Some Kind of Magic von MayTanner (Don't walk behind me I may not lead...) ================================================================================ Kapitel 7: X-Men to the Rescue ------------------------------ . . . Der Professor hatte nach einer Ewigkeit, zumindest kam das Logan so lange vor, ein schwaches Lebenszeichen von Frederica entdecken können. Das Team traf sich in der Einsatzzentrale, wo in der Mitte ein großer Tisch stand, auf dem mittels eines ausgetüftelten Computerprogramms von Forge 3-D-Hologramme von Landkarten projiziert werden konnten, um das jeweilige Einsatzgebiet zu sondieren. Sogar Charles trug eine Uniform der X-Men, die er nur sehr selten benutzte, da er normalerweise wegen seiner Behinderung nicht direkt in die Schlacht zog, der Professor hielt sich meistens im Hintergrund auf. Je weniger Leute wußten, wie mächtig er tatsächlich war desto besser für das Team. Scott setzte sich an die Stirnseite des Tisches und ließ die Bedienungskonsole aus der Tischplatte gleiten, in die er die Daten des Professors eingeben wollte. Seine Finger flogen über die Tasten und aktivierten das Computerprogramm, das vor ihren Augen die Umrisse von Frankreich entstehen ließ und dann die von Paris, doch die Projektion ging weiter, veränderte sich rasend schnell von ihren Augen und begab sich in die Umgebung der Großstadt. "Das ist die Parzelle 296 des Forêt d' Halatte, Professor! Es ist ein Naturschutzgebiet einige Kilometer von Paris entfernt, dort befindet sich das bekannte Massif des Trois Forêts. Man findet dort viele Schlösser, die Kunstsammlungen beherbergen. Was macht dieser De Fleur dort?" Logan runzelte nachdenklich die Stirn: "Steht nichts weiter dabei als Parzelle 296? De Fleur wird sich kaum in einem Museum unbemerkt versteckt halten können!" Scott tippte einige weitere Befehle in die Konsole, während seine Kollegen gespannt auf die Ergebnisse warteten. "Hm, wie es scheint, findet man in dem Wald viele keltische Zeichen, die die Bewohner von Senlis, das ist die nächst gelegene Kleinstadt, für Beweise für die Anwesenheit von Hexen und anderen übersinnlichen Wesen halten. Der Legende nach soll der letzte Besitzer des Waldes der Compte Carolingien de Senlis im 18. Jahrhundert vom Teufel persönlich zum Verkauf überlistet worden sein. Es findet sich aber keine Eintragung eines neuen Besitzers, bis die Regierung das Grundstück zu Staatseigentum erklärt hat und es dann vor einigen Jahrzehnten zum Naturschutzgebiet erhoben hat. Den Eingang zu dieser Parzelle bilden zwei riesige Hinkelsteine, die von den Anwohnern gemieden werden, weil ihnen nachgesagt wird, daß sie der Eingang zur Hölle sein sollen!", faßte Scott die Informationen zusammen, die vor ihm auf dem Bildschirm erschienen. "Bingo! Das ist es Scott! Das paßt genau! Ich bin mir sicher, daß wir dort De Fleurs Unterschlupf finden!", rief Logan aus und sprang auf die Füße, da seine innere Unruhe ihn nicht länger an seinem Platz hielt. Der Professor stimmte ihm zu und so begab sich das Team zum Jet, um Richtung Frankreich zu fliegen. Er machte sich große Sorgen, weil er Frederica nur sehr schwach wahrnehmen hatte können und nicht wußte, ob das an der Beschaffenheit ihres Verstecks lag, oder sie vielleicht sehr schwer verletzt war. . . . Frederica hatte die Stufen aus dem unterirdischen Verließ erklommen und stand auf dem letzten Treppenabsatz, wo sie sich an der Wand abstützte und heftig atmete, sie war einfach zu erschöpft, um sich schneller vorwärts zu bewegen. Ihre Augen hatten sich endlich an die Dunkelheit gewöhnt und sie sah sich in dem düsteren Gemäuer um, das sie umgab. Mußte sie weiter hinaufsteigen oder war sie schon im Erdgeschoß angelangt? Sie betrat vorsichtig den Gang und ging an der Wand entlang, deren Täfelung schon vermoderte. Auf jeden Fall befand sie sich nicht mehr in den Kellergeschossen des Hauses, die hatte man kaum mit einer Holzvertäfelung versehen. Am Ende des Ganges erreichte sie einen großen Raum, in dem sie das Vestibül erkannte, da von dort eine große Freitreppe in die oberen Stockwerke führte. Frederica Herz machte einen freudigen Satz, als ihr klar wurde, daß sie hier einen Fluchtweg gefunden hatte. Alles war still und dunkel und sie ging auf Zehenspitzen weiter an der Wand entlang. Irgendwann mußt sie auf ein Fenster oder eine Tür stoßen. Endlich! Ihre Hand glitt über das Scharnier einer Tür, mit fliegenden Fingern suchte sie nach dem Türgriff und ertastete einen Querbalken, der die Tür verrammelte. Mit letzter Kraft hievte sie das schwere Holzstück hoch und ließ es so leise wie möglich zu Boden gleiten. Trotz der Kälte im Gebäude brach Frederica der Schweiß aus und auf ihrer Stirn und Oberlippe bildeten sich kleine, salzige Perlen. Die Freiheit war so nah! Sie probierte die große Klinke herunterzudrücken und weinte fast vor Erleichterung, als diese nachgab. Die schwere Tür glitt leise nach außen auf und die kalte Nachluft umwehte sie, so daß Frederica anfing zu zittern, da sie kaum etwas anhatte. Sie trat durch den Ausgang und zog die schwere Holztür hinter sich zu. Die Nacht war bewölkt und sie konnte sich nicht richtig orientieren, sie folgte einfach den kalten Pflastersteinen unter ihren bloßen Füßen. Kaum hatte sie Erdreich unter ihren Füßen, war sie von Bäumen eingeschlossen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, es mußte jedoch mitten in einem Waldstück sein. De Fleur würde seine Machenschaften kaum in einer stark bevölkerten Umgebung ausüben können. Er hatte