Russian Vampires von SleeplessAurora (Grausame Wege des Schicksals [Tala/Kai]) ================================================================================ Kapitel 1: Vertraue nie der Dunkelheit -------------------------------------- Hallo!! Da bin ich also wieder ^.^ Und zu allererst: Herzliches Dankeschön an moaboa und Phoenix-of-Darkness! Hoffentlich wird euch dieses Kappi jetzt auch gefallen, denn ich bin mit einem Part nicht ganz so zufrieden =( Nya, kann man nichts machen *Schultern zuck* Ich schau mir jetzt einfach mal an, wie dieser Teil bei meinen Leserlies ankommt ;) (Falls es welche gibt: Grüße an die Schwarzleser *wink* Lasst ihr bitte auch 'nen Kommi da? *lieb frag* Würd mich freuen ^^) Will euch jetzt aber nicht weiter aufhalten. Viel Spaß mit dem 1.Kapitel! 1.Kapitel: Vertraue nie der Dunkelheit „Kai? Bist du schon... ?“ Besagter trat ins Esszimmer, womit sich die Frage seiner Mutter schnell geklärt hatte. „Ja, Mum“ meinte er auf die unausgesprochene Frage hin und setzte sich an den langen Tisch, wo das Frühstück bereits angerichtet war, sodass man praktisch nur noch auf ihn gewartet hatte. Eine Zeit lang war nur das Klirren des Bestecks zu hören, bis es plötzlich an der Tür klingelte. Dieses Geräusch ließ Kai aufhorchen. „Ich gehe schon, Gustav“ sprach er an einen der Butler gewandt, als dieser zur Tür schreiten wollte, um sie zu öffnen. Überrascht sah man dem jungen Hausherrn hinterher, als eben jener mit einem Stapel Briefe in der Hand zurückkam.. „Der Postbote“ erklärte er kurz angebunden, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, da sich die Briefe von selbst erklärten. Leider war aber trotz der hohen Anzahl der Schreiben keines dabei, das an ihn adressiert war, was seiner Laune einen kleinen Dämpfer versetzte, was er jedoch versuchte zu überspielen, damit es für seine Mutter keinen weiteren Anlass dazu gab, sich um ihren Sohn Sorgen zu machen, die ihn schon zu Anfang des Frühstücks gefragt hatte, ob alles mit ihm in Ordnung wäre, da er blass aussähe. Diese Sorge hatte er mit einem einfachen „Hab zu wenig geschlafen, Mum, das ist alles“ abgetan. Wie dem auch sei... Stillschweigend beendete man die morgendliche Mahlzeit, nach der sich jedes Mitglied der Familie Hiwatari auf das eigene Zimmer verzog. So auch Kai. Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, schloss er zu allererst die Zimmertür mit dem Schlüssel ab, denn störende Bedienstete oder Eltern konnte er beim Nachdenken wahrlich am wenigsten gebrauchen. Außerdem wollte er sowieso für sich allein sein. Während der junge Russe sich erneut gedanklich seinem verwirrenden Traum von heute früh zuwandte, legte er sich auf das große Bett, aus dem er erst knappe 2 Stunden vorher aufgestanden war und starrte an die kalkweiße Zimmerdecke, wobei ihm wieder einfiel, wieso er sie nicht leiden konnte. Bei der nächst besten Gelegenheit, so vereinbarte er mit sich selbst, würde er sie streichen lassen. Noch dazu schien das stechende Weiß die Kopfschmerzen, welche er immer noch verspürte, zu fördern, sodass Kai sich auf die Seite drehte und aus dem Fenster schaute, hinter dem die Blätter tanzten und vom Wind in alle Himmelsrichtungen verweht wurden. Den Blättern war es ja auch völlig schnuppe, wohin sie getragen wurden, sie hatten schließlich kein bestimmtes Ziel, auf das sie zusteuerten oder das sie erreichen wollten. Sie hatten keine Bedenken und