Das Mädchen aus Kumo-Gakure von lythana (Kap 6 ist on) ================================================================================ Prolog: Vergangenheit --------------------- Guten Tag, darf ich mich vorstellen? Ich bin der Erzähler… - „ach nee“ werden Sie jetzt denken oder gar laut aussprechen. Und ehe Sie das Zeichen für den bösen Blick machen, nein, ich kann nicht hellsehen. Hihi! Nun, ich darf Sie doch duzen, oder? Würde mich nämlich unheimlich entspannen. Aber ich bin ja nicht hier um 'nen Schwätzchen zu halten, sondern um eine Geschichte zu erzählen. Ja, ja, denken Sie *räusper* denkst du bestimmt, noch jemand, der eine Story zu „Naruto“ zu erzählen hat. Und in der Tat, ich habe wirklich was dazu zu erzählen. Ich werde mich jetzt etwas beeilen und zum Wesentlichen kommen. Vielleicht mag dem Einen oder Anderen der Prolog, zu dem ich gleich komme, traurig erscheinen, etwas jedenfalls. Das ist er auch. Doch ich will hier nicht auf die Tränendrüse drücken oder nach Mitleidspunkten haschen. Vorab noch, der Prolog gibt nur die Ereignisse vor dem eigentlichen Geschehen wieder. Er erklärt einige Dinge, andere auch nicht… Das liegt ganz in meinem Ermessen. *kicher* Nun, unsere Heldin, obwohl sie eigentlich keine Heldin ist – wieso nennt man Haupcharaktere eigentlich Helden? Haben sie einen Drachen erschlagen oder etwa immer die Hausaufgaben gemacht? - … *nachdenk* Ich glaube, ich schweife vom Thema ab, jedenfalls, die Neue im Naruto-Universum, ist ein Mädchen aus Kumo-Gakure. Sie heißt Sachii Akatsuma. Hier ist ihre Geschichte. Bis zu ihrem achten Lebensjahr lebte sie mit ihren Eltern in den Kami-Bergen. Ihre Mutter war Hausfrau und Heilerin und ihr Vater Mitglied des Rates von Kumo-Gakure und der jüngste Bruder des Rai-Kage. Doch eines Tages wurden ihre Eltern zu der Unglücksstelle eines Erdrutsches gerufen. Es hatte viele Verletzte gegeben und jede Hilfe war vonnöten. Doch leider kam es zu einem erneuten Erdrutsch und ihre Eltern starben an diesem Tag. Der Rai-Kage versuchte seine Nichte in seinen Haushalt zu integrieren, aber sie wehrte sich vehement dagegen. Sachii war während ihres gesamten Lebens selten mit anderen Menschen als mit ihren Eltern zusammen gewesen. Sie wusste nicht genau, wie sie mit anderen umgehen sollte. Ihre Eltern waren ihr Dreh- und Angelpunkt gewesen. Außerdem erinnerten ihre Verwandten sie sehr an ihre verlorene Familie. Nach fünf Monaten fasste der Rai-Kage einen Entschluss und schickte seine Nichte zu einer entfernten Verwandten nach Konoha-Gakure. Er hoffte, dass eine neue Umgebung sie wieder zurück ins Leben bringen würde. Als Sachii in Konoha-Gakure ankam, war ihr alles so fremd und dennoch war sie fasziniert von der neuen Umgebung. Noch nie hatte sie in ihrem Leben so viel Wald gesehen und Menschen. Freudige Erwartung stieg in ihr auf, die sie nicht erwartet hätte. Dennoch war da auch die Angst vor dem Fremden und Unbekannten. Ihre Verwandte begrüßte sie reserviert. Sie war eine Kunoichi, gut in ihrem Beruf, aber kein Mensch, der etwas von der Erziehung eines Kindes verstand. So blieb sie in der geräumigen Wohnung oft allein. Allein mit ihren Erinnerungen und der Trauer um ihre Eltern. Kurz nach ihrer Ankunft schickte man sie auf die Akademie. An ihrem ersten Tag war sie sehr aufgeregt. Iruka-Sensei war sehr freundlich und stellte sie der gesamten Klasse vor, doch die vielen Kinder schüchterten sie ein. In den Bergen hatte es in der unmittelbaren Umgebung ihres Zuhauses nur wenige Kinder gegeben, mit denen sie ebenso nur wenig Kontakt gehabt hatte. Die Tage vergingen. Der Unterricht interessierte Sachii nicht. Ihre Leistungen waren schlecht. Was sollte sie hier? Niemand kannte sie und interessierte sich für das was sie tat. Sie war eine Fremde. Von ihrem Fensterplatz konnte sie nach draußen sehen und sich wünschen, nichts hätte sich verändert. Doch wenn sie die Augen schloss und wieder öffnete, war alles wie immer. Ihr Wunsch nach der Vergangenheit blieb ein Wunsch. Sie hielt sich von ihren Klassenkameraden fern. Denn sie wusste nicht wie sie mit ihnen umgehen sollte. Was sie über sie dachten interessierte sie nicht. Sie spielten nicht mit ihr und luden sie auch nicht dazu ein. Aber das war ihr egal. Dennoch beobachte sie alles und jeden genau. Es faszinierte sie, wie die anderen miteinander umgingen und ohne es selbst zu ahnen bestimmte Charakterzüge zu offenbaren. Dabei erkannte sie nicht, dass sie gerne mit ihnen befreundet sein wollte. Trotz ihrer schlechten Leistungen fiel ihr das Lernen der verschiedenen Jutsus leicht. Denn durch das Alleinsein war sie gezwungen sich selbst zu beschäftigen. In den Bergen hatte sie mit im Haushalt und im Garten geholfen, aber das bisschen Putzen war im Nu erledigt und einen Garten gab es nicht. So ging sie tagtäglich allein in den Wald um zu trainieren oder das Leben um sich herum mit allen Sinnen aufzunehmen. Als Sachii zehn Jahre alt war, war sie wieder allein. Ihre Verwandte starb bei einer Mission. Der Brief des Rai-Kage ließ nicht lange auf sich warten. Darin stand, er wolle, dass sie zurück nach Kumo-Gakure kam. Doch Sachii weigerte sich, denn Konoha-Gakure war nun ihr neues Zuhause. Der Rai-Kage ließ ihr ihren Willen und Sachii blieb im Dorf, allein in der sonst auch immer leeren Wohnung. Als Sachii zehn Jahre alt war, merkte sie, dass sie die Fähigkeit besaß mit ihrem Chakra gewisse Mengen Luft zu kontrollieren. In dem Moment erkannte sie, dass sie viel falsch gemacht hatte. Sich von den anderen abzukapseln und allein zu sein, hatte nur dazu beigetragen sich einsam zu fühlen. Sie entschloss sich von nun an alles anders zu machen. Sachii beteiligte sich nun intensiv am Unterricht und gab ihr Bestes. Sie verbrachte viel Zeit mit Trainieren, aber auch um Freundschaften zu schließen. Doch Freundschaften mit ihren Klassenkameraden zu schließen war nicht leicht, vor allem wenn man immer die Neue war. Für einige war sie zu ernst, für die Mädchen zu kalt. Zwei Wochen vor der Prüfung zum Genin traf sie ihn zum ersten Mal im Wald. Er war in der gleichen Klasse wie sie, doch sie hatte mit ihm noch nie gesprochen. Sie übte gerade mit den Shuriken als sie durch ein Geräusch abgelenkt wurde. Da stand er und beobachtete sie. Sie starrten sich an. Er war unnahbar. Ein Junge mit trauriger Vergangenheit, stolz und kalt. „Nicht schlecht“, sagte er und Sachii war erstaunt ein Lob aus seinem Mund zu hören. Sein direkter Blick ließ sie leicht erröten. Das war ihr noch nie passiert und sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Hastig sammelte sie ihre Sachen zusammen. „Du bist schon fertig“, fragte er, ein herablassender Unterton schwang in seiner Stimme mit. Sie sah ihm fest in die Augen und ging weg. Aber die Begegnung hatte sich ihr für immer eingeprägt. Irgendwie fühlte sie sich mit ihm verbunden. Er war ebenso einsam aufgewachsen wie sie. In den nächsten Tagen tauchte er immer wieder bei ihrem Training auf. Anfangs war sie irritiert und verärgert und glaubte, er wolle sie schikanieren. Aber nichts dergleichen geschah. Beide belauerten sich wie zwei Hunde, die sich