Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 18: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 17 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Der Mondberg" ======================================================= Die Sonne war schon lange aufgegangen, als Kimba endlich bei Daniels Restaurant ankam und sich knurrenden Magens an einen der vielen, inzwischen leeren, Tische setzte. Die Luft war noch lau aber schon etwas stickig, da kein Luftzug von den Gewässern her Feuchtigkeit mitbrachte. Die Blätter der großen Palmen und Dschungelbäume bewirkten ein vielschichtiges Schattenspiel auf Kimbas Tisch, dem er einige Sekunden lang wie abwesend zusah. "Guten Morgen Kimba!" erklang eine etwas erboste Stimme aus Daniels Küche. "Hast du etwa schon genug gelernt, dass du meinst, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen?" Es war der Hausherr höchstpersönlich, der Kimba gerade die Predigt zum Sonntag - oder besser: Donnerstag (im wahrsten Sinne des Tages) - halten wollte. "Oh, tut mir leid, ich habs einfach vergessen," versuchte Kimba sich zu entschuldigen. "Einfach vergessen.. tsts, "schüttelte der alte Affe sein weises Haupt, "und da sagen die Leute immer, sowas würde nur im Alter geschehen. Aber sag mal, wo warst du eigentlich letzte Nacht? Du wars gar nicht bei dir Zuhause und Rahja hat sich schon Sorgen gemacht." "Ohje... da hab ich ja was angerichtet. Weißt du, wo sie ist?" "Na wo wohl? In der Schule. Also da, wo du jetzt eigentlich auch sein solltest. Denk immer daran, dass ein König weise sein muß, um sein Reich gut regieren zu können. Das gilt auch für dich." "Aber ein kleines Frühstück kriege ich doch noch, oder?" "Na, ob du dir das verdient hast...?" Daniel schaute Kimba scharf an. "Ach komm schon, Daniel. Bitte. Es kommt auch nicht wieder vor." "Na gut, weil du ja sonst so vorbildlich bist." Einige Zeit später kam Kimba dann auch in der Schule an. Mit wohlgefallen nahm er zur Kenntnis, dass da noch zwei weitere Plätze besetzt waren: Sira und Casy saßen zwischen den anderen und grinsten gerade um die Wette, da Lukas mal wieder eine Strafpredigt von Tommy bekam. "Hallo Rahja!" "Kimba!" Es war leicht zu erkennen, dass ihr ein Stein vom Herzen gefallen war. "Wo warst du denn gestern? Du wirst es nicht glauben: Ich habe denjenigen getroffen, der uns alle gerettet hat." "Wen meinst du?" Zwei Fragezeichen spiegelten sich in Rahjas Augen wieder. "Ich meine denjenigen, der die beiden Flotten der Ausserirdischen vernichtet hat." "Diese komische Schattengestalt, die danach zu den Menschen und den Überlebenden Ausserirdischen gesprochen hat?" "Genau den meine ich. Der war mir noch ein paar Erklärungen schuldig und da haben wir uns gestern bis in die Nacht hinein unterhalten." "Schön dass du wieder da bist, Kimba," begann Tommy in strengem Ton, "aber mußt du deswegen den Unterricht noch mehr stören. Ich war froh, dass gerade eben noch Lukas dazu gebracht habe, auf mich zu hören, und... " "Stimmt ja gar nicht!" protestierte Lukas. "... und nun kommst du an und erzählst munter weiter. Sowas!" "Hey, Kimba!" begüßte Juri den weißen Löwen. "Gut, dass du da bist: Ich wollte etwas wichtiges mit dir besprechen." "Hi Juri! Was machst du denn hier?" "Na, auf dich warten natürlich. Mein Vater will nämlich eine archäologische Reise zum Mondberg unternehmen. Und da wollte ich fragen, ob du als Führer mitkommen könntest. Es geht auch nicht bis zum Gipfel, nur etwa bis auf halbe Höhe. Dort soll nämlich eine alte Basis sein, in der vielleicht noch einige Informationen über den Krieg in dieser Gegend zu finden sind. Und wenn wir schon dabei sind, wollte er auch mal bei diesem