Beautiful Fate von Herzkirsche (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: Beautiful Homecoming ------------------------------- 1. Kapitel – Beautiful Homecoming "Warum musst du immer aus dem Rahmen fallen?" fragt die Mutter. "Warum hast du mich eingerahmt", fragt die Tochter. "Bin ich ein fertiges Bild?" Einen Monat später. Woodbury Mein Elternhaus umrahmte eine hell gestrichene Fassade, die mir bei meinem letzten Besuch noch nicht aufgefallen war. Wahrscheinlich war sie erst in den letzten zwölf Monaten gestrichen worden. Das Weiß versprühte einen Hauch von Luxus und Reinheit. Doch beides traf nicht unbedingt auf die darin Wohnenden zu. Ich würde sogar sagen, diese Farbe hatte etwas Hypnotisierendes, Täuschendes. Vielleicht klingt der Vergleich weit hergeholt, aber er fiel mir just in diesem Moment ein, als ich vor dem Haus stand, in dem ich groß geworden war – und das damals noch in einem hellen grün erleuchtete. Ich dachte an das Märchen „Hänsel und Gretel“. Waren die beiden etwa nicht von einem mit Süßigkeiten überzogenen Haus angelockt worden, von dem sie schließlich naschten? Wie passte zu solch einer genialen Vorstellung eines Hauses ganz aus Süßigkeiten eine alte herpeserkrankte Hexe? Und genau diesen Kontrast bildeten meine Eltern. Ein schönes Haus und ein schönes Auftreten, einen guten Ruf und genügend Geld, aber einen seltsamen, manipulierenden Charakter. Selbst aus einiger Entfernung, um genau zu sein, von der anderen Straßenseite aus, wirkten die Fenster strahlend geleckt, wie es zu meiner Kindheit immer der Fall gewesen war. Meine Mutter war nie arbeiten gegangen und hatte deshalb den gesamten Haushalt übernommen, nebenbei Stadtfeste und Teepartys organisiert und immer darauf geachtet, den guten Ruf zu bewahren. Nur leider wurde ich älter. Mein Vater dagegen war der beste Anwalt Woodburys, hatte seine eigene Kanzlei gegründet und konnte sich ausrechnen, wie viel Überstunden er machen durfte, wenn ihm meine Mutter von den neusten Trennungen berichtete, die er dann alle übernahm. Woodbury war eine Kleinstadt, bei der man nie an Skandale gedacht hätte, wenn man sich aber die Akten meines Vaters durchlas, dann wurde man schnell eines besseren belehrt. Und nun war ich wieder hier. Ich mochte die Stadt, die vielen skurrilen Gestalten, die mich damals sooft erinnert hatten, dass es nicht nur meine Roboter-Eltern gab, sondern auch echte Menschen, und trotzdem zog es mich nur in Notfällen hierher. Ich trank meinen Kaffee aus und warf ihn beim Überqueren der Straße in die penetrant nach Maß gezupfte, grüne Hecke unseres Vorgartens, damit meine Mutter sich bei der Gartenarbeit aufregen konnte, und öffnete gerade das Tor, als mich jemand am Ärmel packte. „Man darf nicht einfach so die Straße überqueren.“, zeterte eine gebrechliche, alte Dame auf mich ein und ich musste aufpassen, dass ich nicht anfing zu lachen. Zum einen waren die Straßen in Woodbury alles andere als gefährlich und zum anderen erkannte ich in diesem Augenblick die Frau. „Mrs. Brown?“, fragte ich amüsiert und verwandelte mein aufkommendes Lachen in ein Husten. Wie in Zeitlupe griff die Alte zu ihrer dicken Brille und schob sie sich höher auf die Nase. Sie blickte mich intensiv an und dann schien bei ihr der Groschen zu fallen. „Die kleine Sarah!“, rief sie erfreut und drückte mich sofort an sich. Sie roch nach Motten gemischt mit zu viel Rosen- Parfüm. Schon als kleines Mädchen hatte ich diese Arten von Begrüßung gehasst. „Sakura.“, verbesserte ich und versuchte mich aus ihrer Umarmung zu befreien. „Ach ja, dieser seltsame koreanische Name.“, murmelte die Alte und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Eigentlich ist er aus dem Japanischen, aber egal. Ähm, wie geht es denn Mr. Brown?