Umi no Namida von Hikari (Tränen einer Göttin) ================================================================================ Kapitel 1: Das Mädchen vom Strand --------------------------------- Hier noch eine alte angefangene Story, die sich auf meinen Computer befindet. Und jetzt soll keiner sagen ich schreib an zu vielen Geschichten gleichzeitig. Ich weiß es selber. Wiederum alles meine Charatere. Für Rechtschreibung wird keine Haftung übernommen. 1. Das Mädchen vom Strand Das Meer stürmte, die Wellen schlugen stärker als jemals zuvor gegen die Klippen und dennoch war es kein ausgewachsener Sturm, sonder nur der Vorbote des nahenden Winters. Der Himmel war dunkelgrau und die Wolken türmten sich wie ein böses Omen am Himmel auf. Die ganze Stimmung wirkte bizarr, es schien als wäre der Ozean wütend. Aber diese seltsame Stimmung passte gut zu seiner eigenen, denn auch er war wütend. Wütend auf sie aber auch wütend auf sich selbst, da er ihr nicht hatte helfen können. Aber er war nicht nur wütend, sondern auch traurig. Traurig, dass alles so weit hatte kommen müssen. Doch er wusste er konnte die Zeit nicht zurück drehen um alles zu ändern, wie er es gerne getan hätte. Nie hätte es überhaupt so weit kommen dürfen! Er holte alles aus seinem Pferd heraus, als er den steilen schmalen Pfad die Klippe hinauf galoppierte. Spritzende Gischt benetzte die Klippen und den Pfad und machte den Ritt noch waghalsiger. Er riskierte einen Sturz, der tödlich enden konnten, aber er hatte nur Augen für sie, seinen Sonnenschein. Stolz stand sie auf der Klippe, ihr schönes kupfernes Haar fiel ihr offen in sanften Wellen über die Schultern. Ihr Kleid hatte oben fast die selbe Farbe wie ihr Haar und wurde nach unten hin leuchtend gelb, es erinnerte ihn an einen Zweig Buchenblätter im Herbst. --- Im Frühling hatte er sie zum ersten mal gesehen. Er hatte an diesem Abend von den Heiratsabsichten seiner Mutter für ihn erfahren. Sie hatte ihn zu sich rufen lassen. Als er den Thronsaal betrat, war nur seine Mutter anwesend. Sie hatte wohl den gesamten Hofstatt aus dem Raum geschickt um mit ihm alleine reden zu können. Doch offensichtlich wollte sie dem Gespräch eine offizielle Note geben, sonst hätte sie ihn in ihre Gemächer bestellt. Wie es ihre Art war kam sie sofort zur Sache. „Mein Sohn, ich habe es endlich geschafft eine passende Gemahlin für dich zu finden. Sie stammt aus gutem Haus, ein hübsches Mädchen wie man mir versichert hat. Sie ist die jüngste Tochter von König Seastorm, dem König des Insel-Königreiches.“ „Ihnen ist scheinbar ein gute politische Partie wichtiger als die Gefühle ihres einzigen Sohnes Frau Mama. Ich kenne diese Prinzessin nicht, wie soll ich da wissen ob wir uns überhaupt verstehen werden. Von Liebe wage ich gar nicht zu sprechen. Wenn sie genauso ist wie alle anderen Prinzessinnen und jungen Adligen, dann werden wir uns sicherlich nicht verstehen. Langweilig, hochnäsig und verwöhnt sind die meisten von ihnen.“ Die Königin versuchte ihren wütenden Sohn zu beschwichtigen. „Ich hatte damals auch nicht frei wählen dürfen, man hat mich und deinen Vater doch auch ohne unser Einverständnis miteinander vermählt. Mit der Zeit haben wir uns dann lieben gelernt. Du wirst sie auch eines Tages lieben. Glaub mir.“ Wütend schüttelte er seien Kopf. „Kommen sie mir nicht mit Vater! Ich weiß, dass ihr beide euch nie geliebt habt. Vater starb doch aus Kummer, weil er wieder auf die See wollte.“ „Unsere Heirat sicherte das Land vor Piratenüberfällen, da er ein Sohn des Piratenkönigs war. Deine Heirat wird unser Land auch vor anderen feindlichen Übergriffen vom Meer her schützen.