komischen Tempel vorbeischauen, in dem Statuen von dir und den anderen Tieren aufgestellt sind." "Klar, da mache ich mit. Immerhin können wir so etwas über unsere Vergangenheit erfahren," freut sich Kimba. "Aber seit wann arbeitet dein Vater denn als Archäologe? Ich dachte, er wäre gelernter Bauer?" "Er mußte sich halt etwas neues suchen, da wir kein Farmland abbekommen haben. Aber er konnte für die Stadtverwaltung arbeiten und für die soll er diese Informationen zusammentragen." "Gut. Wann soll es losgehen?" "Gleich heute." "Wir wollen auch mit!" rief Lukas. "Ist der Mondberg nicht zu gefährlich?" wandte Piwi vorsichtig ein. "Achwas. So schlimm ist es dort ja nicht." "Von wegen. Als ich das letzte Mal dort oben war, bin ich diesem Säbelzahntiger aus der Urzeit begegnet. Also mir war es gefährlich genug." entgegnete Kimba. "Aber wir gehen ja nur den halben Weg. Richtig gefährlich wird es doch erst im oberen Drittel, oder, Kimba?" warf Wildcat ein. "Na gut, kommt mit. Aber hört dann gefälligst auf das, was ich euch sage." Tommy war inzwischen rot angelaufen: "Sagt mal, sonst geht es euch noch ganz gut oder wie??? Wir haben hier Unterricht und wenn ich mich recht entsinne bin ich hier der Lehrer! Und ich habe euch nicht die Aufgabe gegeben über irgendwelche irrsinnigen Abenteuer zu diskutieren." Alle: "Entschuldigung Herr Lehrer." Tommy (zufrieden): "Na also." Lukas: "Und wann wollen wir losgehen? Gleich jetzt oder erst nach dem Mittag?" Piwi: "Wer kommt denn jetzt überhaupt alles mit?" Kimba: "Also bis nach dem Unterricht müssen wir sowieso warten, da können wir hier auch noch in Ruhe Mittag essen. Nimmt dein Vater sonst noch jemanden mit?" Juri: "Ja: Mbangi und zwei Träger für die Ausrüstung. Wer kommt hier alles mit?" Kimba: "Alle mal melden, wer jetzt mitkommt." Gira: "Für meine Beine ist eine Bergreise nichts." Dodi: "Ich bleibe hier und leiste Gira Gesellschaft." Lukas: "Ich, Wildcat und Piwi kommen mit!" Wildcat: "Schöne Aufzählungsreihenfolge..." Piwi: "Wieso? Stimmt doch, oder nicht?" Wildcat: "So gesehen stimmt das dann auch wieder." Während sich beide angrinsen entsteht in Lukas Augen je ein Fragzeichen. Rahja: "Ich komme auch mit. Hier sieht man dich ja fast nie." Kimba bemerkt, dass er ziemlich scharf angeblinzelt wird. Kimba: "Ja, tut mir leid... ehrlich..." Sira: "Casy und ich kommen ebenfalls mit." Kimba: "Gut. Das waren dann alle. Geht das in Ordnung, Juri?" Juri: "Kein Problem. Von uns aus könnte uns auch der ganze Dschungel begleiten." Tommy: "Moooment! Wenn ihr hier erst gegen Mittag losgeht, kommt ihr vor morgen Abend bestimmt nicht wieder zurück. Was wird dann aus der Schule?" Sira: "Dann muß die wohl leider, leider etwas ausfallen." Lukas: "Ätsch-bätsch!" Tommy grübelt kurz. Dann: "Na gut: Ich komme auch mit!" Jungtiere: "Waaaaas?" Tommy: "Klar, dann kann ich euch während der Reise unterrichten!" Lukas: "Oooh nein! Ich faß es nicht: Wie kann man nur so unterrichtsgeil sein?" Pauley, der die ganze Zeit auf einem Ast sitzend auf den Beginn seines Unterrichtes gewartet hatte, kam zu den anderen heruntergeflogen: "Tommy! Das ist viel zu gefährlich!" Tommy: "Du willst doch bloß, dass wir dich auch mitnehmen!" Pauley machte ein ziemlich ertapptes Gesicht - zu recht. Gegen Mittag brachen dann die Abenteuerlustigen auf. Der Weg zum Mondberg führte sie auch an dem Tempel in der Höhle vorbei, in der sich Kimbas Grab und wahrscheinlich auch eine ganze Reihe anderer Gräber befanden. Juris Vater war nämlich sehr daran interessiert, da auch ihm die Geschichte von Kimba und seinen Freunden sehr suspekt erschien und er dieses Geheimnis unbedingt lüften wollte. "Da wären