Sometimes in order to live you have to die von -juujun- (a little bit) ================================================================================ Kapitel 7: 7. a new life? an old death ... ------------------------------------------ Jui Kraftlos lies ich mich auf den Boden fallen. Die Wunde blutete nun stärker, da ich meine Stirn noch oft gegen die Wand geschlagen hatte. Ich wusste nicht was Dai nun mit mir vorhatte, aber ich hatte schnell den Entschluss gefasst das ich mein Leben gleich hier beenden wollte. So konnte ich meinen Herren vielleicht Arbeit ersparen - das war das mindeste was ich tun konnte, nachdem ich ihm diesen Anblick geboten habe. Ich spürte dass ich langsam schwächer wurde - ganz langsam - aber es fühlte sich so richtig an. Hier hatte ich schließlich nichts mehr verloren. Kaoru Es war doch fast zu einfach! Es benötigte nicht viel Fingerspitzengefühl um den Palast unbemerkt zu betreten und noch weniger um an den Wachen vorbeizukommen. Mich wieder einmal in so einer Umgebung zu bewegen, rief Erinnerungen wach, die alles andere als gut waren, aber mit jedem Schritt, den ich machte, wurde das Verlangen größer diesen Jungen kennen zu lernen, der dort in seiner Verzweiflung zu versinken drohte. Sein Schmerz zeigte mir den Weg, er war wie ein Faden, der mich langsam immer näher zu ihm hinzog und nicht erlaubte, dass ich mich in den Gängen und Gärten des Geländes verirrte. Er führte mich schließlich zu einem langen Gang. Dunkelheit. Wieder diese bedrohliche Dunkelheit, aber diese war schlimmer, als die Dunkelheit draußen unter dem freien Himmel. Wie lachhaft, dass ein Vampir vor der Finsternis Angst haben sollte, nicht wahr? Ich blieb vor einer schweren Tür stehen. Sie war das Tor zu einem neuen Abschnitt meines Lebens... zumindest kam es mir so vor, als ich das Schloss entriegelte und sie öffnete. Jui Ich hörte dass die Tür sich öffnete - doch es klang so weit entfernt. Klar sehen konnte ich nicht - schon gar nicht weil es so dunkel war. Ich wollte jetzt keine Gesellschaft ... alles was ich wollte war in Ruhe sterben. Dai und seinem Personal keinen Ärger mehr machen. Kaoru Still, völlig lautlos betrat ich den Raum, ließ die Tür hinter mir wieder zufallen. Dank meiner geschärften Sinne, konnte ich auch mit so wenig Licht wie in hier noch gut sehen, wandte den Blick auf die bemitleidenswerte Gestalt auf den Boden. Er hatte sich nicht bewegt, seit ich an diesem Abend wieder auf ihn aufmerksam geworden war. Seine ganze Aura strahlte eine unendliche Todessehnsucht aus... genau wie Keiko... damals. Aber ich hatte mir geschworen, ihn zu retten, ja, ihm würde es nicht so ergehen, wie meiner kleinen Keiko. Ich würde ihn nicht im Stich lassen. Immer noch ohne ein Wort zu sagen, forschte ich in seinen Gedanken, wollte seinen Namen erfahren, doch alles was mir entgegen sprang, war der Gedanke an diese andere Person, sein Name Dai... Daisuke... ja, der Kaiser. Von Anfang an hatte ich mir schon so etwas gedacht, dass dieser Junge wohl nichts anderes war, als ein Liebessklave. Sogar das schien ihn im weitesten Sinne mit Keiko zu verbinden. Der Geruch nach Blut erfüllte die Luft. "Wie heißt du?", fragte ich schließlich leise. Jui Die Schritte waren so anders als alle die ich je gehört hatte. So leise und anmutig. Er hatte eine so liebewürdige Stimme, sie lies den Kerker gleich warm und gemütlich wirken. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm, wollte nicht das dass Schwindelgefühl zu schnell zurückkehrte. "Jui ... und ihr mein Herr?" fragte ich leise. Mochte ich diesen Mann doch auf Anhieb, obwohl ich mein halbes Leben lang nur einen Menschen mochte ... Dai... Kaoru Seine Stimme... sie brachte sofort ein Lächeln auf meine Lippen und ich wusste sofort, schon in diesem Augenblick, dass ich Jui nie wieder gehen lassen würde. "Jui...", wiederholte ich lautlos. "Mein Name ist Kaoru.", antwortete ich dann auf seine Frage, kam näher auf ihn zu und strich ihm durch das weiche Haar. Sein Blut roch so süß, so verlockend... "Was hat dich so sehr in die Verzweiflung getrieben, Jui?" Nun war ich wirklich gespannt, das große Rätsel würde gelöst werden. Aber unabhängig von der Antwort, stand meine Entscheidung doch immer noch fest. Jui Sein Lächeln war so schön ... es hypnotisierte mich, sodass ich ihm einfach antworten musste. Vorsichtig lehnte ich mich an die Hand, die durch mein Haar strich. Es schien mir als wären Jahre vergangen, seit mir zuletzt solche Zärtlichkeiten geschenkt wurde. Es tat aber auch weh. Dai würde mir nie wieder so viel Aufmerksamkeit und Liebe schenken. "Ich gab Daisuke mein Leben ... er hat es weggeworfen ..." war meine resignierte, hoffnungslose Antwort. Ich würde sterben, auch wenn Kaoru jetzt hier war. Oder hatte Daisuke ihn geschickt um mich zu töten - die Welt vor meiner unansehnlichen Existenz zu befreien? Kaoru Ich ließ meine Hand weiter über seine Wange wandern, meine Fingerspitzen berührten das warme Blut, dass aus der Wunde an seiner Stirn floss. Seine Antwort war auf gewisse Weise zu erwarten gewesen. Was sollte jemanden wie ihn, der sein Leben wohl in Gefangenschaft verbrachte, auch sonst so berühren? "Dann war er deiner nicht wert.", gebe ich ehrlich zurück. Wie konnte man das Leben eines solchen Jungen nicht ehren? War das Leben nicht ein zu großer Schatz um es einfach fortzuwerfen? "Trauere nicht um ihn, Jui, vergieße keine Tränen mehr um ihn. Die Welt wartet auf dich, sie steht dir offen!" Nicht aufhörend seine warme Haut zu liebkosen, hob ich die andere Hand und wischte ihm etwas von dem Blut von der Stirn. Es war zu verlockend. Langsam leckte ich es von meiner eigenen kalten Haut. So süß... so verlockend... Jui "Bitte ... erinnert mich nicht an ihn ...es ist schmerzhaft." ich wollte jetzt nicht daran denken das ich seiner nicht wert war. Es war so schön wie seine kühlen Finger mein Gesicht berührten. Auch wenn er durch da Blut strich - es war mir egal. Ich fühlte mich gerade zu wohl. Seine Aura war wirklich magisch. Eigentlich sollte ich sterben, doch nun wand ich mich - nur um noch mehr Berührungen zu erfahren. Kurz strich ich über die zarte Haut, als seine Hand sich wieder meinen Wangen zu wand. "Ist ihnen kalt, Herr? Ich weiß dass es hier nicht sonderlich warm ist. Entschuldigt." Kaoru "Nein, mir ist nicht kalt.", beruhige ich ihn, weiterhin lächelnd ob seiner Sorge. Trotz seines Kummers schien er sich trotzdem doch mehr für andere als für sich selbst zu interessieren. "Ich friere nicht und ich fühle keinen Schmerz, Jui." Nun gut, es war ein Lüge, aber zumindest empfand ich Schmerz nicht so wie er. Mit der Zeit begann man den seelischen Schmerz zu vergessen, sich nicht mehr davon berühren zu lassen. Nur Keiko... ja, sie hatte mich noch berührt... mir diese Schmerzen zugefügt... "In meiner Welt gibt es keinen Schmerz. Nur Freiheit... grenzenlose Freiheit." Es war ein wunderbares Gefühl, wie Jui langsam wieder aus seiner Verzweiflung auftauchte... vielleicht war da sogar schon so etwas wie Hoffnung? Ich wollte ihn lachen sehen, wollte, dass er glücklich war, nichts weiter. Jui Meine Probleme, ja sogar mein Schmerz, verschwand in einem undurchdringlichen Nebel, dem ich nicht folgen konnte. Nur das Lächeln des Mannes vor mir war noch wichtig. Ich verstand den Sinn der Worte die er sagte nicht ganz, und doch freute es mich ungemein dass er zu mir sprach. ich liebte seine kühle, aber