Help Me Through My Blindness von Perro (Beschütze mich vor der Dunkelheit... (NaruSaku, SasuHina, ShikaTema)) ================================================================================ Kapitel 13: Die Schlacht - Blut und Tränen ------------------------------------------ Nächstes Kapitel, meine Freunde. Hier kommt nun auch der zweite Teil der großen Schlacht um Konohagakure. Viel Spaß ;) Zu Hinatas Gehör: Ich gebe es zu, dass es manchmal etwas undeutlich ist, wie gut Hinata nun wirklich hört. Ich schustere mir das etwas zurecht ;) Einerseits habe ich es mir so gedacht, dass ihre Augen ja schon unglaublich gut waren und sich dieses ganze Potential jetzt auf die anderen Sinne verteilt hat. Zweitens hört sie in der Schlacht ja nicht DIREKT Sasuke, aber da sie weiß, dass er in der Nähe ist, schlussfolgert sie, dass die Feuerbälle vom ihm stammen ;) @Lady_ita-sasu_: Temari wird von Suna ausgeschickt um bei den Ermittlungen für den Hokage-Anschlag zu helfen, da sie ja ebenfalls ein Analysespezialist ist. Der Rest von Suna ist ebenfalls Konohas Verbündeter, allerdings beträgt der Abstand etwa 3 Tagesmärsche zwischen den Nationen, wenn ich das richtig im Gedächtnis habe. Und mehr ist ja noch nicht seit dem "offiziellen" Beginn des Krieges vergangen... Deswegen ist Suna auch noch nicht aufgetaucht... Vllt wird dieses Kapitel dich zufrieden stellen ;) @Itachi-Wiesel: Das Monster-Kommi war ein mehr als ausreichender Ausgleich!!! =) ~~~°~~~ Kapitel XIII - Die Schlacht – Blut und Tränen ~~~°~~~ Die Welt ging in einem Sturm aus Blut und Zerstörung unter. Um Naruto herum flogen Kunai und Shuriken kreuz und quer durch die Luft wie metallene Insekten, während Todesschreie seine Ohren füllten und wirre Knäuel aus kämpfenden Leibern durch sein Blickfeld rauschten. Chouji stand nicht weit von ihm entfernt, die gewaltigen Pranken mit einer Kunst zu unnatürlicher Größe aufgebläht, und schlug die Feinde mit ihnen gnadenlos zu Boden. Naruto nahm sich die Iwas vor, die an dem Ninja vom Akimichi-Clan vorbeikamen, in dem er sie mit einem Dutzend Schattendoppelgänger in die Mangel nahm. Immer wieder schlug und trat er um sich, warf seine Kunai und verteilte unermüdlich knochenbrechende Hiebe. Auch Neji gehörte zu den Shinobi, die außerhalb der Dorfmauern kämpften. Mit geradezu tänzerischeren Bewegungen fuhr er durch die Reihen der Feinde und streckte sie in Scharen zu Boden. Naruto sah noch mehr vertraute Gesichter, Lee, Kiba und Gai, doch er hatte keine Zeit sie lange zu beobachten, da er selbst immer wieder in Bedrängnis geriet. Drei Iwas stürzten sich gleichzeitig auf ihn, lange Katana über den Köpfen erhoben wie Äxte. Gerade rechtzeitig konnte Naruto die erste Klinge mit einem Kunai kurz vor seinem Gesicht abwehren, dass die Funken sprühten. Noch in der gleichen Bewegung brachte er sich mit einer Drehung hinter den Angreifer und rammte ihm das Kunai tief in den Rücken. Der Iwa sackte zu Boden, während seine Kameraden wütend aufschrieen und ihre eigenen Schwerter auf ihn niedergehen ließen. Naruto versuchte zur Seite auszuweichen, doch die Klingen kamen aus verschiedenen Richtungen und er konnte nicht beiden entgehen. Ein Katana sauste haarscharf an ihm vorbei, das andere biss sich unbarmherzig in seine Brust. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen Oberkörper. „Mistkerle!