mussten sich auch nicht mit irgendwelchen Träumen auseinandersetzen, in denen man vergeblich nach Antworten auf Fragen suchte, die von einer Sekunde auf die andere aufgetaucht waren und sich strikt weigerten zu verschwinden. Doch besonders die Frage nach einer versteckten Bedeutung ließ Kai keine Ruhe. Der Traum war so real gewesen, viel zu real für seinen Geschmack, als dass sich dahinter nicht irgendetwas verbarg, das er zu deuten versuchen musste. Doch irgendwann gab er dann doch wieder nach und verdrängte diese Art von Gedanken, indem er sie in die hinterste und dunkelste Ecke seines Bewusstseins verbannte. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem er darauf zurückgreifen würde, weil es ihn zu sehr wurmte. So schaute er weiterhin auf die Landschaft vor dem Fenster, bis er des Anblicks regelrecht müde wurde, sodass es keine weiteren 5 Minuten mehr bedarf, dass er wieder einschlummerte. Als er wieder wach wurde, stempelte er das Einschlafen als einen Fehler seinerseits ab, denn sein Schlaf war unruhig gewesen und nicht gerade erholsam, so wie er es sich eigentlich gewünscht hatte. Für ihn war dieser Tag allerdings sowieso schon gelaufen, weshalb es ihm nicht mehr sonderlich viel ausmachte. Statt sich darüber künstlich aufzuregen, beschloss Kai sich in sein anderes Zimmer zu begeben, wo er einem seiner größten Hobbies nachging – dem Zeichnen. Im ersten Moment vielleicht ungewöhnlich für jemanden wie ihn, aber so war es. Jedes Mal, wenn er Langeweile oder Unmut verspürte, zog er sich in dieses eine Zimmer zurück, welches durch einen Zahlencode nur für ihn zugänglich war. Nicht einmal seine Eltern wussten, was sich hinter dieser Tür befand, geschweige denn, was ihr Sohn in diesem Zimmer machte und unter den Bediensteten kursierten schon die willkürlichsten Gerüchte und Fantasien, da sie ihn ab und an zufällig dabei beobachteten, wie er den Raum verließ. Kai war das jedoch egal, denn es war völlig harmlos, entgegen dem, was sich einige so einbilden konnten. Was sich in dem Zimmer befand? Ein großes Fenster, das bis zur Decke reichte, eine gemütliche Sofaecke mit kleinem Couchtisch, ein breiter Schreibtisch auf dem seine Materialien zum Zeichnen verstreut waren und natürlich nicht zu vergessen seine Zeichnungen und Skizzen. Mehr nicht. Die Zeichnungen fertigte Kai in seiner Freizeit an, wenn er sonst nichts mehr zu tun hatte. Von denen hatte sich aber über die Jahre deutlich einiges angesammelt, sodass schon viele von seinen Bildern einen Platz an der Wand gefunden hatten. Meistens waren es Landschaften, Symbole, oder Motive, die ihm nicht aus dem Kopf wollten, solange er sie nicht zu Papier brachte. So war zum Beispiel das Bild seiner Eltern bei ihrer Hochzeit entstanden, welches er mit einer Vorlage aus einem alten Fotoalbum gezeichnet hatte. Oder aber... er setze sich, sofort nachdem er den Raum betreten hatte, langsam an den Schreibtisch, auf dem unzählige Skizzen verteilt waren, sodass er einige von ihnen wegräumen und ordnen musste, damit er einen kleinen Überblick bekommen konnte. Nach kurzer Sucherei in den Blättern fand er dann doch noch die eine Skizze, welche er eigentlich suchte. Die Bleistiftlinien waren leider schon an manchen Stellen verblasst, doch die grundlegenden Umrisse waren noch gut erkennbar. Es war einer seiner allerersten Versuche gewesen, den er in den Händen hielt. Er zeigte seinen rothaarigen Freund... Kai