The Healing Touch von MayTanner (This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...) ================================================================================ Kapitel 19: Remy, Friend or Foe? -------------------------------- X X X ~ Candy war von den sich überstürzenden Ereignissen dieser Nacht total geschockt. Sie verfluchte Remy zum wiederholten Male, der sie durch seine Fesselungskünste jeder Gegenwehr beraubt hatte. Sie wurde über die Schulter geworfen getragen, als wäre sie eine leblose Stoffpuppe. Die düstere Umgebung ängstigte sie zusätzlich und sie fragte sich bang, wohin sie wohl gebracht wurde. Beklemmende Bilder von Folterkammern gingen ihr durch den Kopf. Sie lenkte ihre Gedanken lieber von der eigenen mißlichen Situation ab und dachte an den Professor und das Team, das in New York nach Spuren suchte. Sie hoffte, daß sie den Professor bald fanden und ihn dann ärztlich versorgen konnten. ‚Vielleicht brauchen sie mich dafür?’, dachte Candy besorgt und begann zu zappeln, doch der Griff um ihre Oberschenkel wurde nur fester und ihr Entführer lief weiter, ohne von ihren schwachen Befreiungsversuchen Kenntnis zu nehmen. ~ Ein leises ‚bampf’ kündigte Kurts und Logans Landung an ihrem Zielort an, wo sie sofort von Dunkelheit umgeben waren. Logan orientierte sich schnell und stellte fest, daß Kurt sie fast genau an dieselbe Stelle teleportiert, wo er ihn und Candy vor einiger Zeit gerettet hatte. Ihre Wohnung… Damit hatte Logan nun wirklich nicht gerechnet, als die Adresse zu der Telefonnummer auf dem Bildschirm aufleuchtete. Sie vernahmen ein leises Stöhnen und Logan stürzte sofort in Richtung Schlafbereich, wo er den Vorhang halb aus der Schiene gerissen fand und dahinter lag ein Mann auf dem Boden, der eben versuchte, sich mühsam aufzurappeln. Wolverine knurrte und stürzte sich auf den Kerl, der es gewagt hatte, sich an Candy zu vergreifen. Remy hatte keine Chance zur Gegenwehr, er war noch viel zu geschwächt, um sich zu wehren und konnte nicht einmal die Schläge abblocken, die unbarmherzig auf ihn niederprasselten. „Du mieses Dreckschwein! Wo ist Candy?! Wenn Du nicht sofort sagst, wo sie steckt, kill ich dich!“, brüllte Logan außer sich, während seine Faust wieder auf das Gesicht des Gegners niedersauste und ihm die Nase mit einem unangenehmen Knacken brach. Kurt sprang dazu und hielt Logans Arm fest, bevor seine Faust noch einmal auf den wehrlosen Mann runter knallte und weiteren Schaden anrichtete. „Logan! Hör auf, der Mann ist fertig!“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen. Wolverine zitterte vor Anstrengung, seinen eigenen Teamkameraden nicht zu schlagen, aber Kurt hatte Recht, wenn er diesen Remy umbrachte, erfuhr er wohl nie, wo er Candy hingebracht hatte. Er ließ schließlich von dem Mann ab, der auf den Boden glitt und sich vor Schmerzen stöhnend die blutende Nase hielt. Kurt ging neben ihm in die Knie und legte den Kopf schief. „Sie sagen uns besser, wo Candy ist, ansonsten kann ich für nichts mehr garantieren. Ich kann Wolverine bestimmt kein zweites Mal zurückhalten.“ Remy stöhnte wieder und versuchte, über den Mund nach Luft zu schnappen, da seine Nase durch einen Blutpfropfen verstopft wurde: „Je ne sais pas! Wirklich! Non, un moment!“ Er hob abwehrend die Hand, als der Kerl mit der wilden Frisur wieder auf ihn draufspringen wollte, eine zweite Runde würde er wohl kaum überleben. „Ich habe sie hergebracht, ich wollte nur mit ihr reden. Wir waren kaum fünf Minuten hier, da passierte es… Es war die nackte Angst, wir konnten uns nicht rühren, dann war auf einmal ein komischer Kerl mit einer Kutte hier und schleppte Candy weg. Ich konnte nichts dagegen tun, c’ était impossible…“ Kurt kniff seine gelben Augen zusammen und packte den Mann am Schlafittchen, um ihn zu sich heranzuziehen. „Und warum konnte sie sich nicht wehren?“ Remy verzog das Gesicht und zuckte bedauernd mit den Schultern. „Sie war noch gefesselt. Ja, ich bin mit schuld, aber ich wollte ihr wirklich nichts tun. Ich wollte nur in Ruhe mit ihr reden, sonst hätte ich sie wohl kaum hierher gebracht, n’ est-ce pas?