Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 32: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 30 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Die Parallelwelt" ======================================================= Es war ein schöner, warmer Herbsttag. Die Blätter der Bäume hätten ein schönes Farbspiel geliefert, wenn sie nicht in Zentral Ostafrika gestanden hätten und somit immergrün waren. Ein angenehmer Luftzug wehte frische Luft vom Dschungel über den Platz vor Daniels Restaurant. Ihm zu ehren hatten die Tiere nach seinem Tode einen kleinen Teich auf der Wiese vor dem Restaurant angelegt. Er hatte sich diesen Teich schon immer gewünscht gehabt, war aber nie dazu gekommen, seinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Kimba schien auf den Teich zu starren, doch wenn man seinem Blick folgte, bemerkte man, dass er eher durch den Teich hindurch sah in eine weite Ferne. Auch die übrigen Jungtiere, die in der Nähe spielten, schien er nicht wirklich wahrzunehmen. Ebenso wenig den Lufthauch, den Dschungel oder sonst irgend etwas, das ihn berührte. Und es war ihm auch in gewisser Hinsicht alles egal. "Ob er sich davon je wieder erholen wird?" fragte Sira eine kleine Gruppe an Tieren, die im Restaurant zusammensaß und Kimbas traurigen Zustand beobachteten. "Ich weiß nicht... er ist sicherlich stark aber seine Gefühle für seine Freunde sind sicherlich mindestens ebenso stark," meinte Streuselkuchen. "Und den Tod von Daniel hatte er noch immer nicht völlig verkraftet. Er stand ihm sehr nahe, fast wie ein Vater. Und nun muß er auch noch den Tod von zweien seiner besten Freunde verkraften. Das nimmt ihn sehr mit," fügte Rahja besorgt hinzu. "Wildcat scheint es irgendwie besser zu verkraften, auch wenn sie die letzten beiden Tage fast nur geheult hat," bemerkte Dodi. "Aber Kimbas Zustand macht mir richtig Angst." "Er braucht wieder einen Sinn im Leben und als erstes Ablenkung von den Geschehnissen," sprach der Subco plötzlich. Alle schreckten zusammen, denn eine Sekunde zuvor war er noch nicht da gewesen. "Verdammt! Mußt du dich immer so anschleichen? Denk mal an mein altes Herz!" schimpfte der alte Streuselkuchen, als ob er noch immer zu recht Scharfzahn hieße. Der Subco jedoch ging kein bißchen darauf ein. "Ich denke, ich werde ihn mitnehmen zu einer Mission auf den Mondberg. Das wird ihn ablenken und ich kann ihm zeigen, dass er noch immer viel Sinn in seinem Leben hat." "Das ist eine gute Idee. Ich danke dir, dass du uns hilfst," sagte Rahja erfreut. Gemeinsam gingen sie zu Kimba, denn nur Rahjas Stimme konnte ihn wieder in die Realität zurück holen, wenn er soweit weg schien. "Kimba... Kimba," hörte der weiße Löwe eine angenehme, bekannte Stimme an sein Ohr klingen. "Hier ist jemand, der dich sprechen will... hörst du mich?" Langsam schien Kimba wieder in die Realität zurück zu kehren. Das Feuer, das er vor seinen Augen gesehen hatte verschwand - ebenso die Schreie und die schmerzverzerrten Gesichter von Piwi und Lukas. Langsam drehte er den Kopf zu Rahja. "Ja... was gibt es?" fragte er noch halb in Gedanken. Schließlich erkannte er neben Rahja auch den Subco. "Hallo Kimba," begrüßte der ihn vorsichtig. Wer sollte besser wissen, wie ernst Kimbas Lage war, als sein Erschaffer - sein Erschaffer und zugleich das Wesen, das jeden seiner Schritte kontrolliert hatte und ihn niemals außerhalb der Sensoren wissen wollte, um jeden möglichen Schaden von ihm abwenden zu können. Doch eines hatte selbst die überlegene imperiale Technologie nicht geschafft: Den seelischen Schaden - die Wunden im