Cain sich neben mich stelle und sich etwas
herabbeugte. „Riff? Das ist Sophie, oder?“ Zwischenzeitlich hatte ich mich
von der Panik etwas erholt, betrachtete das Kind vor mir ein weiteres Mal,
jedoch genauer und schüttelte einfach nur den Kopf als Antwort auf seine Frage.
Es war zwar ein kleines blondes Mädchen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit der
Gesuchten hatte, deshalb hatte ich mich im ersten Moment zu Tode erschrocken,
doch sie war es nicht.
Schweigend blickte ich in die grünen Augen, als sich diese verwundert
verdunkelten. „Riff, bin ich inzwischen senil oder hörst du auch Musik?“
Ich lauschte und konnte Master Cain, was seinen Geisteszustand anging,
beruhigen. „Ja. Das ist eine Zigeunerweise. Wer auch immer dieses Stück auf
der Violine Spielt ist ein wahrer Meister.“ „Das Lied kenne ich. Es ist das
Selbe, das kurz vor Großvaters Tod und dem Anschlag auf Onkel Neal gespielt
wurde.“
Während ich mich weiterhin um die Leiche vor mir kümmerte, richtete sich
Master Cain, nach dem Geigenspieler suchend, auf.
„Riff! Vorsicht!“ Ich wandte mich um, war jedoch nicht schnell genug und
schaffte es gerade noch eine Hand zwischen Hals und den Strick, den man mir
übergeworfen hatte, zu bringen. Da meine Bewegungsfreiheit, ebenso wie die
Sauerstoffzufuhr, ziemlich eingeschränkt war konnte ich nicht viel dagegen
tun, als mir metallene Handschellen und ein metallenes Halsband angelegt wurden.
Gefangen wie ein Tier zerrte ich an den Fesseln, was jedoch nichts brachte.
Eine kalte, dennoch einschmeichelnde Stimme ließ meine Gegenwehr schlagartig
leichter werden. Kurz sah ich zu Master Cain, dem zwischenzeitlich jeder Tropfen
Blut aus dem Gesicht gewichen war und panisch zu der Person hinter mir starrte.
„Riffuel, du lernst es wohl nie.“ Widerwillig gab ich meine Gegenwehr auf,
wandte ich mich um und sah in grüne Augen. „Master Alexis.“
„Schön, dass du mich noch kennst.“ Das gehässige Lächeln ließ mich den
Blick senken während ich, scheinbar ruhig, antwortete. „Wie sollte ich Euch
je vergessen.“ Master Cains Stimme klang leicht panisch und ich sah besorgt zu
ihm. „Vater! Was hast du vor?“ „Ich werde ihn mit mir nehmen. Bei dir ist
er viel zu frei.“ „Was hast du mit Sophie gemacht?“ Mein Blick wanderte
zurück zu Master Alexis, der in den ersten Augenblicken etwas ratlos aussah.
„Sophie? Meinst du das kleine Mädchen, dass der Sargmacher vorbeigebracht
hat?“ Master Cain nickte schweigend und sein Vater begann wieder zu lächeln.
„Nun, die Kleine war für meine Pläne nicht relevant. Sie dürfte inzwischen
wieder bei ihrem Vater sein.“ Ungläubig sah ich Master Cains Vater an,
unterdrückte den leichten Hoffnungsschimmer, der sich in meinem Innersten
aufzubauen versuchte. „Ihr habt sie gehen lassen?“ Ein leicht
missbilligendes Lächeln zierte Alexis Lippen während er den Kopf schüttelte.
Langsam kam er auf mich zu und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Aber Riffuel, wer hat denn hier etwas von gehen lassen gesagt. Ich meinte
natürlich, dass meine Lieferanten sie zurück gebracht haben. Stückchenweise
in hübschen Paketen. Und fast komplett. Nur das Herz musste ich zurück
behalten. Das wird noch gebraucht.“
Mir wurde schlecht und Wut stieg in mir hoch. Wie konnte mein Vater es nur wagen
ein unschuldiges Kind wegen irgendwelchem mystischen Blödsinn zu töten.