“ Logan indessen versuchte, Candys Spur aufzunehmen, bevor sie sich wieder verlor und er die gleiche Schlappe wie beim Professor erlitt. „Paß auf den Scheißkerl auf, Kurt! Ich versuche, Candys Spur zu orten!“ Logan konzentrierte alle seine Sinne auf Candy und den Eindringling, der eine ganz eigene Duftspur hatte, die hier jedoch schwer auszumachen war. Das Treppenhaus wurde schließlich von sehr vielen Menschen benutzt und die fremde Spur war irgendwie kälter als die von normalen Menschen. Draußen lief er Scott, Jean und Peter fast in die Arme und schickte sie nach oben, falls Kurt wider Erwarten Hilfe bei der Bewachung ihres Gefangenen brauchen sollte. Zehn Minuten später betrat Logan wieder die Wohnung und fand seine Leute in Candys Wohnzimmer, wo Remy auf der Couch saß unter der Bilderserie „Visions of the Night“, mit der alles irgendwie angefangen hatte. Die anderen Teammitglieder standen um ihn herum, während Jean sich ihm gegenüber auf den Couchtisch gesetzt hatte und sich um seine Wunden kümmerte, wofür sie Candys alte Einsatztasche benutzte. Ein Anblick, der Logan fast wieder dazu veranlaßte, dem Kerl ins zerschundene Gesicht zu springen. „Die Spur verliert sich im Nichts, der Kerl muß sich wohl teleportieren können, oder so was!“, meldete er schlecht gelaunt und verschränkte die Arme vor der mächtigen Brust. Scott runzelte die Stirn und fragte: „Warum hat er sich dann nicht gleich aus der Wohnung gebeamt? Das wäre doch wesentlich unauffälliger gewesen, oder nicht?“ Logan mußte ihm Recht geben, das war wirklich merkwürdig, daß bei zwei Vermissten des X-Teams beide Male ein Teleporter die Finger im Spiel haben sollte. Nein, der Professor war an Ort und Stelle verschwunden, das war anders gelagert gewesen. „Meinst Du, daß es da einen Zusammenhang gibt? Ich kann mir das kaum vorstellen, Candy ist noch ziemlich neu im Team, kaum einer unserer Gegner dürfte sie kennen. Zudem gab es da diese Attacken auf sie, als wir in New York waren… Ich kann mir da keinen Reim auf Xaviers Verschwinden machen!“, erwiderte Logan und grinste zufrieden, als Jean dem dämlichen Franzosen einen Schmerzenslaut währen der Behandlung entlockte. „Das hätten wir erstmal provisorisch gerichtet!“ Jean erhob sich vom Couchtisch und trug die benutzten Kompressen in die Küche zum Müll, wo sie auch die Einweghandschuhe entsorgte. „Kurt, Du nimmst Jean und unseren… Gast mit, Logan fliegt mit uns!“, ordnete Scott an und hob abwehrend die Hand, als er sah, daß Logan protestieren wollte. „Ich will, daß der Kerl vernehmungsfähig bleibt, okay? Vertrau mir, es ist die richtige Entscheidung!“ „Meinetwegen!“, gab Logan kurz zurück und zog den Mann unsanft vom Sofa hoch. Er hoffte fast auf ein wenig Gegenwehr, doch der Typ schien zu wissen, wann er die Finger ruhig zu halten hatte. Leider… Er schob ihn zu Kurt rüber und sah dann zu, wie Jean und die beiden Männer vor seinen Augen verschwanden, dann sah er Scott auffordernd an. „Der Kerl hat latente Psi-Kräfte, Logan. Jean kann seine Gedanken nicht lesen und hat gespürt, wie er seine Fühler ausgestreckt hat, um jemanden zu manipulieren. Glaub mir, es ist besser, wenn Phoenix in seiner Nähe bleibt!“, erklärte der Anführer der X-Men mit ruhiger Stimme. „Diese schmierige, kleine Sumpfratte!“, grollte Logan und bedauerte zutiefst, daß der Kerl schon in Sicherheit war. Er hätte schon dafür gesorgt, daß der Mann seine Kräfte nicht einsetzen konnte, mit einem zertrümmerten Schädel konnte man auch keine Telepathie einsetzen, soviel hatte Logan bei Hank im Spezialunterricht „Anatomie und Mutationen“ gelernt. Aber Scott hatte Recht, mit eingeschränkter Hirnfunktion nutzte ihnen der Gefangene wenig… ~ Candy kam es so vor, als wäre sie Stunden durch düstere Gänge getragen worden, sie hatte schon nach wenigen Augenblicken vollkommen die Orientierung verloren. Jeglicher Versuch, mit dem Entführer in Kontakt zu treten