Russian Vampires von SleeplessAurora (Grausame Wege des Schicksals [Tala/Kai]) ================================================================================ Prolog: Erstes Treffen ---------------------- Hallo Leute! Der FF-Titel kommt euch bekannt vor? Kann sein! Ich habe nämlich vor 2 Jahren, wie schon in der Kurzbeschreibung zu lesen ist, diese FF geschrieben. Dann war sie aber auf einmal weg und ich habe mich nun, vor nicht allzu langer Zeit, dazu entschlossen, diese FF zu überarbeiten und erneut hochzustellen und hier ist sie nun wieder: Russian Vampires! Wer sie schon früher gelesen hat, kann sie jetzt in aller Ruhe nochmal lesen, falls noch Interesse besteht. Denn ich werde, denke ich, Einiges hinzufügen, was damals noch nicht vorhanden war. Der Prolog ist aber größtenteils derselbe geblieben. Also, ich wünsche allen Lesern viel Spaß beim Lesen der FF(auf das ich viele Kommis bekomme xD)!! 0.Prolog: Erstes Treffen „Mami?“ quengelte ein kleiner Junge mit graublauen Haaren auf der Rückbank eines Autos und lehnte sich vor zum Fahrer-/Beifahrersitz. „Was ist los, mein Schatz?“ die junge Frau sah ihren Sohn liebevoll vom Beifahrersitz aus an. „Wo fahren wir überhaupt hin?“ wollte der Kleine neugierig wissen, da er schon die ganze Fahrt lang rätselte, was ihr Ziel sein könnte. „Wir fahren nach Transsilvanien, mein Kleiner, dort machen wir eine Woche Ferien“ antwortete ihm seine Mutter und tätschelte ihm leicht den Kopf. „Aber gibt es da denn keine Vampire?“ fragte ihr Sohn nun ängstlich. „Keine Sorge, mein Sonnenschein. Es gibt keine Vampire, also fürchte dich nicht“ versuchte die 26-jährige ihn zu beruhigen, was jedoch nicht viel half, eher trat genau das Gegenteil ein. „Doch, es gibt sie! Das haben die Leute von ‚X-Faktor’ gesagt, da war nämlich ein Vampir in einer Geschichte und die ist wahr gewesen!“ protestierte der 8-jährige lautstark und mit den Händen gestikulierend. „Nun hör aber mal auf. Es sind nur Geschichten, nichts weiter. Es gibt keine Vampire und auch keine Werwölfe oder Sonstiges. Das sind alles nur Hirngespinste“ beharrte seine Mutter weiterhin auf ihrer Aussage, lächelte ihn aber immer noch freundlich an. „Da muss ich deiner Mutter Recht geben, Sohnemann“ schaltete sich jetzt auch der Vater des Jungen in das Gespräch mit ein. Dieser lehnte sich in seinem Sitz zurück, verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und schmollte erstmal eine Runde vor sich hin. Und es gab sie doch, dessen war sich der kleine Junge sicher, auch wenn ihm seine Eltern nicht zuhören, geschweige denn glauben wollten! Mit diesen letzten, trotzigen Gedanken des Kindes gewann die Müdigkeit stetig die Oberhand über seinen Körper, sodass es nicht mehr lange dauerte, bis der Schlaf es übermannte und mit sich ins Land der Träume führte. „Hey, mein Schatz. Aufstehen. Wir sind da“ versuchte die junge Mutter ihren Sohn mittels leichten Rüttelns an der Schulter zu wecken, da dieser jedoch tief und fest, sowie zufrieden weiterschlief hatte es bald keinen Zweck mehr. „Lass ihn lieber schlafen, Elina, Liebling, ich bringe ihn gleich hoch in sein Zimmer. Dort kann er sich dann ausschlafen und später zu uns rüberkommen, wenn er wieder wach ist“ wandte sich der Ehemann an seine Lebensgefährtin. „Ja. Ich glaube, dass es so das Beste sein wird, Valeri“ beinahe ohne große Mühe hob sie den Schlafenden vom Rücksitz des Autos und übergab ihn vorsichtig seinem Vater, welcher ihn sogleich die Stufen nach oben, in sein Zimmer brachte. Die Tür fiel so leise wie möglich ins Schloss. Schwerfällig hoben sich seine Lider, richtete sich sein Körper auf. Gähnend rieb er sich den letzten Rest Schlafsand aus den Augen, als ihm bewusst wurde, dass er gar nicht wusste, wo er überhaupt war. Wo mochte er denn nur sein? Langsam stieg er aus dem großen Doppelbett, in dem er bis dahin gelegen bzw. gesessen hatte und schaute sich erstmal in seiner neuen Umgebung um. Die dunkelroten Vorhänge vor den hohen Fenstern waren zugezogen, sodass nur die kleine Lampe auf dm Nachtschränkchen etwas Licht spendete. Außerdem befand sich gegenüber vom Bett eine große Kommode aus Eichenholz, auf welcher sich zwei lange, zu den Vorhängen und den Wänden passende, rote Kerzen befanden, die allerdings im Vergleich zur Kommode relativ neu sein mussten, da deren Dochte noch unangezündet aus dem Wachs ragten, wogegen sich auf dem Holz schon dünne Schichten von Staub angesammelt hatten. Dazu kam noch ein leicht unangenehmer Geruch, der verriet, dass das Zimmer nicht oft gelüftet worden war. Alles schön und gut, aber wo waren denn seine, Kais Eltern? Nach kurzem Grübeln fasste er sich doch noch ein Herz und überwand sich dazu, nach seinen Eltern zu suchen. Er öffnete die Tür, welche quietschte und gleich wieder ins Schloss fiel. Vorsichtig tatstete er sich immer weiter vor, den spärlich beleuchteten Flur entlang, am Ende des Ganges die Treppe hinab, die bei jedem Schritt, den die kleine Person tat, unbarmherzig knarrte, was dieser immerzu einen kleinen Schreck versetzte. Unten angekommen, fand er sich in einem zweiten Flur vor, aus dem vier Türen führten. Er trat gleich durch die erste, die ihm am nahesten schien. Augenscheinlich das Wohnzimmer, worauf einerseits die Einrichtung, wie Fernseher, Kamin und das alles hinwiesen, zum anderen war es die Größe des Zimmers. Kai schaute sich um, ob er nicht irgendwas finden konnte, das ihm bei seiner Suche nach seinen Eltern half. Das Parkett unter seinen Füßen knarrte ebenfalls ein wenig, als er durch den Raum streifte. Auf einem runden, niedrigen Glastisch erblickte der Junge ein eingerahmtes Foto: Es zeigte seine Eltern mit ihm auf dem Arm. Also kannten sie diesen Ort, diese Gewissheit hatte er schon mal. Ohrenbetäubendes Donnern und Grollen von draußen veranlassten Kai dazu, das Foto abrupt loszulassen und erschrocken wie er war, zusammenzuzucken. Das Glas bekam dem Klirren nach zu urteilen einen Sprung, was nicht weiter wahrgenommen wurde, da es in einem weiteren Donnern unterging, gefolgt von einem irgendwo einschlagenden Blitz, der für ein paar Sekunden das Zimmer erhellte. Ergo hatte draußen ein Gewitter zu toben begonnen. Der kleine Sohn wollte sich wieder dem Foto zuwenden, das er hatte fallen lassen, kniete sich schon hin, um es vom Boden aufzuheben, hielt dann jedoch mitten in seinem Vorhaben inne, als er bei einem erneuten Donnern und Blitzen einen langen schwarzen Schatten auf dem Parkett ausmachen konnte, der definitiv und ganz sicher nicht von ihm stammen konnte, dafür aber von Richtung Tür kam. Er bekam es mit der Panik zu tun, die seinen Körper beschlich, ihn lähmte, sodass er es nicht wagte aufzusehen. Wer oder was war da? Er schluckte nochmals hart, bevor er seinen Kopf in Richtung Tür wandte. Dort, im Türrahmen stand jemand. Der Unbekannte trat ein wenig vor, hob die Hand und tastete mit ihr die Wand ab, so, als würde er etwas Bestimmtes suchen. Plötzlich durchflutete gleißendes Licht das große Zimmer, welches von dem imposanten Kronleuchter an der Decke kam. Kai kniff ein wenig erschrocken, aber auch wegen der plötzlichen Helle, die Augen zusammen und hielt sich schützend eine Hand vor diese. So bemerkte er nicht, dass der Unbekannte ins Zimmer trat und lächelnd auf ihn zuging. Vereinzelte Wassertropfen fielen dabei ab und zu auf das Parkett, wobei sie feuchte Spuren auf diesem hinterließen. Als Kai endlich aufschauen konnte, wich er erst mal scheu zurück, obwohl sein Gegenüber nur minimal größer als er zu sein schien. Dieser streckte ihm ohne irgendwelche Worte die Hand hin, um ihm vom Boden aufzuhelfen. Im ersten Moment hatte Kai diese freundliche Geste skeptisch betrachtet, nahm dann aber letztendlich doch dankend an, sodass er mit einem Ruck hochgezogen wurde. Eine Sekunde lang herrschte vollkommende Stille, wenn man von dem tosenden Gewitter absah, das draußen immer noch sein Unwesen trieb. „Wer bist... Was machst du hier?“ fragte der Junge mit den rubinroten Augen schließlich, als ihm die Stille zwischen ihnen unangenehm wurde. Außerdem wollte er wissen, was der ‚ungebetene’ Besuch hier denn suchte. Zudem ließ er die Hand des Jungen los. „Oh... entschuldige. Ich bin Tala, Tala Iwanov.“ stellte sich der Fremde vor „Und du bist bestimmt Kai, hab ich Recht?“ der Gefragte reagierte nicht sofort, da er zu beschäftigt damit gewesen war, die Person vor sich zu mustern. Seine völlig durchnässte Kleidung klebte ihm am ganzen Körper, genauso wie einige seiner feuerroten Haarsträhnen an seinem Gesicht klebten, somit aber seine schönen eisblauen Augen betonten. Umso verlegener war Kai dann auch, als er registriert hatte, dass er nach seinem Namen gefragt worden war. Zur Bestätigung bekam Tala nur ein kleines Nicken, nach dem Kai zur Seite schaute, wobei man, wenn man genau hinsah, einen leichten Rotschimmer um dessen Nase erkennen konnte. Dem rothaarigen Jungen fiel dies aber nicht auf, weswegen er damit fortfuhr zu erklären. „Deine Eltern sind bei uns und haben mir gesagt, dass sie dich endlich einmal mitgebracht haben, du aber oben in deinem Zimmer schlafen würdest. Mir war langweilig, deswegen dachte ich, ich komme kurz vorbei und schaue nach dir, ob du nicht schon wach bist und hab dich dann hier im Wohnzimmer gefunden“ während er die momentane Situation erklärte, lächelte er den anderen die ganze Zeit freundlich an. „Und... was machen meine Eltern bei euch?“ erkundigte Kai sich danach weiter. „Unsere Eltern sind früher zusammen zur Schule gegangen und haben sich lange nicht mehr gesehen. Deshalb feiern sie gerade ein wenig... komm, wir gehen lieber rüber. Sie warten bestimmt schon auf uns“ zum wiederholten Mal wurde dem Kleineren die Hand angeboten, welche jener zwar immer noch zögerlich, aber diesmal mit einem kleinen Lächeln annahm. Ohne ein weiteres Wort ließ er sich ruhig führen, fühlte sich bei Tala sogar irgendwie wohl. „Weißt du aber, was mich am meisten freut?