für denselben Knochen interessierten. Sachii wusste nicht, was das war, was da zwischen ihnen entstand. Freundschaft war es nicht, eher eine stille Übereinkunft. Dann kam der Tag der Prüfung. Die Aufgaben waren nicht schwer und es war ein leichtes zu bestehen. Bis auf einen einzigen Schüler absolvierten alle die Prüfung mit Erfolg. Jetzt war Sachii Genin, ein Ninja aus Konoha-Gakure. Einige Tage später wurde sie zum Hokage gerufen. Die Einteilung der Dreierteams stand bevor und sie war ziemlich aufgeregt. Vor dem Hokage hatte sie großen Respekt. Er war alt und weise, der beste Ninja des Dorfes. Als Sachii eintrat fiel ihr Blick auf einen Mann, der auf seinem Stirnband das Zeichen von Kumo-Gakure trug. Seit ihrer Ankunft vor einigen Jahren hatte sie niemanden mehr mit diesem Zeichen gesehen. Sie kannte ihn nicht. Man teilte ihr mit, dass sie ins Dorf unter den Wolken zurückkehren sollte. Das war ein Befehl des Rai-Kage. „Du hast die Akademie abgeschlossen und bist nun Genin. Der Rai-Kage hält es für wichtig, dass du zu deinem Clan zurückkehrst.“ Stumm lauschte Sachii seinen Ausführungen. Nach Jahren sollte sie zurückkehren. „Darf ich das Stirnband behalten“, fragte sie und blickte ihn direkt an. Er lächelte und nickte. „Auch wenn du aus Kumo-Gakure stammst, wirst du immer ein Mitglied dieses Dorf sein. Am Nachmittag des nächsten Tages brachen Sachii und der Mann aus Kumo-Gakure auf. Doch am Tor warteten drei Leute auf sie. Er war auch dabei. Sakura war nett, aber distanziert. Naruto grinste und sie lächelte zaghaft zurück. Wie es schien hatte er sein Stirnband doch bekommen. „Iruka-Sensei hat uns erzählt, dass du nach Kumo-Gakure zurückkehren wirst“, sprach Naruto und blickte Sachii fragend an. Sie nickte. „Die anderen konnten leider nicht kommen.“ „Das macht nichts“, meinte sie und lächelte erneut. Dann begegnete sie Sasuke’s Blick. Er trat vor und reichte ihr die Hand. „Wir werden uns wieder sehen“, sagte er nur. Sie nickte. Dann verließ sie Konoha-Gakure. Kapitel 1: Endlich Zuhause? --------------------------- An Kumo-Gakure konnte sich Sachii überhaupt nicht mehr erinnern. Hier sah es ganz anders aus als in Konoha-Gakure. Die Häuser waren niedriger und meist eingeschossig, allesamt erbaut aus dem in dem Bergen abgebauten blauen Granit. Die Gebäude standen weit auseinander und dazwischen fanden sich Oasen der Ruhe, Bäume, Blumenrabatten und kleine Wiesen. Alles war so friedlich. Mit einer Zielstrebigkeit, die sie vor Jahren nicht besessen hatte, ging sie durch die Straßen. Heute war sie nicht mehr das verstörte Kind von damals. Sie war erwachsen und reifer geworden. Gleich nach ihrer Ankunft wurde sie zum Rai-Kage bestellt. Er war ein großer Mann mit pechschwarzen Haar und grauen Augen. Das kantige Gesicht und der feingeschwungene Mund zeugten von seinem starken Charakter als Führer des Dorfes. Er begrüßte sie ernst und sein Blick wanderte zu ihrem Stirnband. „In zwei Wochen findet die Prüfung zum Genin statt“, verkündete er knapp. Seine Stimme, die keinerlei Emotionen beinhaltete, sandte Sachii einen Schauer über den Rücken. Aber sie ließ sich nichts anmerken. „Ich bin bereits Genin.“ „Das sehe ich.“ Sein Blick wanderte von dem Stirnband zu ihrem Gesicht. Für einen kurzen Moment legte sich ein sanfter Zug um seinen Mund. „Aber keiner aus Kumo-Gakure.“ Er nickte dem Mann an ihrer Seite zu, daraufhin verließ dieser den Raum. „Vergiss nicht, du bist immer noch ein Mitglied des Akatsuma-Clans und eine Verwandte des Rai-Kage. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber deine Zukunft ist dem Clan wichtig.“ Erstaunt riß Sachii die Augen auf. Meilenweit von ihrer alten Heimat entfernt hätte sie niemals gedacht, dass jemand an sie dachte, geschweige denn sich Gedanken über sie machte. „Dein Wunsch, nicht hier zu leben und auch später in Konoha-Gakure zu bleiben, wurde respektiert. Doch du bist das einzige Kind meines jüngeren Bruders und es ist mir wichtig dafür zu sorgen, dass du glücklich bist.“ Er faltete die Hände auf dem Tisch. „Nach der Prüfung werdet ihr in Dreiergruppen eingeteilt und ein Sensei wird euch dann trainieren. Aber sicherlich weißt du das schon.“ Sachii nickte. Sie musste unbedingt nachdenken. Zuviel war gesagt worden, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Als der Rai-Kage nichts weiter sagte, wandte sie sich zum Gehen. „Morgen gehst du zur Akademie. Oroi wird dich darüber aufklären, was von dir bei der Prüfung erwartet wird.“ Dann stand sie endgültig vor der Tür. Oroi wartete auf sie und führte sie zum Familiensitz des Rai-Kage. Unterwegs erläuterte er ihr die Anforderungen zur Prüfung, aber es war nichts, was Sachii nicht schon gewusst hätte. Die Menschen beäugten sie neugierig, so wie sie jeden Fremden ansahen. Und so fühlte sich Sachii auch. Am liebsten wäre sie auf der Stelle nach Konoha zurückgekehrt. Doch der Rai-Kage würde dies nicht zulassen. Das Haus des Rai-Kage war groß, mit einem riesigen Garten, der von einem sanften Teich dominiert wurde. Seine Frau, Isa, war eine schlanke Person mit freundlichen Augen, die Sachii gleich innig in die Arme schloß. Diese Art der Zuneigung war Sachii fremd und sie fühlte sich unwohl. „Willkommen“, sprach sie und führte Sachii ins Haus. „Du bist richtig gewachsen und so hübsch geworden. Du siehst deinem Vater sehr ähnlich.“ Ein leichter Schmerz huschte über Sachiis Gesicht und Isa wechselte sogleich das Thema. „Wir haben ein Zimmer für dich vorbereiten lassen, ich hoffe, dir wird es gefallen.“ Das Zimmer war tatsächlich sehr hübsch und Sachii erkannte, dass sie sich hier tatsächlich wohlfühlen konnte. Entschlossen öffnete sie die Türen und trat auf die Veranda hinaus. Vor ihr lag ein kleiner Garten. Kleine beschnittene Kiefern standen am Rand und ein feinblättriger roter Ahorn neigte seine Zweige über einen sanft plätschernden Bach. Gerade als sie weiter hinaustreten wollte schnellten zwei kleine Gestalten an ihr vorbei. Lautes Lachen und Gekreische drang an ihre Ohren und dann die Stimme von Isa als die beiden um die Ecke bogen. Neugierig ging sie ihnen nach. Es waren zwei kleine Jungen mit langen schwarzen Haaren, denen Isa mit erhobenem Finger einen Vortrag über Rennen im Haus hielt. „Ah, Sachii“, rief sie als sie diese erblickte. „Ich hoffe, diese beiden Rabauken haben dich nicht gestört.“ Ernst blickte sie auf die Beiden hinab. Lächelnd schüttelte Sachii den Kopf. „Das sind Ido und Endo, meine Söhne mit dem Kopf voller Streiche.