wir," rief Kimba und deutete mit seiner Vorderpfote auf den eher unscheinbaren Eingang. "Und da ist dein eigenes Grab drin?" fragte Sira erneut ungläubig. "Zumindest steht da dran, dass es mein Grab wäre." "Aber wer hat es erbaut?" "Angeblich meine Kinder, doch ich könnte mich nicht erinnern, welche gehabt zu haben. Bin ja schließlich selber nicht gerade alt." Juris Vater nahm einige Gerätschaften aus seinem Rucksack. "Das hier wird uns helfen, das genaue Alter zu bestimmen." "Ist da auch mein Grab mit dabei?" fragte Rahja vorsichtig. "Ja, deines liegt direkt neben meinem. Nach den Aufzeichnungen sollen wir ja verheiratet gewesen sein. Komisch, nicht wahr?" erklärte Kimba. "Die Vorstellung finde ich irgendwie romantisch..." meinte Rahja. Kimba machte große Augen. "Was soll den daran romantisch sein, wenn wir nebeneinander tot im Grab liegen?" "Das meinte ich nicht, mein kleiner Dummkopf. Ich meine, dass man über uns berichtet, wie wir verheiratet waren und das, obwohl wir momentan noch lediglich gute Freunde sind." "Achso...," meinte Kimba und dachte: "Momentan noch? Will sie mir damit irgendwas sagen?" "Oh man, ist das dunkel," meinte Piwi, als sie den Eingangsbereich der Höhle verliessen und in den Tempelraum vordrangen. "Das hier dürfte helfen," meinte Juri und stellte eine Bodenlampe so auf, dass sie zur Decke strahlte. Genaugenommen war es auch keine Lampe, sondern ein Halogen - Scheinwerfer, der mit seiner immensen Leuchtkraft den riesigen Tempelraum in einem Umkreis von über 100 Meter gut ausleuchtete. "Hm. Das ist interessant," murmelte Juris Vater plötzlich. "Was denn?" wollte Kimba wissen. "Das hier," er bückte sich und nahm eine Scherbe vom Boden auf, "scheint ein Bruchstück einer der Statuen zu sein. Aber ich kann an keiner hier eine Beschädigung erkennen..." "Guck mal, Lukas, das hier ist dein Grab. Toll, ne?" freute sich Piwi. "Und hier meines und da das von Cheetah. Und hier von Wildcat. Ist das nicht super mega stark?" Lukas schaute Wildcat an. Wildcat schaute Lukas an. Beide schüttelten den Kopf. "Nimms mir nicht übel, Piwi, aber so richtig freuen kann ich mich über den Anblick meines eigenen Grabes nicht," meinte Wildcat dann und machte sich wieder auf den Weg nach draussen. "Ich glaube, es kommt von hier..." Juris Vater hielt das Stück an eine Stelle von Kimbas Statue - oder genauer: An den Sockelfuß. "Hier, seht ihr? Die restlichen Gravuren auf der Scherbe entsprechen genau denen hier an dieser Stelle des Grabes. Und hier kann man auch einen kleinen Riss erkennen." Kimba schaute so genau hin, wie er konnte, aber wenn er es nicht gesagt bekommen hätte, hätte er glatt den Riß und die Übereinstimmungen von der Struktur von Scherbe und Grab übersehen. "Das ist komisch," meinte Juris Vater dann, "offenbar ist das Grab hier schon mal aufgebrochen worden, doch dann wurde es wieder mühevoll restauriert. Ich frage mich, was da wohl drin war - oder drin ist?" "Das läßt sich herausfinden..." meinte Kimba, nahm einen Stein zwischen seine Pfoten und schlug ihn auf die Stelle mit dem Riß. "Kimba! Was tust du? Das darfst du nicht?" "Wieso nicht? Es ist schließlich mein Grab und solange ich lebe, werde ich bestimmt nicht meine Totenruhe stören." "Hm. Gutes Argument." Mit vereinten Kräften brachen sie schließlich das Grab wieder auf. "Was ist drin?" fragte Sira neugierig. "Wirst du schon noch sehen, nur geduld," gähnte Casy und erntete einen sauren Blick von seiner Schwester. Juri leuchtete mit einer Taschenlampe in den Hohlraum, der sich hinter der etwa 5 cm dicken Wand befand. In dieser dunklen Kammer war dann deutlich etwas Weisses zu sehen. Es standen zwei Ohren mit je einem