Another Precious Rainbow von abgemeldet (Nothing's like it seems to be) ================================================================================ Kapitel 9: Vennskap Teil 3 -------------------------- III Der Blaue Stein Nach einem anstrengenden Nachmittag und einer erholsamen Nacht folgte ein neuer Schultag an dem Juudai und Ruki die Norwegischlehrerin Sonia ertragen mussten. Eisern erledigten sie ihre Aufgaben und freuten sich schon regelrecht auf den Sportunterricht in Johans Klasse. Nach der Mittagspause war es dann soweit. Johan holte seine beiden Freunde ab und brachte sie in die Kelleretage. „Die Mädchenumkleiden sind rechts“, erklärte er und zog Juudai mit zu den Jungs. Er fühlte sich ein wenig deplaziert bei all den fremden Gesichtern die sich ausgelassen unterhielten. Sie klopften sich gegenseitig auf die Rücken als ob sie sich mit ihren Kommentaren gegenseitig etwas beweisen wollten. Der Japaner kam zu dem Schluss, dass diese Jugendlichen sich auch nicht anders verhielten, als die in seinem Heimatland. Im Moment schien ihn noch keiner richtig bemerkt zu haben und so suchte er sich einen freien Platz und begann sich umzuziehen. Johan hatte sich einen Platz gegenüber von seinem Freund ergattern können und schlüpfte selbst in sein Sportdress. „Na Johan, du hast es ja gut heute“, einer seiner Klassenkameraden, der neben ihm stand wandte sich an ihn. „Meinst du? Warum denn?“, wollte er wissen. Der größere blonde Junge mit glattem Haar das wie das eines Boybandmitglieds zugeschnitten war ließ sich nicht lange um eine Antwort bitten: „Weil du doch in der Volleyballmannschaft bist, Johan, denk doch mal nach. Sag mal, sollten heute nicht die beiden aus der Ausländerklasse kommen? Waren das nicht zwei Jungs?“ „Einer“, antwortete Johan zunächst einsilbig, „Juudai, er ist dort. Das andere ist ein Mädchen, Ruki und die erwartest du wohl kaum hier bei uns, oder?“ „Nein sicher nicht“, entgegnete der Große grinsend und folgte Johans Blick hinüber zu Juudai, der sich gerade das Oberteil über den Kopf abgestreift hatte. Der schlanke blasse Körper des Brünetten sah makellos aus, zwar nicht sehr muskulös, dennoch hatte er etwas strammes und jungenhaftes an sich was ihm einen athletischen Eindruck verlieh. Johan ließ ihn nicht aus den Augen, so lange es nur ging haftete sein eindringlicher Blick auf Juudais bloßen Oberkörper, den er vor wenigen Wochen schon ein Mal für einige Sekunden erblicken durfte. Plötzliche Flammen züngelten sich über die Wangen des jungen Norwegers. Die Erinnerung an den Vorfall mussten auch gerade jetzt wieder kommen. Johan setzte sich seufzend wieder auf die Bank und versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen. Es war doch nichts dabei Juudai anzusehen, da war er sich sicher. Immerhin war er ein Junge genau wie sein japanischer Freund. Wie in Trance beobachtete Johan seinen Klassenkameraden auf Juudai zugehen, als dieser endlich in sein T-Shirt geschlüpft war, und klopfte ihm auf den Rücken. „Hey, kleiner“, begrüßte ihn der Große. „Hallo“, antwortete Juudai einsilbig, er war nervös mit diesem Fremden zu sprechen. „Ich bin Brage, ein Klassenkamerad von Johan“, erklärte er und klopfte Juudai erneut auf die Schulter. „Hallo. Mein Name ist Juudai“, antwortete er und weckte Johan aus seiner Starre, „Tja. Von jetzt an haben wir mit euch Sport.“ Zu mehr ließ Juudai sich nicht bringen und mehr hätte Johan auch nicht zugelassen, wenn er ehrlich war. Plötzlich hatte er das mulmige Gefühl im Bauch, dass er unter allen Umständen verhindern wollte, dass seinem Freund irgendjemand zu nahe kam. Somit ergriff Johan wieder das Wort: „Bist du fertig, Juudai-kun?