Die Detektive des Polizeihauptquartiers von Diracdet (Teil 3 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers) ================================================================================ Kapitel 4: Der Blumenladen -------------------------- Hallo an alle Leser, Vielen Dank nochmal an alle für die Kommis. 9 für ein Kapitel ist ein neuer Rekord für mich. *DANKE SCHÖN!!!!!* Ich begrüße auch -Kisara-Kaiba- in dieser Liste nochmal. So, jetzt sind die Inspektoren da und jetzt sollen sie auch endlich zwei Protagonisten kennen lernen... Viel Spaß beim lesen, bis nächste Woche. lG, Diracdet Kapitel 4: Der Blumenladen Der Friedhof im äußeren westlichen Bereich Tokios glich einer riesigen Parkanlage. Dies war zum Einen dem bis Mitte des 20. Jahrhunderts geschonten Waldstück, welches sich dahinter weiter dem Abendland entgegen streckte, geschuldet. Das östliche Ende der Bäume bildete nicht nur den Abschluss des Geländes, sondern ragte in dieses hinein und zeigte hie und da auf Wunsch der Angehörigen seine Rotkiefern wie Sicheltannen auch einzeln dem Besucher. Zum Anderen war es die menschliche Hand, die bewusst und gezielt, dennoch sanft und in Harmonie mit der gewesenen Flora, eingriff. Nicht nur schien der Blick, den beide Inspektoren in der wärmenden Sonne von der kleinen Anhöhe am Rand des Friedhofs auf diesen hatten, keine auffällig unnatürlichen Übergänge zwischen ebenen Grasschichten, angelegten Beeten und Waldgrenze zu offenbaren. Nein, sogar die Gräber selbst, die, je nach Fürsorge der Familie oder einer verantwortlichen Person wie Schmuckstücke herausragten, passten sich dem Bild gänzlich ein, wie in die Fassung einer Kette oder eines Anhängers. Die gärtnerische Fürsorge reichte freilich nur bis vor die Füße der Polizisten, den Aus-, bzw. Eingang neben dem Parkplatz, aber hier hatten die Stadtbaumeister ein gleichfalls überraschendes wie erfreuliches Verständnis für das Anliegen der hiesigen Verantwortlichen bewiesen. Die Skyline der Metropole ergab sich hinter ihnen in üblicher Pracht, aber mit Respekt gebührendem Abstand. Die letzten Wohnblocks dürften mindestens 500 Meter Luftlinie vom Rand entfernt sein. Die Verbindungsstraße vom Parkplatz zurück auf die Schnellspur der Stadtautobahn war eine gesäumte Allee. Lediglich die Haltestelle des Busses, welcher nicht zuletzt die ältere Bevölkerung mit ihrer Erinnerung an Eltern, Ehepartner, Geschwister, Freunde verband, war bis an diese Anhöhe heranversetzt und somit nur wenige Schritte von Treppen oder sanften Abstiegen entfernt. Der Parkplatz war hinter einer Wand aus Ahorn und Eschen verborgen, ließ kaum ein Geräusch an die Ohren der Gäste dringen. Die Aufwendigkeit und Eleganz der Maßnahmen, die bei diesem, jüngeren Friedhofsgelände, welches sich auf Gräber im immer beliebter werdenden westlichen Stil spezialisiert hatte, führte die Größe des Geländes vom Luxus in die Notwendigkeit: er war mittlerweile der größte Friedhof Tokios und ganz Japans geworden. Dennoch waren an diesem Sonntag Morgen noch praktisch überhaupt keine Leute zu sehen. Auch der Parkplatz wies bis dato nur drei Fahrräder als Anwesenheitsbeweis weiterer Menschen als Takagi und Sato aus. Diese waren aber nicht auszumachen von ihrem Standpunkt. Wie auch, dachten sich beide, da die Gesamtheit des Geländes sich ihren Blicken ja entzog. So fixierte Takagi schließlich das kleine, zur Vorderseite verglaste Gebäude