“ Naruto öffnete sich für die brennende Wut des Kyuubi, um den Schmerz für einen Moment zu vergessen, und packte die Waffe, die ihn verwundet hatte. Er riss sie mit einem Ruck an sich und stieß sie ihrem früheren Besitzer im nächsten Moment ins Fleisch. Dann stieß er sich ab, sprang in die Luft, drehte sich um sich selbst und schlug dem dritten Iwa die Faust so hart ins Gesicht, dass dieser davon geschleudert wurde. Als Naruto wieder landete, drückte ihn der Schmerz in die Knie. Trotzdem zwang er sich dazu die Umgebung weiter im Auge zu behalten. Noch immer tobte der Kampf mit gnadenloser Grausamkeit auf den Ebenen, die sich vom Blut dunkel färbten. Mehrere Ninja, egal ob rotbraun gekleidete Iwa oder vertraute Konohas, fielen ihm vor die Füße wie gefällte Bäume. Was für ein Wahnsinn… Plötzlich fiel ihm ein Ninja auf, der mit einer Kunst einen hausgroßen Felsblock aus der Luft beschwor und gegen die Holzpalisade des Dorfes richtete. Das Projektil schoss wie eine Katapultkugel im oberen Drittel der Mauer ein. Zerborstene Balken und Shinobi wurden durch die Luft gewirbelt und fielen im Inneren des Dorfes nieder wie ein Regen aus Holz und Körpern. Für einen Moment war Naruto so sehr von diesem verheerenden Angriff abgelenkt, dass er die heran fliegenden Schiefersplitter erst sah, als es schon zu spät war. Wie felsige Shuriken bohrten sie sich in seinen Körper und warfen ihn zu Boden. Der Schmerz war unerträglich. Jegliche Kraft verließ augenblicklich seinen Körper, ebenso wie sein Blut, das warm und rot in den Boden sickerte. Seine Sicht verschwamm und die Geräusche des Krieges kamen nur gedämpft an seine Ohren. „Kämpft weiter!“ „Für Konoha! Für Konoha!“ „Iwagakure wird siegen!“ Naruto hörte die Worte, doch sein Hirn verstand kaum was sie sagten. Verliere… ich das Bewusstsein…? Es rauschte in seinen Ohren und sein Herz schlug so schnell, als wolle es seinen Körper verraten und das Blut so schnell wie möglich aus seinen Verletzungen pumpen. Naruto krallte seine Hände in die Erde, versuchte sich wieder in die Höhe zu stemmen, doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Offensichtlich war er schlimmer verletzt worden, als er gedacht hatte. Aber… Ich muss weiterkämpfen… Immer neue Iwa-Ninja kamen hinter den Bäumen des Waldes hervor und strömten über die Verteidiger hinweg. Naruto vernahm die Schreie seiner Freunde, die zunehmend verzweifelt wurden und getränkt waren von der grausigen Erkenntnis, dass sie das Dorf nicht halten konnten. Weitere riesige Felsbrocken zerrissen die Schutzmauer unter lautem Getöse. Die Konohas wurden langsam aber sicher zum Eingangsportal zurückgetrieben… Ich muss weiterkämpfen… Wieder versuchte Naruto aufzustehen, wieder schaffte er es nicht. Mit seinen geschwächten Sinnen bekam er mit, wie die Iwas durch die Schneisen in der zerbrochenen Mauer ins Innere des Dorfes vordrangen. Panik erfasste ihn. Im Dorf hatten sie die Notfalllazarette aufgestellt. Sakura könnte angegriffen werden. Doch nicht nur sie, alle Medi-Nin, die meist nicht stark im Kampf waren, oder die zivilen Bestandteile von Konoha, einfache Bauern, Bäcker, Zimmerleute. Steh auf! Steh auf! Du musst alle beschützen! Wenn du Hokage werden willst, musst du zeigen, dass du alle im Dorf beschützen kannst! Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte wuchtete sich Naruto unendlich langsam zurück auf die Füße. Seine Kameraden standen bereits an der Schwelle ihres Dorfes, während die Feinde überall in ihre Heimat eindrangen und siegessicher johlend die Waffen schwangen. Ihr Erfolg hatte ihnen zusätzlichen Mut verliehen, während Konoha schwankte. „Finger weg von Konoha! Raus aus dem Dorf!