Alles was zählt von abgemeldet (Riff & Cain) ================================================================================ Kapitel 7: Ich werde dich immer beschützen ------------------------------------------ So, da bin ich wieder. Sorry, es hat gedauert, aber ich war beim Kontrollesen nicht damit zufrieden und hab bis auf etwa 300 Worte alles wieder weggelöscht und neu geschrieben. ich hab theorethisch zwei Kapitel getippt. Es ist diesmal wieder nur ein Teilstück um von Punkt A nach B zu kommen. Interessant ist es glaube ich nicht geworden. @_@ Richtig zufrieden bin ich mit diesem Kapitel immer nocht nicht. Eigentlich hätte ich viel weiter sein müssen, aber irgendwie hat sich diese Sache endlos gezogen. Es sollte ja wenigstens etwas verständlich sein und auch erklären, warum die Vier im nächsten Kapitel so agieren wie sie es tun. Ich hab da so eine Idee, die mit diesem Kapitel hier eingeläutet wird. Was es genau ist wird nicht verraten. XD Außerdem wollte ich mir eine Option offenhalten. Ob ich diese auch nutze, steht nicht fest. Zumindest kann ich schon mal petzen, daß Cassians "Überraschung" im nächsten Kapitel definitiv dran kommt. Sorry an alle die schon darauf gewartet hatten. So und jetzt viel Spaß beim 7. Kapitel lesen und beim Kommi schreiben. Sollte es irgendwelche Unklarheiten geben fragt einfach. Ich werde versuchen alles zu erklären. Zumindest solange es nicht in der Geschichte zusehr vorangreift. Kapitel 7- Ich werde dich immer beschützen- Es regnete in Strömen, während Riff vor mir kniete und meine Schuhe zuband. Ich hing, auf einem Stuhl lümmelnd, meinen Gedanken hinterher, die mich stets zu dem Ereignis führten, welches wir ab 13 Uhr besuchen würden. Ich ließ meinen Blick über seinen, in die schwarze Anzugsjacke gehüllten, Rücken gleiten, überlegte gerade, wie viel angenehmer es jetzt währe diesen störenden Stoff zu entfernen um dann den restlichen Tag aneinandergeschmiegt im Bett zu verbringen, als Riff sich vor mir aufrichtete. In seinem Blick hing eine Mischung aus Unbehagen, Schuld und Trauer, was mir bewies, daß er sich wie sooft in den letzten Tagen Vorwürfe machte, weil er Ally nicht hatte retten können. Vielleicht warf er sich auch vor, daß er mit mir an diesen denkwürdigen Tag geschlafen hatte, aber daran war er doch nicht schuld, schließlich hatte ich ihn an diesem Nachmittag verführt. Als ich an diesen Tag zurück dachte spürte ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich hatte meine Träume ausgelebt und hatte mit Riff Sex gehabt. Sehr guten Sex. Doch seitdem hatte es an der Gelegenheit gefehlt diesen Nachmittag zu wiederholen. Während Riff sich um Allys Beerdigung und seine üblichen Aufgaben kümmerte, wurde ich von Onkel Neal und meinen Verwandten regelrecht in Beschlag genommen. Jeder schien sich an dem Tod eines Menschen ergötzen zu wollen. Die Heuchelei dieser Hyänen, die sich Verwandtschaft schimpfte drehte mir regelrecht den Magen um. „Master Cain, geht es euch nicht gut? Wollt ihr vielleicht lieber hier bleiben?“ „Damit du dich alleine an der Bürde abschleppst?“ Der Hauch eines Lächelns legte sich auf seine Lippen. „Macht Euch um mich keine Gedanken. Eure Gesundheit ist viel wichtiger als alles andere.“ „Bleibst du an meiner Seite wenn ich hier bleibe?“ „Es tut mir Leid Master Cain, aber ich kann nicht. Es ist das Einzige was ich für die Familie tun kann.“ Ich schüttelte leicht den Kopf und fuhr mir mit der Hand durch mein Haar. „Hast du deshalb darauf verzichtet mein Geld für die Beerdigung zu benutzen?“ Überrascht blickte er mich an und wich ein kleines Stück zurück. Was sollte das denn jetzt werden? Hatte er etwa Angst davor, daß ich ihm den Kopf abreiße? „Ihr habt es bemerkt?“ „Ja, mein Bankier war ganz verwundert als ich nach den gesamt Kosten fragte.