“ Diese beiden wirkten eher so aus als könnten sie kein Wässerchen trüben, aber in ihren grauen Augen tanzte ein schelmisches Funkeln. „Hallo, ich bin Sachii und ich bin eure Cousine“, sagte sie und reichte ihnen die Hand. Sie wusste nicht genau wie sie mit den beiden umgehen sollten. Mit Kindern hatte sie einfach keine Erfahrung. Zuerst sahen sich die beiden an ehe sie ihr nacheinander die Hand reichten. „Willkommen, Cousine“, sprachen sie einstimmig, lächelten sie an und verschwanden rennend um die nächste Ecke. Isa seufzte, erklärte, dass es bald Abendessen geben würde und ließ Sachii allein in der Stille des Gartens. Das Abendessen fand in geselliger Runde stand. Neben dem Rai-Kage, seiner Frau Isa und den Zwillingen waren noch der älteste Sohn und die einzige Tochter anwesend. Das Essen war gut und reichlich und es wurde viel geredet und gelacht. Diese Nähe schüchterte Sachii ein. An solche eine Vertrautheit und Liebe konnte sie sich nur noch sehr schwach erinnern. Die Ähnlichkeit zwischen dem Rai-Kage und ihrem Vater war groß, aber es war schon lange nicht mehr der große Schmerz in ihr, den sie verspürt hatte, als sie nach dem Tod ihrer Eltern hierher gekommen war. Als sich die Nacht langsam über das Haus senkte und Ruhe einkehrte, saß Sachii auf der Veranda und beobachtete die Sterne, wie sie langsam immer heller leuchteten. Plötzlich vernahm sie Schritte. Gemächlich ließ sich der Rai-Kage neben ihr nieder, in seinem Schoß lag ein Bilderrahmen. Sie schaute ihn an und wartete, dass er etwas sagte. Doch er reichte ihr nur das Bild. Sie senkte den Blick und sogleich begannen Tränen in ihren Augen zu brennen. Es war das letzte Bild, was sie und ihre Eltern als Familie zeigte, eng umschlungen, im Hintergrund ihr Haus, auf den Gesichtern ein glückliches Lächeln. „Danke“, murmelte sie und wischte die Tränen weg. „Es war schrecklich für mich als mein kleiner Bruder starb“, sprach der Rai-Kage und blickte zum Himmel auf. „Als Kinder waren wir so eng verbunden gewesen wie Ido und Endo heute.“ Mehr sagte er nicht. Doch Sachii verstand ihn. Während die Trauer in ihr gewütet hatte wie ein wildes Tier, hatte der Rai-Kage nicht minder getrauert. Vielleicht, so gestand sie sich zögernd ein, hatte sie auf eine gewisse Art und Weise doch noch eine Familie. Kapitel 2: Begegnung -------------------- Die Prüfung zum Genin unterschied sich nicht sehr von der in Konoha-Gakure. Zwar gab es die einen oder anderen Unterschieden in den Aufgaben, aber durch Orois Ansage konnte sich Sachii etwas vorbereiten. Sie bestand die Prüfung und war nun ein Genin von Kumo-Gakure. Doch sie fühlte sich einsam. Sie kannte niemanden außer der Familie. Alle waren freundlich, aber nur weil sie die Nichte des Rai-Kage war. Still sehnte sie sich nach Konoha-Gakure. Kurz darauf wurden sie in Dreierteams eingeteilt und einer Sensei unterstellt. Aber gleich nachdem Sachii von dem Treffen nach Hause kam wurde sie zum Rai-Kage ins Ratshaus gerufen. Unterlagen stapelten sich auf seinem Tisch und auf dem Fensterbrett ließ eine Blume in einer Vase den Kopf hängen. Im Hintergrund konnte sie deutlich die schneebedeckten Gipfel der Kami-Berge sehen. Der Rai-Kage deutete auf einen Stuhl und Sachii ließ sich nieder. Er wirkte wie immer ernst, nicht so gelöst wie in seinem Haus. Er schob eine Akte beiseite und schaute sie an. Am liebsten hätte sie sich unter dem Tisch verkrochen, obwohl sie nicht wusste, warum sie diesen Wunsch hegte. „Bevor ihr auf Mission geht, muss ich dich über das Bluterbe des Akatsuma-Clans aufklären.“ „Bluterbe“, fragte sie nun neugierig. „Das sind spezielle Techniken, die nur innerhalb des Clans weitervererbt werden“, erklärte er und neigte sich vor. „Kuki no tōkugi*, die Fähigkeit, die Luft, die sich um deinen Körper bewegt, zu formen, ist das Kekkai Genkai unseres Clans. Eigentlich hättest du darüber schon längst aufgeklärt werden sollen.“ Er lehnte sich zurück. „Es gibt unterschiedliche Techniken um diese Fähigkeit zu nutzen. Normalerweise lernen die Kinder ab ihrem zehnten Lebensjahr die Grundlagen. Aber du wirst auch diese meistern. Deine Sensei ist angewiesen, dich darin zu unterstützen.“ Sachii hatte genau seinen Worten gelauscht. Nachdenklich blickte sie auf ihre Rechte in ihrem Schoß. War das das Bluterbe gewesen? „Wie ist das“, fragte sie zögernd. Der Rai-Kage blickte sie fragend an. „Das Bluterbe zu haben.“ Er runzelte die Stirn. Dann stand er auf und trat ans Fenster. Unter ihm lag die Stadt, friedvoll, versteckt. „Schwierig, man trägt Verantwortung. All jene, die das Kekkai Genkai haben, sind stärker als die anderen. Sie sind in der Lage leichter damit zu töten.“ „Vor nicht allzu langer Zeit hat man alle jene gejagt, die ein Bluterbe in sich trugen. Man hat sie getötet, weil man Angst hatte, sie würden sich gegen einen wenden. Aber die Zeiten haben sich geändert.“ Er seufzte und wandte sich ihr zu. Sie sah ihn an. Innerlich schmerzte sein Herz, weil sie seinem Bruder so ähnlich sah. „Du kannst jetzt gehen“, sagte er schließlich sanft. Damit wandte er sich wieder seinen Akten zu. Sachii war entlassen. Auf dem Nachhauseweg dachte sie über die Worte ihres Onkels nach. Das war es also damals gewesen, das Kekkai Genkai, das Bluterbe ihrer Familie. Und sie hatte nichts davon gewusst. Vielleicht hätte sie nach dem Tod der Verwandten hierher zurückkehren sollen, sinnierte sie. Dann hätte man ihr beibringen können, wie man damit umgeht. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Damals war der Schmerz noch zu groß gewesen. Es hätte sie zerrissen, schon zurückkommen zu müssen. In den folgenden Wochen trainierte sie hart mit ihrem Team. Amara-Sensei war eine kleine Frau mittleren Alters, mit braunen Haaren und stets lächelnden Augen. Doch konnte sie auch unerbittlich sein. Vor allem dann, wenn einer ihrer Schüler nachlässig war. Durch ihre direkte Verwandtschaft mit dem Akatsuma-Clan konnte sie Sachii eine gute Ausbildung ermöglichen. Sie lehrte ihr die Grundlagen, die Sachii ausgezeichnet meisterte. Doch die späteren Übungen zeigten ihr, dass Sachii noch lange brauchen würde um ihre Fähigkeiten wie selbstverständlich zu nutzen. Das Team um Sachii bestand aus Heiji Takuramu und Arashi Kiri. Heiji war der Anführer ihres Teams und ein ausgezeichneter Stratege. Er mochte Sachii nicht, weil sie das Dorf verlassen hatte und nur auf Befehl zurückgekommen war. Dass sie zum Akatsuma-Clan gehörte, war ihm egal. Aber während Heiji abweisend war, war Arashi ein sanfter Junge, der schnell Freundschaft schloss, so auch mit Sachii. Es fiel ihr überhaupt nicht schwer ihn zu mögen. Trotz ihres unterschiedlichen Charakters waren sie ein Team, das gut zusammen arbeitete. Die Missionen liefen ohne Zwischenfälle ab und meistens erfüllten sie diese, ohne wirklich ernsthaft verletzt zu werden. Die Familie und das Team veränderten Sachii nachhaltig. Sie wurde zugänglicher und offener. Bald ging sie mit ihren Verwandten um all würden sie sich schon Jahre kennen. Und sie hatte Freunde. Es war ein schöner Tag als Isa Sachii zum Einkaufen schickte. Die Liste war nicht lang und es standen lauter Sachen drauf, die Isa eigentlich nicht unbedingt gleich im Haushalt benötigt hätte. Sie zog die Augenbrauen zusammen und studierte die Liste. „Für was brauchst du so dringend Zwiebeln“, fragte sie. „Im der Speisekammer steht noch ein ganzer Korb voll.“ Isa hörte auf den Kohl in Streifen zu schneiden und wandte sich ihr zu. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Es steht auf der Liste, also brauche ich auch Zwiebeln.“ „Von wegen“, murmelte Sachii misstrauisch. „Geh, sonst bekommst du nicht mehr den Fisch, den ich aufgeschrieben habe.