You find a light in me von julien (Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki) ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Ich denke, so langsam nähern wir uns dem Ende. Ich hab ja gerne runde Zahlen, aber ob es wirklich 25 Kapitel werden, weiß ich nicht. Ich denke nicht, dass es noch so viel Stoff gibt. Mal schauen, was noch mit Ruki und Saga passiert. Ehrlich gesagt, habe ich keinen Plan :P Ansonsten kehrt jetzt langsam wieder die Normalität ins Leben der einzelnen Charaktere ein. Das Kapitel ist demnach relativ „ruhig“, sprich es passiert nichts aufregendes, aber es sind alles kleine Szenen, die für ein geschlossenes Ende benötigt werden :) Kapitel 20 Aoi stand auf Uruhas Balkon, Zigarette in der einen Hand, Bierflasche in der anderen, und starrte in den Sonnenuntergang. Er fand sich gerade selbst ziemlich erbärmlich. Anstatt nach vorne zu schauen und nicht mehr über das Beziehungsende mit Kai nachzudenken, trauerte er ihm immer noch hinterher und betrat nicht mal mehr die gemeinsame Wohnung, obwohl er genau wusste, dass Kai mittlerweile übergangsweise bei Ruki wohnte. Dennoch konnte er nicht in die Wohnung. Alles erinnerte ihn dort an Kai. Natürlich machte es seine Situation auch nicht besser, wenn er hier bei Uruha versumpfte, aber solange sie Urlaub hatten und er zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, war er lieber bei ihm und ließ sich ablenken. War er wirklich so ein schlechter Freund gewesen, der Kai nicht das gegeben hatte, was er brauchte? War es sein Fehler, dass Kai sich einem anderen zugewandt hatte? Seit jenem Abend, an dem er und Kai sich getrennt hatten und Aoi auf Miyavi losgegangen war, hatten sie praktisch kein Wort mehr miteinander gewechselt. Aoi war viel zu verletzt von den Geschehnissen, dass Kai tatsächlich hinter seinem Rücken mit seinem besten Freund angebandelt hatte, um auf ihn zuzugehen. Auch jetzt noch war er hin- und hergerissen zwischen Wut und Verzweiflung, wenn er nur daran dachte, was Kai ihm angetan hatte. Er sah zwar ein, dass auch er Schuld an der Trennung trug, aber gerade in den letzten Wochen hatte er sich doch Mühe gegeben, um das Ruder noch einmal rumzureißen. Trotzdem war er jetzt alleine, während Kai wahrscheinlich keinen Gedanken an ihn verschwendete, sondern sich mit seinem neuen Lover vergnügte. Es ging zwar nicht in seinen Kopf rein, wie man sich in seinen besten Freund verlieben konnte, aber scheinbar war es passiert, denn Kai hatte sich für Miyavi und gegen Aoi entschieden. „Hör auf an ihn zu denken. Das macht alles nur noch schlimmer.“ Aoi drehte sich um. Er hatte Uruha gar nicht kommen hören. Der Gitarrist hatte den Nachmittag mit einem Freund verbracht und war anschließend noch einkaufen gewesen, weil er genau wusste, dass Aois Kopf mit anderen Dingen beschäftigt war, als daran zu denken, essentielle Dinge wie Instantnudeln, Klopapier und natürlich Sake einzukaufen. „Ich denke doch gar nicht an ihn“, murmelte Aoi, obwohl Uruha natürlich wieder genau ins Schwarze getroffen hatte. Sie kannten sich mittlerweile einfach zu gut und wahrscheinlich schrie Aois ganzes Erscheinungsbild regelrecht nach „Post-Beziehungs-Depression“. „Fein. Dann kannst du ja nachher mit mir und Hikaru ausgehen und erzähl mir nicht wieder, dass dir nicht nach Ausgehen zumute ist. Du hockst nur in meiner Wohnung und vegetierst vor dich hin. So geht das