Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 2 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@Tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe " Die Stadt " ======================================================= Kimba schaute ungläubig. "Also früher seid ihr im ganzen Lande umhergezogen?" Obwohl das Zelt oben in der Mitte eine Art Öffnung hatte, um warme Luft herausströmen zu lassen, war es recht warm und stickig im Inneren. Wenigstens war der Vorhang, der die Tür darstellen sollte, beiseite gezogen worden, so daß noch ein kleines bißchen mehr frische Luft von außen ins Zelt gelangen konnte. Doch kein Luftzug verstärkte diesen Vorgang. Und so viel frischer und kühler war die Luft von draußen auch wieder nicht. Dem sehr breiten Mann lief der Schweiß in Strömen über das Gesicht, während er Kimba weiter von seinem kleinen Volk berichtete: "Nicht nur im ganzen Lande, in ganz Ostafrika. Doch durch die Bedrohung durch die Dunkelpiraten und andere aggressive Gruppen ist das zu gefährlich geworden. Daher sind wir nun sesshaft. Kein schönes Dasein für uns Nomaden, wo wir es doch als unsere Tradition ansehen, weiterzuziehen." "Also wäre es auch in eurem Interesse, wenn die Dunkelpiraten vertrieben werden könnten?" fragte Kimba nach, obwohl er sich der Antwort des Anführers der Nomaden schon sicher war. "Ja, es ist einer unserer größten Wünsche, daß die Belagerung durch die Dunkelpiraten aufgehoben wird. Wir werden euch helfen... ," Kimbas Blick erhellte sich , " unter einer Bedingung: Die Piraten haben Waffen. Schußwaffen. Von der Pistole bis zum Maschinengewehr. Die, auf die ihr bisher getroffen seid, waren nur ein unbedeutender kleiner Haufen. Doch wenn wir diesen Haufen von hier vertreiben, werden sich die Dunkelpiraten der gesamten Gegend zusammenfinden, um gemeinsam gegen uns zu ziehen. Dann kommen auch die Dunkelpiraten aus jenen Teilen des Landes hierher, wo sie ganze Waffenlager unter ihrer Kontrolle haben. Und dann hätten wir alle bei ihrem Vergeltungsschlag keine Chance." Der breite Mann hörte auf zu erzählen, um zunächst kurz nach Luft zu schnappen und dann den ganzen Krug voll Wasser, der vor ihm auf dem tiefen Tisch stand, in einem Zug zu leeren. Seine Frau erzählte dafür weiter: "In einer großen Stadt südöstlich von hier soll es angeblich noch ein Lager mit Waffen geben. Aber wir wissen nicht genau, wo dieses Lager ist. Wenn wir das benutzen könnten, könnten wir den Dunkelpiraten so viel Wiederstand entgegensetzen, daß sie es nicht wagen würden, wiederzukehren. Jedoch können wir nicht einfach von hier weggehen und in der Stadt das Lager suchen. Die Dunkelpiraten würden uns suchen sehen, Verstärkung holen und uns dann in der Stadt auf freiem Felde angreifen und vertreiben können." "Nicht nur das," der Anführer hatte sich inzwischen erholt und erzählte daher weiter, " sie würden sich auch fragen, was wir dort zu suchen hätten. Und wenn sie selber suchten und das Waffenlager finden würden, dann müßten wir alle von hier fliehen." "Dann werde ich gehen, und die Waffen für euch suchen. Sobald wir sie gefunden haben, komme ich zu euch zurück und sage euch, wo sie sind. Dann braucht ihr nur noch schnell in die Stadt zu rennen und die Waffen abzuholen," schlug Kimba vor. "Eine hervorragende Idee! Wir wären dir sehr dankbar, wenn du das für uns tun würdest, Kimba!" freute sich der Breite und leerte einen zweiten Krug. Piwi war sauer und schaute Kimba halb flehend, halb ärgerlich an. "Wieso denn nicht? Die Schule ist doch noch gar nicht aufgebaut und der Abenteuerberg ist wegen der