Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 24: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 22 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Toleranz" ======================================================= Der kühle Luftzug, der vom Eingang der Höhle in die Tiefen der dunklen Räume wehte, ließ ihn genaz spüren, wo am unteren Rand seiner Augen es feucht war. Seine Krallen hatte der weiße Löwe soweit es nur ging in den Boden der Höhle gegraben und wäre dabei wohl auch durch festes Gestein gedrungen, wenn es nötig gewesen wäre. Vor ihm schimmerte dunkel eine große Statue in Form eines Affen - genauer: Eines Mandrill. Es war ein sehr alter Mandrill, der da abgebildet worden war. Er dürfte noch so einige Jahre älter gewesen sein, als Daniel es war. Bei diesem Anblick wurde Kimba bewußt, dass sein Gefühl wirklich Recht hatte: Daniel war viel zu früh gestorben. Doch plötzlich schien sich im Inneren der Höhle etwas zu verändern und er spürte wie Wärme von der linken Seite in ihn eindrang und seinen gesamten Körper mit einem wohligen Gefühl füllte. Es war Rahja, die sich sorgen um ihren Freund machte. "Daniels Tod geht dir noch immer so nahe, wie am ersten Tag, nicht wahr?" Kimba sagte nichts, sondern nickte nur. Er mußte einen dicken Klos im Hals herunterschlucken, um seine Stimme wiederzuerlangen. Zunächst aber tröstete Rahja ihn so gut sie konnte: "Er wird immer in unseren Herzen sein, egal wo er sich jetzt befindet." Kimba mußte sich ein bitteres, sarkastisches Grinsen verkneifen. Im Prinzip wußte er nämlich, wo sich Daniel jetzt befand: In einem imperialen Supercomputer, bereit in Serienproduktion zu gehen und optimal programmiert wieder zu ihnen zurückzukehren. Stets mit einem zweiten und dritten Ersatz versehen, um einen möglichen "Ausfall" kompensieren zu können. "Du schläfst in letzter Zeit ziemlich unruhig, Kimba. Ich glaube, du brauchst jemanden, an dem du dich auch nachts festhalten kannst, jemanden der bei dir ist und dich beruhigt. Jemand der über deinen Schlaf wacht..." Kimba schaute Rahja etwa unsicher an. Er konnte schon in etwa denken, worauf es hinauslief. Doch er wollte sich nichts anmerken lassen - und erst recht nichts dagegen tun. "Laß mich bei dir schlafen. Ich werde dafür sorgen, dass es dir besser geht." Dankbar lächelte Kimba Rahja an. Sie war sehr feinfühlig und hatte ein gutes Herz. Genau deswegen mochte er sie so sehr. Er küßte sie kurz aber liebevoll und meinte dann: "Komm, laß uns gehen. Wollen wir wenigstens sein Erbe aufrecht erhalten." Was er damit meinte, war, Daniels Restaurant zu erhalten. Es sollte in den nächsten Tagen einen neuen Anstrich erhalten, damit es so neu und voller Leben aussah, um die Stimmung von Daniels Tod zu übertünchen. Als sie dem Lokal immer näher kamen und die Umrisse bereits durch das Gebüsch erkennen konnten, stoppte Kimba plötzlich abupt ab. "Was ist los?" fragte Rahja verwundert. "Riechst du das auch, Rahja?" Rahja schnupperte ein wenig in der Luft. "Naja, es riecht etwas süßlich und etwas faul. Wieso?" "Ja... süßlich und faul... . Ich frage mich, was die hier wollen...," überlegte Kimba vor sich hin. "Wen meinst du?" "Sumpfzombies...," antwortete Kimba und ging dann langsam weiter auf das Restaurant zu. Offenbar war noch nichts schlimmes passiert, denn er konnte einige Tiere dort ruhig sitzen und essen sehen. Aber da war noch mehr: Da schienen