Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 13: Unerwartete Wendung ------------------------------- In Gedanken beschäftigte sich die Schatzjägerin mit einem neuen Plan. Ir­gendwie musste sie es schaffen, die Beiden zu warnen, ohne von den Killern ihrer Auftraggeber erkannt zu werden. Ihr Schiff würde wahrscheinlich mor­gen einlaufen, wenn es keine weiteren Komplikationen auf See gab. Mireile ging gedankenverloren durch die Gassen. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass sie sich verlaufen hatte. Es fing an zu dämmern und sie sollte sich allmählich nach einer Bleibe für die Nacht umsehen. Da blieb sie vor einem schicken Ho­tel stehen. 4 Sterne, persönliche Betreuung, Schwimmbad und heiße Quelle, all inclusive. Das hörte sich vielversprechend an und sie könnte sich wirklich mal wieder etwas gönnen. Mireille betrat das Gebäude und ging zur Recepti­on. „Ein Zimmer, bitte. Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleibe.“, bat sie den Receptionisten. „Sehr gerne, möchten Sie eine persönliche Betreuung erhal­ten?“, mehrere Frauen, die im orientalischen Stil gekleidet waren, gingen in diesem Moment an ihr vorbei. Sie trugen Berge an Handtüchern auf ihren Ar­men und verschwanden kichernd hinter einer Tür mit der Aufschrift „Zum Schwimmbad“. „Nein, danke.“, sagte Mireille schnell, der eine neue Idee ge­kommen war. „Aber ich würde gerne morgen mein Frühstück auf dem Zimmer einnehmen, ist das möglich?“ Freundlich nickte der ältere Mann und gab ihr einen Schlüssel. „Natürlich können Sie auch unser weitläufiges Angebot nut­zen.“, er überreichte ihr einen Handzettel. „Vielen Dank.“ Sie verabschiedete sich und machte sich auf die Suche nach ihrem Zimmer. Es lag im ersten Stock und war stilvoll eingerichtet. Hoffentlich würde alles so klappen, wie sie es sich vorstellte. Doch nun wollte sie erst einmal ein wenig zur Ruhe kom­men. Bis ins kleinste Detail war ihr Plan durchdacht. Er war zwar relativ ein­fach, konnte aber dennoch schief gehen, wenn man sie erwischte. Fenrill und Silver hingegen hatten eine ruhige Kugel geschoben. So war es kaum verwunderlich, dass sie ausgeruht und wohl gelaunt im Hafen von Solon ankamen. Sogar Silver‘ s Laune hatte sich etwas gebessert. Die Dämmerung war schon angebrochen, als sie die Gangway hinab gingen und sich dem Kai näherten. Den Beiden fiel eine junge Frau auf, die sie in einem orientalischen Kostüm und verschleiertem Gesicht zu erwarten schien. Sie wurde von einer dicken Duftwolke eines süßlichen Parfüms umgeben, was wunderbar ange­nehm roch. „Herzlich Willkommen in Solon. Mein Name ist Candra. Ich habe Sie bereits erwartet. Bitte folgen Sie mir.“ Die Männer sahen sich an, jedoch war Fenrill mal wieder der erste, der überzeugt war. „Tut mir leid, wir haben keine Zeit für so etwas.“, sagte Silver harsch und zog Fenrill von ihr weg. „Bit­te kommen Sie mit. Ein reicher Gast unseres Hotels erwartet Sie. Er hat mich gebeten, Sie in unserem renommierten Hotel unterzubringen.“ Jetzt war Sil­ver überrascht. Mit so einer unerwarteten Wendung hatte er nicht gerechnet. Das roch nach einer Falle, oder vielleicht auch nicht. Silver entschloss sich das Risiko einzugehen. „Also gut, bringen Sie uns hin.“, sagte er und bemerk­te Fenrill‘ s entzückten Blick. Sogleich hing er wieder an dem Arm der schö­nen Angestellten. Sie waren keine zehn Minuten gegangen, als sie das Hotel erreichten. „Ich werde Sie gleich auf Ihre Zimmer bringen. Einen Moment bit­te.“, sagte sie und ging hinüber zur Reception, wo sie kurz darauf mit zwei Schlüsseln wieder kam. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen?“, fragte sie höflich und ging ihnen voraus. Im Gehen erklärte die junge Frau den Männern etwas über das Hotel und welche Aktivitäten sie wahrnehmen konnten. Kurze Zeit später schloss sie das erste Zimmer auf. „Wer von Ihnen möchte dieses wun­dervolle Zimmer beziehen?“, fragte sie und sah die Beiden erwartungsvoll mit ihren dunkel geschminkten Augen an, die durch den Schleier schimmerten. „Es ist verrucht, es ist abgelegen, es ist dunkel. Ich nehme es.