an, welches er als Ziel ausgegeben hatte. Der Blumenladen des Friedhofs. Er befand sich etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt, gleich hinter der Eingangsneigung, die von der Anhöhe führte. Die Bushaltestelle, die Neigung und das kleine Geschäft bildeten eine gerade Linie, welche den Hauptweg darstellte. Vor der Eingangstür des Blumenladens kniete eine junge Frau, kaum über 20, mit langen dunkelbraunen Haaren, zum Zopf gebunden, bekleidet mit einer Gartenschürze und entsprechenden Handschuhen. Sie bearbeitete kleine Blumentöpfe mit weißen Spatiphylla, die vor dem Eingang zur Schau gestellt wurden, mit einer kleinen Handschaufel. Da auch nach längerem Suchen keine andere Person auszumachen war, näherten sich die beiden in aller Ruhe dieser Einen. Erst, als sie hinter ihr auftauchten, schien sie die Besucher zu bemerken und drehte sich langsam und überrascht zu ihnen um. Sie hatte offensichtlich sich schon körperlich betätigt, musste sich den Schweiß von der Stirn wischen, bevor sie sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Sonntag Morgen. Leider ist der Blumenladen noch geschlossen. Er macht erst um Neun auf.“ Sie verwies mit dem rechten Zeigefinger auf das Schild am Eingang, welches den Status des Geschäftes anzeigte. In der Bewegung der Hand richtete sie sich auf. „Allerdings wird Frau Kojiragi schon sehr bald kommen, wenn Sie sich also noch einen Moment...“ „Nein, schon gut.“, brach Sato dann ab, wollte ihre Frage formulieren, doch Takagi kam ihr nun zuvor. „Wie bitte? Frau Furiko Kojiragi?“ „Kennen Sie sie?“, schaute die junge Frau verdutzt den Inspektor an. „Nun, ich hatte mit Frau Kojiragi am Telefon gesprochen, allerdings hieß es da, sie sitze in der Verwaltung und sei sehr reich. Ich wusste nicht, dass sie den Blumenladen führt. Äh, wir suchen eine Gärtnerin Namens Yumine Akio.“ Die Angesprochene schaute verwirrt beim Namen drein, strahlte aber dann umso fröhlicher heraus. „Ach Sie sind der Inspektor von der Polizei, Herr Takagi.“ „Inspektor Takagi, solange er im Dienst ist.“, gab Sato mit schnippischem Unterton und skeptischem Blick wieder. „Und ich bin Inspektor Sato, ebenfalls von der Polizei. Und Sie sind...“ „Mein Name ist Yumine Akio. Ich bin eine der fünf Gärtner hier auf dem Friedhof.“ Eigentlich war diese Antwort zu erwarten und doch wirkten beide Beamte nun sichtlich überrascht. Schließlich war es Sato, die mit einem verschmitzten Grinsen, gefolgt von einem beherzten, freudigen Lachen ihrer eigenen Begriffsstutzigkeit wegen den Schweigemoment beendete. „Oh, da müssen wir uns jetzt wohl entschuldigen. Wir hatten zwar gehört, dass Sie jung sind, aber nicht so jung...“ Sie lächelte, leicht berührt davon und ließ dies auch nicht abklingen, bis Yumine mit einstimmte. „Ganz unrecht haben Sie ja auch nicht, ich bin immerhin erst 21. Und somit genau genommen auch keine ausgebildete Gärtnerin.“ Nun wurde sie erst recht mit ungläubigen Blicken konfrontiert. Allerdings hatte sie diese erwartet und verzog keine Miene. „Sie hatten vorhin ja nicht Unrecht, Herr... äh Inspektor Takagi.“ Das schlagartig beim Wort 'Herr' verfinsterte Gesicht von Sato hatte sie doch sichtlich verunsichert. „Wie meinen Sie das? Womit hatte ich nicht Unrecht?