Alles was zählt von abgemeldet (Riff & Cain) ================================================================================ Kapitel 1: Nur über meine Leiche -------------------------------- Willkommen bei meiner neuen Fanfic!! So, da ich momentan total im God Child-Fieber bin und mir alle 13 Bände auf einen Happs durchgelesen habe beschloß ich es jetzt doch mal mit einer Ff zu versuchen. Das wird eine ziemlich kurze mit bisher geplanten 3 oder 4 Kapiteln. Zum leichteren Verständnis. Diese Kapitel werden zwar schon laufend geschrieben, aber immer aus der Sicht eines der Protagonisten. Eigentlich erklärt es sich von Allein, wer gerade dran ist mit erzählen. =^.^= Und bevor ich es vergesse. Keiner der Charaktere ist meins. Sie gehören Kaori Yuki und ich hab sie mir etwas ausgeliehen um mit ihnen ein kleines Spielchen zu machen. >.< Ich verdiene mit dieser Story keinen Cent. Wer währe schon so dämlich mir dafür auch noch Geld zu geben. Ich bin ja schon froh, wenns ein Kommi oder ähnliches gibt.^^ Und nun viel Spaß beim lesen. Kapitel 1-Nur über meine Leiche- Schweigend blickte mich Master Cain mit seinen Katzenhaften Augen, in denen der Schmerz der letzten Tage zu liegen schien, an. „Riff, ich…,“ Er schwieg senkte den Blick und wandte sich von mir ab. Hatte ich etwas Falsches gesagt? „Master Cain, was habt Ihr?“ „Nichts, es ist nichts. Leg dich wieder hin und ruhe dich aus. Wir haben nicht genügend Zeit.“ Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und ich blieb verwirrt und allein zurück. Da ich momentan nichts tun konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich hinzulegen. Außerdem fühlte ich mich schwach und das Gespräch mit Master Cain hatte mich doch stärker erschöpft als ich es mir eingestehen wollte. Ich schloss die Augen um ein wenig zu schlafen, jedoch wurde nach wenigen Minuten wieder an meiner Tür geklopft und die kleine Miss kam mit einem besorgten Gesicht herein. „Riff, ist alles in Ordnung?“ „Natürlich Miss Merry. Macht Euch keine Sorgen. Es geht mir den Umständen entsprechend gut.“ „Das sagst du doch nur so.“ Ich setzte mich auf, unterdrückte einen Schmerzenslaut, blinzelte einmal als meine Umgebung zu verschwimmen begann und lächelte das Mädchen leicht an. „Mitnichten. Ich würde Euch doch niemals etwas vormachen Miss Merry.“ Sie zog das für sie typische Gesicht welches nur eine Aussage hatte. Sie glaubte mir kein Wort. Verständlich. Zu oft hatten Master Cain und ich sie hintergangen, ihr Dinge verheimlicht, jedoch immer nur um sie zu schützen. Es war immer zu ihrem Besten, doch welches Kind glaubt es schon, dass solche Dinge zu seinem Besten geschehen. Ich wurde von ihrer glockenklaren Stimme aus meinen Gedanken gerissen. „Natürlich würdest du mir niemals etwas vormachen oder verheimlichen.“ Oh wie der Sarkasmus mir in den Ohren brannte, jedoch brachten mich ihre weiteren Worte zum schmunzeln, da der Sarkasmus vollständig verschwunden war und nun Neugierde herauszuhören war. „Was ist passiert? Wie wurdest du so schwer verletzt?“ Ich merkte, dass mir die Erschöpfung in die Glieder schlich. „Aber Miss Merry, ich sagte schon, es ist nicht schlimm.“ Miss Merry stemmte die Fäuste in ihre Seiten, stelle sich auf die Zehenspitzen um größer und vor allem gefährlicher zu wirken als sie mich anfauchte. „Natürlich, du bist nur blass wie eine Leiche und Cain macht ein Gesicht, als würde die Erde in lauter kleine Stücke zerbrechen.“ Das erstaunte mich jetzt schon. Wieso sollte er das tun? „Was meint Ihr?“ „Ganz einfach. Er macht sich Sorgen. Und mein Bruder macht sich nicht unnötig Sorgen. Ergo muss es schlimm sein.“ Das Zimmer begann sich um mich zu drehen und ich musste mich sehr darauf konzentrieren, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. „Miss Merry, selbst wenn Eure Vermutungen zutreffen würden, ich dürfte Euch nicht über die näheren Informationen unterrichten. Es war einfach ein Unfall. Nicht mehr und nicht weniger.“ Merry seufzte leise, bevor sie sich auf die Kante meines Bettes setzte. „Mein Bruder hat wirklich Glück, dass er dich hat. Riff, tust du mir einen Gefallen?“ „Wenn ich kann, gerne.“ „Lass Cain niemals alleine. Mein Bruder braucht dich.“ „Das hatte ich auch ohne eure Bitte vor.“ Sie lächelte mich strahlend an und ich lächelte zurück als die Türe schwungvoll geöffnet wurde und Master Cain im Rahmen stand. „Merry, hatte ich dich nicht gebeten später bei Riff rein zu sehen, da er sich ausruhen muss?“ „Master Cain, es ist…,“ Er ließ mich keine Chance das junge Fräulein zu verteidigen sondern fuhr mich an. „Es hat dir niemand erlaubt zu sprechen. Merry, raus hier.“ Mit Tränen in den Augen lief die kleine Miss aus dem Raum und ließ uns allein zurück. Master Cain schloss die Tür, blieb die Hand am Griff stehen und lehnte seine Stirn an das kühle Holz der Tür bevor er leise, beinahe schon erschöpft zu sprechen begann. „Du hast ihr nichts über die näheren Umstände erzählt, so wie ich es dir angewiesen hatte?“ „Natürlich Master Cain.“ „Es…,“ Bevor Master Cain weiter sprach öffnete er die Tür und Miss Merry fiel regelrecht ins Zimmer. „Merry, es ziemt sich nicht für eine junge Dame an Türen zu lauschen.“ „Entschuldige Cain. Ich bin in meinem Zimmer.“ Merry lief weg und Cain blickte ihr nach bis sie außer Sichtweite war, bevor er die Tür wieder schloss und auf dem Stuhl vor dem Fenster platz nahm. „Was ich sagen wollte, bevor wir unterbrochen wurden. Ich möchte nicht dass Merry erfährt, dass es weder ein Unfall, noch dass du das wahre Ziel warst. Es…, sie ist zu jung um sich Sorgen zu machen.“ Er erhob sich und blickte zum Fenster hinaus bevor er weiter seine Gedanken offenbarte. „Ein Mädchen in ihrem Alter sollte mit Puppen spielen und den ganzen Tag lachen.“ Der Blutverlust ließ mich schwindeln als ich mich aus dem Bett quälte und meine Brust begann plötzlich brennend zu schmerzen, jedoch biss ich die Zähne zusammen und ging zum Fenster. „Master Cain, was macht Euch solche Sorgen?“ „Mein Vater will jeden verletzen, wahrscheinlich sogar töten, der mir nahe steht. Was ist wenn ihm Merry oder du in die Hände fällst? Was soll ich denn dann ganz allein machen? Ich…, sag mal was machst du denn da? Du sollst doch im Bett bleiben. Riff, alles in Ordnung? Riff…,“ Mehr bekam ich nicht mehr mit. Ich taumelte und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam lag ich wieder in meinem Bett und wurde von drei besorgten Augenpaaren gemustert. „Riff alles in Ordnung mit dir?“ Bevor ich auf Miss Merrys Frage antworten konnte, packte mich Master Cain an meinem Oberteil und schrie mich an. „Was sollte das? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Niemand hatte dir erlaubt dich zu erheben. Wie kannst du es wagen dich gegen mein Wort zu stellen.“ Seine grünen Augen sprühten Funken vor Zorn und doch konnte ich darin die Sorge lesen, die ich ihm mit meinem unüberlegten Handeln aufgebürdet hatte. „Es tut mir leid Master Cain.“ „Cain lass ihn los. Du bringst ihn ja um.“ Während Oskar Master Cain mit Gewalt davon überzeugte, dass er mich nicht so schütteln sollte, wandte er sich nun an mich. „Du hast uns ganz schön erschreckt. Glücklicherweise bin ich gekommen um meine Merryweather zu besuchen. Allein hätte unser Count dich nie vom Fenster bis in dein Bett schleppen können. Ich hab dir zwischendurch noch einen frischen Verband angelegt. Die Wunde sieht nicht gut aus. Hat das ein Arzt schon begutachtet?“ Der Schmerz in meiner Brust wurde noch stärker. „Es ist nicht so schlimm Sir.“ „Oskar was meinst du?“ „Na ja Merry,…“ „Merry, geh bitte in dein Zimmer. In einer halben Stunde kommt deine Klavierlehrerin und du musst dich noch umkleiden.“ „Aber, aber Cain…“ Master Cain nahm seine Schwester kurz in den Arm, bevor er ihr eines seiner seltenen Lächeln schenkte. „Ich denke Riff würde sich freuen, wenn er dein zwischenzeitlich schon sehr gutes Klavierspiel vernimmt.“ Fragend blickte das Mädchen mich an und ich nickte ihr lächelnd zu. „OK, ich bin schon weg und ich werde heute nur für dich spielen Riff. Hhmm, ich denke etwas Ruhiges währe gut.“ Leise vor sich hin murmelnd wandte sich das junge Fräulein ab und lief aus meinem Zimmer, während Master Cain auf seinen Gast zusteuerte. „Und wenn du Armleuchter noch einmal dein Maul soweit aufreißt, werde ich dir eigenhändig eine Kugel in den Kopf jagen.“ „Aber Master Cain..,“ Er wirbelte regelrecht zu mir herum und funkelte mich mit seinen grün-gold gesprenkelten Augen an. „Nichts aber Riff. Wir haben Merry nicht die genauen Details vorenthalten, nur damit er dann alles ausplaudert.“ Master Cain wandte sich wieder Oskar zu während ich versuchte mich aufzurichten, jedoch gelang es nicht so recht. Der brennende Schmerz zuckte von meiner Brust durch meinen gesamten Körper schien ihn in Feuer zustecken, schnürte mir die Lunge regelrecht zusammen und keuchend sank ich die wenigen Zentimeter wieder zurück ins Kissen. „Riff, was …, was ist?“ „Entschuldigt Master Cain. Ich mache Euch mal wieder nur Umstände.“ Ein Kissen flog mir ins Gesicht. „Wenn du dich noch einmal entschuldigst, dann werde ich dir dein Gehalt kürzen.“ Was hatte ich mich erschrocken als Cain mich anfauchte und mir mal wieder eine Kugel versprach. Aber irgendwie verstand ich die Beiden nicht. Riff konnte sich aufgrund der Verletzung nicht mal aufrichten, wie ich an seinem unfruchtbaren Bemühungen bemerkte, dennoch sollte kein Arzt ihn untersuchen. Was für ein Schwachsinn. Bevor Cain wirklich noch Riffs Gehalt kürzen würde unterbrach ich den kleinen Schreihals. „Ok, dann kein Arzt. Riff, wo hast du deine Arznei und Verbandstasche versteckt?“ „Sir?“ Seine blauen Augen blitzten mit leichter Verwirrung unter den hellen Haarsträhnen hervor, ebenso wie die von Cain, was mir wiederum ein Grinsen entlockte während ich ihm antwortete. „Nun, da ihr keinen Arzt im Haus haben wollt, werde ich mir die Wunde nun genau ansehen. Ich bin zwar noch Student, aber das Thema Wundbehandlung wurde schon abgeschlossen.“ Cain deutete auf eine Schranktür. „Normal ist die da drin, oder?“ Ein leichtes Nicken vom Butler und schon ging ich zu dem Schrank und holte die große schwarze Tasche heraus. Ich stellte sie auf den Stuhl der neben dem Bett stand, öffnete sie und stieß einen bewundernden Pfiff aus. Da war ja alles drin was man braucht. „Gut, Cain du verschwindest jetzt und ich werde mich um deinen Butler kümmern. Jetzt schau nicht so. Ich tu ihm schon nichts.“ „Ich werde mich von dir nicht innerhalb meines eigenen Hauses vor die Tür setzten lassen.“ „Ich denke aber es währe besser für dich, wenn du den Raum verlässt. Außerdem brauche ich Ruhe und Platz. Ach ja, ich bräuchte noch eine Schüssel mit heißem Wasser und saubere Tücher. Wie sieht’s aus, ist es schlimm wenn seine Bettwäsche verschmutzt wird? Wenn ja dann bräuchte ich noch ein Leintuch bei dem es nicht schlimm ist um das Bett abzudecken.“ Der kalte Lauf von Cains Pistole lag an meiner Schläfe während er mich leise anzischte. „Was hast du mit ihm vor?“ Manchmal konnte er einem wirklich Angst machen. „Nichts, was ihm schaden wird. Aber vorhin schien es als währe die Wunde sehr tief. Ich werde sie nähen müssen und das geht einfach nicht ohne etwas Blut zu vergießen. Außerdem ist er ziemlich schlecht beieinander. Ich weiß nicht, ob ich ihm gefahrlos eine Betäubung geben kann. Wenn nicht, wird es für ihn ziemlich schmerzhaft werden und genau aus diesem Grund solltest du hier raus. Sonst noch Fragen? Und nimm bitte dieses Ding von meinem Kopf. Das macht es nicht gerade besser.“ Ich spürte wie die Nervosität langsam, schleichend wie so manches Gift durch meinen Körper zu fließen begann und sich festsetzte. Meine Handflächen wurden feucht, meine Atmung beschleunigte sich ebenso wie mein Herzschlag fast unmerklich. Einige Augenblicke hielt mir Cain die Waffe noch an den Kopf, doch dann wandte er sich ab und ging zur Tür. „Ich werde dir die Dinge bringen lassen. Wenn was ist, ich befinde mich im Saloon.“ Leise wurde die Tür geschlossen und ich wandte mich dem Verletzten zu. „Na, dann wollen wir noch mal genau schauen was uns fehlt.“ Um die Stille aus dem Raum zu verbannen und meine Nervosität in den Griff zu bekommen, schwafelte ich Riff zu und hoffte, dass es ihn von seinen Schmerzen etwas ablenken und ihn nicht zu sehr nerven würde, während ich mich daran machte ihm beim aufsetzen zu helfen um seinen Verband wieder zu entfernen, wobei ich so vorsichtig wie möglich vorging. Schließlich war das Letzte was ich wollte, meinem Patienten irgendwelche vermeidbaren Schmerzen zuzufügen. „Das könnte jetzt etwas schmerzen. Nein jetzt nicht die Luft anhalten. Entspann dich, dann tut es nicht so weh.“ Sein zwischen den Zähnen hervorgepresstes ^Leicht gesagt^ ließ mich wieder grinsen und ich merkte, dass die Aufregung sich gelegt hatte. Als der Verband entfernt war und Riff wieder ausgestreckt im Bett lag, begann ich die Verletzung zu untersuchen. „Oh mein Gott, was ist mit dir geschehen? Du hast lauter Splitter in der Wunde. Das ist nicht gut. Du bist zu schwach als dass ich dir irgendein Betäubungsmittel geben könnte, aber ohne in dir herumzukramen geht schätzungsweite auch nicht. Also kann ich nichts tun.“ In diesem Moment packte er mein Handgelenk und zog mich zu sich hinunter. Ich sah ihm in die leicht verschleierten Augen als er mir seine Meinung zuflüsterte. „Ich schaff das schon. Macht Euch keine Gedanken Sir. Tut, was Ihr für richtig haltet.“ Er ließ mich wieder los und ich richtete mich auf. „Na gut.“ Ich ging zum Fenster blickte kurz hinaus und versuchte meinen Kopf frei zu bekommen, bevor ich den kleinen Tisch packte und neben sein Bett stellte. Ich saß komplett in der Zwickmühle. Wenn ich ihm jetzt Medikamente gab, damit er betäubt wurde, waren seine Chance überhaupt wieder zu erwachen ziemlich niedrig, Wenn ich aber die Splitter herausholen und ihn vernähen würde, ohne Betäubung, dann könnte er an einem Schock sterben und wenn ich nichts außer einem frischen Verband machen würde, dann war sein Schicksal auf alle Fälle besiegelt. Mist. Was soll ich tun. Was würde ein Arzt…, tun? ... Moment, war Riff nicht einer? Merry hatte doch mal etwas erwähnt. „Sag mal was würdest du in meiner Situation machen?“ „Das wo die größere Chance besteht, dass der Patient überlebt.“ Was für eine Antwort. Die verwirrte mich noch mehr, aber eigentlich hatte er ja Recht. Und ich traf meine Entscheidung. Als die Tür geöffnet wurde und Mary, eines der Hausmädchen, mit Tüchern und dem Wasser kam, ging ich ihr entgegen, immer darauf bedacht, dass ich zwischen ihr und dem Bett stand, damit sie nichts zu Gesicht bekam, was sie dann weitererzählen konnte. Dankend nahm ich ihr die gewünschten Dinge aus der Hand und komplimentierte sie wieder aus dem Zimmer hinaus, wobei ich einen kurzen Blick in den Gang hinaus warf. Von wegen er würde im Salon warten. Cain saß auf einem Fensterbrett und blickte stur in den sonnenüberfluteten Garten hinaus. Leise schob ich die Tür mit dem Fuß zu und verriegelte die selbige, bevor ich die Sachen langsam zum Tisch hinüberbalancierte. Ich kramte in der Tasche und fand einen etwa fingerbreiten und 10 Zentimeter langen Eichenstab den ich Riff hinhielt. „Hier, bitte fest draufbeißen, damit du dir nicht auf die Zunge beißt. Was ich jetzt mit dir vorhabe wird sehr schmerzhaft sein. Soll ich dich ans Bett fesseln, oder denkst du, dass du ruhig bleiben kannst?“ Ich beobachtete ihn, wie er meine Worte überdachte bevor er nickte und leise Antwortete. „Ich denke es wird auch so gehen.“ „In Ordnung, tu mir aber einen Gefallen. Wenn die Schmerzen nicht mehr auszuhalten sind, und du dich nicht mehr kontrollieren kannst, dann bitte nicht KO schlagen, sondern schrei oder so was. Gib mir irgendwie bescheid. Ich möchte verhindern, dass ich dich noch mehr verletze.“ Ein leichtes Nicken war alles was ich von dem sonst immer so penibel höflichen Butler bekam, bevor er sich das Stäbchen quer zwischen die Zähne schob. War er schon so geschwächt, dass das Sprechen zu anstrengend war? Seine Wangen waren leicht gerötet und die Augen noch eine Spur stärker verschleiert als zuvor. Jetzt musste ich mich langsam mal beeilen. Es ganz so aus, als würde ihn langsam das Fieber überfluten. Ich schnappte mir, nachdem ich mir die Hände sauber gewaschen hatte, ein Skalpell und eine Pinzette. „Ich fange jetzt an dir die Splitter zu entfernen.“ Vorsichtig zupfte ich einige metallische Splitter aus seinem Körper, als mir einer davon abbrach. Mist auch das noch. Vorsichtig schnitt ich das Fleisch noch etwas auf, tupfte das Blut weg und zog schnell den Rest des Metalls hervor. Ich hörte wie sich Riffs Zähne immer fester in das Holz bohrten, welches leise knirschende Geräusche von sich gab. Er wird es doch nicht durchbeißen? Hoffentlich nicht. Ich ließ meinen Blick Sekundenbruchteile über den Körper unter mir gleiten. Sah wie sich die schlanken Finger in die Laken krampften und ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Er keuchte, unterdrückte den Schmerz den ich ihm zufügte, blieb aber sonst ruhig liegen. Nachdem ich mir sicher war, dass ich keinen Splitter übersehen hatte holte ich Nadel und Faden hervor und begann die tiefe Fleischwunde zu vernähen. Ich merkte wie Riffs Beherrschung immer mehr nach ließ. Sein keuchen wandelte sich in leises Stöhnen aus dem der Schmerz herauszuhören war, dennoch erschrak ich mich fast zu Tode, als er bei meinem letzten Stich laut aufschrie und sich aufbäumte. Dieser Vollidiot dachte doch nicht wirklich, dass ich mich in den Saloon setzen würde und Riff allein in seinen Händen zurück lassen würde. Das kühle Glas der Scheibe an meiner Stirn fühlte sich gut an, dennoch konnte sie die Gedanken nicht verdrängen, die in meinem Kopf einen Ringelreihen aufführten. Was musste sich Riff auch zwischen mich und diese niederen Spielkarten stellen. Dieser entschlossene Ausdruck in seinen Augen, die sonst immer so sanft auf mir ruhten, als er mich zwischen sich und die Mauer hinter sich schob und den drei Mistkerlen ein ^An Master Cain kommt ihr nur über meine Leiche^ an den Kopf warf, ließ jegliche Hoffnung zerspringen. Er würde nicht zurückweichen bevor nicht der letzte Funken Leben aus ihm gewichen war. Als sie dann ihn angriffen verteidigte er sich nicht, sondern schütze mich. Mir blieb nichts über, ich musste sie erschießen. Hätte ich denn Riff in den Tod stoßen sollen? Als wir dann endlich daheim waren, kam uns gerade Merry entgegen. Wir sahen sie schon bevor sie uns entdeckte. Riff, der bis dahin schwer auf meine Schultern gestützt gegangen war, richtete sich auf und ließ sich zwei Schritte hinter mich fallen, so wie es sich ziemte und ging hocherhobenen Hauptes die letzten Meter. Er lächelte Merry freundlich an und wollte sich ins Haus begeben, jedoch entdeckte sie augenblicklich die Verletzung. Riff jedoch wiegelte ab und versprach sich hinzulegen wenn es ihr so wichtig währe. Bestimmt eine halbe Stunde hatten Riff und ich uns noch unterhalten. Hatten abgemacht, dass Merry nichts erfahren sollte. Klaviermusik drang an mein Ohr. Merry hatte wohl mit ihren Übungen begonnen. Ich ließ mich von der Melodie tragen, untersagte meinen Erinnerungen mich zu ärgern, als mich Riffs Schrei zurück in die Gegenwart holte. Schnell sprang ich vom Fensterbrett und wollte die Tür öffnen, konnte sie aber nicht öffnen. Verschlossen. Verdammt dieser Oskar. Ich schlug an die Tür. „Mach sofort die Tür auf. Oskar! Mach auf!“ Ich dachte schon er würde mich nicht hören als sich der Schlüssel geräuschvoll im Schloss drehte. Ich riss die Tür auf, stieß Oskar zur Seite und eilte zum Bett. Einige Sekunden blieb ich geschockt stehen. War Riff ja schon blass gewesen, als ich ihn verlassen hatte, doch nun war er regelrecht weiß, bis auf seine Wangen. Auf diese hatte sich eine ungesunde Röte geschlichen. „Riff?“ Mehr brachte ich nicht raus. Ich wollte eben mich zum Bett setzen als ich am Arm gepackt wurde. „Cain, er schläft. Lass ihn. Er braucht jetzt viel Ruhe. Du könntest mir ja zwischendurch erklären, was er für Splitter in der Brust hatte.“ „Splitter?“ Ich begann zu überlegen. Das ein Geschoß ihn erwischt hatte war mir nicht aufgefallen. Ist mir irgendetwas entgangen? Ich ordnete meine Gedanken. Einer hatte Dolche geworfen wie der kleine „Freund“ vom Doktor. Der Zweite war mit einem Säbel auf ihn losgegangen, doch der hatte keine Chance ihn zu treffen, da meine Kugel schneller war und der dritte…, ja, der Dritte…, hatte der überhaupt irgendwas getan? Vielleicht hatte er ja ein Geschoß abgefeuert. Ich wusste es nicht. „Und? Hast du ihm helfen können Oskar?“ „Das entscheiden jetzt die nächsten Stunden. Er hatte Glück, dass die Splitter keine Organe verletzt hatten. Aber dass er inzwischen fiebert ist kein gutes Zeichen. Sollte das nicht innerhalb der nächsten sechs Stunden leichter werden, dann sehe ich schwarz.“ Das darf nicht passieren. Nicht er. Jeder außer ihm. Er darf mich nicht verlassen. Die Panik kroch durch meinen Körper und ließ ihn erzittern. „Cain alles klar?“ „Lass mich…, los raus mit dir. Lass uns allein.“ Erstaunt blickte Oskar mich an, zuckte dann jedoch nur mit den Achseln und wandte sich zur Tür. „Wenn du meinst.“ Als die Türe sich wieder geschlossen hatte, setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Bett, nahm Riffs Hand in meine und schloss die Augen. Seine Haut war heiß und feucht. Er zitterte leicht und ich musste gegen die Tränen kämpfen. „Bitte Riff, verlass mich nicht. Du kannst mich doch nicht in dieser Welt alleine zurück lassen. Wer sollte mich denn im Kampf gegen meinen Vater unterstützen wenn nicht du. Ob Gott oder der Teufel ist mir egal…! Nur bitte rette ihn. Er darf mich nicht so verlassen.“ Mein Kopf sank von mir unbemerkt auf seine Decke. Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein und beruhigte mich ein wenig. „Lächerlich. So etwas würde dich nie meinen giftigen Händen entreißen. Niemals. Ich weiß, dass du dein Versprechen nicht brechen wirst. Erinnerst du dich noch? Du sagtest, dass du an meiner Seite in die Hölle gehst. Also reiß dich zusammen und werd schnell wieder gesund.“ Nach schier unendlichen Stunden kam Merry herein. Sie brachte eine Karaffe mit Wasser und Gläser. „Cain, wie geht es ihm?“ „Er schläft.“ „Kommst du zum essen?“ „Danke, aber ich hab keinen Appetit.“ Schweigend beobachtete ich meine Schwester wie sie leise aus dem Raum verschwand. Dann wanderte mein Blick wieder zu Riff und nach einigen Minuten schlief ich dann ein und begann zu träumen. Ich stand meinem Vater gegenüber. Er hatte die Peitsche in der einen Hand, die Pfeife zwischen den zu einem hämischen Grinsen verzogenen Lippen und musterte mich schweigend, bis er zu lachen begann. „Du wirst nie glücklich sein, Cain. Ich sorge dafür. Du wirst dein Lebenlang keine Liebe finden und einen einsamen, erbärmlichen Tod. Cain, der Name des ersten Mörders der Menschheit.“ Er holte mit der Peitsche aus. Ich hob die Arme um mein Gesicht zu schützen und kauerte mich zusammen als eine warme Hand sich um die Meinige schloss und mich hoch und von meinem Vater fort zog. Als ich erwachte wusste ich zuerst nicht wo ich mich befand und erst eine mir wohlbekannte Stimme verscheuchte meine Verwirrung. „Master…, Cain.“ Riff hörte sich rau und schwach an. Als hätte er jeden Funken seiner Kraft in diese beiden Worte gepackt. Seine sonst so reinen blauen Augen waren verschleiert, dennoch konnte ich Sorge darin lesen. „Riff, du bist wach. Brauchst du etwas?“ Er versuchte etwas zu sagen brachte aber kein Wort heraus. Er strich sich mit der Zunge über die Lippen, versuchte diese zu befeuchten und brachte ein kaum hörbares ^Wasser^ heraus. Schnell nahm ich eines der Gläser und schenkte von dem Wasser, welches Merry vor einiger Zeit gebracht hatte, ein und stand nun vor einem Problem. Wie bekäme ich nur das Wasser in Riff hinein, ohne, dass ich es ihm ins Gesicht schüttete oder ihn zu ertränken. Just in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Oskar betrat den Raum. Noch nie war ich so froh, diesen großen Grobian zu sehen. Dieser ging zielstrebig aufs Bett zu. „Ah Riff, du bist wach, und dein Fieber scheint etwas gesunken zu sein. Du hast uns ganzschön erschrocken. Hast du schon etwas getrunken? Du brauchst viel Flüssigkeit.“ „Ich wollte ihm gerade was geben.“ „Ah Cain sehr gut. Los Riff, ich helfe dir dich aufzusitzen.“ Vorsichtig schob Oskar seinen Arm unter Riffs Rücken und schob ihn langsam in die vertikale. Riff keuchte vor Schmerzen auf und ich merkte, dass meine Hand zu zittern begann. „Geht’s wieder?“ Riff nickte. „Gut. Cain komm und flöße ihm langsam das Wasser ein.“ Ich setzte mich neben Riff und hielt ihm das Glas an die Lippen, als er mir dieses aus der Hand nahm und es langsam austrank. Ich verstand ihn nicht. Warum wollte er sich nicht von mir helfen lassen? Oskar half ihm sich aufzurichten, stützte ihn, verband ihn und ich durfte ihm noch nicht mal ein Glas halten. Wut stieg in mir hoch und ich wandte mich ab. Nein, vor Oskar würde ich ihn jetzt nicht zur Rede stellen. Auch wenn er mich sehr gekränkt hatte. „Cain, ich hab da einen Verdacht. Wo kann ich eine Blutprobe hinbringen um sie auf Gifte untersuchen zu lassen?“ Was sollte das jetzt? Fragend wandte ich mich Oskar zu. „Auf Gift?“ „Ja, ich hatte etwas Zeit zum nachdenken. Merry meinte, dass es Riff ziemlich abrupt schlechter ging. Nur an der Verletzung kann´s nicht liegen und wenn ich dann noch an die Splitter denke, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass es vielleicht eine metallische Spitze war, die nach dem zerspringen ein Gift freigesetzt hat.“ War ich so blind? Brauchte gerade ich, der Giftgraf, solch einen Anstoß um das Wahrscheinliche zu sehen? Und dann auch noch von Oskar? Was war denn mit mir los? „Das mache ich. Bring die Blutprobe in mein Zimmer.“ Dann wandte ich mich an Riff. „Versuch noch etwas zu schlafen. Wenn ich die Ergebnisse habe, dann komme ich wieder.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ ich das Zimmer ging zu meinen Räumen und richtete alles her. So, das wars dann auch schon. Schön, daß bis hierher gelesen wurde. Danke schön.*verbeug* Und, wars offensichtlich, aus welcher Sicht wann erzählt wurde? Für alle die Schwierigkeiten hatten hier die Reihenfolge. Riff, Oskar, Cain. Bis zum nächsten Kapitel Macht es gut Fuyu Kapitel 2: Ich lebe nur um dir zu dienen ---------------------------------------- Hallo zusammen. Ich bin eben mit Kapitel 2 fertig geworden. Da ich in 5 Minuten weg muß, bleibt mir kaum Zeit für ein Vorwort. Deswegen gibts heute nur eines zu sagen. Viel Spaß beim lesen.^^ Kapitel 2 –Ich lebe um dir zu dienen- „Er muss sich wirklich Sorgen um dich machen.“ Es fiel mir schwer mich auf Master Oskars Worte zu konzentrieren. Ich hatte Kopfschmerzen die von Sekunde zu Sekunde stärker wurden. Das Atmen wurde langsam zur Tortur. „Wie meint Ihr das?“ Wie anstrengend diese paar Worte waren. „Ach, ich wunderte mich nur, dass Cain nicht selber…,“ Oskar stach zu und zapfte mir etwas Blut ab, bevor er mit seiner Erklärung fort fuhr. „…auf den Gedanken mit dem Gift gekommen ist. Er muss etwas sehr wichtiges im Kopf haben und das wird wahrscheinlich dein Zustand sein. Fertig. Du solltest noch mal schlafen. Das wird dir gut tun. Möchtest du noch etwas trinken?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Mein Mund fühlte sich zwar wieder knochentrocken an, doch ich wollte so schnell es ging allein sein um nachzudenken, ich wollte es wenigstens versuchen. Es wurde immer dunkler in meinem Zimmer. Es schien, als hätte ich den ganzen Tag verschlafen. Schließlich war der Überfall auf Master Cain morgens um 9.00 Uhr gewesen. Und kurz nach 10 waren wir wieder hier angekommen. Meine Gedanken schweiften weiter. Ich kämpfte dagegen an, dass diese sich in irgendeine unnütze Sache verbissen. Master Cain sah wütend aus, als ich ihm das Glas abnahm. Warum nur? Und wie viel Wahrheit steckte hinter Master Oskars Worten? Hatte sich Master Cain wirklich so viele Gedanken um meine Gesundheit gemacht? Mir fielen die Augen zu doch richtig eingeschlafen war ich nicht, so bemerkte ich, wie die Türe geöffnet wurde und jemand eintrat. Inzwischen war es in meinem Zimmer sehr dunkel. Nur das durch das Fenster einfallende Mondlicht zauberte einen schmalen Streifen Licht auf den Boden. „Riff, bist du wach?“ Oh die kleine Miss. Warum war sie denn noch wach. „Miss Merry?“ Das junge Fräulein entzündete eine Lampe und stellte sie auf den Tisch. „Geht es dir besser?“ Ihre Stimme klang besorgt aber doch drängend. Etwas schien ihr auf dem Herzen zu liegen. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief ein und versuchte die Schmerzen in mir zu verdrängen. „Es geht mir wieder gut.“ Nur nicht verraten wie schlecht es mir ging. Miss Merry durfte sich keine Sorgen machen. Selbst wenn Master Cain es mir nicht befohlen hätte, würde ich die kleine Miss nicht mit meinen Problemen belasten wollen. „Was ist mit Euch. Ihr seht bedrückt aus.“ Merry wandte den Blick ab, starrte auf den Boden und ein schlechtes Gefühl breitete sich in mir aus. Die Schmerzen aus meinem Geist verbannend richtete ich mich auf und legte dem kleinen Mädchen eine Hand auf die Schulter. „Miss Merry, geht es um Master Cain?“ Sie begann zu schluchzen und ich nahm sie tröstend in den Arm. „Miss Merry, bitte.“ Ich musste nicht mehr sagen. Merry verstand mich auch so und leise begann sie sich ihre Sorgen von der Brust zu reden. „Oskar brachte ihm etwas und kurz darauf hat Cain total aufgeregt das Haus verlassen. Oskar ist hinterher gerannt und seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.“ „Wann war das?“ „Das ist jetzt schon drei Stunden her.“ Drei Stunden? Wo könnte er nur sein? Ich schlug die Decke zurück und stand vorsichtig auf, kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit und das Schwindelgefühl. Langsam tapste ich schwankend zu meinem Kleiderschrank und holte Hemd, Hose, Weste und einen Mantel heraus. Danach ging ich mit der Kleidung überm Arm zurück zum Bett, wo ich mich fallen ließ. Mein Herz und meine Atmung rasten als währe ich einen Marathon gelaufen. Verdammt was war das nur, dass ich so schnell erschöpfte. „Riff, was machst du?“ „Ich…, werde…, Master Cain…, suchen.“ Ich bekam kaum einen zusammenhängenden Satz heraus. Überschätzte ich mich jetzt nicht haushoch? Wie sollte ich Master Cain finden und ihm bei bedarf helfen, wenn ich noch nicht einmal die Kraft hatte mich anzukleiden? Wütend über mich selbst schob ich diese Gedanken zur Seite. Ich musste etwas tun. Ich konnte nicht einfach nur so dasitzen und darauf warten, dass Oskar ihn wieder zurückbrachte. Selbst wenn ich bei dem Versuch doch noch sterben würde, so hatte mein Tod dann wenigsten einen Sinn. Außerdem, würde Master Cain etwas geschehen, dann währe mein Leben sowieso nutzlos. Schweigend versuchte ich die Knöpfe meines Oberteils zu öffnen, doch meine Hände zitterten und waren taub, wodurch dieses alltägliche Tun sich zu einem nervenden Schauspiel entwickelte. „Du darfst nicht aufstehen. Du bist doch verletzt.“ Die kleine Miss blickte mich erschrocken und besorgt an und ich musste kurz lächeln, bevor ich ihr ernst meine Ansichten zu erklären versuchte. „Miss Merry, ich muss ihn suchen.“ „Auch wenn es das letzte ist was du tust?“ Ich nickte der kleinen Miss nur zu, worüber sie zu seufzen begann. Ich kämpfte gerade mit meinem vierten Knopf, als meine Hände sanft weg geschoben wurden. „Miss Merry?“ Sie lächelte mich an, öffnete die restlichen Knöpfe, half mir dabei dieses Kleidungsstück auszuziehen und das bereitgelegte Hemd anzuziehen und während sie die Knöpfe schloss begann sie ihr Tun zu erklären. „Ich werde dir helfen. Zusammen können wir ihn bestimmt finden. Und wehe du meckerst jetzt.“ Es war mir unangenehm, dass Miss Merry mir half, und ihre Begründung hatte mich geschockt. „Aber Miss Merry, das geht nicht. Ihr dürft Euch nicht in Gefahr begeben.“ Das junge Fräulein fuchtelte mir drohend mit einem Finger unter der Nase herum und legte ihre Stirn in Falten. „Red keinen Unsinn Riff. Ich war jahrelang auf Londons Strassen unterwegs. Ich weiß was ich tu.“ Einige Augenblicke musterte sie mich wie ich meine Weste überzog. „Schaffst du den Rest allein?“ Ich wusste zwar nicht wieso, aber diese unschuldigen Augen, diese ebenso gestellte Frage, die mich beruhigte, brachten mich zum lächeln bevor ich ihr antwortete. „Natürlich Miss Merry.“ Auch sie lächelte und lief aus meinem Zimmer. Schweigend sah ich ihr nach, bevor ich, sobald die Türe geschlossen war, mein Gesicht hinter den Händen verbarg. Diese ganze Aktion, hatte mich sehr erschöpft. Aber ich musste jetzt weitermachen. Miss Merry würde sich nicht von ihrer Idee abbringen lassen. Mein Körper schrie nach Schlaf, mein Kopf drohte mir in den nächsten Sekunden zu explodieren, meine Lunge versagte mir beinahe den Dienst und die Welt vor meinen Augen verschwamm und drehte sich. Was für einen erbärmlichen Eindruck ich machen musste. Dennoch schaffte ich es irgendwie mich fertig anzukleiden. Den Mantel legte ich mir über den Arm und schleppte mich zur Tür. Dort lehnte ich mich kurz an die Wand und versuchte tief einzuatmen. Jeden Funken Selbstbeherrschung kratzte ich zusammen und richtete mich auf. Jetzt nur nicht vor Schwäche zusammenbrechen. Ich öffnete die Tür und schritt hinaus. „Ah, Sir! Ihr seid auf?“ Ich wandte mich der Stimme zu. „Mary, was gibt es?“ „Ich dachte nur, dass Ihr momentan krank seid. Miss Merry erwähnte so etwas.“ „Wie du siehst geht es mir wieder besser.“ Das Hausmädchen blickte beschämt zu Boden. „Miss Merry wartet auf Euch in der Halle.“ „Mary, weißt du wo Master Cain hin ist?“ „Tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Er hat eine der Kutschen herrichten lassen und gemeinsam mit Master Oskar ist er dann davongefahren.“ Verdammt, was ist denn heute nur los? Seit wann musste man der sonst so gesprächigen Mary alles aus der Nase ziehen? „In welche Richtung?“ An ihrem Gesichtsaudruck konnte ich erkennen, dass mir die Frage etwas zu schroff herausgerutscht war. Ihre Hand zitterte leicht als sie nach rechts deutete. „Richtung Innenstadt.“ „Danke Mary.“ Langsam schritt ich die Treppe hinunter wobei ich den Blick des Hausmädchens im Rücken spürte. Wo bleibt Riff nur? Sollte ich vielleicht doch noch mal rauf und nachsehen, ob er Hilfe braucht? Aber er machte vorhin ein Gesicht, ob es ihm nicht Recht währe wenn ich ihm helfe. Aber warum? Ich verstehe ihn nicht. Genauso wenig wie meinen Bruder. Warum machten die Beiden auch immer solch ein Geheimnis darum wie es ihnen geht. „Miss Merry entschuldigt, dass Ihr warten musstet.“ Ich wandte mich zur Treppe. Das gab es doch nicht. War das der gleiche Riff, der vor einigen Minuten noch erschöpft vom Kleiderraussuchen auf dem Bett gesessen war? Unglaublich, er ging ohne Schwäche zu zeigen die Treppe runter und lächelte mir zu, doch seine Augen waren noch immer leicht verschleiert. „Macht nichts Riff. Los jetzt suchen wir Cain.“ Er nickte nur während er in seinen Mantel schlüpfte und mir bei dem meinigen half. Er kniete sich hin um ihn zu schließen. „Aber Riff…,“ Er ließ mich nicht ausreden und raunte mir eine Begründung zu. „Miss Merry, die Dienerschaft darf nichts erfahren.“ Er schloss kurz die Augen, atmete hörbar ein und erst einige Sekunden später wieder aus, dann erhob er sich wieder und reichte mir den Arm. So verließen wie das Haus und machten uns auf die Suche. Nach einer halben Stunde blieb Riff stehen. Im Licht der Straßenlaterne konnte ich sehen, dass er kalkweiß war. Schweiß stand ihm auf der Stirn, er keuchte schwer und hielt sich an der Laterne fest um nicht einfach umzufallen. „Riff sollen wir eine Kutsche nehmen?“ Dieser schüttelte nur den Kopf und ging weiter, jedoch kam er nur wenige Schritte, bevor er auf die Knie zusammensackte. „Riff!“ Schnell lief ich zu ihm, half ihm wieder auf die Beine zu kommen. Aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden, den ich ihm schnell mit meinem Taschentuch wegwischte. „Riff wir müssen zurück. Du gehörst ins Bett.“ Wieder schüttelte er den Kopf und in seiner Stimme klang Entschlossenheit heraus. „Ich werde Master Cain nicht seinem Schicksal überlassen. Ich kann es nicht.“ Da er kaum imstande war sich auf den Beinen zu halten, stützte ich ihn so gut ich konnte. Er deutete nach Rechts in einer spärlich beleuchtete Seitenstraße. „Wir müssen dort entlang.“ Woher war er sich so sicher? Ich war noch in Gedanken als ich gegen Riff stieß, da dieser abrupt stehen geblieben war. In seinem Blick stand Unglaube, beinahe schon Entsetzen geschrieben. „Du? Du hättest eigentlich schon lange tot sein sollen. Aber dein unverständliches Verlangen für deinen Herrn in den Tod zu gehen, scheint dich selbst auf der Schwelle des Todes noch auf den Beinen zu halten.“ Ein ziemlich großer, schlanker Mann mit langen, aschblonden Haaren blickte uns erstaunt durch die Brille an. Riff nahm mich am Arm, schob mich hinter sich und richtete sich wieder auf. „Wo ist er?“ „Aber aber, wer wird denn so unhöflich sein.“ „Wo ist Master Cain?“ „Ich verstehe zwar nicht warum du dich so benimmst, aber um deine Frage zu beantworten, er ist in diesem Gebäude. Er und sein neuer Freund.“ Sein Blick fiel auf mich und er begann zu lächeln. Doch in diesem Lächeln steckte nicht das geringste Gefühl. „Oh, wen haben wir denn hier? Das Fräulein Schwester.“ Der Kerl kam mir bekannt vor und nach einigen Augenblicken wusste ich auch woher. „Das ist doch…, du bist doch der Arzt, der Drew getötet hat.“ Er blickte mich nachdenklich an. „Drew? Der Name sagt mir nichts. Wahrscheinlich war dieses Mädchen nur ein unbedeutendes Opfer.“ Oh diese Kanalratte. Wenn ich nur etwas stärker währe und wenn Riff mich endlich loslassen würde, dann würde ich ihm jetzt einfach fertig machen, aber so blieb mir nichts anderes über als meine Tränen zurückzudrängen. „Sie Mistkerl. Wie können Sie so was sagen!“ „Miss Merry, beruhigt Euch.“ Riff hatte ja Recht. Diesen Arzt zu verärgern könnte gefährlich sein. „Doktor, ich denke Sie haben nichts dagegen, wenn Miss Merry sich zurückzieht.“ Die ersten Sekunden blickten der Doktor und ich Riff nur verwundert an, bis der Blonde zu lachen begann. „Wie köstlich. Ich glaube aber, dass du nicht in der Lage bist Forderungen zustellen.“ „Sie irren sich Doktor Disraeli. Ich gebe Ihnen den Rat meine Schießkünste nicht zu überschätzen. Es könnte gut geschehen, dass ich sie aus versehen tödlich verletze.“ Wo hatte Riff denn plötzlich die Pistole her? Doch seine Hand zitterte. Ich glaube selbst wenn er es gewollt hätte, den Doktor hätte er nie im Leben getroffen. „Doktor die Vorbereitungen sind abgeschlossen, Sie können mit dem Eingriff beginnen. Was macht der denn hier?“ Ein schwarzhaariger Junge war aus dem Haus gekommen. Seine Augen funkelten gefährlich, als sie an Riff hängen blieben. „Er will seinen Herrn abholen.“ „Darf ich mich um ihn kümmern? Ich hätte da noch eine Rechnung mit ihm offen.“ Der Junge zog einen Dolch, während der Doktor nur zu lächeln begann. „Aber Cassian, du weißt, dass sobald sein Herr verstorben ist, er daran zerbrechen wird. Außerdem hat er nicht mehr lange. 5 Minuten schätze ich mal. Es währe unnütz sich jetzt um ihn zu kümmern. Aber das junge Fräulein an seiner Seite würde mich doch noch interessieren.“ Riff wich einen Schritt zurück und schob mich mit sich. Ich konnte in seinen Augen sehen, wie ihn die Situation schockte. Auch mir machte sie große Angst. Der Doktor brauchte nur noch ein paar Minuten warten, dann würde niemand mehr zwischen mir und ihm stehen. Ich begann zu zittern. Riff sackte zusammen und kauerte am Boden, spuckte Blut. Ich wollte ihm helfen konnte mich aber nicht bewegen. In diesem Moment krachte die Tür hinter dem Doktor auf und mein Bruder und Oskar kamen heraus gerannt. Einige Sekunden blickten sie mich und Riff erstaunt an, jedoch rannten sie gleich weiter. Cain schnappte mich, nahm mich auf den Arm und lief weiter, während Oskar sich um Riff bemühte. Nur eine Straße weiter, in einer finsteren Seitengasse konnte ich die familieneigene Kutsche entdecken in die Cain mich steckte, bevor er mit einem leisen ^wir sprechen uns später^ wieder zurücklief um Oskar und Riff Rückendeckung zu geben. Ich hörte Schüsse, traute mich aber nicht nachzusehen, sondern drückte mich tiefer in den weichen Sitz und schrie erschrocken auf, als die Kutschentür geöffnet wurde. „Aber Merry, vor mir brauchst du dich nicht fürchten. Rutschmal, damit ich Riff reinsetzen kann.“ Schnell stand ich auf und half Riff hineinzuziehen. Cain schob von draußen. „Oskar raus mir dir. Wir müssen so schnell wie möglich zurück.“ Oskar nickte, sprang aus der Kutsche und stieg auf den Kutschbock, während Cain zu uns hinein stieg. Waren denn fünf Minuten nicht schon herum? „Cain, Riff…, fünf Minuten…, Gegengift…“ Ich war so aufgeregt und durcheinander, dass ich keinen vernünftigen Satz zusammen bekam, doch mein Bruder schien mich auch so verstanden zu haben. „Keine Sorge Merry. Ich hab dem Doktor das Gegengift stibitzt und es Riff schon verabreicht. Ich hoffe, dass es genug war. Aber, was macht ihr Beiden überhaupt hier? Seid ihr den wahnsinnig? Du hättest verletzt werden können.“ Mir kamen die Tränen und ich schluchzte. Eigentlich wollte ich mich verteidigen, doch ich bekam kein Wort heraus. Zu sehr hatte mich dieser Abend geschockt. Das Merry weint wollte ich nicht. Aber zu sehr hatten mich die Sorgen im Griff seit ich sie hinter Riff erblickt hatte. „Merry, entschuldige, ich wollte dich nicht schimpfen. Eigentlich muss ich mich bei dir ja sogar bedanken.“ Merry wischte sich die Tränen aus den Augen und blickte mich fragend an. „Na ja, hättet ihr beiden den Doktor nicht aufgehalten, dann gäbe es weder mich noch Oskar. Nur weil der kleine Helfer auch noch den Raum verlassen hatte, konnte Oskar sich und dann noch mich befreien und es blieb sogar noch Zeit nach dem Gegengift zu suchen.“ Verwirrt blickte sie mich an. „Sag mal Cain, wann hast du Riff denn das Gegengift gegeben?“ Ich musste über die schüchtern gestellte Frage lächeln. „Vorhin, nachdem ich dich in die Kutsche gesetzt hatte.“ „Und… und wer hat geschossen?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises Hauchen. So erlebte man meine kleine Schwester nur selten. „Das war ich. Ich musste ja den Doktor und seinen kleinen Freund abhalten uns zu schnell zu folgen.“ „Und was ist jetzt mit Riff? Warum ist er noch nicht wach? Wir dürften gleich daheim sein.“ „Na ja, das kann ich dir auch nicht sagen. Ich schätze aber, dass seine Verletzung ihm noch mehr Kraft gekostet hat als die Vergiftung.“ „Also war sie doch so schlimm?“ Verdammt, Merry war eine kluge kleine Lady. Jetzt musste eine Ausrede her. „Nein, aber er hätte länger Ruhe gebraucht. Immerhin ist es noch keinen Tag her, dass er verwundet wurde.“ Ob sie das glaubte? Ja, ihr Blick zeigte es mir. Glück gehabt. Aber Riff müsste wirklich schon wieder bei Bewusstsein sein. Hatte mich der Doktor belogen als er mir die Menge verriet? Glaube ich aber nicht. Er hatte ja nicht damit gerechnet, dass wir ihm entkommen könnten, weshalb sollte er also lügen. War es vielleicht gar kein Gegengift gewesen sondern nur eine andere Sorte Gift? Ich sprang regelrecht auf und fühlte nach Riffs Puls. Meine Finger strichen über sein Handgelenk, bis ich die Narbe, welche er sich bei seinem Selbstmordversuch zugezogen hatte spürte. Dort verharrte ich einige Augenblicke. Erleichtert merkte ich dass sein Blut ganz regelmäßig unter meinen Fingerkuppen pulsierte. Die Kutsche hielt an und wenige Sekunden später spähte Oskar schon rein. „Was macht der Patient?“ „Er ist bisher noch nicht zu sich gekommen.“ Oskar begann zu überlegen, wobei er sich durch sein Haar fuhr. “Hhmm, soll ich einen der Hausdiener holen? Allein wird es schwierig ihn die Treppe hochzuschleppen.“ Mein Blick wanderte durch den finsteren Vorgarten und blieb am Brunnen hängen. „Oskar bring Merry rein. Ich komme in ein paar Minuten mit Riff nach.“ Verwundert sah Oskar mich an. „Wie willst du ihn denn bis zum Haus bringen? Ein Pferd vorspannen und an den Haare reinschleifen?“ Ich wusste, dass ich wieder mein typisches, überlegenes Lächeln aufgesetzt hatte als ich Oskar belehrte. „Mitnichten, er wird alleine hineingehen. Denn er weiß, dass die Dienerschaft sich, sollten sie etwas bemerken, das Maul über ihn zerreißen wird und er dadurch nur Unannehmlichkeiten bekommt.“ „Ach deshalb.“ Verwirrt blickte ich Merry an, deren Blick auf Riff gerichtet war. „Merry, was meinst du?“ Oskar hatte mir die Worte aus dem Mund genommen und interessiert hörten wir der Erklärung meiner Schwester zu. „Ich hatte mich gewundert. Er war so erschöpft nachdem er sich Kleider aus dem Schrank geholt hatte, kam dann aber die Treppe hinunter, als währe nichts. Er strahlte eine solche Kraft und Entschlossenheit aus, ganz anders als noch in seinem Zimmer, wo er kaum in der Lage war seine Knöpfe zu öffnen. Er hat mir sogar beim Mantel anziehen geholfen und ihn zugeknöpft und meinte, als ich ihn abhalten wollte, dass die Dienerschaft nichts bemerken darf.“ Oskar lachte kurz. „So was nenne ich einen Sturkopf. Nun gut. Mylady, darf ich ihnen den Arm bieten und sie ins Haus geleiten?“ Merry stieg aus der Kutsche und legte ihre Hand auf Oskars Arm und ging mit ihm zum Haus. „Wenn es sein muss.“ „Och Merry sein doch nicht immer so kalt zu mir.“ „Warum auch nicht. Jetzt bist du so ein riesiger Grobian und kannst meinen Bruder noch nicht einmal aufhalten…“ Mehr konnte ich nicht verstehen, da die Beiden inzwischen am Haus angekommen waren und eintraten. Ich ging zum Brunnen, nahm mein Taschentuch und tauchte es ins kühle Nass. Zurück bei Riff strich ich ihm mit dem Tuch vorsichtig über sein blasses Gesicht. Es half irgendwie nicht. „Riff, bitte komm wieder zurück. Ich brauche dich und wir können es uns nicht leisten hier zulange herumzusitzen. Der Doktor könnte uns gefolgt sein. Bitte komm zu dir.“ Verzweiflung und Wut brachen hervor und um mich abzuregen warf ich Riff das nasse Tuch ins Gesicht. Dort blieb es dann einige Zeit liegen bevor er sich bewegte und es entfernte. „Master Cain?“ Er keuchte auf und presste sich beide Hände an die Brust. So hilflos wie in diesem Moment hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. „Riff? Wie geht es dir?“ „Besser.“ Seine Körpersprache verriet mir jedoch etwas anderes und ohne es zu wollen fuhr ich ihn an. „Das will ich aber auch hoffen. Los jetzt wir müssen ins Haus und du wirst dich soweit zusammen nehmen, dass du ohne aufzufallen zu mir ins Zimmer kommst. Ich muss mit dir reden. Verstanden?“ Ich konnte sehen wie er unter jedem Wort leicht zusammenzuckte. „Natürlich Master Cain.“ Ich stieg aus und wartete auf ihn. Er saß noch einen Moment ruhig da, atmete langsam ein und wieder aus, bevor er abrupt aufstand und ausstieg. Nun wusste ich was Merry gemeint hatte. Just in diesem Moment sah man weder die Qualen die er momentan erlitt noch die Schwäche, die ihn zuvor noch in ihren Klauen gehalten hatte. Hoch aufgerichtet schritt er hinter mir her, öffnete mir die Tür, half mir den Mantel abzulegen und ging zu einem der Hausdiener, dem er mit fester Stimme auftrug den Kutscher zu wecken, damit sich dieser um das Pferd und die Kutsche kümmern konnte. Danach wandte er sich an mich. „Master Cain, wünscht Ihr eine Tasse Tee?“ Ich verneinte obwohl ich jetzt schon gerne eine Tasse gehabt hätte, jedoch wollte ich Riff nicht länger sein Theater spielen lassen als nötig. „Jetzt komm mit.“ Er folgte mir die Treppe hinauf, wobei mir auffiel, dass er eine Hand über das Geländer streifen ließ, was er sonst nicht tat. Ich ging zielstrebig in mein Schlafzimmer und Riff folgte mir. Er schloss die Tür und blieb an selbige gelehnt stehen. Auch jetzt versuchte er eindeutig keine Schwäche zu zeigen, während ich es mir am Rand meines Bettes bequem machte. „Setz dich zu mir.“ „Master Cain…“ „Setz dich. Mir brauchst du nichts vorzuspielen. Ich hab Augen im Kopf. Ich sehe doch, dass du gleich nicht mehr kannst. Also?“ Er nickte nur ergeben und setzte sich zu mir. “Nun, wie geht es dir? Hat sich etwas geändert seit ich dir das Medikament gab?“ „Ja Sir. Das Brennen in der Brust ist verschwunden, ebenso wie die Atemnot, die Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl.“ „Gut. Und deine Verletzungen?“ „Die leichteren brennen nur etwas.“ Ich wartete, darauf, dass er weiter sprechen würde, doch er tat es nicht. Es schien als wollte er mir seinen wahren Gesundheitszustand verschweigen, dabei wusste ich doch wie es ihm ging. Aus eben diesem Grund bohrte ich weiter. „Und die an der Oskar herumgedoktert hat?“ „Auch schon besser.“ „Lüg mich nicht an.“ Ich schlug leicht auf seine Brust und er keuchte vor Schmerz auf. „Leg dich hin. Ich hole Oskar, damit er sich die Wunde noch mal ansieht.“ „Aber Master Cain…,“ „Kein Aber. Heute Nacht ist es zu gefährlich, allein zu beleiben. Der Doktor könnte sich an uns rächen wollen und dann ist es besser, wenn zumindest wir beide zusammen sind.“ Er nickte ergeben blieb aber sitzen. Ich ging schnellen Schrittes zum Saloon und sah nach, ob Oskar sich dort befand. Er saß offensichtlich alleine vor dem brennenden Kamin und starrte in die Flammen. „Oskar…,“ „Shhh, Merry schläft da hinten.“ Er deutete über die Schulter zur Couch, wo Merry zusammengekauert lag und tief und fest schlummerte. Einige Sekunden sah ich ihr beim schlafen zu, bevor ich mich etwas leiser wieder an Oskar wandte. „Würdest du noch mal nach Riffs Verletzungen sehen?“ „Klar. Cain, kann ich dich was fragen?“ Irgendwie konnte ich mir schon denken was jetzt kam. Immerhin begann er immer so wenn er eine bestimmte Frage loswerden wollte. „Dir werde ich meine Schwester nicht zur Frau geben. Nicht so einem Luderjan wie, den sogar die eigene Familie enterbt hat.“ „Öhm das wollte ich jetzt zwar nicht fragen, sondern eher, was Merry und Riff in dieser Straße gesucht hatten? Wie kam es dass sie genau zur rechten Zeit zur Stelle waren?“ Das erstaunte mich jetzt doch. „Das kann ich dir nicht sagen. Das musst du Riff fragen. Er schafft es immer mich zu finden. Es ist sehr…, seltsam.“ Ich versank in Erinnerungen. Ich saß wieder weinend hinter einem kleinen Strauch und erschrak als Riff plötzlich vor mir stand mir seine Hand hinhielt um mir aufzuhelfen und mich mit dem liebevollen Blick bedachte, den er mir auch heute noch sooft schenkte. Ebenso wie das Lächeln, das mir schon als Kind Ruhe und Glück gespendet hatte. Was würde sein, wenn er nicht mehr an meiner Seite währe? Ich unterdrückte ein seufzen und setzte mich in den Sessel welcher der Couch gegenüber stand und sah Merry wieder dabei zu wie sie schlief. Einigen Minuten später kam Oskar wieder und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Cain, ich hab gute Nachrichten. Auch wenn er sich nicht an die Bettruhe gehalten hat, die Naht ist nicht aufgebrochen und es scheint ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Ich gab ihm ein Schmerzmittel und jetzt schläft er in deinem Bett. Du musst dir wohl ein anderes Zimmer nehmen.“ „Werde ich nicht. Der Doktor war heute seinem Ziel schon sehr nah. Vielleicht kommt er hier her. Ich werde in mein Zimmer gehen und dort Wache schieben und du setzt dich hier in diesen Sessel und rührst dich nicht vom Fleck. Du passt auf Merry auf. Ach ja, ich hab noch etwas für dich.“ Ich holte aus meinem Arbeitszimmer einen Stapel Papiere, die ich Oskar in die Hände drückte. „Hier, die Hausordnung. Finger weg von Merry, nicht schlafen und aufpassen sind die Wichtigsten.“ Ohne auf sein Gejammer zu achten verließ ich den Saloon und ging in mein Zimmer. Riff lag wie Oskar gesagt hatte in meinem Bett und schlief. Er hatte noch immer seine Hose an, jedoch war von seiner Weste oder dem Hemd keine Spur zu sehen. Mein Blick wanderte über den muskulösen Oberkörper und mein Herz begann schneller zu schlagen. Was war nur los mit mir? Die letzten Wochen geschah es immer wieder, dass ich auf diese Art auf Riffs Nähe reagierte. Wenn er mir beim Anziehen half und seine Finger leicht über meine Haut fuhren bekam ich Gänsehaut und musste mich zum Atmen zwingen. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken und Gefühle zu verbannen und kuschelte mich in den Sessel, der am Fenster stand. Eine Frage schwirrte mir durch den Kopf, während mein Blick auf dem dunklen Glas des Fensters ruhte. Warum hatte Riff Merry in so eine Gefahr gebracht? Es währe schon schlimm genug gewesen ihn zu verlieren, aber Beide auf einmal, das schien mir die größte Qual meines Lebens zu sein. Ein Rascheln hinter mir ließ mich aufhorchen. „Master Cain, Ihr solltet euch hinlegen und schlafen.“ Riff stand auf und kam zu mir. Er hielt mir seine Hand hin und lächelte mich leicht an. Jedoch ignorierte ich seine Geste. „Riff, warum warst du heute so verantwortungslos? Wieso hast du dich und vor allem Merryweather in solch eine Gefahr gebracht?“ Sein Lächeln verschwand, während er sich dem Fenster zuwandte und leise zu erklären begann. „Es tut mir leid Master Cain. Ich wollte nicht dass Miss Merry mich begleitet, aber sie war entschlossen Euch zu suchen. Deswegen blieb ich an ihrer Seite um sie im Notfall zu schützen, was mir nicht gelang.“ Ach so, Merry hatte ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt schämte ich mich, dass ich ihm vorgeworfen hatte, er währe wegen Merry verantwortungslos. „Und weshalb bist du los?“ „Ich konnte Euch nicht Eurem Schicksal überlassen. Der Gedanke Euch zu verlieren war schrecklich. Ich kann ohne Euch nicht leben, denn ich lebe nur um Euch zu dienen.“ So, das wars dann auch wieder. Ich hoffe es war wenigstens etwas verständlich und ihr hattet ein kleinwenig Spaß. Liebe Grüße FuYu Kapitel 3: Wem gehört dein Herz ------------------------------- So, da ist auch schon Teil drei. Es ist jetzt schon 22:00 Uhr und ich hab eben die letzten Sätze geschrieben. Und jetzt bin ich wirklich fertig. Meine Augen brennen und ich will nur noch in meine Heia. Diesmal war eigentlich ein reines Cain und ÄRiff kapitel geplant, doch irgendwie hat es nicht so funktioniert wie ich es mir vorgestellt hatte, deswegen hab ich am Ende ein Stückchen aus Merrys Sicht geschrieben. Ach, und bitte seid nicht zusehr auf Onkel Neal böse. Er mußte dazu herhalten, da es einfach noch zufrüh ist. *nicht wundern- wer dieses Kapitel ließt, weiß was ich meine* Bevor ich mich aber in die Falle werfe muß ich noch was gaaaaaaanz wichtiges loswerden. Vielen, vielen Dank an Nachtschwester_Sephie, schattenengel45 und Feendrache für ihre lieben Kommis. Danke schön. *alle umknuddel* Ich freu mich riesig, daß euch die Story gefällt. ^_____________________^ Und bevor ihr mich noch lyncht,weil ich zuviel plappere, hier nun das dritte Kapitel!! Viel Spaß beim Lesen. Kapitel 3 – Wem gehört dein Herz? - Schweigend musterte er mich, ließ seine grünen Augen mit den goldfarbenen Akzenten über mein Gesicht gleiten. Glaubte Master Cain mir etwa nicht? Jedoch war jetzt nicht die Zeit sich deswegen Gedanken zu machen. Master Cain gehörte ins Bett. Es wurde bald wieder hell und er musste einfach noch ein paar Stunden Schlaf erwischen. Ich hielt ihm wiederholt die Hand hin um ihm aufzuhelfen und lächelte dabei, obwohl mir momentan nicht danach zumute war. Es bedrückte mich, dass er mir, obwohl ich ihm schon sooft meine bedingungslose Treue geschworen hatte, noch immer zu misstrauen schien. „Master Cain Ihr solltet nun endlich etwas schlafen. Ich werde Wache halten.