The Healing Touch von MayTanner (This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...) ================================================================================ Kapitel 8: Farewell Old Life ---------------------------- X X X ~ „Caliban, hast Du sie wieder aufspüren können?“ Die Frage hallte durch den Raum mit der hohen, gewölbten Decke, obwohl sie mit leiser Stimme gestellt worden war. Es war dunkel und nur ein kleines Feuer im Kamin durchbrach mit seinem Flackern die Düsternis, die hier herrschte. Ein Mann saß in einem altmodischen Lehnstuhl und starrte in die Flammen, während der Angesprochene auf das Feuer zuging und seine weißen Hände über die wärmende Feuerstelle hielt. Trotz der hier herrschenden Dunkelheit leuchtete seine Haut weiß und hob sich von seiner dunklen Kleidung ab. Wenn ihn unwissende Menschen zu Gesicht bekamen, dachten sie immer, daß sie nun eine Begegnung der Dritten Art erlebten. „Nein, bisher nicht. Das letzte Mal war es nur ein flüchtiges Gefühl, mein Freund. Ich bin mir immer noch nicht sicher. Es ist einfach zu lange her.“, antwortete Caliban mit seltsam hoher Stimme, die nicht so recht zu seinem bizarren Äußeren passen wollte. Der andere kniff die Augen zusammen und erhob sich abrupt von seiner Sitzgelegenheit, um einige Holzscheite ins Feuer zu werfen, dessen Flammen sofort hungrig nach der neuen Nahrung leckten. „Such bitte weiter, Caliban. Du hast dich noch nie geirrt, ich vertraue auf dich.“ Er legte seinem Gefährten die Hand auf die Schulter und blickte bittend in seine leuchtend gelben Augen mit den schwarzen Pupillen ohne Iris. „Wenn sie hier irgendwo ist, dann finde ich sie. Egal wie lange es dauert, das verspreche ich.“ Seine weiße Hand legte sich über die seines Freundes und drückte diese zuversichtlich. Zeit spielte hier keine Rolle. ~ Candy war nach New York gefahren, um ihre Angelegenheiten für die Zeit ihrer Abwesenheit zu regeln. Sie wollte einem befreundeten Nachbarn Bescheid geben, daß sie die nächsten drei Monate nicht in der Stadt sein würde, außerdem wollte sie ihre Ausrüstung und Klamotten zusammen packen. Sie stand in ihrer Dunkelkammer und warf immer wieder nachdenkliche Blicke auf ihre Erste-Hilfe-Tasche, die dort in der Ecke stand. Die würde sie wohl im Institut nicht mehr brauchen, die nächtlichen Patrouillen waren für die nächsten Wochen oder gar für immer gestrichen. Sie wollte schließlich versuchen, ein Teil dieser verschworenen Gemeinschaft zu werden, die wie sie das Ziel hatte, Menschen und Mutanten, auch vor sich selbst, zu schützen. Trotzdem würde sie ihre besondere Aufgabe vermissen, die ihr ermöglicht hatte, Frieden mit ihrer Mutation zu schließen. Ein letztes Mal? Candy klappte den fertig gepackten Metallkoffer zu, in dem ihre Kameraausrüstung ruhte und griff sich die Tasche. Ihre Jacke lag auf der Truhe, die im Eingangsbereich stand und sie schnappte sie sich und ihre Autoschlüssel. Sie fuhr durch das nächtliche New York und hielt Ausschau nach Menschen, die ihre Hilfe brauchen könnten. Während der Fahrt entschied sie sich, spontan nach Hoboken in New Jersey zu fahren, dort gab es ebenfalls in der Hafengegend einige Lokale, die von Mutanten frequentiert wurden. Zudem würde sie eine phantastische Aussicht auf die Skyline New Yorks haben und sich auf diese Weise von der City verabschieden können. Die Bar „The Cave“ war ein beliebter Treffpunkt für schwere Jungs, Candy wußte, daß in den Hinterzimmern um hohe Geldsummen gezockt wurde und wenn man auf der Suche nach einer Waffe war, fand man hier bestimmt einen gut bestückten Lieferanten. Hier kümmerte sich niemand darum, ob der