an der einen Seite der Terrasse zwei dicke Büsche hinzugekommen zu sein. Und auch mitten auf der Terrasse schien jetzt so ein Gewächs aus Ästen und Blättern zu wuchern. - Schnell zu wuchern, denn es bewegte sich. Genaugenommen schien es sogar zu gestikulieren. Als Kimba einige Schritte näher gekommen war, konnte er jenes Gebüsch auf der Terrasse als Oumpf ausmachen, der da gerade mit Buckey und Cheetah redete. Buckey leitete zusammen mit Pauley das Restaurant und Cheetah bekam immer morgens nach dem Frühstück die Speisekarten für die nächsten drei Mahlzeiten auf den Rücken gebunden. Damit wurde er seiner Rolle als Dschungelpost gerecht und informierte alle Tiere darüber, auf was sie sich einzustellen hatten. Allerdings waren die Mahlzeiten seit Daniels Ableben relativ einfach und wenig abwechslungsreich geworden, weshalb das Interesse für die Speisekarte langsam nachlies. "Guten Morgen Oumpf," begrüßte Kimba die halbwegs intelligente schwarze Masse mit dem vielen Gestrüpp an ihrer äußeren Schicht. "Gruß an Kimba!" grüßte Oumpf zurück. "Was ist denn los, das ihr den Sumpf verlaßt?" "Großes Unglück. Großes Unrecht," begann Oumpf. "Wir sehen anders aus. Menschen sagen das und Menschen behandeln uns schlecht. Menschen sagen, Monster sind wir, Monster haben keine Rechte. Wir sind aber keine Monster. Menschen sollen das verstehen. Daher sind wir hier." "Ich verstehe nicht: Ihr habt Probleme mit den Menschen und kommt deswegen zu uns Tieren?" wunderte sich Kimba. "Ja. Menschen wollen nicht mit uns reden. Nur mit Knüppeln vertreiben. Aber mit euch reden sie. Ihr könnt zu ihnen gehen und sagen, was wir sagen." "Hm... nagut, das sehe ich ein. Ich werde mal ein paar Menschen hierher holen, mit denen ich mich gut verstehe. Die werden mir sicherlich den richtigen Menschen für euer Problem nennen können." "Dank sei dir, Kimba." sagte Oumpf mit einer leichten Verbeugung. Kimba bemerkte, dass noch immer so viel Schimmel zwischen seinen Ästen war, wie beim ersten Treffen. Kimba wunderte sich, dass es ihn wohl nicht störte und auch, dass der Verfall offenbar nicht voranschritt. Am Nachmittag trafen Juri und Mbangi am Restaurant ein. Und sie schienen gar nicht so begeistert zu sein, dass Kimba den Sumpfzombies zu mehr Rechten verhelfen wollte. "Die sehen ja auch aus wie Monster," fand Juri. "Und sie sprechen wie Monster," stimmte Mbangi zu. "Außerdem sind sie so... anders. Irgendwie ekelig." fügte Juri noch hinzu und Mbangi nickte deutlich. "Ich kann nicht glauben, was ich da hören muß," begann Kimba ärgerlich und entsetzt. "Ihr wart doch alle beide bei unserer ersten Begegnung dabei. Sie haben uns geholfen, den Dunkelpiraten zu entkommen. Genaugenommen haben sie sie vertrieben, während ich euch nicht beschützen konnte und ihr beiden wimmernd am Boden gelegen habt. Und dann haben sie uns einfach gehen lassen. Wirkliche Monster waren die Befehlshaber dieser beiden Alienflotten, die unsere Welt für ihren dämlichen Krieg fast zerstört hätten. Und die Menschen, die diesen sogenannten 'großen Krieg' angefangen haben." Juri und Mbangi schauten sich an. Irgendwie hatte Kimba ja recht, auch wenn es ihnen nicht gefiel. Und das folgende sollte ihnen noch weniger gefallen: Kimba winkte jemandem im Gebüsch zu. "Oumpf, du kannst jetzt kommen," rief Kimba diesem jemand zu. "Oumpf?" fragten beide gleichzeitig und erinnerten sich dunkel daran, wo sie