“ Ohne auf eine Antwort zu warten widmete sie sich wieder dem Kohl. Draußen herrschte ein blauer Himmel vor, an dem gemächlich sanfte Wolken vorbeizogen. Der Geruch von Gras, Wärme und Blumen lag in der Luft und entspannt lauschte sie dem Zwitschern der Vögel. Leute grüßten sie und Sachii dachte an den Tag, an dem sie angekommen war. Vier Monate lebte sie nun schon in Kumo-Gakure und sie musste sich eingestehen, dass es wunderbar war. Zwar dachte sie noch oft an Konoha und ihre Freunde dort, aber das Heimweh war nicht mehr so groß. Die Einkäufe waren schnell getätigt und Sachii machte sich auf den Heimweg. Vielleicht sollte sie sich noch eine Erfrischung können. Es war wirklich warm und der Korb nicht gerade leicht. Kurzentschlossen bog sie ab um bei Nakane’s eine Limo zu trinken. Eine Menge Leute waren in der Einkaufsstraße unterwegs und in den Cafés hatten sich Leute bei einem gemütlichen Plausch niedergelassen. Auf einer Bank saßen zwei Mütter, während ihre Söhne sich laut kreischend im Brunnen mit Wasser bespritzten. Die zwei Männer in ihren schwarzen Umhängen und Strohhüten wirkten vollkommen deplatziert inmitten der Einwohner von Kumo-Gakure. Sachii war es gar nicht klar, dass sie die beiden anstarrte, bis der Kleinere ihrem Blick begegnete und ihr zuzwinkerte. Sofort errötete sie, schaute schnell weg und ging weiter. Doch als sie auf gleicher Höhe waren sprach er sie an. „Hallo, weißt du wo man hier einen kleinen Imbiss zu sich nehmen kann.“ Sie blickte ihn an und somit in die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte. Sie wusste, dass sie starrte, aber sie konnte einfach nicht damit aufhören. --------------------------------------------------------------------------------- * tōkugi – besondere Fähigkeit, kuki – Luft Hi, liebe Leute, da bin ich mal wieder. Nein, ich will niemanden nerven und volllabern. Es geht um das Sternchen, ein paar Zeilen im Text über mir. Da mein Japanisch miserabel bis total schlecht ist, hoffe ich, dass mir all jene verzeihen, dessen Sprachkenntnisse besser sind. Ich weiß nicht genau ob die Grammatik stimmt. Wenn es jemand besser weiß, dann würde ich mich über eine Nachricht und eine Verbesserung freuen. *wegschlender* Lythana: Bleib gefälligst stehen und sag schon mal danke! *brüll* Äh, na gut. Nun, schon mal danke im Voraus… Reicht das? Lythana: Grade so, aber mach gefälligst deinen Job. Bei deinen schlechten Manieren laufen uns noch die Leser weg. *sich wieder verzieh* Die sollte lieber weiterschreiben. *murmel*… Kapitel 3: Wer lauscht denn da... --------------------------------- Als sie nicht antwortete beugte er sich vor um ihr direkt ins Gesicht zu sehen. Sein warmer Atem plötzlich auf ihrer Haut riss sie aus ihrer Starre und erschrocken wich sie zurück. „Äh… ich….“, stotterte sie und versuchte krampfhaft ein erneutes Erröten zu unterdrücken. „Also, was ist“, hakte er nach. „Wie bitte?“ Fragend schaute sie ihn an. „Ich hab gefragt, wo man hier was essen kann.“ Er richtete sich auf und sie bemerkte, dass er nur einen Kopf größer war als sie. Eine Strähne blonden Haares fiel ihm ins Gesicht. „Verdammt“, vernahm sie plötzlich eine Stimme. Sie wandte sich um. Der andere, sehr viel größer als sie, war stehen geblieben und schaute seinen Gefährten ungeduldig an. Sein Anblick jagte ihr einen Schauer über ihren Rücken. Seine Augen waren schwarz und kalt wie eine Neumondnacht. Sie schienen direkt durch einen hindurch zu sehen. Seine Haltung drückte nicht durch Ungeduld aus, sondern auch etwas sehr Gefährliches. Abrupt wandte sie sich wieder dem Kleineren zu. Mit ausgestrecktem Arm zeigte sie die Straße hinunter. „In Nanake’s Restaurant gibt es die besten Fischspezialitäten“, meinte sie immer noch verwirrt. „Toll! Und wo kann man sich hier amüsieren gehen?“ „Hast du vergessen, dass wir noch was zu erledigen haben“, fragte der Größere kalt. „Wir sind hier nicht zum Vergnügen.“ Sein Blick richtete sich auf Sachii und sie versteifte sich. „Geh doch schon vor. Ich komm dann nach“, antwortete dieser gelassen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Sachii zu. „Und, wo kann mir hier Spaß haben?“ Erst verstand Sachii nicht, was er meinte, doch dann fielen ihr die alten Männer bei Nanake’s ein. „Ach, du meinst Glücksspiel und Frauen“, fragte sie plötzlich und erntete einen verblüfften Blick und schließlich ein begeistertes Nicken. „Wenn ihr das Dorf Richtung Osten verlässt kommt ihr direkt nach Tobaku. Es liegt direkt an der Küste“, erklärte sie. „Danke“, meinte er und lächelte. „Kommst du nun“, fragte der Andere. „Wir sehen uns, Kleine“, meinte der Kleinere und wandte sich seinem Gefährten zu. Als sie um die nächsten Ecke bogen wandte sich Sachii auch zum Gehen. Sie machte sich viele Gedanken um diese beiden Männer. Wer sie wohl gewesen waren? Sie hatte keine Stirnbänder gesehen. Das bedeutete, aber nicht, dass sie keine hatte. Sie hatten durchaus wie Shinobi gewirkt. Der Kleinere war nett gewesen. Aber der Größere hatte ihr Angst eingejagt. Mit Stolz konnte sie sich selbst eingestehen, dass sie eigentlich bisher noch nie richtig Angst gehabt hatte. Aber was sie bei ihm gefühlt hatte, hätte fast ihr Blut zu Gefrieren gebracht. Seufzend schob sie die düsteren Gedanken beiseite und machte sich auf den Heimweg. Im Haus war es merkwürdig still und sie lauschte nach Stimmen. Aber nur das Ticken der Uhr im Flur drang an ihr Ohr. Schnell verstaute sie die Sachen und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort war es um diese Jahreszeit am kühlsten. Doch als sie Tür aufzog stießen ihr Luftschlangen und laute Freudenrufe an den Kopf. Erschrocken wich sie zurück. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sachii“, riefen alle und Isa umarmte diese fest. Zögernd erwiderte sie die Umarmung. „Danke“, murmelte sie und dann etwas lauter zu allen. Die Feier war für Sachii etwas Besonderes. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte sie keine einzige Geburtstagsfeier mehr gehabt. Isa hatte den Raum mit Blumen geschmückt und die Zwillinge hatten auf ein Banner „Herzlichen Glückwunsch“ geschrieben. Erst war sie etwas verlegen gewesen bei all den Geschenken und Glückwünschen, doch als die Torte serviert wurde, mit leuchtend roten Erdbeeren und einer Fünfzehn aus Zuckerguss, war jegliche Zurückhaltung von ihr abgefallen. Genüsslich hatte sie das erste Stück gegessen und anerkennend Isa gelobt. „Du hast aber lange für den Einkauf gebraucht“, meinte Tachi, Isa’s ältester Sohn, neugierig. Er streckte einen Finger aus und mauste einen Tupfer Sahne von Sachiis Kuchenstück. „He“, meinte sie und brachte ihr Stück in Sicherheit. Er lachte und leckte sich die Sahne vom Finger. „Da waren zwei merkwürdige Typen, die mich nach dem Weg gefragt hatten“, erklärte sie schließlich und schob den leeren Teller von sich. „Haben die dich angemacht“, fragte er ernst. Zögernd schüttelte sie den Kopf. Wenn er so beschützerisch tat, dann wurde sie immer verlegen. „Die trugen schwarze Umhänge. Bei der Hitze müssen die doch geschwitzt haben….“ „Was hast du eben gesagt?“ Erschrocken starrte Sachii ihren Onkel an. Alle im Raum sahen die beiden an und es war so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. „Wie sahen sie aus?