Gast ein wenig merkwürdig aussah. Es herrschte das ungeschriebene Gesetz, daß man Mutanten einfach übersah, solange sie friedlich ihr Bier tranken. Candy schlängelte sich zwischen den Leuten durch, die an den Tischen standen, sie steuerte zielsicher die Bar an. Sie brauchte eine Erfrischung, nachdem sie einen Sicherheitsmann versorgt hatte, der wohl zur falschen Zeit am falschen Ort aufgetaucht war. Sie benötigte Zucker und am besten ein wenig Alkohol, der ihre aufgewühlten Sinne ein wenig betäuben würde, deshalb bestellte sie Cola mit Rum. Sie wurde niemals betrunken, da ihre Mutation ihre Leber schneller jedweden Giftstoff abbauen ließ, dennoch reichte die kurze Wirkungszeit des Alkohols ihre Nerven zu beruhigen. Während sie ihren zweiten Drink kippte, ließ sie ihren Blick über die Leute in der Bar gleiten. Durch die Rauchschwaden und die karge Beleuchtung war es ziemlich schwer, überhaupt etwas zu erkennen, doch Candy spürte viel aufgestaute Aggressivität um sich herum. Sie war froh, daß sie daran gedacht hatte, weite Klamotten anzuziehen, die ihre Formen verbargen, denn mit den Männern hier war nicht zu spaßen und sie blieb lieber unauffällig im Hintergrund. Als sie ihr Glas wieder an die Lippen führte, verharrte sie plötzlich mitten in der Bewegung. Entlang der Wand rechts von den Billardtischen zogen sich mehrere Nischen, die viele für private Unterhaltungen nutzten. Ein Mann war eben aus der hintersten Nische hervorgetreten und Candy wäre fast das Glas aus der Hand gefallen, als ihr klar wurde, daß es Logan war. Sie kippte ihren Drink auf ex, stellte das leere Glas auf dem Tresen ab und sah stirnrunzelnd zu, wie er zwei jungen Frauen ein Handzeichen gab, die eben die Bar betreten hatten. Was sollte das werden? Ein flotter Dreier? Und überhaupt, was machte Logan in New Jersey? Es war eindeutig Logan, daran gab es nicht den geringsten Zweifel, der Mann war unverwechselbar auch in einer rauchverhangenen Kneipe. Candy war mit einem Mal stinksauer. Ihr Blick glitt zu den beiden Frauen, die auf Logan zugingen. Beide waren blond und hochgewachsen, die eine hatte raspelkurze platinblonde Haare, die andere trug die wohl halblangen Haare in einem eleganten Knoten zusammengesteckt und war ebenfalls blond, wenn auch in einem etwas dunkleren Ton. Sie trugen zwar Jeans und unauffällige, dunkle Lederjacken, doch irgendetwas an ihrem selbstbewußten Gang verriet ihr, daß das nicht ihr übliches Outfit war. Candy beschloß sofort, daß sie unbedingt den Billardspielern zusehen mußte, die am Tisch der Nische gegenüber spielten. Mit einem dritten Drink in der Hand ging sie unauffällig die zwei Stufen zu der Empore hoch, wo die Spieltische standen. Im Schutz der Spieler schlich sie an der Nische vorbei und sah, wie die Drei die Köpfe zusammen steckten. Logans Hand schoß eben nach vorne und umklammerte das Handgelenk von Miss „Spike“. Candy nannte sie so, weil sie diejenige mit den kurzen Haaren war, und sie sie wegen der Frisur an den Charakter aus dieser einen Serie über eine Vampirjägerin erinnerte. Die andere legte ihre Hand auf seine und grinste ihn kopfschüttelnd an, mehr bekam Candy nicht mit, da sie den Blickkontakt verlor. Sie konnte doch nicht ständig hin und her laufen, das würde die Spieler irritieren und mit solchen Kerlen wollte sie sich wirklich nicht anlegen. Sie spielten um hohe Summen und wären sicher nicht erfreut, wenn sie sie in ihrer Konzentration stören würde. Sie lehnte sich neben einem Spielautomaten an die Wand und hatte so wenigstens eine der Frauen im Visier, die eben die Stirn runzelte und etwas sagte, was Candy natürlich nicht hören konnte. ~ „…Was ist los? Werden wir beobachtet?