schüttelte den Kopf und legte das Blatt Papier beiseite. Alles brachte er heute mit Tala in Verbindung, das war ja schrecklich! Dass er keine Briefe bekommen hatte, setzte ihm anscheinend doch mehr zu, als er zuerst angenommen hatte und sich eingestehen wollte. Ergeben seufzend verwarf er die Idee fast, sich durch das Zeichnen ablenken zu können. Zudem kam ihm die Luft im Raum auf einmal äußerst stickig vor, weswegen er das Fenster kippte, seinen Zeichenblock inklusive Mäppchen unter den Arm klemmte und in den großen Garten ihres Anwesens hinausging, nachdem seine Eltern Bescheid wussten, wo er aufzufinden war, wenn sie ihn brauchen würden und was von ihm wollten. Vorsichtig setzte er sich unter einen Baum, dessen Blätter ihre Farbe schon von einem satten grün in verschiedene goldene, rötliche, oder bräunliche Töne wechselten, ins Gras. Einzelne Bleistiftstriche fanden ihren Weg auf das Papier, als ein kalter, heftiger Wind aufkam und alles aufwirbelte, was er zu fassen bekam. Jetzt entschied er sich endgültig dafür, es bei den entstandenen Linien zu belassen und einen kleinen Spaziergang zu machen. So kam es, dass er wenige Minuten später durch die Straßen schlenderte, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Die lachenden und tratschenden Menschen um sich herum beachtete er gar nicht und versuchte den herrschenden Lärm zu überhören. Und trotz dem, dass sich niemand von den Leuten für ihn zu interessieren schien, oder sich nach ihm umdrehte, fühlte sich Kai die gesamte Zeit über seltsam beobachtet. Woher dieses plötzliche flaue Gefühl in seiner Magengegend herrührte, wusste er auch nicht genau. Doch umso mehr ahnte er, dass es nichts wirklich Gutes verhieß. Dennoch ließ er sich nichts von seiner aufkommenden Nervosität anmerken und schritt in gewohntem Tempo die Straßen entlang, bis er dann abrupt auf der Stelle stehen blieb, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Jemand oder etwas war da doch! Oder bildete er sich das etwa nur ein? Ein schwacher Wind umspielte seine Nackenhaare, was ihm eine leichte Gänsehaut verschaffte, von der er aber nicht wirklich was mitbekam, da er sich gerade darauf konzentrierte, vielleicht irgendwelche verräterischen Geräusche wahrzunehmen, die seinen Verfolger entlarven würden. So fiel ihm allerdings erst ein wenig später auf, dass niemand mehr auf der, vor ein paar Sekunden noch reich belebten, Straße aufzufinden war. Niemand außer ihm selbst. Zudem verdunkelte sich der, bis eben noch strahlend blaue, Himmel zusehens und verlor er auf einmal den Boden unter den Füßen, ohne aber in irgendeiner Art und Weise abzustürzen oder zu fallen. Vollkommene Dunkelheit umgab ihn. Hektisch schaute Kai sich um. Wo zum Teufel nochmal befand er sich hier nur? Stille, nur sein flaches Atmen war unnatürlich laut zu vernehmen, sonst nichts. Panik machte sich in seinem Körper Stückchen für Stückchen breit, er wagte es nicht einmal mehr zu schlucken. Wenn er eines hasste und auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann war es die verdammte Dunkelheit! Sie gab ihm immer das beklemmende Gefühl, völlig einsam und allein durch die Welt zu wandern. Das Gefühl, immer und überall auf sich allein gestellt zu sein. Er verabscheute diese Empfindung aufs Höchste! »Kai« hörte er plötzlich Jemanden hinter sich seinen Namen sagen. Er drehte sich auf dem Absatz um, sah aber niemanden, der ihn gerufen haben könnte, weshalb er Schritt für Schritt rückwärts tat, wobei er sich umsah, woher diese Stimme stammen konnte, doch er fand niemanden. »Suchst du mich, Kai? Aber ich bin doch hier, siehst du mich denn nicht?