doch so fürsorgliche Stimme vom ersten Augenblick an. Er kam mir fast vor wie ein Traum. Denn nur die Traumwelt war die Welt in der es keinem Schmerz, dafür aber Freiheit gab. Dennoch hatte ich das Gefühl etwas sagen zu müssen, und so entschied ich mich diesen Gedanken auszusprechen, hatte ich doch das merkwürdige Gefühl ihn nicht verärgern zu können. "Seid ihr ein Traum, mein Herr?" Kaoru Ich lachte leise. "Nein, ich bin kein Traum, Jui." Alles andere als das. Aber er kam mir vor wie einer, denn nach Keikos Tod hatte ich nicht mehr erwartet jemals wieder jemanden wie sie kennen zu lernen. Und hier war nun Jui, ihr so ähnlich und doch auf seine Weise scheinbar völlig anders. "Möchtest du Freiheit, Jui? Ein Leben, das dir gehört? In dem du deine eigenen Entscheidungen treffen kannst und wo niemand dir Schmerzen zufügen kann?" Ich legte sanft beide Hände an seine Wangen, strich weiter über diese samtene Haut. "Ich kann es dir geben, Jui. Du musst es nur sagen." Seine Entscheidung war mir bereits klar, doch ich wollte ihm die Wahl lassen. Obwohl er noch nicht wusste, was auf ihn zukommen würde, es erst spüren würde, wenn es zu spät war, würde er mir schließlich doch niemals vorwerfen können, dass ich ihn zu irgendetwas gezwungen hatte. Jui Verwirrt sah ich ihn an. Freiheit. Leben. Kein Schmerz. Ich wusste nicht wie er das anstellen wollte. Doch es gab etwas was mir an seiner Vorstellung nicht gefiel. "Ich mag keine eigenen Entscheidungen treffen ... Würdet ihr das für mich tun können?" Es war unhöflich - meine Frage - doch ich wusste dass ein Leben ohne Führung mir nichts bringen würde. Vorsichtig schmiegte ich mich an die Hände an meinen Wangen. Auch wenn seine Hände so kühl waren, waren sie doch so zärtlich. Kaoru Es war erschreckend, wie ich schon nach diesen wenigen Minuten in seiner Gegenwart geradezu verzaubert war. Alles an ihm war so liebenswert, sanft, die verkörperte Schönheit dieser Welt, die alles andere in ihren Schatten stellen konnte. Ich wollte alles tun um ihm seine Wünsche zu erfüllen, wollte, dass er mich liebte... ja, so sehr ich mich auch an die Einsamkeit gewöhnt hatte, nachdem ich Keiko kennen gelernt hatte kam sie mir plötzlich unerträglich vor. "Wenn es nur das ist, was dich beunruhigt, Jui..." Am liebsten hätte ich gar nicht mehr aufgehört ihn so zu liebkosen, auf diese beinahe schon unschuldige Weise. "Ich werde jede Entscheidung für dich treffen, wenn du das willst. Du musst mir nur in meine Welt folgen." Jui Er schien mich zu wollen. Schien mich aufnehmen zu wollen, lieben, mir Aufmerksamkeit schenken. Es klang wie ein schöner Traum. Ich war mir bereits nach diesen wenigen Worten so sicher das er mich nicht im Stich lassen würde - ich konnte es mir selbst nicht erklären. "Ich mag ihnen folgen, Kaoru. Aber ihr müsst mich führen, denn ich weiß nicht wohin." Ich mochte diesen Mann so sehr. Ich wäre ihm auf Anhieb überall hin gefolgt. Selbst in den Tod. Nicht verwunderlich, denn hier wartete auch nur noch der Tod auf mich. Und dieser würde gewiss schmerzhaft werden. Kaoru Erstaunlich, wie schnell er Vertrauen fasste... aber es war gut so, besser, als wenn ich ihn lange hätte überreden müssen. Aber so schien es bei allen zu sein, die dem Bann eines Vampirs verfielen, so sehr es mich selbst nach so vielen Ewigkeiten immer noch überraschte. "Ich werde dich bis zum Ende der Welt führen, Jui.", versprach ich ihm ernst und streckte ihm die Hand entgegen. "Du brauchst keine Angst haben, denn ich werde dich niemals allein lassen." Jui Inzwischen strahlend nahm ich die kühle Hand Kaorus. Ich lächelte sogar ein wenig. Schließlich hatte er mir gerade meinen großen Traum versprochen. Nie alleine