schwarzen Streifen von dem weißen ab. Auch zwei Augen und eine Nase schien vorhanden zu sein. Juris Vater griff vorsichtig in den Hohlraum und holte das Objekt heraus. "Ein Löwenfell!" rief Tommy. "Ich hoffe doch, das lebt nicht mehr!?" "Ach Quatsch, Dummkopf," meinte Pauley nur. "Das lebt schon sehr lange nicht mehr," meinte Juri und wischte eine handvoll Staub aus dem Fell. "Und es sieht so ähnlich aus wie Kimba. Nur das es das Fell eines erwachsenen Löwen ist," meinte Mbangi. "Wie lange liegt das wohl hier?" fragte Piwi seine Freunde. "Das werden wir herausfinden," meinte Juris Vater. "Mit deiner Erlaubnis, Kimba, würde ich das Fell gerne mit ins Labor in der Stadt nehmen." "Sehr gerne. Notfalls haben wir hier ja noch eins." Die anderen lachten. Es war schon Abend geworden als die Gruppe im unteren Bereich des Mondberges Lager aufschlug. Kimba sah sich um und bemerkte, dass diese Reisegruppe so wirkte wie eine aus seiner Welt oder seiner Zeit. Von technischem Fortschritt oder Änderungen in der Verhaltensweise war nichts zu bemerken. Er fand es erstaunlich, wie wenig sich doch einige Dinge in der Welt verändert hatten, während andere komplett verschwunden oder völlig neu hinzugekommen waren. Verschwunden waren zum Beispiel die Riesenechsen, die er bislang bei jeder seiner Ausflüge auf den Mondberg gesehen hatte. -Ebenso wie der Säbelzahntiger und das alte Mammut. Hinzugekommen war eine große Menge an Kriegsschrott. Alle halbe Stunde waren sie an einem ausgebrannten, verrostetem Panzer oder Transportwagen vorbeigekommen, immer wieder hatten sie Reste von Lagern oder Verteidigungsanlagen gefunden. Es war nicht unbedingt so, dass Kimba den ganzen Schrott gerne wieder gegen seine ehemaligen Gegner eingetauscht hätte, aber dennoch merkte er, dass er etwas traurig wurde, wenn er daran dachte. "Hey, Piwi. Du hast doch Angst vor der Dunkelheit und vor Gespenstern, oder?" fragte Lukas mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. "H-ha- Hab ich gar nicht!" rief Piwi und versuchte, so überzeugend wie möglich zu klingen. Immerhin hat er es wenigstens versucht, das ist ja schon ein Anfang. "Weist du, dass wir uns auf einem alten Schlachtfeld befinden? Juris Vater meinte, hier hätten sich Regierungstruppen und Rebellen lange Zeit bekämpft. Vorhin sind wir über das Langer der Regierungstruppen gegangen und dort hinten ist das der Rebellen." Er deutete auf die Reste von Zeltstangen und einfachen Einrichtungen, die etwa 300 Meter vom Lager weg in einer sumpfigen Kuhle steckten. "Ja und?" fragte Tommy. "Nun, hier sind viele Menschen gestorben. Grausam gestorben. Und Nachts, wenn wir schlafen, erstehen sie als Geister wieder auf und wollen sich für ihren Tod rächen." "Ich hab Aaangst," rief Piwi und versteckte sich bei Wildcat, die eigentlich gerade lieber ausgeruht hätte. "S-s-so ein Quatsch. Du willst und doch bloß Angst einjagen," meinte Tommy. "Ich werde mal Juri fragen, was der dazu meint. Juri!" "Ja?" "Stimmt das mit den Gespenstern, die hier Nachts auferstehen und sich rächen wollen?" "Klar. Aber keine Sorge, die greifen nur Tiere an. Waren ja schließlich selber mal Menschen," meinte Juri und versuchte dabei so normal wie möglich zu klingen. Innerlich grinste er sich jedoch einen ab. "Ich hab Aaaangst!" rief Tommy und kauerte sich auf dem Boden zusammen. "Ich aaaauch!" rief Lukas und versteckte sich bei Tommy. Am nächsten Tag erreichten sie am Vormittag die Stelle, an der der große, schwarze Strich begann, der sich quer über den Berg zog. Sie waren schon auf halber Höhe und konnten schon einige der kleineren Berge hinter dem Mondberg sehen. "Seht mal, da ist es!" rief Mbangi. Und