The Healing Touch von MayTanner (This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...) ================================================================================ Kapitel 3: Time After Time -------------------------- X X X Es vergingen Monate, in denen sie sich in die Arbeit stürzte und ihre geheimen Missionen so lang wie möglich in die frühen Morgenstunden hinauszögerte, weil sie alleine in ihrem Bett keinen Schlaf fand. In den letzten Wochen hatten sich Zwischenfälle gehäuft, in denen Menschen des Nachts auf offener Straße angegriffen wurden, so daß Candy ihr Einsatzgebiet über die Grenzen des Hudson Rivers hinaus erweiterte. Dann wurde die Sehnsucht in ihr stiller und sie konnte ihre Kraftreserven wieder auftanken. Dennoch begleitete sie Logan Tag und Nacht, sie wünschte sich sehnlichst, daß er sich bei ihr melden würde, doch es kam nie eine Nachricht von ihm. Und warum auch? Es ärgerte sie, daß sie ihn einfach nicht aus ihren Gedanken verbannen konnte. Sie sollte genauso wie er fähig sein, diese kleine Episode realistisch zu betrachten und sie endgültig abhaken. Trotz allem tauchte sein markantes Gesicht immer wieder vor ihrem geistigen Auge auf oder erschien ihr in ihren Träumen. Ein Auftrag für eine Zeitschrift führte sie einige Wochen später nach Upstate New York, wo sie Bilder von Privatschulen schießen sollte. Sie hatte den Auftrag dankbar angenommen, da es ihr bestimmt gut tun würde, mal etwas frische Landluft zu schnuppern. Das Xavier Institut für Hochbegabte behielt sie sich für den Anfang ihrer kleinen Rundreise vor, weil der Redakteur gemeint hatte, daß sie dort persönlich beim Leiter der Schule eine Genehmigung für die Bilder einholen müßte. So konnte sie gleich weiterziehen, wenn sie wider Erwarten eine Absage erhalten sollte. Das Ganze kam Candy zwar ziemlich merkwürdig vor, doch der Auftrag wurde gut bezahlt und lenkte sie von ihrem Kummer ab, außerdem war die Umgebung von Westchester im Spätsommer absolut überwältigend. Es war angenehm warm, die Bäume verfärbten sich jedoch schon in Tausend verschiedene Rottöne, die schon aus der Ferne leuchteten und ihr ein paar phantastische Landschaftsaufnahmen einbrachten, die sie später bestimmt gewinnbringend verkaufen konnte. Der Herbst war in diesem Teil des Landes einfach überwältigend und Candy war froh, daß sie einige Zeit umgeben von der Atmosphäre eines impressionistischen Bildes arbeiten durfte. Mit ihrem alten Ford Mustang fuhr sie am Haupteingang der Schule vor und läutete am großen schmiedeeisernen Tor, eine angenehme Männerstimme verlangte über Lautsprecher ihren Namen, dann wurde das Tor automatisch geöffnet und glitt leise surrend zur Seite. Sie fuhr den kiesbestreuten Weg entlang bis zu dem Fuß einer eleganten Freitreppe, wo ein junger Mann mit einer verspiegelten Sonnenbrille auf der Nase auf sie wartete. Sie stieg aus und warf sich ihre Fototasche über die Schulter. „Guten Tag, Sie sind Candy Genova?“, fragte er und Candy erkannte die Stimme aus dem Lautsprecher wieder. Sie nickte: „Ja, ich bin ein bißchen zu früh dran, aber ich habe einen Termin mit Professor Xavier. Sind Sie…?“ Sie unterbrach sich, als ihr Gegenüber lachend den Kopf schüttelte: „Nein, ich heiße Scott Summers, ich bin sein Stellvertreter und soll Ihnen die Zeit kurz vertreiben, bis der Professor soweit ist, Sie zu empfangen.“ Sie schüttelte seine Hand und ließ sich von ihm die Tasche abnehmen, die er in der imposanten Eingangshalle auf einer Kommode ablegte. „Ich könnte Sie ein wenig in unserem Garten herumführen, wenn Sie möchten, Miss Genova.“ Die Bezeichnung „Garten“ war eine ziemliche Untertreibung von ihm gewesen, denn der Garten stellte sich als weitläufige Parkanlage heraus, die einen Wald, einen See, Stallungen und Gewächshäuser beherbergte. „Sie habe eine wunderschöne Schule, sie ist überwältigend. Auf Bildern werde ich diesen lebhaften Eindruck fast nicht einfangen können. Ich glaube, dazu bräuchte ich wohl einen Helikopter“, scherzte sie gutgelaunt. Candy strahlte Scott Summers begeistert an, der von ihrer Herzlichkeit ziemlich überrascht war. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einer so liebenswürdigen Person und einem so einnehmenden Wesen. Scott machte ihr eine besondere Freude, als er ihr die Pferde in den Stallungen zeigte und ein Fohlen, das gerade mal ein paar Monate alt war. Sie lockte es mit einer Mohrrübe an und streichelte seine weichen Nüstern. Sollte Mr. Summers sie ruhig für albern halten, aber sie redete mit dem Fohlen und benutzte dabei unsinnige Kosenamen. Ihre Eltern hatten sie einmal auf einem Pony reiten lassen und ihr versprochen, daß sie bald Reitunterricht bekommen würde, doch dann war Roberto zur Welt gekommen und die Genovas hatten das Versprechen vergessen. „Der Professor müßte jetzt Zeit für Sie haben, Miss Genova.“ Scotts Stimme holte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und sie folgte ihm zurück ins Haus, wo er sie einige Gänge entlang führte und dann vor einer massiven Holztür stehen blieb. Er klopfte kurz und öffnete ihr dann die Tür zu einem Arbeitszimmer, in dem ein Mann Mitte Fünfzig hinter einem kostbaren Schreibtisch saß und ihr freundlich entgegen lächelte. Er trug einen eleganten Anzug und war vollkommen kahl, was den Eindruck der scharfen Intelligenz in seinem Blick jedoch nur verstärkte. „Willkommen in meiner Schule für Hochbegabte, Miss Genova. Ich bin Professor Charles Xavier, bitte nehmen Sie doch Platz“, forderte er sie freundlich auf. Er sprach mit wohltönender Stimme, die seine Herkunft aus England verriet und Candy lächelte ihn etwas unsicher an, der Mann hatte eine außerordentliche Ausstrahlung, die ihre Sensoren kitzelte, sie nahm jedoch ihm gegenüber Platz und bezwang den Drang, ihre Fühler nach ihm auszustrecken. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie dem Magazin die Bilderstrecke erlauben möchten. Das Anwesen ist wunderschön und wird jede andere Schule in den Schatten stellen.“ Der Mann lächelte leicht und lehnte sich in seinem Stuhl zurück: „Ich muß Ihnen leider gestehen, daß der Auftrag nicht existiert. Das war nur eine Möglichkeit, wie wir Sie ohne große Erklärungen hierher locken konnten.“ Candy runzelte die Stirn und sah den Professor ungläubig an. „Aber ich habe einen Brief von dem Redakteur bekommen und einen sehr großzügigen Vorschuß…“ Aus dem amüsierten Aufblitzen in den Augen des Professors las sie die Wahrheit heraus, so daß die Worte auf ihren Lippen erstarben. „Es tut mir leid, daß wir zu einem solchen Trick greifen mußten, doch Sie wurden uns empfohlen und meine Quelle befürchtete, daß sie eine offene Einladung von dieser Seite nicht annehmen würden.“ „Aber ich arbeite oft auf Empfehlung und hatte noch nie Ärger mit Auftraggebern. Um wen handelt es sich denn?“ Sie war absolut unvorbereitet und ohne jeden Hintergedanken in die Falle getappt, der stille Zuhörer, der sich hinter der Tür zum Nebenzimmer versteckt hatte, kam nun herein und meldete sich zu Wort. „Ich war die Quelle, Candy!“, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr, die ihr einen Schauer des Erkennens den Rücken herunter jagte. Sie fuhr erschrocken zu ihm herum und starrte ihn ungläubig an, dann ging ihr Blick zum Professor und wieder zurück zu Logan. Er stand leibhaftig vor ihr und sein Anblick durchfuhr sie wie ein Stromstoß, ihr Herz setzte aus, in ihren Ohren rauschte das Blut und ihr Kopf fühlte sich mit einem Mal so leicht an. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, damit sie nicht aus lauter Beklemmung und Verlegenheit vom Stuhl kippte. „Warum haben Sie mich herbestellt?