“ Er wandte sich von seiner Mutter ab, starrte auf das Meer und schwieg. Die Königin stand auf und legte ihre Hand beschwichtigend auf seine Schultern. „Richard, du bist schon 20. Es ist höchste Zeit zum Heiraten und vielleicht wirst du dann sesshafter und treibst dich nicht immer mit den Bauern im Dorf herum.“ Er überhörte auch diese Bemerkung und blickte weiterhin auf die Brandung, welche den Strand hinaufrollte. Nach einer weile seufzte er resigniert, da er genau wusste das er nicht gegen seine Mutter ankam. „Wenn ich das Mädchen heiraten soll, verraten sie mir wenigstens ihren Namen. Von den Töchtern des Königs kenne ich nur Meeresstern. Bei meiner Begegnung mit ihr wurde ich nicht aus ihr schlau. Sie ist meines Wissens nach erst 30, dennoch stand in ihren Augen das Wissen von Äonen. Sie weiß so viel mehr als all unsere Berater zusammen.“ „Ihr Namen wurde mir nicht mitgeteilt.“ „WAS? Sie wissen nicht einmal ihren Namen.“ Wütend stürmte er aus dem Thronsaal und lies die schweren Flügeltüren zuknallen. Wie immer wenn er wütend war hatte es ihm zum Strand gezogen. Er setzte sich in den Sand und starrte auf das Meer. Da es der erste warme Tag im Jahr war, zog er seine Jacke und sein Hemd aus. Er hing seinen Gedanken nach und nahm seine Umgebung nicht weiter war. Die Sonne senkte sich gerade als plötzlich ein Schatten auf ihn fiel. „Entschuldigt, darf ich mich zu euch setzen.“ Er hob den Kopf und erblickte das göttlichste Wesen welches er jemals gesehen hatte. Ihr nasses Kleid legte sich sanft um ihren schlanken Körper – nicht mager so wie es bei den Damen am Hofe gerade Mode war, sondern durchtrainiert – lange Haare, deren Farbe er nicht erkennen konnte weil er gegen die Sonne blickte. „Der ganze Strand ist leer, mich stört es nicht weniger wenn sie sich zu mir setzen oder ans andere Ende vom Strand. Ich bin momentan nur kein guter Unterhalter.“ Ihr leises kichern drang an sein Ohr, als sie sich neben ihm fallen lies. Dann hörte man nur noch wie die Brandung an den Strand schwappte und leichtes Tosen aus Richtung der Klippen, wo die Wellen an den Fels schlugen. Er spürte ihre Blicke auf sich ruhen, während er weiterhin aufs Meer starrte. ‚Verdammt warum muss Mutter gerade jetzt mit der Hochzeit kommen.’ „Verzeiht, aber darf man erfahren was euch bedrückt. Ihr wirkt traurig.“ Er zuckte leicht zusammen, er hatte nicht damit gerechnet das sie ihn ansprach. „Was? Eigentlich geht es sie ja nichts an. Aber vielleicht tut es mir gut mit jemanden darüber zu reden.“ Er schwieg einen Augenblick, bevor er in anblickte. Er blickte in zwei grüne Augen, welche ihn erwartungsvoll aber auch traurig ansahen. ‚Was kann ein so hübsches Mädchen bedrücken?’ „Ich soll eine Prinzessin heiraten, die ich nicht kenne. Ja ich weiß noch nicht mal ihren Namen. Alles nur wegen der Politik.“ Er lehnte sich zurück um ihr nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. In ihnen lag nun auch noch Sehnsucht und doch strahlten sie eine Lebenslust aus wie er es noch nie gesehen hatte. „Ich möchte aber aus Liebe heiraten. Mutter versteht das nicht. Sie hält das nur für Träumerei und ich solle meinen Volk gegenüber mehr Verantwortung zeigen.“ Sie beugte sich über ihn – das Wasser aus ihren Haaren tropfte auf seine Brust – so das er direkt in ihren Ausschnitt blickte. Schnell suchten seine Augen ihr Gesicht, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Sie lächelte. „Wisst Ihr? Mir geht es ähnlich. Vater hat mir einen Gemahl erwählt. Ich bin aber noch nicht bereit zu heiraten, so bin ich von zu Hause davon gelaufen.“ Ruckartig richtet er sich auf und sie musste zurück weichen. „Was? Sie sind von zu Hause weggelaufen. Wo wohnen sie denn jetzt?