“ Sie ernst hatte sie ihren Onkel noch nie erlebt. „Wie gesagt trugen sie schwarze Umhänge mit stilisierten roten Wolken“, erzählte sie und versuchte sich an Einzelheiten zu erinnern. „Außerdem Strohhüte.“ „Und weiter?“ „Sattoshi“, rief Isa leise. Doch er hörte sie nicht. Er starrte Sachii immer noch an. „Der eine hatte dunkle Augen“, sagte sie und ein Schauer lief ihr über den Rücken als sie an seinen Blick dachte. „Er war mindestens zwei Köpfe größer als ich und ich glaube, er hatte schwarze Haare. Der Andere war etwas kleiner und hatte blaue Augen und blonde Haare.“ „Verdammt“, fluchte der Rai-Kage, sprang auf und stürmte aus dem Zimmer. „Sattoshi!“ „Vater!“ Draußen hörte man wie er nach Oroi brüllte. Dann folgten mehrere Stimmen und dann das Schlagen von Türen. Sachii wusste nicht genau, was gerade abgelaufen war, aber ihre Worte mussten den Onkel in höchste Alarmbereitschaft versetzt haben. Hastig stand sie auf und wollte den Raum verlassen. „Wo willst du hin“, fragte Isa Sie versuchte Endo und Ido zu beruhigen, die sich ängstlich an sie klammerten. „Ins Bad“, log sie und es war ihr egal, ob man ihr glaubte. Akane und Tachi sahen sie zweifelnd an. Dann war sie auch schon weg. Schnell zog sie ihre Schuhe an und rannte zum Ratshaus. Dämmerung hatte sich über das Dorf gelegt und nur noch wenige Menschen waren unterwegs. Eifrig umschwirrten einige letzte Junikäfer eine Laterne und aus einem Baum erklang der melancholische Gesang einer Nachtigall. Aus dem Büro des Rai-Kage klangen laute Stimmen als sich Sachii der Tür näherte. Rasch schaute sie nach rechts und links, ob auch niemand kam, dann hielt sie ihr Ohr an die Tür. Deutlich vernahm sie die Stimme des Onkels. Einige Stimmen gehörten Ratsmitglieder und andere konnte sie gar nicht zuordnen. „Wir sollten eine Einheit losschicken, die sie aufspürt.“ „Sind Sie von Sinnen? Die letzte Einheit ist nicht wieder gekommen. Sie gilt immer noch als vermisst.“ „Scheint so, als hätten sie sie aufgespürt“, sprach der Rai-Kage und brachte die anderen somit zum Schweigen. Von wem er wohl sprach? „Wo hält sie sich gerade auf?“ „Sie ist mit einem Team auf einer Mission“, antwortete Oroi. „Gut.“ „Wir müssen sie warnen“, sprach einer der Ratsmitglieder. „Und sie somit direkt zu ihr führen“, meinte der Rai-Kage. Sachii verstand nur sehr wenig, von dem was gesprochen wurde. Eigentlich verstand sie gar nichts. Waren die beiden Männer etwa gefährlich gewesen? Der Eine vielleicht schon, aber der Blonde hatte recht harmlos gewirkt. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter… Kapitel 4: Erinnerungen ----------------------- Erschrocken zuckte Sachii zurück und stieß sich den Ellbogen am Türrahmen. Krampfhaft unterdrückte sie einen Schmerzenschrei. Als sie sich vorsichtig umdrehte sah sie Tachi direkt ins Gesicht. „Der Lauscher an der Wand hört seine eigne Schand“, zitierte er und hockte sich neben sie. Finster blickte sie ihn an. „Musst du mich so erschrecken“, flüsterte sie wütend. Ihr Ellbogen schmerzte. „Was tust du hier?“ „Das sollte ich wohl lieber dich fragen“, entgegnete er und blickte auf die verschlossene Tür. Immer noch waren Stimmen zu vernehmen. „Ich wusste, dass du ihnen folgen würdest, darum bin ich dir nachgegangen.“ „Und warum“, hakte sie nach. „Komm mit“, meinte er nur und nahm ihre Hand. Willig ließ sie sich von ihm bis zum nächsten Park ziehen, wo sie sich auf einer Bank niederließen. Es war dunkel. Grillen zirpten im Gras und am Himmel waren undeutlich ein paar Sterne zu sehen. „Die Männer, denen du heute begegnet bist, sind sehr gefährlich“, sprach er schließlich und schaute sie an. Sein Blick war eindringlich und Sachii merkte, dass es ihm ernst war. „Wer sind sie?“ „Sie gehören einer Organisation von Kriminellen an, mehr weiß man nicht. Sie halten sich sehr bedeckt.“ „Und diese beiden Männer gehörten zu ihnen“, fragte sie. Der Eine war gefährlich gewesen, das hatte sie gespürt. Aber der andere? „Der dunkle schien Itachi Uchiha zu sein, der Andere wahrscheinlich Deidara.“ „Uchiha“, fragte sie und Sasuke’s Gesicht tauchte vor ihr auf. Da war doch eine Ähnlichkeit, oder? „Ein Ninja aus Konoha-Gakure. Er hat, bis auf seinen Bruder, den ganzen Clan getötet.“ Entsetzt schlug sich Sachii die Hände vor den Mund. „Sasuke“, murmelte sie. „Ja.“ Plötzlich beugte sich Tachi vor und fasste fest Sachii’s Schultern. „Hör zu, wenn du ihnen noch mal begegnen solltest, dann nimm die Beine in die Hand und lauf so schnell du kannst.“ Groß schaute sie ihn an. „Ich kann dir nicht mehr erzählen und eigentlich darf ich gar nichts sagen, aber ich habe es getan. Also denk an meine Warnung.“ „Aber…“ „Frag nicht weiter. Das würde uns beide in Schwierigkeiten bringen“, meinte er und schaute in den dunklen Himmel. Sie tat es ihm gleich. Sasuke’s Bruder hatte also den ganzen Clan getötet. Das hatte sie nicht gewusst und deshalb bedrückte es sie noch mehr. Wie konnte ein Mensch nur so etwas tun? Und wie kam Sasuke damit klar? Hasste er seinen Bruder? Bestimmt. Dessen war sich Sachii sehr sicher. Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Es war drückend heiß und das ganze Dorf litt unter der Hitze. Pflanzen ließen ihre Blätter hängen, Vögel hörten auf zu singen und die Erde war knochentrocken. Kein Lüftchen wehte und eine unheimliche Stille hatte sich auf das Haus gelegt. Sachii lag in ihrem Zimmer auf dem Bett und vernahm das leise Summen Isa’s aus der Küche. Endo und Ido planschten in einer Zinkwanne hinter dem Haus. Akane war für einige Tage auf Mission und Tachi war in der Akademie. Immer wieder kam ihr der Abend ihres Geburtstages in den Sinn und Tachi’s Worte. Er hat sehr ernst gewirkt, wo er doch eigentlich eher der lockere Typ war. Deshalb nahm sie sich gerade deswegen seine Worte zu Herzen. Doch woher wusste Tachi das alles? So etwas wusste man doch nur, wenn man ein Ratsmitglied war oder der Spezialtruppe angehörte. Und das tat er nicht. Doch was grübelte sie darüber nach. Am Ende wäre sie auch nicht schlauer gewesen. Sie hatte schon mit dem Gedanken gespielt auf eigene Faust mehr herauszubekommen, aber dann war ihr die Sache doch zu gefährlich erschienen. Sie hätte nicht nur sich, sondern auch die ganze Familie in Gefahr gebracht. Doch es fiel ihr ziemlich schwer das alle zu vergessen. Ihr war langweilig. Amara-Sensei hatte sie nach Hause geschickt, weil es für ein Training zu heiß war. Und Heiji hatte Arashi mit zum See genommen, Sachii aber konstant ausgeschlossen. Vielleicht sollte sie mit Endo und Ido spielen. Aber irgendwie hatte sie keinen Elan um aufzustehen. In den Bergen war es immer kühl gewesen, auch im Hochsommer. Und im Winter hatte oftmals eine dicke Schneedecke gelegen. Warum dachte sie gerade jetzt daran? Mit einem Ruck setzte sie sich auf und schlurfte aus dem Zimmer. Der Duft von Erdbeeren strömte aus der Küche und sie folgte dem süßen Geruch. „Oba-san*.“ Sie setzte sich an den Tisch und Isa wandte sich ihr zu und lächelte. „Steht das Haus in den Bergen noch“, fragte sie. Erst antwortete diese nicht, sondern schien mit den Gedanken woanders zu sein. Doch dann… „Soweit ich weiß ja. Schließlich gehört es der Familie.