Unerreichbar von Sayuri089 (Geburtstags-OS für Aya_Nox) ================================================================================ Kapitel 1: Unerreichbar ----------------------- Hallo erstmal :) Willkommen zu einem weiteren OS von mir, dieses Mal geht an Aya_Nox, die heute Geburtstag hat *dich feste drück* Noxy: Ganz lieben Glückwunsch zum Geburtstag, auch im Namen aller Zirkelmitglieder! Feier schön und lass dich reich beschenken ;) Und das wichtigste: Bleib gesund! Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen! :) ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Stille. Ruhe. Ein seltener Zustand in dieser belebten Stadt. Doch es war Nacht und nur wenige Fenster waren noch erleuchtet. Die Straßen waren menschenleer, Clubs und Bars hatten geschlossen. Es würde sowieso kein Mensch mehr auftauchen, was nicht weiter verwunderlich war, wenn man das Wetter betrachtete. Es war Winter und schon seit dem späten Nachmittag tobte ein wahrer Schneesturm, der die Bewohner der Stadt daran hinderte, auch nur einen Fuß vor die Türe zu setzen. Das Thermometer zeigte null Grad Celsius an, die perfekte Vorraussetzung für den fallenden Schnee. Die dicken weißen Flocken fielen vom Himmel und legten sich auf die Dächer, Autos und Straßen, während ein scharfer und kalter Wind zwischen den Häusern hindurch fegte. Nach kurzer Zeit lag der Schnee schon zentimeterhoch, doch noch immer hörte das Treiben nicht auf. Das ganze Schauspiel wurde von einem Mädchen, eher einer jungen Frau, beobachtet. Ihr Kopf lehnte am Fensterrahmen und sachte strich sie mit ihren Fingerspitzen über die Fensterscheibe. Fasziniert betrachtete sie die Eiskristalle, die sich am Glas abgesetzt hatten. Wenn sie genau hinschaute, erkannte sie die unterschiedlichen Formen der weißen Gebilde. Mal eher rund und klobig, dann spitz und feingliedrig. Sie hatte Schnee schon immer gemocht, doch Eiskristalle hatte sie bisher immer nur auf Bildern gesehen, da es in der Stadt eher selten schneite und wenn doch, schmolzen die Eiskristalle auf ihrer Hand viel zu schnell, als dass sie hätte Formen erkennen können. Obwohl es schon spät war, wollte sie diese einmalige Gelegenheit nutzen. Dass die Kristalle von der Natur so feingliedrig und ausgeprägt gebildet wurden, hätte das Mädchen nicht erwartet. Schließlich waren sie so klein, dass es schwer sein musste, so etwas nachzubilden. So klein, aber doch so schön verziert. Dies verlieh ihnen eine unglaubliche Eleganz und Zerbrechlichkeit, wie die junge Frau fand. Nur schwer konnte sie sich von den Eiskristallen losreißen und sich wieder dem Schneetreiben zuwenden. Hoffentlich schneite es noch eine ganze Weile, sodass der Schnee auch am nächsten Tag noch liegen würde. Schließlich wollte sie es voll auskosten, dass der Winter in der Stadt auch endlich mal ein Winter war und so würde der Besuch des Weihnachtsmarktes mit Neji auch viel mehr Spaß machen. Langsam wurde sie müde vom Betrachten des stetigen Schneefalls. Es war einschläfernd, wenn die Flocken gleichmäßig fielen, obwohl sie durch den Wind in Bewegung waren. Das Durcheinanderwuseln der Flocken machte sie träge und ließ ihre Augenlider immer wieder zufallen. Noch einmal blinzelte sie, bevor sie sich schließlich doch schlafen legte. Morgen war auch noch ein Tag und da sollte sie ausgeschlafen sein, wenn sie wirklich auf den Weihnachtsmarkt wollte. Es war schon schwer genug gewesen, Neji dazu zu überreden, mitzukommen, da wollte sie es auch genießen und Neji nicht durch Unausgeschlafenheit nerven. Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss Hinata schließlich die Augen und glitt sanft in den Schlaf hinein. ~*~ Am Nachmittag schließlich ging Neji zusammen mit Hinata über den Weihnachtsmarkt. Aus allen Richtungen strömten verschiedene Düfte auf ihn ein. Gebrannte Mandeln, Popcorn, Glühwein, warme Schokolade, Zimt, Bratwürstchen, Kohle… Sie verwirrten ein wenig die Sinne und doch war es eine angenehme Mischung. Einfach wie es sich für einen guten Weihnachtsmarkt gehörte. Wenn er sich umschaute, blickte Neji in lauter fröhliche Gesichter und aufgeregtes Schnattern der Menschen drang an sein Ohr. Doch genau diese Lautstärke störte ihn ein wenig. Er mochte es eher ruhig und das freudige Quietschen der kleinen Kinder, das Genörgel der etwas älteren gehörte zu den Dingen, die den Weihnachtsmarkt für ihn weniger erfreulich machten. Es