« dieselbe Stimme wie noch vor ein paar Minuten. Ein amüsierter Unterton zierte diese nun jedoch, im Vergleich zu eben. „Wer bist du?“ fragte der Graublauhaarige barsch in die grenzenlose Dunkelheit hinein, darauf bedacht, seine Angst so gut wie möglich zu verbergen. »Aber, aber, wer wird denn gleich....?« sprach sie ein wenig empört weiter »Sei doch nicht so unhöflich. So etwas schickt sich nicht« meinte sie danach tadelnd, woraufhin ein kleines Kichern folgte. Reine Provokation, so kam es dem Russen vor. „Wer bist du?“ wiederholte dieser seine Frage „Komm schon, zeig dich endlich, oder bist du zu feige dafür?“ dieses Spiel konnte man auch gut und gerne zusammen spielen. Erneutes Kichern, das zu einem Lachen anschwoll, welches in seinen Ohren abwertend klang. »Willst du das wirklich wissen? Ja? Dann geh zu dem Spiegel und sieh hinein« in dem Moment, als die mysteriöse Stimme ihren Satz beendet hatte, tauchte nur 3 Meter vor ihm ein großer Spiegel auf, dessen Fassung kunstvoll verziert war und unnatürlich stark in seinen Bann zog, sodass man sich ihm nicht mehr entziehen konnte, auch wenn man es gewollt hätte. Wenn es Kai gewollt hätte... Er näherte sich der glasklaren Oberfläche, sein Herz schlug ihm bis zum Hals und gegen seinen Brustkorb, sodass er ihm beinahe schmerzte und doch konnte er sich nicht abwenden. Eigentlich wollte er der Aufforderung auch nicht nachgekommen sein, aber etwas hatte ihn kurzum dazu getrieben, was auch immer es gewesen war. Das schmerzliche Herzklopfen fand jeher ein Ende, als Kai in den Spiegel blickte. Die Anspannung löste sich, ja, er seufzte innerlich sogar erleichtert auf, als er nur sein eigenes Spiegelbild erblickte, welches ihm in die Augen schaute. Er hatte schon gedacht, es wäre etwas Schreckliches, was er gleich sehen würde, doch es war nur sein normales Spiegelbild. So schien es jedenfalls. Aber ihm entging ein kleines Detail, auf das er bei dem Blick in den Spiegel nicht geachtet hatte. Nun war es an ihm aufzulachen, dann aber Millisekunden später wieder aufzuhören. „Toller Scherz. Selten so gelacht. Was soll das hier werden, wenn’s fertig ist?“ Kai war sauer. Was spielte man hier für Spielchen mit ihm?! »Ich spiele keine Spielchen mit dir, mein kleiner, süßer Kai« Genannter wollte sich erneut dem Spiegel zuwenden, von dem er sich kurzzeitig abgewandt hatte, wurde jedoch von zwei starken Armen, die sich von hinten um seinen Oberkörper gelegt hatten, davon abgehalten »Ich will dich nur schützen« hauchte man ihm warnend ins rechte Ohr. Schützen? Wovor sollte man ihn denn schützen wollen, er hatte doch nichts zu befürchten. »Ach, mein lieber Kai, wie verblendet du doch bist. Lass mich dir deine Augen öffnen« sprach die Gestalt hinter ihm weiter auf ihn ein. »Schau mich an« bat man ihn liebevoll, welcher Bitte er auch nachkam, wenn auch eher widerwillig. Was, oder besser gesagt, wen er sah, trieb ihm die Luft aus den Lungen und er wich erschrocken ein paar Schritte zurück. Da, direkt vor ihm stand... er selbst. Das... das konnte nicht sein. Das war regelrecht unmöglich! »Ist es das wirklich? Dafür fühle ich mich dann aber....