diesen Namen schon mal gehört hatten. Da bewegte sich auch schon ein Teil des Gebüsches mit gutem Marschschritt Tempo auf das Restaurant zu, richtete sich dabei auf und die rötlich leuchtenden Augen waren deutlich sichtbar. Mbangi und Juri rutschte ihr Herz in die Hose, vielleicht sogar noch tiefer. "Oumpf ist ja der Anführer der Sumpfzombies und er wird euch nochmal genau erklären, um was es eigentlich geht," erklärte Kimba noch kurz und machte dann den Platz frei für die Mischung aus schwarzer Masse und faulendem Gestrüpp, die lediglich von den groben Konturen her an einen Menschen erinnern konnte. "Hallo ihr beiden," blubberte Oumpf auch sogleich los. "Alle von uns leben hier im Sumpf. Doch einer nicht. Er lebte in Loch nahe wo leben Menschen. Er wollte Ruhe haben. Doch Menschen fanden ihn. Sie liessen ihm keine Ruhe. Sie kamen mit Holz und schlugen ihn bis er wegrannte. Das hat ihm sehr weh getan. Wir wollen Gerechtigkeit für ihn. Die Schläger sollen Strafe bekommen. Und er soll wieder in seinem Loch wohnen." Kimba setzte wieder ein: "Und genau da kommt ihr beiden ins Spiel. Die Menschen haben Angst vor Oumpf und seinen Leuten, daher können sie nich in die Stadt kommen. Ihr sollt mich zu einem Menschen bringen, der für Gesetze zuständig ist und mich dabei unterstützen, ihn hierher zu bringen, damit er hören kann, was Oumpf zu sagen hat." So richtig begeistert schienen die beiden jungen Menschen nicht zu sein, aber immerhin schienen sie es einzusehen, dass Oumpf und seinen Leuten Gerechtigkeit wiederfahren sollte. Die Sterne funkelten zu tausenden auf die Bäume und Büsche des Dschungels hinab. Auch auf den Schlafplatz von Lukas und Piwi, wo beide friedlich schliefen - naja, zumindest Piwi. Denn Lukas wachte zum wiederholten Male auf und konnte nicht einschlafen. Er hatte einen weiteren Teil eines Herzkontainers entdeckt und war am Abend nicht darauf gekommen, wie er ihn hätte erreichen können. Und das ließ ihm keine Ruhe. Schließlich stand er auf und lief wie in Trance zum Flugzeug. Schnell hatte er die Geräte eingeschaltet und spielte weiter. Einige Male versuchte er es, doch immer wieder scheiterte er an einem Puzzel. Bis die Helligkeit von ausserhalb des Flugzeugs ihn wieder zur Besinnung brachte. "Oh Scheiße! Es ist ja schon wieder morgen! Verdammt!" ärgerte sich Lukas. Er hatte schon wieder nicht widerstehen können und die Nacht durchgespielt. Müde schleppte er sich zum Unterricht und trug auch noch ein sehr schlechtes Gewissen mit sich. Nicht, weil er halt wieder gespielt hatte, sondern wegen der Konsquenz: Er hatte die Hausaufgaben eigentlich am frühen Morgen machen wollen. Doch nun kam er bereits überhaupt etwas spät zum Unterricht. Die anderen saßen bereits und Kimba, der heute den Lehrer darstellte und von seinen Erfahrungen bei den Menschen berichten wollte, wollte gerade mit der ersten Stunde beginnen. "Lukas! Das war aber knapp. - Wo hast du eigentlich deine Tafel mit den Hausaufgaben?" "Öh... die hab ich Zuhause liegen lassen...," log Lukas und wußte eigentlich selber, dass das jedem klar war, dass er hier flunkerte. Und er bekam auch gleich die Quittung: Wildcat: "Du bist ja dermaßen blöde, dass du es selbst schon gar nicht mehr mitkriegst," schimpfte sie und die Blicke der anderen schienen ihr Recht zu geben. Auch in der großen Pause einige Zeit später, ging sie jedem Kontakt mit ihm aus dem Weg und ging