doofen Piraten zu gefährlich. Was sollen wir denn sonst tun?" "Genau!" stimmte Wildcat ein, "Ob wir die Piraten hier im Dschungel haben oder mit dir in die Stadt gehen, das nimmt sich doch wirklich nichts." "Und außerdem bist du in der Stadt auch noch bei uns und kannst uns beschützen!" ergänzte Piwi. Kimba verdrehte die Augen. "Na gut, meinetwegen. Kommt mit, aber tut, was ich euch sage, klar?" Wildcat und Piwi: "Hurra!" Kimba: "Nichts wie weg, bevor Lukas auch noch mitwill. Der kann ja nun wirklich nicht hören..." "Och, da mach dir mal keine Sorgen, der hat ne Erkältung und will am liebsten nur noch schlafen..." berichtete Piwi über seinen Freund. "Haaaaaallllt! Nehmt mich mit!" Kimba schreckte zusammen. Als er sich umdrehte, sah er Pauley auf sich und die anderen zuflattern. "Ein Lager suchen, nichts ist schwerer. Ich denke, du brauchst einen Luftaufklärer!" plapperte Pauley kaum angekommen los. "Hm. Na gut. Das sehe ich ja sogar ein," meinte Kimba. "Ok, auf gehts!" Ein paar Stunden später standen sie vor den Ruinen einer einstmals großen Stadt. Gespenstisch ragten oft nur die Grundmauern in den Himmel, da das restliche Gebäude abgebrannt oder eingefallen war. Einige wenige Häuser und Hallen schienen die Zeit jedoch relativ unbeschadet überstanden zu haben. In einem von ihnen mußte das besagte Waffenlager sein. "So, da sind wir. Pauley, du fliegst los und suchst nach Gebäuden, die nicht nach Wohnhäusern oder Geschäften aussehen! Wir untersuchen mal dieses große Fabrikgebäude hier vorne." bestimmte Kimba. "Gute Idee," meinte Wildcat, "da drinnen ist es bestimmt kühler." "Ja, es kommt mir sowieso so vor, als ob die Welt seit dieser komischen Nacht wärmer geworden ist." fand Piwi. "Und zerfallener," ergänzte Wildcat, "Denk nur mal an den armen Mondberg. Der schwarze Strich paßt voll nicht zu dem." Im Inneren des großen, teilweise eingefallenen Fabrikgebäudes war es tatsächlich ein Stück kühler als draußen und ein leichter Luftzug sorgte für zusätzliche Kühle. Wobei Kühle bei der Hitze außerhalb auch allenfalls relativ zu sehen war. Obgleich die Wände meist grau waren, schien drinnen ein leicht bläuliches Licht vorzuherrschen. Von den kaputten Fenstern und einigen Rissen und Löchern schien helles Lich in einige der Räume und Fluren. An den Wänden des Hauptflures und einiger Nebenräume nahe des Eingangs konnte man daher deutlich Graffiti in rot und schwarz auf den Wänden erkennen. Irgendwelche Sprüche oder Symbole, deren Bedeutung den drei Abenteurern nicht geläufig waren. Nach einigen Minuten hatten sie das gesamte Erdgeschoß erkundet und standen vor einer Treppe. "Ich werde hochgehen in das erste Stockwerk, ihr schaut euch mal im Keller um, ok?" fragte Kimba. "Ok, sind schon unterwegs," antwortete Wildcat. Piwi schaute nur die dunkle Kellertreppe hinunter und schluckte. Das war wirklich sehr dunkel dort unten. Kimba flitze also die Treppe rauf, Wildcat machte einen Sprung nach unten. "Kommst du?" war Wildcats helle Stimme zu hören. Piwi schluckte nochmals. "Ja ich komme," sagte er daraufhin mit wenig Begeisterung. "Aber bleib ja dicht bei mir, hörst du, Wildcat? Nicht das du mir verloren gehst und ich dich suchen muß..." fügte er dann hinzu und sprang ebenfalls abwärts. "Wie kommst du denn jetzt darauf?" wollte Wildcat wissen. "Ach, nur so... ," murmelte Piwi kleinlaut vor sich hin. Wildcat wurde neugierig: "Hast du etwa Angst im Dunkeln?" "Nein, aber du vielleicht... , dachte ich zumindest," versuchte Piwi zu erklären. Wildcat dacht kurz nach. "Alles klar, komm weiter." sagte sie dann und ging nicht