Beyblade Guardian - Staffel 1 von Rakushina (Love between a cursed Life) ================================================================================ Kapitel 27: Verlieren und wiederfinden -------------------------------------- Zum Thema: Die Reaktion danach Anfangs dachte ich, als Yuto starb, sei die Trauer um ihn zu kurz gewesen, dem ist aber net wirklich so. Schließlich war das Kapitel aus der Sicht einer Achtjährigen. Kinder gehn wirklich ganz anders mit dem Tod um als Erwachsene. Sie stehn zwar auch unter Schock, aber nach ein paar Tagen schon ist es wieder gut. Als meine Oma starb war ich neun und nach einem Tag war ich zwar noch deprimiert, aber ich hab nicht mehr so getrauert wie die Erwachsenen. Am nächsten Tag war es schon verkraftet. Ich hab es auch an meinem Bruder gesehen, der auch acht war und sich schnell wieder gefangen hatte, als Katerchen Jack starb. (aber kann man einen Mensch wirklich mit einer Katze vergleichen? ô_o) Die Wahrnehmung der Wächter, was die sogenannte „Tiersprache“ angeht, kam mir recht spontan, da ich stark dran zweifle, dass es eine „richtige Tiersprache“ gibt, geschweige denn, dass man diese in unsere Übersetzen kann (Zumal sich Tiere durch Töne und Zeichensprache verständigen, nicht durch Worte). Ich hab mich hierbei von dem psychologischen Phänomen namens „Synästhesie“ inspirieren lassen. Act 27 – Verlieren und wiederfinden „Jetzt sag schon, Kai! Was willst du mir zeigen?“, rief ich ihm nach, doch er war schon hinter der Mauer verschwunden und hatte bestimmt nur halbherzig zugehört. Ich brummte wütend und machte einen Satz, um mich schließlich an den moosbedeckten Ziegelsteinen hochzuziehen. Auf der anderen Seite, zwischen einem kahlen Busch und einem ausgetrocknetem Beet stand er schließlich und blickte zu mir rauf, dann reichte er mir schließlich die Hand. Ich nahm sie und sprang unter seinem strengen Blicken hinunter. „Jetzt sei nicht so ungeduldig. Wirst du schon sehn“, erklärte er und führte mich nur weiter ins Gestrüpp. Irgendwann blieb er schließlich stehn und ging dabei auf die Knie, ich machte es ihm gleich. „Aber leise!“, sagte er, ich nickte eifrig, während er die Äste eines halbverwelkten Gestrüpps zur Seite schob und den Anblick freimachte, wegen dem er mich schon den ganzen Vormittag mit sich her gezogen hatte. Direkt vor uns hatte es sich ne weisse Katze bequem gemacht, zusätzlich mit ihren fünf Jungen, die eng bei ihr lagen, spielten oder schliefen. „Oh mein Gott, sind die süß!“ „Quietsch nicht so, du machst ihnen nur Angst. Sie sind ziemlich scheu, pass also auf!“, sagte Kai zu mir, da hielt ich aber schon eins der kleinen Fellbündel in der Hand, wurde aber dabei genau von der Mutter beobachtet. Sie knurrte allerdings nicht, wohlmöglich konnte sie meine Astralwellen spüren und vertraute mir. „Sind die niedlich.“ „Ich wusste, dass dir das gefällt...“, meinte Kai mit einem etwas spöttischem Unterton. „Yuri... also die Katze lauerte mir früher immer auf, wenn ich vom Training nach Hause ging, manchmal brachte ich ihr auch was zu Essen mit. Als ich sie aber nicht mehr sah, hab ich mich auf die Suche gemacht und sie hier gefunden. Die Jungen müssten vielleicht fünf Wochen alt sein und... Hey, hörst du mir überhaupt zu?!“ „Nee, nicht wirklich... Aber schau doch, sie sind so goldig.“ Mit strahlenden Augen nahm ich eins der Jungen und hielt es Kai unter die Nase. Als das kleine Kätzchen seine Pfote auf diese legte, nahm Kai es an sich, wenn er mich auch noch immer unverständlich ansah. Mittlerweile waren alle fünf Katzen zu mir gekommen, sie maunzten oder schnappten nach einer meiner blonden Strähnen. Doch ich hielt plötzlich inne, als ich eines der Jungen mit rotem Fell und deutlich zu erkennendem getigerten Mustern in der Hand hielt. Zwar war die Augenfarbe nicht die selbe gewesen, doch als ich es ansah... Ja, ich dachte wieder an Drami. Ich hatte sie ganz vergessen, dadurch, dass immer irgendwelche anderen Schwierigkeiten entstanden waren. Den Moment, als mein einziger, wahrhaftiger Engel vor meinen Augen verschwand hatte ich vollkommen verdrängt. Ich schämte mich und wollte weinen, doch hielt ich mich für Kai zurück, doch schien er es gemerkt zu haben, wie geknickt ich plötzlich war. „Sag, kannst du sie wirklich verstehen?“ „Hä?“, fragte ich hektisch und unverständlich, die Frage kam zu überraschend, als dass ich sie genauer wahrgenommen hätte. „Die Tiere. Verstehst du wirklich, was sie sagen?“ „Nicht wirklich“, schmunzelte ich und meine Trauer von vorhin war plötzlich verschwunden. „Die ganze Welt ist voller Astralwellen und Gefühle verzerren sie. Und diese Verzerrungen hallen als Farben oder Töne bei uns wieder.“ „Aha...