“ fragte dieser, während sie den Flur zur Tür entlang schritten, wo sich Kai eine Regenjacke überzog, auch wenn diese nicht sonderlich helfen würde, so wie es draußen aus Kübeln goss. Er schüttelte nur den Kopf, da er keine Antwort auf die gestellte Frage wusste, die er aber gleich darauf bekam. „Dass du da bist!“ der minimal Kleinere stoppte kurz in seiner Bewegung. „Deine Eltern haben immer wieder von dir erzählt, als sie bei uns waren, haben dich aber nie mitgebracht, weil sie meinten, dass du noch zu klein wärest, um so eine lange Reise zu machen, oder so was. Deswegen hab ich mich oft gelangweilt und einsam gefühlt. Rausgehen durfte ich damals nämlich nicht, weil ich häufig krank war“ erklärte Tala, was er damit sagen wollte, während der Graublauhaarige sich weiter anzog. Talas Worte machten irgendwie... glücklich? Zufrieden? Stolz? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Jedenfalls brachten sie ihn dazu, schüchtern zu lächeln. „Danke“ war das Einzige, was ihm dazu einfiel. „Äh... bitte... und jetzt komm, wir gehen“ Tala nahm Kai erneut lächelnd an die Hand und öffnete die Tür, um hinaus zu gehen. Kai nickte nur stumm, aber fröhlich und lief mit seinem neuen Freund zum benachbarten Grundstück, wo sie beide schon von ihren Eltern erwartet wurden. *~*~*~* Kai öffnete seine Augen und die Bilder verschwanden augenblicklich vor seinem geistigen Auge. Die roten Rubine schauten in pechschwarze Dunkelheit, ohne einen genauen Punkt zu haben. Es war nur ein Traum gewesen, eine Erinnerung... „... aus meinem Leben als Kind“ beendete Kai seinen Gedankengang laut, bevor er sich langsam aus seiner liegenden Position erhob, die Decke zur Seite schlug und die Beine aus dem Bett schwang, jedoch auf diesem sitzen blieb und sich erstmal mit den Händen über das Gesicht fuhr. Sein Kopf pochte unaufhörlich, als würde er gleich zerspringen wollen. Auch das Massieren der Schläfen brachte nicht sonderlich viel, wie Kai resigniert feststellen musste. Es half ja doch alles nichts. Mit dieser neu gewonnenen Erkenntnis stand er gänzlich vom Bett auf und zog die großen Vorhänge vor den Fenstern beiseite, sodass das freche Sonnenlicht in sein Zimmer dringen konnte, welches ihn für einige Momente blendete. Größere Beachtung schenkte er dem fröhlichen Herbstmorgen mit seinem leisen Vogelgezwitscher und den einen oder anderen fliegenden Blättern nicht. Zu sehr war er dafür in seine Gedanken versunken, die er zu ordnen versuchte. Ganze zehn Jahre war es nun schon her, seit diesem einen verregneten Tag, an dem er Tala zum ersten Mal getroffen hatte. Eine lange Zeit... Damals hatte sein rothaariger Freund ihm jedoch versprochen, ihm sooft wie möglich Briefe zu schreiben, damit er auf dem Laufenden bliebe, was bei ihm denn so passierte. Doch irgendwann hörten selbst die Briefe auf und er wusste keine plausible Erklärung dafür, sooft er sich auch den Kopf darüber zerbrochen hatte und irgendwann hatte er schließlich aufgegeben, nachdem auf seine fragenden Briefe ebenfalls keine Antwort gefolgt war und es einfach akzeptiert, auch wenn es ihm schwer gefallen war. Umso mehr freute er sich eigentlich über den vergangenen Traum, aber... wieso kam er gerade jetzt? Nach zehn Jahren? Nachdenklich zog er sich ein Kleidungsstück nach dem anderen an und stattete dem Bad einen kleinen Besuch ab, um sich für den Tag fertig zu machen, bevor er sein Zimmer verließ und die Treppen ins Esszimmer herunterstieg. Er wusste nicht genau, was es war, doch irgendwas sagte ihm in seinem Innern, dass an diesem Tag, der jedem anderen zu gleichen schien, etwas Bedeutendes passieren würde. Nur was? Kapitel 1: Vertraue nie der Dunkelheit -------------------------------------- Hallo!! Da bin ich also wieder ^.^ Und zu allererst: Herzliches Dankeschön an moaboa und Phoenix-of-Darkness! Hoffentlich wird euch dieses Kappi jetzt auch gefallen, denn ich bin mit einem Part nicht ganz so zufrieden =( Nya, kann man nichts machen *Schultern zuck* Ich schau mir jetzt einfach mal an, wie dieser Teil bei meinen Leserlies ankommt ;) (Falls es welche gibt: Grüße an die Schwarzleser *wink* Lasst ihr bitte auch 'nen Kommi da? *lieb frag* Würd mich freuen ^^) Will euch jetzt aber nicht weiter aufhalten. Viel Spaß mit dem 1.Kapitel! 1.Kapitel: Vertraue nie der Dunkelheit „Kai? Bist du schon... ?“ Besagter trat ins Esszimmer, womit sich die Frage seiner Mutter schnell geklärt hatte. „Ja, Mum“ meinte er auf die unausgesprochene Frage hin und setzte sich an den langen Tisch, wo das Frühstück bereits angerichtet war, sodass man praktisch nur noch auf ihn gewartet hatte. Eine Zeit lang war nur das Klirren des Bestecks zu hören, bis es plötzlich an der Tür klingelte. Dieses Geräusch ließ Kai aufhorchen. „Ich gehe schon, Gustav“ sprach er an einen der Butler gewandt, als dieser zur Tür schreiten wollte, um sie zu öffnen. Überrascht sah man dem jungen Hausherrn hinterher, als eben jener mit einem Stapel Briefe in der Hand zurückkam.. „Der Postbote“ erklärte er kurz angebunden, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, da sich die Briefe von selbst erklärten. Leider war aber trotz der hohen Anzahl der Schreiben keines dabei, das an ihn adressiert war, was seiner Laune einen kleinen Dämpfer versetzte, was er jedoch versuchte zu überspielen, damit es für seine Mutter keinen weiteren Anlass dazu gab, sich um ihren Sohn Sorgen zu machen, die ihn schon zu Anfang des Frühstücks gefragt hatte, ob alles mit ihm in Ordnung wäre, da er blass aussähe. Diese Sorge hatte er mit einem einfachen „Hab zu wenig geschlafen, Mum, das ist alles“ abgetan. Wie dem auch sei... Stillschweigend beendete man die morgendliche Mahlzeit, nach der sich jedes Mitglied der Familie Hiwatari auf das eigene Zimmer verzog. So auch Kai. Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, schloss er zu allererst die Zimmertür mit dem Schlüssel ab, denn störende Bedienstete oder Eltern konnte er beim Nachdenken wahrlich am wenigsten gebrauchen. Außerdem wollte er sowieso für sich allein sein. Während der junge Russe sich erneut gedanklich seinem verwirrenden Traum von heute früh zuwandte, legte er sich auf das große Bett, aus dem er erst knappe 2 Stunden vorher aufgestanden war und starrte an die kalkweiße Zimmerdecke, wobei ihm wieder einfiel, wieso er sie nicht leiden konnte. Bei der nächst besten Gelegenheit, so vereinbarte er mit sich selbst, würde er sie streichen lassen. Noch dazu schien das stechende Weiß die Kopfschmerzen, welche er immer noch verspürte, zu fördern, sodass Kai sich auf die Seite drehte und aus dem Fenster schaute, hinter dem die Blätter tanzten und vom Wind in alle Himmelsrichtungen verweht wurden. Den Blättern war es ja auch völlig schnuppe, wohin sie getragen wurden, sie hatten schließlich kein bestimmtes Ziel, auf das sie zusteuerten oder das sie erreichen wollten. Sie hatten keine Bedenken und mussten sich auch nicht mit irgendwelchen Träumen auseinandersetzen, in denen man vergeblich nach Antworten auf Fragen suchte, die von einer Sekunde auf die andere aufgetaucht waren und sich strikt weigerten zu verschwinden. Doch besonders die Frage nach einer versteckten Bedeutung ließ Kai keine Ruhe. Der Traum war so real gewesen, viel zu real für seinen Geschmack, als dass sich dahinter nicht irgendetwas verbarg, das er zu deuten versuchen musste. Doch irgendwann gab er dann doch wieder nach und verdrängte diese Art von Gedanken, indem er sie in die hinterste und dunkelste Ecke seines Bewusstseins verbannte. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem er darauf zurückgreifen würde, weil es ihn zu sehr wurmte. So schaute er weiterhin auf die Landschaft vor dem Fenster, bis er des Anblicks regelrecht müde wurde, sodass es keine weiteren 5 Minuten mehr bedarf, dass er wieder einschlummerte. Als er wieder wach wurde, stempelte er das Einschlafen als einen Fehler seinerseits ab, denn sein Schlaf war unruhig gewesen und nicht gerade erholsam, so wie er es sich eigentlich gewünscht hatte. Für ihn war dieser Tag allerdings sowieso schon gelaufen, weshalb es ihm nicht mehr sonderlich viel ausmachte. Statt sich darüber künstlich aufzuregen, beschloss Kai sich in sein anderes Zimmer zu begeben, wo er einem seiner größten Hobbies nachging – dem Zeichnen. Im ersten Moment vielleicht ungewöhnlich für jemanden wie ihn, aber so war es. Jedes Mal, wenn er Langeweile oder Unmut verspürte, zog er sich in dieses eine Zimmer zurück, welches durch einen Zahlencode nur für ihn zugänglich war. Nicht einmal seine Eltern wussten, was sich hinter dieser Tür befand, geschweige denn, was ihr Sohn in diesem Zimmer machte und unter den Bediensteten kursierten schon die willkürlichsten Gerüchte und Fantasien, da sie ihn ab und an zufällig dabei beobachteten, wie er den Raum verließ. Kai war das jedoch egal, denn es war völlig harmlos, entgegen dem, was sich einige so einbilden konnten. Was sich in dem Zimmer befand? Ein großes Fenster, das bis zur Decke reichte, eine gemütliche Sofaecke mit kleinem Couchtisch, ein breiter Schreibtisch auf dem seine Materialien zum Zeichnen verstreut waren und natürlich nicht zu vergessen seine Zeichnungen und Skizzen. Mehr nicht. Die Zeichnungen fertigte Kai in seiner Freizeit an, wenn er sonst nichts mehr zu tun hatte. Von denen hatte sich aber über die Jahre deutlich einiges angesammelt, sodass schon viele von seinen Bildern einen Platz an der Wand gefunden hatten. Meistens waren es Landschaften, Symbole, oder Motive, die ihm nicht aus dem Kopf wollten, solange er sie nicht zu Papier brachte. So war zum Beispiel das Bild seiner Eltern bei ihrer Hochzeit entstanden, welches er mit einer Vorlage aus einem alten Fotoalbum gezeichnet hatte. Oder aber... er setze sich, sofort nachdem er den Raum betreten hatte, langsam an den Schreibtisch, auf dem unzählige Skizzen verteilt waren, sodass er einige von ihnen wegräumen und ordnen musste, damit er einen kleinen Überblick bekommen konnte. Nach kurzer