Am Rande der Nacht von MajinMina (Thoughts at the edge of night) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Thoughts on the edge of night Gedanken am Rande der Nacht Nachtluft. Es ist Zeit zu gehen. Kaum trete ich aus dem Zimmer, spüre ich sofort, wie mein Körpers als auch mein Herz von kühler Nachtluft umfangen werden, wie sie mich umklammert, mich festzuhalten scheint als würde sie in dunkler Vorahnung wissen, dass ihr reiner, klarer Duft durch mich erneut entweiht werden wird. Denn egal wo ich hingehe, sobald die Sonne ihre letzten Strahlen über die Dächer der Stadt ausgesandt hat – immer wird mich der unverkennbar süßliche Hauch des Todes umgeben. Er umhüllt mich und meine Feinde gleichermaßen, raubt uns den Atem, lässt unsere Herzen schneller schlagen und bringt unseren Verstand näher an den Abgrund des Wahnsinns. [[…Faster and faster, one step nearer to madness…]] Mondschein. Einem Schatten gleich eile ich durch die schweigsam vor mir liegenden Gassen , die wie ich mit grausiger Erwartung den Schrecknissen der Nacht entgegen sehen und sich bereit machen, erneut die Schreie und das Blut der Sterbenden in ihrem Pflaster aufzunehmen. Niemand außer diesen stummen Steinen wird die Verbrechen bezeugen können, die erneut durch mich die Feinde der neuen Ordnung heimsuchen werden, niemand – es sei denn der Mond, dessen kalt brennenden Blick ich in meinem Rücken spüre und dessen lidloses Auge mir versichert, dass keine meiner Taten je unbeobachtet oder vergessen sein wird. Einst war er mein Freund und Vertrauter, ein Trostspender, der die schrecklichen Erinnerungen meiner Kindheit mit mir teilte. Doch anstelle von Zuversicht säht jetzt sein bleiches Gesicht nur quälende Fragen in mein Herz. Ohne, dass er sich von so weit oben und von so weit weg wehren könnte, mache ich ihn mitschuldig an meinen Verbrechen, zwinge ihn, sein besudeltes Ich in einem Spiegel aus Blut anzusehen und hoffe innerlich, dass er daraufhin vor Scham erlischt um nicht länger diejenigen, die in der Dunkelheit ihre Existenz gefunden haben, in ihrer Hässlichkeit sehen zu müssen. [[…die out of shame and disgust…]] Stille. Kein Geräusch ist zu hören, nicht einmal meine Umgebung scheint es zu wagen, die Stille zu durchbrechen und dadurch in irgendeiner Art meine Anwesenheit preiszugeben. Selbst mein eigener Atem, das Pochen meines Herzens und die Wärme meines Blutes scheinen sich davongestohlen zu haben - wie eine leblose Gestalt stehe ich wartend im Schatten, kein Ausdruck in meinem Gesicht und kein Gefühl in meinem Herzen, nicht einmal in dem kurzen Moment, in dem ich meinem Opfer den Weg versperre, sein Leben mit einem schnellen Streich beende und das Licht in seinen Augen erlischen sehe. Vielleicht bin ich wirklich schon tot. [[...silence your heart, the fading light in your eyes...]] Dunkelheit. Der Dämon Kyotos – das kann kein Mensch sein, das bin Ich. Wie unausweichlich prophezeit schwängert nun der metallische Blutgeruch die Nachtluft um mich herum. Ich weiß, dass ich diesen Geruch nicht loswerden kann, egal wie oft ich mich waschen werde. Er wird mich nie verlassen, er erfüllt meine Lungen und betäubt meine Seele wie in giftiger Dampf. Mein Schwert scheint nach mehr zu schreien, kann zitternd in meiner Hand kaum den Einbruch der nächsten Nacht erwarten, wenn es wieder trinken kann – doch ich bin müde, unendlich müde. Ich sehne mich nach Schlaf, denn nur die Qual der Albträume zeigen mir noch, dass ich lebe, dass ich menschlich bin. [[...I live the darkness, in torturing dreams I’m alive...]] Morgendämmerung. Der Morgen dämmert bereits, als ich mein Zimmer wieder betrete, die Schrecken einer weiteren Nacht sind vorbei – doch ich habe mich so sehr an das Dunkel gewohnt, dass ich mich nicht mehr über den Tag freuen kann. Erschöpft sinke ich die Wand hinab und schließe die Augen, einen letzten, tiefen Atemzug von dieser einen, niemals mehr wiederkommenden Nacht nehmend – da rieche ich es. Hakubaikou. Dein Duft. Ganz schwach hängt er noch im Raum, denn es war erst gestern Abend, als wir hier zusammen saßen und du mich fragtest, ob ich dich nun töten würde, so wie ich es eigentlich in der Nacht des blutigen Regens hätte tun sollen. [[...The smell of white plums at dawn...]] Ich spüre, wie durch das aufgehende Sonnenlicht die Wärme in meinen Körper zurückkehrt. Die Schatten der Nacht scheinen ihre Fesseln um mein Herz zu lösen und der Geruch des Blutes wird schwächer. Irgendwie scheinst