Französisch mit ihr gesprochen, konnte es sein, daß sie sich in Frankreich aufhielten? Frederica stolperte über eine Baumwurzel und fiel auf den Waldboden, der glücklicherweise nicht hartgefroren war. Trotzdem war der Sturz schmerzhaft, da die dünne Seide den Aufprall nicht dämpfen konnte. Sie rappelte sich stöhnend auf die Füße und lehnte sich schwer atmend an den Baum, über dessen Wurzel sie gestolpert war. War ihre Wahrnehmung von der bleiernen Erschöpfung getrübt, oder hatte sie eben ein Knacken im Unterholz vernommen? Sie lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstamm und sah sich ängstlich um, sie konnte jedoch nichts erkennen, außer den dunklen Umrissen der Bäume, und beschloß, ihre Flucht fortzusetzen. Lieber würde sie im Wald erfrieren, als De Fleur als Opfergabe für seine irren Pläne zu dienen. Sie war ein paar Meter gelaufen, als sie ein Flattern von weißen Gewändern zwischen den Bäumen entdeckte. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, denn die weißen Gestalten schienen, sie eingekreist zu haben. Frederica drehte sich einmal um sich selbst und zählte mehr als zwölf weißgewandete Wesen, die unaufhaltsam näher rückten. Je mehr sich der Abstand verringerte, desto besser konnte Frederica die Umrisse der Wesen ausmachen. Ihr drehte sich fast der Magen um, als sie erkannte, was diese Kreaturen wirklich waren. Mulos! Das waren Totengeister mit Leibern ohne Knochen, deren Hände keinen Mittelfinger dafür aber eine scharfe Klaue hatten, mit denen sie ihre Opfer aufschlitzten und ausweideten, um sich von ihnen zu ernähren. Frederica kannte diese Monster nur aus früheren Erzählungen ihrer Großmutter, denn sie lebten meist in sehr zurückgezogenen Gegenden und fielen nur ab und an verirrte Wanderer an. Sie war ja so dumm, natürlich würde De Fleur dafür sorgen, daß sie ihm nicht entkommen konnte. Die Biester hatten den Kreis um sie herum geschlossen, so daß sie in Griffweite von ihren Klauen war. Voller Entsetzen betrachtete sie die teigigen Gesichter mit den verschwommenen Gesichtszügen derer, die einst junge, hübsche Frauen gewesen waren. De Fleur hatte die Mädchen nicht nur umgebracht, sondern sie auch zu seinen Sklaven gemacht, indem er ihnen keine rechtmäßige Bestattung gewährte. Sie waren gezwungen, als abstoßende, knochenlose Abbilder ihres früheren Selbst auf der Erde zu wandeln und waren dem Willen des bösartigen Hexenmeisters unterworfen. Das Licht der strahlendweißen Gewänder verblaßte und sie war plötzlich von Düsternis umgeben. Die zerfetzten Gewänder der Mulos hatten sich schwarz verfärbt und ihre schleimigen, grauen Fratzen verzerrten sich zu bedrohlichen Mienen mit aufgerissenen Mündern, in denen gelbe, faule Zähne verrotteten. Frederica reagierte instinktiv, ging in die Knie und machte mit Hilfe eines Astes einen Kreis um sich herum in die Erde des Waldes, dabei sprach sie einen Schutzzauber aus, der sie vor dem Zugriff der Mulos schützen sollte. Der Farbwechsel von Weiß zu Schwarz war ein Hinweis darauf, daß sie kurz davor waren, sie anzugreifen. Die erste Kreatur streckte ihre dürre Hand mit der Mittelfinger-Klaue nach Frederica aus, doch der Schutzzauber ließ das Biest mit einem Aufheulen zurückzucken. Die anderen fielen in den klagenden Gesang mit ein, der Frederica bis ins Mark erschauern ließ. Das gleiche Schicksal stand ihr bevor, wenn sie nicht einen Ausweg fand. Die weißen Gewänder, die die Mulos trugen, sahen so aus wie das, das Frederica am eigenen Leib trug. "Singen sie nicht ein wunderschönes Lied? Meine Bräute können es kaum erwarten, daß Du einer der ihren wirst!" Zoran de Fleur war unbemerkt neben ihr aufgetaucht, wieder von diesem grünen Licht umgeben, das sein hageres Gesicht unheimlich aufleuchten ließ. Die Mulos wichen vor ihm zurück und rotteten sich zu einem Knäuel von wabernden Leibern zusammen, wobei die Kakophonie ihres Heulens langsam auf ihren Schlünden erstarb. Zoran packte sie an ihren Haaren und zog Frederica unsanft auf die Beine. Es gab einen kleinen Funkenregen, da sie den Zauber noch aufrecht erhalten hatte und der Hexenmeister zuckte mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck zurück. "Sacrément! Willst Du deine Kräfte wirklich für dieses Spielchen vergeuden? Der Zauber wird mich nicht lange von dir fernhalten!" Zoran bleckte seine Zähne und baute sich bedrohlich vor Frederica auf, seine Augen funkelten böse und ihr wurde klar, daß er sehr wütend auf sie war, weil sie es geschafft hatte, ihm Schmerzen zuzufügen. Der Zauber war durch die Bindung an die Natur sehr effektiv, dennoch wunderte sie sich über seine Auswirkungen auf de Fleur, immerhin hatte er den Schutzzauber ihrer Ahnen umgehen können. De Fleur hielt sich seinen rechten Unterarm, den er an seine Brust zog und lauerte darauf, daß Fredericas Kräfte erlahmten. Der einfache Schutzzauber verlangte nicht viel, war aber sehr wirksam, doch die hereinbrechende Nacht war kalt und die Hexe müde von der Anstrengung, die der zuvor ausgeübte Zauber gekostet hatte. "Verschwindet! Ich brauche euch nicht mehr!" Zoran scheuchte die Mulos mit seinem wütenden Ausruf auf, sie wichen wimmernd vor ihm zurück, während sich ihre Gewänder wieder weiß färbten. Die gespenstischen Gestalten verzogen sich und das weiße Aufblitzen ihrer Gewänder zwischen den Bäumen verlor sich bald in der Dunkelheit. Frederica hielt nur etwas über eine Stunde durch, dann fielen ihr fast die Augen zu, sie konnte keine Kraft mehr für die Aufrechterhaltung des Zaubers aufbringen. Den Moment