“ Seine Augen weiteten sich. Hatten ihn meine Worte etwa erschreckt? Er klang etwas durcheinander als er mir widersprach. „Aber Riff, du musst dich erholen. Du brauchst doch Ruhe. Nicht ich.“ Wie seltsam mir diese Situation erschien. Dennoch wandelte sich mein künstliches in ein natürliches Lächeln. „Wenn Ihr es wünscht werde ich mir morgen wenn Ihr Euch erholt habt etwas Ruhe gönnen.“ Er verbarg sein Gesicht hinter der Hand. Hatte ich ihn mit meinen Worten verletzt? Doch dann hörte ich ihn leise lachen. Er legte den Kopf schief und seine Augen blitzten zwischen einigen Strähnen seines dunklen Haares hervor. Langsam schüttelte er den Kopf und lächelte mich an. „Jemand meinte heute, du währst ein Sturkopf. Und so ungern ich es zugebe, aber er hatte Recht. Du bist der sturste Diener, der je unter meiner Fuchtel gelebt hat. Aber genau das schätze ich an dir. Du sollst deinen Willen haben. Ich werde mich etwas hinlegen. Hilf mir beim Ausziehen.“ Master Cains Blick wurde lauernd und ich fühlte mich stark an eine gefräßige Katze erinnert, die einer kleinen Maus gegenüber saß. Ich zog, da mir eine Gänsehaut lief, mein Hemd über, unterließ es aber selbiges zuzuknöpfen, holte Master Cains Schlafanzug aus dem Schrank, schüttelte dabei langsam den Kopf, während ich meine seltsamen Gedanken verbannte, bevor ich mich vor ihn kniete und damit begann die Knöpfe seiner Weste zu öffnen. Er schloss die Augen während ich ihm das Kleidungsstück über die Schultern schob. Dann machte ich mich daran sein weißes Hemd zu öffnen. Ich spürte seine warme, glatte Haut unter meinen Fingerspitzen und merkte dabei, wie mein Mund trocken wurde. Master Cain keuchte leise auf. Sichtlich geschockt blickte er mich an und sicherlich sah ich ebenso zurück. Seine Wangen waren gerötet und seine Atmung etwas beschleunigt. „Master Cain? Geht’s Euch gut? Habt Ihr Fieber?“ Ich legte meine Stirn an seine um die Temperatur zu vergleichen, konnte aber keinen auffälligen Unterschied erkennen. Er schien schon leicht wärmer als ich zu sein, doch von Fieber konnte zum Glück keine Rede sein. Fieber? Ich und Fieber? Ich brannte zwar, jedoch nicht wegen erhöhter Körpertemperatur. Ich sehnte mich nach Nähe und diese wurde mir jetzt durch Riff gegeben. Seine Stirn an meiner, sein warmer Atem, der immer etwas süßlich war da er gerne naschte, der sanft über mein Gesicht strich, seine Hände, eine an meinem Hinterkopf, die andere auf meiner bloßen Schulter, sein seidiges Haar, das mich an der Nase kitzelte. Das alles ließ mein Herz rasen und jagte mir das Blut in die Wangen. „Nein kein Fieber. Hoffentlich wird es keines.“ Er blickte mich besorgt an und richtete sich wieder auf, blieb aber so nah bei mir stehen, dass sein Hemd vor meiner Nase baumelte. Ich schnappte mir einen Zipfel und hielt ihn vor meine Nase, atmete den vertrauten Geruch ein, schloss die Augen und entspannte mich zusehends. Doch dann kam mir eine Begebenheit wieder in den Sinn und da wir nun allein waren packte ich die Gelegenheit am Schopfe um eine Antwort zu bekommen. „Riff, warum hast du mir das Glas aus der Hand genommen?“ Er blickte mich verständnislos an. Ich ließ ihn einige Augenblicke nachdenken, doch sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Er wusste nicht, was ich meinte. Vielleicht war er vom Gift so benebelt, dass er sich nicht daran erinnern konnte oder der Themenwechsel war zu abrupt. Ich musste wohl deutlicher werden. „Warum hast du dir von mir nicht helfen lassen? Oskar hat dich gestützt das hast du dir schweigend gefallen lassen, doch als ich dir das Glas Wasser geben wollte…,“ Ich legte mich hin und drehte mich so zur Seite, dass Riff hinter mir stand, während ich weiter sprach. „…warum hast du es mir aus der Hand genommen?“ „Master Cain. Es tut mir leid, wenn ich Euch gekränkt habe…,“ Er setzte sich aufs Bett und fuhr mir sanft durch die Haare. „…, aber ich konnte mir vor Master Oskar nicht von Euch helfen lassen.“ Was hatte dieser Kerl jetzt damit zu tun? Ich war verwirrt, was mich wütend machte und wie immer ließ ich meine Wut an Riff aus. Ich drehte mich wieder zurück, packte ihn am Hemdkragen und zog ihn zu mir hinunter, so dass sein Gesicht ein weiteres mal in dieser Nacht nur Millimeter von meinem entfernt war und fauchte ihn an. „Was soll denn das für ein Grund sein? Falls du es vergessen haben solltest, Oskar ist auch von Adel. Er ist, wenn auch von der Familie enterbt, ein Baron. Also, ich will jetzt die Wahrheit. Warum lässt du dir von einem Baron helfen und von einem Count nicht? Bin ich dem Herrn vielleicht nicht gut genug?“ Seine Augen weiteten sich. Mit dieser Reaktion meinerseits hatte er offensichtlich nicht gerechnet. „Ihr versteht mich falsch. Master Oskar mag vielleicht ein Baron sein, jedoch habe ich ihm niemals geschworen, ihm zu dienen oder ihn zu schützen. Euch schon.“ Jetzt schlug es aber dreizehn. Wieso konnte Riff heute nicht offen und ehrlich mit mir reden? Warum musste er mich mit jeder Antwort noch mehr verwirren? Ich ließ ihn los und überdachte seine Worte, kam auf keinen grünen Zweig während er sich wieder aufrichtete. „Aber…, aber das stört dich doch meistens nicht. Ich hab dir schon öfter dabei geholfen dich zu verbinden. Denk doch an die Schussverletzung von Elisas Bruder Dudley.“ Bevor ich noch weitere Beispiele aufzählen konnte, unterbrach er mich. Seine Stimme klang dabei fast schon panisch. „Da waren wir unter uns.“ Riff seufzte leise, wandte sich von mir ab und musterte intensiv den Boden zu seinen Füßen als er weiter sprach. „Es war mir unangenehm, dass Ihr mich so schwach und hilflos gesehen habt, dass ich Eure Hilfe selbst für so etwas Simples brauchte.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Gesichtszüge verhärteten sich. Was sollte ich jetzt tun? Ihr trösten oder ihm Zeit geben selber herauszufinden dass diese Gefühle nichts brachten. Ich versuchte es mit der ersten Variante, setzte mich auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Hör mal Riff, du warst vergiftet worden und noch schlimmer, Oskar hat an dir herumgeschnipselt. Da würde jeder Hilfe brauchen.“ Er blickte mich für den Bruchteil einer Sekunde an, starrte dann auf seine Hände, bevor er sein Gesicht darin verbarg, während er zu erklären begann. „Aber ich hatte.., ich wollte…, wie kann ich Euch beschützen und unterstützen, wenn ich meinen Körper nicht unter Kontrolle habe? Wenn mir solche Dinge die Kraft rauben. Ich habe Euch und Miss Merry damit in Gefahr gebracht.“ Reflexartig, ohne es wirklich zu bemerken verpasste ich ihm eine schallende Ohrfeige und fauchte ihn an. „Hör sofort auf solchen Unsinn zu reden.“ Erstaunt hob er den Kopf und blickte mich an. Ich blickte ebenso zurück, da es selbst mich wunderte, dass ich so reagiert hatte. Tief durchatmend versuchte ich mich zu beruhigen bevor ich weiter sprach. „Hör auf mit dem Unsinn. Du hast mich unter Einsatz deines Lebens gerettet und Merry hast du solange beschütz wie es nur ging. Du hast dir nichts vorzuwerfen. Hättest du dich nicht schützend vor mich gestellt, dann währe ich verletzt und vergiftet worden. Hättest du Merry nicht trotz deiner Schmerzen begleitet, dann währe sie schutzlos dem Doktor in die Hände gefallen. Hättest du nicht solange durchgehalten und den Doktor wertvolle Minuten lang abgelenkt, dann würden weder Oskar noch ich jetzt noch leben. Du hast alles richtig gemacht.“ Seine Hand fuhr sanft über meine Wange, während sein Blick eine Mischung aus Sorge und Verwunderung widerspiegelte. „Master Cain?“ Was war denn nun schon wieder? Was wollte er mit diesen besorgt gehauchten Worten in Erfahrung bringen? Und weshalb nahm er mich jetzt in den Arm… er nahm mich in den Arm? „Beruhigt Euch Master Cain. Es ist alles gut. Es tut mir leid dass ich Euch so verwirre. Shhh. Es ist alles gut. Weint nicht mehr.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Wangen feucht waren. Ich schluchzte nicht, doch die Tränen die stetig hervorquollen konnte ich nicht stoppen. Weshalb weinte ich nach so vielen Jahren wieder? Und warum gerade jetzt? Obwohl, war es nicht egal? Außer Riff sah sie niemand. Außerdem war dies eine gute Gelegenheit mich mal wieder in seine starken Arme zu flüchten wie ich es als Kind sooft getan hatte. Master Cain schien noch zerbrechlicher geworden zu sein seit ich ihn das letzte Mal in den Armen gehalten hatte. Ich musste besser darauf achten, dass er anständig aß und gut schlief. Außerdem musste ich mich besser zusammen nehmen. Ich wollte nicht der Grund seiner Tränen sein. Seit so langer Zeit hatte er keine Träne mehr vergossen. Egal was ihm auch widerfahren sein mochte, doch heute weinte er, nachdem ich ihm zu erklären versuchte, warum er mir nicht helfen sollte. Weshalb? Vielleicht war er einfach übermüdet. Mir selber schmerzte wieder der Kopf, doch diesmal war es einfach nur, weil ich total erschöpft war. Er schmiegte sich regelrecht an mich, während ich ihm durch das weiche Haar strich. Wie hatte ich es vermisst, das Haar zu berühren, den schmalen Körper im Arm zu halten, seine eigenen Geruch wahrzunehmen. Unbewusst wanderte meine Hand aus seinem Haar zu seinem Nacken um diesen leicht zu kraulen. Leise murmelte er an meine Brust. „Riff?“ „Ja Master Cain?“ „Wirst du mich irgendwann verlassen?“ Diese Frage verwirrte mich, doch ich antwortete ihm wahrheitsgemäß. „Nein Sir, weshalb sollte ich?“ Er seufzte leicht und schmiegte sich noch etwas näher an mich. „Vielleicht, weil du dein Herz an eine Frau verlierst und mit ihr eine Familie gründest?“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Was für Ideen mein Herr manchmal hatte. „Master Cain, mein Körper, mein Leben und meine Seele gehören nur Euch. Ihr allein bestimmt was damit geschieht. Außerdem habe ich Euch geschworen mit Euch in die Hölle zu gehen.“ Eine seiner Hände strich über meine bandagierte Brust und blieb über dem Herzen stehen. „Aber was ist mit deinem Herz? Wem gehört dein Herz?“ Einige Sekunden überdachte ich seine Frage bevor ich ihm leise antwortete. „Euch selbstverständlich.“ Er hob den Blick. Die Augen waren halb geschlossen, die Lippen etwas geöffnet. Welch anziehendes Bild. Er strich sich mit der Zungenspitze leicht über die Oberlippe um sie zu befeuchten. „Beweise es mir.“ Sein Blick brannte sich in mein innerstes und ohne richtig zu registrieren was ich tat, strich ich über seine Wange, hob sein Gesicht noch etwas mehr und legte meine Lippen auf die seinen. Seine Hände strichen über meinen Oberkörper, meine Schultern und kamen an meinem Nacken zu liegen während er den Kuss erwiderte. Er legte sich zurück und zog mich mit. Seine Zunge strich sacht aber entschlossen über meine Lippen und ich gewährte ihm Einlass. Kurz flackerte noch die Frage auf, ob mein Tun richtig war, doch noch bevor ich mir eine Antwort darauf geben konnte, hatten sich sämtliche Gedanken zurückgezogen und Platz für meine Gefühle gemacht. Ich ließ Master Cain die Oberhand jedoch nicht ohne ihn immer wieder auf leichte Gegenwehr stoßen zu lassen. Ein Tumult, der vom unteren Stockwerk bis hierher tönte brachte mich wieder zu Verstand. Ich löste nur sehr ungern meine Lippen von den seinigen, doch es musste einfach sein. „Master Cain lasst bitte los. Ich muss nachsehen was unten vorgefallen ist und euch beim ankleiden helfen.“ Widerwillig murrend nahm er seine Hände von mir und setzte sich auf, während ich schnell mein Hemd zuknöpfte und dann Master Cain in sein Schlafgewand half. Ich schloss schnell den letzten Knopf seines Oberteils und sammelte schnell die Kleidungsstücke auf, die er Tagsüber getragen hatte und legte sie über einen Stuhl. Dann wandte ich mich zu Tür um nach dem Tumultursprung zu sehen als ich Marys Stimme vor dieser wahrnahm. „Aber Master Neal! Sir! Der Herr wird schon schlafen.“ Ich öffnete die Türe. „Willkommen Master Neal. Bitte tretet doch ein. Mary, du kannst dich wieder zurückziehen. Ich werde mich um seine Lordschaft und seinen Gast kümmern.“ „Jawohl Sir.“ Ich blickte Mary noch kurz nach bevor ich mich umwandte und in Master Cains Raum zurückging. Ich schloss die Tür, wartete und hörte den Beiden zu. Mehr konnte ich im Moment nicht tun. Master Neal klang gehetzt und besorgt. Er schien sich sehr große Sorgen um Master Cain zu machen, was mir wiederum eine Freude bereitete. „Cain! Ich hab gehört, du währst angegriffen worden! Etwa von Alexis Schergen? Bist du Verletzt? Was ist denn passiert?“ „Jetzt beruhige dich doch mal Onkel Neal. Riff mach uns Tee.“ Ich verneigte mich und verließ das Zimmer um mich in der Küche daran zu machen den Tee zuzubereiten. Zusammenreißen und nicht die Nerven verlieren, so lautet die Devise. Aber wie soll ich mich denn beruhigen, wenn mein Onkel gerade so ungelegen hier hereinplatzte. Langsam einatmen und wieder ausatmen. Einatmen, ausatmen und jetzt auf Onkel Neal konzentrieren. „Um auf deine Fragen zurückzukommen. Ja, ja, nein, nichts Besonderes.“ Verdutzt blickte Onkel Neal mich an und ich musste lachen. Das war einfach zu köstlich. Erst als ich keine Luft mehr bekam beruhigte ich mich. Ich wischte mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Entschuldige Onkel Neal, aber dein Blick war zu amüsant. Du hättest dich nicht her zu bemühen brauchen. Ich wurde zwar von Vaters Handlangern angegriffen aber nicht verletzt. Riff hat mich vorbildlich beschützt. Um ihn hättest du dir eher Sorgen machen müssen als um mich.“ „Wie meinst du das?“ Riff meinte mal, daß mein Onkel der einzigste Mitstreiter meiner Familie und vertrauenswürdig währe. Deshalb sah ich keinen Grund ihm jetzt irgendetwas vorzumachen. Vielleicht könnte ich Onkel Neal dadurch zeigen, daß ich ihn auch gern hatte. „Währe er nicht gewesen, dann währe ich jetzt nicht mehr hier. Er hat alles abgefangen. Sogar das vergiftete Geschoss. Es sah zwischendurch nicht gut aus.“ Er sah regelrecht geschockt aus und stammelte die ersten Worte, bevor der restliche Satz wieder etwas gefasster klang. „Aber…, aber inzwischen geht’s ihm doch besser. Sonst hättest du ihn ja nicht zum Teemachen geschickt.“ Die Tür öffnete sich und Riff kam mit einem Tablett auf dem zwei Tassen, eine dampfende Kanne und eine Zuckerschale standen herein. „Das kannst du ihn jetzt selber fragen.“ Mein Onkel wandte sich von mir ab und stellte sich vor Riff. „Nun Mister Raffit, Cain erwähnte, dass Sie schwer verletzt wurden. Geht es ihnen inzwischen besser?“ Riff stellte das Tablett auf den Tisch und goss die Tassen voll, während er wahrheitsgemäß antwortete. Er schien vollstes Vertrauen zu meinem Onkel zu haben. „Danke der Nachfrage Master Neal. Die Verletzungen schmerzen zwar noch und manchmal dreht sich alles aber sonst geht’s mir gut.“ Riff lächelte ihn beruhigend an, dennoch fuhr sich mein Onkel nervös durch sein ergrautes Haar. Es schien, als wollte er noch etwas sagen ohne die richtigen Worte zu finden. Er nahm ohne ein Wort die von Riff hingehaltene Teetasse entgegen und trank einen kleinen Schluck, während Riff die zweite Tasse nahm und mir hinhielt. Als ich diese nahm, streiften sich unsere Finger und ich spürte, daß mir das Blut in die Wangen schoss. Auch bei Riff war eine leichte Röte zu erkennen, doch sonst ließ er sich nichts anmerken. Onkel Neal musterte Riff bis sein Blick an dessen Hals hängen blieb. Einige Sekunden verharrte dort sein Blick, doch dann riss er ihn los. „Mister Raffit, würden sie mir verraten, warum sie so aussehen? Immerhin sind sie der Chefbutler des Hauses.“ Noch bevor Riff irgendetwas zu seiner Verteidigung hervorbringen konnte mischte ich mich ein. „Onkel, du vergisst wie spät es inzwischen ist. Als du ankamst war es schon fast drei Uhr morgens. Eigentlich wollten wir uns gerade zur Ruhe begeben.“ „Aber er war in deinen Räumen.“ „Natürlich. Er wollte sich in den Stuhl da setzen und über meinen Schlaf wachen. Vater weiß immerhin wo ich wohne. Er könnte eine seiner Karten hier vorbeischicken. Wir fanden es sicherer nicht allein zu sein. Was aber kein Grund ist, es sich nicht etwas bequemer zu machen. So kurzweilig unser Gespräch auch war, ich bin müde und würde jetzt gerne etwas schlafen. Riff, begleite Onkel Neal bitte hinaus.“ Einige Sekunden blickte mein Onkel mich nur an. „Würdet Ihr mir bitte folgen Master Neal?“ Er nickte nur und folgte Riff zur Türe hinaus. Einige Sekunden wartete ich noch, doch dann schlich ich mich aus meinem Zimmer zum Ansatz der Treppe und lauschte. Ich wusste nicht warum ich es tat, jedoch wollte ich wissen ob die Beiden sich unterhalten würden, sobald ich außerhalb ihrer Hörweite waren. Sie taten es. „Mister Raffit, ich möchte ihnen Danken.“ „Wofür denn?“ Riff hörte sich total überrumpelt und verwirrt an. Er schien sogar seine höfliche Art verloren zu haben. „Dafür, dass sie sich an ihren Schwur gehalten haben und Cain beschützt haben. Ich möchte sie ein weiteres Mal bitten, immer bei Cain zu bleiben, ihm weiterhin ein solch naher Freund zu sein. Doch ich bitte sie. Mister Raffit, bitte passen sie besser auf ihre Gesundheit auf. Wem außer ihnen soll ich denn Cains Sicherheit nahe legen.“ Ich half Master Neal in seinen Mantel, reichte ihm seinen Zylinder und den Gehstock, während ich über eine passende Antwort nachdachte. „Ihre Worte ehren mich Sir, ich werde sie mir zu Herzen nehmen und versuchen einen Mittelweg zu finden. Jedoch werde ich Master Cain mein Leben opfern, wenn es sein muss. Denn ihn zu beschützen ist der Grund weshalb ich lebe.“ Er musterte mich einige Sekunden bevor er mir eine Hand auf die Schulter legte. „Ich hoffe für Cain und auch für Sie Mister Raffit, dass es nie zu solch einer Situation kommen wird. Entschuldigen sie die späte Störung.“ Mit diesen Worten, die aufrichtig klangen, verschwand Master Neal in der Dunkelheit. Lange Minuten blickte ich ihm nach. Selbst nachdem ich ihn nicht mehr sehen konnte blieb ich noch an der offenen Tür stehen und hing meinen Gedanken nach. Definitiv, ich hatte mich bei dem Überfall von Delilah falsch verhalten. Ich hätte nicht nur Master Cain schützen sollen, sondern auch mich verteidigen müssen. Was würde sein, wenn ich sterbe? Wer würde an seiner Seite kämpfen? Master Oskar vielleicht? Ich spürte eine warme Hand, die meine ergriffen hatte und blickte diese schweigend an, bevor ich meinen Blick zu der dazugehörigen Person wandern ließ. „Miss Merry, weshalb schlaft Ihr nicht?“ Das junge Fräulein deutete auf den Saloon. „Oskar ist eingeschlafen und der schnarcht schlimmer als ein Bierkutscher im Vollrausch.“ „Aber Miss Merry, was sind denn das für Ausdrücke?“ Eigentlich wollte ich entsetzt klingen aufgrund der nicht ganz herrschaftlichen Worte, jedoch konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen, welches wiederum meine Worte Lügen strafte und das entging der kleinen Miss nicht. „Sag mal Riff, warum stehst du hier mitten in der Nacht an der offenen Tür?“ Neugierig schob sie mich zur Seite und spähte ins Dunkel hinaus. „Ich hatte Master Neal soeben zur Tür gebracht und hab etwas sinniert.“ Miss Merrys Stimme klang beinahe schon entsetzt. „Onkel Neal war hier? Um diese Zeit? Haben er und mein Bruder wieder gestritten?“ Ich versuchte sie mit meinen Worten zu beruhigen. „Nein haben sie nicht. Sie haben sich ganz ruhig miteinander unterhalten.“ Einige Sekunden blickte sie mich nur an, dann wandte sie sich ab. „Ich glaub dir kein Wort alter Lügenbold.“ „Aber Miss Merry womit verdiene ich denn Ihren Unglauben.“ „Ganz einfach, weil weder mein Bruder, noch du mir vertraust.“ Das durfte nicht wahr sein. Wir vertrauten der jungen Miss, aber wir wollten sie nicht verletzen. Doch wie konnte ich es schaffen ihr das verständlich zu machen? „Das ist nicht wahr Miss Merry.“ So wie Miss Merry herumfauchte war das nicht genug Überzeugungskraft gewesen. „Und warum wolltet ihr mir dann nicht sagen, wie schlecht es dir ging? Und komm mir nicht damit, dass es nicht so schlimm war. Der Doktor hat dir doch selber gesagt, dass du eigentlich längst ins Gras hättest beißen sollen.“ Ich schloss die Türe, die bisher noch immer sperrangelweit offen gestanden hatte und wandte mich dann an Master Cains Schwester. „Miss Merry, geht bitte in den Saloon zurück. Ich hole Euch noch ein Glas Purl und dann können wir darüber reden.“ Eindringlich musterte sie mich bevor sie nickte und in den Saloon zurückging, bevor ich zur Küche ging. Und was jetzt? Miss Merry wusste, dass es sehr schlecht um mich gestanden hatte, also konnte ich ihr eigentlich auch verraten, dass wir uns nur Sorgen um sie gemacht hatten. Dennoch, Master Cain hatte mir verboten ihr näheres zu verraten. Ich musste also vorsichtig mit meinen Worten umgehen. Ob er mir wirklich alles erzählen und erklären wird? Oder wird Riff mir wieder etwas verheimlichen? Ich kann mir noch nicht mal sicher sein, wann er die Wahrheit spricht. Schließlich hatte er mich bei dem Vampirschloss von Justine und Darque, ebenso wie Cain, ohne mit der Wimper zu zucken vorgeführt und ich hatte sogar Tränen für sie vergossen und mich gesorgt. Wie konnte Riff nur so tun als würde er kündigen. Und dann nicht mal alle Einzelheiten erklären, sondern miteinander Tuscheln anfangen. Die Türe öffnete sich und erwartungsvoll blickte ich hin. Jedoch kam nicht Riff sondern Cain herein. „Merry, warum schläfst du nicht? Und weshalb quälst du Riff so?“ Seine Stimme klang weich. Er warf mir nichts vor, war nicht wütend oder so, sondern einfach nur interessiert. „Wie meinst du das denn Cain. Warum sollte ich ihn quälen?“ Er wandte sich von mir ab und strich unbewusst über den großen Holzglobus. „Ich habe ihm befohlen dir nichts über die näheren Umstände zu berichten, doch du wirfst ihm an den Kopf, dass er ein Lügner sei, dass er dir nicht vertrauen würde. Er wird hin und her gerissen sein zwischen der Loyalität zu mir und dem Gedanken dass du ihm auch wieder so vertraust wie ich es tu. Bitte Merry, wenn schon nicht mir, dann vertrau wenigsten Riff. Er würde dich niemals belügen, er wird dir nur delikate Details auf meinen Befehl hin unterschlagen. Ich gehe wieder in meine Räume. Ach und wenn du fertig bist Riff auszufragen schick ihn zu mir hoch. Gute Nacht Merry.“ Er klang ganz ruhig, fast schon erschöpft, was mich verwirrte. Das hörte man auch an meiner Stimme. „Gute Nacht Cain.“ Er schlüpfte aus dem Raum und während ich noch über seine Worte nachdachte, kam Riff mit einem Glas Purl herein. Er stellte es auf ein kleines Tischchen in meiner Reichweite und stellte sich dann vor mich hin. „Nun Miss Merry, was wünscht ihr jetzt genau zu erfahren?“ Ich atmete tief ein und langsam wieder aus bevor ich ihm antwortete. „Riff setzt dich hin. Du machst mich ganz verrückt wenn du da herumstehst.“ Er schreckte fast unmerklich zurück als er zu einem Widerspruch ansetzte. „Aber Miss Merry…,“ Ich sprang auf, stemmte die Fäuste in die Seiten und streckte mich etwas um größer und bedrohlicher auszusehen, was aber bei einem Mann von Riffs Körpergröße einfach nicht funktionieren konnte und fauchte ihn an. „Nix aber, sondern setzen. Du bist die nächsten Minuten nicht der Chefbutler des Hauses Hargreaves sondern mein Gesprächspartner. Klar?“ Er lächelte mich leicht an. „Wenn ihr es wünscht Miss Merry.“ Er setzte sich mir gegenüber und blickte mich interessiert an. Doch sollte ich ihn jetzt ausfragen? Jetzt nachdem ich wusste, dass er mir alles verschwieg weil Cain es ihm befahl? „Riff, ich…, ist es dir nicht unangenehm hier bei mir zu sitzen und dich von mir löchern zu lassen?“ „Weshalb glaubt Ihr dies?“ Er lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und stützte sein Kinn auf die Handfläche. Er musterte mich während ich zu erklären begann. „Na ja, Cain war zuvor hier. Er meinte ich würde dich durch meine Fragen quälen, da du ja nicht antworten darfst.“ Während seiner Worte nickte er leicht. „Es stimmt, es gibt Dinge über die ich weder reden darf, noch möchte.“ Also doch. Ich musste mich zusammennehmen um ruhig sitzen zu bleiben. „Warum verschweigt ihr mir alles?“ Riff legte den Kopf etwas schief. „Miss Merry, versteht das Schweigen nicht falsch. Euer Bruder möchte euch schützen.“ Das verstand ich nun überhaupt nicht. Was sollte mir hier schon großes passieren? „Aber ich bin hier doch ganz sicher. Ich glaube nicht, dass die Männer von Vaters Gesellschaft hier eindringen würden.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte er den Kopf. „Ihr missversteht mich. Master Cain will nicht nur euer Leben und eure Gesundheit schützen, sondern auch eure Seele. Denn ihr bringt durch euer Lachen in diese Haus den Sonnenschein zurück, den es hier viele Jahre lang nicht gab.“ Ganz verstand ich Riffs Worte zwar nicht, aber es hörte sich schön an, weshalb ich weiter fragte. „Und du erzählst mir nur nichts, weil Cain es dir verbietet?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein, nicht nur. Es gibt Dinge, für die Ihr noch zu jung seid um sie richtig zu verstehen.“ Eine meiner Augenbraue zuckte gefährlich hoch. „Ich bin deiner Meinung nach also strohdoof?“ Er stützte sich mit den Unterarmen auf den Schenkeln ab, wodurch er sich etwas vorbeugte und legte die Hände ineinander während er zu einer Erklärung ansetzte. „Aber nein, das habe ich nicht gesagt. Ihr seid ein sehr kluges Mädchen mit einer sehr schnellen Auffassungsgabe, doch es gibt Themen, von denen ihr nichts wissen könnt und die für euch noch nicht geeignet sind.“ Durch seine Sitzposition wurden seine Hemdärmel etwas hochgeschoben und ich konnte seine schlanken Hände bis über die Gelenke hinweg begutachten, als mein Blick an einer hellen Narbe an seinem rechten Arm hängen blieb. „Was ist das für eine Narbe?“ Sein Blick folgte dem meinen bevor sich seine Augen etwas weiteten und er seine linke Hand auf die Narbe legte. „Dies ist ein Zeichen dafür, dass mein früheres Leben beendet ist.“ Was meinte er denn jetzt schon wieder? Wie konnte ein einzelner Mensch nur mit so wenigen Worten so geheimnisvoll sprechen. „Dein früheres Leben? Wie meinst du das?“ „Ich meine damit mein Leben, bevor ich zu Master Cain kam.“ Er schien einfach nicht darüber reden zu wollen, da er mir regelrecht auswich. Dennoch versuchte ich eine Antwort aus ihm herauszubringen, wobei ich den Blick aufsetzte, der Cain immer zum Schwanken brachte. „Ich bekomme wahrscheinlich keine näheren Informationen über dein abgeschlossenes Leben?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Lieber Nicht. Aber bitte seht das jetzt nicht als Beleidigung oder Beweis dafür, dass ich euch nicht traue. Es ist mir nur sehr unangenehm darüber zu sprechen.“ Daran, dass es Dinge gab die meinem Bruder oder Riff unangenehm waren und sie deswegen nicht mit mir darüber sprechen wollten, hatte ich nicht gedacht. Vielleicht war es wirklich so wie Riff gesagt hatte und es gab Dinge die ich aufgrund meines Alters noch nicht verstehen konnte. „Riff, Cain sagte, dass du noch mal zu ihm gehen sollst. Kannst du mir verzeihen, dass ich dich einen Lügenbold genannt habe?“ Er lachte leise während er mir antwortete. „Natürlich Miss Merry, aber dass ich in Ihren Augen schon ein so alter Lügenbold bin, das schmerzt sehr.“ So, das wars auch schon. Ich hoffe es hat euch etwas gefallen. Liebe Grüße Fuyu Kapitel 4: Ich brauche deine Nähe --------------------------------- Huh, da bin ich wieder!^^ Sorry, daß es länger als die von mir selber geplante Woche gedauert hat, aber es gab immer wieder irgendetwas, daß mir dazwischen kam und dann hatte ich noch eine Schreibblockade, aber die letzten beiden Stunden lief es ganz gut und ich hab das Kapi fertig bekommen. Es geht eben nichts über Schokolade, Cola und Oomph. >.< Eigentlich wollte ich Cain etwas zappeln lassen und ihm Riff für einige Zeit entreißen,*muhahahaha* aber dann hat mein Mitleid wieder zugeschlagen und es ist dann nur ein Remis draus geworden. *seufz* Und ich habs wieder nicht geschafft die Beiden ungestört ihre Bettgeschichten zu durchleben. Bitte nicht böse sein. Vielleicht klappts ja im nächsten Kapitel. Ach und bevor ich es vergesse, nach der Wörteranzahl stand Kapitel 3 in Sachen länge mit 4525 Wörtern auf dem ersten Platz, was aber durch Nr.4 verdrängt wurde, welches Sage und schreibe um 68 Wörter länger ist. Wenns so weiter geht, hab ich bald die 5000 Wörter pro Kapitel erreicht.^^ So, und nun werde ich doch meine Schnute halten, damit ihr weiter lesen könnt. Viel Spaß und ich hoffe es gefällt euch ein bisschen. Kapitel 4-Ich brauche deine Nähe- Wie lange würde Merry Riff jetzt noch in Beschlag nehmen? Hatte sie sich meine Bedenken denn überhaupt nicht zu Herzen genommen? Schon seit über einer halben Stunde wanderte ich nun wie eine eingesperrte Wildkatze durch mein Zimmer, was mir aber inzwischen doch zu blöd wurde. Deswegen ließ ich mich auf mein Bett fallen, starrte einige Augenblicke die weiße Decke über mir an, bevor ich die Augen schloss und zusätzlich noch den Arm darüber legte. Meine Gedanken schwirrten wie ein Insektenschwarm und ebenso schwer waren sie zu fangen. Warum hatte Riff mich geküsst? Wollte er mir wirklich beweisen, dass mir sein Herz gehört oder war es ein Beweiß seiner Loyalität? Vielleicht war es auch nur eine Art mich zum Schweigen zu bringen. Ich wusste keine Antwort auf meine Fragen. Diese würde ich wohl nur von ihm erfahren und das erst, sobald er wieder hier bei mir war. Ich seufzte leise. Mein Zimmer kam mir so leer und kalt vor, vor allem da ich erst vor einer Stunde hier gelegen bin und Riffs Nähe und seine Wärme gefühlt hatte. Doch warum kam es mir so vor? War zwischen uns wirklich nicht mehr als das Verhältnis von Diener und Herr? Wenn ich es mir so überlegte, war von meiner Seite schon seit einigen Wochen oder sogar länger schon mehr, vielleicht hatte ich ja wirklich mein Herz an ihn verloren? Wenn ich es mir so Recht überlegte, dann hatte ich die letzten Wochen noch öfter seine Nähe gesucht, als üblich und der Kuss fühlte sich so richtig an. Ich wollte ihn küssen und noch mehr. Jedoch war es eigentlich egal was ich während des Kusses gefühlt und gehofft hatte. Schließlich war ich ein Graf, meine Familie bestand ja momentan wieder darauf, dass ich mir eine Frau suchen musste. Unwillkürlich musste ich über die folgenden Gedanken grinsen. Onkel Neal währe bestimmt sehr geschockt wenn er erfahren würde, dass mich der Kuss von Riff, einem Mann, mehr Gefühle spüren ließ als es jede meiner nächtlichen Eskapaden mit den schönen Damen Londons die ich bisher hinter mich gebracht hatte. Eine Beziehung mit einem der Dienstmädchen würde man wahrscheinlich noch stillschweigend ignorieren, aber eine zwischen zwei Männern? Zwischen mir und meinem Butler niemals. Ich seufzte leise. Egal wie ich es wendete und drehte, ich kam nur zu einem Ergebnis. Das würde Riff nicht nur den Job kosten. Er würde trotz des Vertrauens, welches mein Onkel in ihn setzte, hochkant des Hauses verwiesen werden. Wie sollte ich das überleben. Wir müssten, falls Riff auf eine Beziehung mit mir überhaupt eingehen würde, es wirklich geheim halten. Bei Riff könnte ich es mir noch vorstellen, dass er es schaffen würde sich zu verstellen und es zu verheimlichen. Vor allem nach dem Heutigen Tag. Er schien eine starke Selbstkontrolle zu besitzen. Aber was war mit mir? Einige Zeit würde ich mich wahrscheinlich schon verstellen können. Vielleicht ein paar Jahre, aber den Rest meines Lebens? Ich bin mir sicher, irgendwann würde ich Riff und mich eigenhändig mit einem meiner sanften, schleichenden Kinder in den Tod stürzen. Doch würde ich es wirklich können? Könnte ich Riff töten? Eine ebenso wichtige Frage war, würde ich ihn leben lassen können, wenn andere Menschen mit ihm zu tun hatten? Würde meine Liebe sich als Eifersucht zeigen sobald er jemand Anders als mir sein Lächeln, seine Aufmerksamkeit oder seine Blicke schenken würde? Eifersucht könnte auch das Gefühl gewesen sein, daß an mir nagte, als Riff Merry anlächelte. Doch was für einen Sinn machte es eigentlich, sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen? Ob Riff so etwas wie eine Beziehung mit mir überhaupt in Betracht zog? Das leise knarren der Zimmertür ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Ob das Riff war der auf mein Geheißen noch mal hereinsah? Ich hoffte es. Doch ebenso hoffte ich, daß es Merry oder Oskar oder irgendwer Anders, von mir aus auch der Doktor oder mein Vater, nur nicht Riff war, doch der mir wohlbekannte Schritt bestätigte es mir. Riff war hier. Hier in meinem Zimmer. Sollte ich einfach liegen bleiben und mich schlafend stellen? Vielleicht würde er wieder gehen. „Master Cain seid ihr noch wach?“ Während mein Verstand sagte, ich bräuchte Abstand zu ihm, schrie mein Körper regelrecht nach ihm und als ich seine leise Stimme hörte, hatte mein Körper die Oberhand gewonnen. Pah, seit wann interessierte mich die Familie oder das Gerede der Anderen. Langsam schob ich meinen Arm von den Augen und schlug diese auf, nur um Riff dabei zu sehen, wie er sich über mich beugte und meine Decke über mich breitete. Als sein Blick auf mein Gesicht fiel und er erkannte, daß ich nicht schlief, begann er zu lächeln. Sein typisches Lächeln, voller Zuneigung und doch irgendwie bedrückt. Ob ihn seine Vergangenheit noch immer quälte? „Master Cain, ihr habt nach mir geschickt?“ „Ja. Riff wir.., ich muss mit dir reden. Wegen…,“ Verdammt, was war denn nur mit mir los? Es fiel mir doch sonst nicht so schwer über so etwas zu reden und immerhin war es ja nur ein Kuss und doch bekam ich plötzlich kein Wort mehr heraus und fühlte, wie mein Hals trocken wurde und wie mir zum wiederholten Male das Blut in die Wangen schoss. Jedoch verstand er mich wie immer auch ohne daß ich den Satz beendete. „Master Cain, auch auf die Gefahr hin, daß ihr mir das Gehalt kürzt, es tut mir leid...“ Das verwirrte mich nun doch und ich setzte mich auf, während er es sich in dem Stuhl vor meinem Bett bequem machte. Er schien erschöpft zu sein. Seine Stimme war leise und klang durcheinander. „…Ich habe euch mit meinem Handeln verwirrt. Ich hätte euch nicht küssen dürfen. Das bringt euch nur Scherereien.“ Es tat ihm leid? Also wollte er mich gar nicht küssen? „Wenn es dir jetzt leid tut, warum hast du es überhaupt gemacht? Etwa um mich zum Schweigen zu bringen.?“ Er schüttelte der Kopf und blickte zur Seite, während ich sein Profil musterte. „Nein das würde ich niemals tun. Ich war überheblich. Ich hatte wahrscheinlich gehofft ich könnte euch dadurch an mich binden euch näher als ein Schatten sein, ich will euch nicht durch irgendwen oder irgendwas verlieren. Es tut mir leid. Es war…, es ist dumm auch nur anzunehmen, das sowas funktionieren würde.“ Er lächelte mich wieder an, doch sein Blick passte nicht. Seine Augen lachten nicht mit. Sie waren eine Nuance dunkler als sonst und spiegelten solch eine tiefe Trauer, wie ich sie bei Riff noch nie gesehen hatte. Ich vertrug diesen Blick nicht. In mir zog sich was zusammen deswegen sprang ich regelrecht auf, stellte mich vor ihn und hielt ihm die Augen zu. „Nicht, hör auf zu lächeln. Wenn dir nicht nach lächeln zumute ist, dann tu es nicht. Friss nicht immer alles in dich rein. Wenn du traurig bist, dann zeig es doch. Zumindest mir musst du nichts vormachen. Du kannst mir vertrauen, ebenso wie ich dir vertraue.“ Sanft nahm er meine Hände in die Seinigen und hob sie von seinen Augen damit er mich betrachten konnte. Sein Lächeln war fort, jedoch war auch sein Blick nicht mehr ganz so von Trauer durchzogen wie zuvor führte meine Handflächen an seine Lippen und hauchte einen leichten Kuss darauf bevor er antwortete. „Aber ich vertraue euch doch.“ Zärtlich strich er mir durch mein Haar, bevor ich mich kurzer Hand auf seinen Schoß setzte und mich an ihn kuschelte. „Immer habe ich mich in deine Arme geflüchtet, habe geweint ohne zu merken, daß auch in deinem Herz die Trauer lebt.“ Er verbarg sein Gesicht in meinem Haar und drückte mich etwas fester an sich, bevor er mir die nächsten Worte zumurmelte. „Solange ihr weiterhin bei mir seid, dann ist jegliche Trauer die ich in meinem Herzen trage eine Nebensächlichkeit. Macht euch darüber nur keine Gedanken.“ Ich lauschte dem ruhigen Klopfen seines Herzens und genoss seine Umarmung ebenso wie die Streicheleinheiten, als er begann meinen Nacken zu kraulen. Der schmale Körper in meinen Armen erschlaffte nach einiger Zeit und ich musste darüber lächeln. Jetzt war er doch noch eingeschlafen. Aber es war ja auch ein sehr langer und vor allem anstrengender Tag gewesen. Schlaf war das was auch ich jetzt brauchte, doch ich schaffte es einfach nicht, mich von Master Cain zu lösen. Dafür war es viel zu angenehm wie sein warmer Atem bei jedem Atemzug durch mein Hemd hindurch drang und meine Haut streichelte, wie sein Körper sich an den meinen schmiegte. Ich wollte einfach nur noch etwas genießen. Mehr als dies würde ich in meinem Leben wahrscheinlich nicht bekommen, aber mir reichte es. Dies würde eine Erinnerung werden, die mir über viele Jahre hinweg ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern würde. Doch die Zeit rann viel zu schnell dahin. Nach etwa einer Stunde, musste ich Master Cain dann doch in sein Bett legen. Es schlug eben fünf Uhr Morgens. Es wurde Zeit, daß ich mich wieder meinen Aufgaben als Chefbutler widmete. Sosehr es mir heute auch widerstrebte. Sorgfältig deckte ich ihn zu, strich noch ein letztes Mal durch sein weiches Haar, kontrollierte, ob die Fenster geschlossen und verriegelt waren und verließ dann den Raum, jedoch nicht ohne noch einmal zu Master Cain zu blicken. Sein Gesicht war entspannt und auf seine Lippen hatte sich der Hauch eines Lächelns gelegt. Er schien einen schönen Traum zu haben. Ich ging leise in mein Zimmer, holte mir frische Sachen aus dem Schrank und dankte Master Cain in Gedanken ein weiters mal dafür, daß er mir ein eigenes, an mein Zimmer angrenzendes Bad hatte einrichten lassen. Ich stieg unter die Dusche, entfernte die Verbände und ließ das Wasser über meinen Körper laufen, während ich meinen Gedanken hinterher jagte. Hätte mir vor einigen Tagen jemand erzählt, daß ich mir mal solch eine Blöße geben würde wie in den letzten Stunden, ich hätte ihn wahrscheinlich ausgelacht oder in eine Psychiatrische Klinik einweisen lassen. Als Master Cain fragte, wem mein Herz gehörte hatte ich wirklich darüber nachgedacht und ich kam nur zu einer Antwort, die ich ihm ja auch mitgeteilt hatte. Ich fühlte mich bei ihm einfach mehr als nur wohl. Diese Art der Gefühle hatte ich noch nichtmal bei Lucinda, meiner ehemaligen Verlobten. Ich hatte zwar Frieden in unsere Beziehung gefunden, jedoch keine tiefen Gefühle. Ich hatte sie gern gehabt, sonst hätte ich niemals in die Verbindung eingestimmt, jedoch wirklich geliebt hatte ich sie nicht. Vielleicht stürzte ich mich deshalb in meine Arbeit. Vielleicht waren genau diese fehlenden Gefühle der Grund, daß es mich nicht sehr berührte als sie sich in die Arme meines Bruders Clyde flüchtete und am Tag unserer Hochzeit mit ihm durchbrannte. Doch seit ich Master Cain begegnet bin, hatten sich Gefühle in mir zu regen begonnen. Zuerst war es nur eine Art Beschützerinstinkt, doch mit den Jahren wurde es Zuneigung und in der letzten Zeit, bisher unbemerkt, viel mehr. Und genau um dies Master Cain zu zeigen, hatte ich ihn geküsst, da ich es ihm ja niemals direkt sagen konnte, daß ich ihn mehr als alles andere auf der Welt, mehr als mein Leben und meine Seele liebte und seine Nähe brauchte. Langsam drehte ich das warme Wasser ab und blieb noch einige Minuten unter dem eisigkalten Wasserstrahl stehen, schwemmte die Müdigkeit ab, bevor ich mich in ein Tuch gewickelt, die Haare trocknend, wieder in mein Zimmer hinüber ging. Dort kleidete ich mich wieder vollständig an. Die Verbände hatte ich nachdem ich meine Verletzungen einem prüfenden Blick unterzogen hatte weggelassen, da selbst die von Master Oskar genähte nicht mehr ganz so schlimm aussah. Sie schmerzte auch weniger, zumindest solange ich darauf achtete, wie ich mich bewegte. Mit geübten Handgriffen band ich meine Krawatte, knöpfte die dunkelbraune Weste zu und legte die ebenfalls braune Jacke an um meinen Anzug zu komplettieren. Ein letzte Blick in den Spiegel und nachdem ich meinen Hemdkragen gerichtet hatte verließ ich den Raum und begab mich in die Küche um den Tee für Master Cain zu bereiten und die Tagesanweisungen zu erteilen. Danach musste ich mich mit unserem neuen Gärtner herumschlagen, da seine Vorstellungen von einem gepflegten Englischen Garten nicht mit Master Cains Vorlieben übereinstimmten und nachdem diese Sache geregelt war, musste ich mich meinen weiteren Pflichten widmen, so dass ich die nächsten Stunden nicht zum grübeln kam. Zwischendurch sah ich Miss Merry und Master Oskar beim Frühstücken im Garten. Sie schienen sich ganz nett miteinander zu unterhalten. Es war kurz vor Mittag, als ich endlich wieder etwas Zeit fand. Mein erster Weg führte mich in Master Cains Gemächer, da ich ihm noch nirgends begegnet war. Er lag noch im Bett, der Tee, den ihm eines der Hausmädchen gebracht hatte, war unberührt. Ich zog eben einen von den beiden schweren Vorhängen am Fenster zurück um den Sonnenschein ins Zimmer zulassen, als ich ein Rascheln hinter mir vernahm. Ich wandte mich um und beobachtete Master Cain, dessen Schlaf langsam unruhig wurde. Er wandte sich unter seiner Decke, seufzte und keuchte leise. Was war das denn? Vielleicht wieder ein Alptraum? Wenn es einer war, dann brauchte er mich jetzt mehr als sonst. Schnell ließ ich die kurze Distanz bis zu dem Bett hinter mir und nahm eine seiner Hände in die Meinige. Seine Wangen waren gerötet und die Finger seiner freien Hand gruben sich in das Laken während er meine Hand fast schon schmerzhaft zusammenpresste. „Master Cain? Wacht auf. Es ist nur ein Traum. Beruhigt euch. Master Cain.“ Langsam öffnetet er seine Augen, blickte mich verwirrt an, schien mich aber zu erkennen. „Riff?“ „Ja Master Cain?“ Sein Blick wanderte zu unseren verschlungenen Händen und dann wieder zurück zu meinem Gesicht. Wo sich das momentan noch dunklere Grün seine Augen sich in meine Seele zu brennen schien. Die Hand, welche soeben noch in das Laken gekrallt hatte, legte sich um meine Krawatte und zog mich zu ihm hinunter. Ich verlor mein Gleichgewicht und stützte mich im letzten Moment noch mit der Hand neben Master Cains Gesicht am Bett ab. Jedoch lag ich nun halb auf ihm und versuchte mich wieder aufzurichten um ihm nicht zu schwer zu werden. Doch solange ich weiteratmen wollte war dieses Unterfangen unmöglich. Jeden Millimeter den ich zurückwich, schnürte mir die Krawatte, welche Master Cain mit einer unerwarteten Kraft weiterhin festhielt, den Hals weiter zu. Unsere Gesichter waren so nah beieinander, daß unsere Nasenspitzen beinahe aneinander stießen. „Du bist schuld, daß ich solche Träume habe.“ Was bedeutete denn das schon wieder? Noch bevor ich etwas erwidern konnte hatte er mich noch weiter hinunter gezogen und legte seine Lippen fordernd auf die Meinen. Wie konnte er es nur wagen, mir zu solch einem Zeitpunkt unter die Augen zutreten? Nach solch einem Traum? Diesen Traum hatte ich die letzten Tage fast jede Nacht. Er war fast schon schlimmer als wenn ich von meinem Vater träumte, nur auf eine ganz eigene Art. Während ich in meinen Alpträumen mit Vater Angst verspürte, mich jedoch darauf verlassen konnte, daß Riff kam um mich zu retten, bevor es zu grob wurde, gab es keine Hilfe in diesen Traum. Jedoch hätte ich auch keine gewollt. Ich wollte diesen Traum bis zum Ende träumen und schaffte es nie. Doch jetzt war Riff wirklich hier bei mir. Ich würde nun hier in der Realität das Ende des Traums erfahren und wenn ich Riff dazu zwingen müsste. Schließlich gehörte sein Körper nur mir allein. Ich leckte leicht über Riffs Lippen, der diese für mich öffnete und intensivierte unseren Kuss. Ich zog ihn noch näher an mich heran, drängte meinen Körper an seinen, erkundete neugierig seine Mundhöhle und focht einige kleine Scharmützel gegen seine Zunge, während ich an seine Krawatte herumfummelte, diese nachdem ich sie geöffnet hatte, aus dem Bett warf um an seiner Weste und dem Hemd weiter zu machen. Ich löste meine Lippen von den seinigen ließ sie federleicht über seine Wange streichen, zu seinem Ohr hinüberwanderten und dort verharrten, um die empfindliche Haut davor zu küssen, mit der Zunge die Ohrmuschel zu umspielen und dann am Läppchen zu knabbern. Langsam wanderten meine Lippen weiter, den Hals entlang bis zur Halsbeuge hinab, und ich begann die freigelegte Halsbeuge zu beknabbern, wobei Riff leise aufkeuchte. „Mister Riff? Wo seid ihr? Mister Riff?“ Es klopfte an meine Türe. Riff wurde rot, versuchte sich aufzurichten, doch ich zog ihn zurück und wütend fauchte ich los. „Was soll die Störung?“ Allys Stimme drang durch das Holz. Sie klang besorgt. „Master Cain, ich kann Mister Riff nicht finden. Seine Anwesenheit wird aber dringend benötigt.“ Wir blickten uns an und uns Beiden stand die Unwissenheit in die Augen geschrieben. „Warum?“ „Es ist ein Gast hier, der unbedingt mit ihm sprechen möchte. Er sagt es währe wichtig und vertraulich.“ Bevor ich noch etwas sagen konnte hielt Riff mir kurzerhand den Mund zu. „Ally, ich helfe Master Cain soeben beim Umziehen. Sagen sie, ich währe in wenigen Minuten da.“ „ Ja Sir. Der Gast wartet in der Küche.“ „Wen erwartest du? Wer ist es, dass du ihn mir vorziehst?“ Seine Wangen röteten sich um noch eine Nuance bevor er mir antwortete. „Master Cain, ich erwarte Niemanden. Genau deswegen muss ich erfahren was los ist.“ Schnell knöpfte er sich Hemd und Weste zu, stand auf, hob seine Krawatte auf, band diese und holte dann Kleidung aus meinem Schrank, während ich mich aus meiner Nachtwäsche schälte und mich kurz unter die kalte Dusche stellte. Eine Gänsehaut lief mir über meinen Körper doch gegen meine Erregung, welche trotz der Störung noch vorhanden war, half die Kälte ungemein. „Master Cain seid ihr fertig?“ Ich stellte das Wasser ab und legte mir ein großes, weiches Tuch um die Schultern. Dann ging ich in mein Zimmer und blickte Riff fragend an. „Würdest du mir verraten, ob du mich in meinem Tun aufgehalten hättest, wenn wir nicht unterbrochen worden währen?“ „Master Cain, könnten wir dieses Thema bitte verschieben?“ Er war wieder errötet und wandte den Blick von mir ab. Es gefiel mir, diesen beschämten Riff vor mir zu sehen, deswegen ließ ich nicht von dem Thema ab. „Nein können wir nicht. Also?“ Er zog mir gerade mein Hemd über, strich mir sanft mit einem Finger über meine Halsbeuge, bevor er meinen Kragen richtete. Ebenso sanft strich er dann über meine Brust und begann dann mein Hemd zuschließen. „Nein, hätte ich nicht.“ „Warum nicht?“ „Weil ich…, ich…,“ Er schwieg, schloss gerade den letzten Knopf meiner Weste und band dann meine Krawatte. „Warum Riff?“ Die Tür wurde schwungvoll aufgerissen und entband Riff seiner Antwort. „Cain! Fährst du mit mir in die Stadt? Was ist los?“ War denn jeder hier in diesem Haus ein Fachmann darin zu den unmöglichsten Zeiten mir auf die Nerven zu gehen? Vielleicht hatte aber Merry eine Idee, wer dieser geheimnisvolle Gast war. „Merry, hast du den Gast gesehen, der mit Riff sprechen möchte?“ Ihre Augen wurden etwas größer vor Erstaunen. „Ein Gast? Nein, ich weiß nichts davon.“ „Wie seltsam.“ Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich sah Riff ins Gesicht, der mich ernst musterte. „My Lord, ich gehe jetzt.“ Ein ziemlich ungutes Gefühl überkam mich. „Warte kurz.“ Er wandte sich wieder zu mir um und blickte mich fragend an. Schnell holte ich aus einer Schatulle, welche auf dem Kaminsims stand eine meiner Pistolen hervor. Ich prüfte kurz, ob sie geladen war und übergab sie dann an Riff. „ Hier und pass auf dich auf.“ Er lächelte mich beruhigend an, nahm aber die Waffe aus meiner Hand und schob sie in die Innentasche seiner Anzugjacke. „Ich denke das wird nicht nötig sein.“ Ich packte ihn am Arm und zog ihn etwas näher an mich heran. „Ich warte hier auf dich.“ Er nickte nur und schweigend sah ich ihm nach wie er mein Zimmer verließ. „Merry, du bleibst bis Riff wieder kommt hier bei mir. Sicher ist sicher.“ Ich nahm meinen Gehstock zur Hand uns setzte mich auf mein Bett. Eilig schritt ich zur Treppe, stieg sie hinab, wandte meine Schritte zur Küche, öffnete die Tür und erstarrte. Dort stand der Doktor und hielt Ally ein Skalpell an den Hals. „Ah, da bist du ja.“ „Doktor, was suchen sie hier?“ „Nun, ich möchte dich. Du bist für deinen Herrn wichtig. Sehr wichtig sogar. Ich möchte seinen Blick, seine Qualen erleben wenn ich dich ihm für immer wegnehme.“ Nein, das darf niemals passieren. Irgendwie muss ich mich jetzt herausreden. Ruhig bleiben. Ich musste einfach nur ruhig bleiben. Der Doktor darf nicht merken, wie sehr ich Master Cains Nähe brauche. Wenn ich jetzt durchdrehte würde ich Master Cain nicht beschützen können. Jedoch war ich selber überrascht wie eintönig und distanziert meine Stimme klang als ich ihm antwortete. „Ihr verrennt euch da in etwas. Ich bin für Master Cain unwichtig. Es wird sich nichts ändern, wenn ich nicht mehr an seiner Seite verbleiben würde. Es währe nun sehr freundlich von ihnen das Haus zu verlassen.“ Der Doktor lächelte mich abfällig an. „ Ich denke, du bist momentan nicht in der Lage Forderungen zu stellen und lass deine Waffe stecken. Sonst wird diese Frau hier leider sterben müssen und das willst du doch bestimmt nicht. Immerhin arbeitet sie unter dir und du hast die Verantwortung. Außerdem bist du ihr doch noch etwas schuldig. Nicht wahr? Schließlich war sie es, die vor fünf Jahren mit ihrer Aussage deine Unschuld mit bewiesen hat indem sie aussagte, dass die kleine Französin…, wie war gleich der Name…, Jyvonne gar nicht schreiben konnte.“ Ein Schauer lief mir über den Rücken und instinktiv wich ich ein kleines Stück zurück. Woher wusste er das? Die Angelegenheit war über fünf Jahre her. Woher konnte der Doktor davon wissen? Ich merkte wie langsam doch noch Panik in mir hoch kroch. „Nun ja, es sieht aus als könntest du dich immer noch nicht dazu durchringen.“ Er drückte Ally das Messer fester gegen den Hals. Die Haut riss und ein dünner Blutfaden zog seine Spur über ihren Hals, während sie ein ersticktes keuchen von sich gab. Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch in ihren Augen konnte ich Todesangst sehen und den Kampf gegen die Ohnmacht. „Du sagst immer noch nichts? Nun vielleicht habe ich dann etwas anderes. Cassian sitzt auf dem Baum vor dem Zimmer deines Herrn. Ich bin sicher, er wartet nur darauf seine Messer in Cains schmalen Körper zu versenken.“ Entsetzen überflutete mich und mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Das glaube ich nicht.“ „Oh, dann bist du dümmer als ich dich eingeschätzt hatte.“ Der Doktor zog eine Taschenuhr hervor, ließ den Deckel aufschnappen und begann zu grinsen. „Oh haben wir schon soviel Zeit mit fruchtlosem Geplauder vergeudet. Drei, zwei, eins.“ Im oberen Stockwerk war das Klirren zerbrechenden Glases zu vernehmen. Ohne auf den Doktor zu achten, wandte ich mich um und lief zur Treppe zurück. Immer drei Stufen auf einmal nehmend eilte ich die Treppe hoch, ebenso wie Master Oskar, welcher durch den Lärm aus dem Saloon gerannt kam. Ich riss die Türe auf und entdeckte Master Cain, der sich schützend vor Miss Merry gestellt hatte und die Messer welche der Helfer des Doktors auf ihn warf mit dem Gehstock abwehrte. „Master Cain!“ Ich wollte ihm zu Hilfe eilen, wurde aber am Arm gepackt und zurückgezerrt. Wütend wandte ich mich um und blickte dem Doktor in die hellen Augen. Er schien mir gleich nachgeeilt zu sein. Seine Hände waren ebenso wie seine Kleidung blutverschmiert. Ally! Hatte er sie getötet, weil ich wie aus einem Reflex heraus zu Master Cain gehetzt war? „Oskar!“ Miss Merry Stimme brachte mich dazu den Blick vom Doktor ab und dem Geschehen im Zimmer wieder zuzuwenden. Ich war erleichtert, als Oskar Cassian von hinten überraschend angegriffen und ihn nun niedergerungen hatte. Dass dieser noch ein Messer im Ärmel versteckt hatte und dieses Oskar nun in die Seite rammte war nicht vorauszusehen gewesen. Dennoch gab er nicht auf und nagelte den kleinen am Boden fest. Wo zum Teufel trieb Riff sich herum? Erst jetzt fiel mein Blick zur offenen Tür, wo Riff gerade vom Doktor daran gehindert wurde einzutreten. Er zog zwar, aber es schien als würde ihn etwas bremsen. Sein Blick lag panisch auf mir und Merry, sein Gesicht war kalkweiß und die Hände, welche er zu Fäusten geballt hatte zitterten. Irgendwas hatte ihn geschockt. Nur was? Ich wandte meinen Blick dem Doktor zu, der Voller Blut war. Sogar an der Wange war ein kleiner Spritzer. Wessen Blut war das nur? „Nun Cain, so wie es aussieht, haben wir nun ein Remis. Lass Cassian frei und ich werde deinen Butler nicht vor deinen Augen verbluten lassen.“ Der Doktor drückte Riff eine Klinge ans Handgelenk. Noch kam kein Blut, aber nur eine klitzekleine Bewegung und der Lebenssaft würde fließen. Ich nahm meinen Spazierstock fester in die Hand und zog die verborgene Klinge hervor, welche ich Cassian an die Kehle legte. „Ich würde eher sagen Sie lassen Riff gehen und ich lasse ihren kleinen Freund am leben.“ „Doktor, du wirst dich doch nicht darauf einlassen? Halte dich gefälligst an den Plan!“ “Entschuldige Cassian, aber hier habe ich das Sagen und der Plan kann noch etwas warten. Nun Cain, lass ihn gehen und du bekommst deinen Butler zurück.“ „Master Cain, lasst euch nicht von ihm einwickeln. Ihr habt nun ein Druckmittel in der Hand. Gebt es nicht her und nehmt auf mich keine Rücksicht.“ „Du bist nur mein Butler. Du hast hier nichts zu entscheiden.“ Der Doktor begann zu lachen. „Es sieht aus als hätten wir Beide die gleichen Probleme mit unseren Untergebenen. Los, sag deinem neuen Freund er soll von Cassian runter gehen.“ Er nahm das Skalpell von Riffs Handgelenk, ließ ihn jedoch nicht los und wartete. „Oskar runter von dem Kerl.“ Verwirrt blickte Oskar mich an, bevor er versuchte mir zu widersprechen „Aber…,“ Ich ließ ihm keine Chance auszureden, hielt ihm die Klinge an den Hals und brüllte ihn an. „RUNTER!“ Ich zog, nachdem Oskar ihn frei gelassen hatte, Cassian hoch und senkte meine Klinge. „So, ich würde sagen wir lassen unsere Geiseln frei und gut ist.“ Ich nickte nur und sobald ich sah, wie der Doktor Riff ins Zimmer stieß, gab ich dem Helferlein einen Schubs zur Tür. Beide stolperten aufeinander zu, blickten sich kurz an und gingen aneinander vorbei. Cassian fauchte Riff drohend an. „Du…, ich werde dir noch die Leviten lesen du Jungspund.“ „Das werde ich mir aber nicht gefallen lassen Sir.“ Der Doktor packte Cassian am Arm, wandte sich um, wollte sich aus den Staub machen blieb aber noch mal kurz stehen. „Cain, wir werden uns bald wieder sehen und wenn es soweit ist, wirst du nicht so einfach davon kommen. Wenn du unbedingt willst, mach ich dir das Leben lächelnd zur Hölle!" Ich stellte mich vor Riff und lächelte den Doktor gezwungen an. "Ich glaube, ich bin noch nicht reif genug für eine solche Beziehung Doktor, aber für das Angebot danke ich artig.