Sucherei in den Blättern fand er dann doch noch die eine Skizze, welche er eigentlich suchte. Die Bleistiftlinien waren leider schon an manchen Stellen verblasst, doch die grundlegenden Umrisse waren noch gut erkennbar. Es war einer seiner allerersten Versuche gewesen, den er in den Händen hielt. Er zeigte seinen rothaarigen Freund... Kai schüttelte den Kopf und legte das Blatt Papier beiseite. Alles brachte er heute mit Tala in Verbindung, das war ja schrecklich! Dass er keine Briefe bekommen hatte, setzte ihm anscheinend doch mehr zu, als er zuerst angenommen hatte und sich eingestehen wollte. Ergeben seufzend verwarf er die Idee fast, sich durch das Zeichnen ablenken zu können. Zudem kam ihm die Luft im Raum auf einmal äußerst stickig vor, weswegen er das Fenster kippte, seinen Zeichenblock inklusive Mäppchen unter den Arm klemmte und in den großen Garten ihres Anwesens hinausging, nachdem seine Eltern Bescheid wussten, wo er aufzufinden war, wenn sie ihn brauchen würden und was von ihm wollten. Vorsichtig setzte er sich unter einen Baum, dessen Blätter ihre Farbe schon von einem satten grün in verschiedene goldene, rötliche, oder bräunliche Töne wechselten, ins Gras. Einzelne Bleistiftstriche fanden ihren Weg auf das Papier, als ein kalter, heftiger Wind aufkam und alles aufwirbelte, was er zu fassen bekam. Jetzt entschied er sich endgültig dafür, es bei den entstandenen Linien zu belassen und einen kleinen Spaziergang zu machen. So kam es, dass er wenige Minuten später durch die Straßen schlenderte, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Die lachenden und tratschenden Menschen um sich herum beachtete er gar nicht und versuchte den herrschenden Lärm zu überhören. Und trotz dem, dass sich niemand von den Leuten für ihn zu interessieren schien, oder sich nach ihm umdrehte, fühlte sich Kai die gesamte Zeit über seltsam beobachtet. Woher dieses plötzliche flaue Gefühl in seiner Magengegend herrührte, wusste er auch nicht genau. Doch umso mehr ahnte er, dass es nichts wirklich Gutes verhieß. Dennoch ließ er sich nichts von seiner aufkommenden Nervosität anmerken und schritt in gewohntem Tempo die Straßen entlang, bis er dann abrupt auf der Stelle stehen blieb, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Jemand oder etwas war da doch! Oder bildete er sich das etwa nur ein? Ein schwacher Wind umspielte seine Nackenhaare, was ihm eine leichte Gänsehaut verschaffte, von der er aber nicht wirklich was mitbekam, da er sich gerade darauf konzentrierte, vielleicht irgendwelche verräterischen Geräusche wahrzunehmen, die seinen Verfolger entlarven würden. So fiel ihm allerdings erst ein wenig später auf, dass niemand mehr auf der, vor ein paar Sekunden noch reich belebten, Straße aufzufinden war. Niemand außer ihm selbst. Zudem verdunkelte sich der, bis eben noch strahlend blaue, Himmel zusehens und verlor er auf einmal den Boden unter den Füßen, ohne aber in irgendeiner Art und Weise abzustürzen oder zu fallen. Vollkommene Dunkelheit umgab ihn. Hektisch schaute Kai sich um. Wo zum Teufel nochmal befand er sich hier nur? Stille, nur sein flaches Atmen war unnatürlich laut zu vernehmen, sonst nichts. Panik machte sich in seinem Körper Stückchen für Stückchen breit, er wagte es nicht einmal mehr zu schlucken. Wenn er eines hasste und auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann war es die verdammte Dunkelheit! Sie gab ihm immer das beklemmende Gefühl, völlig einsam und allein durch die Welt zu wandern. Das Gefühl, immer und überall auf sich allein gestellt zu sein. Er verabscheute diese Empfindung aufs Höchste! »Kai« hörte er plötzlich Jemanden hinter sich seinen Namen sagen. Er drehte sich auf dem Absatz um, sah aber niemanden, der ihn gerufen haben könnte, weshalb er Schritt für Schritt rückwärts tat, wobei er sich umsah, woher diese Stimme stammen konnte, doch er fand niemanden. »Suchst du mich, Kai? Aber ich bin doch hier, siehst du mich denn nicht?« dieselbe Stimme wie noch vor ein paar Minuten. Ein amüsierter Unterton zierte diese nun jedoch, im Vergleich zu eben. „Wer bist du?“ fragte der Graublauhaarige barsch in die grenzenlose Dunkelheit hinein, darauf bedacht, seine Angst so gut wie möglich zu verbergen. »Aber, aber, wer wird denn gleich....?« sprach sie ein wenig empört weiter »Sei doch nicht so unhöflich. So etwas schickt sich nicht« meinte sie danach tadelnd, woraufhin ein kleines Kichern folgte. Reine Provokation, so kam es dem Russen vor. „Wer bist du?“ wiederholte dieser seine Frage „Komm schon, zeig dich endlich, oder bist du zu feige dafür?“ dieses Spiel konnte man auch gut und gerne zusammen spielen. Erneutes Kichern, das zu einem Lachen anschwoll, welches in seinen Ohren abwertend klang. »Willst du das wirklich wissen? Ja? Dann geh zu dem Spiegel und sieh hinein« in dem Moment, als die mysteriöse Stimme ihren Satz beendet hatte, tauchte nur 3 Meter vor ihm ein großer Spiegel auf, dessen Fassung kunstvoll verziert war und unnatürlich stark in seinen Bann zog, sodass man sich ihm nicht mehr entziehen konnte, auch wenn man es gewollt hätte. Wenn es Kai gewollt hätte... Er näherte sich der glasklaren Oberfläche, sein Herz schlug ihm bis zum Hals und gegen seinen Brustkorb, sodass er ihm beinahe schmerzte und doch konnte er sich nicht abwenden. Eigentlich wollte er der Aufforderung auch nicht nachgekommen sein, aber etwas hatte ihn kurzum dazu getrieben, was auch immer es gewesen war. Das schmerzliche Herzklopfen fand jeher ein Ende, als Kai in den Spiegel blickte. Die Anspannung löste sich, ja, er seufzte innerlich sogar erleichtert auf, als er nur sein eigenes Spiegelbild erblickte, welches ihm in die Augen schaute. Er hatte schon gedacht, es wäre etwas Schreckliches, was er gleich sehen würde, doch es war nur sein normales Spiegelbild. So schien es jedenfalls. Aber ihm entging ein kleines Detail, auf das er bei dem Blick in den Spiegel nicht geachtet hatte. Nun war es an ihm aufzulachen, dann aber Millisekunden später wieder aufzuhören. „Toller Scherz. Selten so gelacht. Was soll das hier werden, wenn’s fertig ist?“ Kai war sauer. Was spielte man hier für Spielchen mit ihm?! »Ich spiele keine Spielchen mit dir, mein kleiner, süßer Kai« Genannter wollte sich erneut dem Spiegel zuwenden, von dem er sich kurzzeitig abgewandt hatte, wurde jedoch von zwei starken Armen, die sich von hinten um seinen Oberkörper gelegt hatten, davon abgehalten »Ich will dich nur schützen« hauchte man ihm warnend ins rechte Ohr. Schützen? Wovor sollte man ihn denn schützen wollen, er hatte doch nichts zu befürchten. »Ach, mein lieber Kai, wie verblendet du doch bist. Lass mich dir deine Augen öffnen« sprach die Gestalt hinter ihm weiter auf ihn ein. »Schau mich an« bat man ihn liebevoll, welcher Bitte er auch nachkam, wenn auch eher widerwillig. Was, oder besser gesagt, wen er sah, trieb ihm die Luft aus den Lungen und er wich erschrocken ein paar Schritte zurück. Da, direkt vor ihm stand... er selbst. Das... das konnte nicht sein. Das war regelrecht unmöglich! »Ist es das wirklich? Dafür fühle ich mich dann aber....« sein Abbild strich ihm sanft über die Wange »... ziemlich real an, findest du nicht? Du brauchst keine Angst haben, ich tue dir nichts, Kai, glaube mir. Ich will dir nur helfen« beruhigend legte man ihm eine Hand auf den Rücken und führte ihn zurück zum Spiegel. Wenn Kai ehrlich war, war ihm das Ganze hier nicht wirklich geheuer, dennoch blieb er ruhig. „Wobei willst du mir helfen?“ fragte er misstrauisch, während die zwei Personen vor den Spiegel traten. Der Gefragte antwortete nicht, überging die Frage geradezu. In dem Objekt vor ihnen machte sich ein dunkelblauer bis pechschwarzer Strudel bemerkbar, in dem nach und nach Personen zu erkennen waren. Personen, die Kai bekannt vorkamen. Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass 2 von 4 Personen seine Eltern darstellten. »Sieh dir ruhig an, was wirklich an dem einen Abend vor zehn Jahren geschehen ist, als du friedlich in deinem Zimmer geschlafen hast.« flüsterte die Stimme erneut mit geheucheltem Mitgefühl. * „Er macht uns wirklich nichts als Ärger. Immer will er etwas von uns. Da sind wir beide mehr als froh, dass wir jetzt ein paar Stunden Ruhe vor ihm haben, weil er oben in seinem Zimmer schläft. Ich sehe es schon vor mir, wenn er wieder aufsteht und nörgelt, dass er Kopfschmerzen hat“ sah er seine Mutter über sich sagen. „Ja ja, so ist es mit eurem Kai. Und er ist auch immer so nervig, das ist ja fast nicht mehr auszuhalten!“ – „Wem sagst du das. Wir versuchen schon ewig, ihm beizubringen, dass er andere Leute nicht mit seinen Bedürfnissen belasten soll, aber nein, er hört ja nicht!“ * Kais Stirn lag in Falten. War es damals wirklich so vonstatten gegangen? War er für alle nur lästig? Stand er allen nur ihm Weg? Nein! Energisch schüttelte er den Kopf und riss sich von seinem Ebenbild los, welches ihn an den Schultern festhielt. „Was soll das?!“ schrie er es an „Meine Eltern hätten so was nie über ihren eigenen Sohn gesagt! Nicht über mich...“ schützend legte er seine Arme um sich und wich erneut ein wenig zurück. Wollte sich verstecken, doch hier gab es nichts, wo hinter er sich verstecken konnte. Seine ganzen Gedanken kreisten um das eben Gesehen und Gehörte und ließen ihn anfangen zu zweifeln, was dem anderen Anwesenden nicht verborgen blieb, im Gegenteil, es war für ihn sogar mehr als offensichtlich. Das war genau das, was er sich erhofft und gewünscht hatte. Ein hinterlistiges Grinsen schlich sich auf seine Züge, welches aber sofort wieder verschwand, als er sich dem nun Verunsicherten wieder näherte. »Kai... Ich wünschte, ich könnte es dir bestätigen, aber so Leid es mir tut... ich kann es nicht..