Wutentbrannt stürzte ich auf ihn los, wurde jedoch von einem seiner Häscher
aufgehalten. „Master Cain!“ Der wandelnde Schrank mit dem vernarbten Gesicht
hielt Riffs Ketten scheinbar mühelos, während der sich regelrecht aufbäumte
und versuchte zu mir zu kommen, um mich vor den Schergen meines Vaters zu
schützen. Das hämische Lachen meines Vaters ließ mich erstarren, ebenso wie
die gebogene Klinge, welche mir eine weißhaarige, junge Frau mit verbrannter
Gesichtshälfte an den Hals hielt. „Moon, pass auf, daß du die Haut meines
Sohnes nicht verletzt.“ „Jawohl Cardmaster.“ Die Klinge lockerte sich
beinahe unmerklich. „Vater was hast du mit Riff vor?“ Während er mir
antwortete, reinigte er seine Pfeife, stopfte sie frisch und entzündete sie.
„Er wird sterben und sein Körper wird mir als Versuchsexemplar dienen.“
Panik drohte meinen Körper und meinen Verstand zu überschwappen, während ich
versuchte meinen Vater mit Worten von seinem Plan abzubringen. „Das kannst du
nicht tun.“
Mein Vater zog genüsslich an der Pfeife, schloss kurz die Augen und ließ den
Rauch langsam zwischen seinen Lippen entweichen, bevor er sich die Mühe machte
mir zu widersprechen. „Oh doch Cain, das kann ich. Sieh genau her.“ Aus der
Innentasche seines Anzugs zog mein Vater eine Waffe und hielt sie Riff
provozierend an den Kopf.
Das kalte Metall der Schusswaffe drückte gegen meine Schläfe, während ich aus
den Augenwinkeln erkennen konnte, wie Master Cain sich nach Kräften gegen die
Schergen von Master Alexis wehrte. Doch Die Frau mit dem Flachsfarbenen Haar und
ein junger Mann in Gestreiftem Anzug hielten ihn scheinbar mühelos. Nach
einigen Augenblicken verebbte seine Gegenwehr etwas. „Riff! Nein! Vater du
darfst das nicht tun!“ Das hämische Grinsen auf den Lippen des Cardmasters
wurde etwas breiter. „Aber Cain, ich kann nicht zulassen, daß jemand, an den
du dein Herz hängst am Leben bleibt.“ Langsam schüttelte Cain den
Kopf, bevor er seinem Vater widersprach. „Das siehst du falsch. Er ist nur ein
Butler, sonst nichts.“ Selbst in der Stimme des Cardmasters konnte man das
süffisante Lächeln heraushören. „Wem willst etwas vormachen? Mir? Der
ganzen Welt oder doch eher dir selber?“ Empört klang Master Cains Stimme,
dennoch konnte ich ein leises Zittern darin vernehmen. „Niemanden. Riff ist
ein einfacher Butler.“ „Nun, ich habe Informationen, daß du dir große
Sorgen während der Krankheit deines einfachen Butlers gemacht hast. Aber ich
will dir abkaufen, daß dieser Mann in deinem Leben keine tiefere Rolle spielt.
Dann wird es dir ja kaum was ausmachen, wenn ich ihn hier und jetzt vor deinen
Augen töte. Ich würde seinen Körper gerne für ein Experiment benutzen.“
Sämtliche Farbe verschwand aus Cains eh schon blassen Gesicht. „Das…, das
kannst du nicht tun. Er hat…, Riff hat nichts mit unserem Disput zu tun. Er
ist total unschuldig!“ Das herablassende leise Lachen von Cains Vater klang
kalt. „Ach wenn du dich da mal nicht täuschst. Denkst du wirklich ich hätte
ihn aus Nächstenliebe nach dem Tod seiner Familie bei mir im Haus
aufgenommen?“
Er wusste etwas, da war ich ganz sicher. Auch Master Alexis wusste was an dem
Abend geschah. Ich musste es einfach wissen. Vielleicht würde er es mir ja
verraten und sei es nur um mich mit der Vergangenheit zu quälen. Doch das war
nebensächlich. Ich brauchte Gewissheit und musste zumindest versuchen ihm die
Wahrheit heraus zu kitzeln. „Was wisst Ihr über diesen Abend Master
Alexis?“ „Ich habe schon gehört, daß du noch immer nicht weißt was sich
ereignet hat. Nun dir sei soviel gesagt, die Silhouette im Spiegel war jemand
dem du auch heute noch vertraust.“
Diese Aussage verwirrte mich und ich kam auf keine Antwort, obwohl ich
verzweifelt versuchte mich an den Abend und an die Silhouette zu erinnern.
