Island of Dreams von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: # 10 ---------------- Das Wandgemälde war fertig, und keinen Moment zu früh. Schon an diesem Abend sollte die Theatergruppe für die Premierenvorstellung anreisen. Am Tag zuvor wurden emsig letzte Vorbereitungen getroffen, und jeder, der Zugang zum Theater hatte, wollte einen Blick auf das fertige Kunstwerk werfen – und auf Sasuke. Sakura wusste nicht mehr, wann ihr klar geworden war, dass Sasuke ein Teil des großen Abends werden würde. Er tat im Prinzip gar nichts, er war einfach nur da. Aber jeder erkundigte sich nach ihm. „Du, bringst du deinen, ähm, Freund mit?“, erkundigte sich Temaris Mutter beiläufig. Es wäre albern gewesen, Verständnislosigkeit vorzutäuschen. Offensichtlich hatte Temari ihrer Mutter alles über Sasuke erzählt. Außerdem war Temaris Mutter nur die Erste von vielen… Andere Eltern riefen Sakura in unregelmäßigen Abständen an, fragten nach Tickets und ganz nebenbei auch nach dem netten jungen Mann, der bei der Arbeit aushalf. „Wir wollen ihm nur danken, dass er den Kindern eine solche Hilfe war“, erklärten die Meisten. Zum Schluss meldeten sich sogar Chiho und Konan – unabhängig voneinander – um sicherzustellen, dass die weibliche Belegschaft ihres Altenheims nicht umsonst in Bussen zur Präsentation anreiste. „Das kann doch nicht euer Ernst sein!“ Sakura war sprachlos. „Kindchen, sie kommen natürlich in erster Linie wegen der Gemälde“, erklärte Chiho. „Immerhin haben diese Leute selbst die Geschichte dieser Stadt geschrieben. Aber im Leben geht es nicht immer nur um alte Zeiten. Und wenn sie einen Blick auf deinen Freund werfen wollen, was ist falsch daran?“ Sakura sparte sich den Einwand, das es sich nicht um ihren Freund handelte. Widerworte dieser Art hatte sie schon vor einiger Zeit aufgegeben. Am Morgen rief Kakashi an. „Eigentlich wollte ich dir anbieten, dich abzuholen, aber wie ich höre, hast du schon ein Date.“ „Es ist nur Sasuke“, seufzte Sakura. „Wie läuft es denn zwischen euch?“ „Gar nicht“, sagte sie knapp. „Er will mich immer noch heiraten.“ „Du hast damals im Flugzeug stundenlang geheult, weil du dachtest, du siehst ihn nie wieder“, erinnerte er sie. „Weil ich wollte, dass er mich ebenso liebt wie ich ihn. Aber das tut er nicht. Er liebt mich überhaupt nicht. Würdest du jemanden heiraten, der dich nicht liebt?“, fragte sie Kakashi. „Sicher“, entgegnete er ohne zu zögern. „Wenn es eine kluge Entscheidung ist.“ Frustriert legte Sakura wenig später auf. Waran alle Männer gefühllose Idioten? Zu allem Überfluss kamen in diesem Augenblick Sasuke und Akamaru von ihrem morgendlichen Spaziergang zurück. Fröhlich lächelte Sasuke sie an. „Hallo, Schönheit!“ Sein Blick erinnerte sie an die Momente auf Santorin, bevor er sie auf seinen Armen in sein Bett getragen hatte. Aber damals war es ein Spiel gewesen, das sie nach bestimmten Regeln gespielt hatten. Mittlerweile lagen die Dinge anders. Sakura litt unter den Schmerzen ihres eigenen Verlangens und der Zurückweisung durch Sasuke – jedenfalls, wenn es um die wahre Liebe ging. „Ich bin nicht schön, und das weißt du“, schleuderte sie ihm entgegen und verschwand in ihrem Zimmer. Lautstark fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Hormone. Es mussten die Hormone sein. Sasuke war ganz sicher. Schließlich hatte er die verschiedenen Bücher über Schwangerschaft gelesen, die in der Wohnung herumlagen. Am besten ging man einer Schwangeren in dieser Situation aus dem Weg, bis sie sich beruhigt hatte. „Ein guter Mann muss