“ Sein Gesicht rötete sich und er blickte intensiv zu Boden. Wie interessant die Maserung des Holzbodens sein musste. „Master Cain, ich weiß nicht wie ich es erklären soll..,“ Ich stand auf, nahm seine Hand in meine und hob mit der Anderen sein Kinn an um ihn zu zwingen mir in den nächsten Augenblicken ins Gesicht zu sehen. „Riff, du musst dich deswegen nicht rechtfertigen. Wenn es dir dadurch besser geht, nur zu. Aber ich würde schon gerne wissen, wie viel von deinem Ersparten noch vorhanden ist.“ Ein beschämtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Nun, für meine Beerdigung wird es nur knapp reichen.“ Ich schmunzelte über seine Worte. „Tja Riff, du weißt, daß ich keinen Penny zu deinen Beerdigungskosten beisteuern werde?“ „Wenn das so ist Master Cain, dann werde ich mit meinem Ableben warten müssen, bis ich meinen nächsten Lohn ausbezahlt bekomme.“ Es freute mich, daß Riff ab und zu in den letzten Tagen zu Scherzen aufgelegt war, dennoch erstaunte es mich nun schon, daß sein Geld ziemlich aufgebraucht zu sein schien. Soviel hatte doch die Beerdigung nicht kosten können, oder doch? Gut, Riff bekam nicht sehr viel Geld jeden Monat, jedoch etwas mehr als es einem Chefbutler zu stand, da er mir immer 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr zur Verfügung stand, doch da er frei Kost und Logis bekam und für Reisen nur bezahlen musste, wenn wir nicht mit einer meiner Kutschen unterwegs waren, hatte er eigentlich nur seine privaten Dinge wie Kleidung, Waschutensilien und die Munition seiner Waffe zu zahlen. Und dafür gab er, soviel ich bisher mitbekommen hatte, nicht viel Geld aus. „Wie viel hast du denn schon gezahlt?“ „Die Beerdigungskosten waren nicht sehr hoch, jedoch habe ich der Familie 2500 Pfund übergeben, damit sie die nächste Zeit über die Runden kommen.“ Riff hatte nie das Haus verlassen. Wie hatte er es denn geschafft Geld zu überbringen? „Wann hast du das denn getan?“ „Ich schickte einen der Kutscher. Es tut mir leid, daß ich meine Privatangelegenheiten auf diese Weise und ohne Eure Erlaubnis erledigt habe.“ „Riff, du hast mein vollstes Vertrauen. Deswegen musst du mich nicht wegen jeder Kleinigkeit um Erlaubnis fragen. Es ist gut so wie du es gemacht hast.“ Er half mir meinen Mantel überzulegen und reichte mir meinen Zylinder, während ich meinen Gehstock griff. Ich beobachtete Riff, wie er sich mit einer eleganten Bewegung den eigenen Mantel überwarf und dann in die Ärmel schlüpfte. Schnell griff er noch nach seiner schwarzen Melone, ebenso wie nachdem großen schwarzen Regenschirm und hielt mir dann die Tür auf. Während er mir den Schirm hielt, damit ich trocken die paar Schritte bis zur Kutsche zurücklegen konnte, wobei ihm der Regen auf den Hut prasselte, da er neben dem Schirm ging, immer darauf bedacht den üblichen Abstand zu wahren. Unauffällig nahm ich seine Hand und zog ihn näher an mich heran, um ihm nasse Kleider zu ersparen. Schweigend ließ er sich dies gefallen und ging nur wenige Zentimeter hinter mir, half mir in die Kutsche und ebenso sagte keiner von uns ein Wort während wir zum Friedhof kutschiert wurden. Ich erlaubte mir, in der Hoffnung ihm etwas Mut und Kraft zu spenden, meine Hand sacht auf die seinige zu legen. Einige Minuten vor 13 Uhr kamen wir auf Bunhill Fields an. Riff blieb kurz neben der Kutsche stehen, ballte die Hände zu Fäusten und ging dann zögerlich los. Da Riff sich um die Beerdigung gekümmert hatte war er es, der wusste wo genau Ally beigesetzt werden sollte. Aus diesem Grund folgte ich ihm und staunte nicht schlecht, als ich die große Menge an Menschen sah, die ihr die letzte Ehre zuteilkommen ließen. Ally musste sehr beliebt gewesen sein. Noch bevor die Trauerfeier begonnen hatte kam ein junges Mädchen auf uns zu. „Ihr seid Mister Raffit?“ Riff nickte nur und bevor irgendwer reagieren konnte hatte sie ihm schon eine schallende Ohrfeige verpasst. „Habt Ihr eine Ahnung, wie sehr meine Mutter Euch vertraut hat? Jeden Abend wenn sie heim kam, erzählte sie uns, wie freundlich Ihr und der Graf wieder gewesen ward und wie Sicher sie sich in Eurer Nähe gefühlt hatte. Ihr und der Graf habt Mutters Vertrauen mit Füßen getreten.“ „Anna, hör auf und entschuldige dich.“ Ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann war dazu getreten und nahm das blonde Mädchen am Arm. „Aber Vater, er hätte…,“ „Mister Raffit kann nichts dafür. Wie hätte er auch ahnen können, daß deine Mutter in Gefahr schwebt.“ Riff wurde kalkweiß, trat einen Schritt zurück und starrte die beiden einige Sekunden schweigend an. Das Mädchen begann zu weinen und lief davon, zu drei jüngeren Kindern und gesellte sich zu ihnen. „Es tut mir so Leid was mit Miss Ally geschehen ist. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte würde ich alles was in meiner Macht steht tun um dies zu verhindern.“ „Das weiß ich Mister Raffit. Und ich bin mir sicher, tief in ihrem Herzen weiß es auch Anna. Entschuldigen sie bitte, der Pfarrer kommt. Es geht gleich los. My Lord, vielen Dank, daß sie die Mühe auf sich genommen haben und hier erschienen sind.“ Er verbeugte sich vor mir und ging zu seiner Familie zurück, währen Riff ihm schweigend mit flackerndem Blick hinterher sah. „Riff? Alles klar?“ Er blinzelte einige Male, schüttelte fast unmerklich den Kopf und blickte mich dann mit einem, nur Augenblicke dauernden, beruhigenden Lächeln an. „Natürlich Master Cain.“ Der Geistliche begann zu predigen, doch ich bekam davon nichts mit. Ich machte mir zu große Sorgen um Riff. Die Hände zu Fäusten geballt, die Augen funkelnd vor Wut schien er sich Rachepläne zu recht zulegen. Er würde doch nichts Unüberlegtes tun? Mein Rücken kribbelte. Es fühlte sich an als würde ich beobachtet. Langsam wandte ich mich um und entdeckte Nichts. Ich blickte wieder zu Riff, der sich mit dem Handrücken verstohlen eine Träne fortwischte. Er war wieder totenblass, schien als würde er gleich zusammenbrechen und doch wusste ich, daß so etwas niemals geschehen würde, da Riff genügend Selbstkontrolle besaß. Nachdem die Beerdigung vollzogen war wandten wir uns zum gehen, als wir noch mal von Allys Gatten angesprochen wurden. „Count Hargreaves, Mister Raffit, würdet ihr uns die Ehre erweisen und am Leichenschmaus teilnehmen?“ Riff verbeugte sich leicht vor dem Mann während er antwortete. „Wir würden gerne, jedoch haben seine Lordschaft und ich noch einiges zu erledigen.“ Ein blondes Mädchen, etwas jünger als Merry, kam auf unseren Gesprächspartner zugelaufen, warf sich an dessen Hals und plapperte gleich los. „Papa, kommst du bald? Anna und die anderen sind schon unterwegs.“ Ein liebevolles Lächeln erschien auf den Lippen des Trauernden. „Sofie Schätzchen, ich komme gleich…“ Er stellte sie auf den Boden neben sich, nahm ihre kleine Hand in die Seinige und fuhr sich mit der Anderen nervös durch sein Haar, während er uns entschuldigend anlächelte. „…Entschuldigt meine jüngste Tochter. Sie ist sehr wild.“ Ich musste unwillkürlich lächeln, wunderte mich jedoch, wie dieses kleine Mädchen nur so glücklich war, obwohl sie erst ihre Mutter verloren hatte. „Ihre Tochter erinnert mich an meine kleine Schwester. Sie dürfte etwas älter sein als dieses junge Fräulein. Ach, bevor ich es wieder vergesse. Mister Simons, ich würde gerne noch wissen wie ihre momentane finanzielle Situation ist. Brauchen sie und ihre Familie weiter Unterstützung?“ „Danke My Lord, jedoch reicht das von Mister Raffit überbrachte Geld für etwa vier Monate. Bis dahin wird Anna bestimmt eine Stelle gefunden haben und selbst wenn nicht, solange ich Arbeite haben wir ein geregeltes Einkommen.“ Ich war erstaunt. „Ihre Tochter arbeitet noch nicht?“ Er schüttelte den Kopf, während er mit einer Erklärung begann. „Nein. Bisher hat sie immer auf ihre jüngeren Geschwister aufgepasst. Aber zwischenzeitlich ist Archibald schon 15 Jahre alt. Er kann sich um unsere Kleine hier kümmern.“ Sanft strich er durch das blonde, schulterlange Haar seiner jüngsten Tochter. „Hhmm, Master Cain?