Wie lange noch...? von abgemeldet (Die Geschichte eines jungen Prostituierten) ================================================================================ Kapitel 29: Aus der Sicht von Jamie ----------------------------------- Bevor Jamie schließlich seine Schicht angetreten hatte, war er noch einmal in seinem Zimmer gewesen, um nach Luca zu sehen. Dieser hatte jedoch friedlich schlafend im Bett gelegen und so hatte Jamie ihn nur sanft auf die warme Stirn geküsst und war leise aus dem Zimmer geschlichen. „Man, ist das voll heute Abend!“, bemerkte Ethan munter und lehnte sich neben ihm gegen den Bühnenrand. Jamie nickte und nippte an seinem Champagner. Zum wiederholten Mal zog Ethan an diesem Abend unruhig seine Taschenuhr hervor und Jamie beobachtete ihn von der Seite. „Ethan, was ist los?“ Wie ertappt sah Ethan seinen besten Freund an und ein gewisses Gefühl des Misstrauen schlich sich in Jamies Gedanken. Doch anstatt ihm seine Frage zu beantworten, sah Ethan ihn nur eindringlich an und fragte: „Sag mal, ist dein Zimmer eigentlich abgeschlossen?“ Verständnislos sah Jamie den schwarzhaarigen an und runzelte die Stirn. Gerade wollte er dazu ansetzten, zu antworten, als Viktor zwischen sie trat und auch Ethan ein Glas Champus in die Hand drückte. „Jamie lass das, das gibt nur Falten und Ethan mit deiner Miene verscheuchst du jeden Kunden im Umkreis von hundert Metern.“ Jamies Blick schnellte von Viktors gerötetem Gesicht zu Ethan und er stellte fest, dass ein angespannter fast nervöser Ausdruck in den Zügen seines Freundes lagen. „Ist schon gut, Viktor. Ethan macht sich nur Sorgen um mich.“ Jamie wusste nicht, warum er Ethan so spontan in Schutz nahm und der erstaunte Blick Ethans zeigte ihm, dass dieser ebenso wenig damit gerechnet hatte. Einzig und allein Viktor schien sich dieser Tatsache nicht bewusst zu sein und so wandte er sich Jamie zu und musterte ihn kritisch. „Ganz so schlimm siehst du ja nicht mehr aus, aber wenn das noch einmal vorkommt-...“, Viktor beendete seine Drohung nicht und Jamie war es egal. Einen Moment lang taxierten sie sich, dann verschwand Viktor zu einer Gruppe Männer und verwickelte sie galant und übers ganze Gesicht strahlend in ein Gespräch. „Entschuldigung?“ Jamie und Ethan schauten gleichzeitig auf und blickten in das freundlich lächelnde Gesicht eines Mannes. „Ihr seid doch bestimmt zwei der... nun ja, Jungen, die hier... arbeiten, nicht wahr?“ „Ja. Was willst du und wie viel zahlst du?“ Ethans Direktheit verwunderte Jamie über die Maßen und er fragte sich immer ernsthafter, was mit dem sonst so charmanten und zu jedem kleinen Flirt aufgelegten Ethan los war. Der Mann schien etwas vor den Kopf gestoßen zu sein und so schob Jamie Ethan einfach zur Seite und lächelte den Kunden verführerisch an. „So viele gut aussehende Männer hier und nur ein paar Stunden Zeit, das zehrt sogar an den Nerven der Besten.“ „Ja, in der Tat, es ist bestimmt nicht ganz so entspannt, wie es sich die meisten vorstellen“, stimmte der Mann Jamie zu und musterte ihn mit unverhohlenem Interesse. Auch Jamie nahm den Kunden nun etwas genauer unter die Lupe und stellte fest, dass seine Kleider von höchster Qualität waren, sogar die Schuhe schienen maßgefertigt zu sein und die weißen Handschuhe rundeten das Bild eines gebildeten, wohlhabenden Mann höheren Adels ab. „Sagen Sie, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“ Ein wohlwollendes Lächeln zuckte um die Mundwinkel des Aristokraten und er strich durch das perfekt geschnittene, mit einzelnen grauen Strähnen durchzogene Haar. Dieser Mann war etwa um die vierzig, strahlte Autorität und Würde aus und war augenscheinlich zu seinem Vergnügen hier. Amüsiert stellte Jamie sich die dazu passende Ehefrau vor und fragte sich – nicht ohne ein kleines Bisschen Boshaftigkeit – ob jene wusste, dass ihr Gatte sich in einem Nachtclub mit minderjährigen Jungen vergnügte. „Es ist wirklich laut hier, lassen Sie uns ein stilleres Plätzchen suchen, bevor wir uns weiter unterhalten“, schlug Jamie vor und wies mit der Hand auf die – der Hintertür, die zu seinem Zimmer führte gegenüberliegende – Tür zu den Privatzimmern. „Eine wirklich wunderbare Idee“, stimmte der Kunde ihm lächelnd zu und folgte ihm. Ein Blick zurück zu Ethan zeigte Jamie, wie dieser erneut seine Taschenuhr hervorholte, draufschaute und plötzlich begegneten sich ihre Blicke und in Ethans Augen lag eine große Unruhe. Jamie hatte die Tür erreicht, öffnete sie und trat mit einem Seufzen hindurch... “Ich verspreche dir, aufzuhören, sobald ich kann...