auch nicht weiter“, sagte Uruha seufzend und Aoi wusste, dass er Recht hatte. Seit der Tour hatte er wirklich kaum die Wohnung verlassen, hing entweder seinen Gedanken nach, schaute sinnlose Fernsehsendungen oder schlug Zeit im Internet tot. „Wenn du nur hier rumhängst, wirst du nie über ihn hinwegkommen“, fügte Uruha hinzu und verschwand wieder in seiner Wohnung. Aoi nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und wandte sich wieder der untergehenden Sonne zu. Vielleicht… vielleicht wollte er gar nicht über Kai hinwegkommen. Sie waren so lange zusammen gewesen und er hatte diese Trennung nie gewollt. Er hätte Kai sogar den Ausrutscher mit Miyavi verziehen. Ob er ihn vielleicht anrufen sollte, damit sie über alles reden konnten? Sich vielleicht doch wieder zusammen raufen konnten? Nein, so tief war er dann doch nicht gesunken. Kai konnte ihm gestohlen bleiben, wenn er lieber hinter seinem Rücken mit anderen Kerlen ins Bett sprang. Aoi würde heute mit Uruha ausgehen und sich amüsieren! * Rukis Hände spielten mit dem Saum seiner schwarzen Jacke, die er der Einfachheit halber angelassen hatte, als er hergekommen war. Er fühlte sich ein wenig unwohl, obwohl er schon seit knapp zwei Jahren mehr oder weniger regelmäßig herkam. Als Kai herausgefunden hatte, dass Ruki einen Therapeuten hatte und diesen mindestens alle zwei Wochen aufsuchte, wenn sie nicht gerade auf Tour waren, war er ziemlich erschrocken gewesen und hatte gleich mit ihm über seine Probleme sprechen wollen. Ruki hatte keine wirklichen Probleme. Es war eher so, dass er mit wachsendem Erfolg der Band an einem Punkt angekommen war, an dem er das Ganze nicht mehr richtig verstand und unwirklich fand. Musik war schon immer seine Leidenschaft gewesen und er war mehr als glücklich darüber, dass er es geschafft hatte, sie zu seinem Beruf zu machen und davon leben zu können. Andererseits kam ihm alles unglaublich verrückt vor, wenn er genau darüber nachdachte. Der Erfolg, die Tausende von Fans, die ihn teilweise wie einen Gott anbeteten, obwohl er doch eigentlich ein ganz normaler Mann war, der nicht mal besonders gut aussah, wenn er ungeschminkt war. Mit dem Erfolg waren so viele andere Aufgaben auf ihn zugekommen, obwohl er doch eigentlich nur Musik machen wollte und mehr nicht. Plötzlich hatte er zu nichts mehr Zeit, musste von A nach B und von B nach C, wurde wie eine Puppe angezogen, bekam nachts (bzw. tags oder wann immer es sich ergab – einen normalen Rhythmus hatte er nicht mehr) nur noch gute 5 Stunden Schlaf, er hatte außerhalb der Band praktisch kein Sozialleben mehr, weil Beziehungen (Freundschaften wie Liebeleien) einfach nicht funktionierten, wenn er ständig wochen- bis monatelang am Stück weg war. Davon abgesehen fühlte er sich oft, als hätte er für sich selbst keine Zeit mehr. Aber am schlimmsten war für ihn, dass er sich langsam nicht mehr wie ein Mensch fühlte, sondern wie ein Produkt, das von seinem Label gegängelt wurde. Den anderen erschien es nicht so zu gehen, aber Ruki hatte irgendwann ein Ventil gebraucht und sich nach einem Gespräch mit dem Bandmanager dazu entschlossen, mit einem Psychologen zu sprechen, um seinen Lebensstil besser verarbeiten zu können. Aufgeben wollte er ihn nicht, er wollte das Ganze nur besser greifen, besser verarbeiten können und er hatte schnell gemerkt, dass es ihm verdammt gut tat und half mit seinem