nutzte Zoran aus, er nahm sie auf seine Arme und sie wurde wieder von dem Nichts verschluckt. Nur halb bei Bewußtsein erkannte sie, daß sie sich nur wenige Augenblicke später wieder in der widerlich stinkenden Gruft befand. De Fleur legte sie wieder auf der steinernen Grabstätte ab, danach bekam sie nichts mehr mit, die Erschöpfung und die Unterkühlung forderten ihren Tribut. . . . Cyclops landete den Jet mit einem sanften Rütteln auf der Wiese, die nicht so leicht von der nahen Autobahn aus einsehbar war, weil dort einige Bäume und Sträucher an der Fahrbahnbegrenzung gepflanzt waren. Logan, der das Fliegen verabscheute, hielt sich jedoch mit einem Kommentar bezüglich Scotts Flugkünsten zurück. Er war viel zu dankbar, daß er Fredericas Aufenthaltsort so schnell hatte erreichen können, dafür hätte er auch Schlimmeres in Kauf genommen. Sie waren dem Abend entgegen gereist und hatten mit Hilfe von Storms Fähigkeiten den Jet getarnt, damit die französische Flugüberwachung ihn nicht aufspüren konnte. Sie hätten beinahe den Rekord der Concorde beim Überqueren des Atlantiks gebrochen, doch Scott hatte einigen Flugzeugen regulärer Fluglinien ausweichen müssen, was sie einige wertvolle Minuten gekostete hatte. Der X-Jet war mit einem besonderen Lack gestrichen, der nach wenigen Augenblicken die Farbe der Umgebung annahm und da er sich dank seiner aerodynamischen Form an den Untergrund schmiegte, würde er nur auffallen, wenn jemand direkt vor ihm stand. Außerdem würden ihn die Dunkelheit und ein ausgeklügeltes Alarmsystem vor neugierigen Blicken oder gar Eindringlingen schützen. Die Crew verließ den Jet über die rückwärtige Ladeluke, da Xavier so mit seinem Spezial-Rollstuhl leichter von Bord gehen konnte. Xavier saß in einer Art Hovercraft, den Forge für ihn konstruiert hatte, damit konnte er über den Boden schweben und bei Bedarf über 20 Meter in die Luft steigen oder sich mit Ultra-Speed fortbewegen. Der Gleiter, der eine Sonderanfertigung für den Professor war, war ein Prototyp, da er noch mit Plutonium angetrieben wurde. Deshalb wurde er nur in Situationen eingesetzt, in denen der Professor auf sich allein gestellt war und er sich frei bewegen können mußte. Scott sah auf seinen Router, ein kleiner handlicher Computer, der die Gegend sondierte und einem den schnellsten Weg zu seinem Ziel wies. "Wir sind nur zehn Minuten Fußmarsch von den Hinkelsteinen entfernt. Der Router meldet, daß keine Menschen sich in der Umgebung aufhalten, nur etwas Haarwild. Logan, ab dem vermutlichen Eingang übernimmst Du die Spitze des Teams, wie abgemacht. Irgendwelche Instruktionen?" Logan nickte Scott zu: "Ja, wir treten gegen einen Hexenmeister an. Ich vermute, daß er sein Versteck nicht allein bewacht, wir müssen mit niederen dämonischen Lebensformen rechnen. Die beste Waffe gegen sie ist immer noch das Feuer, deshalb sollten Scott und Storm direkt hinter mir bleiben. Nightcrawler und Phoenix folgen und der Professor bildet mit Archangel die Nachhut." Die Team-Mitglieder atmeten tief durch und starteten ihren Weg Richtung des Forêt d' Halatte zur Parzelle 296. *Jean, kannst Du Frederica spüren?* Die Stimme des Professors hallte in Jeans Kopf wider, sie erschrak aber nicht, da die Anwesenheit des Professors in ihren Gedanken zu ihrer besonderen Beziehung gehörte. Es war die tröstende Stimme des Professors gewesen, die sie als kleines Mädchen vor dem Wahnsinn gerettet hatte. Genauso zu ihr gehörte der spezielle, telepathische Link, der sie mit Scotts Gedankenwelt verband, seit sie ein Paar geworden waren. *Ich versuche es die ganze Zeit! Sie ist nicht leicht zu fassen, als ob sie sehr schwach wäre!* *Bitte sag nichts zu den anderen! Ich bin mir auch nicht sicher, sie könnte auch durch etwas abgeschirmt werden!* *Das hoffe ich, Professor.* Jean richtete ihren Blick auf den breiten Rücken von Cyclops, der seinen Blick auf den Router in seiner rechten Hand gerichtet hielt und ganz in der Rolle des Anführers aufgegangen war. Sie hatten schon oft gemeinsam auf Missionen ihr Leben riskiert, doch sie standen nun kurz vor ihrer eigenen Hochzeit und irgendwie veränderte das alles. Dennoch war sie mit ganzem Herzen bei der Sache, mit dem festen Wissen, daß Frederica und auch Wolverine dasselbe für sie und Scott riskieren würden. Kurt lächelte sie aufmunternd an: "Mach dir keine Sorgen, Jean! Ich glaube fest daran, daß wir bald auf deiner Hochzeit tanzen werden!" Jean lächelte ihn dankbar an, obwohl ihre Fähigkeiten ihr drohendes Unheil verkündeten. Sie hörte wie Kurt leise in seiner Muttersprache etwas murmelte, das sie mit Hilfe ihrer telepathischen Fähigkeiten übersetzten konnte: Der Herr ist mein Hirte. ... Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. ... Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.' Die Worte hatten etwas Tröstendes und Jean und auch der Professor faßten neuen Mut angesichts eines solch unerschütterlichen Glaubens. . . . Frederica hatte jedes Gefühl für Zeit verloren und wußte nicht, wie viele Minuten oder Stunden seit ihrer Ohnmacht vergangen waren. Sie spürte wieder den kalten Stein unter sich und feste Eisenketten um ihren Körper, die sie daran festbanden. Sie erschrak heftig, als sie Zoran über sich stehen sah, seine Füße recht und links von ihren Hüften. Seine Lippen verzogen sich zu einem gemeinen Lächeln und er kniete sich hin, so daß er auf ihrem Unterleib zu sitzen kam. Frederica strampelte und wand sich, doch die Ketten ließen ihr kaum Bewegungsfreiheit. Zoran lachte nur amüsiert: "Nur zu, das macht den Ritt nur interessanter, mein Kind!" Seine schwarzen Augen leuchteten wie die eines Geisteskranken und auf seinem Gesicht hatte sich ein feiner Schweißfilm gebildet. Er hob die rechte Hand und zog mit der anderen seinen Handschuh ab. Darunter kam eine halb verweste Hand zum Vorschein, deren Haut in blutigen Fetzten hing. Er hielt ihr seine Hand direkt vor das Gesicht und Frederica mußte schwer schlucken, um nicht vor Ekel aufzuschreien. "Sieh an, was Du angerichtet hast! Du zwingst mich, deine Kraft abzuschöpfen! Es ist alles deine Schuld, Du Miststück!", zischte der Hexenmeister bedrohlich. Seine Hand senkte sich auf ihre Kehle und mit dem langen Fingernagel seines Zeigefingers strich er über ihre wild pochende Halsschlagader. "Wenn ich dich nicht noch brauchen würde, dann würde ich dir das Herz mit der bloßen Hand heraus reißen und es vor deinen Augen verspeisen!" Er weidete sich an ihrem Entsetzen und senkte seine Hand dann auf ihre Brust, wo ihr Herz heftig gegen ihre Rippen schlug. Frederica erwiderte wütend: "Du wirst es bereuen, daß Du mich überhaupt angefaßt hast, salaud (Mistkerl)! Von mir wirst Du nichts bekommen!" Trotz ihrer tapfer gesprochenen Worte quollen dicke Tränen aus ihren Augen, die Angst zu sterben, war einfach zu überwältigend. De Fleur beugte sich tief über sie, so daß sein Mund ihr Ohr berührte, während er mit seinem spitz zugefeilten Nagel einen schmerzhaften Schnitt über ihrem Herzen setzte, aus dem zuerst nur kleine Bluttropfen quollen, die das weiße Gewand befleckten. Bald jedoch war ihr Gewand mit ihrem eigenen Blut durchtränkt, es schmiegte sich wie eine purpurne Weste an ihren Oberkörper. "Schrei ruhig! Die Schreie der Jungfrauen sind Musik für meine Ohren!" Frederica tat ihm jedoch nicht den Gefallen, sie schluchzte nur leise und betete um schnelle Erlösung, wenn sie schon sterben mußte. . . . Die X-Men hatten die beiden in den Nachthimmel ragenden Hinkelsteine erreicht, die den Eingang zur Parzelle bildeten, wo sie das Versteck des Zauberers vermuteten. "Wolverine, Du bist dran!" Scott trat zu Seite, während Logan vor die beiden Hinkelsteine trat und vorsichtig den Arm ausstreckte. Es war als hätte er die Hand in einen flüssigen Spiegel getaucht, die Oberfläche waberte wie ein Teich, in den man einen Stein geworfen hatte. "Wie ich vermutet habe, das ist ein Portal! Es wird nur aktiviert, wenn jemand mit Zauberkräften es berührt. Ihr müßt durch, während ich den Kontakt halte, ich komme als letzter. Seid auf der Hut, ich bin sicher, daß De Fleur merkt, wenn jemand es benutzt." Scott hätte gerne gefragt, warum Logan es aktivieren konnte, doch sie standen unter Zeitdruck, deshalb verkniff er sich die Frage. Das Gelingen der Mission war jetzt wichtiger! Einer nach dem anderen durchschritten sie das magische Portal und Logan schloß sich seinen Teamgefährten als Letzter an. Sie befanden sich immer noch in dem Wald, doch vor ihren Augen erschien eine alte Burg, die sie vorher nicht hatten sehen können, obwohl sie höchstens fünfhundert Meter von dem Durchgang entfernt war. Sie hätten sie eigentlich schon früher sehen müssen, da ihre Türme die Bäume rings herum überragten. Das unheimliche, verwitterte Gemäuer stieg vor ihnen auf und wurde von einem fahlen Dreiviertelmond beschienen. Sie formierten sich wie besprochen und schritten mit vorsichtigen Schritten auf die Burg zu. *Jean, Frederica lebt! Ich kann sie deutlich spüren. Es muß an dem Portal liegen, daß wir sie nicht richtig wahrnehmen konnten.* *Ja, Professor! Sie ist hier! Aber wir sind nicht allein. Irgend jemand oder etwas beobachtet uns.* Kaum hatte Jean die Worte an den Professor gesandt, sahen sie dunkle Schatten um sich herum huschen, die sich ziemlich schnell bewegten und dann mit lautem Gekeife auf die Gruppe zugestürzt kamen. "Achtung! Das sind Totengeister! Kopf ab oder verbrennen!", rief Logan und hielt sich nicht mit unnötigen Erklärungen auf, die sie jetzt nur von ihren gefährlichen Angreifern abgelenkt hätten. Wolverine ließ seine Klauen aus den Händen schießen und erledigte gleich zwei der Totengeister mit einer schnellen Drehung seines Körpers. Ihre Köpfe kullerten über den Waldboden und die Leiber sanken in sich zusammen, wo sie eine zischende Lache von grauem Schleim bildeten, der ihre schwarzen Gewänder blubbernd auflöste. Cyclops köpfte die Totengeister mit seinem Laserblick, den er mit erhöhter Geschwindigkeit aus seinem Visier schießen ließ. Die Biester schienen von überall herzukommen und waren eindeutig in der Überzahl. Storm stolperte über ein Hindernis auf dem Boden und eines der unheimlichen Gestalten stürzte sich auf sie, doch Nightcrawler teleportierte sich zu ihr und verschwand gleich wieder mit Storm in seinen Armen, nachdem er dem Mulo einen heftigen Tritt mit seinem Fuß versetzt hatte, so daß die Ausgeburt der Hölle meterweit flog und schließlich unsanft gegen einen Baum stieß. Warren stand beim Professor und hielt die Biester, die sich gleich zu fünft auf ihn hatten stürzen wollen mit seinem magischen Schwert im Zaum, das er vorsorglich mitgenommen hatte. Wie hatte Wolverine gesagt, rösten oder köpfen? Kein Problem für Warren, dessen Schwertklinge glühte und wie Butter durch die Hälse der Ungeheuer ging. Es war ein beeindruckendes Bild, wie er mit ausgebreiteten Flügeln, den Mulos die Köpfe abschlug und dabei wirkte, als führe er einen einstudierten, fliegenden Tanz auf. Die Gegenwehr der X-Men trieb die Mulos zur Raserei an, ihre Angriffe