du mich zu berühren und all der Wahnsinn der Nacht ist vergessen, wenn ich in deine Augen sehe. Du hältst mich für einen gnadenlosen Killer und du hast recht: meine Feinde, den Frieden der Nacht, das reine Licht des Mondes und die Unschuld einer Seele kann ich töten – aber dich, Tomoe, niemals. [[...You’re pure like a dawning day...]] -- Kühle Nachtluft. Endlich kann ich wieder frei atmen, fühle mich alleine und unbeobachtet. Als ich aus dem Zimmer in die kühle Nachtluft trete, fällt die Anstrengung des Tages wie eine Last von meinen Schultern. Endlich kann ich wieder ich selbst sein, meinen Gedanken und Tränen freien Lauf lassen. Sobald die Sonne untergegangen ist kann ich meine Maske abnehmen, auch wenn ich selbst nicht mehr weiß, was ich dahinter vorfinden werde. Die klare Luft erfüllt meine Lungen und ich frage mich, wie lange noch, wie lange – bis dieser Wahnsinn endlich ein Ende hat. [[...let me drop the mask, make this madness end...]] Mondschein. Der Mond scheint so, als ob sich nie etwas verändert hätte. Er taucht die Stadt in ein trügerisches Licht voller Silber, als ob die sie wie verzaubert in ewigem Schlaf liegen würde. Doch ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie dieses Trugbild durch einen Regen aus Blut fortgewaschen wurde. In jener Nacht, als ich zum ersten Mal den Mörder meiner Liebe traf, als ich mich halb besinnungslos dem Tod in die Arme warf – da hast du dein Anlitz in einem Schauer aus Regen verborgen, hast für mich geweint, denn ich konnte keine Tränen mehr vergießen. Doch jetzt stehst du klarer wie nie zuvor am Himmel und schaust mich mahnend, ja sogar vorwurfsvoll an. Bleich sehe ich in dir meinen eigenen Tod und den Tod desjenigen, den ich verraten werde. [[...cry for me with silver tears, pale death…]] Stille. Nur mein Herzschlag durchbricht das Schweigen rings um mich. Unbewusst halte ich den Atem an, wenn ich daran denke, wo du wohl bist, was du gerade tust und wann du wieder zurück kommst. Die Stille wird zu drückend, wenn du fort bist, doch ist es fast noch unerträglicher, in deiner Nähe zu sein. Ich dachte, ich hätte keine Gefühle mehr übrig, um zu empfinden. Ich dachte, ich wäre innerlich gestorben, nur noch ein Instrument der Rache, dass nach vollendeter Tat weggeworfen wird. Doch warum fühle ich dann solchen Schmerz, wenn ich in deine stillen Augen schaue? Warum rauscht mein Blut und pocht mein Herz in deiner Gegenwart? [[...In your silence, I’m feeling again...]] Dunkelheit. Einen Dämon nennt man dich, doch eigentlich sollte man mich so nennen. Wenn es dunkel wird, jagen mich all die ungesprochenen Worte und zurückgehaltenen Gefühle, wie gierige Tiere fallen sie über mich her und wollen mich zerreißen. Wenn ich nicht die Qual in Hass hätte verwandeln können, hätte mich die Schuld aufgefressen. Seltsam, dass ich jetzt nicht mehr hassen kann, da ich die Dunkelheit deiner Welt kenne. [[...It tortures me to know your darkness...]] Morgendämmerung. Es wird hell und ich warte immer noch. Wenn du nachts zurückkehrst, umgibt dich der süße Hauch von Blut – doch wenn der Tag anbricht, verwandelst du dich zurück in das unschuldige Kind, dass du tief in deinem Herzen bleiben wolltest. Deswegen kann ich dich nicht hassen. Deswegen kann ich dich nicht töten. Beides tust du selbst. Jetzt wo ich sehe, wie du deine Bestrafung an dir selbst vollführst, hat Rache für mich jede Bedeutung verloren. [[...In dawn I see you die...]] Ich sehe dich an und sehe den Mörder meiner Liebe. Ich sehe dich an und sehe in dir einen Mensch, der sich nach Liebe sehnt, sie sich aber selbst versagt. Ich will dich berühren und sehen, ob du noch lebst, auch, wenn du mich dafür vielleicht töten wirst. Wenn ich in deine Augen blicke, sehe ich Wahnsinn und Gewalt. Du bist unendlich müde und hast keine Hoffnung. Und doch ist da ein Lebensfunke, der wartet und zu neuer Flamme entfacht werden will. [[...and becoming alive again...]] --- Wer bist du, dass du Tag und Nacht so in dir vereinen kannst? […Uniting day and night within, you live at the edge of both. You can only find your truth in between…] Wenn der eine stirbt und der andere neu geboren wird – nur dann kannst du leben. […Uniting life and death within, you live at the edge of both. You can only find your truth in between…] Am Rande der Nacht und zwischen der Zeit, dort wirst du deine Antworten finden. […Find your answers, at the edge of night…] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)