lieber mit Piwi spielen. Und der kleine Gepard schien auch gerade nicht so viel Interesse zu haben, mit Lukas zu spielen. "Hmpf. Nur weil ich heute gespielt habe?" fragte Lukas verärgert und halblaut sich selbst. "Nein, dass ist bloß ein weiterer Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Oder erinnerst du dich nicht an gestern?" ging Dodi ungefragt darauf ein. "Wie? Was soll denn gestern gewesen sein?" "Da wollten sie doch mit dir spielen, obwohl du auch da schon wieder zu spät gekommen bist, die Hausaufgaben nicht hattest und auch noch versucht hast, uns was vorzulügen. Aber du bist dann Nachmittags lieber wieder an dieses doofe elektrische Spiel in diesem komischen Kasten gegangen." "Das Spiel ist nicht doof und der Kasten heißt Computer oder genauer: PC," murrte Lukas vor sich hin. "Du stellst dieses Spiel einfach über deine Freunde. Das ist es, was sie dir übel nehmen. Und ich auch, ebenso wie alle anderen. Ist dir so ein elektrisches Etwas wirklich so viel wert? Was hast du denn davon, wenn du stundenlang davorsitzt? Ich dachte, du wärst schon mal damit durch gewesen? Wie oft willst du denn noch? Bis du alt und grau bist und keine Freunde mehr hast?" Lukas schaute bedröppelt zu Boden. Auch wenn er Dodi nicht wirklich abkonnte, wegen ihrer oft etwas lehrerhaften Art, hatte sie doch Recht mit alldem, was sie ihm gerade gesagt hatte. Ohne ein Wort zu sagen ging Lukas in eine andere Ecke des Schulhofes und ärgerte sich über sich selbst. "Ich muß diese doofe Spielsucht endlich ablegen. Sonst ende ich wirklich so, wie sie es sagt." Es war etwa gegen 3 Uhr Nachmittags, als eine Reihe an Autos in den Dschungel fuhr und nahe Daniels Restaurant hielten. Es waren die Leute, die Juri und Mbangi benachrichtigt hatten: Der Bürgermeister der Stadt und der oberste Richter der Stadt - inklusive einer kleinen Eskorte von je 2 Leuten, die sie entweder nur fuhren oder begleiteten. "So ganz genau weiß ich noch immer nicht, wieso ich überhaupt hier her komme. Der Dschungel ist doch nicht meine Stadt," murmelte der Bürgermeister seinem Begleiter zu. Der war sein Assistent und rechte Hand. "Weil wir hier öffentlichen Ärger mit den Monstern vermeiden," erinnerte er ihn. "Achja... es handelt sich ja nicht um gewöhnliche Querulanten - nein, sie müssen auch noch abschreckend häßlich sein und können noch nicht mal richtig sprechen," fiel es dem Bürgermeister wieder ein. "Ich bin auch nicht froh darüber, dass wir in den Dschungel kommen müssen," meinte der Richter, der zum Bürgermeister aufgeschlossen hatte," aber wenigstens ist es kein gewöhnlicher Dschungel. Wir sind hier also meines Erachtens nach relativ sicher. - Sonst wäre ich auch nicht hier." Daniels Restaurant war inzwischen ein wenig umgebaut worden und glich nun ein wenig einem konventionellen Gerichtssaal. Und etliche schaulustige Tiere hatten bereits Platz genommen, als Kimba auf seine Gäste zukam und sie begrüßte: "Guten Tag Herr Richter, guten Tag Herr Bürgermeister. Schön dass ihr beide kommen konntet." Der Bürgermeister lächelte zwar, aber verdrehte innerlich die Augen: "So ein Dummkopf. Er hat keine Ahnung, wie man wichtige Persönlichkeiten begrüßt." Es kurz darauf begann die Verhandlung. Richter: "Ich eröffne hiermit die Verhandlung" Sein Holzhammer rummst einmal auf den Tisch. Richter: "Der Kläger hat das Wort." Oumpf erhob sich von seinem Platz. Als er nach vorne