“, fragte ich höflich und nach allgemeiner Etikette, um meine Mutter nicht sofort für die nächste Teeparty bloßzustellen. „Tot“, krächzte die Alte und ich verspürte abermals ein Zucken in meinen Mundwinkeln, selbst wenn Mr. Browns Tod nicht lustig war, sondern eher wie seine Frau dies verkündete. „Oh. Mein herzliches Beileid, das muss sehr hart für Sie gewesen sein.“ Ich wünschte mir augenblicklich, nichts gesagt zu haben, als in Mrs. Browns Gesicht ein Fragezeichen zu erscheinen schien und sie nicht so wirkte, als wäre dieser Todesfall ein sehr großer Verlust für sie. „Der Tod holt uns alle.“, meinte sie ruhig und zog etwas hinter ihrem weiten, dunkelroten Rock hervor, dass sie dann die Straße entlang hinter sich herzog. Es war eine Katze, eine Katze an einer Hundeleine. „Komm Smokey, komm los. Machs gut, Sarah!“, verabschiedete sich Mrs. Brown und ließ mich breit grinsend zurück. Ja, Woodburys Menschen hatte ich vermisst, aber nun holte mich wieder mein eigentliches Anliegen ein und vorsichtig betrat ich unseren Vorgarten. Es würde mich nicht wundern, wenn jeder Grashalm abgemessen worden wäre, denn so wirkte der Vorgarten auf mich. Meine Mutter liebte die französischen Gärten. Zuhause in Hartford benutzte ich eine Karte aus ihrem Urlaub in Frankreich mit einem dieser Gärten als Untersetzer … Nervös tradierte ich mich vor der breiten – ebenfalls weiß gestrichenen – Haustür und drückte auf den Klingelknopf. Es war ein langgezogener in Schallen endender Laut, der ebenfalls neu eingestellt sein musste, da ich ihn nicht mit meiner Kindheit identifizierte. Es dauerte nicht lange, da hörte ich Schritte, die sich unaufhaltsam näherten, und schließlich wurde mir die Tür geöffnet. Zuerst dachte ich, sie erkenne mich nicht, aber dann verzog sie ihren sorgsam nachgezogenen roten Mund zu einem leichten, wenn auch verwirrtem Lächeln. Ich kannte meine Mutter zu gut, um diesen Blick als herablassend zu deuten, den sie mir schenkte. Gleich würde sie spitz werden, ich ahnte es. „Ist schon Weihnachten, Sakura? Ach nein, verzeih, du kommst ja nicht mal an diesem Tag deine Eltern besuchen.“ Mir fehlten die Worte. Ich war immer wieder bei den seltenen Treffen mit meiner Mutter überrascht, wie schnell sie in den Ring stieg. Die erste Runde hatte ich verloren. „Hi Mum.“, murmelte ich unsicher und räusperte mich kurz, damit meine Stimme wieder ihren natürlichen Klang annahm. „Darf ich reinkommen?“, fragte ich schließlich, da es mir ja niemand anzubieten schien. „Selbstverständlich“, meinte meine Mutter und trat zur Seite, sodass ich an ihr vorbei in den hellen Flur laufen konnte. Ohne etwas zu sagen, deutete sie in Richtung Wohnzimmer; eine Geste, die sie nicht gebraucht hätte, weil ich mich noch sehr gut an den Raum erinnern konnte, in dem vor fast zehn Jahren das Familiengericht getagt hatte. „Willst du einen Kaffee?“, fragte sie distanziert, nachdem ich mich auf eines der roten Sofas gesetzt hatte. „Lieber einen Martini.“, versuchte ich zu scherzen, allerdings blieb mir der Satz im Halse stecken, als ich ihren Blick auffing. „Kaffee klingt gut.“, verbesserte ich mich hustend und blickte Richtung Boden. Einen neuen Teppich hatten sie also auch. Mum verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit zwei kleinen Tassen Kaffee zurück, bei dessen Anblick mir klar wurde, dass dies zu wenig Koffein für ein Gespräch mit meiner Mutter war. „Ich habe deinen Vater soeben angepiept. Er wird gleich da sein.