weiter darauf ein. Unten war es dann wirklich unheimlich. Fast überall war es stockfinster, daß man nicht die Hand vor Augen hätte sehen können. Doch an einigen Stellen, wie zum Beispiel der Treppe, kam Restlicht bis nach unten und erschaffte ein verwirrendes Schattenspiel. "Wildcat, wo bist du?" fragte Piwi plötzlich ängstlich, als er den Schatten neben sich, den er eine Zeit lang für Wildcat gehalten hatte, als seinen eigenen identifizierte. Er drehte sich schnell in die andere Richtung und sah den riesigen Schatten eines Dunkelpiraten mit zwei spitzen Hörnern auf dem Kopf. "Aaaaaaaaahhhhhhhhhhhh!" schrie Piwi aus Leibeskräften. Entsetzt sprang er auf eine der Kisten hinter ihm und brach mit ihr augenblicklich zusammen. "Was machst du denn?" fragte Wildcat etwas verständnislos. Piwi wimmerte. "Da..., da..., da war ein gehörnter Dunkelpirat!" schlurchste er und heulte los. "Ich hab Aaaaangst!" rief er und schmiß sich Wildcat an den Hals. Wildcat schaute zuerst verdutzt, guckte dann zu der Stelle auf die Piwi gedeutet hatte und sah ihren und Piwis Schatten. Sie hatte sich zwar vorgenommen nicht zu lachen, aber prustete dennoch los. Piwi bemerkte das und hörte verwundert auf zu heulen. "Was ist denn los? Warum lachst du?" wollte er wissen. "Dein gehörnter Dunkelpirat war dein eigener Schatten!" lachte Wildcat los. "Ich habe doch gar keiner Hörner!" protestierte Piwi. "Hast du nicht?" grinzte Wildcat. "Dann wackel mal mit deinen Ohren... ." Piwi schaute verwundert drein und wackelte etwas mit seinen Ohren. Und die Hörner des Dunkelpiraten wackelten mit. Piwi wurde rot. "Ups." gab er dann kleinlaut von sich. Kimba war inzwischen zu den beiden gelaufen. "Alles in Ordnung?" fragte er besorgt. "Ich hatte dich doch schreien hören Piwi." "Ähm... kleines Mißverständnis...," grinzte der und zwinkerte Wildcat zu. "Ist nicht der Rede wert, Kimba," stimmte Wildcat zu. Kimba schaute ungläubig: "Wegen nichts so ein Geschrei? - Na, wenn ihr meint... . Dann eben ab ins nächste Gebäude." Das nächste Gebäude war offenbar keine Fabrik gewesen, es fehlten hier Maschinen und Lagerräume. Dafür jedoch waren in einigen Räumen Tafeln angebracht und es standen viele Tische und Stühle herum, was zunächst auf eine Schule schließen lassen könnte. Dafür jedoch war das Gebäude erstaunlich nüchtern aber modern aufgemacht. "Vielleicht war das mal ein Bürogebäude," meinte Kimba zu Piwi und Wildcat. "Kimba, was ist denn ein Bürogebäude?" wollte Piwi wissen. "Naja, das ist halt so ein großes Gebäude mit vielen Fenstern und Räumen. Dort sitzen Menschen herum und schreiben oder lesen oder telefonieren." erklärte dieser ihm. "Und wozu soll das gut sein?" hakte Piwi nach. "Hm. Das ist allerdings eine gute Frage, " fand Kimba, " die dir wohl keiner hier beantworten kann. Menschen machen halt manchmal komische Sachen. Daniel sagt, die meisten komischen Sachen tun sie für Geld." "Und was ist 'Geld' nun schon wieder?" Wildcat piekste ihn in die Seite. "Och Piwi, weißt du das denn nicht? Das hat uns doch Daniel vor ein paar Wochen in der Schule beigebracht: Geld ist ein kleines rundes Stück Metall oder eckiges Papier, für das man Nahrung, Kleidung, ein Haus oder alles mögliche eintauschen könnte. Und desto mehr Geld du hast, desto größere Wünsche kannst du dir damit erfüllen. Alles klar?" erklärte sie dann geduldig. "Ja, danke," sagte Piwi und dachte: "Das ist ja interessant. Da müßte sich doch was machen lassen... ." Kimba untersuchte diesmal den Keller, Piwi und Wildcat den ersten Stock. Das Gebäude war etwas heller als die Fabrik, wegen der