“ Die Beiden verschwanden ungehindert aus dem Haus und ich setzte mich erschöpft auf mein Bett. Ich war froh, dass das Treffen mit dem Doktor diesmal so unspektakulär und ohne Tote vonstatten ging. Zumindest dachte ich das, weswegen mich Riffs Worte erstaunten. „Master Oskar eure Wunde scheint nicht zu ernst zu sein. Meine Tasche steht in meinem Zimmer. Ich muss unbedingt etwas nachsehen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief Riff aus meinem Zimmer. Ich sprang auf und rannte hinterher. Dabei wunderte ich mich, dass er direkten Weg auf die Küche nahm. Er blieb an der Türe stehen und da ich nicht damit gerechnet hatte, prallte ich ungebremst gegen ihn und fiel von meinem Schwung mitgerissen auf meinen Allerwertesten. Ich blickte zu ihm auf und Verwirrung machte sich in mir breit. Riff stand noch immer unbewegt in dem Türrahmen, jeglicher Tropfen Blut schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein und er starrte in die Küche, während er langsam begann den Kopf zu schütteln. So, das wars dann auch schon. Hatts euch gefallen? Ich versuche das nächste Kapitel schneller zusammen zu stöpseln. Liebe Grüße FuYu Kapitel 5: Laß mich nicht allein, ich brauch dich doch ------------------------------------------------------ Hallo zusammen.^^ Entschuldigung, daß es diesmal wieder soooo lange gedauert hat, bis ich dieses Kapitel fertig bekommen habe. Gomen nasai. Aber es fällt mir ja schon in der dritten Person schwer, eine Sexszene zu schreiben und in der Ich-form ist das für mich die reinste Folter. ;___; Sowas werde ich niemals wieder machen. Und gelungen ist sie mir auch nicht.*möh* Sorry, aber ich habs einfach nicht besser hinbekommen und das obwohl ich das Ding mindestens viermal überarbeitet habe.*snief* Entschuldigen muß ich mich auch dafür, daß Riffs Schuldgefühle nicht ganz so ausgeprägt sind wie sie eigentlich sein sollten. Aber das durfte jetzt nicht sein, da sonst die Story noch länger werden würde. Aber im nächsten Kapitel werde ich ihn nochmal etwas triezen.*Harharhar* Da ich nicht wirklich vorausplane, sondern nur in etwas weis was passieren soll bin auch ich gespannt ob Riff meine Sticheleien einfach so über sich ergehen läßt, oder ob er daran zu nagen hat. Mal sehen was ich für eine Laune hab. *kicher* Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich wieder etwas auf sich warten lassen, da wir momentan dabei sind ein Zimmer zu renovieren und mir dadurch so ziemlich die Zeit zum schreiben fehlt. Aber wer mehr von Jezebel und Cassian "Beziehung" und dem Plan erfahren will, der wird wahrscheinlich auf seine Kosten kommen. Hoffe ich mal. ^____^° Und bevor ihr mich noch auf dem Scheiterhaufen verbrennt, gehts auch schon mit Kapitel fünf los. Viel Spaß! Kapitel 5 –Lass mich nicht allein, ich brauche dich doch- Ich riss meinen Blick von Riff los und versuchte den Grund seines Benehmens zu ermitteln, konnte von meinem momentanen Standort, am Boden hinter Riff sitzend, aber nichts sehen. Langsam stand ich auf und entdeckte eines meiner Hausmädchen in ihrem Blut liegen. Ich schob mich an Riff vorbei und suchte nach Lebenszeichen, konnte jedoch kein mehr finden. Ein Blick in ihr blasses Gesicht mit den gebrochen Augen ließ mich in der Toten Ally erkennen. Was war hier nur geschehen? „Master Cain, es ist Ally, nicht wahr?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Doch woher wusste er, dass er genau sie war? Er schien etwas zu wissen, was mir bisher nicht bekannt war. „Ja. Riff weißt du was hier geschehen ist?“ Langsam schüttelte er den Kopf, starrte auf den Boden, bevor er leise vor sich hinzumurmeln begann. „Das ist meine Schuld. Der Doktor hatte mich gewarnt, doch ich…“ Er wandte sich ab, lehnte sich an die Wand, hielt sich eine Hand vor den Mund. Er schien gegen den Brechreiz zu kämpfen. Nach einigen Minuten hatte er sich wieder etwas gefangen. „Ich muss mich mit ihrer Familie in Verbindung setzen. Master Cain, könnte ich einen Tag frei bekommen?“ Er war immer noch blass und in seinem Blick stand eine Mischung aus Unglaube und Verständnislosigkeit geschrieben. „Warum tust du dir das an? Du kannst ebenso jemanden schicken.“ „Aber Master Cain! Ich habe die Verantwortung für die Personen die unter mir arbeiten.“ Was versuchte er sich denn nun schon wieder einzureden? „Red keinen Unsinn. Wie willst du für jeden der in meinen Diensten steht verantwortlich sein? Ich habe über 100 Bedienstete. Wie willst du für jeden einzelnen Verantwortung übernehmen? Wie willst du jeden von ihnen vor Unheil bewahren? Du kannst nicht überall sein. Du bist keine Maschine sondern ein Mensch. Und jetzt geh bitte in dein Zimmer. Kümmere dich um Oskar. Danach kommst du in mein Arbeitszimmer. Um das weiter Vorgehen werde ich mich kümmern.“ Mit Unglaube im Blick sah er mich an, doch dann nickte er nur. „Jawohl Master Cain.“ Er verließ die Küche und ging erst langsam, doch dann zügig zur Treppe. Und was sollte ich jetzt tun? Bisher hatte Riff sich immer im diese Dinge gekümmert. Ich verließ eben die Küche, als ich einem der von mir angestellten Kutscher über den Weg lief. „John, wir hatten Einbrecher. Ist dir etwas aufgefallen?“ Die Augen des Mannes weiteten sich etwas, bevor er verneinend den Kopf schüttelte. „Es tut mir leid Master Cain, aber ich hatte nichts bemerkt.“ „Hol die Polizei und einen Arzt.“ John nickte mir zu, eilte zum Telefon und erfüllte die ihm aufgetragenen Aufgaben, während ich in mein Arbeitszimmer ging. Dort holte ich erstmal das Bediensteten-Register hervor und durchforstete es nach Allys Namen. Er stand auf einer der hinteren Seiten da sie schon einige Jahre, schon zu der Zeit als mein Vater noch das Oberhaupt war, für meine Familie gearbeitet hatte. Ich schrieb ihre Adresse auf ein Blatt Papier und blickte auf, als es leise an der Türe klopfte. Kurz wartete ich, dass jemand eintreten würde, jedoch blieb die Türe geschlossen. „Ja?“ Die Tür öffnete sich und Riff trat ein. Schweigend stand er vor meinem Schreibtisch. „Ah Riff, setz dich und jetzt erzähl mir mal, was genau geschehen ist, als du in der Küche warst.“ Er folgte meiner Aufforderung und setzte sich in einen der drei Stühle welche vor meinem Schreibtisch standen, legte die Hände in den Schoß und begann mir die Einzelheiten zu offenbaren. Als er geendet hatte, fuhr er sich gedankenverloren durch sein Haar, während sein nachdenklicher Blick einen imaginären Punkt in der Ferne fixierte. Einige Augenblicke sagte keiner von uns etwas, doch dann brach Riff das Schweigen. „Ich hätte bleiben und Ally beschützen sollen, denn Euch konnte ich ja doch nicht helfen.“ Es war ja ein schöner Charakterzug von ihm, daß er immer an mich und auch die Menschen in seinem Umfeld dachte, doch manchmal dürfte er ruhig egoistischer sein. Diese Situation war schwierig und ohne seinen sonst so klaren Verstand würde es mir sehr schwer fallen diese problemlos zu überstehen. „Du redest schon wieder Unsinn. Du hast getan was dir dein Herz auftrug. Wo ist da das Problem?“ Riff sprang auf, schlug mit den Händen auf meinen Schreibtisch und fuhr mich regelrecht an. „Das Problem? Master Cain, Ally ist getötet worden! Das ist meiner Meinung nach Problem genug.“ Nun ja, ich hatte mich wohl etwas unglücklich ausgedrückt. Na gut ein neuer Versuch musste her um ihn von seinen Selbstvorwürfen zu befreien. Vielleicht könnte ich ja an seine Logik appellieren. „Denkst du wirklich der Doktor hätte sie am Leben gelassen, auch wenn du stillschweigend mit ihm gegangen währst?“ Er überdachte meine Worte intensiv, setzte sich wieder, legte dann seine Stirn in Falten, bevor er sich geschlagen gab und langsam den Kopf schüttelte. „Nein, wahrscheinlich nicht.“ Ich stand auf, kniete mich vor ihn hin, um ihm in die Augen sehen zu können und nahm seine Hand in die Meinige. „Siehst du, egal was du getan hättest, du hättest es nicht ändern können.“ Das Klingeln der Haustüre schalle durch das Haus. Ich stand auf, drückte noch mal kurz seine Hand und setzte mich dann wieder auf meinen Platz. „Riff, es geht los. Das dürfte die Polizei sein. Wir hatten Einbrecher und Ally hat sie offensichtlich überrascht. Verstanden?“ „Jawohl Sir.“ Es klopfte an der Tür und Inspektor Landau trat, von einem mir unbekannten Arzt gefolgt, ein. „Count Cain, ihr hattet Einbrecher? Wurde etwas gestohlen?“ „Ihnen auch einen schönen Tag Inspektor und um auf ihre Fragen zurück zu kommen, gestohlen wurde nichts. So wie es aussieht, wurden sie zuvor überrascht. Bitte folgen sie mir Inspektor. Und sie auch.“ Die beiden Herren folgten mir und auch Riff kam, nachdem er kurz die Augen geschlossen hatte hinterher. Als wir in die Küche kamen war der Arzt ebenso wie der Inspektor sichtlich geschockt. “Count! Warum haben sie nicht früher etwas gesagt!“ Ich blickte den Arzt einige Augenblicke schweigend an, fühlte Riffs Wärme hinter mir, da er sich ziemlich nah an mich gestellt hatte und straffte die Schultern. „Es hätte nichts geändert. Als wir sie fanden war sie schon tot. Würden sie jetzt bitte offiziell ihren Tod und die Todesursache feststellen?“ Kurz ließ der Arzt den Blick seiner braunen Augen über mich gleiten, doch dann widmete er sich wieder der Toten. „Hhmm, die Todesursache ist offensichtlich. Durch einem Schnitt an der Kehle wurde die Halsschlagader verletzt, oder eher durchtrennt und sie ist innerhalb weniger Augenblicke verblutet.“ Ich hörte Riff schlucken und sich leicht räuspern, bevor sich an den Arzt wandte. „Entschuldigen Sie bitte, aber…, musste sie lange leiden?“ „Ich würde sagen sie hat nicht gelitten. So wie es aussieht war sie einige Sekunden nach der Verletzung schon ohnmächtig und hat dadurch nichts bemerkt.“ Der Arzt musterte Riff eindringlich bevor er zu fragen begann. „Wieso interessiert es sie so? Kann es sein, dass sie die Dame…, nein, kann nicht sein. Vergessen sie was ich sagte.“ Was wollte der Kerl damit andeuten? Etwas dass Riff, mein Riff ein Techtelmechtel mit einem fast vierzigjährigen Hausmädchen hatte? Der wollte wohl unbedingt, dass ich ihm mit einer Kugel das Hirn aus dem Kopf befördere. Inspektor Landau blickte den Arzt erst schweigend an, doch dann begann er zu grinsen. „Doktor Martin, sie verstehen da etwas ganz falsch. Mister Raffit ist der Chefbutler. Er trägt die Verantwortung für die Dienerschaft. Da ist es nur natürlich, dass ihn so etwas interessiert.“ Warum wollte ihm nur jeder einreden, dass Riff für jeden meiner Angestellten die Verantwortung trug? Ich blickte kurz in sein vor Schreck erbleichtes Gesicht, bevor ich mich empört an den Inspektor wandte. „Inspektor! Wie können sie nur so etwas sagen? Wieso sollte Riff die Verantwortung für meine Dienerschaft tragen? Ich hab über einhundert Angestellte. Riff muss sich nicht nur um die Belange der Dienerschaft sondern auch um die Verwaltung meiner Anwesen etc. kümmern. Da ist es unmöglich dass er jeden einzelnen der ihm unterstehenden Menschen auch noch vor Schaden bewahrt. Das, müssen sie schon selber machen. Riff, führ bitte Doktor Martin nach oben zu Oskar. Er soll sich dessen Verletzung noch mal ansehen.“ Riff nickte ergeben und wandte sich an den Arzt. „Sir, würdet ihr mir bitte folgen?“ Inspektor Landau stellte sich zwischen Riff und die Tür und versperrte ihm damit den Weg. „Moment Mister Raffit, eine Frage hätte ich schon noch. Wo waren sie zu dem Zeitpunkt, als die Miss getötet wurde?“ Ohne zu zögern antwortete Riff dem Inspektor. „Ich war oben. Ich hatte eine Fensterscheiben zerbrechen gehört und eilte hinauf um nachzusehen.“ Landau zeigte auf Riffs Ärmel und zog eine Augenbraue hoch. „Denken sie, die Blutflecken auf ihrer Jacke sind von der Miss?“ Erst blickte Riff erstaunt, doch dann nickte er. „Ich schätze schon. Einer der Einbrecher ist oben durch das Fenster eingedrungen und hat Master Cain angegriffen. Ich wollte ihm helfen wurde aber von einem anderen Mann zurückgehalten. Dessen Hände waren blutverschmiert.“ Das konnte jetzt nicht wahr sein. Wollte der Inspektor Riff etwa dem Mord an Ally in die Schuhe schieben? Ich musterte die Flecken eingehen bis mir etwas auffiel. „Riff sagt die Wahrheit. Das kann ich ebenso wie meine Schwester und mein Gast bezeugen. Außerdem gibt es Beweise. Sehen sie sich die Form der Flecken an. Das ist eindeutig eine Hand.“ Das Lächeln des Inspektors bestätigte mir den Verdacht, der sich gerade in mir verfestigte. Ich hatte mich soeben total zum Idioten gemacht. „Mister Raffit, ich würde es begrüßen, wenn ich ihre Jacke zur Untersuchung mitnehmen könnte.“ „Selbstverständlich.“ Riff schlüpfte aus der Anzugjacke und reichte sie dem Inspektor, während er sich wieder an den wartenden Arzt wandte. „Entschuldigen sie bitte. Würden sie mir nun bitte folgen?“ Riff und der Arzt verließen die Küche und ich wandte mich an den Inspektor. „Sie glauben doch nicht wirklich, dass ausgerechnet Riff Ally getötet hat?“ Landau schüttelte nur den Kopf. „Natürlich nicht. Dafür sind die Blutflecken nicht genug. Es müssten mehr sein. Bei solch einer Todesart, wird viel Blut verspritzt. Ich war nur neugierig, wie die Flecken auf Mister Raffits Jacke kamen. Außerdem ist seine Antwort für mich Beweiß genug für seine Glaubwürdigkeit.“ Erleichtert atmete ich kurz ein, bevor ich den Inspektor zurück in mein Arbeitszimmer bat. Ich führte den Arzt in das Zimmer welches ich, nachdem ich ihn verbunden hatte, für Master Oskar herrichten ließ. Ich klopfte vorsichtig an die Tür und trat ein. Miss Merry saß am Bettrand und sah Oskar dabei zu wie dieser schlief. „Miss Merry, könntet ihr bitte kurz in euer Zimmer gehen? Dieser Herr ist Arzt und würde Master Oskar gerne untersuchen.“ „Aber Riff, du hast ihn doch schon untersucht.“ Diese typisch kindliche Logik ließ mich leicht lächeln. Während ich versuchte der jungen Miss eine verständliche Erklärung zu geben. „Miss Merry, ich bin kein echter Arzt. Ich hab zwar Medizin studiert, aber nie eine Prüfung oder ähnliches abgelegt. Master Oskars Verletzung gehört einfach gut behandelt. Was denkt ihr würde Baron Gabriel sagen wenn wir seinem Sohn nicht die Behandlung zuteil werden lassen die seinem Stand zusteht?“ „Wahrscheinlich nichts. Der währe doch froh, wenn ich ins Gras beißen würde.“ Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Master Oskar sich in das Gespräch einmischen würde. Deswegen fuhr mir der Schreck gehörig in die Glieder. Offensichtlich war ich nervlich noch stärker angeschlagen als ich gedacht hatte. „Master Oskar? Ich habe euch geweckt. Das tut mir leid.“ „Ist schon gut. Merry, bist du wirklich die ganze Zeit hier bei mir gewesen?“ Sie nickte kurz und stand von ihrem Platz auf. „Ja.“ „Och bist du süß.“ Master Oskar umarmte die kleine Miss stürmisch, doch diese wehrte sich und schlug ihm mit ihrer kleinen Hand auf brutalste Weise gegen seine Verletzung, während sie ihn regelrecht anfauchte. „Hör auf. Ich blieb nur weil Cain mich darum gebeten hat.“ „Aber Merry, sei doch nicht immer so kalt zu mir. Ich bin doch verwundet.“ Ohne auf Master Oskars gejammerte Worte zu achten wandte Miss Merry sich an mich. „Riff wo ist Cain?“ „Er unterhält sich momentan mit der Polizei.“ Ich verließ gemeinsam mit Miss Merry das Zimmer, brachte sie in das ihrige und begab mich dann in meines. Dort ging ich zuallererst in das angrenzende Bad und stellte mich unter die Dusche, ließ das Wasser auf mich prasseln, wobei ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, welche sprunghaft hinter meiner Stirn einen Reigen aufführten. „Verdammt, warum? Warum tut er das nur?“ Ich bemerkte nicht, dass ich immer wieder mit der Faust auf die Wand einhieb, erst als jemand meine Hand nahm und mich daran hinderte, begann ich den Schmerz zu fühlen. Ich wandte mich langsam um und blickte in grüne Augen. „Riff, was soll das? Hör auf. Du blutest schon.“ „Master Cain. Warum? Warum tut er das?“ „Wer tut was? Rede nicht in Rätseln.“ „Warum vergreift sich der Doktor immer an Unschuldigen? Warum kann er nicht aufgehalten werden?“ Meine Beine untersagten mir den Dienst und ich sackte zusammen, verbarg mein Gesicht in den Händen und kämpfte das erste Mal sein vielen Jahren gegen die Tränen an. „Riff?“ Nein, ich durfte jetzt nicht durchdrehen. Ich musste mich zusammennehmen. Ich stieß Master Cain mit meinem sonderbaren Verhalten vor den Kopf. Ich durfte ihn nicht weiterhin so verwirren. Ebenso wenig wie ich mich von dem Doktor zu einem Wrack machen lassen durfte. Wahrscheinlich wollte der es so, damit ich keine Hilfe mehr sein konnte. Ich atmete noch mal tief durch und stand dann auf. Danach musterte ich Master Cain, der mich fast schon panisch und von Kopf bis Fuß durchnässt anblickte. „Ah, Master Cain, ihr werdet euch erkälten. Ihr müsst aus den nassen Sachen raus.“ „Du auch.“ „Hm?“ Erst jetzt registrierte ich richtig, dass ich es unterlassen hatte mich auszukleiden. Was soll’s. Zuerst musste Master Cain in trockene Sachen. Wenn das erledigt war, dann war immer noch Zeit, mich umzuziehen. Ich zog Master Cain die nassen Sachen aus, trocknete seinen leicht zitternden Körper ab, trug ihn in ein großes Handtuch gewickelt in mein Zimmer, wo ich ihm meine Wolldecke umlegte und setzte ihn auf mein Bett. „Wartet hier, ich besorge euch nur schnell etwas frisches zum Ankleiden.“ Ich ging zügig in Master Cains Gemächer und holte ihm frische Wäsche. Auf dem Weg zurück lief ich Oskar über den Weg. „Wie siehst du denn aus? Es regnet doch gar nicht.“ „Master Oskar, wie geht es euch?“ „Na ja, der Arzt meinte, ebenso wie du, es währe zwar ein tiefer Stich, aber mehr schon nicht mehr. Das dürfte in wenigen Tagen fast komplett verheilt sein, jedoch ist nicht auszuschließen, dass vielleicht eine kleine Narbe zurückbleibt. Und nun zu meiner Frage. Warum bist du klitschnass?“ „Eine kleine Panne in meinem Badezimmer. Ein Wasserrohr war gebrochen. Aber das ist schon repariert. Keine Sorge.“ Master Oskar zog eine Augenbraue hoch und musterte mich skeptisch. Ob ihm diese Notlüge zu unglaubhaft vorkam? „Sag mal, gibt es überhaupt irgendetwas das du nicht kannst?“ Ich lächelte ihn an. Er hatte es geglaubt. „Selbstverständlich. Wenn ihr mich nun bitte entschuldigen würdet, ich würde gerne meine Sachen wechseln.“ „Natürlich. Entschuldige, dass ich dich aufhielt.“ Ich ging in mein Zimmer zurück, wo ich Master Cain mit geschlossenen Augen in meinem Bett liegend entdeckte. Er hatte es sich dort bequem gemacht und sich zusätzlich in meine Daunendecke gekuschelt. „Master Cain? Schlaft ihr?“ „Nein. Würdest du bitte die Tür abschließen?“ „Abschließen?“ Master Cain öffnete die Augen musterte mich kurz und da ich nicht darauf kam was er damit bezweckte, klärte er mich auf. „Ja, du kennst Merry, sie rennt immer ohne zu klopfen in alle Zimmer, außer dem meinen. Meistens zumindest. Sie soll uns nicht überraschen.“ Was war nur los mit mir? Ich wollte mich doch zusammennehmen. Doch was tat ich? Dumme Fragen stellen anstatt seine Befehle gehorsam zu befolgen. „Natürlich Sir.“ Ich ging zur Tür, drehte den Schlüssen einmal im Schloss, betätigte die Klinke um zu kontrollieren, dass die Tür wirklich versperrt war und wollte mich eben umwenden als ich von hinten umklammert wurde. „Riff, du musst aus deinen Sachen raus. Du wirst sonst krank.“ Noch bevor ich irgendetwas erwidern konnte begannen seine schlanken Finger die Knöpfe meines weißen Hemdes zu öffnen, wobei er hauchzart mit den Fingern über meine Haut fuhr. Ich wandte mich zu ihm herum und hob sein Kinn an, damit ich in sein Gesicht sehen konnte. „Master Cain, zuerst solltet ihr etwas anlegen. Eure Hände sind schon ganz kalt.“ Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, als er mich mit einem leichten Schmollmund und Unwille im Blick ansah. „Ich will aber nicht.“ Er ließ eben meine Krawatte zu Boden gleiten und schob mir mein Hemd über die Schultern, wobei ich das leichte Zittern seiner Hände deutlich spürte. “Jetzt ist Schluss Master Cain. Ich werdet krank wenn ihr euch nicht augenblicklich…,“ Er unterbrach mich, indem er meine Lippen mit den seinigen versiegelte. Erst einige Minuten später lösten wir uns wieder von einander. „Riff, es gibt auch andere Wege meinen Körper zu wärmen.“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte mir die nächsten Worte ins Ohr. „Bitte lass mich jetzt nicht allein. Ich brauche dich jetzt mehr denn je.“ Er brauchte mich? Eine andere Art seinen Körper zu wärmen? Wer sprach denn hier in Rätseln? Er zog mich hinüber zum Bett und schlug die Decke zurück. Langsam setzte er sich darauf und klopfte neben sich auf die Matratze. Nun hatte auch ich verstanden, was er mit der anderen Art gemeint hatte. „Master Cain, ich denke es ist nicht die passende Situation um so etwas zu tun.“ Er seufzte und wandte seinen Blick von mir ab und sah aus dem Fenster hinaus. „Du magst Recht haben, aber bitte leg dich wenigstens hier zu mir…,“ Er wandte sich wieder mir zu und sah mich bittend, fast schon flehend an. „… lass mich jetzt nicht einsam zurück.“ Zuerst wollte ich ablehnen, aber warum eigentlich nicht. Er wollte jetzt nicht allein mit seinen Gedanken und Gefühlen sein und mir ging es nicht anders. Also sprach eigentlich nichts dagegen. Schweigend schlüpfte ich aus der nassen Hose und meiner ebenso nassen Unterwäsche und stieg zu Master Cain ins Bett. Sein Körper fühlte sich im Vergleich zu meinem warm an, als er sich an mich herankuschelte. Sein Kopf lag auf meiner Brust, seine Hände spielten mit meinen feuchten Haaren, während er sich dicht an mich herandrängte. „Riff, bekomme ich einen Kuss von dir?“ Als Antwort legte ich meine Lippen auf die Seinigen, genoss das leichte Kribbeln, das sich auf meiner Haut ausbreitete. Seine Hände strichen sanft über meinen Hals, verharrten dort kurz bevor sie über meine Brust zu streichen begannen. Seine Fingerspitzen zeichneten mir unbekannte Bilder auf meine Haut, während seine Lippen über meine Wange strichen und an meinem Ohr verharrten. Sanft strich er mit seiner Zunge über die Ohrmuschel, bevor er leicht in das Läppchen biss und mir dann die nächste Frage leise zuraunte. „Darf ich weiter gehen?“ Es wunderte mich nun schon, dass er vor jedem Schritt nachfragte, ob es mir recht war, da ich mir darauf keinerlei Reim machen konnte. „Weshalb fragt ihr Master Cain?“ Diese Frage hatte er nun nicht erwartet, deswegen hatte sie ihn erstaunt und er strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht während er mir eine Antwort gab. „Weil ich weiß, dass dir bestimmt nicht entfallen ist was vor kurzem hier im Haus geschehen ist und ich nicht weiß, ob es dir recht ist, in Anbetracht dessen, nun etwas intimer zu werden. Ich kann auch warten und würde mich mit kuscheln und aufwärmen zufrieden geben. Denn ich möchte dich zu nichts zwingen.“ So offen sprach Master Cain sehr selten über seine Gedanken und Gefühle, deswegen fühlte ich mich sehr geehrt und war glücklich, dass er mir sein Vertrauen geschenkt hatte. Es wurde mein oberstes Ziel dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Sanft tanzten seine Finger über mein Gesicht, streichelten meine Wange bis er mir mit einem leichten Lächeln einen Finger auf meine Nasenspitze legte. „Und, darf ich jetzt weiter gehen?“ Ich nickte nur, schließlich hatte ich mir diese Situation schon seit geraumer Zeit heimlich herbeigesehnt, obwohl ich nie gedacht hätte, dass es mal soweit kommen würde. Außerdem, wer könnte schon diesem bittenden, verführenden Blick von Master Cains einzigartigen Augen widerstehen? Ich zumindest nicht. Während seine Hände durch mein Haar fuhren und seine Lippen die Meinigen versiegelten, schickte ich meine Hände auf Wanderschaft. Ich genoss es sehr seine weiche Haut unter meinen Fingern, seinen warmen Atem auf meinen Lippen zu spüren und sein erregtes Keuchen zu hören, als ich sanft über seine empfindlichen Knospen strich. Ich löste mich kurz von ihm, nur um an seiner verlockenden Halsbeuge zu knabbern und um seinem den Verstand raubenden Seufzen zu lauschen, bevor ich eine meiner Hände auf seiner Brust, von meinen Lippen ablösen ließ. Dieser wiederum erlaubte ich ganz sacht weiter hinab streichen. Ich spürte wie sich eine Gänsehaut unter meinen Fingern bildete, wie sich Master Cains Atmung ebenso wie dessen Herzschlag beschleunigte. Fast wie von Geisterhand geführt, erkundete ich weiterhin seinen Körper. Ich strich über seine Taille, seine schmale Hüfte, fuhr weitläufig um seine Erregung herum, was er mit einem leisen, aber missbilligenden Knurren kommentierte und strich über die Innenseiten seiner zarten Schenkel, während ich kurz in seine zwischenzeitlich erhärtete Brustwarze biss, nur um dann entschuldigend darüber zu lecken, wo bei sich seiner Kehle ein lautes Stöhnen entrang. Erschrocken blickte er mich an und hielt sich eine Hand vor den Mund, welche ich ihm wieder weg zog um ihm einen Kuss auf die warmen Lippen zu platzieren. Leicht strich ich über seinen erhärteten Schaft, wobei er sich mir entgegenbäumte und mir gegen die Lippen stöhnte. Mein ganzer Körper schien zu brennen. Das Verlangen nach Riffs Berührungen und seinen Küssen vernebelte meine Gedanken. Seine Lippen wanderten über meinen Körper, verteilten auf jedem Millimeter meiner Haut Küsse, die so sanft und leicht waren wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Und dennoch durchfuhren sie mich wie Blitze welche sich in meiner Magengegend sammelten und dort ein regelrecht süchtig machendes Gefühl auslösten. Ich wollte diese Gefühle, die ich bisher noch nie wirklich gefühlt hatte, vertiefen und bis zum äußersten auskosten. Jede Faser meines Körpers schrie nach Erfüllung und schien zerbrechen zu wollen. Würde Riff mich weiterhin hinhalten, würde ich verrückt werden. Seine Lippen lösten sich von den meinen und wanderten meinen Körper entlang, eine feuchte Spur auf meiner Haut hinterlassend, während er meine Erregung mit seiner Hand weiterhin verwöhnte. Meine Herz schlug mir bis zum Hals, schnürte mir die Luft ab, welche ich nur keuchend in meine Lungen pumpen konnte. Ich wollte noch mehr von ihm spüren, weswegen ich mich wiederholt gegen ihn drängte, ihn dadurch aufforderte, seine Bemühungen zu intensivieren, um mich in den Himmel der Gefühle zu geleiten. Erschrocken über die intensiven Gefühle, die in meinen Lenden explodierten, als Riff seine Lippen um meinen Schaft legte, stöhnte ich laut auf. Die Welt um mich herum verschwand und es gab nur noch Riff, dessen Wangen einen rötlichen Schimmer angenommen hatten. Mit jeder seiner gekonnten Bewegungen trieb er mich näher auf meinen Höhepunkt zu. Mein Körper verkrampfte sich als ich mich dazu zwang diesen ersehnten Moment noch länger hinauszuzögern. „Riff…, warte, Stopp!“ Er ließ von mir ab und blickte mich fragend an. Seine sonst so klaren Augen waren von Lust verschleiert und etwas dunkler als sonst, kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Es schien als müsste er sich selber auch mit aller Gewalt unter Kontrolle halten. „Master Cain?“ Seine Stimme zitterte leicht, während er versuchte seine beschleunigte Atmung zu normalisieren. „Riff, ich…, ich möchte…,“ Gott war das peinlich. Ich konnte doch nicht einfach sagen, dass ich gemeinsam mit ihm meinen Höhepunkt genießen wollte, doch er schien mich verstanden zu haben, denn er lächelte mich wissend an, bevor er mich kurz küsste. „Habt keine Sorge Master Cain.“ Seine Lippen wanderten, nach einem weiteren, diesmal aber leidenschaftlicheren Kuss, wieder hinab um meine Brust zu liebkosen, während seine Hände meine Schenkel streichelten. Ein leichter Schmerz fuhr durch meinen Körper, als Riff einen Finger in mir versenkte. Kurz wartete er, bevor er diesen zu bewegen begann. Erregung durchflutete meinen Körper, verstärkte sich als er eine zweiten und danach noch einen dritten Finger benutzte um mich zu weiten. Sterne explodierten vor meinen Augen, als er einen empfindlichen Punkt in mir berührte. Plötzlich zog er seine Finger aus mir heraus und ließ eine Leere in mir zurück, die meine Sehnsucht verstärkte und mir fast die Tränen in die Augen trieb. Riff kniete sich zwischen meine Beine, hob mein Becken an und drang langsam in mich ein. Der gleiche Schmerz wie zuvor, nur um einiges stärker raste durch meinen Körper und ließ mich aufkeuchen. Ich verspannte mich, begann leicht zu zittern und wünschte ich könnte sofort von hier verschwinden. Riff blieb währenddessen ganz ruhig, strich mir eine Träne von der Wange, redete mir beruhigend zu, nur um sich sobald der Schmerz nachgelassen hatte, wieder in mir zu bewegen. Die stetig wachsende Erregung verscheuchte die Schmerzen ebenso wie das unangenehme Gefühl. Er legte einen Arm um meine Schultern, zog mich hoch, um sich noch tiefer in mir versenken zu können. Immer fester stieß Riff zu, bearbeitete dabei meinen Schaft und in dem Moment, in dem ich mich ergoss, explodierte ein Feuerwerk der Gefühle in mir. Mein Körper verspannte mich, schob damit auch Riff über die Klippe und schwer atmend drückte er mich fester an sich und ließ sich dann langsam auf sein Bett sinken, wobei er mich mit zog. Einige Minuten blieben wir nur so liegen, kämpften darum, dass unsere aufgeputschten Gefühle abebbten und unsere Atmung ebenso wie unser rasender Puls sich wieder normalisieren würde. Dann setzte Riff sich auf, blickte sich kurz in seinem Zimmer um und angelte nach dem Handtuch, welches noch immer neben dem Bett am Boden gelegen war. Damit trocknete er dann meinen Körper ab und entfernte die letzten Reste des Spermas, welches noch an meinem Körper klebte. Dann deutete er zu der verborgenen Tür, welche in sein Bad führte. „Master Cain, ihr solltet euch den Schweiß vom Körper spülen, bevor ihr euch ankleidet…,“ Sein Blick wanderte zu der kleinen Uhr auf dem Kaminsims bevor er fortfuhr. „…, denn in etwa einer Stunde seid ihr mit Master Neal zum Nachmittagstee verabredet.“ Sodala, das wars auch schon. Ich hoffe ihr hattet wenigstens ein wenig Spaß mit den Beiden und auch, daß wir uns beim nächsten Kapi wieder sehen. Kapitel 6: Warum? ----------------- Hallo zusammen! So, da bin ich wieder.^^ Erstmal danke für die lieben Kommis. So, dieses Kapitel wird von Jezebel und Cassian erzählt. Riff und Cain sind diesmal überhaupt nicht vertreten. Ich hoffe aber, daß ihr es trotzdem lesen werdet. Nicht wundern wenn die Beiden etwas seltsam rüberkommen. Die Beiden sind ziemlich schwer einzuschätzen und ich weiß eigentlich garnicht, wie die Beiden reagieren würden wenn sie Gefühle zueinander entwickeln. @_@ Ich hoffe mal ich hab nicht zusehr übertrieben. Aber ich muß zugeben es hat einen riesen Spaß gemacht die Reibereien zu schreiben.^^ Der Titel ist etwas einfallslos, aber da ich immer Sätze aus dem Text benutze und das Wort ^Warum^ in diesem Kapitel ziemlich oft auftaucht (nach dem fünften Mal hab ich aufgehört zu zählen) fand ich den Titel irgendwie passend.^___________^ Öhm was noch..., ach ja, als kleine Erklärung zu dem Friedhof der erwähnt wird. Bunhill Fields im Londoner Stadtteil Finsbury ist einer der ältesten Friedhöfe Londons. Er ist zwar seit 1855 geschlossen, wird also zu der Zeit in der GC spielt nicht mehr benutzt, aber ich mag den Friedhof, da dort einige Berühmtheiten verbuddelt wurden, die zu meinem Mag-ich-Kreis gehören. Kleines Beispiel ist der Schriftsteller Daniel Defoe oder der Komponist Isaac Watts. Ich hoffe mal diese zeitliche Unstimmigkeit stört Niemanden. So, jetzt will ich euch aber nicht länger warten lassen. Außerdem bekomme ich nachher noch Besuch und muß noch ein wenig aufräumen.*möh, keine Lust* Also viel Spaß beim Lesen und Kommi schreiben. ^^ Kapitel 6 - Warum? – „Warum verdammt? Der Plan war fast durchgeführt! Wieso hast du den Butler wieder freigelassen? Solch eine Gelegenheit ergibt sich nie wieder. Der Kleine und sein Aufpasser werden sich kein weiteres Mal so einfach überrumpeln lassen. Warum hast du das getan?“ Cassian brüllte mich an, die Arme vor der Brust verschränkt, sich etwas streckend, um mir bedrohlicher zu erscheinen, was ihm aber nicht im geringsten gelang. Ich seufzte theatralisch und neigte mich etwas vor um Cassian in die Augen sehen zu können. „Wie redest du denn mit deinem Vorgesetzten. Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten dürfte. Du bist eine kleine, unwichtige Karte…,“ Er packte mich am Kragen, zog mich noch ein kleines Stück näher, bevor er mich mit zornrotem Gesicht anfauchte. „Genau das ist das Problem. Wenn der Cardmaster herausbekommt, daß du wegen einer, wie du selber so schön erwähnt hattest, kleinen, unwichtigen Karte den Plan in den Wind geschossen hast, dann wird er dich wieder bestrafen. Kapierst du das nicht?“ Das erstaunte mich jetzt schon. Cassian machte sich Sorgen, aber nicht um sein Leben, daß auf alle Fälle verwirkt währe wenn mein Vater es herausbekam, nein, er machte sich Sorgen um mich und das obwohl ich bestimmt nur ein weiteres Mal ausgepeitscht werden würde. Ich atmete tief ein, schüttelte leicht den Kopf und grinste das knabenhafte Gesicht vor mir leicht an. „Dann darf er halt nichts erfahren. Ich lass mir schon was einfallen und du hältst einfach die Klappe.“ Erstaunt musterten seine Augen mein Gesicht. Nach einigen Augenblickten mischte sich Verblüffung in seinen Blick, bevor er mich wieder losließ und sich kurzerhand auf den Boden setzte. „Das verstehe ich jetzt nicht. Für sowas bin ich definitiv zu alt.“ Was für ein köstlicher Anblick. Es geschah nicht leicht Cassian zu verblüffen. Dafür hatte er in seinem Leben schon zuviel durchgemacht, aber nun war es mir gelungen und ich wollte versuche, dieses Gefühl, das seinem knabenhaftem Gesicht regelrecht schmeichelte, noch etwas länger darauf zu zaubern. Vielleicht gelang es mir ja es noch etwas zu vertiefen. „Ach, bevor ich es vergesse, ich hab noch eine Überraschung. Aber heute ist es schon zu spät und morgen werde ich mich vor meinem Vater verantworten müssen. Dann halt am Tag danach.“ „Überraschung?“ „Oh ja. Ich bin mir sicher, daß es dir gefallen wird.“ Cassian hockte mit angezogenen Beinen welche er mit den Armen umschlungen hatte, noch immer am Boden, und musterte mich fragend, wobei er seinen Kopf etwas schief legte und seine Stirn in kleine Falten legte. Ja, es hatte funktioniert. Die Verblüffung war noch immer auf seine Züge gezeichnet, doch inzwischen mischte sich auch die Neugierde darunter. „Warum?“ Momentan schien dieses Wort zu seinem bevorzugten Vokabular zu gehören. Jedoch wusste ich nicht, was er damit erfahren wollte. „Was?“ „Warum tust du das alles?“ Musste er denn immer alles hinterfragen? Ich konnte ihm ja schlecht den wahren Grund meiner Taten eröffnen. Er würde mich schneller als ich mit der Wimper zucken konnte mit seinen Messern spicken. Ich musste Zeit schinden um mir eine glaubwürdige Ausrede einfallen zu lassen. „Was genau meinst du?“ Er begann damit an den Fingern abzuzählen, wie oft ich ihn durch mein Tun verwirrt hatte und erklärte mir dann genau was er meinte. „Du riskierst dein Leben indem du das Meinige rettest, du vermasselst einen Auftrag weil du mich aus den Fängen des Grafen tauschst, du sagst du wirst die Tatsachen verdrehen und den Cardmaster belügen um mich zu schützen und du planst Überraschungen. Was ist mit dir los? Warum tust du das alles?“ Ich beugte mich zu ihm hinunter und tippte ihm auf die Nasenspitze. „Wo kämen wir denn hin wenn du uns wegen solchen Nichtigkeiten wie einem gescheiterten Befehl wegstirbst. Außerdem hab ich selber einen Plan, den ich nebenbei verfolge und für diesen bist du unabdingbar.“ Mit einem leichten geheimnisvollen Lächeln strich ich mir eine Strähne, die mir ins Gesicht hing, weg und schob meinen Zwicker zurecht, bevor ich mich abwandte und den Raum verließ. Ich erlaubte mir ein Schmunzeln über seinen ungläubig, ja beinahe schon verdutzten Blick, während ich versuchte mir das Lachen darüber zu unterdrücken und ging in den Raum, welcher mir in dieser Behausung als Labor diente. Ich holte aus dem Wandschrank eine der unzähligen kleinen Glas-Phiolen auf dem ein kleiner Zettel klebte. Ich musterte diesen und war erstaunt. Das war nicht das Fläschchen, welches an diesem Platz gestanden war, sondern ein anderes. Fast schon panisch schob ich eine Phiole nach der anderen zur Seite, las die Namen des Inhalts, bis mir das mit der Aufschrift G-Virus unter kam. Erleichtert seufzte ich leise auf, wobei ich aber überlegte, wer denn meine Sammlung so durcheinander gebracht haben könnte. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Nur einer würde es wagen meine Sachen anzufassen. Er, nur er konnte es gewesen sein. Ganz Sicher. Bestimmt hatte Cain auf der Suche nach dem rosafarbenen Gegengift die Fläschchen verschoben und dabei meine penible Ordnung zerstört. Wut darüber, daß er es sich erdreistet hatte, mein Eigentum anzufassen durchspülte meinen Körper. Ich riss die Tür auf und brüllte los. „Cassian! Komm her! SOFORT!!“ Sekunden später hörte ich die Absätze seiner Schuhe auf dem Boden klappern. „Doktor, was ist passiert?“ Cassian blickte sich in dem Raum um, die Messer gezückt und bereit sie auf eventuelle Gegner zu schleudern um mich zu verteidigen. „Er hat alles durcheinander gebracht. Los sortiere meine Fläschchen, damit ich ungestört an meinen Versuchen weiterarbeiten kann.“ Klappernd fielen die Wurfmesser auf die weißen Bodenfliesen. „Sonst noch was? Ich bin nicht dein Diener.“ Jedes meiner Worte mit einem Stoß meines Zeigefingers gegen seine Stirn unterstreichend meckerte ich ihn an. „Du bist mein Untergebener und du hast zu tun was dir aufgetragen wird.“ Er murrte leise vor sich hin und ich glaubte etwas zu hören, was sich verdächtig nach ^sag´s deiner Putzfrau, Idiot.^ anhörte, da Cassian jedoch damit begann die von mir hochgeschätzte Ordnung wieder herzustellen, wobei er sich mit einer Hand über die Stirn rieb, sagte ich nichts dazu. Währendessen hielt ich die Phiole gegen das Licht, schwenkte sie leicht und betrachtete die milchigweiße Flüssigkeit. Ob der Virus so funktionieren würde, wie ich es mir in der Theorie errechnet hatte? Hoffentlich, doch nur zu hoffen war mir nicht genug. Ich wollte Gewissheit, und die bekam ich nur durch Tests an lebenden Versuchskaninchen. Da Tiere aber zu wertvoll waren um dazu missbraucht zu werden, es konnte schließlich sein, daß sich irgendwo ein kleiner Rechenfehler eingeschlichen hatte und das Serum dadurch vielleicht tödlich war, wurde es Zeit, Helfer aus der Gattung Mensch zu benutzen. Davor, musste ich jedoch noch einige Dinge in Erfahrung bringen. „Sag mal Cassian, bist du mit deinem Äußeren überhaupt zufrieden?“ Seine Augen blitzten mich regelrecht an. „Willst du mich jetzt reizen oder was? Natürlich nicht.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so schnell in Rage geraten? „Ich meinte eigentlich auch ausgenommen von deinem kindlichen Erscheinungsbild. Gefallen dir deine dunklen Haare und die ebenso dunklen Augen?“ Einige Augenblickte stand er nur, die Arme verschränkt, vor mir, überdachte meine Worte, zog dann eine der Strähnen, die unter seiner Mütze hervorlugten mit den Fingern lang und starrte sie an. „Nun Cassian was ist, oder hast du noch nie darüber nachgedacht.“ Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Ich will nur erwachsen sein. Wie ich dann aussehe ist mir eigentlich schnuppe.“ Ein sarkastisches Grinsen auf den Lippen, musterte ich den Kleinen einige Sekunden. „Sag bloß dir währe es egal wenn du den Körper eines dicken, glatzköpfigen, und halbblinden Greises bekommst.“ Es war eigentlich keine richtige Frage gewesen, doch Cassian lief rot an, widmete sich wieder meinen Glasfläschchen um mir seinen Rücken zuzuwenden und murmelte in seinen nicht vorhandenen Bart, so daß ich Probleme damit hatte ihn zu verstehen. „Unsinn. Ich möchte dir körperlich ebenbürtig sein, wenn ich auch sonst unterlegen bin.“ Kurz überlegte ich, ob ich ihm darauf etwas antworten sollte, doch ich entschied mich dagegen. Es schien als währe ihm dieses Thema unangenehm. „Sag mal Cassian, magst du blaue Augen?“ „Blau? Irgendwie schon. Ja. Warum fragst du Doktor?“ „Ach, rein interessehalber.“ Ich zog die Taschenuhr aus der kleinen Tasche an meiner Seidenweste, klappte den Deckel auf und musterte das Zifferblatt. „Oh, schon so spät. Ich hab noch was zu erledigen. Cassian, es könnte spät werden. Mach dir keine Sorgen. Sollte ich in zwei Stunden noch nicht zurück sein, dann fang schon mal ohne mich mit dem Abendessen an.“ Ich verließ das Haus, winkte eine Droschke heran und ließ mich quer durch London kutschieren. Nachdem ich den Kutscher bezahlt hatte ging ich noch einige Querstraßen weiter und nachdem ich sicher war, daß mir Niemand gefolgt war betrat ich ein kleines, unscheinbares Haus. Dort führte mich mein erster Weg hinunter in den Keller. Ich legte einen Kerzenleuchter um und mit einem leisen Knarren setzte sich die Steinwand in Bewegung. Knirschend öffnete sich die Geheimtüre und ich trat ein. Dahinter lag ein kleiner Raum, angefüllt mit Regalen und einer chirurgischen Liege. Ein kleiner, alter Mann mit weißem Haarkranz blickte mich erstaunt hinter seinem Monokel an. „Ah, Jezebel, schön daß du es geschafft hast unsere Verabredung einzuhalten. Ich hab deine Unterlagen durchgearbeitet und fand einige interessante Objekte.“ Er stand auf, strich sich kurz durch seinen weißen Vollbart und bedeutete seinem Hund mit einer kurzen Handbewegung auf seinem Platz liegen zu bleiben. Danach nahm er einige Blätter und gab sie mir zur Durchsicht. Schweigend musterte ich diese bis mein Blick auf einem bestimmten hängen blieb. Ja, der war einfach nur perfekt. „Doktor, dieser hier ist optimal. Ich werde mich heute noch mit meinem Serum beschäftigen und wenn es funktioniert, dann würde ich mich gerne für Sonntag bei ihnen anmelden um unsere Forschungen zu beenden.“ „Du bist hier immer Willkommen. Aber ich würde gerne noch einige Untersuchungen mit Cassian machen. Nur zur Sicherheit.“ „Natürlich. Ich schicke ihn Morgen zu ihnen. Aber denken sie daran Doktor, es soll eine Überraschung sein.“ Der alte Mann lachte einige Augenblicke bevor er sich mit einer weiteren Frage an mich wandte. „Natürlich Jezebel. Und der Cardmaster? Kommt er auch?“ „Ich weiß es nicht. Ich werde ihn morgen über unser Vorhaben unterrichten. Ob er nun mit seiner Anwesenheit glänzt oder nicht, das werden wir dann schon sehen. Auf Wiedersehen Doktor Zenopia.“ Ich hörte noch das leise Kichern des alten Mannes bis sich, nach dem ich den Leuchter wieder in seine ursprüngliche Position gebracht hatte, die Tür zum geheimen Labor geschlossen hatte. Ich beschloss zu Fuß zurück zu gehen, besorgte mir unterwegs eine Tageszeitung und blätterte darin, während ich es mir in einem kleinen Cafe bequem machte. Weit kam ich allerdings nicht, denn eine Schlagzeile auf der dritten Seite zog meinen Blick regelrecht an und ich vertiefte mich in den Artikel. --Grausiger Mord im Hause Hargreaves!! …Zur Mittagszeit des gestrigen Tages, starb das Hausmädchen Ally Simons im Alter 38 Jahren als sie Einbrecher auf frischer Tat ertappte. Der gerufene Arzt konnte nur noch den Tod der vierfachen Mutter feststellen. Laut den Ermittlungen von Scottland Yard hatte Ally Simons, die seit Jahren als Dienstmädchen in dem Haus gearbeitet hatte, einen von mindestens zwei Dieben beim eindringen in die Küche ertappt und wurde durch einen Schnitt in den Hals getötet. Danach wurden der Einbrecher, der über ein Fenster im ersten Stock eingedrungen war ebenso wie der Mörder von Count Hargreaves und seinem Butler verjagt. Ally Simons arbeitete seit… …Mrs. Simons hinterlässt vier Kinder im Alter zwischen achtzehn und neun Jahren. Die Beerdigung findet Morgen um 13:00 Uhr auf Bunhill Fields statt.-- Soso, Morgen war also die Beerdigung des Dienstmädchens. Es währe bestimmt interessant zu sehen, wie Cain und vor allem sein Butler Riff die Beerdigung verkraften würden. Vielleicht sollte ich mich mit dem Bericht etwas beeilen und mich unter die Trauernden Mischen. Verwundert erhaschte mein Blick den Tee, welchen die Bedienung mir während ich gelesen hatte unbemerkt an den Tisch gebracht hatte. Schweigend trank ich diesen, legte das nötige Geld auf den Tisch und machte mich wieder auf den Weg zurück zu dem Haus, in welchem ich mich momentan zusammen mit Cassian aufhielt. Etwa auf halber Strecke lief mir eine von Londons unzähligen Prostituierten über den Weg. Das Mädchen war vielleicht 18 Jahre jung, genau das Richtige Opfer für meine Forschung. Ich injizierte ihr den G-Virus und wartete darauf, daß das Serum zu wirken begann. Laut meinen Berechnungen, mussten die ersten Symptome schon nach wenigen Minuten auftreten. Heureka, welch ein Triumph. Das Virus zeigte nach nur vier Minuten die ersten Krankheitssymptome. Sie klagte über Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, brennen und jucken in den Augen, ebenso wie auf der Haut und ihr war kalt. Was für schöne Nebenwirkungen. Schon nach 15 Minuten war das Mädchen meine Marionette und tat alles was ich ihr befahl. „Zieh dich aus, damit ich dich genauer untersuchen kann.“ Ohne mit der Wimper zu zucken ließ sie augenblicklich die Kleider fallen und ließ sich regungslos Blut abnehmen. Ebenso regungslos blieb sie, als ich ihr Fingernägel, Haare und etwas Haut für weitere Untersuchungen abschnitt. „Na komm Mädchen, schau nicht so treudämlich. Lächle und freue dich. Immerhin hab ich dir doch nur die Haut von einer Wange abgezogen.“ Sie lächelte mich freudig an, genau so wie ich es ihr befohlen hatte, während ihr das Blut über eine Gesichtshälfte quoll. „So, und jetzt zieh dich wieder ordentlich an, lache fröhlich und lass dich von der nächsten Kutsche überfahren.“ Sie zog ihr Kleid wieder an, strich den Rock ordentlich glatt, begann glücklich zu lachen und rannte, nur zwei Schritte vor einer vorbeieilenden Droschke, auf die Straße und blickte die Kutsche noch immer lachend an. Sie lachte sogar noch als die Hufe der trabenden Pferde sie in den Staub trampelten. Ja, meine Forschung war ein voller Erfolg. Ich raufte mir die Haare. Warum machte der Doktor nur solch unvorhersehbare Dinge? Und warum gab er mir nicht einmal im Leben eine Antwort, die nicht noch mehr Fragen aufwarf? Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum, während meine Gedanken wieder zu den Situationen zurückkehrten, welche mich verwirrten. Zuerst war da die Nacht, in der Cain zum Doktor kam um sich das Gegengift zu beschaffen. Es war alles gut gelaufen, bis dieser verdammte Butler aufgetaucht war. Hätte er mich diesen Störenfried töten lassen, dann hätten wir nun ein…, oder mehr Probleme weniger. Und dann stößt er mich auch noch aus der Schusslinie und fängt sich selber einen Streifschuss ein. Was muss der kleine, grünäugige Giftmischer auch auf uns Schießen nur um seinen Butler zu retten? „Argh, wie mich dieser Butler in den Wahnsinn treibt. Ich hasse ihn wenn ich den in die Finger bekomme mache ich ihn fertig. Der wird sich noch wundern.“ Wütend schlug ich mit der Faust auf den Tisch, packte das Messer, welches neben meinem Teller lag und warf. Es blieb in den Stuhl mir gegenüber stecken, zitterte noch etwas nach, während ich es wütend anfunkelte. „Aber Cassian, weder das Messer noch das Mobiliar hat Schuld daran, dass Cain und sein Schoßhündchen uns manches mal die Pläne erschweren.“ Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Wann war denn der Doktor heimgekehrt? Ich atmete tief ein um mich den Schreck nicht anmerken zu lassen und wandte mich zu Jezebel um. „Na hast du alles geregelt?“ Er blickte mich nur einige Sekunden schweigend an, schein zu überlegen, ob mich das etwas anging und entschied sich offensichtlich dafür. „Natürlich Cassian. Ach bevor ich es vergesse, Doktor Zenopia möchte morgen noch ein paar Tests mit dir durchführen. Ich würde sagen du gehst zu ihm während ich meinen Bericht abliefere, ich brauche dich nämlich ab 13 Uhr in Bunhill Fields.“ Die Ortsangabe erstaunte mich jetzt schon, was man auch aus meiner Stimme heraushören und wahrscheinlich auch aus meiner Mimik herauslesen konnte. „Bunhill Fields? Was wollen wir denn mitten am Nachmittag auf einem Friedhof?“ „Das siehst du dann schon. Ich gehe noch mal ins Labor. Ich hab noch ein paar Untersuchungen zu machen.“ Ohne auf eine Erwiderung meinerseits zu warten verschwand er aus dem Zimmer und ließ mich mit meinen Gedanken allein. „Sowas aber auch. Zuerst erschreckt er einen alten Mann beinahe zu Tode und dann lässt er mir noch nicht mal die Zeit um ihm Fragen zu stellen. Was soll ich denn wieder bei diesem Doktor Zenopia? Er hat doch schon gesagt, daß der Fehler in meinem Gehirn nicht verändert werden kann.“ Oder hat Delilah zwischenzeitlich vielleicht doch einen Weg gefunden diesen Defekt zu beseitigen? Vielleicht ja auch nur durch Zufall. Nervosität überschwemmte mich. Was währe, wenn ich endlich erwachsen würde. Hätte ich dann wirklich eine Chance in die Arkana aufzusteigen? Hatte ich die Chance, mit Jezebel gleichzuziehen? Wahrscheinlich nicht, vielleicht könnte ich ihm aber etwas besser unter die Arme greifen. Jedoch machte es keinen Sinn sich über ungelegte Eier Gedanken zu machen und doch erfüllte mich eine innere Unruhe. Schweigend ging ich in mein Zimmer, legte mich aufs Bett und starrte die weiße Decke an. Die Zeit verstrich langsam, zog sich wie weicher Käse dahin. Irgendwann fielen mir die Augen zu und ich schlief ein, doch nach wenigen Minuten wurde ich durch das leise knarren der Tür geweckt. Ich sprang regelrecht aus dem Bett, griff nach den Messern und wollte eben das Erste werfen, als ich am Handgelenk gepackt wurde. „Nicht Cassian. Ich bin es.“ „Doktor, was willst du hier in meinem Zimmer? Das könnte ungesund werden. Das weißt du doch.“ Mit leuchtenden Augen und einem leichten, entschuldigenden Lächeln ließ er mich los und begann mit einer Erklärung. „Ich hab eigentlich nur eine Frage. Währst du sehr enttäuscht, wenn du nicht zusammen mit deinem Körper erwachsen wirst, sondern auf einen anderen Weg?“ Der Kerl verwirrte mich zusehends. „Was soll diese Frage? Ich will einfach ein erwachsener Mensch sein. Mir ist es egal, ob Zenopia mein Gehirn transplantiert oder ob er den Fehler in meinem Gehirn heilt oder eben entfernt.“ „Und warum willst du eigentlich so dringend groß werden? Ich persönlich währe gerne für immer ein Kind geblieben und hätte mir dadurch viel…, einiges erspart.“ Was sollte das? Warum will er so etwas wissen? Das war unfair, schließlich konnte ich ihm die Wahrheit nie sagen. „Ich…, es gibt da jemanden, für den ich erwachsen werden möchte.“ Eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen wanderte nach oben. „Ist sie es wenigstens wert?“ „Sie?...“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, während ich versuchte eine ziemlich aussagefreie Antwort zu geben. „… Ich glaube schon, daß dieser Jemand es wert ist.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich intensiv. „Ist das so?“ „Was ist los?“ „Was sollte schon los sein?“ Die Abfälligkeit, die sich in seinem Blick eingeschmuggelt hatte, färbte sich auch auf seine Stimme ab. „Vor weinigen Minuten hast du noch total aufgeregt, fast schon fröhlich ausgesehen, doch jetzt ziehst du ein Gesicht als hätte man deine Gefühle mit Füßen getreten.“ Der Doktor machte ein beleidigtes Gesicht und wandte sich von mir ab. „Wie du eigentlich wissen solltest erlaube ich mir nur sehr selten den Luxus Gefühle zu zeigen und auch auszuleben.“ Langsam machte er mich wirklich wütend. Ich packte ihn am Arm, zerrte ihn herum um ihm ins Gesicht sehen zu können und fauchte ihn an. „Und? Was hab ich gesagt, daß ich auf deinen so selten erlaubten Gefühlen herumgetrampelt bin?“ Das kurze Erstaunen verschwand und er fauchte mindestens eben so wütend zurück. „Nicht das was ich hören wollte.“ „Und was wolltest du hören?“ „Auf alle Fälle mal nicht, daß du wegen irgend einer dahergelaufenen Frau…“ Jetzt reichte es definitiv. Das waren allein seine Hirngespinste, die er mir hier vorwarf. Mein Hirn schaltete sich regelrecht ab während ich ihn wutentbrannt anbrüllte. „Das hab ich nie gesagt. Bilde dir nicht immer solche Sachen ein.“ Jezebel schien ebenso wütend wie ich zu sein und hielt sich nun auch nicht mehr zurück. „Ach, ist das so? Abgestritten hast du es aber auch nicht.“ „Natürlich nicht. Ich kann dir doch nicht einfach an den Kopf werfen, daß du diese Person bist.“ Ich schlug mir die Hand vor den Mund, in der Hoffnung damit diesen Satz ungehört verschwinden zu lassen und blickte erschrocken über meine unbedachten Worte in die geweiteten Augen meines Gegenübers. Einigen Sekunden schwiegen wir beide und ich begann schon zu hoffen. Leise fragte ich nach. „Das hab ich jetzt nicht laut gesagt, oder?“ Die winzigkleine Hoffnungsflamme, die langsam in mir aufflackerte wurde durch ein einziges kurzes Wort komplett ausgelöscht. „Doch.“ Na Klasse. Cassian, das hast du ja wieder einmal gut hinbekommen. Wie dämlich konnte ein einzelner Mensch, konnte ich nur sein. Vielleicht war mein Körper nicht meinem biologischen Alter angemessen, dafür aber meinem Geistigen. Schließlich hatte ich mich wie ein verzogenes, dummes Kind benommen. „Cassian, warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Ich fühlte mich plötzlich schlapp und müde, wünschte mir momentan nur, mich hinzulegen, einzuschlafen und niemals mehr zu erwachen. „Warum fragst du? Ist das nicht offensichtlich?“ Er musterte mich intensiv, was mir einen Schauer den Rücken hinab laufen ließ. „Wirklich offensichtlich ist es nicht. Ich kann nicht in deinen Kopf hineinblicken. Zwar habe ich einen Verdacht, jedoch würde ich ihn gerne von dir bestätigt oder entkräftet bekommen.“ Langsam setzte ich mich auf mein Bett, starrte meine Hände an und wartete einige Sekunden darauf einen Herzinfarkt zu bekommen. Irgendwie wurde mir das alles nun zuviel, viel zuviel. Er schien auf eine bestimmte Antwort zu warten, doch ich hatte nicht den Hauch einer Idee, welche er erwartete. Mir blieben daher nur zwei Aktionen. Mit dem Kopf voranstürmen oder um den heißen Brei schleichen und versuchen aus seiner Mimik den ihm gefälligen Weg zu suchen. „Doktor…, Jezebel, ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber…, aber ich mag dich einfach und deshalb konnte ich es dir nicht sagen. Ich würde es nicht ertragen, wenn du mir deswegen den Rücken zukehrst. Ich möchte einen erwachsenen Körper um dir zumindest darin ebenbürtig zu sein.“ Zügig stand ich auf, ging zur Tür und öffnete diese um frische Luft zu schnappen. Nicht nur, daß ich mich verplappert hatte, nein, ich hatte Jezebel gegenüber auch noch mein Innerstes nach außen gekehrt und nun schämte ich mich für meine Gefühle. Nun da er davon wusste schienen sie mir ganz falsch zu sein. Doch bevor ich auch nur einen Fuß über die Schwelle setzten konnte, wurde ich zurückgerissen und die Türe unsanft zugetreten. Oh Gott, meine letzte Stunde hatte nun geschlagen. Ich war mir ganz sicher, daß Jezebel mir nun nachdem er alles erfahren hatte eigenhändig den Hals umdrehen würde. Ich schloss gerade mit meinem Leben ab, als ich auf seinen Schoß gezogen wurde. Erstaunt blickte ich in seine hellen Augen, die einen regelrecht weichen, beinahe schon zärtlichen Ausdruck hatten. Sanft strich er mir einige Strähnen aus dem Gesicht, verbarg sein Gesicht in meinen Haaren, drückte mich an seinen schlanken Körper und murmelte die nächsten Worte. „Warum hast du meine Bedenken nicht schon früher fortgewischt? Warum hast du meine Gefühle nicht schon früher bestätigt?“ „Woher hätte ich denn wissen können, daß du ebenso empfindest?