“ Riff blickte mich fragend an und ich war mir sicher, daß ich wusste was er in diesem Moment sagen wollte. Zwei Dumme ein Gedanke. „Riff, wir denken das Selbe. Mister Simons, wenn es ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne eure Tochter einstellen. Die Stelle eurer Frau ist noch nicht besetzt. Außerdem suche ich noch eine Gespielin für meine Schwester. Dieses junge Fräulein hier währe dafür sehr geeignet. Ihr braucht nicht sofort zu antworten, ich weiß es ist eine schwere Entscheidung zwei ihrer Töchter in das Haus zu schicken in dem Sie Ihre Gattin verloren haben. Ich will Ihnen nur eine Option offen halten. Riff wir gehen. Guten Tag Mister Simons.“ Ich wandte mich ab und ging von Riff gefolgt zur Kutsche zurück, doch bevor ich einsteigen konnte wurde ich am Gehrock gezupft. Ich drehte mich zu dem Störenfried, wollte eigentlich losfauchen, als ich von großen, blauen Augen angestrahlt wurde. „Du Herr Graf, darf ich wirklich mit deiner Schwester spielen?“ Ich lächelte leicht, bevor ich mich zu dem kleinen Mädchen hinunterbeugte. „Wenn du möchtest und dein Vater es dir erlaubt, dann bist du in unserem Haus Willkommen.“ „Ach, Papa wird schon ja sagen wenn ich ihn bitte…“ Ihr Lächeln wurde noch breiter, doch dann wurde ihr Gesicht langsam nachdenklich. „…Aber wo wohnst du mit deiner Schwester? Wie lange muss ich denn da hinlaufen? Ist deine Schwester auch so hübsch wie du und dein Begleiter hier?“ Ich begann zu lachen. Die kleine Sofie war einfach zu niedlich und vom Charakter her heruntergerissen wie Merryweather. Nicht den Hauch von Anstand. Mich einen Grafen einfach zu duzen. Ich stupste sie mit dem Zeigefinger leicht gegen die Stupsnase während ich antwortete. „Sie ist sogar noch hübscher.“ Die schon großen Augen wurden noch größer und strahlten mich an. „Toll. Ich will sie unbedingt mal sehen.“ Riff ging in die Hocke um in Augenhöhe mit Sophie zu sein. „Wenn dein Vater es erlaubt könntest du junges Fräulein sofort mitkommen. Ich werde dich dann abends persönlich heimbringen.“ Ihre Augen begannen zu funkeln und ein strahlendes Lächeln ließ das kleine Gesicht aufleuchten. „Ich frage gleich. Warte bitte…, Wie soll ich dich nennen?“ Er lächelte sie leicht an bevor er ihr antwortete. „Mein Name ist Riffuel, aber jeder nennt mich Riff.“ „Schön. Warte bitte Riff ich bin gleich mit einer Antwort zurück.“ Sie raffte den schwarzen Rock und spurtete los, während Riff mir in die Kutsche half, davor stehen blieb und wartete. Ich lehnte mich gegen das dunkle Holz der Kutsche sah in die Richtung in die das Mädchen verschwunden war und spürte einen Knoten im Hals. Was für ein Dämon hatte mich eben geritten, daß ich der Kleinen so etwas angeboten hatte? Wie konnte ich sie nur dazu auffordern in das Haus zukommen in dem ihre Mutter das Leben verloren hatte? Sofie war niedlich, und sie vertrieb einfach jeden trüben Gedanken allein durch ihre Anwesenheit. Eine Eigenschaft, die sie mit Miss Merry teilte. Vielleicht hatte ich es nur getan um meine Gewissensbisse etwas zu lindern. Ich fühlte mich in diesen Sekunden nur schrecklich egoistisch und selbstsüchtig. Ich war einfach gesagt ein Charakterschwein. „Hmm, du bist dir sicher, daß du die Kleine vor uns beschützen kannst?“ Langsam wandte ich mich zur Seite, der Stimme zu, beachtete die aufsteigende Gänsehaut, welche sich über meinen Körper legte, kurzerhand nicht und auch Master Cain war aufgesprungen und stand nun neben mir am Einstieg der Kutsche und blickte voller Verwunderung zu dem schwarzhaarigen Jungen, der etwas abseits an eine Eiche gelehnt stand. „Was zu Teufel willst du von uns?“ Master Cain presste eine Hand so kräftig um den Knauf seines Gehstocks, daß die Knöchel weiß hervortraten. „Na Kleiner du vergisst gerade deine gute Erziehung. Aber du hast Recht, ich hab ein Anliegen. Gern tu ich es zwar nicht, aber ich weiß nicht, an wem ich mich sonst wenden könnte… Es geht um Jezebel. Ich bräuchte einen Platz wo er vor den Mitarbeitern des Cardmasters für etwa zwei Tage sicher ist. Und da du bisher eigentlich nicht behelligst wurdest…,“ „Sag Mal spinnst du? Wieso sollte ich einem durchgeknallten, verrückten Mörder wie dem Doktor Unterschlupf gewähren?