« behutsam nahm er seinen Schützling in den Arm, welcher keine Anstalten machte, sich gegen diese Geste zu wehren. »Leider Gottes ist das noch nicht alles. Es gibt da noch etwas, was ich dir nicht vorenthalten möchte, auch wenn es äußerst schmerzhaft für dich sein wird, wie ich mir vorstellen kann. Komm, schau noch einmal hinein. Noch ein letztes Mal« Der 18-jährige kam vor, obwohl er im Moment wahrlich nicht gewillt war, dass man nur noch mehr Zweifel in eine seiner empfindlichsten Wunden streute. Die vorherige Szene verschwand in dem wiederkehrenden Strudel, an deren Stelle eine neue trat. Sie war anscheinend nur ein paar Stunden später passiert. * Ein kleiner Junge, mit auffallend roten Haaren, sah gerade fern, als seine Mutter ins Wohnzimmer trat. Sie bat ihn darum, nach dem anderen Jungen zu sehen, und ihn notgedrungen mitzubringen, falls er schon wach war. „Ich will aber nicht, Mum! Ich kann mich auch sehr gut allein beschäftigen!“ widersprach Tala darauf vehement. „Das weiß ich doch mein Schatz, aber wir müssen das tun, es geht leider nicht anders. Wenn er nachher wieder weg ist, kannst du wieder machen, was du willst, in Ordnung?“ die Hausherrin trat aus dem Raum und ihr 10 Jahre alter Sohn folgte ihr mit mürrischem Gesichtsausdruck. „Er darf aber nicht merken, dass du schlecht gelaunt bist“ rief sie ihm noch hinterher, als er zum anderen Grundstück lief. * Dem Zuschauer schnürte es regelrecht die Kehle zu. Sogar Tala... die Tränen standen ihm schon in den Augenwinkeln, warteten nur darauf, endlich ihre Bahnen über sein Gesicht fließen zu können, doch Kai wehrte sich dagegen, er wollte keine Schwäche zeigen, nicht jetzt. »Schon traurig, nicht wahr? Alle, von denen du jemals gedacht hast, sie würden dich mögen, ja lieben, lästern hinter deinem Rücken über dich. Du scheinst bei ihnen nicht willkommen zu sein. Du warst immer auf dich selbst angewiesen, genau so, wie du es in deinem tiefsten Innern geahnt hast, aber nie glauben wolltest, aus Angst davor in unendlicher Trauer und Dunkelheit zu versinken, ist es nicht so? Aber die Dunkelheit ist manchmal nur der einzige Weg, seine Trauer zu überwinden. Sie ist nicht so schlecht, wie es in Geschichten und Büchern dargelegt wird. Im Gegenteil, Kai. Sie ist erlösend, glaube mir. Ich kann dich von dem Schmerz befreien, welcher gerade gnadenlos dein Herz zerfrisst und in Stücke reißt« nichts als Leere war in Kais Augen zu erkennen. Diese für ihn grausamen Bilder waren einfach unerträglich. Er nahm nichts mehr in seiner Umgebung wahr. Bemerkte nichts. Und diese Tatsache war mehr als nur fatal, denn genau darauf hatte es Kais Gegenstück angesetzt. Von Anfang an hatte er dieses eine Ziel vor Augen gehabt, Kai mürbe, gefügig zu machen, sodass er die vollkommene Kontrolle über ihn haben und endlich den Körper bekommen würde, den er schon so lange ersehnte. Lüstern bleckte er seine weißen Reißzähne, konnte es kaum mehr erwarten sie in den freigelegten Hals zu bohren, nachdem er endlich den lästigen Schal entfernt hatte, so sehr verzehrte es ihn nach dem frischen Blut seines Opfers. Er setzte seine Zähne an.... ... sollte jedoch nicht dazu kommen, sie in der Haut zu versenken, denn urplötzlich zerriss grelles Licht die herrschende Dunkelheit, sodass er zurückweichen musste, um sich schützen zu können. Den langen schwarzen Umhang als Sichtschutz benutzend, bis sich seine empfindlichen Augen beruhigt hatten, versuchte der Vampir einen Blick auf das oder denjenigen zu erhaschen, der ihn so dreist bei seinem Vorhaben unterbrochen hatte. „Kiras! Wie kannst du es wagen?!“ eine, in einen ebenfalls schwarzen Umhang, vermummte Gestalt mischte sich ins Geschehen ein. Gerufener hatte die Stimme des Neuankömmlings jedoch fast sofort erkannt und konnte sich ein kleines Grinsen auf seinen Lippen nicht verkneifen. »Na sieh mal einer an, wer da zur Tür hereinplatzt« meinte er amüsiert, während der andere zu Kai lief, welcher sich noch immer nicht zu rühren vermochte, sei es wegen dem Schmerz, der ihn lähmte, oder eine eigenartige Trance, in welche er verfallen war. „Kai? Kai, hörst du mich? Kai!“ er rührte sich nicht. Stattdessen war leises Kichern zu vernehmen. »Was ist? Reagiert er nicht? Wie schade!« Kiras versuchte nicht einmal, seine Schadenfreude zu verbergen. Für ihn war die gegenwärtige Szene einfach nur köstlich! Das reichte dem ‚Eindringling’. Er erhob sich aus seiner knienden Position, in der er zu Kai gesprochen hatte und wandte sich Kiras zu. »Oh, da wird jemand böse« war das einzige abschätzende Kommentar von diesem. Die Äußerung überhörend, nahm sich die Person die Kapuze vom Kopf, unter der ein flammend roter Haarschopf zum Vorschein kam. Einzelne Haarsträhnen fielen ihr dabei störend in die Stirn, doch war das im Moment das kleinste Problem. Die eisblauen Augen fixierten ihren Gegenüber, während sie eine Kette mit einem Anhänger in Form eines Crucifix’ aus ihrem Umhang hervorzog. „Sei vorsichtig, mit dem was du sagst!“ warnte man Kiras ernst, was ihm durchs eine Ohr rein und durchs andere wieder rausging. Dafür sollte er auch büßen, denn ohne jegliche weitere Vorwarnung fing das Ornament um den Hals des Rothaarigen an zu glühen, was Kiras dazu bewegte, sich weiter in die schützende Dunkelheit zurückzuziehen. Es, das Licht, half sogar dabei, dass sich Kais Blick, der bis dato ins Nichts gestarrt hatte, zu klären begann, bis er wieder bei Bewusstsein und Herr seiner Sinne war. Allerdings war er immer noch verwirrt von dem, was sich hier abspielte, als er wieder einigermaßen klar denken konnte. Er erkannte das rote Haar. „Tala? Bist du es?“ täuschten ihn seine Augen, oder war er wirklich hier? Der Russe wollte sich seinem Freund nähern, doch er hatte nicht mal einen Schritt getan, als ihn ein „Beweg dich nicht von der Stelle!“ dazu brachte, diesem Befehl Folge zu leisten. Kiras hatte das kurzzeitige Zögern seines Gegenübers bemerkt. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sich Kai aus dieser Starre vorzeitig lösen und ihn ansprechen würde. Dies würde er zu seinem Vorteil nutzen können. Durch dessen Unaufmerksamkeit war das Leuchten des Crucifix’ ebenfalls schwächer geworden, weswegen sich Kais zweites Ich hervortraute. Es wusste schon genau, wie es Kai und auch seinen Gegenspieler selbst verunsichern konnte. »Ach, sag bloß du hast es ihm noch nicht erzählt?« fragte er gespielt verwundert über diese Szenerie, die sich ihm bot. Damit zog er die gesamte Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Was... hat er mir... nicht gesagt? “ kam endlich die erhoffte Frage, worauf der Vampir mit einem bösartigen Grinsen und dem Satz »Es ist also wirklich so« antwortete. Er ergötzte sich sichtlich an der Miene des Eisblauäugigen, in der sich kein einziger Muskel rührte, so versteinert war sie. Dennoch wirkte sie auf eine komische Art und Weise gleichgültig. »Offenbare dein dunkelstes Geheimnis vor uns, komm schon, oder willst du sein« er deutete mit einer flüchtigen Geste seiner Hand in Richtung des Graublauhaarigen »Vertrauen nach so vielen Jahren, nachdem du es dir so hart erarbeitet hast, verlieren? « Kiras umkreiste den anderen, wie ein Adler, der nur darauf wartete in einem günstigen Moment zuzuschlagen und sich seine Beute zu holen. „Halt den Mund!“ - »Sag uns wer, oder besser gesagt, was du bist... Filias!« diese amüsiert in sein Ohr gehauchten Worte und das leise Kichern ließen den Angesprochenen herumwirbeln. „Ich hab gesagt du sollst dein verdammtes Maul halten, Kiras!!“ ein gellender Schrei und ein gleißendes Licht, das die gesamte Dunkelheit erleuchtete, war das Letzte, was Kai vernahm, bevor alles um ihn herum vollkommen verschwamm und er sich Sekunden später auf dem grauen Asphalt der Straße wiederfand, sich mit den Händen abstützend und kniend, alsob er gerade hingefallen wäre. Alles war wieder wie vorher. Die Menschen schlenderten weiter die Straße entlang, unterhielten sich, nahmen keine Notiz von ihm. Was zum Teufel noch mal war da eben passiert? Wo war er gewesen, wenn nicht hier, zwischen den Menschenmassen, für die anscheinend nichts weiter geschehen war, als dass wohl jemand gestolpert war? Kai richtete sich zu voller Größe auf, fühlte sich dabei wie mehrmals durch den Fleischwolf gedreht, als er sich in Gang setzte und dabei leicht ins Schwanken kam. Er hielt sich den Kopf. Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte es sich für ihn so an, als wenn er gleich zerspringen würde, mit dem Pochen wie eine Art Countdown. Oder war es tatsächlich möglich, dass er sich das Ganze, was sich vor einigen Minuten noch abgespielt, nur eingebildet hatte? Während er wirklich nichts weiter als nur gestolpert war? Aber konnte man so was überhaupt bewerkstelligen? In so kurzer Zeit? Grenzenlose Verwirrtheit plagte ihn. War es mit ihm tatsächlich so weit voran geschritten, dass er jetzt sogar an Halluzinationen litt? Ihm wurde das alles eindeutig zu viel!! Schleunigst machte Kai kehrt, war auf dem Weg nach Hause. Wahrscheinlich war alles was er brauchte pure Ruhe. Genau! Wenn er gleich zu Hause war, würde er sich erstmal schön ins Bett fallen lassen und erst am nächsten Morgen aufwachen. So absurd war dieses Vorhaben noch nicht einmal, denn am Stand der Sonne und der Farbe des Himmels, welches ein sattes orange war, erkannte man, dass es bereits angefangen hatte zu dämmern. Eilig schloss der Jugendliche mit den rubinähnlichen Augen die Eingangstür auf, als er sein zu Hause erreicht hatte. Ohne die Tür noch eines Blickes zu würdigen, ließ er sie speerangelweit offen stehen, lief durch den Flur, begrüßte seine Eltern, welche im Wohnzimmer saßen und sich irgendeinen Film ansahen, nur flüchtig, um ihnen mitzuteilen, dass ihr Sohn wieder anwesend war und stieg die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Dies ging alles so schnell, dass ihm seine Eltern nur perplexe Blicke die Treppe hinauf schicken konnten. Sie hatten noch nicht einmal eine Minute Zeit gehabt, ihm die freudige Nachricht zu überbringen, dass jemand seit geschlagenen drei Stunden oben in seinem Zimmer auf ihn wartete, der ihrem Sohn sehr bekannt vorkommen würde. Aber es hatte halt nicht sollen sein. Er würde es ja sowieso gleich erfahren, wenn er in sein eigenes Zimmer reingeplatzt kam. Kai schloss langsam die Türe hinter sich und ließ sich mit geschlossenen Augen an ihr hinuntergleiten, bis er auf den Teppichboden traf, auf dem er sitzen blieb, den Kopf an das Holz gelehnt. „Endlich Ruhe“ nuschelte er erleichtert und zufrieden zugleich, wobei er einmal tief durchatmete. Es kam einem Seufzen gleich. Wegen der geschlossenen Augen bemerkte er jedoch nicht, dass er von einer Person mit einem leichten Grinsen beobachtet wurde, die es sich während der langen Warterei auf dem Bett gemütlich gemacht hatte. „So viel Stress gehabt?