Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 31: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 29 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Die Herausforderung" ======================================================= "...und die ersten 10 sind an der Teilnahme zu den afrikanischen Meisterschaften qualifiziert. Daher sind wir alle, also du, ich, Piwi, Lukas, Rahja und Wildcat startberechtigt. - Natürlich nur, wenn ihr auch wollt. Aber es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, dort zu fahren." Das "JAAAA!" der Jungtiere war kurz, knapp, laut und eindeutig. Ebenso jedoch das "MOOOOMENT!" von Kimba. "Erstmal will ich wissen, wann und wo das stattfinden soll." "Das findet auf dem alten Salzpfannen-Kurs statt, etwa 2 Stunden mit dem Auto von hier aus. Mein Vater kann uns mit dem Kleintransporter hinbringen," erklärte Juri. "Willst du den Wahnsinn etwa mitmachen, Kimba?" fragte Tommy den weißen Löwen besorgt. "Ja, denn das könnte mich zu einem Helden für die Menschen machen, zu einem sogenannten Sporthelden." "Aber wieso willst du das denn auf einmal?" "Ganz einfach: Die Gesellschaft - in erster Linie die menschliche - versinkt durch die Folgen der schrecklichen Vergangenheit langsam in Gleichgültigkeit und Gewalt. Hast du letzte Woche nichts von den Massenschlägereien in der Stadt gehört?" Tommy nickte kurz. "Siehst du! Und ich will das Ändern. Aber das kann ich nur dann, wenn die Menschen auch auf mich hören. Sie brauchen ein Vorbild, jemanden den sie halbwegs kennen, der viel Erfolg hat und bewundert wird. Wenn ich das werde, werden viele Menschen versuchen, meine Ideale und Vorstellungen nachzuleben - einige schon völlig freiwillig von sich aus, andere, wenn ich es ihnen sage." "Bist du dir da auch sicher?" fragte Tommy skeptisch. "Nun- das hat mir zumindest der Subco gesagt." "Und dem glaubst du das?" "Er weiß sehr viel. Ich denke, er hat recht - auch wenn ich mit seiner Gottspielerei nichts zu tun haben will. Es ist einfach nicht richtig, Lebewesen nach zu produzieren und sie in fertige Rollen zu stecken, nur weil man sie gerne wieder hätte. Allerdings hat er bei aller Kritik keine wirklich bösen Absichten." Piwi stubste Kimba an: "Duhu... dürfen wir nun mitkommen?" Kimba überlegte: "Hmmm, ich weiß nicht..." Wildcat: "Aber deinen Plan unterstützt es, da wir dich im Rennen unterstützen könnten." "Na gut: Ihr dürft mit!" "JUCHUUU!" Zwei Tage später standen Kimba, seine Freundin Rahja, sein Kumpel Juri und Piwi, Lukas und Wildcat vor einer seltsam anmutenden Anlage. Es erinnerte ein wenig an ein Dorf, das sehr weitläufig gebaut war: Überall standen einzelne größere oder kleinere Gebäude und viele kleine Straßen und Wege führten zwischen ihnen entlang. Auch schienen hier und da kleine Gärten angelegt zu sein. Doch diese scheinbare Idylle wurde durch eine sehr große, lange Straße begrenzt, die um das gesamte Dorf herum führte. Außerdem störte noch eine riesige Tribüne an der großen Straße, ebenso die vielen Garagen in der Nähe der Tribüne, die mit dieser ominösen Straße verbunden waren. Es handelte sich um den alten Rennparcours der "Großen Salzpfanne", benannt nach dem riesigen, flachen Tal, in dem der Kurs und seine Gebäude sich befanden. Der Kurs Große Salzpfanne bestand im wesentlichen aus einer Start- und Zielgeraden, einer sich daran anschließenden Kurve, die weitläufig begann und sich zum Ende hin zu einer Nadelkurve verengte, einem längeren Kombinationsteil aus schnellen und langsamen Kurven, einer sehr langen Gegengeraden, die kurz vor Ende etwas abknickte und dann in eine weitere Nadelkurve mündete. Von dort aus waren es dann noch eine kurze rechts-links Kombination mit Mini-Geraden und einer Schikane, bevor sich der Kurs in einer großen Kurve der Start/Zielgeraden wieder anschloß. Das System des Rennens war denkbar einfach: Es nahmen 30 Fahrer an dem Training und der anschließenden Qualifikation teil, die 26 Besten würden nach der Qualifikation am Rennen teilnehmen dürfen. Ansonsten galten die üblichen Regeln vom korrekten Starten, erlaubte Settings der Rennwagen bis zum Verhalten im Rennen, was unter anderem die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Boxengasse mit einschloß. Als Besonderheit wäre aber noch zu erwähnen, dass das Grundmodell des Rennwagens von der Rennleitung gestellt wurde - völlig einsatzbereit. Doch war es an den Fahrern, diese optimal auf die Strecke und ihren persönlichen Fahrstil abzustimmen. Genau dort, in der Boxengasse, war auch gerade