“ Er kicherte leise, was mich dazu veranlasste, den Kopf in den Nacken zu legen um ihm ins Gesicht sehen zu können. Dies wiederum nutzte Jezebel dazu, mir seine weichen Lippen leicht auf die Stirn zu drücken. „Wir beide waren wirklich blind und dumm. Nicht war Cassian?“ „Das stimmt. Wenn ich es mir so überlege, hätten wir uns eine ganze Menge Probleme und mindestens ebensoviel Durcheinander ersparen können.“ Seine Hand kraulte kurz über meinen Nacken, bevor sie weiter wanderte und sanft über mein Hemd strich, die obersten Knöpfe öffnete und damit begann vorsichtig über die freigelegte Haut meiner Brust zu streicheln. „Warte Jezebel! Du bist dir schon darüber bewusst, daß das was du jetzt tust aufs extremste ins perverse fällt? Immerhin habe ich immer noch den Körper eines Kindes.“ Ein beinahe schon diabolisches Grinsen erschien auf seinen fein geschwungenen Lippen. „Tja, dann bleibt mir wohl nur übrig, darauf zu warten, daß du mir endlich ebenbürtig bist um mein Tun dann fortzusetzen.“ Beleidigt knurrte ich ihn an. „Willst du mich ärgern?“ Er lachte leise, bevor er seine Lippen ganz kurz auf die meinigen legte. Danach hielt er mich einfach weiterhin im Arm. Wir sprachen nicht miteinander, sondern genossen nur die solange ersehnte Nähe des Anderen und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Zwischenzeitlich machte alles was er getan hatte einen Sinn. Das Warum war mir nun klar geworden. Ich dachte gerade an sein Grinsen, als er mir eröffnete, daß er solange warten würde, bis ich einen erwachsenen Körper besitzen werde und mir schlich das Grauen über den Rücken während sich eine Gänsehaut über meinem Körper ausbreitete. Worauf hatte ich mich nun schon wieder eingelassen? Jaja, worauf haat er sich denn jetzt wieder eingelassen. Armer Cassian. *harharhar* Ich hoffe es hat euch gefallen. Liebe Grüße FuYu Kapitel 7: Ich werde dich immer beschützen ------------------------------------------ So, da bin ich wieder. Sorry, es hat gedauert, aber ich war beim Kontrollesen nicht damit zufrieden und hab bis auf etwa 300 Worte alles wieder weggelöscht und neu geschrieben. ich hab theorethisch zwei Kapitel getippt. Es ist diesmal wieder nur ein Teilstück um von Punkt A nach B zu kommen. Interessant ist es glaube ich nicht geworden. @_@ Richtig zufrieden bin ich mit diesem Kapitel immer nocht nicht. Eigentlich hätte ich viel weiter sein müssen, aber irgendwie hat sich diese Sache endlos gezogen. Es sollte ja wenigstens etwas verständlich sein und auch erklären, warum die Vier im nächsten Kapitel so agieren wie sie es tun. Ich hab da so eine Idee, die mit diesem Kapitel hier eingeläutet wird. Was es genau ist wird nicht verraten. XD Außerdem wollte ich mir eine Option offenhalten. Ob ich diese auch nutze, steht nicht fest. Zumindest kann ich schon mal petzen, daß Cassians "Überraschung" im nächsten Kapitel definitiv dran kommt. Sorry an alle die schon darauf gewartet hatten. So und jetzt viel Spaß beim 7. Kapitel lesen und beim Kommi schreiben. Sollte es irgendwelche Unklarheiten geben fragt einfach. Ich werde versuchen alles zu erklären. Zumindest solange es nicht in der Geschichte zusehr vorangreift. Kapitel 7- Ich werde dich immer beschützen- Es regnete in Strömen, während Riff vor mir kniete und meine Schuhe zuband. Ich hing, auf einem Stuhl lümmelnd, meinen Gedanken hinterher, die mich stets zu dem Ereignis führten, welches wir ab 13 Uhr besuchen würden. Ich ließ meinen Blick über seinen, in die schwarze Anzugsjacke gehüllten, Rücken gleiten, überlegte gerade, wie viel angenehmer es jetzt währe diesen störenden Stoff zu entfernen um dann den restlichen Tag aneinandergeschmiegt im Bett zu verbringen, als Riff sich vor mir aufrichtete. In seinem Blick hing eine Mischung aus Unbehagen, Schuld und Trauer, was mir bewies, daß er sich wie sooft in den letzten Tagen Vorwürfe machte, weil er Ally nicht hatte retten können. Vielleicht warf er sich auch vor, daß er mit mir an diesen denkwürdigen Tag geschlafen hatte, aber daran war er doch nicht schuld, schließlich hatte ich ihn an diesem Nachmittag verführt. Als ich an diesen Tag zurück dachte spürte ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich hatte meine Träume ausgelebt und hatte mit Riff Sex gehabt. Sehr guten Sex. Doch seitdem hatte es an der Gelegenheit gefehlt diesen Nachmittag zu wiederholen. Während Riff sich um Allys Beerdigung und seine üblichen Aufgaben kümmerte, wurde ich von Onkel Neal und meinen Verwandten regelrecht in Beschlag genommen. Jeder schien sich an dem Tod eines Menschen ergötzen zu wollen. Die Heuchelei dieser Hyänen, die sich Verwandtschaft schimpfte drehte mir regelrecht den Magen um. „Master Cain, geht es euch nicht gut? Wollt ihr vielleicht lieber hier bleiben?“ „Damit du dich alleine an der Bürde abschleppst?“ Der Hauch eines Lächelns legte sich auf seine Lippen. „Macht Euch um mich keine Gedanken. Eure Gesundheit ist viel wichtiger als alles andere.“ „Bleibst du an meiner Seite wenn ich hier bleibe?“ „Es tut mir Leid Master Cain, aber ich kann nicht. Es ist das Einzige was ich für die Familie tun kann.“ Ich schüttelte leicht den Kopf und fuhr mir mit der Hand durch mein Haar. „Hast du deshalb darauf verzichtet mein Geld für die Beerdigung zu benutzen?“ Überrascht blickte er mich an und wich ein kleines Stück zurück. Was sollte das denn jetzt werden? Hatte er etwa Angst davor, daß ich ihm den Kopf abreiße? „Ihr habt es bemerkt?“ „Ja, mein Bankier war ganz verwundert als ich nach den gesamt Kosten fragte.“ Sein Gesicht rötete sich und er blickte intensiv zu Boden. Wie interessant die Maserung des Holzbodens sein musste. „Master Cain, ich weiß nicht wie ich es erklären soll..,“ Ich stand auf, nahm seine Hand in meine und hob mit der Anderen sein Kinn an um ihn zu zwingen mir in den nächsten Augenblicken ins Gesicht zu sehen. „Riff, du musst dich deswegen nicht rechtfertigen. Wenn es dir dadurch besser geht, nur zu. Aber ich würde schon gerne wissen, wie viel von deinem Ersparten noch vorhanden ist.“ Ein beschämtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Nun, für meine Beerdigung wird es nur knapp reichen.“ Ich schmunzelte über seine Worte. „Tja Riff, du weißt, daß ich keinen Penny zu deinen Beerdigungskosten beisteuern werde?“ „Wenn das so ist Master Cain, dann werde ich mit meinem Ableben warten müssen, bis ich meinen nächsten Lohn ausbezahlt bekomme.“ Es freute mich, daß Riff ab und zu in den letzten Tagen zu Scherzen aufgelegt war, dennoch erstaunte es mich nun schon, daß sein Geld ziemlich aufgebraucht zu sein schien. Soviel hatte doch die Beerdigung nicht kosten können, oder doch? Gut, Riff bekam nicht sehr viel Geld jeden Monat, jedoch etwas mehr als es einem Chefbutler zu stand, da er mir immer 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr zur Verfügung stand, doch da er frei Kost und Logis bekam und für Reisen nur bezahlen musste, wenn wir nicht mit einer meiner Kutschen unterwegs waren, hatte er eigentlich nur seine privaten Dinge wie Kleidung, Waschutensilien und die Munition seiner Waffe zu zahlen. Und dafür gab er, soviel ich bisher mitbekommen hatte, nicht viel Geld aus. „Wie viel hast du denn schon gezahlt?“ „Die Beerdigungskosten waren nicht sehr hoch, jedoch habe ich der Familie 2500 Pfund übergeben, damit sie die nächste Zeit über die Runden kommen.“ Riff hatte nie das Haus verlassen. Wie hatte er es denn geschafft Geld zu überbringen? „Wann hast du das denn getan?“ „Ich schickte einen der Kutscher. Es tut mir leid, daß ich meine Privatangelegenheiten auf diese Weise und ohne Eure Erlaubnis erledigt habe.“ „Riff, du hast mein vollstes Vertrauen. Deswegen musst du mich nicht wegen jeder Kleinigkeit um Erlaubnis fragen. Es ist gut so wie du es gemacht hast.“ Er half mir meinen Mantel überzulegen und reichte mir meinen Zylinder, während ich meinen Gehstock griff. Ich beobachtete Riff, wie er sich mit einer eleganten Bewegung den eigenen Mantel überwarf und dann in die Ärmel schlüpfte. Schnell griff er noch nach seiner schwarzen Melone, ebenso wie nachdem großen schwarzen Regenschirm und hielt mir dann die Tür auf. Während er mir den Schirm hielt, damit ich trocken die paar Schritte bis zur Kutsche zurücklegen konnte, wobei ihm der Regen auf den Hut prasselte, da er neben dem Schirm ging, immer darauf bedacht den üblichen Abstand zu wahren. Unauffällig nahm ich seine Hand und zog ihn näher an mich heran, um ihm nasse Kleider zu ersparen. Schweigend ließ er sich dies gefallen und ging nur wenige Zentimeter hinter mir, half mir in die Kutsche und ebenso sagte keiner von uns ein Wort während wir zum Friedhof kutschiert wurden. Ich erlaubte mir, in der Hoffnung ihm etwas Mut und Kraft zu spenden, meine Hand sacht auf die seinige zu legen. Einige Minuten vor 13 Uhr kamen wir auf Bunhill Fields an. Riff blieb kurz neben der Kutsche stehen, ballte die Hände zu Fäusten und ging dann zögerlich los. Da Riff sich um die Beerdigung gekümmert hatte war er es, der wusste wo genau Ally beigesetzt werden sollte. Aus diesem Grund folgte ich ihm und staunte nicht schlecht, als ich die große Menge an Menschen sah, die ihr die letzte Ehre zuteilkommen ließen. Ally musste sehr beliebt gewesen sein. Noch bevor die Trauerfeier begonnen hatte kam ein junges Mädchen auf uns zu. „Ihr seid Mister Raffit?“ Riff nickte nur und bevor irgendwer reagieren konnte hatte sie ihm schon eine schallende Ohrfeige verpasst. „Habt Ihr eine Ahnung, wie sehr meine Mutter Euch vertraut hat? Jeden Abend wenn sie heim kam, erzählte sie uns, wie freundlich Ihr und der Graf wieder gewesen ward und wie Sicher sie sich in Eurer Nähe gefühlt hatte. Ihr und der Graf habt Mutters Vertrauen mit Füßen getreten.“ „Anna, hör auf und entschuldige dich.“ Ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann war dazu getreten und nahm das blonde Mädchen am Arm. „Aber Vater, er hätte…,“ „Mister Raffit kann nichts dafür. Wie hätte er auch ahnen können, daß deine Mutter in Gefahr schwebt.“ Riff wurde kalkweiß, trat einen Schritt zurück und starrte die beiden einige Sekunden schweigend an. Das Mädchen begann zu weinen und lief davon, zu drei jüngeren Kindern und gesellte sich zu ihnen. „Es tut mir so Leid was mit Miss Ally geschehen ist. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte würde ich alles was in meiner Macht steht tun um dies zu verhindern.“ „Das weiß ich Mister Raffit. Und ich bin mir sicher, tief in ihrem Herzen weiß es auch Anna. Entschuldigen sie bitte, der Pfarrer kommt. Es geht gleich los. My Lord, vielen Dank, daß sie die Mühe auf sich genommen haben und hier erschienen sind.“ Er verbeugte sich vor mir und ging zu seiner Familie zurück, währen Riff ihm schweigend mit flackerndem Blick hinterher sah. „Riff? Alles klar?“ Er blinzelte einige Male, schüttelte fast unmerklich den Kopf und blickte mich dann mit einem, nur Augenblicke dauernden, beruhigenden Lächeln an. „Natürlich Master Cain.“ Der Geistliche begann zu predigen, doch ich bekam davon nichts mit. Ich machte mir zu große Sorgen um Riff. Die Hände zu Fäusten geballt, die Augen funkelnd vor Wut schien er sich Rachepläne zu recht zulegen. Er würde doch nichts Unüberlegtes tun? Mein Rücken kribbelte. Es fühlte sich an als würde ich beobachtet. Langsam wandte ich mich um und entdeckte Nichts. Ich blickte wieder zu Riff, der sich mit dem Handrücken verstohlen eine Träne fortwischte. Er war wieder totenblass, schien als würde er gleich zusammenbrechen und doch wusste ich, daß so etwas niemals geschehen würde, da Riff genügend Selbstkontrolle besaß. Nachdem die Beerdigung vollzogen war wandten wir uns zum gehen, als wir noch mal von Allys Gatten angesprochen wurden. „Count Hargreaves, Mister Raffit, würdet ihr uns die Ehre erweisen und am Leichenschmaus teilnehmen?“ Riff verbeugte sich leicht vor dem Mann während er antwortete. „Wir würden gerne, jedoch haben seine Lordschaft und ich noch einiges zu erledigen.“ Ein blondes Mädchen, etwas jünger als Merry, kam auf unseren Gesprächspartner zugelaufen, warf sich an dessen Hals und plapperte gleich los. „Papa, kommst du bald? Anna und die anderen sind schon unterwegs.“ Ein liebevolles Lächeln erschien auf den Lippen des Trauernden. „Sofie Schätzchen, ich komme gleich…“ Er stellte sie auf den Boden neben sich, nahm ihre kleine Hand in die Seinige und fuhr sich mit der Anderen nervös durch sein Haar, während er uns entschuldigend anlächelte. „…Entschuldigt meine jüngste Tochter. Sie ist sehr wild.“ Ich musste unwillkürlich lächeln, wunderte mich jedoch, wie dieses kleine Mädchen nur so glücklich war, obwohl sie erst ihre Mutter verloren hatte. „Ihre Tochter erinnert mich an meine kleine Schwester. Sie dürfte etwas älter sein als dieses junge Fräulein. Ach, bevor ich es wieder vergesse. Mister Simons, ich würde gerne noch wissen wie ihre momentane finanzielle Situation ist. Brauchen sie und ihre Familie weiter Unterstützung?“ „Danke My Lord, jedoch reicht das von Mister Raffit überbrachte Geld für etwa vier Monate. Bis dahin wird Anna bestimmt eine Stelle gefunden haben und selbst wenn nicht, solange ich Arbeite haben wir ein geregeltes Einkommen.“ Ich war erstaunt. „Ihre Tochter arbeitet noch nicht?“ Er schüttelte den Kopf, während er mit einer Erklärung begann. „Nein. Bisher hat sie immer auf ihre jüngeren Geschwister aufgepasst. Aber zwischenzeitlich ist Archibald schon 15 Jahre alt. Er kann sich um unsere Kleine hier kümmern.“ Sanft strich er durch das blonde, schulterlange Haar seiner jüngsten Tochter. „Hhmm, Master Cain?“ Riff blickte mich fragend an und ich war mir sicher, daß ich wusste was er in diesem Moment sagen wollte. Zwei Dumme ein Gedanke. „Riff, wir denken das Selbe. Mister Simons, wenn es ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne eure Tochter einstellen. Die Stelle eurer Frau ist noch nicht besetzt. Außerdem suche ich noch eine Gespielin für meine Schwester. Dieses junge Fräulein hier währe dafür sehr geeignet. Ihr braucht nicht sofort zu antworten, ich weiß es ist eine schwere Entscheidung zwei ihrer Töchter in das Haus zu schicken in dem Sie Ihre Gattin verloren haben. Ich will Ihnen nur eine Option offen halten. Riff wir gehen. Guten Tag Mister Simons.“ Ich wandte mich ab und ging von Riff gefolgt zur Kutsche zurück, doch bevor ich einsteigen konnte wurde ich am Gehrock gezupft. Ich drehte mich zu dem Störenfried, wollte eigentlich losfauchen, als ich von großen, blauen Augen angestrahlt wurde. „Du Herr Graf, darf ich wirklich mit deiner Schwester spielen?“ Ich lächelte leicht, bevor ich mich zu dem kleinen Mädchen hinunterbeugte. „Wenn du möchtest und dein Vater es dir erlaubt, dann bist du in unserem Haus Willkommen.“ „Ach, Papa wird schon ja sagen wenn ich ihn bitte…“ Ihr Lächeln wurde noch breiter, doch dann wurde ihr Gesicht langsam nachdenklich. „…Aber wo wohnst du mit deiner Schwester? Wie lange muss ich denn da hinlaufen? Ist deine Schwester auch so hübsch wie du und dein Begleiter hier?“ Ich begann zu lachen. Die kleine Sofie war einfach zu niedlich und vom Charakter her heruntergerissen wie Merryweather. Nicht den Hauch von Anstand. Mich einen Grafen einfach zu duzen. Ich stupste sie mit dem Zeigefinger leicht gegen die Stupsnase während ich antwortete. „Sie ist sogar noch hübscher.“ Die schon großen Augen wurden noch größer und strahlten mich an. „Toll. Ich will sie unbedingt mal sehen.“ Riff ging in die Hocke um in Augenhöhe mit Sophie zu sein. „Wenn dein Vater es erlaubt könntest du junges Fräulein sofort mitkommen. Ich werde dich dann abends persönlich heimbringen.“ Ihre Augen begannen zu funkeln und ein strahlendes Lächeln ließ das kleine Gesicht aufleuchten. „Ich frage gleich. Warte bitte…, Wie soll ich dich nennen?“ Er lächelte sie leicht an bevor er ihr antwortete. „Mein Name ist Riffuel, aber jeder nennt mich Riff.“ „Schön. Warte bitte Riff ich bin gleich mit einer Antwort zurück.“ Sie raffte den schwarzen Rock und spurtete los, während Riff mir in die Kutsche half, davor stehen blieb und wartete. Ich lehnte mich gegen das dunkle Holz der Kutsche sah in die Richtung in die das Mädchen verschwunden war und spürte einen Knoten im Hals. Was für ein Dämon hatte mich eben geritten, daß ich der Kleinen so etwas angeboten hatte? Wie konnte ich sie nur dazu auffordern in das Haus zukommen in dem ihre Mutter das Leben verloren hatte? Sofie war niedlich, und sie vertrieb einfach jeden trüben Gedanken allein durch ihre Anwesenheit. Eine Eigenschaft, die sie mit Miss Merry teilte. Vielleicht hatte ich es nur getan um meine Gewissensbisse etwas zu lindern. Ich fühlte mich in diesen Sekunden nur schrecklich egoistisch und selbstsüchtig. Ich war einfach gesagt ein Charakterschwein. „Hmm, du bist dir sicher, daß du die Kleine vor uns beschützen kannst?“ Langsam wandte ich mich zur Seite, der Stimme zu, beachtete die aufsteigende Gänsehaut, welche sich über meinen Körper legte, kurzerhand nicht und auch Master Cain war aufgesprungen und stand nun neben mir am Einstieg der Kutsche und blickte voller Verwunderung zu dem schwarzhaarigen Jungen, der etwas abseits an eine Eiche gelehnt stand. „Was zu Teufel willst du von uns?“ Master Cain presste eine Hand so kräftig um den Knauf seines Gehstocks, daß die Knöchel weiß hervortraten. „Na Kleiner du vergisst gerade deine gute Erziehung. Aber du hast Recht, ich hab ein Anliegen. Gern tu ich es zwar nicht, aber ich weiß nicht, an wem ich mich sonst wenden könnte… Es geht um Jezebel. Ich bräuchte einen Platz wo er vor den Mitarbeitern des Cardmasters für etwa zwei Tage sicher ist. Und da du bisher eigentlich nicht behelligst wurdest…,“ „Sag Mal spinnst du? Wieso sollte ich einem durchgeknallten, verrückten Mörder wie dem Doktor Unterschlupf gewähren?“ Master Cain machte Anstallten sich auf den Gehilfen des Doktors zu werfen, weswegen ich ihn an der Schulter packte und zurück hielt. „Master Cain bitte beruhigt Euch. Und du antworte Junge.“ Überrascht beobachtete ich, wie sich Cassians Gesicht puterrot färbte, bevor er begann herumzuzetern und wütend mit dem Fuß aufstampfte. „Was heißt hier Junge? Ich bin immerhin älter als du. Nur weil ich den Körper eines Kindes besitze, bin ich noch lange keines.“ Ich hatte mich dazu hinreißen lassen nach Äußerlichkeiten zu gehen und für den Moment vergessen, daß mir eigentlich ein erwachsener Mann gegenüber stand. Auch wenn man es nicht sah. Es schien ihn zu kränken von mir als Junge bezeichnet zu werden, jedoch ließ mich dieser Umstand überraschenderweise ziemlich unberührt. Es interessierte mich im Grunde eigentlich nicht, was man auch aus meiner Stimme heraushörte. „Sei´s drum. Ich würde gerne eine gute Begründung hören.“ Verwirrt schüttelte er den Kopf. „Wofür?“ „Weshalb ich es zulassen sollte, Master Cain in Gefahr zu bringen, indem ich zustimme, daß sich ein so gefährlicher Gast einschleicht?“ Einige Sekunden dachte er nach, versuchte eine passende Antwort darauf zu finden. Unsicherheit ließ ihn zögerlich antworten, doch dies hielt nur kurz an und er fauchte mich wieder wütend an. „Ich…, was weiß denn ich. Vielleicht weil Jezebel immerhin der Halbbruder des Kleinen ist? Ich weiß auch keinen guten Grund, aber ich kann versprechen daß ich dem Kleinen nichts tu und versuche ihn während ihr euch um Jezebel kümmert, zu beschützen, sollte er von Delilahs Mitgliedern angegriffen werden.“ „Cassian…, hör auf…, damit. Wir brauchen keine Hilfe.“ Erstaunt musterte ich den Doktor, der hinter dem Baum hervorgetreten war. Das Sprechen bereitete ihm anscheinend Probleme. Es schien als hätte er starke Schmerzen. Dennoch richtete er sich auf, lehnte sich an den breiten Stamm und blickte Master Cain mit einer Mischung aus Stolz und Herausforderung an. „Riff, was meinst du? Was sollen wir tun?“ Master Cain schien zwischenzeitlich wieder ganz ruhig zu sein, während seine grünen Augen den Blonden abfällig musterten. Und dennoch flackerte leichtes Mitgefühl darin, was sich leicht verstärkte als der Doktor langsam auf die Knie sackte und sein Helfer ihn erschrocken anblickte. Ich seufzte leise. Das letzte was ich persönlich wollte war, den Mörder von Ally in meiner oder schlimmer noch in Master Cains Nähe zu wissen. Dennoch konnte ich in Cains Katzenaugen herauslesen, daß er auf eine Bestätigung meinerseits wartete. Leider. „Nun, Miss Merry könnte die nächsten Tage zusammen mit der Dienerschaft bei Eurer Tante wohnen. Um Eure Belange kann ich mich auch alleine kümmern, ebenso wie um Eure Sicherheit.“ Ein selbstgefälliges Grinsen erschien auf seinen feingeschwungen Lippen, während seine grünen Augen zu funkeln begannen. „Tja Cassian, damit währe das Thema entschieden. Riff hilf den Doktor in die Kutsche.“ Ich ging zu dem am Boden kauernden und zog ihn vorsichtig hoch und stützte ihn, während wir langsam die wenigen Schritte zur Kutsche zurücklegten. Ich blickte kurz über die Schulter zurück und in Cassians dunklen Augen schimmerte Erleichterung. Kaum war ich wieder aus der Kutsche ausgestiegen schallte eine glockenklare Stimme zu uns herüber. „Huhu Herr Graf! Papa hat es erlaubt. Er kann momentan leider nicht weg, aber er sagt ich soll bitte noch vor Sonnenuntergang wieder zuhause sein.“ Sie rannte die letzten Meter und blieb dann bei uns stehen. Sophie wandte sich an mich und lächelte mich strahlend an, während sie mir andeutete, daß ich mich zu ihr hinunterbeugen sollte. „Und dir soll ich ganz lieb danke sagen, daß du auf mich aufpassen willst und mich heim bringst.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen als sie mir einen unschuldigen, leichten Kuss auf die Wange gab. „Danke.“ Sie lachte leise, bis ihr Blick auf Cassian fiel. „Oh, noch ein Spielkamerad für die Schwester vom Graf?“ Dieser lief wieder rot an. „Wer? Ich? Ein Spielkamerad für ein verzogenes Kind? Sag mal…,“ Ich ließ ihm keine Chance mehr seinen Satz zu beenden. „Weißt du Sofie, wir haben einen Bekannten getroffen, dem es nicht gut geht und dies ist sein Sohn. Würdest du dich bitte in die Kutsche setzen sonst bleibt dir ja kaum noch Zeit bis Sonnenuntergang um mit Miss Merry zu spielen.“ Ich half ihr die hohen Stufen hinauf, nachdem Master Cain eingestiegen war, bevor ich mich an Cassian wandte und ihm die nächsten Worte zuraunte. „Wenn Ihr Euch nicht benehmt, wird es mir eine Freude sein Euch eigenhändig aus der fahrenden Kutsche zu werfen, Sir. Würdet Ihr jetzt bitte einsteigen?“ „Du…, du machst mich wahnsinnig und stinksauer!“ Ich lächelte ihn so freundlich ich es schaffte an. „Glaubt mir Sir, ihr habt die gleichen Auswirkungen auf meinen Gemütszustand. Und jetzt rein in die Kutsche oder Ihr bleibt da.“ Ich atmete tief durch, versuchte meine aufgewühlten Gefühle wieder zu beruhigen und zu ergründen, warum ich so wütend war, daß ich jegliche Höflichkeit in den Wind geschrieben hatte und mich wie ein Kleinkind benommen hatte. War es weil ich mir Sorgen um Master Cain machte, oder weil die Mörder von Ally die nächsten Tage um mich hatte, wodurch mir immer wieder meine Schuld vorgehalten werden würde, oder färbte einfach Cassians ewig schlechte Laune und dessen Gefühlsausbrüche einfach ab? Ich wusste es nicht und kam auch zu keiner Antwort. Ich half Cassian in die Kutsche, bedeutete dem Kutscher loszufahren und stieg dann selber ein. Sofie setzte sich zielstrebig auf meinen Schoß und blickte während der Fahrt aus dem Fenster. „Sind die Pferde schnell. Es sieht aus als würden wir fliegen.“ Die Wangen waren vor Eifer leicht gerötet und ein strahlendes Lächeln zierte das runde Gesicht. „Sag mal Sophie, bist du noch nie mit einer Kutsche gefahren?“ Die veilchenblauen Augen musterten mich kurz bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein jetzt ist das erste Mal. Mama sagt immer es ist zu teuer.“ Das Blau ihrer Augen verdunkelte sich etwas und sie hielt sich an meinem Jackett fest, während sie leise zu schiefen begann. Überrascht stand Master Cain auf, tauschte mit Cassian den Platz und setzte sich uns gegenüber, während ich ihr tröstend über das Haar fuhr. „Sag mal Sophie, weswegen weinst du erst jetzt?“ Master Cain reichte ihr ein Taschentuch und sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, bevor sie mit geröteten Wangen antwortete. „Ich will nicht, daß Papa sich sorgt. Er ist so traurig und ich wollte ihn glücklich machen.“ „So ein tapferes Mädchen.“ Die Arme vor der Brust verschränkt, blieb er mir gegenüber sitzen und ich spürte seinen musternden Blick auf meiner Haut. So brachten wir schweigend die Fahrt hinter uns. Ich hob Sofie aus der Kutsche, half Cassian hinaus und wollte gerade Master Cain beim Aussteigen behilflich sein, als dieser mich am Ärmel packte. Er lehnte sich etwas vor und hauchte mir die nächsten Worte nur für mich hörbar ins Ohr. „Du scheinst die Kleine wirklich zu mögen, aber ich werde nicht zulassen, daß sie meinen Platz in deinem Herz einnimmt.“ Master Cains Augen blitzten gefährlich auf als er mich musterte, während ich ihm antwortete. „Macht Euch keine Sorgen Sir. Das wird nicht geschehen.“ Master Cain führte das kleine Fräulein, welches sich inzwischen wieder beruhigt hatte und strahlend lächelte, ins Haus, während Cassian neben der Kutsche wartete und seinen Blick über die Staraße schweifen ließ. Ich half den Doktor aus der Kutsche und führte ihn gestützt ins Haus. Wir schlichen die Treppe hinauf, damit niemand uns bemerken würde und ich brachte den Blonden in mein Zimmer, wo ich ihn aufs Bett setzte und meine Arzttasche aus dem Schrank holte. „So Doktor, ich werde eure Verletzungen untersuchen. Ich will euch in diesem Moment nichts Böses. Also entspannt euch.“ Seine blauen augen musterten mich abschätzend. „Wer kann mir das Bestätigen?“ „Niemand. Ihr müsst Euch auf mein Wort verlassen, so wie wir uns auf das Eure verlassen müssen.“ „Das leuchtet ein.“ „Aber Jezebel, woher wissen wir, ob der Kerl überhaupt Ahnung davon hat was er tut?“ „Nun, ich habe zwar keine Prüfung abgelegt, aber ich war Medizinstudent, bevor ich in Master Cains Dienste trat.“ Ich begann damit dem Doktor das Hemd zu entfernen und entdeckte auf seinen schmalen Rücken unzählige ältere und ziemlich frische Spuren einer Peitsche. Außerdem entdeckte ich bei näherer Untersuchung eine tiefere Fleischwunde im Bauchbereich und einen wenige Tage alten Streifschuss an der Schulter. Ich tastete seinen Brustkorb ab und erfühlte ein paar gebrochene Rippen. Vorsichtig begann ich damit die Verletzungen zu behandeln, während ich nebenbei Cassian, der sich ziemlich entsetzt und verwirrt anhörte du auch so aussah, und dem Verletzten zu hörte. „Was war er?“ „Ja, und laut meiner Informationen, sogar der Jahrgangsbeste.“ „Ihr übertreibt Doktor.“ Abschätzend musterte er mich ein weiteres mal während ich Bandagen vorbereitete. „Tu ich das wirklich? Hätte sich der Professor dafür entschieden, dir seine Tochter als Ehefrau zu geben und dich zum zukünftigen Nachfolger zu ernennen wenn es nicht so war?” Ich holte ein Fläschchen Jod aus meiner Tasche und tupfte die rotbraune Flüssigkeit mit einem Wattebausch auf seinen Rücken. „Ihr wisst ziemlich viel von mir.“ Abwiegelnd wedelte er mit seiner Hand. „Nun ja mein Vater kannte die genauen Hintergründe.“ „Moment, Stopp. Würdet ihr das jetzt noch mal langsam erklären, damit ein alter Mann wie ich auch versteht, was los war?“ „Was hast du nicht verstanden Cassian? Wenn unser Chefbutler nicht antworten möchte, werde ich es tun.“ „Also Jezebel, er war mal Medizinstudent.“ „Stimmt. Er kam sogar aus einer mittelständigen Familie.“ „Und jetzt ist er Butler?“ Der Doktor ließ einen theatralischen Seufzer hören bevor er mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen den Blick seiner eisgrauen Augen über mich wandern ließ. „Es sieht definitiv danach aus.“ „Jezebel hör auf mich immer zu verarschen.“ Regelrecht beleidigt wandte er sich mir zu. „Und du warst verheiratet?“ „Nein.“ „Häh, aber…, er sagte doch…,“ „Ich war zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt. Es kam nicht zur Hochzeit.“ „Und, warum bist du jetzt der Butler eines Aristokraten?“ Das ging jetzt wirklich Niemanden etwas an. Deswegen übte ich mich in Schweigen. „Du schweigst? Das kann ich verstehen. Cassian ich kann nur soviel sagen, daß es einen Unfall gab und das sich der Cardmaster sich danach seiner angenommen hatte.“ Die Verwirrung in seinem Gesicht erreichte inzwischen den Höhepunkt. „Du warst schon hier angestellt als der Cardmaster noch das Familienoberhaupt war?“ Ich nickte nur, während ich den Stützverband anlegte. Danach packte ich meine Tasche wieder ordentlich zusammen und ging zur Türe. „Ich werde später etwas zu essen heraufbringen. Sie Doktor und ihr Begleiter werden dieses Zimmer nicht verlassen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schloss ich die Tür und verriegelte sie von außen, ließ den Schlüssel aber stecken. Ich ging die Treppe hinab und hörte im Garten das fröhliche Lachen der beiden Mädchen, weshalb ich mich in den Saloon begab, mich an die offene Glastüre stellte und den beiden einige Zeit nur zusah. Es war so normal, so beruhigend, daß sich die Schrecken der letzten Tage und Wochen in Luft aufzulösen schienen. Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich eine Hand an meinem Arm spürte und wirbelte herum. „Master Cain, Was gibt es?“ „Du warst so vertieft in deine Beobachtungen, daß du mich nicht bemerkt hast. Wie geht es unseren Gästen?“ „Ich habe den Doktor verarztet und beide in meinen Raum gesperrt.“ Meine Gedanken wanderten zurück zu der letzten halben Stunde, zurück zu dem Gespräch welches ich mit den Beiden geführt hatte und begann darüber nachzugrübeln, weswegen ich soviel mit ihnen gesprochen hatte. In diesem Moment hatte ich sie nicht als Gefahr betrachtet sondern als normale Gäste. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. War ich etwa zu unvorsichtig? Wurde ich zu weich und dadurch eine Bedrohung für Master Cains Leben? „RIFF!“ Erschrocken blickte ich Master Cain an, der mich lautstark angebrüllt hatte weil ich in Gedanken war und nicht reagiert hatte. „Was ist mit dir? Was geht dir durch den Kopf?“ Sorge schimmerte in seinen Katzenaugen, weswegen ich ihm sanft über die Wange strich um ihn zu beruhigen bevor ich ihm antwortete. „Ich versuche nur zu ergründen, weswegen ich mit dem Doktor und seinem Gehilfen über meine Vergangenheit gesprochen habe.“ Er nahm meine Hand in die Seine und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Fingerspitzen bevor er mich anlächelte. „Und, schon zu einem Ergebnis gekommen?“ „Es tut mir Leid Sir, aber bisher weiß ich es nicht.“ Master Cain setzte sich auf die Couch, deutete mir, daß ich mich zu ihm setzen sollte und begann mir seine Überlegungen mitzuteilen. „Seltsam ist es schon. Selbst mir hast du die genauen Details nicht wirklich freiwillig erzählt.“ „Master Cain ich habe auch jetzt keine Details preisgegeben, jedoch wusste der Doktor so ziemlich alles und ich habe es dann nur noch bestätigt.“ Erstaunt blickte er mich an. „Was? Er wusste alles? Aber…, Warum?“ Ich überlegte, ob ich ihm die Antwort unterschlagen sollte, jedoch entschied ich mich dafür nun ganz offen mit ihm über dieses Thema zu diskutieren. „Master Alexis soll ihm alles erzählt haben.“ Master Cain erblasste, blieb aber ziemlich ruhig. „Glaubst du das ist wahr?“ Diese Frage war mir auch schon durch den Kopf gegangen, jedoch war bisher von einer befriedigenden Antwort keine Spur zu sehen. „Auszuschließen ist es nicht. Euer Vater kannte die genauen Hintergründe und vielleicht sah er darin irgendeinen Vorteil, welchen ich aber noch nicht erkannt habe.“ Master Cain ließ meine Worte einige Augenblicke auf sich wirken und über dachte sie. „Du denkst also mein Vater hat unserem Doktor Disareli deine Vergangenheit erzählt um sich Vorteile zu verschaffen? Das würde ihm ähnlich sehen, Ich frage mich jedoch für was?“ Langsam schüttelte ich den Kopf. Woher sollte ich denn wissen was in dem Kopf von Master Alexis vorging. „Ich weiß es nicht. Vielleicht dachte er, daß der Doktor dadurch irgendein Druckmittel gegen mich in der Hand hält.“ Eine Augenbraue zuckte hoch, während Master Cain die Arme vor der Brust verschränkte und mich musterte. „Und hatte mein Vater Recht?“ Entrüstung wallte in mir hoch und ich musste mich zusammennehmen um nicht aufzuspringen. „Natürlich nicht Sir. Selbst wenn diese Informationen in Umlauf gebracht werden…,“ Mir blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen als Master Cain aufsprang, sich vor mich stellte und aufgeregt zu erklären begann. „Riff, das ist es. Wenn die Informationen über den Unfall bei dem deine Familie starb und über deinen Selbstmordversuch in Umlauf gebracht werden, dann ist alles vorbei. Mein Onkel wird es nicht länger Dulden können, das du an meiner Seite verweilst. Das ist das Druckmittel. Mit nur ein paar Worten, kann er uns auseinander reißen.“ „Sir, ich denke nicht daß dies geschieht. Master Alexis oder der Doktor hätten diese Trumpfkarte bestimm schon früher ausgespielt.“ Langsam sackte er zusammen, kauerte auf dem Teppich und unterdrückte ein leises schluchzen. Vorsichtig zog ich ihn hoch, platzierte ihn in dem Sessel, auf dem ich zuvor gesessen hatte, kniete vor ihm und drückte ihn tröstend an mich. Leise wisperte er mir seine Gedanken zu. „Nein, du irrst dich. Mein Vater denkt bestimmt noch, daß du für mich eine nette Abwechslung bist. Sobald er merkt, daß ich dich wirklich mag, sogar mehr als das für dich empfinde, wird er dich mir wegnehmen, so wie alles Andere auch.“ „Es wird alles gut. So leicht lasse ich mich nicht von Euch trennen. Selbst wenn Master Neal keinen anderen Weg mehr sieht als den mir zu kündigen, so werde ich Euch immer aus dem Geheimen beobachten und beschützen.“ So, das wars dann auch schon. Danke, daß ich es solange durchgehalten habt.^^ Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder. Liebe Grüße FuYu Kapitel 8: Erziehungsmethoden ----------------------------- Hallöchen, da bin ich wieder. Tja, viele werden sich fragen, was macht das Weib die ganze Zeit, schließlich können so kurze Kapitelchen ja nicht so lange dauern! Deswegen möchte ich euch einen klitzekleinen Einblick darüber geben, was so abläuft bis ein Kapitel online gestellt wird. Zuerst schreibe ich am Computer den Grundgedanken des Kapitels. Das heißt, daß ich auf einen bestimmten Punkt in der Geschichte ansteuere. Wie ich zu dem Punkt komme ist ungewiss, da die Ideen während dem Tippen einfließen. Meistens hab ich dann die meisten Gedanken und den gesamten Dialog. (mindestens drei Tage) Danach setze ich Gefühle, Geräusche etc. zwischen die Dialoge.(mindestens 3 Tage) Als nächstes wird das aktuelle Kapitel ausgedruckt und nochmal in Ruhe mit einem Kännchen leckerem Tee bequem auf der Couch hockend überarbeitet.(mindetens 2 Tage) Sobald das dann erledigt ist werden die auf dem Papier geänderten Stellen am Computer eingefügt, weggelöscht und ausgetauscht.(Einige Minuten-einige Stunden) Zum Schluß berichtige ich die Tippfehler,(Mindestens eine Stunde) laß das Kapitel bis zum nächsten Tag liegen und dann lese ich es nocheinmal durch, wobei mir meistens nochmal einige mehr oder weniger wichtige Zwischensequenzen einfallen, die dann eingefügt werden. (Mindestens eine Stunde) Und schon ist das Kapitel bereit um online gestellt zu werden. Leider hab ich nicht immer Zeit alles in einem Wisch zu machen und so kommt es, daß die Kapitel so lange brauchen bis sie fertig sind und von euch gelesen werden können. Gomen nasai. Ich weiß nicht ob Cains Erziehungsmethoden unter Adult laufen oder nicht, deswegen lade ich sie sicherheitshalber als Adult hoch. ^___^ So, und nun wünsche ich euch allen viel Spaß beim lesen. Kapitel 8 – Erziehungsmethoden - Mein Blick fiel auf die Uhr. „Master Cain, es wird Zeit, daß ihr euch zu Tisch begebt. Geht zuvor aber noch ins Bad.“ Er nickte nur und verlies den Saloon um sich die letzten Tränenreste aus dem Gesicht zu waschen und um sich danach zum Speisezimmer zu begeben, während ich durch die geöffnete Glastüre in den Garten hinaustrat. Ich suchte den Garten, soweit ich ihn überblicken konnte, mit den Augen ab, konnte aber keines der Mädchen entdecken. Lauschend blieb ich einige Sekunden ruhig stehen, bis fröhliches Kinderlachen an mein Ohr drang. Ich wandte mich in die Richtung und entdeckte die Beiden fröhlich hinter einigen Büschen beim großen Eichenbaum. Sophie saß auf der Schaukel und Miss Merry stieß sie an. „Miss Merry, Sophie, kommt bitte ins Haus.“ Miss Merry zog eine leichte Schnute und ihre Augen musterten mich fragend, während Sophie den Kopf schief legte und mich ebenso anblickte. „Och Riff, warum denn schon? Ich bringe Sophie gerade das Schaukeln bei.“ Ich lächelte leicht während ich zu erklären begann. „Es ist Zeit fürs Essen Miss Merry. Ihr könnt doch danach noch gemeinsam üben.“ Bevor ich irgendetwas dagegen machen konnte grinsten sich die beiden Mädchen verschwörerisch an und nachdem Sophie von der Schaukel gesprungen war packten sie mich an den Händen und zogen mich lachend zurück zum Haus, während ich ihnen beinahe schon hinterher stolperte. Erst im Esszimmer ließen sie los und setzten sich noch immer lachend an die für sie gedachten Plätze, während Master Cain mich leicht schmunzelnd musterte. „Du scheinst zwischenzeitlich zum Spielzeug meiner Schwester und ihrer neuen Freundin mutiert zu sein.“ Ich spürte, wie meine Wangen wärmer wurden als sie mit einem roten Schimmer überzogen. „Entschuldigt Master Cain.“ Sophie sprang vom Stuhl auf und blickte Master Cain beinahe schon panisch an. „Riff kann nichts dafür Herr Graf.“ Auch Miss Merry hatte sich wieder von ihrem Platz erhoben und funkelte ihren Bruder an. „Genau großer Bruder. Wir haben ihn überrumpelt.“ Beruhigend lächelte Master Cain die beiden Mädchen an. „Das war jetzt kein Vorwurf, sondern eher eine amüsierte Bemerkung meinerseits. Ich finde es schön, daß ihr euch so gut versteht. Aber wenn ihr schon mal steht, könnt ihr noch schnell ins Bad gehen und euch die Hände waschen.“ Die Mädchen liefen mit vor Scham geröteten Wangen aus dem Zimmer während Master Cain ihnen amüsiert nach sah. „Öhm Riff, was tust du da?“ Während sich einer der Butler ums servieren der Speisen kümmerte hatte ich mich daran gemacht zwei extra Portionen herzurichten. „Ich bringe unseren Gästen ihre Mahlzeit. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet Master Cain.“ „Natürlich.“ Das schwere Tablett in beiden Händen haltend öffnete ich die Tür und schob sie dann mit dem Fuß wieder zu. Vor meiner Tür angekommen musste ich das Tablett erst auf dem Boden abstellen um den Schlüssel im Schloss herumzudrehen. Ein ungutes Gefühl ließ mich zögern, doch dann atmete ich tief durch und trat ein. Auf dem Tisch, der unter dem Fenster stand servierte ich für Cassian, während ich die Schüssel mit Suppe zum Bett brachte. Vorsichtig half ich dem Doktor sich aufzusetzen. „Schafft Ihr es allein zu essen, oder soll ich helfen?“ „Es geht schon. Aber ich habe eine Frage. Warum hast du zugestimmt, daß wir uns hier einquartieren?“ Ich zuckte leicht mit den Schultern und sah dem Stück Lauch dabei zu wie es auf der Suppe herum schwamm, während ich dem Blonden eine ausweichende Antwort gab. „Es war Master Cains Entscheidung.“ Leich blies er die Suppe auf seinem Löffel kühl, schob ihn in seinen Mund und lächelte mich abfällig an, nachdem er geschluckt hatte. „Dennoch hast du zugestimmt, obwohl es dir augenscheinlich nicht passt uns in deiner…, oder seiner Nähe zu wissen.“ „Ich sagte schon, es war Master Cains Entscheidung.“ Cassian schlug mit der Faust auf den Tisch, an dem er bisher schweigend gesessen war und gegessen hatte, so daß die Trinkgläser, die darauf standen, leise klirrten und fauchte mich an. „Red keinen Unsinn. Dein kleiner Graf hätte sich bestimmt von dir überzeugen lassen.“ Diesmal zierte ein abfälliges Lächeln meine Lippen als ich antwortete. „Ihr kennt Master Cain schlecht wenn Ihr dies denkt. Er hatte seine Entscheidung gefällt und nichts kann ihn dann davon abbringen. Auch ich nicht, schließlich bin ich nur sein Butler.“ Cassian begann zu lachen und erst nach einigen Augenblicken beruhigte er sich wieder und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Dann hast du ja das gleiche Problem wie ich.“ Diese Aussage verwirrte mich, was für ein Problem sollte ich denn haben? „Ich hab kein Problem.“ Erklärend stand Cassian auf, kam langsam auf mich zu und stand dann die Hände in die Seiten gestemmt vor mir. „Natürlich hast du eines. Du bist der Ältere, hast mehr Lebenserfahrung und könntest deinen Vorgesetzten gut beraten, nur ist dieser ein großer Sturkopf, der immer, selbst wenn du seine Entscheidungen anzweifelst, selbigen durchsetzt und dich dann in deine Schranken verweist, indem er dich deines Standes erinnert. Stimmt´s?“ Das letzte Wort unterstrich er, indem er mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn tippte. Total verblüfft rieb ich über die Stelle die einen minimalen Schmerz ausstrahlte und nickte, versuchte dann aber Master Cains Ruf zuretten. „Aber nicht immer. Er nimmt auch meine Ratschläge an.“ Cassian strich sich fahrig über den Nacken bevor er den Doktor kurz anfunkelte und sich wieder an mich wandte, wobei er jedes seiner Worte mit Gesten unterstrich. „Klar, in irgendwelchen beinahe schon unwichtigen Fragen, oder wenn sie seinen Vorstellungen nicht widersprechen.“ Er wandte sich von mir ab und grinste den Doktor, dessen Wangen sich etwas gerötet hatten an. „Tja Jezebel, wenn ich bedenke, dass ich eigentlich jetzt dich beschrieben habe und er hier es auch auf den Kleinen bestätigt hat, bleibt mir nur noch eines dazu zu bemerken. Eure Familienbande sind nicht zu übersehen. Das müsst ihr von euren gemeinsamen Vater geerbt haben, der hat nämlich die gleichen Suchten.“ Der Doktor packte sein Kissen und warf es nach Cassian, wobei er kurz das Gesicht vor Schmerzen verzog. „Wie redest du niedere Karte denn vom Cardmaster?“ Cassian hob das Kissen auf und knüllte es so gut es ging zusammen, während er den Blonden anfauchte. „Genau so wie er es verdient hat. Verdammt Jezebel, er wollte…, er will dich aus dem Weg räumen und das nur weil du Idiot mich gegen diesen Butler getauscht hast und deinen Auftrag dadurch nicht ausführen konntest. Jetzt schau mich nicht so verdattert an. Wenn ich dich nicht jetzt von ihm weghole wirst du noch so jung und dumm wie du bist wegen ihm sterben. Du weißt, daß ich sowas nicht tolerieren werde.“ Ich musste mir ein Schmunzeln unterdrücken. Cassian heizte dem Doktor ziemlich ein. Hier würde ich nur stören, weswegen ich still und heimlich das Zimmer verließ. Diesmal schloss ich nicht ab, da ich mir zwischenzeitlich fast sicher war, daß die Beiden sich an ihr Wort halten würden, da sie selbst momentan genug Probleme mit den Mitgliedern von Delilah hatten. Ich hing meinen Gedanken nach, ließ Cassians Worte auf mich wirken. Ob er Recht hatte und ich in Master Cains Augen nur ein Butler war? Nicht würdig ihm zu widersprechen? Meine Gedanken schob ich zu Seite, denn ich öffnete gerade die Tür zum Esszimmer, als ich Miss Merry wütend herumkeifen hörte. „Was? Zu der Gewitterziege muss ich? Warum nicht irgendwo anders hin? Und warum muss unbedingt Oskar mich begleiten? Da hab ich ja erst einen Grund mich zu fürchten.“ Master Cain nippte an dem Weinglas, bevor er ruhig antwortete. „Merry, Tante Katina ist keine Gewitterziege. Sie ist vielleicht etwas streng, aber sie ist sehr auf deine Sicherheit bedacht, was momentan ziemlich wichtig ist und Oskar ist doch eine gute Wahl. Hinter seinem breiten Rücken kannst du dich gut verstecken und selbst wenn ein Zug euch überrollen sollte, währst du sicher. So einen breiten Schutzwall finden wir so schnell nicht wieder.“ Miss Merry murmelte etwas das sich verdächtig nach ^das ist auch wieder wahr^ anhörte bevor sie einen weiteren Einwand vorbrachte. „Aber was ist Sophie? Wie lange kann ich denn dann nicht mehr mit ihr spielen?“ „Das dürfte auch kein Problem sein. Riff soll, wenn er sie nachher heimbringt, ihrem Vater sagen, daß sie die nächsten Tage von Oskar abgeholt wird und sich dann im Haus von Tante Katina aufhält.“ Verdutzt blickte Miss Merry Master Cain an. „Riff fährt sie persönlich heim?“ „Ja, so war es mit Sophies Vater abgemacht.“ Ich machte auf mich aufmerksam. „Haben die Herrschaften fertig gespeist?“ Master Cains Stirn legte sich in Falten, während er mich einige Augenblicke mit einer Mischung aus Verwirrung und Neugierde musterte. „Riff? Was ist?“ Diese unbedarft gestellte Frage ließ mich patzig antworten. „Nichts Master Cain. Ich verhalte mich meinem Stand gerecht. Ich bin schließlich nur ein Butler.“ Meine Atmung beschleunigte sich etwas und mein Körper begann zu kribbeln, während ich mich zu ärgern begann. Es ärgerte mich, daß mich Cassians Worte so verunsicherten und daß Master Cain nichts dagegen unternahm. Ich schnappte mir einen der Teller, begann damit den Tisch abzuräumen, als ich von Master Cain am Arm gepackt wurde. Den Bruchteil einer Sekunde dachte ich daran mich einfach loszureißen, doch dann fiel mein Blick auf ihn, der mich musterte, wobei seine smaragdgrünen Augen besorgt funkelten. Er ließ mich los, erhob sich und blickte zum Fenster hinaus. Die Sonnenstrahlen brachten seine goldenen Sprenkel zum leuchten. Er schien nachzudenken, von uns allen beobachtet, bis er sich abrupt zu mir umwandte. „Riff lass die Teller stehen, daß kann auch ein andere Butler tun und komm in mein Arbeitszimmer. Wir müssen noch einiges für die nächsten Tage besprechen und erledigen.“ Er wartete nur noch meine Antwort ab und verließ dann den Raum. „Sehr wohl Sir.“ Noch während die Tür ins Schloss fiel, wandte ich mich an die Beiden Mädchen, die entweder mich oder die Tür verwundert anblickten. „Meine Damen, in drei Stunden müssen Sophie und ich aufbrechen, sonst schaffen wir es nicht zur vereinbarten Zeit zurück.“ Sophie nickte mir zu und gemeinsam mit Miss Merry verschwand sie wieder in den Garten hinaus. Währendessen gab ich einem Butler bescheid, daß er den Tisch weiter abräumen sollte und ging dann zu Master Cain ins Arbeitszimmer. An der Tür blieb ich kurz stehen, atmete tief ein, nahm mir vor mich nicht noch mal von meinen Gefühlen leiten zu lassen und trat nachdem ich geklopft hatte ein. „Ah Riff. Schließ die Tür und setz dich.“ Ich tat wie mir geheißen wurde und setzte mich schweigend auf den Stuhl, auf dem ich einige Tage zuvor schon gesessen war und über die letzten Minuten von Allys Leben berichtet hatte. „So, würdest du mir jetzt bitte verraten, weswegen du so wütend auf mich bist?“ „Weshalb sollte ich wütend auf Euch sein Master Cain?“ Er stützte sein Kinn mit dem Handrücken ab und sah mich mit einem Gesichtsausdruck, welcher keinerlei Regung zeigte an. Jedoch flackerte der Blick seiner grünen Augen und ließ auf eine Mischung von vielen unterschiedlichen Emotionen schließen. „Dein Benehmen zuvor lässt keinen anderen Schluss zu. Riff, sagst du es mir? Was hab ich getan, oder nicht getan, daß du so sauer bist?“ Einige Sekunden blickte ich nur auf die Tischplatte überlegte was ich sagen könnte, ohne Master Cain zu verletzen, schloss kurz die Augen, während ich tief einatmete und starrte dann auf meine Hände, während ich meine Gedanken in Worte fasste. „Master Cain, hättet Ihr auf meinen Rat gehört, wenn ich mich gegen die Aufnahme des Doktors und seines Helfers ausgesprochen hätte? Oder hättet Ihr mir ein weiteres Mal nur den Mund verboten, da ich sowieso nur ein Diener bin?“ Erstaunen, daß sich in eine erkennende Scham wandelte, ließ seine Augen eine Nuance dunkler funkeln. „Riff. Ich…, es tut mir leid. Ich…, ich dachte, daß wir uns wieder einig währen. Ich konnte ja nicht ahnen, daß diese Sache dir so zusetzt.“ Hatte ich mich wieder so undeutlich ausgedrückt? „Master Cain, es geht nicht nur darum. Ich würde einfach nur gerne wissen woran ich bin.“ „Woran du bist?“ Ich nickte leicht, während ich antwortete. „Ja. Bin ich in Euren Augen nur ein Butler?“ Master Cain sprang auf und blickte mich entsetzt an, bevor er sich wieder auf seinem Platz niederließ und mich kurz wütend anfunkelte. „Was für ein Schwachsinn. Du bist für mich mehr als nur irgendein Butler. Du bist ein nicht zu ersetzender…, ich weiß nicht wie ich es umschreiben soll. Ich kann nur sagen, daß deine Meinung und deine Anwesenheit für mich sehr, sehr wichtig sind. Weil…, weil…,“ Er schwieg und blickte mich mit seinen grünen Augen beinahe schon verzweifelt an. Dieser Blick schnürte mir die Brust zusammen und mir tat es zwischenzeitlich schon sehr leid, daß ich so respektlos mit Master Cain umgesprungen war. „Entschuldigt Master Cain.“ Der erleichterte wurde von einem fragenden Blick abgelöst, bevor er sich unsicher durch sein dunkles Haar fuhr. „Riff, tust du mir einen Gefallen?“ Es schien sich um einen großen, unerfüllbaren Wunsch zu handeln, da Master Cain so herumdruckste. „Selbstverständlich, wenn es in meiner Macht steht.“ Cain atmete tief ein bevor er sich ein Herz fasste und so schnell er konnte losplapperte. „Könntest du den unpersönlichen Master weglassen? Zumindest wenn wir, so wie jetzt, unter uns sind?“ Einige Sekunden brauchte ich um die Überraschung abzustreifen. Mit so etwas hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. „Aber Master Cain…,“ Barsch unterbrach er mich mitten im Satz und ließ mir dadurch nicht die geringste Chance meine Meinung zu begründen, oder überhaupt loszuwerden. „Warum denn nicht? Du weißt doch inzwischen, daß du nicht nur ein Butler in meinen Augen bist, daß ich in dir Jemanden sehe der mir ebenbürtig wenn nicht sogar überlegen ist.“ Irgendwie schockierte mich Master Cains Ansicht doch ziemlich, oder hatte er heute schon eine größere Menge alkoholische Getränke zu sich genommen? Vielleicht war ja auch das Essen nicht mehr ganz so frisch gewesen und er litt nun an Halluzinationen aufgrund einer Lebensmittelvergiftung. „Ich? Euch überlegen? Sagt mal, war das Essen nicht gut? Oder habt Ihr zuviel getrunken?“ Er begann leise zu lachen. „Ist es so schlimm für dich eine alte Angewohnheit über Bord zu werfen?“ Das stimmte ja nun überhaupt nicht. Schon oft hatte ich Gewohnheiten geändert ohne irgendwelche Probleme damit gehabt zu haben. „Nein Sir, aber es kommt mir unpassend vor.“ Master Cain stand auf, ging um den Schreibtisch herum, schob sich zwischen meine Beine und hob mit einer Hand mein Kinn an, damit wir uns in die Augen sehen konnten. „Du benimmst dich seltsam. Du widersprichst dir selber. Einerseits bist du wütend weil ich dich wie einen Butler behandle, auf der anderen Seite stellst du dich selber unter meinen Scheffel und sträubst dich dagegen mehr als mein Butler zu sein.“ Erst jetzt, wo ich von Master Cain regelrecht darauf gestoßen wurde, bemerkte ich, daß ich mich wirklich widersprüchlich benahm. Mein eigenes Verhalten begann mich zu verwirren und ich versuchte zu ergründen, weshalb es mir momentan widerstrebte von ihm als Untergebener behandelt zu werden. Lag es vielleicht daran, daß ich stärkere Gefühle für ihn hegte, als es mir als Butler erlaubt war? Weiter konnte ich meine Überlegungen nicht verfolgen, denn Master Cains Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Ich hätte aber einen Vorschlag. Wenn du dich schon nicht in normalen Situationen dazu überwinden kannst mich einfach nur Cain zu nennen, dann zumindest wenn wir Zärtlichkeiten austauschen.“ „Master Cain…,“ Er ließ mir keine Chance den Satz zu beenden sondern beugte sich vor und unterbrach mich. „Falsche Antwort.“ Erlegte seine Lippen auf die Meinen, fuhr mit der Zunge leicht darüber, bat um einlass, den ich ihm gewährte und strich sanft über meine Brust. Er vertiefte den Kuss, focht Scharmützel gegen meine Zunge, ließ wie von Zauberhand meine Krawatte verschwinden und öffnete die obersten Knöpfe meines Hemdes ebenso wie die meiner Anzugsjacke. Nach einigen Augenblicken löste er sich von mir und blickte mich fragend an. Riffs Atmung war ebenso wie die Meinige leicht beschleunigt. Ich wartete darauf, daß er etwas sagen würde, während ich versuchte meinen beschleunigten Herzschlag wieder etwas zu beruhigen, um meinen Kopf zumindest soweit frei zu haben um so weiter machen zu können wie ich es in den letzten Minuten, seit ich von meinem Platz aufgestanden war, geplant hatte. Ein Schmunzeln musste ich mir aber schon verkneifen, als ich seinen erstaunten Blick sah. „Sir…,“ Ich ließ ihm wieder nicht ausreden. „Wieder falsch.“ Ein weiteres Mal versiegelte ich seine Lippen mit den Meinen, öffnete nun die letzten Knöpfe und schob ihm Sakko inklusive Weste und Hemd über die Schultern. Sanft strich ich über seine Brust, löste mich aber kurz darauf wieder von ihm und sah ihm wieder in die Augen. Es amüsierte mich ungeheuer, daß er noch immer nicht dahinter gekommen war, was ich momentan erreichen wollte. Dabei war es doch ganz einfach. Ich wollte doch nur, daß er mich wie einen normalen Menschen und nicht wie einen Adligen behandelte. „Aber…, aber wir haben doch keine Zeit für so etwas. Master Cain…,“ „Schon wieder falsch.“ Zum dritten Mal unterbrach und küsste ich ihn, jedoch diesmal nur flüchtig, bevor ich begann mit den Lippen zu seiner Halsbeuge zu wandern um daran zu knabbern. Ich spürte, wie er sich leicht verspannte und die Luft anhielt. Kurz blickte ich Riff ins Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen und trotz der geröteten Wangen, strahlte sein Gesicht vollste Konzentration aus. Er wollte seinen Gefühlen wohl Einhalt gebieten und sich zusammen reißen, doch da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. „Master…, Master Cain..,“ Interessiert hatte ich zu lauschen begonnen, sobald er seine Stimme erhoben hatte, doch als wieder das Master über seine Lippen gerutscht war, wurde mein Interesse wieder von seiner Brust geweckt, welche ich mit Lippen und Händen zu verwöhnen begann, bis Riff leise keuchte. Wie von einem inneren Drang gesteuert, strich ich mit einer Hand weiterhin über seine weiche Haut, während ich sein Gesicht beobachtete. Als er, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und eine Hand auf den Mund gepresst, scharf die Luft ein sog, weil meine Hand zwischenzeitlich weitergewandert war und inzwischen zärtlich über den Stoff seiner Hose glitt, war ich mir sicher ich würde in den nächsten Augenblicken den Verstand verlieren. „Nicht Master Cain…“ Weiter kam er nicht, weil sein eigenes leises Stöhnen ihm den Satz abschnitt, da ich mit flinken Fingern seine Hose öffnete, seine langsam erhärtende Männlichkeit hervorholte, mich vor ihn kniete um mit der Zungenspitze sanft die Länge seines inzwischen harten Schafts entlang fuhr. „Stopp…, Bitte, Master Cain…,“ Ich hatte wirklich stillgehalten als Riff darum gebeten hatte, doch sobald er wieder das inzwischen von mir verhasste Master entgegenschleuderte, hielt ich mich nicht mehr zurück. Mein Körper verlangte danach ihn weiter zu erregen, ihn dazu zubringen, auch mein körperliches Verlangen zu stillen. Abrupt nahm ich seine Erregung in meinem Mund auf, strich mit den Lippen daran entlang, half manches mal mit den Zähnen nach, beschleunigte mein Tun, bis Riff mich an den Schultern packte und von sich drückte. Schwer keuchend, die sonst strahlend hellblauen Augen einige Nuancen dunkler, sah er mich an. „Bitte Cain, mach nicht weiter. Nicht Hier und Jetzt. Es könnte Jemand hereinkommen und uns entdecken.