sein. Nie. Geführt werden. Für immer. Große Gedanken wo er mich hinführte machte ich mir nicht. Daisuke hatte gesagt ich könnte gehen - wenn ich wollte. Und da ich ihm egal war würde es ihn nicht einmal stören. Kaoru Ihn ermutigend anlächelnd, zog ich Jui hoch, legte meine Arme um ihn, genoss das Gefühl über alle Maßen. Die Hitze, die von seinem Körper ausging, war verlockend, der Geruch seines Blutes verstärkte dies nur noch. Die Aussicht, bald davon kosten zu können, brachte mein kaltes Herz dazu schneller zu schlagen, der Durst plötzlich viel mehr als nur ein unangenehmes Gefühl, das sich die ganze Zeit leicht zurückhalten lassen hatte. Doch jetzt schrie alles in mir geradezu danach meine Fänge in seine Haut zu bohren, mehr von dem süßen Blut zu bekommen, von dem ich zuvor schon gekostet hatte. Eng drückte ich ihn an mich, verschloss seine Lippen mit meinen, wollte ihn nur ein einziges Mal küssen, solange er noch so voller Leben war. Sie waren weich und fühlten sich genauso an Keikos... Jui Bereitwillig lies ich mich in eine Umarmung ziehen. Sie fühlte sich so anders an. Ich konnte in ihr spüren dass dieser Mann mich brauchte. Warum? das wusste ich nicht. Doch ich genoss es wie seine kühlen Arme mich in eine starke Umarmung zogen aus der ich nicht hätte fliehen können - selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich erschrak als ich seine Lippen auf meinen spürte. Sie waren so kalt wie der Tod. Doch ich lies ihn gewähren, öffnete sogar gerne meinen Mund für seine Zunge, nahm mir aber schon vor mich schnell von ihm irgendwo hin führen zu lassen wo es wärmer war. Der Arme Mann musste doch schrecklich frieren auch wenn er es nicht zugab. Für diesen Moment schmiegte ich mich an ihn, wollte ihm etwas von meiner Körperwärme abgeben, wollte ich doch nicht das mein Gegenüber erfriert und mich letztendlich doch allein lies. Als der Kuss beendet war nahm ich seine Hand wieder in meine. "können wir gehen, mein Herr?" Kaoru Wie könnte ich ihm überhaupt eine Bitte abschlagen? Natürlich gar nicht und so nickte ich einfach nur, immer noch das verblassende Gefühl dieses ach so süßen Kusses genießend, drückte seine Hand ermutigend. "Du musst leise sein. Wenn uns jemand entdeckt... nun, sagen wir, die Nacht würde dann wohl nicht so schön enden." Trotz der warnenden Worte, schenkte ich Jui ein aufmunterndes Lächeln. Schließlich verließen wir den Palast auf dem gleichen Wege, auf dem wir gekommen waren, unentdeckt zum Glück. Mittlerweile war es gänzlich dunkel draußen, die Dämmerung war vorüber, die Sterne funkelten über uns, nur wenige Wolken waren noch am Himmel. Sobald wir uns in sicherer Entfernung zum Palast befanden, blieb ich stehen und zog Jui wieder näher in meine Arme. "Halt dich an mir fest. Und schließ die Augen, Jui!", wies ich ihn an. "Öffne sie nicht, bis ich es dir sage!" Mit diesen Worten umschlang ich seinen zierlichen Körper fest und erhob mich in die Luft; der kühle Nachtwind schlug mir sofort ins Gesicht, doch das war etwas, woran man sich wohl über die Zeit hinweg gewöhnte. Es war ein geringer Preis, um dafür die Freuden des Fliegens erleben zu dürfen! Jui Nur widerwillig schloss ich die Augen, war diese Welt doch so unbekannt und neu um mich herum, ich traute mich kaum zu blinzeln - nur um nichts zu verpassen. Selbst als er mich anwies die Augen nicht zu öffnen, gehorchte ich nur widerwillig. Ich wollte sehen was geschah, wollte sehen warum der Wind auf einmal so kühl war und meine Füße den Boden nicht mehr berührten. "Kao ... was tut ihr?" Kaoru Selbst mit meinen geschärften Sinnen konnte ich Juis Worte nur schwer verstehen, doch ich schwieg. Wie hätte ich einem Menschen auch erklären sollen, was