„Wer kann das sein? Ich habe keinerlei Verbindungen zu Personen aus der Zeit
vor dem Unfall.“ „Oh, die hast du. Du denkst nur nicht daran. Aber ich bin
ja nicht so. Ich werde deinen Gedanken etwas auf die Sprünge helfen. Kommst du
bitte aus dem Schatten und stellst dich vor meine Liebe.“ Aus dem Schatten der
Kirche löste sich ein Schatten und eine maskierte, in einen dunklen Umhang
gehüllte Person stellte sich neben Cains Vater. „Natürlich Cardmaster. Ich
bin Mitglied Delilahs. Man nennt mich den Turm und unterstehe direkt Master
Alexis. Eurem Vater Master Cain.“ Die Stimme kam mir mehr als nur Bekannt vor
und als sie die Maske abnahm, die ihr Gesicht vor mir verbarg drehte sich mein
Magen um.
Ich musste beobachten wie Riffs Gesichtsfarbe zu kalkweiß wechselte. Seine
Augen weiteten sich und wurden heller. Sie funkelten in einem Grauton
ungläubig. Es sah ganz so aus als müsste er erstmal seine Lungen zwingen den
lebenswichtigen Sauerstoff hineinzulassen bevor er ein einziges Wort zwischen
den Lippen herauspresste. „Martha?“ „Junge, sieh mich nicht so enttäuscht
an. Das steht dir nicht.“ „Aber…, aber warum?“ „Das würdest du nicht
verstehen.“ „Warst wirklich du die Silhouette?“ „Ja. Ich habe das Feuer
in deinem Elternhaus gelegt.“
Riff wandte den Blick ab. Kämpfte er mit den Tränen? „Weißt du Junge…,“
Solch eine gefühlsbeherrschte Reaktion hatte ich bei ihm noch nie entdeckt.
Wütend begann er an den Ketten zu zerren, die ihm die Freiheit beraut hatten
und fauchte Martha regelrecht an. „Nenn mich nicht so!“ Die Köchin wich
einen Schritt zurück bevor sie ihn einige Auenblicke wie einen
verabscheuungswürdigen Käfer, musterte. „Riffuel, du hattest das Leben im
Kreis deiner Familie nicht verdient. Du bist schwach, hast immer nur an andere
gedacht und durch deine Unfähigkeit deine Verlobte zu halten hast du meine
Pläne durchkreuzt.“ Noch immer wehrte er sich gegen seine Fesseln, während
ich nur geschockt da stand und dem Treiben zusah. Ich wollte zwar zu ihm, ihn in
den Arm nehmen, ihm Trost spenden, den verzweifelten Ausdruck auf seinem Gesicht
fortwischen, doch ich konnte nicht. Seine nächsten Worte schnürten mir die
Luft ab. In ihnen lag soviel Trauer und Schmerz, dass es mir eiskalt den Rücken
hinunter lief.
„Warum hast du mich dann am leben gelassen? Warum hast du mich nicht auch
sterben lassen?“ „Aber wo währe denn dann die Strafe? Hätte ich dich
angeschossen und bei lebendigen Leib im Feuer sterben lassen, dann hätte dein
Leiden nach wenigen Augenblicken sein Ende gefunden. Jedoch auf diese Art
leidest du schon seit einigen Jahren. Aber beruhige dich. Deine Familie war
schon tot bevor ich das Feuer entzündete. Erinnerst du dich, wie dein Bruder
Clyde an jenem verhängnisvollen Abend zurückkam und dich beschimpfte? Wie er
schamlos nach Geld fragte Und du Dummkopf es ihm einfach in die Hand drücktest.
Kein Wort hast du über die Lippen gebracht und doch war ich mir sicher, du hast
ihm in diesen Augenblicken den Tod gewünscht.“
Riffs Gegenwehr verebbte und er senkte den Kopf, während er leise widersprach.
„Das hatte ich nie getan. Ich war doch froh, dass er mit Lucinda glücklich
war. Er hat ihr etwas gegeben, dass ich ihr nie hätte geben können.“ „Und
er hat dir damit etwas genommen, was du anders nie bekommen könntest.“ Die
Ketten mit denen er gefesselt war rasselten während er leicht den Kopf
schüttelte. „Was soll das sein?“ „Was wohl? Natürlich das Krankenhaus
von Lucindas Vater. Ohne die Vermählung konntest du dir abschminken, jemals der
Stellvertreter und später Chef zu werden.“ Bestürzt sah ich die Köchin an.