“ Langsam begann mein Gehirn wieder seine vorgeschrieben Tätigkeit aufzunehmen und mir wurde bewusst, daß Riff mich geduzt und allein mit Cain angesprochen hatte. Ich ließ von ihm ab und setzte mich auf den Boden, lehnte mich an meinen Schreibtisch und sah ihn einige Augenblicke schweigend an. „Du…, hast wirklich das Master weggelassen.“ Riff strich sich abwesend mit dem Handrücken über die Stirn, wischte sich einige Schweißtropfen weg, bevor er aufstand und nach seinen Sachen griff, welche ich ihm ausgezogen hatte. „Verwundert? Ich hoffe mal, daß du solche Erziehungsmethoden nicht bei Miss Merry anwendest.“ Entsetzt blickte ich ihn an. Wie konnte er so etwas von mir denken? „Für wen hältst du mich? Ich bin doch nicht pervers. Sie ist meine Schwester.“ Er lächelte mich auf eine Art an, wie er es zuvor noch niemals getan hatte. Irgendwie kam es mir so vor, als würde er sich über meine Reaktion lustig machen, so als währe sein Einwurf nur Spaß gewesen. Konnte das sein? Hatte er sich wirklich einen Scherz mit mir erlaubt und ich hatte es nicht bemerkt? Ich musterte ihn genauer, suchte in seinem Gesicht nach einem Zeichen, welches mir meinen Verdacht bestätigen würde. Sein Lächeln wurde etwas breiter und seine Augen begannen zu funkeln als er begann sein Hemd zuzuknöpfen. „Dann ist ja gut.“ Definitiv, Riff nahm mich auf den Arm. Um Gottes Willen, was hatte ich mit meinem Tun hervorgerufen. Ab jetzt musste ich also jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen und herausbekommen wie ernst sie ihm waren. Soeben beobachtete ich Riff dabei, wie er seine Krawatte band, welche er zuvor unter dem Stuhl hervorgefischt hatte, wo sie gelandet war als ich sie ihm abgenommen hatte. Ich war wie sooft regelrecht fasziniert davon wie geschmeidig und zart die Bewegungen seiner langen Finger wirkten, vor allem, da ich wusste, wie viel Kraft darin war. Das Funkeln in seinen Augen verschwand und er räusperte sich. „Master Cain, wir müssen noch einiges erledigen bevor Miss Merry zu Miss Katina gebracht werden kann.“ Was war das denn? Kann es sein, daß er nun, da er wieder komplett eingekleidet war, wieder mein Untergebener, mein Butler, der nur für seinen Herrn lebte und dem ich voll und ganz vertrauen konnte, war. Doch wie sah es denn nun mit dem Riff aus, der mich einfach nur Cain nannte? Hatte Riff mich nur so genannt, damit ich aufhörte ihn zu bedrängen? Weil ihm mein Handeln peinlich war? Was sollte ich jetzt davon halten? „Riff? Warum wieder das Master?“ „Master Cain, ihr wolltet daß ich das Master nur beim Austausch von Zärtlichkeiten weglasse. Nun geht es um die Planung der nächsten Tage.“ "Bevor ich mich um diese Dinge kümmere hätte ich noch eine Frage. Riff, wenn du mein Butler bist, weiß ich, daß ich dir wirklich mein Leben anvertrauen kann. Ist das bei dem Riff, der mich nur Cain nennt auch so?“ „Selbstverständlich. Ich habe weder meine Gefühle noch den Grund meines Lebens geändert. Ich unterlasse es nur in diesen Augenblicken in Euch einen Grafen zu sehen.“ Er hielt mir die Hand hin um mir aufzuhelfen, welche ich gerne annahm. Er zog mich hoch und ich nutzte die Gelegenheit ihm die nächsten Worte leise ins Ohr zu hauchen. „Sehr schön. Dann lass uns arbeiten, damit wie so schnell es geht fertig werden. Ich will nämlich so schnell es möglich ist beenden was ich zuvor begonnen habe. Spätestens Morgen wenn Niemand mehr im Haus ist und wir ungestört sind.“ Obwohl ich es unterdrücken wollte, musste ich über Riffs fast schon panischen Gesichtsausdruck grinsen. Es war einfach zu lustig, als er mit feuerroten Wangen einen Schritt zurückwich. „Master Cain, Ihr seid euch schon bewusst, daß wir das Haus räumen, damit Niemand zu schaden kommt solange der Doktor hier als Gast verweilt und nicht, damit man uns nicht bei irgendwelchen Intimitäten überrascht.“ Jetzt hatte er es geschafft. Jeder Funken Selbstbeherrschung war von mir aufgebraucht und ich konnte mich nicht länger zusammenreißen. Auch auf die Gefahr hin, daß ich Riff nun beleidigen würde, aber ich musste einfach lachen. Was war jetzt los? Master Cain lachte und das weder verhalten noch abfällig oder amüsiert, sondern von Herzen. Ich schien ihn ja sehr erheitert zu haben. Die letzten Tage verwirrte er mich immer mehr, doch ebenso schien es als würde ich seine Gefühle ziemlich durcheinander bringen. Er weinte, er lachte offen vor mir und zeigte Anteilnahme. „Ein lachender Graf, sowas sieht man selten. Macht sich der Kleine wieder über dich lustig?“ Verwundert wandten wir uns zu der Stimme an der Tür. Was wollte der denn jetzt hier? Da sich Cassian nicht daran gehalten hatte das Zimmer nicht zu verlassen wuchs mein Misstrauen wieder etwas an und ich stellte mich schützend vor Master Cain, bevor ich antwortete. „Weshalb sollte er das tun?“ „Nun, eine ausreichende Erklärung währe beispielsweise, daß er der Sohn des Cardmasters ist.“ Dieser Vergleich ließ mich regelrecht rot sehen. Wie konnte er es nur wagen Master Cain mit seinem Vater, der ihn so gequält hat zu vergleichen. Ich musste mich sehr zusammenreißen, nachdem ich einen kurzen Blick auf Master Cains blasses Gesicht geworfen hatte, Cassian nicht am Kragen zu packen, sondern ihn so ruhig wie möglich zu widersprechen. „Nur weil Master Alexis der Vater von Master Cain ist, müssen sie nicht die gleichen Ansichten haben. Master Cain hat charakterlich nicht das Geringste mit seinem Vater gemein.“ „Weißt du was Riff? Du regst mich fürchterlich auf. Jetzt rede ich schlecht über deinen Herrn und bleibst ruhig. Warum wirst du nicht wütend?“ Ich war wütend, doch das würde ich ihm nicht zeigen. Sollte er ruhig glauben, daß mich sein Gerede nicht interessieren oder belasten würde. In meinen Augen war es ganz sicher, daß Cassian es bestimmt irgendwie ausnutzen würde, sollte er meinen wahren Gemütszustand kennen. „Weshalb sollte ich? Sich über Unterstellungen aufzuregen bringt nicht das Geringste. Man muss den Kopf klar haben um diese widerlegen zu können.“ Cassian stieß sich vom Türrahmen ab, kam die wenigen Schritte auf mich zu und blieb vor mir stehen. „Verdammt, was bist du auch so groß? Los beug dich zu mir runter!“ Skeptisch betrachtete ich den dunkelhaarigen, blickte kurz über meine Schulter zu Master Cain, der uns mit zusammengezogenen Augenbrauen zuhörte. „Warum sollte ich das tun?“ Cassians Gesichtsfarbe änderte sich in ein ungesundes dunkelrot als er mich anfauchte. „Damit ich dir etwas Verstand in deine Birne prügeln kann.“ Master Cain wollte sich an mir vorbeischieben, doch ich hielt ihn am Arm. Kurz blickte ich ihn an, sah sein noch immer blasses Gesicht und die vor Wut funkelnden Augen. Er blickte auf und ich schüttelte den Kopf. Einige Sekunden überlegte er ob er mir meinen Willen lassen sollte oder sich auf den wütenden Cassian stürzen sollte, unterließ es aber dann und setzte sich dann auf einen der Stühle, ließ den „Jungen“ aber nicht aus den Augen während ich meinen Gefühlen etwas nachgab und sarkastisch antwortete. „Entgegen der Ansicht einiger brauchen auch Butler gesunden Menschenverstand.“ Bevor Cassian etwas erwidern konnte mischte sich Master Cain ein, wobei sein Einwurf mich beschämte. „Und davon besitzt Riff jede Menge.“ Die dunklen Augen sprühten vor Wut und Cassian ballte die Hände zu Fäusten. „Ihr macht euch über mich lustig? Euch wird das ewige Lachen noch vergehen.“ Cassian holte aus, wollte sich auf Master Cain werfen um auf ihn einzuschlagen, doch ich erwischte ihn am Handgelenk und hielt ihn fest. „Lass los verdammt!“ Zwischenzeitlich hatte ich die Nase gestrichen voll, deswegen verzichtete ich auf jegliche Höflichkeit. „Beruhig dich. Dann lasse ich los.“ Cassian begann sich gegen meinen Griff zu wehren, stemmte sich regelrecht dagegen und zerrte an seinem Arm, jedoch fehlte es seinem Kinderkörper an der erforderlichen Kraft. „Du sollst mich loslassen!“ Nun war es um meine Geduld geschehen und ich knurrte Cassian, der zwischenzeitlich regelrecht herumstrampelte, an. „Sobald du aufhörst dich wie ein kleines Kind zu gebärden…,“ Er unterbrach mich, brüllte mich an und riss noch fester an um sich zu befreien, gebärdete sich dabei wie ein Kater, der in eine Falle getappt war. „Was soll das heißen? Hör auf mir Vorschriften zu machen! Und was heißt hier überhaupt „Du“? Wie währe es mit etwas Respekt? Ich bin immerhin älter als du!“ „Sobald du dich deinem Alter entsprechend benimmst werde ich dich respektieren und loslassen. Doch solange du dich wie ein Kleinkind aufführst wird das nichts.“ Er öffnete den Mund, wollte mir etwas entgegenfauchen, überlegte es sich aber und schwieg einige Augenblicke. Ich könnte mich auch täuschen, aber ich glaubte erkennen zu können, daß sich Cassians Wangen leicht rot färbten. Einige Sekunden starrte er auf den Boden, hörte auf sich zu wehre und überlegte wahrscheinlich was er jetzt machen sollte. Tief atmete er durch, hob den Kopf, blickte mich mit Augen in denen noch immer etwas Zorn funkelte an bevor er zähneknirschend die nächsten Worte, so ruhig wie er es in seiner Gemütsverfassung schaffte, sprach. „Würdest du mich freundlicherweise loslassen?“ Er schwieg kurz bevor er ein kaum hörbares ^Bitte^ über seine Lippen schubste. „Natürlich Sir.“ Ich lächelte ihn gezwungen an. „Würden Sie mir nun bitte verraten weshalb Sie entgegen meiner Weisung das Zimmer verlassen haben?“ „Was weiß denn ich! Wegen dir hab ich es vergessen. Argh, du mit deiner schmierigen Freundlichkeit gehst mir auf den Wecker!“ Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Zimmer, jedoch nicht ohne die Tür mehr als nur lautstark hinter sich zuzuwerfen. Schweigend blickten Master Cain und ich auf die Tür. Bis auf das Zwitschern eines Vogels, und das leise Rascheln der Blätter im Wind, was durch das geöffnete Fenster hereindrang war, nur noch das Ticken der kleinen Tischuhr zu hören, bis Master Cain die Stille brach. „Sag mal, was will der jetzt eigentlich von dir?“ „Ich weiß es nicht Sir. Aus ihm werde ich nicht schlau.“ Während ich mich Master Cain zuwandte zum das weitere Vorgehen zu besprechen, schließlich musste noch die gesamte Dienerschaft informiert werden, ebenso wie Master Oskar und Miss Katina, starrte er weiterhin auf die geschlossene Tür. Nachdenklich schüttelte er langsam den Kopf, wandte sich dann nach wenigen Minuten auch von der Tür ab und setzte sich auf seinen Stuhl. Schweigend begann er einige Papiere umzuschichten, blickte sie gedankenverloren an und legte sie dann mit einem leisen seufzen wieder auf den Schreibtisch. „Riff, kann es sein, daß Cassian eifersüchtig auf dich ist?“ „Warum sollte er das sein?“ „Schau einfach in den Spiegel, dann bekommst du die Antwort.“ Diese Antwort verwirrte mich. „Was wollt Ihr damit sagen Sir?“ „Na ja, du hast das was er sich wünscht. Einen erwachsenen Körper.“ Irgendwie verstand ich immer noch nicht, was Master Cain mir damit mitteilen wollte. „Aber das habt Ihr auch.“ „Schon, aber du bist außerdem überdurchschnittlich groß. Selbst Oskar ist etwas kleiner als du und nebenbei ist dein Körper ein wahrer Augenschmaus.“ Meine Wangen wurden heiß und das mit dem Augenschmaus versuchte ich zu ignorieren. „Meine Größe ist aber kein Grund zur Eifersucht.“ Leise seufzte Master Cain. „Für jemanden, der sein Leben lang viel zu klein war schon. Selbst ich hatte schon mal daran gedacht, daß du mir ruhig einige Zentimeter abgeben könntest.“ „Ihr fühlt euch zu klein Sir?“ „Manchmal.“ Master Cain zog einige Bögen Briefpapier aus einer Schublade und begann darauf zu schreiben. Als er geendet hatte versiegelte er die Umschläge und drückte sie mir in die Hand. „Nachdem du Sophie heimgebracht hast, bringst du diesen zu Tante Katina und den hier zu Oskar. Wer muss sonst noch informiert werden?“ Ich überlegte kurz bevor ich aufzuzählen begann. „Das währe die gesamte Dienerschaft. Dienstmädchen, Butler, Kutscher, Stallburschen, Küchenmägde, Köche, Wildhüter, Hilfsarbeiter, Hauslehrer,…,“ „Danke Riff, das reicht. Kannst du dich darum kümmern, daß sie erfahren, daß sie…, wie lange schicken wir alle weg?“ Ich rief mir die Schwere der Verletzungen, an denen der Doktor litt zurück ins Gedächtnis. „Ich rechne mit mindestens 14 Tage, bis alle Verletzungen des Doktors verheilt sind.“ Master Cain überlegte kurz und blätterte in einem Kalender herum. „Dann sagen wir drei Wochen. Schick sie nach Hause und gib ihnen drei Wochen bezahlten Urlaub.“ „Bezahlt?“ Er nickte nur, als währe es das normalste der Welt der Dienerschaft Geld zu geben obwohl sie nichts dafür tat. „Natürlich. Sie können ja nichts dafür, daß ich sie die nächste Zeit nicht brauche. Welchen Grund geben wir an?“ Einige Minuten schwiegen wir, überlegten dabei welchen Grund es geben könnte, alle weg zu schicken. „Eine Reise vielleicht?“ Ich war nicht sicher ob dieser Einfall auf Zustimmung stoßen würde, doch als ich das Leuchten in Master Cains Augen entdeckte war alles klar. „Gute Idee. Gibt es sonst noch etwas zu tun?“ Es klopfte, die Tür wurde geöffnet und Cassian kam wieder rein. „Riff, der Doktor möchte mit dir reden wenn du Zeit über hast.“ Er blickte Master Cain einige Augenblicke schweigend an, bevor er fortfuhr. „Und du sollst auch mit kommen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten verschwand er wieder und ließ uns erstaunt zurück. So, das wars dann auch schon. Danke fürs lesen.^^ Bis zum nächsten Kapitel FuYu Kapitel 9: Auch Chefbutler müssen mal essen ------------------------------------------- Hallöchen zusammen. ^^ Zuerst wollte ich mich entschuldigen, daß dieses Kapitel solang auf sich warten lies. Aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen es in den Computer hineinzubringen. Auf dem Papier war etwa die Hälfte schon seit zwei Wochen oder so fertig. *schäm* Aber jetzt ist es ja da, obwohl ich eigentlich erst geplant hatte es nach meinem Urlaub online zu stellen. Also mitte September. Da mein Onlinestoffgeschäft jedoch etwas trödlig mit dem Versenden der satinbänder war,hab ich mich gestern Abend dazu entschlossen, die Story abzutippen, zu überarbeiten und heute nach meinem verdienten Schläfchen online zu stellen. Bitte nicht wundern, daß es ein ziemlich aktionfreies Kapitel ist, aber mitten in der Nacht klappt es einfach nicht besser. Außerdem wollte ich die Köchin vorstellen. Ich mag sie einfach.^^ Zuerst wollte ich den Grund warum Riff zu Jezebel gebeten wurde noch in dieses Kapitel hineinschmuggeln, doch zwischendurch entschied ich mich dagegen und werde es als Anfang des nächsten Kapis benutzen. Dann ist dieses Thema in einem Teil zusammengefasst. Ganz nebenbei, ich hab null Ahung von der Französischen Sprache. Wenn irgendwer Fehler findet, ich kann nichts dafür. Der Abacho Übersetzer ist schuld. XD Und wenn Mademoiselle Sabine was zu sagen hat stellt euch dabei einen mörderischen französischen Akzent vor.^^ Öhm, was wollte ich sonst noch sagen..., Hatte ich schon erwähnt, daß ich mich auf die Connichi freue? Hat zwar nichts mit der Ff zu tun, aber das mußte jetzt einfach mal erwähnt werden. XD So, und nun hab ich euch lange genug warten lassen und mir bleibt nur noch eine Kleinigkeit zu sagen. Viel Spaß beim lesen und vielen Dank an die flotten Freischalter, die ihre Freizeit dafür nutzen um den Lesestoff so schnell es ihnen möglich ist freizuschalten. *Blümchen an die Freischlalter verteil* Kapitel 9-Auch Chefbutler müssen mal essen. - Schweigend blickten wir uns einige Augenblicke an. „Ich denke, der Doktor kann warten. Riff kümmere dich zu allererst darum, daß alle Angestellten informiert werden, dann bringst du Sophie heim und lieferst die Schreiben ab und wenn du dann wieder zurück bist, komm zu mir und wir besuchen unsere Gäste. Ich werde mich nachher in meine Räume zurückziehen. Ach, und schick alle während des Sonnenuntergangs heim. Ich hab keine Lust in nächster Zweit eine weitere Beerdigung zu besuchen.“ Er nickte mir kurz zu und verschwand aus dem Arbeitszimmer. Wenige Minuten später war aufgeregtes Getuschel und das Trappeln vieler Füße zu hören. Nach nur 15 Minuten wurde es wieder ruhig und ich öffnete langsam die Tür meines Arbeitszimmers um einen kleinen Spalt. Es interessierte mich einfach, wie Riff es schaffen wollte, all meine Bediensteten in so kurzer Zeit über ihre Freizeit zu unterrichten. Ein leichter Schauer schlich sich über meinen Rücken, als Riff die Stimme erhob und ruhig mit der Ankündigung begann, während ich mich an die Wand neben der Tür lehnte und zuhörte. „Sie alle werden sich wahrscheinlich wundern, daß ich eine so kurzfristige Versammlung einberufen habe. Ich habe Ihnen allen eine wichtige Mitteilung zu machen, jedoch hätte ich zuvor erst einen Bericht wer sich momentan nicht im Haus befindet. Mister O´Connor, würden sie bitte den Anfang machen?“ Kurz spähte ich durch den Spalt als der grauhaarige Mann Riff kurz zunickte. „Natürlich Mister Raffit. Ich kann vermelden, daß alle Butler sich hier befinden und auch an dieser Versammlung teilnehmen.“ Riff wandte sich dem Nächsten zu. „Mister Martin?“ „Alle Kutscher, Stallburschen und für den Stall eingeteilten Hilfsarbeiter sind anwesend, Sir.“ „Miss Ally…, Entschuldigung. Mademoiselle Sabine?“ Riffs Gesicht wurde etwas blasser und er schloss kurz die Augen bevor er sich auf die junge, dunkelhaarige Frau konzentrierte. Ich musste dabei über den extremen französischen Dialekt lächeln. „Bis auf drei Mädchen sind alle hier.“ Kurz sah ich Verwunderung in seinen blauen Augen aufflackern. „Welche Dienstmädchen fehlen?“ Die Namen der fehlenden Hausmädchen herunterrasselnd, zählte sie an den Fingern ab. „Mademoiselle Franziska, Mademoiselle Sonja und Martha“ Ich fixierte durch den Spalt hindurch, der auf der Treppe stand und in einem Ordner herum blätterte. Vor der Treppe hatte sich eine kleine Volksmenge aus meinen Angestellten gebildet die ihn schweigend musterte. Riff hob den Kopf und sah sich suchend um, bis sein Blick auf einem blonden Jungen hängen blieb. „Steven, warum ist deine Schwester mal wieder nicht anwesend, und vor allem, warum weiß ich nichts davon?“ Der Junge stieg von einem Fuß auf den Anderen, während ich beobachten konnte wie sich seine Augen leicht weiteten. „Mister Raffit, es tut mir leid. Bitte glauben sie mir, es ist nicht Marthas schuld. Ich hab vergessen ihnen bescheid zu geben. Martha kann nichts dafür.“ Tief durchatmend stand Riff einige Sekunden schweigend da bevor er den Burschen vorlud. „Steven, ich möchte dich später unter vier Augen sprechen.“ „Jawohl Sir.“ Der Junge senkte betreten den Kopf und ich beobachtete ihn, während Riff sich weiterhin um die Anwesenheitsliste kümmerte. Erst als dieser Zinnober beendet war, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Chefbutler. „Nun denn. Meine Damen, meine Herren, Master Cain muss kurzfristig verreisen. Aus diesem Grund brauch niemand für die nächsten drei Wochen zu seinem Dienst erscheinen.“ Ein erschrockenes Raunen und Murmeln begann und Riff wurde etwas lauter um dieses zu übertönen. „Beruhigen sie sich Bitte. Ich bin noch nicht fertig. Seine Lordschaft war sehr großzügig. Damit sich niemand so kurzfristig eine Zwischenstelle suchen muss wird er ihnen für diese Zeit den gesamten Wochenlohn auszahlen lassen.“ Das Raunen wurde lauter. Wenige Sekunden später begann jemand zu klatschen und alle Anwesenden fielen ein. Riff hatte einiges zu tun um wieder auf sich aufmerksam zu machen und die Menschen zur Ruhe zu bewegen. Er hob die Hände und als es langsam etwas leiser wurde sprach er weiter. „Ruhe Bitte. Danken sie nicht mir. Danken sie Master Cain. Sie alle können ab Morgen zu Hause bleiben. Jedoch bräuchte ich noch einige Freiwillige, die den Fehlenden noch heute bescheid geben, daß sie nicht zur Arbeit erscheinen sollen, da sie sonst vor verschlossenen Türen stehen werden.“ Einige hoben die Hand und Riff teilte ihnen mit, wer zu wem gehen sollte. Kaum hatte er geendet als die schwarzhaarige Französin die Hand hob. „Mister Raffit, was ist mit uns Dienstmädchen, sollen wir nicht zwischendurch zum Putzen kommen?“ Kurz musterte er sie bevor er abwehrend den Kopf schüttelte. „Das wird nicht nötig sein. Es werden einige Dienstmädchen extra eingestellt um einen Tag vor Master Cains Rückkehr die Putzarbeiten zu beginnen und auch fertig zu stellen.“ Entsetzt blitzen ihre bernsteinfarbenen Augen Riff an. „De facon impossible. Mister Raffit, Das ist unmöglich. Allein das Staubwischen wird länger als einen halben Tag dauern.“ Riffs Stimme klang beruhigend als er zu einer Erklärung ansetzte. „Miss Sabine, es werden genügend Hilfen anwesend sein um das Haus sauber zu bekommen.“ Er atmete tief ein, hielt die Luft für Bruchteile von Sekunden in seinen Lungen gefangen und atmete dann langsam aus bevor er fortfuhr. „Und nebenbei können sie sich dadurch etwas extra verdienen.“ Wo wollte er denn jetzt das Geld wieder herbekommen? Er würde doch nicht ein weiteres Mal sein Gespartes antasten? Die kleine Französin schien zwischenzeitlich jedoch beruhigt zu sein, doch nun meldete sich einer der Kutscher zu Wort. Ich erkannte in ihm John, welcher mir an dem Nachmittag von Allys Tod schon über den Weg gelaufen war. „Drei Wochen Frei ist ja schön und gut, aber was ist mit den Pferden? Irgendjemand muss sich um die Tiere kümmern. Solange halten sie es nicht ohne Futter und Wasser aus.“ An die Pferde hatte ich nicht gedacht und an Riffs Reaktion erkannt ich, daß es ihm nicht besser ging. Einige Sekunden überlegte er. Sicherlich überdachte er die Idee sich selber um die Tiere zu kümmern, aber wann würde er das denn machen? Er musste doch schon drei mal am Tag für uns Kochen, danach das Geschirr spülen, schließlich durfte niemand merken, daß in diesen drei Wochen Jemand hier lebte, alles aufräumen und zusätzlich muss er sich ja auch noch um mich kümmern. Kurz gesagt, auch ohne 24 Pferde hatte er alle Hände voll zu tun. Eine leise Stimme erklang und ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen an der Treppe. Der blonde Junge, den Riff zuvor noch nach den verbleib seiner Schwester gefragt hatte, schluckte und fuhr sich fahrig durch sein kurzes Haar, während sich seine Wangen röteten. „Mister Raffit, ich…, ich könnte mich…, ich könnte doch die Pferde versorgen. Ich werde sie morgens füttern, sie dann auf die Weide bringen und die Ställe ausmisten und abends bringe ich sie wieder in den Stall.“ Einige Sekunden musterte Riff den Jungen bevor er verneinend den Kopf schüttelte und abwiegelte. „Hhmm, Steven, das schaffst du nie alles allein an einem Tag zu erledigen.“ Er wandte sich an den Kutscher, welchen er zuvor schon nach der Anwesenheit der Stallmannschaft gefragt hatte. Es schien, als hätte sich eine Idee hinter seiner Stirn vermanifestiert. „Mister Martin, Können wir nicht die Pferde ab heute Abend einfach auf der Weide hinter dem Garten lassen?“ „Nun, wir könnten schon Mister Raffit, doch dann kann ich nicht die Verantwortung übernehmen, daß alles mit ihnen in Ordnung ist wenn Master Cain und Sie wieder zurückkommen.“ „Dafür übernehme ich dann die Verantwortung. Steven, du wirst den Tieren täglich frisches Heu und Wasser zur Weide bringen. Das ist dann in einer Stunde erledigt und wenn du fertig bist, kannst du wieder heim. Falls dir ein krankes Tier auffallen sollte, holst du den Tierarzt. Gibt es sonst noch Fragen oder Einwände?“ Er wartete einige Sekunden, diskutierte mit dem Gärtner, versprach auch ihm Verstärkung, damit der Garten innerhalb eines Tages wieder auf Vordermann gebracht werden konnte, gab noch die Anweisung, daß Jeder sich noch während des Sonnenuntergangs auf den Heimweg zu machen hatte und ging von dem Jungen gefolgt in ein kleines Zimmer, welches ihm als Arbeitszimmer diente. Die Bediensteten begannen, kaum daß sich die Tür hinter Riff geschlossen hatte, miteinander zu tuscheln und stoben schwatzend in alle Himmelsrichtungen auseinander um ihren Aufgaben wieder nachzugehen. Ganz leise schlicht ich regelrecht aus meinem Arbeitszimmer nachdem sich die Halle geleert hatte und begab mich in mein Zimmer. Dort öffnete ich eines der Fenster und blickte in den Garten hinab, nachdem ich das Lachen der Mädchen vernommen hatte. Die Beiden saßen gemeinsam auf einer Decke und waren von Merrys Puppen und Teddybären regelrecht belagert. Sooft hatte ich meine kleine Schwester also schon verärgert und ihr als Entschuldigung einen Stoffbären oder eine Puppe geschenkt. Ich sollte mir Merrys Ratschlag zu Herzen nehmen und mir eine neue Taktik überlegen. Vielleicht sollte ich es in Erwägung ziehen, sie nicht mehr ganz sooft auf die Palme zu bringen. Eine mir wohlbekannte Stimme drang an mein Ohr und erneut legte sich eine Gänsehaut über meinen Körper. Riff schien hier fertig zu sein und holte nun Sophie um sie heim zu bringen. Er lächelte Merry an und fuhr ihr tröstend über den Kopf, was bei mir ein plötzliches Stechen in der Brust auslöste. Das war ein schlechtes Zeichen. Mein Körper verbaute mir soeben eine glückliche Zukunft. Endlich hatte ich Riff soweit, daß er mir gegenüber seine Gefühle zeigte, daß er in mir einen Menschen sah, den er nebenbei bemerkt auch noch begehrte, und jetzt fraß sich die Eifersucht in meine Eingeweide obwohl er nur meiner Schwester ein Lächeln und eine Berührung geschenkt hatte. Wenn das so weiter ging, würde ich für nichts garantieren können. Wahrscheinlich würde ich alles was wir bisher so mühevoll aufgebaut haben vom Angesicht der Erde tilgen, auch wenn ich es nicht wollte, denn meine Selbstkontrolle ließ momentan, zumindest wenn es um Riff ging, sehr zu wünschen über. Ich spürte Blicke auf meiner Haut, entdeckte Riff, der zu mir hinaufsah, während er gemeinsam mit einem Hausmädchen und den Mädchen die Spielsachen in einen großen Korb packte und mir dann zulächelte, bevor er den Korb nahm und von Sophie gefolgt im Haus verschwand. Just dieses Lächeln verbannte die düsteren Gedanken und ließ mein Herz vor Freude in meiner Brust hüpfen. Sophie im Schlepptau holte ich die Schreiben, welche Master Cain mir anvertraut hatte und verließ mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend das Haus. Ich fühlte mich sehr unwohl bei dem Gedanken Master Cain und Miss Merry allein in demselben Gebäude zu wissen, in dem sich auch der Doktor und sein Gehilfe befanden. Ich half Sophie in die Kutsche, stieg, nachdem ich Joseph die Adresse angegeben hatte, dazu und steckte dann die Briefe in die Reverstasche meines Jacketts und beobachtete das Mädchen dabei, wie sie am Fenster saß und mit strahlenden Augen die Umgebung an der Kutsche vorbeihuschen sah. Ich fragte mich kurz wie Sophie sich in der Eisenbahn benehmen würde, da diese um einiges schneller als eine Pferdekutsche über das Land jagte. Ich hielt mich so kurz wie es mir die Höflichkeit gebot bei Sophies Familie, Miss Katina und auch bei Master Oskar auf. Auf dem Heimweg, ließ ich meinen Blick über die Straßen Londons gleiten. Welch heruntergekommen Anblick die ärmlichen Viertel boten und wie strahlend die Villen des Adels dagegen aussahen. Man konnte regelrecht sehen, wie groß die Kluft zwischen Arm und Reich war. Diese Kluft, die man nur in eine Richtung überwinden konnte und zwar nur vom Reichtum zur Armut. Man musste schon mehr als nur Glück haben um aus den Slums herauszukommen. Miss Merry hatte dieses Glück, als sie von Master Cain aufgenommen wurde. Sie war eine, die es geschafft hat, dafür würden es hunderte vergeblich versuchen. Ich wandte meinen Blick von der Scheibe ab und schob den Vorhang zu. Mein Blick ruhte auf dem roten Samt des Bezuges während ich etwas zusammensank und mich in den Sitz kuschelte. Das Klappern der beschlagenen Hufe hallte in meinen Ohren und das sanfte Schaukeln der Kutsche ließ mich ermüden. Langsam schlossen sich meine Augen und ich begann dagegen anzukämpfen. Zum Schlafen war heute Nacht noch genügend Zeit. Was würde sich der Kutscher denken, wenn ich die Ankunft verschlafen würde. Meine Gedanken sprangen zu dem Doktor und seinem Gehilfen. Was würde er von mir wollen? Ob bei Master Cain alles in Ordnung war? Ob sich der Doktor an die Abmachung hielt und Master Cain in Frieden ließ? Ich wusste es nicht und ich würde es erst erfahren, wenn ich zuhause angekommen war. Ich streckte mich etwas, verbarg ein Gähnen hinter der Hand und rieb mit Zeigefinger und Daumen der anderen Hand meine Nasenwurzel. Einen spaltweit schob ich den Vorhang zur Seite und spähte hinaus. Die Sonne war am untergehen, spendete aber noch genügend Licht, so daß ich die Umbebung erkannte. Wir waren fast schon angekommen und ich setzte mich anständig hin, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Kutsche hielt und ich blieb noch solange sitzen, bis Joseph die Kutschtür öffnete und ich dann in gemessenem Tempo das Vehikel verließ um die Stufen zum Haupteingang hinauf zu schreiten. Kaum dort angekommen wurde die Tür schwungvoll aufgerissen. „Riff, ist Sophie gut heimgekommen und darf sie mich auch bei Tante Katina besuchen?“ Ich musste erst tief durchatmen, da mir Miss Merrys spontane Aktion mal wieder gehörig in die Knochen gefahren war. „Schönen Abend Miss Merry. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß ihr noch wach seid. Schließlich ist es schon nach neun Uhr.“ Ein leicht missbilligender Ausdruck lag in ihrem Blick. „Riff, wie währe es mit Antworten? Ich geh dann auch brav schlafen, aber solange ich nichts weiß kann ich sowieso nicht schlafen.“ Master Cain legte Ihr eine Hand auf die schmale Schulter und lächelte sie leicht an. „Merry, lass Riff doch erstmal ablegen und außerdem, der Flur ist nicht der richtige Ort um sowas zu besprechen. Riff, bring Tee in den Saloon.“ „Sehrwohl Sir.“ Ich hängte meinen Mantel und die Melone an meinen Haken und verschwand in die Küche, um den Tee zu breiten. Master Cain und Miss Merry warteten schon im Saloon und kaum daß ich eingetreten war, sprang das Mädchen auf, schob die Tür wieder zu und griff, nachdem ich das Tablett auf dem Tisch platziert hatte, nach der Kanne um mir zu helfen. „Miss Merry, es geziemt sich nicht für die Schwester des Hausherren den Tee einzuschenken. Bitte gebt mir die Kanne.“ Der Porzellandeckel klapperte leise als Miss Merry die Kanne etwas schwungvoll auf das Tablett zurückstellte und mich anfunkelte. „Ach ja, und für den Chefbutler geziemt es sich oder was?“ Ich griff nach der Kanne, befüllte Master Cains Tasse mit dem dampfenden Getränk, süßte den Tee wie immer mit einem Stück Zucker und stellte sie vor ihm auf dem Tischchen ab, bevor ich Miss Merry antwortete. „Natürlich. Ich bin hier um Master Cain und Euch zu dienen.“ Missbilligend sah mich Master Cain einige Sekunden an, doch dann wurde der Ausdruck seines Gesichts undeutbar. „Und, hast du alles erledigt?“ „Natürlich Sir.“ „Und was für Antworten bekamst du?“ „Jeder überreichte mir ein Schreiben für Euch.“ Eine Mischung aus Unglaube und Verwirrung legte sich auf Merrys junge Gesichtszüge als sie nachfragte. „Auch Sophies Vater?“ Ich schenkte Miss Merrys Tasse ein, während ich ihr mit einem belustigten Lächeln antwortete. „Ja Miss Merry. Auch Sophies Vater.“ Ich reichte Master Cain die drei Briefe und ging einige Schritte zurück um in angemessenen Abstand auf weitere Befehle zu warten, während Master Cain zu lesen und Miss Merry mich mit vor Aufregung geröteten Wangen auszufragen begann. „Und was ist Riff, darf mich Sophie besuchen? Hat Tante Katina es erlaubt?“ „Dies Miss Merry solltet ihr Euren Bruder fragen. Die Antworten auf Eure Fragen stehen in den Schreiben.“ Sie wandte sich von mir ab und Master Cain zu. „Cain, darf sie?“ Master Cain legte die Schreiben von Mister Simons und das von Miss Katina zur Seite und öffnete das Schreiben von Master Oskar, während er auf Merrys Frage antwortete. „Sophies Vater möchte erst Oskar sehen. Von seinem ersten Auftreten hängt es ab. Verständlich, daß er erst prüfen will, ob er ihm seine Tochter anvertrauen kann. Laut Tante Katina darfst du von Sophie und Oskar besucht werden, zumindest solange du deine Studien nicht vernachlässigst.“ Master Cain zerknüllte das Schreiben in seinen Händen und ließ das Knäuel auf den Tisch fallen bevor er fortfuhr. „Und was Oskar angeht, …, vielleicht sollte ich dir doch Riff für deine Sicherheit überlassen.“ Verwirrt musterte ich ihn, ebenso wie Miss Merry es tat, doch während ich schweigend auf eine Erläuterung wartete, platzte die kleine Miss mit der Frage die uns Beide quälte heraus. „Warum denn das?“ Mit einem abfälligen Blick begutachtete Master Cain das zerknüllte Blatt Papier. „Wer schon mit ^Lieber Schwager^ beginnt, dem kann ich weder das Leben noch die Unversehrtheit meiner Schwester anvertrauen.“ Zwischenzeitlich glaubte ich nicht mehr daran, daß Master Oskars erster Eindruck Sophies Vater überzeugen könnte. Ich hoffte nur, daß Master Cain nur deswegen etwas gereizt auf Master Oskar reagierte, da es um seine kleine Schwester ging. Deren Stimme war es auch, die mich aus meinen Gedanken riss und mich dazu brachte dem Gespräch zu lauschen. „Aber Cain, du brauchst Riff doch mehr als ich. Schließlich trinkst du nur seinen Tee und wer soll dir außer ihm beim Ankleiden helfen? Du schickst doch jeden außer Riff weg, weil Niemand deine Haut sehen darf, selbst mir verheimlichst du etwas. Was ist es Bruder? Warum darf Niemand deine Haut sehen?“ Hilflos musste ich mit ansehen, wie sich Master Cains Augen zuerst panisch weiteten, bevor er abrupt aufstand und mit den Händen auf den Tisch schlug, wobei er seine Tasse umwarf. „Was weißt du schon Merryweather?“ Eilig verließ ich den Platz an dem ich die letzten Minuten verbracht hatte und stellte mich zwischen die Geschwister. „Master Cain, beruhigt Euch. Bitte Sir.“ Während er mich mit blitzenden Augen musterte, war auch Merry aufgesprungen und verbarg sich jetzt hinter mir. Einige Sekunden musste ich seinem Blick standhalten, doch dann wandte er sich von uns ab und verließ schweigend den Raum. „Riff, was hatte er denn? Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“ Kurz strich mein Blick über den verschütteten Tee, der langsam in großen Tropfen von der Tischkante riss und auf den beigen Teppich hinab fiel, bevor ich mich um die leise schluchzende Miss kümmerte. Langsam wandte ich mich zu ihr um, strich ihr leicht durch das goldblonde Haar bevor ich in die Hocke ging um mit ihr in Augenhöhe zu sein. Als ich die dicken Tränen über ihre Wangen kullern sah, zog ich mein Taschentuch hervor und wischte sie ihr ab, wobei ich sie aufmunternd anlächelte. „Miss Merry, nun ist aber gut. Ihr kennt doch Master Cain. Er hat es bestimmt nicht so ernst gemeint wie ihr es aufgefasst habt.“ Merry überdachte meine Worte einige Augenblicke und ließ mir Zeit es ihr gleichzutun und ein ungutes Gefühl begann in meinem Magen zu brodeln. Wie war ich nur auf solch einen abgedroschenen Satz gekommen? Mir musste definitiv etwas besseres Einfallen wenn ich den verschreckten Blick von Miss Merry lösen wollte. Jedoch was sollte ich ihr sagen, ohne das Geheimnis der Narben aufzudecken? „Bitte glaubt mir Miss Merry. Ich weiß, daß Ihr gekränkt seid und Euch erschrocken habt, aber Master Cain…, er hat in seinem Leben auch schon einiges erlebt. Die schöne Kindheit die Ihr Euch vorstelltet hatte auch er nicht. Nun schaut nicht so ungläubig.“ „Warum versteckt er seine Haut? Was ist so schlimm, daß er es noch nicht einmal mir zeigen kann, sondern nur Dir? Vertraut er mir denn nicht?“ „Miss Merry, wie könnt ihr so etwas nur denken? Natürlich vertraut er Euch. Doch gebt ihm noch etwas Zeit. Wenn er bereit dazu bereit ist, wird er den Grund nicht länger vor Euch verheimlichen.“ „Aber warum war er so sauer auf mich?“ Einige Sekunden dachte ich über eine beruhigende, aber nichts aussagende Antwort nach. „Ich denke, daß er nicht auf euch wütend war.“ „Sicher?“ Beruhigend lächelte ich ihr zu, bevor ich antwortete. „Natürlich Miss Merry.“ Sie blickte mich einige Sekunden schweigend an und ich sah ebenso zurück. Es war totenstill im Zimmer was nur durch das Tropfen des Tees und das Ticken der Uhr unterbrochen wurde. Unnatürlich laut erschien mir das zehnmalige Schlagen der Kaminuhr. Ich erhob mich und vergewisserte mich, daß ich mich zuvor nicht verzählt hatte. „Miss Merry, ich denke Ihr solltet ins Bett. Es ist schon sehr spät. Ich bringe Euch in euer Zimmer.“ Merry rieb sich ein Auge und wollte mir gerade zur Tür folgen, als ihr Blick auf das Teegeschirr und das verschüttete Getränk fiel. „Und der Tee?“ „Ich räume ab, nachdem ich weiß, daß Ihr schlaft.“ Beschämt färbten sich ihre Wangen rot und sie blickte zu Boden. „Riff, es tut mir leid. Jetzt hast du wegen mir noch mehr zu tun.“ „Ist schon gut Miss Merry. Darüber braucht Ihr Euch nun wirklich keine Gedanken machen. Das ist in wenigen Minuten erledigt.“ Voller Enthusiasmus blickte sie mich an. „Ich helfe dir. Dann ist hier alles noch schneller wieder sauber.“ „Miss Merry, das geziemt sich nicht…,“ Barsch unterbrach sie mich. „Ja, ja, ich habe verstanden.“ Sie zog eine Schnute, die mich schmunzeln lies, während ich die Tür öffnete und diese für das Mädchen aufhielt. „Nun seid eine brave Miss und kommt mit.“ Merry nickte nur und folgte mir durchs Haus zu ihrem Zimmer. Dort angekommen hatte die kleine Miss eigentlich vor sich allein aus ihrem Kleid herauszukämpfen, da das Hausmädchen, welches ihr sonst immer behilflich war, schon schlief und Merry sie nicht wecken wollte, doch nachdem sie sich darin verheddert und zwischenzeitlich schon sehr unherrschaftlich zu fluchen begonnen hatte, fragte ich, ob ich ihr behilflich sein konnte, wobei ihre Antwort mich amüsierte und zum schmunzeln brachte. „Nein, ich komm aus dem verflixten Teil schon alleine raus.“ Sie kämpfte weiterhin mit den Stoffschichten, verlor das Gleichgewicht, plumpste auf einen der großen Teddybären, welche vor ihrem Bett am Boden saßen, strampelte noch einige Augenblicke um dann erschöpft und nach Atem ringend aufzugeben. „Riff, könntest du mir doch etwas zur Hand gehen?“ Zügig entwirrte ich die Stoffe, löste einige Strähnen des Haares, welche an Häkchen fest hingen und entfernte schnell ein Seidenband, das sich ziemlich eng um ihren Hals geschlungen hatte. Dann half ich ihr noch zügig in das bodenlange Baumwollnachthemd und deckte sie zu, nachdem sie in ihr Bett gekrabbelt war. „Gute Nacht Miss Merry. Schlaft gut.“ Sie unterdrückte ein Gähnen, rieb sich ein weiteres Mal die schläfrigen Augen, zog einen Teddy heran und lächelte mich müde an. „Gute Nacht Riff und danke für deine Hilfe.“ „Dafür braucht Ihr mir nicht zu danken.“ „Ah Riff, könntest du mir einen Gefallen tun? Würdest du Cain sagen, daß es mir leid tut, und daß er bitte nicht mehr böse sein soll?“ Beruhigend lächelte ich ihr zu. „Ich werde es Master Cain ausrichten.“ Bevor ich das Licht löschte sah ich noch, wie die kleine Miss einschlief. Leise schloss ich hinter mir die Tür und nachdem ich einen Putzeimer mit heißem Wasser gefüllt hatte machte ich mich daran den Saloon aufzuräumen. Zuerst stellte ich das Geschirr zusammen, wischte den Tisch ab und kniete mich dann davor. Eingehend musterte ich den Fleck, der zwischenzeitlich beinahe Handflächen groß geworden war. Wie sollte ich den nur wieder aus dem hellen Teppich herausbekommen? Es währe um einiges einfacher gewesen, wenn noch eines der Hausmädchen hier gewesen währe, doch da Master Cain darauf bestanden hatte, daß alle schon während des Sonnenuntergangs den Heimweg antreten sollten, war das Haus bis auf Master Cain, Miss Merry, dem Doktor, Cassian und mir verwaist. So begann ich den Teppich auf gut Glück zu putzen. Ich vernahm das Klicken der Tür, kümmerte mich aber nicht darum, sondern widmete mich weiterhin dem Teefleck. „Mon Dieu, Mister Raffit, was ist hier geschehen?“ Verwirrt blickte ich zu der dunkelhaarigen Französin auf. „Mademoiselle Sabine, was suchen sie denn noch hier? Sie hätten schon seit Stunden daheim sein sollen.“ Ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. „Ma foi, nachdem ihr das Haus verlassen habt, hat sich Emmy verletzt und ich blieb länger um ihre Aufgaben noch zu erledigen. Pardon, aber ich hatte bisher noch nicht die Zeit um Ihnen bescheid zu geben. Ah Mister Raffit, bitte lassen sie das. Ich kann den Teppich…,“ Ich unterbrach sie und wiegelte ab. „Es ist in Ordnung Mademoiselle. Begeben sie sich lieber nach Hause. Ihre Familie wird schon auf sie warten.“ Entsetzt sah sie mich an, verfiel kurz in ihre Muttersprache. „ Mais, je vous en prie…, Ich bitte Sie Mister Raffit, lassen sie mich den Teppich reinigen. Sie machen es doch nur schlimmer…, Pardon. Ich wollte sie nicht belehren oder kränken.“ Sabines Wangen röteten sich vor Scham, doch als ich den Fleck begutachtete, musste ich ihr zustimmen, denn zwischenzeitlich war die mit Tee getränkte Stelle beinahe zur doppelten Größe angewachsen. Langsam stand ich auf, überreichte Sabine den Lappen und schnappte mir das Tablett mit dem Geschirr. An der Tür blieb ich noch mal kurz stehen und wandte mich zu der Französin um. „Wenn Sie den Fleck entfernt haben, geben Sie mir bitte Bescheid. Ich werde sie dann Nachhause begleiten.“ „Mister Raffit, das muss nicht sein. Ich kann allein…,“ Als ich sie unterbrach konnte ich den belehrenden Unterton aus meiner Stimme nicht ganz verbannen. „Miss Sabine, es ist für eine Frau ohne Begleitung auf Londons Straßen zu riskant. Vor allem zu dieser Uhrzeit.“ „Sie müssen sich deswegen keinerlei Gedanken machen. Es ist nicht das erste Mal, daß ich so spät unterwegs bin. Ich passe schon auf mich auf.“ Ein Seufzen unterdrückend gab ich klein bei. Diese Frau war aber auch stur. „Bestellen Sie sich wenigstens eine Droschke.“ Sie wollte etwas erwidern, doch ich hob die Hand um anzuzeigen, daß ich noch etwas hinzufügen wollte, bevor sie sprach und fuhr, nachdem ich das Tablett wieder auf den Tisch gestellt hatte, fort. „Die Kosten übernehme natürlich ich. Schließlich habe ich Sie angewiesen zu fahren.“ Um meine Worte zu untersteichen, kramte ich ein paar Münzen aus meiner Westentasche und überreichte sie der Französin, die mich erstaunt musterte. Das Erstaunen wechselte zu Unglaube und abwechselnd sah sie die Münzen in ihrer Hand und mich an. Ich wandte mich nach einigen Augenblicken ab, nahm das Tablett auf und wollte soeben das Zimmer verlassen. „Attendez s´il vous plaît. Warten Sie Sir.“ Sabine lief mir die wenigen Schritte bis zur Tür, hinterher und legte die Münzen auf das Tablett in meinen Händen. „Ich zahle die Droschke selber, aber trotzdem Merci bien. Gute Nacht Sir.“ „Gute Nacht.“ Ich begab mich zur Küche, öffnete die Tür und blieb verdutzt im Rahmen stehen. „Martha, was machst du denn noch hier?“ Die 50 jährige Köchin, die schon während meiner Kindheit bis zu dem Tag des tragischen Unfalls, bei meinen Eltern gearbeitet hatte und auf meine Empfehlung vor einigen Jahren von Master Cain eingestellt worden war, blickte kurz von dem Gemüse, welches sie zerkleinerte, auf und lächelte mich breit an. „Ah, Junge, setzt dich und iss etwas. Du bist ganz blass.“ Ich musste ein Lächeln unterdrücken, als sie mich mit dem vertraulichen ^Junge^ ansprach. Wir waren zu der Übereinkunft gekommen uns zu duzen, da sie schon vor mehr als zwanzig Jahren eine Art Vertraute für mich war. Ich erinnerte mich, wie ich als Achtjähriger zu ihr geflüchtet war, weil einige ältere Jungen mich verprügelt hatten, als ich einen kleinen Hund vor ihren Quälereien gerettet hatte und dabei mein Hemd etwas gelitten hatte. Martha hatte damals meine Abschürfungen behandelt und das Kleidungsstück geflickt und nebenbei gekocht, wobei sie etwas für den Welpen abzweigte. Ich verscheuchte die Erinnerungen und begann die ältere Frau, so ernst wie es mir in ihrer Gegenwart gelang, auszufragen. „Martha, warum bist du noch nicht zuhause? Ist denn in diesem Haus niemand fähig sich an Anweisungen zu halten? Master Neal hat wohl doch Recht, wenn er sagt, ich währe zu grün für einen Chefbutler.“ „Riffuel, rede nicht immer so einen Unsinn. Du machst deine Arbeit gut. Aus dir wurde ein vorbildlicher und verantwortungsbewusster Mann. Deine Mutter währe bestimmt ebenso stolz auf dich wie ich es bin.“ Sie war während ihrer Worte aufgestanden und fuhr mir jetzt leicht durch mein Haar. „Und ich bin nur hier, weil ich das Frühstück für den jungen Herrn, seinen Gast und dessen Sohn und natürlich auch für dich vorbereite, damit du Morgen, bevor ihr abreist, etwas ausschlafen kannst. Du bürdest dir einfach zuviel auf. Und jetzt setz dich und iss etwas. Ich hab den Eintopf extra für dich warm gehalten.“ Soviel Aufmerksamkeit war mir schon unangenehm und ich stellte das Tablett zur Spüle bevor ich ihr ausweichend antwortete. „Ich habe gerade keine Zeit. Eigentlich wollte ich jetzt nur schnell das Teegeschirr säubern. Aber später werde ich auf dein Angebot zurückkommen und mir eine Kleinigkeit holen.“ Die Hände in die breiten Hüften gestemmt musterte sie mich und schüttelte ungehalten den Kopf. „Auch ein Chefbutler muss mal was essen und ein paar Stunden schlafen. Du kannst dem jungen Herrn nicht deine volle Aufmerksamkeit schenken, wenn dir die Augen vor Müdigkeit zufallen. Ebenso unvorteilhaft währe es, wenn du vor Hunger…,“ Bevor ihre Standpauke aus dem Ruder lief unterbrach ich sie und versuchte sie zu beschwichtigen. „Ist schon gut Martha. Ich habe verstanden. Jedoch wird auf mich gewartet. Master Cain und seine Gäste…, Martha, woher weißt du denn schon wieder von den Gästen?“ Sie begann zu lachen bevor sie mich aufklärte während mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben stand. „Der Junge kam und brachte das Geschirr. Ein netter Kerl. Etwas laut und barsch, aber mir scheint es, als würde sich dahinter ein sehr sensibler und gefühlvoller Bursche verstecken. Und jetzt setz dich, sonst wird der Eintopf noch einmal kalt.“ Ich wandte mich zur Tür, während ich mich ein weiteres Mal zu erklären versuchte. „Martha ich sagte schon, ich werde mir später einen Teller besorgen.“ Sie schien mein Tun zu missbilligen, denn sie versuchte schon wieder mich zu überzeugen, mich zu setzten und etwas zu mir zu nehmen. „Junge, du kannst doch nicht immer die kalten Reste essen. Das ist nicht gut. Du brauchst auch ab und zu etwas Warmes in den Magen und das ohne daß du gestört wirst.“ Leise seufzte ich. Martha konnte ich ebenso wenig etwas ausschlagen, wie ich es bei meiner Mutter gekonnt hatte. „Na gut, ich erledige noch schnell etwas und dann werde ich mir deinen guten Eintopf aufwärmen.“ „Jetzt reicht es Junge.“ So aufgebracht hatte ich Martha noch nie erlebt. Sie packte mich an der Hand, zog mich quer durch das Haus ins obere Stockwerk hinauf und riss ohne anzuklopfen die Tür auf. Master Cain blickte uns erstaunt an, doch noch bevor er etwas sagen konnte platzte sie mit ihrer Beschwerde heraus. „Junger Herr, jetzt sagen sie ihm mal, daß es reicht. Das kann nicht wahr sein, daß der Chefbutler keiner Zeit erübrigen kann um etwas zu essen oder um anständig zu schlafen. Auf mich hört der Junge ja nicht.“ Total verwirrt musterten mich die Katzenaugen von Master Cain, der scheinbar mit der plötzlichen Informationsflut total überfordert war und keinerlei Ahnung hatte was die Köchin mit ihren Worten erreichen wollte. „Riff? Ich verstehe nicht ganz um was es geht. Wieso keine Zeit zum essen?“ Empört schnaubte Martha und bluffte Master Cain ungehalten an. „Na hören sie mal junger Herr. Denken sie etwa Riffuel lebt von der Luft allein? Andauernd muss er sich mit irgendetwas herumärgern…,“ Das wurde nun doch langsam peinlich und ich unterbrach ihre Meckerei. „Zum Beispiel mit vorlauten Köchinnen.“ Drohend fuchtelte sie mit dem Zeigefinger unter meiner Nase herum, begann mich zu belehren und Master Cain aufzuklären. „Junge, ich bin nicht vorlaut, aber das muss ihm jetzt einfach gesagt werden.“ Sie wandte sich wieder Master Cain zu und erklärte ihre Ansicht weiter. „Also er muss sich mit Dingen herumschlagen, die sich nie aufschieben lassen. Es passierte nicht nur einmal, daß er sich gerade zum essen gesetzt hatte und keinen Bissen zu sich nehmen konnte, weil irgendwas wieder war, und wenn ich nach Mitternacht noch durchs Haus geistere um den Hefeteig zu schlagen ist Riffuel auch noch unterwegs und erledigt Dinge, oder begleitet Euch durchs Londoner Nachtleben. Aber um fünf Uhr morgens steht er wieder auf, um anwesend zu sein wenn die ersten Arbeiter um halb sechs auftauchen. Und jetzt sagen Sie doch mal, daß er etwas besser auf sich aufpassen soll. Heute hat er zum Beispiel noch überhaupt nichts gegessen und als ich ihm etwas hingestellt hatte kam seine typische Aussage er hätte noch keine Zeit.“ Die intensive Musterung von Master Cain überzog meinen Körper mit einer Gänsehaut und ich versuchte ein weiteres Mal die Köchin zu beruhigen, doch ich kam nicht weit, sondern wurde nur von ihr angefaucht, wobei ihr trauriger Blick mir Schuldgefühle an den Hals hetzte. „Martha…,“ „Verdammt noch mal Junge, du klappst irgendwann zusammen. Ich habe mir vorgenommen, in Gedenken an deine Eltern, etwas auf dich zu achten. Du bist schon richtig vom Fleisch gefallen. Nichts als Haut und Muskeln.“ „Jetzt übertreibst du aber.“ Bevor Martha etwas erwidern konnte mischte sich Master Cain ein. „Stimmt das Riff? Isst du wirklich an einigen Tagen nichts?“ Oh je, jetzt hieß es Sorgen zerstreuen, aber wie sollte ich das nur tun ohne ihm einige Einzelheiten zu unterschlagen? Tja, alles konnte ich tun, aber Master Cain anlügen, und das während er mich so besorgt musterte ging auf alle Fälle nicht. Mir blieb also nur die Wahrheit. „Na ja Master Cain, manchmal fehlt mir wirklich die Zeit.“ Entsetzt blickte er mich an. „Aber das darf nicht sein. Danke Martha, daß Sie mich informiert haben. Und dein Problem werde ich noch überdenken. Das währe doch gelacht, wenn wir keine Lösung finden würden.“ Ich wiegelte ab, doch Master Cain funkelte mich nur kurz an. „Master Cain ich habe damit kein Problem.“ „Ich habe es aber. Das letzte was ich brauchen kann ist ein Butler der zu schwach ist um meine Schuhe zu binden.“ Wut ließ seine Augen in einem dunklengrün glimmen und die goldenen Sprenkel wie flüssiges Gold leuchten. In diesen Sekunden schnürte es mir den Hals zu und ich glaubte fast, daß ich auf der Stelle vor Scham und auch Trauer tot umfallen würde. Die nächsten Worte brachte ich nur mit viel Anstrengung über meine Lippen, während ich mich an einer Stuhllehne festhalten musste. „Ich verstehe Sir.“ Kapitel 10: Gehilfe gesucht --------------------------- Hallo zusammen. Als allererstes möchte ich meinen fleißigen Kommischreibern danken. Es baut mich als Schreiber sehr auf, daß ihr mit euren Meinungen nicht hinterm Busch haltet und treibt mich dadurch weiter zu machen. In diesem Sinne VIELEN DANK IHR LIEBEN!!! *zur 10 Kap.feier Kekse und Sekt herumreich* Entschuldigt bitte, daß ich solange mit diesem Kapitel gebraucht hatte, aber ich hab eine Erklärung. Das Kapitel ist viel zu lang geworden. Ich hatte mir vorgenommen höchstens 4800 Wörter pro Kapitel zu verwerden, doch hier wurden es über 6000. Also hab ich eine passende Stelle gesucht wo ich das Kapitel beende. Darum kann es sein, daß es sich ziemlich abrupt anfühlt.*immernoch 5000* Dafür ist das nächste schon fast soweit, daß ich es ausdrucken und überarbeiten kann. Es könnte sein, daß dieses etwas langatmig geworden ist, aber die Infos die darin verpackt sind mußten einfach sein. Außerdem war ich die letzten beiden Wochen fast nie zuhause. Immer waren irgendwelche Termine. Wenn man Kinder hat ist man nur am herumfahren. *kaputt bin* Bin jetzt auch schon wieder auf dem Sprung, deswegen schaffe ich es jetzt nicht meinen Kommischreibern bescheidzugeben. Es tut mir gaaaaanz doll leid. Ach eines muß ich jetzt noch loswerden nur um euch etwas zu ärgern.*kicher* Das letzte Kapitel ist zwischenzeitlich schon fertig. *Uh, da fließt das Blut.* Jetzt muß ich es nur noch schaffen, von dem momentanen Punkt bis zum Ende zu kommen. Ich schätze mal, daß das noch 2 Kapitel dauert und Kapitel 13 dann das Letzte wird. Und nun viel Spaß beim lesen und Kommi schreiben.*bettelblick aufsetz* Kapitel 10 –Gehilfe gesucht- Die Tür wurde aufgerissen und ich wollte soeben loskeifen, daß gefälligst geklopft werden sollte, jedoch kam ich nicht dazu, da Cassian noch bevor er richtig ins Zimmer getreten war schon losmeckerte. „Himmel noch mal, wie lange soll er denn noch warten?“ Er übersah Martha und mich geflissentlich und stellte sich direkt vor Riff. Er versuchte sich etwas größer zu machen um neben Riff bedrohlicher auszusehen. „Los, was hast du so wichtiges zu tun, daß du keinerlei Zeit für Jezebel erübrigen kannst?“ Bevor Riff irgendwas erwidern konnte wurde Cassian am Ohr gepackt und daran Richtung Tür gezogen, während er ein gewimmertes ^Aua^ von sich gab und Martha ihn anfuhr. „So jetzt hab ich die Faxen aber Dicke. Kleiner, du hast jetzt mal Pause. Geh zu deinem Vater und sag ihm, das Riffuel momentan schwerwiegende Probleme hat die zuerst erledigt werden müssen und daß er in etwa einer halben Stunde Zeit hat. Ein Chefbutler hat eben eine riesige Menge an täglichen Pflichten, die erledigt gehören. Verstanden?“ Cassian rieb sich das gerötete Ohr während er barsch antwortete, was die Köchin jedoch nicht sonderlich störte. „Natürlich. Ich bin schließlich nicht taub.“ „Gut und du Junge, folge mir in die Küche.“ Eigentlich wollte Riff etwas entgegnen, doch kaum hatte er den Mund geöffnet da fauchte Martha ihn ungehalten an. „Denk noch nicht einmal daran. Abmarsch.“ Sie ging voran und Riff folgte ihr mit einem ziemlich geknickten Gesichtsausdruck, während Cassian zu Grinsen begann. „Na so was, der Butler tut ja was sie sagt. Dabei dachte ich, daß er nur die Tricks aufführt, die ihm sein Herrchen beigebracht hat.“ Als Riff an dem Dunkelhaarigen vorbei ging fauchte er ihm leise etwas zu, das sich verdächtig nach einem ^Halt die Klappe^ anhörte und Cassians verdutztem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte ich mich nicht verhört. Ich konnte mir ein etwas breiteres Grinsen nicht verkneifen, als ich mich an den noch immer total verdatterten Cassian wandte. „Du hast doch gehört, was Martha gesagt hat. Hopp ab mit dir zum deinem Vater.“ „Sag mal Kleiner, willst du mich verarschen?