hier gerade mit ihm geschah? Um derartige Fragen zu beantworten blieb später noch Zeit genug, er würde alles verstehen, wenn er bereit dazu war. Vorerst jedoch gab es wichtigere Dinge zu tun. Nur wenige Minuten vergingen bis wir Kyoto weit unter uns ließen und nicht sehr viel später landeten wir sanft im Garten meines Anwesens, das sich weiter außerhalb der Stadt befand. So war es viel einfacher, man musste keinen Nachbarn erklären, warum man tagsüber nie das Haus verließ, diese Lektion hatte ich bereits sehr früh gelernt. "Du kannst die Augen wieder öffnen.", flüsterte ich Jui leise ins Ohr, ließ ihn jedoch nicht aus meiner Umarmung, genoss weiter diese wunderbare Wärme, die er ausstrahlte. Jui Ich drückte mich näher an ihn. Ich zitterte und mir war sehr kalt. Doch in Kaorus Umarmung konnte ich keine Wärme finden, wir waren wohl beide sehr ausgekühlt. Ich sah mich nur kurz um. Es war viel zu dunkel hier um viel zu erkennen. Ein großes Haus. Weit und breit keine anderen. Aber dieses einsame Haus wirkte sehr schön und sehr alt. Feste Steinmauern mit dezenten, teilweise fremd wirkenden Verzierungen. Das Gras im Garten war hoch, verwahrlost - zumindest ein bisschen. "Bitte, Kaoru. Können wir hinein gehen? Ihnen ist doch nun wirklich kalt ..." sagte ich, fast schon flehend. Mir war unglaublich kalt. Kaoru Ich verlor nicht viel Zeit und führte ihn ins Haus. Es war dunkel und normalerweise blieb es das auch, da ich auch ohne viel Licht meist genügend sehen konnte, doch in dieser Nacht zündete ich sofort einige Kerzen an, machte mich dann daran den Kamin zu entzünden. Mit jeder verstreichenden Minute begann der Durst mehr an meinem Verstand zu nagen, das Raubtier in mir zu wecken, doch ich wollte Jui nicht verschrecken, nichts überstürzen. Nachdem alles fertig war, bedeutete ich ihm, sich auf die großen Sitzkissen vor dem Kamin zu setzen und legte ihm eine reich verzierte Decke um die Schultern, ein Erinnerungsstück an die Jahre, die ich in Europa verbracht hatte. So wenig man es von einem Unsterblichen vielleicht auch erwartete, hing ich doch sehr an solchen Dingen, sie ließen mich nicht vergessen, dass ich trotz allem immer noch ein Teil der Gesellschaft sein konnte. Ich setzte mich neben ihn, wandte meinen Blick in die Flammen. Ab jetzt würde sich wohl alles verändern... Jui Ganz nah rutschte ich an das Feuer und stellte zufrieden fest wie mir die Wärme, die es ausstrahlte, in die Glieder kroch. Zufrieden stellte ich fest das Kaoru mir gefolgt war. Auch er sollte sich dringend aufwärmen. Vorsichtig kuschelte ich mich an ihn, legte die Decke - die er mir gegeben hatte, mit über ihn. Er war noch fast genauso ausgekühlt wie im Kerker, wurde nur langsam warm. Vorsichtig kuschelte ich mich an ihn, war ich doch schon etwas erwärmt und wollte ihm etwas davon abgeben. Kaoru Nur selten war bisher überhaupt ein Sterblicher hier gewesen. Und wenn, war derjenige nie besonders lange geblieben. Jui sollte bleiben, für immer an meiner Seite, wie noch niemand zuvor. Ich hatte es in dem Moment gewusst, da ich ihn das erste Mal sah, wenn nicht sogar, als ich in jener Nacht das erste Mal seinen Schmerz gespürt hatte. Seine Nähe ließ mich mich wieder lebendig fühlen. Ich hielt ihn fest, obwohl ich ihm keine wirkliche Wärme geben konnte, doch bald würde das ohnehin unwichtig werden. Vorsichtig küsste ich seine Wange, wanderte hinab zu seinem entblößten Hals. Das Blut pulsierte geradezu unter der dünnen Haut und war mehr als nur verlockend. "Vertraust du mir, Jui?", fragte ich leise. Jui Viel schneller als ich denken konnte - und gerade über so ein Frage sollte man lange nachdenken - Vertrauen ist schließlich nichts was man jedem