wurde durch eisiges Schweigen quittiert, und sie bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Fast wünschte sie sich wieder Remy herbei, bei dem sie wenigstens wußte, woran sie war. Die plötzliche Helligkeit, die in den Gang hineinstrahlte, blendete Candy heftig, so daß sie die Augen schloß und kaum richtig mitbekam, wie sie auf dem Boden abgestellt wurde. Jemand schnitt ihre Fesseln auf und sie blinzelte in den Raum hinein, der groß wie eine Bahnhofshalle war und voller Gestalten, die die merkwürdigsten Gewänder trugen. Sie wurde aus tausend Augen angestarrt, so kam es ihr jedenfalls vor und hörte, wie die Gaffer leise wisperten und raunten. „Willkommen zuhause, Chira!“, tönte eine tiefe Stimme durch den hohen Raum und verursachte Candy eine Gänsehaut, obwohl sie nicht verstand, wer begrüßte wurde. Ihr Entführer hielt sie an der Schulter fest und Candy fühlte immer noch die unbändige Angst, die sie der Mann mit der weißen Haut und den gelben Augen noch vor einer halben Stunde hatte spüren lassen. Nur diesmal kam die Angst aus ihr selbst und wurde nicht von jemandem in ihr ausgelöst. „Caliban, Du hast meine Tochter wirklich gefunden und nach Hause gebracht! Du bist ein echter Freund!“ Candy wagte es nicht, sich zu der tiefen Stimme umzudrehen, doch der Mann namens Caliban drehte sie mit sanfter Gewalt zu dem Sprecher hinter ihr um. „Chira, willst Du deinen Vater nicht begrüßen?“, fragte er mit einer seltsam hohen Stimme, die Candy eine unangenehme Gänsehaut bereitete. Sie wollte schreien, daß ihr Name nicht Chira war, daß irgendjemand einen fatalen Fehler gemacht hatte, doch in dem Moment sah sie auf und erblickte den Mann, der behauptete ihr Vater zu sein. Er war auf sie zugegangen und stand nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Candy blieben die Worte des Protests im Halse stecken und dann gaben ihre Knie einfach nach und sie sank ohnmächtig auf den kalten, gefliesten Boden… ~ „Dann habe ich also nicht geträumt?“, fragte die alte Dame in dem Krankenbett und richtete sich in eine sitzende Position auf. „Oui, Maman, c’est moi…“, kam die geflüsterte Antwort von Remy, der wie ein Häufchen Elend auf dem Bett saß und seine alte Freundin ein wenig zerknirscht ansah. Der geknickte Eindruck wurde dadurch verstärkt, daß seine Lippe geschwollen und er einige andere unschöne Prellungen im Gesicht hatte, die bald in allen Farben des Regenbogens schillern würden, erst Candy und dann Logan hatten ganze Arbeit geleistet. Sein Gesicht war richtig übel zugerichtet, obwohl Jean ihn medizinisch versorgt hatte und nach Logans Angriff auf den Mann keiner mehr Hand an ihn gelegt hatte. Es war ein Glück für ihn, daß die Teamkameraden Logan während des Verhörs zurückgehalten hatten, ansonsten hätte man ihn sicher neben seiner Freundin in ein Krankenbett packen können. Maman Mèmène war am frühen Morgen aus dem künstlichen Koma erwacht und Remy hatte die X-Men darum gebeten, sie besuchen zu dürfen, um sich vom Gesundheitszustand seiner alten Freundin selbst überzeugen zu können. Hank stand im Hintergrund und stellte zufrieden fest, daß die Werte ihres Gastes wieder vollkommen normal waren. Die Frau war kerngesund und würde sich sicher noch einige Jahre bester Gesundheit erfreuen können. Während er die letzten Werte in ihre Krankenakte eintrug, stahl sich eine steile Falte zwischen seine Augenbrauen, weil er daran denken mußte, daß Candy sich über das Ergebnis der Heilung sehr gefreut hätte. Ihr Gast und ihr Gefangener unterhielten sich in rasender Geschwindigkeit auf Cajun und Mèmène schien den jungen Mann mehrmals auszuschimpfen, was Hank an dessen betretenen Gesichtsausdruck ablesen konnte. Es wunderte ihn, daß dieser eingebildete Schnösel tatsächlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen zu haben schien. Beim Verhör war er noch ziemlich großspurig rübergekommen und hatte dabei riskiert von Logan zu Kleinholz verarbeitet zu werden. Dann wurde die Tür zum Krankenzimmer aufgerissen und eine ziemlich aufgebrachte Merveille stürzte in den Raum an die Seite, wo Remy auf dem Bett saß und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, so daß er schmerzerfüllt aufstöhnte und sich seine bandagierte Nase hielt, die durch die Vibration des Schlages wieder zu pochen begonnen hatte. „Tu es tellement imbécile [Du bist so blöd]! Je… Ich glaube nicht, was Du dir nun schon wieder geleistet hast! Ich sollte dich windelweich prügeln, Du Mistkerl! Wie konntest Du Candy entführen?! Und mir den schwarzen Peter zuschieben!