“ Ihr schönes Lachen ertönte als sie sich in den Sand zurück fielen lies. „Ihr traut mir nicht zu, dass ich alleine für mich Sorgen kann.“ „Nein, so meinte ich das nicht. Aber die Nächte sind noch kalt.“ „Ich wohne bei Verwandten.“ Stille senkte sich wieder über beide. Er beobachte wieder das Meer, das vom Mondlicht beschienen wurde, der volle Mond malte in dieser Nacht verzauberte Muster auf das Wasser. So schien es ihm in dieser Nacht zumindest. Sie stand auf und lief ein paar Schritte. Er wendete seinen Blick vom Wasser ab und betrachtete sie genauer. Das dünne Kleid war inzwischen getrocknet und der Wind wehte es sanft an ihren Körper. Wie er schon bemerkt hatte war sie schlank und ihre Beine waren lang. Ihr Busen war nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Sie wirkte im Mondlicht wie eine Göttin, die aus den Tiefen des Meeres empor gestiegen war. Eine unerreichbare sinnliche Göttin und doch wirkte sie verletzlich. --- Nun stand sie da oben auf der Klippe, ihre ganze Körperhaltung drückte eine Entschlossenheit aus, welcher er erst einmal an ihr gesehen hatte. Der Wind fuhr durch ihr Haar und lies es wie Flamen erscheinen. Das Kleid wurde an ihren ebenmäßigen Körper gepresst. Oh wie er sie liebte und begehrte. ******* Sie beobachtete wie er im gestreckten Galopp den schmalen Pfad herauf ritt. Ihr Herz zog sich vor Angst um ihn zusammen. Ihre Aufmerksamkeit galt nur ihm – die Menschen welche um sie herum stehen beachtet sie nicht. Sein wehendes Haar war genauso schwarz wie das Fell des Hengstes, den er ritt. Sein ganzer Körper drückt Entschlossenheit aus aber auch Resignation. Gerne hätte sie ihm das hier erspart, doch sie konnte nicht zurück. --- Sie erinnerte sich noch genau an den Abend, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Er saß einsam am Strand und hatte nur seine Hose an. Er wirkte so traurig, das sie ihn unbedingt hatte ansprechen müssen. Nach dem Gespräch hatte er den Einfall schwimmen zu gehen. Obwohl es den Tag über warm gewesen war, hatte es nach Sonnenuntergang doch merklich abgekühlt. Doch es schien ihn nicht zu stören, auch das kalte Wasser machte ihm scheinbar nichts aus. Sie schwammen fast aus der Bucht heraus und sie musste zugeben das er ein guter Schwimmer war – fast ihren Brüdern ebenbürtig, die im Insel Königreich als die Besten galten. Zurück am Strand setzten sie sich wieder. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lassen. In den Wassertropfen auf seinem Oberkörper brach sich das Mondlicht, wie das Sonnenlicht in Diamanten. Seine nassen schwarzen Haare glänzten wie Ebenholz. Als sich Tränen in seinen Augen sammelten, wollte sie seine Wangen berühren und sie sanft wegwischen. Doch er war aufgesprungen hatte sein Hemd geschnappt und war zurück zum Schloss gelaufen. Sie blieb noch etwas im Strand sitzen, bevor auch sie ging – zum Wasser und dann ein Stück an der Wassergrenze entlang. Den ganzen nächsten Tag kreisten ihre Gedanken nur um ihm. Sie saß auf einem Felsen vor einer kleinen Hütte, welche sich an die Felsen schmiegte. Ihre Füße hingen im Wasser. Abends kehrte sie zum Strand zurück, in der Hoffnung ihn wieder zu sehen. Sie wurde nicht enttäuscht. Von da an trafen sie sich jeden Abend am Strand. Ihr ganzes Leben bestand nur noch aus ihm, den Tag über verbrachte sie mit warten und der Vorfreude ihn wieder zu sehen. Den Abend verbrachte sie mit ihm. Sie trafen sich schon fast einen Monat, als er sie nach dem Schwimmen plötzlich an sie heranzog und zärtlich auf die Lippen geküsste. Sie glaubte noch jetzt den salzigen Geschmack auf seinen Lippen zu schmecken. Es war nicht bei diesem Kuss geblieben. Ein halbes Jahr hatte sie das Glück genossen mit