Schritt, war relativ leicht zu erkennen, dass die Anwesenden Menschen sich entweder fürchteten oder ekelten. Einzig der Richter blieb bei einem halbwegs neutralem Gesichtsausdruck. Oumpf: "Es hat Unrecht stattgefunden. Einer von uns hat Gewalt bekommen von Menschen. Sie taten ihm weh und dabei hatte er ihnen nichts getan. Sie vertrieben ihn aus seinem Zuhause. Wir fordern, dass er wieder zurückkehren darf. Wir fordern, dass böse Menschen bestraft werden. Wir fordern, dass wir als ... " Oumpf stockte und schaute unsicher zu Kimba. ".. empfindsame Wesen," sagte Kimba und lieferte Oumpf damit die fehlenden Worte. "Ja... das wollen wir, dass die Menschen uns so sehen und behandeln. Das war alles." Oumpf ging wieder zu seinem Platz und setzte sich. Richter: "Was hat die Gegenseite dazu zu sagen? Herr Bürgermeister, Sie haben das Wort." Der Bürgermeister erhob sich und begann: "Nun... zunächst einmal will ich festgehalten haben, dass weder Beweise für die Tat vorgelegt wurden, noch irgendwelche Verdächtigen, geschweige denn Schuldigen genannt werden konnten. Man kann nicht durch die Stadt gehen, sich auf gut Glück eine handvoll Bürger heraussuchen und hoffen, dass man die richtigen bestraft. Erst recht nicht, ohne Beweise für die Tat." Oumpf: "Er hat es uns gesagt. Das ist der Beweis. Wir lügen uns nicht an." Richter: "Ruhe bitte, der Bürgermeister ist an der Reihe!" Bürgermeister: "Vielen Dank. Aber wir können ja gleich mit der Befragung der Zeugen beginnen. Ich rufe also nacheinander ... den da...," er zeigte auf Oumpf, "und das vermeintliche Opfer in den Zeugenstand." "Ihr müßt jetzt noch mal ausführlich Schildern, was geschehen ist und dabei auch die Fragen des Bürgermeisters beantworten," erklärte Kimba den anwesenden Sumpfzombies. "Äh... Oumpf. In welcher Beziehung stehst du zu dem vermeintlichen Opfer?" begann der Bürgermeister. "Wir sind nicht Mann und Frau, weil er und ich Männer sind." Den anderen Beteiligten - ausser den Sumpfzombies - war klar, dass Oumpf den Begriff ein wenig falsch gedeutet hatte. "Ich meinte eher, ob du sonstwie mit dem Opfer verwand oder verschwägert bist." Oumpf schaute fragend erst den Bürgermeister an dann in die Runde. Der Bürgermeister verdrehte innerlich die Augen: "Sowas von blöde. Ich dachte bislang, je blöder der Gegner, umso einfacher ist er auszutricksen. Aber wenn er zu blöde ist und noch nicht einmal kapiert, dass ich ihn in eine bestimmte Richtung locken will..." dachte er sich verärgert. "Gehören das Opfer und du zu ein- und derselben Familie?" "Alle von uns sind Familie. Auch er. Wir sind große Familie," sagte Oumpf. Der Bürgermeister grinste. "Dann kann nur einer von euch rechtsgültig vor Gericht aussagen, solange es keine weiteren Beweismittel gibt. Keine weiteren Fragen. Ich rufe das vermeintliche Opfer in den Zeugenstand." Ein anderes Sumpfzombie schlürfte in den Teil des Restaurantes, der nun mittels einiger Bretter als Zeugenstand zu deuten war. "Kannst du Namen nennen, wer dich angegriffen hat?" begann der Bürgermeister. "Nein." "Kannst du ihre Gesichter beschreiben?" "Nein." "Kannst du uns wenigstens die genaue Anzahl von den Leuten nennen, die dich angegriffen haben?" "Nein." "Und wie sollen wir dann diejenigen ausfindig machen?" Das Sumpfzombie schwieg. "Damit denke ich, hat sich die Sache mit der Bestrafung der möglichen Täter erledigt. - Sofern sie sich überhaupt zugetragen