die Hölle los, als unsere Freunde ihre Wagen von der Rennleitung abholten. Kimba schaute sich die Leute an, die dort herumliefen: Die meisten schienen Familien, Schaulustige oder Reporter zu sein, aber auch Techniker. Und zwischen all denen Leuten konnte er schließlich auch ein paar Fahrer erkennen - und natürlich auch genau den einen, den sie alle - vor allem aber Juri - schon während des letzten Rennens ziemlich negativ kennengelernt hatten. "Jeff...," sagte Kimba und zog Juri am Hosenbein, damit er darauf aufmerksam wurde. "Ja... alle Qualifizierten aus dem ersten Rennen sind hier mit dabei," erklärte Juri und deutete einige Plätze weiter nach vorne, wo ein blonder Junge neben seinem Wagen hockte und irgenetwas am Sitz verstellte. "Dort hockt unsere Nummer 1 vom letzten Mal." "Und die fremden hier haben sich auch erst durch die Rennen davor qualifiziert?" "Ja. Am Finale nehmen nur die besten Fahrer teil." "Ohje... dann haben wir ja wirklich keine Chance." "Ich weiß. Aber dabeisein ist alles, oder wollt ihr Profi-Fahrer werden?" Kimba und die anderen Jungtiere schüttelten den Kopf. So schön das Abenteuer auch war, als Beruf konnte sich das keiner von ihnen vorstellen. Als sie weitergingen, sah Kimba noch viele andere Fahrer. Manche sahen einfach nur wie ein Durchschnittsmensch aus, andere aber besaßen schon ein markanteres Aussehen, vom Charakter ganz zu schweigen. Vom egozentrischen Schreihals im schrillsten Outfit bis zum Introvertierten Einzelgänger, vom guten Kumpel bis zum letzten Arschloch schienen alle Charaktere vertreten zu sein. Wenig später standen die Wagen der Jungtiere und der von Juri hintereinander an den jeweiligen Boxen. Eifrig versuchten sie mit den je zwei freien Helfern, ihre Wagen für das Rennen richtig einzustellen. Dabei sollte erwähnt werden, dass jedes Fahrerteam zwei Helfer von der Rennleitung zur Verfügung gestellt kriegt - kein Wunder, denn auch, wenn manche Fahrer und -teams mit einer ganzen Mannschaft an eigenem Personal angerückt waren, so waren die meisten doch nur mit Mühe finanziell in der Lage gewesen, die Fahrt von Zuhause bis zum Veranstaltungsort auf sich zu nehmen. Und wenn die Fahrer ganz alleine versuchen müßten, ein rennfähiges Auto zu erstellen, wäre es der Qualität des Rennens sicherlich nicht bekommen. "He, ihr da!" schallte es plötzlich Piwi und Lukas an. "Wenn ihr keine Ahnung habt, dann fahrt gefälligst nicht mit!" Piwi und Lukas schauten erst fragend einander an, dann warfen sie einen verständnislosen Blick auf den Jungen, der ihnen das an den Kopf geworfen hatte. Der zeigte dann auf einiges Material, das ihren Boxenabschnitt halb verlassen hatte und teilweise auf der Strecke neben den Boxen lag. "Das kann man ja auch freundlicher sagen," maulte Lukas und zog die Teile wieder innerhalb der Begrenzungslinien. "Hier gibt es keine Freundlichkeit: Hier herrscht Krieg, falls du es noch nicht bemerkt hast. Außerdem halte ich euch sowieso für zu jung dafür, ihr seid ein Sicherheitsrisiko für alle auf der Strecke." "Nun mach aber mal halblang, Junge!" fuhr Juri, der gerade von seiner Box herübergekommen war, den Typen an. "Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten und laß sie in Ruhe!" "Pah! Auch noch in Schutz nehmen - naja, scheinst ja selber auch nicht gerade zur Elite zu gehören, da kann man ja nix anderes erwarten. Ich gehe besser, bevor mir schlecht wird. Achja: Wenn ihr auf der Strecke Scheiße baut, da kenn ich nix und im Zweifelsfall landet ihr im Graben. Nur dass das klar ist." "Verzieh dich bloß!" zischte Juri den Typen nochmal an, als dieser sich schon herumdrehte und wegging. "Tja, solche gibts hier auch," kam eine Stimme vom Rande der anderen Box neben der von Piwi und Lukas. Es war ein anderer Junge, der dem Treiben offenbar schon einige Augenblicke lang zugesehen hatte. Er war etwas kleiner, ein wenig rundlich im Gesicht und im Körper und hatte blonde Stoppelhaare. "Hi, ich heiße übrigens Ingo," fuhr er fort. "Hi... äh... ich bin Lukas," grüßte Lukas etwas unsicher zurück. "Und ich heiße Piwi," grüßte Piwi und freute sich, dass endlich mal ein freundlicher Fahrer in der Nähe war. "Tja... der Typ da heißt Shinko - naja, man kennt ihn auch unter dem Namen 'Schraubenarschloch' . Das kommt daher, weil ihm mal jemand im Streit eine dicke Schraube in den Hintern gesteckt hat. Und der zweite Teil des Namens... naja... ihr habt ihn ja kennengelernt." Juri, Piwi und Lukas lachten. Ingo mußt auch kurz mitlachen, wurde aber gleich wieder ernster: "He, aber