übertönte sogar die laute Musik, die gespielt wurde. Dazu kam noch die Tatsache, dass es für seinen Geschmack einfach zu voll war. Es wurde gedrängelt, geschubst, gequetscht. Konnten sich die Leute nicht wie normale Menschen fortbewegen? Plötzlich blieb Hinata stehen und Neji wurde aus seinen Gedanken gerissen. Sie waren an einer Eisbahn angelangt und gerade lief eine Vorführung der hiesigen Eiskunstlaufschule. Das Pärchen, das in diesem Moment auf dem Eis eine Kür präsentierte, harmonierte sehr schön zusammen, auch wenn sie Gegensätze ausstrahlten. Das blonde Haar der weiblichen Kompenente war in einem festen Knoten zusammengebunden und ihre blauen Augen glitzerten freudig, während sie von ihrem Partner mit den braunen verwuschelten Haaren sicher gehalten wurden, während sie eine Todesspirale ausführten. Jedenfalls meinte Neji, die Figur als eine solche zu erkennen, wurde die blonde Schönheit doch fast horizontal von ihrem Partner um dessen Körperachse gezogen, während er sie an der Hand festhielt. Scheinbar war seine Cousine viel zu fasziniert von dem Schauspiel, als dass sie sich noch für etwas anderes interessierte, und so musste Neji wohl noch etwas länger an der Eisbahn stehen bleiben. Zum Glück war er warm angezogen, es könnte vom Herumstehen schon recht kalt werden. Nachdem das Paar seine Kür vollendet hatte, liefen sie elegant vom Eis und sofort beugte sich der Junge zu einem kleinen Hund herunter, während seine Partnerin eifrig auf ihn einredete und wild mit den Händen gestikulierte. Ein wirklich ungleiches Paar, wie Neji erneut feststellte. Er, der ruhige Pol, und sie, das aktive Temperamentbündel. Eine spannende Mischung auf dem Eis, was sie auch durchaus präsentiert hatten. Gerade kündigte der Kommentator den Höhepunkt der gesamten Vorführung an, als Neji sich auch schon wieder abwandte und sich ein wenig umschaute. Doch aufgrund des großen Jubels, der nach der Ankündigung aufbrandete, drehte er sich doch wieder in Richtung Eisbahn und was er dort sah, faszinierte ihn. Nach außen hin wirkte er noch immer desinteressiert, doch er war von dem Schauspiel auf dem Eis gefangen genommen worden, obwohl es noch nicht einmal angefangen hatte. Elegant glitt die junge Frau auf das Eis und hielt in der Mitte der Fläche, um einen kleinen Knicks zu machen und sich in Position zu stellen. Ihre braunen Haare hatte sie in zwei Dutte zusammen gebunden, ihre Augen schloss sie. Den Kopf nach unten, die Arme verschränkt, das rechte Bein leicht eingeknickt vor das linke gestellt. So stand sie da und schließlich setzte eine langsame Musik ein. Anmutig löste sie sich aus ihrer Position und glitt über das Eis. Anfangs langsam und bedächtig, doch die Musik wurde stetig schneller, so auch sie. Neji war von dem Anblick gefesselt. Das Mädchen, doch war sie eher schon eine junge Frau, strahlte so viel Eleganz aus, wie er sie selten gesehen hatte. Er verfolgte sie mit seinen Augen, sah, wie sie ihn ebenfalls fixierte und ihm zulächelte. Doch er lächelte nicht zurück, blickte sie nur weiter an. Sah, wie sie schneller wurde. Sah, wie ihr Rock wehte, wenn sie sich drehte. Sah, wie ihr Pony mitschwang, wenn sie Cross-rolls ausführte. Sah, wie sie ihre Beine für die Cross-rolls abwechselnd überkreuzte und seitlich über das Eis tanzte. Sah, wie sie sich zur Musik immer wilder bewegte, immer leidenschaftlicher. Sah, wie konzentriert sie war, obwohl es ihr eigentlich nicht anzumerken war. Sah, wie sie atemberaubende Pirouetten ausführte, komplizierte Drehungen vollführte. Bekam unwillkürlich Angst, dass sie stürzen könnte. Doch seine Miene blieb unbewegt. Ihre Kür war wunderbar, ein perfektes Zusammenspiel aus Mimik, Bewegung, Eleganz, Tanz und Musik. Wieder drückte sie sich vom Eis ab, sprang in eine Pirouette, gleich zweimal hintereinander ausgeführt. Die Arme fest an den Körper gedrückt, die Augen immer auf einen Punkt fixiert, den Körper unglaublich angespannt, um nicht zu stürzen. Löste kurz vor dem Aufkommen auf dem Eis ihre Arme und Beine, um mit dem rechten Fuß erneut das Eis zu berühren, während sie das linke Bein im rechten Winkel über dem Eis hielt, um sich auszubalancieren. Eine halbe Drehung und die Musik wurde wieder ruhiger, während die junge Frau ruhig über das Eis glitt. Langsam wurde die Musik wieder schneller und näherte sich ihrem Höhepunkt. So auch die Kür. Es folgte eine komplizierte Kombination aus