vielen Fenster. Trotzdem blieb Piwi vorsichtshalber zunächst einmal ganz nahe bei Wildcat. "Schau mal, so eine komisch Landkarte habe ich ja noch nie gesehen!" rief Wildcat plötzlich. Piwi zuckte erschrocken zusammen. "Mußt du so schreien?" fragte er leicht verärgert. "Sorry," entschuldigte Wildcat sich. Piwi schaute interessiert und verwundert an eine große alte Pinnwand. "Aber du hast recht, die Karte sieht wirklich merkwürdig aus. Einmal eine normale Karte und dann viele komische rote und schwarze Striche und Symbole darauf. Weißt du, was die bedeuten?" Piwi schaute Wildcat fragend an, aber die wußte auch nicht weiter: "Bisher können nur Kimba, Daniel und Pauley die Karten der Menschen lesen." Plötzlich spitzte Piwi die Ohren. Er meinte etwas gehört zu haben. "Was ist?" wollte Wildcat wissen. "Hast du es eben nicht auch knacken gehört?" fragte Piwi. "Nein, gar nichts. Du mußt dich irren." meinte Wildcat. "Ich bin mir aber ganz sicher, das ich Schritte gehört hätte. Zumindest einen oder zwei," beharrte Piwi. Da knirschte es wieder. Irgendwer schien langsam durch den Flur vor Piwis und Wildcats Raum zu schleichen und der Sand und feiner Kies knirschten zwischen den Füßen des unbekannten und dem Untergrund aus Beton. "Piwi... ," fing Wildcat ganz leise zu flüstern an, "... ich glaube du hast recht... " "Ich hoffe doch, daß das Kimba ist." "Das hört sich aber mehr nach zwei als nach vier Beinen an." "Aber was hat denn zwei Beine und könnte hier noch in der Stadt sein?" fragte Piwi ängstlich, obwohl er die Antwort schon erahnen konnte. " ... Dunkelpiraten ... ? " fragten sich die beiden gleichzeitig. Da packte eine schwarz beharrte, zottige Hand um die Ecke an den Türpfosten. Piwi und Wildcat schrien auf. Sie waren sich sicher, daß ihre letzte Stunde geschlagen hätte. Vor Angst umarmten sie sich gegenseitig, um Schutz zu suchen, doch viel Schutz konnte der jeweils andere nicht gerade geben. Da schaute plötzlich ein ebenso schwarz beharrter Kopf mit zwei in tiefen Hautfalten verborgenen Augen um die Ecke. Ein Gorilla. Piwi und Wildcat hielten inne mit ihrem Geschrei und schauten verwundert. Piwi fand als erster die Sprache wieder: "Ein Gorilla in einer Stadt?" fragte er halb sich selbst und halb Wildcat. Die Ruinen, heile Gebäude und Straßen mit viel Schrott darauf flogen unter Pauley hinweg. Er hatte schon einige Zeit lang gesucht, doch endlich hatte er ein Gebäude entdeckt, von dem er meinte, daß es das gesuchte Waffenlager sein könnte. Es handelte sich dabei um eine große Lagerhalle mit äußerst massiv scheinenden Betonwänden und einem einfachen aber wiederstandsfähigem Dach aus Wellblech. Um das Gebäude herum war ein großer Zaun aus Maschendraht, der an der Kante oben mit Stacheldraht verstärkt wurde. An einigen Stellen jedoch war dieser Zaun eingerissen worden oder von selbst zusammengefallen. Pauley flog auf Höhe des Daches an ein paar Fenster heran, die zu seinem erstaunen sogar noch heile waren. Er setzte sich auf einen sehr schmalen Vorsprung direkt unter dem Fenster und schaute in die Halle. Diese war zugestapelt mit Kisten. Eine von diesen Kisten war offen und Pauley konnte deutlich den Lauf von zwei Gewehren sehen. "Das muß ich unbedingt den anderen erzählen," sagte er zu sich selbst. Kimba, Piwi, Wildcat und der große schwarze Affe saßen gemeinsam in einem halbwegs intakten Konferenzraum. An den Wänden hingen noch diverse Bilanzen, die in die verschiedensten Richtungen wiesen. Auch war wieder eine dieser seltsamen Karten an einer großen Tafel angepinnt. Der Gorilla hieß Zumo und stammte ursprünglich aus dem Zoo der Stadt. "Ich hatte mich im Laufe der Jahre an das Dasein im Zoo gewöhnt. Ich brauchte wenigstens keine Jäger zu fürchten, hatte ein Dach über dem Kopf und wurde mit Nahrung versorgt. Auch wenn das ein geringer Trost für meine verlorene Freiheit gewesen ist. Eines Tages jedoch bemerkte ich, daß die Menschen anders waren als sonst. Sie waren irgendwie aufgeregt, irgendwie verängstigt. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei. Später jedoch fuhren plötzlich andauernd Wagen mit Lautsprechern durch die Stadt. Und irgendwelche Leute riefen damit den anderen irgendetwas zu. Und das ging so einige Tage lang. Und dann blieben die Wagen plötzlich weg. Ganz selten nur fuhr noch einer herum. Es schienen aber auch weniger Leute geworden zu sein. Und vor allem weniger Männer... ja ich erinnere mich... vor allem Männer konnte ich unter den Zoobesuchern nur noch sehr selten ausmachen. Jungen und alte Greise aber schon. Das war wirklich seltsam. Und wieder blieb das so einige Tage lang. Und dann eines Nachts ertönten plötzlich die Feuersirenen in der Stadt. Und das war das merkwürdigste Ereignis: Die Menschen gaben Feueralarm, obwohl noch gar kein Feuer ausgebrochen war. Jedoch sollte sich das schon sehr bald ändern... . Die Sirenen waren erst kurze Zeit verstummt und die Menschen zu großen Teilen in irgendwelchen Häusern verschwunden, als plötzlich ein unheimlicher Krach losging. Und wie aus dem Nichts gingen Gebäude in Flammen auf. Und das ging fast eine Stunde lang. Und dann war Ruhe für zwei Tage. Und dann gaben die Menschen wieder Feueralarm, obwohl gerade kein Feuer zu sehen war. Doch diesmal war es Tag und es gingen auch keine Häuser in Flammen auf. Statt dessen flog ein großer Metallerner Zylinder über die Stadt hinweg. Und die Leute begannen, sich zu verkleiden. Und dann zogen sie seltsame Masken über den Kopf und zogen sich trotz der Wärme ganz dicht an. Und danach zogen sie aus der Stadt weg und ich weiß bis heute nicht, warum. Als ich jedenfalls kein Futter mehr bekam, weil die Menschen alle weg waren, kletterte ich über den Zaun des Zoos und ernähre mich seitdem von allem, was ich hier an Nahrung in der Stadt auftreiben kann. Aber nach einigen Wochen kamen dann einige der Menschen wieder. Und sie waren nicht mehr verkleidet aber einige sahen irgendwie merkwürdig aus. Und naja, sie sammelten jedenfalls irgendwelche Gegenstände ein und schienen sich hier niederlassen zu wollen. Und da kamen plötzlich andere Menschen in grünen Anzügen. Und die spielten dann mit den Einwohnern so ein komisches Spiel: Immer an die 20 Einwohner stellten sich zusammen dort hinten auf den kleinen Hügel im Westen. Und etwa 10 von den grün gekleideten hielten dann ihre Arme waagerecht in die Luft und hielten schwarze Stangen in den Händen. Dann rief einer der Grünen etwas... - der hielt die Arme übrigens nicht waagerecht - und es knallte wieder. Und dann warfen sich die Menschen auf dem Hügel fast gleichzeitig zu Boden. 10 der Einwohner der Stadt waren zuvor ausgewählt worden. Und die waren immer die Verlierer des Spieles, denn sie mußten die anderen, die auf dem Boden lagen, wegtragen. Komisches Spiel, nicht wahr?" Zumo hörte kurz auf zu erzählen, um zu schauen, wie seinen Zuhörern die Geschichte gefiel. "Das ist ja wirklich ein komisches Spiel," meinte Piwi. "Ob das wohl Spaß macht?" "Also ich weiß nicht, " fand Wildcat, " nur rumstehen und bei Krach auf den Boden werfen? Klingt nicht sonderlich spannend. Aber wir können es ja mal ausprobieren, oder, Kimba?" Kimba schaute etwas geistesabwesend