“, erkundigte sich Takagi, als er merkte, dass Yumine nach dem letzten Satz verstummt war. „Ich meine das, was Sie über Frau Kojiragi sagten. Sie ist sehr wohlhabend und sitzt ehrenamtlich im Verwaltungsrat des Friedhofs. Sie ist eine spendable Geberin, aber auch geschäftstüchtig. Und Tagsüber führt sie diesen Blumenladen, welchen sie auch selbst bauen ließ.“ Sato und Takagi betrachteten, geleitet von Yumines Bewegung die Eingangstür. Durch die Fensterfront nach Osten, drang bereits das volle Licht der Sonne hindurch und legte viele in Vasen angerichtete Blumen, dafür vorgesehene Töpfe und einen großen Tresen mit der Kasse, offen. Dahinter tat sich an der Wand ein riesiges Holzregal hervor gefüllt mit dickbauchigen reichlich verzierten Keramikgefäßen, jede mindestens 50 Zentimeter hoch und ebenso breit. Auf über zweieinhalb Meter Höhe und fünf Meter Breite, die ganze Wand, bis zur Tür zu den hinteren Räumlichkeiten prunkte da der Beweis für Yumines Aussage über die Betuchtheit der Besitzerin des Ladens. Sie klopfte ihre Handschuhe ein wenig sauber, zog sie aus und öffnete den Eingang des Geschäftes. „Sagten Sie nicht, der Blumenladen sei noch zu?“, erkundigte sich Takagi verwirrt. „Er steht nicht zum Verkauf offen, aber ich bin schon eine Weile hier, um einiges vorzubereiten. Sehen Sie, wie gesagt, Frau Kojiragi muss diesen Laden nicht betreiben und genau genommen bringt er ihr auch nichts ein.“ Es war beeindruckend, stellten die beiden Polizisten mittlerweile in Gedanken fest: Obwohl dieses, man konnte es fast noch so nennen, Mädchen, scheinbar ohne weiteres alle ihre Fragen beantwortete, nicht das kleinste Wässerchen sie zu trüben schien und man ihr keine innere Tiefe ansah oder ihren Worten entnahm, schaffte sie es doch, mit jeder Aussage die gestandenen Inspektoren zu verwirren. Vielleicht war es eine Art in ihrer Naivität oder umgekehrt in ihrer geistigen Geschicklichkeit, beides war schlecht zu überprüfen, aber sie vermied es bis jetzt in ihren Formulierungen, in zufrieden stellender Weise die ungeklärten Probleme der Fragenden aufzulösen. Und Sato fing diese 'Art' ganz allmählich an, auf die Nerven zu fallen, auch wenn sie versuchte, ruhig zu bleiben und Punkt für Punkt sich vorwärts zu tasten. „Wieso bringt denn der Laden nichts ein? Wenn niemand hier Blumen kaufen würde, hätte sie doch nie einen gebaut oder diesen längst wieder dicht gemacht.“ „Oh nein, da haben Sie mich falsch verstanden, es verdient sich grundsätzlich gut mit diesem Laden. Man könnte damit keine großen Sprünge machen, aber zum Leben würde es reichen.“ „Verstehe. Da Frau Kojiragi wohlhabend ist, braucht sie das Geld aber nicht und spendet die Einnahmen direkt an den Friedhof.“ nun wollte sie es doch etwas abkürzen. „Indirekt eher, Inspektor... Sato, richtig? Sie bezahlt damit unsere Gärtner-Ausbildung hier.“ „Gärtner-Ausbildung?“ „Ich sagte doch, ich bin noch etwas jung dafür. Der Friedhof benötigt wegen seiner Größe und der verschiedenen Wünsche einiger Angehöriger mehrere fähige und junge Leute. Dagegen sind ausgebildete Gärtner für den Friedhof relativ kostspielig, da er ja eigentlich keine Einnahmen außer die Kosten für das Grab selber hat und die Stadtverwaltung sich bei solchen dauerhaften Ausgaben natürlich zurück hält. Die Ausbildung eines Gärtners ist zeitaufwendig, und erfordert eigentlich jede Menge verschiedenartige Praxis, die sich anderswo als hier kaum finden ließe. Deshalb hat Frau Kojiragi in ihrer Funktion in der Friedhofsverwaltung den Vorschlag gemacht, fünf Auszubildende hier eine Art längeres Praktikum durchführen zu lassen und mit dem Blumenladen diese während dessen zu bezahlen. Ich bin mittlerweile über anderthalb Jahre hier tätig und damit am Längsten. Deshalb habe ich auch einen Schlüssel für das Geschäft, um Morgens einige der Pflanzen für den Verkauf anzuordnen und um Charon zu füttern.