“ nachdem der Angesprochene registriert hatte, dass er nicht so allein war, wie er zu Anfang geglaubt hatte, fuhr er dermaßen erschrocken hoch, dass man hätte glauben können, er hätte einen Geist gesehen. „T... Ta... Tala?!“ Kapitel 2: Verändert? --------------------- *angerast komm* Hiiii~!! Leute, da bin ich wieder!! *freu* *rumhüpf* Entschuldigt bitte, dass es etwas länger nicht weiterging, aber mir gefiel das Kappi nicht, so wie ich es immer geschrieben hatte und musste es immer wieder umschreiben *verbeug* Jetzt bin ich damit aber zufrieden und freue mich, auch das 2.Kapitel vorstellen zu dürfen: Verändert? Ich weiß, irgendwie ein komischer Titel, aber dennoch passt es, meiner Meinung nach. Bin für weitere Vorschläge aber sehr dankbar ^.^ An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an Phoenix-of-Darkness und moaboa für die beiden lieben Kommis! *euch knuff* Passend zu Sylvester und einem neuen Jahr 2008 hier also das neue Kapitel!! (Wenns so schnell hochgeladen wird, wie ich hoffe) 2.Kapitel: Verändert? „Guten Abend wünsch ich“ begrüßte Tala den Verwunderten, der für sich immer noch keine plausible Erklärung wusste, wie sein Freund hier sein und nicht weniger als 3 Stunden auf ihn warten konnte, wenn er doch noch vor nicht einmal einer halben Stunde... „Wie kann das... ich meine... Du... du warst doch eben noch... oh Gott“ nicht einmal einen richtigen Satz brachte er mehr zustande, so sehr überschlugen sich seine Gedanken gerade. Er ließ seinen Kopf abermals gegen das Holz sinken, schloss die Augen. Tala, der das Ganze beobachtet hatte, bedachte dies nur mit einer hochgezogenen Augenbraue, bevor er vom Bett aufstand und auf den Jugendlichen zuging. Irgendwie verhielt er sich komisch. Was ihm wohl widerfahren war? „Kai? Hey, Kai?“ der Angesprochene reagierte nicht sofort. Erst, als er seine Augen wieder aufschlug, sah er Tala, dessen Gesichtsausdruck er nicht wirklich deuten konnte. Zumindest war es schwer für ihn. Eine Mischung aus Besorgnis und Verwunderung war aus ihm zu lesen. „Ist alles in Ordnung mit dir, Kleiner? Du siehst nicht gerade gut aus“ stellte der Ältere anhand der etwas blassen Gesichtsfarbe seines Gegenübers fest, kniete sich vorsichtig neben ihn auf den Teppich. „Alles bestens, Tala, alles bestens“ heute war eindeutig nicht sein Tag, das stand eindeutig fest. Ihn überraschte rein gar nichts mehr. Dies teilte er auch seinem Freund mit, welcher ihn mit einem zweifelnden Blick musterte. Also setzte sich der Graublauhaarige aufrecht hin und begann zu erzählen, wie sein Tag verlaufen war. Dass der Traum der Anfang allen Übels gewesen war, über den er sich im Grunde genommen gefreut hatte, nicht zuletzt, weil Tala darin vorgekommen war, dieses Detail ließ er jedoch aus. Er berichtete von den Kopfschmerzen, die ihn schon den ganzen Tag über plagten, er sich deswegen versucht hatte irgendwie abzulenken, was am Ende dazu geführt hatte, dass er nicht genau wusste, was vor ein paar Stunden vorgefallen war und es auch eigentlich nicht wirklich wissen wollte. Tala schwieg, hörte aufmerksam zu und begann erst dann zu sprechen bzw. etwas zu tun, nachdem Kai geendet hatte. So legte er schließlich einen Arm um den Jüngeren. „Hört sich echt nicht berauschend an“ schloss er sich dessen Meinung an „Leg dich ins Bett und schlaf dich erstmal ’ne Runde aus. Das wird dir gut tun. Ich gehe dann so lange nach unten, damit ich dich nicht...“ er unterbrach sich selbst im Satz, als im auffiel, dass Kai auf einmal angefangen hatte, flach und stoßweise zu atmen. Sein Gesicht wies nun Röte auf, seine Augen schienen glasig. Kai lehnte den Kopf gegen die Schulter des Rothaarigen, bemühte sich dann aber wieder auf die Beine zu kommen, aufzustehen. Fehlanzeige. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr, sodass er beinahe vorn über gekippt wäre, hätte ihn Tala nicht gerade noch rechtzeitig aufgefangen. Ein letzter Blick in sein Gesicht verriet dem Eisblauäugigen mehr als genug über den momentanen Zustand der Person in seinen Armen. Zum einen hatte der 18-jährige hohes Fieber, was man auch erkennen konnte, ohne die Stirn fühlen zu müssen, zum zweiten hatte sich sein Bewusstsein für die nächsten Stunden wohl verabschiedet. Er war ohnmächtig geworden. Dem nach zu urteilen, was Tala von Kai gehört hatte, war diese Reaktion des Körpers nicht sonderlich verwunderlich, schließlich hatte er heute so Einiges durchgemacht. Es war durchaus normal, dass Menschen, aufgrund von mentalem Stress nicht mehr wussten, wo ihnen überhaupt der Kopf stand, oder was sie gegen ihn tun sollten. In solchen Augenblicken wusste sich der Körper allerdings selbst zu helfen, ob die betroffene Person nun wollte oder nicht. Es war so gesehen eine Art Vorsichtsmaßnahme, um sie quasi vor sich selbst zu schützen, dass nicht noch mehr passierte. Geschickt hob Tala Kai auf seine Arme, trug ihn vorsichtig zum Bett, wo er ihn hinlegte. Nachdem er das Fenster gekippt hatte, damit sich hier wenigstens etwas frische Luft ausbreiten konnte, ging er ins angrenzende Badezimmer, um ein befeuchtetes Tuch, sowie eine Schüssel mit kaltem Wasser zu holen. Seinen jungen Freund hatte es aber auch echt erwischt. Schon allein die Begegnung mit Kiras hätte ihnen beiden durchaus erspart bleiben können. Und dadurch auch der dazugehörige Ärger. Nur allein bei dem Gedanken an eben jenen Dämonen kochte unbändige Wut in ihm hoch. Wie hatte er es nur wagen können, Hand an Kai zu legen?! Das würde er irgendwann noch büßen müssen und das nicht zu knapp, so wahr er Tala Iwanov hieß! Doch er hatte jetzt keine Zeit dazu, sich schwarz zu ärgern, auch wenn er Kiras noch so sehr verabscheute und er ihn für seine hinterhältigen Intrigen lieben gern höchstpersönlich zur Hölle schicken würde, aus der er ausgebrochen war, dahin, wo er hingehörte. Es half ja alles nichts. Hauptsache war, dass Kai mehr oder minder unversehrt aus dem ganzen Dilemma rausgekommen war, wenn man von der geistigen Verwirrung mal ganz absah. Aber da war Tala mehr als zuversichtlich, dass diese Sache schnell in Vergessenheit geraten würde. Kai stempelte es ja bereits als eine Halluzination ab. Er musste unweigerlich etwas gekränkt lächeln, als er das warm gewordene Handtuch auswrang, es ins kalte Wasser tauchte und daran zurückdenken musste, wie vernarrt Kai und er damals in die Vorstellung gewesen waren, eines Tages als Vampire durch die Welt zu streifen, als Wesen der Nacht, und jetzt? Jetzt war es für den Fiebernden nur noch eine Halluzination, nichts weiter. Aber wahrscheinlich war es auch besser so. Er sollte ein normales Leben leben können. Und kein verfluchtes, in welchem er fast jede Nacht dazu verdammt war, inneren Trieben zu gehorchen und nichts gegen sie ausrichten zu können. Gedankenverloren ließ er sich wieder neben den Liegenden aufs Bett sinken: Sein Gesicht hatte nun etwas entspanntere Züge angenommen Er war eingeschlafen. Schweigend betrachtete er Kai, seinen Oberkörper, wie er sich langsam regelmäßig hob und wieder sank. Sanft strich er ihm eine der angefeuchteten Haarsträhnen aus dem Gesicht, als sein Blick auf den langen weißen Schal fiel, welcher ihm um den Hals lag. Es wäre sicher angenehmer, wenn er nicht tragen würde. Nur für so lange, bis das Fieber wenigstens etwas gesunken war. Also versuchte Tala den Schal so unauffällig und leise, wie es nur irgend möglich war von Kais Hals zu entfernen, was ihm auch kurz darauf gelang. Sorgfältig zusammengelegt legte er ihn dann schließlich auf das Nachtschränkchen. Wenige Minuten betrachtete der Russe den Schlafenden noch, bis er sich dazu entschloss ihn allein zu lassen, damit er in aller Ruhe ausschlafen konnte. Er selbst würde in der Zwischenzeit runtergehen und sich ein wenig mit seinen Eltern unterhalten. Sie hatten bestimmt viel zu erzählen. Vielleicht auch über ihren Sohn. Oh ja. Sie hatten wahrlich viel zu erzählen gehabt. Elina wollte gar nicht mehr aufhören, was ihm ein leises Lachen entlockt hatte. Erst, als er gesagt hatte, er wolle gern nach Kai schauen gehen, konnte er sich von ihnen loseisen. Und doch... Kai hatte sehr liebevolle Eltern, die sich um ihn sorgten, wenn es ihm schlecht ging, für ihn da waren, wenn er sie brauchte. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, sie zu haben. Kurz zögerte Tala noch, bevor er die Tür öffnete und wieder schloss. Wie er erwartet hatte schlief Kai friedlich vor sich hin. Das Tuch war ihm von der Stirn gerutscht, sodass es zusammengeklappt neben seinem Kopf lag. Es war ganz warm und hinterließ einen feuchten dunkelroten Fleck auf dem Bezug. Zum erneuten Mal wrang er das Tuch aus, wollte es wieder herausnehmen, wurde jedoch davon abgehalten, da er unerwartet leichten Druck an seinem Arm spürte. Lächelnd wandte er sich seinem Freund zu, auch wenn er ihn ein wenig erschreckt hatte. „Hi“ erneut setzte sich zu ihm aufs Bett, Kai ließ seinen Arm dennoch nicht los. „Hast du gut geschlafen?“ fragte er mit besorgtem Unterton, während er ihn weiterhin ansah. „Was ist passiert?