das Wetter vorhersehen können“, sagte sein Segelfreund Suigetsu oft. Und genauso würde Sasuke es hier machen. Er musste sich auf Sakura einstellen, alle Anzeichen für eine Stimmungsveränderung deuten und darauf richtig reagieren. Er würde sich hervorragend um sie kümmernd, ob sie wollte oder nicht. Den ganzen Tag über war sie abweisend oder gab ihm schnippische Antworten. Zudem regte sie sich über jede Kleinigkeit auf. Im Theater war bereits reger Betrieb, als sie endlich ankamen. Sasuke hatte Sakura buchstäblich aus dem Badezimmer gezerrt und ins Auto verfrachtet, nachdem sie sich stundenlang zurechtgemacht hatte und trotzdem nicht mit ihrem Aussehen zufrieden war. Er half ihr aus dem Auto, obwohl sie maulte: „Ich komme gut allein klar.“ Schüler, Eltern und Lehrer umringten sie, nachdem sie das Foyer betreten hatten. Das Licht war schon gedämpft worden, und sie hatten Mühe ihre Plätze zu finden, bevor die Vorstellung begann. Später hörte Sasuke viele Leute sagen, dass es hervorragend gewesen war. Dazu konnte er nichts sagen, denn er hatte die ganze Zeit über nur Augen für Sakura gehabt. Um ihn herum hatten alle auf die Bühne geschaut, und er hatte Sakura angesehen. Nach einer Weile legte er sogar verstohlen einen Arm um ihre Schultern, obwohl sie das mit einem vernichtenden Blick zu verhindern versuchte. Nachdem der Vorhang fiel, gab es stehende Ovationen. Jetzt musste Sasuke Sakura wieder loslassen. Anschließend wurden sie von Gästen bestürmt, die mit Sakura sprechen oder Sasuke vorgestellt werden wollten. Selbst die beiden Problemkinder Gaara und Kankuro, die wegen ihrer Graffitisprüherei schon öfter Schwierigkeiten bekommen hatten, brachten ihre Eltern mit. „Oh, Sie sind also gekommen, um sich das Bild anzusehen?“, begrüßte er Gaaras Mutter. Er brannte darauf, ihr zu zeigen, welch außergewöhnliche Arbeit Sakura mit ihrem Sohn zusammen geleistet hatte. „Ja“, sagte sie, schaute jedoch nicht einmal in die Richtung des Gemäldes. „Ich kam auch, um Sie zu sehen.“ „Mich?“ Verwundert sah er sie an. Gaaras Mutter wies mit dem Kopf in Sakuras Richtung, die sich gerade mit ein paar anderen Eltern unterhielt. Dann lächelte sie schief. „Ich wollte sehen, ob Sie für unsere Wunderlehrerin gut genug sind.“ „Ich denke, er ist in Ordnung“, sagte Chiho von der Seite und klopfte Sasuke auf die breite Schulter. „Dies ist der Junge, von dem ich euch erzählt habe“, erklärte sie einer Gruppe älterer Damen, die hinter ihr standen und aufgeregt ihren Handtaschen umklammerten. „Er wird unsere Sakura glücklich machen.“ „Meinst du?“ Einige von ihnen sahen kritisch an ihm herunter. Ihm wurde ganz heiß unter den prüfenden Blicken der alten Ladies. „Wollen Sie nicht die Wandmalerei bewundern?“, bot er an. „Schon gesehen“, erwiderte eine von ihnen. „Wo kommen Sie her?“ „Ähm, New York“, antwortete Sasuke. „Ursprünglich.“ „Ein Großstädter?“ Sie tuschelten miteinander. „Einige Großstädter sind sehr nett“, kommentierte Gaaras Mutter diplomatisch. Zum Glück kamen in diesem Augenblick Temari und Kankuro mit ihren Eltern auf ihn zu. Dankbar für die Ablenkung, wandte sich Sasuke von den alten Damen ab. Nach einer Weile suchte er den Raum nach Sakura ab und sah sie schließlich mit Anko und zwei fremden Männern in einer Ecke des Saals stehen. Einer von den Männern trug einen teuren Anzug mit Krawatte, der andere Kakihosen und eine lederne Fliegerjacke. Sasuke hatte keine Ahnung, wer der Kerl mit der Fliegerjacke war, aber der Anzugträger war mit Sicherheit Ankos Chef Kakashi Hatake. Erleichtert stellte Sasuke fest, dass dieser Kakashi nicht nach einem Mann aussah, für den Sakura quer durch das Land reisen würde. Doch dann lachte die kleine Gruppe über etwas, und der Kerl mit der Fliegerjacke legte einen Arm um Sakuras Schultern. Sasuke stellten sich die Nackenhaare auf. „Entschuldigen Sie mich bitte“, unterbrach er Temaris Mutter mitten im Satz. „Ich muss gehen.