Das Mädchen aus Kumo-Gakure von lythana (Kap 6 ist on) ================================================================================ Kapitel 1: Endlich Zuhause? --------------------------- An Kumo-Gakure konnte sich Sachii überhaupt nicht mehr erinnern. Hier sah es ganz anders aus als in Konoha-Gakure. Die Häuser waren niedriger und meist eingeschossig, allesamt erbaut aus dem in dem Bergen abgebauten blauen Granit. Die Gebäude standen weit auseinander und dazwischen fanden sich Oasen der Ruhe, Bäume, Blumenrabatten und kleine Wiesen. Alles war so friedlich. Mit einer Zielstrebigkeit, die sie vor Jahren nicht besessen hatte, ging sie durch die Straßen. Heute war sie nicht mehr das verstörte Kind von damals. Sie war erwachsen und reifer geworden. Gleich nach ihrer Ankunft wurde sie zum Rai-Kage bestellt. Er war ein großer Mann mit pechschwarzen Haar und grauen Augen. Das kantige Gesicht und der feingeschwungene Mund zeugten von seinem starken Charakter als Führer des Dorfes. Er begrüßte sie ernst und sein Blick wanderte zu ihrem Stirnband. „In zwei Wochen findet die Prüfung zum Genin statt“, verkündete er knapp. Seine Stimme, die keinerlei Emotionen beinhaltete, sandte Sachii einen Schauer über den Rücken. Aber sie ließ sich nichts anmerken. „Ich bin bereits Genin.“ „Das sehe ich.“ Sein Blick wanderte von dem Stirnband zu ihrem Gesicht. Für einen kurzen Moment legte sich ein sanfter Zug um seinen Mund. „Aber keiner aus Kumo-Gakure.“ Er nickte dem Mann an ihrer Seite zu, daraufhin verließ dieser den Raum. „Vergiss nicht, du bist immer noch ein Mitglied des Akatsuma-Clans und eine Verwandte des Rai-Kage. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber deine Zukunft ist dem Clan wichtig.“ Erstaunt riß Sachii die Augen auf. Meilenweit von ihrer alten Heimat entfernt hätte sie niemals gedacht, dass jemand an sie dachte, geschweige denn sich Gedanken über sie machte. „Dein Wunsch, nicht hier zu leben und auch später in Konoha-Gakure zu bleiben, wurde respektiert. Doch du bist das einzige Kind meines jüngeren Bruders und es ist mir wichtig dafür zu sorgen, dass du glücklich bist.“ Er faltete die Hände auf dem Tisch. „Nach der Prüfung werdet ihr in Dreiergruppen eingeteilt und ein Sensei wird euch dann trainieren. Aber sicherlich weißt du das schon.“ Sachii nickte. Sie musste unbedingt nachdenken. Zuviel war gesagt worden, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Als der Rai-Kage nichts weiter sagte, wandte sie sich zum Gehen. „Morgen gehst du zur Akademie. Oroi wird dich darüber aufklären, was von dir bei der Prüfung erwartet wird.“ Dann stand sie endgültig vor der Tür. Oroi wartete auf sie und führte sie zum Familiensitz des Rai-Kage. Unterwegs erläuterte er ihr die Anforderungen zur Prüfung, aber es war nichts, was Sachii nicht schon gewusst hätte. Die Menschen beäugten sie neugierig, so wie sie jeden Fremden ansahen. Und so fühlte sich Sachii auch. Am liebsten wäre sie auf der Stelle nach Konoha zurückgekehrt. Doch der Rai-Kage würde dies nicht zulassen. Das Haus des Rai-Kage war groß, mit einem riesigen Garten, der von einem sanften Teich dominiert wurde. Seine Frau, Isa, war eine schlanke Person mit freundlichen Augen, die Sachii gleich innig in die Arme schloß. Diese Art der Zuneigung war Sachii fremd und sie fühlte sich unwohl. „Willkommen“, sprach sie und führte Sachii ins Haus. „Du bist richtig gewachsen und so hübsch geworden. Du siehst deinem Vater sehr ähnlich.