Leben klarzukommen, wenn er mit einer außenstehenden Person, die absolut keine Relation zu seinem Leben hatte, sprach. Takahashi-san, sein Therapeut, half ihm dabei, sich wieder wie ein Mensch zu fühlen, der nicht einfach nur funktionierte, sondern auch lebte. Wie so oft in den letzten Wochen erzählte Ruki heute wieder von Saga und wie unwohl er sich bei der Sache fühlte. Seit jenem Abend, an dem er und Saga Kai und Miyavi überrascht und anschließend diesen Streit gehabt hatten, hatte Ruki nichts mehr von Saga gehört. Ruki war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Er war so oft ruppig zu Saga, aber Saga ließ sich davon nie beirren, denn er wusste, dass es einfach Rukis Art war und nicht alles so gemeint war, wie der Sänger es rüber brachte. Jetzt meldete sich Saga gar nicht mehr und Ruki hatte die Befürchtung, dass er es sich diesmal wirklich mit seinem Freund versaut hatte. Saga war an diesem Abend ungewohnt ernst und wütend gewesen, als er gegangen war. Damit war er wohl auch im Recht, denn wenn Ruki über die letzten Wochen nachdachte, stellte er doch fest, dass er sich teilweise wirklich krampfhaft homophob verhalten hatte. Natürlich hatte er nichts gegen Schwule, schließlich war die Hälfte seiner Band schwul, aber er selbst war es eben nicht und so hatte er wahrscheinlich Angst, dass seine Männlichkeit untergraben wurde, wenn jemand wie Saga ihm Avancen machte. Wieso konnte es denn auch keinen natürlichen Instinkt geben, der veranlasste, dass sich Schwule nur in andere Schwule verlieben konnten und nicht in Heteromänner wie Ruki? Er fühlte sich auch nicht glücklich dabei, dass sich ein guter Freund in ihn verliebt hatte, denn wie man sah, klappte die Freundschaft seitdem nicht mehr wirklich. Er vermisste Saga. Er vermisste es, Zeit mit ihm zu verbringen, mit ihm rumzublödeln und Shoppen zu gehen. Er vermisste es, sinnlose Horrorfilme mit ihm anzuschauen, während sie dabei heißen Kakao tranken und Marshmallows hinein dippten. Er vermisste ja mittlerweile sogar die platten Anmachsprüche, die Saga gelegentlich brachte und die so typisch für ihn waren. Er vermisste die Unbekümmertheit, die Saga in sein Leben gebracht hatte, als Ruki sich erstmals dem Erfolgsdruck nicht mehr gewachsen gefühlt hatte. Saga war auch so etwas wie eine Therapie gewesen, weil er ihm gezeigt hatte, dass es egal war, was andere über ihn dachten, solange er nur selbst mit sich im Reinen war. So jemanden fand er doch nie wieder! „Vielleicht sollten Sie ihn einfach anrufen und sich entschuldigen“, riet ihm Takahashi-san, nachdem Ruki sein letztes Treffen mit Saga geschildert hatte. „Ja, vielleicht, aber ich glaube, er ist ernsthaft sauer auf mich und irgendwie traue ich mich deswegen nicht. Saga ist noch nie so sauer auf mich gewesen. Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich glaub, ich habe wirklich etwas kaputt gemacht“, seufzte Ruki und ließ von dem schwarzen Faden ab, den er mittlerweile erfolgreich aus einer Naht am Jackensaum gepuhlt hatte. Er hörte, wie der Stift seines Therapeuten über Papier kratzte und fragte sich, was für Notizen er sich machte. Normalerweise sprach Ruki mit ihm nur selten über Angelegenheiten aus seinem Liebesleben und Saga war ja auch nur… ja was war er jetzt? Ruki hatte keine Ahnung, ob sie nach all dem, was passiert war, noch Freunde waren oder sein konnten. Aber in letzter Zeit hatte er überraschend oft das Bedürfnis, während seiner Therapiesitzung von Saga zu erzählen. „Ist Saga Ihnen denn wirklich so egal im Bezug auf romantische Gefühle? Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen nichts unterstellen, aber so wie Sie von ihm sprechen, geht Ihnen die Sache doch sehr nahe und wenn Sie wirklich eine so gute Freundschaft pflegen, sollte eine Aussprache nicht allzu schwierig werden.“ „Ich habe keine Gefühle für Saga“, protestierte Ruki sofort. „Zumindest keine, die über Freundschaft hinausgehen. Er ist ein Mann und ich bin ein Mann! Das schließt sich für mich automatisch aus.“ „Homosexualität ist heutzutage etwas völlig Normales, Matsumoto-san. Es ist in unserer Kultur zwar noch stärker verpönt als anderenorts, aber es ist keineswegs etwas Abnormales.“ „Ich bin nicht schwul!“ „Auch Bisexualität ist heutzu…“ „Ich habe kein Interesse an Männern!“, wiederholte Ruki mit zusammen gekniffenen Zähnen. Gerade war wieder einer dieser Moment, wo er Tahahashi-san am liebsten sein Klemmbrett entreißen und ihm über den Schädel ziehen wollte. „Ich möchte Ihnen nur erklären, dass 90 bis 95 % aller Menschen laut Charles Kinsey bisexuelle Neigungen haben. Natürlich fallen diese Neigungen unterschiedlich stark aus, werden vermutlich in vielen Fällen niemals ausgelebt, dennoch sollten Sie dies im Hinterkopf behalten.“ „Ich sehe es doch an meiner Band, was das bringt! Mindestens zwei von ihnen reden jetzt nicht mehr miteinander, weil der eine dem anderen fremd gegangen ist und sie sich getrennt haben. So gern ich sie hab, aber können sie ihre Schwänze nicht bei sich behalten? Dann hätten wir das ganze Drama nicht! Wenn jetzt die Band darunter leidet, kastriere ich sie eigenhändig!“, knurrte Ruki und ballte dabei unbewusst seine Hände zu Fäusten. Kai hing immer noch bei ihm rum. Er fragte sich, ob er überhaupt nach Wohnungen suchte. Tokyo war groß und Kai musste nicht unbedingt auf’s Geld achten. So schwer konnte es doch nicht sein, etwas Passendes zu finden! Er nahm sich vor, gleich mit ihm über die Fortschritte seiner Wohnungssuche zu sprechen, wenn er nach Hause kam. „Ich möchte nur, dass Sie sich von dem Denken verabschieden, dass Homosexualität etwas Schlimmes oder Abnormales ist, Matsumoto-san.“ „Das weiß ich selbst!“, gab Ruki ungeduldig zurück und riss den Faden seiner Jacke ab, mit dem er zwischenzeitlich wieder rumgespielt hatte. „Man verliebt sich schließlich in das Innere eines Menschens und nicht in seine Geschlechtszugehörigkeit.“ Bei Takahashi-sans letztem Satz drehte sich Ruki langsam nach hinten und warf seinem Therapeuten, der auf einem Sessel am Fenster saß, Klemmbrett auf dem Schoß und Stift in der Hand, einen wahrlich tödlichen Blick zu. „Ja, ich glaub, ich gehe dann mal. Meine Zeit ist sowieso rum“, sagte er, ohne auf den letzten Kommentar seines Therapeuten einzugehen. Er stand auf, verabschiedete sich und verließ schnell das Behandlungszimmer. Vor der Praxis steckte er sich eine Zigarette an und spielte mit dem Gedanken, seine Therapie doch endlich abzusetzen oder sich einen anderen Psychologen zu suchen, der ihm nicht ständig erklärte, wie normal und okay es doch war, schwul zu sein. Schon bei seinem letzten Besuch hatte er Andeutungen in diese Richtung gemacht. Ruki hatte von seinem Zusammenbruch während der Tour erzählt, den der Therapeut gleich auf Saga zurückgeführt hatte, obwohl