Geist von Kimba - zu heilen oder ihn davor zu schützen. "Ich brauche deine Hilfe," fuhr der Subco nach wenigen Sekunden fort. Kimba wackelte ein wenig mit den Ohren. Hatte er richtig gehört? Der allmächtige Subco brauchte seine Hilfe? "Ich habe Probleme mit den Sensoren der Flotte die Strahlung des Mondberges zu neutralisieren. Dafür müssen einige zusätzliche Sensorenfelder auf dem Mondberg aufgestellt werden. Gewöhnlich würde ich die dorthin beamen lassen oder die Zenturien die Arbeit erledigen lassen, doch die Strahlung hat ziemlich negative Auswirkungen auf Technologie jeder Art, weißt du...? Und daher muß ich mich halt selber auf den Weg machen. Du wärest mir eine sehr willkommene Hilfe und Begleitung. Aber es wird eventuell ein oder zwei Tage dauern. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich, oder?" Kimba schaute ihn aus sehr müden Augen an. "Kein Problem... für mich gibt es hier sowieso nichts mehr zu tun." "Kimba... !" rief Rahja fassungslos. "Wie kannst du nur? Zählen wir anderen denn gar nichts?" "Ist schon in Ordnung, Rahja," beruhigte der Subco sie und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm vertrauen sollte, "er meinte nur, dass er gerade keine besonderen Pflichten und Aufgaben hat, um die er sich für die Zeit kümmern muß." Wenige Stunden später waren Kimba und der Subco zum Mondberg aufgebrochen. Es war bereits Nachmittag und der Subco hatte wenigstens sein erstes Ziel erreicht: Er hatte Kimba solange mit technischem Zeug vollgequatscht, dass der schließlich alles außer dem Tod seiner Freunde im Kopf hatte. Zwei Sensorphalanxen hatten sie bereits am Fuße des Mondberges aufgestellt und befanden sich danach auf dem Weg zu einem weit höher gelegenem Ort, um die dritte Phalanx aufzubauen. "Ganz schön steil, euer Mondberg," meinte der Subco beiläufig. "Ja, das ist eine ziemlich anstrengende Aufgabe, die du dir damit vorgenommen hast," bemerkte Kimba. "Aber sag mal, warum willst du eigentlich die Strahlung hier auf dem Mondberg umgehen? Die ist doch eigentlich ungefährlich für uns Lebewesen. Und deine Schiffe und auch die Technologie der Menschen sind doch weit genug entfernt, um nicht gestört zu werden." Der Subco beschloß, Kimba zumindest die eine Hälfte der Gründe für diese Mission zu erklären: "Weil die Strahlung verhindert, dass du ständig mit den Sensoren meiner Flotte erfasst bleibst. Nur wenn ich jederzeit über ein genaues Bild von dir verfüge, kann ich dich im Ernstfall hier herausholen. Wenn dein Körper zerstört wird während eines Sensorausfalls, können wir dich nicht retten. Und da die Strahlung unregelmäßig ist und manchmal bis in den Dschungel hinunter reicht, ist das Risiko einfach viel zu hoch, wenn nichts unternommen würde." Kimba schaute den Subco ein wenig verständnislos an: "Wozu? Es ist doch eh alles egal. Meine Freunde hast du ja auch nicht rettet können." "Ich hatte wieder Probleme mit der Strahlung des Mondberges und mußte meine Sensoren auf ein einziges Objekt konzentrieren, ansonsten hätte ich sie herausholen können." "Hab ich mir schon so gedacht," bemerkte Kimba, und es schien nicht viel Freundlichkeit in seinem Kommentar zu liegen. Der Subco blieb stehen. Prüfend warf er einen Blick auf Kimba. "Ich könnte sie aber dennoch wieder zum Leben erwecken. Das letzte Backup von ihnen war kurz vor dem Rennen und ihre Körper kann ich schnell wieder herstellen." Kimba schien über den Vorschlag ein wenig verärgert: "Das sind aber dann nicht Lukas und Piwi. Das sind nur irgendwelche wertlose Kopien. Haben die eigentlich Seriennummern?" Der Subco blieb ruhig, schien