“, seufzte Kai ein wenig desinteressiert, jedoch sah er mich weiter an, während ich es erzählte, so wie man mir es einst erklärt hatte. „Mit der Zeit lernt man die einzelnen Farben mit ihren Emotionen zu unterscheiden und man lernt, welche Bedeutung sie haben. Und anhand der Situation kann man es sich dann zusammenreimen.“ „Also fühlst du nur, was sie empfinden.“ „Ja. Ich weiß, ziemlich arm...“ „Siehst du auch, was ich empfinde?“ Nichtssagend starrte ich ihn an und überlegte, was ich sagen sollte. Selbstverständlich konnte ich das nicht, aber ich hatte das Gefühl, als erwartete er etwas on mir und enttäuschen wollte ich ihn auch nicht. Als er jedoch unverschämt zu grinsen begann verpasste ich ihm einem leichten Schubs. „OH, und von dir hab ich mich verrückt machen lassen!“ „Das war ne normale Frage. Selbst Schuld, wenn du sie so interpretierst.“ „Bei dem Grinsen hatte ich auch keine Wahl. Aber meine Vorfahren hätten es gekonnt. Aber mit jeder Generation scheinen wir schwächer zu werden, weil mit jedem menschlichen Elternteil auch menschliche Gene dazukommen und es wird schwerer, die Kräfte zu kontrollieren. Deswegen will Megami auch nicht, was wir uns in Menschen verlieben.“ Ich seufzte lange und geknickt, doch hob ich schnell wieder den Kopf, als ich Kai leise lachen hörte. Ich warf ihm unverständliche Blicke zu. „Was?“ „Vor ein paar Monaten hab ich dich noch um deine Abstammung beneidet.“ „Sag bloß, du hast Mitleid mit mir“, lachte ich halbherzig. „Nein, ich mach mich nur über dich lustig“, grinste er wieder unverschämt und statt Unverständlichkeit wurde zu Wut. „Denn nun bin ich froh, nicht in deiner Haut stecken zu müssen.“ „Etwas Mitgefühl hätte dich nicht umgebracht!“ „Ich zeige schon mehr Gefühl, wie meine Natur zulässt. Was denkst du, warum du hier bist?“, erklärte Kai, mehr oder weniger eingeschnappt und wartete eisern darauf, dass ich etwas dazu sagte. Doch sah ich erst arglos auf den Wurf Katzen, dann wieder ihn. „War das... ein Aufheiterungsversuch?“ „Nenn es wie du willst. Mir ging nur deine depressive Miene auf den Sack.“ „Also doch ein Aufheiterungsversuch. Wie süß.“ „Sag nie wieder das Wort mit »s« in Verbindung mit meiner Person!“ Ich fing zu kichern an, es war zu komisch, als dass ich es hätte lassen können. Kai hatte ne plumpe Art Gefühle zu zeigen, was ich ihm allerdings nicht ins Gesicht sagte, da ihm, anders wie Mitleid und Zuneigung, Zorn leichter von der Hand ging und diesen bei einer blöden Bemerkung auch nicht zurückhalten würde, auch wenn diese von mir kam. „Aber sitzen lassen konnte ich dich da auch nicht. Ich fühl mich beinahe für dich verantwortlich... Unglaublich, dass ich das sage.“ „Sag bloß?!“, lachte ich wieder laut. „Du hast ja doch einen Heldenkomplex, du zeigst ihn nur nicht gern.“ „Besser wie en Familienkomplex, so wie du. Was du mit Seiji abgezogen hast konnte man sich fast nicht mit ansehen. Früher warst du nicht so...“ „Früher war ich auch dümmer“, sagte ich und streckte ihm ohne weiteres Kommentar die Zunge raus, einfach aus reiner Laune. „Aber er hatte nicht unrecht. Als Kind hatte ich alles als selbstverständlich genommen, wie Kinder eben waren, egal welche Erziehung sie genossen. Doch nach Papa´s Tod wurde mir langsam bewusst, dass alles und jeder vergänglich war und das machte mir ne Heidenangst. Dass war wohl eins der vielen Dinge, die mir Megami versucht hatte mir beizubringen, aber mir Angst zu machen war nicht gerade der beste Weg dafür gewesen. „Dümmer würde ich jetzt nicht sagen... Du bist auch nicht klüger als früher. Und aggressiv. Aber du lässt es nicht mehr an mir aus.“ „Das kann ich ändern!“, meckerte ich und schlug ihn sachte gegen den Arm, während ich Kai auslachte, als er ebenso genervt seufzte wie dreinschaute. „Guck nicht so. Selbst Schuld, wenn du dich mit mir abgibst.“ „Wohl war...“, sagte Kai nur abwesend und senkte nachdenklich den Kopf, ich betrachtete ihn dabei stumm, bis er lachte. „Egal! Was soll´s, ich bereue es nicht.“ „Hach, ihr beide seit echt ein Traumpaar!“, trällerte Tyson regelrecht und schlang um jeden von uns einen Arm. Kai drehte langsam den Kopf zu ihm, da auch er nicht begriff, wo der auf einmal herkam. Auch ich wurde sauer und kämpfte mit dem Verlangen, ihm eine zu verpassen. „Auch wenn Kisa so ein feuriges, ungezügeltes Temperament hat und Kai kälter als ein Eisberg ist... Wenn man sieht, wie ihr zwei zusammensteht und lacht wird jedem warm ums Herz und an den Rand des Tränenflusses.“ „Hast du das aus nem schlechten Roman geklaut? Wie hast du uns überhaupt gefunden?“ „Och, wir sind euch gefolgt“, grinste Tyson uns an und Kai kämpfte mit der Selbstbeherrschung, als auch noch Ray, Max und Kenny über die Mauer geklettert waren. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder weinen sollte. „Oh, sind die süß. Wo habt ihr die denn her?“ „Das sind Streuner, aber Kai hat sie entdeckt“, antwortete ich Max und er hob eins der Kätzchen hoch und genauso wie ich wurde auch er nun von der Katzenmutter genau beobachtet. Kai warf indessen weiterhin mit vorwurfsvollen Blicken um sich und blieb schließlich an dem armen Kenny hängen. „Ich weiß, ich mache das auch nicht gern... Aber ich hatte keine andere Wahl als mitzukommen“, flüsterte Kenny schuldbewusst und schreckte auf, als er und schließlich alle ein komisches Geräusch hörten, das immer näher zu kommen schien. „Was ist das?“ „Keine Ahnung, das hören wir schon die ganze Zeit“, antwortete mir Ray und versuchte das Geräusch irgendwie zu deuten. Nach einer Weile hatte ich es erkannt, zu meinem Bedauern. „OH GOTT!!! GEHT IN DECKUNG!!!“, schrie ich los, doch niemand reagierte, bis das Geräusch direkt über uns zu hören war und wir die Silhouette eines Motorrads erkannten. Die Katzen sprangen als erstes zu Seite, wir bekamen gerade so noch die Kurve und konnten dem wahrscheinlich sicheren Unfalltod entgehen. „Mal ehrlich... Wie schafft sie das immer?“ „Will ich gar nicht wissen...“, sagte ich zu Tyson, der, halb entsetzt, halb verärgert auf meine Mutter schaute, die uns fast mit ihrem blöden Motorrad platzgemacht hätte. Als sie den Helm abnahm, konnte wir keine Reue, nur pures Glückseligkeit erkennen. „Hello, Guys. Ich dacht schon, ich hätte euch aus den Augen verloren. Aber euch zu folgen war ne gute Idee. Ich ahnte, dass ihr hinter Kisa und Kai her wart.“ „Nicht die auch noch...“, stöhnte Kai nur genervt. „Sagt mal, habt ihr alle keine Hobbys?!“, fluchte ich schließlich, leise genug, dass es keiner der Jungs hörte, aber darauf bedacht, dass Mum es hörte. Als keine Reaktion von ihr kam, außer einem wenig glaubwürdigem Lächeln, wurde ich skeptisch und unsicher. „Nun, ich seh, ich stör eure Runde, deswegen werde ich auch schnell zur Sache kommen. Wenn es euch also nichts ausmacht würde ich gern mal ein paar ernste Worte mit meinem Töchterchen wechseln“, erklärte sie, während ihre Hand erst sanft auf meinem Schultern ruhte und dann schließlich grob zupackte, so das keine Spur der Widerrede von mir kam. Sie stieg von ihrem Motorrad und bei dem Anblick ihres verkrampften Lächelns, blieb mir nichts anderes übrig wie ihr nachzugehen und mich einige Meter von den Jungs zu entfernen, während sie uns fragend hinterher sahen. „Hach, diese Jungs sind richtig süß. Da hast du dir genau die Richtigen ausgesucht.“ „Du hast uns aber jetzt nicht fast erschlagen und hierher geschleppt, nur um mir das zu sagen.“ „Nicht ganz. Schau mal ganz unauffällig hinter mich.“ Ich tat was sie sagte, wenn auch nicht ganz so dezent, wie sie es sich erhofft hatte. Zur Folge hatte dies schließlich, dass ich die Person, die uns beobachtete nicht genau erkennen konnte. Ich sah weder Haarfarbe noch Kleidung, aber dass das nicht normal war, erkannte ich gleich. „Das ist ein Spionen, er arbeitete für Voltaire. Der und noch weitere beobachten euch schon ne ganze Weile. Das hat zumindest Mr. Dickenson zu mir gesagt.“ „Wundert mich nicht, Voltaire kann mich eh nicht leiden.“ „Ich denk, dass ist nicht der einzige Grund...“, meinte sie nachdenklich. „Etwas ist komisch an der ganzen Sache. Tatsache, ich hab anfangs auch gedacht, dass Voltaire einfach etwas paranoid ist. Aber nun bin ich anderer Meinung. Ich arbeite seit sechs Jahren zusammen mit Stanley, die BBA unterstützt unsere Familie seit längerem. Als die Arbeiten gegen Biovolt damals anfingen, haben ich, Miyako, Sato und andere Organisationen aus anderen Längern ausführliche Untersuchungen auf der ganzen Welt gestartete. Ich bin während meiner Reise auch nach Amerika gekommen. Und rate, wenn ich betroffen habe.“ „Null Ahnung. Keith Richards?“ „Kashya...“, antwortete sie sachte und ich war tatsächlich für einen Moment schockiert und sprachlos. „Du erinnerst dich doch noch an Kai´s Mutter.“ „Vage...“, antwortete ich langsam und überlegte für einen Moment. Das Bild war etwas zerzerrt, aber ich erinnerte mich, dass Kai´s Mutter eine meist nette, aber auch manchmal zickige Frau war, die im rechten Moment Selbstbewusstsein gezeigt hatte, aber es schwer mit ihrem Sohn hatte. Deutlich konnte ich mich nur noch an ihr blaues Haar erinnern, dieselbe Farbe wie Blaubeeren (warum mein Vater daher immer »Brombeere« sagte, hab ich nie genau herausfinden können). „Und du hast sie in Amerika getroffen?“ „Mhmm. Und stell dir vor, sogar mit ihrem Exmann, Susumu. Wir haben ihn aber immer Danny genannt.“ „Also... Mit Kai´s Vater?