Ruki mehrmals erwähnt hatte, dass er einfach nur übermüdet, hungrig und gestresst gewesen war, außerdem an dem Streit mit Kai zu knabbern gehabt hatte und als die beiden Gitarristen ihn noch bedrängt hatten, hatten seine Nerven den Geist aufgegeben. Was hatte das denn bitte damit zu tun, dass Saga am Vorabend versucht hatte, ihn zu küssen? * Kai saß bei Ruki zuhause und chattete wie ein verliebter Teenager mit Miyavi per MSN. Er fühlte sich ungefähr 10 Jahre zu alt dafür, aber es war einfach zu lustig, um damit aufzuhören und wo er MSN doch extra dafür installiert hatte, musste er es auch nutzen. Sie hatten beide ihre Webcam angestellt und Miyavi hatte sich, wahrscheinlich extra um Kai zu ärgern, oben ohne vor seinen Laptop gesetzt und schickte Kai ständig zweideutige Nachrichten mit schlüpfrigen Emoticons, die diesen zum Lachen brachten. Leider fand der Spaß ein jähes Ende, als Ruki nach Hause kam und Kai mit einem „Wir müssen mal reden“ begrüßte. Kai verabschiedete sich von Miyavi, versprach ihn später anzurufen und schenkte anschließend Ruki seine Aufmerksamkeit. Er merkte, dass er ziemlich gestresst aussah, obwohl sie doch Urlaub hatten und Ruki nicht ständig von Termin zu Termin rennen musste, wie üblich. „Ist irgendwas? Du siehst ein bisschen fertig aus“, merkte er vorsichtig an. Ruki nickte und seufzte. „Ich war heute bei meinem Therapeuten und irgendwie… ach, es ist einfach nicht so toll gelaufen, aber darüber wollte ich mit dir eigentlich nicht sprechen.“ „Sondern?“ „Über deine Wohnungssuche!“ Kai biss sich auf die Unterlippe. Er verbrachte momentan seine Freizeit mit allem möglichen und unmöglichen – minus nach Wohnungen zu suchen. Ihm gefiel die kleine Wohngemeinschaft mit Ruki ziemlich gut und er konnte sich absolut nicht vorstellen, alleine zu wohnen. Er hatte gehofft, dass Ruki sich an ihn gewöhnen und immer um sich herum haben wollen würde. Sah er denn die Vorteile eines Mitbewohners nicht? „Also das mit der Wohnung“, fing er an und überlegte, wie er es Ruki am besten sagen sollte. „Naja, bisher hab ich nicht so wirklich etwas Passendes gefunden und eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich nicht einfach hier bleiben kann.“ „Für wie lange?“ „Na für immer!“, fügte Kai zögerlich hinzu. Er hatte gehofft, dass er das mit seiner letzten Aussage klar gemacht hatte, aber Ruki schien wenig begeistert und starrte ihn kurz mit aufgerissenen Augen an, ehe er sich wieder fing und sich räusperte. „Also Kai, ich hab echt nichts dagegen dich bei mir zu haben, aber eben nur vorrübergehend. Ich bin der Typ Mensch, der lieber alleine wohnt, anstatt ständig Gesellschaft zu haben. Ich dachte, das wäre dir klar. „Ja schon“, gab Kai enttäuscht zu, „aber ich hatte gehofft, dass es dir doch gefällt mit mir zusammen zu wohnen und ich bleiben darf.“ „Hier ist doch noch nicht mal Platz für zwei. Du kannst auf Dauer nicht im Wohnzimmer kampieren.“ „Ja, ich weiß ja. Es ist nur so… ich mag einfach nicht alleine wohnen. Ich finde den Gedanken daran, ständig alleine zu sein, ganz furchtbar. Bisher habe ich noch nie ganz alleine gewohnt.