“, spie die junge Frau entrüstet aus und holte schon wieder aus, doch Hank war hinter sie getreten und hielt ihren Arm zurück. „Das reicht, Mademoiselle Rozier! Remy hatte nie die Absicht, Candy für längere Zeit von ihrer Tante weg zu holen. Er konnte schließlich nicht wissen, daß sie in New York schon zwei Mal das Opfer eines Attentats durch Unbekannte geworden war. Ihre Tante ist außer Gefahr, sie braucht Candys Kräfte nicht mehr“, redete Hank beruhigend auf die junge Frau ein. Remy hatte sich vom Bett erhoben, so daß Merveille sich zu ihrer Tante setzen konnte, um sie in die Arme zu schließen. „Wir lassen die Damen besser einen Augenblick allein, Remy.“ Hank hielt dem jungen Mann die Tür auf und führte ihn dann wieder zurück in sein unterirdisches Quartier, eine ausbruchsichere Zelle. Remy hatte zwar versprochen, daß er sich nicht davonstehlen würde, bis er sicher war, daß es Candy gut ging, doch Logan hatte in dem Punkt nicht mit sich handeln lassen. Er traute dem Kerl nicht mal so weit, wie er ihn werfen konnte oder eigentlich nicht mal so weit, da Logan ihn durch seine immense Körperkraft bestimmt sehr weit werfen konnte. Hank war auch lieber, wenn ihr unfreiwilliger Gast unter Bewachung stand und sich nicht unter die Kids mischte, die wohl anfälliger für Remys Fähigkeiten waren und ihm vielleicht unfreiwillig zur Flucht verhelfen würden. „Du solltest die Zeit nutzen, dich ein wenig auszuruhen, jemand aus dem Team wird dich sicher wecken, wenn wir Neuigkeiten von Candy haben. Du erreichst mich oder Jean über die Interkom, wenn Du etwas brauchen solltest!“ Mit diesen Worten zog Hank die gepanzerte Tür zu, von der er sich nicht sicher war, ob sie einem geballten Angriff von Remys Kräften wirklich standhalten konnte. Er hatte sicher noch einige Asse in der Hinterhand, die er ihnen nicht verraten hatte. Die Sache auf dem Video hatte ihnen bestimmt nicht das komplette Ausmaß seiner explosiven Kräfte verraten. Zudem besaß der Kerl die Fähigkeit der Persuasion, das war ein Psi-Talent, das ihm ermöglichte, empfindsamen oder dafür anfälligen Menschen, seinen Willen aufzuzwingen. Phoenix hatte ihn natürlich sofort durchschaut, doch sie konnte ihn nicht lesen, seine Gedanken verschlossen sich ihr, was ein ziemlich seltenes Phänomen war. Sie waren sich nicht einmal sicher, ob der Professor, Remys gedankliche Barriere durchdringen könnte… Hank atmete tief durch und ging mit festen Schritten in zu seinem Labor, wo er sich an seinen Schreibtisch setzte und die antike Phiole mit einem verzierten Verschluß aus Gold von einem Tablett nahm, die sie ihrem Gast abgenommen hatten. Er trug das kleine Gefäß an einer goldenen Kette um den Hals und hatte sich zuerst geweigert, den Schmuck abzunehmen, bis Logan sie ihm praktisch vom Hals gerissen hatte. „Das ist keine Waffe, das ist etwas Persönliches!“, hatte der junge Mann protestiert, wobei er Logan aus seinen roten Augen anblitzte, als würde er überlegen, einen Angriff zu riskieren. Hank hob die Phiole gegen das Licht und konnte nicht viel mehr erkennen als eine trübe, gräulich getönte Flüssigkeit. Er wollte das Behältnis schon durchschütteln, überlegte es sich aber dann anders, es könnte sich schließlich um eine Art Sprengstoff handeln. Hank beschloß ein paar Tests zu machen, die ihn von seinen trüben Gedanken ablenken würden, er könnte sowieso nicht schlafen, auch wenn sich der Rest des Teams zur Ruhe begeben hatte. ...Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)