vorsicht, denn mit einem hat er leider Recht gehabt: Da draussen auf der Strecke herrscht wirklich Krieg - und manchmal auch daneben. Tut euch einen Gefallen und ignoriert Leute, die euch provozieren wollen, ich kann hier wirklich keine Schlägerei vor meiner Box gebrauchen." "Nanu," wunderte sich Juri," du hast eine Teampartnerin?" "Ja. Mein ursprünglicher Teampartner konnte sich nicht qualifizieren. Ebenso ihr Teampartner. Also wurden wir eben in ein Team gesteckt. He, Lea, wink den Kleinen hier doch mal! Die freuen sich bestimmt darüber." Die angesprochene schaute kurz von ihrem Wagen hoch und winkte kurz zu Lukas und Piwi. Aber irgendwie schien sie ihrem Teampartner einen wenig freundlichen Blick zuzuwerfen. "Na dann, ihr beiden: Viel Glück im Training - und natürlich in der Qualifikation!" verabschiedete Ingo sich wieder zu seinem Wagen. Lukas sah die Bäume und Zäune nur so an sich vorbei fliegen. Dann flog nach längerer Fahrt geradeaus eine Kurve auf ihn zu. Mit viel Kraft drückte Lukas die Bremse in Richtung Bodenblech. Die Bremsen von Rennwagen sind meist schwerer zu betätigen als die normaler Autos. Der Tacho sank auf etwa 50 km/h und Lukas lenkte ein. Dann tauchte wieder ein Stück gerade Strecke vor ihm auf und er trat auf das Gas, um aus der Kurve heraus beschleunigen zu können. Dadurch kann man die Rundenzeit erheblich verbessern - es sei denn, man tritt zu stark auf das Gas. Dann drehen die Hinterräder des Rennwagens durch und das Heck des Wagens folgt der Fliehkraft der Kurve. Durch die Vorderräder, die noch recht gut Haftung auf der Strecke haben, zieht es das Heck nicht geradelinig nach aussen, sondern kreisförmig um die Vorderachse herum: Man wird quasi von seinem eigenen Heck überholt. Wenn man dann den Wagen nicht abfangen kann, rollt dieser dann auch schnell mal über die seitliche Streckenbegrenzung hinaus und färbt den Zaun am Steckenrand mit der Farbe des Lacks an der Wagenseite. Lukas fluchte. Der Zaun 60 cm neben ihm hatte nun dasselbe rot angenommen, wie der Seitenkasten seines Wagens aufweist... aufgewiesen hatte. Verärgert stieg er aus und stapfte mißmutig zur Boxengasse zurück. Den Weg kannte er mittlerweile auswendig, egal von welchem Punkt der Strecke aus. Kein Wunder, denn es war auch bei weitem nicht das erste Mal. Genaugenommen hatte er im Laufe des Tages mehr Strecke zu Fuß als mit dem Wagen zurückgelegt. Das ärgerte ihn gewaltig. Viel mehr jedoch ärgerte er sich über den Hohn und den Spott, den andere Fahrer ihm inzwischen entgegenbrachten. Kaum war er in der Boxengasse angelangt, ging es auch schon wieder los: "Guck mal: Quax der Bruchpilot ist wieder gelandet." "Was war es denn diesmal: Im Kies, im Schlamm, der Reifenstapel oder einfach den Zaun lackiert?" "Kamikaze-Lukas..." "Der Depp schon wieder. Bin mal gespannt, wen er im Rennen mitnimmt." "Kein Wunder, dass es den Führerschein nur für Menschen gibt." "Die fahrende Zeitbombe hat wieder getickt." "Jede Wette, dass der das Rennen nie zuende fährt." "Würde mich schon wundern, wenn er überhaupt eine Qualifikationsrunde schafft - von der Zeit gar nicht erst zu reden." Anstatt die Leute wieder zusammen zu brüllen schluckte Lukas den Ärger einfach herunter. Er hatte einfach keinen Bock mehr, sich mit denen anzulegen - außerdem war seine Stimme inzwischen heiser geworden. Im großen Aufenthaltsraum mit angeschlossenem Restaurant war die Stimmung ausgelassen und die jungen Fahrer und Fahrerinnen freuten sich mehr oder weniger gemeinsam auf den ersten Tag der Entscheidung, der am nächsten Morgen in Form der Qualifikation auf sie zukam. Nur wenige zogen die Ruhe und die Einsamkeit dem fröhlichen Trubel vor. Unter ihnen auch Lukas, der alleine am Rande der Strecke saß und schwere, dunkle Gedanken mit sich trug. Noch immer ärgerte er sich über den Hohn der anderen aber auch über sich selbst. Denn er wußte, dass die anderen gar nicht mal so unrecht hatten: Er hatte von allen Tieren mit großem Abstand am schlechtesten abgeschlossen. Und zwar nicht nur in der Rundenzeit - die war schließlich zweitrangig im Training - sondern nach Fahrsichterheit und -können. Er konnte es irgendwie nicht und er wußte nicht wieso. "Am besten, ich lasse Piwi alleine starten. Wer weiß, was ich anrichte, wenn mir im Rennen so ein Scheiß passiert," murmelte er vor sich hin. "So weit bist du noch gar nicht!" kam eine Stimme von hinten an sein Ohr. Ein unscheinbarer junger Mann hatte sich kurz hinter ihm hingestellt. "Was willst du damit sagen?" fragte Lukas ärgerlich. "Zuerst