Konnte es wirklich sein? Hatte Martha Riffs Familie getötet und ihn dadurch
beinahe in den Selbstmord getrieben, nur wegen so etwas lächerlichem wie eine
hohen Stelle in einem Krankenhaus?
„Was redest du denn da? Mit Lucindas Vater war abgesprochen, da ja sie vor der
Hochzeit verschwand, dass ich meine Stellung auch ohne Ehe behalten konnte.“
Hatte ich mich getäuscht oder hatte Martha ihn einige Sekundenbruchteile
verwirrt gemustert, bevor sie ihn wütend anschrie. „Rede keinen Unsinn.“
Riff blieb ungewöhnlich ruhig. Hatte er schon aufgegeben, oder versuchte er
einfach plausible Erklärungen zu geben? „Das sind Fakten. Ihr Vater war der
Ansicht, dass ich mich nicht falsch verhalten hatte und ich nicht wegen ihres
Verhaltens benachteiligt werden sollte.“
Abrupt wandte sich Martha zu meinem Vater herum, während ich versuchte mich
unbemerkt etwas von meinen Bewachern zu entfernen, was jedoch von Moon bemerkt
wurde, die die scharfe Klinge wieder etwas fester an den Hals zu drücken.
„Cardmaster, Ist das wahr?“ „Wenn du mich so fragst, ja. Er hätte seine
Stellung trotz allem behalten und du hättest Einfluss und die Chance deine
Versuche fortführen zu können bekommen.“ „Aber warum habt ihr mir dann
falsche Informationen zukommen lassen?“ „Hättest du seine Familie
ausgelöscht wenn ich es nicht getan hätte?“ „Natürlich. Immerhin hat er
keine Familie verdient.“
Das war jetzt zuviel für mich. Wie konnte ich weiterhin schweigen, wo ich mit
ansehen musste, wie Riff bei jedem Wort wie unter einem Peitschenhieb
zusammenzuckte. Das ging so nicht weiter. Riff musste merken dass ich noch immer
auf seiner Seite stand und ihn zu unterstützen versuchte. „Warum Martha!
Warum denkst du so? Du magst ihn doch sonst hätten wir nicht die Vereinbarung
getroffen, dass Riff gemeinsam mit mir isst! Also, warum sagst du so was? Warum
quälst du ihn so?“ Langsam löste die Frau ihren Blick von meinem Vater,
ließ ihn kurz über Riff gleiten, bevor sie auf mich zukam und kurz vor mir
stehen blieb. „Warum? Ihr fragt warum? Ganz einfach. Er hat meine Familie
zerstört. Ich habe nur gleiches mit gleichem vergolten. Er hat meinen Sohn auf
dem Gewissen. Er sollte spüren wie es ist das zu verlieren was einem lieb und
teuer ist.“
Riff der während seines letzten Aufbegehrens schweigend mit gesenktem Blick
dagestanden hatte sah die Köchin nun verwirrt an. „Ich habe was? Wie sollte
ich? Ich wusste bis eben ja noch gar nicht, dass du einen Sohn hattest.“ Ich
glaubte ihm jedes Wort. Nicht nur weil ich wusste, dass Riff nicht lügen
würde, sondern weil jedes Quäntchen Gefühl in seiner Stimme echt war und so
entschloss ich mich ihn weiterhin so gut es mir möglich war zu unterstützen.
„Du musst dich irren! Riff könnte so etwas gar nicht tun.“
Ruhig, für meinen Geschmack zu ruhig klang Marthas Stimme während sie ihre
Meinung erklärte. „Mein Sohn war als Patient in dem Krankenhaus eingeliefert
worden in dem Riffuel arbeitete. Er hat ihn behandelt und nur wegen seiner
Fehldiagnose hat er es nicht überlebt.“ Noch immer verwirrt musterte Riff die
Frau einige Augenblicke. „Aber, ich hatte deinen Sohn nicht als Patienten.“
Wütend wirbelte sie herum, lief auf Riff zu und gab ihm eine schallende
Ohrfeige bevor sie loswetterte. „Lüg mich nicht an. Er hatte ein
Lungenproblem und ich hab ihn zu dir geschickt, da das dein Fachgebiet war. Doch
du hast ihn noch am gleichen Tag sterben lassen.“
Eindringlich versuchte er Martha von seiner Unschuld zu überzeugen. „Mag
sein, dass du ihn zu mir sandtest, aber ich hatte nie jemanden als Patienten,
der deinen Namen trug. Das ist die Wahrheit.“ Nun blickte sie ihn mit Tränen
in den Augen verwirrt an und versuchte einen zusammenhängenden Satz zusammen zu
bringen, was ihr jedoch nicht gelang. „Aber…, aber…,“ Plötzlich
erschien Erkenntnis auf Riffs Zügen, während seine Stimme aufgeregt klang.