“ Damit ließ er seine Gesprächspartner stehen und drängte sich durch die Menge zu Sakura. Mehr als vierhundert Leute tummelten sich in dem Saal, und mindestens die Hälfte von ihnen stand Sasuke im Weg oder hielt ihn unterwegs auf, um mit ihm ein Wort zu wechseln. Als er endlich am anderen Ende des Raumes ankam, war Sakura verschwunden. Hastig sah er sich um und entdeckte den Mann in der Lederjacke, der mit ein paar älteren Damen sprach. Der Anzugträger unterhielt sich mit den Eltern von Juugo. Sakura war nirgendwo zu sehen. „Hey, Sasuke!“ Gaara erschien an seiner Seite. Er sah den Jungen an. „Hi. Hast du zufällig Miss Haruno gesehen?“ „Ja, deshalb bin ich ja hier. Sie sitzt draußen in der Halle auf einer Bank. Vielleicht gehen Sie mal…“ Sasuke ließ ihn gar nicht erst ausreden. „Bin schon unterwegs. Danke.“ Mit diesen Worten kämpfte er sich wieder durch die Menge bis zum Ausgang. Er fand Sakura auf einer Eckbank. Sie saß mit geschlossenen Augen da und hatte den Kopf gegen die Wand gelehnt. Sasuke stand so dicht vor ihr, dass sich ihre Knie berührten. Trotzdem öffnete sie ihre Augen nicht. „Hey“, begann er mit rauer Stimme, und Sakura zuckte zusammen. Verwirrt sah sie ihn an. „Oh, hallo.“ Sie rappelte sich hoch, aber Sasuke hielt sie zurück. „Geht es dir nicht gut?“ Sie nickte. „Meine Füße tun nur weh. Ich hätte keine hochhackigen Schuhe anziehen sollen.“ Sie zeigte auf ihre Füße, die rot und stark geschwollen waren. „Bleib, wo du bist!“, sagte er knapp. „Ich hole deinen Mantel.“ „Es geht schon. Wirklich.“ „Keine Widerrede!“ Nur wenige Augenblicke später kam er mit dem Mantel und seiner Jacke zurück. Dass sie auf der Bank sitzen geblieben war, zeigte Sasuke, wie sehr ihre Füße schmerzen mussten. „Komm, wir gehen nach Hause!“ Er streckte seine Hand nach ihr aus. „Aber…“ „sie werden doch nicht gehen?“ Konan fand die beiden, als sie gerade die Treppen erreicht hatten. „Nein, wir…“ begann Sakura, aber Sasuke schnitt ihr das Wort ab. „Doch. Sakuras Füße bringen sie um. Sie muss sich ausruhen.“ Plötzlich lächelte Konan anerkennend. „Ganz recht, meine Liebe. Gehen Sie nur und ruhen Sie sich aus! Sie haben hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind alle sehr stolz auf Sie.“ Die alte Dame gab Sakura einen Kuss auf die Wange. Dann wandte sie sich Sasuke zu und gab auch ihm einen Kuss. „Passen Sie gut auf sie auf!“ „Das habe ich vor“, versprach er und verabschiedete sich von Konan. Dann sah er Sakura an. „Zieh die Schuhe lieber aus.“ „Wie bitte?“ Hilfsbereit bückte er sich und streifte ihr die Sandalen von den geschundenen Füßen. „Das ist doch schon viel besser.“ Dann nahm er Sakura mit einem Schwung auf die Arme. „Sasuke!“ „Leg deine Arme um meinen Hals.“ „Ich kann nicht.“ „Du musst“, beharrte er. „Und halte auf dem Bürgersteig Ausschau nach Eisflächen, damit ich dich nicht aus Versehen fallen lasse.“ Behutsam trug Sasuke sie zum Auto, während Sakura das Gefühl genoss, in seinen Armen zu liegen. Sasuke selbst sog tief den Duft ihrer Haare ein und ging betont langsam, um die ungewohnte Nähe zu Sakura voll auskosten zu können. Sein Körper reagierte heftig auf sie, und als sie das Auto erreichten, setzte er Sakura nur widerwillig ab. „Danke“, sagte sie tonlos. „Gern geschehen.