Despair of the heart von -K ================================================================================ ... don't forget who will always be there for you ------------------------------------------------- Toshiya blickte ein wenig erstaunt auf, als es an der Tür klopfte und seine Augen wurden beinahe groß wie Teller, als sich ein roter Haarschopf scheu lächelnd in sein Zimmer schob. „Die!“, rief der Bassist erstaunt aus und der Gitarrist schien sein anfängliches Zögern zu überwinden und überwand schnell die Distanz zum Krankenbett des Jüngeren um diesen fest zu drücken. Wortlos hielten sie einander, während Kaoru aufstand, sich leicht räusperte und sich mit einem nicht unerfreuten „Ich lass euch mal eben allein“ aus dem Zimmer entfernte. Lange, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, ließ Die den Jüngeren los und strich ihm sanft über die Haare. „Wie geht es dir?“, fragte er besorgt und Toshiya zuckte schwach lächelnd mit den Schultern. „Geht so… mir ist ein wenig schlecht von der Narkose, aber sonst…“ Er blickte zu Die auf und zog diesen dann kurzerhand zu sich aufs Bett. „Schön, dass du da bist. Wie geht es Shin?“ Seit dem SMS, das der Rothaarige ihm geschrieben hatte, war es ihm ein wenig besser gegangen. Er hatte nur mit einem kurzen ‚suki…eien ni’ geantwortet. Es tat gut zu wissen, dass Die ihn nicht für etwas hasste, das er nicht getan hatte. „Recht gut… er wird morgen entlassen“, erzählte der Rothaarige und strich ein wenig gedankenverloren die Decke auf Toshiyas Beinen glatt. „Hmm“, machte dieser nur und beobachtete seinen besten Freund aufmerksam. „Ist alles ok?“ Die nickte. Vergessend, dass er äußerst schlecht darin war, zu lügen und Toshiya noch dazu das Talent besaß, ihn besonders gut durchschauen zu können. Nichts war in Ordnung. Aber er tat nicht mehr, als mit einem ergebenen Seufzen die Augen zu schließen. „Ich muss noch eben mit Kaoru reden… vielleicht schau ich später noch mal bei dir vorbei, To-chan“ Damit erhob der Gitarrist sich und drückte seinem besten Freund noch einen sanften Kuss auf die Stirn. „Werd bald wieder gesund, ja?“ Toshiya nickte nur leicht und ließ die Augen geschlossen, bis er die Tür hinter dem Älteren zufallen hörte. Erst dann schlug er sie wieder auf und blickte in die Richtung, in die Die verschwunden war. Warum sagte der andere ihm nicht die Wahrheit? Was war es, das sein bester Freund ihm verschwieg? Die beiden Gitarristen schwiegen, während sie das Krankenhaus durchquerten, als Ziel das kleine Cafe im Erdgeschoß, wo sie sich zumindest halbwegs ungestört würden unterhalten können. Gerade jetzt wo es aussah, als stünden sie beide zwischen zwei Stühlen war es beiden ein großes Bedürfnis, sich mit dem anderen auszutauschen. Besonders Die hatte Kaoru eine nicht unwichtige Mitteilung zu machen und weil er wusste, dass wenn er die erste Gelegenheit nicht beim Schopf packte, er es nicht mehr zur Sprache bringen würde, sprang er gleich nachdem sie sich gesetzt hatten, ins kalte Wasser. „Hör mal, Kaoru… ich habe mit Shinya geredet…“ „Und weiter?“, hakte der Ältere interessiert und mit einer gehörigen Portion Ernst in der Stimme nach. Er wusste, dass jetzt nichts Gutes kommen würde, aber das, was der andere ihm dann mitteilte war doch mehr als er befürchtet hatte. „Wir haben… in Erwägung gezogen, vielleicht… vielleicht aus der Band auszusteigen…“, murmelte Die und presste die Lippen aufeinander. Sie hatten es sich als Option gelassen, das war alles… aber er hatte schon damit gerechnet, dass Kaoru nicht erfreut sein würde, es war ja nachvollziehbar. Und trotzdem fühlte er sich ein wenig überrumpelt, als der Ältere ihn beinahe erschüttert ansah. „Wie kannst du so etwas sagen? Hast du vergessen, was wir alles erlebt haben? Wie viel Spaß wir hatten? Was wir zusammen durchgemacht haben? Wie kannst du all das einfach so wegwerfen? Die viele Zeit, die wir miteinander verbracht haben? Kannst du das alles einfach vergessen?