„Martha, wann war das? Wann kam dein Sohn ins Hospital?“
So leise, dass ich Probleme damit hatte sie zu verstehen, schlich die Antwort
auf Riffs Frage über ihre Lippen. „Es, es war drei Tage vor deinem
Hochzeitstermin.“ Mitleidig sah Riff die Frau einige Sekunden schweigend an,
bevor er den Blick seiner blauen Augen zu Boden senkte und leise zu erklären
begann. „Drei Tage davor? Da war ich nicht im Dienst. An diesem Tag besorgte
ich, zusammen mit Lucinda, die Ringe und das hat, wie ihr Vater voraus sah,
etwas länger gedauert. Aus diesem Grund bekam ich an eben jenem Tag frei.“
„Das…, das kann nicht sein. Du hättest doch etwas erwähnt wenn du Frei
gehabt hättest. Das hast du immer getan.“ „Ich weiß, aber Lucindas Vater
hat mir erst morgens frei gegeben. Ganz kurzfristig. Als ich das Haus verließ
wusste ich noch nichts davon. Geplant war, dass ich bis Mittag arbeite, danach
zusammen mit Lucinda die Ringe besorge und dann wieder ins Krankenhaus zurück
sollte.“
Langsam schüttelte Martha den Kopf. Sie verstand ebenso wie ich nicht wie sie
von Riff so etwas glauben, wie sie solch eine üble Tat nur zutrauen konnte.
„Das kann nicht sein.“
In Riffs Stimme schwang jeder Funken Überzeugung mit, den er aufbringen konnte.
„Es war aber so. Bitte glaube mir.“ „Card Master, Ihr sagtet, dass er
meinen Sohn sterben ließ. Habt ihr auch in dieser Sache die Wahrheit
verdreht?“ „Aber Martha, du musstest das Haus dem Erdboden gleich machen.
Ich brauchte, unter anderem, das Gründstück und Riffuels Vater sträubte sich
gegen den Verkauf. Außerdem, wie hätte ich ihn in mein Haus bringen können,
wenn er sein Leben weiterhin so führte wie er es gewohnt war.“ Warum wollte
mein Vater unbedingt, dass Riff in unser Haus kam? Er konnte damals doch nicht
mal ansatzweise geahnt haben, wie nah wir uns später kommen würden. Riff
sprach die Frage, die unbeantwortet hinter meiner Stirn spukte aus. „Master
Alexis, was wollen Sie von mir?“
Ich war neugierig darauf, was Master Alexis darauf antworten würde, doch dieser
ließ sich Zeit. Erst zog er einige Male genüsslich an seiner Pfeife, klopfte
sie aus und stopfte sie frisch, entzündete sie jedoch nicht, bevor er zu
sprechen begann. „Riffuel, ich will deinen Körper zu Studienzwecken.
Vielleicht ist es dir entgangen, aber du hast eine ungewöhnliche
Selbstheilungskraft. Denk doch mal nach. Vor etwa drei Wochen habe ich ein
vergiftetes Geschoss auf dich abgeschossen und trotzdem hast du es geschafft in
deinen Zustand durch halb London zu gehen. Und heute gebärdest du dich wie ein
wildes Tier, obwohl du erst gestern, nach einer schweren Lungenentzündung, das
Bett verlassen hast. Dein Selbstmordversuch blieb auch nur ein Versuch weil
deine Haut sich einmalig schnell wieder geschlossen hat. Laut dem Turm hast du
schon als Kind Verletzungen und Krankheiten überdurchschnittlich schnell
überstanden. Und ich muss einfach wissen weshalb es so ist. Vielleicht ist dies
der Schüssel um meine Ziele zu erreichen.“
Ich könnte ein wichtiges Puzzleteil vom Ganzen sein? Das waren, richtig
genutzt, sehr gute Nachrichten und ich hatte schon eine Idee wie ich dies
ausnutzen konnte. „Master Alexis, ich habe Euch einen Vorschlag zu
unterbreiten.“ „Und der wäre?“ „Ich gehe freiwillig mit Euch mit und
lasse jeden Versuch über mich ergehen. Selbst wenn ich irgendwann mein Leben
lassen muß.“ „Aber dafür soll ich etwas für dich tun?“ „Genau. Geben
sie mir ihr Wort als Gentleman, dass sie dann aufhören Master Cain so zu
quälen.“ „Nein! Riff, das darfst du nicht tun.“ „Du verlangst viel.“
„Ich biete auch viel.“ „Da magst du Recht haben. Nun gut. Ich gehe darauf
ein. Du gehörst mir und ich werde meinem Sohn sein Leben nach seinen
Bedürfnissen weiterführen lassen.“ „Danke.“ „Riff! Nein. Du hast mir
geschworen mich in die Hölle zu begleiten! Du kannst mich jetzt nicht einfach
so allein lassen!“ „Master Cain, Es tut mir leid. Aber macht euch keine
Sorgen. Ich werde immer an eurer Seite sein.“ „Wie willst das denn schaffen?