“, war die Frage, die Candy nicht hatte hören können. Logan hielt eine Hand hoch, um die Frau zum Schweigen zu bringen und nahm einen tiefen Atemzug. Er hatte sich nicht getäuscht, unter allen unbekannten Gerüchen, ortete er einen, den er unter Tausenden herausfiltern konnte. Wie war das möglich? Spielte ihm seine Wahrnehmung einen Streich? Nein, entschied er, er mußte nachsehen. Er irrte sich nie, und bestimmt nicht hier und heute. ~ Sie nippte an ihrem Drink und hätte sich beinahe daran verschluckt, als Logan aus der Nische schlüpfte und sich suchend in der Bar umschaute. Sie hustete atemlos und drehte ihm den Rücken zu, bevor er den Blick auf sie richten konnte. ‚Scheiße!’, fluchte sie in Gedanken und ihr Herz schlug vor Aufregung, entdeckt zu werden, schmerzhaft gegen ihre Rippen. Sie umklammerte ihr Glas und versuchte, mit der Wand zu verschmelzen, doch daraus wurde nichts. Sein übelgelauntes Knurren jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken und dann wurde sie am Oberarm gepackt und heftig zu ihm umgedreht, das Glas fiel ihr dabei aus der Hand und der Rest der Cola ergoß sich auf den fleckigen Holzboden. Bei dem Lärmpegel, der hier herrschte, bekam das zum Glück keiner mit. „Was zum Teufel machst Du hier?“, zischte Logan aufgebracht und schüttelte sie unsanft, so daß Candy den Eindruck bekam, ihre Knochen würden jeden Moment anfangen zu klappern. „Autsch!“, quietschte Candy indigniert und sah ihn vorwurfsvoll an. „Du tust mir weh! Die gleiche Frage könnte ich dir stellen, Du Scheißkerl! Was soll das werden? Gibt es in Westchester und New York nicht mehr genug Frauen, klapperst Du jetzt schon die Bars in New Jersey ab?“ Candy hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, als Logans wütende Fratze einem selbstzufriedenen Grinsen wich. Sie hätte gleich ein Spruchband mit den Worten hochhalten können: Seht her, eifersüchtige Idiotin macht eine Szene! Logan erwiderte leichthin: „Komm, Süße! Wenn ich mich recht entsinne, bist Du eine willige Gespielin. Wer weiß, vielleicht findest Du Gefallen an einem neuen Spiel?“ Candy starrte sprachlos vor Zorn in seine Augen, die nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt waren und sie herausfordernd anblitzten. Bevor sie reagieren konnte, hatte sie Logan mit einem festen Griff um ihren Oberarm zu der Nische geschleift und drückte sie unsanft auf die Sitzbank, wo er dann ebenfalls hineinrutschte, so daß sie keine Möglichkeit zur Flucht hatte. „Logan, was soll das? Wir hatten doch vereinbart, daß nur Du zu diesem Treffen kommst! Wenn euer ganzes Team hier auftaucht, können wir gleich eine Pressekonferenz abhalten!“, murrte die Frau mit der Hochsteckfrisur und starrte Candy feindselig aus blauen Augen an. Candy sah zu Miss „Spike“ rüber, die ebenfalls stechend blaue Augen hatte und fragte sich immer noch ein wenig eifersüchtig, ob die beiden irgendwo geklont worden waren. „Sorry, das war wirklich nicht geplant, Hill! Purer Zufall, daß sie hier ist. Ich kann mich für Remedy verbürgen. Okay?“ Candy warf Logan einen Seitenblick zu, als er ihren nagelneuen Codenamen in die Runde warf, sie hatte ihm doch noch gar nicht davon erzählt. Woher wußte der Kerl das denn nun schon wieder? „Darf ich vorstellen, das sind Shiva und Greenhill, Agenten der Regierung, sie arbeiten für das CMTU, das ist die Counter Mutant Terrorist Unit. Wir tauschen gelegentlich Informationen aus, damit die Regierung der Bedrohung von militanten Mutantengruppierungen besser entgegenwirken kann.