“ Sie schaute aus dem Fenster und beobachtete wie die Zwillinge sich gegenseitig mit Wasser bespritzten. „Willst du es sehen?“ „Ich weiß nicht“, begann Sachii. „Ja, ich will es sehen.“ Sie stand auf und stellte sich neben Isa. „Weißt du, ich vermisse sie schon irgendwie, aber es tut eben nicht mehr so weh. Ich glaube, dass ich bereit bin, noch einmal zu unserem Haus zu gehen und die Vergangenheit ruhen zu lassen.“ „Ich werde mit deinem Onkel reden“, meinte Isa nur und drückte Sachii’s Hand. Drei Tage später machten sich vier Personen mit Rucksäcken bepackt auf den Weg in die Berge. „Ich verstehe nicht warum wir mitgehen müssen“, maulte Heiji. „Es ist heiß, ich schwitze und habe absolut keine Lust.“ „Betrachte es als Training“, gab Amara-Sensei zurück und führte die Gruppe an. Heiji warf Sachii zugleich einen giftigen Blick zu. Doch er erntete nur eine hochgezogene Augenbraue. ‚Dumme Ziege’, dachte er und schaute geradeaus. Schweigsam marschierten sie über eine Wiese aus brusthohem Gras. Kleine braune Vögel flogen vom Boden auf, wenn sie herankamen, um sich danach gleich wieder niederzulassen. Der Himmel war blau wie alle Tage vorher und nirgends war auch nur die Spur einer Wolke zu sehen. Sachii hatte den Blick immer auf die Berge gerichtet. Eine graue Masse, bestehend aus hohen Gipfeln und fruchtbaren Plateaus. Nur undeutlich waren die Erinnerungen aus der Kindheit – der hohe Ruf des Adlers am Himmel, das sanfte Tänzeln der Schneeflocken im kalten Winterwind, das schrille Pfeifen der Murmeltiere, die süße Gerüche der Pflanzen im Frühling. Sie seufzte und ließ ihre Erinnerungen los. Vielleicht war es noch genauso, aber eben nicht so wie vor sieben Jahren. Es war an der Zeit neue Erinnerungen zu schaffen. Insgeheim lächelte sie über den Gedanken, dass ein Theater los wäre, wenn Heiji wüsste warum sie wirklich hier waren. --------------------------------------------------------------------------------- * oba-san - Tante Kapitel 5: Eine kleine Überraschung ----------------------------------- Das Haus war ganz anders als es sich Sachii vorgestellt hatte. In ihrer Erinnerung hatte hier eine Hütte gestanden, kein kleines Anwesen. War das wirklich ihr Zuhause? Gemeinsam schritten sie durch das offene Tor und fanden sich auf einem kleinen Platz wieder, der von einer großen alten Eiche dominiert wurde. Vor ihnen lag das Haupthaus, recht und links je ein Nebengebäude. Steinplatten führten weiter hinter die Gebäude. Und alles war mit Unkraut überwuchert, an einigen Stellen spärlich, an anderen fast einen Meter hoch. Eine üppig lila blühender Clematis wucherte am Haupthaus empor und über das halbe Dach. In seinen Zweigen hatten sich einige Vögel häuslich niedergelassen und flogen laut zwitschernd auf, als die Vier näher kamen. Der Zustand des Hauses war wirklich schlecht. Das Dach hatte Löcher, die Türen ebenfalls. Das Holz der Veranda war morsch und wahrscheinlich konnte man sich nur unter Lebensgefahr drauf wagen. Als sie das Haus betraten hörten sie nur das Huschen und Trippeln von kleinen Füssen. Wer weiß, wer hier alles zur Untermiete wohnte. Laub hatte sich in den Ecken gesammelt. Spinnweben hingen von der Decke und die Matten waren meist völlig durch irgendwelche Tiere angeknabbert worden. Alte graue Tücher waren über die wenigen verbliebenen Möbel gehängt worden, ansonsten war das Haus leer. „So, wir sind hier, haben alles gesehen. Jetzt können wir wieder gehen“, meinte Heiji und wandte sich zum gehen. „Wir werden hier für einige Tage unser Lager aufschlagen“, meinte Amara-Sensei nur und machte sich daran, die anderen Räume zu begutachten. Heiji stand da, mit offenem Mund und konnte nicht glauben, dass sie hier übernachten sollten. „Mach den Mund zu, sonst verschluckst du noch eine Fliege“, reizte Sachii ihn. Sofort tat er es und schaute sie finster an. „Nur wegen dir sind wir hier“, entgegnete er und verließ das Haus. Arashi scharrte mit den Füssen und schaute sich um. „So schlimm ist es hier gar nicht. Nur ein bisschen reparaturbedürftig.“ „Ein bisschen“, meinte Sachii spöttisch und schaute sich um. „Sicherlich werden uns in der Nacht die Ratten auffressen. Wenn wir nicht vorher in irgendeines der Löcher gefallen sind.“ „Ich guck mal nach dem Brunnen“, meinte Arashi nur. Allein stand Sachii in dem Wohnzimmer. Irgendwo hörte sie Amara-Sensei stöbern, von draußen vernahm sie Heijis Fluchen. Es roch muffig und sie öffnete die durchlöcherten Schiebetüren. Der hintere Ziergarten sah nicht anders aus wie der Rest, meterhohes Unkraut, ein ausgetrockneter Teich und dazwischen die Überreste einer steinernen Laterne. Langsam streifte sie durch das Haus und inspizierte die Räume. Nur wenige Möbel konnten Sachii sagen, wie die Räume genutzt wurden. Trotz des schlechten Zustandes des Hauses konnte Sachii erkennen, dass es ein schönes Haus war. Hier war sie glücklich gewesen. Hier hatte sie mit ihren Eltern gelebt. Die Sonne stand genau am Zenit und warf kurze Schatten als Sachii sich zu den Nebengebäuden begab. Eine leichte Brise strich leise raschelnd über die Pflanzen. Von den anderen war niemand zu sehen. Die Tür klemmte und sie stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen. Doch sie gab keinen Millimeter nach. „Geh endlich auf“, keuchte sie mit zusammengebissenen Zähnen als sie sich mehrmals mit der Schulter dagegen warf. Aber sie gab nicht nach. Ein letztes Mal nahm sie Anlauf und die Tür brach überraschenderweise leicht aus den Angeln. Mit voller Wucht fiel die Tür mit Sachii zu Boden. Staub wirbelte auf und Sachii hustete. Gleichzeit stöhnte sie vor Schmerz in ihrer rechten Schulter. Sie stemmte sich hoch und schaute sich um. Es war dunkel, aber sie konnte erkennen, dass es ein Lager war. Überall standen Säcke und Kisten und an den Wänden reihten sich Regale. Plötzlich vernahm sie ein merkwürdiges Geräusch. Sachii legte den Kopf schief und wartete, dass es sich wiederholte, aber sie wartete vergebens. „War wohl nichts“, meinte sie nur und klopfte sich den Dreck von den Kleidern. Doch als sie gerade hinaustreten wollte, hörte sie es wieder. Sie trat erneut in den Raum und mitten in die Dunkelheit. Prüfend schaute sie nach oben und erkannte kleine Läden in der Wand. Mit einem Stock, der neben ihr an einem Regal lehnte öffnete sie diese und machte sie fest. Nun kam wenigstens etwas Licht ins Dunkel. Erneut schaute sie sich um. Ein Rascheln ertönte aus einer Ecke, in der jede Menge leere Säcke lagen und Sachii näherte sich ihnen vorsichtig. Langsam zog sie die Säcke weg und erschrak über das kleine Bündel. „Sachii, bist du da drin“, rief plötzlich Arashi und erschien in der Türöffnung. „Du hast die Tür kaputt gemacht.“ Arashi lautes Rufen hatte es erschreckt und Sachii stieß einen Schmerzenschrei aus als sich kleine Zähne in ihre Hand bohrten. „Was ist passiert“, rief Arashi und kam sofort zu ihr geeilt. „Es hat mich gebissen“, meinte Sachii sarkastisch und versuchte den Schmerz zu verdrängen. „Hilf mir.