« sein Abbild strich ihm sanft über die Wange »... ziemlich real an, findest du nicht? Du brauchst keine Angst haben, ich tue dir nichts, Kai, glaube mir. Ich will dir nur helfen« beruhigend legte man ihm eine Hand auf den Rücken und führte ihn zurück zum Spiegel. Wenn Kai ehrlich war, war ihm das Ganze hier nicht wirklich geheuer, dennoch blieb er ruhig. „Wobei willst du mir helfen?“ fragte er misstrauisch, während die zwei Personen vor den Spiegel traten. Der Gefragte antwortete nicht, überging die Frage geradezu. In dem Objekt vor ihnen machte sich ein dunkelblauer bis pechschwarzer Strudel bemerkbar, in dem nach und nach Personen zu erkennen waren. Personen, die Kai bekannt vorkamen. Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass 2 von 4 Personen seine Eltern darstellten. »Sieh dir ruhig an, was wirklich an dem einen Abend vor zehn Jahren geschehen ist, als du friedlich in deinem Zimmer geschlafen hast.« flüsterte die Stimme erneut mit geheucheltem Mitgefühl. * „Er macht uns wirklich nichts als Ärger. Immer will er etwas von uns. Da sind wir beide mehr als froh, dass wir jetzt ein paar Stunden Ruhe vor ihm haben, weil er oben in seinem Zimmer schläft. Ich sehe es schon vor mir, wenn er wieder aufsteht und nörgelt, dass er Kopfschmerzen hat“ sah er seine Mutter über sich sagen. „Ja ja, so ist es mit eurem Kai. Und er ist auch immer so nervig, das ist ja fast nicht mehr auszuhalten!“ – „Wem sagst du das. Wir versuchen schon ewig, ihm beizubringen, dass er andere Leute nicht mit seinen Bedürfnissen belasten soll, aber nein, er hört ja nicht!“ * Kais Stirn lag in Falten. War es damals wirklich so vonstatten gegangen? War er für alle nur lästig? Stand er allen nur ihm Weg? Nein! Energisch schüttelte er den Kopf und riss sich von seinem Ebenbild los, welches ihn an den Schultern festhielt. „Was soll das?!“ schrie er es an „Meine Eltern hätten so was nie über ihren eigenen Sohn gesagt! Nicht über mich...“ schützend legte er seine Arme um sich und wich erneut ein wenig zurück. Wollte sich verstecken, doch hier gab es nichts, wo hinter er sich verstecken konnte. Seine ganzen Gedanken kreisten um das eben Gesehen und Gehörte und ließen ihn anfangen zu zweifeln, was dem anderen Anwesenden nicht verborgen blieb, im Gegenteil, es war für ihn sogar mehr als offensichtlich. Das war genau das, was er sich erhofft und gewünscht hatte. Ein hinterlistiges Grinsen schlich sich auf seine Züge, welches aber sofort wieder verschwand, als er sich dem nun Verunsicherten wieder näherte. »Kai... Ich wünschte, ich könnte es dir bestätigen, aber so Leid es mir tut... ich kann es nicht..« behutsam nahm er seinen Schützling in den Arm, welcher keine Anstalten machte, sich gegen diese Geste zu wehren. »Leider Gottes ist das noch nicht alles. Es gibt da noch etwas, was ich dir nicht vorenthalten möchte, auch wenn es äußerst schmerzhaft für dich sein wird, wie ich mir vorstellen kann. Komm, schau noch einmal hinein. Noch ein letztes Mal« Der 18-jährige kam vor, obwohl er im Moment wahrlich nicht gewillt war, dass man nur noch mehr Zweifel in eine seiner empfindlichsten Wunden streute. Die vorherige Szene verschwand in dem wiederkehrenden Strudel, an deren Stelle eine neue trat. Sie war anscheinend nur ein paar Stunden später passiert. * Ein kleiner Junge, mit auffallend roten Haaren, sah gerade fern, als seine Mutter ins Wohnzimmer trat. Sie bat ihn darum, nach dem anderen Jungen zu sehen, und ihn notgedrungen mitzubringen, falls er schon wach war. „Ich will aber nicht, Mum! Ich kann mich auch sehr gut allein beschäftigen!