ihm zusammen zu sein. Ein halbes Jahr Glück in einem Leben voller Pflichten, die sie während der Zeit mit ihm vergessen hatte. --- Erst jetzt begreift sie wie sehr sie diesem Mann liebte. Das Gefühl war überwältigtet und wunderschön. Doch sie konnte von ihrem Vorhaben nicht mehr zurück. Sie musste ihre Pflicht erfüllen und es würde besser für ihn und sie sein, auch wenn es ihm noch eine Weile Kummer bereiten würde. ******* Fast hatte er die Menschenmenge erreicht, welche um sie versammelt war. Er erinnerte sich an all die glücklichen Abende, welche sie zusammen verbrachten. Ihr Lachen und die unbändige Freude, wenn sie den Strand entlang lief oder sie Seite an Seite auf das offene Meer hinaus schwammen. --- Eines Abends war sie ihm aus seiner Umarmung geschlüpft und lachend davon gelaufen. Der Sand flog unter ihren Füssen davon, als sie ihn immer wieder aufforderte sie zu fangen. Ihre Haare wehten um sie herum. Als er sie fast erreicht hatte, schlug sie einen Hacken und rannte in die Brandung. Die Wellen umschmeichelten ihre Füße und er hatte das Gefühl sie würde nun schneller laufen. Doch am Ende erwischte er sie trotzdem und sie fielen beide lachend in die Brandung. --- Er liebte es auch ihre zarte Haut zu berühren, wenn sie am Strand nebeneinander lagen. Was er aber am meisten vermissen würde, waren die Gespräche über Götter und die Welt, die sie manchmal geführt hatten. Sie war sehr klug, humorvoll und verstand ihn und seine Probleme, etwas was man von den Damen am Hofe nicht behaupten konnte. Das Unglück hatte am Tag zuvor begonnen. Im Dorf wurde wie jedes Jahr ein Fest zu Ehren der Götter gefeiert. Als Dank für gute Beute beim Fischfang und einer guten Ernte und als Bitte für den gleichen Erfolg nächstes Jahr und einen milden Winter. Sie hatten sich dort getroffen. Er erschien jedes Jahr auf dem Fest und mischte sich unter die Bürger, so dass er keine große Aufmerksamkeit erregte. ---- Sie hatte mit zwei ihm fremden Männern am Pier gestanden. Das Kleid welches sie trug war dunkelgrün, das Oberteil war mit vereinzelten Goldperlen verziert, die in der Sonne aufblitzen. Lachend warf sie sich in seine Umarmung und er wirbelte sie einmal im Kreis. „Es ist schön dich schon sie früh zu sehen.“ Er küsste sie zärtlich auf die Lippen, als er ein Räuspern vernahm. Sie schob in lächelnd von sich weg. „Ich freue mich dich auch zu sehen.“ Sie drehte sich zu den zwei Männern, welche noch immer hinter ihr standen. „Darf ich dir meine Brüder vorstellen. Fionn und Kerwin.“ Panik machte sich in ihm breit, würde er sie jetzt verlieren. „Wei... Weiß dein Vater wo du bist? Musst du jetzt gehen?“ Der Schwarzhaarige lächelte. „Er weiß nicht wo sie ist.“ Sein Lächeln wurde zu einem schelmischen Grinsen, bevor er und sein Bruder an ihnen vorbei den Pier herunter gingen. Als die zwei ein Stück entfernt waren, küsste er sein Mädchen wieder. Fionn drehte sich nochmals kurz um und lächelte, als er sie so verliebt nebeneinander stehen sah. „Sie sind ein schönes Paar. Ich hoffe nur das sie weiß, dass ihr Glück nicht ewig dauern kann und sie bald zurück zu Vater muss.“ Kerwin fuhr sich durch sein Haar. „Ich denke sie weiß es. Aber lass und beide doch auch einmal unsere Pflicht vergessen. Es ist ein schöner Tag, ein Fest und ich bin sicher hier gibt es Frauen, die nur darauf warten von uns zum Tanz geführt zu werden.“ „Du bist unverbesserlich!