kamen blind und unkoordiniert, es war fast ein Leichtes, die Biester zu verbrennen oder sie ihrer Köpfe zu entledigen. Bald war der Waldboden voll von wabernden Lachen, die einst die knochenlosen Leiber der Mulos gewesen waren. Eine Handvoll war noch übrig, deren Gewänder sich jedoch weiß verfärbten, sie stießen dabei winselnde Laute aus und ergriffen die Flucht. Scott wollte hinterher, doch Logan hielt ihn am Arm zurück. "Laß nur, sie haben aufgegeben! Wenn sie weiß werden, bedeutet das, daß sie nicht mehr in Angriffsstimmung sind. Alle in Ordnung? Professor?" Wolverine sah seine Teammitglieder prüfend an, wobei sein Blick länger an Warrens Augen hängen blieb. Die beiden Männer grinsten sich an, Warren konnte in Logans Augen echte Anerkennung lesen und er selbst war beeindruckt von dem furchtlosen Kämpfer mit der besonderen Klingenführung. Xavier nahm diesen Austausch von männlicher Bestätigung zufrieden zur Kenntnis, ihm war es lieber, wenn unter seinen X-Men Frieden herrschte. "Alles in Ordnung, Logan. Wir sollten die Burg stürmen. Frederica braucht uns jetzt.", meinte der Professor eindringlich. Wolverines Miene verwandelte sich augenblicklich in grimmige Entschlossenheit. Die Worte des Professors konnten nur bedeuten, daß es Frederica nicht gut ging. Sie näherte sich geschlossen dem Gemäuer und erkannten aus der Nähe, daß es von einem tiefen Burggraben umgeben war, der nur über eine steinerne Brücke, die zum Hauptportal führte, überquert werden konnte. Logan betrat sie als Erster, nicht ahnend, daß Frederica wenige Stunden zuvor dies ebenfalls getan hatte. Das Portal war wieder verrammelt, doch ein Hieb seine Adamantium-Klauen zerbarst den Querbalken und die Tür sprang auf. Mit dem lauten Knall fiel der spitze Schrei zusammen, den Jean ausstieß, als vom Himmel eine brüllende Kreatur auf sie herunterstieß und dabei einen Feuerschwall spuckte, der die Luft um sie herum zum Flirren brachte. Jeans telekinetische Fähigkeiten teilten die Feuerwalze, so daß sie keinen der X-Men treffen konnte. Sie traf auf das Wasser im Graben und wurde mit lautem Zischen gelöscht. Das Ungeheuer landete zwischen Logan und den anderen, so daß der Rest der Gruppe auf der kleinen Brücke gefangen war. "Jean, Du mußt nicht nur das Feuer abhalten, sein Schwanz besteht aus giftigen Stacheln, die er wie Pfeile abschießen kann! Warren heb ab, Du kannst ihm den Schwanz von hinten aus der Luft abhacken!" Nachdem er die Befehle gebrüllt hatte, stürzte sich Logan mit ausgefahrenen Krallen furchtlos auf den Mantikor, ein Wesen mit dem Körper und den Zähnen eines Löwen und dem Gesicht eines Mannes. Das Biest brüllte laut und versuchte, Logan von seinem Rücke abzuwerfen, wurde so von den anderen abgelenkt, daß Warren sein Schwert in Position bringen konnte und mit einem kräftigen Hieb hackte er dem Ungeheuer den gefährlichen, hin und her peitschenden Schwanz ab. Jean konnte die abgeschossenen Giftpfeile ins Wasser ablenken, während Warren sein Schwert tief in den Oberkörper des Untiers trieb, der sich aufbäumend Logan von seinem Rücken abwarf. "Cyke, grill das Biest bitte!", rief Logan laut. Er sprang auf die Füße und Warren flog mit seinem Schwert aus der Schußlinie. Keine Sekunde zu früh, denn Cyclops' Laserstrahl setzte den Mantikor in Brand, der vor ihren Augen zu Stein erstarrte und dann zu Staub zerbröselte. "Ich hoffe sehr, daß das die letzte Überraschung war, die uns hier erwartet!" Storm warf ihre langen, weißblonden Haare in den Nacken und trat auf die Überreste des Mantikors, die unter ihren Stiefeln knirschten. Die anderen stimmten ihr im Stillen zu, gegen Ausgeburten der Hölle zu kämpfen, war etwas anderes, als in den Kampf gegen andere Mutanten zu ziehen. Glücklicherweise hatten sie in Logan einen Kampfgefährten, der plötzlich über Wissen zu verfügen schien, das er zuvor nicht gehabt hatte. *Frederica ist hier in der Nähe, wir sollten uns beeilen! Irgendwo hier muß eine Treppe zu den Untergeschossen führen!* Die Gedanken des Professors hallten in ihren Köpfen wieder und Scott befragte erneut den hilfreichen Router, der das Gebäude abscannte und ihnen den Weg zu den Kellergeschossen wies. Sie bewegten sich nun im Laufschritt fort, von der Angst um ihr Teammitglied angetrieben. Sie liefen die enge Wendeltreppe herunter, die zu den tieferen Geschossen der Burg führte und der Geruch nach Verwesung wurde immer stärker. Logan und Warren wurden am stärksten davon berührt, da ihre Nasen äußerst sensibel waren. "Frederica ist in der Nähe, ich kann sie riechen!", wisperte Wolverine. Sie hatten das tiefste Geschoß erreicht und Logan machte mit einem Handzeichen klar, daß sie ihm schweigend folgen sollten. Jetzt war der süßliche Gestank der Verwesung auch für die anderen schier unerträglich. Der tunnelförmige Gang führte sie zu einem offenen Raum, aus dem flackerndes Licht drang. Sie schlichen sich so leise wie möglich an. Logan drückte sich mit den anderen an die Wand und spähte in den Raum hinein. Was er sah, ließ ihn sofort in den Raum springen und alle Gedanken an Deckung vergessen. "Du elender Hurensohn! Nimm deine dreckigen Finger von meiner Frau, sofort!" Logan sprach nicht laut, doch der Mann, der praktisch auf einer weiß gewandeten Frau saß, riß den Kopf hoch und starrte mit offenen Mund die Eindringlinge an, die sich hinter dem Mann mit den stacheligen Haaren formierten. Entsetzt erkannten die X-Men, daß Frederica unter dem Hexenmeister auf einem steinernen Sarkophag lag. Sein Mund war blutverschmiert