“, brachte sie nur mehr in einem heiseren Flüstern heraus. Vor Ärger über ihre Unfähigkeit, ihren Gefühlsaufruhr zu verbergen, brannten ihre Wangen und sie versuchte, nicht in Logans Richtung zu blicken, der nur wenige Zentimeter hinter ihr stand. Sie konnte seine Nähe mit jeder Faser ihres Körpers fühlen und hielt den Blick starr auf Professor Xavier gerichtet, der sie entschuldigend ansah. „Logan meinte, daß Sie uns mit Ihren speziellen Fähigkeiten helfen könnten. Bitte regen Sie sich nicht auf, Ihr Geheimnis ist bei uns sicher. Hier leben nur Mutanten. Diese Schule ist eine Zuflucht für Kinder, die ebenso wie Sie besondere Kräfte haben. Wir haben eine kranke Kollegin, der Sie vielleicht helfen können, wo unsere medizinischen Möglichkeiten versagen. Logan hat es sich nicht leicht gemacht, aber der Zustand der Kranken verschlechtert sich von Tag zu Tag. Sie sind wahrscheinlich die letzte Hoffnung, die uns bleibt.“ Logan gehörte also hierher in dieses kleine Paradies, in dem tatsächlich Mutanten-Kinder unterrichtet wurden. Mr. Summers und der Professor waren also auch Mutanten. Und Logan hatte sie nur gerufen, damit sie ihnen mit ihren Fähigkeiten half. Am liebsten wäre sie davon gelaufen, aber sie hatte sich selbst einen Eid geleistet, niemals einen Menschen in Not leiden zu lassen. Auch wenn sie kein Arzt war, so fühlte sie sich dennoch ihrer Gabe verpflichtet, sie könnte niemals einem Kranken oder Verletzten den Rücken kehren, wenn sie um Hilfe gebeten wurde. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und sagte dann so gefaßt wie möglich: „Bringen Sie mich zu der Kranken, ich werde mein Möglichstes tun. Ich kann jedoch nichts versprechen, Professor Xavier. Manchmal haben meine Kräfte schon versagt.“ Dem Professor waren ihre aufgewühlten Gefühle nicht entgangen, er wunderte sich, daß sie so schnell ohne Erklärungen zu fordern, auf seine Bitte eingegangen war. Er blickte kurz zu Logan, der nur die düster dreinblickte und hilflos mit den Schultern zuckte. „Logan wird Sie zu ihr bringen, sie liegt in der Krankenstation. Ich werde später nachkommen. Ich danke Ihnen vielmals, Miss Genova.“ Sie nickte nur stumm und erhob sich dann von dem Stuhl, Logan wartete schon an der Tür und sie folgte seinen ausholenden Schritten. Sie achtete dabei nicht auf den Weg und wunderte sich auch nicht, daß sie einen Lift bestiegen, der nach unten fuhr, soweit sie das beurteilen konnte. Sie starrte dabei die ganze Zeit auf den Boden, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Sie traten dann in einen mit Neonröhren erleuchteten Gang und Logan führte sie durch ein Labyrinth von Gängen, die sich alle irgendwie glichen. Alleine würde Candy den Weg niemals wieder zurück an die Oberfläche finden, doch im Moment war das ihre geringste Sorge. Logan blieb vor einer Stahltür stehen, die zur Seite glitt, nachdem er einen Kontakt berührt hatte, und den Blick auf ein modernes Krankenzimmer freigab. In einem Spezialbett lag eine kleine Gestalt, die von Kopf bis Fuß in Verbänden eingewickelt war. Eine junge Frau mit einem roten Pferdeschwanz, einer Goldrandbrille auf der Nase und angetan mit einem weißen Arztkittel erhob sich von einem Stuhl und kam ihnen besorgt entgegen. „Sie schläft jetzt, Logan. Ich mußte sie betäuben, die Schmerzen waren einfach zu stark.“ Ihr fragender Blick glitt zu Candy. „Sind Sie Miss Genova, die Heilerin? Ich bin Dr. Jean Grey-Summers.“ Sie schüttelte der groß gewachsenen Frau die Hand, die ihr mit den grünen Katzenaugen prüfend in die Augen blickte, während sie die Tür hinter sich ins Schloß zog. „Was benötigen Sie, um meiner Patientin zu helfen?“, verlangte die rothaarige Ärztin zu wissen. „Eigentlich gar nichts, aber wenn Sie mir sagen, was ihr passiert ist, kann ich gleich an die Arbeit gehen.“ Jean zog die Augenbrauen hoch, doch Bettler durften nicht wählerisch sein. Sie mußte ihren Argwohn herunterschlucken. Der Professor hatte die Frau als bedenkenlos eingestuft, sonst wäre sie nie so weit vorgedrungen. „Marie hat ziemlich kritische Verbrennungen davongetragen, sie sind von der Schwere zweiten und dritten Grades und ihr ganzer Körper ist betroffen sowie Teile ihres Gesichtes.