“ Wütend funkelte er mich an, drehte sich aber auf dem Absatz um und verschwand, nachdem er die Tür lautstark hinter sich ins Schloss geworfen hatte. Ich ging zu meinem Bett hinüber und legte mich quer darauf um die neuesten Informationen zu überdenken. Ob Martha in ihrer Aufregung etwas übertrieben hatte? Nun gut, Riff war immer am herumwuseln. Schließlich hieß es ständig Mister Raffit hier, Mister Raffit da und auch ich war in dieser Hinsicht nicht besser. Andauernd wollte ich etwas von ihm und schleppte ihn die halbe Nacht zu irgendwelchen Partys, wo er dann draußen warten musste während ich mich vergnügte. Daran, daß er während der Wartezeit zumeist nichts zu essen oder zu trinken bekam fiel mir erst jetzt auf. Ich musste mich wohl mehr für die anständige Betreuung meiner Angestellten bei den anderen Adligen einsetzten. Und mich etwas mehr aus dem Luderleben verabschieden, sonst würde ich ihn vielleicht irgendwann ungewollt verlieren und das durfte einfach nicht geschehen. Schweigend musterte ich die weiße Wand am Kopfende meines Bettes, ließ meinen Blick zur Uhr schweifen. Quälend langsam wanderte der Minutenzeiger zur nächsten Zahl. Zwischenzeitlich war es schon kurz vor zwölf. Hatte Riff diese Nacht eigentlich geschlafen? Um halb eins war er noch bei mir gesessen und hatte mit mir über die Beerdigung gesprochen. Doch während ich bis zum späten Vormittag geschlafen hatte, war er nach Marthas Aussage, wie jeden Tag schon um Fünf wieder aufgestanden. Ob er es für nötig gehalten hatte sich wegen etwas über vier Stunden noch hinzulegen oder hatte ihm vielleicht auch der Gedanke an Ally den Schlaf geraubt? Mir persönlich war es schon nahe gegangen was sich auch in meinen Träumen abgezeichnet hatte. Zwar hatte ich weder von meiner Mutter noch von Tante Augusta oder meinem Vater geträumt, noch von der Verstorbenen, sondern der Augenblick in dem Riff die Tote gefunden hatte war mir immer wieder vor Augen geführt worden und dadurch wurde mir bewusst, wie sehr es mir zusetzte, wenn er litt. Wie Schreckgespenster flatterten auch jetzt die Erinnerungen vor meinem inneren Auge herum. Ich konnte ganz deutlich sein blasses Gesicht mit den geweiteten Augen in denen der Unglaube schimmerte vor mir sehen. Um die Phantombilder zu verscheuchen schüttelte ich den Kopf und unterdrückte dabei ein Gähnen. Der heutige Tag war anstrengend und ereignisreich gewesen und langsam machten diese Eigenschaften sich bei mir bemerkbar. Ob Riff auch schon gegen den Schlaf kämpfte? Hatte er sich deswegen Cassian gegenüber so untypisch benommen? War er einfach nur müde? Da ich keinerlei Antworten auf meine Fragen fand, wartete ich noch 15 Minuten und ging dann in Riffs Zimmer, wo momentan der Doktor und Cassian untergebracht waren. Egal wie sehr Riff mit mir schimpfen würde, weil ich mich unnötigerweise vielleicht in Gefahr bringen würde, ich konnte und wollte momentan einfach nicht alleine herumsitzen und über die Dinge nachdenken, welche mich jetzt ziemlich beschäftigten. Einige Sekunden blieb ich vor der geschlossenen Türe stehen, überlege, ob ich anklopfen sollte, bevor ich das Zimmer betrat, entschied mich aber dagegen. Immerhin war das mein Haus und wer klopfte schon in seinem eigenen Haus an? Ich auf alle Fälle mal nicht. Trotzdem zögerte ich leicht bevor ich die Tür öffnete und eintrat. Erstaunen brachte mich dazu, die Tür einige Sekunden offenstehen zu lassen, da ich erst das Bild, welches sich mir bot auf mich wirken ließ. Während Cassian mit verschränkten Armen vor dem Fenster stand und grummelnd in die Dunkelheit hinausstarrte, saß der Doktor leise vor sich hin kichernd auf dem Bett und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Die Beiden schienen mich gar nicht bemerkt zu haben, denn der Doktor begann zu sticheln. „Und sie glaubte wirklich du währst mein Sohn?“ Mehr als ein bestätigendes Grummeln bekam er nicht zu hören. „Wie köstlich.“ Noch immer lächelnd, wandte er sich zu mir um und erstarrte kurz bevor er auch mich angrinste. „Findest du nicht auch Cain?“ Ich schloss die Tür und während ich auf das dunkle Holz starrte antwortete ich. „Vielleicht. Doktor, was möchtest du von Riff?“ Er lehnte sich etwas zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich einige Sekunden bevor er antwortete. „Ich bräuchte seine Hilfe.“ Aufgebracht wirbelte ich herum und fauchte den Blonden an. „Warum unbedingt seine?“ Einige Sekunden spürte ich den stechenden Blick seiner hellblauen Augen auf meiner Haut, bevor er sich mit einem Achselzucken von mir abwandte und zu erklären begann. „Na ja, wenn du so fragst, ich brauche bei einer OP Jemanden, der medizinische Kenntnisse besitzt um mir zu assistieren. Und Riff ist nun einmal ziemlich gut was diese Sache angeht.“ In den nächsten Sekundenbruchteilen ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf. Der Kerl ist jetzt komplett verrückt geworden. Ich musste mich regelrecht zusammenreißen um einigermaßen ruhig zu klingen. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich es zulasse, dass Riff bei einer deiner verrückten Perversitäten mithilft.“ Entsetzen heuchelnd legte er eine Hand an sein Brustbein. „Aber Cain, wie kannst du nur so etwas denken? Ich würde diese unschuldige Seele niemals auf solch eine Art beschmutzen.“ Der entsetzte Ausdruck verschwand aus seinem schmalen Gesicht und machte einem gehässigen Grinsen platz als er weiter sprach, wobei seine Worte mir eine Gänsehaut bescherten. „Dafür gibt es amüsantere Mittel und Wege.“ Das Grinsen verschwand und er blickte mich beinahe gelangweilt an, als er mich zu belehren begann. „Es ist zwar kein alltäglicher Eingriff, aber da er eine ziemlich ausgeprägte Auffassungsgabe besitzt, könnte er nach der Lektüre dieser Unterlagen, schätzungsweise, den Eingriff alleine fertig bringen.“ Einige Sekunden sah ich die Blätter, welche er hochhielt, nur an. „Um was genau geht es?“ „Das mein Lieber kann ich nicht verraten. Es ist ein Geheimnis.“ Ein verschmitztes Lächeln zierte seine Lippen, als er sich von mir abwandte und der Tür, an welcher es eben geklopft hatte, zuwandte. „Komm herein.“ Riff trat ein. Sein Blick funkelte Sekundenbruchteile erstaunt, als er mich hier entdeckte, doch dann wandte er sich dem Blonden zu. „Was gibt es?“ Eine der fein geschwungenen Augenbrauen des Doktors wanderte nach oben, während er Riff so intensiv musterte, als hätte er eine neue Spezies entdeckt. „Na aber Riff, was ist denn? Bist du etwa übermüdet? Ach wie interessant. Oder gibt es einen anderen Grund, weshalb du so gereizt bist?“ Riff verschränkte die Arme vor der Brust und seine Stimme klang wirklich regelrecht gereizt. „Doktor, es geht Sie eigentlich gar nichts an, jedoch habe ich mir in den letzten 30 Minuten eine Standpauke anhören dürfen und bin jetzt nicht in der Stimmung für ihre Spielchen. Entweder Sie erläutern mir jetzt weshalb Sie nach mir schicken ließen, oder ich werde mich augenblicklich in meine Räume begeben.“ Gereizt funkelten Riffs Lapislazuli den Blonden an, der ziemlich beleidigt dreinschaute. „Na gut. Es geht darum, dass ich morgen einen operativen Eingriff vornehmen werde und dafür einen Assistenten brauche.“ Riff stutze kurz und in seinen Augen erschien ein Ausdruck, als würde er an dem geistigen Gesundheitszustand seines Gegenübers zweifeln. „Tut mir Leid Doktor, das kann ich nicht zulassen. Sie sind zu geschwächt um sowas durchzustehen. Das könnte für Sie ebenso wie für den Patienten lebensgefährlich werden.“ Jezebels Stimme klang, als müsste er einem uneinsichtigen Kind seine Beweggründe erklären. „Genau deswegen sollst du mir assistieren. Hier lies das bis Morgen durch. Sollte irgendetwas mit mir sein, dann kannst du den Eingriff beenden.“ Obwohl der Doktor Riff die Papiere unter die Nase hielt reagierte dieser nicht darauf und begann weiter nachzufragen. „Kann das denn nicht warten?“ „Nein. Wenn ich doch noch warte, dann muss ich wieder alles vorne beginnen.“ Einige Sekunden überdachte Riff die letzten Worte von Jezebel, bis er ihn regelrecht angewidert an sah. „Von Vorne beginnen? Sie wollen doch wohl nicht, daß ich ihnen bei ihren seltsamen Versuchen unter die Arme greife?“ Der Doktor zog eine Schnute. „Warum unterstellt mir Jeder die gleichen Unsinnigkeiten?“ Riff verschränkte wieder die Arme vor der Brust, bevor er schnippisch antwortete. „Weil gerade Sie genau der Typ für so etwas sind.“ Die gereizt klingende Stimme des Doktors strafte seine Worte Lügen. „Wenn du denkst, dass mich diese Worte treffen oder beleidigen, dann irrst du dich. Nun, was ist? Greifst du mir nun unter die Arme oder nicht?“ Tief durchatmend sah Riff den Blonden unentschlossen an. „Um was genau geht es denn überhaupt Doktor?“ Der Doktor hielt Riff die Unterlagen ein weiteres Mal hin, welche er nun vorsichtig, als würde er fürchten, daß sich damit der Wahnsinn auf ihn übertragen könnte, an sich nahm. „Lies den Titel und dann entscheide dich.“ Langsam lies Riff den Blick über die erste Seite der zusammengebundenen Notizblätter gleiten. Seine Augen weiteten sich einige Augenblicke, doch dann wurde der Ausdruck interessiert und er las einige Zeilen voraus. „Das ist nicht ihr ernst. Sowas ist unmöglich.“ Der ungläubige Ausdruck in seinen Augen schlug sich auch in Riffs Stimme nieder. Deswegen versuchte Jezebel all seine Überzeugungskraft in die nächsten Worte zu legen. „Für den Stand der medizinischen Kenntnisse unserer veralteten Schulmedizin vielleicht, aber wenn du dich mit dem Stoff befasst, wirst du sehen, dass es funktioniert.“ Einige Augenblicke sah Riff mich fragend an und für die anderen unmerklich nickte ich ihm zustimmend zu. Kurz lies er seinen Blick noch mal auf den Papieren ruhen bevor er seine Entscheidung kundgab. „Nun gut. Ich werde es durcharbeiten und ihnen Morgen zur Hand gehen. Master Cain, kommt ihr dann mit?“ Dies Überraschte mich nun doch. Weswegen fragte Riff mich dies und blickte mich dabei auch noch so bittend an? Bei diesem Blick blieb mir eigentlich nur noch eine Entscheidungsmöglichkeit über. „Wenn nichts dagegen spricht, daß ich dabei bin. Es hört sich ja sehr spannend an.“ Mit einem beinahe unmerklichen, jedoch erleichterten Lächeln blickte er mich einige Augenblicke an. „Könnte man so sagen Sir.“ Cassian kehrte dem Fenster aus dem er bisher schweigend gestarrt hatte den Rücken zu und musterte Riff verwirrt. „Warum hilfst du ihm?“ Riff wandte sich zu dem Dunkelhaarigen und sah ihn durchdringend an, während er ihm ernst antwortete. „Weil ich wenigstens versuchen möchte, das Leben des „Patienten“ zu retten, sollte der Doktor nicht durchhalten.“ Mit einem kurzen ^Guten Abend^ verließ er, die Unterlagen unter dem Arm, das Zimmer. Kaum hatte sich die Tür hinter Riff geschlossen als ich noch einmal versuchte nähere Informationen aus dem Doktor herauszubringen. „Was genau hast du vor?“ Schon wieder umschmeichelte ein geheimnisvolles Lächeln seine Lippen als er mir schon wieder ausweichend antwortete. „Ich sagte schon, daß ich nichts verraten werde. Aber vielleicht erklärt Riff es dir ja.“ Momentan stand ich regelmäßig auf dem Schlauch. Weswegen musste man mich zurzeit immer mit der Nase auf die Antworten stoßen? Wurde ich vielleicht krank? Oder spielten mir die Hormone Streiche? Ich verließ auf der Suche nach Riff das Zimmer und ging zu dem Raum, in dem er schlief solange der Doktor und Cassian hier waren, welchen ich aber verwaist vorfand. Langsam durchschritt ich das Zimmer, setzte mich auf das Bett und wartete einige Minuten. Doch als er nicht kam, erhob ich mich wieder, wanderte einige Male unruhig durch den Raum und verlies ihn dann um weiter nach Riff zu suchen. Gerade als ich durch die Eingangshalle ging, traf ich auf die Köchin. „Ah, Master Cain, schön daß ich Euch noch mal kurz sehe. Es geht um Riff. Ich hätte ein Bitte an Euch.“ „Nun gut, nehmt kein Blatt vor den Mund, nur weil ich ein Count bin und erzähl mir was dich bedrückt.“ Etwa fünfzehn Minuten standen wir in der Halle und redeten, bis Martha mich breit anlächelte und mir durch mein Haar wuschelte. „Sie sind wirklich etwas besonderes Junger Herr. Gute Reise und kommt Beide gesund wieder zurück.“ Mit diesen Worten verlies die Frau das Haus und machte sich gemeinsam mit dem französischen Hausmädchen in einer Droschke auf den Weg nach Hause. Einige Augenblicke sah ich die geschlossene Haustüre an und schämte mich dafür Martha wegen der Reise etwas vorgemacht zu haben, während sie sich offenkundig Sorgen machte. Langsam wandte ich mich von der Tür ab und überlegte wohin sich Riff zurückgezogen haben könnte. Wo würde ich hingehen wenn ich ungestört sein wollte, außer in meine Räume? Auf die Schnelle und in anbetracht der schon sehr fortgeschrittenen Stunde fielen mir nur drei Zimmer ein. Nacheinander suchte ich den Saloon und Riffs Arbeitszimmer ab, jedoch waren auch die beiden verwaist. Blieb eigentlich nur noch die offensichtlichste Lösung, die Bibliothek. Leise öffnete ich die Tür und spähte hinein. In einem der breiten Ledersessel saß Riff, die Unterlagen waren neben einigen dicken Büchern auf dem niedrigen Mahagonitischchen ausgebreitet, ein Blatt lag auf seiner Brust und sein Kopf war zur Seite geneigt, während er schlief. Einige Augenblicke überlegte ich, ob ich einfach wieder gehen und ihm seinen verdienten Schlaf gönnen sollte, doch ich konnte nicht widerstehen und trat ein. So leise ich konnte schloss ich zuerst die Tür, drehte, ohne es richtig mitzubekommen, den Schlüssel im Schloss und schlich dann wie eine Katze auf Samtpfoten zu den Sitzgelegenheiten. Dort machte ich es mir auf dem Platz Riff gegenüber bequem, während ich ihm dabei zusah, wie er schlief. Dieses Bild war sehr selten und ich wollte es in vollen Zügen genießen. Die geschlossenen Augen, die leicht geöffneten Lippen, der entspannte Gesichtsausdruck, die Haarsträhne seines sonst so ordentlichen Haares, die sich in seine Stirn geschmuggelt hatte und sich dort leicht regte, all dies brannte sich in mein Herz und es entstand daraus eine dieser Erinnerungen die man für den Rest seines Lebens im Herzen behalten würde. Lümmelnd kuschelte ich mich in das Leder des Sessels, schlug die Beine übereinander, stützte den Kopf mit einer Hand ab und sah Riff einfach nur zu, während die Schatten der Lampen auf Riffs Haut einen Reigen tanzten. Nach wenigen Minuten begann er sich jedoch wieder zu regen, blinzelte kurz, rieb sich die Augen und musterte mich, wobei er beinahe erschocken aussah. Als ich Master Cain in dem Sessel sitzend erkannte verschwand jegliche Müdigkeit innerhalb von Sekundenbruchteilen aus meinem Körper und ich sprang regelrecht auf. „Master Cain, was tut ihr hier?“ Ein verhaltenes Lächeln zierte seine Lippen während er mir antwortete. „Ich warte darauf, daß Dornröschen aus dem hundertjährigen Schlaf erwacht.“ Das Prickeln meiner Haut verriet mir, daß die Schamesröte mein Gesicht zierte. „Sir, Ihr habt doch nicht lange gewartet?“ Er schüttelte abwiegelnd den Kopf. „Nur ein paar Minuten.“ Master Cain war ein paar Minuten im Raum und ich habe so fest geschlafen, daß ich es nicht bemerkte? Bin ich wirklich so erschöpft, ohne daß ich es selber richtig wahrnehme? Gut, ich hatte letzte Nacht nur etwa 2 Stunden, mehr schlecht als recht, geschlafen und in der Kutsche hatte ich schon gegen den Schlaf gekämpft, aber kaum war ich hier angekommen, war jegliche Müdigkeit verflogen. Mein Blick schweifte über die Gegenstände welche auf dem Tischchen lagen. Und von langweiliger Lyrik waren die Aufzeichnungen des Doktors weit entfernt. Ich musste ein Schmunzeln über meine verworrenen Gedankengänge unterdrücken, während ich mir über den Nacken strich, da dieser verspannt zu pochen begann. Master Cain erhob sich, stellte sich hinter mich und legte seine warmen Hände auf die Haut über meinen verspannten Muskeln und rieb sanft um sie zu lockern, was mir eine Gänsehaut bescherte, während er mich auszufragen begann. „Und, um was geht es denn Morgen?“ „Gehirntransplantation.“ Abrupt hielt Master Cain in seinem Tun inne, beugte sich über meine Schulter um mir ins Gesicht sehen zu können, wobei eine seiner seidigweichen Haarsträhnen über meine Wange strich und blickte mich perplex an. „Im Ernst?“ Ich nickte nur und hielt ein paar Seiten hoch, damit er sie nehmen und lesen konnte. Blitzschnell schnappte er sich die Blätter, ging um den Sessel herum und ließ sich auf meinen Schoß fallen, wo er sich dann mit dem Rücken an mich schmiegte und zu lesen begann während ich ihm die Arme um den schlanken Leib legte und über seine Schulter spähte um mitzulesen. Der Glockenschlag der nahegelegenen Kirche schreckte uns aus unseren Diskussionen über die Machbarkeit und die ethischen Ansichten der Gehirntransplantation. Einige Augenblicke sahen wir uns nur verwundert an und gleichzeitig ließen wir unseren Blick auf die Standuhr im Eck gleiten. Wo war nur die Zeit hingekommen? Über zwei Stunden hatten wir in der Bibliothek verbracht. „Master Cain, es ist spät. Ihr solltet langsam zu Bett gehen.“ Er erhob sich und ging einen Schritt Richtung Tür. Er sah mich bei seinen nächsten Worten nicht an und ich glaubte Scham und Sorge in seiner ruhigen Stimme mitschwingen zu hören. „Du auch.“ Ich versuchte mir das Lächeln zu unterdrücken als ich ihm antwortete. „Seid unbesorgt Sir. Ich werde die Unterlagen nur noch einmal durcharbeiten und dann werde auch ich mich zur Ruhe begeben.“ „Riff!“ Der drohende Unterton in Master Cains Stimme war nicht zu überhören. „Was soll das? Es ist inzwischen drei Uhr dreißig. Du bist seit über 22 Stunden wach.“ Ich versuchte ihn mit meinen nächsten Worten zu beruhigen. „Master Cain, ich hab so einen Eingriff noch niemals miterlebt, geschweige denn selber durchgeführt. Ich muss jeden der angegebenen Schritte sicher im Kopf haben um im Notfall helfen zu können.“ Master Cain wirbelte herum, setzte sich wieder auf meinen Schoß, packte mich am Kragen und fauchte mich regelrecht an. „Verdammt Riff, wenn du übermüdet bist und dich deswegen nicht wirklich konzentrieren kannst, könnten dir Leichtsinnsfehler unterlaufen. Ich bin mir sicher, daß das bei so einem Eingriff nicht von Vorteil ist.“ Ein leiser, pochender Schmerz machte sich hinter meiner Stirn breit, während sich in meinem Hals ein schon den ganzen Tag andauerndes Kratzen verstärkte. Hoffentlich waren das jetzt nicht die ersten Anzeichen einer anschleichenden Grippe. Ich rieb mir den Hals, während ich Master Cains Einwurf noch mal überdachte, schließlich hatte er damit ebenso Recht wie ich damit, daß ich es können musste um helfen zu können. Es war eine Zwickmühle, wobei mir aber die Müdigkeit noch als kleineres Übel vorkam. Zumindest solange ich wirklich wusste was ich tat. Als ich Master Cain schweigend musterte begannen seine Augen zu funkeln. Er unterdrückte seine Wut zwar, doch in seinen Seelenspiegeln konnte ich diese dennoch problemlos erkennen. „Na gut Master Cain. Wie währe es mit einer Lösung, die beide Ansichten unterstützt?“ Er atmete kurz durch bevor er nachzufragen begann. „Und wie soll die gehen?“ „Ich werde die Unterlagen mitnehmen, mich ins Bett legen und dort weiter lesen. Sollten mir jedoch die Augen zufallen werde ich die Schreiben zur Seite legen und meinem Körper den nötigen Schlaf gönnen.“ Einige Sekunden überdachte er meine Worte, bevor er zustimmend zu nicken begann. „Hört sich fast gut an, aber eine Kleinigkeit fehlt mir noch.“ Auf was wollte er denn nun mit diesen Worten hinaus? „Und welche währe das Sir?“ Ein schelmischer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Dass du Morgen…, Heute, nicht vor neun Uhr aufstehst.“ Das waren verführerische Aussichten. Solange hatte ich, ohne daß mir aufgrund einer Verletzung oder Krankheit strikte Bettruhe verordnet worden war, schon sehr lange nicht mehr geschlafen. Ich wollte schon zusagen, als mir eine wichtige Sache einfiel. „Aber Master Cain, das geht nicht. Ich muss Miss Merry morgen um 8 Uhr zu Miss Katina bringen.“ Seine Augenbraue zuckte gefährlich hoch, doch er schien die Wichtigkeit in meinen Worten zu sehen. „Hhmm, das ist nicht zu ändern. Dann stehst du eben nicht vor sieben auf. Verstanden?“ Ich fühlte mich geehrt, daß er sich offensichtlich Sorgen um mich machte. „Natürlich Sir.“ Kaum hatte ich zugestimmt, als er meine Hand nahm, mich hoch und, nachdem ich die Papiere zusammengerafft hatte, aus dem Raum hinaus zog. Er blieb erst stehen, als wir vor seinem Zimmer angekommen waren. Doch bevor ich ihm eine Gute Nacht wünschen konnte um in mein vorübergehendes Zimmer zurückzuziehen, schob er mich in den Raum, schloss die Tür und lehnte sich daran, während er krampfhaft versuchte sein Lächeln zu unterdrücken. „Master Cain, habt ihr noch Wünsche, bevor ich mich zurückziehe?“ Nun konnte er sich das Lächeln nicht länger verkneifen und als er auf meine Frage antwortete, schien sein ganzes Gesicht von innen her zu leuchten. „Natürlich. Verbringe die Nacht hier bei mir.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte leicht den Kopf. „Master Cain, Ihr habt selbst gesagt, ich sollte mich so zeitig wie möglich zur Ruhe begeben.“ Entsetzt blickte er mich an, bevor er abwiegelnd mit den Händen wedelte. „Ah, du verstehst mich falsch. Ich will heute Nacht nicht mit dir intim werden…, na ja wollen schon…, was ich eigentlich sagen wollte…, öhm…, ich wünsche deine Gegenwart weil…, die Gefahr, die vom Doktor und Cassian ausgeht nicht ganz so hoch ist, wenn wir zusammen sind und ich kann kontrollieren, ob du dich daran hältst. Außerdem musst du mir noch beim Auskleiden helfen.“ Ich verkniff mir das Grinsen auf Kosten von Master Cain bevor ich ihn befragte. „Master Cain, kann es sein, daß ihr Euch vernachlässigt fühlt und deswegen solch seltsamen Ausreden hervorkramt?“ Beschämt färbten sich seine Wangen rötlich, während er sich verlegen durch sein Haar strich und den Boden unter seinen Füßen musterte. „Bingo. Und? Bleibst du diese Nacht bei mir? Du hattest schon fast eine Woche keine Zeit um meine Einsamkeit zu vertreiben.“ Er blickte mich schüchtern von unten her an, weswegen ich mich sehr zusammennehmen musste um nicht augenblicklich über ihn herzufallen. „Master Cain, weshalb habt ihr denn nie etwas gesagt?“ Verlegen fuhr er sich zuerst durch sein dunkles Haar während er versuchte mir seine Beweggründe zu unterbreiten, bevor er am Ende ziemlich aufgebracht vor mir stand. „Na ja, einerseits hatte ich eigentlich darauf gewartet, daß du die Initiative ergreifst, andererseits wartete ich auf eine passende Gelegenheit, doch du hattest immer irgendetwas zu erledigen und Martha hat Recht damit, wenn sie sagt, daß du dir sehr viel zumutest.“ Da hatten sich ja die richtigen Zwei gefunden. Um ihn zu beruhigen ließ ich meine Lippen über die Seinigen gleiten, erlaubte mir kurz daran zu kosten bevor ich ihm die nächsten Worte leise ins Ohr hauchte. „Nun Master Cain, dürfte ich die Nacht bei Euch verbringen, damit ihr kontrollieren könnt, ob ich mich wirklich an die Abmachung halte?“ Master Cain schüttelte den Kopf, wobei er sich ein Lächeln verkniff, und strich mir sanft über die Wange. „Idiot.“ Zügig half ich ihm beim Umziehen, eilte in meine Räume, holte dort meinen Pyjama, zog diesen an und setzte mich, kaum bei Master Cain angekommen, nachdem ich mir das Kopfkissen ins Kreuz gestopft hatte, neben ihn ins Bett. „Ach, das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Master Cain, Miss Merry hat mir aufgetragen Euch zu sagen, daß es ihr Leid tut und Euch zu bitten nicht mehr auf sie wütend zu sein.“ Cain blickte mich müde an, während er verständnislos den Kopf schüttelte. „Bin ich doch gar nicht.“ Ich sortierte die Blätter und begann die ersten Zeilen zu überfliegen während ich ihm antwortete. „Dies hab ich ihr auch schon gesagt.“ Er hielt sich eine Hand vor den Mund und gähnte leise während er sich wieder aufsetzte. „Und, hat sie es geglaubt?“ Nachdenkend ließ ich die Blätter sinken und versuchte meine Gedanken in Worte zu fassen. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht Sir. Es war ihr sehr Nahe gegangen, daß ihr so schroff zu ihr ward.“ Einige Sekunden saß Master Cain nur grübelnd da. „Erinnere mich am Tag vor Merrys Rückkehr daran, daß ich ihr ein kleines Entschuldigungspräsent besorge.“ Ich versuchte mir ein Seufzen zu verkneifen. „Sir, denkt Ihr nicht, daß die kleine Miss schon genug Spielsachen hat?“ Er lächelte mich geheimnisvoll an. „Diesmal wird es etwas Anderes sein. Also vergiss nicht mich daran zu erinnern, sollte ich wirklich nicht mehr daran denken.“ „Sehrwohl Sir.“ Während Master Cain sich an mich kuschelte und kurz darauf einnickte begann ich die Unterlagen ein weiteres Mal durchzugehen, bis mir etwa zehn Minuten später die Augen zufielen und ich die Blätter auf das Nachtkästchen, neben den auf sechs Uhr gestellten Wecker, legte und es mir bequem machte. Kurz bevor ich einschlief hörte ich noch die Glocken der Kirche die vierte Stunde einläuten und bat Master Cain in Gedanken um Verzeihung, daß ich mich nicht an die Abmachung halten würde. Müde rieb ich mir die Augen. Verschlafen überlegte ich weshalb ich aufwachte, bis mir eine leise Stimme bewusst wurde. „Miss Merry, aufstehen.“ Ich öffnete die Augen und blickte in ein paar Hellblaue, die mich belustigt anfunkelten. „Och Riff nur noch ein paar Minuten.“ „Tut mir leid Miss, aber in 45 Minuten sollten wir aufbrechen um pünktlich bei Eurer Tante zu sein und Ihr wollt doch bestimmt nicht mit leerem Magen dort ankommen.“ Was für vernünftige Argumente. Und das um diese Uhrzeit, das hält ja das stärkste Pferd nicht aus. „Aber ich bin noch so müde.“ Ich sah Riff dabei zu wie er die Vorhänge zur Seite schob um das Licht des Morgens in mein Zimmer fließen zu lassen. Als ich jedoch das Wetter draußen sah zog ich mir die Decke wieder über den Kopf. „Das Wetter ist zu schlecht um aufzustehen.“ Belustigung lag in seiner Stimme, als er mich zu überzeugen begann. „Miss Merry, keine Sorge, der Nebel verspricht einen sonnigen Tag.“ Ich blieb trotzdem liegen und verkniff mir ein Gähnen. „Ist ja gut.“ Einige Augenblicke kuschelte ich mich noch ungestört an einen meiner Bären, doch nachdem Riff mir meine Decke weggezogen hatte blieb mir nichts anderes über, als wirklich aufzustehen. Nachdem ich im Bad meine Morgentoilette beendet hatte und Riff mir beim Binden der beinahe unzähligen Bänder geholfen hatte trottete ich neben ihm her zum Speisezimmer. Dort hatte ich gehofft, daß ich auf meinen Bruder treffen würde, doch der Raum war leer. „Riff, ist Cain noch sauer?“ „Miss Merry, Master Cain war nicht auf Euch wütend.“ „Aber warum ist er dann nicht hier? Schließlich ist das unser letztes gemeinsames Frühstück für drei Wochen.“ Ein entschuldigender Gesichtsausdruck erschien und Riff ging in die Hocke um mir während seiner Erklärung in die Augen sehen zu können. „Es tut mir leid Miss Merry. Gestern war ein sehr langer Abend. Master Cain war sehr erschöpft und deswegen hab ich ihn schlafen lassen.“ Ich seufzte leise und versuchte die Trauer aus meiner Stimme zu verbannen. „Ach so. Da kann man nichts machen. Riff, setzt du dich zu mir und isst mit mir gemeinsam? Alleine ist es so langweilig und schmecken tut es dann auch nur halb so gut. Und wenn ich wieder hungrig bei der Gewitterziege ankomme und mir einen zweiten Teller beim Mittagessen nehme mault die gleich, daß ich mich am Riemen reißen soll, da ich sonst zu dick werde.“ Riff schüttelte leicht den Kopf. „Miss Merry, Miss Katina ist keine Gewitterziege sondern Eure Tante.“ „Ich weiß. Setzt du dich trotzdem dazu?“ „Selbstverständlich, weder ich noch Euer Bruder möchten, daß Ihr wegen solcher Kleinigkeiten Probleme mit Eurer Tante bekommt.“ Das hatte ich nun nicht erwartet. Riff setzte sich wirklich, nachdem er mir eine Tasse Tee eingeschenkt hatte, mir Gegenüber an den Tisch, goss sich was ein und begann damit einen Apfel zu schälen. Einige Sekunden starrte ich ihn nur an, bis er das Messer zur Seite legte und mich fragend musterte. „Habt Ihr etwas Miss Merry? Wollt ihr auch einen Apfel?“ Ich schüttelte den Kopf, so daß meine Locken flogen. „Nein, danke Riff. Ich bin hiermit ganz zufrieden.“ Riff neigte den Kopf und blickte mich einige Augenblicke schweigend an. „Dann esst doch etwas. Inzwischen bleiben uns nur noch 30 Minuten.“ Ich strich Erdbeermarmelade auf ein Croissant und genoss dieses ebenso wie den köstlichen Früchtetee. Verständlich, daß mein Bruder nur noch Riffs Tee trank. Schweigend beobachtete ich ihn dabei wie er den Apfel teilte und das Gehäuse herausschnitt. Er räusperte sich, unterdrückte ein leichtes Husten. „Riff? Alles in Ordnung?“ „Selbstverständlich Miss Merry. Macht euch kleine Gedanken. Es ist nur ein leichter Hustenreiz. Nichts was nicht durch eine Tasse warmen Tee verscheucht werden kann.“ Überzeugt lächelte er mich an und ich glaubte ihm wirklich, schließlich kannte sich Niemand in diesem Haus besser mit dem medizinischen Kram aus als er. Die letzten Reste Tee benutzte ich um den letzten Bissen runterzuspülen. „Nun Miss Merry, seid ihr fertig oder wollt ihr noch etwas?“ „Danke, ich bin satt.“ Riff erhob sich und reichte mir die Hand, um mir beim Aufstehen behilflich zu sein. „Miss Merry, würdet ihr bitte in der Halle auf mich warten? Ich muss noch Euer Gepäck holen bevor wir aufbrechen können.“ Ich nickte nur und lief in die Eingangshalle hinab. Dort machte ich es mir auf dem Tischchen neben der Tür, an welches Cain sich immer anlehnte während Riff seinen Mantel schloss, bequem und wartete. Zwar wollte ich nicht zu Tante Katina, doch Cain würde seine Gründe haben wenn er mich schon zu diesem Drachen schickte. Gerade als ich mich zu wundern begann, wo Riff solange blieb, schließlich hatte ja Katharina alles schon gestern vorbereitet, hörte ich Schritte die Treppe herunter kommen. „Riff, was hat denn solange gedauert?“ „Dir auch einen schönen guten Morgen Merry.“ Vor Schreck rutschte ich vom Tischchen und schaffte es gerade noch so nicht auf meinem Allerwertesten zu landen. „Bruder? Ich dachte du schläfst noch weil es Gestern ziemlich spät wurde.“ „Bis vor wenigen Minuten war es auch so. Jedoch kann ich meine kleine Schwester nicht für drei Wochen Außerhaus schicken ohne mich zu verabschieden.“ „Dann bist du wirklich nicht mehr böse?“ Cain schüttelte verneinend den Kopf. „Natürlich, schließlich war ich es ja nie.“ „Dann hatte Riff wirklich Recht!“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Gesichtszüge meines Bruders, als er die nächsten Worte kaum hörbar vor sich hin murmelte. „Wie so oft.“ Das Lächeln verstärkte sich, als er mich in den Arm nahm. „Bis in drei Wochen. Pass auf dich auf und komme gesund zu mir zurück.“ Ich musste die Tränen unterdrücken und mich dazu zwingen ihn anzulächeln. „Das werde ich. Bis bald großer Bruder.“ Aus den Augenwinkeln entdeckte ich, daß auch Riff zwischenzeitlich mit meinem Gepäck runtergekommen war und in einigem Abstand von uns stand und uns mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete. Irgendwie war mir diese Szene nun sehr peinlich und ich riss mich fast schon von Cain los und rannte aus dem Haus. Dass sich Riff mit meinem Bruder noch kurz unterhielt bevor er mir folgte bemerkte ich nicht. So, das war es leider schon. Ich hoffe es war nicht zu langweilig und wir uns rotzallem beim nächsten Kapitel wieder sehen. Liebe Grüße FuYu Kapitel 11: Laßt das Spiel beginnen ----------------------------------- Hallöchen zusammen!!! Sodala, nachdem ich in der Zwischenzeit drei..., nö es waren vier Kurzgeschichten angefangen hab, habe ich es endlich geschafft dieses Kapitelchen hier zu überarbeiten. Und jetzt hab ich sogar etwas Zeit um es online zu stellen. Sorry, daß es solange gedauert hat, aber zugegeben, ich hatte irgendwie weder Zeit noch Lust mich damit zu beschäftigen. Vielleicht lag es daran, daß ich erst die anderen Gedanken schreiben mußte um den Kopf hierfür frei zu bekommen, oder es war ein windigerer Grund. Nämlich, daß mir dieses Kapitel überhaupt nicht gefällt. Sorry deswegen, aber es mußte sein, da sonst zuviel ungeklärt bleiben würde. Wie mich diese Infokapitel nerven.*Möh* Macht euch deswegen nicht zuviele Hoffnungen, es wird nicht viel interessantes passieren. Dafür bin ich mir fast schon sicher geht es im nächsten umso wilder rund.^^ So und nun viel Spaß beim schmökern und Kommi scheibseln. Gruß FuYu Kapitel 11-Laßt das Spiel beginnen- Schweigend blickte ich aus dem Fenster in den trüben Morgen hinein, während ich mir die schmerzenden Rippen rieb. Heute war er endlich gekommen, der Tag an dem sich meine geheimsten Sehnsüchte endlich erfüllen würden. Seid ich wusste, was Cassian für mich empfand, hatte ich es nicht mehr geschafft, meine Gefühle zu unterdrücken. Das war auch der Grund, weshalb mich mein Vater…, nein der Cardmaster, töten lassen wollte. Nachdem ich bei Cain einige Male vergeblich versucht hatte ihn zu zerstören hatte der Cardmaster mir einen geheimen Aufpasser auf den Hals gehetzt. Dieser hatte ihm dann meine Unfähigkeit an dem Abend nach dem Anschlag, ebenso wie mein Verhalten vor vier Tagen, berichtet und als ich ihm meine Version der Tatsachen erläutert hatte, wurde ich von ihm, weil ich die Wahrheit verdreht hatte, ziemlich heftig bestraft. Nachdem er mich in Ketten legen ließ begann er damit meine Brust mit einem Eisenband immer enger zusammenzuschnüren, bis meine Rippen der Belastung nicht mehr standhielten und einige einfach brechend nachgaben, nur um mich danach auszupeitschen. Währe Cassian nicht nach seinem Besuch bei Doktor Zenopia ins Hauptquartier gekommen um unaufgefordert hereinzuplatzen und mich zu schützen, indem er sich auf den Cardmaster stürzte und diesem die Peitsche entriss, hätte es gut sein können, daß der Cardmaster mich todgeprügelt hätte. Jedoch hatte Cassian durch sein Verhalten die Wut von dem Hohenpriester Kassandra, hinter dem sich Niemand anderes als der überall bewunderte Lord Gladstone verbarg, zugezogen, der aufgrund der Einmischung einer rangniederen Karte mit einem Dolch auf ihn losging, sich regelrecht von hinten anschlich, während Cassian sich verbissen gegen die Angriffe von Moon wehrte. Mir blieb nichts anderes über als mich von meinem Vater loszureißen und Cassian vor Gladstone zu schützen, wobei ich mir die Fleischwunde zuzog, welche Gestern von Riff besorg gemustert worden war. Einige Sekunden blickte Cassian, ebenso wie die anderen Anwesenden, mich einfach nur entgeistert an, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Wie ein kleiner, schwarzer Blitz lief er los, packte mich unterm Lauf an der Hand und zog mich aus dem Haus hinaus. Wir waren noch nicht weit gekommen als die internen Alarmglocken zu schrillen begannen. Sobald uns Mitglieder von Delilah über den Weg zu laufen drohten, wichen wir aus oder verbargen uns, bis wir in der Falle saßen und uns nur noch ein beherzter Sprung aus dem Fenster rettete. Dieser Sprung wiederum war wie Gift für meinem geschundenen Körper gewesen und ich taumelte einige Schritte bevor ich auf die Knie zusammensackte, doch Cassian griff mir unter die Arme und schwer auf seinen kleinen, schmalen Kinderkörper gestützt gelangten wir über Schleichwege nach Bunhill Fields, wo wir uns in der Nähe von Cains Kutsche, hinter einem Baum verborgen, ins Gras setzten. Zwischendurch verschwand Cassian für wenige Minuten und als er zurück kam begannen wir darüber zu diskutieren, ob wir es wagen sollten um Unterschlupf zu bitten, wobei ich nicht sehr erpicht darauf war, doch Cassian ließ sich diesmal von keiner meiner Einwände und Befehle abhalten. Unglaublich, daß dies alles und noch einiges Mehr an nur einem Tag geschehen war. Ich schüttelte entschieden den Kopf um die Erinnerungen zu vertreiben, da ich mich auf die OP konzentrieren musste. Zwischenzeitlich musste auch mein kleines Geschenk bei Kassandra angekommen sein. Ich blickte auf die Uhr. Ja, noch etwa eine viertel Stunde, dann müsste er nach meinen Berechnungen hier eintrudeln und daß diese fehlerhaft sein würden, war unwahrscheinlich. Ein befriedigendes Gefühl machte sich in mir breit. Ziemlich erstaunt sah ich erst den kleinen, blonden Wirbelwind aus dem Haus stürmen, dem wenige Augenblicke später eine hochgewachsene Gestalt folgte. Wo brachte Riff denn Cains Schwester hin? Es schien mir, als würde sie etwas länger außer Haus sein, da die drei Koffer eine Unmenge an Kleidern und Schuhen etc. fassen konnten. Und weshalb ließen sie eine öffentliche Droschke kommen? Cain besaß definitiv eine familieneigene Kutsche und die dazugehörigen Pferde samt Kutscher. Durften etwa die Angestellten den Aufenthaltsort des Mädchens nicht wissen? Doch aus welchem Grund? Vielleicht um in der Gegenwart vor Cassian und mir nichts austratschen zu können? Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken. Das war bestimmt die Idee des Butlers. Cain war viel zu arrogant und selbstsicher als daß er in unserer Gegenwart eine Gefahr sah. Mein Blick schweifte ein weiteres Mal zur Uhr. Noch zehn Minuten dann könnte das Spiel beginnen. Ich wandte mich vom Fenster ab, griff nach meinen Augengläsern und verlies das Zimmer um es mir im unteren Saloon bei einem kleinen Gläschen Scotch bequem zu machen und die Wartezeit mit einer entspannenden Lektüre etwas zu verkürzen, oder eher totzuschlagen. Meine Schritte hallten auf den Holzdielen des Ganges unnatürlich laut. Im ganzen Haus war kein Geräusch zu vernehmen. Weder miteinander tuschelnde Dienstmädchen, noch die Köchin, welche Gestern Nachmittag beim Backen lauthals gesungen hatte oder die ewig herumeilenden Butler. Es war gespenstisch leise, was mir jedoch entgegenkam. In der Halle stand ein Tischchen an welches ich mich, nachdem ich mir ein Glas Scotch geholt hatte, für einige Augenblicke lehnte, jedoch ließ mir die Vorfreude keine ruhige Minute und ich begann wie ein eingesperrtes Wildtier auf und ab zu gehen, während mein Blick sehr oft über das Zifferblatt der Pendeluhr strich. Die Minuten zogen sich wie warmer Käse in die Länge, kamen mir wie Stunden vor und doch schreckte ich zusammen, als die Türglocke durch das Haus hallte. Ich wartete einige Augenblicke ob einer der Butler erscheinen würde, doch niemand kam um auf das Klingeln zu reagieren, deswegen sauste ich zur der großen Eingangstür und zog diese auf. Tatsächlich stand Kassandra davor, in der Hand die Flasche Champagner, welche ich ihm durch einen Boten überbringen ließ und mit einem Blick in dem die Überraschung ebenso geschrieben stand wie der Unglaube. Jedoch wurden diese Gefühle nach einigen Sekunden, welche er brauchte um sich zu fangen, wieder von seiner üblichen Überheblichkeit verdrängt. Ich zwang mich zu einem Lächeln als ich ihn herein bat. „Willkommen Kassandra. Tritt bitte ein und folge mir.“ Während er mir zur Treppe folgte, ließ er seinen Blick durch den Eingangsbereich schweifen. „So, hier hast du dich also nach deiner spektakulären Flucht verkrochen. Wenn das der Cardmaster erfahren sollte, dann folgt deinem Rausschmiss aus der Organisation noch dein Todesurteil.“ Erstaunt blieb ich auf der breiten Treppe stehen, ging dann aber noch während Kassandras Erklärungen weiter hinauf zum kleinen Saloon im oberen Stock. „Wie war das? Ich bin meines Postens enthoben?“ Er grinste mich an, während er aufschloss und einen Arm um meine Schulter legte. Sein warmer Atem strich über meine Wange. „Noch ist es nicht offiziell, aber ich schätze mal ab Morgen oder spätestens Übermorgen sind alle Karten auf der Suche nach dir um dich gefangen zu nehmen, ebenso wie sie seit Gestern nach deinem kleinen Verteidiger her sind, nur daß es bei ihm schon egal ist, ob er tot oder lebendig zum Cardmaster gebracht wird.“ Ich löste mich von ihm ging noch ein paar Schritte und blieb vor der Tür zum blauen Saloon stehen. „Und du wirst dem Cardmaster natürlich davon unterrichten, daß du mich und Cassian entdeckt hast.“ Er nahm mein Kinn und zwang mich ihm ins Gesicht zu blicken, während er mit der anderen Hand mit einer Strähne meines Haarens spielte. „Natürlich nicht. Schließlich hast du doch nur einen Unterschlupf gesucht, der von Jedem als total abwegig angesehen würde. Wo befindet sich der Hausherr überhaupt? Ist er mit seinem Butler auf Reisen? Aber um auf unser Thema zurück zu kommen, ich hätte da einen kleinen Vorschlag, wegen dem ich extra den Weg hierher auf mich genommen habe, damit ich ihn dir unterbreiten kann.“ „Ich denke, wir sollten es uns etwas bequemer machen, während wir uns besprechen. Und was Cain angeht, der ist hier im Haus. Zusammen mit Riff, auch wenn dieser zurzeit gerade außer Haus ist um Besorgungen zu erledigen.“ Ein abfälliger Blick in dem geschrieben stand, daß er mir kein Wort glaubte, lag auf meiner Haut und ich versuchte den Drang zu unterdrücken ihm einfach den Hals umzudrehen, während ich die Tür öffnete. „Ist dem so? Wie auch immer, ich glaube zwar, daß du keine andere Wahl hast als meinen Bedingungen zuzustimmen, aber von mir aus, setzen wir uns und trinken wir dein…, wie nanntest du diese Flasche in deiner Nachricht…, Trostpflaster.“ „Selbstredend. Würdest du dich bitte in diesen Raum begeben? Ich möchte noch schnell Jemanden dazuholen um die Ergebnisse bezeugen zu können.“ Seine Augen begannen zu funkeln während er mich anknurrte. „Du glaubst doch wohl nicht, daß ich mich zusammen mit solch Abschaum wie dieser niederen Karte in einen Raum begebe?“ Ich zwang mich zu einem leichten Lächeln, während ich ihm widersprach. „Ach, ich rede gar nicht von Cassian. Bitte setz dich, ich bin gleich zurück.“ Ich schloss die Türe hinter mir und versuchte das Zittern meiner Hände ebenso wie die aufkochende Wut in meinem Körper zu unterdrücken. Wie konnte dieser schmierige Kerl es nur wagen Cassian als Abschaum zu bezeichnen. Wenn hier jemand Abschaum war dann doch schon eher er. Aber er würde schon sehen, wo ihn seine großtuerische Art noch bringen würde. Ich vernahm Schritte bei der breiten Treppe und wandte mich dieser zu. „Ah Cain, mit dir wollte ich eben ein paar Worte wechseln.“ Seine grünen Augen musterten mich als könnte er dadurch meine innersten Gedanken und Beweggründe erblicken. „Um was geht es denn?“ „Das besprechen wir hier im Saloon. Dort ist ein Gast der dich gerne sehen möchte. Ich gebe dir aber einen Rat. Ob du ihn befolgst oder nicht liegt ganz an dir. Pass auf, dieser Herr ist ein Liebhaber von schönen Dingen. Außerdem, trinke zu dieser Tageszeit keinen Alkohol.“ Den fragenden Blick der goldgrünen Augen ausweichend ging ich wieder die wenigen Schritte zum Saloon und trat dann ein, wartete aber darauf bis mein Halbbruder auch eintrat und konnte ein hämisches Grinsen nicht ganz unterdrücken, als ich den erstaunten Ausdruck auf Kassandras Gesicht sah. Er hatte mir also tatsächlich nicht geglaubt, daß Cain hier war. Es erstaunte mich, daß Lord Gladstone in meinem kleinen Saloon saß und dieser sah mindestens ebenso überrascht aus. „Ah, Lord Gladstone, willkommen in meinem bescheidenen Heim.“ Er stand auf und blickte mich aufgrund seiner Körpergröße von oben herab an. „Count Hargreaves, es ist mir eine Freude euch endlich persönlich kennen zu lernen. Euer Ruf ist euch vorausgeeilt.“ „Die Freude ist ganz meinerseits. Und auch euer Ruf ist bis zu mir vorgedrungen. Bitte setzten Sie sich doch wieder.“ Er setzte sich wieder, vor ihm auf dem Tisch stand eine Flasche. Hatte der Doktor mit seinen Worten zuvor gemeint, ich sollte nichts von diesem Alkohol trinken? Woher kannte er überhaut den Lord? Hatte er sich so wie bei mir unter falschem Namen als Arzt in sein Haus eingeschlichen? Oder konnte es sein…, nein, Lord Gladstone war als Wohltäter bekannt, er konnte einfach kein Mitglied in Vaters Vereinigung sein. Bestimmt hatte der Doktor ihn getäuscht, aber trauen konnte ich diesem Aristokraten dennoch nicht, da seine Augen mich listig musterten. „Nun, ich möchte nicht unhöflich erscheinen Graf, aber eine Frage, welche mich quält, seit ich hier ankam würde ich euch zu gerne stellen.“ Ich erlaubte einem leichten Lächeln meine Lippen zu zieren als ich es mir in einem der Sessel bequem machte. „Nur zu Lord Gladstone.“ „Könnte es sein, daß das Hause Hargreaves in finanziellen Schwierigkeiten steckt?“ Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet weswegen ich mich sehr zusammennehmen musste um ihn weiterhin so unbeteiligt und nicht perplex anzusehen. „Wie kommt ihr denn auf solche Ideen Lord?“ Er strich sich durch sein kinnlanges Haar. „Nun ja, ich sah keinerlei Bedienstete. Selbst die Tür wurde von Jezebel geöffnet.“ Erleichterung umflutete mein Herz als ich ihm darauf antwortete. „Dies ist schnell erklärt. Ich verreise ab heute Nachmittag für drei Wochen und habe meinen Bediensteten während dieser Zeit frei gegeben. Nur mein Chefbutler, welcher momentan wegen den letzten Erledigungen unterwegs ist, blieb an meiner Seite um sich um meine Belange zu kümmern.“ Die Augen des Lords begannen zu funkeln, während sich sämtliche Härchen auf meinem Körper zu sträuben begannen und ich mich für meine große Klappe hätte ohrfeigen können. Riff, bitte komm in den nächsten Sekunden zur Tür herein, denn ich hab ein schrecklich schlechtes Gefühl. „Hab ich Euch richtig verstanden? Außer Jezebel und Euch sind nur noch ein Butler und der Abschaum, welcher Eurem Halbbruder immer folgt im Haus? Und ihr habt Euren Bediensteten Frei gegeben? Reinigt sich denn Euer Haus von allein?“ Etwas an seinen so nebenbei gesprochenen Worten hatte jetzt meine Aufmerksamkeit geweckt und ich versuchte darauf zu kommen was es war, während ich ihm antwortete. „Mitnichten, am Tag vor meiner Rückkehr wird hier alles gereinigt. Macht Euch darüber nur keine Gedanken.“ „Aber Count, es ist doch die Aufgabe der Oberschicht, die Ratten, welche für uns Arbeiten, auf den Platz zu verweisen der ihnen zusteht. Was denkt Ihr werden Eure Untergebenen machen, wenn sie nicht von Euch geleitet werden?“ Diese Ansicht zeigte mir das wahre Gesicht meines Gegenübers. Jedoch war diese Art von Elitedenken in der Oberschicht weit verbreitet. Ich versuchte noch immer zu ergründen, was mir an dem bisherigen Gespräch seltsam vorkam, da irgendetwas, das Gladstone erwähnt hatte, meine inneren Alarmglocken durchdrehen ließen und jetzt hatte er etwas zu mir gesagt und ich hatte nicht mitbekommen, um was es gegangen war. Was für ein Mist. Da musste ich Acht geben da er mir nicht ganz geheuer war und dann solch ein Patzer. Da blieb mir momentan nur übrig noch mal nachzufragen. „Wie meinen?“ „Ich fragte, wann ihr euren Butler zurückerwartet.“ Ich hoffte, daß meine nächsten Worte zutreffend sein würden. „Lange dürfte er nicht mehr brauchen.“ Da die Wanduhr hinter mir hing und es nicht höflich war meinen Gesprächspartner den Rücken zuzudrehen fragte ich nach der genauen Zeit. „Hat Jemand die Uhrzeit?“ Was war an der Frage nun so schlimm? Weswegen verspannte sich der ganze Körper des Doktors während sein bisheriges entspanntes Lächeln plötzlich gezwungen wirkte und was noch wichtiger war, warum begann Gladstone so hämisch zu grinsen, während er seine Uhr aus der Tasche seiner Weste zog und sie aufschnappen ließ. „Oh, es ist schon nach neun Uhr. Seht selbst.“ Ich erhob mich und ging die kurze Distanz zu Gladstone hinüber. Die Uhr tickte laut in meinen Ohren, während die Welt sich um mich zu drehen begann und vor meinen Augen verschwamm. Ich fühlte mich schwach, meine Knie zitterten und wie durch eine Wand aus Watte hörte ich nur noch Gladstones Stimme direkt in meinem Kopf. „Geht es Euch nicht gut? Ihr solltet Euch lieber wieder setzen. Nun möchte ich, dass ihr mir ganz genau zuhört und das tut was ich Euch sage!“ Ein Knall drang an mein Ohr und ich fragte mich, weswegen ich mich so erschöpft fühlte und wann ich mich gesetzt hatte. Unterdrückte Wut konnte ich in Gladstones Augen lodern sehen, bevor er sich zur Tür wandte und auch ich blickte nun zum Ursprung des Tumults, wo ich gerade noch sehen konnte, wie Cassian Riff, der noch Mantel und Melone anhatte, hereinzog. „Na, hab ich es dir nicht gesagt?“ „Master Cain? Geht es Euch nicht gut? Ihr seid blass.“ Ich winkte ab, wobei der besorgte Ausdruck aus seinen blauen Augen verschwand und er nun Lord Gladstone mit einem sonderbaren Blick musterte. Es schien mir, als wüsste er etwas über diesen Mann, was mir noch verborgen war, was für mich ein weiteres Indiz dafür war, den Wohltäter etwas besser im Auge zu behalten. „Wünschen die Herren etwas?“ Jezebel nickte und deutete auf die Flasche, welche noch immer unberührt auf dem Tisch stand. „Zwei Gläser und für Cain eine Tasse von deinem vorzüglichen Tee. Nicht wahr?“ Ich nickte bloß, da mein Kopf zu Schwimmen schien und ich mir nicht sicher war, ob ich einen zusammenhängenden, sinnvollen Satz zusammen bringen würde. Während Riff das Zimmer verließ stellte sich Cassian hinter den Sessel, in dem der Doktor saß und ließ Gladstone keine Sekunde aus den Augen. Selbst er schien dem Kerl mehr als nur zu misstrauen. Wutentbrannt ging dieser um die Möbel schlug Cassian mit der Faust ins Gesicht und quetschte, nachdem der Kleine vom Schwung umgerissen am Boden lag dessen Kopf zwischen Boden und Stiefelsohle zusammen. „Wenn ich erst einmal der Mächtigste unter uns bin, werde ich solches Ungeziefer wie dich ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.“ Cassian konnte einen leisen Schmerzenslaut nicht unterdrücken, während der Doktor mit zu Fäusten geballten Händen in seinem Sessel saß und offensichtlich dagegen ankämpfte, dem Lord an den Hals zu springen. Es blieb also an mir hängen ihn davon abzubringen Cassian jetzt auf der Stelle hier in meinem Haus ins Jenseits zu schicken. „Lord Gladstone, lassen sie das. Immerhin ist er mein Gast.“ Wutschnauben blickte er mich an, ließ jedoch von Cassian ab und setzte sich wieder, während Riff mit den Gläsern und dem Tee herein kam. Langsam rappelte sich Cassian auf, wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe und funkelte Gladstone wütend an. Riff musterte kurz das kindliche Gesicht, bevor er seinen Blick über den Lord gleiten ließ. Er schwieg jedoch während er die Gläser und meinen Tee austeilte, jedoch ging er kaum daß er sein Tun beendet hatte zu Cassian und hielt ihm am Kinn fest um ihn zu untersuchen. Währenddessen befüllte der Doktor die Gläser und reichte eines Gladstone. Dieser riss es ihm beinahe schon aus der Hand und trank einen Schluck. Ein hämisches Grinsen erschien auf Jezebels Lippen, bevor er sich an Cassian wandte. „Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“ „Nur wenn ich lache, und darauf kann ich momentan verzichten, also hält es sich in Grenzen.“ Fragend sah er Riff an, der zwischenzeitlich damit begonnen hatte die aufgeplatzte Lippe mit einem Tuch zu kühlen. „Riff, was meinst du?“ „Es scheint nichts gebrochen zu sein, aber die Wange wird wahrscheinlich blau.“ Jezebel lehnte sich ans Fensterbrett und musterte den Lord. „Nun Kassandra, geht es dir nicht gut? Du bist so blass.“ Der Gefragte stierte schon einige Augenblicke das Sektglas an bevor er den Doktor mit funkelnden Augen musterte. „Was war in dem Zeug drin?“ grinsend winkte dieser ab. „Ach, das war nur eine kleine Menge eines Serums, welches ich extra für den Heutigen Tag entwickelt habe. Aber mach dir keine Sorgen. In wenigen Minuten ist für dich alles vorbei und dein Körper gehört wie abgemacht mir. Ich danke dir daß du die Wissenschaft so großzügig unterstützt.“ Mit einem lauten Wutschrei stürzte sich Gladstone auf den Doktor. Sekundenbruchteile später riss sich Cassian von Riff los und stieß Jezebel zur Seite, wodurch er es war, auf den der Lord losstürmte. Cassian hatte diesem nichts entgegenzusetzen und wurde nach hinten gestoßen. Die Glasscheibe gab nach und er stürzte zum Fenster hinaus. Riff, der hinterher geeilt war beugte sich, nachdem er den Lord grob zur Seite gestoßen hatte, hinaus und griff nach dem Kleinen, der sich krampfhaft an einem Mauervorsprung festkrallte, während im das Blut von dem unzähligen Schnitten über den schlanken Körper lief. „Cassian, halt dich fest.“ So weit ich konnte beugte ich mich durch das zerschmetterte Fenster nach draußen, kam aber nicht an den Jungen heran. Mit einem schnellen Schlag brach ich die Scherben im unteren Rahmenrand heraus, ohne auch nur einen Gedanken an die kleinen Schnitte welche ich mir bei dieser Aktion zuzog zu verschwenden. Ebenso dachte ich keine Sekunde daran, daß Cassian eigentlich unser Gegner war. Ich beugte mich noch etwas weiter nach draußen und streckte mich so weit es ging. Mit den Fingerspitzen strich ich über seinen Handrücken, jedoch packen konnte ich ihn nicht. „Cassian, greif nach meiner Hand, ich zieh dich dann hoch.“ „Ich… kann nicht. Ich kann meinen Körper kaum bewegen. Ich bin total müde.“ Der Doktor riss das Fenster links von mir auf, beugte sich hinaus und fauchte den Jungen an. „Cassian, hör auf so einen Mist zu erzählen. Du weißt selbst am besten, daß du dank deines Defekts überdurchschnittlich beweglich bist und jetzt pack endlich Riffs Hand.“ „Jezebel…, lass gut sein, ich bin es müde…,“ Jezebel schnappte hörbar nach Luft, bevor er weiter herumkeifte. „Hör auf! Nimm jetzt die Hand. Sofort! Das ist ein Befehl.“ Leise ächzend hob Cassian den rechten Arm und streckte ihn mir entgegen. So schnell ich konnte griff ich danach, stützte mich mit der linken Hand am Fensterrahmen ab, verzog vor Schmerzen das Gesicht als sich einige Scherben in meine Handfläche gruben und zog den Kinderkörper hinauf. Master Cain eilte auf mich zu und blickte mich hilflos an, während ich ihn mit meinen Worten zu beruhigen versuchte. „Riff!“ „Keine Sorge Master Cain, das sind nur Kleinigkeiten. Nichts Gefährliches.“ „Ich hole deine Tasche. Ist sie in deinem Zimmer?“ „Ja, Sehen sie bitte in der rechten Tür des Schrankes nach Doktor.“ Stück für Stück zog ich Cassian hoch, versuchte ihm dabei keine Schmerzen zu bereiten, was mir aber nicht wirklich gelang, da er vor Schmerzen keuchte. Das letzte Stück musste ich mich schon sehr zusammenreißen um ihn nicht fallen zu lasen, da mir zwischenzeitlich die Hände aufgrund der Anstrengung feucht wurden und seine kleine Hand zu rutschen begann. Mit einer letzten Anstrengung schaffte ich es dann doch noch ihn ins Zimmer zu hieven, während der Doktor mit meiner Verbandstasche hereinkam. Vorsichtig legte ich den blutenden Körper auf den Teppich und begann ihn zu untersuchen und zu verbinden. Die Schnittwunden waren mehr oder minder harmlos, außer jener, welche er sich schätzungsweise beim Fall, am Handgelenk zugezogen hatte. Diese war ziemlich tief und jeder Herzschlag pumpte einen Schwall des roten Körpersaftes heraus. Wenn ich die Blutung nicht so schnell es ging zum stoppen brachte, würde er hier unter meinen Händen sterben. Wieder würde ich nichts machen können. Wieder würde in diesem Haus jemand sein leben lassen müssen, getötet von einem Mitglied von Master Alexis Gesellschaft, weil mir die Hände gebunden waren. Während ich mit meinen Gedanken focht, machten sich meine Hände regelrecht selbständig und ohne darauf zu achten was ich tat, legte ich ihm einen Druckverband an, jedoch half der nicht wirklich, so blieb mir nur noch über, seinen Arm, auch auf die Gefahr hin, daß dieser vielleicht absterben könnte, abzubinden. Ich griff nach einem breiteren Band, welches sich immer in meiner Arzneitasche obenauf befand und legte es um seinen Unterarm, und zog es fest. Der Blutfluss wurde leichter und ich begann mit ihm zu reden, während ich ihm den kalten Schweiß von der Stirn wischte. „Cassian, wie fühlst du dich?“ „Kalt…, so kalt…, müde.“ Der flehende Ausdruck im Blick des Doktors spiegelte sich auch in seiner Stimme wieder. „Cassian, du musst durchhalten.“ „Gib auf…, ich hab keine…, keine Lust mehr. Ich werde nie…, niemals einen Körper…, bekommen, der dir eben…, ebenbürtig ist.“ Täuschte ich mich, oder kämpfte der Blonde mit den Tränen? „Hör auf sowas zu sagen.“ „Du hast es ge…,geschafft, du bist ihm…, entkommen. Pass…, pass auf dich auf..., und wirf…, dein Leben nicht…, einfach weg.“ Während seiner Worte hatte Cassian seine unverbundene Hand gehoben und damit leicht über die Wange des Blonden gestrichen, doch als er die Besinnung verlor fiel diese kraftlos herab. „Cassian!“ Der Doktor blickte beinahe schon panisch auf das bleiche Gesicht während ich nach seinem Puls suchte. Leise, als könnte Cain nicht glauben was in den letzten Minuten geschehen war, klang seine Stimme an meinem Ohr, nachdem er sich kurz zu mir hinunterbeugte. „Riff? Wie sieht es aus?“ „Sein Puls ist sehr schwach. Er hat sehr viel Blut verloren.“ Ich blickte zu Master Cain auf, der wieder aufgerichtet neben mir stand und Cassian fragend musterte. „Wird er es schaffen?