aus einem der Fenster in Richtung des Hügels. "Nein, Wildcat, das spielen wir nicht. Das macht keinen Spaß... " sagte er dann nach einigen Sekunden. Zumo begann, den Rest der Geschichte zu erzählen: " Tja, ich weiß auch nicht, was das Spiel bringen sollte. Vielleicht wollten sie nur noch mal Spaß haben, bevor der große Sturm losbrach." Alle drei fast gleichzeitig: "Der große Sturm?" "Ja, ihr wißt doch, der Sturm, der fast zwei Jahre lang oder länger ohne Unterbrechung von Ost nach West über das Land fegte. Und der brach nur wenige Tage nach diesem komischen Spiel los. Es begann nämlich mit grellen Lichtblitzen und dann diesen komischen pilzförmigen Wolken am Horizont. Und ich versteckte mich hier in den Ruinen und lebte von dem, was innerhalb der Häuser war. Und wegen des Sturmes konnte ich nicht alle Häuser erreichen und deswegen war ich fast am verhungern und so. Und naja, der Sturm ist dann ja rechtzeitig wieder abgeflaut, vor ein paar Monaten. Und seitdem ist die Luft wieder von Tag zu Tag besser geworden und ich habe letztens sogar wieder frische grüne Pflanzen sprießen sehen. - Wie sieht das denn bei euch aus?" "Bei uns ist alles wie immer: Der ganze Dschungel ist grün," antwortete Piwi wahrheitsgemäß. "Ein ganzer Dschungel?" fragte Zumo ungläubig. "Seit dem Sturm war doch eigentlich fast alles, was sich nicht verstecken konnte, abgestorben. Das ist ja komisch..." "Es wird noch komischer, Zumo, "ergänzte Kimba, "wir haben auch von dem Sturm und von dem Krieg gar nichts mitbekommen. Als ob es niemals geschehen wäre." Zumos faltige Augenbrauen bogen sich nach oben. "Ein Krieg? War das das Spiel, das die Menschen gespielt haben?" Kimba nickte. "Auch das Spiel gehörte zum Krieg. Ebenso wie die Häuser, die plötzlich mit Krach in Flammen aufgingen. Du hast uns da offenbar einen Krieg beschrieben, ohne selber davon zu wissen." "Komisch, " fand Zumo, "wenn wir Tiere einen Krieg haben, dann sieht man das. Weil wir uns dann schlagen, beißen, kratzen und sonstwie prügeln. Aber bei den Menschen sah das so anders aus. Und komisch sah es aus." "Sag mal, Zumo, " fragte Kimba den schwarzen Affen, der gerade wieder auf einem Stück Holz herumkaute, " weißt du eigentlich etwas über die sogenannten 'Dunkelpiraten'? " "Hm... ," überlegte Zumo, "... den Begriff habe ich noch nie gehört. Aber vielleicht habe ich welche gesehen, wenn es Menschen sind." "Ja, das Menschen, die fast nur Nachts aus ihrem Versteck kommen. Sie sind mit grünen, braunen oder grauem Stoff bekleidet und tragen schwarze Brillen und humpeln meist beim Gehen oder Laufen." "Ja, solche habe ich hier in der Stadt gesehen. Aber nicht oft. Sie scheinen sich irgendwie vor der Stadt zu fürchten - ich weiß nur nicht, warum." Kimba wurde unruhig: "Aber ab und zu kommen sie hierher?" fragte er nochmals nach. "Ja." "Auch am Tage?" "Ja auch am Tage." Kimba dachte eine Sekunde lang nach. Dann wandte er sich wieder zu Zumo: "Wir danken dir für deine Gastfreundschaft und daß du uns so viel erzählt hast. Aber wir müssen jetzt unbedingt wieder gehen. Wenn du willst, kannst du uns in unserem Dschungel mal besuchen kommen. Und wenn du willst, kannst du auch gerne dableiben." "Schade daß ihr schon gehen müßt. Ich werde eure Einladung sicher bald annehmen. Aber in der Stadt hier gefällt es mir im Moment gut. Es ist nämlich genug zu essen da und Menschen sind nur sehr selten hier." Kimba und die anderen verabschiedeten sich also von Zumo und verliessen das Bürogebäude. Draußen wurden sie schon eifrigst von Pauley gesucht. "Kimba!" rief Pauley und landete wenige Zentimeter