“, berichtete sie mir und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. Sie hatte sich in einen der beiden Sessel gesetzt - die Beine angewinkelt wie eine der Royals. Allein vom Zusehen taten mir die Beine weh. Die nächste halbe Stunde, bis sich mein geliebter Vater durch die Haustür schwängen würde, war zäh wie Gummi. In der Sympathie meiner Mutter war ich meilenweit gefallen, als ich im letzten Jahr nicht an Weihnachten nach hause gekommen war. Sie schien sich nicht sonderlich für mein Leben zu interessieren, weshalb ich ihr auch keine Passagen daraus erzählen wollte. „Hast du die Karte von deiner Tante Magda zum Geburtstag bekommen?“, fragte sie irgendwann, als selbst ihr die Stille unerträglich schien. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht mit Tante Magda. „Ja, hab ich bekommen.“, antwortete ich langsam und verkniff mir ein Grinsen, als mir einfiel, dass sie ebenfalls als Untersetzer genutzt wurde. „Sie wusste nicht, ob du sie bekommen hast. Sie war ja, wie du weißt, auf Hawaii.“ In diesem Moment drehte sich der Schlüssel im Schloss und mein Vater betrat das Haus. „Daddy!“, rief ich erleichtert und sprang auf, um den Fängen meiner schlecht gelaunten Mutter zu entgehen. „Hallo mein Schatz“, murmelte er, stellte seine Aktentasche auf dem Boden ab und musterte mich erfreut, bis er zu meinen Haare kam und sie ein paar Sekunden lang fassungslos fixierte. „Ist das rosa?“ „Oh ja, stimmt, du kennst mich noch nicht mit der Frisur, ich hab sie aber schon über ein Jahr. Gefällts dir?“ Mein Vater runzelte die Stirn, aber dann nickte er langsam. „Farbenfroh wie Vivienne Westwood!“, kommentierte er mit seiner tiefen Stimme und schälte sich aus seinem Jackett. „Wo wir schon beim Thema wären.“, murmelte ich und auf die Stirn meines Vaters legte sich ein bedenklicher Ausdruck; wir schienen beide an meine Mutter zu denken. „Nun Sakura, es ist an der Zeit, dass du deiner Mutter und mir den Grund deines Besuches nennst.“, begann mein Vater, als er, frisch umgezogen, mir gegenüber Platz nahm. Meine Mutter zu seiner Rechten schwieg beharrlich und musterte ihre Gardinen. „Ich bin hier,“, erklärte ich und achtete sorgsam auf meine Formulierungen. „weil ich eure Unterstützung brauche, denn ich will nicht als Zimmermädchen oder Kellnerin enden, denn das bin ich jetzt.“ Meine Eltern warfen sich kurz gegenseitig einen Blick zu und richteten ihre Augen dann vollends auf mich. Ich nutzte den Moment ihrer vollen Aufmerksamkeit, um eine Mappe aus meiner Tasche zu holen, die ich ihnen feierlich übergab. Mein Vater nahm sie mir aus der Hand und begann sie durchzublättern, meine Mutter konnte ihr Interesse nicht verbergen und sah ihm über die Schulter. „Das sind Entwürfe, die ich vor kurzem gezeichnet habe. Ihr werdet euch bestimmt noch an Hinata und Ino erinnern, meine Freundinnen aus der Schule. Hinata studiert mittlerweile in Harvard und Ino in Yale. Beide meinten, dass ich große Chancen hätte, ebenfalls angenommen zu werden, weil ich Talent hätte. Ino hat sogar einem Professor aufgelauert, der davon Ahnung hat, und auch er schien angetan. Dad, Mum, ich will Modedesign studieren.“ Meine Stimme hatte sich fast überschlagen, so schnell hatte ich geredet. Die beiden sahen mich einen Moment lang verständnislos an, bis meine Mutter das Wort ergriff: „Wir haben das Gespräch schon einmal geführt, Sakura. Dein Vater und ich sagten damals, dass wir ein ernsthaftes Studium wie Jura oder Medizin unterstützen, darunter fällt aber nicht Modedesign.“ „Ich würde auch Grafikdesign belegen und das nur nebenbei machen, so könnte ich, falls es nicht klappt, in die Werbung oder-“ „Auch Grafikdesign unterstützen wir nicht.