“ Master Cain machte Anstallten sich auf den Gehilfen des Doktors zu werfen, weswegen ich ihn an der Schulter packte und zurück hielt. „Master Cain bitte beruhigt Euch. Und du antworte Junge.“ Überrascht beobachtete ich, wie sich Cassians Gesicht puterrot färbte, bevor er begann herumzuzetern und wütend mit dem Fuß aufstampfte. „Was heißt hier Junge? Ich bin immerhin älter als du. Nur weil ich den Körper eines Kindes besitze, bin ich noch lange keines.“ Ich hatte mich dazu hinreißen lassen nach Äußerlichkeiten zu gehen und für den Moment vergessen, daß mir eigentlich ein erwachsener Mann gegenüber stand. Auch wenn man es nicht sah. Es schien ihn zu kränken von mir als Junge bezeichnet zu werden, jedoch ließ mich dieser Umstand überraschenderweise ziemlich unberührt. Es interessierte mich im Grunde eigentlich nicht, was man auch aus meiner Stimme heraushörte. „Sei´s drum. Ich würde gerne eine gute Begründung hören.“ Verwirrt schüttelte er den Kopf. „Wofür?“ „Weshalb ich es zulassen sollte, Master Cain in Gefahr zu bringen, indem ich zustimme, daß sich ein so gefährlicher Gast einschleicht?“ Einige Sekunden dachte er nach, versuchte eine passende Antwort darauf zu finden. Unsicherheit ließ ihn zögerlich antworten, doch dies hielt nur kurz an und er fauchte mich wieder wütend an. „Ich…, was weiß denn ich. Vielleicht weil Jezebel immerhin der Halbbruder des Kleinen ist? Ich weiß auch keinen guten Grund, aber ich kann versprechen daß ich dem Kleinen nichts tu und versuche ihn während ihr euch um Jezebel kümmert, zu beschützen, sollte er von Delilahs Mitgliedern angegriffen werden.“ „Cassian…, hör auf…, damit. Wir brauchen keine Hilfe.“ Erstaunt musterte ich den Doktor, der hinter dem Baum hervorgetreten war. Das Sprechen bereitete ihm anscheinend Probleme. Es schien als hätte er starke Schmerzen. Dennoch richtete er sich auf, lehnte sich an den breiten Stamm und blickte Master Cain mit einer Mischung aus Stolz und Herausforderung an. „Riff, was meinst du? Was sollen wir tun?“ Master Cain schien zwischenzeitlich wieder ganz ruhig zu sein, während seine grünen Augen den Blonden abfällig musterten. Und dennoch flackerte leichtes Mitgefühl darin, was sich leicht verstärkte als der Doktor langsam auf die Knie sackte und sein Helfer ihn erschrocken anblickte. Ich seufzte leise. Das letzte was ich persönlich wollte war, den Mörder von Ally in meiner oder schlimmer noch in Master Cains Nähe zu wissen. Dennoch konnte ich in Cains Katzenaugen herauslesen, daß er auf eine Bestätigung meinerseits wartete. Leider. „Nun, Miss Merry könnte die nächsten Tage zusammen mit der Dienerschaft bei Eurer Tante wohnen. Um Eure Belange kann ich mich auch alleine kümmern, ebenso wie um Eure Sicherheit.“ Ein selbstgefälliges Grinsen erschien auf seinen feingeschwungen Lippen, während seine grünen Augen zu funkeln begannen. „Tja Cassian, damit währe das Thema entschieden. Riff hilf den Doktor in die Kutsche.“ Ich ging zu dem am Boden kauernden und zog ihn vorsichtig hoch und stützte ihn, während wir langsam die wenigen Schritte zur Kutsche zurücklegten. Ich blickte kurz über die Schulter zurück und in Cassians dunklen Augen schimmerte Erleichterung. Kaum war ich wieder aus der Kutsche ausgestiegen schallte eine glockenklare Stimme zu uns herüber. „Huhu Herr Graf! Papa hat es erlaubt. Er kann momentan leider nicht weg, aber er sagt ich soll bitte noch vor Sonnenuntergang wieder zuhause sein.“ Sie rannte die letzten Meter und blieb dann bei uns stehen. Sophie wandte sich an mich und lächelte mich strahlend an, während sie mir andeutete, daß ich mich zu ihr hinunterbeugen sollte. „Und dir soll ich ganz lieb danke sagen, daß du auf mich aufpassen willst und mich heim bringst.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen als sie mir einen unschuldigen, leichten Kuss auf die Wange gab. „Danke.“ Sie lachte leise, bis ihr Blick auf Cassian fiel. „Oh, noch ein Spielkamerad für die Schwester vom Graf?