“ widersprach Tala darauf vehement. „Das weiß ich doch mein Schatz, aber wir müssen das tun, es geht leider nicht anders. Wenn er nachher wieder weg ist, kannst du wieder machen, was du willst, in Ordnung?“ die Hausherrin trat aus dem Raum und ihr 10 Jahre alter Sohn folgte ihr mit mürrischem Gesichtsausdruck. „Er darf aber nicht merken, dass du schlecht gelaunt bist“ rief sie ihm noch hinterher, als er zum anderen Grundstück lief. * Dem Zuschauer schnürte es regelrecht die Kehle zu. Sogar Tala... die Tränen standen ihm schon in den Augenwinkeln, warteten nur darauf, endlich ihre Bahnen über sein Gesicht fließen zu können, doch Kai wehrte sich dagegen, er wollte keine Schwäche zeigen, nicht jetzt. »Schon traurig, nicht wahr? Alle, von denen du jemals gedacht hast, sie würden dich mögen, ja lieben, lästern hinter deinem Rücken über dich. Du scheinst bei ihnen nicht willkommen zu sein. Du warst immer auf dich selbst angewiesen, genau so, wie du es in deinem tiefsten Innern geahnt hast, aber nie glauben wolltest, aus Angst davor in unendlicher Trauer und Dunkelheit zu versinken, ist es nicht so? Aber die Dunkelheit ist manchmal nur der einzige Weg, seine Trauer zu überwinden. Sie ist nicht so schlecht, wie es in Geschichten und Büchern dargelegt wird. Im Gegenteil, Kai. Sie ist erlösend, glaube mir. Ich kann dich von dem Schmerz befreien, welcher gerade gnadenlos dein Herz zerfrisst und in Stücke reißt« nichts als Leere war in Kais Augen zu erkennen. Diese für ihn grausamen Bilder waren einfach unerträglich. Er nahm nichts mehr in seiner Umgebung wahr. Bemerkte nichts. Und diese Tatsache war mehr als nur fatal, denn genau darauf hatte es Kais Gegenstück angesetzt. Von Anfang an hatte er dieses eine Ziel vor Augen gehabt, Kai mürbe, gefügig zu machen, sodass er die vollkommene Kontrolle über ihn haben und endlich den Körper bekommen würde, den er schon so lange ersehnte. Lüstern bleckte er seine weißen Reißzähne, konnte es kaum mehr erwarten sie in den freigelegten Hals zu bohren, nachdem er endlich den lästigen Schal entfernt hatte, so sehr verzehrte es ihn nach dem frischen Blut seines Opfers. Er setzte seine Zähne an.... ... sollte jedoch nicht dazu kommen, sie in der Haut zu versenken, denn urplötzlich zerriss grelles Licht die herrschende Dunkelheit, sodass er zurückweichen musste, um sich schützen zu können. Den langen schwarzen Umhang als Sichtschutz benutzend, bis sich seine empfindlichen Augen beruhigt hatten, versuchte der Vampir einen Blick auf das oder denjenigen zu erhaschen, der ihn so dreist bei seinem Vorhaben unterbrochen hatte. „Kiras! Wie kannst du es wagen?!“ eine, in einen ebenfalls schwarzen Umhang, vermummte Gestalt mischte sich ins Geschehen ein. Gerufener hatte die Stimme des Neuankömmlings jedoch fast sofort erkannt und konnte sich ein kleines Grinsen auf seinen Lippen nicht verkneifen. »Na sieh mal einer an, wer da zur Tür hereinplatzt« meinte er amüsiert, während der andere zu Kai lief, welcher sich noch immer nicht zu rühren vermochte, sei es wegen dem Schmerz, der ihn lähmte, oder eine eigenartige Trance, in welche er verfallen war. „Kai? Kai, hörst du mich? Kai!“ er rührte sich nicht. Stattdessen war leises Kichern zu vernehmen. »Was ist? Reagiert er nicht? Wie schade!