aber nun seinerseits ein wenig ärgerlich zu sein: "Du bist selber eine Kopie. Ebenso Rahja. Hältst du euch beide für wertlos, nur weil es euch schon einmal gegeben hat?" Kimba schwieg. Ihm gefielen beide Tatsachen überhaupt nicht: Dass er vom Subco erschaffen worden war und auch dass der Subco Recht hatte: Zumindest Rahja war für ihn alles andere als eine einfache Kopie. Eine Fuhre Schnee, die in seinem Gesicht landete, holte ihn wieder in die Realität zurück. Zuerst wollte er sich auf den Subco stürzen und ihn Schnee fressen lassen, da er eine Schneeball-Attacke vermutete. Doch dafür war es zu wenig Schnee auf einmal und zu viel Schnee über längere Zeit hinweg. "So ein Mist!" rief der Subco und wischte sich seinerseits Schnee aus dem Gesicht. "Der Computer hat sich in der Wettervorhersage geirrt. Und eigentlich liegen wir auch noch unterhalb der Schneegrenze." "Und nun?" fragte Kimba gegen den Wind und hatte daraufhin auch in seinem Mund die Farbe weiß. "Wir müssen uns einen Unterschlupf aufsuchen. Ich will es nicht riskieren, uns durch die Strahlung des Mondberges beamen zu lassen." Es blitzte und donnerte. Ein Schneegewitter tobte und zwei kleine Wesen flüchteten unter den Naturgewalten hinweg in eine felsige Gegend, wo sie auf mehr Schutz hofften. An einer Stelle war ein Riß in den Felsen und bildete so einen überdachten Durchgang auf die andere Seite des kleinen Massivs. "Ich glaube, dort können wir uns unterstellen. Der Sturm scheint dort auch ein Stück schwächer zu sein als anderswo." rief der Subco und lief mit Kimba auf die Stelle mit dem Riß im Felsmassiv zu. Es war ein einfaches Massiv aus grauem Granit, der sich vom umliegenden Schnee nicht besonders abhob und nur durch den dunklen Schatten zu erkennen war, den er warf. "Ich frage mich, wo mich die Technik hier noch überall im Stich lassen wird," schimpfte der Subco, während er vorsichtig versuchte, den Schnee aus dem Kragen seiner Kleidung zu schaufeln. "Homo Technikus..." lachte Kimba. "Sehr komisch. Schau mal lieber nach, ob der Sturm da draußen nachläßt. Ich will hier nämlich nicht länger als unbedingt nötig herumhängen..." "He, ich glaube der Sturm läßt tatsächlich schon nach. Dort wird es schon richtig hell," rief Kimba plötzlich. Der Subco hatte sich deswegen ein wenig erschreckt und eine nicht so glückliche Handbewegung gemacht. Danach zappelte er mit komisch verzerrtem Gesicht einige Sekunden lang herum, als hätte er Flöhe in der Kleidung. "Na, ist der Schnee weg?" fragte Kimba breit grinsend. "Ja..." grummelte der Subco zurück und stapfte auf die andere Seite der Höhle zu, wo es merklich heller wurde. Kaum waren sie am zweiten Ausgang der Höhle angelangt, konnten sie durch nur leichtes Schneetreiben hindurch große, fruchtbare Wälder sehen - so weit das Auge reichte. Es war eine Gegend, die noch recht bergig war, doch offenbar befanden sie sich am Rande eines Gebirges und so hatten sie einen guten Überblick über die Berge und Hügel der Gegend. "Ich wußte gar nicht, dass es auf der anderen Seite des Mondberges ein großes Waldgebiet gibt," meinte Kimba erstaunt. "Eigentlich dürften wir von hier aus auch noch gar nicht die andere Seite sehen dürfen." Der Subco fummelte nervös an seinem Kommunikator herum. Doch der blieb still: "Mist! Ich kriege keinen Kontakt mehr zu der Flotte. Wir müssen sofort hier weg!" Kimba fragte noch warum, doch dann lief er eilig dem Subco nach. Wenn den etwas beunruhigte mußte es wirklich ernst sein. Der Schneesturm war inzwischen auch auf der anderen Seite komplett verebbt. Und anstelle des Dschungels und der Savanne