Dahergelaufenen gab. Doch etwas anderes als "Ja." brachte ich nicht über meine Lippen. Es fühlte sich alles so richtig an. Seine Lippen auf meiner Wange, die langsam zu meinem empfindlichen Hals wanderten, die Umarmung in die er mich gezogen hatte. Es war mir gleichgültig was er mit mir anstellen würde - ich würde ihm vertrauen - wollte ihm vertrauen - wollte für immer bei ihm sein ... Kaoru Ich wollte und konnte mich nicht länger zurückhalten. Seine Antwort war zwar nicht völlig überzeugt, doch er hatte sich entschieden mir vertrauen zu wollen und das war genug. Der Rest würde sich noch ergeben. Ich zog ihn so zu mir, dass er mit dem Rücken an meine Brust gelehnt saß und streichelte ihm beruhigend über den Bauch, während ich meine Fänge in seinen Hals bohrte. Das heiße Blut strömte in meinen Mund und es war der süßeste Geschmack, den ich jemals gekostet hatte, heiß und voller Leidenschaft, sodass es mir fast schon Leid tat, es ihm zu nehmen. Jui Schnell verkrampfte sich mein Körper als sich Kaorus spitzen Zähne in meinen Hals bohrten. Konnte ein Mensch überhaupt so spitze Zähne haben, dass sie meine Haut so einfach durchdringen konnten? Mir wurde unglaublich schwindelig. Auch wenn ich die Augen schloss drehte sich alles nur noch. Angsterfüllt hielt in mich an Kaorus Arm fest, hatte das Gefühl der Realität entzogen zu werden und Kaoru sei der einzige der mich hier halten konnte. "Kao ..." hauchte ich leise. Konnte ich doch schon spüren wie die Kraft meinen Körper zusammen mit meinem Blut verlies. Von immer weiterer Entfernung schien ich Kaorus hastige Schluckgeräusche zu hören. Bald war mein eigenes, schlagendes Herz das einzige, was ich noch hörte. Es schlug so hastig wie Kaoru trank. Kaoru Mit jedem Augenblick schwand seine Kraft, doch meine nahm zu. Wie jedes Mal war es ein ekstatisches Gefühl, von dem ich nie genug bekommen würde, doch ich wusste genauso gut, dass ich mich beherrschen musste. Unsere Herzen schlugen in völligem Einklang, auch wenn seines immer schwächer wurde, versuchte das wenige Blut in seinen Adern zu pumpen, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis es das nicht mehr schaffte. Doch bevor es so weit war, ließ ich von ihm ab, hielt ihn weiter fest an mich gedrückt. "Hör mir zu, Jui...", flüsterte ich leise in sein Ohr, horchte genau auf sein Herz, um ihn nicht doch noch zu verlieren. "Du brauchst keine Angst zu haben, in Ordnung? Bleib ganz ruhig..." Mit diesen Worten biss ich mir selbst in die Zunge, konnte sofort mein eigenes Blut schmecken, und zog ihn in diesen einen entscheidenden Kuss. Jui Die Töne meines Herzens wurden leiser und leiser, wurden schließlich von einem unangenehmen rauschen in meinen Ohren übertönt. Das musste wohl das Ende sein. Schade - denn ich hätte gerne noch etwas mehr Zeit mit ihm verbracht. Doch es war durchaus romantisch - so in seinen Armen zu sterben - durch seine Hand. Früher, als ich noch bei Daisuke lebte - hatte ich mir oft vorgestellt durch dessen Hand zu sterben. Mehr weil es unausweichlich erschien als das ich es mir wünschte - doch immer öfter stieg in Erinnerung an eben jene Träume das Gefühl der Zufriedenheit in mir auf. Ich wollte nicht von irgendjemanden getötet werden - nein, es sollte jemand sein dem ich etwas bedeutete. Er lies von mir ab, sprach etwas zu mir - doch es klang für mich wie eine fremde Sprache, die ich nicht verstand. Bald schon darauf schlängelte sich eine blutende Zunge zwischen meine Lippen. Fast schon begierig nahm ich sie auf, wollte mich auch an ihr festhalten, so wie ich mich an Kaoru festhielt. Ich saugte an ihr, auch wenn ich viel Blut dadurch schluckte. Zu meiner Verwunderung war es nicht mein eigenes, das ich dort