“ „Charon?!“, kam es wie aus einer Pistole geschossen von den beiden Inspektoren. Yumine wies sie, nachdem sie sie hereingeführt hatte und diese sich umgeschaut hatten, auf einen schwarzen Kater hin, der etwas hinter dem Tresen versteckt, neben seiner Futterschüssel zufrieden schnurrend hervor lugte. „Charon ist doch der Name des Fährmannes, der in der griechischen Mythologie die Toten in das Totenreich fuhr.“, erklärte Sato dem verblüfften Takagi. „Gewissermaßen der Letzte, der sie beim Übergang zwischen Diesseits und Jenseits noch begleitet. Ich finde, ein ganz passender Name. Er ist der gute Geist für den Blumenladen und den Friedhof.“ „Deshalb hoffe ich auch, dass du ihn gut gefüttert hast, Yumine.“ Alle drehten sich erstaunt zur Eingangstür. Durch diese bahnte sich nun eine ältere, aber noch sehr rüstige Frau, leicht durch einen Buckel gekrümmt und dennoch kaum kleiner als die Gärtnerin, einen Weg. Ihre Kleidung, größtenteils nur als brauner Mantel sichtbar, der den Temperaturen fast unangemessen wirkte, ließ einen Beobachter sie samt den angrauenden kurzen Haaren auf Mitte 50 schätzen. Ihr Blick, sowohl gegenüber Yumine, als auch den unbekannten Kunden, war ebenso freundlich und warm, wie das der Ersteren, was letztlich nur einen, nahe liegenden Schluss zur Folge haben konnte. Und diesen bestätigte Yumine auch sofort. „Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich, Frau Kojiragi. Aber natürlich. Sie kennen Charon doch. Hätte er nicht genug zu essen bekommen, würde er nicht so friedlich daliegen.“ Mit einem Lächeln suchte sie mit den Augen das ruhende Tier, hielt diese einen Moment fest, bevor sie sich wieder den Menschen in ihrem Geschäft widmete. „Wollten diese Leute etwa schon Blumen kaufen und konnten nicht abwarten?“ Ihre Stimme wirkte nicht weniger wohlwollend als ihre Augen eben noch, aber in diesen war nun, wenn auch nur für einen winzigen Augenblick, etwas skeptisches. Inspektor Sato empfand es fast als... Feindseligkeit. Yumines Worte aber, welche Takagis Vorstellungsversuch unterbanden, vertrieb diesen Ausdruck sofort. „Aber nein! Wo denken Sie hin? Ich weiß doch, dass ich hier nichts verkaufen darf ohne Ihre besondere Zustimmung. Das sind die Polizeiinspektoren Sato und Takagi. Sie hatten mit dem Herrn Inspektor gestern telefoniert und ein Treffen zusammen mit mir heute morgen arrangiert. Sie wollten zu...“ „Akemi Miyano.“ Jetzt hatte Takagi sie doch unterbrochen und sich zwischen die beiden geschoben. „Ach so. Ja, natürlich. Sie wollen das Grab der unbekannten Soldatin besuchen.“ Verwirrt blieb er nun direkt vor ihr stehen, kam nicht mal mehr dazu, sich persönlich vorzustellen. Denn Frau Kojiragi ging einfach an ihm vorbei in Richtung der hinteren Räume, während sie langsam ihren Mantel ablegte. „Nun, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Suche, Herr Inspektor.“ Sie musterte mit einem Blick zur Seite Sato. „Ihnen natürlich auch, Inspektor...“ „Sato!“, kam die Antwort prompt und mit einigem Unterton. Aber Frau Kojiragi schien diese gar nicht richtig wahrzunehmen. Sie hatte schon die Tür zum Hinterzimmer erreicht, als sie sich noch einmal umdrehte. „Yumine, vergiss nicht die Blumen!