tatsächlich: Unter etlichem Schutt und vermodernem Gestüpp schauenten einige Mauern und Wellblechdächer hervor. "Obwohl die Basis schon seit Jahren verlassen ist, ist sie noch immer gut getarnt. Das scheint im Krieg ja ziemlich wichtig zu sein, die Tarnung," überlegte Piwi vor sich hin. "Wenn ich getarnt gewesen wäre, hätte ich auch keine Angst zu haben brauchen, dass auf mich geschossen wird." Als die Gruppe dann in der Basis war, konnten sie viele Kisten und Materialien sehen. "Das war ein reiner Versorgungsposten. Viel Militär war hier nicht stationiert, aber sie benötigten die Übersichtspläne über das Gebiet und führten genaue Aufzeichnungen über die eigenen und feindlichen Truppenbewegungen, damit alle Versorgungsgüter auch an der richtigen Stelle ankommen: Nämlich bei den eigenen Einheiten und nicht beim Gegner," erklärte Mbangi kurz den Jungtieren, die sich mit großen Augen umsahen. "Ich denke, die Pläne werden in einer Art Archiv im Büro des Kommandanten liegen," meinte Juris Vater. "Geben sich die Menschen eigentlich in allen Dingen so viel Mühe, wie im Krieg? Ich meine, der ganze Aufwand hier und so..." wollte Piwi wissen. "Für die Menschen scheint es nichts schöneres zu geben, als einen Krieg zu führen - solange es ihnen gut geht und sie auf der Seite des Siegers stehen," antwortete Sira, vorsichtshalber jedoch in Tiersprache. Kimbas mißbilligenden Blick nahm sie scheinbar gerne in Kauf. "Hier sind sie! Hier sind sie!" rief Juri überschwenglich. "Ich hab die Pläne gefunden!" "Doch, sind sie: Ihre Neugier ist ebenso stark," meinte Kimba dann. "Und für die Liebe tun sie auch sehr vieles. Manchmal auch ganz schön verrückte Dinge," fügte Rahja hinzu. Die Pläne zeigten die Lage von den verschiedenen Basen der Gegner und die genaue Position aller eigenen in der direkten Umgebung des Mondberges. Juris Vater schien äußerst zufrieden zu sein. Die Gruppe ging schon wieder in Richtung des Dschungels, als Kimba zwischen den grauen Wolkenfronten plötzlich einen Lichtstrahl bemerkte, der von der Seite in seine Augen schien. Als er sich umdrehte, sah er zwischen zweien der Berge plötzlich ein grünes Tal durchschimmern. Und er meinte auch, dass er bei dem grünen Tal fast eine zweite Sonne sehen konnte, denn es war an der Stelle sehr hell und die Sonne stand eigentlich auf der anderen Seite und zudem bereits viel zu hoch. "Ist was, Kimba?" fragte Rahja. "Du schaust so geistesabwesend..." "Ich frage mich, was das dort für ein Tal sein könnte..." Kimba zeigte auf die Stelle zwischen den beiden Bergen. "Hm?" Rahja schaute in die Richtung, doch sie sah nur noch eine kleine grüne Fläche, die schnell zwischen den Wolken verschwand. "Was ist los, ihr beiden? Kleine Romanze?" lachte Juri. "Laß die beiden doch," meinte Mbangi. "Hast du irgendwas gesehen, Kimba?" fragte Juris Vater, der gerade von seinem Rucksack aufsah, den er mit hunderten von Karten und Büchern vollgestopft hatte. Sie hatten so viel Material gesammelt, dass die Träger das nicht mehr schaffen konnten. "Ja, da drüben habe ich eben noch ein grünes Tal gesehen." "Dort drüben?" wunderte sich Mbangi. "Ja." "Das ist seltsam," fand Juris Vater, "denn eigentlich gibt es ausser eurem Dschungel so gut wie gar nichts grünes mehr in dieser Gegend. Und erst recht nicht dort hinten, da war nur mal die Hauptstadt dieses Staates, bevor die beiden Atombomben gezündet worden waren." "Das ist wirklich komisch. Denn ich bin mir ganz sicher. Es war klar und deutlich zu sehen, aber jetzt ist es weg." "Vielleicht war es ja eine Fata Morgana." schlug Tommy vor. Ich hab schon öfters in der Steppe an heissen Tagen grüne Oasen oder riesige Seen