“ Candy wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Sie hatte Logan wissen lassen, daß sie eifersüchtig auf zwei Spione der Regierung war. Na Prima! „Also schön, Logan! Weil Du es bist, lassen wir dir das noch mal durchgehen.“, sagte Shiva mit einem verführerischen Lächeln und ärgerte Candy damit, daß sie Logan aus diesen strahlend blauen Augen anflirtete. „Kommen wir zum Punkt: Ich will nicht, daß wir noch mal unterbrochen werden.“, warf Greenhill ein und warf einen mißtrauischen Blick durch die Bar, um sich nach möglichen Lauschern umzusehen. Als sie kein verdächtiges Subjekt entdecken konnte, fuhr sie fort: „Zu den Angriffen auf Menschen, die sich in letzter Zeit so gehäuft haben, kann ich sagen, daß es sich dabei immer um Mutantengegner gehandelt hat. Die Angriffe betreffen militante Gruppen aber auch Zivilisten, die sich mutanten-feindlich verhalten haben. Bisher gab es keine Toten, deshalb denke ich nicht, daß die Gruppe dafür verantwortlich ist, die sich Marauders nennt. Hast Du neue Erkenntnisse über sie sammeln können, Logan?“ Der verzog mißgelaunt den Mund und schüttelte den Kopf: „Nein, leider nicht! Mein letzter Informant ist einem Teil von ihnen schon zum Opfer gefallen, wir kennen immer noch nicht alle Mitglieder und auch nicht ihren Auftraggeber! Ich habe auch keinen blassen Schimmer, was die überhaupt zusammen treiben, die vier, die wir kennen, sind eigentlich absolute Einzelgänger.“ Durch diese ernsthafte Unterhaltung wurde Candy von ihren profanen Problemchen abgelenkt. Es gab also noch mehr Gegner da draußen, die gerade in diesem Moment ihr Unwesen trieben, deshalb hatte sich die Zahl der Verletzten in der letzten Zeit so gehäuft. Sie konnte von Glück sagen, daß sie bisher nicht in eine so gefährliche Auseinandersetzung hineingelaufen war, das grenzte praktisch schon an ein Wunder! „Was ist mit Xavier, kann er sie nicht orten?“, hakte Shiva nach und nippte dann an ihrem Bier, das die Bedienung gerade vor sie hingestellt hatte. Logan hatte die Runde bezahlt und der kecken Person einen Klaps auf den Hintern gegeben, der von ihr mit einem Kichern quittiert wurde. Candy runzelte die Stirn, wurde jedoch von Shivas Ausspruch von Logans Frechheit abgelenkt. Was sollte diese Frage bedeuten? Konnte der Professor etwa Mutanten orten? So langsam kam sie sich wirklich wie ein unbedarftes Schulmädchen vor, das von nichts eine Ahnung hat und den Erwachsenen den Vortritt lassen muß. Kein sehr angenehmes Gefühl. „Schon versucht, keine Chance! Auch das bereitet uns Kopf zerbrechen. Chuck und Jeannie haben beide dunkle Vorahnungen, können aber nichts Genaueres sagen. Wir sind in Alarmbereitschaft, doch können erst reagieren, wenn wir endlich etwas Handfestes herausbekommen. Verdammt!“, rief Logan erbost aus und knallte mit der geballten Faust auf den Tisch, so daß die Tischplatte eine Delle bekam, da das sperrige Holz unter seinem Ansturm nachgegeben hatte. Greenhill schmunzelte und legte eine Hand auf seine Faust: „Nur die Ruhe! Wir haben auch schon ganz andere Informationen aufgetrieben. Wir werden uns einfach mehr Mühe geben, Sweetie.“ Candy hatte da Gefühl in dieser Richtung nicht mehr viel einstecken zu können, man würde jede Sekunde wie in einem schlechten Cartoon Rauch aus ihren Ohren aufsteigen sehen, weil sie ihre eifersüchtigen Neigungen einfach nicht unter Kontrolle hatte. „Ich denke, unsere kleine Konferenz hat sich hiermit erledigt, wir sprechen uns wieder, wenn einer von uns etwas Neues herausfindet. Okay?