Gerade du, der nach seinem Tod bestimmt im Himmel verweilt.“ „Egal wo ich
bin. Ich werde Euch immer und überall finden. Selbst wenn ihr durch die Hölle
geht. Ich werde das Himmelstor den Rücken zudrehen und ohne zu zögern zu Euch
kommen.“
„Nun es würde mich doch sehr wundern wenn es so währe. Ich hab kein
Interesse mehr an eurem gefühldussligen Gerede. Wir beenden eure Beziehung hier
und jetzt.“ Ich hätte es mir denken können, daß sich Master Alexis zwar an
sein Wort halten, sich aber irgendwie daran vorbeischlängeln würde um seinen
Sohn ein letztes Mal zu quälen. Ich spürte wie mein Körper leicht zu zittern
begann. Das Klicken des Hahns ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken
laufen, ich sah Cain noch mal kurz an und schloss dann in Erwatung auf den Tod
die Augen. Einige Sekunden geschah gar nichts doch dann erschallte ein Schuss.
Ich glaubte mein Herz blieb beinahe stehen. Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie
das Lächeln meines Vaters auf seinem Gesicht erstarb und seine Schergen auf ihn
zueilten, während im Hintergrund wieder das Weinen einer Geige zu hören war.
Selbst Moon ließ von mir ab und ich nutzte die Gelegenheit um zu Riff zu
kommen. Dieser blickte sich verwundert einige Sekunden um, bevor er sich aus den
Klauen des wandelnden Kleiderschranks befreite. Moon beugte sich eben über
meinen Vater, der zusammengebrochen war, blickte auf und schrie den
hochgewachsenen Mann, der bisher Riff gehalten hatte, an. „Sargmacher, mach
dem ein Ende! Beide müssen dafür bezahlen!“
Dieser zog ein Blasrohr unter dem Cape hervor, setzte es an seine Lippen,
während Riff mich am Arm packte und hinter sich zog um mich zum wiederholten
Male vor Schaden zu bewahren, doch bevor der Sargmacher irgendetwas tun konnte,
wurde er von mehreren Dolchen regelrecht gespickt, wobei einer in seinen Hals
eindrang. Ungläubig hielt der Mann eine Hand an seine Kehle, blickte ebenso auf
seine, von hervorquellendem Blut, gefärbten Finger, bevor er leise röchelnd
auf die Knie ging. Eine sichelförmige klinge schwirrte auf uns zu und Riff zog
mich, wie immer, hinter sich um als lebendiger Schutzschild zu fungieren, doch
bevor die Klinge ihn verletzten konnte, hatte sich Martha vor ihn gestellt und
damit geschützt.