dahinter erblickten die beiden weitere, hohe, schneebedeckte Berge und tiefe Täler mit viel Wald darin. "Was ist das denn?" fragte Kimba entsetzt. "Wo ist der Dschungel geblieben? Wo sind wir hier, Subco?" Der Subco war inzwischen schon wieder völlig ruhig geworden und schien etwas nachdenklich. Nach einigen Sekunden drehte er sich zu Kimba. "Kannst du dich an die Geschichte erinnern, die ich dir nach dem großen Krieg erzählt habe? Jetzt sind wir in der 'fremden Welt.'" "Ich glaube das einfach nicht," sagte Kimba noch immer fassungslos, obwohl der Subco es ihm schon vor einigen Stunden erklärt hatte. "Wie können wir so einfach von einer Welt in eine andere marschieren? Da war doch kein Tor oder Lichtblitz oder so." "Naturphänomene brauchen nicht unbedingt große Effekte um große Wirkung zu haben." "Und wohin gehen wir eigentlich?" "Ins Tal. Ich kenne diese Gegend noch aus meiner ersten Reise hierher. Dort unten müßte es ein Dorf geben. Dort werden wir uns mit Nahrung und Ausrüstung versorgen lassen." "Aber woher weißt du denn, dass die uns helfen werden?" "Die kenne ich noch von meinem letzten Abenteuer in dieser Welt. Ich half zusammen mit meiner alten Gruppe, ihr Dorf gegen einen Stoßtrupp der bösen Mächte zu verteidigen. Die sind sowieso sehr gastfreundlich und wenn einer ihrer alten Freunde Hilfe braucht, tun sie alles um zu helfen." Es wäre schon Abend gewesen, wenn die Tage in jener Welt ebenso lange dauern würden wie auf der Erde, als Kimba und der Subco den Waldrand erreichten. "Das Dorf Khira Zhakum liegt etwa zweihundert Meter innerhalb des Waldes in einer kleinen Senke. Da die Häuser zwischen den Bäumen gebaut wurden, kann man es von oben gar nicht und auch vom Waldrand kaum sehen... nur wenn man weiß, wonach man suchen muß, kann man hier und da etwas erahnen. - Dort vorne ist es," erklärte der Subco und führte den weißen Löwen durch einen halben Hohlweg, an dessen Ende zwei Hölzerne Statuen standen, die ein wenig an die Totems der amerikanischen Ureinwohner auf der Erde erinnerten. Als sie schließlich am Ende ankamen, sahen sie auch die einfachen Häuser aus Holz und Stroh. Doch die Wände waren zu großen Teilen weggerissen worden und viele der Strohdächer lagen auf dem Boden. Das Dorf war zerstört worden. "Oh nein..." sagte der Subco traurig und begann, nach den Einwohnern zu suchen. Doch die waren offenbar entweder geflohen oder verschleppt worden. Zumindest die meisten, denn er und Kimba entdeckten noch fünf Leichen, die schon längere Zeit dort liegen mußten. Sie hatten kleine Pfeile in sich stecken, die mit schmierigen, schwarzen Federn ausgestattet waren. Kimba schaute den Subco fragend an. "Das waren Kobolde," erklärte dieser. "Du klingst so überrascht... stimmt etwas nicht?" "Nun, gewöhnlich treiben die sich nicht in dieser Gegend herum. Als wir das Dorf damals verteidigten, war das schon eine außergewöhnliche Situation. Diese Gegend hier müßte eigentlich so gut wie völlig friedlich sein." Wie eine verneinende Antwort schoß ein Pfeil neben den Subco in einen Holzbalken des zerstörten Hauses, unter dem eine der Leichen lag. *zschtock* Der Pfeil hatte eine schmierige schwarze Feder als Stabilisator am Ende eingesteckt. "Kobolde!" rief der Subco und sprang vor dem nächsten Pfeil in Deckung, der von der Flugbahn her genau durch seinen Kopf gegangen wäre. Etwa 40 Meter entfernt standen drei Kobolde - genaugenommen stand nur einer von ihnen und hielt den Bogen in der Hand. Die anderen beiden rannten mit gezogenen Kurzschwertern auf Kimba und den Subco zu. Kimba stand wie angewurzelt, als er diese seltsamen