“ „Sicher. Sie stehen beim Eingang bereit. Sie zeigte auf eine Vase neben der Tür, in der ein dünner Strauß eingewickelt war. „Schön. Und die anderen Gräber?“ „Ich habe bereits vorhin einiges erledigt, deshalb wollte ich diesmal nur so gehen.“ Eine leichte Verunsicherung stieg in ihr auf, als das Gesicht ihrer Chefin sich verfinsterte. Erst nach ein paar Sekunden wurde es wieder herzlicher, wenn auch Resignation das ausschlaggebende Element war. „Es ist dein Tag, Yumine. Teile ihn dir ein, wie du willst.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, aber Yumine hielt sie noch einmal kurz zurück. „Frau Kojiragi, da Sie nun schon da sind, soll ich das Geschäft jetzt öffnen?“ „Ja, sicher, bis nachher.“ Winkte sie nur noch ab, ohne sich noch einmal umzudrehen. „Komisch, am Telefon klang sie irgendwie interessierter.“, dachte Takagi laut vor sich hin. „Oh, sie interessiert sich durchaus, sonst hätte sie Ihnen sicher nicht viel Erfolg gewünscht.“ Yumine wies die Beiden vor sich durch die Tür, nahm die Blumen aus der Vase und änderte das Eingangsschild. Es bestand aus zwei aneinander geleimten Holzbrettern. In einer zwischen ihnen heraus geschnitzten Lücke befand sich ein Metallschild, welches auf der Rückseite durch ein Loch und einen angeschweißten Knauf auf und abwärts bewegt werden konnte. Je nach Stellung zeigte ein Schlitz vorne 'offen' oder 'geschlossen'. Oben konnte der Metallgriff ein Stück nach rechts bewegt und auf dem Holz abgelegt werden. Genau diese Stellung fixierte Yumine nun. „Ein wirklich hübsches Schild.“, merkte Sato an, die sich dafür offenbar interessierte. „Ja, das hat sich Katsuja, eine der anderen Gärtner, der eine gewisse Begabung in solchen Bastelarbeiten hat, ausgedacht.“ Sie kniff die Blumen unter den rechten Arm und verschränkte beide, so dass diese schräg nach unten zeigend unter ihrem linken Ellenbogen lagen. So schritt sie neben den beiden her. „Sagen Sie, Fräulein Akio...“ „Nennen Sie mich bitte Yumine, ich finde das in meinem Alter immer noch etwas peinlich, außerhalb irgendwelcher Ämter oder anderer öffentlicher Institutionen so genannt zu werden.“ Etwas verwirrt blickte Takagi die junge Frau von der Seite an. „Na gut, Yumine, ich wollte nur wissen, was es mit der Aussage von Frau Kojiragi auf sich hatte?“ „Sie meinen das Grab der unbekannten Soldatin?“ Er nickte nur stumm, bekam als Reaktion aber unerwarteterweise ein Schmunzeln. „Das ist gewissermaßen Fachjargon. Der unbekannte Soldat ist im Krieg ein Soldat, dessen Name nach seinem Fall nicht mehr ermittelbar ist. Er wird daher namenlos beerdigt, meistens noch besonders gewürdigt, stellvertretend für alle unbekannten Soldaten, aber man erfährt nie, wer es wirklich war. Auf dem Friedhof lernt man als Angestellter die Toten eigentlich nicht kennen. Aber durch die Besucher, die Gäste, die regelmäßig ihre Angehörigen aufsuchen, bekommt man schon ein ganz gutes Bild vom Verstorbenen. Deshalb sagen wir Grab des oder der unbekannten Soldaten oder Soldatin zu einem Grab,...“ Sie blickte ruhig nach vorne, verharrte bei den Worten. Sie wusste, ihre Gewöhnung an dieses Leben ließ sie Dinge einfach aussprechen, an denen andere Leute hart zu kämpfen hatten. „...zu einem Grab, welches nach der Beerdigung nie wieder besucht wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)