“ „Genau! Ich war überrascht und rannte auf sie zu. Ich hab sie alle möglichen Sachen gefragt, sie hatte allerdings nicht geantwortet“, berichtete Mum weiter und kratzte sich am Hinterkopf. „Aber stell dir vor: Sie hat mich nicht erkannt. Hat mich gefragt, was ich von ihr wollte und das sie mich nicht kennt. Ich hab weiter wirres Zeug geredet, als ich sie schließlich auf Kai und ihren Vater ansprach, sagte sie, sie hätte keinen Sohn und ihr Vater sei längst tot. Dann hat sie mich stehn lassen.“ „Aber...“ „Frag nicht“, unterbrach sie mich abrupt. „Ich hab´s auch nicht verstanden. Fakt aber bleibt, dass sie sich an nichts erinnern konnte, nicht mal, dass sie mal in Japan gelebt hat. Noch erstaunlich aber ist, dass sie Kai vergessen hat...“ „Vielleicht hat sie ne Amnesie?“, meinte ich etwas desinteressiert. „Glaub ich nicht. Kashya ist genau zum selben Zeitpunkt verschwunden wie Kai. Das ist sechs Jahre her und normalerweise vergeht eine Amnesie wieder, wenn man etwas vertrautes wiedersieht. Und dass sie bei ihrem Mann ist, ist auch fraglich. Sie hat den Kontakt vor fünfzehn Jahren abgebrochen.“ Mum schwieg kurz und senkte nachdenklich den Kopf, dabei berührte sie mit ihrem Finger ihr Kinn. Ungeduldig sah ich zu den Jungs zurück, die auch nicht mehr lange warten wollten und genervt aufstöhnten, als ich ihnen ein Zeichen gab, dass es wohlmöglich noch länger dauern könnte. „Aber sowohl Mr. Dickenson und ich haben dieselbe Theorie. Das alles hängt mit Voltaire zusammen. Mit dem Kerl stimmt was nicht. Wir wissen nicht was, aber was Gutes ist es sicher nicht. Und das er euch – vor allem dich – so auf den Kicker hat schmeckt mir sowieso nicht.“ „Pah! Der Alte ist nur angepisst, weil ich mit seinem Enkel geh und er ihn nicht teilen will!“, motzte ich rum. „Sicher? Nicht wegen Biovolt?“ „Als ob ich Biovolt allein plattgemacht hätte, geht doch gar nicht! Kann ja nur deswegen sein, kein Wunder, ich wär wahrscheinlich genauso wenn ich schiz...“ Doch ich hielt mir noch rechtzeitig die Hand vor den Mund, ehe ich es ausplappern konnte. Mum hackte zwar noch einmal nach, was ich denn sagen wollte, aber ich hielt weiter die Klappe. Dass Voltaire schizophren war durfte ich nicht an die große Glocke hängen. Wenn er rauskriegen würde, dass ich das rum erzähl, würde er mich sofort umbringen. „Sag, was wolltest du mir eben sagen? Ich hab nur »Schiz« verstanden...“ „Wieso sollte ich dir das sagen? Du lässt dich sechs Jahre nicht blicken und dann soll ich dir das auf einmal meine Privatgeheimnisse verraten? Das grenzt ja schon an Belästigung!!“ „Geht das schon wieder los...“, seufzte sie nur und ließ die Achseln hängen. „HEY!! DAS IST EN ERNSTES PROBLEM, NIMM DAS NICHT SO AUF DIE LEICHTE SCHULTER!!!“ „Ich hab keine andre Wahl. Du hast nun mal nicht nur meinen, sondern auch den sturen Schädel deines Vaters, mit dir zu diskutieren ist überflüssig. Hören tust du ja sowieso nicht“, erklärte Mum und ich knurrte sie an, auch wenn sie ja Recht hatte. „Wenn du nur da bist um mich zu beleidigen, kannst du wieder gehen. Ne tolle Mutter bist du, aber was anderes brauch ich ja nicht mehr zu erwarten!“ Irgendwie tat es mir ja Leid, was ich sagte. Ich hatte den Jungs versprochen mich in Zukunft besser um die Beziehung zwischen mir und Mum zu kümmern. Aber ich war so entsetzlich nachtragend, es ging nicht. Eine Mutter konnte doch ihr Kind nicht einfach zurück lassen ohne jeden Grund. „Ich... Ich wollte mich von Yuto verabschieden...“, sagte sie ganz plötzlich und ich wurde wieder auf sie aufmerksam. „Aber Yuto wollte es nicht. Ich hab ihn einen Tag vor seinem Tod besucht und er wollte, dass ich nicht mehr komme. Komm nicht mehr, hatte er gesagt, ich will nicht, dass du mich so schwach siehst. Ich will nicht, dass deine letzte Erinnerung an mich der Moment ist, in dem ich entgültig mein Leben aushauche. Und auch ich will lieber dein Lachen in Erinnerung behalten, als deine Tränen. Ich konnte seinen letzten Wunsch nicht abschlagen... Anfangs... Bis ich es nicht ausgehalten hab. Als ich aber kam war er schon tot.“ „Warum erzählst du mir das?“, fragte ich, ohne sie anzusehen und ein Bild mit Papa´s Gesicht drängte sich vor mein geistiges Auge. Mum´s Hand klingelte schließlich und ich sah erst wieder zu ihr auf, als sie es aufklappte. Anscheinend ne SMS. „Ahr, der Vogel von nem Idioten kriegt auch gar nichts allein hin. Und wer hat ihm meine Nummer... Ach, was soll´s“, und mit diesen Worten und nem Schimpfwort hinterher, ging sie wieder zu ihrem Motorrad und war wieder so schnell weg, wie sie gekommen war, wenn ich ihr auch lange hinterher sah. Sie sah so traurig aus, als sie mir das mit Papa erzählt hatte. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich Mum noch nie trauern sehn, nachdem Papa gestorben war. Aber vielleicht wusste ich es auch nicht mehr. Nachdem Papa tot war hatte ich die Zeit kaum zu Hause verbracht. Mum war immer weg und ich hab meist bei Kai und seiner Mutter übernachtet. Vermutlich war sie mit ihren Biker-Freunden unterwegs gewesen um den Schmerz zu vergessen, dachte ich zumindest. Aber wenn ich so darüber nachdachte, wusste ich es eigentlich besser. Dass sie bei Sato war und bei ihm, manchmal stundenlang getrauert und geweint hatte, weil sie sich dies vor ihrer Tochter nicht traute. Mum war für mich immer eine starke Persönlichkeit gewesen, ich wollte, als ich klein war immer so sein wie sie. Doch kann all den Jahren fiel mir die Vorstellung eines traurigen Gesichts bei ihr immer noch schwer. „Über was... Habt ihr eigentlich geredet? Ich hab nicht alles mitverfolgen können“, fragte Ray, Max legte mit viel Schwung seinen Arm um mich und sah mich neugierig an, wenn ich auch auf den Chinesen blickte. „Hast du gelauscht?“ „Nö. Aber Lee hat mir mal gezeigt, wie man Lippen abliest. Leider bin ich etwas eingerostet, hab aber das meiste verstanden.“ „Lauschen, ablesen, wo ist da der Unterschied?“ „Hast du ihr etwas fieses an den Kopf geworfen?“, fragte mich schließlich Kai. „Ähm.. Ich glaube nicht, aber wie kommst du drauf?“ „Du tust öfters Dinge, ohne vorher nachzudenken.“ „Ich würde gern wiedersprechen... Aber du hast Recht. Aber nein, ich hab nichts Fieses gesagt.“ „Sie sah aber ein wenig traurig aus“, meinte Kenny nachdenklich. „Ich kenne deine Mutter nicht so gut, aber ich hatte das starke Gefühl, dass sie doch sehr bedrückt war.“ „Vielleicht... Sie hat von Papa geredet... Nach all der Zeit. Dabei dachte ich, sie hätte ihn vergessen.“ „Erwachsene vergessen so was nie“, meinte Tyson spontan. „Meine Mum ist auch schon lange tot... Ich selbst erinnere mich nicht daran... Aber mein Opa wirkt immer etwas traurig, wenn wir sie erwähnen... Ich hab es besser verkraftet, ich war ja auch klein. Kinder und Erwachsene sind eben verschieden.“ „Dass ist wahrscheinlich der Vorteil, wenn man klein ist. Man vergisst schneller“, sagte Max noch und nickte einmal heftig, um Tyson so zuzustimmen. Tyson hatte wahrscheinlich auch Recht, als Kind scheint man dies wirklich anders zu verkraften. Als Papa starb, hatte ich mir Vorwürfe gemacht und stand unter Schock. Aber Mum hat gesagt, nachdem es etwas abgeklungen war, dass er nun im Himmel sei, beim lieben Gott und bei Tante Leticia und ihm würde es nun gut gehn, er kann uns schließlich vom Himmel aus sehn. Kinder sind eben naiv und durch solche Geschichten vergessen sie den Schmerz schneller. „Hey!“ Uns allen lief es den Rücken runter, als wir den patzigen Ton hinter uns hörten. Dass es Sacré war, wunderte uns anfangs nicht, nur seine Erscheinung. „Tag. Was willst du?“, fragte Kai nicht sehr freundlich. „Ach... Ich bin nur zufällig hier...“, sagte er und es war offensichtlich ne Lüge. „Ihr... Habt nicht zufällig irgend ein Vieh gesehen, dass vielleicht aus der Hölle kommt gesehen?“ „Nein“, antwortete Kenny. „Oh... Na dann kann man nichts machen. Ach und Serenity habt ihr auch nicht zufällig gesehen?“ „Mum ist eben weg, du hast sie verpasst.“ „Ahr diese... Dabei hab ich mir extra ein Handy zugelegt und ihr geschrieben...“, fluchte der Engel leise. Ich erinnerte mich wieder an die SMS, die Mum bekommen hatte. Also hatte er ihr geschrieben. „Sollen wir dir suchen helfen?“ „Ach, lass sein!“, maulte Sacré den armen Kenny an, der abrupt zurückzuckte. „Ich such sie selbst!“ Und somit machte er auch er sich auf den Weg, doch jeder von uns hatte gemerkt, dass er unter Stress stand. Sacré war an sich jemand, der immer unter nem Gewissen Druck stand... Aber in diesem Fall war es was andres und jeder von uns hatte es bemerkt und ohne, dass wir nur ein Wort untereinander wechseln mussten, ging wir ihm heimlich nach. Der Begriff »Stalker« hätte in dem Moment wirklich gut zu uns gepasst, so wie wir ihm hinterher schlichen und jede seiner Bewegungen genau unter die Lupe nahmen. Schließlich standen wir nur verwirrt da, als wir vor ner Baustelle standen und sahen überrascht zum Kran hinauf, der noch eine Eisenstange festhielt, mit denen das Hochhaus gebaut werden sollte. „Was will er hier...?“, fragte Max sich selbst, wir gaben ihm auch keine weitere Antwort. Als wir dubiose Geräusche hörten, kletterten über den Absperrzaun und das Gerüst hinauf. Hinter ein paar Baugeräten blieben wir stehn und sahen wieder Sacré, der aber nicht mehr alleine war. Cherry stand vor ihm. Mit Tsubasa. Die Vamprin hielt sie am Kragen gepackt, aber Tsubasa wehrte sich nicht. Kenny schnappte nach Luft, als er feststellte dass sie bewusstlos und verletzt war. „Und, hast du sie dabei?