“ Juudai war überrascht, dass Johan in der Schule Japanisch mit ihm sprach und nickte stumm, doch hielt er trotzdem noch einmal an worauf Johan ihm einen fragenden Blick zuwarf: „Ich habe noch was vergessen, ich muss die Kette jawohl abnehmen.“ „Kette?“, wiederholte Johan und erst jetzt fiel ihm auf, dass Juudai ein dünnes schwarzes Lederband um seinen Hals trug, an dem ein recht großer blauer Stein befestigt war. Wie er den jemals übersehen konnte war Johan im Moment ziemlich schleierhaft. „Normalerweise trage ich ihn nicht in der Schule, ich dachte aber... na ja heute ist doch so gesehen ein besonderer Tag, nicht wahr?“, erklärte Juudai mit leicht geröteten Wangen. Johan nickte und umschloss den Stein mit seinen Händen: „Was ist das für einer? Er sieht sehr wertvoll aus!“ „Ich weiß nicht“, antwortete Juudai schnell und öffnete den Verschluss der ihm im Nacken hing, „Vater hat ihn mir geschenkt bevor... na ja...lange Geschichte.“ ‚Und zu schmerzhaft, hm?’, ging es dem Norweger sofort durch den Kopf als Juudais Stimme abbrach, er wollte anscheinend nicht weiter erzählen was es mit diesem Stein auf sich hatte, denn Juudai wandte sich der Tür zur Sporthalle um. Johan folgte ihm ohne ein weiteres Wort zu sagen, doch er war fest entschlossen dieser Sache auf den Grund zu gehen. Nach und nach versammelten sich die Mädchen und Jungen in der Sporthalle zur Aufzählung und einer nach dem anderen wurde auf der Liste der Lehrerin abgehakt, als fehlend angestrichen oder musste Rede und Antwort stehen wenn er an diesem Tag nicht teilnahm. Die Lehrerin, die Johans Klasse im Unterricht hatte, sprach einen anderen Dialekt als die bisherigen Leute, die Juudai und Ruki bis jetzt kennen gelernt haben. Sie hatte kurzgeschnittenes, blondes Haar und trug kein Bisschen Schminke auf ihrem Gesicht. Ruki schätzte sie auf Mitte vierzig, denn einige leichte Falten hatten sich bereits in ihre Haut eingeschlichen. Ihr Blick war scharf, ebenso wie ihr Ton, was die beiden ausländischen und noch fremden Schüler dazu veranlasste Vorsicht walten zu lassen bevor sie sich irgendeine Frechheit heraus nahmen. Juudai und das Mädchen tauschten einige vielsagende Blicke aus, in letzter Zeit waren sie immer häufiger zu Einigkeit gekommen was Lehrer und Unterricht betraf. Schließlich stellte die Lehrerin mit dem bergener Dialekt die beiden Neuen vor: „Dokker sjå nu her de to nye elevan vi har fått fra mottaksklassen. Dette e Juudai fra Japan og Ka-*”, die Lehrerin wurde barsch von Ruki unterbrochen und freundlich darauf hingewiesen ihren Spitznamen zu gebrauchen, „Og Ruki fra Tyskland ville eg si.” Ruki rollte leicht mit ihren Augen, immer wieder diese Vorstellungsrunden in denen sie allen möglichen Personen erzählen musste warum sie nach Norwegen gekommen war und auch Juudai wurde mit eben diesen Fragen belästigt. Zum Glück für die beiden, unterbrach die Frau diese Fragerei recht schnell wieder und verlangte Aufmerksamkeit. „Heute werdet ihr die Schläge und die Regeln des Spiels Volleyball lernen. Gegen Ende der Stunde werden wir dann ein Match spielen, so weit es eben geht“, meinte sie, „Johan, wenn du so freundlich bist und den beiden alles erklären würdest, wäre das wirklich sehr nett.“ Johan nickte und somit teilten sich die Schüler in zweier und dreier Gruppen auf um den weiteren Anweisungen der Lehrerin zu folgen, die ihnen geduldig erklärte wie das Pritschen, das Schmettern und das Baggern in diesem Sport funktionierte und wie man die Schläge vernünftig ausführte. Johan suchte sich mit Ruki und Juudai einen freien Platz in der Halle und sorgte dafür dass die beiden versuchten die vorgeführten Übungen auch zu machen. Langsam sollten sie beginnen sich die Bälle mit Pritschen oder Baggern zu zuspielen, nachdem sie sich alles genau eingeprägt hatten