“, schlug meine Mutter den Vorschlag ab. Ohne es zu wollen, wurde ich langsam aber sicher wütend. „Wenn ich mich Recht erinnere, Mutter, dann habt ihr mich damals, als ich es gewagt hatte, Schande über unsere Familie zu bringen, kurzerhand auf eine Privatschule nach Hartford gesteckt, damit ich keine Probleme machen konnte. Ihr habt damals nicht einmal gefragt-“ „Und du bestrafst uns seit zehn Jahren dafür, Sakura! Nie rufst du an, besuchst uns nur, wenn du Geld brauchst und-“ „Ich arbeite als Zimmermädchen! Ich habe seit Jahren nicht mehr nach Geld gefragt, obwohl ich total mies verdiene. Endlich habe ich die Möglichkeit aufzusteigen, an einer Universität angenommen zu werden und immer noch wollt ihr mich nicht unterstützen? Ich verstehe euch nicht.“, schrie ich und stand ohne ein Wort des Abschieds auf. So schnell es ging, verließ ich das Haus und den grässlichen Vorgarten und stürmte Richtung Zentrum, irgendwo dort saß Ino in einem Café und wartete auf mich. Wütend betrat ich ein Café, dass sich seit meiner Kindheit nicht viel verändert hatte und ich daran erkannte, da es zu Inos Beschreibung passte: „Kitschig“. Sofort stieß ich mit einem der Kellner zusammen, dachte jedoch nicht daran mich zu entschuldigen und sah mich um. Ich erkannte eine blonde, junge Frau, die an einem der hinteren Tische saß, durch ein Frauenmagazin blätterte und ein Stück Kuchen und Kaffee neben sich stehen hatte. Ich marschierte zu ihr rüber und meinte schlecht gelaunt: „Lass uns fahren.“ Zum Glück fragte Ino mich nicht aus. „Das ist ja so dämlich!“, keifte Ino im Auto, nachdem ich mich dazu herabgerungen hatte, ihr von dem miesen Treffen mit meinen Eltern zu erzählen. Ich nickte nur. „Also, wenn ich solche Eltern hätte, ich würde sie nicht mehr mit meinem Arsch-“ „Hast du aber nicht!“, zischte ich und sah sie wütend an. Ino hatte Eltern, die ihre Tochter bei ihren Vorhaben unterstützten. Sie hatten einen Blumenladen in Hartford und als Ino ihnen erzählt hatte, dass sie Journalismus studieren wollte, hatte sich ihr Patenonkel, in dessen Hotel ich arbeitete, sich bereiterklärt, für Yale zu bezahlen. Ino wusste nicht, wie es war, Probleme mit den Eltern zu haben. „Ach, na ja, wir kriegen das schon hin.“, meinte Ino, klang aber wenig überzeugt. Ich seufzte niedergeschlagen. „Seit ich sie kenne, ist meine Mutter nur auf ihren Ruf bedacht.“, murmelte ich und lehnte mich im Sitz zurück. Es war heiß und Inos Auto, das sie liebevoll Schrottkarre nannte, hatte keine Klimaanlage. Ich fächelte mir Luft zu, ohne dass diese Tätigkeit irgendetwas brachte. „Viele Frauen sind nur auf ihren guten Ruf bedacht, die anderen werden glücklich.“, lächelte Ino und verwirrt sah ich sie an. „Josefine Baker“, erklärte sie ihr Zitat und auch ich musste grinsen. „Glaubst du daran?“, fragte ich verständnislos und Ino nickte überzeugt. „Natürlich tue ich das. Übrigens muss ich demnächst erneut nach New York.“ „Schon wieder von Yale aus?“ „Ja, wegen der Fashionweek. Unser Prof will mich und ein paar andere Mädchen an den Trubel gewöhnen, den man als Moderedakteurin hat. Du könntest mitkommen und deine Sachen ein paar Designern zeigen.“ Ino schien von ihrem eigenen Plan ganz angetan zu sein. „Denkst du denn, dass geht so einfach?“, fragte ich misstrauisch und bekam prompt die Antwort in Form eines Grinsens. „Nein, das wird es bestimmt nicht.“, lachte sie und warf sich die Haare aus dem Gesicht. „Aber manchmal muss man ins kalte Wasser springen.“ „Bestimmt ist es wärmer, als das Wasser, in dem meine Eltern schwimmen.“, seufzte ich. Ein Besuch bei meinen Eltern reichte wirklich, um mich eine Woche außer Gefecht zu setzen. Aber mir war klar, dass ich einer langen Zukunft als Zimmermädchen gegenüber stand, also konnte ich auch noch mal springen … ~~~ Herzlichen Danke an alle fleißigen Schreiberlinge, die sich beim Prolog zu Wort gemeldet haben!^^ Damit habe ich am allerwenigsten gerechnet und deshalb tut es mir auch umso mehr Leid, dass ihr so lange auf das 1. Kapitel warten musstet! Ich freue mich trotzdem auf eure Meinungen zum Kapitel!^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)