“ Nach dem Kuss zog Richard sie in Richtung Marktplatz und führte sie durch das Festgetümmel. Er scherzte und lachte mit ihr. Ein fahrende Schauspielgruppe war ins Dorf gekommen und sie besuchten die Vorstellung. Die Komödie handelte von zwei Gottheiten, die sich um eine schöne Bauerntochter stritten. Doch am Ende wählte sie einen einfachen Hirten und keinen der zwei mächtigen Gottheiten. Nach dem Stück unterhielten sie sich über die Götter. Die Menschen glaubten immer weniger an sie und zogen sie nun auch ins Lächerliche. „Wenn die Götter sich öfters den Menschen zeigen würden und nicht nur ein paar verrückten Priestern, dann würden die Menschen auch wieder an sie glauben.“ Sie schwieg einen Moment und starrte nachdenklich in die Ferne. „Nein. Denn dann wüssten sie das die Götter existieren. Sie hätten dann die Gewissheit. Aber sie würden trotzdem nicht stärker an sie glauben. Die Götter sind ja da, sie müssen nicht mehr glauben das sie das sind, sie wissen es. Der Reiz ist doch nicht genau zu wissen ob es da jemand mächtigeres als die Menschen gibt, den man vielleicht erzürnen kann. Man besänftigt einen möglichen Gott lieber indem man ihm Tiere und Blumen opfert.“ „Du hast recht. Aber sollen auch Menschenopfer einem Gott dargebracht werden der vielleicht existiert oder auch nicht.“ Ihr entsetzter Blick war ihm antwort genug. „Nein, sicher nicht. Ich finde die Blumenopfer am schönsten. Im Mondschein spiegeln sie sich auf dem Wasser und das Meer glitzert so schön.“ Er lächelte und berührte sanft ihre Wange. „Schließ doch bitte einen Moment lang deine Augen und warte hier einen Moment“ Willig kam sie seiner Aufforderung nach, während er im Getümmel verschwand. Als er wiederkam hielt er ihr eine rote Rose unter die Nase. „So nun darfst du deine Augen wieder öffnen.“ Die Rose zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und auch in ihre Augen. ‚Wie schön sie doch ist.’ „Eine Rose für die schönste Frau der Welt.“ Sie lachte glücklich. „Wer sagt denn, dass ich die Schönste bin. Du bist scheinbar noch nie meinen Schwestern begegnet. Sie gelten als die schönsten Frauen der Welt.“ „Mag sein. Aber für mich bist du die Schönste.“ Am Abend tanzten sie dann beim großen Tanz miteinander. Ihr Haar und ihr Rock wehten umher und das Licht des Feuers spiegelte sich in ihren Augen wieder und ließ ihr Haar wie Feuer leuchten. Sie glich einer Göttin, deren Schönheit sich nicht mit der einer Sterblichen messen konnte. Gegen Mitternacht versammelten sich alle am Hafen, denn es sollte dem Gott des Meeres geopfert werden. Der Priester war im Frühling neu ins Dorf gekommen, angeblich mit den ersten warmen Sonnenstrahlen. Er wurde von den Dorfbewohner geliebt und gehasst. Die einen liebten ihn, da sie einen so ertragreichen und sturmfreien Sommer schon lange nicht mehr erlebt hatten. Die anderen hassten ihn, da er nicht die üblichen Blumenopfer darbrachte, wie es in diesem Land schon seit Uhrzeiten Tradition war. Nein, er opferte Kinder. Meist Kinder aus den ärmeren Familien, die ihre Familien kaum satt bekamen. Jeden Monat ein Kind, bisher schon sechs Kinder. Aber anlässlich des Festtages sollte zwei geopfert werden. Sie schlug entsetzt ihre Hände vors Gesicht. „Wusstest du das?!“ Ihre Stimme klang scharf und schneidend. Entsetzt schüttelte er den Kopf. „Nein! Nein ich wusste es nicht. Mutter erzählt mir solche Dinge nicht und diesen Sommer war ich anderweitig beschäftigt als mich im Dorf zu erkundigen war vor sich geht. Aber ich werde ihm hier und jetzt Einhalt gebieten!“ „Nein, das wirst du nicht!“ Mehr sagte sie nicht zu ihm, sondern drehte sich um. Sie begann mit ihren Brüdern – welche plötzlich wieder aufgetaucht waren – in einer Sprache zu sprechen, die wie Wasserrauschen in seine Ohren klang. Zuerst unterhielten sie sich normal, dann fing sie an mit dem Schwarzhaarigen zu streiten. Anfangs versuchte Fionn den Streit noch zu besänftigen, als er aber merkte das sich Richard einmischen wollte drehte er sich zu ihm. „Es ist besser wenn Ihr euch nicht einmischt. Die Zwei müssen das unter sich regeln.