“ Einige Sekunden schwieg ich ihn an, ließ meinen Blick über den kleinen Körper vor mir gleiten, bevor ich antwortete. „Ich kann nicht sagen ob er durchkommt Sir.“ Entschlossenheit erschien plötzlich auf den Gesichtszügen des Doktors, während er sich erhob. „Das Spiel ist noch lange nicht vorbei. Hey Kassandra! Komm her.“ Lord Gladstone, der seit seinem Angriff zusammengekauert neben einem Sessel gehockt war, stand auf und ging auf den Doktor zu. „Los, beeil dich und wink eine Droschke heran. Zum Kutscher sagst du folgende Worte. „Fahren sie mich in die Old Bond Street Hausnummer 125.“ Wiederhole die Worte“ „Fahren Sie mich in die Old Bond Street Hausnummer 125.“ „Sehr gut. Wenn du dort ankommst, wirst du zuerst dem Kutscher das erforderliche Geld überreichen und warten bis die Droschke außer Sichtweite ist. Danach gehst du die Straße zurück und in Haus Nummer 85 hinein. Dort wartest du im Flur darauf, daß wir kommen. Und jetzt los.“ Gladstone wandte sich ab und verlies den Raum, während Master Cain und ich ihm ziemlich verwirrt nachsahen. Was war nur mit dem aufbrausenden, großmauligen Delilah-Mitglied passiert? Weswegen war er so fügsam? Master Cain wandelte meinen Gedanken in Worte „Was ist mit Gladstone passiert?“ Er begann die Verbände, welche noch neben der Tasche lagen in diese hineinzuräumen, während er hastig zu erklären begann. „Ich hab eine Wette gewonnen und als Preis hab ich seinen Körper bekommen. Diesen werde ich jetzt dazu benutzen um eine Gehirntransplantation vorzunehmen. Und dafür gab ich ihm etwas von meinem G-Virus.“ „G-Virus?“ „Erkläre ich euch, wenn es nötig wird, später. Jetzt ist keine Zeit um einen Kaffeplausch abzuhalten. Wir müssen uns beeilen.“ Er drückte mir meine Tasche in die Hand, nahm Cassian auf den Arm und lief zur Tür hinaus. Einige Sekunden blickte ich ihm nach, doch dann eilte ich von Master Cain gefolgt hinterher. „Riff, was glaubst du? Warum will er Gladstone das Gehirn raus nehmen?“ Ich überdachte die Frage und kam nur zu einem Schluss. „Ich bin mir nicht sicher Sir, aber ich glaube, er möchte Cassian dadurch den erwachsenen Körper geben, nach dem er schon solange verlangt.“ Wie erstarrt blieb Master Cain stehen, sah mich ungläubig an, setzte sich aber nachdem ich am Treppenabsatz stehen blieb und auf ihn wartete wieder in Bewegung. Als er bei mir ankam sah es schon ganz so aus, als hätte er meine Worte schon verdaut, da in seiner Stimme Erkenntnis mitschwang. „Das würde einiges erklären.“ Mehr wurde nicht gesprochen. Weder als ich ihm bei seinem Mantel half, noch als wir uns in die vom Doktor herbei gewunkenen Droschke befanden oder in dem Haus ankamen, in dessen Flur schon Lord Gladstone auf uns wartete. „So, hier sind wir. Riff komm mit. Kassandra folge mir. Ob du hier bleibst oder uns folgst ist deine Sache Cain.“ Ohne auf irgendeine Reaktion zu warten führte er uns in den Keller, wo er einen Kerzenständer umlegte, worauf sich die Wand vor uns mit einem knirschenden Geräusch öffnete und den Blick auf ein geheimes Labor frei gab. Der Doktor deutete auf ein kleines an der Wand befestigtes Waschbecken, bevor er sich an einen kleinen weißhaarigen Mann wendete. „Dort kannst du dir die Hände waschen, Doktor Zenopia, wir müssen uns beeilen, sonst kann es sein, daß Cassians Gehirn schaden nimmt.“ „Beruhige dich Jezebel. Du bist blass. Schaffst du den Eingriff?“ Der Doktor zuckte mit den Schultern bevor er sich die Haare zurück band und in einen Kittel schlüpfte. „Weiß ich nicht, aber der da hat meine Unterlagen durchgearbeitet. Wenn mir was passiert werden sie ihm assistieren.“ Während ich mir am Waschbecken die Hände schrubbte versuchte ich den Hustenreiz zu ignorieren, was aber nicht so ganz gelang. „Sag jetzt nicht du wirst krank!“ Der Blonde sah mich regelrecht entsetzt an. „Nur keine Sorge, es geht mir gut.“ Master Cain half mir in den weißen Kittel und bevor ich in die Handschuhe schlüpfte wickelte ich schnell einen dünnen Verband über die Schnitte welche ich mir bei der Rettungsaktion zugezogen hatte. „Ok, dann lasst uns das Spiel beginnen. Doktor Zenopia, reichen sie mir bitte die Spritzen mit der Betäubung und die mit dem Serum.“ So, das wars dann Gott sei Dank schon. Ach bevor ich es vergesse, das Nächste wird definitiv ein Adult. Wer es per Ens haben möchte soll bitte kurz bescheid geben.^^ Kapitel 12: Ertappt ------------------- Du meine Güte wie schwer kann´s sein ein Kapitel zusammenzustöpseln? Huch, vergessen, erstmal Hallo zusammen. Es tut mir ja so leid, daß dieses Kapitel so lange gedauert hat. Aber ich hab das komplette Teil fünfmal neu geschrieben, weil es nie das war was ich mir vorgestellt hatte. Selbst jetzt ist es noch nicht ganz so wie ich es wollte.*seufz* Die Szene zwischen Jezebel und Cassian ist mir irgendwie viel zu kurz geraten, obwohls eigentlich so geplant war, da es ja ziemlich schnell über die Bühne gehen sollte. Vielleicht hätte ich ja noch mehr vom Doktor seinen Gefühlen einfließen lassen können, aber ich gebs zu meiner Scham zu, ich hab keine Ahnung wie er dabei reagieren oder was er denken würde. ^////^ Was glaubt denn ihr? Ist er eher der laute, oder, so wie ich es mir gedacht hab, der leise Typ? Ach und fragt mich nicht was aus dem Tee wurde, ich hab irgendwie keine Ahnung. Vielleicht wurde er ja in eine Zwischendimension gebeamt.*total verwirrt bin* @_@ Nun ja, das letzte Stückchen in der Küche mußte ja auch noch unbedingt rein, damit der Anfang von Kap.13 erklärt wird. Außerdem würde sonst der Kapiteltitel nicht passen da der sich ja genau darauf bezieht.^^ Kleine Info am Rande: Offiziell war ja geplant, daß Riff an einer Lungenentzündung, die er sich dank der kalten Dusche in Kapitel 5 und den kalten Regen in Kapitel 7 zuzog, stirbt, aber inzwischen wurden diese Pläne zur Seite geschoben. Einige werden wohl denken, daß Riff wegen ein bisschen Regen und kaltem Wasser nicht gleich krank wird, aber wir erinnern uns, seine Gesundheit ist ja dank des Angriffs und der Verletzungen von Kapitel 1 noch ziemlich angeschlagen, auch wenn er es immer zu vertuschen versucht.*so´n Rindvieh* An dieser Stelle wollte ich mich noch schnell für alle bisherigen Kommis und der dazugehörenden Geduld bedanken. Danke schön Und schon geht´s mit der eigentlichen Geschichte weiter. *trommelwirbel* Bitte um Applaus für Kapitel 12! XD Kapitel 12 –Ertappt- Schweigend saß Riff in der Bibliothek und starrte in die flackernde Flamme der Kerze, die tanzende Schatten an die Wände zauberte, wobei das einzige Geräusch das vereinzelte Husten von ihm war. So saß er jetzt schon seit wir vor vielen Stunden zurückkamen da, bemerkte noch nicht einmal, dass ich ihn schon seit geraumer Zeit vom Türrahmen aus beobachtete und ich begann mir wirklich Sorgen um ihn zu machen. Es schien sehr auf ihm zu lasten, dass er den Eingriff durchgeführt hatte, nachdem der Kreislauf des Doktors schon ziemlich zu Beginn den Geist aufgab. „Riff?“ Langsam wandte er sich zu mir herum, blickte mich überrascht an und stand auf. „Master Cain?“ Ich kam zu den Sitzgelegenheiten hinüber und machte es mir auf einem der weichen Sessel bequem, während ich Riff mit einer Handbewegung bedeutete sich wieder zu setzen. Kaum, daß er wieder saß begann ich ihn auszufragen. „Was ist los? Du machst ein Gesicht als hätte man dir einen Kuchen vor der Nase weggefuttert.“ Ich hatte gehofft, daß ihn diese Bemerkung ein Lächeln entlocken würde, doch er starrte wieder in die Flamme als er zögerlich meine Frage unbeantwortet überging. „Master Cain, ich…, ist er schon bei Bewusstsein?“ Aha, also machte er sich doch um Cassian Sorgen. Langsam kam es mir so vor, als hätte er zwischenzeitlich wirklich vergessen, daß der Kleine eigentlich ein gefährlicher Gegner war. Jedoch war jetzt nicht die Zeit sich deswegen den Kopf zu zerbrechen. „Noch nicht, aber Jezebel meinte vor ein paar Minuten, daß es ein gutes Zeichen ist, daß sein Körper noch arbeitet.“ Langsam schüttelte Riff den Kopf. Es schien als währen die nächsten Worte nicht für mich, sondern eher für sich selbst gedacht. „Wieso redet er sich so etwas ein? Es kann gut sein, daß ein Körper noch 6 Stunden nachdem das Gehirn funktionsuntüchtig wurde noch atmet und einen Puls hat.“ Ja, er hatte eben eher zu sich gesprochen, jedoch war es interessant darauf eine, zumindest einigermaßen, einleuchtende Antwort zu finden. „Vielleicht tut er das um nicht zu sehr zu leiden. Positives Denken sollte manchmal helfen.“ Riffs Augen funkelten mich regelrecht an, als er mich zwar leise, aber dennoch streng anfuhr. „Master Cain weshalb macht ihr euch über diese Sache lustig?“ Beschwichtigend hob ich die Hände und stand auf, da ich mich in diesem Moment, in dieser Situation, ziemlich klein fühlte. Außerdem machte es mich wütend, daß er mich wegen ihm, wegen Cassian, anfauchte. Ich versuchte den Drang ihm einfach an die Gurgel zu springen zu unterdrücken und versuchte das Thema zu wechseln. „Tu ich doch nicht. Beruhige dich etwas. Du siehst schlecht aus und dein Husten scheint sich zu verschlimmern. Vielleicht solltest du dich schon hinlegen.“ Einige Sekunden überdachte er meinen Vorschlag. Ich konnte ihm von den Augen ablegen, daß er zuerst dagegen war, doch dann nickte er nur. „Ich…, ich werde noch mal nach den Beiden sehen und mich danach hinlegen.“ Erleichtert, daß er meinem Rat folgen wollte lächelte ich ihn an, bis mir etwas einfiel. „Gut…, ach Riff, hast du heute überhaupt schon was gegessen?“ Sekundenbruchteile funkelten seine Augen mich überrascht an. Er hatte wohl mit dieser Art von Frage nicht gerechnet, doch dann schien er wirklich nachzudenken ob er was gegessen hatte. Mir war nicht aufgefallen, daß er heute was zu sich genommen hatte, weswegen ich ihn auch danach fragte. „Und?“ „Ich denke nicht…, doch heute Morgen gemeinsam mit Miss Merry.“ Das überraschte mich jetzt doch. „Du hast mit Merry zusammen gefrühstückt?“ Er nickte und fuhr sich beschämt durch sein helles Haar, welches im Kerzenschein wie flüssiges Silber funkelte, währen er sich zu rechtfertigen begann. „Ja, sie bat mich darum mich zu ihr zu setzen und dabei hab ich einen Apfel gegessen und eine Tasse Tee getrunken.“ Im ersten Moment wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte, doch dann machte sich entsetzen in meinem Körper breit. Nur ein Apfel und etwas Tee und sowas nennt er Frühstück? Das Entsetzen verdrängend versuchte ich in seinen Augen zu erkennen ob er mich auf den Arm nahm. „Ein Apfel und eine Tasse Tee nennst du essen? Das ist doch noch nicht einmal genug für den holen Zahn. Wenn ich mich nicht irre dürfte das von Martha vorbereitete Frühstück noch in der Küche sein. Bring dem Doktor etwas und nimm auch eine Portion für Cassian mit. Kalt werden kann es ja nicht. Den Rest bringst du in mein Schlafzimmer zum Tisch am Fenster.“ „Jawohl Sir.“ Riff verschwand aus dem Raum und ließ mich zurück. Ich versuchte zu ergründen, weshalb er so durch den Wind war. Ob er sich wieder einmal für die Geschehnisse verantwortlich fühlte? Ob es ihn wurmte, daß wieder jemand vor seinen Augen von einem Mitglied Delilahs verletzt wurde? Oder belastete es ihn, daß er Lord Gladstone, oder besser dem, so wie Riff es mir zwischendurch erklärt hatte, Hohenpriester Kassandra, gegen dessen Willen, den Körper genommen und ihn dadurch getötet hatte? Egal welche Antworten ich mir auf diese Fragen zusammen reimte, die Wahrheit konnte mir nur Riff geben. Ich nahm mir vor ihn später auszufragen und hoffte insgeheim, daß ich auch Antworten bekommen würde. Langsam ging ich vor mich hingrübelnd in meine Räume und machte es mir vorm Fenster bequem, als die Tür aufgerissen wurde und der Doktor total aufgeregt im Rahmen stand. „Cain, wo ist Riff?“ Zuerst wollte ich ihm etwas von guter Erziehung und anklopfen erzählen, doch es schien als würde sein ganzer Körper vibrieren und bald platzen wenn er nicht sofort die gewünschte Information bekam. „In der Küche. Er bringt das Essen…, Warum?“ Ich bekam keine Antwort da der Blonde schon aus meinem Raum herausgestürmt war und laut rufend hinunter zur Küche rannte. „Riff! Riiiiff!“ Die Küchentür öffnete sich und sein heller Haarschopf erschien. Die Hand vor dem Mund um den Husten abzublocken wartete er bis Jezebel an der Türe angekommen war. „Doktor, was ist los?“ Ein breites Grinsen, in dem ich weder Sarkasmus noch Bosheit, sondern nur pure Erleichterung erkennen konnte, zierte die Lippen des Doktors. „Er ist zu sich gekommen. Gratuliere Riff. Du hast die erste Gehirntransplantation der Geschichte der modernen Medizin erfolgreich durchgeführt.“ Ziemlich ungläubig war der Blick welchen er dem Blonden zuwarf. „Es hat wirklich funktioniert?“ Beinahe schon beleidigt blickte der Doktor Riff an. „Natürlich, was glaubst du denn? Schließlich hab ich an der Entwicklung des Eingriffs mitgeforscht.“ Einige Sekunden stand er einfach nur an die Tür gelehnt, schien die Informationen erst richtig zu verarbeiten, doch dann sah er mich erleichtert an und begann leicht zu lächeln. „Master Cain, danke.“ Ich wusste sofort worauf er anspielte und versuchte das Lächeln, welches sich auf meine Lippen schleichen wollte, zu unterdrücken. Schließlich waren wir nicht allein und ich hatte vor dem Doktor so etwas wie einen Ruf zu verlieren. „Du hast dich schon mal bedankt.“ Verwirrt blickten die hellen Augen des Doktors uns an. „Wovon redet ihr beiden denn?“ Riff versuchte den Hustenreiz zu unterdrücken, was ihm aber nicht wirklich gelang, bevor er sich räusperte und die Frage beantwortete. „Ach, sie können es nicht wissen. Ich wusste zwischenzeitlich nicht weiter und Master Cain hat in den Unterlagen nachgeschlagen und mir solange eine Schritt für Schritt Anleitung gegeben, bis ich den Faden wieder gefunden hatte.“ Seinem Blick nach zu urteilen versuchte er zu ergründen, ob wir uns einen Scherz mit ihm erlaubten, doch da dies nicht der Fall war konnte er dafür auch keinerlei Anzeichen entdecken. „Dann danke ich auch dir Cain. Dank euch ist Cassian noch am Leben und besitzt nebenbei noch den gewünschten erwachsenen Körper. Ich…,“ Er hielt einige Augenblicke inne, kämpfte offensichtlich mit sich selber, bevor er die nächsten Worte herausquetschte. „…, du hast noch etwas bei mir gut.“ Er wandte sich ab und wollte wieder nach oben gehen, doch Riff hielt ihn noch mal auf. „Moment noch. Würden Sie die Mahlzeit für Cassian und sich selber gleich mitnehmen?“ Der Blonde nickte und Riff reichte ihm ein schon fertig hergerichtetes Tablett und verschwand wieder in Küche, wo er den Rest der Mahlzeit nahm um sie in mein Zimmer zu bringen. Ich folgte ihm schweigend wieder hinauf und verschloss hinter uns die Tür. Mein Blick folgte jeder seiner Bewegungen, wobei mir auffiel, dass seine Hände ganz leicht, beinahe unmerklich, zitterten. Wer ihn nicht kannte hätte bestimmt nichts bemerkt, doch ich hatte ihn jetzt schon so viele Jahre um mich, daß mir dies sofort ins Auge sprang. Langsam ging ich zum Tisch, setzte mich auf einen der beiden Stühle um Riff weiterhin beobachten zu können und als er mir einen Teller vor die Nase stellen wollte, griff ich ihm entgegen und fuhr wie unbeabsichtigt mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken. Seine Haut fühlte sich sehr warm an, beinahe schon heiß. Konnte es sein, dass er vielleicht wieder Fieber hatte? Zuerst wollte ich ihn darauf ansprechen, doch dann wartete ich darauf, daß er selber irgendetwas zu seinem Gesundheitszustand erwähnen würde. Mein Blick folgte jeder seiner geschickten Bewegungen, bis er in seinem Tun innehielt. „Ist etwas nicht in Ordnung Master Cain?“ Fragend lag sein Blick auf meiner Haut und ich spürte wie sich eine Gänsehaut aufgrund der Intensität darauf ausbreitete. Ich atmete tief ein bevor ich die Arme vor der Brust verschränkte und mich zurücklehnte, wobei ich mich dazu zwingen musste meine Stimme so ruhig und beherrscht klingen zu lassen, wie man es von mir gewohnt war. „Diese Frage hätte ich gerne von dir beantwortet. Du hast nicht nur einen einfachen…, Hustenreiz, du bist bis über beide Ohren krank. Stimmt´s?“ Er vollbrachte die letzten Handgriffe und schritt dann einige Schritte zurück bevor er antwortete. „Was würde die Bejahung Eurer Frage ändern?“ Was sollte das jetzt für eine Antwort sein? „Wie meinst du das denn jetzt. Wenn du krank bist gehörst du ins Bett und fertig. Da brauch sich nichts ändern.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Entschuldigt, daß ich so direkt bin, aber Ihr scheint etwas zu vergessen Sir. Außer mir ist kein Angestellter da. Also selbst wenn Eure Vermutung zutreffen würde, ich könnte die nächsten Wochen nicht einfach krank im Bett liegen.“ So so, die nächsten Wochen. Na, das konnte ja heiter werden. „Dann ist es also so schlimm?“ Verdutzt blickte er mich an. „Sir?“ Ich erhob mich und ging zu ihm hinüber, wo ich mich nur wenige Zentimeter vor ihn stellte um jede Regung in seinen Augen genau ablesen zu können, damit ich sah, ob meine Vermutung zutraf. „Wenn du selber schon zugibst, daß du einige Wochen bettlägerig wärst, dann muss es ja noch schlimmer sein als ich dachte, und was heißt hier überhaupt wenn meine Vermutungen zutreffen? Das ist keine Vermutung sondern eine Tatsache.“ Er lächelte mich leicht an, jedoch konnte ich in seinen Augen lesen, daß er von mir ertappt wurde. „Es geht mir gut Master Cain. Jedoch währe ich ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn ich mich schon zurückziehen könnte. Oder benötigt ihr noch etwas?“ Tja, wer blöd fragt braucht sich nicht wundern, wenn er eine blöde Antwort bekommt. Ich unterdrückte das Grinsen, und antwortete ihm so ernst und trocken wie es mir möglich war. „Natürlich benötige ich noch etwas.“ „Und womit kann ich dienen Sir?“ Ich ging wieder zu meinem Stuhl und setzte mich. Mit einer kurzen Handbewegung deutete ich auf den Stuhl mir gegenüber und gab die gewünschte Antwort, während ich so unschuldig lächelte wie es mir in diesem Moment möglich war. „Mit Gesellschaft beim Essen. Setz dich zu mir und iss etwas.“ Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet und begann zu protestieren, jedoch schnitt ich ihm einfach den Satz ab. „Aber Master Cain…,“ „Nichts aber. Du musst wenn du wirklich die nächsten Wochen hier, trotz Hustenreiz, arbeiten willst gut essen.“ Mein Lächeln wurde um einiges Breiter als er Kleinbei gab und sich zu mir setzte. Währe doch gelacht, wenn ich das Essensproblem nicht in den Griff bekommen würde. Jetzt blieb eigentlich nur noch das Problem mit dem Husten, aber ich würde Riff schon solange weichkochen, bis er freiwillig zugab daß es ihm schlecht ging und er sich auskurieren musste. Hätte man mir vor einem Monat gesagt, daß ich Cain, ausgerechnet Cain, dankbar sein würde, ich hätte diesen Jemand entweder in eine Anstalt einliefern lassen, oder ihn zumindest ausgelacht. Doch wie schnell sich das Leben ändert ist mir in de letzten Tagen nur zu bewusst geworden. Inzwischen lag der chirurgische Eingriff, die Transplantation von Cassians Gehirn schon über eine Woche, genauer gesagt schon 11 Tage, zurück. Es war mir schon peinlich, daß mich meine Kraft so schnell verlassen hatte, doch es war schon eine sehr schweißtreibende Arbeit Kassandras, sowie Cassians Schädel, zu öffnen. Schließlich musste ich nebenbei auch sehr aufpassen, dass der Körper den Cassian bekommen sollte nicht zu sehr, noch das sein Gehirn auch nur ein bisschen beschädigt wurde. Meine Verletzungen im Zusammenspiel mit diesem körperlich anstrengenden Tun hatten meinen Kreislauf dazu gebracht einfach so schlapp zu machen. Aber ich konnte Riffs Rat nicht befolgen. Hätte ich den Eingriff verschoben währen vier Monate geheimer Planung völlig umsonst gewesen. Glücklicherweise hatte Cains Butler seine Arbeit danach gut gemacht, auch wenn, wie ich zwischenzeitlich erfahren hatte, Cain ihm zwischendurch Schützenhilfe geleistet hatte. Langsam nahm ich die Tasse Tee welche Riff vor einigen Minuten zu uns gebracht und auf dem Eichentischchen neben meinem Stuhl platziert hatte und sah Cassian dabei zu wie dieser schlief. Der Spaziergang den wir heute Nachmittag, entgegen Riffs Bedenken, unternommen hatten, schien ihn doch stärker erschöpft zu haben als wir es gedacht hatten. Aber Cassian hatte einfach an die frische Luft gemusst. Er war ziemlich blass um die Nase gewesen, was nicht nur vom Eingriff her stammte. Auch Riff war in letzter Zeit immer blasser geworden und Cain musterte ihn tagtäglich mit besorgten Blicken, doch jedes Mal wenn ich oder Cain ihn darauf ansprach bekamen wir nur dieses schleimigfreundliche Lächeln und ein „Es geht mir Gut. Nur keine Sorge Sir.“ zu hören, dabei hörte selbst ein Tauber seinen Husten durchs Haus schallen. Er wurde, was mich verwunderte, nicht schlimmer, zumindest was die Anzahl der Hustenanfälle anging, doch die Intensität machte mir Sorgen. Außerdem schien er auch bei körperlicher Belastung, wenn er zum Beispiel etwas Schweres trug, Atemprobleme zu haben. „Ein Penny für deine Gedanken.“ Erstaunt bemerkte ich, daß Cassian wach im Bett lag und mich breit angrinste. „Meine Gedanken sind um einiges mehr wert, als ein Penny.“ Er schlug die Decke zurück während er sich aufsetzte, dann stand er auf und setzte sich rittlings auf meinen Schoß, während ein schelmisches Grinsen sein Gesicht zierte. „Wie währe es hiermit?“ Zu meinem Erstaunen legte er ganz sanft seine Lippen auf die Meinigen, bat, nach dem ich den Kuss erwiderte um Einlass und ich genoss das Zungenspiel. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, als ich Cassians Finger auf meiner Haut spürte. Mein Puls begann zu rasen und dort wo seine Hände meine Haut berührten schien sie in Feuer zu stehen. Nach schier unendlichen Augenblicken löste er sich von mir und blickte mich mit vor Lust verschleierten Augen an. Das war Verführung in Reinform. Cain und sein Butler wurden aus meinen Gedanken verbannt und ich konzentrierte mich allein auf Cassian. Seine Wangen waren etwas gerötet und sein Atem schneller als gewöhnlich. Über meine Wange strich sein heißer Atem als ich mich vorbeugte und an seine Ohr zu knabbern begann. Leise keuchte er auf. Das schien eine sehr empfindliche Stelle zu sein. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, war gespannt, ob ich noch mehr solcher Stellen ausfindig machen würde und ließ meine Lippen weiter wandern. Zuerst liebkoste ich seinen Hals entlang, verweilte einige Augenblicke an der Halsbeuge, saugte daran und strich leicht mit der Zunge darüber, öffnete mit einer Hand die Knöpfe seines Oberteils, doch sobald sich ein leises Stöhnen über Cassians Lippen stahl wanderten meine Lippen noch etwas weiter hinab um die frisch entblößte Haut seiner Brust zu kosten. Cassians Hände krallten sich in meine Schultern, während er einerseits versuchte vor meinen forschenden Lippen zurückzuweichen, sich mir aber andererseits entgegendrängte. Seine Hüften bewegten sich leicht und ich konnte seine Erregung spüren, was mich erregte und mir ein keuchen entlockte. Sanft strich ich mit einer Hand über eine der Knospen, zwirbelte diese, während ich ihn mit der Anderen am Rücken stützte, damit er nicht Gefahr lief von meinem Schoß zu fallen. Ich beobachtete einige Minuten sein Gesicht, sah wie sich das Rot auf den Wangen vertiefte, spürte, als ich meine Lippen auf seine leicht geöffnete senkte seinen keuchenden Atem in meinem Gesicht. Vorsichtig schob ich ihn von meinem Schoß, platzierte ihn auf den runden Eichentisch, entfernte davor die letzten Reste seiner Kleidung und strich sanft über die Innenseite seiner Schenkel, spürte wie unter meinen Fingerspitzen eine Gänsehaut entstand. Sein unwilliges Grummeln, als ich weiterhin seinen Körper streichelte, seine Erregung dabei jedoch nicht beachtete, ließ mich schmunzeln. Er drängte sich mir entgegen und nachdem ich zum wiederholten Mal an seiner inzwischen harten Brustwarze saugte, erfüllte ich seinen Wunsch und strich sacht mit einer Fingerspitze seinen Schaft entlang, was ihm wiederum ein ziemlich lautes Stöhnen herauslockte. Vorsichtig umgriff ich seine Erregung und begann meine Hand ganz langsam auf und ab zu bewegen, während ich seinem Keuchen und Stöhnen lauschte. Plötzlich packte er mich am Kragen und knurrte mich an. „Du Satan. Mach dem endlich ein Ende oder willst du mich um den Verstand bringen?“ Ich lächelte nur über diese für ihn typische Reaktion, schlüpfte aus meiner Hose und Cassian verkrampfte sich als ich mit einem Finger in ihn eindrang. Ich zwang mich einige Augenblicke zur Ruhe, bis Cassian sich wieder entspannte und schon begann ich damit ihn weiter zu weiten. Ich nahm noch einen zweiten und kurz drauf einen dritten Finger, lauschte seinem mich beinahe um den Verstandbringenden Seufzen und zuckte kurz zusammen, als er lauthals stöhnte. Ich musste mit meinen Fingern eine sehr empfindliche Stelle berührt haben. Ich zog meine Finger hinaus und musste wieder schmunzeln, als ich seine mürrische Stimme vernahm. „Jezebel!“ Nun, ich würde seinem Wunsch entsprechen. Zügig drang ich in ihn ein, wieder verkrampfte er sich vor Schmerzen und ich wartete noch einige Augenblicke bis ich mich in ihm zu bewegen begann. Zuerst bewegte ich mich langsam, doch sein Stöhnen brachte mich auf Touren und meine Bewegungen wurden immer schneller und fester während ich mit einer Hand seine Erregung weiterhin bearbeitete. Mit meinem Namen auf den Lippen ergoss er sich, während sich sein Körper zusammenzog und mich dadurch auch über die Klippe zog. Erschöpft zog ich mich aus ihm zurück, half ihm ins Bett, legte mich dazu und wartete mit Cassian im Arm darauf, daß sich meine Atmung wieder normalisierte. Ich dachte schon dass er eingeschlafen war, doch nach einigen Minuten drehte er sich zu mir und blickte mich fragend an. „Nun, wie sieht´s aus? War das nun ein angemessener Preis für deine Gedanken?“ Zuerst spürte ich wie Wut in mir aufkochte. Hatte er sich nur von mir Benutzen lassen? Doch dann entdeckte ich das leichte Lächeln auf seinen Zügen und wusste, dass er sich nur einen Scherz erlaubt hatte, weswegen ich ihm vergab und ihm sogar noch eine Antwort gab. „Jetzt werde mal nicht albern Cassian. Aber wenn es dich wirklich sosehr interessiert, meinetwegen. Sag mal Cassian, ist dir an Riff irgendwas aufgefallen?“ Einige Sekunden schien er zu überlegen was ich meinen könnte. „Außer daß er sich wahrscheinlich in den nächsten Tagen beide Lungenflügel raushustet und eine Gesichtfarbe hat, die mich sehr an den wandelnden Tod erinnert…, nö, sonst ist mir nichts aufgefallen.“ Ich schüttelte kurz den Kopf. „Mehr gibt es auch nicht zu bemerken. Außer vielleicht, dass er nicht zugibt, dass es ihm schlecht geht. Und was denkst du? Sollen wir uns einmischen?“ Einige Sekunden musterte er mich nur. „Du hast dich verändert und ich weiß gerade nicht ob mir das wirklich zusagt. Warum spielst du auch nur mit dem Gedanken ihm helfen zu wollen? Du vergisst, dass er eigentlich unser Feind ist.“ Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte die Decke an, während ich antwortete. „Schon, aber er hat sich auch nicht um unsere unterschiedlichen Ansichten geschert.“ „Und, war es jemals ein Hindernis für dich jemanden zu töten oder als Versuchskaninchen zu benutzen, nur weil dieser Jemand nett zu dir war?“ Seine abfällige Stimme brachte mich dazu den Kopf zu wenden und ihn zu mustern während ich mich zu erklären versuchte. „Natürlich nicht, aber bisher hat noch niemand dir etwas Gutes getan. Riff schon.“ Einige Sekunden musterte er mich schweigend, doch dann begann er leicht zu lächeln. „Ja, du hast dich geändert. Aber da dieser Butler und sein Herrchen etwas geschafft haben was mir immer misslang…,“ Ich unterbrach ihn, da ich wissen wollte was er mit seinen Worten meinte. „Was währe das denn?“ „Dich von deinem Vater zu retten. Also, ich würde sagen wenn er um Hilfe bittet, dann können wir ihm ja welche zukommen lassen. Aber nicht vorher. Schließlich haben wir etwas wie einen Ruf zu wahren.“ „Einen Ruf? Seit wann interessiert dich so etwas?“ Cassian grinste mich nur an und drehte sich um und wenige Augenblicke später schlief er ein. Vorsichtig strich ich ihm über die Wange, da ich ihn nicht wecken wollte, während ich mir vornahm das nächste Mal etwas behutsamer und langsamer vorzugehen. Selbst wenn Cassian wieder so quengeln würde wie dieses Mal. Die intimen Augenblicke gehörten einfach voll ausgekostet. Die Kopfschmerzen, welche mich seit Stunden quälten, schienen sich minütlich zu verstärken. Und als Master Cain mich wie jeden Abend fragte, ob ich mit ihm speisen würde, versuchte ich mich herauszureden, da ich weder Appetit hatte, noch schaffte ich es aufgrund meines doch ziemlich angeschlagenen Gesundheitszustand mich wirklich zusammenzureißen, weswegen die Müdigkeit ein formidabler Gegner wurde. Schließlich hatte ich die letzten Tage insgesamt nur wenige Stunden geschlafen und das, gemeinsam mit dem schmerzenden Husten, welchen ich mir wahrscheinlich an Allys Todestag zugezogen hatte, zerrte an mir. „Master Cain, ich würde Euch wirklich sehr gerne Gesellschaft leisten, jedoch hab ich kein Bedürfnis etwas zu mir zu nehmen.“ „Aber Riff, du musst doch was essen.“ „Master Cain, dürfte ich mich bitte zurückziehen? Ich würde mich gerne hinlegen und etwas schlafen.“ Er blickte mich einige Augenblicke mit vor Wut funkelnden Augen an, doch dann erschien ein enttäuschter Ausdruck darin. Dieser Blick grenzte schon an Erpressung. Was mussten mich Master Cains Augen auch immer so aus der Bahn werfen? Gerade als ich nachgeben und mich zu ihm setzen wollte erbebte mein Körper unter einem erneuten Hustenanfall, kaum daß ich mein Taschentuch aus der Tasche ziehen und vor den Mund halten konnte. Meine Brust schien zerreißen zu wollen und der starke Schmerz trieb mich auf die Knie. Entsetzt sprang Master Cain auf und eilte zu mir, hielt meine Schultern und drückte mich an seine schmale Brust. „Riff, entschuldige. Wenn du dich zurückziehen willst, dann mach nur. Es ist nichts dabei. Du kannst nachdem du dich ausgeschlafen hast etwas essen.“ Ich warf einen kurzen Blick auf mein weißes Tuch und ließ es dann so unauffällig wie möglich in meiner Jackentasche verschwinden. Ich fühlte mich ausgelaugt und schwach. „Mein Gott Riff, du zitterst am ganzen Körper. Ist dir kalt? Los, leg dich hier ins Bett. Ich will deinen Zustand unter Kontrolle haben.“ „Aber Master Cain…,“ Wütend fauchte er mich an und zwang sich offensichtlich dazu mich nicht durchzuschütteln. „Verdammt noch mal Riff, du wirst gefälligst tun was ich dir sage. Ich bin hier der Count und du nur der Butler. Hast du das verstanden? Oder muss ich doch Onkel Neals Bitte nachkommen und mir einen richtigen Butler suchen? Also Marsch hinlegen. Sofort.“ Ich deutete auf meine Kleidung während ich mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen konnte. „So?“ Einige Sekunden blickte er mich nur verwirrt und verständnislos an, doch dann erhellte sich sein Gesicht und ein leichtes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. „Was?..., Ach warte ich hole dir deinen…,“ Ich unterbrach ihn kurzerhand. Mein Schlafgewand konnte ich mir auch selber holen. So krank war ich dann auch nicht. „Das braucht ihr nicht Master Cain. Ich kann selber…,“ Diesmal unterbrach er mich mitten im Satz. „Riff, beginn schon mal dich aus deinen Klamotten zu schälen. Ich hole deinen Schlafanzug. Keine Widerrede.“ Bevor ich reagieren konnte lief er schon aus dem Zimmer und über den Gang zu meinen momentanen Räumen. Na prima. Wie es schien hatte ich Master Cain wirklich besorgt, dabei war dies das Letzte was ich wollte. Der Hustenreiz wurde wieder unerträglich und ich bellte in meine Hand, zog dann das Tuch aus der Tasche und wischte mir das Blut von den Fingern. Danach begann ich Master Cains Befehl zu befolgen und begann mich auszuziehen. Jedoch kam ich nicht weit. Kaum hatte ich den Knoten der Krawatte gelöst als er schon mit meinem Schlafgewand im Zimmer stand. „Du bist ja immer noch angezogen.“ Leise schob er die Tür ins Schloss, legte die Kleidungsstücke auf das breite Bett und sah mich mit einer Mischung aus Verständnis und Sorge an. „Du bist sicher erschöpft.“ Bevor ich irgendwie reagieren konnte begann er damit die Knöpfe meiner Weste und die des Hemdes zu öffnen. „Master Cain.“ „Gib Ruhe und lass mich nur machen.“ Ich ließ ihm nur zu gern seinen Willen. Seine kühlen Finger fühlten sich angenehm auf meiner erhitzten Haut an. Sacht fuhr er mein Schüsselbein entlang. „Du hast abgenommen. Das macht deinem begehrenswerten Körper jedoch keinen Abbruch.“ Wie ein leichter Frühlingshauch strichen seine Lippen meinen Hals entlang, während er mir das Hemd von den Schultern schob, bevor er sich von mir entfernte, mich kurz anlächelte und mir schweigend in das Oberteil meines Schlafanzugs half. Einerseits widerstrebte es mir sehr, ihn jetzt einfach von mir zu lassen, andererseits war ich froh, da ich einfach nur erschöpft war und mich krank fühlte. Deswegen war ich mir nicht sicher, ob ich die Intimitäten verkraften würde. Nachdem ich Master Cain trotz seiner Proteste in dessen Schlafgewand geholfen hatte, machten wir es uns auf der breiten Bettstatt bequem. Enganeinander geschmiegt, seinen warmen Atem auf meiner Brust und den schlanken Körper in den Armen, schlief ich wenige Minuten später erschöpft ein. Erst eine Stunde später wachte ich wieder auf, da mein Hals brannte und mir ein Hustenreiz in der Brust steckte. Wenn ich wirklich wieder beinahe stündlich wegen der Erkältung erwachte, würde ich über kurz oder lang Master Cain auch wecken. So leise ich konnte schlängelte ich mich unter ihm hinaus, schlüpfte in meinen Morgenmantel und tapste langsam durch den Raum. Vorsichtig schloss ich die Türe hinter mir und eilte hinunter in die Küche. Dort machte ich mich daran mir etwas Tee zu bereiten. Während ich darauf wartete, daß das Wasser heiß wurde setzte ich mich an den Tisch. Der Husten klang trocken und tief aus der Brust heraus. Es bedurfte keiner medizinischen Kenntnisse um herauszuhören, daß es sich nicht um eine einfache Erkältung handelte, was mir die kleine Blutspur Abends im Taschentuch noch bewiesen hatte. Doch was sollte ich tun? Einfach ins Bett legen und mich auskurieren war in den nächsten Wochen nicht machbar. Währe die gesamte Dienerschaft anwesend, dann währe das ja etwas anderes. Mister O´Connor würde sich um sämtliche Belange so zuverlässig kümmern wie er es immer tat wenn ich nicht anwesend oder gesundheitlich angeschlagen war, wobei letzteres seltener war. Aber so blieb mir nichts anderes über als mich zusammenzureißen und weiterhin so gut es ging, meinen Job zu machen. Sekundenbruchteile wurde mir schwarz vor Augen und ich musste mich am Tisch abstützen um nicht zu stürzen. Ich fühlte mich als stünde mein Körper in Flammen, dennoch lief mir eine Gänsehaut. Das Atmen fiel mir mit jedem Zug schwerer und ich zog meinen Morgenmantel fester um meinen zitternden Körper. Typische Fiebersymptome. Vielleicht sollte ich ja Morgen bevor Master Cain erwachte zum Doktor gehen und ihn fragen ob er etwas gegen Grippe hatte, denn so wie ich mich im Moment fühlte konnte ich meinen Pflichten nicht wirklich nachgehen. Das Pfeifen des Wasserkessels riss mich aus meinen Gedanken und ich konzentrierte mich auf mein Tun, bis ich ein leises Räuspern hinter mir vernahm. Langsam wandte ich mich um. „Was tust du hier?“ Verschlafen rieb sich Master Cain die Augen. „Ich mache mir etwas Tee. Wollt Ihr auch eine Tasse?“ Er überdachte meinen Vorschlag und nickte nach einigen Augenblicken. Ich richtete ihm auch eine Tasse her und wir setzten uns an den Küchentisch, an dem normal die Angestellten zum essen verweilten. „Sag mal Riff, warum bist du überhaupt wach? Du warst doch so müde.“ „Ich konnte nicht länger schlafen. Mein schmerzender Hals und der Husten haben mich geweckt. Es tut mir leid, wenn ich nicht genügend Acht gab und Euch geweckt hab Master Cain.“ „Hast du nicht. Aber mir fiel einfach auf, daß du nicht mehr bei mir warst und dann hab ich mich einfach auf den Weg gemacht und nach dir gesucht.“ „Aber…,“ Ein leises Klicken ließ mich aufhorchen. Es hatte sich angehört wie eine Tür, die geöffnet wurde. Langsam stand ich auf und lauschte ob ich noch etwas hören würde, als sich die Tür, welche die Küche von dem kleinen Vorraum trennte öffnete. Master Cain und ich hielten die Luft an und warteten wer sich hier hereinschlich. Erstaunt blickte ich die Person an, die leise aufschrie als sie uns entdeckte. „Martha? Was tust du hier?“ „Das könnte ich dich genauso fragen Junge.“ „Martha! Was tust du mitten in der Nacht hier im Haus, obwohl ihr Angestellten doch zuhause bleiben solltet.“ „Sei doch nicht so ruppig Riffuel.“ Sie hatte Riffuel gesagt, was schon immer ein Zeichen dafür war, dass ich es geschafft hab sie aufzuregen und im Nachhinein fand selbst ich, dass ich zu laut geworden war, aber ihr Erscheinen hatte mich doch sehr aus dem Konzept gebracht. Ich atmete kurz durch, blickte zu Master Cain, der schweigend am Tisch saß und mit funkelnden Augen zusah, während er weiterhin seinen Tee trank. Ihn schien diese Situation ja sehr zu amüsieren. Ich seufzte leise bevor ich mich wieder an die Köchin wandte. „Entschuldige bitte, aber würdest du mir jetzt bitte verraten weswegen du hier bist?“ Sie nickte nur, ging zum Herd, legte noch etwas Holz nach und stellte Frisches Wasser auf unterdessen sie mir eine Erklärung gab, während ich mich an die Tür lehnte, da es mir wieder ziemlich schwummerig wurde. „Ich war vor drei Tagen bei meiner Schwester und habe abends auf dem Heimweg Licht gesehen. Deswegen war ich gestern Abend noch mal hier und heute ebenso und als ich Licht in der Küche sah kam ich rein um nach dem Rechten zu sehen. Das ist alles. Aber Junge, warum seit ihr denn schon zurück und...“ Sie griff nach der Kerze, die auf dem Tisch stand und hielt sie mir nahe ans Gesicht bevor sie fortfuhr. „Wie siehst du denn aus? Bist du krank?“ Ich schüttelte den Kopf, doch sie hielt mir eine Hand an die Stirn und runzelte dann selbige. „Du hast hohes Fieber.“ Ich wandte mich ab und hustete, doch noch bevor ich das mit Blut beschmutzte Taschentuch wieder verschwinden lassen konnte, hatte sie es mir entwunden und blickte es einige Augenblicke schweigend an. „Junge, wie lange hustest du schon Blut?“ Ich überlegte ob ich mir eine Ausrede einfallen lassen sollte, doch da mir keine Idee kam gab ich einfach alles zu. Mir war schlecht und schwindlig und ich fühlte mich unendlich schwach. Leise, damit diese Schwäche sich nicht in meiner Stimme abfärbte antwortete ich ihr. „Seit heute Abend.“ „Du legst dich augenblicklich hin. Ich werde dir erstmal einen stärkenden Eintopf kochen.“ Kurz schüttelte ich nur den Kopf, was ich aber augenblicklich wieder bereute, da sich meine Schmerzen verstärkten. „Martha, ich kann mich nicht einfach hinlegen. Wie dir sicherlich nicht entfallen ist, es ist niemand sonst hier. Ich muss mich doch weiterhin um Master Cains Belange kümmern.“ Der Blick, den sie mir zuwarf, zeigte mir, dass sie momentan sehr an meinem Geisteszustand zweifelte. „Das Niemand von den Bediensteten hier ist, ist Nebensache. Außerdem kann ich mich ja jetzt um den jungen Herrn kümmern und du kurierst dich aus.“ Eigentlich wollte ich weiterhin widersprechen, doch just in diesem Moment wurde mein Körper von einem weiteren starken Hustenanfall heimgesucht. Meine Brust schien zu zerspringen und schmerzte schrecklich. Ich sackte zusammen, versuchte mich noch am Türrahmen festzuhalten, doch dann wurde mir schwarz vor Augen und ich verlor die Besinnung. So, das wars schon. Die Zeit vergeht, das nächste Kapitel ist dann eh schon das Letzte. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch kurz in Kapitel 13 reinschmökern würdet wenns fertig ist. Liebe Grüße FuYu Kapitel 13: Genesung -------------------- *Fürchtet euch! Geratet in Panik, FuYu ist wieder da!* Hallo zusammen. Kennt mich noch irgendwer? Es tut mir Leid. Wirklich leid, aber bei diesem Kapitel kam soviel zusammen. Als erstes waren da einige Stunden recherche in sachen Heilpflanzen. Dann hab ich meine Unterlagen verlegt. Über drei Wochen hab ich sie gesucht und nicht entdeckt. Dann war die Datei irgendwo im Nirvana verschwunden was für mich bedeutete, meine Handgeschriebenen Notizen wieder hervorzukramen und ein zweites Mal abzutippen und außerdem hatte ich zwischendurch ein God Child-Tief, was leider noch anhält. Irgendwie hatte ich auch keine Zeit für "Alles was zählt", da ich zwischendurch eine andere Ff begonnen hatte bei der ich zur Zeit besser voran komme, und ich war oft krank und dann noch die Vorbereitungszeit in Sachen Animuc 09 und Connichi 09. Nebenbei hatte ich in diesem Jahr noch einige Familienfeste auszurichten. Ich bin total gestreßt, totmüde und mir ging irgendwie auch total die Zeit aus. Wobei ich zugeben muß, daß das Kapitel schon seit ein paar Wochen fertig ist aber noch nicht überarbeitet wurde und ich das eben erst erledigt habe. Gomen. -.- Nun ja, eigentlich hätte es ja das letzte Kapitel sein sollen, aber es wird doch noch ein 14. geben, da ich Riff die Grippe doch überleben lasse. Es hat irgendwie länger gedauert ihn wieder aufzupäppeln. *.* Zuerst hatte ich geplant das Ende und das Gesund werden in ein Kapitel zu packen, aber das währe dann etwa doppelt so lange geworden als alle anderen und da fand ich dann auch..., ehrlich gesagt..., doof. Ich hab einige Tage überlegt, wo ich den Cut setze. Ja, ich höre jetzt schon den Aufschrei in sachen Böser Cliffi, aber ein bisschen Spannung muß sein. XD Und nun holt euch einen bequemen Stuhl und eine Packung Popcorn. Viel Spaß beim Lesen von Kapitel 13. Kapitel 13 –Genesung- Als er plötzlich zusammenbrach dachte ich mein Herz höre für einen Augenblick auf seinen Dienst zu tun. Währe Martha nicht mit ihrer Erfahrung gewesen, währe ich bestimmt dem Wahnsinn verfallen. Doch sie schaffte es Riff nach einigen Minuten zumindest soweit wieder zu sich zu bekommen, so daß er, zwar schwer auf uns gestützt, selbstständig in sein Zimmer gehen konnte. Dort verfrachteten wir ihn in sein Bett und während sich Martha wieder in die Küche begab um einen Kräutertee und eine Suppe zuzubereiten, blieb ich an seiner Seite und hielt wache, unterdessen Riff einschlief. Riff schien von schlechten Fieberträumen geplagt zu werden. Seine Hand, welche neben seinem Gesicht auf dem Kissen ruhte, zuckte und ballte sie immer wieder zu einer Faust, sein Atmen ging stoßweise und seine Haut glühte regelrecht. Eilig lief ich in die Küche hinab. „Martha, er glüht. Was soll ich tun?“ Mit einem beruhigenden Lächeln drückte sie mir eine Schüssel Wasser und einige Tücher in die Hand. „Kühlen Sie seine Stirn, den Hals und die Brust.“ So schnell es ging, ohne jedoch das Wasser zu verschütten, eilte ich zu Riff zurück, stellte die Schüssel auf das Nachtkästchen und legte ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn. Es wunderte mich dabei schon etwas, daß ich kein Zischen vernahm. Danach nahm ich einen zweiten Lappen und begann seinen Oberkörper abzuwaschen. Zwischendurch wusch ich immer wieder das Tuch von seiner Stirn aus und legte es dann wieder darauf zurück. Die restliche Nacht und den gesamten nächsten Tag schlief er, bis auf einige kurze Augenblicke. Es wurde wieder Abend als Riff die Augen einen spaltbreit öffnete und mich kurz musterte. Seine Stimme klang erschöpft und war kaum mehr als ein Hauchen. „Master Cain, geht bitte schlafen. Ihr werdet Euch sonst noch bei mir anstecken.“ Es wunderte mich irgendwie überhaupt nicht, dass er nur meinen Gesundheitszustand im Kopf hatte. Das war so typisch für ihn, weswegen ich ihm trotzig antwortete. „Na und?“ Er lächelte mich kurz an und schlief wieder ein. Noch immer hatte er hohes Fieber, dennoch war es in den letzten Stunden etwas gesunken. Die Tür wurde geöffnet und Martha kam von Jezebel gefolgt herein. „Sir, Sie müssen sich jetzt hinlegen. Ich werde mich die nächsten Stunden um ihn kümmern.“ Ein Gähnen unterdrückend widersprach ich meiner Köchin, doch diese blickte mich nach meiner Antwort nur missbilligend an. „Ich bin nicht müde. Ich werde bleiben.“ „Werden sie nicht. Doktor, sagen sie doch auch etwas.“ Der Blonde rückte seinen Zwicker zurecht, bevor er mich mit seinem väterlichen Unterton beinahe zum Wahnsinn trieb. „Nun Cain, sie hat Recht. Riff hat wahrscheinlich nur eine leichte Grippe, doch da er sich die letzten Tage nicht schonte ist das Fieber so stark ausgebrochen. Wenn du dich jetzt nicht schonst, können deine Abwehrkräfte nichts gegen die Viren machen und du wirst über kurz oder lang mit den gleichen Symptomen wie Riff im Bett liegen. Glaubst du das währe in Riffs Sinn?“ Eigentlich hatte ich vor dem Doktor mit einem „Na und“ zu antworten, doch der letzte Satz fuhr mir durch den Körper und ich stand auf. „Martha wecken sie mich bitte in vier Stunden.“ Mit einem erleichterten Lächeln nickte Martha während sie zustimmte. „Selbstverständlich Sir. In Ihr Zimmer hab ich eben einen Teller Eintopf reingestellt. Essen Sie diesen noch solange er heiß ist.“ Ich nickte und ging zur Tür. Als ich Marthas leise Stimme hörte, blieb ich lauschend an der Türe stehen. „Riffuel? Wach auf. Riffuel.“ Riffs Antwort war kaum hörbar, dennoch vernahm ich die darin liegende Verwunderung. „Mutter?“ „Riffuel, ich bin es. Martha.“ Langsam wandte ich mich um und sah zu, wie Martha sich zu Riff hinunterbeugte und ihm sanft die verschwitzten Haare aus dem Gesicht strich. „Martha, was machst du hier?“ Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln während sie ihm noch immer durch sein helles Haar fuhr. „Junge, du bist krank. Hier iss etwas.“ Er schüttelte kaum merklich den Kopf, bevor er erschöpft Widersprach. „Keinen Hunger.“ „Junge, du musst essen. Würden Sie mir helfen?“ Der Doktor setzte sich an den Bettrand und half Riff sich aufzusetzen. „ Nein, nein Riffuel nicht wieder einschlafen. Erst essen.“ Nachdem Martha ihm drei Löffel ihres Eintopfs eingeflösst hatte, schlief er, nach einem erneuten Hustenanfall wieder ein und Jezebel erhob sich. „Ich werde eine Arznei bereiten, die den Husten lindert.“ Sie nickte ihm dankbar zu und kümmerte sich dann weiter um Riff. Sanft strich sie ihm zum wiederholten Male eine der verschwitzten Strähnen aus der Stirn und nahm seine Hand in die ihrige. Leise und beruhigend begann sie auf ihn einzureden. „Ach Junge, warum hörst denn niemals auf Menschen die es gut mit dir meinen?“ Langsam, die aufwallende Wut unterdrückend, wandte ich mich ab, schloss leise die Tür und ging eiligst zur meinen Räumen, wo ich mich ans Fenster stellte, dieses öffnete und in die Dunkelheit hinausblickte. Ein Seufzen unterdrückend wandte ich der Nacht den Rücken zu und erblickte den Teller mit Eintopf, den Martha für mich hergerichtet hatte. Kaum waren meine Gedanken wieder bei der Köchin angelangt, als die Wut wieder hoch schwemmte. Wie konnte sie es wagen Riff ohne meine Erlaubnis zu berühren? Blitzschnell griff ich nach dem Teller und warf ihn in hohen Bogen aus dem Fenster. Sollten sich doch die Ratten um den Fraß kümmern. „Was macht dich so rasend Cain? Etwa die Tatsache, dass Martha ihm näher steht als du?“ „Doktor, wie kommen Sie auf den Gedanken, dass ich wütend währe? Außerdem was suchen sie in meinen Räumen?“ Er zuckte leicht mit den Schultern als er mir antwortete. „Eigentlich wollte ich nur fragen, ob du mir eine kleine Menge von deinem Aconitin überlässt.“ Was hatte er denn damit vor? Hatte er nicht irgendwas davon gefaselt dass er ein Medikament herstellen wollte? “Wofür brauchen Sie es?“ Er zuckte kurz mit den Schultern, während er mir offen antwortete, was mich doch ziemlich wunderte. „Ich bin gerade dabei ein Inhalat für deinen Butler herzustellen und dafür brauche ich ungefähr ein Milligramm Aconitin, ach und wo ich schon dabei bin, etwas Berberin bräuchte ich ebenfalls.“ Für wie dämlich hielt mich der Blonde? Als würde ich ihm die Ausrede mit dem Inhalat abnehmen. Er verlangte immerhin eines der für Menschen tödlichsten Gifte. Ich kam nur zu einem Schluss, welchen ich dem Doktor auch gleich an den Kopf warf. „Wollen sie Riff etwa vergiften?“ Das abfällige Grinsen brachte mich zur Weißglut und ich musste mich sehr zusammenreißen um Jezebel nicht an den Hals zu springen. „Aber nicht doch. Du müsstest eigentlich wissen, dass Aconitin erst ab einer Dosis von 5 Milligramm für einen erwachsenen Menschen tödlich ist. In kleineren Mengen jedoch fördert es die Heilung von Rheuma und was in unserem Fall wichtiger ist, Erkältungen, während das Gift des Schöllkrauts krampflösend wirkt. Du brauchst dir also keine Sorgen machen, da ich ihm nur ein Inhalat verabreiche, wird die Menge an Giftstoffen, die Riff aufnimmt minimal sein.“ Schweigend musterte ich den Arzt einige Augenblicke, doch dann verließ ich das Zimmer um aus meinem Giftschrank die geforderten Bestandteile des Inhalats zu holen. Ich traute dem Doktor momentan nicht weiter als ich einen Penny spucken konnte, deshalb würde ich ihm die gewünschten Gifte nur in einer ungefährlichen Menge zur Verfügung stellen. Außerdem würde ich ihm während der Herstellung nicht von der Seite weichen. Zügig zog ich mir die speziellen, undurchlässigen Lederhandschuhe, welche immer bereitlagen, über und maß jeweils drei Milligramm ab. Diese wickelte ich in je ein kleines Blatt Papier und schob sie in meine Tasche. Dann eilte ich regelrecht wieder hinauf zum Doktor, der zwischenzeitlich im Flur stand und auf mich wartete. Schweigend folgte ich ihm in die Küche, wo er schon Riffs Arzttasche stehen hatte. Zügig maß er von den Giften jeweils ein Milligramm ab und mischte sie mit einigen von den Kräutern, welche Riff zur Herstellung von Arznei-Tees verwendete. Unter anderem roch ich Fenchel, Minze und Kamille. Daraus, in Verbindung mit Wasser und Alkohol, erstellte er einen Auszug, den er in einen gläsernen Inhalator füllte, noch mal mit Wasser auffüllte und dann erhitzte. Das Ende verschloss er mit einem Stopfen, damit der Dampf nicht entweichen konnte und trug das Gefäß hinauf und verschwand dann in Riffs Zimmer. Nach einigen Minuten kam er wieder zurück und sah mich verwundert an. „Warum hast du hier draußen gewartet? Wolltest du mich nicht bis zum Schluss beobachten, damit ich nicht auf die Idee komme ihm etwas anderes als das Inhalat unterzujubeln?“ Ich schüttelte nur den Kopf und ging in mein Zimmer zurück. Dort ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen und schlief beinahe augenblicklich ein. Noch immer müde öffnete ich die Augen als ich die leise Stimme vernahm. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, doch es war nicht die gewohnte sanfte Stimme, die mich sonst weckte. Langsam öffnete ich die Augen, blinzelte einige Male bis ich das Gesicht vor mir genau erkannte. „Martha?“ Mein Blick wanderte zu der kleinen Uhr auf meinen Nachtkästchen und ich schoss regelrecht hoch. „Martha, hatte ich nicht gesagt, dass ich nach vier Stunden geweckt werden wollte?“ „Entschuldigt bitte junger Herr, aber Ihr habt so ruhig geschlafen, dass ich Euch schlafen ließ. Es schien mir, als würdet Ihr den Schlaf brauchen und da Riffs Fieber schon wieder etwas gesunken ist und er bisher auch schief, dachte ich Ihr würdet nichts verpassen. Entschuldigt bitte.“ Der geknickte Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ mich meine schroffen Worte wieder bereuen. Martha wollte, so wie ich, nur das Beste für Riff und das musste ich ihr definitiv hoch anrechnen. Schon wieder um einiges ruhiger gab ich die nächsten Anweisungen. „Ist schon gut. Ich bin in ein paar Minuten fertig, dann komme ich rüber. Achte bitte weiterhin auf Riff.“ „Natürlich Master Cain.“ Sie verließ mein Zimmer und ich schnappte mir aus dem Schrank frische Kleidung und eilte ins Bad. Dort stellte ich mich einige Minuten unter die Dusche, trocknete mich danach ab und schlüpfte in meine Sachen, ließ die Schleife, nachdem ich das Seidenband einige Sekunden gemustert hatte, einfach fallen und eilte in Riffs Räume, während mir kurz durch den Kopf schoss, dass selbst beim ankleiden ohne Riff etwas fehlte. In seinem Räumen stand Martha gerade an dem kleinen Tischchen und neugierig, was die Frau dort tat, ging ich, nachdem ich einen Blick zum Bett geworfen hatte, zu ihr und sah ihr zu. Sie bemerkte mich sobald ich an ihr vorbeischielte und lächelte leicht. „Gut dass Ihr schon hier seid, Sir. Ihr wollt Euch bestimmt die nächsten Stunden um Riffuel kümmern, nicht wahr?“ Ich nickte und ihr Lächeln wurde um eine Spur breiter. „Dann werde ich Euch gleich zeigen wie Ihr den Inhalator benutzt. Oder könnt Ihr das?“ Ich schüttelte den Kopf und sie begann damit jeden ihrer Handgriffe zu erklären. „Riffuel muss alle vier Stunden fünf tiefe Züge inhalieren. In den leeren Inhalator füllen Sie bitte zwei Löffel von diesem Kräutersud hinein, dann schütten Sie aus der Glaskaraffe Wasser dazu bis der Bauch des Geräts etwa zu zweidrittel gefüllt ist. Dann stellen Sie ihn hier auf dieses dreibeinige Metallgestell und entzünden die Kerze. Sobald sich das Wasser soweit erhitzt, dass es zu dampfen beginnt, stecken Sie diesen Stopfen aus Kork hier vorne in den Schnabel und warten bis das Wasser-Kräutergemisch komplett verdampft ist. Dann löscht bitte erst die Kerze, bevor Ihr Riffuel weckt. Achtet darauf dass er mindestens vier aber höchstens sieben tiefe Züge inhaliert. Er muss durch den Mund einatmen und durch die Nase aus. Haben Sie noch Fragen?“ Ich schüttelte nur den Kopf und Martha lächelte mich weiter an, während sie sich bei mir verabschiedete. „Dann lasse ich Euch alleine. Das Inhalat braucht noch etwa zwei Minuten. Ich kümmere mich währenddessen um etwas zu essen. Vielleicht schafft Ihr es ja, Riffuel solang wach zuhalten, bis er etwas zu sich genommen hat.“ Mit diesen Worten verschwand die Köchin aus dem Raum und ich sah ihr nach, bis die Tür mit einem leisen Klick zuschnappte. Mein Blick wanderte zu dem seltsamen Gerät und ich musterte es interessiert, während ich darauf wartete, dass die Flüssigkeit darin verdampfte. Es sah aus wie ein Glasball, in der Größe einer Kristallkugel, welche Wahrsager benutzen, an der auf einer Seite ein schmaler Henkel befestigt war, während aus der anderen Seite ein gläsernes Rohr in den Maßen eines Daumes herausragte. Dieses Glasgebilde stand momentan in einem Metallring, der auf drei Beinen, über einer niedrigen Kerze stand. Leise brodelte der letzte Rest der Flüssigkeit und wandelte sich in Dampf. An Marthas Worte denkend blies ich erst die Kerze aus, bevor ich, ohne das Gefäß, zum Bett ging und Riff sanft über die Wange strich. „Riff, komm zu dir. Wach auf. Ich bin es. Mach die Augen auf. Riff.“ Seine Lider flatterten und langsam schlug er die Augen auf. Er blinzelte mich einige Male an, bevor sein Blick klar wurde und er mich matt anlächelte. „Master Cain. Ihr seid wieder hier.“ „Natürlich. Ich werde dich nicht länger als nötig allein lassen. Wie geht es dir?“ „Besser.“ „Wirklich.“ Er nickte nur und ich bemerkte, dass ihm die Augen zuzufallen drohten. „Nicht einschlafen Riff, du musst noch inhalieren.“ Eilig holte ich den Inhalator und half Riff dabei sich auf zusetzten, bevor ich ihm das Röhrchen in den Mund schob und mich neben ihm auf die Bettkante niederließ. „Tief einatmen…, ausatmen…, einatmen…, ausatmen…,ein…, aus…, ein…, aus…, ein…, aus.