einmal mußt du durch die Qualifikation kommen. Und dafür fehlt es dir noch an Übung." "Ich weiß... und wo soll ich die hernehmen?" "Die kannst du dir nicht nehmen. Die mußt du dir selbst erarbeiten." "Und wie? Die Trainingszeit ist vorrüber und selbst wenn nicht: Ich würde früher oder später doch nur im Graben landen und wenn ich Pech habe auch noch krepieren dabei." Der junge Mann lachte ein wenig. "Ja, Risiko ist beim Rennsport immer dabei. Ich kenne auch keinen großen Fahrer, der nicht mindestens einmal einen schweren Unfall gehabt hat. Aber das Risiko kann gering gehalten werden. Dort unten...," er zeigte auf eine Treppe, die in den Keller des Gebäudes hinabführte, "dort steht eine große, alte Maschine. Aber sie leistet noch immer was von ihr verlangt wird." Mit einer Mischung aus Mißtrauen und Neugier schaute Lukas erst den Fremden und dann die Treppe an. Als Kimba und die anderen auf den Weg zu ihren Schlafplätzen waren, bemerkte er, dass jemand fehlte. Auf Nachfrage meinte Piwi, er hätte Lukas zuletzt an der Strecke sitzen sehen. Wenig später kamen Kimba und Wildcat an besagtem Platz an. "Ob er einen anderen Weg genommen hat?" fragte Wildcat. "Ich weiß nicht," meinte Kimba," ich hoffe nur, dass er nicht weggelaufen ist." "Warum sollte er?" "Du hast doch gesehen, wie sehr sein ständiger Mißerfolg an ihm geknabbert hat." "Ja. Ich wollte ihn eigentlich trösten, aber leider war er ja nicht bei uns und hier habe ich nicht gesucht." "Du, schau mal...," sties Kimba Wildcat an und deutete auf ein Licht, das offenbar aus dem Keller des Hauptgebäudes kam. "Ich wußte gar nicht, dass da jetzt noch jemand ist..." wunderte sich Wildcat. Als die beiden die Treppe hinuntergegangen waren, kamen sie an einer großen eisernen Tür an, die der Eingang zu einem großen, hohen Raum mit viel kaltem Neonlicht war. Es standen viele seltsame Geräte in diesem Raum. Einige sahen aus wie Fitnessgeräte, andere wiederrum kamen eher den Maschinen gleich, die gewöhnlich in einer Werkstatt zu finden waren. Zahlreiche Zeichnungen und Skizzen mit Notizen waren an den Wänden angebracht, auch viele Zeichnungen von technischen Details von Rennwagen. Neugierig schauten sich Wildcat und Kimba um. Irgendwie schienen die Geräusche eines Rennwagens aus einer Ecke der Halle zu kommen, der mitten in einem Rennen war - nur irgendwie klang es ein wenig anders und seltsam gedämpft. Kimba und Wildcat schauten einander kurz an und waren sich sofort einig, die Geräuschquelle aufzusuchen. Sie waren sich sicher, dass sie dort Lukas finden würden. Einige Momente später hatten sie ihr Ziel gefunden: Lukas saß in einem Gerät, das offenbar eine Art Rennsimulator war - nicht wie die aus den Spielhallen, sondern ein präzises Gerät mit allen Ausstattungsmerkmalen eines Cockpits. Er bemerkte die beiden gar nicht, obwohl sie nur wenige Meter hinter ihm standen. "Kaum zu glauben: Der übt? Und dann noch um diese Zeit?" fragte Kimba ungläubig halb sich selbst und halb Wildcat. "Tja mein Lieber, du wirst es mir zwar nicht glauben, aber Lukas ist sehr viel ehrgeiziger als er es vorgibt zu sein." "Hm... da könntest du recht haben. Aber wieso um alles in der Welt fährt er derartig langsam? Da würde mir nach spätestens zwei Runden der Geduldsfaden reissen..." "Das wundert mich auch ein wenig. Ob er wohl von selber darauf gekommen ist? Könnte ich irgendwie gar nicht glauben..." "Komm, gehen wir. Er wird schon irgendwann genug haben und zu uns kommen," meinte Kimba schließlich und stubste Wildcat an, dass sie mit ihm mitkommen möge. Am nächsten Tag verlief die Qualifikation verlief ziemlich unspektakulär. Diesmal gab es keinen großen Regenguss, der alle Resultate durcheinander würfelte. Das einzig erwähnenswerte Ereignis noch kurz vor der eigentlichen Qualifikation war ein "Ich mach dich platt, wenn du mir quer kommst im Rennen und die anderen ebenso" von einem schon gut bekannten Jungen mit sehr kurzen Stoppelhaaren und Jeff als Namen, das Juri an den Kopf geworfen wurde. Dann begann aber schon die Qualifikation. Unsere Freunde präsentierten sich in Höchstform. So schaffte Juri mit seiner bisher besten Runde überhaupt kurzzeitig Platz 8 und konnte im Laufe der Zeit nur bis Platz 14 zurückgedrängt werden. Sein persönlicher Lieblingsfeind landete eine zehntel Sekunde dahinter auf dem 15. Platz. Kimba schaffte ebenfalls mit einer sehr schnellen Runde den 17. Platz und startete damit direkt hinter Jeff. Piwi und Rahja bemühten sich und es dauerte bis zum Ende der Qualifikation, bis