Wesen auf sich zu rennen sah. Sie sahen aus wie dünne Zwerge mit Hundeköpfen und waren schmutzig-braun bis schwarz von der Fellfarbe her. Der Subco jedoch blieb gelassen, zog seinen Impulsstrahler und feuerte drei mal. Dort, wo zuvor noch drei Kobolde waren, waren jetzt schwarze, leicht qualmende Stellen auf dem Boden, die vor sich hin dampften. Hier und da lag noch ein kleines Stück angekokeltes Fleisch oder Fellreste neben dem schwarzen Fleck. "Ich wußte gar nicht, dass du eine Waffe dabei hast," staunte Kimba. "Die habe ich immer dabei, wenn ich in ungesicherten Gebieten unterwegs bin. Ansonsten hätten wir uns wahrscheinlich die ersten Schrammen abgeholt. Aber wir müssen dennoch hier weg: Wo ein Kobold ist, sind die nächsten 20 auch nicht weit. Wir nehmen noch schnell die restlichen Vorräte aus dem Lager mit und dann ziehen wir weiter." "Wohin willst du denn jetzt noch gehen?" "Nach Rukawa. Das war der Ausgangsort meiner ersten Reise damals. Ich glaube, dort sind wir erst mal am besten aufgehoben. Ich fürchte nur, dass es bereits zu spät ist, um noch im Tageslicht dort anzukommen." "Ist es denn schlimm, wenn wir Nachts unterwegs sind?" "Ja. Dann trauen sich einige Wesen aus ihren Löchern, denen ich lieber nicht begegnen möchte. - Früher wäre es ja kein großes Problem gewesen, hier nachts unterwegs zu sein, aber wenn sogar dieses Dorf hier zerstört worden ist, muß sich etwas an der Lage in dieser Gegend geändert haben. Und ich hoffe, dass ich gerade in Rukawa ein paar der Antworten erhalte, die ich jetzt brauche." Der Subco hatte sich nicht geirrt: Es war bereits stockfinster, als Kimba und der Subco in der Ferne die Lichter der Stadt Rukawa leuchten sahen. "Sag mal," fiel es Kimba dabei ein," was wäre eigentlich gewesen, wenn die dunklen Mächte gewonnen und die Stadt überrannt hätten?" "Hör bitte mit solchen Schauermärchen auf... in dieser Welt haben die nämlich die schlechte Angewohnheit, wahr zu werden." "Keine Bange, ich bin zwar neu hier, aber selbst ich sehe: Noch steht die Stadt," lachte Kimba. "Also kann uns hier nichts mehr passieren." In dem Moment raschelte es im Gebüsch. Kimba und der Subco stoppten augenblicklich und sicherten. Da standen sie auch schon auf: Schattenkrieger. Vier Stück. Es waren fast völlig verweste Leichen in Rüstungen, die mit Bogen, Schwert und Schild ausgestattet waren. Schnell griff der Subco nach seinem Impulsstrahler und fast gleichzeitig begannen die Schattenkrieger auch schon mit ihrem Angriff. Kimba fuhr seine Krallen aus und der Subco feuerte auf die ersten beiden der Monster. Die beiden verschwanden in einer Kombination aus Explosion und Auflösung in atomare Bestandteile. Doch dann wurde dem Subco die Waffe mit einem gezielten Pfeil aus der Hand geschossen. Der dritte Schattenkrieger war schon ganz nah an den beiden dran. Kimba nahm seinen Mut zusammen und sprang ihn mit Krallen voran an. Doch das halbzerfallene Etwas war weitaus stärker als Kimba es erwartet hatte: In einem großen Bogen flog er daraufhin durch die Luft und landete unsanft nur fast auf allen Vieren. "Verdammt sind die stark," bemerkte Kimba. Der Schattenkrieger vor ihm zog sein Schwert und holte aus, um Kimba in Stücke zu schlagen. Kimba wollte schnell wegspringen, da bemerkte er, dass er nicht richtig vom Fleck kam. Eine braun-grüne, zähe Masse deckte zwei seiner Pfoten ein und hielt ihn an Ort und Stelle fest. Kimba wußte: Das mußte der Schattenkrieger gewesen sein. Und wenn nicht gleich ein mittleres Wunder geschehen würde, würde das auch sein letzter Kampf werden. Mit aller Kraft versuchte