und einige Tropfen dunkelroten Blutes liefen sein Kinn entlang. De Fleur kniff die Augen zusammen und wischte sich den Mund mit seinem Ärmel ab. "Deine Frau? Wohl kaum! Die Hexe gehört mir!" De Fleur ließ seine verfaulende Hand in einer provokativen Geste auf Fredericas Brust ruhen. "Ich bestätige das Band zwischen uns vor all unseren Freunden und dem Familienoberhaupt, das unseren Clan anführt! Wir haben das Brot und Salz geteilt, das Versprechen wiederhole ich in Anwesenheit unserer Familie! Ich, der Auserwählte, wurde von der Hexe zu ihrem Gefährten ausgewählt und keine Macht der Erde oder der Hölle kann uns mehr trennen!" Während Logan die Worte ausgesprochen hatte, hatte sich De Fleurs Gesichtsausdruck verändert. Von seiner Überheblichkeit war nichts mehr übrig, er starrte den näher kommenden Logan mit wachsendem Entsetzen an. "Du bist kein Zigeuner, das kann nicht sein! Niemals!", schrie er aufgebracht. Logans Klauen schossen aus seinen Händen und die X-Men konnten zusehen, wie sie anfingen, rot zu glühen, als hätten sie Feuer gefangen. Er spießte seinen Gegner in der Körpermitte auf und hob ihn mit einem Ruck von Frederica herunter, so daß er quer durch den Raum flog und unsanft auf dem Boden aufkam. De Fleur sprang jedoch gleich wieder auf die Füße, obwohl seine Verletzungen tief waren und jetzt sein eigenes Blut sein Hemd tränkte. Er sprach einen Zauber, der Logan wie ein Keulenschlag traf und ebenfalls quer durch den Saal segeln ließ. Er stieß mit dem Rücken gegen den steinernen Sarg, wo Frederica halb bewußtlos lag. Der Professor gab Nightcrawler den Befehl, Frederica aus ihrer mißlichen Lage zu befreien, sie benötigte womöglich sofortige medizinische Hilfe. Kurt teleportierte sich zu ihr und hatte sie innerhalb eines Wimpernschlags aus der Gefahrenzone entfernt. Er legte sie in die Arme des Professors, der ihre Verletzung besorgt begutachtete. Der senkrechte Schnitt zwischen ihren Brüsten war ziemlich tief, er legte fast die Rippen frei und blutete sehr stark. Logan sah das besorgte Gesicht des Professors und ihn erfüllte eine immense Wut. Er war der Auserwählte! Auserwählt, Frederica zu beschützen und der verdammte Hexenmeister hatte sie praktisch unter seiner Nasenspitze weg entführt, ihr Schmerzen bereitet und sie gequält. Der Geruch ihres Blutes stieg in seine Nase und dann legte sich ein roter Schleier über seine Augen. "Der Wolf und die Hexe werden zu deinem Verhängnis werden! Hast Du die Prophezeiung vergessen, daß die Roses dein Untergang sein werden? Was Hast Du versucht? Dein Leben mit dem Blut von Jungfrauen zu verlängern, bis Du fähig sein würdest, den Schutzzauber zu umgehen?" Logans Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen, in seinen Augen schienen kleine Flämmchen zu tanzen. "Du hast auch das Blut von Frederica getrunken, aber wir sind Mann und Frau! Weißt Du, was das bedeutet?" Zoran knurrte etwas, doch der Schmerz, der durch seine Hand jagte, war nun fast unerträglich. Eigentlich hätte das Blut der Hexe seine Verletzung heilen sollen, doch der Zustand seiner Hand verschlechterte sich zunehmend und in seinen Eingeweiden jagten unangenehme Krämpfe durch ihn hindurch. Logan zog lässig das goldene Kruzifix unter seiner Uniform hervor und über seinen Kopf. Wenn Frederica nicht körperlich gegen Zoran antreten konnte, dann doch in Vertretung. Das Kruzifix war ein starkes Amulett, das er an de Fleurs Stirn hielt, wo es sich zischend einbrannte und den Hexenmeister an der Anwendung von schwarzer Magie hindern würde. Logan war von Kopf bis Fuß von einer roten Flamme eingehüllt und hielt den Kontakt, bis das Kreuz so tief in die Stirn eingedrungen war, daß es nicht mehr so leicht abfallen konnte. "Und jetzt kämpfe wie ein Mann, de Fleur! Ou est-ce que t'as pas du cran?" (Oder hast Du nicht den Mumm dazu?) Logan grinste ihn breit an, als er die Angst in den Augen des Gegners erkannte. Ohne seine magischen Kräfte sah de Fleur nicht besonders gut aus. Logan trat einen Schritt zurück und breitete die Arme einladend aus. "Komm schon, ich beiße nicht! Keine Magie, ich schwöre!", lockte Logan seinen Gegner. Zoran zögerte nicht mehr länger, er zog ein Messer, das er in seinen hohen Lederstiefeln versteckt gehalten hatte, und stürzte sich auf den Wolf, der ihn nicht abwehrte und so glitt seine Klinge bis zum Schaft in seinen Bauch hinein. Logan warf den Kopf zurück und lachte dröhnend: "Ist das alles, was Du kannst, de Fleur?" Er zog sich das Messer aus dem Bauch heraus und warf es achtlos in die Ecke. "Jetzt bin ich dran, Du Scheißkerl!" Aus seinen Händen schossen die Krallen heraus und aus den Spitzen loderten rote Flammen, die bedrohlich nach de Fleur leckten. Der krümmte sich inzwischen vor Schmerzen, doch sein bösartiger Geist wollte nicht so leicht aufgeben. Er ergriff die Flucht und wollte den vermeintlich Schwächsten der Gruppe greifen, Storm. Ororo hatte den Kampf aufmerksam verfolgt und ihre Kräfte für den Notfall aktiviert, ein gezielter Blitz traf de Fleur in die Brust und warf ihn zurück in Richtung Wolverine. Zoran kam in der Nähe des Messers auf und griff blind danach. Er wußte, daß dies seine letzte Chance sein würde. Doch Wolverine hatte genug von den Spielchen, er ging in die Knie und rammte seine brennenden Krallen in den Bauch des Hexenmeisters, der in vollem Lauf gegen sie fiel und wie ein wütender Stier in der Arena aufgespießt wurde. Das Kreuz auf seiner Stirn leuchtete auf und sein Kopf schien von innen heraus zu glühen, die Flammen aus