sie sich auf den Plätzen 25 und 26 noch ganz knapp für das Rennen qualifiziert hatten. Lukas fuhr sehr viele recht langsame Runden, bis er plötzlich mitten drin mal mit einer relativ schnellen sich noch vor Rahja und Piwi auf den 24. Platz retten konnte. Wildcat, die ja Juris Teampartnerin war, platzierte sich zunächst auf Platz 19 und ging erst im allerletzten Versuch volles Risiko. Platz 15 war der Lohn und entsprechend verrutschten nun alle anderen bis zu Platz 19. So startete Jeff nun nicht mehr neben Juri, sondern Wildcat. Jeff wurde einen Platz weiter geschoben und mußte dann direkt hinter Juri von Platz 16 starten. Kimba auf Platz 18 hatte weiterhin Jeff vor sich. Am Abend diees Tages feierten genau 26 Fahrer ihr Bestehen in der Qualifikation. Die meisten blieben dabei im Aufenthaltsraum, bis auf einige wenige, die den Keller für sich entdeckt hatten. Und das waren unter anderem Lukas und Wildcat. "Nanu? Du übst jetzt auch?" wunderte sich Lukas. "Ja, das schadet bestimmt nicht," antwortete Wildcat und versuchte dabei, sich auf den Simulator zu konzentrieren. "Aber nötig hast du das doch gar nicht." "Du auch nicht mehr. Aber du bist eben nicht der einzige, der nicht völlig ablosen will," lächelte ihn Wildcat vielsagend an. Lukas lächelte zurück: "Sieht so aus, als hätten wir doch ein paar Gemeinsamkeiten." Am nächsten Morgen konnte man die Spannung spüren, die über der Strecke lag. Es fehlte nicht viel und Glühbirnen hätten auch ohne Anschluß geleuchtet, so sehr lag sie in der Luft. Die Ränge hatten sich gefüllt und der Eindruck vom großen Dorf mit den kleinen und großen Strassen war dem einer Arena gewichen - und nichts anderes war es auch. Die Rennwagen standen in 13 Reihen je zu zweit leicht versetzt neben einander. Die Ampel leuchtete rot auf - zumindest eine der 6 nebeneinander angeordneten Ampeln. Wenn sie alle auf rot gesprungen waren, dauerte es nur zwischen 2 und 4 Sekunden, bevor das Rennen gestartet wurde. Alle schauten also auf die Ampeln. Die zweite war inzwischen grün geworden. Die ersten liesen ein wenig ihren Motor aufheulen und schalteten ihre Kupplung in Bereitschaft. Die dritte war grün geworden. Piwi schaute angestrengt nach oben und vergaß um sich herum fast alles. Die vierte war grün geworden. Jetzt heulten viel mehr Motoren auf als davor. Als die fünfte Ampel auf grün geschaltet hatte, hatte eigentlich jeder Fahrer die Kupplung in den 1. Gang geschaltet und gab ein wenig Gas. Nur die Bremsen hielten die Wagen vom sofortigen Losfahren ab. Die sechste Ampel leuchtete auf. Alle wußten: Gleich gehts los. Gleich springen alle Ampeln gleichzeitig auf grün und das Rennen hätte begonnen. Selbst Piwi bemerkte inzwischen, dass es klug sein könnte, mal den Gang einzulegen. Grün. Juri ließ die Bremse los und trat stärker auf das Gas. Augenblicklich kam er seinem Vordermann näher. Viel näher. Sehr viel näher als ihm lieb war: "Verdammte Scheiße!" dachte er sich und zog panisch das Lenkrad so, dass er an der Außenseite der Strecke an seinem Vordermann vorbeiziehen konnte. Wildcat auf der anderen Seite der Startreihe konnte problemlos an beiden vorbeiziehen. Auch Jeff hatte schnell bemerkt, dass der zweite Wagen vor ihm nicht von der Stelle kam. Kimba, der direkt hinter ihm gestartet war, war schon auf halber Höhe neben ihm. Doch Jeff kannte nichts: Er wich eiskalt nach außen aus, wo Kimba eigentlich fuhr. Er wußte: Wenn Kimba nicht auswich, gäbe es einen Crash, der für ihn nicht viel Schaden verursachen würde - für Kimba aber sehr wohl. Kimba erschrak als er sah, was Jeff vorhatte. Er konnte nichts weiter tun als bis über den Streckenrand hinaus auszuweichen. Eine riesige Staubwolke wurde von ihm aufgewirbelt und er fiel augenblicklich zurück. Nur mit etwas Glück konnte er sich noch hinter Jeff vor dem nächsten Verfolger behaupten. Sein guter Start jedoch war verloren gegangen. Lukas fuhr los und sah, dass er sehr schnell von Rahja wegkam. Genaugenommen verschwand sie recht schnell aus seinem Rückspiegel, denn auch sie kam nicht von der Stelle. Auch Piwi bemerkte, dass er erstaunlich schnell von Rahja wegkam. "Schade. Jetzt bleibt nur noch Lukas als gleichwertiger Fahrer übrig. Rahja sah das Fahrerfeld von sich fortfahren, genau in die Richtung, wo sie auch hingewollt hatte. "Da fahren sie... und ich hänge hier fest. Doofe Technik." Sie schaute nochmal zum Feld und bemerkte kurz eine aufsteigende Staubwolke. "Die ersten behaken sich offenbar schon. Wer ist denn so doof und riskiert so viel, dass es bis in