“ Dieser lief wieder rot an. „Wer? Ich? Ein Spielkamerad für ein verzogenes Kind? Sag mal…,“ Ich ließ ihm keine Chance mehr seinen Satz zu beenden. „Weißt du Sofie, wir haben einen Bekannten getroffen, dem es nicht gut geht und dies ist sein Sohn. Würdest du dich bitte in die Kutsche setzen sonst bleibt dir ja kaum noch Zeit bis Sonnenuntergang um mit Miss Merry zu spielen.“ Ich half ihr die hohen Stufen hinauf, nachdem Master Cain eingestiegen war, bevor ich mich an Cassian wandte und ihm die nächsten Worte zuraunte. „Wenn Ihr Euch nicht benehmt, wird es mir eine Freude sein Euch eigenhändig aus der fahrenden Kutsche zu werfen, Sir. Würdet Ihr jetzt bitte einsteigen?“ „Du…, du machst mich wahnsinnig und stinksauer!“ Ich lächelte ihn so freundlich ich es schaffte an. „Glaubt mir Sir, ihr habt die gleichen Auswirkungen auf meinen Gemütszustand. Und jetzt rein in die Kutsche oder Ihr bleibt da.“ Ich atmete tief durch, versuchte meine aufgewühlten Gefühle wieder zu beruhigen und zu ergründen, warum ich so wütend war, daß ich jegliche Höflichkeit in den Wind geschrieben hatte und mich wie ein Kleinkind benommen hatte. War es weil ich mir Sorgen um Master Cain machte, oder weil die Mörder von Ally die nächsten Tage um mich hatte, wodurch mir immer wieder meine Schuld vorgehalten werden würde, oder färbte einfach Cassians ewig schlechte Laune und dessen Gefühlsausbrüche einfach ab? Ich wusste es nicht und kam auch zu keiner Antwort. Ich half Cassian in die Kutsche, bedeutete dem Kutscher loszufahren und stieg dann selber ein. Sofie setzte sich zielstrebig auf meinen Schoß und blickte während der Fahrt aus dem Fenster. „Sind die Pferde schnell. Es sieht aus als würden wir fliegen.“ Die Wangen waren vor Eifer leicht gerötet und ein strahlendes Lächeln zierte das runde Gesicht. „Sag mal Sophie, bist du noch nie mit einer Kutsche gefahren?“ Die veilchenblauen Augen musterten mich kurz bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein jetzt ist das erste Mal. Mama sagt immer es ist zu teuer.“ Das Blau ihrer Augen verdunkelte sich etwas und sie hielt sich an meinem Jackett fest, während sie leise zu schiefen begann. Überrascht stand Master Cain auf, tauschte mit Cassian den Platz und setzte sich uns gegenüber, während ich ihr tröstend über das Haar fuhr. „Sag mal Sophie, weswegen weinst du erst jetzt?“ Master Cain reichte ihr ein Taschentuch und sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, bevor sie mit geröteten Wangen antwortete. „Ich will nicht, daß Papa sich sorgt. Er ist so traurig und ich wollte ihn glücklich machen.“ „So ein tapferes Mädchen.“ Die Arme vor der Brust verschränkt, blieb er mir gegenüber sitzen und ich spürte seinen musternden Blick auf meiner Haut. So brachten wir schweigend die Fahrt hinter uns. Ich hob Sofie aus der Kutsche, half Cassian hinaus und wollte gerade Master Cain beim Aussteigen behilflich sein, als dieser mich am Ärmel packte. Er lehnte sich etwas vor und hauchte mir die nächsten Worte nur für mich hörbar ins Ohr. „Du scheinst die Kleine wirklich zu mögen, aber ich werde nicht zulassen, daß sie meinen Platz in deinem Herz einnimmt.“ Master Cains Augen blitzten gefährlich auf als er mich musterte, während ich ihm antwortete. „Macht Euch keine Sorgen Sir. Das wird nicht geschehen.“ Master Cain führte das kleine Fräulein, welches sich inzwischen wieder beruhigt hatte und strahlend lächelte, ins Haus, während Cassian neben der Kutsche wartete und seinen Blick über die Staraße schweifen ließ. Ich half den Doktor aus der Kutsche und führte ihn gestützt ins Haus. Wir schlichen die Treppe hinauf, damit niemand uns bemerken würde und ich brachte den Blonden in mein Zimmer, wo ich ihn aufs Bett setzte und meine Arzttasche aus dem Schrank holte. „So Doktor, ich werde eure Verletzungen untersuchen. Ich will euch in diesem Moment nichts Böses. Also entspannt euch.“ Seine blauen augen musterten mich abschätzend. „Wer kann mir das Bestätigen?“ „Niemand. Ihr müsst Euch auf mein Wort verlassen, so wie wir uns auf das Eure verlassen müssen.“ „Das leuchtet ein.“ „Aber Jezebel, woher wissen wir, ob der Kerl überhaupt Ahnung davon hat was er tut?