spielte auch er in der kleinen Runde mit. „Ist doch ganz angenehm, oder? Als ob die anderen gar nicht da wären“, meinte Ruki schließlich um die Stille, die zwischen den dreien herrschte zu durchbrechen. Juudai nickte und baggerte Johan einen Ball zu, dieser nahm ihm an und schickte ihn zu dem Mädchen rüber. So waren in der gesamten Halle die Schüler zu hören, die lachten wenn etwas daneben ging und jubelten, wenn jemand einen besonders guten Schlag erzielt hatte. Schlussendlich ertönte eine schrille Trillerpfeife. Was dies nun wieder sollte, konnte Juudai sich nicht erklären, immerhin waren sie doch nur im Sportunterricht und nicht im Militär. Gehorsam versammelten sich Johans Klassenkameraden um die blonde Frau die hier den Ton angab und warteten auf neue Anweisungen. „So, ihr habt euch jetzt ein wenig an die Schlagtechniken gewöhnt. Ich werde euch jetzt in vier Gruppen aufteilen und dann wird ein kleines Turnier gespielt!“, erklärte sie und löste damit ein gespanntes Raunen zwischen den Schülern aus. Der großgewachsene Junge aus der Umkleide, der Brage hieß meldete sich zu Wort: „Ich will mit Johan in einem Team sein.“ „Reiß dich ein wenig zusammen, Brage, hier geht es nicht ums Gewinnen oder Verlieren, hast du verstanden?“, mahnte die blonde Frau und wandte sich an die Menge, „Wir sind hier um das Spiel zu lernen, nicht um zu beweisen dass wir absolut die Besten sind, habt ihr verstanden?“ Ein lautes und sehr langgezogenes „Ja“ kam zur Antwort, auch Ruki die sich teilweise angesprochen fühlte, stimmte mit ein. Dann begann die Lehrerin die Schüler wahllos in vier gleichgroße Gruppen mit je sechs Spielern einzuteilen und veranlasste zwei große Volleyballnetze aufbauen zu lassen. Alles ging sehr schnell von der Hand, so dass sich die Mannschaften nacheinander auf den Feldern aufstellen konnten. Ruki hatte durchaus Glück gehabt in Johans Mannschaft platziert worden zu sein, Juudai hatte weniger Glück, denn er wurde mit vier anderen Mädchen und einem weiteren Jungen, der ziemlich schmächtig sowie blass war und eine Brille trug, eingeteilt. Allerdings hatte er in den wenigen Minuten, in denen er zusammen mit seinen beiden Freunden üben konnte ziemlich viel Spaß am Spiel gehabt und somit war ihm klar, dass es ihm nur wenig ausmachen würde zu verlieren. Seine Teammitglieder kannte er allerdings nicht und dies machte ihm eher Sorgen. Schlechte Verlierer konnte er nicht leiden. Auch Johans Mannschaftsmitglieder sahen einander an, sie waren drei Mädchen und drei Jungen im Team, doch waren die Jungs alle ziemlich groß und schienen die richtigen Ambitionen zu haben. „Also, stellt euch auf!“, forderte Juudai strickt wie ein Mannschaftskapitän, wenigstens konnte er sich dank Johan doch etwas verständlich machen. Natürlich folgten seine Kameraden diesen Wunsch und stellten sich auf. Juudai übernahm die erste Angabe, obwohl er sich eigentlich dagegen sträubte. Das Spiel begann nachdem sich auch das gegnerische Team platziert hatte. Der Ball flog hoch über Juudais Kopf bevor der Junge ihn kräftig mit der Hand über das Netz beförderte. Ruki, die vorne am Netz stand war mehr oder weniger beruhigt, dass Juudais Ball genug Schwung hatte um von den weiter hinten positionierten Spielern angenommen zu werden. Vom Blockieren gegnerischer Angriffe hatten sie bisher noch nichts gelernt. Es war Johan, der instinktiv die Initiative ergriff und den geschmetterten Ball annahm und Ruki eine Vorlage bot um den Ball weiter über das Netz zu tragen. Etwas notdürftig kam sie seiner Aufforderung nach, allerdings war ihr Ball so offensichtlich gespielt, dass Brage ihn ohne Probleme annehmen und wieder kraftvoll auf Johan zuspielte. Ungefähr so ging es eine ganze Weile. Juudai beruhigte dieses kleine Match, dass jedoch immer schneller und mit schärferen Bällen gespielt wurde, was sicherlich durch Johans Vorliebe zum Punktesammeln hervorgerufen wurde. Wieder schmetterte Brage den Ball schwungvoll über das Netz und sorgte dafür, dass eine weitere Klassenkameradin während des Annehmens unsanft auf dem Boden landete. „Sehr gut, Jannike!