gewagten Sprüngen und Drehungen, bevor das Mädchen schließlich in gestreckter Haltung stehen blieb, den Kopf erhoben, strahlend lächelnd und den rechten Arm mit blitzenden braunen Augen in die Höhe gereckt. Das Musikstück war zu Ende und Applaus brandete auf. Neji war so von dem Tanz des Mädchens gefangen gewesen, dass er nun leicht zusammenzuckte, als er das Jubeln der Menge vernahm. Der Zauber war verflogen, als die junge Frau sich mehrmals verneigte, ihm noch einmal zulächelte und schließlich vom Eis glitt. Doch ihn ließ sie nicht los. Selbst, als Hinata sich endlich losgerissen hatte und ihn weiterschleifte, dachte er noch über das Mädchen nach. Sie hatte ihn mit ihrer Kür verzaubert. Sie wirkte während des Laufens so stark, so frei, so unabhängig. Als würde sie auf dem Eis aus einem Käfig ausbrechen. Er würde sie zu gern noch mal sehen. Einfach um frei zu sein, wie sie. Hatte der Kommentator nicht gesagt, dass sie die nächsten Tage noch mal auftreten würde? Er würde da sein. ~*~ Nach diesem Besuch des Weihnachtsmarktes mit Hinata war Neji verändert. Nach außen hin merkte man es nicht, aber innerlich war er einen großen Schritt gegangen. Es war noch nie vorgekommen, dass ein Mädchen ihn so fasziniert hatte und gerade das gab ihm zu denken. Er fragte sich, warum sie das geschafft hatte. Und vor allem, wie. Vielleicht war es ihre Schönheit gewesen, die so unnatürlich schien, als wäre sie nicht von dieser Welt. Vielleicht aber auch ihr aufregender Tanz auf dem Eis, der von Gelassenheit und Wildheit sprach. Vielleicht, weil sie so frei schien. Vielleicht, weil er einfach ein bisschen von ihrer Freiheit einfangen wollte, erleben wollte. Vielleicht, weil er auch so frei sein wollte. So besuchte er jeden Tag der restlichen Woche den Weihnachtsmarkt, um das Mädchen wieder tanzen zu sehen. So kam es, dass er auch die restlichen Eiskunstläufer zu sehen bekam, doch sie hatten nicht annähernd die Faszination wie ‚seine’ Läuferin. Jedes Mal zog sie ihn von neuem in ihren Bann, zog immer wieder seine Aufmerksamkeit auf sich und brachte ihn immer wieder zum Nachdenken. Und je öfter er sie sah, desto klarer wurde ihm, dass er sie haben wollte. Dass er sie in ihrer Wildheit zähmen wollte, dass er sie in ihrer Freiheit einfangen wollte. Dass sie nur für ihn tanzte, nur ihn anlächelte, wie sie es auch tat, wenn sie ihn im Publikum erblickte. Er wollte, dass er ihr genauso viel bedeutete, wie sie ihm. ~*~ Am letzten Tag des Weihnachtsmarktes vollführte die braunhaarige Läuferin mit den beiden Haarknoten ihre Kür atemberaubender und leidenschaftlicher denn je. Und das war der Augenblick, in dem Neji sich vorgenommen hatte, sie anzusprechen. Nach der Kür wollte er zu ihr gehen. Doch ehe er nach Beendigung ihrer Vorführung, ihres letzten Aktes, auch nur einen Schritt wagen konnte, sah er, wie sie lachend auf einen Jungen zulief und ihn freudig umarmte. Ab diesem Moment wusste er, dass er sie niemals würde erreichen können. Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold. Nicht alles, was frei zu sein scheint, ist frei. Nicht alles, was unerreichbar scheint, ist unerreichbar. Nicht alles ist so, wie es aussieht. Oftmals ist es nur Einbildung. Denn der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So, ich hoffe, es hat dir, Noxy, und auch den anderen gefallen :) Ich weiß, die Jahreszeit passt nicht ganz, aber wenn man sich das Wetter in Deutschland anschaut, könnte man eigentlich meinen, es wäre Winter. Noch einmal was persönliches an dich, Noxy: Erst einmal entschuldige ich mich für die Länge >.< Du hast mich ganz schön ins Schwitzen gebracht! Ich musste meine erste Idee nämlich verwerfen und, Gott sei Dank, ist mir doch noch etwas eingefallen. Zudem habe ich das erste Mal AU geschrieben und Neji ist mir entglitten >.< Ich hoffe trotzdem, dass es dir gefallen hat >.<“ Jetzt wieder an alle: Vielen Dank für’s Lesen! LG, Sayuri ____________________________ Inspiration zur Textzeile "Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold.": J.R.R. Tolkien © Textzeilen "Nicht alles, was frei zu sein scheint, ist frei. Nicht alles, was unerreichbar scheint, ist unerreichbar. Nicht alles ist so, wie es aussieht. Oftmals ist es nur Einbildung." © Textzeile "Denn der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein." by Johann Wolfgang von Goethe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)