“ Es waren keine Vorwürfe, auch wenn sie so klangen, sie wussten beide, dass es Tatsachen waren. Niemand konnte so viele gemeinsame Jahre einfach bei Seite schieben. „Nein, ich kann es nicht einfach vergessen, verdammt!“, zischte der Rothaarige leise und vergrub das Gesicht in den Händen, seufzte dabei deprimiert. „Ich weiß einfach nicht, was ich im Moment tun soll…“ Dann schüttelte er den Kopf und sah müde zu dem Älteren auf, der bemerkte, dass die Augen des anderen Gitarristen feucht glänzten. Er sah so schrecklich müde aus und Kaoru überkam das Bedürfnis, ihn einfach zu schütteln um ihm den Unsinn aus dem Kopf zu treiben. Stattdessen rückte er mit seinem Stuhl näher an Die heran und legte diesem einen Arm um die Schultern. „Die, jetzt hör mal zu. Wir bekommen das alles wieder hin, ja? Was wir jetzt aber am wenigsten brauchen können ist Abstand, im Gegenteil. In den letzten Wochen haben wir uns viel zu weit voneinander entfernt. Wir müssen eben alle wieder lernen, miteinander aus zu kommen… das kann doch nicht von heute auf morgen so schwer geworden sein?“ „Shinya will Toshiya im keinen Preis der Welt noch einmal sehen…“, gab Die leise zu bedenken und wiederholte damit exakt die Worte des Drummers. Aber Kaoru schnaubte nur abfällig und versuchte sich dann an einem aufmunternden Lächeln, das jedoch ein wenig misslang. „Er wird sich schon wieder einbekommen… das ist doch alles total kindisch! Ich glaube, ich muss einfach nur noch einmal mit ihm reden…“ „Vielleicht hört er ja auf dich“, murmelte Die, es klang aber wenig zuversichtlich. Ihr Jüngster schien sich so in die ganze Sache hinein gesteigert zu haben, dass er kaum noch davon abzubringen war. Aber was sollte er denn tun? Er liebte Shinya… er konnte ihm nicht einfach vor den Kopf stoßen, gleichzeitig aber war Toshiya einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben und er wollte ihn auf keinen Fall verlieren. Und wenn die beiden nicht mehr miteinander klar kommen konnten, dann brach für ihn eine Welt zusammen… er fühlte sich ohnehin schon so schrecklich zerrissen. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Die. Das wird alles wieder“, versuchte der Ältere ihn aufzumuntern, aber der Rothaarige hatte nur ein schwaches Grinsen dafür übrig. „Seit wann bist du so ein verkappter Optimist? Und wo hast du unseren Kaoru versteckt?“ „Blödmann“, lachte Kaoru und gab Die eine leichte Kopfnuss. „Irgendwer muss ja zusehen, dass ihr nicht alle in Selbstmitleid versinkt, ne?“ Er lächelte ein wenig, aber es sah traurig aus. Und Die verstand, es brauchte keine weiteren Worte mehr. Es gab Dinge, über die musste man nicht sprechen und nun war eine dieser Situationen gekommen. In einer vertrauensvollen Geste lehnte der Rothaarige den Kopf an die Schulter des Älteren und schloss für einen Moment die Augen, blendete alles um sich herum aus. Die an dem offenen Cafe vorbeieilenden Menschen, das Stimmengewirr, seine Müdigkeit, das beißende Gefühl von Verzweiflung. Hätte er einen Wunsch frei gehabt, dann hätte es nur eine Sache gegeben, die er sich sehnlicher als alles andere herbei sehnte… dass zwischen