hat. Im Zweifel wird bei uns für den Angeklagten entschieden. In diesem Falle sind das die Bürger der Stadt, da keine Einzelpersonen genannt werden konnten. Ich plädiere also dafür, dass die Behauptung, Bürger meiner Stadt hätten dieses Unrecht begangen, zurückgenommen wird. - Zumal eine mögliche Gruppe von Tätern auch aus anderen Regionen hätte kommen können." Richter: "Hat die Verteidigung etwas dagegen vorzubringen?" Oumpf und Kimba schauten sich an. Keiner von ihnen hatte eine Ausbildung als Anwalt hinter sich. Richter: "Damit ist der erste Punkt, die Forderung nach Bestrafung der Täter des hier vorgebrachten Falles mangels Beweisen abgelehnt. Es bleibt der zweite Punkt, die Forderung nach Menschenrechten für diese Gruppe an Wesen." Bürgermeister: "Dazu habe ich nichts zu sagen, da das nicht in meine Zuständigkeit fällt." Richter: "Mit welcher Begründung fordert der Kläger Menschenrechte für seine Gruppe ein?" Oumpf: "Wir sind Menschen. Nur anders." Richter: "Menschenrechte können nur empfindsame Lebewesen mit erhöhter Intelligenz erlangen. Dass ihr dies seit, muß bewiesen werden." Oumpf: "Ich sage, wir können fühlen. Auch Schmerzen von Knüppeln von Menschen." Richter: "Nun, das mag sein. Aber wie sieht es mit tieferen Gefühlen aus? Die Frage nach Empfindsamkeit bezieht sich nicht auf das Wahrnehmen äusserer Einflüsse, sondern auf das vorhandensein einer Seele." Oumpf schaute Kimba an. Kimba: "Natürlich haben sie eine Seele, wie alle Lebewesen die ich kenne. Ich kann das von jedem Tier sagen und von Oumpf und seinen Leuten ebenso." Richter: "Dies müßte erst bewiesen werden." Kimba: "Wie soll man denn das Vorhandensein einer Seele beweisen?" Bürgermeister: "Tja, ohne das wird es wohl nichts werden mit Menschenrechten für Monster." Ein ärgerliches Raunen ging durch die anwesenden Sumpfzombies. Richter: "Bitte: Ordnung! Es geht hier nicht mehr um ihre Angelegenheit." Bürgermeister (grinsend): "Natürlich nicht. Ich bitte um Verzeihung." Kimba: "Wie sollen wir das Beweisen? Das müßt ihr doch wissen, denn ihr behauptet doch von euch selbst, dass ihr eine Seele habt." Der Richter stutzte. Mit so einem Konter hatte er nicht gerechnet. Aber er war ja auch nicht auf den Kopf gefallen:" Nun, wir Menschen haben den Begriff Seele für unser Innerstes selbst erfunden und definiert. Also wissen wir selber, dass wir eine Seele haben. Andere müssen es uns erst beweisen." Kimba schnaubte ärgerlich die Luft durch die Nase. Offenbar wollte der Richter den Sumpfzombies einfach eine Seele absprechen und ihnen damit auch die Menschenrechte verweigern. Richter: "Wenn die Anklage keine weiteren Argumente vorzubringen hat, werde ich den Ersuch ebenfalls mangels Beweisen ablehnen." Er hob den Hammer, um die Sache abzuschließen. "Moment!" rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Der Richter und der Bürgermeister schauten auf. Ein junger Mann in einer schwarz-blauen Robe schritt durch die Reihen nach vorne. "Die Anklage hat in der Tat noch einige Punkte und Beweismittel vorzubringen." "Subco!" rief Kimba und war erfreut, diesen Menschen wiederzusehen, obwohl er in jüngster Zeit durchaus nicht nur positive Gefühle für ihn hegte. Der Richter und der Bürgermeister schauten einander an. Wollte etwa ein Mensch dafür sorgen, dass jene Wesen mehr Rechte erhalten würden? "Als Oberbefehlshaber der Imperialen Streitkräfte weiß ich über alle