“ Richard nickte. Was sollte er sich auch groß einmischen, er wusste ja noch nicht mal warum sie sich stritten. Er nahm sich die Zeit ihre Brüder genauer zu betrachten. Das Haar des Schwarzhaarigen war schulterlang und fiel ihm wild ins Gesicht. Obwohl seine Kleidungsstücke aus feinsten dunkelblauen Leinen gefertigt waren, so waren sie etwas unordentlich. Vom Aussehen und seiner Seemannsgangart könnte er ein Matrose oder vielleicht ein Pirat sein. Der zweite hatte hellblondes Haar, das fast weiß wirkte, so hell war es. Seine Kleider waren, wie die seines Bruders aus feinsten Leinen, nur das sie grau waren, sie schienen fast silbern zu schimmern. Seine Körperhaltung und seine Kleider wirkten eleganter, als die seines Bruders. Plötzlich kam sie auf ihn zu und umarmte ihn. Richard erwiderte die Umarmung. „Was ist los? Warum bist du so wütend?“ In ihren Augen schimmerten Tränen. „Mein Prinz, verzeiht mir bitte. Ich muss euch leider verlassen.“ Er wollte sie unterbrechen, doch sie legte ihm einen Finger auf seine Lippen. „Bitte schweigt und hört mir zu. Ich habe meine Pflicht vergessen. Nicht die Pflicht meinem Vater gegenüber. Nein die Pflicht gegenüber denen, welche mit anvertraut wurden. Darum muss ich gehen. Das was durch mein Versagen geschehen ist muss ich wieder in Ordnung bringen. Mein Prinz, erwartet mich später noch ein letztes Mal am Strand. Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie und lies ihn einfach stehen. Er hörte noch wie sie sich an ihre Brüder wandte. „Ihr wisst was ihr zu tun habt. Sollte ich versagen.“ Diese nickten, obwohl man ihnen ansah das ihnen das Ganze gar nicht recht war. Sie drückten beide Aufmunternd ihre Schulter, bevor sie in der Menge verschwanden. Er beobachtete wie sie zum Priester ging und heftig auf ihn einredete. Die Schwestern des Meeres und ihr Vater wollten keine Menschenopfer. Ihnen sie ein Blumenopfer lieber. Er wollte zu ihr gehen, ihr helfen aber er konnte sich aus irgendeinem Grund nicht bewegen. So musste er mit ansehen wie sie dieses Wortgefecht verlor und wütend in der selben Richtung wie ihre Brüder in der Menge verschwand. Bevor er sie ganz aus den Augen verlor, drehte sie sich noch einmal um und blickte ihn traurig an. Tränen glitzerten an ihren Wimpern. Seltsamerweise konnte er sich danach wieder bewegen, so rannte er zu seinem Pferd und galoppierte zum Strand. Es dauerte etwas, aber sie tauchte nach einer Weile auf. Wieder trug sie das dünne Kleidchen, welches sie schon am ersten Tag anhatte und wieder war sie nass gewesen. Wortlos küsste sie ihn und zog ihn dann in den Sand runter. Als der Mond schon am Untergehen war, hörten sie beide leise Pferdeschritte im Sand. Sofort sprang er auf, griff nach seinem Schwert und stellte sich schützend vor sie. Am Ende des Strandes tauchte der Priester mit seinen Anhängern auf. Sie ritten schweigend an sie heran. Der Priester stieg ab und ging auf das Mädchen zu. Dabei beachtete er den nackten Prinzen mit dem Schwert kaum. „Mädchen, du hast es gewagt dich in meine Befugnisse einzumischen. Ein so junges Ding weiß doch noch nicht was die Götter wollen.“ „Lasst sie in Ruhe!“ Sie trat neben ihn, inzwischen wieder bekleidet, legte sacht eine Hand auf seine und drückte sie mit samt dem Schwert nach unten. „Es ist gut mein Prinz“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Ich liebe dich, vergiss mich nicht.“ Dann schritt sie auf dem Priester zu. „Ihr Weg ist der Falsche. Ob ihr es mir glaubt oder nicht! Eines Tages werdet ihr unterliegen. Auch die Götter lassen nicht ewig mit sich spielen.