Kimba, sich los zu reißen doch vergeblich. "... ahantee non hellaarh!" hörte Kimba noch die Stimme des Subco. Dann explodierte Licht in die Dunkelheit und Kimba konnte nichts mehr sehen. Er hörte nur noch, wie die Schattenkrieger aufschrien und dann wegrannten. Als Kimba die Augen wieder öffnete, war das Licht bereits verschwunden. Auch seine Füße waren wieder frei. Der Subco stand direkt neben ihm und schaute ihn besorgt an. "Alles in Ordnung?" fragte der Subco den weißen Löwen. "Ja...," antwortete dieser und schien mit den Gedanken noch im Kampf und dem Ereignis wenige Sekunden zuvor zu sein," ... aber was war das? Dieses Licht von eben?" "Ich hätte zwar selber nicht geglaubt, dass ich das noch kann, aber das war einer der Zauber, die ich damals von Syjahna gelernt habe. Es war ein Lichtzauber. - Schattenkrieger reagieren ziemlich allergisch auf Helligkeit. Daher kommen sie auch nur bei Nacht heraus." Langsam begriff Kimba, dass es stimmte, was ihm der Subco schon vor Stunden erzählt hatte: Sie waren in einer völlig anderen Welt - in einer Welt, wie sie die Geschichten über Ritter und Drachen auf der Erde erzählt wurden. Doch dies war kein Märchen, es war real. Und das Interesse an den Kreaturen dieser Welt wich schnell der Angst, ihnen tatsächlich begegnen zu können. Es waren eben zwei Paar Schuhe, von Orks, Kobolden und anderen Wesen zu hören oder ihnen selbst gegenüber zu stehen - und dann noch ohne jede Ahnung, wie stark diese Wesen wirklich waren. Eine knappe Stunde später hatten sie Rukawa erreicht. Die meisten Menschen waren entweder schon Zuhause oder speisten und tranken noch in den Wirtshäusern. Die Strassen waren leer und die Geschäfte geschlossen - zumindest die meisten. "Okay, als erstes brauchen wir ein wenig Geld, um hier übernachten zu können und Essen und Trinken kaufen zu können. Deswegen haben wir auch die Schwerter der Kobolde mitgenommen." "Höh?" Kimba hatte noch nicht ganz verstanden. Der Subco jedoch ging zielstrebig auf ein bestimmtes Wirtshaus zu. Eine Schmiede war direkt daran angeschlossen und entsprechend hieß die Gaststube "Zum Schmiedehaus" - zumindest war es das, was der Subco Kimba vorlas, denn Kimba verstand weder Schrift noch Sprache dieser Welt. "Hier können wir die Schwerter verkaufen. Das wird nicht viel bringen, aber immerhin etwas. Theoretisch würden wir bei jeder anderen Schmiede mehr dafür erhalten, aber die haben bereits geschlossen. Diese hier hat nur noch auf, weil der alte Schmied außer seiner Schmiede auch noch das Gasthaus betreibt. Sein Sohn hat das Schmieden übernommen - zumindest das meiste davon." Kurze Zeit später waren Kimba und der Subco mit drei Goldstückchen in der Tasche zu einem anderen Wirtshaus unterwegs, wo sie übernachten wollten. "Und was machen wir dann?" fragte Kimba. "Wir werden hier bleiben. Rukawa ist der sicherste Ort in dieser Gegend und man kann hier die meisten Informationen erhalten." "Was für Informationen suchst du denn?" "Zunächst einmal möchte ich wissen, wieso das Dorf zerstört worden ist. Generell interessiert es mich, was seit meinem letzten Aufenthalt hier geschehen ist. Wo meine Gruppe geblieben ist und wo unsere Feinde jetzt sind." "Und wo Syjahna ist...?" fragte Kimba grinsend. "Die gehört mit zu meiner damaligen Gruppe," erklärte der Subco emotionslos. Kimba sah ihn musternd an. Ob seine Ausdruckslosigkeit gespielt war? "Und was wollen wir hier dann tun? Die ganze Zeit nur herumhängen?" "Nein. Ich habe hier und da noch einige kleinere Fähigkeiten und Verbindungen, die mir durchaus zu einem Nebenverdienst verhelfen könnten. Davon können