“ „Ja...“, sagte Sacré knurrend und gequält, während Cherry verächtlich auf ihn herabsah. In seinen Händen erschien ein Beutel und ließ diesen achtlos zu Boden fallen, dabei rollten Grapefruits und Birnen heraus in solchen kräftigen Farben, wie ich sie noch nie gesehen hatte. „Geh ich richtig der Annahme, dass das alle ausschließlich Nezach- und Jesod-Früchte sind?“ „Ja... Die doppelte Menge, wie vereinbart. Von den anderen wolltest du ja nichts...“ „Na geht doch. Ich dachte schon, du würdest nach der letzten Lieferung streiken. Aber du bist ja en sehr zuverlässiger Kerl.“ „Laber nicht und gib mir Tsubasa!“ „Oh, das geht aber nicht!“, antwortete sie spöttisch. „Die Kleine hier hat immerhin en Taub gebrochen. Allerdings glaub ich nicht, dass es mit einmal Hintern versohlen getan ist. Deswegen behalt ich sie noch etwas. Immerhin weißt du nun, dass sie noch am leben ist.“ „HEY, du hast gesagt...!!“ „ICH sagte, ich bring sie mit, von rausrücken war nie die Rede!“, keifte sie ihn an und ich war schockiert von dem, was ich sah. Noch nie hatte ich verlebt, dass Sacré sich von jemanden so nieder machen ließ. „Das können wir gern bei der nächsten Lieferung genauer bereden. Mein Meister wartet nicht gern. Du schuldest mir immerhin noch die berühmten »Kether«-Früchte, schon vergessen?“ „A-Aber das ist unmöglich! Die wachsen nur am Baum des Lebens und dieser wächst in Atziluth. Außer Megami-sama und den Ratsmitgliedern der Cherubim darf niemand diese Sphäre betreten!!“ „Dann musst du dir eben was einfallen lassen... Oh, großer Co-General der Fürstentümer Sariel. An die Anderen bist du schließlich auch dran gekommen, obwohl du kein Thron bist. Ich bin sicher, du findest dafür auch ne Lösung. Ansonsten seh ich für dein kleines Herzblatt und deine Freundin hier keine rosige Zukunft...“ Und schließlich sahen wir alle, wie Sacré, der selbst mir im Moment ungeheuer Leid tat, blass wurde, zitterte. Sacré zeigte Schwäche... Ein merkwürdiger Anblick, der für mich immer unmöglich war. In mir stieg das Verlangen auf zu ihm zu gehn, aber Kai hielt mich noch zurück. Als ich zu ihm sah, schüttelte er nur den Kopf, wenn auch zu spät. Wir hörten Schüsse und wie Kugeln gegen die Eisenträger prallten uns schließlich auch an unseren Klamotten streiften und aus lauter Panik sprangen wir hervor, da wir nicht wussten, wo sonst hin. Sacré´s Augen erweiteten sich so sehr, dass es den Anschein machte, dass sie rausfallen würden und auch Cherry gab erst erschrocken einen komischen Laut von sich. „Was?! Die Bladebabies? Was machen die... Ahr, du hast mir doch ne Falle gestellt!“ „Nein, die sind...“, redete Sacré sich raus, konnte aber seinen Satz nicht rechtzeitig beenden, denn Cherry hatte schon in eine der Früchte gebissen und verzog das Gesicht. „Und... Bäh! Das sind überhaupt keine Sefirot-Früchte! Das ist nur stinknormales Gammelobst!!! Du hast mich verarscht! Ist dir das Leben deiner kleinen Freundinnen so unwichtig?! Widerlicher Sack!“ „Du hast kein Recht mich so zu nennen“, konterte Sacré. „Seit Monaten verlangst du von mir, dass ich die heiligen Bäume bestehle und dir diese Früchte bringe. Doch mit Tsubasa´s Leben zu spielen hat alles überschritten!“ „Lass Tsubasa los!“, mischte sich Ray schließlich ins Gespräch ein, auch wenn niemand von uns eigentlich genau wusste, um was es ging. „Die Göre ist selbst Schuld! Sie ist in Anagura herumgeschlichen, obwohl sie weiß, dass das unser Territorium ist. Anagura ist zwar nur das erste Gebiet und gehört noch zu Hades, ist aber größtenteils ein Gebiet der Hölle und Engel in der Hölle sind strengstens verboten! Dafür sitzt sie, bis sie schwarz wird und der auch, für seinen Betrug. Aber wenn ihr eure Bitbeasts eintauschen wollt, bin ich vielleicht nachsichtig.“ „Du tickst doch nicht richtig!“, rief Tyson ihr mit gehobenem Mittelfinger entgegen. „Was wollt ihr überhaupt von unseren Bitbeasts? Es gibt genug andere Beyblader, geht die nerven!“ „Das macht aber keinen Spaß“, entgegnete sie und schwenkte die gefesselte Tsubasa hinterher, die immer noch am heulen war. „Außerdem tu ich dem guten Boris nen Gefallen. Ich konnte ihn zwar nie leiden, aber sicher würde er sich freuen, wenn er wüsste, dass ich ihm seinen größten Wunsch erfülle. Ich werde ihm ein Souvenir aus Atziluth zukommen lassen.“ „Was ist dieses Atziluth überhaupt, hinter dem alle so verbissen her sind?“, fragte Max laut und augenblicklich fing Cherry laut zu lachen an, ihr kamen richtig die Tränen. Sacré klatschte nur seine Hand in sei Gesicht. „Oh Bruder, eure Dämlichkeit ist unfassbar!“ „Sorry, dass wir die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben!“, sagte Tyson eingeschnappt, doch erntete nur Spott. „Tz, ihr arbeitete für den Himmel und wisst nicht einmal die Adresse von eurem obersten Boss. Aber dann sterbt ihr eben dumm, nicht mein Problem.“ „Das lässt du bleiben!“, hallte Mum´s Stimme und sie kam, an einem Flaschenzug geklammert, heruntergefahren, dazu mit ner Menge Schwung und riss Cherry von den Füßen. „M-Mum?!“, schotterte ich noch etwas überrascht, hingegen Sacré erleichtert schien. Tsubasa ging Cherry bei dem Angriff meiner Mutter verloren und fiel auf den Boden. Max eilte aber noch zu ihr hin, ehe sie doch noch zur Seite kippte und ganze fünf Stockwerke hinunterstürzen würde. „Tsubasa!“, rief wir laut auf und rannten zu Max, der sie nun in den Armen hielt, Mum kam schließlich auch wieder mit ihren Flaschenzug angeschwungen und ließ ihn los, um direkt neben uns zu landen. „Ist...“ „Ja, sie ist am Leben“, antwortete Max und Sacré atmete auf, dann funkelte er meine Mutter an. „Wärst du früher gekommen hätten wir diese Scheiße nicht.“ „Wenn du anständig zu schreiben gelernt hättest, wär ich auch pünktlich gewesen!“ „Ich bin sie nicht gewohnt.“ „Und was ist jetzt mit Cherry?“, fragte Kai, um so der Diskussion ein Ende zu setzen, wenn es ihm auch nicht wirklich interessierte, man sah es ihm an. „Liegt dahinten irgendwo. Ist auch egal, solange wir Zeit zum Flüchten haben“, antwortete sie, und ganz unauffällig wanderte ihr Blick zurück zu dem Engel. „Und über deine geheimen Lieferungen unterhalten wir uns noch.“ „Du bist nicht mein Boss. Wär ja noch schöner.“ Das Gezanke zwischen den beiden schien kein Ende zu finden und auch langsam waren selbst vernünftige Leute wie Ray einer war, vollkommen genervt und spielte, wie wir anderen ebenso mit den Gedanken, die beiden Streithähne einfach stehn zu lassen. Doch sie blickten auf, ihre Gesichter entgleisten und sie sprangen weg. Und da beide anscheinend Kameradenschweine waren, standen wir nur da und merkten nicht, wie ein Eisenträger umfiel und direkt auf uns zu kam. Er traf uns Gott sei Dank nicht, viel hätte nicht gefehlt, doch bei dem gewicht riss die dünne Styropor und Pappeboden, die die Bauarbeiter zwischen den Trägern zum Laufen verteilt hatten, zusammen und wir vielen hinunter. Und die anderen beiden sahen nur unserem Sturz zum, viel hätten sie auch nicht mehr tun können, da die runtergefallenen Eisenstangen den Weg versperrten und man wieder die irre Lache der Vampirin aus der Ferne hören konnte. Unser Aufprall war zumindest weich, wir hatten das Glück in Säcke voller Betonpulver zu fallen, wenn auch nicht ganz ohne Schmerz. Und der Staub kam hoch und die Eisenträger, die beinah auf uns gelandet wären, hatten sich verheddert wie Mikado-Stäbchen und ließ kein Licht ins Untergeschoss eindringen. „Alles okay bei euch?“ „Geht so...“, antwortete ich Kenny und wurde von Kai wieder auf die Beine geholt. „Wir hatten Glück, dass wir nichts abbekommen haben.“ „Das war bestimmt schon wieder Cherry. So ne dumme Pute. Ich hass sie mit jedem Mal mehr!“ „Reg dich ab, Tyson, sie ist es nicht wert“, redete Kai auf ihn ein und sofort war er wieder still. „Tsubasa! Tsubasa, kannst du mich hören? Hey, sie wacht auf!“, rief Max lautstark und all unsere Blicke richteten sich auf ihn, um auf den kleinen Engel zu blicken, der seine Augen halb geöffnet hatte. „Sa... Sacré... Bist du das...?“ „Tsubasa, wir sind´s“, antwortete Max ihr behutsam. „Ihr... Was ist.. passiert? Cherry... Sie war plötzlich in... in Ana... gura...“ „Warum rennst du auch in der Hölle rum?!“, fragte ich sie, halb besorgt, halb verärgert. „Ihr dürft doch da gar nicht hin, hab ich gedacht. Was hast du gemacht?“ „Ich... Hab mich auf die Suche gemacht... Ein... Befehl... Ich bin... Leibhaftigen... gefolgt. Ich weiß nun... was er vor... Lu... fer...“ „Tsubasa, halte durch!“, rief Max und rüttelte sie an den Schultern, aber wieder fiel ihr Kopf zur Seite und ihr Bewusstsein war dahin. Der Blonde nahm sie wieder auf seine Arme, während Kai, Ray und Tyson die anderen Eisenstangen zur Seite schoben und schafften es schließlich mit letzter Kraft. „Boah, endlich frei“, stöhnte Tyson vor Erleichterung, dann schreckte er plötzlich zurück und ließ einen Schrei los und wir erschraken. Tyson blickte auf Sacré, der nun vor seinen Füßen lag, nachdem er heruntergefallen und fast auf ihm gelandet war. Nach kurzem Zögern kniete sich Tyson zu ihm hinunter und nahm im am Arm, doch Sacré schubste ihn sofort weg. „NIMM DEINE GRIFFEL VON MEINEM ARM!!! Du tust mir weh, du Idiot!“ „Lass mal sehn!“, sagte Ray und Sacré erlaubte es ihm, Tyson war aber gleich eingeschnappt, da der Engel diesen nicht angebrüllt hatte. „Wohlmöglich gebrochen.“ „Was soll das heißen?! Nach dem winzigen Hieb, kann gar nicht sein.