“, brüllte Naruto heiser vor Zorn. Seine Hände formten ganz von selbst die Fingerzeichen seiner Lieblingskunst. Kagebunshin no Jutsu! Eine graue Rauchwolke explodierte auf dem Schlachtfeld und spuckte dutzende Schattendoppelgänger aus. Die unerwartete Gegenwehr ließ den Ansturm aus Iwa für einen Moment versiegen. Diese Sekunden nutzten die unzähligen Narutos, um ihr Chakra in den Händen zu konzentrieren und den blau wirbelnden Energieball des Rasengan zu erschaffen. „Nur über meine Leiche bekommt ihr Konoha in die Hände!“ Naruto machte einen Schritt vorwärts, strauchelte vor Schwäche, hielt sich jedoch verbissen aufrecht. Auch seine Doppelgänger konnten sich nur durch ihren Willen auf den Beinen halten. Doch als die Iwas wieder auf sie zu rannten, verlieh ihnen ihre Entschlossenheit für einen Moment die nötige Energie für eine letzte Attacke. „Rasengan!“ In nur einem Moment wurden hundert Feinde von hundert Energiekugeln getroffen. Die freigesetzte Kraft des Angriffs setzte einen heftigen Sturm frei, ähnlich der Druckwellen, die am Anfang der Schlacht von den Feuerbällen ausgelöst wurden. Die Iwas knallten mit bestialischer Wucht gegen die Bäume des Waldes und rührten sich nicht mehr. „Weg vom Dorf!“, brüllte Naruto noch einmal. Neben ihm lösten sich seine Schattendoppelgänger auf, weil sie nicht mehr von genug Chakra gespeist wurden, und auch Narutos Körper gab ein weiteres Mal auf und sackte in sich zusammen. Kurz herrschte eine seltsame Stille über dem Schlachtfeld, das große Luftholen vor dem erneuten Ausbruch des Krieges. Nicht aufgeben! Nicht aufgeben! Seine Muskeln zuckten und zitterten, doch diesmal half ihm nicht die größte Anstrengung wieder aufzustehen. Schließlich zerriss ein boshaftes Lachen von einem Ninja aus Iwa die friedliche Stille. Sofort flogen wieder die Waffen, sprühte wieder das Blut durch die Luft, schrieen wieder die Kämpfenden und Sterbenden. Nein… Nein… Das Dorf… Sakura… Die feindlichen Shinobi stürmten wieder auf das Dorf zu und ließen Naruto dabei achtlos liegen wie eine weggeworfene Puppe. Nur eine kleine Gruppe aus Konoha leistete am Tor noch Widerstand. Aus dem Dorf hörten sie ängstliche Schreie, die Naruto ins Herz schnitten. Er griff blind nach einem Knöchel, der in sein Blickfeld geriet, und brachte so einen Gegner zu Fall. Doch das hielt diesen nicht lange auf. Knurrend verpasste er Naruto einen Tritt und rannte weiter. Nicht aufgeben! Weiter! Steh auf! Dummer Fuchs, hilf mir! Doch keine Kraft kehrte in Narutos Körper zurück. Er sah auch nicht, was im Dorf geschah. Hilflos und verzweifelt lag er ausgestreckt in seinem eigenen Blut, geschwächt von seinen Wunden, und verfluchte zähneknirschend Iwagakure, sich selbst und den Krieg. Dann hörte er plötzlich ein schweres Donnern, verwunderte Schreie und schließlich Jubelrufe. „Suna ist gekommen! Suna ist gekommen!“ Das Donnern wurde immer lauter. Naruto zwang sich seinen Kopf zur Seite zu drehen und sah eine gewaltige Welle aus braungelbem Sand, die sich meterweit in den schwarzen Himmel türmte. Wie ein lebendiges Wesen kam sie immer näher. Auf ihrer Spitze zeichnete sich die Gestalt einer einzelnen Person ab. Suna… Gaara… Die Welle brach sich an der höchsten Stelle und überschüttete die völlig überraschten Iwa-Ninja brüllend mit Tonnen von Sand. Sie erstickten daran, wurden mit unmenschlicher Kraft davon gezerrt. Wer nicht sofort erfasst wurde, versuchte