“, lobte Johan das braunhaarige Mädchen, nahm kräftigen Anlauf und wehrte den Ball ebenso kraftvoll ab. Er hatte nicht darauf geachtet, ob jemand in seiner Schusslinie stand oder ob er den blanken Hallenboden für einen weiteren Punkt treffen würde, Johan war in diesem Moment einfach darauf fixiert gewesen den Ball aus der Gefahrenzone hinauszubringen. Seine Augen verfolgten den kleinen weißen Ball, der nun direkt auf Juudai zuflog. Der Japaner stand nahezu kampfbereit da um Johans surrenden Ball anzunehmen, seine Knie waren gebeugt und er befand sich in der richtigen Position um zu baggern. Johan lief es kalt den Rücken hinunter. Diesen Angriff konnte Juudai nicht mit dieser Technik abwenden, denn dazu kam er viel zu weit oben, mit etwas Glück würde er sich noch um entscheiden und dem festen Ball ausweichen um ihn ins Aus fliegen zu lassen. Ein klagender Laut erfüllte die Halle. Dann ergriff eine kalte Klaue Johans Herz, dass aufgeregt in seiner Brust schlug. Er hatte sich geirrt. Juudai war nicht ausgewichen, niemals wäre ihm in den Sinn gekommen vor ihm zurück zu weichen. Johans kräftiger Schmetterball hatte Juudai am Kopf getroffen und der Druck ihn niedergestreckt. „Juudai!“ Johan konnte Rukis aufgebrachte Stimme hören, die laut den Namen des jungen Japaners rief, worauf man einen weiteren dumpfen Aufprall seines Hinterkopfes auf dem Hallenboden vernehmen konnte. Schnelle Schritte eilten zu dem Brünetten, der nun nahezu bewegungslos am Boden lag, erst dann erwachte auch Johan aus seiner Starre und rannte zu seinem Freund hinüber. Besorgt ließ Johan alle anderen außer acht und nahm Juudai an sich, schnell versuchte er festzustellen ob noch alles in Ordnung war, vergewisserte sich ob Juudai noch atmete und sein Puls noch stabil war. Mittlerweile war auch die Lehrerin mit dem bergener Dialekt auf die Situation aufmerksam geworden und wartete ab ob Johan seinen Freund mit leichten Klapsen auf die Wangen wieder wachzurütteln sei. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Juudai nichts mehr gespürt. Weder den Boden unter seinen Füßen, noch sonst einen Teil seines Körpers. Leicht wie eine Feder schien er in seinem Körper zu schweben, oder nicht mal mehr in seinem Körper. Vielleicht war es aber auch das Gefühl des Todes, das ihn für wenige Sekunden ereilt hatte. Weit in der Ferne hörte er das Rauschen von Wasser. Ein Fluss in dessen Nähe er gewohnt hatte, kam ihm plötzlich in den Sinn, aber den Grund kannte er nicht. Es kam ihm wie eine weit entfernte Erinnerung vor, die sich in seinem Kopf ausbreiten wollte, allerdings warnte ihn eine innere Stimme davor. Er sollte sich besser nicht an diesen Tag erinnern und damit ließ er die anderen Stimmen, die noch viel weiter von ihm entfernt waren zu sich vordringen. Juudai erkannte die Stimmen ganz genau, die seinen Namen riefen und besorgt miteinander tuschelten. ‚Er ist doch nicht tot, oder Johan?’ Die Stimme eines aufgeregten und gleichermaßen besorgten Mädchens. ‚Natürlich nicht!! Nimm dich zusammen, er ist nur k.o. gegangen!’ Der frisch geschlüpfte Sommervogel sprach in diesem fremdartigen Singsang, den auch er lernen sollte zu gebrauchten. ‚Warum wacht er dann nicht auf, Johan, bist du sicher das mit ihm alles in Ordnung ist?’ Und wieder drang die Stimme des Mädchens eindringlicher in sein Ohr und brachte den jungen Vogel langsam an den Rand seiner Nerven. ‚Ich bin mir natürlich nicht sicher, ich bin kein Arzt!’ Er durfte den Sommervogel nicht so erschrecken. Er musste sich regen um ihn zu beruhigen. Ein Lebenszeichen von sich geben. Juudai murrte leise zur Antwort. Die murmelnden sowie die besorgten und beinahe hysterischen Stimmen um ihn herum nahmen an Lautstärke zu und hallten schwer in seinem dröhnenden Kopf wider. Nicht nur seine Augen ließen sich nur schwer öffnen, sein ganzes Haupt schmerzte und in ihm drin herrschte ein wildes Pochen als liege er noch immer zwischen Hammer und Amboss. „Juudai...-kun“, die sanfte Stimme seines Sommervogels erreichte ihn, in seiner Muttersprache so, wie Johan es aussprach, „bist du in Ordnung?“ „Johan-kun...“, noch immer murrte Juudai mehr als das er sprach. „Versuch aufzustehen, ja? Ich bringe dich zur Schulkrankenschwester“, flüsterte Johan in den vertrauten Lauten. Der Norweger wandte sich an die Lehrerin, die schon drauf und dran war einen Krankenwagen zur Schule zu beordern: „Er ist wach. Ich bringe ihn zur Schulkrankenschwester, sie wird feststellen ob es etwas Ernstes ist!“ Etwas widerwillig stimmte sie zu, dass Johan den Verletzten mitnahm. Ihr wäre es lieber gewesen, sie wären auf Nummer sicher gegangen, doch da Juudai sich selbst dazu bringen konnte wieder aufzustehen, wollte sie die beiden gehen lassen. Der Rest der Klasse sollte mit dem Spiel fortfahren so lange die Stunde noch dauerte. Johan legte einen seiner Arme um Juudai Taille um ihn ein wenig zu unterstützen. Es war deutlich zu sehen, dass ihm Schwindelig und wohl noch etwas übel war. „Es tut mir leid Juudai-kun, wirklich ich habe einfach nicht aufgepasst und jetzt...“, Johan biss sich stark auf die Unterlippe. Einen Augenblick hatte er gedacht seine ganze Welt würde in sich zusammenstürzen. Er selbst zitterte nun wie Espenlaub und konnte seinen Körper kaum beruhigen, eigentlich fehlten nur noch seine Tränen die sich langsam in den Augen ansammelten. „Ich habe auch nicht richtig gehandelt Johan-kun“, beschwichtigte der Japaner leise, „Unfälle können nun Mal passieren. Es gibt für dich keinen Grund dir Vorwürfe zu machen.“ Juudai versuchte zu lächeln. Es war ein klägliches und sehr müdes Lächeln, aber immerhin brachte er eines zu Stande um seinen Freund ein wenig aufzuheitern. Erleichtert atmete Johan auf, beruhigt darüber, dass es Juudai nicht allzu schlecht ging und auch darüber, dass sein Freund ihm nicht die Schuld an diesem Desaster gab. Ein ausgehauchtes und sehr verbundenes „Danke“ erreichte Juudais Ohren. Der Japaner warf einen forschenden Blick zu Johan, er hatte wahrscheinlich sonst etwas gedacht. Juudai war sich nun aber ziemlich sicher, dass er das Thema ruhen lassen musste, denn so wie Johan aussah befürchtete der Kleinere, dass er sonst anfangen könnte zu weinen so wie vorhin in der Sporthalle. Vor versammelter Menge. Während sie den langen gang zu der Schulkrankenschwester zurück legten dachte Juudai noch einmal scharf nach. Johan hätte fast Tränen um ihn vergossen. War er ihm so viel wert? Würde er um Johan weinen wenn ihm etwas zustoßen würde? Der Japaner nickte unmerklich. Er hatte seinen norwegischen Retter sogar sehr gern. Ganz sicher würde er sich auch große Vorwürfe machen, wenn Johan etwas zustoßen würde. „Wir sind da“, erklärte Johan kurz und klopfte an die weißgestrichene Spanplattentür. Lange warten mussten sie nicht bevor ihnen eine weibliche Stimme die Erlaubnis erteilte hinein zu kommen. Johan öffnete die Tür und brachte Juudai hinein. Die Schulkrankenschwester der Gjettum Ungdomsskole war ebenfalls eine Frau in mittlerem Alter, deren Haar allerdings langsam zu ergrauen begann. Juudai setzte sich auf die hohe Liege, die in dem Ärztezimmer stand und sah Johan nun aus ängstlichen Augen an, er durfte bloß nicht von hier verschwinden, sonst war er wieder auf sich allein gestellt. „Guten Tag Hilde“, begrüßte Johan sie höflich wie es sich gehörte, „Wir hatten gerade einen Unfall im Sportunterricht ehm.... Juudai hat meinen Ball an den Kopf bekommen und war kurz bewusstlos.