“ „Du meine Güte“, stieß Arashi aus und schaute neugierig auf das kleine Fellbündel. „Du sollst es nicht anglotzen, sondern mir helfen.“ Ärgerlich stieß sie ihn mit der freien Hand an. Sogleich griff er nach einem Sack und wickelte ihn um seine Hand, ehe er nach dem Tier griff. Doch plötzlich ließ das Tier los und fauchte ihn an, während es sich in die Ecke drängte. Sachii starrte auf die kleinen Wundmale aus denen einige Tropfen Blut quollen. Die Hand schmerzte und pochte. Ein ängstliches Fauchen brachte ihre Aufmerksamkeit zurück auf das Tier. „Eine Katze, oder“, meinte Sachii und beugte sich vor. Das Kleine zitterte vor Angst. „Ich weiß nicht“, meinte Arashi und beugte sich ebenfalls vor. „Habt ihr was gefunden“, drang Heijis Stimme vom Eingang. „Nichts, was dich etwas angehen könnte“,antwortete Sachii nur und streckte ihre Hand nach dem Kätzchen aus. Heiji brummte eine Beleidigung und trat näher. „Eine Katze“, meinte er nur. Das Kleine starrte gebannt auf Sachiis Hand. Seine Schnurrhaare zitterten und es reckte den Kopf vor um an den Fingern zu schnuppern. „Es wird dich wieder beißen“, meinte Arashi leise. Heiji beobachtete eher gelangweilt das Geschehen, doch er war genauso gespannt wie Arashi, was das Tier nun tun würde. Zu ihrer aller Verblüffung leckte es über ihre Finger und rieb seinen Kopf an ihnen. „Es fühlt sich ganz weich an“, flüsterte Sachii und starrte auf das Kätzchen. „Ich glaub das nicht, wenn ich es nicht gesehen hätte“, flüsterte Arashi ebenfalls. „Ich glaub, es mag dich.“ „Ach, so funktioniert das“, scherzte Sachii und schaute zu Heiji hoch. „Muss ich dich auch beißen, damit du mich magst.“ Heiji lief hochrot an und stürmte stumm aus dem Lager. „Jetzt wird er erst recht nicht mehr mit dir reden“, meinte Arashi nur und schaute sie an. Sie blickte zurück. „Es ist doch egal was ich tue. Wir werden nie Freunde sein.“ Das bedrückte sie schon, aber es zeugte von Schwäche, wenn sie es offen zeigte. Sie wandte den Blick und schaute auf das Kätzchen. Behutsam streckte sie die verletzte Hand aus und hob das kleine Bündel auf. Es war so groß wie ihre beiden Handflächen zusammen, aber entschieden zu leicht. Sein Fell war ganz weiß und weich, seine Augen dunkle Tiefen. Behutsam drückte sie es an sich und das Kleine kuschelte sich an ihre Brust. „Wie für dich gemacht“, sagte Arashi und lächelte. „Lass uns Amara-Sensei suchen!“ „Mmh“, machte Amara-Sensei nur und beäugte interessiert das Tier, das sich zutraulich an Sachii schmiegte. „Und ihr habt es im Lager gefunden?“ Die beiden nickten. „Es ist eindeutig keine Katze“, sagte sie schließlich. „Wie? Aber es sieht doch aus wie eine.“ Sachii betrachtete das Kleine genauer, aber für sie blieb es eine Katze. Amara-Sensei beugte sich vor und strich mit den Fingerspitzen über das weiche Fell. Plötzlich fiel es ihr etwas ein. „Das ist ein Puma“, sagte sie plötzlich und beide schauten sie verdattert an. „Ein Puma“, kam es gleichzeitig von ihnen. „Ich erinnere mich, dass weiße Pumas sich oft als Gefährten in unserem Clan wieder fanden“, erzählte sie und suchte in einem der Schränke nach einer Schale. „Sie kamen aus den Bergen und hinterließen ab und an eines ihrer Jungen auf der Schwelle unserer Häuser. Aber das kam schon lange nicht mehr vor.“ „Aber wieso sollten sie so etwas tun“, fragte Arashi skeptisch. Tiere, die ihre Jungen bei Menschen ließen. Das gab es doch gar nicht. „Es heißt, dass Hideyoshi Akatsuma, der Gründer unseres Clans, in den Bergen jagen war als er auf einen verletzten Puma traf. Er half dem Puma und rettete ihm das Leben. Als Dank übergab der Puma Hideyoshi eines seiner Jungen.“ Arashi zog grübelnd die Augenbrauen zusammen. „Davon hab ich noch nie etwas gehört.“ „Familiengeschichte“, entgegnete sie nur und grinste ihn an. „Wie wirst du es nennen“, fragte Amara-Sensei und stellte eine Schale Wasser auf den Tisch. „Ich kann es behalten?“ „Natürlich, sie haben dich auserwählt. Wahrscheinlich haben die Pumas wieder einen aus der Familie für würdig befunden.“ Sie zuckte mit den Schultern und begann schließlich methodisch in Küche aufzuräumen. „Ist es ein Mädchen oder ein Junge“, fragte schließlich Arashi und wollte das Tier berühren. Doch es zuckte zurück und bleckte seine Zähne. „Ich würde sagen, ein Junge.“ Es maunzte zustimmend und widmete sich wieder dem Wasser. „Eher ein Mädchen“, widersprach Heiji, der im Türrahmen stand. „Es ist genauso zickig.“ Sachii verzog die Miene und wandte sich wieder dem Tier zu. „Shiroi würde zu ihm passen, weil sein Fell so weiß ist“, dachte sie laut. „Gute Wahl“, sagte Amara-Sensei. „Wie wäre es, wenn ihr beginnt ein paar Zimmer herzurichten, damit wir hier übernachten können?“ --------------------------------------------------------------------------------- So, hier bin ich mal wieder um das Neuste zu berichten. *ernst wirk* Hallo erstmal, alle zusammen. Die Autorin hat sich entschieden, die Kapitel jetzt etwas länger zu gestalten. Das sind zwar nicht die interessantesten Neuigkeiten, aber ich muss es verkünden. Außerdem wird es wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen keine regelmäßigen Updates mehr geben. So, das war’s. *fast schon weg* Ach, ehe ich es vergesse. Der Titel ist immer noch alternativ und wer will, kann Vorschläge machen. Auch Vorschläge bezüglich der Story können gemacht werden. Aber bitte nicht denken, die Autorin hätte keine eigenen Ideen mehr *kicher*. So, tschüss. Kapitel 6: Der Sturm -------------------- Grelle Blitze zuckten über den Himmel und machten die Nacht zum Tag. Das stete Plätschern von Wasser, das Heulen des Windes und das tiefe Donnern vervollständigten die Kulisse einer wirklich schaurig stürmischen Nacht. Sachii lag in ihrem Zimmer und starrte an die Decke, fasziniert von den Mustern, die bei jedem Blitz dort erschienen. Sie konnte nicht schlafen. Nebenan schliefen Heiji und Arashi. Sie hatte nachgesehen. Arashi eingewickelt in seine Decke, Heiji leise schnarchend. Ob Amara-Sensei schlafen konnte wusste sie nicht, sie schlief einige Zimmer weiter. Im Haus war es ruhig, nur erfüllt durch die Geräusche des Unwetters. Irgendwo tropfte Wasser durch das undichte Dach und ein Fensterladen schlug immer wieder gegen die Wand. Shiroi lag neben ihr. Sein Atem ging ruhig, der Sturm schien seinen Schlaf nicht zu stören. Seufzend stand sie auf und ging in die Küche. Überall war es dunkel und Sachii stieß sich an einer Kante den Zeh. Leise fluchend füllte sie sich einen Becher mit Wasser und sah aus dem Fenster. Die Bäume wiegten sich im Wind und wirkten wie geisterhafte Tänzer. Wasser lief an der Scheibe hinab und nur undeutlich konnte Sachii nach draußen blicken. Plötzlich vermeinte sie einen Schatten zu sehen, der quer durch den ehemaligen Garten huschte und durch die Pforte in der Mauer verschwand. Rasch stieß sie die Hintertür auf und spähte hinaus. Aber da war nichts. Eine bloße Einbildung. Gerade als sie die Tür wieder schließen wollte schnellte ein fauchendes Bündel an ihr vorbei und verschwand im hohen Unkraut. „Shiroi“, brüllte sie in den wütenden Sturm. Ohne darauf zu achten, dass sie nur Hosen und Hemd trug, rannte sie in den