“ überging der Gefragte die Frage einfach und stellte eine andere. Seine Stimme klang rau, heiser. Es fiel ihm schwer überhaupt zu sprechen. Tala war sich dessen bewusst, weswegen er sich nur den Zeigefinger auf die Lippen legte, um seinen gegenüber zu verdeutlichen, dass er sich noch schonen sollte. Trotzdem ging er auf die Frage ein, die ihm gestellt worden war. „Ruhig, ruh dich aus. Du bist ohnmächtig geworden, nachdem du mir erzählt hattest, was für einen miserablen Tag du hinter dir hast. Außerdem hast du hohes Fieber bekommen, das jetzt hoffentlich etwas gesunken ist“ er fühlte Kais Stirn, als dieser zusammenzuckte. Tala zog seine Hand zurück. Mist, das hatte er vollkommen vergessen... „Deine Hände sind ja eiskalt“ bemerkte der Jüngere. Der Angesprochene legte seine Hände in den Schoß. „Ja, tut mir Leid“ bestätigte er darauf nur. Ein bedrückter Unterton schwang in seiner Stimme mit. Natürlich waren seine Hände kalt. Sie waren nie richtig warm; waren es schon lange nicht mehr gewesen. Kai setzte sich vorsichtig in seinem Bett auf, sodass er seinen rothaarigen Freund besser ansehen konnte. Ihm fiel sein abwesender Blick auf. „Tala? Hey!“ Gerufener schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er hatte einen Punkt auf dem Boden fixiert und nicht auf Kai geachtet. Er durfte nicht ständig irgendwohin abschweifen. „Ja?“ fragte er ihn etwas zerstreut, während er sich gedanklich selbst schalt. Der Graublauhaarige verstand nicht so ganz. „Ist etwas?“ fragte er nochmals verwundert nach, bekam jedoch keine Antwort auf seine Frage. Tala schaute nur weiterhin bedrückt. Diesmal aus dem gekippten Fenster, hinter dem der Himmel sich verdunkelte. Ihm blieb nicht mehr allzu viel Zeit, das wurde ihm mit einem Mal glasklar. Er hatte es bis zum gegenwärtigen Augenblick verdrängt, aber wenn er dort nicht rechtzeitig auftauchte, dann... Das wurde Kai eindeutig zu blöd. Tala schien keinerlei Notiz mehr von ihm zu nehmen. Langsam versuchte er die Decke beiseite zu schaffen, mit der er zugedeckt worden war, was aufgrund seines Zustandes etwas mehr Zeit in Anspruch nahm als üblich. Denn immer, wenn er Fieber bekam, schmerzten ihm die Glieder bei der kleinesten Berührung oder Bewegung. Das war ihm jetzt jedoch egal. Er wollte wissen, was im Kopf des Rothaarigen vorging. Eben jener bemerkte anscheinend gar nichts mehr, denn er zuckte nicht mal mit der Wimper, als er vor ihm kniete. Gut, dann halt anders... Bestimmt und doch sanft nahm er Talas Gesicht in seine Hände, sodass er gar keine andere Wahl hatte, als ihm in die Augen zu sehen. Das erste, was Kai in den eisblauen Augen erkannte, war der kleine Schrecken, den er ihm offensichtlich durch seine Aktion zugefügt hatte, sowie Verwirrtheit über eben selbige, da er sich sicher fragte, was das Ganze sollte. Trotzdem, dass er immer noch kränklich wirkte, strahlten die rubinroten Augen, aus denen er gerade angesehen wurde, ein unheimliches Selbstbewusstsein aus. „Was-ist-mit-dir-los,-Tala? So kenne ich dich gar nicht“ eine gewisse Hilflosigkeit schwang in seiner Stimme mit. Und so fühlte der Jüngere sich auch. Hilflos. Wo war sein Tala hin? Ja, sein Tala. Sein bester Freund, dem er alles erzählen konnte? Zu dem er kommen konnte, wann immer er einen Rat brauchte? Ihm konnte niemand erzählen, dass das vor ihm Tala sein sollte. Er war nicht so verschlossen und nachdenklich. Er erzählte es ihm, wenn ihn etwas plagte, so wie Kai es bei ihm tat. Was war denn auf einmal vorgefallen, dass Tala es ihm jetzt nicht erzählte? Kai war doch nicht blind! Sogar ein Blinder mit ‘nem Krückstock hätte zumindest geahnt, dass etwas nicht stimmte. Er ahnte es nicht nur, er sah es, er fühlte es ganz deutlich... Der Rothaarige, der diesen inneren Konflikt seines Freundes nur zu genau in dessen Augen lesen und mit verfolgen konnte, konnte nichts weiter auf die gestellte Frage erwidern, als ein warmes aber dennoch amüsiertes Lächeln, bevor er seine eigene Hand auf die des anderen zu legte, welche auf seiner Wange ruhte. Dies bewirkte, dass Kai erneut ein wenig zusammenzuckte. Talas Hände... sie sind ja noch immer, stellte er in Gedanken fest, genauso wie sein Gesicht... „Mit mir ist alles in Ordnung, Kleiner“ gab der Ältere dann nach einigen Minuten des Schweigens endlich zur Antwort, doch der besorgte Schimmer wich damit nicht aus den Augen des jüngeren Jugendlichen. Mit so einer allgemeinen Antwort würde er sich nicht abfinden, ganz und gar nicht. „Das stimmt nicht!“ widersprach er heftig „Verkauf mich doch nicht für dumm, Tala! Ich sehe, dass etwas nicht stimmt! Was ist es, Tala? So sag’s mir doch!“ beharrte Kai vehement darauf zu erfahren, was hier Sache war. Sein Gegenüber fand es irgendwo ziemlich belustigend, was hier ablief. Er wusste und konnte nicht sagen wieso. Es war schlicht ergreifend so. Deswegen konnte er sich ein leises Lachen nicht verkneifen, was für diese Situation nicht wirklich passend war. „Kai, bitte. Ich sage dir doch, dass alles in Ordnung ist“ bekräftigte er immer noch mit der liebevollen Stimme wie zuvor, sah ihn dazu warm aus seinen blauen Augen an. „Vertraust du mir etwa nicht?“ irgendwie klangen diese Worte verletzt und waren auch verletzend. „Doch, natürlich tue ich das, aber...“ Kai wusste nicht, was er hätte sagen können oder sollen. Verstand Tala denn nicht, dass er sich einfach höllische Sorgen um ihn machte? Jener bemerkte seinen Unmut natürlich, lächelte daher beschwichtigend. „Dann tu es auch bitte jetzt, Kai“ bat er ihn herzlich darum „Und wenn ich dir verändert vorkommen sollte, liegt es vielleicht nur daran, dass ich, genauso wie du erwachsen geworden bin. Jeder verändert sich im Laufe seines Lebens, Kleiner. Die andere mehr, die anderen weniger, so ist das halt. Und mach dir keine Sorgen mehr um mich, okay?“ Angesprochener senkte betreten den Kopf und ließ auch das Gesicht des anderen los. Er brachte nichts weiter als ein kleines Nicken zustande. Es hatte keinen Zweck und er musste einsehen, dass Tala wohl oder übel recht hatte, auch wenn ihm das gewaltig gegen den Strich ging. Er wollte nicht, dass Tala sich veränderte. Ihm war das schon aufgefallen, als sie beide am Boden saßen. Seine ganze Aura war anders, obwohl er sich wirklich nicht sonderlich anders im gegenüber verhielt als früher auch. „Tut mir Leid“ entschuldigte er sich deshalb für sein seltsames Verhalten, dass er seinem älteren Freund gegenüber an den Tag gelegt hatte. Er winkte nur ab. „Ist nicht schlimm. Ich weiß ja, dass du dir nur Sorgen um mich gemacht hast“ er stand vom Bett auf, sodass Kai zu ihm aufsehen musste „Ich werde dann mal gehen. Deine Eltern waren so nett und haben mir ein Gästezimmer herrichten lassen. Ich bin ziemlich müde und werd mich auf’s Ohr hauen. Bis morgen früh. Ich wünsch dir eine erholsame Nacht, schlaf schön“ während er gesprochen hatte war er zur Tür gegangen, öffnete diese bereits, um hinauszugehen, als er durch ein „Halt, warte noch!“ aufgehalten wurde. Verwundert drehte er sich nochmal um. „Ja?“ doch Kai schüttelte nur schmunzelnd den Kopf, woraufhin er lächelte. „Gute Nacht“ – „Gute Nacht, Kleiner“ damit fiel die Tür ins Schloss und ließ einen verwirrten Jungen allein zurück. Auf dem Flur lehnte Tala sich mit dem Rücken gegen die Wand und seufzte einmal schwer. Das war ja gerade nochmal gut gegangen. Dennoch beunruhigte ihn das Geschehene sehr. War er wirklich so dermaßen abgelenkt gewesen? Er musste sich mehr in Acht nehmen und äußerst vorsichtig sein. Nicht, dass sein Geheimnis noch ans Licht kam. Nicht auszudenken, was das für schlimme Folgen haben würde! Wie auf Kommando fing sein Herz an schmerzhaft gegen seinen Brustkorb zu hämmern, sodass er hart schlucken musste und nach Luft japste. Der Bann würde nicht mehr lange halten, soviel war sicher. Schwerfällig schleppte er sich mit letzter Kraft in sein Zimmer. Der Tag hatte zu sehr an ihm gezerrt. Er war müde von der langen Reise hierher, ausgelaugt von der Begegnung mit Kiras und erschöpft von dem Gespräch und der Sorge mit und um Kai. War klar, dass das ein günstiger Moment für ihn war, seinen Fesseln zu entkommen. Für sein zweites Ich. Das Crucifix hatte bald keine Wirkung mehr. Gerade noch rechtzeitig schlug er die Tür hinter sich zu, bevor er keuchend auf die Knie fiel und sich vor Qual und Schmerzen auf dem Boden krümmte. Die Fenster waren weit aufgerissen. Der Vollmond, der am Himmel hing schien in das Zimmer und tauchte alles in ein beinahe unheimliches Licht. In mitten von diesem wand Tala sich auf dem Boden. Alles verkrampfte sich in ihm, er bekam kaum noch Luft in seine Lungen. Nichts regte sich mehr. Der eisige Wind pfiff und wehte durch das Zimmer. Tala rührte sich nicht mehr. Lag reglos da. Die Vorhänge flatterten im Wind. Ein Außenstehender hätte bestimmt behauptet er würde nicht mehr leben. Doch dem war nicht so. In dem hellen Licht des Vollmondes erhob er sich. Seine haut war nun kalkweiß, seine Augen schmal und spitz zusammenlaufend von einer aquamarinblauen Farbe. Etwas Bedrohliches spiegelte sich in ihnen wider. „Hast du schon vergessen? Nachts habe ich die vollkommene Kontrolle über deinen Körper. Da hilft dir auch der schwache Schutz von deinem Crucifix nicht mehr viel, begreif das endlich“ mit einem fiesen Grinsen riss er eben dieses Kreuz von seinem Hals und ließ es unbeachtet auf den Boden fallen. „Wie naiv ihr Menschen doch alle seid“ lachte er verächtlich auf. Leichtfüßig stieg er auf den Sims des Fensters. Sein langer schwarzer Umhang wehte um seine Beine und seine Knöchel. Es war schon höchste Zeit aufzubrechen, ansonsten würde er sich verspäten. Auf diese Auseinandersetzung mit seinem Oberhaupt konnte er wahrlich verzichten. Er sandte noch einen letzten Blick zum nächtlichen Himmel. „Wenn du erlaubst? Ich werde bereits erwartet“ grinste er fies, bevor pechschwarze Flügel aus Talas Rücken schossen. Ein Schmerzensschrei hallte durch die Nacht. „Ich bitte dich, das müsstest du doch schon längst gewohnt sein“ – „Halt dein verdammtes Schandmaul, Filias und flieg endlich!!