“ „Nun, ich habe zwar keine Prüfung abgelegt, aber ich war Medizinstudent, bevor ich in Master Cains Dienste trat.“ Ich begann damit dem Doktor das Hemd zu entfernen und entdeckte auf seinen schmalen Rücken unzählige ältere und ziemlich frische Spuren einer Peitsche. Außerdem entdeckte ich bei näherer Untersuchung eine tiefere Fleischwunde im Bauchbereich und einen wenige Tage alten Streifschuss an der Schulter. Ich tastete seinen Brustkorb ab und erfühlte ein paar gebrochene Rippen. Vorsichtig begann ich damit die Verletzungen zu behandeln, während ich nebenbei Cassian, der sich ziemlich entsetzt und verwirrt anhörte du auch so aussah, und dem Verletzten zu hörte. „Was war er?“ „Ja, und laut meiner Informationen, sogar der Jahrgangsbeste.“ „Ihr übertreibt Doktor.“ Abschätzend musterte er mich ein weiteres mal während ich Bandagen vorbereitete. „Tu ich das wirklich? Hätte sich der Professor dafür entschieden, dir seine Tochter als Ehefrau zu geben und dich zum zukünftigen Nachfolger zu ernennen wenn es nicht so war?” Ich holte ein Fläschchen Jod aus meiner Tasche und tupfte die rotbraune Flüssigkeit mit einem Wattebausch auf seinen Rücken. „Ihr wisst ziemlich viel von mir.“ Abwiegelnd wedelte er mit seiner Hand. „Nun ja mein Vater kannte die genauen Hintergründe.“ „Moment, Stopp. Würdet ihr das jetzt noch mal langsam erklären, damit ein alter Mann wie ich auch versteht, was los war?“ „Was hast du nicht verstanden Cassian? Wenn unser Chefbutler nicht antworten möchte, werde ich es tun.“ „Also Jezebel, er war mal Medizinstudent.“ „Stimmt. Er kam sogar aus einer mittelständigen Familie.“ „Und jetzt ist er Butler?“ Der Doktor ließ einen theatralischen Seufzer hören bevor er mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen den Blick seiner eisgrauen Augen über mich wandern ließ. „Es sieht definitiv danach aus.“ „Jezebel hör auf mich immer zu verarschen.“ Regelrecht beleidigt wandte er sich mir zu. „Und du warst verheiratet?“ „Nein.“ „Häh, aber…, er sagte doch…,“ „Ich war zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt. Es kam nicht zur Hochzeit.“ „Und, warum bist du jetzt der Butler eines Aristokraten?“ Das ging jetzt wirklich Niemanden etwas an. Deswegen übte ich mich in Schweigen. „Du schweigst? Das kann ich verstehen. Cassian ich kann nur soviel sagen, daß es einen Unfall gab und das sich der Cardmaster sich danach seiner angenommen hatte.“ Die Verwirrung in seinem Gesicht erreichte inzwischen den Höhepunkt. „Du warst schon hier angestellt als der Cardmaster noch das Familienoberhaupt war?“ Ich nickte nur, während ich den Stützverband anlegte. Danach packte ich meine Tasche wieder ordentlich zusammen und ging zur Türe. „Ich werde später etwas zu essen heraufbringen. Sie Doktor und ihr Begleiter werden dieses Zimmer nicht verlassen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schloss ich die Tür und verriegelte sie von außen, ließ den Schlüssel aber stecken. Ich ging die Treppe hinab und hörte im Garten das fröhliche Lachen der beiden Mädchen, weshalb ich mich in den Saloon begab, mich an die offene Glastüre stellte und den beiden einige Zeit nur zusah. Es war so normal, so beruhigend, daß sich die Schrecken der letzten Tage und Wochen in Luft aufzulösen schienen. Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich eine Hand an meinem Arm spürte und wirbelte herum. „Master Cain, Was gibt es?“ „Du warst so vertieft in deine Beobachtungen, daß du mich nicht bemerkt hast. Wie geht es unseren Gästen?“ „Ich habe den Doktor verarztet und beide in meinen Raum gesperrt.“ Meine Gedanken wanderten zurück zu der letzten halben Stunde, zurück zu dem Gespräch welches ich mit den Beiden geführt hatte und begann darüber nachzugrübeln, weswegen ich soviel mit ihnen gesprochen hatte. In diesem Moment hatte ich sie nicht als Gefahr betrachtet sondern als normale Gäste. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. War ich etwa zu unvorsichtig? Wurde ich zu weich und dadurch eine Bedrohung für Master Cains Leben? „RIFF!