panisch zu fliehen, doch der Sand schien einen eigenen Verstand zu besitzen und setzte jedem einzelnen Feind nach, während er die Kämpfer aus Konoha wie durch Zauberhand verschonte. Danke, Gaara… Danke… ~°~ Die Sandflut von Kazekage Gaara brach den Widerstand der feindlichen Armee innerhalb weniger Minuten. Diejenigen, die diesem verheerenden Schlag irgendwie entkommen konnten, wurden kaltblütig und präzise von den auftauchenden Sunas ausgelöscht. Shikamaru hockte auf einem zerborstenen Teil der Mauerbrüstung, das Kinn auf die Hände gestützt, und beobachtete wie die Ninjas vom Dorf unter dem Sand Konohas Krieg gewannen. „Ich war noch nie so froh meine Brüder zu sehen“, gestand Temari, die während der Schlacht nur knapp einem Riesengeschoss entkommen war und seitdem ein wenig humpelte. Shikamaru hörte ihr kaum zu, denn seine Aufmerksamkeit war auf seine kleine Truppe von Chu-Nin gerichtet. Ihre Gesichter waren so weiß, als wäre kein Tropfen Blut mehr in ihnen, und sie lagen reglos nebeneinander, die Augen tot zum Himmel blickend. Ich war kein guter Sensei… Ohne auf Temari zu achten, die ihre eigene Nation lautstark feierte, kletterte Shikamaru von der Mauer und verschaffte sich einen Überblick über die Schäden. Die Schutzmauer war zerschossen wie löchriger Käse, Trümmer von Häusern und Türmen ergossen sich über die Pfade des Dorfes. Überall rannten Ninjas herum. Manche trugen verletzte Kameraden zu den Notlagern, andere bargen Leichen, die unter Gestein und Holz begraben worden waren. Wie in Trance wandelte Shikamaru zwischen dem Chaos. Seine Finger wanderten automatisch zu seinen Zigaretten, doch er hatte die Schachtel im Gefecht verloren. Fluchend vergrub er seine Hände stattdessen in den Hosentaschen, kickte einen kleinen Stein über den Weg und lief zum Eingangstor. Um ihn herum feierten die Menschen über den unerwarteten Sieg, weinten um die Gefallenen und lachten, wenn sie ihre Freunde noch lebend wieder fanden. Viele waren in dieser Schlacht gestorben… Chouji… Ino… Lass sie bitte in Ordnung sein… Wie aufs Stichwort kam ihm der robuste Ninja vom Akimichi-Clan entgegen. Er sah mitgenommen aus und seine Rüstung war von heftigen Kratzern übersehen, doch ansonsten schien er unverletzt. Zusammen mit Kiba trug er Naruto, dessen Jacke dunkel vom eigenen Blut war. „Ist er…?“, fragte Shikamaru mit zugeschnürter Kehle. Chouji schüttelte gutmütig den Kopf. „Nein, keine Angst. Er ist schwer verletzt, doch er kommt auf jeden Fall durch. Du weißt doch wie schnell solche Sachen bei ihm heilen…“ „Stimmt…“ Shikamaru fühlte sich etwas besser und brachte ein leichtes Lächeln zustande. „Chouji, schön dich zu sehen…“ „Das finde ich auch…“ Die Kameraden aus Team 10 tauschten für ein paar Sekunden Blicke in der friedlichen Stille, bevor sie von einem plötzlichen Ruf abgelenkt wurden: „Naruto!“ Sakura rannte ihnen entgegen, stürzte an die Seite des blonden Ninja und untersuchte ihn hektisch. Chouji legte ihr die freie Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung, Sakura… Er schafft das…“ „Ja…“, hauchte sie erstickt, nachdem sie sich selbst vergewissert hatte und mit bebenden Fingern über seine Wange strich. „Ja… Ich… Ich…“ Sie drehte sich zu Shikamaru um und er erkannte, dass sie geweint hatte. Das Grün ihrer Augen war ganz dunkel vor Trauer. Eine beunruhigende Vorahnung kroch leise und bedrohlich in seinen Körper wie ein Schatten. „Shikamaru… Ich… Es tut mir… so Leid…“, stotterte sie aufgelöst