Aktivitäten meines Geheimdienstes bescheid. Der Vorfall, dass einer von diesen Leuten dort aus seiner Behausung vertrieben wurde, wurde von unseren Kameras detailliert festgehalten. Wir konnten jeden einzelnen Angreifer identifizieren. Das Beweismaterial wird in kürze öffentlich bereitgestellt." Dem Bürgermeister rutschte die Kinnlade herunter: "Heißt das, sie spionieren uns aus? Und sie beobachten unbescholtene Bürger?" Subco: "Selbstverständlich - und das nicht zu knapp. Nur dass wir nicht nur spionieren - wir analysieren detailliert jede Bewegung jedes Bewohners auf diesem Planeten." Bürgermeister: "Unverschämtheit! Mit welchem Recht tun sie das?" Subco: "Es entspricht den imperialen Gesetzen." Darauf wußte der Bürgermeister nichts zu antworten. Eigentlich wollte er jetzt erst recht empört tun, doch der Subco - wenn dieser Mensch wirklich der war, der er vorgab zu sein - wußte eventuell auch die ein oder andere Sache über ihn und daher wollte er ihn so lieber nicht herausfordern. Subco: "Zu der zweiten Sache muß ich dem hohen Gericht eine Frage stellen." Richter (etwas unsicher): "Nur zu." Subco: "Verlieren Menschen ihre Menschenrechte, wenn sie krank oder verstümmelt werden?" Richter: "Selbstverständlich nicht." Subco: "Dann haben diese Menschen dort," er zeigte auf die Sumpfzombies, "genau dieselben Rechte wie jeder andere Mensch auf diesem Planeten. Die Tatsache, dass sie als Dschungelkämpfer genetisch verändert wurden, um besser den Lebensbedingungen hier angepaßt zu sein, entspricht zwar der Tatsache der Verstümmelung, ist jedoch kein Grund ihnen die Menschenrechte zu entziehen." Dem Bürgermeister und dem Richter standen die Münder offen. Mit so einer Wendung hatten sie nicht gerechnet. Oumpf: "Aber ich kann mich nicht an Menschen erinnern." Subco: "Kein Wunder: Kein Mensch wäre glücklich darüber, wenn das mit ihm gemacht worden wäre. Also wurden alle betreffenden Personen einer Hirnwäsche unterzogen, die sowohl das Gedächtnis von der kompletten Erinnerung befreite, als auch gewissen geistigen Schaden hinterließ und sie gleichzeitig auf die Tötung von Menschen in einer bestimmten Uniform programmierte. Damals waren das die Soldaten der Ugandischen Armee, die sich gegen die Interessen der Nato gestellt hatten und damit ausgelöscht werden mußten. Die benötigten Beweismittel kann ich ihnen bei Bedarf jederzeit öffentlich zur Verfügung stellen, Herr Richter." Der Richter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Richter: "Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Bitte warten sie auf die Verkündung des Urteils." Der Richter stieg wieder in seinen Wagen und blieb dann mit leicht apathischem Gesichtsausdruck sitzen. Der Bürgermeister setzte sich wenige Sekunden später dazu. Bürgermeister: "Was denken Sie wirklich darüber." Richter: "Es spricht rechtlich nichts dagegen, ihnen die Menschenrechte zu verleihen. Und wenn tatsächlich detailliertes Beweismaterial gestellt wird, werden auch die an der Vertreibung beteiligten Leute nicht vor einer Verurteilung davonkommen. Was soll ich also verkünden?" Bürgermeister: "Nun, sie können ruhig jeden einzelnen von ihnen zu einer Geldstrafe von etwa 1500.