vor ihm. "Wie vereinbahrt drehte ich meine Runden und stell dir vor: Ich habs gefunden!" berichtete er ihm freudestrahlend. "Super Pauley! Was für Waffen sind es denn?" Pauley hatte mit der Frage nicht gerechnet. "Öh.... ähm.... nunja... weiß nicht... , " reimte er diesmal nicht. "Aber ich weiß ja wo es ist, laßt uns nachschauen!" Pauley flog etwas vor und führte die drei zur großen Lagerhalle. Durch einen Spalt an einem der Tore konnten sie dann in die Halle eindringen. Kimba brauchte nicht lange um festzustellen, daß dies wohl ein militärisches Waffenlager gewesen war. "Seht euch das nur an: Gewehre mit Zielfernrohr, Maschinengewehre, große Maschinengewehre mit Stahlbeinen zum Aufstellen und riesige Berge an sauber sortierter Munition. Das war bestimmt nicht für die Jagdt bestimmt." stellte er fest. "Kimba, meinst du wirklich, daß wir die Menschen mit so vielen Waffen ausstatten sollen? Nicht daß die nachher auf uns losgehen..." fragte Wildcat besorgt. "Die Nomaden sind ungefährlich, die Flüchtlinge sind auch mehr an der Farmerei interessiert, wenn sie mal passendes Land finden sollten und Mbangis Stamm hat bereits seine eigenen Waffen." erklärte Kimba kurz. "Außerdem müssen wir als erstes die Dunkelpiraten loswerden," fügte er dann noch hinzu, "sonst werden die uns die Farm nicht aufbauen lassen." Der Subco schaute wegen Kimbas Sorglosigkeit etwas besorgt auf den großen Monitor vor ihm: "Wenn du schon wüßtest, was nur genug Macht aus den besten Menschen machen kann... " prophezeite er sich düster selber. "Aber die, die du bislang kennengelernt hast, werden dir am wenigsten Sorgen bereiten." Er wandte sich vom Monitor ab und ging zu einem der Schaltpulte in seinem Raum. "Aber sei unbesorgt, ich werde dich beschützen. Ich werde dich nicht nochmal verlieren," fügte er dann hinzu. Piwi und Wildcat waren noch beim inspizieren der letzten Kisten als plötzlich Piwi wie ein Blitz um die Ecke geschossen kam: "Hurra, wir brauchen nie mehr zu arbeiten. Ich habe eine Riesenmenge an Geld gefunden." Wildcat: "Waaas? Wo?" "Dort hinten in dem kleinen Raum, kommt!" Er führte die anderen in einen kleinen ans Lager angebauten Raum. "Dort!" Piwi zeigte auf einen Haufen Kronkorken. Kimba: "Tut mir leid, Piwi, aber das ist kein Geld." Pauley: "Aber Piwi, das weiß doch jedes Kind, daß Verschlüsse von Flaschen völlig wertlos sind." Piwi: "Och so ein Mist. Aber es sind doch auch kleine Stückchen Metall. Und sie wurden von Menschen gemacht." Wildcat: "Aber ich habe welches gefunden!" Sie deutete auf eine halboffene Brieftasche aus der Geldscheine hervorschauten. Kimba öffnete die Brieftasche ganz. "Ja, da hast du recht, das ist Geld. Und gar nicht mal so wenig," meinte er beim Anschauen. Wildcat war erfreut: "Können wir jetzt Nahrung daraus machen? Oder gleich ne Farm?" Piwi: "So einfach geht das nicht, Kimba hat doch erklärt, daß wir das Eintauschen müssen." Wildcat: "Meinte ich doch..." Kimba schaute zu seinen erwartungsvoll schauenden Begleitern: "So leid es mir tut aber: Das Geld ist wertlos. Denn wenn ich das richtig sehe, wird niemand etwas dafür eintauschen wollen. Nach so einen schlimmen Krieg wie er hier wohl geschehen ist, ist das nichts weiter als bedrucktes Papier." Wildcat und Piwi: "Och menno... " "Laßt uns jetzt in den Dschungel zurückkehren, damit unsere Freunde die Waffen abholen können!" schlug er ihnen vor und kurz darauf liefen sie gemeinsam dem Sonnenuntergang entgegen. ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 04 - Die Kharu-Rota (1) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)