ihnen wieder alles gut wurde. Er ertrug es beinahe nicht mehr… Shinyas untypisches Verhalten, Toshiyas Trauer und Verzweiflung, die Distanz zu ihnen, die Kyo immer mehr ausweitete… und nicht zuletzt das, was er sah, wenn er Kaoru in die Augen blickte. Der andere mochte sich noch so stark und überlegen geben, er war nicht so unsensibel, nicht zu erkennen, wie es ihm ging. Außerdem war da ja auch dieses nächtliche Geständnis gewesen, das ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf ging. Wie lange Kaoru das wohl schon mit sich herumschleppte? Ob er jemanden hatte, mit dem er darüber sprechen konnte? „Die?“, riss dieser ihn aus seinen Gedanken und er schreckte hoch, hob den Kopf und sah Kaoru an, der den Blick jedoch abgewandt hatte und den Kaffeeautomaten am Gang gegenüber anstarrte. „Hm?“ „Ano…“ Dann folgte nur noch ein leises Seufzen und Kopfschütteln. Anscheinend wollte Kaoru doch nicht darüber reden, aber der Rothaarige wollte diesen Anfang nicht einfach so im Raum stehen lassen. Er wollte jede Gelegenheit ergreifen um dem Älteren zu helfen. Sie waren schließlich Freunde und wie viel hatte dieser schon für ihn… für sie alle… getan? „Was ist denn?“, fragte er deswegen nach und stupste den anderen Gitarristen leicht in die Seite. Dann beobachtete er wieder dieses traurige Lächeln, das dessen Lippen umspielte, während sein Blick nun zu Boden glitt und sich dort verfing. „Ach, ist schon gut…“ „Nein, bitte… sag es mir!“, ließ Die aber nicht locker und beugte sich ein wenig nach vorne um den Blick des anderen zu suchen. Und zu seinem Erstaunen ließ Kaoru es sogar zu, atmete tief durch und sah ihn dann ganz offen an. „Kann ich dir was anvertrauen?“ „Klar“ „Okay…“, murmelte der Ältere, brach dann aber erneut ab und sah zur Seite. Die wartete für einige Sekunden und wog ab, ob es zu neugierig erscheinen würde, wenn er nun noch einmal nachfragte, aber dann begann Kaoru schon zu sprechen. „Ich hab Angst…“ „Wovor?“, fragte Die stirnrunzelnd nach und wünschte sich, Kaoru würde ihn endlich ansehen. Aber dieser tat ihm den Gefallen nicht, sondern hielt den Blick weiterhin zur Seite gerichtet. „Ich weiß nicht genau… davor, dass uns das alles über den Kopf wächst vielleicht… davor, dass irgendjemand Wind von der Sache bekommt… wundert es dich nicht, dass die Sache noch nicht durch alle Zeitungen ging? Ist dir klar, was für ein Glück wir hatten… oder besser gesagt Toshiya? Weißt du, was alles passieren hätte können?“ Er sprach so monoton und emotionslos, dass Die ein kalter Schauer über den Rücken lief und er schwieg eine Weile, ehe er leicht nickte. „Wir hatten großes Glück… und… weißt du, ich glaube wir haben alle Angst. Aber weißt du was? Ich glaube, wenn wir erst einmal wieder richtig zusammen sind… dann vergeht das“, versuchte der Rothaarige sich nun seinerseits in Aufmunterung und blinzelte ein wenig verwirrt, als Kaoru sich wieder zu ihm umdrehte und ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah. „Seit wann bist du so optimistisch und was hast du mit Die gemacht?“ Und so schlecht sie sich fühlten… in diesem Moment mussten sie beide lachen und der Ältere zog Die kurzerhand in eine enge Umarmung. Sollten sich die anderen Leute hier doch denken, was sie wollten. „Ich will dir en grey… euch alle… niemals verlieren…“, flüsterte er in die roten Haare und im selben Moment drückte der andere ihn noch ein wenig fester. „Ich auch nicht, Kao…“ Sie waren doch Freunde… eine Familie… sie brauchten einander doch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)