strömenden Regen. Sogleich war sie bis auf die Haut durchnässt. Undeutlich konnte sie den weißen Puma an der offenen Pforte ausmachen ehe er draußen verschwand. Sie folgte ihm und versuchte durch Rufen den Kleinen zum Stehen zu bewegen. Aber er rannte immer weiter. Der Wald war finsterer als am Morgen, wo sie ihn durchquert hatten. Äste zerrten an ihren Haaren und zerkratzten ihre Haut. Steine bohrten sich in ihre Sohlen, aber ihre Gedanken galten nur Shiroi, dessen weißes Fell undeutlich durch den strömenden Regen zu sehen war. Doch dann war er verschwunden. Sie blieb stehen und schaute sich um. In der Ferne vernahm sie plötzlich Heijis Stimme, der nach ihr rief. Sie rief zurück, aber der Wind riss ihr die Worte von den Lippen. Sie überlegte ob sie Heiji herholen sollte um nach dem Puma zu suchen, aber sofort verwarf sie den Gedanken wieder. In der Zwischenzeit konnte sonst etwas mit dem Kleinen passieren. Ein Maunzen schreckte sie auf und sogleich folgte sie dem Geräusch. Blind tauchte sie in ein Gebüsch ein und wäre fast einen Abhang hinunter in den Fluss gefallen. Erschrocken blieb sie stehen und schaute sich um. Und da war er. Er hatte sich mit den Pfoten an einer freigespülten Wurzel festgekrallt und maunzte jämmerlich um Hilfe. Der Fluss, der am Morgen noch sanft im Sonnenschein geplätschert hatte, war zu einem reißenden Strom geworden, der Äste und gar kleine Bäume in den trübgrauen Fluten transportierte. Vorsichtig kletterte sie den Abhang hinab um zu Shiroi zu gelangen. Doch der Untergrund war viel zu aufgeweicht, so dass Sachii mit einem Ausruf des Erschreckens ausrutschte und in den Fluss schlitterte. Gerade so konnte sie sich noch an der Wurzel festhalten, an die sich Shiroi klammerte. Doch der Kleine fasste Sachiis Anwesenheit als Rettung auf und sprang auf ihren Kopf. Wasser drang ihr in den Mund und ließ sie husten. Sie spürte wie die Kälte in ihren Körper drang und Shiroi’s kleiner Leib schwer auf ihren Kopf lastete. Krampfhaft versuchte sie sich aus dem Wasser zu ziehen, aber die Wurzel war klitschig und der Untergrund bot keinen Halt. Dann spürte sie nur noch wie etwas hart gegen ihre Schulter stieß und sie vor Schmerz und Schock die Wurzel losließ. Sogleich wurde sie von der Strömung erfasst und den Fluss hinab getragen. Shiroi’s Krallen gruben sich schmerzhaft in ihre Kopfhaut und Sachii war schwindlig und schlecht vor Schmerz und Kälte. Sie wusste nicht wie lange der Fluss sie herumgewirbelt hatte, aber letztendlich hatte er sie zerschunden wieder ausgespuckt. Halb ohnmächtig lag sie am Ufer. Steine drückten sich in ihre Wange. Shiroi saß neben ihr, nass, mit schmutzigen Fell und jämmerlich maunzend, aber vollkommen unversehrt. Die schäumenden Wasser des Flusses zogen an ihren Beine und Äste schlugen dagegen. Der Regen prasselte unaufhörlich auf sie nieder. Keuchend versuchte sie die Arme zu bewegen um sich aufzurichten. Aber ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Ein reißender Schmerz zog durch ihre Schulter und schoß wie glühende Lava durch ihren gesamten Körper. Sie schaffte es nicht den Schmerzenschrei zu unterdrücken und erschrak heftig über ihre krächzende Stimme. Plötzlich hörte Shiroi zu maunzen auf. Ein Paar Füße erschienen vor ihrem Gesicht, die sich dann umwanden. „Lass sie liegen“, hörte sie undeutlich eine Stimme. Der strömende Regen verzog die Stimme zu einem tiefen Säuseln. „Das kannst du doch nicht machen“, entgegnete eine andere Stimme, näher an ihr dran. „Sie wird nicht alleine unterwegs sein. Irgendwo könnten sich noch mehr herumtreiben.“ „Hast du etwa Angst“, spottete der Mann neben ihr. „Bring mich nicht dazu dich zu töten“, zischte der andere Mann und sie hörte plötzlich Schritte. Ein weiteres Paar Füße gesellte sich zu den ersteren. Ein Fuß wurde ihr in die Seite gestoßen und sie stöhnte vor Schmerz auf. Unsanft wurde sie auf den Rücken gerollt. Regen tropfte ihr hart ins Gesicht und sie musste die Augen schließen. „Verdammt!“ „Hä… oh, das Mädchen aus dem Dorf“, hörte sie nur noch ehe die Ohnmacht über sie kam. Das erste was sie spürte, war Wärme, und dann Schmerz. Vorsichtig öffnete sie die Augen und starrte in ein lustig prasselndes Feuer. Eine raue Zunge fuhr über ihre Wange. Langsam drehte sie den Kopf und sah in Shiroi’s dunkle Augen. Er maunzte leise und stapfte davon. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch da war wieder der Schmerz in ihrer Schulter. Erschöpft fiel sie zurück auf den harten Boden. Erst da kam es ihr in den Sinn sich zu fragen, wo sie eigentlich war. Sie blickte sich um und stellte fest, dass sie in einer Höhle lag. Draußen regnete es immer noch in Strömen, aber das Gewitter hatte aufgehört und es begann schon hell zu werden. „Na, endlich aufgewacht“, fragte eine Stimme und sie drehte den Kopf zum Feuer. Sie hatte ihn gar nicht gesehen. Shiroi stolzierte an ihm vorbei, maunzte und erntete ein Kopftätscheln. „Du“, entfuhr es ihr. Angst kroch in ihr auf und sie versuchte erneut aufzustehen. Tatsächlich schaffte sie es, sich aufzusetzen. Doch mehr machte ihr Körper nicht mit. Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihr Atem kam keuchend. „Na, mach mal sachte“, meinte er und kam zu ihr. Er hockte sich vor sie und schaute ihr ins Gesicht. Erstarrt blickte sie in seine blauen Augen. Wenn sie nicht gewusst hätte, wer er war, dann hätte sie ihn für harmlos gehalten. Er streckte die Hand aus und Sachii hielt den Atem an. Doch er wischte ihr nur etwas Dreck von der Stirn. „Angst, oder“, fragte er und kicherte. „Brauchst du nicht. Ich tue dir bestimmt nichts.“ „Aber ich tue dir gleich was, wenn du nicht aufhörst hier den gutmütigen Samariter zu spielen“, sprach eine Stimme kalt. Ein dunkler Schatten schälte sich aus dem Eingang. Wasser tropfte von dem Strohhut. Das Glöckchen klingelte leise. „So, wir müssen los“, meinte der Blonde. Doch Sachii hörte ihm nicht zu. Gebannt starrte sie die Gestalt an, von der sie wusste, dass er seinen eigenen Clan ausgelöscht hatte. Eigentlich hätte sie Angst haben müssen, aber sie verspürte nur eisige Kälte, die sich um ihren Hals legte und ihr die Luft zum atmen raubte. Seine Augen bohrten sich in ihre und er schien förmlich ihre Gedanken zu lesen. Dann wandte er sich ab und beide verließen die Höhle. Schnell waren sie im strömenden Regen verschwunden und erst dann merkte Sachii wie verspannt sie gewesen war. Shiroi sprang in ihren Schoß und rollte sich zusammen. Irgendwie erleichtert begann sie sanft sein weiches Fell zu streicheln. Als sie erneut aufwachte war das Feuer heruntergebrannt. Es hatte aufgehört zu regnen und graues Zwielicht hatte sich in die Höhle verirrt. Der Ruf eines Eichelhähers erklang warnend nahe dem Eingang und kündigte einen Eindringling an. Vorsichtig schob sie Shiroi von sich herunter und erhob sich stöhnend. Dann schleppte sie sich zum Eingang. Etwas raschelte in einem Gebüsch in der Nähe und Sachii hob einen Stein auf. Doch als die Gestalt hervor trat knickten ihr vor Erleichterung die Beine ein. Heiji hatte sie endlich gefunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)