schmeckte. Dieses Blut war so herb und eisenreich - es schmeckte förmlich nach Kaoru - es schmeckte so Maskulin wie dieser Mann. Und wenn er mir sein Blut so bereitwillig gab, so würde ich es auch trinken. Kaoru Mit jedem Tropfen Blut, den ich ihm zurückgab, wuchs meine Überzeugung, dass ich das Richtige tat. Die einzige Entscheidung die ich in Bezug zu Jui treffen konnte. Minuten vergingen, schon bald begann mein ganzer Körper zu schmerzen und ich wusste, dass es ein Warnzeichen war. Mehr konnte ich ihm nicht geben und löste mich langsam von ihm, drückte ihn ein Stück von mir weg. Denn wer einmal das Blut eines Unsterblichen gekostet hatte, der würde freiwillig nie wieder aufhören zu trinken. Trotzdem hielt ich ihn weiter fest, ergriff seine Hände um ihn daran zu hindern, sich möglicherweise mein Blut mit Gewalt zu holen. Es würde nicht mehr lange dauern und ich wollte nicht, dass er dachte, ich würde ihn allein lassen... Nein, so etwas wollte ich niemandem antun... alleine zu sterben war wohl das schlimmste, was man einem Menschen antun konnte... Jui Ich konnte mich kaum wehren, als er sich mir wieder entzog. Doch noch immer konnte ich seine Anwesenheit spüren und sie beruhigte mich sehr. Doch ich spürte wie ich trotz seines Blutes immer schwächer wurde. Immer schwerer fiel es mir Luft in meine Lungen zu ziehen, fast schon glaubte ich sie nicht mehr zu brauchen. Meinen Körper spürte ich auch kaum noch. Noch einmal sah ich in Kaorus beruhigende Augen, bevor Dunkelheit mich einhüllte. Kaoru Als Jui die Augen schloss, war es mir wie ein Stich ins Herz, doch ich wusste, dass es nicht anders ging. Sein Herzschlag wurde immer schwächer, sein Atem ging flach. In meinen Armen wurde sein Körper schlaff, doch ich ließ ihn keine Sekunde los. Es dauerte nicht lange, bis sein Puls aufhörte, er tot war. Obwohl ich wusste, dass es nicht lange dauern würde, ergriff mich trotzdem eine Angst, dass er vielleicht nicht mehr aufwachen könnte, so unsinnig sie auch war. Es war lange her, dass ich dies hier miterlebt hatte, die Geburt eines neuen Vampirs, und nie hatte es mich so berührt. Das Feuer flackerte, Funken flogen, das einzige Geräusch in der Tiefe dieser Nacht war das leise Knacken des Holzes. Ich wagte kaum zu Atmen. Sekunden wurden zu Minuten und es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bevor Jui sich endlich wieder regte. Jui Plötzlich sah ich Kaoru wieder. Er war genau vor mir, hatte sich über mich gebeugt. Seine Augen strahlten mich in den grellsten Farben an - doch wich ich seinem Blick nicht aus, konnte es gar nicht. Vorsichtig erhob ich meine Hand, strich über seinen Arm. Seine Haut fühlte sich so anders an unter meinen Fingern. Völlig fasziniert von diesem neuen Gefühl, jede einzelne, noch so feine Pore spüren zu können. "Was ist mit mir passiert, Kaoru?" fragte ich ganz leise, war überrascht - es fühlte sich so anders an zu sprechen. Meine Stimme hallte so laut in meinen Ohren wider. Kaoru Weiterhin hielt ich ihn fest, wollte ihn nie wieder loslassen. So hätte es auch mit ihr sein sollen, mit Keiko... aber es war uns nicht vergönnt. Stattdessen hatte ich nun Jui, mein neuer Begleiter für die Ewigkeit. Doch wie sollte ich ihm erklären, was passiert war, was ich mit ihm getan hatte? Die richtigen Worte zu finden fiel mir alles andere als leicht. "Du bist jetzt so wie ich, Jui...", flüsterte ich, nur zu gut wissend, dass es anfangs schwer für ihn sein würde all die viel intensiveren Sinneseindrücke zu verarbeiten. "Du bist unsterblich. Frei von der Welt der Menschen. Alles was dich in deiner Welt einschränkt, ist das Licht der Sonne..." Ich war mir nicht sicher, ob dies nicht bereits zuviel für ihn war, so schnell, so früh nach seiner Verwandlung. Vorsichtig, als wäre er ein zerbrechliches Gebilde aus Glas, ließ ich meine Finger über seine jetzt kühle Haut wandern. Jui Die Berührung seiner Finger auf meiner Haut war so unglaublich intensiv. Schnell konzentrierte ich meine Sinne auf sie. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus, das mich fast wahnsinnig machte. In meiner Verzweiflung hielt ich seine Hand fest. Ich musste seine Worte erst einmal verarbeiten. Da waren viel zu viele Sinne auf einmal. Von draußen konnte ich die Blätter hören wie sie sich im Wind bewegten. Vereinzelt tapsten Kleintiere durchs Unterholz. Ich konnte spüren wie die Wärme des Feuers meinen Körper durchdrang. Ich sah zum Kamin. Sah kleinste Funken darin. So hatte ich ein Feuer noch nie gesehen. Was geschah nur mit mir? "Kaoru, warum ist alles so anders?" Ich verstand die Worte nicht die er mir sagte. Ich nahm sie als Informationen auf doch wusste ich noch nicht was sie für mich bedeuten würden. Doch viel lieber als die Zukunft wollte ich erst einmal die Gegenwart erklärt bekommen. Kaoru Ich seufzte leise, folgte seinem Blick in die Flammen und konnte mich erinnern als wäre es gestern gewesen, wie ich sie das erste Mal mit diesen neuen Augen gesehen hatte. "Du bist gestorben und wiedergeboren, Jui, dein Körper ist der gleiche geblieben, doch das Blut in deinen Adern hat sich verändert. Du wirst ewig so bleiben, wie du es jetzt bist, dich nicht verändern, nicht altern, nicht sterben. Krankheiten können dir nichts anhaben, genauso wenig wie Waffen. Das einzige, das dich töten kann, ist das Sonnenlicht und Feuer." Noch nichts kritisches, doch wie sollte er auf den nächsten Punkt reagieren? Ich verteilte sanfte Küsse auf seiner Stirn. "Unser Lebenselixier ist Blut, Jui. Wir müssen trinken, um stark zu bleiben. Wir müssen töten, um zu leben." Jui Immer mehr Informationen flossen auf mich ein. Alle speicherte ich in meinem Gedächtnis ohne sie verarbeiten zu können. Ich war also tot. Es fühlte sich nicht so an. War ich nicht immer noch lebendig? Ich schloss meine Augen, wollte Ruhe - um all das zu verarbeiten was auf mich einströmte. "Kao? Ich bin Müde. Kann ich mich schlafen legen?" Kaoru "Komm mit." Ich nickte, stand auf, zog ihn auf die Beine. Es war viel zu verarbeiten, viel zu akzeptieren und dies würde ihm wohl besser gelingen, wenn er nicht diese vielen Eindrücke hatte, die unaufhörlich von überall her auf ihn einströmten. Mir fielen diese Dinge längst nicht mehr auf; obwohl die Sinne eines Vampirs mit der Zeit feiner und empfindsamer wurden, hatte gelernt zu kontrollieren, welche Eindrücke mein Bewusstsein erreichten, welche nicht. Ich führte Jui eine Treppe hinunter, sie führte in einen Keller, den ich eigens bauen hatte lassen. Die Tür war aus schwerem Holz, dick und alleine kaum zu öffnen, wenn man nicht diese übernatürliche Kraft besaß, die jedem Vampir innewohnte. Dahinter lag ein Raum, in seiner Mitte ein Sarkophag, ein Meisterwerk ägyptischer Kunst und ein weiteres meiner hochgeschätzten Erinnerungsstücke. Vorerst würde ich ihn teilen. "Keiner kann diesen Raum betreten.", erklärte ich ruhig, führte ihn weiter in den Raum hinein. "Wir schlafen hier. Du brauchst keine Angst haben, Jui." Noch gut genug wusste ich, wie sich damals alles in mir dagegen gewehrt hatte, als ich das erste Mal in einem Sarg hatte schlafen müssen. Doch er ließ sich nicht beirren und kurze Zeit später lagen wir nackt und eng aneinandergekuschelt dort drinnen. "Schlaf, Jui." Ich küsste ihn noch einmal zärtlich, seine Lippen nun ebenso kalt wie die meinen. "Morgen Nacht beginnt dein neues Leben." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)