zusammen. Tränen traten ihr in die Augen und ihre Hände zitterten so heftig, dass sie sie krampfhaft um ihren Körper schlang. „Sie hatten… unser Lager erreicht… Und Ino… Und Ino…“ Shikamaru hörte nicht weiter zu. So schnell er konnte machte er auf dem Absatz kehrt und rannte in die Richtung, aus der ihnen Sakura entgegengekommen war. Um ihn herum schwollen die Klagerufe an, als immer mehr Tote geborgen wurden. Shikamaru versuchte die aufkommende Angst zu unterdrücken und sich gleichzeitig für den Anblick zu wappnen, den er sehen würde, doch als er das Hospizlager erreichte, schien ihn die Verzweiflung zu verschlingen. Ino… Sie lag auf dem kalten Boden und das blonde Haar war um ihren Kopf ausgebreitet wie ein goldener Fächer. Sie hatte die Augen geschlossen. Unter den zahllosen Stichen und Schnittwunden war von ihr kaum etwas anderes als das Gesicht wieder zu erkennen. Die Kleidung hing in Fetzen an ihrem Körper, genau wie die darunter liegende Haut… Das Entsetzen breitete sich wie ein Gift in Shikamarus Innerem aus. Es lähmte seinen Körper, lähmte seinen Kopf, lähmte seine Seele. Er versuchte Wut in sich heraufzubeschwören oder Trauer, doch in ihm herrschte nur eine grausame, gähnende Leere, als hätte der Anblick von Inos gepeinigter Gestalt alles Leben aus ihm herausgepresst. Kraftlos ließ er sich vor ihr auf die Knie sinken und nahm sie in den Arm. „Ino…“ Shika? Wenn ich verschleppt werden würde… Würdest du auch nach mir suchen, so wie Naruto nach Hinata? Würdest du versuchen mich zu retten? Endlich kamen die Tränen. Shikamaru spürte die salzige Nässe auf den Wangen, wie sie bis zu seinem Kinn herab lief und kleine Rinnsale in sein verdrecktes Gesicht zeichnete. Sie schien die Taubheit aus seinem Körper zu spülen und öffnete ihn für den Schmerz, der so viel schlimmer war als jede Wunde und sein Herz in Stücke riss. Na klar! Wir sehen uns wieder, nach der Schlacht! Darauf kannst du zählen! „Es tut mir Leid, Ino“, flüsterte er, während er sie behutsam an sich drückte. Als er damals dabei zusehen musste, wie sein Meister Asuma starb, hatte er gedacht, dass er nie wieder einen schlimmeren Verlust erleben würde. Doch nun hockte er neben seiner besten Freundin und sein Herz tat so unendlich weh… Plötzlich stutzte Shikamaru atemlos, denn er hatte etwas gefühlt. Schnell legte er die Finger an Inos Hals. Es dauerte eine Weile, doch schließlich fand er ihren schwachen, unregelmäßigen Puls, der zeigte, dass sie doch noch nicht auf die andere Seite gegangen war, und neue Hoffnung entzündete sich in ihm wie ein Leuchtfeuer. „Hilfe! Ich brauche hier Hilfe, schnell! Sie lebt noch!“ Weit und breit war kein Medi-Nin zu sehen. Wahrscheinlich befand sich jeder einzelne von ihnen im Einsatz. Shikamaru wollte noch einmal rufen, aber genau in diesem Augenblick entschieden sich die schwarzen Wolken dafür, den Regen freizugeben. Es war, als hätte sich der Himmel gegen ihn verschworen… Das Wasser schoss in Sturzbächen vom Himmel und wurde begleitet von schwerem Donner und Blitzen, die die Welt weiß erstrahlen ließen. In diesem Unwetter ging Shikamarus Stimme vollkommen verloren. Nach nur wenigen Sekunden war er bis auf die Knochen durchnässt, seine Kleidung klebte an ihm und von Nase, Kinn und Haaren tropfte Wasser. Kein Medi-Nin würde sie unter solchen Bedingungen finden… Mit entschlossener Miene stand Shikamaru auf, Ino noch immer in den Armen, und rannte zum Krankenhaus. Der Regen vermischte sich mit dem Blut seiner Freundin und lief rot zu Boden. „Halte durch, Ino“, flüsterte er. „Halte durch!