« Kiras versuchte nicht einmal, seine Schadenfreude zu verbergen. Für ihn war die gegenwärtige Szene einfach nur köstlich! Das reichte dem ‚Eindringling’. Er erhob sich aus seiner knienden Position, in der er zu Kai gesprochen hatte und wandte sich Kiras zu. »Oh, da wird jemand böse« war das einzige abschätzende Kommentar von diesem. Die Äußerung überhörend, nahm sich die Person die Kapuze vom Kopf, unter der ein flammend roter Haarschopf zum Vorschein kam. Einzelne Haarsträhnen fielen ihr dabei störend in die Stirn, doch war das im Moment das kleinste Problem. Die eisblauen Augen fixierten ihren Gegenüber, während sie eine Kette mit einem Anhänger in Form eines Crucifix’ aus ihrem Umhang hervorzog. „Sei vorsichtig, mit dem was du sagst!“ warnte man Kiras ernst, was ihm durchs eine Ohr rein und durchs andere wieder rausging. Dafür sollte er auch büßen, denn ohne jegliche weitere Vorwarnung fing das Ornament um den Hals des Rothaarigen an zu glühen, was Kiras dazu bewegte, sich weiter in die schützende Dunkelheit zurückzuziehen. Es, das Licht, half sogar dabei, dass sich Kais Blick, der bis dato ins Nichts gestarrt hatte, zu klären begann, bis er wieder bei Bewusstsein und Herr seiner Sinne war. Allerdings war er immer noch verwirrt von dem, was sich hier abspielte, als er wieder einigermaßen klar denken konnte. Er erkannte das rote Haar. „Tala? Bist du es?“ täuschten ihn seine Augen, oder war er wirklich hier? Der Russe wollte sich seinem Freund nähern, doch er hatte nicht mal einen Schritt getan, als ihn ein „Beweg dich nicht von der Stelle!“ dazu brachte, diesem Befehl Folge zu leisten. Kiras hatte das kurzzeitige Zögern seines Gegenübers bemerkt. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sich Kai aus dieser Starre vorzeitig lösen und ihn ansprechen würde. Dies würde er zu seinem Vorteil nutzen können. Durch dessen Unaufmerksamkeit war das Leuchten des Crucifix’ ebenfalls schwächer geworden, weswegen sich Kais zweites Ich hervortraute. Es wusste schon genau, wie es Kai und auch seinen Gegenspieler selbst verunsichern konnte. »Ach, sag bloß du hast es ihm noch nicht erzählt?« fragte er gespielt verwundert über diese Szenerie, die sich ihm bot. Damit zog er die gesamte Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Was... hat er mir... nicht gesagt? “ kam endlich die erhoffte Frage, worauf der Vampir mit einem bösartigen Grinsen und dem Satz »Es ist also wirklich so« antwortete. Er ergötzte sich sichtlich an der Miene des Eisblauäugigen, in der sich kein einziger Muskel rührte, so versteinert war sie. Dennoch wirkte sie auf eine komische Art und Weise gleichgültig. »Offenbare dein dunkelstes Geheimnis vor uns, komm schon, oder willst du sein« er deutete mit einer flüchtigen Geste seiner Hand in Richtung des Graublauhaarigen »Vertrauen nach so vielen Jahren, nachdem du es dir so hart erarbeitet hast, verlieren? « Kiras umkreiste den anderen, wie ein Adler, der nur darauf wartete in einem günstigen Moment zuzuschlagen und sich seine Beute zu holen. „Halt den Mund!“ - »Sag uns wer, oder besser gesagt, was du bist... Filias!« diese amüsiert in sein Ohr gehauchten Worte und das leise Kichern ließen den Angesprochenen herumwirbeln. „Ich hab gesagt du sollst dein verdammtes Maul halten, Kiras!!