“ Ein leichter Schmerz huschte über Sachiis Gesicht und Isa wechselte sogleich das Thema. „Wir haben ein Zimmer für dich vorbereiten lassen, ich hoffe, dir wird es gefallen.“ Das Zimmer war tatsächlich sehr hübsch und Sachii erkannte, dass sie sich hier tatsächlich wohlfühlen konnte. Entschlossen öffnete sie die Türen und trat auf die Veranda hinaus. Vor ihr lag ein kleiner Garten. Kleine beschnittene Kiefern standen am Rand und ein feinblättriger roter Ahorn neigte seine Zweige über einen sanft plätschernden Bach. Gerade als sie weiter hinaustreten wollte schnellten zwei kleine Gestalten an ihr vorbei. Lautes Lachen und Gekreische drang an ihre Ohren und dann die Stimme von Isa als die beiden um die Ecke bogen. Neugierig ging sie ihnen nach. Es waren zwei kleine Jungen mit langen schwarzen Haaren, denen Isa mit erhobenem Finger einen Vortrag über Rennen im Haus hielt. „Ah, Sachii“, rief sie als sie diese erblickte. „Ich hoffe, diese beiden Rabauken haben dich nicht gestört.“ Ernst blickte sie auf die Beiden hinab. Lächelnd schüttelte Sachii den Kopf. „Das sind Ido und Endo, meine Söhne mit dem Kopf voller Streiche.“ Diese beiden wirkten eher so aus als könnten sie kein Wässerchen trüben, aber in ihren grauen Augen tanzte ein schelmisches Funkeln. „Hallo, ich bin Sachii und ich bin eure Cousine“, sagte sie und reichte ihnen die Hand. Sie wusste nicht genau wie sie mit den beiden umgehen sollten. Mit Kindern hatte sie einfach keine Erfahrung. Zuerst sahen sich die beiden an ehe sie ihr nacheinander die Hand reichten. „Willkommen, Cousine“, sprachen sie einstimmig, lächelten sie an und verschwanden rennend um die nächste Ecke. Isa seufzte, erklärte, dass es bald Abendessen geben würde und ließ Sachii allein in der Stille des Gartens. Das Abendessen fand in geselliger Runde stand. Neben dem Rai-Kage, seiner Frau Isa und den Zwillingen waren noch der älteste Sohn und die einzige Tochter anwesend. Das Essen war gut und reichlich und es wurde viel geredet und gelacht. Diese Nähe schüchterte Sachii ein. An solche eine Vertrautheit und Liebe konnte sie sich nur noch sehr schwach erinnern. Die Ähnlichkeit zwischen dem Rai-Kage und ihrem Vater war groß, aber es war schon lange nicht mehr der große Schmerz in ihr, den sie verspürt hatte, als sie nach dem Tod ihrer Eltern hierher gekommen war. Als sich die Nacht langsam über das Haus senkte und Ruhe einkehrte, saß Sachii auf der Veranda und beobachtete die Sterne, wie sie langsam immer heller leuchteten. Plötzlich vernahm sie Schritte. Gemächlich ließ sich der Rai-Kage neben ihr nieder, in seinem Schoß lag ein Bilderrahmen. Sie schaute ihn an und wartete, dass er etwas sagte. Doch er reichte ihr nur das Bild. Sie senkte den Blick und sogleich begannen Tränen in ihren Augen zu brennen. Es war das letzte Bild, was sie und ihre Eltern als Familie zeigte, eng umschlungen, im Hintergrund ihr Haus, auf den Gesichtern ein glückliches Lächeln. „Danke“, murmelte sie und wischte die Tränen weg. „Es war schrecklich für mich als mein kleiner Bruder starb“, sprach der Rai-Kage und blickte zum Himmel auf. „Als Kinder waren wir so eng verbunden gewesen wie Ido und Endo heute.“ Mehr sagte er nicht. Doch Sachii verstand ihn. Während die Trauer in ihr gewütet hatte wie ein wildes Tier, hatte der Rai-Kage nicht minder getrauert. Vielleicht, so gestand sie sich zögernd ein, hatte sie auf eine gewisse Art und Weise doch noch eine Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)