“ Riff schob meine Hand mit dem Glasgefäß weg. „Nicht mehr, bitte.“ „So schlimm?“ Riff legte sich wieder hin bevor er leise antwortete. „Es schmeckt widerlich.“ Er lächelte mich leicht an und auch ich lächelte ihn, aufgrund seiner Bemerkung, an. Riff unterdrückte ein Gähnen und ich strich ihm eine verirrte Strähne seines hellen Haares aus der Stirn. „Noch sehr müde?“ „Alles ist irgendwie anstrengend.“ Ihm fielen die Augen zu und ich machte es mir auf dem Stuhl bequem, der neben dem Bett stand. Einige Minuten sah ich ihm beim Schlafen einfach nur zu. Es war ein ungewohntes Bild, da er sonst immer um mich herum war, um mir zu dienen und das Leben leichter zu machen. So entspannt hatte ich ihn bisher erst wenige Male gesehen und wenn es so war, war er immer verletzt oder schwer krank. Ich unterdrückte ein Seufzen. Würde ich es wirklich schaffen ihn an meiner Seite zu halten oder würde ihn mein Gift töten und in den Abgrund stoßen. Ich wusste keine Antwort darauf, doch quälten mich Schuldgefühle, da es ihm, je länger wir gegen meinen Vater Krieg führten, immer öfter sehr schlecht ging. Hätten wir unseren normalen Tagesablauf, dann währe es schätzungsweise nicht annähernd so schlimm. Doch immer wurde er verletzt, weil er mich vor meinem verfluchten Blut beschützte. Oder er erkrankte, weil er sich aufopfernd um mich kümmerte und dabei seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellte. Er war einfach ein unverbesserlicher, dafür aber umso liebenswerterer, Dummkopf. Die Tür öffnete sich und Martha kam mit einem Topf und zwei Tellern zusammen mit dem nötigen Besteck herein. „Master Cain, hat es funktioniert?“ „Ja, Riff war ein braver Patient.“ Sie grinste und stellte ihre Ladung auf den Tisch unterm Fenster. „Ich nehme den Inhalator mit und reinige ihn. Würde Sie sich bitte darum kümmern, dass Riffuel etwas isst?“ „Natürlich. Ach Martha, könntest du in der Bibliothek ein Buch für mich holen? Es ist eines mit schwarzen Einband und es liegt auf dem Tischchen neben dem Fenster.“ „Natürlich Sir.“ Langsam öffnete ich die Augen und blickte mich, nachdem sich mein Blick geklärt hatte, um. Martha saß gemeinsam mit dem Doktor am Tisch, welcher unter dem Fenster stand und schien sich angeregt, jedoch zu leise um etwas zu verstehen, zu unterhalten. Noch immer fühlte ich mich schlapp, jedoch war die übermäßige Müdigkeit, ebenso wie die starken Brustschmerzen, verschwunden. Hals und Rachen waren staubtrocken und brannten. Als ich versuchte auf mich aufmerksam zu machen, kam nur ein leises Krächzen hervor. Klasse. Dank der Krankheit schien ich meine Stimme so ziemlich verloren zu haben. Doch das dürfte in den nächsten Stunden wieder besser werden. Zumindest hoffte ich es. Das Krächzen wiederum war Geräusch genug um von Martha gehört zu werden, da sie sich zu mir umwandte und der fragende Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwand und Freude platz machte, was ihre nächsten Worte noch bestätigten. „Junge, du bist ja wach. Wie geht es dir? Komm trink einen Schluck Tee. Er ist noch warm und wird dir gut tun.“ Sie hielt mir eine Porzellantasse mit einem Gebräu unter die Nase, welches mich der Farbe nach sehr an Spülwasser erinnerte. Der Geruch von Fenchel, Lindenblüten und Anis schien mich zu überwältigen und drehte mir den Magen um. Konnte sie mir nicht einmal keinen Gesundheitstee einflössen, sondern einfach nur einen schwarzen oder von mir aus auch einen Hagebuttentee? Auch einfaches, heißes Wasser währe mir momentan lieber gewesen. Deshalb schob ich die Tasse zu Seite und schüttelte den Kopf. „Aber Junge, du musst doch. Es tut dir gut und unterstützt die Heilung.“ Ich räusperte mich und leise wie ein Frühlingshauch kamen die ersten Worte kaum hörbar über meine Lippen. „Ist egal.“ „Junge…,“ Martha stockte, roch an dem Tee und wandte sich dann mit einem fragenden Blick an den Blonden, der noch immer am Fenster stand und uns mit einem undefinierbaren Blick musterte. „Doktor, sind in dem Tee Lindenblüten drin?“ „Natürlich. Die gehören in einen Bronchial-Tee, der nebenbei auch wirken soll, hinein.“ Sie drehte sich wieder zu mir, musterte mich einige Augenblicke und lächelte mich danach verstehend an. „Junge, wenn du eine Tasse davon zu dir nimmst und versuchst sie bei dir zu behalten, werde ich dir eine ganze Kanne Früchtetee machen. Und zwar von meiner selbst zusammengestellten Spezial-Mischung.“ Na, das war doch ein Wort. Brav ließ ich mir das Gebräu einflößen, kämpfte gegen den Brechreiz an und schaffte es gerade so, den Tee bei mir zu behalten. Wie konnte sie mir das nur antun, wo sie doch genau wusste, wie sehr ich den Geschmack der aufgekochten Lindenblüten verabscheute, ja regelrecht hasste. Schon als Kind möchte ich ihn nicht, konnte aber damit leben eine Tasse am Tag, während Erkältungen, zu mir zu nehmen, bis zu jenem Tag, an dem meine Mutter mich pflegte und mir jede Stunde eine Tasse einflößte. Seit diesem Tag dreht es mir schon bei dem Gedanken daran den Magen um und bisher hatte ich es immer geschafft einen großen Bogen um diese Art von Tee zu machen. Ich schloss die Augen und versuchte den widerwärtigen Geschmack zu ignorieren, der erst nach einigen Minuten abflaute, als mir der Geruch von Frühlingsblumen in die Nase stieg. Martha war mit einer Kanne ihres speziellen Tees zurückgekehrt. Vorsichtig half sie mir dabei mich aufzusetzen und hielt mir eine Tasse hin. „Hier mein Junge trink das. Du musst dich ja dank deines langes Fiebers wie ausgedörrt fühlen.“ Genüsslich atmete ich tief ein und ließ den angenehmen Duft kurz auf mich wirken, bevor ich einen vorsichtigen Schluck zu mir nahm. Welch angenehmer, weicher, regelrecht blumig-fruchtiger Geschmack. Kaum hatte ich die Tasse geleert, als ich versuchte mich wieder verständlich zu machen. Ich räusperte mich mehrmals, bis ich meine Stimme wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, wobei sie mit jedem Wort etwas stärker wurde. „Martha wie lange war ich bettlägerig?“ „Nun, einige Zeit.“ Das war mehr als eine Antwort. Wenn Martha sich so anstellte und eine klare Antwort schuldig blieb, musste es eine ziemliche Zeit gewesen sein. Ich versuchte mich zu erinnern und schätzte dass ich höchstens drei Tage im Bett verbracht hatte. Dennoch drängte ich die Köchin dazu mit eine anständige Antwort zu geben. “Martha, wie lange?“ Sie seufzte lautstark bevor die Kleinbei gab und mir antwortete. „Vor fünf Tagen bist du zusammengebrochen.“ Das erstaunte mich jetzt schon. Solange hatte ich mich nicht mehr um Master Cains Belange gekümmert? Das musste geändert werden. „Fünf Tage? Ich muss…,“ Ungehalten fauchte Martha mich an, während sie versuchte mich davon abzuhalten mich aufzurichten. „Gar nichts musst du!“ „Aber, Master Cain…,“ Grantig unterbrach sie mich und blaffte mich an. „Der ist die letzten Tage auch ohne dich ganz gut zurechtgekommen Also bleib gefälligst liegen, oder willst du unbedingt einen Rückfall erleiden?“ Darauf konnte ich natürlich dankend verzichten, dennoch schien es mir unangebracht Master Cain im Unklaren zu lassen. Deswegen widersetzte ich mich Marthas gut gemeinter Anordnung, schlug die Decke zurück und wollte mich erheben, doch kaum, dass ich mich aufgesetzt hatte, begann sich die Welt vor meinen Augen zu drehen und ich musste gegen die plötzliche Übelkeit ankämpfen. Sekundenbruchteile wurde es mir schwarz vor Augen und die Welt schien in weite Ferne gerückt. Meine Wahrnehmung war einige Augenblicke total verzerrt und erst als ich ein paar warme Hände auf meinen Schultern spürte, welche mich zurück in die Kissen drückten, wurde mein Denken wieder klarer, was ich jedoch sofort bereute, da ich mir eine Standpauke anhören durfte. Während Martha mir, unter anderem, lautstark an den Kopf warf, ich währe ein verantwortungsloser, sturer Tunichtgut, an dem jeder Funken Sorgen verschwendet währe, verschwand der Doktor mit einem leichten Grinsen, welches fast schadenfroh aussah. Er schien sich ja sehr darüber zu amüsieren, dass ich wie ein kleiner Junge von Martha ausgeschimpft wurde. Wenige Minuten später wurde Marthas Schimpftriade unterbrochen, da die Zimmertüre aufgerissen wurde und Master Cain fast schon hereingestürmt kam. „Du bist wirklich wieder wach.“ Ich setzte mich vorsichtig auf, kämpfte einige Sekunden gegen meinen Körper und lächelte, sobald ich mich wieder vollkommen unter Kontrolle hatte leicht. „Master Cain.“ Seine Augen funkelten, als er sich an die Köchin wandte. „Martha, Riff muss was essen.“ „Natürlich Sir.“ Sie verließ das Zimmer, nachdem sie mir kurz durchs Haar fuhr und Master Cain setzte sich an die Bettkante. Sacht fuhr er mir mit einem Finger über die Wange, sah mich mehrere Minuten einfach nur schweigend an, warf sich mir dann ganz plötzlich um den Hals und küsste mich stürmisch. Erst nach einigen Minuten ließ er von mir ab, entfernte sich aber nicht von mir und hauchte die nächsten Worte gegen meine Lippen. „Endlich geht es dir besser. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Am Anfang sah es sehr schlecht um dich aus. Riff, es tut mir leid.“ „Was tut Euch leid?“ „Nur wegen mir, meinem Kampf gegen meinen Vater und weil du mir jeden Wunsch von den Augen abliest wirst du verletzt und krank.“ „Redet keinen Unsinn Master Cain. Ich tu genau das was ich möchte. Ich hab momentan nur eine kleine Pechsträhne.“ Er rückte ein kleines Stück von mir weg, um mir ins Gesicht sehen zu können. In seinem Blick konnte ich herauslesen, daß er im Moment darüber nachgrübelte ob mir das Fieber mein Gehirn weggedörrt hatte. Ein beruhigendes Lächeln auf den Lippen strich ich durch sein seidiges schwarzes Haar, doch nach einigen Augenblicken packte er mein Handgelenk und sah mich durchdringend an. „Du solltest dich wieder besser wieder hinlegen. Du musst dich auf alle Fälle noch einige Zeit schonen.“ „Wie Ihr wünscht Sir.“ Ich war froh, als ich mein Kissen wieder unter mir spürte. Die paar Minuten aufrecht sitzen, waren doch sehr anstrengend gewesen. Ich beobachtete Master Cain wie er sich einen Stuhl ans Bett zog und es sich darauf bequem machte. „Sir, würdet Ihr mir bitte mitteilen was alles während der letzten Tage geschehen ist?“ „Nun Riff, da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.“ Er begann damit, wie er, gemeinsam mit Martha, mich aus der Küche in mein Zimmer schleppte, da ich mich nicht wirklich daran erinnern konnte, erzählte, wie er die erste Nacht über meinen Schlaf gewacht hatte und danach den Doktor, wegen den Giften verdächtigt hatte mir etwas anzutun und danach abwechselnd mit Martha über meinen Zustand gewacht hatte. Wir wurden nur ein paar Minuten von Martha gestört, die mit einer kräftigen Geflügelbrühe hereinkam und uns ans Herz legte, es nicht zu übertreiben, da meine Gesundheit, ihrer Meinung nach, noch auf ziemlich wackligen Beinen stand. Heute war Riff das erste Mal, seit Martha ihn ins Bett gesteckt hatte, wieder auf den Beinen und saß nun bei mir in der Bibliothek. Während er das Kätzchen, welches ich gestern Abend für Merry besorgt hatte, und das nun zusammengrollt auf seinem Schoß lag und schnurrte, hinter den Ohren kraulte, hörte er mir schweigend zu, da ich ihm einen Vorschlag unterbreitete. „Nun, was hältst du davon? Es wird dir gut tun aus der Stadt heraus zu kommen.“ „Es ist sehr freundlich von Euch Master Cain nur wegen mir so eine Reise in Erwägung zu ziehen, jedoch würde es doch auch genügen, auf Ihren familieneigenen Landsitz…,“ „Red keinen Unsinn. Wir werden, sobald hier wieder alles in geordneten Bahnen verläuft, für zwei drei Wochen in die Schottischen Highlands reisen oder wir gehen nach Dartmoor. Nur wir beide.“ „Und was wird aus Miss Merry?“ „Tja, Merry hat andere Verpflichtungen. Oskar kann ja auf sie Achtgeben. Sie wird es verstehen. Wichtig ist jetzt nur, daß du wieder richtig gesund wirst.“ Es klopfte an der Zimmertür und wir unterbrachen das Gespräch, während Martha eintrat. „Sir, die Hausmädchen sind angekommen.“ Als Riff das Katzchen neben sich auf einen anderen Stuhl legte und aufstand, wurde er nur verblüfft von mir und der Köchin gemustert. „Riff, wo willst du hin?“ „Ich werde den Damen die Aufgaben zuteilen.“ „Riffuel..., Junge, das brauchst du nicht. Sie wissen was sie zu tun haben. Außerdem währst du ja eh nicht hier, wenn du nicht erkrankt währst.“ „Aber ich muss ihnen zumindest mitteilen, daß ich hier bin und bei Fragen…,“ „Papperlapapp, du musst gar nichts. Es reicht wenn du nachher mal durch das Haus gehst und sie dich dann zufällig entdecken. Und sollte es irgendwelche Fragen oder Probleme geben, dann können sie ja mich fragen. Immerhin war ich, bevor die Küche mein Reich wurde, als Hausmädchen angestellt.“ Riff sah die Frau ungläubig an. Das schien ein Teil ihres Lebens zu sein, von dem selbst er nichts wusste. „Wirklich?“ Gut gelaunt lachte Martha kurz, bevor sie auf Riffs Frage antwortete. „Ja, ich war die ersten drei Jahr bei deinen Eltern als Hausmädchen tätig. Doch als die frühere Köchin erkrankte und starb, hatte ich die Aufgabe, bis zum erscheinen einer neuen Köchin, den Kochlöffel zu schwingen. Deine Eltern jedoch waren über meine Kochkünste so begeistert, daß sie mich kurzerhand zur Köchin beförderten. Das war…, uh, wie lange denn schon…, ich denke das war etwa zwei Jahre bevor du geboren wurdest. Du bist inzwischen 29, also ist es inzwischen schon mindestens 31 Jahre her. Deswegen kennst du mich auch nur als Köchin. Hach, an den Kindern merkt man wie man alt wird.“ Das waren doch mal interessante Informationen bei denen es sich lohnte etwas nachzubohren. „Martha, du kennst Riff also schon seit seiner Geburt?“ Martha nickte während sie mich fragend musterte. „Martha erzählst du mir etwas von Riffs Kindheit?“ „Selbstverständlich junger Herr.“ Regelrecht entsetzt versuchte Riff die Köchin davon abzubringen. „Aber Martha…, dass…, dass geht doch nicht. Master Cain würde sich nur langweilen.“ „Die Entscheidung überlass ruhig mir. Wenn mir deine Kindheit nicht spannend genug erscheint werde ich es sagen.“ „Ach Sir, macht Euch darüber keine Sorgen. Riffuel war ein ganz niedlicher, einerseits ruhiger Junge. Andererseits, konnte er schon ziemlich aufbrausend sein, wenn jemand in seinen Augen gegen Regeln und seine Wertvollstellungen verstoßen hat. Er kam einige Male komplett verdreckt nach einer Prügelei heim. Seine Mutter hat sich dann immer geärgert und ihn gescholten, da er ja die Vorbildrolle für seinen kleinen Bruder innehatte und sich deswegen wie der Sohn einer mittelständischen Familie zu benehmen hatte.“ „Martha!“ Die Köchin begann zu lachen, bevor sie zu erzählen begann und auch ich kämpfte gegen das Grinsen, welches Riffs beschämter Anblick in mir auslöste, während ich ihr gespannt lauschte, begierig danach, alles über den Menschen, der für mich wichtiger als mein Leben geworden war, zu erfahren. Geschlagene vier Stunden musste ich die Peinlichkeiten über mich ergehen lassen, während sich Master Cain offensichtlich köstlich über meine Kindheit zu amüsieren schien. Mit erschrecken wurde ich an Begebenheiten erinnert, die ich zwischenzeitlich schon vergessen oder auch einfach verdrängt hatte. Sei es nun die Flucht vor dem großen Nachbarshund im Alter von fünf Jahren oder die Blauen Flecken die ich mir bei den unbeabsichtigten Boxstunden während meiner Schulzeit zugezogen hatte. Jedoch bestätigte Martha zwischendurch immer wieder, was für ein braver Junge ich gewesen war. Immer höflich und niemals hatte ich irgendwelche Streiche ausgeheckt. Es schien mir als würde Master Cain die Informationen aufsaugen wie lebenswichtigen Sauerstoff, während es Martha offensichtlich Freude bereitete, über diese Erlebnisse erzählen zu dürfen. Ich war sicher, solange ich diese Beiden Personen an meiner Seite hatte, konnte ich alles überstehen. Schweigend lauschte ich der Erzählung der letzten Jahre in meinem Elternhaus und eine Frage drängte sich mir auf. Ich brauchte darauf unbedingt eine Antwort und ohne es zu registrieren war die einzige Person die mir eine Antwort darauf geben konnte, immer in meiner Nähe gewesen. Kaum hatte Martha geendet als ich beinahe schon aufsprang und zu ihr hinüber ging. „Martha, du weißt alles was in meiner Familie vor sich ging. Was ist an diesem Abend geschehen? Weißt du etwas?“ Sie wandte sich von mir ab und blickte zu Boden. „Es tut mir leid, aber ich kann dazu nichts sagen.“ „Was soll das heißen?“ Abrupt drehte sie sich wieder zu mir und fuhr mich an. „Dass ich es nicht kann und ich werde dir nichts sagen. Sei froh, daß du die Geschehnisse verdrängt hast. Junge du bist hier doch glücklich. Weshalb quälst du dich selber mit der Vergangenheit. Lebe in der Gegenwart und denke an die Zukunft. Die Vergangenheit ist vorbei. Du kannst nichts daran ändern.“ „Das weiß ich selber, aber ich will, nein ich muss wissen warum nur ich überlebte.“ Ich packte unbewusst ihr Handgelenk und zog sie etwas näher. „Martha, sag mir was genau geschehen ist. Wer war die Person mit der Fackel die ich im Spiegel sah? Antworte!“ So fest sie konnte, versuchte sie sich aus meinem Griff zu befreien. „Riffuel, du tust mir weh. Lass mich sofort los. Was ist denn in dich gefahren? Loslassen!“ Erst nachdem mich Marthas schallende Ohrfeige getroffen hatte bemerkte ich, daß die Hand, welche ihr Handgelenk festhielt, so fest darum geschlossen war, daß meine Knöchel weiß hervortraten. So schnell als hätte ich mich verbrannt ließ ich sie los und wich einige Schritte zurück. „Ich…, es tut mir leid.“ Das Handgelenk reibend sah sie mich einige Sekunden an. In ihrem Blick lag, ebenso wie in ihrer Stimme, die Enttäuschung über mein Benehmen. „Riffuel, solange du in dieser Sache nicht weißt was du tust, werde ich kein Wort darüber verlieren. Benimm dich wie ein erwachsener Mann.“ Wütend verließ Martha das Zimmer und ich blickte ihr verdutzt nach. Erst Master Cain brachte mich ins Jetzt zurück. „Riff? Alles in Ordnung mit dir?“ „Natürlich Sir.“ „Riff, wer soll dir das glauben? Du hast dich untypisch benommen. Kann ich irgendwas für dich tun?“ „Danke Sir, aber in dieser Sache kann Niemand außer Martha etwas tun.“ Mir wurde augenblicklich bewusst, das dies die falsche Antwort war, was ich aus Master Cains Stimme auch heraushören konnte, da sämtliche Sorge daraus verschwunden war und einem vorwerfenden Unterton Platz gemacht hatte. „Du weißt, dass der Kampf mit meinem Vater unsere gesamte Aufmerksamkeit benötigt? Ich muss mich auf dich verlassen können und das geht nur wenn du gesund und mit dem Kopf bei der Sache bist.“ „Selbstverständlich Sir. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich würde gerne im Haus nach dem Rechten sehen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verließ ich den Raum und ging ziellos durch das große Gebäude. Ich war wütend. Wütend auf Martha, weil sie wie immer ihren Dickkopf durchsetzte, wütend auf Master Cain, da er mich in diesen Augenblicken, wo ich der Wahrheit näher war als in all den vergangenen Jahren, mit seinen Problemen beschäftigte. Doch am stärksten loderte die Wut auf mich selbst. Es verwirrte mich, daß ich die Kontrolle so verloren hatte, daß mir meine eigene Vergangenheit momentan wichtiger erschien als Master Cain. Langsam lehnte ich mich mit dem Rücken an eine Wand und rutschte daran hinunter. Mit aller Kraft versuchte ich die Enttäuschung über mich selber zu unterdrücken. Einige Minuten blieb ich nur sitzen, doch dann stand ich entschlossen auf. Ich hatte keine Zeit um im Selbstmitleid zu zerfließen. Als Erstes würde ich in die Bibliothek zurückkehren und mich bei Master Cain für mein Benehmen entschuldigen und danach musste ich in die Küche um Martha mitzuteilen, daß sie mal wieder Recht gehabt hatte und ich warten würde bis sie mich für bereit hielt um die Wahrheit zu verkraften. Kaum war das alles erledigt, als ich zu den beiden Räumen in denen die Zimmermädchen arbeiteten ging. Schwatzend putzen sie alles, doch kaum hatte mich Mademoiselle Sabine entdeckt und erschrocken meinen Namen in den Raum gerufen, als sich alle prompt zu mir umwandten und sich eine Todesstille ausbreitete. „Mister Raffit, was tun sie denn hier? Seit wann sind sie denn schon zurück?“ „Mademoiselle Sabine, es gab eine kleine Planänderung, aber machen sie sich nichts daraus. Sie haben bis Morgen Zeit ihre Aufgaben zu erledigen.“ „Und seine Lordschaft? Ist Master Cain auch im Haus?“ „Er befindet sich momentan in der schon gereinigten Bibliothek. Sollte es Fragen ihre Aufgaben betreffend geben, ich werde mich bei Master Cain aufhalten.“ „Sehr wohl. Pense détachément, détachément, détachément des amours. Los, los, los Mädchen. Beeilt euch.“ Einige Augenblicke sah ich den Mädchen noch beim putzen zu, doch dann begab ich mich zurück zur Bibliothek. Ich klopfte an die Tür und trat gleich nach seinem Herein ein. „Riff, hast du deine Erholungszeit wieder aufgegeben?“ „Master Cain, es ist nett dass Ihr Euch Sorgen um meinen Gesundheitszustand macht, aber es geht mir gut genug, um für anfallende Fragen bereit zu sein. Mehr werde ich Heute nicht tun.“ Und bis auf eine Diskussion mit dem Gärtner wurde ich von Fragen und Aufgaben verschont. Dies war wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich am nächsten Morgen pünktlich um Fünf ohne Müdigkeitserscheinungen aus dem Bett stieg. Ich streckte mich, verzog aber kurz das Gesicht, da ich momentan nicht an die Brustverletzung gedacht hatte. Schließlich lag der Überfall auf Master Cain inzwischen schon drei Wochen zurück. Drei Wochen in denen sehr viel geschehen war. Zügig ging ich ins Bad, duschte und zog mich dann an. Es schien als würde es ein ruhiger, normaler Tag. Doch kurz nachdem ich Master Cain zum Frühstück geweckt, ihm beim Ankleiden geholfen und den Tisch fertig gedeckt hatte, klingelte es Sturm an der Haustüre. Master Cain, der gerade vom Doktor und Cassian gefolgt am Fuß der Treppe angekommen war, blieb stehen und sah mir interessiert zu, wie ich die Türe öffnete. Doch kaum war diese offen, als ich von Master Oskar zur Seite gestoßen wurde. Er hatte Miss Merry auf dem Arm und Blut lief ihm von der Stirn aus über das Gesicht. „Cain! Es tut mir leid. Ich hab getan was ich konnte, aber das war nicht genug.“ Drohend ging Master Cain während seiner nächsten Worte auf Master Oskar zu. „Was ist mit Merry?“ „Merryweather geht es gut, aber Jemand hat Merrys Freundin, die kleine Sophie, vor meinen Augen entführt.“ Danke schön, daß ihr bis hierher gelesen habt. Ich bin wirklich gerührt. Und für euch fleißigen Leser gibt es noch eine klitzekleine Vorschau aufs letzte Kapitel. ^^ Bis zum nächsten Mal Liebe Grüße FuYu ---Auszug nächstes Kapitel--- Kapitel 14 - Ich werde dich überall finden- Das kalte Metall der Schusswaffe drückte gegen meine Schläfe, während ich aus den Augenwinkeln erkennen konnte, wie Master Cain sich nach Kräften gegen die Schergen von Master Alexis wehrte. „Riff! Nein! Vater du darfst das nicht tun!“ Das hämische Grinsen auf den Lippen des Cardmasters wurde etwas breiter. „Aber Cain, ich kann nicht zulassen, daß jemand, an den du dein Herz hängst am Leben bleibt.“ Kapitel 14: Ich werde dich überall finden ----------------------------------------- Hallo zusammen. So, es ist vollbracht. Das letzte Kapitel ist fertig. Ich muß zugeben, es gefällt mir einigermaßen. Ganz zufrieden bin ich zwar nicht, aber trotz monatelanger Bearbeitung hab ich es nicht besser zusammengebracht. Gomen. Irgendwie fehlt mir das erleichterte "Ich bin fertig." ich fühl mich eher bedrückt. Seltsam. Sorry, daß es sooooooo extrem lange dauerte bis ich fertig war, aber ich schwankte zwischen Keine Ahnung, Kreativ, das muß anders geschrieben werden und keine Zeit. Ich hab auch einige der explizierten Blutvergießen-beschreibungen rausgenommen und hoffe, daß es so ohne adult durchgeht. Trotz Gehirnmasse am Boden und zerschmetterten Knochen.^^ Diesmal bin ich sehr oft zwischen Cain und Riff geswitcht. Ich hoffe, daß niemand dadurch verwirrt wird. So und nun wünsche ich allen die sich die Zeit nehmen um es zu lesen viel Spaß. Kapitel 14 -Ich werde dich überall finden- Master Oskar ließ Merry runter und diese sah ihn mit verweinten Augen kurz an, bevor sie sich auf ihn stürzte und auf ihn einschlug. „Warum? Warum hast du ihr nicht geholfen? Die waren doch hinter mir her und sie ist doch unschuldig! Warum hast du nur mir geholfen du dummer Klotz.“ Ich ließ einen kurzen Blick zu Master Cain schweifen, der mir zeigte, dass dieser total verdutzt aufgrund Miss Merrys Reaktion war, so dass er wie angewurzelt stehen blieb. So entschloss ich mich dazu Oskar vor der kleinen Miss zu retten. „Miss Merry, hört auf. Miss Merry, bitte.“ Da sie keinerlei anstallten machte mir zuzuhören, packte ich sie an den Schultern, kniete mich vor sie, damit ich in ihr Gesicht sehen konnte und fuhr sie etwas lauter an. „MISS MERRY!“ Augenblicklich hörte sie damit auf um sich zu schlagen und sah mich schniefend an. „Riff, sie haben Sophie.“ Tröstend strich ich ihr vorsichtig durch das blonde Haar und richtete eine der Haarschleifen. „Ich weiß. Und jetzt hört mir gut zu. Ich gehe und werde sie finden. Bleibt hier im Haus. Master Oskar und Euer Bruder werden auf Euch Acht geben. Ihr braucht keine Angst mehr zu haben.“ Ein leichtes Nicken beruhigte mich etwas. Ich schob sie zu Mater Cain und wollte eiligst den Raum verlassen, als ich von dessen Stimme noch mal aufgehalten wurde. „Ich komme mit.“ Diese Idee wurde von mir vollständig verweigert. Es durfte nicht sein, dass sich Cain in Gefahr begab. Deswegen lehnte ich ab. „Master Cain, es ist zu riskant. Es könnte sich…, es wird sich wahrscheinlich um eine Falle handeln.“ Zustimmend nickte er mir zu. „Das stimmt. Die Falle könnte aber auch für dich bestimmt sein. Hast du vergessen, dass es Vaters Plan war dich in die Finger zu bekommen und wir eigentlich nur Glück hatten. Dass Oskar es geschafft hatte Cassian zu schnappen? Wir werden uns gemeinsam auf die Suche machen und uns gegenseitig den Rücken decken. Das ist ein Befehl.“ Master Cains Einwand klang logisch und so gab ich Kleinbei. „Jawohl Sir.“ Zusammen verließen wir wenige Minuten später das Haus in die Richtung welche Master Oskar uns gewiesen hatte. Schweigend fuhren wir mit einer öffentliche Droschke zu dem Platz, an dem Sophie von Oskar getrennt worden war. Wir schwiegen, bis wir an einer Stelle schon angetrocknete Blutreste auf dem Kopfsteinpflaster entdeckten. Langsam ging ich in die Hocke, ließ meinen Blick aber erst über die nähere Umgebung schweifen, während Cain die Stelle schon näher betrachtete und das Schweigen brach. „So, hier wurde er also niedergeschlagen.“ Ich warf einen kurzen Blick auf den Boden, beobachtete danach aber wieder die Umgebung. „Miss Merry hatte Glück, dass Master Oskar das Bewusstsein nicht verlor und sie noch aus den Händen der Unbekannten befeien konnte.“ Ein unwilliges Schnauben ging Cains Worten voran. „Meiner Meinung nach hatte Vater Glück, dass es so viele Schergen waren und Oskar nichtmehr richtig sehen konnte. Ich bin sicher, er hätte Sophie unter anderen Umständen auch noch zurückgebracht.“ Ich erhob mich wieder und drehte mich flüchtig um. „Wo sollen wir sie suchen?“ Master Cain hob kurz die Schultern und überdachte meine Frage. „Ich weiß nicht.“ Ich überlegte und kam momentan nur auf eine befriedigende Ansicht. „Ich persönlich würde mich nicht weit vom Ort der Entführung entfernen.“ „Warum das denn? Währe es nicht besser nicht mehr in der Nähe zu sein?“ „Nun, ich finde, es ist sehr auffällig wenn mehrere vermummte Gestalten ein kleines Mädchen durch London transportieren.“ „Du weißt, daß wir es mit meinem Vater zutun haben. Er wird bestimmt eine private Kutsche oder so haben, um sie von hier weg zu bringen. Du denkst dennoch, dass sie noch hier in der Nähe ist?“ „Es könnte sein.“ „Na Gut. Da wir momentan keinerlei weiteren Spuren haben, sollten wir uns hier umsehen. Riff, was hältst du davon, wenn wir uns den Turm dort genauer ansehen?“ „Die Kirche scheint verlassen zu sein. Das könnte durchaus ein gutes Versteck sein.“ Zügig überquerten wir den kleinen Platz, eilten an dem plätschernden Brunnen vorbei. Kurz bevor wir die Kirche erreicht hatten blieb ich stehen und sah mich ein weiteres Mal um. „Master Cain, findet ihr es nicht seltsam, dass hier niemand ist?“ Langsam drehte sich Cain um die eigene Achse und sah sich um. „Jetzt wo du es sagst. Obwohl es kurz vor Mittag ist, ist niemand auf der Straße. Noch nicht einmal eine streunende Katze oder eine Ratte. Es ist totenstill. Wir sollten auf der Hut sein.“ Ich nickte nur und als ich ein raschelndes Geräusch vernahm blickte ich dorthin wo ich es vermutete. Nach oben. So schnell ich konnte, packte ich Master Cains Arm und zog ihn in meine Arme, als ein Bündel Stoffe, mit einem unangenehmen Geräusch, genau dort Aufschlug, wo Cain vor Sekundenbruchteilen noch gestanden hatte. Einige Augenblicke, hielt ich ihn einfach nur fest, während ich probierte den Schrecken der mir in den Gliedern saß zu überwinden. Den Blick starr auf dieses Etwas vor meinen Füßen gerichtet, versuchte ich das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen. „Master Cain, alles in Ordnung?“ Ich spürte wie er leicht nickte während er sich in meinen Armen umwandte und sich dann vorsichtig, fast widerwillig, daraus befreite. „Ja. Was war das?“ Vorsichtig beäugten wir das Bündel, bis ich erkannte, dass es sich um einen Menschen handeln musste. Bang ging ich in die Hocke, besah mir die Leiche. Die Gliedmaßen waren unsinnig verrenkt. Ich schätzte, sie waren mehrmals gebrochen, der Kopf schien wie eine Wassermelone geplatzt zu sein. Blut vermischte sich mit Gehirnmasse und Knochensplittern. Ich schätzte die Größe des Körpers auf etwa 48 Inches, vielleicht etwas mehr. Mit einem schlechten Gefühl strich ich das goldenfarbene Haar aus dem, was zuvor das Gesicht war und erstarrte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, der kalte Schweiß lief mir den Rücken hinab und mein Magen drehte sich schlagartig um. Vor Entsetzen wollte ich zurückweichen, konnte aber nicht, da das Grauen meine Muskeln lähmte. „Riff, wer…, wer ist es?“ Ich war nicht fähig auch nur ein Wort hervor zu bringen. Ich hörte nur, wie Master Cain sich neben mich stelle und sich etwas herabbeugte. „Riff? Das ist Sophie, oder?“ Zwischenzeitlich hatte ich mich von der Panik etwas erholt, betrachtete das Kind vor mir ein weiteres Mal, jedoch genauer und schüttelte einfach nur den Kopf als Antwort auf seine Frage. Es war zwar ein kleines blondes Mädchen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit der Gesuchten hatte, deshalb hatte ich mich im ersten Moment zu Tode erschrocken, doch sie war es nicht. Schweigend blickte ich in die grünen Augen, als sich diese verwundert verdunkelten. „Riff, bin ich inzwischen senil oder hörst du auch Musik?“ Ich lauschte und konnte Master Cain, was seinen Geisteszustand anging, beruhigen. „Ja. Das ist eine Zigeunerweise. Wer auch immer dieses Stück auf der Violine Spielt ist ein wahrer Meister.“ „Das Lied kenne ich. Es ist das Selbe, das kurz vor Großvaters Tod und dem Anschlag auf Onkel Neal gespielt wurde.“ Während ich mich weiterhin um die Leiche vor mir kümmerte, richtete sich Master Cain, nach dem Geigenspieler suchend, auf. „Riff! Vorsicht!“ Ich wandte mich um, war jedoch nicht schnell genug und schaffte es gerade noch eine Hand zwischen Hals und den Strick, den man mir übergeworfen hatte, zu bringen. Da meine Bewegungsfreiheit, ebenso wie die Sauerstoffzufuhr, ziemlich eingeschränkt war konnte ich nicht viel dagegen tun, als mir metallene Handschellen und ein metallenes Halsband angelegt wurden. Gefangen wie ein Tier zerrte ich an den Fesseln, was jedoch nichts brachte. Eine kalte, dennoch einschmeichelnde Stimme ließ meine Gegenwehr schlagartig leichter werden. Kurz sah ich zu Master Cain, dem zwischenzeitlich jeder Tropfen Blut aus dem Gesicht gewichen war und panisch zu der Person hinter mir starrte. „Riffuel, du lernst es wohl nie.“ Widerwillig gab ich meine Gegenwehr auf, wandte ich mich um und sah in grüne Augen. „Master Alexis.“ „Schön, dass du mich noch kennst.“ Das gehässige Lächeln ließ mich den Blick senken während ich, scheinbar ruhig, antwortete. „Wie sollte ich Euch je vergessen.“ Master Cains Stimme klang leicht panisch und ich sah besorgt zu ihm. „Vater! Was hast du vor?“ „Ich werde ihn mit mir nehmen. Bei dir ist er viel zu frei.“ „Was hast du mit Sophie gemacht?“ Mein Blick wanderte zurück zu Master Alexis, der in den ersten Augenblicken etwas ratlos aussah. „Sophie? Meinst du das kleine Mädchen, dass der Sargmacher vorbeigebracht hat?“ Master Cain nickte schweigend und sein Vater begann wieder zu lächeln. „Nun, die Kleine war für meine Pläne nicht relevant. Sie dürfte inzwischen wieder bei ihrem Vater sein.“ Ungläubig sah ich Master Cains Vater an, unterdrückte den leichten Hoffnungsschimmer, der sich in meinem Innersten aufzubauen versuchte. „Ihr habt sie gehen lassen?“ Ein leicht missbilligendes Lächeln zierte Alexis Lippen während er den Kopf schüttelte. Langsam kam er auf mich zu und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber Riffuel, wer hat denn hier etwas von gehen lassen gesagt. Ich meinte natürlich, dass meine Lieferanten sie zurück gebracht haben. Stückchenweise in hübschen Paketen. Und fast komplett. Nur das Herz musste ich zurück behalten. Das wird noch gebraucht.“ Mir wurde schlecht und Wut stieg in mir hoch. Wie konnte mein Vater es nur wagen ein unschuldiges Kind wegen irgendwelchem mystischen Blödsinn zu töten. Wutentbrannt stürzte ich auf ihn los, wurde jedoch von einem seiner Häscher aufgehalten. „Master Cain!“ Der wandelnde Schrank mit dem vernarbten Gesicht hielt Riffs Ketten scheinbar mühelos, während der sich regelrecht aufbäumte und versuchte zu mir zu kommen, um mich vor den Schergen meines Vaters zu schützen. Das hämische Lachen meines Vaters ließ mich erstarren, ebenso wie die gebogene Klinge, welche mir eine weißhaarige, junge Frau mit verbrannter Gesichtshälfte an den Hals hielt. „Moon, pass auf, daß du die Haut meines Sohnes nicht verletzt.“ „Jawohl Cardmaster.“ Die Klinge lockerte sich beinahe unmerklich. „Vater was hast du mit Riff vor?“ Während er mir antwortete, reinigte er seine Pfeife, stopfte sie frisch und entzündete sie. „Er wird sterben und sein Körper wird mir als Versuchsexemplar dienen.“ Panik drohte meinen Körper und meinen Verstand zu überschwappen, während ich versuchte meinen Vater mit Worten von seinem Plan abzubringen. „Das kannst du nicht tun.“ Mein Vater zog genüsslich an der Pfeife, schloss kurz die Augen und ließ den Rauch langsam zwischen seinen Lippen entweichen, bevor er sich die Mühe machte mir zu widersprechen. „Oh doch Cain, das kann ich. Sieh genau her.“ Aus der Innentasche seines Anzugs zog mein Vater eine Waffe und hielt sie Riff provozierend an den Kopf. Das kalte Metall der Schusswaffe drückte gegen meine Schläfe, während ich aus den Augenwinkeln erkennen konnte, wie Master Cain sich nach Kräften gegen die Schergen von Master Alexis wehrte. Doch Die Frau mit dem Flachsfarbenen Haar und ein junger Mann in Gestreiftem Anzug hielten ihn scheinbar mühelos. Nach einigen Augenblicken verebbte seine Gegenwehr etwas. „Riff! Nein! Vater du darfst das nicht tun!“ Das hämische Grinsen auf den Lippen des Cardmasters wurde etwas breiter. „Aber Cain, ich kann nicht zulassen, daß jemand, an den du dein Herz hängst am Leben bleibt.“ Langsam schüttelte Cain den Kopf, bevor er seinem Vater widersprach. „Das siehst du falsch. Er ist nur ein Butler, sonst nichts.“ Selbst in der Stimme des Cardmasters konnte man das süffisante Lächeln heraushören. „Wem willst etwas vormachen? Mir? Der ganzen Welt oder doch eher dir selber?“ Empört klang Master Cains Stimme, dennoch konnte ich ein leises Zittern darin vernehmen. „Niemanden. Riff ist ein einfacher Butler.“ „Nun, ich habe Informationen, daß du dir große Sorgen während der Krankheit deines einfachen Butlers gemacht hast. Aber ich will dir abkaufen, daß dieser Mann in deinem Leben keine tiefere Rolle spielt. Dann wird es dir ja kaum was ausmachen, wenn ich ihn hier und jetzt vor deinen Augen töte. Ich würde seinen Körper gerne für ein Experiment benutzen.“ Sämtliche Farbe verschwand aus Cains eh schon blassen Gesicht. „Das…, das kannst du nicht tun. Er hat…, Riff hat nichts mit unserem Disput zu tun. Er ist total unschuldig!“ Das herablassende leise Lachen von Cains Vater klang kalt. „Ach wenn du dich da mal nicht täuschst. Denkst du wirklich ich hätte ihn aus Nächstenliebe nach dem Tod seiner Familie bei mir im Haus aufgenommen?“ Er wusste etwas, da war ich ganz sicher. Auch Master Alexis wusste was an dem Abend geschah. Ich musste es einfach wissen. Vielleicht würde er es mir ja verraten und sei es nur um mich mit der Vergangenheit zu quälen. Doch das war nebensächlich. Ich brauchte Gewissheit und musste zumindest versuchen ihm die Wahrheit heraus zu kitzeln. „Was wisst Ihr über diesen Abend Master Alexis?“ „Ich habe schon gehört, daß du noch immer nicht weißt was sich ereignet hat. Nun dir sei soviel gesagt, die Silhouette im Spiegel war jemand dem du auch heute noch vertraust.“ Diese Aussage verwirrte mich und ich kam auf keine Antwort, obwohl ich verzweifelt versuchte mich an den Abend und an die Silhouette zu erinnern. „Wer kann das sein? Ich habe keinerlei Verbindungen zu Personen aus der Zeit vor dem Unfall.“ „Oh, die hast du. Du denkst nur nicht daran. Aber ich bin ja nicht so. Ich werde deinen Gedanken etwas auf die Sprünge helfen. Kommst du bitte aus dem Schatten und stellst dich vor meine Liebe.“ Aus dem Schatten der Kirche löste sich ein Schatten und eine maskierte, in einen dunklen Umhang gehüllte Person stellte sich neben Cains Vater. „Natürlich Cardmaster. Ich bin Mitglied Delilahs. Man nennt mich den Turm und unterstehe direkt Master Alexis. Eurem Vater Master Cain.“ Die Stimme kam mir mehr als nur Bekannt vor und als sie die Maske abnahm, die ihr Gesicht vor mir verbarg drehte sich mein Magen um. Ich musste beobachten wie Riffs Gesichtsfarbe zu kalkweiß wechselte. Seine Augen weiteten sich und wurden heller. Sie funkelten in einem Grauton ungläubig. Es sah ganz so aus als müsste er erstmal seine Lungen zwingen den lebenswichtigen Sauerstoff hineinzulassen bevor er ein einziges Wort zwischen den Lippen herauspresste. „Martha?“ „Junge, sieh mich nicht so enttäuscht an. Das steht dir nicht.“ „Aber…, aber warum?“ „Das würdest du nicht verstehen.“ „Warst wirklich du die Silhouette?“ „Ja. Ich habe das Feuer in deinem Elternhaus gelegt.“ Riff wandte den Blick ab. Kämpfte er mit den Tränen? „Weißt du Junge…,“ Solch eine gefühlsbeherrschte Reaktion hatte ich bei ihm noch nie entdeckt. Wütend begann er an den Ketten zu zerren, die ihm die Freiheit beraut hatten und fauchte Martha regelrecht an. „Nenn mich nicht so!“ Die Köchin wich einen Schritt zurück bevor sie ihn einige Auenblicke wie einen verabscheuungswürdigen Käfer, musterte. „Riffuel, du hattest das Leben im Kreis deiner Familie nicht verdient. Du bist schwach, hast immer nur an andere gedacht und durch deine Unfähigkeit deine Verlobte zu halten hast du meine Pläne durchkreuzt.“ Noch immer wehrte er sich gegen seine Fesseln, während ich nur geschockt da stand und dem Treiben zusah. Ich wollte zwar zu ihm, ihn in den Arm nehmen, ihm Trost spenden, den verzweifelten Ausdruck auf seinem Gesicht fortwischen, doch ich konnte nicht. Seine nächsten Worte schnürten mir die Luft ab. In ihnen lag soviel Trauer und Schmerz, dass es mir eiskalt den Rücken hinunter lief. „Warum hast du mich dann am leben gelassen? Warum hast du mich nicht auch sterben lassen?“ „Aber wo währe denn dann die Strafe? Hätte ich dich angeschossen und bei lebendigen Leib im Feuer sterben lassen, dann hätte dein Leiden nach wenigen Augenblicken sein Ende gefunden. Jedoch auf diese Art leidest du schon seit einigen Jahren. Aber beruhige dich. Deine Familie war schon tot bevor ich das Feuer entzündete. Erinnerst du dich, wie dein Bruder Clyde an jenem verhängnisvollen Abend zurückkam und dich beschimpfte? Wie er schamlos nach Geld fragte Und du Dummkopf es ihm einfach in die Hand drücktest. Kein Wort hast du über die Lippen gebracht und doch war ich mir sicher, du hast ihm in diesen Augenblicken den Tod gewünscht.“ Riffs Gegenwehr verebbte und er senkte den Kopf, während er leise widersprach. „Das hatte ich nie getan. Ich war doch froh, dass er mit Lucinda glücklich war. Er hat ihr etwas gegeben, dass ich ihr nie hätte geben können.“ „Und er hat dir damit etwas genommen, was du anders nie bekommen könntest.“ Die Ketten mit denen er gefesselt war rasselten während er leicht den Kopf schüttelte. „Was soll das sein?“ „Was wohl? Natürlich das Krankenhaus von Lucindas Vater. Ohne die Vermählung konntest du dir abschminken, jemals der Stellvertreter und später Chef zu werden.“ Bestürzt sah ich die Köchin an. Konnte es wirklich sein? Hatte Martha Riffs Familie getötet und ihn dadurch beinahe in den Selbstmord getrieben, nur wegen so etwas lächerlichem wie eine hohen Stelle in einem Krankenhaus? „Was redest du denn da? Mit Lucindas Vater war abgesprochen, da ja sie vor der Hochzeit verschwand, dass ich meine Stellung auch ohne Ehe behalten konnte.“ Hatte ich mich getäuscht oder hatte Martha ihn einige Sekundenbruchteile verwirrt gemustert, bevor sie ihn wütend anschrie. „Rede keinen Unsinn.“ Riff blieb ungewöhnlich ruhig. Hatte er schon aufgegeben, oder versuchte er einfach plausible Erklärungen zu geben? „Das sind Fakten. Ihr Vater war der Ansicht, dass ich mich nicht falsch verhalten hatte und ich nicht wegen ihres Verhaltens benachteiligt werden sollte.“ Abrupt wandte sich Martha zu meinem Vater herum, während ich versuchte mich unbemerkt etwas von meinen Bewachern zu entfernen, was jedoch von Moon bemerkt wurde, die die scharfe Klinge wieder etwas fester an den Hals zu drücken. „Cardmaster, Ist das wahr?“ „Wenn du mich so fragst, ja. Er hätte seine Stellung trotz allem behalten und du hättest Einfluss und die Chance deine Versuche fortführen zu können bekommen.“ „Aber warum habt ihr mir dann falsche Informationen zukommen lassen?“ „Hättest du seine Familie ausgelöscht wenn ich es nicht getan hätte?“ „Natürlich. Immerhin hat er keine Familie verdient.“ Das war jetzt zuviel für mich. Wie konnte ich weiterhin schweigen, wo ich mit ansehen musste, wie Riff bei jedem Wort wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte. Das ging so nicht weiter. Riff musste merken dass ich noch immer auf seiner Seite stand und ihn zu unterstützen versuchte. „Warum Martha! Warum denkst du so? Du magst ihn doch sonst hätten wir nicht die Vereinbarung getroffen, dass Riff gemeinsam mit mir isst! Also, warum sagst du so was? Warum quälst du ihn so?“ Langsam löste die Frau ihren Blick von meinem Vater, ließ ihn kurz über Riff gleiten, bevor sie auf mich zukam und kurz vor mir stehen blieb. „Warum? Ihr fragt warum? Ganz einfach. Er hat meine Familie zerstört. Ich habe nur gleiches mit gleichem vergolten. Er hat meinen Sohn auf dem Gewissen. Er sollte spüren wie es ist das zu verlieren was einem lieb und teuer ist.“ Riff der während seines letzten Aufbegehrens schweigend mit gesenktem Blick dagestanden hatte sah die Köchin nun verwirrt an. „Ich habe was? Wie sollte ich? Ich wusste bis eben ja noch gar nicht, dass du einen Sohn hattest.“ Ich glaubte ihm jedes Wort. Nicht nur weil ich wusste, dass Riff nicht lügen würde, sondern weil jedes Quäntchen Gefühl in seiner Stimme echt war und so entschloss ich mich ihn weiterhin so gut es mir möglich war zu unterstützen. „Du musst dich irren! Riff könnte so etwas gar nicht tun.“ Ruhig, für meinen Geschmack zu ruhig klang Marthas Stimme während sie ihre Meinung erklärte. „Mein Sohn war als Patient in dem Krankenhaus eingeliefert worden in dem Riffuel arbeitete. Er hat ihn behandelt und nur wegen seiner Fehldiagnose hat er es nicht überlebt.“ Noch immer verwirrt musterte Riff die Frau einige Augenblicke. „Aber, ich hatte deinen Sohn nicht als Patienten.“ Wütend wirbelte sie herum, lief auf Riff zu und gab ihm eine schallende Ohrfeige bevor sie loswetterte. „Lüg mich nicht an. Er hatte ein Lungenproblem und ich hab ihn zu dir geschickt, da das dein Fachgebiet war. Doch du hast ihn noch am gleichen Tag sterben lassen.“ Eindringlich versuchte er Martha von seiner Unschuld zu überzeugen. „Mag sein, dass du ihn zu mir sandtest, aber ich hatte nie jemanden als Patienten, der deinen Namen trug. Das ist die Wahrheit.“ Nun blickte sie ihn mit Tränen in den Augen verwirrt an und versuchte einen zusammenhängenden Satz zusammen zu bringen, was ihr jedoch nicht gelang. „Aber…, aber…,“ Plötzlich erschien Erkenntnis auf Riffs Zügen, während seine Stimme aufgeregt klang. „Martha, wann war das? Wann kam dein Sohn ins Hospital?“ So leise, dass ich Probleme damit hatte sie zu verstehen, schlich die Antwort auf Riffs Frage über ihre Lippen. „Es, es war drei Tage vor deinem Hochzeitstermin.“ Mitleidig sah Riff die Frau einige Sekunden schweigend an, bevor er den Blick seiner blauen Augen zu Boden senkte und leise zu erklären begann. „Drei Tage davor? Da war ich nicht im Dienst. An diesem Tag besorgte ich, zusammen mit Lucinda, die Ringe und das hat, wie ihr Vater voraus sah, etwas länger gedauert. Aus diesem Grund bekam ich an eben jenem Tag frei.“ „Das…, das kann nicht sein. Du hättest doch etwas erwähnt wenn du Frei gehabt hättest. Das hast du immer getan.“ „Ich weiß, aber Lucindas Vater hat mir erst morgens frei gegeben. Ganz kurzfristig. Als ich das Haus verließ wusste ich noch nichts davon. Geplant war, dass ich bis Mittag arbeite, danach zusammen mit Lucinda die Ringe besorge und dann wieder ins Krankenhaus zurück sollte.“ Langsam schüttelte Martha den Kopf. Sie verstand ebenso wie ich nicht wie sie von Riff so etwas glauben, wie sie solch eine üble Tat nur zutrauen konnte. „Das kann nicht sein.“ In Riffs Stimme schwang jeder Funken Überzeugung mit, den er aufbringen konnte. „Es war aber so. Bitte glaube mir.“ „Card Master, Ihr sagtet, dass er meinen Sohn sterben ließ. Habt ihr auch in dieser Sache die Wahrheit verdreht?“ „Aber Martha, du musstest das Haus dem Erdboden gleich machen. Ich brauchte, unter anderem, das Gründstück und Riffuels Vater sträubte sich gegen den Verkauf. Außerdem, wie hätte ich ihn in mein Haus bringen können, wenn er sein Leben weiterhin so führte wie er es gewohnt war.“ Warum wollte mein Vater unbedingt, dass Riff in unser Haus kam? Er konnte damals doch nicht mal ansatzweise geahnt haben, wie nah wir uns später kommen würden. Riff sprach die Frage, die unbeantwortet hinter meiner Stirn spukte aus. „Master Alexis, was wollen Sie von mir?“ Ich war neugierig darauf, was Master Alexis darauf antworten würde, doch dieser ließ sich Zeit. Erst zog er einige Male genüsslich an seiner Pfeife, klopfte sie aus und stopfte sie frisch, entzündete sie jedoch nicht, bevor er zu sprechen begann. „Riffuel, ich will deinen Körper zu Studienzwecken. Vielleicht ist es dir entgangen, aber du hast eine ungewöhnliche Selbstheilungskraft. Denk doch mal nach. Vor etwa drei Wochen habe ich ein vergiftetes Geschoss auf dich abgeschossen und trotzdem hast du es geschafft in deinen Zustand durch halb London zu gehen. Und heute gebärdest du dich wie ein wildes Tier, obwohl du erst gestern, nach einer schweren Lungenentzündung, das Bett verlassen hast. Dein Selbstmordversuch blieb auch nur ein Versuch weil deine Haut sich einmalig schnell wieder geschlossen hat. Laut dem Turm hast du schon als Kind Verletzungen und Krankheiten überdurchschnittlich schnell überstanden. Und ich muss einfach wissen weshalb es so ist. Vielleicht ist dies der Schüssel um meine Ziele zu erreichen.“ Ich könnte ein wichtiges Puzzleteil vom Ganzen sein? Das waren, richtig genutzt, sehr gute Nachrichten und ich hatte schon eine Idee wie ich dies ausnutzen konnte. „Master Alexis, ich habe Euch einen Vorschlag zu unterbreiten.“ „Und der wäre?“ „Ich gehe freiwillig mit Euch mit und lasse jeden Versuch über mich ergehen. Selbst wenn ich irgendwann mein Leben lassen muß.“ „Aber dafür soll ich etwas für dich tun?“ „Genau. Geben sie mir ihr Wort als Gentleman, dass sie dann aufhören Master Cain so zu quälen.“ „Nein! Riff, das darfst du nicht tun.“ „Du verlangst viel.“ „Ich biete auch viel.“ „Da magst du Recht haben. Nun gut. Ich gehe darauf ein. Du gehörst mir und ich werde meinem Sohn sein Leben nach seinen Bedürfnissen weiterführen lassen.“ „Danke.“ „Riff! Nein. Du hast mir geschworen mich in die Hölle zu begleiten! Du kannst mich jetzt nicht einfach so allein lassen!“ „Master Cain, Es tut mir leid. Aber macht euch keine Sorgen. Ich werde immer an eurer Seite sein.“ „Wie willst das denn schaffen? Gerade du, der nach seinem Tod bestimmt im Himmel verweilt.“ „Egal wo ich bin. Ich werde Euch immer und überall finden. Selbst wenn ihr durch die Hölle geht. Ich werde das Himmelstor den Rücken zudrehen und ohne zu zögern zu Euch kommen.“ „Nun es würde mich doch sehr wundern wenn es so währe. Ich hab kein Interesse mehr an eurem gefühldussligen Gerede. Wir beenden eure Beziehung hier und jetzt.“ Ich hätte es mir denken können, daß sich Master Alexis zwar an sein Wort halten, sich aber irgendwie daran vorbeischlängeln würde um seinen Sohn ein letztes Mal zu quälen. Ich spürte wie mein Körper leicht zu zittern begann. Das Klicken des Hahns ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen, ich sah Cain noch mal kurz an und schloss dann in Erwatung auf den Tod die Augen. Einige Sekunden geschah gar nichts doch dann erschallte ein Schuss. Ich glaubte mein Herz blieb beinahe stehen. Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie das Lächeln meines Vaters auf seinem Gesicht erstarb und seine Schergen auf ihn zueilten, während im Hintergrund wieder das Weinen einer Geige zu hören war. Selbst Moon ließ von mir ab und ich nutzte die Gelegenheit um zu Riff zu kommen. Dieser blickte sich verwundert einige Sekunden um, bevor er sich aus den Klauen des wandelnden Kleiderschranks befreite. Moon beugte sich eben über meinen Vater, der zusammengebrochen war, blickte auf und schrie den hochgewachsenen Mann, der bisher Riff gehalten hatte, an. „Sargmacher, mach dem ein Ende! Beide müssen dafür bezahlen!“ Dieser zog ein Blasrohr unter dem Cape hervor, setzte es an seine Lippen, während Riff mich am Arm packte und hinter sich zog um mich zum wiederholten Male vor Schaden zu bewahren, doch bevor der Sargmacher irgendetwas tun konnte, wurde er von mehreren Dolchen regelrecht gespickt, wobei einer in seinen Hals eindrang. Ungläubig hielt der Mann eine Hand an seine Kehle, blickte ebenso auf seine, von hervorquellendem Blut, gefärbten Finger, bevor er leise röchelnd auf die Knie ging. Eine sichelförmige klinge schwirrte auf uns zu und Riff zog mich, wie immer, hinter sich um als lebendiger Schutzschild zu fungieren, doch bevor die Klinge ihn verletzten konnte, hatte sich Martha vor ihn gestellt und damit geschützt. Ein weiterer Schuss erklang und die hellhaarige Frau stürzte vornüber und auch der andere, der mich zuerst gehalten hatte, sackte mit einem Dolch im Hals zusammen. Während Riff versuchte sich um die verletzte Köchin zu kümmern, blickte ich mich um und entdeckte Jezebel und neben ihm Cassian. Beide waren bewaffnet und standen im Schatten des Kirchturms. Eigentlich wollte ich zu den zwei hinüber, doch Riffs Stimme hielt mich ab. „Martha halte durch.“ „Ach Junge… entschuldige. Riffuel, es tut mir leid. Ich war verblendet. Eigentlich wusste ich, dass du zu so etwas nicht fähig bist, doch ich suchte nach einem Sündenbock, um meinen Schmerz über den Verlust zu lindern und der Cardmaster war sehr überzeugend.“ „Shhhh. Mach dir keine Gedanken darüber. Werde erst wieder gesund, dann können wir uns darüber unterhalten.“ „Kannst du mir auch nur annähernd verzeihen?“ Ein leichtes Lächeln, das in meinen Augen ziemlich gequält aussah, zauberte sich auf seine Lippen. „Natürlich verzeihe ich dir.“ „Ach Junge, du bist…“ Von einem Hustenanfall geschüttelt wurde Martha unterbrochen. Ein schmales Blutrinnsal lief von ihrem Mundwinkel, während Riff mit allen ihm, im Moment, zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte, die starke Blutung auf Marthas Brust zu stoppen, was ihm jedoch nicht gelang. Langsam wandte sie den Blick zu mir. „Master Cain, passen Sie gut auf ihn auf.“ Ich nickte nur und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss sie die Augen und starb in Riffs Armen. Vorsichtig bettete ich Martha auf den Boden, rang einige Augenblicke um meine Fassung und stand dann auf. Ich folgte Master Cain zum Doktor und seinem Gehilfen hinüber und stand schweigend hinter ihm, während er sich mit dem Platinblonden unterhielt. „Warum habt ihr uns geholfen?“ „Ich bin dir ungern etwas schuldig. Außerdem war das so etwas wie ein gelungener Befreiungsversuch. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein. Wir sind jetzt quitt und bei unserem nächsten Treffen wird es mir eine Freude sein dir deine Augen herauszuschneiden um sie in hübschen Gläser eingelegt auf meinen Kaminsims zu stellen.“ „Ich werde es ihnen nicht leicht machen Doktor.“ Cassian kam einige Schritte auf mich zu und funkelte mich an. „Und wir Beide haben auch noch eine Rechnung offen.“ „Ich werde bereit sein und mich zu verteidigen wissen, Sir.“ „Das will ich dir auch raten. Nichts ist langweiliger als ein schwacher Gegner.“ Jezebel und Cassian verschwanden, während sich Master Cain zu mir herumdrehte. „Das war knapp. Ohne den Doktor währst du jetzt tot.“ „Verzeiht Master Cain, jedoch schien es mir als wäre es der einzig logische Weg.“ Ein Schuss ertönte und ein starker Schmerz zog von meiner Schulter durch meinen Körper. Mit einem leisen Schmerzenslaut sackte Riff zusammen und ich suchte schnell mit den Augen nach dem Schützen. Mein Blick blieb an meinem Vater hängen, der leicht aufgerichtet, mit seiner Waffe in der Hand und einem zynischen Lächeln auf den Lippen dasaß, wo er nach Jezebels Treffer zusammengebrochen war. Vor unterdrückter Wut zitternd, eilte ich zu ihm um ihm den Gnadenstoß zu verpassen, doch kaum stand ich vor ihm und holte ein kleines Giftfläschchen mit Cantarella aus dem Geheimfach meines Spazierstocks, als er noch einmal die Stimme erhob. „Cain, solange du lebst werde ich dein Leben zur Hölle machen. Ich kann es nicht erlauben dass du mit Riff vereint bleibst. Du wirst allein sein bis zu deinem Tod und Niemand wird deine Tränen trocknen.“ Er grinste mich noch mal an, hob die Waffe und zielte auf mich, doch bevor er abdrücken konnte brach der Blick seiner Augen und er kippt tot zur Seite. Ohne mich darum zu kümmern eilte ich zu Riff zurück. „Riff, alles in Ordnung? Sag etwas.“ „Es geht mir gut. Euer Vater traf nur meine Schulter.“ Langsam rappelte er sich auf und lächelte mich beruhigend an, während ich mich in seine Arme flüchtete. Sanft strich er durch mein Haar und ich blickte zu ihm hinauf. Noch immer lächelte er, bevor er seine Lippen auf die meinen senkte. Einige Augenblicke verharrten wie so, bis er sich leicht löste und die nächsten Worte an meine Lippen hauchte. „Hhmmm, Cain, ich habe meine Meinung geändert. Die schottischen Highlands klingen sehr verlockend.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)