“ „Hast du denn schon mal daran gedacht, mit Miyavi zusammen zu ziehen? Er hätte da sicher nichts dagegen und bei ihm musst du bestimmt auch nicht auf dem Sofa schlafen“, schlug Ruki vor. Natürlich hatte sich Kai diese Idee selbst schon mehrmals durch den Kopf gehen lassen und er war sich ziemlich sicher, dass Miyavi sich über ihn als Mitbewohner freuen würde. Kai war aber immer noch der Ansicht, dass er es mit Miyavi langsam angehen lassen sollten und zusammen ziehen stand dabei außer Frage. Es sah also ganz danach aus, als würde er sich tatsächlich eine eigene Wohnung suchen müssen, denn ansonsten kannte er niemanden, der sich nach einem Mitbewohner umschaute und mit jemand wildfremdes wollte er auch nicht gerade zusammen ziehen. Vielleicht sollte er einfach wieder zu seiner Mutter ziehen. Die nahm ihm wenigstens die Aufgaben im Haushalt ab und sein altes Zimmer gab es ja auch noch. „Nee, also mit Miyavi kann ich jetzt noch nicht zusammen ziehen“, erklärte er Ruki, „gib mir noch ne Woche, dann bin ich weg, okay?“ „Okay. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich will dich nicht von jetzt auf gleich loswerden. Ich wollte nur klarstellen, dass das hier keine Lösung auf Dauer sein kann.“ Kai nickte und lächelte matt. Sein Laptop war ja noch an. Da konnte er sich gleich nach Wohnungen umschauen und so wenigstens schon mal seinen guten Willen zeigen. Und wer wusste es schon, vielleicht fand er ja die perfekte Traumwohnung, in die er sogar gerne ziehen würde! * Das Gespräch mit Kai war besser als erwartet gelaufen, jetzt musste er sich nur noch bei Saga entschuldigen und dann war hoffentlich Rukis Welt wieder in den Fugen. Sein Vorhaben wollte er auch gleich in die Tat umsetzen. Nach einem schnellen Abendessen hatte er sich geduscht und umgezogen und stand jetzt vor dem Haus, in dem Saga wohnte. Er war ein bisschen nervös – Entschuldigungen fielen ihm nicht unbedingt leicht – aber er hoffte, dass Saga es nicht bemerken würde und ihm vor allen Dingen auch verzeihen würde. Er drückte auf die Klingel und wartete, dass Saga sich meldete, allerdings blieb die Gegensprechanlage stumm. Scheinbar war er nicht zuhause. Ruki hatte vorher nicht angerufen, weil er die Sache Face to Face klären wollte und nicht am Telefon. Das wäre ihm feige vorgekommen. Er hatte sich schon wieder umgedreht, um zu gehen, als es doch in der Leitung knackste und Saga sich meldete. „Hey, hier ist Ruki. Kann ich hochkommen? Ich würde gerne mit dir reden.“ Für einen Moment herrschte wieder Stille und Ruki dachte schon, Saga würde ihn einfach so stehen lassen, weil er ihn nicht sehen wollte. Dann jedoch hörte er den Türsummer und drückte die Tür schnell auf. Gesagt hatte Saga dennoch nichts und so hoffte Ruki, dass er ihn auch wirklich sehen wollte und ihm nicht nur kurz den Kopf abreißen und dann die Treppe runterschubsen wollte, weil Ruki ein Idiot war und eine solche Behandlung verdient hatte. Saga wohnte im dritten Stock. Ruki war ewig nicht mehr hier gewesen, weil sie sich meistens auswärts oder bei ihm trafen und er war sich nicht sicher, ob sein Herz gerade etwas raste, weil er die Treppen nahm oder weil er ein bisschen Angst davor hatte, Saga gegenüber zu treten. Als er im dritten Stock ankam, lehnte Saga mit verschränkten Armen in seinem Türrahmen und verfolgte mit seinen Augen jede seiner Bewegungen. Ruki schluckte. Wo war sein unantastbares Ego, wenn er es mal brauchte? Wieso fühlte er sich bei Sagas Anblick plötzlich ganz klein? tbc. Eigentlich wollte ich ja noch schreiben, wie das Gespräch mit Saga läuft, aber das weiß ich selbst noch nicht wirklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)