Ein weiterer Schuss erklang und die hellhaarige Frau stürzte vornüber und auch
der andere, der mich zuerst gehalten hatte, sackte mit einem Dolch im Hals
zusammen. Während Riff versuchte sich um die verletzte Köchin zu kümmern,
blickte ich mich um und entdeckte Jezebel und neben ihm Cassian. Beide waren
bewaffnet und standen im Schatten des Kirchturms. Eigentlich wollte ich zu den
zwei hinüber, doch Riffs Stimme hielt mich ab. „Martha halte durch.“ „Ach
Junge… entschuldige. Riffuel, es tut mir leid. Ich war verblendet. Eigentlich
wusste ich, dass du zu so etwas nicht fähig bist, doch ich suchte nach einem
Sündenbock, um meinen Schmerz über den Verlust zu lindern und der Cardmaster
war sehr überzeugend.“ „Shhhh. Mach dir keine Gedanken darüber. Werde erst
wieder gesund, dann können wir uns darüber unterhalten.“ „Kannst du mir
auch nur annähernd verzeihen?“
Ein leichtes Lächeln, das in meinen Augen ziemlich gequält aussah, zauberte
sich auf seine Lippen. „Natürlich verzeihe ich dir.“ „Ach Junge, du
bist…“ Von einem Hustenanfall geschüttelt wurde Martha unterbrochen. Ein
schmales Blutrinnsal lief von ihrem Mundwinkel, während Riff mit allen ihm, im
Moment, zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte, die starke Blutung auf
Marthas Brust zu stoppen, was ihm jedoch nicht gelang. Langsam wandte sie den
Blick zu mir. „Master Cain, passen Sie gut auf ihn auf.“ Ich nickte nur und
mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss sie die Augen und starb in
Riffs Armen.
Vorsichtig bettete ich Martha auf den Boden, rang einige Augenblicke um meine
Fassung und stand dann auf. Ich folgte Master Cain zum Doktor und seinem
Gehilfen hinüber und stand schweigend hinter ihm, während er sich mit dem
Platinblonden unterhielt. „Warum habt ihr uns geholfen?“ „Ich bin dir
ungern etwas schuldig. Außerdem war das so etwas wie ein gelungener
Befreiungsversuch. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein. Wir sind jetzt quitt
und bei unserem nächsten Treffen wird es mir eine Freude sein dir deine Augen
herauszuschneiden um sie in hübschen Gläser eingelegt auf meinen Kaminsims zu
stellen.“ „Ich werde es ihnen nicht leicht machen Doktor.“
Cassian kam einige Schritte auf mich zu und funkelte mich an. „Und wir Beide
haben auch noch eine Rechnung offen.“ „Ich werde bereit sein und mich zu
verteidigen wissen, Sir.“ „Das will ich dir auch raten. Nichts ist
langweiliger als ein schwacher Gegner.“ Jezebel und Cassian verschwanden,
während sich Master Cain zu mir herumdrehte. „Das war knapp. Ohne den Doktor
währst du jetzt tot.“ „Verzeiht Master Cain, jedoch schien es mir als wäre
es der einzig logische Weg.“ Ein Schuss ertönte und ein starker Schmerz zog
von meiner Schulter durch meinen Körper.
Mit einem leisen Schmerzenslaut sackte Riff zusammen und ich suchte schnell mit
den
Augen nach dem Schützen. Mein Blick blieb an meinem Vater hängen, der leicht
aufgerichtet, mit seiner Waffe in der Hand und einem zynischen Lächeln auf den
Lippen dasaß, wo er nach Jezebels Treffer zusammengebrochen war. Vor
unterdrückter Wut zitternd, eilte ich zu ihm um ihm den Gnadenstoß zu
verpassen, doch kaum stand ich vor ihm und holte ein kleines Giftfläschchen mit
Cantarella aus dem Geheimfach meines Spazierstocks, als er noch einmal die
Stimme erhob.
„Cain, solange du lebst werde ich dein Leben zur Hölle machen. Ich kann es
nicht erlauben dass du mit Riff vereint bleibst. Du wirst allein sein bis zu
deinem Tod und Niemand wird deine Tränen trocknen.“ Er grinste mich noch mal
an, hob die Waffe und zielte auf mich, doch bevor er abdrücken konnte brach der
Blick seiner Augen und er kippt tot zur Seite.
Ohne mich darum zu kümmern eilte ich zu Riff zurück. „Riff, alles in
Ordnung? Sag etwas.“ „Es geht mir gut. Euer Vater traf nur meine
Schulter.“ Langsam rappelte er sich auf und lächelte mich beruhigend an,
während ich mich in seine Arme flüchtete. Sanft strich er durch mein Haar und
ich blickte zu ihm hinauf. Noch immer lächelte er, bevor er seine Lippen auf
die meinen senkte. Einige Augenblicke verharrten wie so, bis er sich leicht
löste und die nächsten Worte an meine Lippen hauchte. „Hhmmm, Cain, ich habe
meine Meinung geändert. Die schottischen Highlands klingen sehr verlockend.“
ENDE
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