“ Jean unterbrach ihre Erklärungen, weil sie sehen wollte, ob diese angebliche Heilerin wirklich etwas von Medizin verstand. „Dann ist es ein Wunder, daß sie überhaupt noch lebt. Die Sauerstoffzufuhr dürfte ein großes Problem sein, zusätzlich die unerträglichen Schmerzen. Lassen Sie mich keine Zeit verlieren, jede Sekunde zählt. Über meine Mutation können wir uns auch später noch unterhalten, Dr. Grey-Summers.“ Candy betonte den Titel der jungen Frau besonders, sie konnte sich gut vorstellen, daß sie als Verfechterin der Schulmedizin skeptisch auf ihre Gabe reagieren mußte. Logan war von Candy beeindruckt, er war sich selbst nicht sicher gewesen, wie gut sie als Heilerin war. Er hatte sich ja auch nicht unbedingt Mühe gegeben, etwas über sie zu erfahren. „Am besten Sie lassen sich mit der Patientin allein. Ich bin es nicht gewohnt, Zuschauer bei der Arbeit zu haben, das könnte meine Konzentration stören.“ „Candy, alles, was Du willst, nur hilf Marie bitte!“, bat Logan eindringlich. Logans inständige Bitte stimmte sie nur trauriger, er empfand wohl sehr viel für die verletzte Frau. „Ich werde alles tun, was ich kann, mach dir keine Sorgen, Logan!“, versuchte sie, ihn zu beruhigen. Hier ging es nicht um Logan oder sie, es ging um eine Kranke, die ihre Hilfe brauchte, alles andere mußte dafür in den Hintergrund treten. Candy nahm einen tiefen Atemzug, der sie beruhigen sollte, und betrat dann das Krankenzimmer. Sie schob die Tür hinter sich zu, dann trat sie zu der Verletzten ans Bett. Sie konnte nur ihre Nasenspitze sehen und einen Schwall dunkler Haare, die auf dem Kissen lagen. Sie konzentrierte sich auf ihre Fähigkeiten und schob alles andere beiseite, obwohl die junge Frau ohne Bewußtsein war, hatte sie schreckliche Schmerzen und Candy litt mit ihr. Candy kniete sich neben das Bett und griff nach der bandagierten Hand der jungen Frau. Die Verletzungen waren schlimmer als erwartet. Sie spürte, daß sie den Heilungsprozeß eigentlich in zwei Schritten vollziehen müßte, aber sie wollte auch so schnell wie möglich weg von hier. Sie gab ein Stück ihrer Energie weiter und machte eine kurze Pause, um den Verband der Hand mit einer Schere aufzuschneiden, die sie auf dem Nachtschränkchen der Patientin gefunden hatte. Die Haut darunter sah nicht mehr so schlimm aus, sie war nur noch leicht gerötet, als wäre sie nur mehr mit heißem Wasser übergossen worden. Candy biß die Zähne zusammen und griff nach der zierlichen Hand der Frau, dann hielt sie den Kontakt und ließ zu, daß ihr die Energie von der Verletzten zur Heilung abgezogen wurde. Gegen Ende des Prozesses wurden ihre Schmerzen unerträglich und sie stopfte sich ein Teil des Lakens in den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Die Patientin war zum Glück betäubt, so daß sie nur wenig von der rasenden Heilung mitbekam. Nach Vollendung des Heilungsprozesses glitt Candy kraftlos auf den Boden und weinte leise, weil die Schmerzen nicht aufhören wollten. Wenigstens hatte sie den Trost, daß die Frau gesund werden würde. Sie kroch auf allen Vieren zum Waschbecken in der Ecke des Raumes und zog sich daran hoch, sie trank gierig das kalte Wasser und benetzte ihr erhitztes Gesicht damit. Ihr ganzer Körper brannte, als hätte sie die Verletzungen der Frau übernommen. Das war die Strafe dafür, daß sie die Grenze überschritten hatte. Heiße Tränen liefen über ihre Wangen und sie wischte sie beständig mit kaltem Wasser fort. Sie kroch zur Wand und lehnte sich Halt suchend daran, während sie daran herunter rutschte, sie zog ihre Knie zu sich heran und vergrub den schmerzenden Kopf auf ihren brennenden Armen. Das waren die schlimmsten Schmerzen, die Candy je nach einer ausgedehnten Heilung verspürt hatte. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)