den Staub geht?" Dann stieg sie aus und ging zur Boxengasse hinüber. Techniker kamen inzwischen angerannt und begannen, ihren Wagen von der Strecke zu schaffen. Im Gegensatz zum regionalen Rennen, an dem unsere Freunde teilgenommen hatten, kam es hier auch nicht zum Crash in der ersten Kurve nach dem Start. Auch später nicht. Irgendwie wirkte alles viel professioneller und abgeklärter, was die Fahrer hier ableisteten. Nach fast einer Stunde hatte es 3 weitere Ausfälle aufgrund von Fahrfehlern oder Getriebeschäden gegeben. Wildcat war vor Juri, Kimba und Jeff geblieben und stand sensationell auf dem 9. Rang. Doch sie wußte, dass sie keine Chance hatte, im Rennen unter die ersten drei zu kommen, geschweige denn, das Rennen zu gewinnen. Das lag vor allem daran, dass sie zum 8-platzierten vor ihr bereits eine halbe Runde Abstand hatte. Und der war auch noch weit von seinem Vordermann entfernt. Genaugenommen würden die hinter ihr fahrenden bald vom erstplatzierten überrundet werden. Hinter ihr fuhr Kimba mit etwa 6 Sekunden Abstand. Er hatte Juri und Jeff überholeb können, als die bei einem mißglückten Überholversuch von Juri viel Zeit verloren hatten. So fuhr in nur einer knappen Sekunde Abstand Jeff hinter Kimba her, kam aber nicht näher heran und nur eine viertel Sekunde dahinter kam Juri, der immer mal wieder zum Überholen ansetzte, jedoch mangels Erfolgschancen immer wieder hatte abbrechen müssen. Lukas war durch die Ausfälle und einen etwas unfreiwilligen Boxenstop durch seinen Vordermann bis auf den 18. Platz vorgerückt. Er fuhr fast im Getriebe seines Vordermannes, aber irgendwie schien er keinen Überholversuch starten zu wollen. Piwi fuhr ein wenig langsamer und hatten denjenigen vor sich, der sich mit einem zusätzlichen Boxenstopp in die hinteren Ränge gerbacht hatte. Es ging ihm zwar auch nur um das Mitfahren, aber vorletzter im Feld zu sein fand er nicht gerade schön. Hinter ihm fuhr nur einer, der bereits seinen regulären Boxenstopp gemacht hatte und ihn bei seinem eigenen Stopp wieder überholen würde. Überhaupt war gerade die Zeit der Boxenstopps gekommen und gerade die Führungsspitze und die wenigen Nachfolgenden besuchten während der Mitte des Rennens die Box. Unter anderem auch Ingo, der geradewegs neben Juri zurück kam auf die Strecke. Gleichzeitig fuhren sie in die erste Kurve. "Das ist ein wenig knapp," bemerkte Juri," aber Ingo wird mich schon nicht einfach herausschieben." Die Kurve wurde in ihrem Verlauf etwas schärfer und Ingo rutschte langsam nach aussen. "Ingo, verdammt, geh vom Gas, sonst schiebst du mich neben die Strecke," dachte Juri besorgt und schaute zu Ingo rüber. "Ausserdem bin ich auf der Ideallinie und schon eine halbe Länge vor dir. Kannst mich auf der Geraden überholen. Ingo... INGOOO...!" Zu spät: Ingo berührte ihn mit seinem linken Vorderrad am rechten Hinterrad und brachte so Juris Wagen aus der Balance. Fast augenblicklich drehte Juri sich von der Fahrbahn weg und landete zunächst mit den Hinterrädern und dann auch rückwärts mit den Vorderrädern im Kies. Ingo zog davon und meldete sich noch kurz über Funk: "Sorry, aber hier geht es um Zeit und Plätze. Du hattest ja eh keine Chance auf das Siegerpodest. Nimms nicht persönlich." Juri trat vorsichtig auf das Gas, aber die Hinterräder drehten durch: Er steckte im Kies fest. Juri war damit ausgeschieden. "Verdammte Scheiße!" fluchte er und schlug ärgerlich mit den Händen aufs Lenkrad. "So ein verlogenes Schwein! Der hat mich eiskalt abgedrängt. Nichts mehr mit schönen Reden oder so. Keine Runde später kam ein weiterer Bekannter aus der Box: Shinko, das "Schraubenarschloch", ging genau neben Kimba auf die Strecke. "So schnell lasse ich den nicht vorbei...," dachte sich Kimba. Zu zweit bremsten sie hart in die Kurve, Shinko innen und Kimba aussen. Fast Rad an Rad quetschten sich die beiden immer weiter in die Kurve. Sie sahen noch, wie Juris Wagen von den Helfern abgeschleppt wurde. Und die Kurve wurde immer enger. Kimba fuhr schon fast auf den Randsteinen. "Mist. Wenn der so weitermacht, bin ich auch gleich draussen. Er könnte mich jetzt einfach rausstossen: Ich bin ihm geliefert." schoß es dem weißen Löwen durch den Kopf. Doch plötzlich gewann Kimba leicht an Boden und der Abstand zwischen den Wagen vergößerte sich wieder. Shinko hatte offenbar kurz abgebremst und so eine Kollision verhindert. Dann bremste er sogar noch stärker und lenkte sehr früh in das Ende der Kurve ein. Kimba hatte wieder eine volle Wagenlänge Vorsprung, mußte aber