“ Er trug sie später auch in ihr Apartment hinauf und ließ sie dort in ihrem gemütlichen Sessel herab. Nachdem er die Jacken aufgehängt hatte, setzte er sich auf den Hocker und nahm Sakuras Füße auf seinen Schoß. „Was tust du da?“, wollte sie wissen und richtete sich mühsam auf. „Deine Füße massieren“, sagte er ruhig und streichelte vorsichtig die roten Stellen. „Warum hast du nicht früher Bescheid gesagt?“ „Es war vorher nicht so schlimm. Außerdem wollte ich doch gut aussehen.“ „Du siehst fantastisch aus. Aber einen so hohen Preis musst du dafür nicht zahlen.“ Geschickt massierte er ihre Fußballen. „fühlt sich das gut an?“, fragte er leise. „Sehr gut“, sagte sie mit geschlossenen Augen. „Aber wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst, geh bitte mit Akamaru raus!“ Seufzend lege er ihre Füße auf dem Hocker ab und deckte sie mit einer weichen Decke zu. „Komm, Akamaru! Ma will uns hier nicht mehr haben!“ Ich will ihn mehr, als mir lieb ist, dachte Sakura unglücklich. Ich kann nicht aufhören, ihn zu wollen! Aber sie musste einfach von ihm hören, dass er sie liebte. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er es tatsächlich tat. Warum blieb er sonst bei ihr und kümmerte sich so aufopfernd um all ihre Angelegenheiten? Sasuke kochte für sie, trug sie auf Händen und massierte ihre Füße. So etwas tat man doch nur für einen Menschen, den man liebte! Augenblicklich traten ihr die Tränen in die Augen. Ihre Emotionen schäumten über, und am liebsten hätte sie sich in ihrem Bett versteckt. Aber dazu war sie momentan einfach zu schwach. Das Baby strampelte, und Sakura legte beruhigend beide Hände auf ihren Bauch. „Ist schon gut“, säuselte sie. „Alles ist gut.“ Obwohl sie selbst nicht wusste, ob das überhaupt jemals so sein würde. Sakura wusste nicht, wie lange sie in ihrem Sessel geschlafen hatte. Sie spürte nur, wie sie irgendwann von Sasuke hochgehoben und in ihr Bett getragen wurde. Dann kniete er neben ihr. „Heb die Arme hoch“, flüsterte er in ihr Ohr. Ohne darüber nachzudenken, gehorchte Sakura und ließ zu, dass Sasuke ihr Kleid auszog. Der kühle Luftzug auf ihrer Haut brachte sie allerdings zur Besinnung, und sie bemerkte, wie Sasuke ihren gerundeten Körper betrachtete. Das Kleid hielt er noch immer in den Händen. „Nicht ganz das, was du erwartet hast?“, fragte sie trocken. „Du bist wunderschön“, sagte er mit heiserer Stimme und konnte seinen Blick nicht abwenden. Sein Kompliment brachte sie durcheinander. „Sasuke, hier geht es nicht mehr nur um Sex“, erinnerte sie ihn, doch ihre Stimme brach ab. „Das weiß ich.“ Er sah ihr Nachthemd auf ihrem Stuhl liegen und reichte es ihr. „Darf ich dir denn den Rücken massieren?“ Er zögerte. „Nur eine Rückenmassage.“ Ihre Augen wurden schmal. „Versprochen!“, sagte er und hob die Hand. Wie konnte sie da ablehnen? „Na gut.“ Sein Grinsen wirkte erleichtert. Eilig zog er sich sein Hemd, sein T-Shirt und seine Hose aus. „Du hast gesagt, nur eine Rückenmassage.“ „Das habe ich auch gemeint“, versicherte er ihr und schlüpfte neben ihr ins Bett. Dann rückte er ganz dicht an sie heran. „Sasuke!“, widersprach sie müde, aber er raunte nur beruhigend in ihr Ohr. Dabei presste er gefühlvoll seine Fingerspitzen neben ihrer Wirbelsäule auf ihre verspannten Muskeln, und schon nach kurzer Zeit gab sich Sakura seufzend seinen Berührungen hin. Es fühlte sich himmlisch an, und nur wenige Augenblicke später war sie fest eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)