“ ein gellender Schrei und ein gleißendes Licht, das die gesamte Dunkelheit erleuchtete, war das Letzte, was Kai vernahm, bevor alles um ihn herum vollkommen verschwamm und er sich Sekunden später auf dem grauen Asphalt der Straße wiederfand, sich mit den Händen abstützend und kniend, alsob er gerade hingefallen wäre. Alles war wieder wie vorher. Die Menschen schlenderten weiter die Straße entlang, unterhielten sich, nahmen keine Notiz von ihm. Was zum Teufel noch mal war da eben passiert? Wo war er gewesen, wenn nicht hier, zwischen den Menschenmassen, für die anscheinend nichts weiter geschehen war, als dass wohl jemand gestolpert war? Kai richtete sich zu voller Größe auf, fühlte sich dabei wie mehrmals durch den Fleischwolf gedreht, als er sich in Gang setzte und dabei leicht ins Schwanken kam. Er hielt sich den Kopf. Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte es sich für ihn so an, als wenn er gleich zerspringen würde, mit dem Pochen wie eine Art Countdown. Oder war es tatsächlich möglich, dass er sich das Ganze, was sich vor einigen Minuten noch abgespielt, nur eingebildet hatte? Während er wirklich nichts weiter als nur gestolpert war? Aber konnte man so was überhaupt bewerkstelligen? In so kurzer Zeit? Grenzenlose Verwirrtheit plagte ihn. War es mit ihm tatsächlich so weit voran geschritten, dass er jetzt sogar an Halluzinationen litt? Ihm wurde das alles eindeutig zu viel!! Schleunigst machte Kai kehrt, war auf dem Weg nach Hause. Wahrscheinlich war alles was er brauchte pure Ruhe. Genau! Wenn er gleich zu Hause war, würde er sich erstmal schön ins Bett fallen lassen und erst am nächsten Morgen aufwachen. So absurd war dieses Vorhaben noch nicht einmal, denn am Stand der Sonne und der Farbe des Himmels, welches ein sattes orange war, erkannte man, dass es bereits angefangen hatte zu dämmern. Eilig schloss der Jugendliche mit den rubinähnlichen Augen die Eingangstür auf, als er sein zu Hause erreicht hatte. Ohne die Tür noch eines Blickes zu würdigen, ließ er sie speerangelweit offen stehen, lief durch den Flur, begrüßte seine Eltern, welche im Wohnzimmer saßen und sich irgendeinen Film ansahen, nur flüchtig, um ihnen mitzuteilen, dass ihr Sohn wieder anwesend war und stieg die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Dies ging alles so schnell, dass ihm seine Eltern nur perplexe Blicke die Treppe hinauf schicken konnten. Sie hatten noch nicht einmal eine Minute Zeit gehabt, ihm die freudige Nachricht zu überbringen, dass jemand seit geschlagenen drei Stunden oben in seinem Zimmer auf ihn wartete, der ihrem Sohn sehr bekannt vorkommen würde. Aber es hatte halt nicht sollen sein. Er würde es ja sowieso gleich erfahren, wenn er in sein eigenes Zimmer reingeplatzt kam. Kai schloss langsam die Türe hinter sich und ließ sich mit geschlossenen Augen an ihr hinuntergleiten, bis er auf den Teppichboden traf, auf dem er sitzen blieb, den Kopf an das Holz gelehnt. „Endlich Ruhe“ nuschelte er erleichtert und zufrieden zugleich, wobei er einmal tief durchatmete. Es kam einem Seufzen gleich. Wegen der geschlossenen Augen bemerkte er jedoch nicht, dass er von einer Person mit einem leichten Grinsen beobachtet wurde, die es sich während der langen Warterei auf dem Bett gemütlich gemacht hatte. „So viel Stress gehabt?“ nachdem der Angesprochene registriert hatte, dass er nicht so allein war, wie er zu Anfang geglaubt hatte, fuhr er dermaßen erschrocken hoch, dass man hätte glauben können, er hätte einen Geist gesehen. „T... Ta... Tala?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)