“ ~°~ Die Erinnerungen an den Weg zum Krankenhaus und an alles, was danach geschah, vermengten sich in Shikamarus Kopf zu einem undeutlichen Brei aus Chaos, Regen und Angst. Als er völlig durchgeweicht in die Eingangshalle stürmte, schrie er den geschäftigen Medi-Nin irgendetwas zu, woraufhin sie eilig eine Trage brachten. Shikamaru legte Ino darauf ab und sah dabei zu, wie sie weggeschafft wurde. Dann folgten endlos währende Stunden des Wartens. Seine Umgebung wirkte verzerrt und verschwommen, als betrachte er sie durch ein beschlagenes Fenster. Immer wieder kamen neue Verletzte an, von denen einige schon starben, bevor sie es überhaupt in die Behandlungszimmer schafften. Die Eingangshalle stank nach Tod und der Boden war rutschig vom Blut. Leute setzten sich neben ihn und verließen ihn wieder, Verwundete schrieen und verstummten wieder, Angehörige weinten und gingen wieder. Shikamaru sehnte sich seine Zigaretten herbei, obwohl sich beim Gedanken an den Aschegeschmack sein Magen umdrehte. Die Angst steckte in seinem Bauch wie ein riesiger, kalter Lehmklumpen. Irgendwann kam Sakura endlich zu ihm. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, die Not-OP an ihrer Freundin selbst durchzuführen. „Sie lebt“, sagte sie in einem Tonfall, der Shikamaru sagte, dass nicht alles gut verlaufen war. „Allerdings ist sie während der OP ins Koma gefallen… Es tut mir Leid…“ Shikamaru wollte Ino sehen, doch Sakura verbat es ihm, so dass er sich schließlich irgendwann in seiner eigenen Wohnung wieder fand. Inzwischen war es Nacht geworden. Hinter den Fenstern lauerte die Dunkelheit und der anhaltende Regen trommelte hartnäckig gegen die Scheiben, als wolle er sie zum Bersten bringen. Shikamaru wandelte wie betäubt durch seine Zimmer. Zum ersten Mal konnte er verstehen, warum andere sie trist und abweisend fanden. Er ging zu dem Bild von Team 10, das an der Wand hing und einen seiner wenigen persönlichen Gegenstände darstellte, der ihm wirklich etwas bedeutete. Sie hatten es kurz nach dem Akademieabschluss aufgenommen. In der Mitte stand er selbst, die Arme genervt vor der Brust verschränkt. Links von ihm stopfte sich Chouji Kartoffelchips in den Mund, während Ino ihn angewidert musterte und sich gleichzeitig versuchte sexy in Pose zu setzen. Asuma thronte mit gutmütigem Lächeln über ihnen… Wie sich alles verändert… Sensei, wärst du doch noch hier… Du hättest sie sicher beschützt… Mit einem Finger strich Shikamaru über Inos Abbild. Hinter ihm fiel die Haustür ins Schloss, Temari war gekommen. Ohne sich umzudrehen lauschte er auf ihre näher kommenden Schritte, bis sie keine drei Meter von ihm entfernt stehen blieb. „Ich habe von der Geistwanderin gehört…“, sprach sie in die Stille. Shikamaru blieb stumm. „Alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig und ungewöhnlich sanft. Er nickte nur, denn er vertraute seiner Stimme nicht. Er glaubte, wenn er auch nur ein Wort aus seinem Mund ließe, würden mit ihm auch die Tränen, die Trauer und das Entsetzen aus ihm herausbrechen. Temari trat noch ein bisschen näher. Der Stoff ihres Kimonos raschelte dabei leise. „Ich dachte ihr habt in Konoha psychologisches Training. Du musst doch gewusst haben, dass so etwas passieren könnte...