selber stark bremsen, um nun ebenfals die Kurve nehmen zu können. Als beide wieder ihre Wagen in der Position für "Vollgas geradaus" hatten, zog Shinko glatt an Kimba vorbei. Offenbar hatte er durch das frühere Einlenken auch wieder früher Beschleunigen können. "Hm," bemerkte Kimba, " er hat mich knallhart ausgebremst aber nicht aus dem Rennen gestoßen." Diese Situation hatte Kimba zu denken gegeben. Ingo hatte ihn und Jeff zwar kurz nach Juri überholt und hatte keine krummen Aktionen dabei gestartet. Andererseits hatte es auch keine Möglichkeit für ihn dafür gegeben. Nach weiteren 30 Minuten war das Rennen schon fast vorbei. Der Führende hatte gerade die Zielline überfahren und die fünftletzte Runde damit eingeleutet. Es waren zwischenzeitlich zwei weitere Fahrer ausgeschieden, einer davon war der ehemalige Drittplatzierte gewesen, so dass Wildcat auf Rang 8 und Kimba auf Rang 9 kamen. Der andere war Jeff gewesen, dem mitten auf der Geraden der Motor explodiert war. Lukas hatte sich dadurch auf den 16 Rang verbessern können und Piwi auf den 17, obwohl er damit noch immer vorletzter war und schon viermal überrundet worden war. Die vierte Überrundung lag auch noch nicht lange zurück und der Dritt und Viertplatzierte hatten sich gerade vorbeigeschoben. Für Lukas und Piwi waren diese Überrundungen besonders anstrengend, weil sie dabei gleichzeitig um Lukas 16. Platz kämpften. Kaum dachte Lukas, er könnte aufatmen, als der vierte endlich vorbei war und er die Lücke vor Piwi rechtzeitig hatte zumachen können, da tauchte auch schon der fünfte in seinem Rückspiegel auf. "Oh nein, nicht noch einer. Bloß schnell vorbei lassen," dachte er sich. Wenige Sekunden später mußte er auch schon den Fünften vorbeilassen. Doch Piwi war direkt hinter dem und konnte in dessen Windschatten gut an Fahrt gewinnen. "Mist. So war das nicht gedacht," bemerkte Lukas und hielt dagegen. Er selbst war nach innen gefahren, um die Idealline aussen dem Überrunder zu überlassen, damit dieser möglichst gut und schnell an ihm vorbei kam. Jener war dann auch gleich ein Stück vor ihm, doch Piwi war ebenfalls schon fast vorbei. Aber nur fast. Der Fünfte war zu schnell und der Windschatten für Piwi riß ab. Lukas fuhr mit weniger Flügel, also weniger Luftwiderstand, und so ein wenig schneller auf den Geraden. Das hatte bisher immer gut gereicht, obwohl Piwi wegen seines Flügels in den Kurven besser vorran kam - nur dort überholte es sich schlecht. So fuhren beide nebeneinander auf das Ende der Geraden zu. Die machte etwa 200 Meter vor Ende der Geraden einen leichten Knick. Neben Piwi war inzwischen die Nummer 6 des Rennens vorgefahren, um sich ebenfalls noch möglichst vor der Kurve vor den beiden durchzuschieben. Das machte drei Wagen nebeneinander und Piwi bemerkte plötzlich, dass er ziemlich eingeengt war. "Oh verdammt. Wenn das mal gut geht... bloß niemanden berühren," dachte er sich und konnte nur hoffen, dass nichts passieren würde. Doch er hatte unrecht: Er kam ein wenig zu nahe an Lukas heran. Nichts schlimmes, aber die Funken sprühten auf, als die Räder einander seitlich berührten und ihren Radkappen gegenseitig einen neuen Schliff verpassten. Piwi erschrak darüber und zog augenblicklich das Steuer in die andere Richtung - leider mehr als gut gewesen wäre. Auch dort berührte Piwi seinen Kontrahenten. Der bemerkte noch das drohende Unglück und bremste schnell ab, um zurück zu fallen und für Piwi Platz zu machen. Auch Piwi hatte inzwischen die Notbremse gezogen und bremste ab, doch nicht ganz so früh wie er. Weil Piwis Räder jeweils kurz hinter den seinen waren, fuhr Piwi mit seinen linken Rädern auf die rechten Räder des Fünften auf. Er hob augenblicklich ab und wurde dabei ein gutes Stück auf Lukas Fahrbahn geworfen. Der hatte durch das Bremsen der beiden anderen inzwischen wieder allen Platz der Welt und bremste gerade in die besagte Kurve am Ende der Geraden hinein. Das wäre auch soweit gut gegangen, wenn nicht direkt hinter ihm Piwi angeflogen gekommen wäre - noch immer mit zwei Dritteln der Höchstgeschwindigkeit, da es nichts nutzt zu bremsen, wenn die Räder keinen Kontakt mehr mit dem Boden haben. Mit voller Wucht knallte Piwis Wagen auf den von Lukas drauf. Aufgrund des Versuchs von Lukas, in die Kurve einzulenken, drehte sich sein Wagen dabei seitlich zur Fahrtrichtung und schlitterte mit hoher Geschwindigkeit seitlich gegen die Randsteine. Die Physik folgte ihrer Logik: Die Räder kamen nicht über die Randsteine hinüber, aber der Wagen wurde mit