Wie lange noch...? von abgemeldet (Die Geschichte eines jungen Prostituierten) ================================================================================ Kapitel 26: Aus der Sicht von Luca ---------------------------------- „Halt ihn fest!“, rief Ethan ihm zu und als ob das nicht schon so schwer genug gewesen wäre, ließ er Jamies leblos herumbaumelnden Arm los und lief Richtung „Vouge“. „Jamie! Jamie... Hey, hörst du mich?“, Luca hörte seine eigene Stimme zittern. Doch außer dem leichten Atem, der seine Hand strich, geschah nichts. Nicht auch noch du, Jamie...bitte..., dachte Luca und ließ sich langsam zu Boden sinken. Vielleicht war es einfach nur eine Erkältung und simple Überanstrengung, doch trotzdem hatte Luca eine tiefsitzende Angst, dass Jamie vielleicht nicht mehr... . Das aufgeregte Durcheinander mehrer männlicher Stimmen, ließ Luca aus seinen finsteren Gedanken hochschrecken. „...Er ist dann einfach umgekippt und klatschnass waren sie alle beide...“ „...wo ist er denn, man sieht ja nichts hier... diese vermaledeite Dunkelheit...“ „...nein, ich denke er ist einfach nur überanstrengt und erkältet...“ „Dort vorne.“ Das war Ethans Stimme. Luca blickte den vier Jungen entgegen. Wie schon von ihm vermutet war der farbige unter ihnen. Außerdem noch ein asiatisch aussehender Junge und ganz zu Letzt kam ein Junge, der noch fast ein Kind war. Isaak, Jamie hatte von ihm erzählt. Sein Freund hatte Selbstmord begangen und der Kleine war erst 14 Jahre alt. Die vier scharten sich um ihn und verstummten. „Emil, du nimmst seine Beine und du Yuui nimmst seine Arme. Und dann durch den Hinterhof rein, verstanden?“ Ethan blickte zu Luca hinab und lächelte etwas angestrengt. „Wir machen das. Du kannst nach Hause.“ Luca schwieg. Ethan hatte ja keine Ahnung. „Nein, kann er nicht.“ Ein kurzes Schwindeln erfasste Luca und er blickte den Kleinen an, der gesprochen hatte. Woher wusste Isaak davon? „Wieso kann er nicht-...?“, wollte Ethan gerade nachhaken, da schlug Jamie kurz die Augen auf und hustete. „Los, er muss unbedingt ins Bett, sonst krepiert er!“ Geschockt saß Luca immer noch auf dem verschneiten Gehweg und rührte sich nicht. Doch Ethan, Emíl und Yuui packten Jamies bebenden Körper und hievten ihn hoch. „Ich will mit“, stotterte Luca immer noch etwas überfordert mit dem gerade um ihn herum geschehenden. Schließlich hatte auch er einen schrecklichen Tag hinter sich und auch seine Nerven lagen blank und sein Kopf weigerte sich, noch mehr aufzunehmen. Ehe Luca sich versah, hatte er das Gesicht in seinen Händen vergraben und unaufhaltsam liefen ihm die Tränen an den Wangen hinab und tropften von seinen Fingern. „Komm“, sagte Isaaks helle, kindliche Stimme neben ihm und als Luca aufsah, streckte der kleine dunkelhaarige ihm seine zarte Hand hin. Luca griff danach und ließ sich hochziehen. „Weißt du, du bist mutig, dass du es wagst, ihn zu lieben...“, stellte Isaak leise fest und legte seinen Arm um Lucas Taille. Luca hätte in einem anderen Moment wahrscheinlich mit einer Mischung aus Entsetzten und Wut reagiert. Doch jetzt ließ er ihn machen und war im Grunde genommen sogar dankbar dafür, dass Isaak ihn so daran hinderte umzufallen, denn der Boden schwankte und kam ihm entgegen, sodass er unweigerlich bei den nächsten Schritten gestolpert wäre. „Mutig?“, fragte er undeutlich und Isaak nickte. Eine Welle aus Selbstmitleid und Selbsthass überrollten Luca und er schluchze auf. „Ich würde es eher wahnsinnig, selbstmörderisch und masochistisch veranlagt nennen!“ Noch ehe er ganz ausgesprochen hatte, biss Luca sich auf die Lippe und schalt sich in Gedanken für seinen Ausbruch. „Tut mir leid.“ Isaak sah ihn von der Seite an und blieb stehen. „Es braucht dir nicht leid zu tun.“ Zum ersten Mal, seit sie angefangen hatten zu sprechen, fiel Luca Isaaks Akzent auf. Er war weich und irgendwie klang es beim Sprechen so, als ob Wasser über runde Steine plätscherte. „Wo kommst du her?“ „Aus Israel.“ Ja, Israel, das passte. Isaaks dunkles Haar, die dunklen, großen Augen und die feinen Gesichtszüge. „Wie bist du hier her gekommen?“ Sie waren schon fast im Hinterhof des „Vouge“ angekommen, als Isaak antwortete. „Auf einem Schiff. Bitte frag nicht mehr.“ Luca schluckte und nickte stumm. Das Schwindeln hatte abgenommen und eine riesige Müdigkeit hatte ihn stattdessen erfasst. „Isaak, kann ich-... Ich-...“, doch Isaak schien ihn verstanden zu haben und half Luca, sich langsam gegen die Wand des Hinterhofes zu lehnen und daran herabzurutschen. „Nur einen kleinen Augenblick, bitte.“ Isaak nickte und hockte sich neben ihn. Luca sah, wie Ethan und die anderen Jungen Jamie hinzustellen versuchten, ihn fest hielten und Emil die Hintertür öffnen. „Du wirst sehen, Jamie schafft das“, tröstete Isaak ihn, doch Luca nickte nur stumm und sah zu Boden. Er war so müde und sein Körper tat ihm überall weh. Rasender Kopfschmerz raubte ihm fast den Atem und Luca wusste, dass er sich ebenfalls eine schlimme Erkältung zugezogen haben musste. Probeweise schloss Luca kurz seine schweren Lider, um sie sofort wieder aufzureißen. Die Versuchung einzuschlafen war einfach zu groß. „Komm, Luca“, Isaak zog an seinem Arm. „Du kannst gleich schlafen.“ Schlaftrunken ließ Luca sich hochziehen und wankte hinter Isaak und den anderen Jungen her in den Flur und die Treppe zu Jamies Zimmer hinauf. Als der dunkelhaarige Junge vor ihm die Tür aufstieß, lag Jamie schon auf seinem Bett, die Arme und Beine von sich gestreckt; er war immer noch bewusstlos. Ethan machte sich an Jamies Kleidern zu schaffen, doch eine plötzliche Eifersucht gab Luca wieder Kraft und er sagte leise: „Lass Ethan, ich mach das.“ Einen langen Augenblick maß der Schwarzhaarige ihn mit seinem stechend grünen Blick, dann nickte er unmerklich und schob auch die anderen aus dem Zimmer. Bevor sich die Tür ganz hinter den Jungen geschlossen hatte, wandte Ethan sich noch einmal um und lächelte Luca an. Luca lächelte zurück. „Danke.“ Ein Schatten flog über Ethans Gesicht und große Traurigkeit ließ seine Augen zu tiefen Seen werden. „Danke mir nicht zu früh.“ Zu müde, um noch viel in diesen Satz hineinzuinterpretieren, nickte Luca nur und setzte sich zu Jamie aufs Bett. Die Tür schloss sich leise und Luca hörte Emíl, der fragte: „Wie willst du das jetzt Viktor erklären?“ Und Ethan der antwortete: „Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)