“, sagte sie ohne den üblichen Spott in der Stimme. Stattdessen legte sie sogar zögerlich eine Hand auf seine Schulter. „Es ist etwas anderes, es wirklich zu erleben“, erwiderte Shikamaru erstickt. Er wandte seinen Kopf zur Seite und starrte Temari an. Warum konnte sie nicht so unausstehlich sein wie sonst? Er hätte in diesem Moment gerne mit ihr gestritten oder sich über sie aufgeregt oder wäre wütend auf sie gewesen, solange es nur irgendwie den unerträglichen Kummer vergessen machte… Stattdessen tröstete sie ihn mit ehrlichem Mitgefühl in den dunkelgrünen Augen. Augen so ungewöhnlich schön, dass selbst er sich manchmal kaum von ihnen lösen konnte… „Shikamaru… Wenn ich…“ Und plötzlich, ohne dass er darüber nachdachte, ohne dass er es in irgendeiner Weise geplant hatte, küsste er sie voll auf den Mund. Er war von seiner eigenen Tat völlig schockiert, doch nachdem er ihre weichen Lippen erst einmal geschmeckt hatte, wollte er nicht mehr damit aufhören… Er bekam kaum Luft, so intensiv war der Gefühlssturm, der ohne Vorwarnung durch ihn jagte, aber er hielt den Kuss trotzdem aufrecht. Temari erwiderte ihn hungrig, presste ihren Körper an seinen. Er konnte ihre Brüste deutlich spüren, bevor sein Verstand endgültig von seiner Lust davon geschwemmt wurde und er sich dem Moment hingab ohne an die Folgen zu denken. Plötzlich schienen seine Hände ein Eigenleben zu entwickeln und er berührte Temari an Punkten, an die er sich sonst niemals gewagt hätte. Sie schien das Ganze zu genießen und kam seinen Bemühungen mit gieriger Lust entgegen. Schon nach kurzer Zeit riss sie ihm die Weste von den Schultern, während er die Schärpe ihres Gewandes lockerte. Sie waren dabei so ungestüm, dass sie während ihres wilden Kusses das Shogi-Brett umrissen. Unter dem hellen Poltern der Spielsteine stieß Shikamaru Temari so grob gegen die Wand, dass die aufgehängten Bilder wackelten, doch das schien sie nur noch mehr anzustacheln. Ihre Hände glitten unter sein Hemd, während er Temaris Zöpfe löste, so dass ihr die schimmernden Haare frei über die Schulter fielen. Dann griff er verlangend in die sonnenblonde Flut und hatte das Gefühl, als würde er weiches, gesponnenes Gold in den Händen halten. Temari legte ihren Kopf bereitwillig in den Nacken, bot ihm ihren Hals dar und er küsste ohne zu zögern die zarte Haut unter ihrem Kinn. Ein kleines Stöhnen entwich ihrem Mund, das Shikamaru fast um den Verstand brachte. „Shikamaru…“ Ihr leises Flüstern an seinem Ohr trieb ihn in die Raserei. Vergessen waren die Schlacht und der Krieg, vergessen waren der Anschlag auf Tsunade und die vielen Rätsel der letzten Tage, vergessen waren seine Schuldgefühle und die brennende Sorge um Ino… Ungeduldig zurrte er Temaris Schärpe ganz auf. Und während er in ihrem Kuss ertrank, glitt der schwarze Kimono von ihren schmalen Schultern zu Boden… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XIV - Sanfte Seele Erst jetzt öffnete sich die Tür. Als Naruto erkannte, wer das Zimmer betrat, weiteten sich seine Augen so stark, dass das Weiß darin deutlich zu sehen war. „Hallo, Naruto-kun“, sagte Hinata verhalten, während sie die Tür leise hinter sich schloss und am Eingang stehen blieb. ~°~ „Was ist passiert?“, fragte Hinata besorgt, während sie ihn mit ihren Händen abtastete. Sie berührte etwas Nasses und Sasuke zuckte zusammen. Blut. Eine Wunde. ~°~ Dann zog er sie plötzlich an sich und küsste sanft ihre Stirn. „Es ist seltsam… Wenn du in der Nähe bist, scheint die Welt ein wenig heller zu sein, als würdest du die Schatten vertreiben…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)