- verurteilen. Das Geld kommt und geht schließlich ins Stadtsäckel. Was mich nur stören würde wäre, wenn dieses Viech wieder in meine Stadt kommen dürfte. Denken sie sich was aus! Wenn ich meine Bürger erst an die Monster gewöhnen muß, werden die es mir womöglich bei der nächsten Wahl übel nehmen. Eine Umschulungskampagne für erhöhte Toleranz dauert viel zu lange und kostet zu viel." Einige Minuten später kam der Richter wieder zu seinem Platz. Richter: "Der Prozess um die Gewalttäter ist vertagt auf den Moment der Verfügbarkeit der Beweismittel. Sofern diese wirklich so hinreichend sind, wird jeder der Angreifer mit einer empfindlichen Geldstrafe zu rechnen haben. Die Frage der Menschenrechte für die Sumpfzombies muß von einem höheren Gericht, nämlich dem Verfassungsgericht entschieden werden. Sofern sie es sich tatsächlich um genetisch veränderte Menschen handelt, dürften die Chancen ganz gut stehem, dass diese Forderung akzeptiert wird. Bis diese Frage endgültig entschieden ist, schlage ich vor, dass die Kläger mit allen Rechten in dem Dschungel hier leben dürfen. In die Stadt dürfen sie jedoch nicht eindringen, um weitere Mißverständnisse und womöglich weitere gewaltätige Auseinandersetzungen zu vermeiden." Der Hammer schlug wieder auf dem kleinen Holzbrett auf. Das Urteil war gesprochen und der Richter und der Bürgermeister waren wieder unterwegs zurück zur Stadt. Lukas schreckte auf. Er sah, dass er den Controller in den Pfoten hielt. Die Musik eines der ersten Level seines Spieles dudelte ungestört weiter vor sich hin. Voller Entsetzen und mit viel Ekel vor sich selbst und dem Gerät warf er den Controller von sich. "Das darf doch wohl nicht wahr sein!" dachte er sich völlig fertig. "Ich sitze hier schon wieder und spiele. Dabei wollte ich doch unbedingt mit Wildcat reden, damit sie nicht mehr so sauer auf mich ist. Aber wie soll ich das bloß schaffen, wenn ich nur an das Spiel denken muß, um wieder von allem anderen abzukommen. - Die Hausaufgaben habe ich natürlich auch noch nicht gemacht. - Und ich wollte doch mit Piwi das Floß bauen, dass er sich seit etlichen Wochen wünscht. - Ich weiß jetzt einfach nicht mehr weiter..." Verzweiflung stieg in dem kleinen Geparden auf. So langsam wurde ihm bewußt, dass er gegen sich selbst - oder genauer: gegen sein eigenes Verlangen nach dem schnellen Spaß am Spiel - keine Chance hatte. Eigentlich hätte er so schnell wie möglich wegrennen sollen, um so schnell wie möglich von dem Spiel wegzukommen, doch statt dessen saß er nur wie gelähmt da und begann ein langes und ausdauerndes Geheul. "Menschen böse!" rief ein Gestrüpp mit schwarzer Masse darinnen. "Menschen behandeln uns schlecht!" rief ein anderes Gebilde aus faulenden Ästen. "Wir gehen zu Menschen und zeigen ihnen: wir können uns wehren." rief ein drittes Sumpfzombie. Die gesamte Gruppe war in Aufruhr. Auch wenn sie nicht gut sprechen konnten, sie hatten genau bemerkt, was für eine Farce das Urteil doch gewesen war. Alles aufgeschoben und nur vage Zusagen. Jetzt sollten die Menschen der Stadt dafür zahlen. "Haaaalt!" rief Oumpf laut und bestimmt. "Wir sind wirklich nicht so wie Menschen. Auch wenn wir früher welche waren. Also wenden wir keine Gewalt an. Wenn Menschen Glück haben, sie werden sich weiterentwickeln und auch erkennen: Gewalt ist keine Lösung." Oumpf hatte gesprochen und obwohl die anderen noch merklich sauer waren auf die Menschen, hörten sie auf ihren Anführer. Denn sie wußten: Er hatte recht. ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 23 - "Soldaten" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)