“ Logan nickte zustimmend und sah zu, wie die beiden Frauen sich erhoben und sich dann zielsicher durch die Gäste schlängelten, wobei sie die aufdringlichen Blicke vieler Männer herausfordernd erwiderten. Die beiden strahlten etwas aus, das sogar die fiesesten Kerle im Zaum zu halten schien. Candy sah ihnen schmollend nach und bemerkte nicht, daß Logan sich zu ihr drehte und seinen Ellenbogen locker auf den Tisch ablegte. „Jetzt erklär mir doch bitte, was Du hier überhaupt zu suchen hattest? Solltest Du nicht zuhause deine Sachen packen?“ Candy fuhr zu ihm herum und wäre fast zurückgezuckt, als sie merkte, wie nah ihr Logan tatsächlich war. Ihre Nasenspitzen stießen fast einander und seine Augen waren so nah, daß sie verwundert feststellte, daß sie gar nicht braun waren, wie sie bisher gedacht hatte. Sie waren von einem dunklen Blau, das bei den ungünstigen Lichtverhältnissen hier fast schwarz wirkte, wenn man nicht genau hinsah. „Willst Du mir nicht antworten?“, flüsterte Logan. Candy blinzelte verwirrt und versuchte, ihre fünf Sinne beisammen zu halten und das Studium seiner faszinierenden Augen einzustellen, bevor sie sich noch komplett zum Narren machte. „Äh, ich wollte nur noch ein letztes Mal auf Patrouille gehen, von hier aus kann man die Skyline New Yorks besonders gut sehen. Ich wollte mich sozusagen von der City verabschieden.“ Logan zog die Augenbrauen zusammen und kniff auch die Augen zusammen, was ihm ein sehr strenges Aussehen verlieh. „Deine Alleingänge solltest Du bis auf Weiteres einstellen, Frau! Du hast doch gehört, daß sich gefährliche Mutanten in der Stadt herumtreiben. Du bist noch nicht so weit, einen Kampf mit ihnen zu überstehen.“ „Spiel dich nicht als mein Beschützer auf, Logan, nur weil Du zufällig in mich reingelaufen bist! Ich mache dir doch auch keine Vorschriften!“, blaffte sie zurück und starrte ihn mit blitzenden Augen an, in denen die Farbe wie in einer öligen Pfütze Schlieren bildete. Logan betrachtete das Farbspiel gebannt und sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen: „Ach, nein? Was war mit deiner Empörung über die beiden Damen? Das war eindeutig ein Versuch, mich zurechtzuweisen!“ Candy schnaubte nur und versuchte, seinen Arm vom Tisch zu schieben, damit sie an ihm vorbei konnte, doch er wich keinen Millimeter. „Laß mich durch, Logan! Ich möchte jetzt nach Hause fahren!“, verlangte sie aufgebracht. Logan schürzte nur die Lippen und ließ sie sich ein wenig austoben, bevor er sich erhob und Candy am Oberarm mit aus der Nische zog. Sie hatte keine Wahl, außer ihm durch die Bar nach draußen zu folgen. „Wo steht dein Wagen? Wenn Du es mir nicht sagst, finde ich ihn trotzdem.“, meinte Logan amüsiert, als er ihren aufsässigen Blick auffing. Sie brummelte etwas und wies dann in die Richtung, wo ihr Wagen stand, als sie ihn erreicht hatte und die Autoschlüssel aus der Tasche gezogen hatte, riß ihr Logan den Bund einfach aus der Hand. „Ich fahre!“, meinte er nur und schloß ihr die Beifahrertür auf. Candy blitzte ihn wieder an, doch ihre Wut prallte an ihm ab und sie ließ sich in den Sitz plumpsen und schnallte sich immer vor sich hin murmelnd fest. Jetzt wurde sie auch noch enteignet, als ob sie nicht selbst Auto fahren könnte! Um nach Manhattan zurückzukommen, mußten sie durch einen der Tunnel fahren, die zurück auf die Insel führten. Logan entschied sich für den Holland-Tunnel, der um diese späte Uhrzeit eigentlich immer gut zu befahren war, doch diesmal hatten sie Pech. Als sie den Tunnel auf halber Strecke durchfahren hatten, fuhren sie direkt in eine Absperrung der Polizei. Anscheinend hatte sich ein LKW im Tunnel so quer gelegt, daß man erst einen speziellen Abschleppdienst abwarten mußte. Logan war kurz ausgestiegen, um mit einem der Officers zu reden, der ihm mitteilte, daß sie etwa 30 bis 40 Minuten weiterfahren können würden. „Wir müssen eine halbe Stunde warten, Candy. Der Abschleppdienst ist gleich da, aber die Bergung könnte kompliziert sein.