“ Die Frau schien noch etwas an ihrem Computer abzuschließen und wandte sich dann um. Ihr ebenfalls leicht gealtertes Gesicht sah gütig auf die beiden Jungen herab: „So, dann wollen wir mal sehen, Juudai. Tut dir irgendwas weh?“ „Er spricht noch nicht das beste Norwegisch. Er kommt aus Japan“, erklärte Johan mehr oder weniger hektisch. Noch immer nagte das schlechte Gewissen an ihm. „Das kriegen wir schon hin. Ich muss dich jetzt aber trotzdem bitten wieder nach draußen zu gehen, Johan. Zieh dich doch schon mal um und bring die Sachen von dem Kleinen mit, ja?“, befahl sie ihm um ihn loszuwerden. Johan nickte nur widerwillig, gab Juudai eine kleine Antwort auf Japanisch und verschwand dann aus dem Raum. Er ließ die Schulkrankenschwester mit Namen Hilde ihren Job machen, er konnte sowieso nichts tun und wenn er ehrlich war, wäre es sicherlich auch für Juudai nicht angenehm gewesen, wenn er ihn sehen würde. Ohne T-Shirt... Johan erschauderte leicht. Wieso musste er die ganze Zeit an diesen zierlichen Jungenkörper denken? Dieser wunderschöne, grazile Oberkörper den er vor nicht allzu langer Zeit erblickt hatte. Schnell schüttelte Johan den Kopf und atmete tief durch um seinen Herzschlag zu beruhigen, damit nicht noch ganz andere Dinge mit seinem eigenen Körper geschahen. Allerdings war er nicht in der Lage den Rotschimmer auf seinen Wangen zu vertreiben als er sich darüber im Klaren wurde was er eigentlich dachte und was er eigentlich befürchtete. So was durfte ihm nicht noch einmal passieren, also schlug er sich alle Gedanken so schwer es ihm auch fiel aus dem Kopf, zog sich um während er das laute Kreischen seiner Klassenkameraden im Saal hörte. Die Nachricht, dass Juudai höchstens eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen hatte machte Johan sehr froh. Erleichtert wartete er darauf, dass Juudai sich wieder umgezogen hatte, danach kehrten die beiden wieder ins Haus des Japaners zurück. Juudais Kopf schmerzte noch immer und es war ihm wärmstens empfohlen worden sich zu Hause gleich wieder ins Bett zu legen. Wieder hielt Johan die Hand seines Freundes fest in seiner umschlossen und nahm ihn mit nach Hause. Beide sagten während des Weges kein Wort. Juudai weil er zu müde war und jedes Wort das er gesagt hätte, schmerzhaft in seinem Kopf wiederhallte und Johan weil er die Stille zwischen ihnen beiden genoss. Für gewöhnlich dauerte der nach Hause Weg nicht mehr als fünfzehn Minuten, wie auch heute. Sofort ließ Johan die Tür aufschließen und brachte Juudai in sein Farbenfrohes Zimmer, damit er nicht auf die Idee kam irgendetwas anderes zutun, was Johan eigentlich nicht erwartet hätte. „Soll ich dir einen Tee machen, Juudai-kun?“, fragte Johan vorsichtig. „Nein, schon gut. Ich brauche nichts“, antwortete der Kleinere. „Aber...“, Johan dachte kurz nach, „Willst du schlafen? Ich mache so lange neben an Hausaufgaben...“ Juudai musterte Johan mit einem ungewöhnlich scharfen Blick. Er konnte sich nicht erklären warum der Norweger plötzlich so nervös wurde. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, das hatte er ihm doch schon in der Schule gesagt. Oder glaubte Johan seinen Worten nicht? Noch einmal setzte Juudai sich auf und streckte seine Hand aus. Leise erfüllte seine Stimme das helle Zimmer: „Kannst du vielleicht... bleibst du bei mir, Johan-kun? Nur ein bisschen. Bis meine Mutter wieder zu Hause ist, oder so.