“ ...Und mit einem leisen Klicken schloss Jamie einen Augenblick später eine der Zimmertüren hinter sich – und drehte den Schlüssel im Schloss um. Ein gellender Schrei, das Splittern von Holz und lautes Trampeln panischer Menschen übertönte plötzlich die leisen Geräusche, die vom Barraum durch die anliegende Wand gedrungen waren. Jamie stockten. Er hatte sich gerade das Hemd zuknöpfen wollen, doch als er erneut nach der Knopfreihe griff, zitterten seine Hände. „Wie viel macht das?“, John – so hieß der Edelmann – hatte ein Rolle Scheine hervorgezogen und zählte schon etliche in die Hand, als die Zimmertür aufflog und Ethan mit entsetzt aufgerissenen Augen ins Zimmer stürzte. „RAUS!“, brüllte er Jamie und den Kunden an. „Los Jamie, wir müssen hier raus! Eine Razzia! Die haben alles angezündet!“ Das Blut gefror in Jamies Adern. Eine Razzia. Ethan hatte ihn am Arm gepackt und zerrte ihn auf die Hintertür zu, der Kunde schien ihnen nicht zu folgen. Immer noch geschockt hörte Jamie das Splittern einer Tür hinter sich und als er laut aufbrandende Geräusche hörte wusste er, dass es die Tür zum Barraum gewesen sein musste. Eine unglaubliche Hitzewelle flutete durch den schmalen Flur und Jamie drehte sich vorwärts stolpernd um. Angstvolle Rufe und das Klirren von zerbrechendem Glas, flackerndes orangerotes Licht und leises Knistern. Das Geräusch fauchender, nach Nahrung suchender Flammen. Plötzlich prallte Jamie mit voller Wucht gegen Ethan, der stehen geblieben war und verzweifelt auf die Hintertür starrte. „Was ist–?!“, schrie Jamie und dann hörte er das laute Krachen. Jemand versuchte, sich mit Hilfe von Gewalt Zugang zum hinteren Trakt des Hauses zu verschaffen. „Zurück!“ Ethan riss ihn herum und sie rannten auf die bereits geborstene Tür des Barraumes zu. Je näher sie kamen, desto heißer wurde es und als sie in den vom roten Feuerschein erhellten Raum stolperten und die panisch umherlaufenden Menschen sahen, schlug die Erkenntnis unbarmherzig und markerschütternd ein. Wenn sie hier nicht sofort hinauskamen, würden sie in dem zusammenstürzenden Flammeninferno umkommen. Alles wurde plötzlich langsamer, die Zeit schien stehen zu bleiben, als Jamie sich zu Ethan umdrehte und sie sich in die Augen sahen. Unglauben gepaart mit Angst flackerte ihm aus Ethans Blick entgegen und dann wurde alles schlagartig still in Jamie. Luca... “NEIN!”, brüllte Ethan, als er in Jamies Augen las, was diesem gerade in den Kopf geschossen war. „Nein, Jamie! Du bringst dich um!“ Ethan schnellte zu ihm, packte ihn und schlang ihm die Arme um den Oberkörper. Ein lauter Knall kam aus der Richtung, in der sich Jamies Zimmer befand, und Jamie begann ohne Rücksicht darauf, dass Ethan sein bester Freund war, um sich zu treten und zu schlagen. „LASS MICH LOS!“, schrie er immer wieder, doch Ethans Griff schien sich nur noch zu verstärken. Dann kam seine Chance. Jemand stieß Ethan von Panik angetrieben hart in den Rücken und dieser taumelte und ließ Jamie los. Ohne lange zu überlegen rannte Jamie los, stolperte über einen umgestürzten Stuhl und fiel, rappelte sich auf und rannte weiter auf die gegenüberliegende Hintertür zu. „Jamie!“, rief Ethan voller Panik hinter ihm, doch Jamie hatte nur einen Gedanken im Kopf. Luca! Die Luft war inzwischen so heiß, dass jeder Atemzug unglaublich schmerzte, doch gerade als er keuchend und hustend am Geländer angekommen war, barsten im Zimmer hinter ihm klirrend die Fensterscheiben und kurz darauf vernahm er polternde Schritte, die sich ihm näherten. „Luca!“, Jamie rief und hustete gleichzeitig, „LUCA!“ Eine Hand packte ihn von hintern und riss Jamie zu Boden. Fünf Gestalten in dunklen Kleidern standen hinter ihm, ihre Schlagstöcke erhoben und mit einem nassen Tuch vor dem Mund. „Nein!Nein!NEIN!“, brüllte Jamie und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und die Treppe hoch zu laufen, doch die Männer versperrten ihm den Weg und versuchten ihn festzuhalten. Wie von Sinnen schlug, biss, kratze und trat Jamie um sich, bis ihn einer der Schlagstöcke traf und sich unaufhaltsame Schwärze um seinen Körper hüllte. Als Jamie das nächste Mal erwachte, spürte er nichts als das beständige Rütteln einer Kutsche. „Er ist aufgewacht.“ „Dann gib ihm noch mehr.“ „Es tut mir so leid, Jamie“, murmelte eine ihm sehr vertraute, männliche Stimme und Jamie fühlte, wie jemand ihm den Mund öffnete und eine Flüssigkeit hineinträufelte. Kaum hatte er geschluckt, legte sich erneut eine schwarze Decke über ihn und er wurde ohnmächtig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)