“ „Gebrochen ist gebrochen, find dich damit ab!“ „Aber Cherry... jetzt knöpft sie sich Serenity vor. Diese dumme Funzel, wenn sie mal pünktlich wär, wär mein plan aufgegangen.. Stattdessen... taucht ihr auf.“ „Wir versuchen nur zu helfen“, meinte Ray etwas eingeschnappt und klopfte ihm demonstrativ auf den gebrochenen Arm, bis Sacré zu winseln anfing. Doch wir ließen ihn liegen, die bewusstlose Tsubasa platzierten wir neben ihn und kletterten über die Eisenträger nach oben. Noch nicht einmal richtig auf den Beinen flogen uns schon Explosionen um die Ohren, und Cherry´s Schatten erschien in einer Staubwolke. „Wenn ich wenigstens keinen Obstsalat haben kann, dann eben nen Fleischsalat. Ich mag´s schön blutig.“ „Wag dich!“, drohte meine Mutter, die hinter ihr stand und ihren Kampfstab an die Kehle hielt. Der Vampir jedoch gab nur einen uninteressierten Laut von sich, drehte sich um und verpasste ihr dabei einen Tritt in die Seite. Ich kletterte zu Tyson, der schon am weitesten vor geklettert war und sah mit ihm wie meine Mutter gegen die Eisenträger knallte und sie, mit Schmerzen im Rücken und Schrammen im Gesicht und an den Armen sitzen blieb. „Mum...“, kam er spontan aus meiner Kehle, aber hielt mich zurück. Ein wenig schwankte ich noch zwischen Sorge und meinem Zorn. Aber mein Zorn schwankte langsam dahin, man konnte es spüren und ich empfand Sorge und Angst. „Tja, so schnell kann´s gehn“, lachte Cherry zynisch auf und dann kicherte sie. „Du hättest weg bleiben sollen. Euch von der ersten Generation kann man eh nicht gebrauchen. Ihr seit schwach, weil ihr zu spät gelernt habt mit euren Kräften umzugehen, dass lernt man so schnell nicht wieder. Du hättest auf Megami hören sollen und für immer verschwinden sollen, so wie sie es befohlen hat. Aber wegen deinem Balg bist du wiedergekommen, obwohl dass gegen den Befehl war.“ „WAS FÜR EIN BEFEHL!?!“, schrie ich dazwischen und wollte mich dazwischendrängen, doch Ray und Max umklammerten mich und verhinderten mich damit. Cherry schaute zwar zu uns, schien an uns keinen Spaß mehr zu finden und verpasste Mum noch einen Tritt ins Gesicht und ihr blondes Haar fiel wie ihr Kopf zur Seite. Einige der Jungs erschraken, als man ihre dicke Narbe sehen konnte, die von der Stirn über das rechte Auge und Wange ging. Was dachte ich eigentlich, als ich die Narbe sah. Was... Megami-sama, bitte, bitte, lass sie in Ruhe, bitte, hör auf Mum zu schlagen, sie hat doch nichts getan, Mum und Papa haben doch geheiratet, bitte, dass ist doch nicht böse, BITTE, BITTE, HÖR AUF, MEGAMI-SAMA, BITTE Ging mir dabei durch den Kopf? Und, wenn ich für en Moment ehrlich zu mir war – war ich doch genauso. Hatte ich die Bladebreakers nicht auch verlassen, ohne einen Grund zu nennen und mich schrecklich verhalten, damit sie mich vergaßen? Ich wusste doch, dass Mum nicht so sein konnte. Wieso war mir nie in den Sinn gekommen, dass sie mich... wohlmöglich... beschützen wollte? „Mum! Stimmt das?!“, rief ich ihr zu, ich wollte wieder auch auf sie zulaufen und schlug dabei Max von mir weg, aber Kai hielt mich fest. „Hat Megami dich gezwungen zu gehn?“ Langsam hob sie den Kopf in meine Richtung, ihre Narbe war wieder verdeckt, aber man konnte ihre Tränen sehen, die schwaches Mondlicht reflektierten. Und auch wenn sie lächelte, hatte ich noch nie so ein trauriges Gesicht gesehen, schon gar nicht bei ihr und die Augen schienen in einem traurigen Blau. „Ja... Man hatte mich gezwungen. Megami und der Rat der Cherubim hatte gesagt, ich soll verschwinden. Ich konnte nicht einmal meinen Mann beschützen, wie sollte ich das dann bei meinem Kind? Es stimmte eben, wir von der ersten Generation haben nicht das Recht, den Namen »Engel« zu tragen. Wir wurden ohne das Wissen unserer Herkunft aufgezogen, wir sind in den Augen des Himmels nicht brauchbar... Aber ich hoffe, bei euch wird es anders sein. Und du hast die Bladebreakers, Kisa. Das ist alles hier ist nur ein mieser Komplott, es steckt viel mehr dahinter. Das ihr aufeinandergetroffen seit war kein Zufall. Es ist das »Sandalphon-Projekt«!“ „Davon träumst du!“, schrie Cherry, zog ihren Revolver aus einer der großen Hosentaschen und schoss, doch sie verfehlte meine Mutter, die aufgestanden und auf sie zurannte und sie mit dem Ellenbogen rammte. Cherry verlor dabei den Halt und fiel vom Gerüst, meine Mutter packte sie aber an der Jacke und zog sie mit sich. „SERENITY!!“ „MUM!!“, schrieen wir ihr hinterher und rannten an den Rand des Gerüstes. Doch als wir hinunterblickten, war keine von beiden mehr zu sehen. Sie lagen nicht auf dem Boden, noch hörte man etwas von ihnen. Sie waren beide verschwunden. „Mum...?“... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)