“ Erschrocken blickte ich Master Cain an, der mich lautstark angebrüllt hatte weil ich in Gedanken war und nicht reagiert hatte. „Was ist mit dir? Was geht dir durch den Kopf?“ Sorge schimmerte in seinen Katzenaugen, weswegen ich ihm sanft über die Wange strich um ihn zu beruhigen bevor ich ihm antwortete. „Ich versuche nur zu ergründen, weswegen ich mit dem Doktor und seinem Gehilfen über meine Vergangenheit gesprochen habe.“ Er nahm meine Hand in die Seine und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Fingerspitzen bevor er mich anlächelte. „Und, schon zu einem Ergebnis gekommen?“ „Es tut mir Leid Sir, aber bisher weiß ich es nicht.“ Master Cain setzte sich auf die Couch, deutete mir, daß ich mich zu ihm setzen sollte und begann mir seine Überlegungen mitzuteilen. „Seltsam ist es schon. Selbst mir hast du die genauen Details nicht wirklich freiwillig erzählt.“ „Master Cain ich habe auch jetzt keine Details preisgegeben, jedoch wusste der Doktor so ziemlich alles und ich habe es dann nur noch bestätigt.“ Erstaunt blickte er mich an. „Was? Er wusste alles? Aber…, Warum?“ Ich überlegte, ob ich ihm die Antwort unterschlagen sollte, jedoch entschied ich mich dafür nun ganz offen mit ihm über dieses Thema zu diskutieren. „Master Alexis soll ihm alles erzählt haben.“ Master Cain erblasste, blieb aber ziemlich ruhig. „Glaubst du das ist wahr?“ Diese Frage war mir auch schon durch den Kopf gegangen, jedoch war bisher von einer befriedigenden Antwort keine Spur zu sehen. „Auszuschließen ist es nicht. Euer Vater kannte die genauen Hintergründe und vielleicht sah er darin irgendeinen Vorteil, welchen ich aber noch nicht erkannt habe.“ Master Cain ließ meine Worte einige Augenblicke auf sich wirken und über dachte sie. „Du denkst also mein Vater hat unserem Doktor Disareli deine Vergangenheit erzählt um sich Vorteile zu verschaffen? Das würde ihm ähnlich sehen, Ich frage mich jedoch für was?“ Langsam schüttelte ich den Kopf. Woher sollte ich denn wissen was in dem Kopf von Master Alexis vorging. „Ich weiß es nicht. Vielleicht dachte er, daß der Doktor dadurch irgendein Druckmittel gegen mich in der Hand hält.“ Eine Augenbraue zuckte hoch, während Master Cain die Arme vor der Brust verschränkte und mich musterte. „Und hatte mein Vater Recht?“ Entrüstung wallte in mir hoch und ich musste mich zusammennehmen um nicht aufzuspringen. „Natürlich nicht Sir. Selbst wenn diese Informationen in Umlauf gebracht werden…,“ Mir blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen als Master Cain aufsprang, sich vor mich stellte und aufgeregt zu erklären begann. „Riff, das ist es. Wenn die Informationen über den Unfall bei dem deine Familie starb und über deinen Selbstmordversuch in Umlauf gebracht werden, dann ist alles vorbei. Mein Onkel wird es nicht länger Dulden können, das du an meiner Seite verweilst. Das ist das Druckmittel. Mit nur ein paar Worten, kann er uns auseinander reißen.“ „Sir, ich denke nicht daß dies geschieht. Master Alexis oder der Doktor hätten diese Trumpfkarte bestimm schon früher ausgespielt.“ Langsam sackte er zusammen, kauerte auf dem Teppich und unterdrückte ein leises schluchzen. Vorsichtig zog ich ihn hoch, platzierte ihn in dem Sessel, auf dem ich zuvor gesessen hatte, kniete vor ihm und drückte ihn tröstend an mich. Leise wisperte er mir seine Gedanken zu. „Nein, du irrst dich. Mein Vater denkt bestimmt noch, daß du für mich eine nette Abwechslung bist. Sobald er merkt, daß ich dich wirklich mag, sogar mehr als das für dich empfinde, wird er dich mir wegnehmen, so wie alles Andere auch.“ „Es wird alles gut. So leicht lasse ich mich nicht von Euch trennen. Selbst wenn Master Neal keinen anderen Weg mehr sieht als den mir zu kündigen, so werde ich Euch immer aus dem Geheimen beobachten und beschützen.“ So, das wars dann auch schon. Danke, daß ich es solange durchgehalten habt.^^ Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder. Liebe Grüße FuYu Hosted by Animexx e.V. 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