Logans Klauen fraßen seinen Oberkörper auf. Logan erhob sich, hob den zuckenden Körper des Hexenmeisters über den Kopf und warf ihn auf den Sarkophag, wo er endgültig schreiend in Flammen aufging und dann im Zeitraffer auseinanderfiel, bis nur noch ein Haufen Staub von ihm übrig war. Logan zog unbeeindruckt den Rosenkranz aus dem Haufen und steckte ihn weg, Frederica würde das Kleinod sicher wiederhaben wollen, da es ein Andenken an ihre Ziehmutter in Deutschland war. Seine Raserei ließ nach und langsam verblaßten die Flammen um ihn herum. Er wußte jetzt, wie Frederica sich an dem Tag gefühlt haben mußte, als sie Sabretooth mit ihrem Zauber in die Flucht geschlagen hatte. Er war von einer immensen Macht durchdrungen gewesen, die alles andere auslöschte und nur Platz für den Kampf ließ, doch jetzt kehrte sein Verstand wieder zurück und er rannte zu seinen Teamgefährten, die am Eingang um Xavier herumstanden. "Frederica?", flüsterte er unsicher. Jean und Scott traten zur Seite, damit Logan nach ihr sehen konnte. Xavier hielt sie in den Armen, ihr Kopf lehnte an seiner Schulter. Über ihnen stand Archangel und hielt seine geballte Faust über Fredericas blutverschmierten Oberkörper. Aus Warrens Hand tropfte ein steter Blutstrom, der sich mit dem Blut auf Fredericas Brust vermischte. "Was zum Teufel macht ihr da?" Logan wollte Warren wegstoßen, doch Jean hielt ihn zurück, indem sie ihn mit Hilfe ihrer Telekinese an seinem Platz festhielt. "Nicht! Warren versorgt nur ihre Verletzung. Sie hat ziemlich viel Blut verloren, Logan. Warrens Blut hat einen ähnlichen Selbstheilungsfaktor wie deines, nur daß er ihn bei Bedarf mit Menschen der gleichen Blutgruppe teilen kann. Glücklicherweise kenne ich die Blutgruppen aller Teammitglieder, Frederica und Warren haben beide AB negativ." Logan erwiderte beruhigt: "Laß mich zu ihr, Jean. Ich werde Warren nicht davon abhalten, ihr zu helfen." Jean nickte kurz, um ihm zu bedeuten, daß er sich frei bewegen konnte. Logan ging neben dem Professor in die Knie und nahm Fredericas leblose Hand in seine, sie fühlte sich sehr kalt an. "Frederica? Darling, kannst Du mich hören?" Logans Flüstern war von der Sorge um ihr Leben belegt und Jean klammerte sich haltsuchend an Scott. Sie hatte sich nicht vorstellen können, daß Logan und Frederica wirklich ein Paar waren, doch das Gefühl das in den wenigen Worten mitgeschwungen hatte, war Beweis genug für sie. Warren zog seine Hand zurück, nachdem er sicher war, daß er genug Blut auf ihrer Wunde verteilt hatte. Jetzt mußten sie den Heilungsprozeß abwarten. Seine selbst beigebrachte Wunde begann schon wieder zusammenzuwachsen. Frederica stöhnte kurz, als sie langsam wieder zu Bewußtsein kam. Sie hatte ein eigenartiges Gefühl in der Brust, aber keine so starken Schmerzen mehr wie noch vor wenigen Augenblicken. Sie öffnete die Augen und blickte in das vertraute Gesicht von Professor Xavier. "Professor? Qu'est-ce qu... Was machen Sie hier?" Sie war verwirrt und etwas orientierungslos, da spürte sie die warme Hand, die ihre Linke fest umschlossen hielt. Sie drehte ihren schweren Kopf zur Seite und sah direkt in Logans besorgtes Gesicht. "Du bist wirklich hier! Ich dachte, daß ich das träume!", gab sie mit schwacher Stimme von sich. Fredericas Augen liefen über und Logan nahm sie dem Professor ab, um sie auf seine Arme zu nehmen und sie fest an sich zu drücken. "Es ist alles gut, Darling. De Fleur wird nie wieder jemanden etwas antun können." Frederica klammerte sich an Logan und weinte herzzerreißend an seiner Schulter. Sie war vollkommen mit den Nerven am Ende. In den letzten paar Tagen war soviel passiert, was sie beide noch nicht verarbeitet hatten und nun war sie nur knapp einem Anschlag auf ihr Leben entronnen und der Schleier, der über ihrer Erinnerung gelegen hatte, war gelüftet worden und hatte neuen Kummer in ihr Leben gebracht. "Leute, wir müssen hier raus, sofort!" Warrens feines Gehör hatte minimale Erschütterungen im Gebäude wahrgenommen. "Ich glaube, das Gemäuer stürzt ein!" Die X-Men stürmten aus dem Keller die Treppe hinauf, während die Erschütterungen des Gebäudes immer stärker wurden und sich nun auch Steine aus der Decke lösten, die auf den Boden bröselten. Als sie in der Vorhalle der Burg ankamen, mußten sie feststellen, daß die Brücke über dem Graben bereits eingestürzt war. Logan legte Frederica wieder in die Arme des Professors, da er mit seinem Gleiter das Hindernis einfach überfliegen konnte. Warren trug Logan über das Hindernis, während Kurt sich mit Scott herüber teleportierte. Storm flog ihre Freundin Jean mit Hilfe von Aufwinden über den Graben, dann waren alle in Sicherheit. Sie konnten zusehen, wie das Gebäude sich langsam vor ihren Augen in seine Bestandteile auflöste, bis nur noch ein sehr großer Steinhaufen übrig war. "Die Sonne geht bald auf. Wir sollten zurück zum Jet und nach Hause fliegen." Scott sah skeptisch in den Himmel, um die Wetterlage zu checken. "Wir können nicht so einfach gehen! De Fleur hat ein Massengrab hinterlassen. Ich muß dafür sorgen, daß die Frauen beerdigt werden, sonst müssen ihre Seelen bis in alle Ewigkeit als Mulos auf der Erde wandeln.", wandte Frederic ein. Sie blickte mit tränenverschmierten Augen von Logans Schulter auf, wo sie ihr Gesicht vergraben hatte und sah Xavier um Verständnis bittend an. "Wir besprechen das im Jet, Gypsy Witch!", gab er kurz zurück. Das Team ging den Weg durch den Wald zurück zum magischen Portal, das nun durch Zorans Tod nicht mehr