gesehen, obwohl da keine waren." "Hm. Naja, wenn du meinst." So ganz glauben wollte Kimba das nicht, was Tommy ihm erklärt hatte. Doch eine anderer Erklärung hatte er selber nicht. Schließlich machte sich die gesamte Gruppe wieder auf den Rückweg. Währenddessen war der Subco an Bord seines Schiffes am Rotieren: "Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ich will, dass da unten sofort Ortungssonden stationiert werden! Sensorenstörung - so eine Riesenscheiße! Da ist man hier nun mit High - Tech ausgestattet und hat gerade Schiffe zur Verfügung ohne Ende und was ist? Sensorenstörung!" "Kontakt konnte wiederhergestellt werden," gab der Zentralcomputer zur Notiz. "Und was verdammt noch mal hat diese Störung verursacht?" wollte der Subco wissen. Er schien irgendwo zwischen massivem Ärger und Panik zu pendeln. Er hatte Kimba und die Gruppe für einige Zeit kaum Orten können, da es Anomalien im Subraum gegeben hatte. "Quelle der Störung ist unbekannt. Daten werden verarbeitet. Wahrscheinlichkeit für ein Ergebnis: 0,45%." Ertönte erneut die Stimme des Computers. "Was war das bloß? Als ob es da einen Riss im kompletten Raum/Zeit Kontinuum gegeben hätte," wunderte sich der Subco. "Anscheinend muss ich da unten noch viel mehr von unserer Ausrüstung stationieren, als ich eigentlich vor hatte. Aber was soll's. Die Sicherheit Kimbas geht vor." Plötzlich wirbelte der Subco herum. Die anwesenden Robotor nahmen diese Bewegung zur Kenntnis und scannten den Subco, ob ihm irgendetwas fehlen würde. Und genau diese Frage stellte auch gleich der Zentralcomputer: "Hat dich etwas beunruhigt?" Der Subco antwortete einige Sekunden lang nicht. Er machte einen Eindruck, als hätte er soeben ein Gespenst gesehen. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, ist schon ok. Ich dachte, ich hätte etwas gehört. Muß wohl der Stress sein. Gute Nacht, ich leg mich hin." Mit diesen Worten verschwand er dann von der Brücke. Wenige Sekunden später hatte ihn der Turbolift zu seiner Kabine gebracht - genaugenommen war es eher eine komplette Wohnung als eine Kabine. Die Türen öffneten sich und er sah auf die eigenwillige, aber elegante Ausstattung. Zwischen zahlreichen Hightech Geräten waren auch einige im Verhältnis dazu altmodisch wirkende Dinge zu sehen. Dinge aus seiner Heimat, in der er geboren wurde. Dinge, von einem blauen Planeten, den er nicht wiedersehen konnte, obwohl er eigentlich direkt vor ihm stand. Seine Gedanken wanderten. Sie begannen bei seiner Kindheit, seiner Jugend und gingen dann immer weiter du weiter. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sich gerade befand. "Warum kommen mir diese Gedanken gerade jetzt?" fragte er sich und wusste schon vorher, dass er keine Antwort darauf finden würde. Eine große, gemütliche Coach stand in der einen Ecke des Wohnzimmers, groß genug für 3 oder sogar 4 Personen. In der anderen Ecke war eine andere Sitzecke in dem Boden gelassen. In drei Stufen. Die Sitze waren zur Wand ausgerichtet, dahin, wo ein riesiger Flachbildschirm eine leichte Kinostimmung verbreitete. Er war mit dem anderen gekoppelt, der in der dritten Ecke des Zimmers hing. Genau über dem Whirlpool, in dem er schon oft gesessen und sich dabei alte Filme angeschaut hat. Ein kleiner Durchgang in der Wand führte vom Whirlpool in das Badezimmer. Dort konnte man direkt über eine kleine Begrenzung in eine gemütliche Badewanne steigen oder geradeaus in den Swimming - Pool weiterschwimmen. "Eigentlich lebe ich im Paradis," bemerkte der Subco. "Doch bin ich glücklich?" ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 18 - "Der Club" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)