“ Der Priester hob bedrohlich die Hand und schlug ihr ins Gesicht. „Mädchen, ich werde dich lehren nicht so unverschämt zu sein.“ Richard wollte seiner Geliebten helfen, doch wie ein paar Stunden zuvor konnte er sich nicht rühren. So als ob ein Zauber ihn Bewegungsunfähig machte. Hilflos musste er mit ansehen wie die Anhänger vom Priester sein Mädchen fesselten und auf ein Pferd verfrachteten. Erst als alle außer Sichtweite waren konnte er sich wieder bewegen. Sein Herz fühlte sich an als würde es zerspringen. Seine Liebste in den Händen von diesem Ekel. Schnell hatte er sich angezogen und war zu seinem Pferd gerannt. --- Er sprang vom Pferd und durchquerte die Menschenmenge. Dort stand sie neben dem Priester. Zu seiner Erleichterung war sie nicht gefesselt. Er rannte auf sie zu und umarmte ihn. Dann reichte er ihr einen Buchenzweig, dessen Laub so gelb und so rot wie ihr Kleid war. Sie küsste ihn auf die Wange. „Danke. Ich werde dich nie vergessen!“ Dann nahm sie den Zweig und schreitet hoheitsvoll am Priester vorbei auf die Klippen zu. Dieser stellte sich hinter sie und wollte gerade mit einer Rede an die Götter beginnen, als sie einfach einen Schritt über die Klippen machte. „Warte am Strand, eines Tages sehen wir uns wieder.“ Die Wellen erreichten nun den Klippenrand und umhüllten ihre Gestalt, als sie die Klippen hinunter stützt. Den Buchenzweig fest an die Brust gepresst, ihr Haar wie eine Flamme nach oben wehend. Der Priester war erbost, denn sie hatte soeben mit ihrer Aktion seine Position wieder etwas geschwächt. Tobend bahnte er sich seinen Weg durch die Menge und machte sich auf den Rückweg ins Dorf. Richard rannte laut schreiend auf den Klippenrand zu. Er wollte ihr in den Tod folgen, doch eine Hand hält ihn zurück. „Sie wird auch nicht wieder lebendig wenn Ihr auch springt.“ Richard dreht sich um und erblickt Fionn. „Dich kümmert es wohl nicht das deine Schwester tot ist!“ brüllt er ihn an. Blaue Augen blickten ihn traurig an. „Doch es tut auch mir weh. Aber weder du noch ich oder mein Bruder hätte etwas dagegen tun können! Auch wenn es hart klingen mag. Es war ihre Entscheidung.“ Der inzwischen von seinem Schmerz völlig überwältigte Prinz, ließ sich von Fionn zu seinem Pferd führen, neben dem Kerwin und zwei zusätzlich Pferde stehen. Eines so schwarz wie die Nacht und das andere so weiß, dass einem fast die Augen wehtaten, wenn man es ansah. Doch Richard bemerkte all dies nicht. Immer noch wie in Trance stieg er auf sein Pferd und lenkte es den schmalen Pfad die Klippen hinunter. Die Brüder folgten im, als alle den steilen Weg hinter sich gelassen hatten, preschte der Prinz los. Er ritt durch das Tor zum Schlosspark und schwenkte gleich auf den Weg zum Strand ein. Dort sprang er vom Pferd und rannte auf die Wellen zu. „Warum nur? Warum hast du mir sie genommen? Warum Gott des Meeres?“ Weinend brach er zusammen. Die Wellen umspielten seine Füße. Plötzlich bemerkte er wie etwas gegen seine Füße stieß. Er schaute auf und sah den Buchenzweig. Dann glaubte er ihre Stimme aus Richtung des Meeres zu vernehmen. „Vergiss mich nicht, ich werde eines Tages wiederkommen.“ Richard stand auf und presste den Buchenzweig an seine Brust. „Das werde ich nicht.“ Einen Augenblick starrte er noch auf das Meer, bevor er sich umdrehte. Verwundert stellte er fest, dass ihre Brüder verschwunden waren. Er hatte geglaubt sie wären mit ihm zum Strand gekommen. Doch außer seinem Pferd, das am Rande des Strandes graste, war niemand zu sehen. Er dreht sich noch einmal zum Meer. „Ich wusste nicht einmal ihren Namen!“ Fortsetzung folgt wenn ich Lust habe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)