“ „Ist jemand verletzt?“, fragte sie auf einmal ernüchtert. „Nein, der LKW-Fahrer hatte Glück, er hat eine kleine Beule, die wird ihn daran erinnern, daß man nicht angetrunken Auto fährt.“, gab Logan knurrig zurück und schaltete dann das Radio ein, damit die Stille im Auto nicht mehr so erdrückend war. Candy war froh, daß Logan nicht zur mitteilsamen Sorte gehörte, so konnte sie in aller Ruhe die Ereignisse in der Bar Revue passieren lassen, ohne in ihren Gedanken gestört zu werden. Warum in aller Welt hatte sie sich gerade die Spelunke ausgesucht, wo Logan sich mit den beiden Agentinnen traf? In der Mansion gelang es ihnen doch auch erfolgreich, einander aus dem Weg zu gehen, warum mußten sie sich ausgerechnet hier treffen? „Die beiden Agentinnen, waren das auch Mutanten?“, wollte sie schließlich von Logan wissen. Logan lehnte sich bequem in den Sitz zurück und hob die Hände, um sich frustriert durch die Haare zu fahren. Die Frau brachte ihn an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Einen Moment war sie eine Wildkatze und plötzlich wieder zahm wie ein Schoßhund. So ein Wechselbad der Gefühle irritierte Logan sehr, denn er war immer für direkte Lösungen und kein Freund von Zurückhaltung. Aber diesmal war es anders, da er ja selbst beschlossen hatte, Candy vorerst in Ruhe zu lassen. „Ja, das sind sie. Aber es darf niemand wissen, also behalte es für dich. Die Regierung würde sie sofort ausmustern, wenn sie davon Wind bekäme. Shiva ist ein Technikgenie, sie kann mit Hilfe ihrer Gedanken, technische und elektronische Geräte steuern, Greenhill ist sozusagen ein wandelnder Computer. Sie kann Tonnen von Informationen verarbeiten und auswerten, einfach indem sie einmal einen Blick auf die Daten wirft. Die beiden gehören schon seit Jahren zum Informationsnetzwerk des Professors.“ Candy ließ die Informationen in sich einsinken, wenn sie bei den X-Men blieb, dann tauchte sie in eine Welt ein, die viel komplizierter war, als sie bisher gedacht hatte. „Würde diese Behöre, oder was immer die CMTU ist, euch auch verfolgen, wenn sie von eurer Existenz wüßte?“, fragte sie, um die Sachlage genauer verstehen zu können. Logan grinste breit: „Sicher nicht. Der Professor ist ein geachteter aber auch gefürchteter Mann. Nach dem Angriff durch das Militär haben wir dafür gesorgt, daß die Regierung nie wieder so etwas zuläßt. In Washington ziehen sie jetzt vor, mit uns zu kooperieren. Die X-Men haben einfach schon zu oft den Sturz der Regierung verhindert, weil wir die Gefahr von Angriffen militanter Gruppen abgewehrt haben. Es wäre nur nicht hilfreich, wenn sie wüßten, daß unsere Verbindungen weiter reichen, als sie bisher wissen. Shiva und Greenhill sind zwei Mutanten, deren Fähigkeiten nicht so einfach ins Auge fallen, deshalb sind sie für diesen Job prädestiniert.“ Candy nickte nachdenklich. In ihrem Fall konnte man das schlecht sagen, wenn sie nicht ständig ihren Einsatzort wechselte, würde ihre Arbeit über kurz oder lang jemandem auffallen müssen. Sie verfielen wieder in Schweigen und beobachteten dabei das Voranschreiten der Bergungsarbeiten. Logan juckte es in den Fingern, auszusteigen und den tölpelhaften Arbeitern zur Hand zu gehen, mit Hilfe seiner Körperkraft hätte er den LKW mit Leichtigkeit von der Stelle schieben können, damit er in die richtige Position für das Abschleppfahrzeug kam. Er blieb jedoch ruhig sitzen und verfolgte die stümperhaften Arbeiter still weiter. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)