“ Damit entschwand er in die weite Dunkelheit der Nacht. Kapitel 3: Wer gehorcht hier wem? --------------------------------- *gehetzt reingerannt komm* Tut mir Leid, tut mir Leid!! *verbeug* Lange zeit, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe, ich weiß, entschuldigt! 3 ganze Wochen... *seufz* Doofe Schule *gefährlich anblitz* Aber jetzt ist es ja endlich da *freu* Hab auch ziemlich lange dran gesessen, wenn ich gestehen soll. Dennoch hoffe ich, dass es euch, moaboa und Phoenix-of-Darkness, sowie natürlich auch allen anderen (unsichtbaren) Lesern, gefallen wird, sodass ich vielleicht ein Kommi von euch bekomme *smile* Eigentlich wollte ich jetzt noch schreiben, was nun als nächstes passiert, aber ich denke, dass ich es euch einfach selbst herausfinden lasse ;) Viel Spaß beim Lesen vom 3.Kapitel von 'Russian Vampires'!! P.S.: Das sind aber ziemlich viele Codes gewesen, die ich eingeben musste x.x 3.Kapitel: Wer gehorcht hier wem? Kalter Regen trommelte unaufhörlich in Strömen an die Fenster unzähliger Häuser. Es goss literweise, wie aus hunderten, wenn nicht auch aus tausenden Kübeln. Ein Ende war somit noch lange nicht in Sicht. Ganz zu dem Leidwesen von einem rothaarigen Vampir, der fluchend versuchte seinen Kurs unter dem mit schweren und dunklen Wolken verhangenen Himmel halten zu können, was sich als schwieriger erwies, als er zuerst angenommen hatte. Da war ihm die Kapuze seines Umhangs auch keine große Hilfe mehr, weshalb er es gleich gelassen hatte sie sich überzuwerfen, weswegen die roten Haare nun einen deutlich dunkleren Ton angenommen hatten und sie ihm, genauso, wie sein schwarzer Umhang unangenehm am Körper klebten. Suchend überflog Filias die vorbeiziehende Landschaft unter sich, hielt weiterhin Ausschau nach seinem Ziel. Es konnte nicht mehr weit sein. Ein resigniertes Seufzen drang über seine Lippen und nur für einen kurzen Moment schloss er die Augen. Er hatte überhaupt keine Lust ihm gegenüberzutreten, schon gar nicht hier. Der Ort kam ihm nämlich erschreckend bekannt vor. Nicht zuletzt wegen der unumstößlichen Tatsache, dass dies genau der Ort war, wo es vor Jahren begonnen hatte. Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Hör gefälligst auf mir deine Gedanken aufdrängen zu wollen, hast du mich verstanden?!“ rief Filias energisch. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf Talas Mundwinkel. Von wegen aufdrängen... er dachte doch selbst ebenfalls an den Vorfall zurück, er würde es nur nie freiwillig zugeben wollen. Doch vor ihm würde Filias nichts verheimlichen können, genauso wenig wie Tala vor ihm. Das war eben der große Nachteil bei der ganzen Geschichte mit der geteilten Seele und nur einem verfügbaren Körper. Denn auch wenn es so aussah, dass Filias alles tun und lassen könnte, wie es ihm gerade beliebte, so hatte er, Tala, als Wirt noch immer eine gewisse Kontrolle über ihn und ein Wörtchen mitzureden. Nicht zuletzt deswegen, weil er, sowie auch Filias immer wussten, was der jeweils andere dachte und momentan hatten sie wohl oder übel dieselben Gedankengänge, obgleich es der Vampir nicht wahr haben wollte. Jedoch machte es Tala stutzig. Immerhin war er es doch, der darunter litt, was vor fünf Jahren geschehen war. Sein anderes Ich konnte sich darüber doch eher glücklich schätzen, oder etwa nicht? Wieso...? „Das geht dich verdammt nochmal ‘nen feuchten Dreck an und jetzt verzieh dich und sei still!“ herrschte Filias Tala erneut an, welcher aber nicht einmal mit der Wimper zuckte, sich dennoch in die Weiten seines Bewusstseins verzog und einen gereizten Vampir zurückließ. Der weitere Weg, den sie beide zurücklegten, verlief schweigend. Der Regen von vorhin hatte zumindest ein wenig nachgelassen, beinahe völlig, sodass es nur noch leicht nieselte und es für Filias nun wieder einfacher gewesen war, schneller voranzukommen. Er hatte kostbare Zeit verloren und sich beeilen müssen. Denn wenn er eines hasste, dann waren es diejenigen, die zu einer seiner Versammlungen zu spät kamen. Schlussendlich landete der junge Vampir auf einem Baum, nahe eines abgelegenen Friedhofs und einer kleinen Kirche. Er zog seine ledernen Flügel an, welche sich daraufhin zu ihrer vollen Größe spreizten und in seine Rücken verschwanden. Skeptisch betrachtete er seine Umgebung, wobei ihm erstaunt auffiel, dass um diese Uhrzeit noch Licht in der Kirche auf der anderen Straßenseite brannte. Geschickt sprang er von dem Ast des Baumes aus über die breite Straße und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem matschigen Boden des Friedhofgeländes auf. Irgendwas war hier doch faul... Aufmerksam schritt er über den Friedhof, an den vielen Grabsteinen vorbei, hinterließ dabei tiefe Fußspuren im aufgeweichten Boden, bis er plötzlich inne hielt. „Na, sieh mal einer an, was haben wir denn da Schönes?“ stellte er mit einem Grinsen auf den Lippen fest und kniete sich vor einen Grabstein, der zufällig seinen Weg kreuzte. Es war ein weißer Grabstein, schlicht und unauffällig. Durch das helle Mondlicht, welches durch die wenigen Wolken auf eben diesen schien, waren die goldenen und eingravierten Buchstaben gut lesbar zu erkennen: Angewidert vom Gestank der Zeit Gegenwart in Lethargie Zukunft reine Ironie Vergangenheit Nur Parodie Möge er nun endlich seine wohlverdiente Ruhe finden Raymond Kon *2. 12. 1973 †17. 1. 1996 Leises Lachen erklang in der Dunkelheit, welches zu einem lauten und spöttischen anschwoll. Wohlverdiente Ruhe finden?? Das war doch wohl ein schlechter Scherz! Aber gut... nur wenige wussten, das überhaupt keine Leiche existierte, doch niemand konnte sich diesen Umstand wirklich erklären. Um das jedoch zu vertuschen und um anderen Menschen vorzugaukeln, dass alles in bester Ordnung sei, errichtete man auf die Schnelle eben dieses Grab, das als Alibi diente. Zu amüsant war die Vorstellung, was sich die Menschen einfallen ließen, um sich ihre Fehler nicht eingestehen zu müssen. Traurig... zu traurig... Mit einem kleinen Ächzen erhob er sich. Wahrscheinich hatten sie sich dazu noch eine sehr abenteuerliche Geschichte überlegt, wie sein Leichnam angeblich gefunden worden war. darüber konnte man doch nur den Kopf schütteln. Nach einem letzten verachtenden Blick auf das regennasse Grab schritt er weiter, nun den schmalen Weg entlang, bis er schließlich vor den massiven Türen der Kirche anhielt. „Heute scheint deine Glücksnacht zu sein. Das lasse ich dich übernehmen. Aber wehe dir du trödelst zu lange rum, denn dann garantiere ich für nichts mehr“ schwer atmend und schnaufend taumelte Tala erstmal ein paar Schritte nach hinten, bevor er das Gleichgewicht wiederfand. Reflexartig fast er sich an den Kopf. daran würde er sich nie gewöhnen können. Noch etwas benommen öffnete er die Türen, welche mit einem Knarren aufschwangen. Zu seiner Verwunderung aber war niemand im Inneren des Gotteshauses. Trotzdem flackerten zwei weiße Kerzen mit goldenen Verzierungen fröhlich vor sich hin. Vorsichtig trat er ein und schon schlugen die Türen hinter ihm zu, was ihn erschrocken herumfahren ließ. Was zum Teufel wurde hier gespielt? Misstrauisch wandte er sich erneut um, ging langsam auf den Altar zu. Vor diesem blieb er stehen. Abwesend betrachtete er die orange-roten Flammen, wie sie sich unter leichten Luftzügen zu tanzen begannen. Etwas, das dem Gefühl und dem Ausdruck Sehnsucht gleichkam spiegelte sich in seinen eisblauen Augen wider. „Vermisst du es?“ erklang eine rauchige Stimme an seinem Ohr, welche ihm ungewollt eine Gänsehaut bescherte. Er spürte Hände auf seinen Schultern ruhen, wie sie seine Arme entlangfuhren, seine eigenen Handflächen nur für einen kurzen Augenblick streiften, so, als ob es überhaupt keine Berührung gegeben hatte, zurück zu seinen Schultern. Ein eiskalter Schauer rann ihm den Rücken hinab. Seine Handfläche schien an der Stelle zu brennen, an der sie berührt worden war, doch er versuchte sich nichts von diesen Reaktionen seines Körpers anmerken zu lassen. Ausdruckslos starrte er nun an die gegenüberliegende Wand, wagte es nicht, sich irgendwie zu rühren, obwohl er dem unglaublichen Drang sich loszureißen zu gern nachgekommen wäre. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich eine weiße Hand neben seinem Arm hervorstreckte, sie über die Kerze hielt. Wohlige Wärme müsste jetzt zu spüren sein, wo die Flamme die Haut kitzelte. „Vermisst du das Gefühl von Wärme auf deiner Haut? Den Wind auf deinem Gesicht, wenn eine sanfte Sommerbrise es liebkost und dir ein wohltuendes Gefühl vermittelt? Oder sogar den leichtesten Lufthauch, der ein Kribbeln verursacht, wenn dir jemand diese Worte ins Ohr flüstert?“ sein Atem ging unregelmäßig und er schloss für einen Moment die Augen, in der Hoffnung sich so beruhigen und die Stimme ignorieren zu können. Doch der Versuch schlug fehl. Kichern. „Freust du dich denn nicht, mich, nach all der langen Zeit, die wir getrennt waren, endlich einmal wiederzusehen, Tala?“ das war’s. Ruckartig wand er sich aus dem Griff seines Hintermannes und wirbelte hektisch herum. „Lass das!“ schrie er und brachte gleich ein paar Meter Abstand zwischen sich und seinem Gegenüber, dessen goldgelbe Augen erst perplex, dann aber äußerst belustigt wirkten, welchen Eindruck das schelmische, jedoch schwache Grinsen nur noch verstärkte. „Ich bitte dich...“ schnell war der entstandene Abstand überbrückt und der Rothaarige sah sich wieder der Person gegenüber... seinem früheren Freund, dessen angebliches Grab er noch vor wenigen Minuten gesehen hatte... Raymond Kon... „Ich dachte du fändest meine Nähe angenehm“ seufzte er gespielt bedrückt „... da hab ich mich dann wohl geirrt“ er ließ von Tala ab und lehnte sich elegant an den Altar, fuhr über den weichen, roten Samt, als er den Jüngeren mit seinem Blick fixierte. Trotz zeichnete sich in den Augen des anderen. „Ach, Tala, komm schon... nach den fünf Jahren sehen wir uns endlich wieder und du machst so ein überaus mürrisches Gesicht und sagst dazu auch noch nichts“ die Augen des Angesprochenen verengten sich daraufhin nur. Wie er ihn doch verabscheute... was war nur aus dem Ray Kon geworden, den er damals getroffen und mit der Zeit kennen gelernt hatte? Den gab es nicht mehr... stattdessen stand er vor ihm. „Tu nicht so scheinheilig! Spiel hier nicht den Dummen! Wärst du noch ein Mensch sähe das alles schon ein wenig anders aus; der Ansicht bist du doch auch, oder, Lucifer?!