“ Überrascht fielen die Smaragde des Norwegers auf seinen Freund, nach einigen Sekunden des Zögerns, nickte Johan jedoch und ergriff Juudais warme Hand. Sie war ebenso geschmeidig, wie der Rest von ihm, kam es Johan in den Sinn. ‚Welcher Rest?’, dachte Johan schnell und ermahnte sich in Gedanken selbst, ‚Du kennst doch höchstens noch diesen süßen Oberkörper und selbst den hast du noch nicht berührt...!’ Juudai schmiegte sich dicht an Johan und legte seinen Kopf in den Schoß des Größeren. Wie schon am vorherigen Tag fühlte Juudai sich sehr wohl, so bei Johan liegen zu können und dieses Mal würden ihn auch keine Alpträume, keine lächerlichen Erinnerungen, die er tief in seinem Herzen versteckt halten wollte, in seinem Kopf auftauchen. Nein, er hatte ein neues Leben begonnen. Ein Leben in Norwegen und den Rest wollte er für immer hinter sich lassen. * Dokker sjå nu her de to nye elevan vi har fått fra mottaksklassen. Dette e Juudai fra Japan og Ka-... = Nynorsk für = Ihr sehr hier die beiden neuen Schüler aus der ”Entgegennahmsklasse”. Das sind Juudai aus Japan und Ka-... * Og Ruki fra Tyskland ville eg si = und Ruki aus Deutschland, wollte ich sagen ~Fortsetzung folgt in Kapitel 5: De Svartkledde – Die Schwarzgekleideten~ Das obligatorische Nachwort: So, ich habe jetzt zwei Tage hardcore an diesem Kapitel geschrieben und ich glaube es hat sich gelohnt XD Ich bin stolz drauf, dass ich die Geschichte aufblühen lassen kann. Das habe ich nicht umsonst meinen treuen Kommi-Schreibern zu verdanken! Ò.ôV Wirklich, das spornt mich einfach an weiter zu schreiben, wo ich eigentlich in den letzten Wochen das Gefühl hatte, ich könnte die Story abbrechen weil sie eh nix taugt v.v Na ja, auch egal, was ich eigentlich schreiben wollte: mir hat es großen Spaß gemacht den Schulalltag zu beschreiben. Er war damals wirklich so langweilig und teilweise ätzend wie hier beschrieben. Außerdem macht es auch noch großen Spaß euch Hints zu geben. Jo ich mag das eben gerne, am Ende soll aber noch alles einen Sinn ergeben und ich merk grad, dass ich immer noch Angst habe, dass ich es vielleicht vermassle. Ich hab doch noch nie einen Krimi geschrieben ;A; In diesem Kapitel habe ich auch eine Lehrerin im bergener Dialekt sprechen lassen. Ihr müsst wissen, dass Norwegisch nicht gleich Norwegisch ist. Hier gibt es zwei offizielle Schriftsprachen, das Bokmål, dass ich spreche und gelernt habe und das Nynorsk dass eine eingesammelte form von verschiedenen Dialekten ist. In vielen Büchern wird sogar mündliches direkt übernommen, sagt zum beispiel jemand Æ anstatt Jeg für ich schreiben die Norweger es auch gern wie Æ. So kann man sich als Ausländer manchmal ziemlich dumm vorkommen, wenn man nicht weiß, welches Wort man eigentlich gerade liest *g* Übrigens finde ich es wirklich süß, dass schon darauf gewartet wird, dass etwas mit den bösen, bösen Briefen nicht stimmt *g* Es zeigt mir irgendwie sehr gut, dass sich meine Leser auch wirklich Gedanken darüber machen was geschieht. Ich weiß es ja immerhin... und es freut mich wirklich zu sehen, dass ihr mitfiebert ^-^ Vielen Dank euch allen!! Nebenbei gesagt hat mir auch die Volleyballszene Spaß gemacht und die abschweifenden Gedanken unseres lieben Johan auch *g* Dabei habe ich dieses Schuljahr auch einen Ball an den Kopf gekriegt *lol* Aber nicht so hart wie Juudai, trotzdem glaube ich, dass die Reaktion nicht übertrieben war, wenn man ordentlich eins übergedroschen bekommt. Wie immer danke ich allen, die mir ihre Meinungen geschrieben haben ^.^ Vielen Dank euch allen! Und ganz großen Dank an meine Betaleserin Lain *chu* Ich hoffe wir sehen uns dann im 5. Kapitel wieder ^-^ Eure Ruky Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)