wir dann leben." "Und ich?" "Du bist 'ne gute Zirkus Attraktion," sagte der Subco grinsend. "Mal schauen ob du einen findest," meinte Kimba ausdruckslos. "Aber für einen Zirkusdirektor fehlt dir das letzte bißchen Charisma." "Es kann ja nicht jeder für eine Zirkusrolle geeignet sein. - Wußtest du übrigens, dass tierische Clowns hier selten sind? Du könntest bestimmt gut Geld verdienen..." "Auf jeden Fall besser als wenn du den Gladiator mimen würdest," gab Kimba zurück. "Dafür bin ich auch Imperator geworden - ich lasse kämpfen." konterte der Subco und machte die Tür zum Wirtshaus "Freundlicher Waldmensch" auf. Es war eine recht gemütliche Kneipe, wo man sowohl gut essen konnte als auch bei einem kleineren oder größerem Trinkgelage die neuesten oder eindrucksvollsten Abenteuer zu hören bekam. Die Einrichtung war so einfach, wie die Preise gering waren: Untere Klasse - schlicht und robust. Gut 20 Personen saßen an den Tischen oder standen an der Theke und waren in gelassener, fröhlicher Stimmung. "Hat sich kaum verändert...," murmelte der Subco. Kimba schaute ihn mit großen Augen an: "Du warst schon mal hier?" "Ja, es ist dasselbe Wirtshaus, in dem ich hier auf meiner ersten Reise übernachtet hatte." Kimba schien sich zu erinnern: "War das nicht zu dem Zeitpunkt, wo dir Syjahna das erste Mal die Magie beigebracht hat?" "Ganz genau. Wenn es möglich sein sollte, werde ich dasselbe Zimmer nehmen, das ich damals erhalten hatte - allein der alten Zeiten wegen." "Subco?" klang plötzlich eine Stimme kaum wahrnehmbar von der Theke herüber. Dann erneut und viel lauter: "Subco!" Es war der Wirt und er kam sogleich hinter seiner Theke hervor und rannte lachend auf den Subco zu, der ja eigentlich recht ungern so direkt im Mittelpunkt stand. "Wir dachten schon, du wärest in der Ruinen von Rehas Festung umgekommen - obwohl man deine Leiche nie gefunden hatte." "Nein... ich habe es überlebt. Aber sag mir: Was ist aus den anderen geworden? Ich weiß, dass der Kampf verloren gewesen sein müßte, aber ich weiß nicht, wer von ihnen noch den Rückzug geschafft hat." Der Wirt schaute den Subco traurig an: "So leid es mir für dich tut: Man hat sie alle später gefunden - aufgespießt in den Schlachthallen der Orks." "Verdammt...," der Subco schaute traurig zu Boden. Obwohl seine Reise in diese Welt schon so viele Jahre zurück lag, war ihm das Schicksal einiger Leute aus seiner Gruppe nie egal gewesen. Beispielsweise Gotor, der alte Raufbold. So viele Kämpfe hatte er schon gesehen gehabt und auch mitten in jener vernichtenden Schlacht, als schon so viele gefallen und die Gruppe so sehr dezimiert war, hatte er noch immer wie ein Fels in der Brandung reihenweise Orks umgenietet. Oder Arjuna, das Katzenmädchen. So ungestüm und nervig sie manchmal auch gewesen war, er hatte sie doch sehr lieb gewonnen gehabt. "Warum wußtest du das nicht? Und wie genau bist du da eigentlich heraus gekommen?" "Meine Leute haben mich mitten in der Schlacht dort heraus teleportiert. Du weißt ja: Ich komme eigentlich nicht aus dieser Welt und als meine Leute meine Spur endlich gefunden hatten, zögerten sie keinen Moment und holten mich zurück nach Hause. Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet." "Deine Leute müssen über große Macht verfügen, wenn sie jemanden quer durch die Welten transportieren können," staunte der Wirt. Dann fiel sein Blick auf Kimba. "Oh, du hältst dir ein Haustier? Oder ist es ein Kampfgefährte?" "Wenn überhaupt, eher ein Kampfgefährte. Aber in erster Linie sind wir Freunde." "Freunde?" "Er sieht wie ein gewöhnliches Tier aus, doch er hat den Verstand eines Menschen - mindestens. Und ich wollte mit ihm hier übernachten. Du hast doch noch was frei?" "Oh... ja sicher." "Wenn es möglich wäre, hätte ich gerne mein altes Zimmer wieder. Ich möchte ein wenig in der Vergangenheit schwelgen." "Hm...," überlegte der Wirt," eigentlich ist es belegt. Aber du kannst unseren Gast ja mal fragen, ob du dort übernachten kannst." "Oh, ich will deswegen niemandem Umstände bereiten..." "Schon gut, schont gut... gehe einfach nach oben. Ich bin sicher, dass es keine größeren Umstände bereiten wird," lachte der Wirt und schob den Subco schon fast in Richtung Treppe. Mit einem mittleren Fragezeichen über dem Kopf schwebend ging der Subco dann die Holztreppe zu den Fluren hoch. Die Bauweise war so angelegt, dass alle Flure aus den Räumlichkeiten für Gäste an der Wand über der Theke in den Raum der eigentlichen Gaststätte mündeten und dort durch einen hölzernen Schwebegang miteinander verbunden waren. Die Stufen knarrten ein wenig und hatten ihr erstes Jahrzehnt sicherlich schon hinter sich. Der Subco nahm den ersten der insgesamt 3 Flure. Ob der Wirt wollte, dass er sich mit jemand bestimmten traf? Der Subco überlegte kurz und bemerkte, dass das recht wahrscheinlich war. Zwar waren die meisten Menschen in diesem Lande gastfreundlich, aber nach einer anstrengenden Reise sein Quartier mit jemandem wildfremden zu teilen war dann doch eher ungewöhnlich. Dafür mußte schon entweder große Not herrschen oder ein besseres Verhältnis zwischen diesen beiden Personen vorliegen. Nach einigen Metern in diesem Flur blieb der Subco vor einem Zimmer stehen. Die Tür war relativ stark und wies noch immer dieselben Schrammen auf, die der Subco schon vor Jahren an ihr bemerkt hatte. Die ein- oder andere Schramme war zwischenzeitlich dazugekommen, aber das eigentliche Muster war noch gut zu erkennen. Wer könnte wohl hinter der Tür auf ihn warten? - Wobei das 'auf ihn warten' eher utopisch war, denn der Subco hatte bis vor etwa 24 Stunden selber nicht gewußt, dass er wieder hierher kommen würde. Er klopfte an. Für einen kleinen Moment geschah gar nichts. Dann konnte man hören, dass sich im Zimmer etwas bewegte. Jemand stand auf und ging zur Tür. Der Subco erkannte am Klang des Schuhwerkes, dass es sich um mit Eisenriemen verstärkte Lederstiefel handeln mußte. Ebenso konnte er hören, dass beim Gehen ein Schwert an einen anderen metallischen Gegenstand schlug - nicht besonders laut, aber deutlich genug. Dann endeten die Schritte kurz vor der Tür. Die Türklinke setzte sich in Bewegung. Langsam. Dann erreichte sie die Position, die für ein Öffnen der Tür ausreichend war. Die Tür öffnete sich langsam einen Spalt weit. Um die Ecke schauten zunächst lange braune Haare, dann eine Stirn und dann zwei müde, türkisfarbene Augen. Als diese den Subco wahrnahmen, weiteten sich die Pupillen. Keinen Augenblick später wurde die Tür geradezu aufgerissen. "Subco!" rief Syjahna freudestrahlend, packte ihn mit beiden Händen und zog ihn an sich heran. Einige Sekunden bleiben sie so stehen. Dann löste sie ihre Umklammerung wieder. Eine Träne lief über ihre linke Gesichtshälfte. "Ich dachte, du wärest auch geschnappt und getötet worden. Aber ich wollte es nicht wahrhaben... und jetzt... " wieder fiel sie ihm um den Hals. "Donnerwetter," staunte Kimba, "die scheint aber etwas mehr als nur eine Kampfgefährtin zu sein." Ein langer, intensiver Kuss bestätigte seine Vermutung sogleich. ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 31 - "Das Tor zurück" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)