“ er spuckte den Namen aus, als würde er innerlich würgen, ihn überhaupt aussprechen zu müssen. Augenblicklich war er gefährlich aus den bernsteinfarbenen Augen angefunkelt, doch wich dieses Funkeln einem trügerisch freundlichem, bevor Genannter sich vom Altar abstieß und anfing sich skeptisch zu mustern. „Ich weiß wirklich nicht was du hast, Rotschopf? Ich sehe doch aus wie einer“ Tala kochte vor Wut, verschloss sie aber hinter einer gleichgültigen Fassade. „Du magst vielleicht aussehen wie einer, aber einer sein tust du deswegen noch lange nicht!!“ erwiderte er scharf auf die sehr provokante Frage. Lucifer wusste, wie er auf solch derartigen Bemerkungen reagierte. Zwar fragte er sich dann selbst, wieso er überhaupt auf sie einging, es ging aber einfach nicht anders. Er ließ es nicht zu, dass man Ray so in den Schmutz zog und ihn so respektlos behandelte. Das war seine Schwachstelle, ganz klar. Allerdings vermochte er es nicht, auch nur irgendwas gegen sie zu unternehmen. „Und noch was: Ich dachte du hasst es, in deinen menschlichen Körper zurückzukehren, wieso dann also dieser Aufzug?“ – „Ganz allein dir zu Ehren“ „Ach, soll ich mich jetzt etwa geehrt fühlen? Da hast du dich aber ziemlich böse geschnitten. Vergiss es!“ pah, von wegen! Für ihn war das blanker Hohn! Dennoch konnte der Jugendliche mit den eisblauen Augen es nicht vermeiden, seinen Gegenüber flüchtig von oben bis unten zu mustern. Lucifer war rein äußerlich ein Mensch aus Fleisch und Blut. Sein rabenschwarzes Haar fiel ihm geschmeidig auf den Rücken, wo es nur von einem langen weißen Zopfband zusammengehalten wurde. Sein Gesicht hatte eigentlich weiche Züge, seine katzenhaften Augen waren von flüssigem Gold, welche seinem ganzen Auftreten etwas Mysteriöses verliehen. Man drohte beinahe jedes Mal, wenn man ihn ansah in seinen Augen zu versinken. Das war es wahrscheinlich, woraus er seinen Profit zog. Die Erfahrung hatte das Rothaar schließlich an eigenem Leib machen müssen. Nun schalt er sich dafür. Er trug seiner Nationalität entsprechend eine typisch chinesische Tracht und für einen ‚normalen‘ Menschen wäre er ein sympathischer und attraktiver junger Mann gewesen, welcher nur eine leichte Blässe aufwies, doch selbst die wirkte positiv auf Außenstehende, sodass es für ihn ein leichtes war, Menschen um sich zu scharen und für sich einzunehmen. Zugegeben, Ray war immer schon ein wenig blass gewesen, weswegen sie nicht so auffiel, doch Tala sprang sie jetzt sofort ins Auge. Wieso hatte er bloß nicht früher darauf geachtet? Er konnte nicht mehr. Zu sehr schmerzte es ihm, Lucifer weiterhin ansehen zu müssen, weswegen er sich stur von diesem abwandte. Jener wusste dieses Verhalten natürlich allzu genau zu deuten, weshalb er sich ein siegessicheres Lächeln nicht verkneifen konnte. Menschen waren doch so einfach gestrickt, da taten sie einem ja fast Leid. „Sieh mich an“ es war eine Mischung aus Bitte und Aufforderung, während er langsamen Schrittes auf Tala zuging. Als er seiner Bitte jedoch nicht nachkam, ließ es sich Lucifer nicht nehmen eine Hand auf die Wange des anderen zu legen. Sofort schlug dieser die Hand beiseite, wich erneut etwas zurück. „Komm mir bloß nicht auf die Tour“ drohte er seinem Gegenüber zischend „Das bringt bei mir absolut gar nichts“ ach nein? Dafür sandten Lucifer seine Mimik und Gestik völlig andere Signale. Schade eigentlich, dass er sich so sehr dagegen wehrte. Der Schwarzhaarige hatte seinem Freund damals einen Gefallen tun wollen, als er ihm noch den letzten Rest seiner Seele ließ, in der Hoffnung, Tala würde eines Nachts selbst zu ihm kommen und ihn darum bitten. Das war bis heute jedoch leider nicht eingetreten. Anscheinend hatte er ihn doch falsch eingeschätzt und er hielt doch mehr aus an Schmerzen und Qualen, als es ihm der erste Eindruck vermittelt hatte. Deshalb bereute er es jetzt zutiefst, aber Versäumtes konnte man bekanntlich nachholen. Seufzend stemmte er die Hände in die Hüften und versuchte eher vergebens ein verräterisches Grinsen zu verbergen. Große Mühe gab er sich dabei allerdings auch nicht. „Du bist schwierig, Rotschopf, eine Herausforderung. Das gefällt mir“ eine Pause folgte, bevor er fortfuhr „Wenn ich gewusst hätte, dass du mir solche Probleme bereiten würdest, dann hätte ich dich doch besser komplett aussaugen sollen, als ich noch die Chance dazu hatte“ ein lähmender Stromschlag durchfuhr Talas gesamten Körper, die Gleichgültigkeit verschwand aus seinem Antlitz und machte der Panik und Furcht Platz „bis das letzte Tröpfchen deines Blutes meine Lippen benetzt“ er näherte sich ihm, war seiner Halsbeuge schon gefährlich nahe. Sachte entfernte er den Kragen des Umhangs, legte dadurch eine feine Bisswunde unterhalb der Hauptschlagader frei. Sie war nie richtig verheilt. Ein warmes Lächeln zeichnete sich auf Lucifers ab, als er Tala ein letztes Mal aus seinen bernsteinfarbenen Augen ansah. Niedlich, wie er da so stand und zitterte. „Keine Sorge, es tut nicht weh, gleich ist es vorbei. Dann gehörst du endlich mir, mir ganz allein“ der Rothaarige versuchte es zu überhören. Alles auszublenden, nichts mehr wahrnehmen zu müssen. Er hatte Angst, höllische Angst. Er wollte nicht sterben, nicht jetzt. Verzweiflung und unüberwindbare Schuldgefühle nagten an ihn, schienen ihn in den Abgrund zu reißen. Er presste die Augen fest aufeinander, um nicht sehen zu müssen, wie sein Umfeld vor ihm verschwimmen würde. Es war wohl soweit. Irgendwann hatte dieser Moment schließlich kommen müssen und jetzt war er da... „Untersteh dich!!!“ donnerte es plötzlich durch die ganze Kirche und als Tala seine Augen erschrocken aufriss, fand er sich in vollkommener Finsternis gehüllt wieder. Was zum...? Steinsplitter rieselten auf ihn nieder und ein mittelgroßes Loch war nun in der Wand wiederzufinden, an die Lucifer mit voller Wucht geschleudert worden war. In seinen Augen flammte unbändiger Zorn auf, sodass es den Anschein hatte, als würden sie glühen. Schnaufend richtete er sich auf. Wie konnte er es nur wagen...? „Ich dachte wir hätten eine Abmachung Lucifer?“ rief Filias verärgert von seinem Platz aus. „Und nur, weil du dir was auf den Umstand einbildest das Oberhaupt der Vampire zu sein, gibt dir das nicht gleich das verfluchte Recht sie außer Acht zu lassen!“ er ließ sich auf die Bank sinken, schlug das eine Bein über das andere, während er die Arme vor der Brust verschränkte. Strafend sah er den Vampir aus seinen aquamarinblauen Augen an. Zwar war er Lucifer unterstellt, aber aufgrund dessen durfte dieser sich doch nicht gleich alles rausnehmen, wonach ihn dann und wann beliebte. Dann verstieß er selbst gegen seine ‚Goldenen Regeln‘, welche er sogar selbst aufgestellt hatte. Nicht gerade die feine, englische Art. Rays zweites Ich klopfte sich den Staub von der Kleidung. „Du hast Recht, Filias. Wie konnte ich die nur vergessen? Es tut mir Leid“ – „Tut es nicht!“ unterbrach der rothaarige Vampir barsch. „Wieder hast du Recht. Ich wollte nur mal austesten, wie weit du mich gehen lassen würdest, bist du endlich die Initiative ergreifst und deinen Schützling rettest“ rechtfertigte er sich, wobei erneut ein Grinsen sein Gesicht zierte. Wenn Filias in der Lage dazu gewesen wäre, dann hätte er seinem Oberhaupt dieses schelmische Grinsen eigenhändig aus dem Gesicht gewischt, jedoch hatte er noch ein Fünkchen Würde. Das würde er nicht an ihm verschwenden, das wusste Lucifer. „Aber um mal auf ein anderes Thema zu kommen: Wie findest du den Spruch, der auf meinem Grab steht? Wunderbar, findest du nicht?“ – „Trocken, sehr trocken, wenn du mich fragst. Ich hätte mir was Besseres einfallen lassen“ erwiderte Gefragter monoton. Musste nebenbei Tala zur Ruhe zwingen, der innerlich wahrscheinlich tobte vor Wut. „Wenn du entschuldigst, ich mach mich dann langsam auf den Weg. Du willst ja sicher nicht, dass wir irgendwo mitten im Nirgendwo abstürzen, nicht?“ damit erhob Filias sich von der Sitzgelegenheit und steuerte seelenruhig die Türen an, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Auch er hielt es hier nämlich nicht mehr aus. Die Luft war ihm hier viel zu schlecht. „Sicher, geh nur. Bis zum nächsten Wiedersehen. Ich freu mich schon darauf.“ – „Ah ja? Ich aber nicht“ er öffnete die Tür, sodass kalter Wind durch die Kirche wehte und Laute erzeugte, die Pfiffen sehr ähnlich waren. Schielend warf Filias nochmal einen Blick zurück auf die Gestalt Rays, als dieser erneut dazu ansetzte etwas zu sagen. „Ach und übrigens. Soviel ich gehört habe werden wir bald einen neuen Vampir in unserer Mitte begrüßen dürfen...“ - „Ach und was kratzt das mich?“ Lucifer stoppte kurz, fuhr dann aber weiter fort, als wäre er nie unterbrochen worden „Kiras hat gute Arbeit geleistet“ die Tür fiel krachend ins Schloss, woraufhin schallendes Gelächter erklang. Alles lief genau nach Plan... „Ist er immer noch so frech und aufmüpfig wie früher?“ Lucifer schloss wissend die Augen. „Das kann man wohl sagen. Er hat sich in diesen fünf Jahren kaum verändert. Aber keine Sorge, er wird sich noch fügen, das verspreche ich dir, Luna“ „Na, wenn du meinst. Momentan sieht es aber gar nicht danach aus“ „Alles zu seiner Zeit, man braucht nur die richtigen Druckmittel“ „Hast du sie?“ „Natürlich“ „Schön für dich. Jetzt komm endlich, lass uns gehen“ die Kerzen auf dem Altar erloschen, waren sie doch auch beinahe vollständig runter gebrannt. Somit blieb die Kirche im Dunkeln zurück, verbarg das Geschehene und ließ Ungewissheit darüber, was für Unheil allen Beteiligten noch bevorstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)