“, erklärte Fenrill sich freudig bereit. Die junge Frau wollte ihm den Schlüssel überreichen, jedoch schnappte der andere Mann ihr diesen aus der Hand. „Dann nehme ich es.“, knurrte er. Fenrill wirkte leicht enttäuscht. Doch sein Gesicht hellte sich sogleich wieder auf, als sie ihm erklärte, dass sie ihn nun auf sein Zimmer bringen würde. Ein letzter mahnender Blick von seinem Partner sollte ihn zur Vernunft bringen, doch er war schon mit ihr durch die Tür verschwunden. Das war alles sehr seltsam. Nach einer halben Stunde klopfte es zaghaft an seiner Zimmertür. Silver öff­nete und vor ihm stand Candra. Sie hatte Fenrill im Schlepptau und trug zwei Handtücher. „Unser Gast bittet Sie an einem privaten Bad in unserer heißen Quelle teilzunehmen. Möchten Sie der Bitte nachkommen?“, fragte sie schon fast übertrieben höflich und klimperte einmal mit den Wimpern. Silver zöger­te, doch er gab nach. Ein heißes Bad klang nach Entspannung und wenn sie morgen wieder mit der Suche begännen, würde er etwas relaxter an die Sache gehen können. Und da war noch etwas mehr, dass ihm gute Laune verschaffte. Er nickte stumm und folgte anschließend der jungen Frau. Sie folgten ihr in das erste Untergeschoss und betraten jeder für sich eine Kabine, in der sie sich umziehen konnten. Als sie schließlich durch eine weitere Tür in den Bade­bereich traten, schlug ihnen dichter Dampff entgegen. Candra erschien vor ih­nen und führte sie zu dem Wasser. Die Lufttemperatur war angenehm warm und die Wassertemperatur genau richtig. So saßen die beiden Männer schon kurz darauf im feuchten Nass. Silver‘ s Züge entspannten sich, während er sich rücklings mit den Ellenbogen auf dem Rand abstützte. Candra erschien neben ihm, sie machte ein ernstes Gesicht. Sie setzte gerade an, etwas zu sa­gen, als die Tür erneut aufging. Eine weitere Frau betrat den Raum und sah sich kurz um. „Sake?“, fragte Candra auf einmal übertrieben freundlich und die ernste Miene von vorhin war verschwunden. Die andere Frau erblickte die Badenden und verschwand wieder. Silver nickte, doch als sie ihm die kleine Schale reichen wollte, packte er sie am Handgelenk und zog sie an sich heran. „Was soll das eigentlich?“, fragte er ruhig und sah ihr in die Augen. Einen Mo­ment lang herrschte Stille. „Ey, lass mir auch was von ihr!“, protestierte Fen­rill. „Schnauze!“, keifte der Schatzjäger. „Hast du sie denn immer noch nicht erkannt?“, fragte er und riss Mireille den Schleier ab. Erschrocken sah sie ihn an. „Ihr müsst verschwinden, augenblicklich.“, flüsterte sie. „Killer sind hinter euch her.“ „Und warum sagst du uns das? Immerhin sind wir diejenigen, die dich verfolgen. Und die Kette will ich immer noch.“, sagte er. „Die Kette ist nicht weiter wichtig. Ich habe sie nicht mehr. Außerdem könnt ihr nichts da­für, dass sie Killer auf euch angesetzt haben.“, ihre Augen waren nervös. „Du hast die Kette nicht mehr?“, argwöhnisch sah Silver sie an. Doch Mireille schüttelte den Kopf und irgendetwas daran ließ es ihn glauben. „Wir haben keine Zeit. Los. Ich bringe euch sicher hier raus.“ Silver zögerte. „Warum hast du uns nicht schon vorher davon erzählt? Zum Beispiel am Hafen, oder auf dem Weg zum Hotel, vielleicht auf dem Zimmer?“, der Schatzjäger war immer noch nicht so ganz überzeugt. „Die werden abgehört. Ich konnte nicht sicher sein, dass ich alle Wanzen gefunden habe. Hier unten können wegen der Feuchtigkeit keine Abhörgeräte angebracht werden.“, erklärte sie. Einleuch­tend wie Silver fand. „Warum wollen die uns killen und woher weißt du davon?“ „Ich habe keine Zeit für lange Geschichten. Ihr müsst mitkommen. Dann bringe ich euch sicher hier raus.“, widerwillig ließ der junge Mann den Schleier los, an dem sie zog und musterte Mireille eingehend. „Warum sollten wir dir trauen?“, fragte er misstrauisch. „Weil ich eure einzige Chance bin.“, entgegnete sie ernst und sah ihn flehend an. Knurrend gab er nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)