viel Kraft dennoch in diese Richtung geschoben, also kippte Lukas Wagen auf die Seite und Überschlug sich. Dabei wurde Piwis Wagen über den von Lukas komplett hinübergeworfen und landete Kopfüber vor dem von Lukas. Beide Wagen rutschten daraufhin bis in die Seitenbande. Auch der Fünftplatzierte hatte beim Crash mit Piwi etwas abgekriegt: Die Aufhängung des rechten Vorderrades war gebrochen und so reichte seine Bremsleistung nicht mehr aus und rutschte in die beiden Unfallwagen vor ihm mit hinein. Durch die aufgewirbelte Staubwolke konnte man kaum etwas sehen, aber es reichte, um die Flammen zu erkennen, die aus dem Motor von Lukas Wagen hervorschlugen. Die Rettungskräfte begannen, von allen Richtungen zur Unfallstelle zu rennen. Rahja stand wie zu Stein erstarrt am Eingang der Boxengasse und sah in etwa 400 Metern Entfernung, was geschah. Wildcat und Kimba hatten das Unglück zunächst gar nicht mitbekommen, da sie noch auf der anderen Seite der Rennstrecke fuhren. Doch dann sahen sie große dunkle Rauchschwaden aufsteigen und Blaulicht in der Ferne blinken. "Ohje... da muß ein ziemlich übler Crash gewesen sein," bemerkte Wildcat sofort. "Sag mal, müßten sich Lukas und Piwi nicht dort in der Nähe aufhalten?" fragte Kimba durch sein Headset. Mit sehr unwohlem Gefühl fuhren die beiden die weitere Strecke bis zum Unfallort. Sie sahen einen unbekannten Wagen, wo ein menschlicher Fahrer gerade mit Hilfe der Rettungskräfte ausstieg. Er schien ein wenig verletzt zu sein. Am Streckenrand standen Posten die gelbe Flaggen schwenkten: Nur mit verminderter Geschwindigkeit fahren. Dann sahen sie die anderen beiden Wagen. Piwis Wagen war nur noch an der Nummer auf der Seite zu erkennen, von Lukas Wagen war ein wenig mehr übrig. Doch beiden standen inzwischen hell in Flammen. "Wo sind Piwi und Lukas?" fragte Wildcat Kimba. "Ich sehe sie auch nicht," antwortete er. Beide hatten sie dieselbe schlimme Befürchtung. Augenblicklich fuhren sie noch vor der Unfallstelle von der Fahrbahn auf den Grünstreifen am Rande. Schnell sprang Kimba aus seinem Fahrzeug. "Lukas! Piwi!" rief er mit aller Kraft und er spürte deutlich, dass er schreckliche Angst hatte, Angst, die beiden zu verlieren. Die Feuerwehrleute, die schon beim Löschen waren mußten Kimba mit vereinten Kräften zurückhalten. "Nicht dort reinrennen! Die Flammen sind viel zu heiß!" Rahja war inzwischen auch an der Unfallstelle angekommen und versuchte Kimba zu beruhigen: "Warte, Kimba! So kannst du für die beiden nichts tun. Die Menschen versuchen doch schon, ihnen zu helfen." Kimba ließ sich ins Gras fallen und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er wußte, dass Rahja Recht hatte und gerade das machte ihn so wütend: Er stand direkt vor dem Unglück und konnte doch nichts tun, um den beiden zu helfen. Wenn die beiden dabei draufgehen sollten, würde er sich das nie verzeihen. Er hätte zwei seiner besten Freunde verloren. Und auch die anderen im Dschungel wären sehr traurig darüber, vor allem jedoch Wildcat, die ständig mit den beiden Junggeparden unterwegs gewesen war. "... Wildcat... ?" fragte Kimba und schaute, wie es ihr wohl ginge. Wildcat stand wie zu Stein erstarrt und dicke Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wußte genau: Das konnten die beiden nicht überlebt haben. Inzwischen wurden die gelben Flaggen durch rote Flaggen ersetzt: Das Rennen wurde abgebrochen - drei Runden vor dem Ende. Damit wurde das Ergebnis so gewertet, wie es war. Kurz darauf war auch das Feuer an den Rennwagen gelöscht, so dass die Rettungskräfte Lukas und Piwi aus ihren Sitzen befreien konnten. Beide rührten sich nicht. Es wurden Wiederbelebungsversuche gestartet. Mund-zu-Schnauze-Beatmung, Herzmassage. Zum Schluß sogar mit elektro Stimulator. Doch die beiden blieben regungslos liegen. Schließlich gaben die Notärzte auf. "Nichts zu machen. Tut mir leid für euch," konnte der leitende Notarzt nur sagen. Kimba sprang augenblicklich auf und rannte davon - so schnell er nur konnte. Er rannte über den Grünstreifen, über die Seitenbande, über die Zäune, die das Renngelände begrenzten und noch viel weiter. Als er nach etlichen Minuten auf einem freien Feld stehen blieb, konnte er nur noch all seine verbliebene Kraft in einen einzigen Ausruf stecken: "NEEEEIIIIINNN!" Dann brach er erschöpft zusammen und blieb liegen. Ob er diesen schweren Verlust überstehen kann? ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 31 - "Die Parallelwelt" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)