aktiviert war. Die Trümmer, die einst eine stattliche Burg gewesen waren, waren nun für jedermann sichtbar. Sie gelangten ohne weitere Zwischenfälle zum Jet, wo Xavier anordnete, daß Frederica zuerst medizinisch versorgt werden sollte. Jean kümmerte sich darum, daß sie endlich das blutbesudelte Gewand gegen einen bequemen Sweatanzug mit dem Emblem der X-Men tauschen konnte, nachdem sich Frederica die Blutspuren und den Dreck in dem kleinen Bad des Jets abgewaschen hatte. "Die Verletzung ist schon ziemlich verblaßt, Frederica. Ich glaube nicht, daß Du eine Narbe davon tragen wirst. Der Heilungsfaktor von Warrens Blut wird das verhindern." Frederica seufzte leise: "Jedenfalls keine sichtbare." "Ich weiß genau, wie Du dich im Moment fühlen mußt. Wenn Du darüber sprechen willst, dann bin ich immer für dich da." Jean drückte ihre Hand und Frederica richtete sich vom Untersuchungstisch auf, um ihre Freundin zu umarmen. "Ich danke dir Jean. Ich glaube, es wird mir leichter fallen, wenn ich die Sachen nicht laut aussprechen muß." Logan hatte vor der Tür des kleinen Untersuchungsraumes gewartet, um Jean für die Untersuchung Zeit zu geben, doch nach zehn Minuten hielt er es nicht mehr aus, und er betrat leise das Zimmer. Er blieb unschlüssig in der Tür stehen, als er die beiden Frauen entdeckte, die sich in den Armen lagen. Ein feuerroter und ein dunkelroter Kopf lagen beieinander und ein dritter Rotschopf tauchte vor Logans geistigem Auge auf: Rose. Immer wieder spielten rothaarige Frauen eine wichtige Rolle in seinem Leben und das seit über einhundert Jahren. Waren die Erfahrungen, die er vorher gemacht hatte, nur eine Vorbereitung auf die Verbindung gewesen, die er mit Frederica eingehen sollte? Jean bemerkte Logans Anwesenheit und löste sich aus Fredericas Armen, damit sie ihn in der Tür stehen sehen konnte. "Ich lasse euch beide kurz allein." Sie lächelte Logan aufmunternd an und drückte kurz seine Schulter, als sie den Raum verließ. Frederica schluckte nervös und sah Logan aus großen Augen an, in denen sich so viele durcheinander wirbelnde Gefühle widerspiegelten. Ihr Herz klopfte plötzlich zum Zerspringen, als ihr einfiel, daß sie ihn praktisch in eine Ehe gelockt hatte, die er niemals freiwillig eingegangen wäre. Logans Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln, als er ihre Gedankengänge erriet, die deutlich an ihrem Mienenspiel abzulesen waren. "Du kannst wegen allem ein schlechtes Gewissen haben, aber nicht was die Abiav* betrifft, Darling!" *(Hochzeit) Logan mußte schmunzeln, als Fredericas Wangen sich dunkelrot färbten und sie die Augen niederschlug. Er trat vor sie und hob ihr Kinn am Gesicht zu sich an. "Hast Du meine Worte vorhin nicht gehört? Ich habe die Abiav vor unserer Familie und dem Oberhaupt unseres Clans bestätigt. Du hast mich in keine Falle gelockt." Frederica legte eine zitternde Hand auf seine stoppelige Wange und ihr stockte der Atem, weil sie in seinen Augen so viele Empfindungen entdecken konnte, die ein genaues Abbild ihrer eigenen Gefühle darstellten. "Ich hatte die alte Legende vergessen. Du bist der Wolf, von dem mir meine Großmutter erzählt hat, als ich noch klein war. Ich weiß jetzt, wie es ist, sich mit einem Leben auseinander zusetzen, an das man sich nicht mehr erinnern konnte. Es tut mir leid, daß ich auf der Lichtung nicht auf dich gehört habe." In Fredericas Augen glitzerten Tränen, die Logan ihr von den Wangen küßte, als sie überflossen. "Nicht weinen.", flüsterte Logan leise. "Es hatte ein Gutes, daß ich in die Zeitreise mitgezogen wurde. Wie hätte ich sonst gegen Zoran de Fleur bestehen können? Außerdem weiß ich nun, woher ich komme, ich werde mir nie wieder deswegen Gedanken machen müssen." "Logan, Frederica? Wir starten, die Reise geht nicht gleich nach Hause. Wir bleiben noch eine Weile in Frankreich. Nehmt ihr eure Plätze ein?" Storm bedauerte es, die beiden aus ihrer Versunkenheit aufzurütteln, doch sie mußten diesen Ort verlasen, bevor sie womöglich von Zivilisten entdeckt wurden. Logan nahm Frederica wortlos auf die Arme und trug sie bis zu ihrer Sitzgelegenheit im Cockpit, wo er sie dann auch noch anschnallte. Er drückte ihr einen kleinen Kuß auf den Scheitel und setzte sich dann neben sie, um sich den Sicherheitsgurt anzulegen. "Ich habe entschieden, daß das Team nicht gleich nach Hause fliegt. Der Einsatz war ziemlich Kraft raubend und Gypsy Witch sollte sich noch etwas vor der Heimreise ausruhen. Und wir können von hier aus das Problem mit den Mulos besser in Angriff nehmen!" Der Professor saß hinter Storm, die den Jet fliegen würde, und nun die Startsequenz einleitete. Scott war diesmal der Co-Pilot und checkte mit ihr die Maschine vor dem Abflug. "Wohin gehen wir, Professor?", fragte Logan neugierig. Frederica war erleichtert, daß der Professor ihren Einwand ernst genommen hatte, obwohl er sich in übersinnlichen Fragen wohl kaum auskannte. Das bedeutete, daß er ihrem Urteil blind vertraute. "Wir besuchen Freunde. Ich habe unser Eintreffen bereits angekündigt, wir werden erwartet. Der Flug dauert höchstens zwanzig Minuten!" Mit diesen Worten erhob sich der Jet eingehüllt von Nebelschwaden, die Storm herauf beschworen hatte, in die Lüfte und schoß seinem neuen Ziel entgegen. Frederica schloß die Augen, sie hatte unangenehme Kopfschmerzen, die wohl von der Müdigkeit herrührten und ihre verheilende Wunde fühlte sich seltsam warm an. Ausruhen, das war wirklich ein guter Gedanke! Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)